dpa Potsdam — Zur Bekämpfung rechtsextremistischer Tendenzen erhalten die Jugendämter in Brandenburg Lottomittel. Im laufenden Jahr seien dies insgesamt 100 000 Euro, die der Umsetzung des Handlungskonzepts «Tolerantes Brandenburg» dienen, antwortete Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage. In den Kreisen und kreisfreien Städten des Landes könnten die Jugendämter mit dem Geld Projekte unterstützen, die zum Abbau fremdenfeindlicher und rechtsextremer Einstellungen beitragen.
Jahr: 2002
dpa Potsdam — In Brandenburg lebten Ende vergangenen Jahres 48 804 Ausländer. Das entspreche einen Anteil von 1,9 Prozent an der Gesamtbevölkerung, antwortete Sozialminister Alwin Ziel (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage. 29 131 der ausländischen Mitbürger hätten eine Aufenthaltsbewilligung oder ‑befugnis. Seit 1991 nahm Brandenburg außerdem den Angaben zufolge 40 000 Spätaussiedler auf, von denen sich noch etwa 20 000 hier zu Lande aufhalten. Die übrigen zogen laut Ziel weiter in die alten Bundesländer.
ddp Potsdam — Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) würdigt die in 112 brandenburgischen Kommunen tätigen Sicherheitspartnerschaften. Diese Bündnisse zwischen Bürgern und der Polizei hätten in vielen Regionen dazu beigetragen, dass die Kriminalitätslage «spürbar entschärft» wurde, sagte Schönbohm auf eine parlamentarische Anfrage in Potsdam. Durch die Streifentätigkeit sei das «subjektive Sicherheitsgefühl» gestärkt worden.
Solche Partnerschaften gibt es dem Minister zufolge in allen Kreisen. Mit je zehn Sicherheitsbündnissen liegen Potsdam-Mittelmark und Dahme-Spreewald vorn.
300 in Rathenow
RATHENOW (Inforiot) Rund 300 Antifa nahmen an der Demo “Wegsehen war schon immer Scheiße — Nazistrukturen zerschlagen!” am Samstag teil. In Redebeiträgen prangerten unter anderem die Brandenburger Flüchtlingsinitiative und die JD/JL die Ignoranz der Lokalpolitik gegenüber der Naziszene an. Immer wieder kommt es in Rathenow zu Übergriffen von Rechten (Dokumentation siehe hier), hinzu kommt, dass kürzlich ein Vietnamese ums Leben kam, als er ohne augenscheinlichen Grund vor der Polizei flüchten wollte. Es wird gemutmaßt, dass der Tote ein Zigarettenhändler war, der Angst vor den Kontrollmethoden der Polizei hatte (Pressebericht).
Ein Demoteilnehmer warf — Gerüchten zufolge — mit Bierflaschen auf Rechte, die von einem Fenster aus die Demo beobachteten. Später kam es aufgrund dieses Vorfalls zu einer Festnahme. Schon weit am Anfang der Demo war die Polizei Richtung Lautsprecherwagen gestürmt — Anlass war das Abspielen eines Titels der Punkband Slime (“ACAB”). Der Demozug führte unter anderem an einem bekannten Rathenower Rechtentreff, der Kneipe “Don Promillos” vorbei, in der sich sichtlich viele Nazis aufhielten.
Hier ein ausführlicher Augenzeugenbericht aus www.indymedia.de:
Rathenow: 300 Linke auf der Strasse
Aus: Indymedia
In der brandenburgischen Kleinstadt Rathenow waren heute 300 Linke auf der Strasse, um gegen den rassistischen Normalzustand und die rechte Hegemonie zu demonstrieren.
Kleinbuerger schocken — am einfachsten durch Antifaarbeit in Brandenburg!!
Auf der Route, die einmal quer durch Rathenow und damit an diversen Orten vorbei, an denen Uebergriffe stattfanden lief, standen mehrfach Stiefelfaschisten und filmten, fotografierten, poebelten rum. Es gelang ihnen weder, die Demo anzugreifen ( wie sie es angekuendigt hatten) noch die Demonstrationsteilnehmenden auf dem Rueckweg abzufangen. Trotzdem ist damit zu rechnen, dass Linke, Nicht-Deutsche und Unangepasste in Rathenow in Zukunft noch mehr aufpassen muessen, da ihre Gesichter auf Videofilm sind.
