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Häusliche Gewalt gegen Frauen

Die zehn Plätze des Frank­furter Frauen­haus­es sind derzeit kom­plett belegt. Auch ein Kind wird dort betreut. Dessen Mut­ter hat­te genau wie die meis­ten anderen Bewohner­in­nen wegen der Gewalt ihres Part­ners Zuhause aus­brechen müssen. Um Frauen wie dieser Mut­ter noch bess­er helfen zu kön­nen, wieder ein eigen­ständi­ges Leben, frei von Äng­sten und Gewalt, führen zu kön­nen, hat sich vor einiger Zeit ein Fördervere­in gegrün­det. Dieser will zugle­ich präven­tiv wirken, Öffentlichkeit­sar­beit betreiben, Frauen- und Fam­i­lien­poli­tik stärk­er ins Gespräch brin­gen und Ansprech­part­ner für viele sein. An der Ecke Berg-/Len­nés­traße haben sie jet­zt auch einen Tre­ff für all diese Belange ein­gerichtet: das Wildroseneck. 

Ein Bild mit Wil­drosen und deren Frücht­en, den Hage­but­ten, schmückt den Raum. Die kleinen Tis­che und das große Schaufen­ster sind wei­h­nachtlich deko­ri­ert. Den­noch wirkt der in Grün und Gelb gestrich­ene Raum noch etwas leer. “Was uns vor allem fehlt, sind Regale”, erk­lärt die Vor­standsvor­sitzende des Fördervere­ins Sabine Stuch­lick, die gle­ichzeit­ig Gle­ich­stel­lungs­beauf­tragte im Rathaus ist. Ihre Vor­stand­skol­le­gin Rose­marie Böhm-Spohn hat schon passende Möbel ent­deckt. Aber dafür wird Geld benötigt. Der Vere­in ist eben wie viele andere auf Spenden und Unter­stützung angewiesen. 

Und das nicht nur beim neuen Tre­ff, dem Wil­drose­neck, son­dern auch für das Frauen­haus selb­st. “Wir haben begonnen, die zweite Etage auszubauen, um dort den Frauen, die schon etwas selb­st­ständi­ger sind, sich aber noch nicht das ganz eigen­ständi­ge Leben zutrauen, die Möglichkeit eines zum Teil betreuten Wohnens anzu­bi­eten”, erk­lärt Pro­jek­tlei­t­erin Ilona Weg­n­er. Zwis­chen sieben Tagen und drei Monat­en wür­den die Frauen im Haus bleiben, ergänzt Bere­ich­slei­t­erin Mari­ta Postler — “so lange wie nötig und so kurz wie möglich”. Doch eine Nach­sorge und für manche eben auch der Zwis­chen­schritt über das betreute Wohnen seien notwendig, um sich ein selb­st­bes­timmtes Leben auf­bauen zu können. 

Das Wil­drose­neck, so Sigrid Jor­dan-Nim­sch vom Evan­ge­lis­chen Jugend- und Für­sorgew­erk, dem Träger des Frauen­haus­es, soll ein Bindeglied zwis­chen dem geschützten Frauen­haus und der Öffentlichkeit sein. Darüber hin­aus will der Fördervere­in eine ganze Rei­he von Ver­anstal­tun­gen anbi­eten, die allen Inter­essen­ten — auch Män­nern — offen ste­hen. Geplant sind z. B. Vorträge von Recht­san­wäl­ten. So will Ursu­la Jung-Friedrich über das islamis­che Recht und beson­ders die Rolle der Frau informieren. Eine Krim­i­nalpolizistin hat sich bere­it erk­lärt, zu zeigen, wie man sich selb­st schützen und Gewal­tat­tack­en begeg­nen kann. 

