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Potzlow: Mutmaßliche Mörder gehören zur Nazi-Szene


An den Wän­den hän­gen Fototafeln mit Bildern von Hitler, Frontsol­dat­en und Nazi-Größen. Im CD-Regal liegen Auf­nah­men mit frem­den­feindlichen Inhal­ten und über dem Ses­sel hängt ein T‑Shirt mit Hak­enkreuz, SS-Runen und der Auf­schrift „Gegen Lings”. Schon vor eini­gen Wochen stieß die Polizei bei der Durch­suchung des Zim­mers vom 17-jähri­gen Mar­cel Sch. aus Pot­zlow in der Uck­er­mark auf zahlre­iche der­ar­tige Uten­silien. Damals ahn­ten die Beamten noch nichts von der schreck­lichen Tat, die bere­its am 12. Juli dieses Jahres in Pot­zlow geschehen war. Mar­cel Sch. soll damals zusam­men mit seinem sechs Jahre älteren Brud­er und dem 17-jähri­gen Sebas­t­ian E. den befre­un­de­ten Mar­i­nus S. aus dem Nach­bar­dorf Ger­swalde getötet und die Leiche in ein­er Jauchegrube ver­schar­rt haben.

 

„Am recht­sex­trem­istis­chen Hin­der­grund der Tat gibt es keinen Zweifel”, sagte der Lei­t­ende Ober­staat­san­walt Gert Schnittch­er in Neu­rup­pin. Nur weil das Opfer blondierte Haare und eine Hip-Hop-Hose trug, habe es ster­ben müssen. Der älteste der drei Täter wird von den Ermit­tlern sog­ar zum aktiv­en Kern der recht­en Szene in der Uck­er­mark zugerech­net. Erst kurze Zeit vor dem Mord in Pot­zlow hat­te er eine Gefäng­nis­strafe wegen Kör­per­ver­let­zung, Autodieb­stahl und Ver­wen­den von Nazi-Sym­bol­en abge­sessen. Vier Wochen nach der Tat über­fiel er einen afrikanis­chen Asyl­be­wer­ber dun­kler Haut­farbe. Seit­dem ist er wieder in Haft.

 

„Er muss bei ein­er Verurteilung wegen Mordes mit ein­er lebenslan­gen Haft­strafe rech­nen”, sagte Ober­staat­san­walt Schnittch­er. „Für die bei­den Jugendlichen ist das Straf­maß auf zehn Jahre begren­zt.“ Er schätzt die Zahl von aktiv­en Recht­sex­tremen zwis­chen Anger­münde, Pren­zlau und Schwedt auf etwa 30 bis 35 Per­so­n­en. Unberechen­bar seien aber die Mitläufer. Das 17-jährige Opfer von Pot­zlow wurde von seinen Peinigern auch als „Jude“ beschimpft. „Das hat in der recht­en Szene eine klare Bedeu­tung, näm­lich: Du hast kein Recht zum Leben”, erk­lärt Wol­fram Hülse­mann vom Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit. Dahin­ter stecke die Ide­olo­gie von der Ungle­ich­w­er­tigkeit der Men­schen. Als geistiger Kopf der recht­sex­tremen Jugend­szene gilt die NPD. Antifaschis­tis­che Grup­pen rech­nen bis heute einen Mord, der 1997 in der Nähe von Pot­zlow geschah, der recht­en Szene zu. Ein Sozialar­beit­er war mit einem Base­ballschläger erschla­gen wor­den. Das Gericht stellte keinen recht­sex­tremen Hin­ter­grund fest, son­dern einen „Stre­it unter zwei Män­nern unter Alko­hole­in­fluss mit tödlichem Ausgang“.

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Berliner PDS-Mann ruft zur Demo in Potzlow auf

Pot­zlow (MOZ)


Antifa­-Grup­pen aus der Uck­er­mark und Berlin rufen als Reak­tion auf den grausamen Mord an dem 16-jähri­gen Schüler Mar­i­nus Schöberl zu ein­er Kundge­bung und Demon­stra­tion in Pot­zlow und Pren­zlau auf. Unter dem Mot­to „Pot­zlow ist über­all – dem Recht­en Kon­sens ent­ge­gen­treten” ist für den kom­menden Sonnabend ein Bus­ und Autokon­voi von Berlin in die Uck­er­mark geplant. Die Kundge­bung in Pot­zlow und Strehlow richte sich „gegen die akzep­tierende Jugen­dar­beit vor Ort”, die Demon­stra­tion in Pren­zlau „gegen die rechte Hege­monie sowie den alltäglichen Ras­sis­mus”, heißt es in dem Aufruf der Antifa Aktion Berlin. Anmelder der Kundge­bung ist allerd­ings nicht die Antifa, son­dern der Berlin­er Carsten Hüb­n­er, Mit­glied des PDS­-Bun­desvor­standes. Die Parteiba­sis im Land­kreis reagierte empört auf die geplante Demon­stra­tion. „Es ist der falsche Zeit­punkt und der falsche Ort für eine solche Demo”, stellte die PDS­-Kreisvor­sitzende Irene Wolff gestern fest. Unter­dessen bere­it­et sich die Polizei sich auf einen Großein­satz vor. Es wird mit mehreren hun­dert Teil­nehmern gerechnet.

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Potzlow ist überall

Am 12.7. diesen Jahres wurde der 16jährige Mar­i­nus im bran­den­bur­gis­chen Pot­zlow von drei recht­sradikalen Schlägern zu Tode gefoltert und anschließend in ein­er Jauchegrube ver­schar­rt. Mar­i­nus musste ster­ben, weil er Hiphop-Hosen und blondierte Haare trug, schreiben zumin­d­est die Zeitun­gen, alle sind entset­zt — jetzt.
Entset­zt sind auch wir… Über­raschend aber ist dieser Mord nicht.


