Frankfurt (O.) — Mehr als ein Jahr nachdem der Jordanier Issam A. in Frankfurt (O.) auf dem Hauptbahnhof von zwei rechtsgerichteten Schlägern über die Gleise gehetzt worden ist, müssen sich die Täter seit gestern vor dem Amtsgericht Frankfurt (O.) verantworten. Ankläger Ulrich Scherding wirft
Marcel G. (20) und Enrico F. (20) vor, ihr 26-jähriges Opfer über den Bahnhof gehetzt und anschließend verprügelt zu haben. Besonders bitter: Issam A. wollte eigentlich nach Frankfurt am Main, war am Berliner Bahnhof Zoo jedoch in den falschen Zug gestiegen. Vor Gericht bestritten die beiden gestern zunächst, den Jordanier geschlagen zu haben. Marcel G. sagte, er habe A. versehentlich geschubst.
Monat: Februar 2004
“Nazis sind doof!”
Infoveranstaltung und Party in Erkner
Freitag, 5. März 04, ab 19 Uhr
Jugendclub am Dämeritzsee
“Nazis in Erkner — Kein Problem?!”
Aufgrund zunehmender Aktivitäten und Übergriffen von Nazis in Erkner und Umgebung haben wir uns entschlossen dem nicht länger zuzusehen. Wir wollen die Strukturen und Strategien der Nazis beleuchten und mit Euch über über mögliche Gegenstrategien diskutieren. Wir wollen auch über die staatlichen Programme gegen “Rechts”, deren Ergebnisse und deren Glaubwürdigkeit reden.
Als Gesprächsparttner eingeladen sind:
Antifa Pressearchiv
Plattform gegen Rechts
Antifa Erkner
Anschliessend wollen wir mit euch noch Spass haben und Party machen.
Ab 21 Uhr gibts dann (bei gutem Wetter) Burger vom Grill, Mucke von
Tonkabinett (Jazz, Dub, Reggae) aus Berlin, Natural Mystic Soundsystem (Reggae, Ragga, Dancehall) und Special Guests.
Eintritt ab 21 Uhr 2 Euro. Wer um 19 Uhr kommt zahlt nix. Müll bleibt draussen — no Racists, Sexists, Homophobes.
Ort
Jugendclub am Dämeritzsee
Hessenwinklerstr.(neben der Polizeiwache)
Erkner
Gregor Voehse, Sozialarbeiter beim Diakonischen Werk in Potsdam und Mitglied der AG Fanprojekte, ist seit 2001 als Fanbetreuer des Fußballvereins SV Babelsberg 03 tätig. Der 42-Jährige war in Schönberg Augenzeuge, als die mecklenburgische Polizei nach dem Zünden von Rauchbomben und Fackeln durch einige SVB-Fans mit aller Härte durchgriff und 36 Anhänger in Gewahrsam nahm. Mit Voehse sprach MAZ-Redakteur Jens Trommer.
Wie haben Sie die Vorfälle in Schönberg erlebt?
Voehse: Die Reaktion der Polizei war völlig übertrieben und ist letztlich die Folge mehrfachen Versagens der Ordnungshüter. Zum einen hätten szenekundige Beamte wissen müssen, dass ein derartiges Polizeiaufgebot wie in Schönberg von den Fans, gerade aus der linken Szene, immer als Provokation angesehen wird und dies nur zur Eskalation beiträgt. Dann haben die Ordner im Stadion versagt. Die Pyrotechnik hätte gar nicht auf die Traversen kommen dürfen.
Doch gezündet haben ein paar Unverbesserliche aus dem Babelsberger Block. Hätten sie es nicht besser wissen müssen?
Voehse: Die Pyro-Aktion, die da gelaufen ist, war schon heftig und diejenigen wussten auch, was sie tun. Dies rechtfertigt aber nicht den Polizeieinsatz, bei dem wahllos 60 Leute abgedrängt und verhaftet worden sind. Normalerweise benötigt die Polizei nach Auswertung der Videos eine halbe Stunde, um den vermeintlichen Täterkreis herauszufinden. In Schönberg wurde willkürlich verhaftet.
Leben Fußballfans gefährlich?
Voehse: Auf alle Fälle ja. Der Deutsche Fußball-Bund geht, wohl mit Blick auf die WM 2006, gegen Fans unglaublich rigide vor. Jede Form der Ausgrenzung ist erlaubt. Wer sich als Fan outet, mit der Gruppe läuft, muss davon ausgehen, dass er persönlicher Grundrechte beraubt wird. Er darf bestimmte Wege nicht verlassen, wird gefilmt. Du riskierst deinen Job, deine Reputation, nur weil du Fußballfan bist.