Der erste Zwischenstopp der Route war die Nazikneipe Don Promillos, in der die Nazis Schulungen abhalten und von der aus schon mehrfach Angriffe ausgingen. Ein Vertreter der Antifaoffensive Westhavelland erzaehlte hier etwas ueber die krassesten Angriffe der letzten Zeit und die Organisationsstruktur der Nazis.
Auf dem Maerkischen Platz, auf dem letzten November 2 Sudanesen am hellichten Tage zusammengeschlagen wurden, ohne dass es irgendwen interessiert haette, hielt ein Vertreter der Fluechtlingsinitiative Brandenburg einen Redebeitrag, in dem er auf die diskriminierenden Sondergesetze fuer Fluechtlinge ( Residenzpflicht, Gutscheinsystem) aufmerksam machte und betonte, dass der Kampf gegen Rassismus & Nazis mit dieser Demonstration nicht zu Ende sein duerfe. Ein Vertreter der JungdemokratInnen/ Junge Linke Brandenburg analysierte die Kriminalisierung von Fluechtlingen und den Zusammenhang mit staatlichem Rassimus.
Die Endkundgebung fand auf dem Platz der Freiheit statt. Ein Vertreter der Antifaschistischen Aktion Berlin machte darauf auf die unheilige Allianz aus Politik, Medien, Buegern aufmerksam, die rassistische und neonazistische Gewalttaten verharmlosen oder verschweigen. Eine antifaschistische Gegenkultur tut Not!
Danach sprach eine Vertreterin der JungdemokratInnen/ Junge Linke Berlin, die dazu aufrief, sich klar gegen antisemitische Hetze, Rassismus und Geschichtsrevisionismus zu stellen, das reaktionaere roll-back zu verhindern.
Bei der Zwischenkundgebung wurde ein Teilnehmer der Demo verhaftet. Zur Stunde ist noch nicht bekannt, was mit ihm geschehen ist. Der EA Potsdam war geschaltet und wird den Fall hoffentlich weiterverfolgen.
Fazit: 300 Menschen sind fuer Rathenow ein voller Erfolg. Es reihten sich diverse Jugendliche spontan in die Demo ein, waehrend Buergers und Nazis dumm guckten, den Kopf schuettelten oder wilde Drohungen ausstiessen.
Klar: Es gibt kein ruhiges Hinterland!
Fuer eine emanzipatorische Jugendkultur in Rathenow und anderswo! Den historical backspin verhindern! Deutschland abschalten!
Antifaschistische Demonstration in Rathenow
Pressemitteilung der AOW
Am Samstag, dem 15.Juni 2002 fand in Rathenow eine antifaschistische und antirassistische Demonstration unter dem Motto „Wegsehen war schon immer Scheiße“ statt, an der sich ungefähr 300 Menschen beteiligten.
Begonnen hatte die Demonstration gegen 14.30 Uhr auf dem Dunckerplatz am Hauptbahnhof mit einem Redebeitrag der JungdemokratInnen/Junge Linke Rathenow zur allgemeinen Situation in der Stadt und ging dann von dort aus zu einem Treffpunkt der neonazistischen Kameradschaft „Hauptvolk“ in einer Gaststätte in der Großen Milower Straße. Hier wurde nun ein Redebeitrag von der ANTIFAOFFENSIVE WESTHAVELLAND gehalten, der über die üblen Machenschaften der rechtsextremen Szene berichtete, die von diesem Treffpunkt ausgehen, und mit der Forderung nach der Schließung dieser Einrichtung endete.
Anwesend waren auch ungefähr 20 Rechtsextremisten aus dem Raum Rathenow und Premnitz die sich in ihrem Treff unter polizeilichen Schutz verschanzt hatten. Zu einer Eskalation kam es aber nicht.
Der Demonstrationszug zog weiter friedlich durch die Stadt und stoppte erst wieder auf dem Märkischen Platz, wo eine größere Zwischenkundgebung stattfand. Hier wurden zwei Redebeiträge gehalten.
Der erste Redebeitrag, von den JungdemokratInnen/Junge Linke Berlin und Brandenburg, richtete sich gegen die Abschiebe- und Asylpolitik der Bundesregierung, die immer wieder Todesopfer, insbesondere in der Abschiebehaft und an der Ostgrenze der BRD forderte und fordert.
