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Rechtsextremismus noch nicht im Griff

POTSDAM Rolf Wis­chnath scheint seinen Frieden mit Jörg Schön­bohm gemacht zu haben — zumin­d­est vor­erst. Prägte gegen­seit­ige Ablehnung das Ver­hält­nis bei­der, scheint sich das geän­dert zu haben, trotz aller beste­hen­den poli­tis­chen Gegen­sätze. Der Cot­tbuser Gen­er­al­su­per­in­ten­dent Wis­chnath jeden­falls, der auch Vor­sitzen­der des Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit ist, lobt den Innen­min­is­ter und seinen Kampf gegen den Rechtsextremismus.


Schwierigkeit­en hat Wis­chnath, der sich selb­st einen “demokratis­chen Linken” nen­nt, nur, wenn Schön­bohm seine Auf­fas­sun­gen in der recht­skon­ser­v­a­tiv­en “Jun­gen Frei­heit” ver­bre­it­et. Das sei für ihn “nicht nachvol­lziehbar”. Damit habe Schön­bohm geschickt, wie Wis­chnath wiederum glaubt, von Mis­ser­fol­gen wie dem Fürniß-Rück­tritt ablenken können. 

 

Um dem Recht­sex­trem­is­mus wirkungsvoll zu begeg­nen, ist aus sein­er Sicht weit­er­hin ein “Dreik­lang aus Präven­tion, Inter­ven­tion und Repres­sion” aller staatlichen und gesellschaftlichen Kräfte notwendig, sagte Wis­chnath gestern vor Jour­nal­is­ten. Er beklagte “All­t­agsras­sis­mus” im Land. Pöbeleien, Belei­di­gun­gen, ständi­ge Diskri­m­inierun­gen und Über­griffe seien “fast nor­mal”. Den Recht­sex­trem­is­mus habe man noch nicht im Griff. 

 

Er warnte davor, den Mord an einem Schüler im uck­er­märkischen Pot­zlow poli­tisch zu instru­men­tal­isieren. Sowohl seel­is­che Ver­wahrlosung der Täter als auch deren recht­sex­treme Gesin­nung hät­ten zu dem Ver­brechen geführt. Er reagierte damit auf Äußerun­gen von CDU-Frak­tion­schefin Beate Blechinger, die für den ver­mut­lichen Haupt­täter von Pot­zlow einen recht­sex­trem­istis­chen Hin­ter­grund bestrit­ten und die famil­iären Ver­hält­nisse ver­ant­wortlich gemacht hat. 

 

In Pot­zlow wiesen klare Indizien darauf hin, dass der Mord recht­sex­trem­istisch begrün­det war. “Ein Ver­fall der Werte ist über­all erkennbar”, meinte Wis­chnath. Am häu­fig­sten werde Gewalt in Fam­i­lien ange­wandt. “Men­schliche Beziehun­gen scheinen immer häu­figer durch Macht und Gewalt und nicht durch Liebe und Zunei­gung geprägt zu sein.” 

 

Kri­tisch äußerte sich Wis­chnath über das gegen­wär­tige “Nebeneinan­der” der beste­hen­den Ini­tia­tiv­en wie Aktions­bünd­nis und Hand­lungskonzept “Tol­er­antes Bran­den­burg”, das beim Bil­dungsmin­is­teri­um ange­siedelt ist. Das müsse über­dacht wer­den, forderte er. Schon im kom­menden Jahr sollte es zu effizien­teren Struk­turen kom­men. Wis­chnath kündigte an, im Mai 2004 nicht noch ein­mal für den Vor­sitz des Aktions­bünd­niss­es zu kandidieren. 

 

Nach fünf Jahren an der Spitze des Bünd­niss­es könne er darauf ver­weisen, dass sich etwas in der Gesellschaft getan habe, betonte er. Die Stim­mung habe sich verän­dert. Men­schen, die offen gegen Diskri­m­inierun­gen auftreten, kön­nten inzwis­chen eher hof­fen, Unter­stützung zu find­en und nicht nur betretenes Wegsehen. 

 

Wis­chnath hat auch einen Vorschlag, wer den neuen Ver­di­en­stor­den des Lan­des Bran­den­burg als Erster bekom­men sollte: der Pfar­rer Hans Sieb­mann aus Köln. Der 71-Jährige habe sich schon zu DDR-Zeit­en Ver­di­en­ste um die Unter­stützung des Kirchenkreis­es Fin­ster­walde erwor­ben. Als noch die Mauer stand, habe er sog­ar Geld in sein­er Unter­hose in die DDR geschmuggelt, erzählte Wischnath.

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Nach Potzlow


„Wir wer­den von unserem Weg, dass Poli­tik außer im Fach Poli­tis­che Bil­dung, nichts in der Schule zu suchen hat, nicht abge­hen.“ Ste­ht in der Märkischen Oderzeitung vom 28.11.2002. Gesagt hat dies Herr Bretsch, Schulleit­er der E. Welk- Gesamtschule Anger­münde in Reak­tion auf erneute recht­sex­treme Schmier­ereien an sein­er Schule am let­zten Wochenende.
Herr Bretsch hat allerd­ings noch weit­ere Funk­tio­nen: er sitzt als SPD- Mit­glied im Kreistag und ist seit Jahren Vor­sitzen­der des Jugend­hil­feauss­chuss­es. Seine Aus­sage ist deshalb nicht nur Aus­druck eines Kli­mas von Demokratiefeindlichkeit, Ent­poli­tisierung, Unmündigkeit und Anpas­sung an vie­len Schulen in der Uck­er­mark, son­dern sym­bol­isiert ein wichtiges Prinzip von Jugend­poli­tik hier.
Wer aber ern­sthaft nach den Ursachen für die schreck­liche Tat in Pot­zlow suchen will, kann nicht bei all­ge­meinen State­ments über die gesellschaftliche Ver­ant­wor­tung bei der Erziehung und Wer­te­bil­dung von Jugendlichen ste­hen­bleiben. Hier in der Uck­er­mark kann jed­er, der sehen will, einen Stand­punkt zur Rolle von Schule und Jugend­poli­tik bei der Auseinan­der­set­zung mit Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus for­mulieren. Wir tun dies hiermit: 

 

Sie haben versagt!

