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Außerhalb des zugewiesenen Bezirks aufgehalten

HOYERSWERDA. Men­schen­recht­sor­gan­i­sa­tio­nen bekämpfen seit Jahren das in Deutsch­land gel­tende Asylver­fahrens­ge­setz, wonach Asyl­be­wer­ber nur auf beson­dere Genehmi­gung den ihnen “zugewiese­nen Bezirk ” , wie es in der Sprache der Juris­ten heißt, ver­lassen dür­fen. Der 23-jährige Abdelka­d­er H., der aus Alge­rien stammt und vor einem Jahr ille­gal nach Deutsch­land kam, ist ein­er der vie­len in Deutsch­land auf ein Asylver­fahren wartenden Aus­län­der, denen dieses Gesetz zum Ver­häng­nis wurde. Bevor man ihn in Hoy­er­swer­da erwis­chte, hielt er sich auch schon ille­gal in Bautzen, Ulm und Dres­den auf, besuchte Fre­unde. Nach­dem ihn Schleuser nach Deutsch­land gebracht hat­ten, war er über die Sta­tio­nen Karl­sruhe und Chem­nitz nach Kamenz gekom­men. Legal hätte er den Land­kreis Kamenz, wo auch seine Unterkun­ft ist, nicht ver­lassen dür­fen. Zwar hat­te er Son­der­genehmi­gun­gen beantragt, aber nicht erhal­ten. Da hil­ft es ihm auch nicht, dass er als Grund für seine Flucht angibt, dass er in Alge­rien den Armee­d­i­enst ver­weigerte und mis­shan­delt wurde. Diese Fak­ten wer­den vor dem Amts­gericht in Hoy­er­swer­da nicht ver­han­delt, son­dern sind Sache des Asylver­fahrens. Vielmehr geht es hier außer­dem darum, dass er bei seinem Aufen­thalt am 22.März 2002 in Hoy­er­swer­da gemein­sam mit einem Fre­und Jeans, Jog­ging­ho­sen, ein T‑Shirt und Zigaret­ten im Gesamtwert von 251Euro im Globus-Markt gestohlen hat­te. Der schüchtern wirk­ende Abdelka­d­er H. ges­tand sowohl die Ver­stöße gegen die Aufen­thalts­beschränkun­gen als auch den Dieb­stahl ein. Er betonte jedoch, dass er nur eine Lewis-Jeans und eine Jog­ging­hose mitgenom­men hat­te. Gle­ichzeit­ig bat er um Verzei­hung für die Tat und ver­sprach, dass so etwas nie wieder vorkom­men werde. So erschien denn auch die von dem Vertreter der Staat­san­waltschaft geforderte Frei­heitsstrafe von vier Monat­en auf Bewährung zu hoch für diese min­der­schw­eren Delik­te. In Anbe­tra­cht der gerin­gen Einkün­fte von Abdelka­d­er H. ­ er erhält nach eige­nen Aus­sagen 40 Euro monatlich “Taschen­geld ” ­ erschien auch eine hohe Geld­strafe für wenig sin­nvoll. Amt­srichter Bosco Näther berück­sichtigte, dass der Täter voll geständig und überdies nicht vorbe­straft ist und ver­hängte eine Geld­strafe von 160 Euro.

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Anschlag auf einen griechischen Imbiss in Lehnitz (Oberhavel)

Nach einem Anschlag auf einen griechis­chen Imbiss in Lehnitz (Ober­hav­el) sind vier Tatverdächtige gefasst wor­den. Der Staat­san­walt beantragte gegen drei von ihnen ein beschle­u­nigtes Ver­fahren, teilte die Polizei gestern mit. Ein 16-Jähriger muss vor das Jugendgericht.