Der zweite hier gehaltene Redebeitrag wurde von einem im Rathenower Asylbewerberheim lebenden Vertreter der Flüchtlingsinitiative Brandenburg gehalten. Hier wurde noch einmal auf die Lage der Flüchtlinge in der Stadt sowie auch bundespolitisch eingegangen. Die so genannte Residenzpflicht sowie das Chipkartensystem wurden als diskriminierend kritisiert.
Vom Märkischen Platz aus ging der Demonstrationszug weiter zum Platz der Freiheit , wo die Abschlußkundgebung mit weiteren Redebeiträgen der Antifaschistischen Aktion Berlin, der JungdemokratInnen/Junge Linke Berlin und Brandenburg sowie der Antifaschistischen Aktion Potsdam stattfand.
Alle Beteiligten Gruppen zeigten sich zufrieden mit der Demonstration. Auch die Vertreter der Rathenower Flüchtlinge waren sichtlich beeindruckt und freuten sich das so viele, vor allem junge Leute, ihr Engagement gegen den alltäglichen Rassismus hier und anderswo unterstützten.
Besonders wichtig war es aber, das den Leuten, die im Vorfeld die Demonstration als Randaleveranstaltung brandmarkten, der Wind aus den segeln genommen wurde.
Der Demozug blieb wie geplant friedlich.
ANTIFAOFFENSIVE WESTHAVELLAND
Der Aufruf für die Demo und die Presseartikel, die im Vorfeld erschienen, sind hier einsehbar.
Am 15.6 war es also mal wieder so weit. Was im Jahre 2000 mit einer spontanen Idee
begann, ist in Königs Wusterhausen nun schon zur Tradition geworden: das
antifaschistische Straßenfest “le monde est á nous — beats against racism”. Dieses
Jahr wurde es in einem breiten Bündnis, bestehend aus der
Antifa Gruppe Königs Wusterhausen [AGKW], der KAO, der Antifa Zeuthen, der Treptower
Antifa Gruppe [TAG], der Antifa Erkner, dem antifaschistischem Aufstand Köpenick,
dem Splirtz e.V. Brandenburg und der Horte Straussberg organisiert.
Geplant war einiges für diesen Tag. Neben dem obligatorischen Konzert am Abend gab
es unter anderem die Möglichkeit sich vom HipHop-Crack Björn Premium in die Kunst
des Freestyle einführen zu lassen oder sich mit Tipps und Tricks von Könnern an der
Spray-Dose zu versuchen.
Am Nachmittag gab es dann noch zwei Turniere der sportlichen Art: Volleyball und
(Tisch)Fußball. Anmelden konnte man sich dafür übers Internet oder direkt vor Ort.
Auch nach dem Turnier war das Volleyballfeld eigentlich nie leer. Wer wollte spielte
einfach ne Runde mit…
Daran konnte auch der zwischenzeitliche Nieselregen nix ändern. Die einen spannten
Schirme auf, die anderen ignorierten den kurzen Schauer — nach Hause ging deshalb
aber niemand 😉
Wer sich für das Thema “Nationalbefreite Zonen” interessierte, konnte sich gegen
16.00 Uhr im Videozelt bei einer Infoveranstaltung darüber informieren.
Open-Air-Konzi mit den Ruffians, Sunday Afternoon, Surfpoeten und Gush
Wie bei jedem “le monde” Festival fand auch dieses Jahr wieder das obligatorische
Open-Air-Konzert mit mehreren Live-Bands statt, bei dem eigentlich für jeden was
dabei gewesen sein müsste. Von Ska über Surf bis Alternative war alles dabei und die
Jungs von den Surfpoeten machten dem zweiten Teil ihres Namens volle Ehre und gaben
einige ziemlich coole Texte zum besten.
Immer wieder gern…
Wie auch in den letzten Jahren fand das Festival wieder recht großen Zuspruch. Viele
aus KW und Umgebung aber auch aus anderen Städten kamen, um bei schönem Wetter,
einem kühlen Drink und guter Laune die entspannte Atmosphäre zu genießen.
Schön war auch, dass sich viele an den zahlreichen Ständen über linke Politik und
praktische Antifa-Arbeit informierten. So erhielten wir zum Beispiel auch etliche
Anfragen von Jugendlichen, die sich antifaschistisch engagieren- und Antifa-Arbeit
mitgestalten wollen.
Abschließend können wir nur sagen, dass wir das “le monde est á nous” auch dieses
Jahr richtig cool fanden. Es hat allen Spaß gemacht und wird bestimmt nicht das
letzte sein!