 

Auch wenn Herr Bretsch schon deut­lich genug gewor­den ist, wollen wir unsere Analyse mit weit­eren konkreten Fak­ten untersetzen: 

 

1. In der Uck­er­mark find­en in den aller­meis­ten Pro­jek­ten der Jugen­dar­beit keine Auseinan­der­set­zun­gen mit Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus statt. Anti­ras­sis­tis­che Bil­dungsar­beit taucht wed­er in der Jugend­hil­fe­pla­nung, noch in den Förder­richtlin­ien des Land­kreis­es auf. Bil­dungsar­beit mit Jugendlichen macht ger­ade mal 1% des Förder­vol­u­mens aus. Im Rah­men des Lan­despro­gramms „Tol­er­antes Bran­den­burg“ geförderte Pro­jek­te sind zu oft ein­ma­lige Ver­anstal­tun­gen (fast immer Feste oder Sport), denen mit der Teil­nahme schnell her­an geholter Asyl­be­wer­ber das Prädikat „Tol­er­ant und Weltof­fen“ umge­hängt wird. Sind solche Ver­anstal­tun­gen wirk­lich dazu geeignet, bewußt in die gesellschaftliche Diskus­sion zu Recht­sex­trem­is­mus einzu­greifen, Posi­tion zu beziehen, den Betrof­fe­nen, die Möglichkeit zu geben, ihre Prob­leme selb­st darzustellen und langfristig Wirkun­gen in Rich­tung Selb­stor­gan­i­sa­tion der gesellschaftlichen Akteure zu erzie­len? Aber Poli­tik soll ja nicht rein. 

 

2. Engage­ment von nicht- recht­en Jugendlichen wird nicht ernst genom­men, nicht sel­ten krim­i­nal­isiert und ist schon gar nicht förder­würdig. Ein­rich­tun­gen der Jugen­dar­beit wer­den nur bei fest angestell­ten Per­son­al finanziell unter­stützt, Pro­jek­te der Jugen­dar­beit erhiel­ten 2002 über­haupt keine Zuschüsse durch den Land­kreis mehr. Der Ansatz, Inter­essen, Selb­st­bes­tim­mung und Engage­ment gegen Vorurteile, Frem­de­nangst und Intol­er­anz von jun­gen Men­schen zu unter­stützen, ist wed­er konzep­tionell, noch real im All­t­ag der Uck­er­mark zu find­en. Haupt­sache sie fall­en nicht auf, kon­sum­ieren schön weit­er und hal­ten ihren Mund. 

 

3. Statt dessen ist Jugen­dar­beit in der Uck­er­mark fast auss­chließlich konzep­tion­s­los und wert­frei darauf aus­gerichtet, Jugendliche zu betreuen. Je nach Ausstat­tung und Alter der Sozialar­bei­t­erIn­nen beste­hen solche Ange­bote zum Beispiel aus Dart, Bil­liard, Bar, Kinderdisko, Sei­den­malerei oder Töpfer­kurs. „Offene Jugen­dar­beit“ heißt das Prinzip, wo alle kom­men kön­nen, aber trotz­dem eine Gruppe dominiert, wo alle akzep­tiert wer­den, auch Nazis und Ras­sis­ten und wo die höch­ste Form der Wer­te­bil­dung ein Besuch beim BGS ist, wo man dann ler­nen kann wie man am effek­tivsten Aus­län­der jagt. 

 

4. Per­son­al­stellen vergibt der Land­kreis nur an Sozialar­beit­er­pro­jek­te nach dem Not­nagel­prinzip: Haupt­sache der Klub bleibt offen und für die ganz großen Prob­lem­fälle gibt es einen Sozialar­beit­er. Fach­liche Stan­dards wie Tea­mar­beit, Eval­u­a­tion und Konzepten­twick­lung bleiben meist auf der Strecke. Stellen für die Förderung und Begleitung emanzi­pa­torisch­er und anti­ras­sis­tis­ch­er Jugen­dar­beit gibt es nicht. 

 

5. Die oben genan­nten Stellen wer­den mehrheitlich über das 610- Stellen des Lan­des finanziert. Andere Stellen fördert der Land­kreis nicht. Aus­druck der aktuellen Sit­u­a­tion ist, dass nicht ein­mal alle dieser der Uck­er­mark zuste­hen­den Stellen beset­zt sind. Wed­er Land­kreis, noch Kom­munen oder gar freie Träger sind bere­it oder in der Lage diese sowieso schon völ­lig unzure­ichende Per­son­aldecke zu ver­stärken. Irgend­wann vor zwei Jahren gab es mal den Vorschlag aus der Kreisver­wal­tung, die Förderung der Jugen­dar­beit auf 0 zu set­zen. Vielle­icht wäre dieser Schritt ehrlich­er als das jet­zige Not­prinzip, dass eine fach­liche Arbeit eigentlich unmöglich macht. 

