WITTSTOCK/UECKERMÜNDE dpa/epd Mehrere junge Männer aus der rechten Szene haben in Wittstock zwei Polizisten teils schwer verletzt. Gegen einen 21-Jährigen erging Haftbefehl, teilte die Polizei gestern mit. Die Rechten
hatten sich Freitagabend gewehrt, als die Beamten wegen Ruhe störenden Lärms auf einem Tankstellengelände gegen eine Gruppe von etwa 20 Personen einschritten. Die Polizisten nahmen 11 Personen vorübergehend fest. Gegen drei einschlägig bekannte Männer war Haftbefehl beantragt worden, zwei von ihnen wurden jedoch wieder freigelassen. Bei einem “Fest der Mitmenschlichkeit” haben Samstag in Ueckermünde rund 50 Mitglieder der “Bürger für Integration, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie” gegen einen
Aufmarsch von Rechtsextremisten protestiert. Am Mittag versammelten sich nach Polizeiangaben rund 150 Anhänger der rechten Szene, um gegen ein neues Asylheim zu demonstrieren. Das Fest solle ein Zeichen gegen die “Atmosphäre
der Einschüchterung” setzen, sagte BI-Sprecher Pfarrer Hans Lücke.
Monat: Juli 2004
In Urlaubs-Abwesenheit des CDU-Fraktionsvorsitzenden Egon Wochatz war dessen
Teilnahme an einem SS-Veteranentreffen Anfang Juni in Spremberg (RUNDSCHAU
berichtete) Mittwoch auch Thema im Kreistag.
SPD-Fraktionschef Jörg Rakete bezeichnete die Zusammenarbeit mit Wochatz im
Kreistag als schwer vorstellbar. Die PDS-Abgeordnete Birgit Wöllert wollte
das Thema nicht nur auf Wochatz beschränkt wissen. Man müsse dessen
Geisteshaltung begegnen. Kreistagsvorsitzender Michael Haidan (CDU)
verurteilte unwidersprochen im Namen aller Abgeordneten die Teilnahme an dem
SS-Veteranen-Treffen «auf das Schärfste» . Die CDU-Fraktion schwieg, will
sich im Juli mit Wochatz treffen.
Mann angezündet — Täter in Haft
Zwei Jugendliche aus Beeskow als Verdächtige festgenommen — Opfer liegt lebensgefährlich verletzt im Krankenhaus
(BM, M. Lukaschewitsch) Beeskow — Zwei junge Männer aus Beeskow stehen unter Verdacht, vor drei Wochen einen 35 Jahre alten Obdachlosen im Stadtpark auf einer Bank
angezündet zu haben. Steven G. (19) und Stefan K. (22) sind jetzt von der Polizei als mutmaßliche Täter verhaftet worden. Die beiden wurden vor drei Tagen in der Wohnung des Älteren festgenommen. Der Jüngere habe inzwischen
die Tat gestanden, sagte Michael Neff, Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder).
Das Opfer, Jürgen W. (35), musste mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Berliner Unfallkrankenhaus Marzahn eingeliefert werden. W. erlitt Verbrennungen dritten Grades auf rund einem Drittel der Hautoberfläche. Sein
Zustand, so die Ärzte, habe sich inzwischen stabilisiert, er schwebe nicht mehr in Lebensgefahr. Er liege jedoch noch immer im künstlichen Koma, damit ihm die Schmerzen durch die erlittenen Verbrennungen erspart bleiben.
Der Mann hatte sich am Tattag wie gewohnt auf der Bank zum Schlafen gelegt. Doch gegen 23 Uhr an jenem Mittwoch schlenderten die beiden jungen Männer an der Bank vorbei. Der alkoholabhängige W. war ein willkommenes, weil durch
zahlreiche Biere bereits heftig benebeltes Opfer. Sie durchsuchten die Taschen der Jacke des Schlafenden nach Geld und Zigaretten. Doch Jürgen W. hatte an diesem Tag keinen einzigen Cent mehr in der Tasche und auch keine
Zigarette mehr übrig.
Aus “Frust und Verärgerung” über die ausgebliebene Beute, so gab Steven G. gestern in seiner Vernehmung an, entzündete er schließlich sein Feuerzeug und hielt es an die Nylonjacke von Jürgen W., der immer noch schlief. Die billige Kunstfaserjacke stand in Sekundenschnelle in Flammen. Steven G. und Stefan K. rannten davon.
Eine Passantin kam kurz danach vorbei und sah den brennenden Mann auf der Parkbank. Besonders perfide: Ausgerechnet der ebenfalls tatverdächtige Stefan K., der nach der Tat noch unweit des Tatorts mit seinem Hund spazieren ging, leistete dem Opfer sogar noch Hilfe. Doch in seiner Vernehmung verwickelte sich der Mann immer mehr in Widersprüche. Schnell war den Ermittlern klar, dass Stefan K. zum Kreis der Tatverdächtigen gehören würde.