Danke an alle die da waren!
Eure Antifa Gruppe Königs Wusterhausen [AGKW]
Auch die Bundeswehr ließ es sich nicht nehmen, bei der deutsch-polnischen Jugendmesse YOUNG LIFE in Frankfurt/Oder vertreten zu sein. Schließlich erwarteten die VeranstalterInnen und Schirmherr Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) bis zu 20000 Besucher. Bei so viel Frischfleisch, lässt sich sicher der ein oder andere RekrutInnen werben, dachten sich da olivgrünen KameradenInnen. So wurde mit ordentlich Kriegs-Spielzeug und einer trendy Bierkisten-Kletter-Aktion aufgefahren.
Einige BesucherInnen waren allerdings der Meinung, dass die Bundeswehr gar nicht so trendy ist. Zirka 20 Menschen zogen mit Trasparenten wie “fighting for peace ist like fucking for virginity” oder “Alle Soldaten sind Mörder” zum Stand der BW, wo zwischenzeitlich ein Panzer besetzt wurde. Den KameradenInnen gefiel das natürlich gar nicht, und sie riefen sich ein paar OrdnerInnen herbei. Dann durfte zwar nicht nicht mehr auf, aber wenigstens noch vor dem BW-Stand protestiert werden. Schließlich gehört zum trendy sein auch das demokratische Grundverständnis.
Leider änderten all das nichts daran, dass die Bundeswehr mit die meisten Leute anzog, besser besucht war nur noch die Skateboard-Show und eine Netzwerkparty.
Es ist schön in Vetschau
Vetschau ist ein schönes Städtchen. Direkt an der Autobahn, bekannt für Gurken, Wurscht und Nazis. Beweis dafür boten die Vorkommnisse am 18.5.
Die örtliche Band Warndreieck, die bereits beim Laut gegen Rechte Gewalt-Konzi in CB auftrat, hatte zu diesem Tag ihre Anhängerschaft in den Proberaum geladen. Grund dafür war dicke Luft in der hiesigen Nasenszene, die bereits einige Wochen zuvor versucht hatte, eine Geburtstagsfeier zu sprengen.
Es kamen immerhin ca. 25 Leute, u.a. auch 2 Autos aus Guben. à Party à gegen halb 2 war die Mehrzahl der Gäste verschwunden und auch wir machten uns auf den Heimweg. Außer MEGA-Besuch und Bullen-Stippvisite wg. Ruhestörung waren keine Zwischenfälle zu verzeichnen. Kaum waren wir allerdings verschwunden, rückten zeitgleich 2 Feindgruppen an: Polizei und Nazis. Die Grünen mal wieder wg. angeblicher Lärmbelästigung und den Glazisten wollen wir mal keine bösen Handlungsabsichten unterstellen…
Jedenfalls war die Bullerei ausnahmsweise nicht deplaziert und kontrollierte die Personalien der Nazis; einen nahmen sie mit.
Wiederum einige Stunden später war der Proberaum leer, auch die Vetschauer waren gegangen. Die Nazis kamen wieder und bewarfen das Haus, in dem sich der Proberaum befindet, mit Brandsätzen. Wahrscheinlich dem arischen Intelligenzquotienten geschuldet (oder kiffen sie doch?), verfehlten sie jedoch das eigentliche Ziel und bewarfen eine ungenutzte Tür. Immerhin musste die Feuerwehr zum Löschen anrücken, größerer Schaden entstand nicht, am näxten Morgen fanden sich nur Brandflecke.
Noch mal Glück gehabt?
Der Brandanschlag auf die Band entspricht durchaus dem Empfinden der Spreewaldgemeinde. Wenige Tage nach dem Anschlag erreichte den Mieter eine Mahnung wegen “Verstosses gegen die Brandschutzverordnung”.
Anwohner beschweren sich seit längerem über den Raum, der nicht nur von Bandmitgliedern als Treffpunkt genutzt wird. Da werden Listen geführt, Telefonnummern erkundschaftet und es tauchen Vorwürfe über Lärmbelästigung durch abgespielte Musik auf, wenn nicht einmal eine Anlage vorhanden war u.v.a.m.