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Stoiber auf Wahlkampftour

das inter­es­sante zuerst:

“Der näch­ste Wahlkämpfer der CDU kommt am Fre­itag nach Bran­den­burg: Kan­zlerkan­di­dat Edmund Stoiber tritt am Fre­itag in Werder und Rathenow auf.” 

dies ist der let­zte absatz eines artikels, den ihr, wenn ihr wollt hier nach­le­sen könnt. 

das nicht so interessante:

der ver­link­te artikel berichtet über den wahlkamp­fauftritt angela merkels im spree­wald. sie musste spree­waldgurken essen und die urtyp­is­che gast­fre­und­schaft samt geschenken, salz und brot über sich erge­hen lassen.

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Antisemitischer Übergriff an der Universität Potsdam

Pots­dam 06.07.2002 — Am 05. Juli 2002 kam es auf ein­er Ver­anstal­tung im Stu­dentIn­nen-Keller NIL zu einem anti­semi­tis­chen und sex­is­tis­chen Übergriff.

Zwei Par­tygänger – bek­lei­det mit T‑Shirts der Israel Defense Forces und der Bas­ket­ball­mannschaft Mac­cabi Tel Aviv wur­den von Tobias M. und Andreas P. – bei­de aktiv im „Team Rock­et“ und der amnesty inter­na­tion­al-Orts­gruppe – ver­bal und tätlich angegriffen.

So wurde an die T‑Shirt-Träger die Frage gestellt, ob sie „Juden oder Nazis“ seien. Im Laufe der Diskus­sion mein­ten die Volksgenossen erwäh­nen zu müssen, dass sie „wenig­stens eine Vorhaut“ hät­ten. Nach­dem sie die volle Band­bre­ite anti­semi­tis­ch­er Stereo­typen inbrün­stig bedi­ent hat­ten, wurde eine Frau, welche von Tobias M. und Andreas P. als mit den pro-israelis­chen Studieren­den ver­brüdert ange­se­hen wurde, als „Fotze“ beschimpft.

Während der gesamten Auseinan­der­set­zung wurde auch vor physis­ch­er Gewalt nicht zurückgeschreckt!

Da uns stu­den­tis­ch­er Anti­semitismus – meist als Antizion­is­mus getarnt – kein neues Phänomen ist, sind wir vor Allem entset­zt über die dumm-dreiste Art der Bei­den, welche auf die völ­lige Abwe­sen­heit von Reflek­tion und nicht zulet­zt auch auf ein­er Kon­ti­nu­ität von deutsch­er Ver­nich­tungs­men­tal­ität beruht. Solchem anti­semi­tis­chen Wahn ist nicht durch Aufk­lärung beizukommen.

Sollte es in Zukun­ft weit­er zu ähn­lichen Über­grif­f­en kom­men, behal­ten wir uns eine anti-anti­semi­tis­che Selb­sthil­fe vor.

GEGEN ANTISEMITISMUS AUND ANTIZIONISMUS!

SOLIDARITÄT MIT ISRAEL!

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IWG-Demo in Cottbus verschoben

alle, die sich schon darauf gefreut hat­ten, den nuschel­nden zausel am 13.07.02 mit wasauchimmer
zu kon­fron­tieren, müssen sich noch eine woche gedulden. 

 

wie aus sicheren kreisen zu erfahren war, hat olle palet­ta seine “recht auf heimat”-demo kurz­er­hand auf den 20.07.02 ver­schoben [ter­minkalen­der der iwg-seite. nazikram!]. die gegen­de­mo wird also daher NICHT –wie geplant- am 13.07.02, son­dern logis­cher­weise auch am 20.07.02 starten. näheres dazu fol­gt in kürze. desweit­eren find­et sich auf der iwg-seite eine ankündi­gung für eine weit­ere demo in bran­den­burg: im okto­ber in eberswalde. 

 

warum palet­ta seine demo ver­schiebt, wis­sen wir nicht, vielle­icht will er am 13.07.02 aber lieber in leipzig mit worch demonstrieren. 