Der Tatort, eine beschauliche Stelle kurz hinter der historischen Stadtmauer von Beeskow, ist unter den Jugendlichen der Gegend ein beliebter Treffpunkt.
Die Kriminalisten konnten den Kreis der jungen Leute, die fast täglich hierher kamen, eingrenzen, was letztlich auch mit zur Ermittlung der mutmaßlichen Täter führte.
Obdachloser wurde bestohlen und angezündet
Zwei junge Beeskower wegen versuchten Mordes in Haft / Motiv der Tat war offenbar Wut
(Berliner Zeitung) BEESKOW. Es war in der Nacht zum 16. Juni: Gegen 0.30 Uhr bemerkten Spaziergänger ein Feuer am Fröbelpark in Beeskow (Oder-Spree). Als sie näher
herantraten, sahen sie einen brennenden Menschen auf einer Parkbank liegen. Heute, zwei Wochen später, ist klar: Es war kein Unfall und kein Selbstmordversuch, durch den der 35-jährige Jürgen W. lebensgefährliche Brandverletzungen erlitt. Der obdachlose Mann wurde angezündet. Zwei junge
Männer aus Beeskow sollen die schreckliche Tat verübt haben. Offenbar hatten sie Jürgen W. bestehlen wollen und sich geärgert, dass es bei ihm nicht genug zu holen gab. Am Donnerstagabend wurden gegen den 18-jährigen Steven
G. und den 22-jährigen Stefan K. Haftbefehle wegen versuchten Mordes erlassen.
Opfer liegt im künstlichen Koma
Wie Michael Neff, Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder), am Freitag bestätigte, war der Tat ein Diebstahl vorangegangen. Jürgen W. hatte in jener Nacht auf der Parkbank geschlafen, als der 18-jährige Steven G. und
der 22-jährige Stefan K. vorbeigekommen sein sollen. Die beiden jungen Männer durchsuchten Neffs Angaben zufolge den Schlafenden, nahmen ihm Zigaretten ab. “Vermutlich waren sie dann wütend, weil sie kein Geld bei ihrem Opfer fanden”, sagte der Sprecher. Nach Erkenntnissen der Ermittler,
holten die mutmaßlichen Täter dann ihre Feuerzeuge hervor und hielten die Falmmen an den aus synthetischem Material bestehenden und damit leicht entflammbaren Anorak von Jürgen W. Kurz darauf brannte der Mann lichterloh. Zwei Zeugen konnten die Flammen offenbar mit einer Jacke ersticken. Sie
alarmierten die Polizei. Wie sich offenbar später herausstellte, soll es sich bei einem der Retter um Stefan K., einen der nun Beschuldigten, gehandelt haben.
Der 35-jährige Opfer kam mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Unfallkrankenhaus nach Berlin-Marzahn, das auf Brandverletzungen spezialisiert ist. Bei dem Anschlag verbrannten mehr als 30 Prozent der Haut von Jürgen W.. Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge liegt er seitdem in
einem künstlichem Koma. “Sein Zustand ist aber mittlerweile stabil”, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde.
Laut Neff bestreitet der 22-Jährige, Jürgen W. in Brand gesteckt zu haben. “Der 18-jährige Mann hingegen hat die Tat zugegeben”, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Beide Beschuldigten seien polizeibekannt und mehrfach
vorbestraft. Ihr Opfer Jürgen W. soll zudem schon im vergangenen Jahr von Jugendlichen durch Tritte verletzt worden sein. “Allerdings hatte er damals keine Anzeige erstattet”, so Michael Neff.
“Es ist eine entsetzliche Tat”, sagte Fritz Taschenberger, der Bürgermeister von Beeskow, am Freitag. Die schlimmste aller denkbaren Varianten sei eingetroffen. “Es ist für mich unvorstellbar, wie junge Leute so etwas
Furchtbares machen können”, sagte der Bürgermeister. Man müsse nachforschen, wo die Ursachen für so ein Verhalten lägen. “Auch wir als Stadt müssen Schlussfolgerungen aus der Tat ziehen.”
Weitere Drohungen
Zu Angaben, denen zufolge der Fröbelpark in der Vergangenheit häufiger durch
angetrunkene und aggressive Jugendliche aufgefallen sei, sagte
Taschenberger, es habe in der Vergangenheit schon Anlass zur Kritik gegeben.