Regelmäßig, so Sabine Stuch­lick, soll es eine abendliche Gespräch­srunde mit aktiv­en Frank­furter Frauen aus Poli­tik, Kul­tur und anderen Bere­ichen geben. Außer­dem wer­den Kreati­vange­bote vor­bere­it­et und soll eine Bib­lio­thek entste­hen. Eine kleine Sport­gruppe trifft sich bere­its regelmäßig. Auch das Jugen­drecht­shaus und die Selb­sthil­fe­gruppe Allein­erziehen­der haben schon Inter­esse an der Nutzung der Räume angemeldet. Jeden Don­ner­stag von 15 bis 20 Uhr ste­hen Mit­glieder des Fördervere­ins zudem für die unter­schiedlich­sten Belange als Ansprech­part­ner bereit. 

So richtig los gehen wird es mit der Arbeit im Wil­drose­neck allerd­ings erst 2005. Doch schon am 10. Dezem­ber ab 14 Uhr kön­nen Inter­essierte das kleine Ladengeschäft ken­nen­ler­nen. Dann wird dort eine Ausstel­lung mit Fotos von Vera Richter eröffnet. Dazu wird Kun­sthandw­erk­lich­es zum Verkauf angeboten. 

Kon­takt über Sabine Stuch­lick, Tele­fon 5 52 13 40

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Erinnerungsstätte in Werneuchen

Mit ein­er Erin­nerungsstätte will die Stadt Werneuchen den Wider­stand gegen Faschis­mus und Krieg würdi­gen. Die entsprechende Konzep­tion wurde von der Stadtverord­neten­versmm­lung ver­ab­schiedet — allerd­ings gab es in der Diskus­sion auch kri­tis­che Stimmen. 

Bere­its im April 2003 hat­te die “alte” Stadtverord­neten­ver­samm­lung den Beschluss gefasst, ein Denkmal für die Ver­hin­derung der Flug­platz-Spren­gung zu erricht­en. Nach der Gemein­dege­bi­et­sre­form lan­dete die Entschei­dung schließlich im Sep­tem­ber dieses Jahres auf der Tage­sor­d­nung der Sitzung des Bil­dungsauss­chuss­es. Nach kon­tro­vers­er Debat­te erhielt Bürg­er­meis­ter Burkhard Horn (PDS) schließlich den Auf­trag, den Inhalt der Erin­nerungsstätte zu erweit­ern und nicht nur auf eine Per­son zu beschränken. In der ursprünglichen Konzep­tion stand näm­lich Har­ry Marufke im Mit­telpunkt. Er soll am 20. April 1945 durch das Zer­schnei­den der Zün­schnüre die Zer­störung des Flug­platzes ver­hin­dert haben. Allerd­ings lässt sich diese Tat wed­er durch Zeu­gen noch durch schriftliche Doku­mente belegen. 

Als ein weit­eres Beispiel für den Wider­stand gegen die faschis­tis­che Dik­tatur wird in dem Konzept das Leben und Wirken des Päd­a­gogen und Sozialdemokrat­en Adolf Reich­wein ange­führt. Er war von 1933 bis 1938 Schulleit­er in Tiefensee und wurde in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

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Gentechnik heiß diskutiert

Bad Freien­walde (MOZ) Das The­ma spal­tet die Bauern­schaft in zwei Lager: Soll in Deutsch­land der Anbau von gen­tech­nisch verän­derten Pflanzen unter­stützt wer­den? Nach­dem der Bun­destag am ver­gan­genen Fre­itag den Weg für das neue Gen­tech­nikge­setz frei gemacht hat, ist die Diskus­sion um das sen­si­ble The­ma neu entbrannt. 