 

6. In Zeit­en, wo sich recht­sex­treme Ori­en­tierun­gen von Jugendlichen gar zu öffentlich zeigten, pro­bierten sich viele Träger und Pro­jek­te in der Uck­er­mark an akzep­tieren­der Jugen­dar­beit aus. Ohne aus­re­ichen­des Fach­per­son­al, ohne Hin­ter­grund­wis­sen zu recht­sex­tremen Struk­turen und Erschei­n­ungs­for­men und ohne eigene poli­tis­che Stand­punk­te verkehrten sich nicht wenige solch­er Pro­jek­te in ihr Gegen­teil: Sie förderten erst die kul­turelle Dom­i­nanz recht­sex­tremer Jugendlich­er. Und selb­st da, wo eine her­vor­ra­gende Arbeit dies ver­hin­derte wie in Milmers­dorf, kon­nte akzep­tierende Jugen­dar­beit nicht erfol­gre­ich sein. Denn, wenn das Ziel dieses Ansatzes ist, Jugendliche zurück zu holen in die Gesellschaft, so wäre die Grund­vo­raus­set­zung ein gesellschaftlich­es Kli­ma von Weltof­fen­heit, Demokratie und Tol­er­anz und das find­et man bis heute wed­er in Milmers­dorf und schon gar nicht in Pot­zlow, Strehlow, Pin­now, Blanken­burg oder sonst­wo. Die Jugendlichen kamen selb­st bei guter Arbeit vom Regen in die Traufe, sprich in ein Kli­ma von Frust, Demokratiefeindlichkeit, Intol­er­anz und Fremdenfeindlichkeit. 

 

7. Die Sit­u­a­tion in Pot­zlow und im Jugendzen­trum in Strehlow unter­schei­det sich nicht wesentlich von der eben beschriebe­nen: Der Ver­such akzep­tieren­der Jugend­sozialar­beit ein­schließlich der Ein­stel­lung eines recht­en Sozialar­beit­ers, die lange währende kul­turelle Dom­i­nanz der recht­en Szene im Klub, die fehlende Auseinan­der­set­zung mit ihnen und ihren Werten, die finanziellen und fach­lichen Prob­leme und die nicht geförderte Emanzi­pa­tion nicht- rechter Jugendlich­er. Mit welch­er Naiv­ität die Mitar­bei­t­erIn­nen dort ganz offen­sichtlich die Wer­teen­twick­lung ihrer Jugendlich­er beobacht­en, haben sie in Inter­views selb­st dargestellt: „Nie­mand hätte dem 17- jähri­gen (Haupt­täter) diese bru­tale Tat zuge­traut. Recht­sex­treme Vor­würfe rufen nur Kopf­schüt­teln her­vor. Er habe nie „Sieg Heil“ gerufen.“ (MOZ vom 20.11.2002) Dann ist ja alles klar. Das sich recht­sex­treme Ein­stel­lun­gen schon einige Zeit nicht mehr auss­chließlich in äußeren Sym­bol­en doku­men­tieren, scheint den Mitar­bei­t­erIn­nen völ­lig ent­gan­gen zu sein. Und woher soll sich ein solch­er Werte­wan­del auch kom­men, wenn Schule und Jugen­dar­beit der Mei­n­ung sind, Poli­tik gehöre da nicht hin und Erziehung sei etwas wertfreies. 

 

Das sich heute Jugendliche in der Uck­er­mark trotz­dem gegen Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus engagieren und dies auch nach außen zeigen passiert nicht wegen, son­dern trotz der Jugend­poli­tik hier! 

 

Antifa Uck­er­mark, 28.11.2002

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PDS gegen Antifa-Demos in Potzlow und Prenzlau

Linke Grup­pen rufen zu Demon­stra­tio­nen in Pot­zlow und Pren­zlau auf


Pot­zlow (ddp-lbg). Linke Grup­pen aus der Uck­er­mark und aus Berlin rufen für Sam­stag zu Demon­stra­tio­nen in Pot­zlow und Pren­zlau auf. Unter dem Mot­to «Pot­zlow ist über­all — dem recht­en Kon­sens ent­ge­gen­treten» wollen sie gegen Recht­sex­trem­is­mus in der Region auf die Straße gehen. Hin­ter­grund ist der Mord an dem 17-jähri­gen Mar­i­nus Schöberl, dessen Leiche Mitte Novem­ber in ein­er Jauchegrube in Pot­zlow gefun­den wor­den war. 

 

Die Protestkundge­bun­gen richt­en sich zudem gegen die Jugen­dar­beit vor Ort. Das Jugendzen­trum im Pot­zlow­er Nach­bar­dorf Strehlow toleriere Recht­sradikale und sei inzwis­chen zum Anlauf­punkt für Neon­azis aus der gesamten Region gewor­den, heißt es in dem Aufruf der «Antifa Aktion Berlin». Auch zwei der mut­maßlichen Mörder seien dort häu­fig gewesen. 

 

Das Bil­dungsmin­is­teri­um wies diese Darstel­lung entsch­ieden zurück. Es lägen keine Infor­ma­tio­nen vor, die Zweifel an der fach­lichen Qual­ität der Arbeit in dem Jugend­club recht­fer­ti­gen wür­den, teilte ein Sprech­er in Pots­dam mit. 

 

Das Mobile Beratung­steam Tol­er­antes Bran­den­burg erk­lärte, das Jugend­haus in Strehlow arbeite mit pro­fes­sioneller Fach­lichkeit und «ger­adezu beispiel­losem Engage­ment» (siehe hierzu: Erk­lärung der Antifa Uck­er­mark). Eine Demon­stra­tion gegen dieses Haus käme ein­er Demon­stra­tion «gegen einen Hort demokratis­ch­er und selb­st­bes­timmter Jugen­dar­beit» gleich. 

 

Mar­i­nus Schöberl war am 12. Juli in Pot­zlow bru­tal mis­shan­delt und ermordet wor­den. Die Täter ver­gruben den Toten in ein­er ehe­ma­li­gen Jauchegrube auf einem früheren LPG-Gelände. Jugendliche aus Pot­zlow ent­deck­ten dort vor knapp zwei Wochen Leichen­teile. Als mut­maßliche Täter wur­den zwei 17-Jährige und ein 23-Jähriger festgenom­men. Die bei­den Jün­geren legten ein Geständ­nis ab. 