Schließlich war Mar­i­nus nicht das erste Opfer neo­faschis­tis­ch­er Gewalt in dieser Region.Schließlich fol­gten die Täter ein­er Logik, die kon­sti­tu­ierend ist für diese Gesellschaft: der kap­i­tal­is­tis­chen Ver­w­er­tungslogik. Der Logik, dass nur weit­erkommt, wer stärk­er ist, dass es nüt­zlich­es und unnützes Leben gibt, dass Konkur­renz das Geschäft belebt und jed­er das bekommt, was er verdient.
Mar­i­nus war lern­be­hin­dert. Wieviel ver­di­ent jemand, der mit 16 noch auf dem durch­schnit­tlichen Entwick­lungs­stand eines 11jährigen steht? 

 

Wieviel nützt jemand, der wahrschein­lich niemals richtig schreiben und lesen kann? Mar­i­nus musste ster­ben, weil er schwäch­er war und ver­meintlich weniger wert als andere. Er musste ster­ben, weil er Nazi-Schläger traf, die die gesamt­ge­sellschaftlich verin­ner­lichte und akzep­tierte kap­i­tal­is­tis­che Ver­w­er­tungslogik gnaden­los kon­se­quent durchsetzten. 

 

Die Region Uck­er­mark ist seit Jahren eine Hochburg für Recht­sradikale. Bere­its vo 5 Jahren, im August 1997 wurde im 500-Ein­wohn­er-Dorf Pot­zlow ein faschis­tis­ch­er Mord verübt. Damals schlu­gen 5 Nazis einen Sozialar­beit­er mit Eisen­stan­gen tot. Als Beloh­nung erhielt das Nach­bar­dorf Strehlow ein Jugendzen­trum und eine Sozialarbeiterstelle.
Das Konzept: akzep­tierende Jugend­sozialar­beit. Heute heißt das „ offene Jugen­dar­beit“ und meint lediglich, dass Nazis nicht mehr expliz­it gefördert, son­dern ein­fach nur toleriert wer­den. Nicht ohne Grund ist das Jugendzen­trum Strehlow mit­tler­weile Anlauf­punkt für Nazis aus der gesamten Region. Auch zwei der Mörder von Mar­i­nus verkehrten dort regelmäßig. Und während Mark­t­plätze, Tankstellen und Dorffeste in der Region seit Jahren „no-go-areas“ für Migran­tInnen, Obdachlose, Punks usw darstellen, unter­hält sich Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm mit der recht­sex­tremen Zeitung „Junge Frei­heit“ und erk­lärt bei dieser Gele­gen­heit, Proteste und Aktio­nen gegen Nazis stärk­ten diese nur. Während regelmäßig Men­schen tot­geschla­gen wer­den, kürzt die Lan­desregierung die För­der­mit­tel für alter­na­tive und antifaschis­tis­che Pro­jek­te und Ini­tia­tiv­en. Tol­er­antes Bran­den­burg heißt nichts anderes als gle­ichgültiges Wegse­hen, heim­lich­es bis offenes Ver­ständ­nis für ras­sis­tis­che und faschis­tis­che Schläger und dauern­des Ent­poli­tisieren recht­sradikaler Straftaten. 

 

Antifa Aktion Berlin am 26.11.02

 

Die deutschen Zustände angreifen

Pot­zlow ist überall!

 

Demo: Sa, 30.11.02

13 Uhr Kundge­bung in Pot­zlow /Strehlow gegen die akzep­tierende Jugen­dar­beit vor Ort 

 

15 Uhr Demon­stra­tion in Pren­zlau gegen die rechte Hege­monie sowie dem alltäglichen Rassismus 

 

Busse ab Berlin: 11.00 Uhr ab S‑Bhf Hein­ers­dorf, P&R Platz Bus­fahrkarten: Buch­laden Schwarze Risse — Mehring­hof Berlin. Mit der Bahn zur Demo nach Pren­zlau 12.45 Uhr Ostbahnhof 

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»Dem rechten Konsens entgegentreten«

Um nicht als »braunes Nest« abgestem­pelt zu wer­den, müssen die Ein­wohn­er von Pot­zlow in Zukun­ft wohl einiges tun, was über die Beteuerun­gen, es gebe doch kaum Rechte im Ort, hin­aus­ge­ht. Schließlich gab es in Pot­zlow vor fünf Jahren, am 24. August 1997, schon ein­mal einen Mord, an dem fünf Neon­azis beteiligt waren. Sie schlu­gen einen Sozialar­beit­er auf offen­er Straße mit Base­ballschlägern tot. 


An dem Schweige­marsch zu dem Ort, an dem der Leich­nam von Mar­i­nus Schöberl Anfang ver­gan­gener Woche gefun­den wurde, nah­men am Son­ntag mehrere hun­dert Ein­wohn­er von Pot­zlow teil. Der bran­den­bur­gis­che Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) sprach vor Ort mah­nende Worte, Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm machte der­weil die all­ge­meine Ver­wahrlosung der Fam­i­lien für die Tat ver­ant­wortlich. Der 17jährige war am 12. Juli von drei Ange­höri­gen der recht­en Szene gequält und ermordet wor­den. Die jet­zt in Unter­suchung­shaft sitzen­den Täter gel­ten als Mit­glieder der örtlichen Neon­aziszene, der Älteste, Mar­co Sch., ist bere­its wegen eines Angriffs auf einen aus dem afrikanis­chen Sier­ra Leone stam­menden Mann vorbestraft. 