“Natür­lich trifft uns das The­ma im Oder­bruch. Lei­der.” Wil­fried Daue von der Agrarpro­duk­tion Oder­bruch GmbH aus Neulewin befür­wortet Gen­tech­nik in der Land­wirtschaft. Auch wenn er in den näch­sten Jahren darauf verzicht­en wird. “Die Vorteile sind klar, man kann Pflanzen­schutz reduzieren, das spart Geld und ist auch aus ökol­o­gis­ch­er Sicht pos­i­tiv.” Darüber hin­aus hät­ten die Land­wirte im Oder­bruch beim Maisan­bau mit einem hart­näck­i­gen Schädling, dem Maiszünsler, zu kämpfen. “Indem wir die Boden­bear­beitung reduziert haben und Pflanzen­reste an der Bode­nober­fläche bleiben, kann der Zünsler gut über­win­tern”, so Daue. Dadurch bre­ite sich der Klein­schmetter­ling weit­er aus. Da das neue Gesetz strenge Haf­tungsregeln für den Ein­satz von Gen-Tech­nik vorse­he, sei der Anbau von schädlingsre­sisten­tem Gen-Mais aber so gut wie unmöglich. Das kri­tisiert Daue: “Wir müssen uns in Deutsch­land dem inter­na­tionalen Wet­tbe­werb stellen. Ohne­hin pro­duzieren wir in Europa viel zu teuer.” 

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Streit um Windräder-Park

Beiers­dorf-Freuden­berg (MOZ) “Nein, das geht lei­der nicht”. Hol­ger Hornef­fer vom Ord­nungsamt Falken­berg-Höhe bleibt stand­haft, genau wie sein Vorge­set­zter im Lan­desumweltamt. Auch die MOZ bekommt vor der öffentlichen Ausle­gung keine Ein­sicht in die Genehmi­gungs­beschei­de. Diese enthal­ten u.a. eine Umweltverträglichkeit­sprü­fung und Abstand­sregelun­gen. Bis zum 12. Dezem­ber kön­nen Bürg­er Wider­spruch gegen die Auf­stel­lung von 14 Win­drädern in Beiers­dorf-Freuden­berg ein­le­gen. Der Wider­spruch wird in der Rechtsabteilung des Lan­desumweltamtes geprüft, danach wird ein neg­a­tiv­er Wider­spruch­schein aus­gestellt, der den Weg zum Gericht freimacht. Fällt er pos­i­tiv aus, kon­nte dem Wider­spruch abge­holfen wer­den, wie es Hol­ger Hornef­fer ausdrückt. 

In Beiers­dorf-Freuden­berg soll eine so genan­nte Wind­farm entste­hen, also Parks ab drei Win­drädern. Es ist nach Auskun­ft von Hol­ger Hornef­fer das erste Ver­fahren im Amt, das öffentlich bekan­nt gegeben wird. Denn es gehört zu den förm­lichen Genehmi­gungsver­fahren, die sich von vere­in­facht­en durch eine direk­te Beteili­gung der Bürg­er unterscheiden. 

Das ist in Beiers­dorf-Freuden­berg auch geschehen. “Seit 1998/99 haben wir eine eigen­ständi­ge Pla­nung, um wild wach­sende Wind­parks zu ver­hin­dern”, so Bürg­er­meis­ter Willi Huwe. Anfangs soll­ten nur in Beiers­dorf vier bis sechs “Spargel” entste­hen, nach dem Zusam­men­schluss mit Freuden­berg seien sie bei 14 “gelandet”. Dass es nicht 16 gewor­den sind, hätte die Bürg­erini­tia­tive bewirkt, eben­so den größeren Abstand zu Wohnge­bi­eten und die verän­derten Höhen der Win­driesen: statt durchgängig 140 sollen einige nur 120 Meter in den Hor­i­zont ragen. 

Ganz zufrieden ist Ortschef Huwe mit dem Ergeb­nis trotz­dem nicht: “Uns sind etwa 40 bis 50 Prozent der Aus­gle­ich­szahlun­gen, also rund 300 000 Euro ver­loren gegan­gen. Diese zahlt der Investor für die Nutzung von Gemein­dewe­gen oder die Inanspruch­nahme von Natur und Flächen. Das Geld ist stattdessen in die Lan­deskasse geflossen. Der Grund ist ein Fehler im ersten Ver­fahren, weshalb das zweite, neue Ver­fahren über die Lan­des­be­hörde abgewick­elt wurde. 