Doch habe man die Sache in den Griff bekommen. Der Spielplatz könne wieder
von Kindern genutzt werden. Ordnungsamt, Polizei und angrenzende Schule
arbeiteten zusammen. “Wir unterstützen die Jugendarbeit in der Stadt, müssen
aber zugeben, dass wir gewisse Problemgruppen nicht erreichen”, so
Taschenberger.
Offenbar waren nach der Tat am 16. Juni weitere Obdachlose in Angst versetzt
worden. “Bald brennst auch Du”, sollen Jugendliche gedroht haben, berichtete
eine Zeitung. Den Angaben zufolge hätten mehrere Betroffene den Betreiber
des Obdachlosenheimes darüber informiert.
Brandstifter-Bande zerschlagen
(MAZ, Frank Schauka) POTSDAM/NAUEN Die brandenburgische Polizei hat eine rechtsextreme Jugendbande aus dem Havelland zerschlagen, die seit August 2003 acht Brandanschläge auf ausländische Imbissstände verübt und einen Schaden von
etwa 770 000 Euro angerichtet hatte. Dies teilte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) gestern in Potsdam mit. Kopf und Koordinator der fremdenfeindlichen Gewaltserie rund um Nauen sei der 19-jährige Abiturient Christopher H. gewesen, ergänzte Oberstaatsanwalt Heinrich Junker, Leiter
der Staatsanwaltschaft Potsdam. Menschen wurden bei den Anschlägen nicht verletzt.
Neben dem 19-jährigen Hauptverdächtigen gehörten drei junge Erwachsene, von denen zwei arbeitslos sind, sowie drei Schüler zu der Gruppe. Drei Heranwachsende sitzen in Untersuchungshaft, einer ist gegen strenge
Meldeauflagen zunächst entlassen worden, einer der drei Schüler befindet sich in der Jugendarrestanstalt.
Ob die aus sieben Mitgliedern bestehende Gruppe über feste
Organisationsstrukturen oder Kontakte zu rechtsextremistischen Parteien wie der NPD verfügte, konnten die Ermittlungsbehörden gestern noch nicht abschließend bewerten, so Potsdams Polizeipräsident Bruno Küpper.
Eine Verbindung zur organisierten Neonaziszene könne kaum überraschen. Nach Darstellung des Vereins “Opferperspektive” hetzt die NPD-Jugend offen gegen Döner-Läden und ruft auf ihren Internet-Seiten dazu auf, den “Eindringlingen
die wirtschaftliche Grundlage zu entziehen”, wie die “Opferperspektive” die NPD-Jugend zitiert.
Innenminister Schönbohm bewertete es gestern als “erschreckend”, dass es sich um sehr junge Verdächtige handelte. “Hier muss auch gefragt werden, was
schiefgelaufen ist — im Elternhaus, in der Schule und im weiteren sozialen Umfeld”, sagte Schönbohm. Es sei für ihn unvorstellbar, dass junge Leute sich zusammenschließen, um Straftaten zu begehen, ohne dass dies auffalle -
zumal die Polizei bei dem Abiturienten mehrere Gewehre sowie neonazistisches Propagandamaterial entdeckte und auch die anderen Bandenmitglieder geordneten Familienverhältnissen entstammen sollen.
Die sieben jungen Männer im Alter von 16 bis 20 Jahren sind bei weitem nicht für alle Brandanschläge auf Döner- und Asia-Imbisse der vergangenen Jahre in Brandenburg verantwortlich. Seit dem Jahr 2000 hat “Opferperspektive” etwa 45 derartige Anschläge registriert, allein 13 im Jahr 2003. Etliche Brandanschlagsopfer hätten ihre Existenzgrundlage dauerhaft verloren, manche
hätten Brandenburg danach verlassen, so die “Opferperspektive”.
Trotz seit Jahren intensiver Bekämpfung durch die Polizei ist der Rechtsextremismus in Brandenburg nach wie vor ein großes Problem. Im vergangenen Jahr hatte die Zahl der rechtsextremistisch motivierten Straftaten sogar drastisch zugenommen. Nach Angaben des Innenministeriums wurden 982 Delikte im Vergleich zu 744 Straftaten im Jahr 2002 registriert. Das entspricht einer Zunahme von 32 Prozent. Die Zahl der rechtsextremen Gewaltstraftaten stieg in demselben Zeitraum um elf Prozent von 78 auf 87.
Laut “Opferperspektive” ist jeder fünfte Märker unter 30 Jahren fremdenfeindlich gesinnt.