 

Kom­men­tar: Die Pot­zlow­er sind am Zug

 

(Andreas Wet­zel) Die Stim­mung ist aufge­heizt. Antifaschis­tis­che Grup­pen aus Berlin und Pren­zlau trom­meln für eine Demo an diesem Sonnabend in Pot­zlow, dem Ort des schreck­lichen Ver­brechens an Mar­i­nus Schöberl. 

 

In den Demo-Aufrufen wird Pot­zlow wie die ganze Uck­er­mark als brauner Sumpf dargestellt. Da stellt sich sog­ar die bran­den­bur­gis­che PDS — gewiss nicht im Ver­dacht, mit Recht­en zu sym­pa­thisieren — gegen die Berlin­er Genossen, die die Aktion mit organ­isiert haben. Ver­hin­dern wird das den Auf­marsch nicht, der auch zum Jugendzen­trum in Strehlow führen soll, in dem Opfer wie Täter verkehrt haben sollen. Das wird in Inter­net­foren der linken Szene bere­its als “Hitler­ju­gend-Zen­trum” beze­ich­net. Hof­fentlich eskaliert die Lage dort nicht. 

 

Und die Pot­zlow­er? Sie müssen auf­passen, dass ihr Entset­zen über die Tat nicht von anderen poli­tisch aus­geschlachtet wird. Dazu gehört allerd­ings auch, dass sie kün­ftig nicht mehr als nor­mal hin­nehmen, wenn ihre Dor­fju­gend kahlgeschoren und in Springer­stiefeln frem­den­feindliche Parolen von sich gibt. Den Mord an Mar­i­nus müssen die Men­schen in Pot­zlow in erster Lin­ie allein verarbeiten. 

 

Wis­chnath: Frem­den­feindlichkeit ist im Land “fast nor­mal” — Und die meis­ten Men­schen schauen weg

 

Pots­dam (ddp-lbg). Ras­sis­mus und Frem­den­feindlichkeit sind in Bran­den­burg nach Ansicht des Gen­er­al­su­per­in­ten­den­ten Rolf Wis­chnath weit­er­hin an der Tage­sor­d­nung. Pöbeleien, Belei­di­gun­gen, per­ma­nente Diskri­m­inierung und tätliche Über­griffe seien in den Städten und Dör­fern «fast nor­mal», kri­tisierte der Vor­sitzende des Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit am Fre­itag in Pots­dam. Bran­den­burg habe die Sit­u­a­tion noch nicht im Griff. Zudem wür­den die meis­ten Men­schen wegse­hen und schweigen. 

 

Je mehr sich recht­sex­treme Ide­olo­gien in den Köpfen fest­set­zten, desto größer werde «die Gefahr der bru­tal­en Aus­gren­zung der­jeni­gen, die da nicht hinein­passen». Dies habe der Mord an Mar­i­nus Schöberl in Pot­zlow gezeigt. Zwis­chen den Mördern des 17-Jähri­gen und der NPD gebe es eine «Schnittmenge», den Recht­sex­trem­is­mus mit sein­er Ablehnung des Frem­den und sein­er Ide­olo­gie von der Ungle­ich­w­er­tigkeit der Men­schen, betonte Wischnath. 

 

Es wäre allerd­ings zu kurz gesprun­gen, den Mord in Pot­zlow nur unter dem Aspekt des Recht­sex­trem­is­mus zu sehen. Eben­so spiele seel­is­che Ver­wahrlosung der Täter eine Rolle. Ein Ver­fall der Werte sei über­all in Europa erkennbar, betonte Wis­chnath. Kon­flik­te wür­den «mit größter Selb­stver­ständlichkeit» mit Gewalt gelöst. Am häu­fig­sten komme Gewalt in Fam­i­lien vor. Men­schliche Beziehun­gen schienen immer häu­figer durch Macht und Gewalt statt Liebe und Zunei­gung geprägt zu sein. 

 

Das Prob­lem Recht­sex­trem­is­mus dürfe nicht auf gewalt­bere­ite Jugendliche reduziert wer­den, forderte Wis­chnath. Die Beschränkung auf diese Gruppe führe dazu, dass sich die meis­ten Bürg­er zurück­lehn­ten und glaubten, damit nichts zu tun zu haben. Der Aus­gangspunkt liege jedoch nicht bei den jun­gen Straftätern, son­dern komme aus der Mitte der Gesellschaft. 

 

Die Stim­mung in Bran­den­burg habe sich in den ver­gan­genen Jahren allerd­ings verän­dert, betonte Wis­chnath. Wer offen­siv gegen Diskri­m­inierun­gen von Mit­men­schen auftrete, könne inzwis­chen auf Unter­stützung hof­fen und erlebe nicht mehr nur betretenes Wegse­hen oder heim­liche Schaden­freude. In den Kom­munen gebe es inzwis­chen rund 150 Koor­di­na­toren gegen Gewalt und Frem­den­feindlichkeit. Zudem hät­ten sich lokale Ini­tia­tiv­en gebildet.