Augenzeugen haben der MAZ berichtet, der Ärger ging schon auf dem Bahnhof Schönberg los.
Voehse: Als die Babelsberger auf dem Bahnhof eintrafen und zum Stadion gingen, wurden sie von der Polizei unter Androhung des Schlagstockeinsatzes aufgefordert, den ein bis zwei Meter breiten Bürgersteig nicht zu verlassen, obgleich die Straße menschenleer war. Kommunikationspsychologisch wird dies als “paradoxe Handlungsaufforderung” bezeichnet. Der Bürgersteig war viel zu klein, um die Gruppe aufzunehmen, die Polizei hatte damit eine Handhabe zum Schlagstockeinsatz. Glücklicherweise ist es da noch nicht zum Äußersten gekommen.
Später dann doch. Was passiert mit den 36 Fans, die in Gewahrsam genommen wurden?
Voehse: Ihnen drohen Anzeigen wegen Landfriedensbruch oder wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt. Zudem werden alle Personen, von denen im Kontext von Fußballspielen die Personalien aufgenommen werden, in der Datei “Gewalttäter Sport” in Düsseldorf erfasst. Dadurch ist es der Polizei möglich, Gewalttäter auszugrenzen,…
…, was ja so falsch nicht ist. Oder?
Voehse: Gegen gewaltbereite Fans, die Leib und Leben anderer gefährden und das Stadion als Plattform nutzen, muss man mit allen gebotenen Mitteln durchgreifen, keine Frage. Aber es muss differenziert werden zwischen brutalen Gewalttaten und dem Abbrennen von Pyrotechnik. Wenn diese Differenzierung nicht vorgenommen wird, ist es meine Aufgabe, eine Schutzfunktion für die Fans einzunehmen.
In Schönberg sollen auch Unbeteiligte polizeilich erfasst worden seien?
Voehse: Das stimmt. Nur ein Beispiel: Ein Anhänger wollte seinem Kumpel im von der Polizei eingekesselten Bereich einen Becher Bier reichen. Auch er wurde festgenommen.
Sie stehen immer im Fanblock, sind Sie auch in der Datei “Gewalttäter Sport” erfasst?
Voehse: Ich bin sicher, dass ich auch drin stehe, weil mir mal in Chemnitz vorgeworfen wurde, ich hätte Pyrotechnik ins Stadion geschmuggelt. Dabei gibt es Zeugen — etwa den polizeiszenekundigen Beamten von Potsdam, der dies sogar schriftlich niedergelegt hat -, die zweifelsfrei beweisen konnten, dass dies nicht stimmt. Dies hat den Nordostdeutschen Fußball-Verband nicht davon abgehalten, in seiner eigenartigen Beweisführung den Verein und mich schuldig zu sprechen.
Die Vorkommnisse von Schönberg haben viele Eltern aufgeschreckt. Sollten sie ihre Kinder noch zum Fußball fahren lassen?
Voehse: Ich würde davon abraten, Kinder unter 16 Jahren zu Auswärtsspielen des SV Babelsberg fahren zu lassen, denn niemand vermag sie vor solchen ungeheuer brutalen Zugriffen der Polizei zu schützen.
Neuer Schwung
(Yahoo News) Potsdam (ddp-lbg). Das Verbrechen geschieht am 16. Juni 1996. Der farbige Brite Noel Martin wird in Mahlow von jungen Rechtsextremisten überfallen und aufs Schwerste verletzt. Seitdem ist der Bauarbeiter vom Hals abwärts gelähmt und an den Rollstuhl gefesselt. 2001 verabreden er und der damalige Brandenburger Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) die Einrichtung eines Fonds, der Begegnungen junger Leute aus den Regionen Mahlow und Birmingham, dem Wohnort Martins, befördern soll. Doch richtig in Schwung kommt das Projekt nicht. Erst zwei Brandenburger Schülergruppen besuchen Noel Martin. Er sei «enttäuscht», dass der Fonds nicht schneller zum Tragen kommt, sagt Martins Beauftragte Robin Herrnfeld.