Dass das touris­tis­che Poten­zial des Oder­bruch-Ortes unter den Win­drädern lei­den kön­nte, scheint Willi Huwe weniger zu befürcht­en. “Das wird sich alles regeln”. Er kenne touris­tisch stärk­er erschlossene Gebi­ete, in denen eben­falls Wind­kraftan­la­gen stün­den. Hel­ga Lam­pert von der Bürg­erini­tia­tive im angren­zen­den Leuen­berg sieht das anders: “Der Touris­mus bleibt auf der Strecke. Wir sind ein weißer Fleck hier”. Statt Wan­der­wege wür­den Wind­kraftan­la­gen geplant werden. 

Die Mit­glieder der Bürg­er­be­we­gung haben ihre Gegen­punk­te bei der Pla­nung vorge­bracht. Berück­sichtigt wur­den sie Hel­ga Lam­pert zufolge nicht. Stattdessen seien die Wind­kraft­geg­n­er im nicht öffentlichen Teil der Gemein­de­v­ertreter­sitzung von den Flächenbe­sitzern beschimpft wor­den. “Die Leute lockt das Geld”, so Lampert.

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Gedenktafel beschmiert

Krem­men — Eine Gedenk­tafel der Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten in Krem­men-Som­mer­feld (Ober­hav­el) ist mit Farbe beschmiert wor­den. Sie erin­nert an den Todes­marsch von KZ-Häftlin­gen kurz vor Kriegsende.

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7000 jüdische Zuwanderer seit 1991

Pots­dam — Das Land Bran­den­burg hat seit 1991 rund 7000 jüdis­che Ein­wan­der­er aus der früheren Sow­je­tu­nion aufgenom­men. Zwei Drit­tel davon seien jedoch auf­grund von Arbeits­mark­t­prob­le­men und famil­iären Bindun­gen weit­erge­zo­gen, sagte die Aus­län­der­beauf­tragte Almuth Berger.

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Rechte Attacke gegen 14-Jährigen in Suckow

PRENZLAU Wegen Kör­per­ver­let­zung und Ver­wen­dens ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen ist ein 24-Jähriger gestern vom Amts­gericht Pren­zlau zu 800 Euro Geld­strafe verurteilt wor­den. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte im Juni 2003 auf einem Dorffest im uck­er­märkischen Suck­ow einen 14-Jähri­gen ver­let­zt hat­te. Dabei hat­te der Angeklagte dem Opfer die Mütze vom Kopf geris­sen und ihm einen Stoß ver­set­zt. Das Opfer erlitt eine Gehirn­er­schüt­terung. Zudem grölte der Angeklagte Nazi-Parolen und zeigte Hitlergruß. 

Geld­strafe gegen Rechtsradikalen

Pren­zlau — Wegen der Ver­wen­dung ver­fas­sungswidriger Kennze­ichen und vorsät­zlich­er Kör­per­ver­let­zung hat das Amts­gericht Pren­zlau (Uck­er­mark) einen 23jährigen zu 800 Euro Geld­strafe verurteilt. Ron­ny K. hat­te im Juni 2003 einen 15jährigen Hip-Hop­per bei einem Dorffest geschla­gen und zusam­men mit anderen Recht­sradikalen gejagt. Zeu­gen hat­ten nicht einge­grif­f­en. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Schönbohm will Islamisten schneller abschieben

Pots­dam — Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) lässt derzeit vom Jus­tizmin­is­teri­um prüfen, ob islamistis­che „Has­spredigten” in Moscheen den Tatbe­stand der Volksver­het­zung erfüllen. Es dürfe nicht zuge­lassen wer­den, dass Islamis­ten „ver­bal mobil machen gegen jüdis­che Mit­bürg­er”, sagte Schön­bohm gestern. Der Ver­fas­sungss­chutz habe solche Predigten auch in Bran­den­burg­er Moscheen fest­gestellt und könne nicht untätig bleiben. Eine neu gebildete Arbeits­gruppe seines Min­is­teri­ums befasse sich auss­chließlich mit diesem Phänomen. 