Junge Antifaschis­ten fühlen sich von der Tat beson­ders betrof­fen und wollen deshalb am Sam­stag nach Pot­zlow fahren. Unter dem Mot­to »Pot­zlow ist über­all – Dem recht­en Kon­sens ent­ge­gen­treten!« wollen sie darauf aufmerk­sam machen, daß bis heute in der Uck­er­mark und ander­swo die Nor­mal­ität recht­sex­tremer Dom­i­nanz ver­drängt wird. Erst im Mai diesen Jahres wurde in der bran­den­bur­gis­chen Stadt Witt­stock ein »Nicht­deutsch­er« von rechts­gerichteten Jugendlichen ermordet. Zur Demon­stra­tion rufen neben dem Bran­den­burg­er Vere­in »Pfe­fer & Salz« auch die Antifaschis­tis­che Aktion Berlin (AAB) und die Antifa Uck­er­mark auf. Die AAB schreibt, man wolle »Wut und Wider­stand dor­thin tra­gen, wo seit Jahren Men­schen ihr Ander­s­sein oder ihr Ander­sausse­hen mit dem Leben bezahlen müssen«. Der nordöstliche Teil Bran­den­burgs sei eine »Hochburg recht­sradikaler Gewalt«. Die Antifa Uck­er­mar­ck betont gle­ichzeit­ig, es gehe »nicht um die Stig­ma­tisierung eines Ortes«. Den­noch wolle man vor Ort darauf hin­weisen, daß die Tat im »Kon­text des gesellschaftlichen Kli­mas« ste­he. Nicht zulet­zt frage man sich, »was noch passieren soll«, damit Jugend­poli­tik endlich aufhöre, rechte Jugendliche ein­fach »zu akzep­tieren, statt sich mit ihnen auseinan­derzuset­zen und jugend­kul­turelle Alter­na­tiv­en zu fördern«. 

* 30. Novem­ber, 13 Uhr, Kundge­bun­gen in Pot­zlow (Dorf­s­traße) und Strehlow; 15 Uhr Demon­stra­tion in Pren­zlau (Tre­ff­punkt am Bahnhof).Infos: www.inforiot.de

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Ein Kreuz erinnert an Marinus

Mehrere hun­dert Men­schen gedacht­en in Pot­zlow mit einem Trauer­marsch des ermorde­ten Jungen


POTZLOW. “Hat Gott Pot­zlow von sein­er Land­karte gestrichen? Es ist ein Ort des Schreck­ens gewor­den”, sagt eine Jugendliche am Son­ntag während des Gottes­di­en­stes in dem uck­er­märkischen Dorf. Mehrere hun­dert Men­schen sind in die Gemein­dekirche gekom­men, um des von Recht­sradikalen ermorde­ten 17-jähri­gen Mar­i­nus Schöberl zu gedenken. Die Leiche des seit Som­mer ver­mis­sten Schülers war am ver­gan­genen Mon­tag in ein­er ehe­ma­li­gen Jauchegrube auf dem ver­fal­l­enen LPG-Gelände am Rande des Ortes gefun­den worden. 

 

Wut macht sich breit 

 

“Die Sprache ver­sagt, wenn ihre Träger mit der Wucht des Lei­des kon­fron­tiert wer­den”, ver­sucht Gemein­dep­far­rer Johannes Reimer die Gefüh­le der Pot­zlow­er in Worte zu fassen. “Die Mit­glieder der Gemeinde weinen und schreien vor maßlosem Leid, unbändi­ger Wut und unsag­bar­er Enttäuschung.” 

 

Die Sozialar­bei­t­erin Petra Freiberg, die das Kinder- und Jugendzen­trum im benach­barten Strehlow leit­et, sagt unter Trä­nen, sie empfinde in den let­zten Tagen Wut, Trauer und Sinnlosigkeit. Ein­er der mut­maßlichen Täter, der 17-jährige Mar­cel, hat­te im August Arbeitsstun­den in ihrem Jugend­klub abzuleis­ten. “Damals trug er das Wis­sen um die entset­zliche Tat und die Schuld schon mit sich”, sagt die Sozialarbeiterin. 

 

Am 12. Juli hat­ten Mar­cel, sein 23-jähriger Brud­er und ein weit­er­er 17-Jähriger Mar­i­nus Schöberl in ein­er Woh­nung mis­shan­delt, ihn dann zum LPG-Gelände gelockt, mit einem Stein erschla­gen und die Leiche ver­graben. Die Tat wurde erst Monate später ent­deckt: Nach­dem die drei im Fre­un­deskreis mit der Tat geprahlt hat­ten, gruben Jugendliche an der beschriebe­nen Stelle, ent­deck­ten die bere­its skelet­tierte Leiche und informierten die Polizei. 

 

“Die Bege­hungsweise der Tat ist so schreck­lich, dass es sich ver­bi­etet, die Details in der Öffentlichkeit zu nen­nen”, hat­te der lei­t­ende Neu­rup­pin­er Ober­staat­san­walt Gerd Schnittch­er nach den ersten Geständ­nis­sen der Täter gesagt. Nur der Älteste der Festgenomme­nen schweigt bis­lang. Er soll — so schreibt das Nachricht­en­magazin “Der Spiegel” — Mitte Novem­ber gegen Zahlung von 25 Euro zwei Bekan­nte zu dem Ort geführt haben, an dem er Monate zuvor die Leiche ver­schar­rt hat­te. Als er das tote Opfer gefun­den hat, soll er mit einem Beil auf den aus der Grube ragen­den Schädel geschla­gen haben. Unbe­grei­flich ist, warum Mar­i­nus ster­ben musste: Den mut­maßlichen Tätern soll die Hose des 17-Jähri­gen und dessen blond gefärbtes Haar nicht gepasst haben. 