Das soll nun anders werden. Die «Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam» will dem «Noel-und-Jaqueline-Martin-Fonds» endlich «Leben einhauchen», wie Geschäftsführer Jürgen Pankonin sagt. Denn «das Projekt ist bislang nicht optimal gelaufen». Die Stiftung verwaltet seit kurzem den Fonds mit 25 564,60 Euro aus Landesmitteln und will unter anderem unter Hinzuziehung weiterer Partner zusätzliche Gelder einwerben. Am 9. März wird es zudem in Mahlow ein Treffen mit Gemeinden, Initiativen gegen Rechts und Schulen aus der Region geben, bei dem die Ausgestaltung des Fonds auf der Tagesordnung steht. Die regionalen Gruppen sollen dabei ermuntert werden, selbst den Jugendaustausch zu organisieren, sagt Pankonin. Sollten diese aber «nicht aus den Puschen kommen», dann werde die Stiftung allein tätig werden.
Denn Handlungsbedarf besteht, betont Pankonin unter Verweis auf den Dezember 2003. Damals überfielen vier Jugendliche in Mahlow einen Aussiedler, verletzten ihn lebensgefährlich und raubten ihn aus. Die Staatsanwaltschaft rechnete sie dem Neonazi-Milieu zu.
Die Vorstellungen, was die Stiftung fördert, seien «so klar noch nicht», erklärt der Geschäftsführer. Die Einrichtung, die sich Pankonin zufolge ausschließlich über eigene Vermögenseinnahmen finanziert, will «flexibel» über Anträge befinden. Für eine «preiswerte Reise» nach England würden die Mittel aber nicht locker gemacht. Die mitfahrenden Jugendlichen müssten sich schon die Mühe machen, die Multikultur Birminghams kennen zu lernen. Zudem müsse der Antragsteller eine Eigenbeteiligung aufbringen. Ausdrücklich hebt Pankonin hervor, dass auch solche Schüler und Jugendlichen mitmachen sollen, die rassistisch eingestellt sind. Diese könnten durch interkulturelle Jugendarbeit sensibilisiert oder gar zum Umdenken bewogen werden. Eine Auffassung, die sich mit der Noël Martins deckt.
«Fremdenfeindlichkeit kann nur dadurch abgebaut werden, dass man junge Menschen zusammenführt», unterstreicht Pankonin. Mit dieser Überzeugung will er Eltern aus Birmingham konfrontieren, die in der Vergangenheit Vorbehalte gegen einen Besuch ihrer Kinder in Mahlow und Umgebung mit der Angst vor rechtsextremistischen Übergriffen begründet hatten. Der Geschäftsführer verweist darauf, dass Martin mit der Stiftung «Großes Waisenhaus zu Potsdam» als Fonds-Verwalterin «einverstanden» ist. Der Brite habe auch ein «ganz großes Interesse», noch in diesem Jahr wieder nach Brandenburg zu kommen«. 2001 war er zum fünften Jahrestag des Anschlags dort gewesen.
Herrnfeld bestätigt den Wunsch Martins, im Sommer nach Mahlow zu reisen und dabei eventuell Jugendliche aus Birmingham mitzunehmen. Doch die Finanzierung sei »noch völlig unklar”. Noel Martin liege nach wie vor am Herzen, Jugendlichen zu zeigen, was ihm vor fast acht Jahren passiert ist, um zu verhindern, dass so eine brutale Gewalttat gegen Ausländer wieder geschieht.
“Rheinsberg pro Döner”
Quelle des Texts ist das Umbruch Bildarchiv — dort sind auch Bilder von der Demo anzusehen. Die Überschrift bezieht sich auf Schilder, die einige der Demo-TeilnehmerInnen trugen.
Drei Mal wurde auf den Imbiss des Kurden Mehmet Cimendag ein Brandanschlag verübt, drei Mal in einem Jahr. PassantInnen und Feuerwehr verhinderten Schlimmeres. Nur ein Mal, im August 2003, wurden zwei junge Männer als Tatverdächtige festgenommen, einer von ihnen, ein 17-Jähriger, Mitglied einer rechten Clique in Rheinsberg, wurde im Schnellverfahren zu vier Wochen Arrest verurteilt. Dennoch fand kurz vor Weihnachten 2003 ein weiterer Brandanschlag auf den Döner-Imbiss verübt. Zeitungspapier war zusammengeknüllt unter den Wagen geschoben und angezündet worden. Der Anschlag auf den Imbiss in Rheinsberg (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) reiht sich ein in eine Serie von acht Brandanschlägen auf vietnamesische und türkeistämmige Imbisse in drei Monaten.