Schön­bohm betonte, dass islamistis­che Has­spredi­ger ab 2005 aus­gewiesen wer­den kön­nten. Das neue Zuwan­derungs­ge­setz erlaube dies. Auch kön­nten Moscheen geschlossen wer­den, in denen Hass gepredigt werde. Den­noch sei die strafrechtliche Rel­e­vanz der Has­spredigten zu klären. Das Jus­tizmin­is­teri­um hat­te diese im Som­mer zunächst verneint. Diese Hal­tung sei nicht hin­nehm­bar, sagte Schönbohm. 

Laut Schön­bohm gibt es in Bran­den­burg 20 bis 50, in Berlin dage­gen 3400 Islamis­ten, die auch im Umland aktiv seien. Innen-Staatssekretär Eike Lan­celle beklagte gestern Defizite der Medi­en bei der Auseinan­der­set­zung mit dem Islamis­mus. Trotz­dem bleibe die Bekämp­fung des Recht­sex­trem­is­mus eine vor­rangige Auf­gabe, ver­sicherte Schönbohm.

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Anklage wegen rassistischem Mordversuch

Pots­dam – Es war offen­bar nur ein glück­lich­er Zufall, dass der Afrikan­er mit dem Leben davonkam. Am frühen Mor­gen des 18. Juli 2004 stach in Brandenburg/Havel ein Mann dem Keni­an­er eine abge­broch­ene Bier­flasche in den Hals; die Schla­gad­er wurde knapp ver­fehlt. Die Staat­san­waltschaft Pots­dam hält den Angriff für ver­sucht­en Mord – und hat jet­zt eine entsprechende Anklage gegen den Tatverdächti­gen erhoben. Der 26 Jahre alte Torsten Z. war zur Tatzeit Ober­feld­webel der Bun­deswehr und wurde noch am Abend des 18. Juli in sein­er Kaserne in Nieder­sach­sen festgenom­men. Die Staat­san­waltschaft geht davon aus, dass Torsten Z. nach der Tat von Bran­den­burg nach Nieder­sach­sen fuhr, als sei nichts geschehen. Den Angriff auf den 28-jähri­gen Flüchtling habe Z. „aus frem­den­feindlich motiviert­er Wut” verübt. 

Eine zweite Anklage richtet sich gegen einen Bekan­nten von Z., den 30 Jahre alten Arbeit­slosen Andreas R. Ihm hält die Staat­san­waltschaft gefährliche Kör­per­ver­let­zung, Nöti­gung und Belei­di­gung vor. Warum die bei­den Tatverdächti­gen mit dem Asyl­be­wer­ber und einem keni­an­is­chen Lands­mann in der Diskothek „Piephahn” aneinan­der geri­eten, ist unklar. Andreas R. wurde erst mehrere Wochen nach der Tat ermit­telt und befind­et sich auf freiem Fuß. Wie Fam­i­lien­vater Torsten Z. war auch R. der Polizei vor den Ermit­tlun­gen zu der Attacke gegen den Afrikan­er nicht aufgefallen. 

Die Tat vom 18. Juli ist nur ein Beispiel für die weit­ere Zunahme aus­län­der­feindlich­er und son­stiger rechter Gewalt. In den ersten neun Monat­en 2004 hat die Polizei bere­its 75 ein­schlägige Gewalt­de­lik­te reg­istri­ert (2003 ins­ge­samt: 87). 111 Per­so­n­en seien von Jan­u­ar bis Sep­tem­ber ver­let­zt wor­den, antwortete Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) kür­zlich auf eine par­la­men­tarische Anfrage. 

Die Gesamtzahl aller recht­en Straftat­en vom Jan­u­ar bis Sep­tem­ber war mit 720 so hoch, dass für das kom­plette Jahr 2004 eine ähn­lich harte Bilanz wie 2003 zu befürcht­en ist: Damals meldete die Polizei 993 rechte Delikte. 