 

Nach dem Gottes­di­enst set­zt sich langsam ein Schweige­marsch in Rich­tung Tatort in Bewe­gung. Am Rande des LPG-Gelän­des haben Jugendliche aus dem Ort ein Holzkreuz errichtet, auf dem der Name des 17-Jähri­gen einge­bran­nt ist. Dort leg­en Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) und viele Pot­zlow­er Kränze und Blu­men nieder. Einige Anwe­sende weinen. Platzeck ermuntert die Jugend- und Sozialar­beit­er des Ortes, in ihren Anstren­gun­gen nicht nachzu­lassen. “Die Arbeit der let­zten Jahre war nicht umson­st, trotz dieses schreck­lichen Verbrechens.” 

 

Platzeck besuchte Eltern 

 

Der Min­is­ter­präsi­dent sagt den Eltern des getöteten Jun­gen, die er nach der Gedenk­feier besuchen wollte, und den Jugendlichen, die die skelet­tierte Leiche fan­den, Hil­fe zu. “Ich hoffe, dass jet­zt mehr Leute die Augen öff­nen”, sagt Bürg­er­meis­ter Peter Feike, “und dass sie mehr miteinan­der sprechen.” 

 

Beerdigt wer­den soll Mar­i­nus in den näch­sten Tagen.

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young, male, terrorist?

das audi­max der bran­den­bur­gis­chen tech­nis­chen uni­ver­sität war gut besucht. lüd­ders, der lka-chef kam ger­ingfügig zu spät — hat sich aber trotz­dem artig entschuldigt. das die ganze diskus­sion im novem­ber 2002 eigentlich ein bis­sel spät kommt hat kein­er der anwe­senden ange­merkt. wieso auch. der haut­paufhänger der diskus­sion war stel­len­weise sowie so nur die razz­ia im oktober. 

podi­u­misiert waren:

fr glotz — präsi­dentin der fachhochschule

hr sig­mund — btu könig

hr wagenknecht — stupa-redner

der men­sch von der lausitzer rund­schau — als moderator

fr schraut — landesdatenschutzbeauftrage

hr ??? — keine ahnung wer genau er war. “radikaldemokrat” — so beze­ich­nete er sich. war recht fit

hr lüd­ders — lka-chef, der sich nur an die geset­ze hält. 

also:

frau glotz hat den part der stan­dort­de­bat­te ein­genom­men. wie auch einige im pub­likum war sie der mei­n­ung, daß razz­ien, wie die vom 5.oktober das sicher­heits­ge­fühl der hier leben­den aus­ländis­chen stu­den­ten neg­a­tiv beein­trächti­gen und somit das image der stadt besudeln. die auf­gabe der fh sei es, den stu­den­ten ein heim zu bieten und ‑eben- stu­di­en­möglichkeit­en. der böse focus hätte das alles gefährdet, die medi­en hät­ten sog­ar sie mit dem prof. sig­mund ver­wech­selt. und über­haupt: “wenn man nicht mehr in die geset­ze ver­trauen kann, was hil­ft dann noch?” 

hr sig­mund war an sich sehr ruhig und hat sich zuvorder­st immer mit dem armen ‑eben­falls extrem wortkarten- stu­pa-typen in den haaren, was beispiel­sweise die infor­ma­tion­spoli­tik der btu betrifft. 

hr wagenknecht hat­te einen vor­bere­it­eten text, welchem von sig­mund alls­gle­ich der wind aus dem segel genom­men wurde. der vor­wurf, die uni hätte sich nicht hin­ter ihre stu­den­ten gestellt und zudem noch dat­en über die reli­gion­szuge­hörigkeit her­aus­gegeben, entkräftete sig­mund mit der aus­sage, nur das­ten weit­ergegeben zu haben, die auch von ganz nor­malen ein­wohn­er­meldeämtern zu bekom­men wären. am ende durfte er mit “ja wenn ich auch noch mal was sagen darf” auch noch mal was sagen. 

frau schraut ‑bril­liant- kam erst am ende so richtig in fahrt. als näm­lich immer öfter auf den lüd­ders ein­gere­det wurde, ergriff sie partei und meinte, daß man in unser­er gesellschaft nun­mal damit leben müsse, daß man für eine zeit­lang ein­er straftat (per raster­fah­n­dung) verdächtig würde. das sei nor­mal. und außer­dem nicht schlimm, weil die dat­en ja auch wieder gelöscht wer­den. wozu also die aufre­gung- hat­te ich erwäh­nt, daß sie die lan­des­daten­schutzbeauf­tragte ist? 

jet­zt der “radikaldemokrat”. wie gesagt: er hat ein paar sachen bezüglich der befug­nisse von bka und lka was raster­fah­n­dung und daten­banken ange­ht, gesagt. weit­er­hin hat er was ü ber die sit­u­a­tion in hes­sen berichtet. faz­it: das bka und lka sind eigentlich gar nicht wirk­lich so richtig berechtig zu rastern. in hes­sen ist die fahun­dung aus­ge­set­zt wor­den, weil sich das ober­lan­des­gericht einig darüber war, das eine “gegen­wär­tige gefahr” nicht beste­he. er griff auch als erster die sich häufend­en anmerkun­gen auf, daß die raster­fah­n­dung mit dem aktuell ver­wen­de­ten raster (männlich, stu­dent, blabla und aus nem staat mit haupt­säch­lich islamis­chem glauben) schnell zu stig­ma­tisierung führt und ras­sis­tis­che muster bedi­ent. beim ihm als radikaldemokrat, da stimme er mit frau schraut übere­in, dürfe es auch nazis geben, solange die keine straftat­en begehen. 