In Rheinsberg sagten sich eine Reihe von Leuten, dass es jetzt reicht, und organisierten eine Demonstration gegen Rassismus und rechte Gewalt. Aufgerufen hatte ein breites Bündnis vom Bürgermeister über eine SchülerInnen-AG gegen Rechts bis hin zur örtlichen CDU. Offenbar wollte keiner fehlen. Etwa 400 Leute folgten am Freitag, dem 13. Februar, dem Aufruf. Nach Reden des Bürgermeisters und des Superintendenten Lohmann, gleichzeitig neuer Vorsitzender des Brandenburgischen Aktionsbündnisses gegen Rechtsextremismus, zog die Demonstration, angeführt von einem Transparent der Antifa Neuruppin, zum Standtplatz des kurdischen Imbisses, wo weitere Reden gehalten wurden, unter anderem von SchülerInnen. Anschließend gingen viele Leute Döner essen.
Stadt bleibt bei Umzug
(MAZ, Claudia Krause) BORNSTEDTER FELD Die Vorschläge zum Erhalt des Asylbewerberheimes in der Kirschallee 6f über die vereinbarten zwei Jahre hinaus spalten erneut die
Bornstedter. Während die einen dem Antrag der Fraktion Die Andere wegen der guten Erfahrungen mit den Ausländern folgen würden, lehnen andere ihn strikt ab und pochen auf das Versprechen des Oberbürgermeisters von vor eineinhalb
Jahren. Was alle eint, ist der Frust über das Versagen der Verwaltung, die Versprechen auch gegenüber den anderen Betroffenen nicht eingehalten zu haben. So waren laut Stadtverordnetenbeschluss die Verlagerung des
Obdachlosenheimes aus dem Sozialdorf Lerchensteig weiter in die Stadt und den Asylbewerbern am Lerchensteig eine Verbesserung der Bedingungen “versprochen” worden. “Die Stadt hat hier nicht die Bedingungen geschaffen”,
so eine Anwohnerin gestern Abend in der “Bornstedter Runde”, die dafür votierte, dass Stadt und Politik den Antrag der “Anderen” prüfen. Zuvor hatte Hans-Joachim Böttche vom Sozial-Fachbereich die geplante Schließung
des Heimes Kirschallee zum 31. Juli verteidigt. Unterdessen ist der Entwicklungsträger Bornsteder Feld als Eigentümer der Liegenschaft Kirschallee schon mit Verwertungskonzepten befasst.
Vorbereitungen für neues Obdachlosenheim
Im Lerchensteig laufen die Vorbereitungen für den Neubau des
Obdachlosenheimes. Die Awo als Träger des Sozialdorfes hat das 80.000 Quadratmeter große Areal in Erbpacht übernommen und will bis zum Sommer in Fertigteilbauweise ein vom Standort der Asylbewerberunterkünfte entfernter
liegendes, zweigeschossiges Heim mit Einzelzimmern für rund 90 obdachlose Potsdamer errichten lassen, von denen einige bereits eine Pflegestufe haben.
In einen Teil der nach Auszug der Obdachlosen frei gewordenen Baracken sollen nach deren Sanierung die Asylbewerber aus der Kirschallee ziehen. Von
dort wolle man auch das Internetcafé übernehmen, sagte Awo-Geschäftsführerin Angela Basekow der MAZ. Außerdem sollen Hühner angeschafft, Werkstätten, Gewächshäuser und ein Sportraum zur Beschäftigung sowie ein Hofladen
eingerichtet werden. Allein im vorigen Jahr seien 25 Bäder saniert worden, so Basekow. Die Unterbringung der verschiedenen Problemgruppen in einzelnen,
getrennt stehenden Häusern auf dem großen Areal solle eine möglichst individuelle Betreuung ermöglichen.
Seit der Eingemeindung, so Basekow, liege der Lerchensteig auch “nicht mehr am Rande der Stadt”. Über die Verbesserung der schlechten Bus-Verbindung verhandele man gemeinsam mit der Stadt und dem Verkehrsbetrieb. Glücklich sei man mit den Varianten nicht, räumten Basekow und die Sozialdezernentin Elona Müller ein. Aber die Suche nach Alternativstandorten für das Obdachlosenheim sei negativ verlaufen. Geprüft hatte man Standorte in der
Turm- und Neuendorfer Straße, in der Ludwig-Richter- und der
Schopenhauerstraße. Größe und Sanierungsaufwand hatten den Traum von “kleinen Häusern mit maximal 40 Plätzen” aber platzen lassen, so Basekow.