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Rechte Parolen an der Schulwand

Anger­münde (os) Mit Hak­enkreuzen und recht­en Parolen wurde am ver­gan­genen Woch­enende die Gesamtschule “Ehm Welk” in Anger­münde beschmiert. In der Nacht von Sonnabend zu Son­ntag hat­te der Wach­schutz die großflächi­gen Sym­bole und “Heil-Hitler”-Schriftzüge ent­deckt und die Polizei alarmiert.
Die Täter waren mit Bauschaum vorge­gan­gen und besprüht­en damit vor allem die Türen des Schul­ge­bäudes. Außer­dem verklebten sie auf gle­iche Weise absichtlich die Schlöss­er des Haus­es. Auch an einem in der Nähe park­enden Pkw von Anwohn­ern wur­den Beschädi­gun­gen fest­gestellt. Die Polizei nahm noch in der Nacht die Ermit­tlun­gen wegen Ver­wen­dung ver­fas­sungs­feindlich­er Sym­bole auf. Nach Angaben von Polizeis­prech­er Burkhard Heise laufen die Unter­suchun­gen des Kom­mis­sari­ats für beson­dere Delik­te auf Hoch­touren. Ein
Tatverdächtiger ste­ht noch nicht fest. “Der Haup­tansatz ist wahrschein­lich im Schul­bere­ich zu suchen”, so Burkhard Heise. “Es kön­nte sich dur­chaus um einen Racheakt oder ähn­lich­es han­deln.” Das ver­mutet auch Schulleit­er Frank Bretsch, der noch in der Nacht gemein­sam mit dem Haus­meis­ter ver­suchte, die Türen zu reini­gen. “Ich denke, dass es sich bei den üblen Schmier­ereien um eine Reak­tion auf schulinterne
Fes­tle­gun­gen und Geset­zlichkeit­en han­delt, die alles, was mit rechts- oder link­sex­tremen Ein­stel­lun­gen zu tun hat, unterbinden sollen.” So sei beispiel­sweise das Tra­gen von Armeek­lei­dung und Springer­stiefeln generell ver­boten. In diesem Jahr habe es noch keine Auseinandersetzungen
dies­bezüglich gegeben. Der Vor­fall wurde bere­its unter den Lehrern aus­gew­ertet. “Wir wer­den von unserem Weg, dass Poli­tik außer im Fach poli­tis­che Bil­dung, nichts in der
Schule zu suchen hat, nicht abge­hen”, so Frank Bretsch. Auch mit den Schülern wolle man bei Bedarf sprechen. 

In der Nacht von Mon­tag zu Dien­stag taucht­en in der See­len­binder­straße in Anger­münde an ein­er Hauswand eben­falls zwei mit Krei­de ange­brachte Hak­enkreuze auf. Ob ein Zusam­men­hang zwis­chen bei­den Straftat­en beste­ht, kann zum gegen­wär­ti­gen Zeit­punkt nicht gesagt wer­den. Die Polizei bit­tet eventuelle Zeu­gen, sich auf der Anger­mün­der Wache zu melden.

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Potzlow ist überall!

Dem recht­en Kon­sens entgegentreten!

 

Mit großer Trauer haben wir vom grausamen Tod des 16- jähri­gen M.S. aus Ger­swalde erfahren müssen. Unsere Anteil­nahme gilt den Fre­un­den und Angehörigen.


In unsere Trauer mis­cht sich aber auch Wut!
Wut über eine erneute recht­sex­treme Gewalt­tat in der Uck­er­mark. Es hätte jeden tre­f­fen kön­nen und es hat schon viel zu viele getrof­fen, die nicht in das Welt­bild der selb­ster­nan­nten Her­ren­men­schen passen. 

 

Wir sind wütend darüber wie wenig in der Uck­er­mark bis heute die Nor­mal­ität recht­sex­tremer Dom­i­nanz wahrgenom­men, geschweige denn in Frage gestellt wird. Eigentlich sind die Orte beliebig auswech­sel­bar: Dede­low, War­nitz, Gollmitz, Grünow, Pin­now, Brüs­sow, … Pot­zlow. Es wun­dert uns auch nicht, das wieder ein­mal ein Dorffest Aus­gangspunkt der schreck­lichen Gewalt­tat war. Solche Dorf- und Stadt­feste sind in der Uck­er­mark fast über­all “No go areas” für Fremde, Flüchtlinge oder linke Jugendliche, ohne das dies die Ver­ant­wortlichen interessiert. 

 

Es macht uns wütend, wenn in der gle­ichen Woche, in der diese Tat bekan­nt wurde, der Innen­min­is­ter des Lan­des Bran­den­burg, Schön­bohm, in einem Inter­view mit der recht­sex­tremen “Jun­gen Frei­heit” von einem Zusam­men­hang zwis­chen “Dem Kampf gegen Rechts” und der Zahl recht­sex­tremer Gewalt­tat­en faselt- Engage­ment gegen Recht­sex­trem­is­mus befördert also solche Tat­en!? Es ist dieses gesellschaftliche Kli­ma von Igno­ranz, Ver­harm­lo­sung, Intol­er­anz und Ras­sis­mus, in dem immer neue Täter­gen­er­a­tio­nen über­all in der Uck­er­mark aufwach­sen und sich als Teil des gesellschaftlichen Kon­sens fühlen können.
Nicht zulet­zt fra­gen wir uns, was noch passieren soll, damit Jugend­poli­tik in der Uck­er­mark endlich aufhört, “die Jungs von der Strasse holen zu wollen” und sie zu akzep­tieren, statt sich mit ihnen auseinan­derzuset­zen und jugend­kul­turelle Alter­na­tiv­en zu fördern. 

 

Wir wollen Trauer, Entset­zen und Wut Raum geben und laden deshalb alle AntifaschistIn­nen der Region ein

 

Sam­stag, 30.11.2002

13.00 Uhr Kundge­bun­gen in Pot­zlow und Strehlow (Tre­ff­punkt in Potzlow)

15.00 Uhr Demon­stra­tion in Pren­zlau (Tre­ff­punkt am Bahnhof)

 

Dem recht­en Kon­sens ent­ge­gen­treten! Für eine antifaschis­tis­che Jugendkultur!