Mehr Infos über den Angriff auf infori­ot gibts hier:

Angriff auf den Hals

Bran­den­burg­er wegen ver­sucht­en Mordes festgenommen

Feld­webel nach Angriff auf Keni­an­er verhaftet

Angriff auf Keni­an­er: Mit­täter noch flüchtig

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Das kurze schöne Leben”

(silke ket­tel­hake)Ausstel­lungseröff­nung in der Lib­er­tas-Schulze-Boy­sen-Gedenkstätte in Lieben­berg, einem Gut­shof nördlich von Berlin. Hier kom­men sie alle noch ein­mal zusam­men: die Über­leben­den, die Kinder der Ermorde­ten der Roten Kapelle, die His­torik­er. Ein­ge­laden hat die Deutsche Kred­it­bank, die die Ausstel­lung sponserte. 

Kurz und schön, so sollte ihr Leben sein, dichtete die am 20. Novem­ber 1913 in Paris geborene Lib­er­tas Schulze-Boy­sen als junges Mäd­chen. Eine Betreuerin aus ihrer Schulzeit in Zürich erzählte: “Alles, was sie tat, tat sie mit Lei­den­schaft.” Vor 60 Jahren legte die Gestapo ein makabres Fotoal­bum an von den Mit­gliedern der “Roten Kapelle”, wie die Nation­al­sozial­is­ten die Sam­mel­be­we­gung von Wider­stand­skämpfern tauften. Heute sind die Auf­nah­men in der Gedenkstätte deutsch­er Wider­stand in Berlin zu sehen, 108 Dreifach­porträts, Pro­fil, voller Blick in die Kam­era, Pass­fo­to­hal­tung. Hin­ter einige der Namen haben die Gestapoleute mit krake­liger Hand ein Kreuz gemalt. Tot. 42 Porträts von Frauen, 66 von Män­nern. Eines der Fotos zeigt Lib­er­tas Schulze-Boy­sen (geb. Haas-Heye), 29jährig, ver­schreckt und ungläu­big. Über sechs Jahre aufreiben­der Wider­stand­sar­beit an der Seite ihres Mannes, zusam­men mit ihren Fre­undin­nen und Fre­un­den liegen hin­ter ihr. Auf 19 Frauen wartet das Fall­beil, 49 Män­ner wer­den ermordet, Gnadenge­suche von Hitler per­sön­lich abgelehnt. 

In ihrer abgrundtiefen Verzwei­flung ver­rät Lib­er­tas in der vier­monati­gen Haft ein­er Spitzelin entschei­dende Details: Aktio­nen, Namen und Adressen. Als eine der weni­gen Frauen weiß sie um das €paweite Spi­ona­genetz, mit dem kriegswichtige Fak­ten nach Moskau gefunkt wer­den soll­ten. Aus Berlin kam ein einziger Spruch in Moskau an, ständig war das Funkgerät kaputt, bedi­enen kon­nte es nie­mand so richtig. Stal­in ignori­erte die War­nung vom bevorste­hen­den Rus­s­land-Feldzug der Wehrma­cht. Lib­er­tas weiß, wer welch­es Flug­blatt schrieb, weiß, wer wann Juden dabei half, aus Deutsch­land zu fliehen, weiß um die Briefak­tio­nen, weiß, dass ihr Mann, der Ober­leut­nant Har­ro Schulze-Boy­sen, mil­itärisch wichtige Infor­ma­tio­nen von sein­er Arbeitsstelle, dem Reich­sluft­fahrt­min­is­teri­um, weit­ergibt. Die Jour­nal­istin war aktiv beteiligt. 

Lib­er­tas arbeit­ete unter anderem als Presseref­er­entin in der Kul­tur­filmzen­trale des Reich­spro­pa­gan­damin­is­teri­ums. Hier schaffte sie eigens eine Repro­mas­chine an, um zusam­men mit dem später in der Nachkriegszeit als Ver­fass­er leicht­füßiger Romane bekan­nt gewor­de­nen Schrift­steller Alexan­der Spo­erl eine fotografis­che Doku­men­ta­tion über die von der SS und der Wehrma­cht began­genen Gräuel an der Ost­front anzule­gen. Knapp vor ihrer Ver­haf­tung gelingt es ihr, die Samm­lung zu vernichten. 