Stadt: Integration nicht erlaubt
Der Lerchensteig, zu dem es laut Müller keine Alternative gibt, soll einziger Standort für eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber mit 380 Plätzen sein. Darüber hinaus würden weiter Wohnungen für Asylbewerber gesucht. Voriges Jahr seien 45 Ausländer in Wohnungen gezogen. Das Argument der “guten Integration” in der Kirschallee hingegen akzeptiert Müller nicht:
“Laut Gesetz dürfen wir gar nicht integrieren.”
FILMSTADTINFERNO Sonntag früh, so gegen halb Neun, trafen sich knapp über 40 ZugfahrerInnen, mit dem Ziel Schönberg in Mecklenburg in der Nähe der Stadt Lübeck. Einige wenige (EckCrew) zogen es vor, einen Zug eher zu nehmen, naja, Morgenstund hat ja bekanntlich Gold im Mund. Die ganzen Fanutensilien fuhren im Mannschaftsbus, bzw. in einigen Autos mit. Einzig und allein ein Spruchband wurde zur Hinfahrt mitgeführt, welches man beim Umsteigen in Bad Kleinen schnell entrollte und einige Personen des FI 99 und deren SympathisantInnen ihre Verbundenheit mit dem Genossen Wolfgang Grams bekundeten, sowie an dessen Tod gedachten. „Es war Mord“ konnten Fans und Umstehende lesen. Viel Zeit blieb nicht, die Aktion wurde schnell durchgeführt, als die Polizisten kamen, konnten sie nur noch das Spruchband entsorgen. In Schönberg erwartete uns die nächste große Überraschung. Als der Zug am Bahnsteig stehen blieb und die Türen geöffnet wurden, schauten unsere Augen auf über 50 St. Paulianer, die hier auf uns warteten. Einfach nur genial! Mit reichlich Sing-Sang ging es durch den Ort Richtung Jahnstadion. Die Vielzahl von Sicherheitskräften stellte gleich mal klar, was von denen heute zu erwarten war. Provokationen ohne Ende, Lautsprecherdurchsagen mit Gewaltandrohungen und Filmerei bestimmten das Bild. Nach einem kurzen Sprint standen die Fans aus Hamburg und Potsdam-Babelsberg vor dem „Gästeblock“. Eintritt war ermäßigt 2 ?, dazu bekam mensch noch ein Programmheft und schon konnte es sich auf dem Sportplatz mit Tribüne gemütlich gemacht werden. Mit den Autos und dem Sauf-ähh Fanbus, waren es ungefähr 180 BabelsbergerInnen plus den 70 FreundInnnen aus Hamburg runde 250 Personen. Eine beachtliche Zahl für die 500 Zuschauer insgesamt im Jahnstadion. Ein Spruch „Viele Freunde im Allgemeinen – im Besonderen nur Einen“ an die Freundschaft zwischen den Ultras des FI99 bzw. USP säumte die Bande, dazu gab es Doppelhalter, Fahnen und Schwenkfahnen. Das Spiel war schlecht, die Nulldreier lagen in der ersten Halbzeit mit 2:0 hinten, der Support lag zwischen singen, pogen und Bier trinken. Nach mehreren Anläufen schaffte es auch das Pyro in den Ground, so setzte es zum Beginn der zweiten Hälfte eine ordentliche Pyroshow, was bei den MitgliederInnen der örtlichen freiwilligen Feuerwehr wohl die ein oder andere Zuckung verursachte. Auch die Polizei hatte nach den Aufnahmen der zehn Bengalos und der verschiedenen Rauchtöpfe plötzlich keine Lust mehr zu filmen und wollte nun mal zeigen, was sie so drauf haben. Also eine schwarze Sondereinheit in die Masse reingeschickt, wobei von Seiten der Polizei versucht wurde, ein Kessel zu bilden. Die in ihm befindlichen Personen wurden mehr und mehr Richtung Ausgang gedrängt, das Problem war nur, dass dieser verschlossen war. Einige wenige schafften noch durch kurze Sprints den Ausbruch, der Rest (über 60 Personen) hatten bald keine Möglichkeit zu entkommen. Die Protestierenden von Außen wurden kurzerhand in den Kessel rein gestoßen, Einsatzleiter konnten nicht ausfindig gemacht werden, helfende Personen lagen mit Kabelbinder an den Händen auf dem Boden, das Fußballspiel war natürlich gestorben. Die Personen im Kessel mussten, nach dem man sie einzeln abgeführt hatte, Personalien abgeben und wurden erkennungsdienstlich behandelt (Foto, Videoaufnahme,…). Im Polizeieinsatz ging der Bezug zur Angemessenheit völlig verloren. Irgendwann war das Spiel dann vorbei, es ging übrigens mit 4:1 verloren und die festgenommen Personen blieben vor erst noch im Besitz der Polizei. In der Zeit bis zur Abfahrt des Zuges warteten die übrigen Fans auf die Gefangenen, bei der Schönberger Bevölkerung bedankte man sich für ihre Gastfreundschaft, die Polizei musste einige heftige Diskussionen mit anhören. Nach und nach kamen die Leute frei, bzw. fuhr sie zum Bahnhof, wo noch schön miteinander geplauscht und gesungen wurde. Nach herzlichen Verabschiedungsszenen und Dankessagungen bei den Ultra´ Sankt Pauli fuhren wir in Richtung Berlin, vorher trafen wir in Bad Kleinen noch auf den Rest der Verlorengegangenen. Die Zugfahrt dauerte ewig, in Berlin gab es noch Wortgefechte mit Hertha-Fans, im Potsdamer Hauptbahnhof war Nahrungszunahme angesagt, dann ging jede/r seinen eigenen Weg. Was mit den Personen passiert, die in den Fängen der Polizei waren ist noch nicht absehbar, auch was wir in Bezug auf diese Vorkommnisse machen wird sich in den nächsten Tagen herausstellen.