 

der über­ar­beit­etete aufruf: 

 

> am 20. Juli [!!] will die inter­es­sen­ge­mein­schaft für die wiedervere­ini­gung gesamt­deutsch­lands ‑iwg- in cot­tbus demon­stri­eren. unter dem mot­to “recht auf heimat” wird iwg-chef georg palet­ta an der geschichte rum­spie­len und sein “gross­deutsches reich” wieder­haben wollen. seine genuschel­ten reden von “der heimat” sind so irri­tierend, dass es selb­st seinen neon­azis-groupies nicht schw­er­fällt einzuschlafen. im grunde eine recht pein­liche vorstellung. 

 

> allerd­ings sind es nicht ein­fach die “ewiggestri­gen”, die dort auf­marschieren. sie sind nicht bloß im “gestern” hän­gen geblieben: ihr wun­sch nach einem “gross­deutschem reich” ist keine nos­tal­gie, son­dern blödsinn! 

 

> heute trifft sich bei der palet­ta-revue regelmäßig die regionale neon­azi-szene: npd-anhänger, kam­er­ad­schaften und nazi-schläger. es sind die, die heute nazi-pro­pa­gan­da ver­bre­it­en und ander­s­denk­ende und ander­sausse­hende ver­fol­gen. wenn sie palet­ta hin­ter­her­laufen, machen sie das auch, um zu zeigen, dass sie da sind und was sie wollen. 

 

> palet­ta ist nicht isoliert — dass macht auch der bund der ver­triebe­nen deut­lich: das am 13. juli stat­tfind­ende 5. ost­deutsche kul­turtr­e­f­fen der “ver­triebe­nen” wurde in der lokalzeitung dur­chaus als aus­druck der forderung nach “recht auf heimat” angekündigt. 

 

» stellen wir uns ihnen kon­se­quent in den weg !

und dann lachen wir sie aus 

 

mehr zur iwg hier auf infori­ot und auf www.infofool.asncottbus.org

plakate down­load­en: www.media.asncottbus.org »[vor­la­gen]

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Innenminister in Guben

GUBEN. Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm kommt am 17. Juli zu einem Arbeits­be­such in die Neißes­tadt. Schw­er­punkt sein­er Vis­ite wird die Polizei­wache in Guben sein. Dort will er mit dem Leit­er, Ulrich Kleo, über die ersten Erfahrun­gen nach dem In-Kraft-Treten der Polizeire­form sprechen. Der Innen­min­is­ter hat­te die Polizei­wache in Guben zum let­zten Mal in der Nacht zum 9.Januar 2001 besucht, damals unangekündigt. Nach dem Min­is­terbe­such wurde in der Wache kräftig am Per­son­alka­rus­sell gedreht, das Per­son­al ver­jüngt. Seit­dem sind etwa 50 Prozent der Beamten ausgetauscht.

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Mord an Rußlanddeutschem in Wittstock: Aus Opfern Täter gemacht?

jW sprach mit Dominique John, Mitar­bei­t­erin der Opfer­per­spek­tive Brandenburg 


F: Witt­stock an der Dosse gilt als eines der Zentren 

braunen Ter­rors in Bran­den­burg. Seit dem Mord an dem 24jährigen ruß­land­deutschen Aussiedler Kajrat B. am 4. Mai macht die Stadt erneut Schlagzeilen. Wie ist die Sit­u­a­tion in Witt­stock und Umgebung? 

Es gibt hier nicht nur eine straff organ­isierte Naziszene, der dreißig bis vierzig Leute zuge­ord­net wer­den und die in den let­zten Jahren zahlre­iche Demon­stra­tio­nen organ­isiert hat. Für das, was man als rechte kul­turelle Hege­monie beze­ich­net, ist Witt­stock ein anschaulich­es und extremes Beispiel. Eine linke, alter­na­tive oder wenig­stens aus­drück­lich nicht-rechte Jugend­kul­tur gibt es in der Stadt nicht. Die Recht­en beherrschen in einem erschreck­enden Aus­maß das Stadtbild. 