lüd­ders. ver­drehte des öfteren die augen und schnappte nach luft, wenn schraut oder der junge “radikaldemokrat” was sagten. negierte weitest­ge­hend, daß die raster­fah­n­dung die unschuldsver­mu­tung aushe­belt und die ins jew­eilige raster fal­l­en­den men­schen einem gen­er­alver­dacht aus­set­zt. er könne nichts dafür, daß die dat­en der gruppe “atta und kon­sorten” (zitat. fr. schraut) so spär­lich sind und daß das daraus entste­hende raster nun irgend­wie diskri­m­inierend den islamis­chen glauben betr­e­f­fend sei, das sehe er nicht. über­haupt: der islam ist eine fried­liebende reli­gion. das weiß er. und nochwas hat er als entschuldigung und rel­a­tivierung zu bieten. näm­lich einen mitar­beit­er beim lka. der kommt eigentlich aus einem land, dessen männliche ein­wohn­er sehr wohl ins raster fall­en. als lüd­ders den “neuen” ange­sprochen hat (etwas was er son­st, aus zeit­man­gel, nicht macht), ob er sich denn bedro­ht, unter gen­er­alver­dacht gestellt oder stig­ma­tisiert füh­le antwortete der: nein — in ägypten wür­den die ägyp­tis­chen behör­den genau das selbe mit €päis­chen men­schen machen, sollte ein atten­tat von aus €pa stam­menden tätern aus­ge­führt wor­den sein. ger­ade so als ob das ein beweis für die nicht-stig­ma­tisierende wirkung eines rasters sei. gerne brachte lüd­ders auch als beispiel, daß, wenn man von einem blauen pas­sat ange­fahren würde und der fahrer flüchtig sei, ja sofort nach allen im umkreis befind­lichen blauen vw-fab­rikate suche um den täter zu schnap­pen. deswe­gen allerd­ings wer­den aber alle blauen vw-pas­sat doch nicht gle­ich als was neg­a­tives emp­fun­den oder gar ange­grif­f­en. genau­so ver­halte es sich auch mit auf men­schen angewen­de­ten rastern. 

der lr-mod­er­a­tor: war total lustig. manch­mal sog­ar clever. meis­tens aber lustig. 

das pub­likum. war okay. der beste war prof. schluchter: “ich kann fliegen, arbeite an ein­er tech­nis­chen uni­ver­sität und bin tech­nisch inter­essiert. nur mein alter schützt mich.”. anson­sten passe er ganz gut ins raster. schluchter ist allerd­ings kurz nach seinem beitrag gegan­gen. das restliche pub­likum hat sich schon über die stig­ma­tisiernde wirkung ein­er raster­fah­n­dung sor­gen gemacht, was ab und an krude forderun­gen annahm; wie zum beispiel die nach der forderun­gen alle nazis zu rastern, weil die ja auch das image gefährden. lüd­ders: die brauchen wir nicht zu rastern. wir ken­nen die. (gelächter) in einem tumulti­geren (jedoch san­ften) schlagab­tausch zwis­chen mehreren gästen und podi­um­sleuten gab es den zwis­chen­ruf: “nein, das hat alles ameri­ka behauptet.” das spek­trum war also nahezu komplett. 

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die okto­ber-razz­ia:

cot­tbus — eine stadt unter verdacht

mus­lim­is­che stu­den­ten in cot­tbus nach razz­ia in angst

nehm ermit­telt noch immer in cottbus

raster­fah­n­dung:

das alte und knappe asn-archiv. unter [schw­er..]

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Späte Strafen für Trebbiner Hetzjagd

LUCKENWALDE Seit sechs Jahren wird Nico Z. immer wieder von ein­er Frage einge­holt: “Warum war ich aus­gerech­net an diesem Tag dort an der Tankstelle?” Dieser Tag — das war der 30. Sep­tem­ber 1996, an dem zwei ital­ienis­che Bauar­beit­er nahe der Treb­bin­er Elf-Tankstelle von enthemmten Jugendlichen kranken­haus­reif geschla­gen wur­den. Ein­er von ihnen war Nico Z., damals 16 Jahre jung und heute, nach abgeschlossen­er Aus­bil­dung, voller Elan in seinem Wun­schberuf tätig. 

Neben dem durch­trainierten jun­gen Mann, der offen auf alle Fra­gen antwortet, wirkt der zweite Angeklagte, der schmächtige Karsten H. (26), abwartend und ver­schlossen. Er war damals in der gewalt­bere­it­en Treb­bin­er Szene ein Mitläufer-Typ, der im nüchter­nen Zus­tand wenig Selb­st­be­wusst­sein hat­te. Zu dem Vor­wurf, mit einem bere­its verurteil­ten Kumpa­nen einen am Boden liegen­den Ital­iener geschla­gen zu haben, äußert er sich nicht. 

Nico Z. beschreibt dage­gen bere­itwillig den Ver­lauf jenes unseli­gen Abends aus sein­er Sicht. Doch dabei sprin­gen Ungereimtheit­en ins Auge. So gibt er zu, nach seinem zufäl­li­gen Auf­tauchen bei der Gruppe an der Tankstelle extra nach Hause gefahren zu sein, um zwei Base­ballschläger zu holen. Er hat­te damals eine Wut gegen die Ital­iener im Bauch, denn die hät­ten wenige Tage zuvor seine dama­lige Fre­undin “angemacht”, erin­nert sich Nico Z. vor Gericht. 