Was mit tierisch auf den Keks geht sind Leute, die fotografieren und filmen für wichtiger halten, als zum Beispiel zu supporten oder Personen zu helfen. Das als erstes! Zum zweiten wäre es bestimmt nicht schlecht, mal ein Seminar zum Thema Polizei und Repression durchzuführen, da viele nicht wissen, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten sollen. Und als Drittes: Wenn Fußballfans schon so viel auf sich nehmen und wie der letzte Dreck behandelt werden, gibt es dafür wenigstens auch mal eine Anerkennung? Vielleicht ein Fünfzeiler im nächsten Verfassungsschutzbericht?
MAZ
Polizei nimmt 36 Anhänger des SV Babelsberg 03 in Gewahrsam
Randale in Schönberg
SCHÖNBERG Am Rande der Oberliga-Partie der Fußballvereine FC Schönberg und SV Babelsberg 03 (4:1) ist es am Sonntagnachmittag zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der mecklenburgischen Polizei und Anhängern aus Babelsberg sowie des FC St. Pauli gekommen. Nachdem einige unverbesserliche Fans Rauchbomben gezündet und während des Spiels Fackeln auf das Spielfeld geworfen hatten, stürmten die Einsatzkräfte mit Gummiknüppeln den Gäste-Block und nahmen 36 Anhänger “vorübergehend in Gewahrsam”, wie Klaus Wiechmann von der Polizeidirektion Schwerin gestern auf MAZ-Anfrage bestätigte. Gegen sie werde wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch ermittelt. Wiechmann wies zugleich Vorwürfe von Augenzeugen zurück, die Polizei habe auch unbeteiligte Zuschauer “zugeführt”. “Unser Vorgehen war angemessen und richtig.”
Bereits im Vorfeld der Partie habe die Polizei erfahren, dass circa 30 bis 40 gewaltbereite Fans, “die sich selbst als linksgerichtet bezeichnen”, nach Schönberg kommen würden, so Wiechmann. Während eines Zwischenstopps auf dem Bahnhof Bad Kleinen, nördlich von Schwerin, entrollten einige Babelsberger ein Spruchband mit dem Text: “Es war Mord.” Sie spielten damit auf den RAF-Terroristen Wolfgang Grams an, der hier im Sommer 1993 bei einem Schusswechsel mit der GSG 9 ums Leben gekommen war.
Bei der Ankunft in Schönberg wurden die Potsdamer von starken Polizeikräften in Empfang genommen, unter Aufsicht ins Stadion geführt und per Video gefilmt. Auf dem Sportplatz stand bereits ein Gefangenentransporter neben dem Mannschaftsbus des SV Babelsberg. Nach dem Werfen der Feuerwerkskörper drängte die Polizei circa 60 Personen in eine Ecke des abgeriegelten Blocks und nahm sie fest. Anschließend wurden Fingerabdrücke genommen sowie Stimm- und Videoaufnahmen gemacht. Versuche von Vorstandsmitgliedern des SV Babelsberg, den Verantwortlichen des Einsatzes ausfindig zu machen und eine Deeskalation der Situation zu bewirken, scheiterten.
“Wir übernehmen im Rahmen unserer Möglichkeiten die Verantwortung für Ordnung und Sicherheit. Distanzieren uns jedoch von diesem brutalen und völlig überzogenen Einsatz, zumal die Polizei mit ihrem Auftreten zur Eskalation beigetragen hat”, sagte Jens Lüscher, Fanbeauftragter des SV Babelsberg. J.T.