Die ruß­land­deutsche Com­mu­ni­ty ste­ht mas­siv unter Druck. Viele wollen weg. Jede Fam­i­lie, zu der wir bish­er Kon­takt aufgenom­men haben, berichtete über ras­sis­tis­che Beschimp­fun­gen oder gar Angriffe auf der Straße, in den Wohn­blocks und auch in den Schulen. Aus Angst weigern sich Kinder zum Teil, in die Schule zu gehen. Ein ganz großes Prob­lem ist auch die Sit­u­a­tion im öffentlichen Nahverkehr, wo immer wieder Ruß­land­deutsche angemacht wer­den. Die Lage ist so zuge­spitzt, daß es sog­ar Über­legun­gen bei der Polizei gibt, die Busse zu begleiten. 

Was ist am 4. Mai in Witt­stock passiert? 

Kajrat und sein Fre­und Max­im waren an diesem Abend in einem Club. Als die bei­den dort auf­taucht­en, haben sie rel­a­tiv schnell gemerkt, daß sie am »falschen Ort« waren. Sie über­legten, wie sie aus der Sit­u­a­tion am besten her­auskom­men, und entsch­ieden sich dafür, im Hin­ter­grund zu bleiben und abzuwarten, bis das Gros der Leute gegan­gen ist. Als sie dann gin­gen, wur­den sie jedoch plöt­zlich von hin­ten ange­grif­f­en. Es ist bekan­nt, daß min­destens drei Leuten auf sie einge­treten haben. Ein­er der Angreifer hat dann einen 15 Kilo­gramm schw­eren Feld­stein genom­men, ihn hochgestemmt und Kajrat auf die Brust gewor­fen. Nach fast drei­wöchigem Aufen­thalt auf der Inten­sivs­ta­tion ist Kajrat an seinen inneren Ver­let­zun­gen gestorben. 

F: Gab es in Witt­stock Reak­tio­nen auf diesen Mord? 

Es gab zunächst eine große Betrof­fen­heit. Vor allem bei Mit­gliedern des »Bünd­nis für ein Witt­stock ohne Gewalt«. Das hat sich im Novem­ber let­zten Jahres gegrün­det und will sich mit der Prob­lematik von Recht­sex­trem­is­mus und der recht­en kul­turellen Hege­monie in Witt­stock auseinan­der­set­zen. Vertreter der Stadt, der Kirchen und Einzelper­so­n­en sind dabei. Nach dem Mord an Kajrat begin­nt man im »Bünd­nis«, über die Sit­u­a­tion der Ruß­land­deutschen nachzu­denken. Zuvor hat­te man hier die Ruß­land­deutschen nicht als von ras­sis­tis­chen Angrif­f­en Betrof­fene wahrgenom­men. Daß hängt wohl auch damit zusam­men, daß Ruß­land­deutsche als eine gesellschaftliche Gruppe ange­se­hen wer­den, um die sich — nach unserem Dafürhal­ten — fast so etwas wie ein Mythos rankt: Es scheint all­ge­mein angenom­men zu wer­den, daß Ruß­land­deutsche gut organ­isiert, schlagfer­tig und vor allem in der Lage sind, zurück­zuschla­gen. Es sei mal dahingestellt, wie diese Zuschrei­bun­gen zus­tande kom­men. Klar ist nur, daß die Hand­lun­gen der Ver­ant­wortlichen in der Stadt durch diese Bilder stark bee­in­flußt sind. 

Prob­lema­tisch find­en wir in diesem Zusam­men­hang die Presse­berichter­stat­tung nach dem Mord an Kajrat. Ob es nun der Tagesspiegel ist oder der Spiegel, immer wird ein Bild der Ruß­land­deutschen geze­ich­net, das von entsprechen­den Stereo­typen strotzt. Da ist von Selb­stjus­tiz die Rede, von Ruß­land­deutschen, die ange­blich »Patrouillen« bilde­ten und »auf eigene Faust« nach Nazis suchen. Diese kollek­tiv­en Zuschrei­bun­gen haben allerd­ings nach unser­er Wahrnehmung nichts mit den realen Ver­hält­nis­sen in Witt­stock zu tun. Zwar gibt es Jugendliche, die für sich den Schluß gezo­gen haben, sich in Zukun­ft zu wehren, doch die Berichter­stat­tung verken­nt die Real­ität in Witt­stock vol­lkom­men. Die Gewalt geht dort ein­deutig von rechts aus.