Anschlagserie gegen Imbisse aufgeklärt
(MOZ) Potsdam (dpa) Eine Serie von Brandanschlägen gegen Asia- und Döner-Imbisse im Havelland ist aufgeklärt. Die Polizei habe sieben Männer im Alter zwischen 16 und 20 Jahren aus der gewaltbereiten rechtsextremistischen Szene
als Tatverdächtige ermittelt, teilte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) am Freitag in Potsdam mit. Mit dem Schlag werde verdeutlicht: “Politische Gewalttäter haben bei uns keine Chance.” Für Gewalt und Extremismus gebe es
keine Toleranz. Die Anschlagserie hatte die Region vom August 2003 an in Atem gehalten.
Insgesamt sollen die Verdächtigen neun Taten verübt haben. Einige von ihnen sitzen laut Innenministerium in Untersuchungshaft. Verletzt worden sei bei den Anschlägen niemand, sagte ein Sprecher des Potsdamer Polizeipräsidiums.
Aber bei einem Anschlag auf einen Imbiss in Nauen, bei dem im August 2003 die Flammen auch auf einen angrenzenden Supermarkt übergegriffen hatten, werde der Schaden auf mehrere 100 000 Euro geschätzt.
Schüler-Clique gestand Anschläge
Türkische und asiatische Imbisse brannten
(Tagesspiegel) Potsdam — Die Brandenburger Polizei hat eine Clique ausgehoben, die im Havelland eine Serie von Brandanschlägen gegen türkische und asiatische
Imbisse verübt haben soll. Sieben Tatverdächtige konnten in den letzten Tagen festgenommen werden, teilte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) am Freitag in Potsdam mit. Nach seinen Worten gehen die Ermittlungsbehörden von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus.
Erschrocken zeigte sich Schönbohm darüber, dass die sieben Verdächtigen — im Alter von 16 und 20 Jahren — vorwiegend Schüler seien. “Wieso hat niemand etwas gemerkt, im Elternhaus, im Umfeld, in der Schule?” Der
Hauptbeschuldigte, nach Erkenntnissen der Ermittler Rädelsführer und Kopf der Clique, hat gerade sein Abitur gemacht. Er soll die Ziele ausgewählt und die Brandsätze gemischt haben. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fand die
Polizei diverse rechtsextreme Materialien und Propaganda-Papiere, eine Schreckschusspistole, mehrere Luftdruckgewehre, Brandbeschleuniger, Uniformen mit Hakenkreuz-Aufnähern und eine Reichskriegsflagge.
Die Festgenommenen sind nach Angaben von Oberstaatsanwalt Heinrich Junker, amtierender Chef der Potsdamer Staatsanwaltschaft “im Wesentlichen geständig.” Sie sollen zwischen August 2003 und Mai 2004 in Nauen, Brieselang und Falkensee jeweils in den Nachtstunden und vermummt auf Asia-
und Döner-Imbisse Brandsätze geworfen haben. Der schwerste Fall: Am 31. August 2003 wurde gegen 4.15 Uhr ein Brandsatz in einen Asia-Imbiss in Nauen geworfen. Das Feuer breitete sich so schnell aus , dass ein angrenzender Supermarkt völlig zerstört wurde, Schaden: 700 000 Euro. Die Täter müssen, wenn sie rechtskräftig verurteilt sind, dafür aufkommen. Zusammen mit den anderen Anschlägen geht die Polizei von einem Schaden in Höhe von 770 000
Euro aus.
Die Täter sollen meist aus “normalen” Familien kommen. Zwei seien arbeitslos, sagte der Potsdamer Polizeipräsident Bruno Küppers. “Die anderen sind Schüler.” Nur einer der Verdächtigen war bereits durch rechtsextreme
Straftaten aufgefallen und stand deshalb im Visier der so genannten “Tomeg”-Einheit der Polizei, die auffällige Rechtsextreme präventiv “betreut”. Offen ist bislang, ob die Clique noch weitere Straftaten begangen hat. Polizeipräsident Bruno Küppers: “Die Ermittlungen stehen erst am Anfang.”
Brandenburger Polizei hebt rechtsextreme Clique aus
Jugendliche verübten Brandanschläge auf Döner- und Asia-Imbisse
(LR) Die Brandenburger Polizei hat eine rechtsextreme Clique ausgehoben, die im Havelland eine Serie von Brandanschlägen gegen türkische und asiatische Imbisse verübt hat. Sieben Tatverdächtige konnten in den letzten Tagen
festgenommen werden, teilte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) gestern in Potsdam mit.
Nach seinen Worten gehen die Ermittlungsbehörden von einem
rechtsextremistischen Hintergrund aus. Betroffen äußerte sich Schönbohm darüber, dass die festgenommen sieben Verdächtigen — im Alter von 16 und 20 Jahren — fast alle Schüler seien. “Wieso hat niemand etwas gemerkt, im
Elternhaus, im Umfeld, in der Schule?” Besonders brisant: Der Hauptbeschuldigte Christoph H., nach Erkenntnissen der Ermittler der Rädelsführer und Kopf der Clique, hat gerade Abitur gemach
t.
Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung fand die Polizei diverse rechtsextreme Materialien, Propaganda-Papiere, eine Schreckschusspistole, mehrere Luftdruckgewehre, Brandbeschleuniger, Uniformen mit Hakenkreuz sowie eine
Reichskriegsflagge. Die Festgenommen sind nach Angaben von Oberstaatsanwalt Heinrich Junker “im Wesentlichen geständig.” Sie sollen zwischen August 2003 und Mai 2004 in Nauen, Brieselang und Falkensee jeweils in den
Nachtstunden und vermummt auf mehrere Asia- und Döner-Imbisse Brandanschläge verübt haben. Der schwerste Fall: Am 31. August 2003 war gegen 4.15 Uhr ein Brandsatz in einen Asia-Imbiss in Nauen geworfen worden — das Feuer breitete sich aus, so dass ein angrenzender Supermarkt völlig zerstört wurde. Der Schaden betrug nach Angaben Junkers 700 000 Euro. Die Täter müssen, wenn sie
rechtskräftig verurteilt sind, dafür aufkommen. Zusammen mit anderen Anschlägen geht die Polizei von einem Schaden in Höhe von 770 000 Euro aus.
Die Täter sollen aus “normalen” Familien kommen. Zwei sind arbeitslos, sagte der Potsdamer Polizeipräsident Bruno Küppers. “Die anderen sind Schüler.” Nur einer der Verdächtigen war bereits durch Straftaten mit rechtsextremen
Hintergrund aufgefallen. Er stand im Visier der so genannten Tomeg-Einheit, die auffällige Rechtsextreme präventiv “betreut”.
Offen ist bislang, ob die Clique weitere Straftaten begangen hat. Bislang gebe es zwar noch keine Hinweise, auch nicht auf Verbindungen zur NPD, sagte Küppers. “Doch die Ermittlungen stehen erst am Anfang.” Geprüft werden soll
auch, ob die Clique weitere Brandanschläge begangen haben könnte — etwa gegen die Trauerhalle des Jüdischen Friedhofes in Potsdam vor drei Jahren. Der Anschlag, der bundesweit für Aufsehen sorgte, ist bis heute noch nicht aufgeklärt.
Beeskow (rb/MOZ) Nun ist erschreckende Gewissheit, was viele Beeskower befürchtet haben: Jürgen W. hat sich in der Nacht zum 16. Juni nicht selbst angezündet, er ist in Brand gesetzt worden. Zwei tatverdächtige Jugendliche
aus Beeskow wurden gestern dem Ermittlungsgericht vorgeführt.
Bürgermeister Fritz Taschenberger reagierte nach Bekanntwerden entsetzt. “Es ist so schlimm, dass man es nicht in Worte fassen kann. Die Konfliktlage auf
dem Fröbelplatz ist uns ja bekannt, aber dass so etwas passiert, hätte ich nicht für möglich gehalten.” Dieses Verbrechen müsse mit der ganzen Härte des Gesetzes geahndet werden. Auch Rosemarie Jurisch, Stadtverordnete und
Vorsitzende des Jugendausschusses, zeigte sich erschüttert: “Wenn es Jugendliche gibt, die nicht einmal vor wehrlosen Menschen halt machen, dann ist der Werteverfall schon sehr weit vorangeschritten. Wir dürfen nicht mehr weggucken.”
Und Roland Brunotte, Chef des Vereins Bumerang, der das Obdachlosenheim betreibt, in dem der Geschädigte Jürgen W. gewohnt hat, meint: “Er war ja im vergangenen Jahr schon einmal überfallen und am Bein verletzt worden. Was
jetzt passiert ist, ist so was von schlimm.” Brunotte glaubt nicht daran, dass bestimmte Jugendliche sich von dem Vorfall beeindrucken lassen. “Obdachlose haben mir erzählt, dass ihnen kurz nach dem 16. Juni angedroht worden ist: Bald brennst du auch.”
Obdachlosen angezündet: Zwei Haftbefehle erlassen
(Tagesspiegel) Frankfurt (Oder) (dpa/bb) — Der in Brand gesetzte Obdachlose von Beeskow (Oder-Spree) war Opfer eines Brandanschlages. Gegen zwei Männer im Alter von
18 und 22 Jahren sei Haftbefehl erlassen worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) am Freitag und bestätigte damit Medienberichte vom selben Tag. Der 35-jährige Obdachlose war am 16. Juni
brennend auf einer Parkbank entdeckt worden. Er wurde lebensgefährlich verletzt. Einer der beiden Beschuldigten hat die Tat gestanden.