Warum er dann bei der Het­z­jagd quer übers Feld aber die “Keulen” ein­fach wegge­wor­fen haben will, kann er nicht glaub­haft erk­lären. Der Haupt­be­las­tungszeuge Jan Weicht, der 1997 für seinen Anteil an der Gewal­torgie zu 15 Jahren Frei­heit­sentzug verurteilt wurde, schildert die Vorgänge anders. Er habe Nico Z. gese­hen, wie er mit dem Schläger oder einem Knüp­pel auf einen der Ital­iener eingeschla­gen habe, ver­sichert Weicht. Und auch für die Tat von Karsten H. liefert seine Schilderung den entschei­den­den Beweis. 

Mehr ver­w­ert­bare Zeu­ge­naus­sagen ste­hen dem Gericht, ähn­lich wie bei den im Sep­tem­ber vor­ange­gan­genen Ver­hand­lun­gen, nicht zur Ver­fü­gung. Ein­er der Vorge­lade­nen entschuldigt sich wegen ein­er Magen-Darm-Infek­tion. “Dieser Gerichts-Virus scheint ja in Treb­bin öfter zu grassieren”, kom­men­tiert der Richter die zum wieder­holten Male vorge­brachte Ausrede. 

Doch die Schuld der Angeklagten ist für das Gericht ohne­hin erwiesen, und es urteilt in bei­den Fällen nach Jugend­strafrecht. Karsten W. erhält eine Ver­war­nung und muss gemein­nützige Arbeit leis­ten. Er hat von ein­er früheren Strafe noch ein Schuld­kon­to von 30 Stun­den. “Arbeit mag er offen­bar nicht”, begrün­det der Richter die Auflage. Eine Geld­strafe wäre der Sit­u­a­tion des Arbeit­slosen nicht angemessen. 

Die Ver­war­nung für Nico Z. wird mit einem Bußgeld von 1800 Euro gewürzt, das ein­er gemein­nützi­gen Organ­i­sa­tion zugute kommt. Die Reue des jun­gen Mannes wirkt glaub­haft, die Auseinan­der­set­zung mit der Ver­gan­gen­heit hat er noch nicht been­det. “Ich war nie ein Recht­sradikaler”, beteuert er im Gerichtssaal. Der Richter hält dage­gen: “Sie haben bei ein­er Het­z­jagd auf Aus­län­der mit­gemacht und auch mit­geprügelt — wenn das kein Recht­sradikalis­mus ist!”

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Seelisch-sittliche Verwahrlosung

BERLIN


Die bei­den 17-jähri­gen Jugendlichen und der 23-Jährige, die in Pot­zlow in der Uck­er­mark den 16-jähri­gen Mar­i­nus Sch. bru­tal umge­bracht haben sollen, sollen psy­chi­a­trisch unter­sucht wer­den. Das sagte gestern der Neu­rup­pin­er Ober­staat­san­walt, Gerd Schnittch­er, zur taz. “Dabei geht es weniger um den Grad der Alko­holisierung, der schien sich in Gren­zen gehal­ten zu haben, son­dern um die seel­isch-sit­tliche Ver­wahrlosung.” Die bei­den 17-Jähri­gen hat­ten ges­tanden, den Förder­schüler, der vier Monate lang als ver­misst galt, wegen sein­er gefärbten Haare und HipHop­per-Hose bru­tal mis­shan­delt und in ein­er still­gelegten Jauchegrube ver­graben zu haben (taz berichtete). Der 23-Jährige, ein ein­schlägig vorbe­strafter Rechter und Brud­er eines der anderen Tatverdächti­gen, schweigt weit­er zu den Vor­wür­fen. Die Vor­sitzende der CDU-Land­tags­frak­tion, Beate Blechinger, hat­te am Mon­tag eine Erziehung­sof­fen­sive gefordert. Der Mord sei “aus seel­is­ch­er Ver­wahrlosung her­aus geschehen, die sich zufäl­lig ein Opfer gesucht” habe.

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Prozess gegen acht Uckermärker Rechte in Neuruppin

Aus Rache her­aus zwei Män­ner bedroht

Vor­fall in War­nitz bringt acht Leute vor Kadi


Uck­er­mark. Alle Angeklagten waren sich einig: Zu ihrem Lebenslauf äußern sie sich, zum Tatvor­wurf nicht. Der lautet unter anderen auf Land­friedens­bruch und Bedro­hung. Dafür müssen sich jet­zt sieben junge Leute im Alter
zwis­chen 18 und 23 Jahren aus der Uck­er­mark vor dem Landgericht Neu­rup­pin ver­ant­worten. Der achte Angeklagte war nicht erschienen. Nach Auf­fas­sung der Staat­san­waltschaft lief der Abend des 6. Okto­ber des ver­gan­genen Jahres wie fol­gt ab. In der Gast­stätte “See­blick” in War­nitz fand eine Oldie-Tanzver­anstal­tung statt, an der auch der
Angeklagte Enri­co K. mit Mit­gliedern der als “Blanken­burg­er Rechte” bekan­nten Gruppe teil­nahm. Als gegen 1 Uhr der nicht im Dienst befind­liche Polizeibeamte K. und sein Fre­und Frank E. das Lokal betrat­en, erschien den Blanken­burg­ern die Gele­gen­heit gün­stig, sich an den bei­den unter anderem für einen Nasen­bein­bruch zu rächen. Über
Handy trom­melten sie weit­ere Kumpel her­bei. Ihre Racheopfer sahen sich plöt­zlich ein­er Gruppe von 28 Per­so­n­en gegenüber, die sie als “Bul­len­sau und Juden­schweine” beschimpfte. “Sieg Heil”-Rufe wur­den gegrölt. Bei der Het­zkam­pagne soll sich beson­ders Antje B. her­vor getan haben — die einzige Frau unter den Angeklagten. Einige
aus der Gruppe über­schüt­teten den Beamten mit Getränken. Enri­co K. soll dann ein Glas zer­schla­gen und den Glas­bo­den vor das Gesicht eines der Opfer gehal­ten haben. Die Gruppe ver­ließ das Lokal, als ein­er von ihnen mit­bekam, dass jemand die Polizei informiert hatte. 