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Sieben Jahre Haft für mutmaßlichen Boss einer Schleuserbande

FRANKFURT (ODER). Der mut­maßliche Boss ein­er inter­na­tionalen Schleuser­bande muss für sieben Jahre hin­ter Git­ter. Das Landgericht Frank­furt (Oder) sprach den 33-jähri­gen Aser­baid­schan­er am Mittwoch in 14 Fällen der gewerb­smäßi­gen Ein­schleusung von Aus­län­dern schuldig. Nach Überzeu­gung der Kam­mer war der Angeklagte spätestens ab Sep­tem­ber 2000 bis zu sein­er Fes­t­nahme im vorigen Jahr führen­des Mit­glied ein­er vielköp­fi­gen Bande, die geschäftsmäßig Aus­län­der vor allem aus Ost€pa nach Deutsch­land einschleuste. 

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Wittstock: Sensationsjournalismus im Tagesspiegel

Am 27.6.02 veröf­fentlichte der Tagesspiegel auf Seite drei eine Reportage der
Jour­nal­istin Han­na Kolb. Diese hat­te zu den Umstän­den der Ermor­dung des
Rus­s­land­deutschen Kajrat B. (24) in Witt­stock (Bran­den­burg) recher­chiert, der in der
Nacht vom 3. auf 4. Mai diesen Jahres von deutschen Tätern schw­er zusammengeschlagen
wor­den und nach knapp drei Wochen seinen inneren Ver­let­zun­gen erlegen war. Auch wenn
die inzwis­chen gefassten Täter nicht zur organ­isierten recht­en Szene Wittstocks
gehören, geht die Staat­san­waltschaft, nach Angaben ihres Press­esprech­ers, von einem
“frem­den­feindlichen Motiv” aus. Frau Kolb lässt in ihrer Reportage
Fam­i­lien­ange­hörige des Toten zu Wort kom­men. Auch mit anderen Mit­glieder der
rus­s­land­deutschen Gemeinde sowie mit Vertretern der Kom­mune und der Polizei scheint
sie gesprochen zu haben. Ein ansehn­lich­es Stück Recherche — kön­nte man meinen — und
dann auch noch im Tagesspiegel, ein­er Zeitung, die für ihre fundierte und gut
recher­chierte Berichter­stat­tung bekan­nt ist. Der Schein trügt. 

Ca. eine Woche vor Veröf­fentlichung des Artikels erhielt der Verein
Opfer­per­spek­tive, der sich um Opfer recht­sex­tremer Gewalt in Bran­den­burg kümmert,
einen Anruf aus Witt­stock. Nichts ungewöhn­lich­es, denn für besagten Vere­in ist
Witt­stock und die dort leben­den Rus­s­land­deutschen in den let­zten Monat­en zu einem
Schw­er­punkt der Arbeit gewor­den. Zu den dort betreuten Opfern zählt auch die Familie
von Kajrat B.. Trotz­dem war der Anruf eher ungewöhn­lich. Die Mut­ter des Verstorbenen
wollte wis­sen, was sie denn mit ein­er Jour­nal­istin tun solle, die sich auf die
Opfer­per­spek­tive berufend, selb­st ein­ge­laden hätte und keine Anstal­ten mache zu
gehen. Falls sie nicht den Wun­sch habe, ein Inter­view zu geben, emp­fahlen wir der
Fam­i­lie, die Jour­nal­istin, deren Namen Han­na Kolb war, vor die Tür zu set­zen. Und so
geschah es auch. Eine tüchtige Schmierenkomödie und dies auf Kosten von Menschen,
die sich nach wie vor in einem Schock­zu­s­tand befind­en. Die Episode wäre
wahrschein­lich vergessen, wäre die Reportage von Frau Kolb nicht im Tagesspiegel
abge­druckt wor­den. Nicht nur, dass Frau Kolb einen unser­iösen Recherch­estil zu
pfle­gen scheint, ihre gesamte Reportage ist ein Aus­bund an Sensationsjournalismus.
So lässt einem schon die Über­schrift nichts Gutes erwarten: “Hass, zwangsläu­fig”, so
ist da, eher unver­ständlich, zu lesen. Darüber, in kleineren Buch­staben, eine kurze
inhaltliche Zusam­men­fas­sung mit dem abschließen­den Satz: “Weil die Polizei nichts
tut, üben die Aussiedler jet­zt Selb­stjus­tiz”. Der Begriff lässt aufhorchen und
schaud­ern zugle­ich. Als Beleg für ihre Behaup­tung muss zunächst der Brud­er von
Kajrat B. her­hal­ten. Seit er mehrere Male von Jugendlichen angepö­belt wurde und die
Polizei sich geweigert habe, eine Anzeige ent­ge­gen zu nehmen — so wird er indirekt
zitiert -, ver­lasse er sich, “lieber auf seine Fäuste als auf deutsche Polizisten”. 