Mittwoch gegen 4:00 Uhr wurde der Polizei mitgeteilt, dass sich fünf männliche Personen auf der Strecke zwischen der A10 und der Anschlussstelle Genshagen befinden. Ermittlungen der Polizei ergaben, dass es sich um pakistanische Staatsangehörige handelt. Diese Personen wollen in Deutschland um Asyl bitten. Sie sagten aus, dass sie bereits am 16.06.04 mit Hilfe eines Vermittlers von Karatschi (Pakistan) nach Moskau geflogen wären. Am 19.06.04
transportierte sie ein russischer Fahrer von Moskau mit dem Auto nach Deutschland, mit unbekannter Fahrstrecke. Vorher nahm der Fahrer ihnen die Pässe ab. Der Grenzübertritt erfolgte am 30.06.04. In der Nähe der Anschlussstelle Genshagen wurden die Personen mit dem Hinweis “Hier ist
Berlin” aus dem Transporter entlassen. Nach erfolgter Identitätsfeststellung durch die Polizei wurden sie nach Eisenhüttenstadt gebracht. Die Kriminalpolizei ermittelt.
(MAZ, 2.7., Frank Schauka) BRANDENBURG/H. Die etwa 2000 Wahlstimmzettel, die bei dem mutmaßlichen Boss
eines Drogenhändlerrings in Brandenburg/Havel entdeckt wurden, waren gefälscht. Dies ergab nach Informationen der MAZ ein Vergleichstest, den das Landeskriminalamt (LKA) gestern mit Originalwahlzetteln der
Oberbürgermeister-Stichwahl in Brandenburg/Havel von November 2003 durchführte. Damit erhärtet sich der Verdacht einer zumindest versuchten Wahlmanipulation.
Die Fälschungen sollen dem Original täuschend ähnlich sehen. Dieser Sachverhalt zeugt von krimineller Energie und erhöht nach Einschätzung von Beobachtern zusätzlich den Verdacht eines Betrugsversuchs. Ob die Stichwahl der Spitzenkandidaten Dietlind Tiemann (CDU) und Norbert Langerwisch (SPD) tatsächlich manipuliert wurde, ist weiterhin unklar. Dass gefälschte Stimmzettel unbemerkt in den streng geregelten Ablauf einer Wahl geschleust
werden können, gilt unter Fachleuten grundsätzlich als weitgehend ausgeschlossen.
Wahlleiter schließt Manipulation aus
Bis nach der Auszählung würden die Stimmzettel zu jedem Zeitpunkt stets von
mehreren Mitgliedern des Wahlvorstandes bewacht, versicherte der
Kreiswahlleiter der Havelstadt, Jörg Gmirek. Eine Wahlfälschung in einem
Wahlbezirk sei mithin nur vorstellbar, wenn der gesamte aus fünf bis sieben
Personen bestehende Wahlvorstand die Manipulation deckt. Und um einen
entscheidenden Einfluss auf das Stichwahlergebnis von Tiemann und
Langerwisch zu nehmen, hätten die Manipulationen zudem in mehreren der 68
Brandenburger Wahlbezirken vorgenommen werden müssen.
Selbst wenn die aktuellen Ermittlungen des Landeskriminalamtes eine
Wahlfälschung nachweisen könnten, würde dies nicht zu einer Wiederholung der
Oberbürgermeisterwahl in Brandenburg/Havel führen. “Das Ergebnis wird rein
rechtlich nicht betroffen sein, selbst wenn man Manipulationen nachweisen
könnte”, stellte Christian Pahl vom Büro des Landeswahlleisters Peter Kirmße
gestern klar. Die gesetzliche Einspruchsfrist gegen die Wahl sei längst
abgelaufen.
Politische Wellen schlägt der dubiose Fund dennoch. Der innenpolitische
Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Sven Petke, forderte, dass die
Hintergründe des “Vorgangs, der in der Geschichte des Landes einmalig” ist,
“so schnell wie möglich aufgeklärt werden”. Es bestehe “ganz eindeutig der
sehr Besorgnis erregende Verdacht einer Straftat”, so Petke. Immerhin drohe
jedem, der eine Wahl fälsche, eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.
Alle Beteiligen seien “aufgefordert, bei den Untersuchungen voll zu
kooperieren”.
Drogenboss kein Parteimitglied mehr
Der 41-jährige mutmaßliche Chef des Drogenrings, der seit Mittwochabend in
Untersuchungshaft sitzt, ist nicht nur politisch eine schillernde Person.
Der Bauunternehmer mit einer Vorliebe für Luxuswagen gehört inzwischen
offenbar keiner Partei mehr an.