Lacoma and German Energy Policy
Lacoma is an eastern German area threatened by lignite mining despite being registered in the EU as a flora-fauna habitat (FFH). Its inhabitants refer to all the villages planned for devastation (Horno, Heuersdorf, Lacoma) as the
“focal points of our current energy policy”. It is precisely for that reason that German politicians have made a special effort to avoid visiting these scenes of conflict.
Not surprisingly, many ambitious objectives that once dominated political rhetoric have vanished from speeches and essays. The following examples — discovered in government brochures — vividly illustrate that no German document should ever be taken at face value upon which the ink has already dried.
1. “Germany is the international leader in climatic protection”: This honor has since been passed on to Great Britain. The British government has openly
criticized the climate policies of the USA, while the German government supports the American mining company MIBRAG in its efforts to destroy Heuersdorf.
2. “The goal of the German Federal Republic to reduce CO2 emissions by 25 percent by 2005”. As soon as two new lignite power plants dedicated in 2000 began emitting additional quantities of CO2 into the atmosphere, this
long-standing goal was quietly retired. Germany has managed to eliminate only about a 16 percent of the carbon dioxide recorded in the reference year 1990, and that partial success has largely been credited to “wall fall profits” in the eastern part of the country.
3. “Preservation of Creation”. This lofty aspiration was declared at the 37th Party Congress of the then-ruling Christian Democratic Union (CDU) in 1989. Since that time, however, Germany has become intent on redefining Creation
despite Biblical warnings against any such purposes.
4. “Avoiding errors from the west in eastern Germany”: This pronouncement is ignored in many different ways. The errors of the west are often simply overcompensated into oblivion. Thus, more than two times the retail floor space
per capita have been built compared with western Germany, and sewage treatment facilities would actually suffice for a fivefold population. In a second technique, the errors of the former GDR are enhanced using new technologies. For
instance, the former communist regime generated 70% of eastern Germanys electricity using lignite, while its successor Vattenfall has since boosted that contribution to over 80%. A third method is to make life so unattractive in
the new German states that young people will migrate to the west of their own accord. Due to a chronic deficiency of employment perspectives, it has been estimated that the eastern German population may decline by 15% within the
next two decades.
“Ich dachte, der ist tot”
(Schweriner Volkszeitung, Prignitz, Gerichtsreport) Fünf junge Männer und eine 19-Jährige aus Perleberg sollen den 40-Jährigen Karsten B. aus Groß Leppin schwer misshandelt haben.
Sie schlugen und traten. Zum Schluss zog ihm jemand eine Bierflasche über den Kopf. “Ich habe gefleht, sie sollen aufhören”, sagte gestern der 40-jährige Karsten B. aus Groß Leppin vor Gericht. Dann wurde er bewusstlos und wachte erst im Pritzwalker Krankenhaus auf.
15. August 2003. Karsten B. war bei Freunden zum Skatspielen. Gegen 1 Uhr machte er sich auf den Heimweg. Zu Fuß ging er die Straße von Glöwen Richtung Storbeckshof entlang. Ein Auto kam ihm entgegen, hielt, ein junger Mann stieg aus und wollte mich schlagen, erinnert
sich der gelernte Dachdecker. Es kam zu einem Handgemenge, bei dem der Angreifer zu Boden ging. “Ich saß auf ihm drauf und hielt ihn fest”, sagte Karsten B. Da versuchte die Beifahrerin Karsten B. zu treten. “Ich habe die beiden rennen lassen.” Sie brausten ohne Licht davon.
Der 25-jährige Autofahrer, der bei der Rangelei eine Platzwunde am Kopf erhielt, fuhr mit seiner Begleiterin zurück zu der Feier, auf der sich die anderen Angeklagten befanden. Der 18-jährige Gastgeber erinnerte sich: “Thomas kam herein und sagte du, du, du, ihr kommt
mit.” Am Tatort war ein anderes Auto, dessen Insassen dem Opfer helfen wollten. Denen wurde klargemacht, dass es besser sei zu verschwinden.