 

So stellt sich das Tat­geschehen aus Sicht der Staat­san­waltschaft dar. Nicht nur Enri­co K.s Name sei der Strafkam­mer bekan­nt, sagte gestern die Vor­sitzende Rich­terin Gisela Thaeren-Daig. Im Zusam­men­hang mit “Ran­dale” seien in der Ver­gan­gen­heit schon mehrere Angeklagte strafrechtlich aufge­fall­en. Sie hät­ten heute mit der recht­en Szene nichts mehr zu tun, beteuerten die Angeklagten. Antje B. wollte sich zu ihrer Mei­n­ung nicht äußern. Sie habe eine, mehr sagte die 22-Jährige nicht. Dage­gen sei auch nichts einzuwen­den, so die Richterin,
solange man seine Mit­men­schen in Ruhe lasse und nicht gegen Geset­ze ver­stoße. Doch daran hat sich Antje B. bish­er nicht gehal­ten. “Es gibt wenig Frauen, die so viele Verurteilun­gen wie Sie auf dem Buck­el haben”, meinte Gisela Thaeren-Daig. Die Ver­hand­lung wird mit Zeu­ge­naus­sagen fortgesetzt.

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Der oder ein anderer

Mar­i­nus Schöberl wurde von recht­sex­tremen Jugendlichen ermordet, weil er die falsche Hose trug. Das bran­den­bur­gis­che Pot­zlow will ein Ort sein wie jed­er andere. Von Astrid Geiermann


Es war Dorffest in Pot­zlow (Nord­bran­den­burg), als der 16jährige Mar­i­nus Schöberl grausam ermordet wurde; zu Tode geprügelt und gequält, im Juli dieses Jahres. Mar­i­nus soll die falsche Klei­dung getra­gen haben, Bag­gy­pants, die seinen Mördern nicht gefie­len. Die Haare blond gefärbt, wurde er als Jude beschimpft, »auch wenn blonde Juden eher untyp­isch sind«, wie die Märkische All­ge­meine ihre Leser aufk­lärte. Auf die Frage, warum es ger­ade Mar­i­nus war, den sie töteten, antworteten die Täter, das spiele »keine Rolle, wenn es ein ander­er gewe­sen wäre, dann der«. 

 

Die Leiche wurde nach mehr als vier Monat­en in der Jauchegrube ein­er still gelegten LPG in Pot­zlow gefun­den. Mar­cel S., ein­er der Täter, hat­te sich »im Suff verquatscht« (Berlin­er Kuri­er) und Fre­unde zum Tatort mit der ver­steck­ten Leiche geführt. 

 

Bes­tialisch soll die Tat gewe­sen sein, mit Werkzeu­gen sei über Stun­den auf den Jun­gen eingeschla­gen wor­den. Will der lei­t­ende Neu­rup­pin­er Staat­san­walt Gerd Schnittch­er die bru­tale Tat aus Grün­den der Pietät nicht weit­er beschreiben, so macht sich Peter Gärt­ner für ver­schiedene Lokalzeitun­gen auf die Suche nach der ver­lore­nen Moral: »Zwei auf einen ist feige. Früher wurde dieses ungeschriebene Gesetz von den Eltern an die Kinder weit­ergegeben. Denn nicht von unge­fähr ist diese Regel Bestandteil christlich­er Gebote.« Bere­its in zwei Pri­vat­woh­nun­gen schlu­gen seine Mörder, die Brüder Mar­cel und Mar­co S. (17 bzw. 23 Jahre) und Sebas­t­ian F. (17 Jahre), auf Mar­i­nus Schöberl ein. Drei bis vier weit­ere Jugendliche waren zu dieser Zeit anwe­send, schrit­ten aber nicht ein. 

 

Mar­co S., der älteste der drei Täter, war erst drei Tage vor dem Mord aus dem Gefäng­nis ent­lassen wor­den, wo er eine Strafe wegen Kör­per­ver­let­zung, Autodieb­stahls und der Ver­wen­dung ver­fas­sungs­feindlich­er Sym­bole absaß. Einen Monat nach dem Mord schlug er gemein­sam mit Fre­un­den im nahe gele­ge­nen Neu­rup­pin einen Asyl­be­wer­ber aus Sier­ra Leone mit einem Schla­gring, einem Knüp­pel und Ket­ten auf der Straße zusammen. 

 

Sein jün­ger­er Brud­er Mar­cel wird als ruhiger und schüchtern­er Junge beschrieben. Die Sozialar­bei­t­erin Petra Freiberg, die im benach­barten Strehlow das Jugendzen­trum leit­et, »hat ihn nicht als recht­en Jugendlichen erlebt, er hat sog­ar Hip-Hop-Musik gehört«. Mar­cel gilt inzwis­chen als der Haupt­täter. Über Sebas­t­ian F. erfährt man wenig. 