“Er ist kein Mitglied der SPD”, betonte SPD-Landesgeschäftsführer Klaus
Ness. Im Wahlkampf um das Amt des Oberbürgermeisters in Brandenburg/Havel
sei der Mann für die SPD “weder als Spender noch in Unterstützungsanzeigen
aufgetaucht”. Ness wies Äußerungen der CDU zurück, der mutmaßliche Dealer
sei “regelmäßig auf SPD-Wahlkampfveranstaltungen in Erscheinung getreten”,
und dies “in einer Form, die viele Beobachter darauf schließen lässt, dass
diese Person die SPD-Wahlveranstaltungen aktiv organisatorisch begleitet und
unterstützt hat”, so der stellvertretende Brandenburger CDU-Kreisvorsitzende
Walter Paaschen. Der “Versuch der CDU, die SPD da hineinzuziehen”, so Ness,
habe “etwas Schmieriges”. Fest steht, dass der dubiose Geschäftsmann bis
August 2001 Mitglied der märkischen CDU war. Der Kreisverband
Potsdam-Mittelmark beendete schließlich die Mitgliedschaft, weil der
Unternehmer seit April 2000 keine Mitgliedsbeiträge mehr entrichtet hatte.
Nach Polizeiangaben gilt der 41-jährige Unternehmer als Kopf einer im
Umkreis der Stadt Brandenburg/Havel agierenden Verbrecherbande, die der
organisierten Kriminalität zugeordnet wird. Es bestehe der Verdacht, dass
die Firmen des 41-Jährigen, der Insolvenz angemeldet hatte, dazu dienten, um
Gelder aus Drogenhandel, Prostitution und eventuell Menschenschmuggel zu
waschen. Die Ermittlungen des Landeskriminalamts gegen die Bande, die
weitere Durchsuchungen einschließen, sind noch nicht beendet.
(Studi auf Indymedia)
Nicht nur in Berlin fanden in den letzten Tagen Urabstimmungen statt. Auch in Potsdam wurde parallel zu den Stupa-Wahlen über wichtige hochschulpolitische Fragen abgestimmt. Dabei war mit 21,7% die Wahlbeteiligung fast doppelt so hoch wie in den Vorjahren. Neben der dem Beschluss zur Verlängerung des Semestertickets (95,4%) wurde mehrheitlich der Rektor Loschelder zum Rücktritt aufgefordert (63,8%). Vorausgegangen war eine Vollversammlung am 22.Juni.
Grund für die Rücktrittsforderungen waren Behinderungen der Arbeit studentischer Vertretungen sowie Erpressungsversuche durch Rektor Loschelder gewesen. Nachdem Loschelder in der Vergangenheit immer wieder den jeweiligen ASten das Recht absprach, für die Studierendschaften sprechen zu dürfen, Verhandlungen und Gespräche verweigerte, versuchte er in vergangenen Semester den AStA zu erpressen. Er hielt Gelder die der Studierendenschaft zustehen zurück und verweigerte die Unterschrift unter die Beitragsordnung, sollten sie nicht einer neuen Vereinbarung zur Finanzierung des Hochschulsports zustimmen. Die Kampagne, die in der Urabstimmung gipfelte war wesentlich von den Fachschaften der Uni getragen. Der ASta, der eher aus konservativen Grünen und Jusos besteht, verhielt sich eher passiv, beziehungsweise war auch zermürbt. Für die Universität-Potsdam, deren Studierenschaft für ihr politisches Desinteresse berühmt ist, sind die Abstimmungsergebnisse überraschend. Viele gingen zuvor von einem sehr knappen Ergebnis und wesentlich geringerer Wahlbeteiligung aus.
Der Streit mit dem Rektorat eskalierte noch einmal in den vergangenen Wochen, als dem AStA und den Fachschaften das Verschicken von Mails über die Student-List untersagt wurde, während der Rektor und seine Gehilfen auf dier Mailingliste täglich gegen die Kritiker agitierten. Siehe: Rektor verlässt die Ebene der Sachlichkeit und Senator Oberhänsli empört sich über Stil der Debatte.
mehr auf: www.loscheldermussweg.tk und www.asta.uni-potsdam.de.
Zahlen zu den Stupawahlen und zu den Abstimmungen finden sich hier.
Schmiereinen am Poetensteig
(MOZ, 01.07.) Unbekannte haben in der Nacht zum Mittwoch mehrere Fenstescheiben einer Gaststätte im Poetensteig eingeschlagen. An einer der Wände wurde mit Farbe
der Schriftzug: “Kein Raum für Neonazis angebracht”. Ein durchgestrichenes Hakenkreuz befand sich daneben. Die Summe, welche der Inhaber der Gaststätte zur Beseitigung des Schadens aufbringen muss beträgt etwa 4000 Euro.