 

Son­der­seite zum Mord

Anreise von Berlin aus

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Potzlow: Gleichgültige Mitwisser

Das kleine Pot­zlow in der Uck­er­mark ist ein unwirtlich­er Ort. Für die näch­sten Jahre jeden­falls wird es als solch­er gel­ten. Wo ein Jugendlich­er nur wegen sein­er Haar­farbe und sein­er Klei­dung bes­tialisch gefoltert, grausam ermordet und anschließend in ein­er Jauchegrube ver­schar­rt wird, kann die Welt nicht in Ord­nung sein. 


Was wie ein vorschnelles Urteil oder nach Schwarz-Weiß-Malerei klin­gen mag, besitzt tat­säch­lich eine viel größere Dimen­sion. Denn im Dorf müssen weit mehr als nur die drei Täter, die nun in Unter­suchung­shaft sitzen, von dem unfass­baren Geschehen in jen­er Juli­nacht gewusst haben. 

 

Die Auseinan­der­set­zung begann immer­hin in ein­er Woh­nung, in der sich weit­ere fünf bis sechs Gäste aufge­hal­ten hat­ten. Auf dem Weg von der Ortsmitte zum früheren Schweinestall müssen auch andere Ein­wohn­er die drei Peiniger mit ihrem Opfer gese­hen haben. Es ist kaum vorstell­bar, dass just an diesem Abend die aller­meis­ten Dorf­be­wohn­er mit den Hüh­n­ern ins Bett gegan­gen sind: Es war der Tag des Dorffestes. 

 

Die bit­tere Schlussfol­gerung liegt auf der Hand. Selb­st als die Polizei das Dorf auf der Suche nach dem ver­mis­sten Jugendlichen durch­suchte, schwiegen die Mitwiss­er. Erk­lärun­gen dafür sind schwierig. Angst vor dem recht­sradikalen Mob kön­nte es gewe­sen sein, pure Gle­ichgültigkeit, Abges­tumpftheit aber auch. 

 

Die Trauer, die im Dorf nach der Ent­deck­ung der Leiche bish­er zu erken­nen war, ist kaum als uner­messlich zu beze­ich­nen. Eine von Kon­fir­man­den mit Zetteln bek­lebte alte Obstk­iste und ein paar Kerzen vor dem Tor zum Schweinestall waren für kurze Zeit die einzi­gen Zeichen fürs Entset­zen im Ort. Keine Blu­men, keine Bilder, erst zum Trauer­gottes­di­enst am Toten­son­ntag ein selb­st­gez­im­mertes Kreuz. Als mehrere antifaschis­tis­che Grup­pierun­gen von außer­halb Demon­stra­tio­nen ankündigten, wur­den die Ein­wohn­er wach – und lehn­ten sich dage­gen auf. 

 

Die Poli­tik­er macht­en einen großen Bogen um Pot­zlow: kein Bun­destagsab­ge­ord­neter ließ sich blick­en, auch kein Bildungs‑, kein Innen- und kein Sozialmin­is­ter. Die junge Jus­tizmin­is­terin schaute im Dorf mal kurz vor­bei. Selb­st Min­is­ter­präsi­dent Platzeck, son­st immer schnell an den wichtig­sten Orten des aktuellen Geschehens und eigentlich doch sen­si­bel genug, erschien erst zum gestri­gen Gottes­di­enst in Potzlow. 

 

Offen­sichtlich sollte der Ruf Bran­den­burgs durch die Aufmerk­samkeit der Medi­en nicht noch zusät­zlich beschädigt wer­den. Dazu passt das Inter­view des Innen­min­is­ters mit der recht­en Zeitschrift „Junge Frei­heit“. In diesem Kli­ma flack­ert die Empörung über eine solche recht­sradikale Tat nur kurz auf. Pot­zlow muss mit seinem Makel noch lange leben. Vielle­icht gar nicht zu Unrecht.

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Potzlow: Mutmaßliche Mörder gehören zur Nazi-Szene


An den Wän­den hän­gen Fototafeln mit Bildern von Hitler, Frontsol­dat­en und Nazi-Größen. Im CD-Regal liegen Auf­nah­men mit frem­den­feindlichen Inhal­ten und über dem Ses­sel hängt ein T‑Shirt mit Hak­enkreuz, SS-Runen und der Auf­schrift „Gegen Lings”. Schon vor eini­gen Wochen stieß die Polizei bei der Durch­suchung des Zim­mers vom 17-jähri­gen Mar­cel Sch. aus Pot­zlow in der Uck­er­mark auf zahlre­iche der­ar­tige Uten­silien. Damals ahn­ten die Beamten noch nichts von der schreck­lichen Tat, die bere­its am 12. Juli dieses Jahres in Pot­zlow geschehen war. Mar­cel Sch. soll damals zusam­men mit seinem sechs Jahre älteren Brud­er und dem 17-jähri­gen Sebas­t­ian E. den befre­un­de­ten Mar­i­nus S. aus dem Nach­bar­dorf Ger­swalde getötet und die Leiche in ein­er Jauchegrube ver­schar­rt haben.

 

„Am recht­sex­trem­istis­chen Hin­der­grund der Tat gibt es keinen Zweifel”, sagte der Lei­t­ende Ober­staat­san­walt Gert Schnittch­er in Neu­rup­pin. Nur weil das Opfer blondierte Haare und eine Hip-Hop-Hose trug, habe es ster­ben müssen. Der älteste der drei Täter wird von den Ermit­tlern sog­ar zum aktiv­en Kern der recht­en Szene in der Uck­er­mark zugerech­net. Erst kurze Zeit vor dem Mord in Pot­zlow hat­te er eine Gefäng­nis­strafe wegen Kör­per­ver­let­zung, Autodieb­stahl und Ver­wen­den von Nazi-Sym­bol­en abge­sessen. Vier Wochen nach der Tat über­fiel er einen afrikanis­chen Asyl­be­wer­ber dun­kler Haut­farbe. Seit­dem ist er wieder in Haft.