Die Real­ität ist jedoch anders. Einen Tag vor dem Angriff auf Kajrat B. unterstützte
der Vere­in Opfer­per­spek­tive den Brud­er des später Ermorde­ten, Jugendliche, die ihn
belei­digt und genötigt hat­te, bei der Polizei anzuzeigen. Ein mutiger Schritt, wie
viele der anderen Rus­s­land­deutschen in Witt­stock find­en und weit davon ent­fer­nt, das
Faus­trecht in Anspruch zu nehmen, wie Frau Kolb dem jun­gen Mann unter­stellt. Die
Kolb­sche Argu­men­ta­tion­slin­ie der “Selb­stjus­tiz” erfährt jedoch gegen Ende eine
weit­ere Blüte. In Witt­stock, so ihre Analyse, “ist offen­bar ein rechts­freier Raum
ent­standen”. Die Rede ist von der Sied­lung am Rande der Stadt, wo — und dies ist
richtig — viele der rus­s­land­deutschen Fam­i­lien unterge­bracht sind. Zitiert wir nun
der Leit­er der Witt­stock­er Polizei­wache Benedickt, der hier “fünf bis zehn
Aussiedler” aus­gemacht haben will, die “schon länger in Witt­stock sind”, sich aber
nur “in ihrem Kul­turkreis aufhal­ten”. Die polizeiliche Per­spek­tive auf das Problem
in dieser Sied­lung ist sicher­lich inter­es­sant, jedoch bei weit­em nicht hinreichend,
um für eine fundierte Recherche herzuhal­ten. Doch danach ste­ht Frau Kolb
offen­sichtlich auch nicht der Sinn. Vielmehr braucht es nun noch einen weiteren
Beleg für die in der Über­schrift angekündigte “Selb­stjus­tiz”. So berichtet sie, dass
fünf Aussiedler aus dem Kreise eben jen­er nicht Inte­gri­erten nach dem Trauermarsch
zu einem Tre­ff­punkt der Recht­en gefahren seien, um zwei junge Männer
zusam­men­zuschla­gen. Dann erfährt man noch, dass der schon ins Visi­er ger­atene Bruder
des toten Kajrat dabei gewe­sen sein soll. Tat­säch­lich hat es in der Nacht nach dem
Trauer­marsch einen Auseinan­der­set­zung zwis­chen fünf Aussiedlern und zwei Deutschen
gegeben. Und tat­säch­lich sind fünf mut­maßlich an der Auseinan­der­set­zung beteiligte
Rus­s­land­deutsche vorüberge­hend in Polizeige­wahrsam genom­men wor­den. Allerd­ings sieht
die Berlin­er Recht­san­wältin Christi­na Clemm, die einen der Beschuldigten vertritt
und mit den Akten des Fall­es ver­traut ist, “kein­er­lei Hin­weise auf einen
Rachefeldzug. Vielmehr waren es erneut Pro­voka­tion der bei­den Deutschen, welche die
Schlägerei aus­gelöst haben.” Dass der Brud­er von Kajrat B. an diesem Abend zu Hause
war und sich um seine Fam­i­lie geküm­mert hat, weiss auch die Polizei. Nur Han­na Kolb
scheint das bei “ihren Recherchen in Witt­stock” nicht mit­bekom­men zu haben. Oder hat
dies nicht in ihr Konzept gepasst? 