Vermutlicher Tat-Hintergrund: In der Gaststätte hatte am 25. Juni eine genehmigte Veranstaltung der NPD stattgefunden, während der zwei Reifen des Autos eines ehemaligen NPD-Funktionärs zerstochen wurden. Jetzt sucht die
Polizei des Geschehens.
Verdacht der Wahlmanipulation
(MAZ, 01.07., Frank Schauka) BRANDENBURG/H.Der Polizei ist in der Nacht zu gestern in Brandenburg/Havel
nicht nur ein großer Schlag gegen den illegalen Rauschgiftschmuggel und ‑handel gelungen. Bei einem der drei inzwischen inhaftierten Verdächtigen wurden nach Informationen der MAZ zudem Unterlagen entdeckt,
die nach Ansicht von Experten den Verdacht erwecken, die
Oberbürgermeisterwahl in Brandenburg/Havel am 16. November 2003 könnte manipuliert worden sein. Zumindest der Versuch einer Manipulation, hieß es, sei nicht auszuschließen.
In einem Karton, der sich im Besitz eines der mutmaßlichen Drogendealer befand, entdeckten die Fahnder 1500 noch nicht ausgefüllte Wahlzettel für die Stichwahl zwischen den damaligen Spitzenkandidaten Dietlind Tiemann
(CDU) und Norbert Langerwisch (SPD). Bei diesem “Wunder von Brandenburg”, wie CDU-Landeschef Jörg Schönbohm den fulminanten Wahlsieg der Union in der ehemaligen SPD-Hochburg nannte, erhielt die Bauunternehmerin Dietlind
Tiemann 15 642 Stimmen und wurde mit 56,18 Prozent Oberbürgermeisterin der früheren Stahlarbeiterstadt. Konkurrent Langerwisch, zuvor jahrelang Leiter
des Polizeischutzbereichs Brandenburg, erhielt 12 203 Wählerstimmen. Im ersten Wahlgang drei Wochen vor der Stichwahl hatte Tiemann die absolute Mehrheit knapp verfehlt. Gegen ihre damals noch fünf Mitbewerber errang sie
48 Prozent der Stimmen.
Unklar ist nach Recherchen der MAZ bisher, zu wessen Gunsten die Blanko-Wahlzettel die Stichwahl beeinflussen sollten. Wie die mögliche Manipulation technisch ablaufen sollte, ist ebenso fraglich.
In Verbindung mit den Blanko-Wahlzetteln wird ein 41-jähriger Geschäftsmann aus der Nähe von Brandenburg/Havel gebracht, dem seit Jahren Kontakte in das
Rotlichtmilieu nachgesagt werden und der zudem in der Baubranche tätig sein soll.
Vor Jahren wurde der Unternehmer, der dem Vernehmen nach mit protzigen Wagen für Aufsehen in der Brandenburger Innenstadt sorgt, Mitglied des CDU-Kreisverbandes Brandenburg an der Havel. Nach Informationen aus der Union hatte der heutige CDU-Stadtverordnetenvorsitzende Friedrich von Kekulé
den Unternehmer damals in die CDU eingeführt. Allerdings, so heißt es aus Unionskreisen weiter, habe Kekulé sehr rasch seinen Fehler erkannt und danach versucht, den Mann — der im übrigen damals als Vertrauter von CDU-Kreischef Hartmut Unruh galt — zum Austritt aus der Union zu bewegen.
1999 war der Unternehmer jedenfalls noch in der CDU. Damals unterstützte er aktiv den Landtagswahlkampf der Union, erinnert man sich in der CDU.
Später allerdings verließ der mutmaßliche Dealer — wohl im Zorn — den CDU Kreisverband Brandenburg/Havel und wechselte in den Nachbarkreisverband Potsdam-Mittelmark. Weil er seine Mitgliedsbeiträge nicht entrichtete, soll
er dort vor drei Jahren ausgeschlossen worden sein.
Nach Einschätzung der CDU hat der Unternehmer dann eine politische Kehrtwendung vollzogen. Vor der OB-Wahl in Brandenburg soll er regelmäßig bei SPD-Veranstaltungen gesehen worden sein und einmal auch SPD-Unterstützer
beim Verteilen von Rosen angeleitet haben. “Es eröffnet sich der Verdacht, dass hier mit unlauteren Mitteln gearbeitet wurde, es ist Aufklärung notwendig”, so CDU-Generalsekretär Thomas Lunacek.
Brandenburgs SPD-Kreisvorsitzender Langerwisch betonte indes, der Mann sei “definitiv nicht Mitglied der SPD”.
Bei der Drogenrazzia wurden mehrere Kilogramm Rauschgift, mehrere Tausend Euro, Patronen und eine Kokainpresse beschlagnahmt.