 

„Er muss bei ein­er Verurteilung wegen Mordes mit ein­er lebenslan­gen Haft­strafe rech­nen”, sagte Ober­staat­san­walt Schnittch­er. „Für die bei­den Jugendlichen ist das Straf­maß auf zehn Jahre begren­zt.“ Er schätzt die Zahl von aktiv­en Recht­sex­tremen zwis­chen Anger­münde, Pren­zlau und Schwedt auf etwa 30 bis 35 Per­so­n­en. Unberechen­bar seien aber die Mitläufer. Das 17-jährige Opfer von Pot­zlow wurde von seinen Peinigern auch als „Jude“ beschimpft. „Das hat in der recht­en Szene eine klare Bedeu­tung, näm­lich: Du hast kein Recht zum Leben”, erk­lärt Wol­fram Hülse­mann vom Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit. Dahin­ter stecke die Ide­olo­gie von der Ungle­ich­w­er­tigkeit der Men­schen. Als geistiger Kopf der recht­sex­tremen Jugend­szene gilt die NPD. Antifaschis­tis­che Grup­pen rech­nen bis heute einen Mord, der 1997 in der Nähe von Pot­zlow geschah, der recht­en Szene zu. Ein Sozialar­beit­er war mit einem Base­ballschläger erschla­gen wor­den. Das Gericht stellte keinen recht­sex­tremen Hin­ter­grund fest, son­dern einen „Stre­it unter zwei Män­nern unter Alko­hole­in­fluss mit tödlichem Ausgang“.

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Berliner PDS-Mann ruft zur Demo in Potzlow auf

Pot­zlow (MOZ)


Antifa­-Grup­pen aus der Uck­er­mark und Berlin rufen als Reak­tion auf den grausamen Mord an dem 16-jähri­gen Schüler Mar­i­nus Schöberl zu ein­er Kundge­bung und Demon­stra­tion in Pot­zlow und Pren­zlau auf. Unter dem Mot­to „Pot­zlow ist über­all – dem Recht­en Kon­sens ent­ge­gen­treten” ist für den kom­menden Sonnabend ein Bus­ und Autokon­voi von Berlin in die Uck­er­mark geplant. Die Kundge­bung in Pot­zlow und Strehlow richte sich „gegen die akzep­tierende Jugen­dar­beit vor Ort”, die Demon­stra­tion in Pren­zlau „gegen die rechte Hege­monie sowie den alltäglichen Ras­sis­mus”, heißt es in dem Aufruf der Antifa Aktion Berlin. Anmelder der Kundge­bung ist allerd­ings nicht die Antifa, son­dern der Berlin­er Carsten Hüb­n­er, Mit­glied des PDS­-Bun­desvor­standes. Die Parteiba­sis im Land­kreis reagierte empört auf die geplante Demon­stra­tion. „Es ist der falsche Zeit­punkt und der falsche Ort für eine solche Demo”, stellte die PDS­-Kreisvor­sitzende Irene Wolff gestern fest. Unter­dessen bere­it­et sich die Polizei sich auf einen Großein­satz vor. Es wird mit mehreren hun­dert Teil­nehmern gerechnet.

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Potzlow ist überall

Am 12.7. diesen Jahres wurde der 16jährige Mar­i­nus im bran­den­bur­gis­chen Pot­zlow von drei recht­sradikalen Schlägern zu Tode gefoltert und anschließend in ein­er Jauchegrube ver­schar­rt. Mar­i­nus musste ster­ben, weil er Hiphop-Hosen und blondierte Haare trug, schreiben zumin­d­est die Zeitun­gen, alle sind entset­zt — jetzt.
Entset­zt sind auch wir… Über­raschend aber ist dieser Mord nicht.


Schließlich war Mar­i­nus nicht das erste Opfer neo­faschis­tis­ch­er Gewalt in dieser Region.Schließlich fol­gten die Täter ein­er Logik, die kon­sti­tu­ierend ist für diese Gesellschaft: der kap­i­tal­is­tis­chen Ver­w­er­tungslogik. Der Logik, dass nur weit­erkommt, wer stärk­er ist, dass es nüt­zlich­es und unnützes Leben gibt, dass Konkur­renz das Geschäft belebt und jed­er das bekommt, was er verdient.
Mar­i­nus war lern­be­hin­dert. Wieviel ver­di­ent jemand, der mit 16 noch auf dem durch­schnit­tlichen Entwick­lungs­stand eines 11jährigen steht? 

 

Wieviel nützt jemand, der wahrschein­lich niemals richtig schreiben und lesen kann? Mar­i­nus musste ster­ben, weil er schwäch­er war und ver­meintlich weniger wert als andere. Er musste ster­ben, weil er Nazi-Schläger traf, die die gesamt­ge­sellschaftlich verin­ner­lichte und akzep­tierte kap­i­tal­is­tis­che Ver­w­er­tungslogik gnaden­los kon­se­quent durchsetzten. 