Karsten B. soll auf den Verletzten eingeschlagen haben. Besonders brutal war ein 21-jähriger Wittenberger, der mit Stahlkappenschuhen auf ihn eingetreten und ihm noch eine leere Bierflasche auf dem Kopf zerschlagen haben soll. Das wusste der 18-Jährige nur vom Hörensagen. Die Schläge und Tritte hatte er aus dem Auto beobachtet: “Ich habe
gedacht, Karsten B. ist tot.” Doch das Opfer hat mit schwer verletzt überlebt: doppelseitige Mittelgesichtsfraktur, Schnitt- und Platzwunden. Noch heute leidet der 40-Jährige. Er sieht Doppelbilder und stottert, wenn er aufgeregt ist. Einen Arbeitsplatz konnte er nicht annehmen. Die 19-jährige Perlebergerin entschuldigte sich bei dem Opfer: “Es tut mir leid.” Die Verhandlung wird heute fortgesetzt.
Vor knapp einem Jahr, in der Nacht vom 23. März 03, griffen Neonazis einen linken Jugendlichen am Bahnhof Rehbrücke in Potsdam an. Mit einem Teleskopschlagstock schlugen sie auf den Linken ein, traten ihn und warfen ihn anschließend auf die Bahngleise. Nur die Verspätung des einfahrenden Zuges verhinderte noch Schlimmeres.
Letzten Donnerstag standen nun die rechten Schläger vor Gericht. Kahlgeschoren, tätowiert und angriffslustig präsentierte sich zunächst das Sympathisantenumfeld der Nazischläger Heiko G., Jens F. und Enrico P.. Die Clique um die drei ist nicht unbekannt in Potsdam. Sie fielen schon mehrfach wegen rechter Untaten auf und beteiligten sich auch rege an bundesweiten Aktivitäten der Rechten, wie bspw. die im Prozess von der Clique selbst zu Protokoll gegebene Teilnahme an der NPD Demo am 18.1.2003 in Magdeburg zeigt.
Bisher scheinen sich die Nazis in Potsdam ziemlich sicher und im Zweifelsfall als Herren der Straße gefühlt zu haben. Noch bevor der Prozess begonnen hatte, versuchten einige Rechte, Fotos von den AntifaschistInnen zu machen, die zum Gerichtsprozess kamen. Später im Prozess kommentiert Jens F. die Nachfrage zur „Anti-Antifa“ mit den Worten „Dazu sage ich nichts“. Auch wenn den Potsdamer Linken noch etwas Routine im Umgang mit dreisten Drohverhalten von Nazis, hier den Fotografierversuchen, fehlt, reichte schon die Zahl der gekommenen UnterstützerInnen, die Naziaktivitäten vor dem Gerichtsgebäude gründlich misslingen zu lassen. So kamen nicht wie in früheren Prozessen allenfalls einzelne Freunde des Opfers, sondern eine ganze Reihe von linken AktivistInnen und Einzelpersonen, um den Prozess zu beobachten.
Ein Transparent mit der Aufschrift “Dies war kein Einzelfall. Den rechten Terror in Potsdam stoppen!” wurde vor dem Gerichtsgebäude in Potsdam entrollt.
Die mit den Tätern sympathisierenden Nazis verzogen sich angesichts der Überzahl Nicht-Rechter vermummt in eine Ecke und kamen letztlich noch nicht mal in den Gerichtssaal. Den Angeklagten und rechten Zeugen verging das bisherige großspurige Selbstbewusstsein noch schneller, sie ließen sich schließlich mit polizeilichem Begleitschutz in den Gerichtssaal führen.
Nach dem Angriff am 23.03.03 hatte Heiko G. hingegen sogar noch die Dreistigkeit besessen, sich beim Opfer zu melden. Er hatte versucht, das Opfer zu einer Falschaussage zu bewegen, damit er nicht in den Knast kommt.
Könnte der Prozess in Potsdam vielleicht einen Wechsel einläuten? Das Interesse der Potsdamer Linken am Prozess zeigt, dass Angriffe gerade auch auf jüngere AktivistInnen kein Einzelschicksaal sind, bedroht fühlten sich viele. Sichtbarer wird nun, dass es Wege gibt, sich der Straßengewalt von Nazis entgegen zu setzen. Indem Angriffe öffentlich gemacht werden und nicht als Alltäglichkeit hingenommen werden, scheint einige Solidarität und Unterstützung mobilisierbar. Wenn künftig mehr Jugendliche und migrantische Opfer der Vereinzelung entgegen treten und sich nach Übergriffen gezielt von anderen unterstützen lassen, lässt sich zu einem Klima beitragen, in dem bisherigen dreist-aggressiven Auftreten der Nazis der Boden entzogen wird.
Kommt zum Prozess am 26. Februar um 9 Uhr im Landgericht, Saal 09. Den Nazis den Platz wegnehmen.