 

Petra Freiberg ist tief getrof­fen. Alles sei »zunichte gemacht«. Die Ergeb­nisse von fünf Jahren Jugen­dar­beit sind für sie nun hin­fäl­lig gewor­den. Sie weint, ringt um Fas­sung. Das Strehlow­er Jugendzen­trum ist dank der seit Jahren prak­tizierten akzep­tieren­den Jugen­dar­beit ein Tre­ff­punkt für viele »ganz nor­male« Rechte. Recht­sex­treme Kad­er, denen die staatliche Unter­stützung zuwider ist und die ihre nationale Jugen­dar­beit selb­st gestal­ten wollen, beschimpfen dieses Zen­trum auch als »Juden­haus«. Freiberg gab sich alle Mühe, den Jugendlichen ent­ge­gen­zukom­men. Sog­ar ein rechter Sozialar­beit­er wurde eingestellt. 

 

Es wun­dert kaum, dass sie nicht in der Lage ist, rechte Jugendliche als solche wahrzunehmen. Bag­gy­pants und Hip-Hop sind seit län­gerem schw­er ange­sagt in der örtlichen recht­en Szene. Hol­ger Zschoge von der anti­ras­sis­tis­chen Ini­tia­tive Pfef­fer und Salz beschreibt den Wan­del, der in modis­chen Fra­gen inner­halb weniger Monate stattge­fun­den hat: »Heute tra­gen sie auch Hip-Hop-Hosen und Pali-Tüch­er, aber in den Köpfen hat sich nichts verän­dert.« Zschoge betont immer wieder die Bedeu­tung des »gesellschaftlichen Wertege­füges, aus dem sich die recht­sex­treme Jugend­kul­tur, wenn man von Kul­tur über­haupt sprechen will, speist«. 

 

In den Lokalpos­tillen wird lieber die Fas­sungslosigkeit zele­bri­ert. Alle sind erschüt­tert, schock­iert. Aber vom nationalen Kon­sens in der Region spricht nie­mand. »Wir sind ein nor­males Dorf«, sagen die Bürg­er von Pot­zlow. Wie Recht sie haben. Pot­zlow unter­schei­det sich durch nichts von Ger­swalde, Fli­eth, Suck­ow, Pin­now und wie die Dör­fer der Region alle heißen. Auch Zschoge ist der Mei­n­ung, »es hätte über­all passieren kön­nen. Den Dorf­na­men kann man beliebig auswechseln.« 

 

Peter Freike, der Bürg­er­meis­ter der Großge­meinde Oberuck­ersee, ist der Mei­n­ung: »Eine aus­geprägte rechte Szene hat Pot­zlow nicht.« Dabei ertappte er im vorigen Jahr sechs Jugendliche, als sie ein großes Hak­enkreuz an eine Bushal­testelle mal­ten. Und Schüler aus Ger­swalde hiel­ten auf ein­er Klassen­fahrt ein selb­st gemaltes Plakat an die Heckscheibe ihres Busses: »Ihr Juden sollt ver­gasen, ab in euer Land.« An »Sieg Heil« grölende Kids hat man sich sowieso längst gewöhnt. 

 

Kay Wen­del vom Vere­in Opfer­per­spek­tive ver­mutet bei den Jugendlichen einen »Abgrund an Abges­tumpftheit«. Sie lang­weil­ten sich, schlü­gen die Zeit tot und bewun­derten Stärke. Und wenn es ger­ade passt, schla­gen sie Men­schen, oft unter Alko­hole­in­fluss. »Der Alko­hol enthemmt. Er bringt raus, was drin steckt.« Und das sei der ganz nor­male ras­sis­tis­che und chau­vin­is­tis­che Wahnsinn. 

 

Gewalt­tätige und bru­tale Aktio­nen von Recht­en gab es in den ver­gan­genen Jahren in Stern­hagen, Lin­den­hagen, Suck­ow, War­nitz und Pin­now, alle­samt nicht weit ent­fer­nt von Pot­zlow. Man ist nicht wäh­lerisch, wenn es um die Opfer geht, man nimmt, was kommt. Ange­grif­f­en wur­den neben Aus­län­dern und »ander­s­denk­enden« Jugendlichen auch Polizis­ten oder zuge­zo­gene Berlin­er. Doch Bürg­er­meis­ter Freike spricht wie von einem Einzelfall: »Dass sich so etwas Schreck­lich­es ereignet, hätte nie­mand für möglich gehal­ten. Hier ken­nt doch jed­er jeden.« Alle, die da jeden ken­nen, scheinen vergessen zu haben, dass bere­its 1997 in Pot­zlow ein­er, den sie auch gekan­nt haben müssen, von Recht­en ermordet wurde. 

 

In Pot­zlow find­et nun eine ganz eigene Art des trauern­den Gedenkens statt. Das Lan­despro­jekt Tol­er­antes Bran­den­burg sorgt für die psy­chol­o­gis­che Betreu­ung der Jugendlichen, und der Pot­zlow­er Bürg­er­meis­ter will die Gebäude der LPG abreißen. Man legt großen Wert darauf, unter sich zu bleiben. Ein Bürg­er spricht es aus: »Wir wollen die hier nicht.« Gemeint ist die Antifa. 

 

Aber sie kommt trotz­dem, am näch­sten Sam­stag. Nach Pot­zlow, Strehlow und Neu­rup­pin, unter dem Mot­to: »Pot­zlow ist überall!« 

 

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