 

Die Region Uck­er­mark ist seit Jahren eine Hochburg für Recht­sradikale. Bere­its vo 5 Jahren, im August 1997 wurde im 500-Ein­wohn­er-Dorf Pot­zlow ein faschis­tis­ch­er Mord verübt. Damals schlu­gen 5 Nazis einen Sozialar­beit­er mit Eisen­stan­gen tot. Als Beloh­nung erhielt das Nach­bar­dorf Strehlow ein Jugendzen­trum und eine Sozialarbeiterstelle.
Das Konzept: akzep­tierende Jugend­sozialar­beit. Heute heißt das „ offene Jugen­dar­beit“ und meint lediglich, dass Nazis nicht mehr expliz­it gefördert, son­dern ein­fach nur toleriert wer­den. Nicht ohne Grund ist das Jugendzen­trum Strehlow mit­tler­weile Anlauf­punkt für Nazis aus der gesamten Region. Auch zwei der Mörder von Mar­i­nus verkehrten dort regelmäßig. Und während Mark­t­plätze, Tankstellen und Dorffeste in der Region seit Jahren „no-go-areas“ für Migran­tInnen, Obdachlose, Punks usw darstellen, unter­hält sich Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm mit der recht­sex­tremen Zeitung „Junge Frei­heit“ und erk­lärt bei dieser Gele­gen­heit, Proteste und Aktio­nen gegen Nazis stärk­ten diese nur. Während regelmäßig Men­schen tot­geschla­gen wer­den, kürzt die Lan­desregierung die För­der­mit­tel für alter­na­tive und antifaschis­tis­che Pro­jek­te und Ini­tia­tiv­en. Tol­er­antes Bran­den­burg heißt nichts anderes als gle­ichgültiges Wegse­hen, heim­lich­es bis offenes Ver­ständ­nis für ras­sis­tis­che und faschis­tis­che Schläger und dauern­des Ent­poli­tisieren recht­sradikaler Straftaten. 

 

Antifa Aktion Berlin am 26.11.02

 

Die deutschen Zustände angreifen

Pot­zlow ist überall!

 

Demo: Sa, 30.11.02

13 Uhr Kundge­bung in Pot­zlow /Strehlow gegen die akzep­tierende Jugen­dar­beit vor Ort 

 

15 Uhr Demon­stra­tion in Pren­zlau gegen die rechte Hege­monie sowie dem alltäglichen Rassismus 

 

Busse ab Berlin: 11.00 Uhr ab S‑Bhf Hein­ers­dorf, P&R Platz Bus­fahrkarten: Buch­laden Schwarze Risse — Mehring­hof Berlin. Mit der Bahn zur Demo nach Pren­zlau 12.45 Uhr Ostbahnhof 

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»Dem rechten Konsens entgegentreten«

Um nicht als »braunes Nest« abgestem­pelt zu wer­den, müssen die Ein­wohn­er von Pot­zlow in Zukun­ft wohl einiges tun, was über die Beteuerun­gen, es gebe doch kaum Rechte im Ort, hin­aus­ge­ht. Schließlich gab es in Pot­zlow vor fünf Jahren, am 24. August 1997, schon ein­mal einen Mord, an dem fünf Neon­azis beteiligt waren. Sie schlu­gen einen Sozialar­beit­er auf offen­er Straße mit Base­ballschlägern tot. 


An dem Schweige­marsch zu dem Ort, an dem der Leich­nam von Mar­i­nus Schöberl Anfang ver­gan­gener Woche gefun­den wurde, nah­men am Son­ntag mehrere hun­dert Ein­wohn­er von Pot­zlow teil. Der bran­den­bur­gis­che Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) sprach vor Ort mah­nende Worte, Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm machte der­weil die all­ge­meine Ver­wahrlosung der Fam­i­lien für die Tat ver­ant­wortlich. Der 17jährige war am 12. Juli von drei Ange­höri­gen der recht­en Szene gequält und ermordet wor­den. Die jet­zt in Unter­suchung­shaft sitzen­den Täter gel­ten als Mit­glieder der örtlichen Neon­aziszene, der Älteste, Mar­co Sch., ist bere­its wegen eines Angriffs auf einen aus dem afrikanis­chen Sier­ra Leone stam­menden Mann vorbestraft. 

Junge Antifaschis­ten fühlen sich von der Tat beson­ders betrof­fen und wollen deshalb am Sam­stag nach Pot­zlow fahren. Unter dem Mot­to »Pot­zlow ist über­all – Dem recht­en Kon­sens ent­ge­gen­treten!« wollen sie darauf aufmerk­sam machen, daß bis heute in der Uck­er­mark und ander­swo die Nor­mal­ität recht­sex­tremer Dom­i­nanz ver­drängt wird. Erst im Mai diesen Jahres wurde in der bran­den­bur­gis­chen Stadt Witt­stock ein »Nicht­deutsch­er« von rechts­gerichteten Jugendlichen ermordet. Zur Demon­stra­tion rufen neben dem Bran­den­burg­er Vere­in »Pfe­fer & Salz« auch die Antifaschis­tis­che Aktion Berlin (AAB) und die Antifa Uck­er­mark auf. Die AAB schreibt, man wolle »Wut und Wider­stand dor­thin tra­gen, wo seit Jahren Men­schen ihr Ander­s­sein oder ihr Ander­sausse­hen mit dem Leben bezahlen müssen«. Der nordöstliche Teil Bran­den­burgs sei eine »Hochburg recht­sradikaler Gewalt«. Die Antifa Uck­er­mar­ck betont gle­ichzeit­ig, es gehe »nicht um die Stig­ma­tisierung eines Ortes«. Den­noch wolle man vor Ort darauf hin­weisen, daß die Tat im »Kon­text des gesellschaftlichen Kli­mas« ste­he. Nicht zulet­zt frage man sich, »was noch passieren soll«, damit Jugend­poli­tik endlich aufhöre, rechte Jugendliche ein­fach »zu akzep­tieren, statt sich mit ihnen auseinan­derzuset­zen und jugend­kul­turelle Alter­na­tiv­en zu fördern«. 

* 30. Novem­ber, 13 Uhr, Kundge­bun­gen in Pot­zlow (Dorf­s­traße) und Strehlow; 15 Uhr Demon­stra­tion in Pren­zlau (Tre­ff­punkt am Bahnhof).Infos: www.inforiot.de

Inforiot