Das Ziel ist klar: Anwohner und Teile der Stadt wollen die Ansätze einer linken Subkultur vertreiben und ausgrenzen. In Vetschau regt sich der Beginn einer Gegenströmung zur rechten Alltags-Ideologie, die überall akzeptiert wird. Doch Unterstützung bekommen sie von seiten der Stadt nicht. Dort findet man ihre Idee ja ganz gut, aber konkrete Angebote können sie nicht machen. Die Vetschauer brauchen einen Treffpunkt als Ausgangspunkt für Aktionen und Kommunikation. Aber niemand will sie haben. Das ist wie mit den Müllcontainern…
Mehr zu Vetschau: hier
Dieser Artikel stammt aus dem monatlich erscheinenden Gubener Zine La Tique
Aktion Analyse nähert sich dem Ende
Der antirassistische Jugendwettbewerb “Aktion Analyse” — am 1. September 2001 vom antirassistischen Jugendbündnis “Aktion Noteingang ins Leben gerufen — findet am 1. Juli mit der Präsentation der Ergebnisse und der Prämierung der Gewinner seinen Abschluß. “Aktion Analyse” ist die Nachfolgekampagne der “Aktion Noteingang”, bei der nicht das Öffentlich- und Transparentmachen von Rassismus im Vordergrund steht, sondern Aktionen, die dagegen stattfinden.
Jugendgruppen aus 11 Brandenburger Städten haben sich an dem Wettbewerb “Aktion Analyse” beteiligt und werden ihre Ergebnisse am
1.Juli in Frankfurt/Oder im Rathaus um 11 Uhr
präsentieren. Neben einer ausführlichen Darstellung der Situation in den verschiedenen Städten werden die unterschiedlichsten Aktionen, die durch lokale Jugendgruppen gegen Rassismus entwickelt und durchgeführt wurden, präsentiert. Darüber hinaus gibt es Filmpremieren von Kurzfilmen, die im Rahmen der “Aktion Analyse” angefertigt wurden sowie eine Ausstellung. Die einzelnen Gewinner werden durch die Laudatoren Anetta Kahane (Amadeu Antonio Stiftung), Gerhard Diefenbach (Aachener Friedenspreis) und Birgit Rommelspacher (Sozialwissenschaftlerin) gewürdigt.
WITTSTOCK. Das Spätaussiedlerheim liegt mitten im Wald an einer unbefestigten Straße in Alt Daber, einem Ortsteil von Wittstock (Ostprignitz-Ruppin). In dem alten dreigeschossigen Haus, in dem einst Lehrlinge untergebracht waren, leben 30 Russlanddeutsche. Der Heimleiter ist gerade im Urlaub. Und so sind die Leute unter sich. Kajrat, sagt eine ältere Frau, sei ein guter Junge gewesen. “Den haben sie einfach totgeschlagen.” Doch dann schweigt sie. Sie wolle nichts sagen. “Besser nicht.”
Ganz in der Nähe ist es passiert. Dort ist der 24-jährige Kajrat Batesow in der Nacht zum 4. Mai überfallen worden. Der Spätaussiedler wurde niedergeschlagen, mit einem Feldstein wurde ihm der Brustkorb zertrümmert. Die Staatsanwaltschaft geht von einem fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat aus, auch wenn die Tatverdächtigen bisher nicht als Rechte bekannt gewesen sind.
Seit dieser Bluttat reißt die Welle der Gewalt in Wittstock nicht ab. Rechte Schläger überfallen Spätaussiedler. Die wiederum rächen sich und verprügeln vermeintliche Rechte. “Die Stadt hätte der Spirale der Gewalt nicht aus eigener Kraft Einhalt gebieten können”, sagt Bürgermeister Lutz Scheidemann (FDP) am Donnerstagabend. Und so ist er “dankbar dafür”, dass die Landesregierung ein Krisentreffen initiiert hat. Denn bisher sei die Stadt alleine gelassen worden. “Außer ein paar guten Ratschlägen kam da nichts”, sagt Scheidemann.
An diesem Abend sind Vereine gekommen, die Ausländerbeauftragte ist da und die Toleranzbeauftragte. Ein Vertreter der rund 400 in Wittstock lebenden Russlanddeutschen fehlt. “Es ist schwer, an sie heranzukommen”, sagt Scheidemann. Daher soll demnächst eine Selbstvertretergruppe der Spätaussiedler ins Leben gerufen werden.