Dominique John und Clau­dia Luzar

(Opfer­per­spek­tive Brandenburg)

Der Artikel aus dem Tagesspiegel

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Beim “Crashkurs Asyl” starten alle als arme Schlucker

FRANKFURT (ODER). Das Brettspiel ist eine Mis­chung aus Monop­oly und Spiel des Wis­sens. Doch während man zu Beginn ein­er Monop­oly-Runde immer­hin mit ein wenig Geld aus­ges­tat­tet ist starten bei „Crashkurs Asyl” alle als arme Schluck­er. Und im Ver­lauf des Spiels, bei dem man sich unter anderen auf die Felder Polizei (grün), Jus­tiz (braun) oder Heim (blau) wür­felt, wird das für die meis­ten nicht bess­er: Um etwas zu kaufen, gibt es Gutscheine, kein Geld. Und nur 1 bis 5 Prozent kom­men über­haupt durch, heißt es lakonisch in der Spielan­leitung. Den Crashkurs haben sich Jugendliche aus Cot­tbus aus­gedacht. Eine etwas andere Art, zu ver­mit­teln, wie sich Asyl­be­wer­ber hierzu­lande fühlen. Und auch wenn die Erfol­gschan­cen bei dem Spiel ger­ing sind (Ziel ist es, eine Aufen­thalts­befug­nis zu erhal­ten), mit dem Spiel hat­ten die Cot­tbuser gute Aus­sicht­en, am Mon­tag im Rathaus in Frank­furt (Oder) einen Preis zu gewin­nen. Vor 200 Besuch­ern im Rathaus­saal präsen­tierten sich die Cot­tbuser und weit­ere neun Grup­pen als Teil­nehmer des anti­ras­sis­tis­chen Jugendwet­tbe­werbs „Aktion Analyse” und zeigten ihre Wet­tbe­werb­s­beiträge. Die Cot­tbuser haben nicht nur den Crashkurs ent­wor­fen. Eine Befra­gung der Cot­tbuser zum The­ma Ras­sis­mus gehörte eben­so zu ihrem Wet­tbe­werb­s­beitrag wie ein Kurz­film über die Lebens­be­din­gun­gen von Flüchtlin­gen in der Stadt. Der Wet­tbe­werb wurde nach einem ungewöhn­lichen Modus aus­gew­ertet. Die zehn Grup­pen hat­ten ihre Wün­sche aufge­lis­tet. Jede Gruppe kon­nte sagen, was sie für ihre Arbeit alles brauchen kön­nte. Eine lange Liste war zusam­mengekom­men: Ein Faxgerät, ein Scan­ner, ein Sem­i­nar, Zeitungsabon­nements oder auch Büch­er. Mit der Liste waren die Aus­lober des Wet­tbe­werbs los­ge­zo­gen und hat­ten Spenden gesam­melt. Am Mon­tag macht­en die Grup­pen dann untere­inan­der aus, wer welchen Preis erhält. Die Idee dieses Wet­tbe­werbs war, nach den vie­len Jahren, in denen ras­sis­tis­che Gewalt in Bran­den­burg nicht entschei­dend nachge­lassen hat, die Ursachen zu ergrün­den. Ein Pro­jekt der Bran­den­burg­er Jugen­dini­tia­tive „Aktion Notein­gang”. Die Mach­er des kleinen schwarz-gel­ben Aufk­le­bers, auf der eine flüch­t­ende Gestalt zu sehen ist, wur­den mit dem Aach­en­er Frieden­spreis aus­geze­ich­net. Heute fürchtet die Aktion um ihre weit­ere Finanzierung.

Inforiot