Innenstaatssekretär Eike Lancelle macht an diesem Abend deutlich, was das Problem dieser Stadt ist. “Die NPD spielt in Wittstock die verhängnisvolle Rolle des Brandstifters”, sagt er. Die Wittstocker dürften dies nicht länger tolerieren. Immerhin gebe es schon ein Menschenleben zu beklagen.
In Wittstock gibt es nach Ansicht Lancelles eine gut organisierte rechte Szene. 25 Rechte sind bekannt, 17 davon werden als gewaltbereit eingeschätzt. “Der Verfassungsschutz wird diese Leute weiter stark beobachten”, sagt er. Zudem werde die Polizeipräsenz verstärkt, solange es notwendig sei, versichert Lancelle. Der Schutzbereich müsse nicht fürchten, dass Beamte im Zuge der Polizeireform für den Aufbau der Autobahnpolizei abgezogen werden. Die 15-köpfige Soko Tomeg Nord (Täterorientierte Maßnahmen gegen extremistische Gewalt), die sich um potenzielle Täter der rechtsextremen Szene in Wittstock und Umgebung kümmert, bleibt in der gleichen Stärke erhalten. “Vielleicht wird sie sogar aufgestockt”, sagt Lancelle.
Bürgemeister Scheidemann, der seine Stadt nicht in der rechten Ecke sehen will, sagt, er wolle versuchen, sowohl mit den Spätaussiedlern als auch mit den Rechten ins Gespräch zu kommen. “Damit wir hier erst einmal einen Burgfrieden haben”, sagt er.
Erste Gespräche mit den Russlanddeutschen sind bereits geplant. “Sie öffnen sich langsam und berichten über den Rassismus, den sie täglich erleben”, sagt Brandenburgs Ausländerbeauftragte Almut Berger. Die Repressalien fingen schon in der Schule an. “Kinder drangsalieren dort Kinder. Das darf nicht sein”, sagt Berger.
Für die Familie von Kajrat kommen alle Vorschläge, die Situation der Russlanddeutschen zu verbessern, zu spät. Sie will weg aus Brandenburg und zu Verwandten nach Baden-Württemberg ziehen. Dort ist auch Kajrat begraben worden.
XII. lacoma dorffest
lacoma, ein´kleines dorf am stadtrand von cottbus sollte schon vom ddr-braunkohlenkombinat für tot erklärt werden. doch das schon einmal leergezogene dorf wurde neu besiedelt. was 1992 als besetzung begann,ist inzwischen durch nutzungsverträge legalisiert. der lacoma-verein, der mehrere höfe nutzt, setzt sich für den erhalt des dorfes und des wertvollen teichgebietes ein. doch schon im nächsten jahr will die laubag einen teil des dorfes abreissen lassen.
widerstand zwecklos? nein!
Programmübersicht
Freitag, 28.Juni
* ab 17:00 Uhr Anreise der Zeltcamp-Gäste
* 20:00 Uhr Wanderung zum Unkenkonzert
* 21.00 Uhr Konzert
Die Kolporteure
Roter Mohn (Ex-Skeptiker): Caruso-Punk
Sonnabend 29.Juni
* ab 10:00 Uhr Handwerks- und Infostände
Schmied, Imker, Korbflechter,Werkzeug und Musik aus der Steinzeit,…
Holzbildhauersymposium “Grenzenlos für die Lausitz”
mit deutschen, polnischen und wendischen Künstlern
* 10:30 Uhr geführte Wanderungen
Dorf, Teichlandschaft und Tagebau
* 12:00 Uhr Märchenstunde
für Kinder jeden Alters
* 13:00 Uhr Easdale — eine Insel kommt zurück
Vortrag und Diskussion mit Lars Scharnholz
* 14:00 Uhr Ist Lacoma noch zu retten?
Podiumsdiskussion
* 17:00 Uhr Ein kleiner Matrose
Vorstellung des Jugendklub Theaterlabor
* 18:00 Uhr Holzskulpturen-Versteigerung
* 20:00 Uhr Reibeisen und Wimmerman
Kokainkabarett / Randgruppenrock aus Berlin
omberg & Schlausz und di Grisn allstars
Klezmerfolkrockpunkreggaepolkajazz
Sonntag 30.Juni
* 11:00 Uhr — Muggefug goes Lacoma
…und zeigt nen Film (Casablanca)
weiteres unter www.lacoma.de oder mailt an
lacoma@lacoma.de.
veranstalter: lacoma e.v. | lacomaer dorfstrasse 12 | 03053 cottbus