War sie leichtsin­nig, aben­teuer­lustig, schnell zu ver­führen? Ihr heute 92jähriger Brud­er Johannes Haas-Heye, der in der Char­lot­ten­burg­er Woh­nung von Har­ro und Lib­er­tas ein- und aus­ging, erzählt. “Nein, aber sie war sehr impul­siv. Leichtsin­nig, das kam vielle­icht dann doch manch­mal vor. Ich kann aber nicht sagen, dass sie unvor­sichtig war. Klar, sie nahm an, dass viele, die sie traf, auf ihrer Seite ste­hen und wie sie dacht­en und han­del­ten.” Uner­müdlich reist Haas-Heye zu jed­er Ver­anstal­tung, die die Rote Kapelle bet­rifft. Endlich Aufk­lärung. Seine Schwest­er war wed­er eine waghal­sige Spi­onin, wie die west­deutsche Geschichtss­chrei­bung behauptete, noch eine “Kund­schaf­terin im Auf­trag Moskaus”, wie die DDR sie tit­ulierte. Johannes Haas-Heye lächelt: “Dass Lib­er­tas poli­tisch tätig ist, das habe ich immer gewusst. Ich bin mit ihr zusam­men in der Schweiz in die Schule gegan­gen, ich kenne meine Schwest­er gut. Sie war so ein Men­sch, sie war jahre­lang dabei. 1935 bis 1936 habe ich ein Jahr zusam­men mit ihr und Har­ro Schulze-Boy­sen oben in der Woh­nung im Wes­t­end gelebt. Das Poli­tis­che war von Anfang an ganz klar. Wir haben den Umschwung mit­bekom­men, während wir in der Schweiz waren, sozusagen von außen: Dann kann man nicht für die Nazisache gewe­sen sein.” 

Sie lebt ein intellek­tuelles bour­geois­es Upper Class-Leben zwis­chen rus­sis­ch­er und amerikanis­ch­er Botschaft, trifft Leute aus der Film­branche. Da ist das kos­mopoli­tis­che Großs­tadtleben in Berlin, da ist Lieben­berg, das Schloss, die Seen, der Lenné­park, da ist 1936 die Heirat mit Har­ro Schulze-Boy­sen, da ist der oppo­si­tionelle Fre­un­deskreis, da sind die Sege­laus­flüge, die Zelt­lager, die sowohl als Tre­ff von Gle­ich­gesin­nten als auch zum Besprechen von Aktio­nen dienen. 

Doch die Bedro­hung ist da, sie zieht immer näher her­an, die dun­kle Angst. Für ihren Mann zählen an erster Stelle die Wider­stand­sak­tio­nen. Für ruhige gemein­same Abende ist da keine Zeit. Bei­de Ehep­art­ner haben Geliebte, Lib­er­tas geht eine Liai­son mit dem Schrift­steller Gün­ther Weisen­born ein, arbeit­ete mit ihm zusam­men an Tex­ten und einem Hör­spiel. Als sie ihren Job in der Reichs­filmzen­trale antritt, ver­di­ent sie mit 800 RM mehr als ihr Mann. 

Das Pri­vate war poli­tisch und das Poli­tis­che pri­vat. Jede neue Bekan­ntschaft war ein Risiko und ein Gewinn. Während Har­ro Schulze-Boy­sen als der führende Kopf der Gruppe neben Arvid Har­nack men­tale Stärke an den Tag legt, plagt sie zunehmend die Unruhe. Zu ihrem Fre­un­deskreis gehören, um nur einige zu nen­nen, die Tänz­erin Oda Schottmöller, die Ökonomin Gre­ta Kuck­hoff zusam­men mit ihrem Mann, dem Dra­matik­er Adam Kuck­hoff, die Stu­dentin Eva Buch, die Ärztin Elfriede Paul, die Lit­er­atur­wis­senschaft­lerin Mil­dred Har­nack, die Keramik­erin Cato Bon­t­jes van Beeck und noch viele, viele mehr aus den unter­schiedlich­sten Gesellschaftss­chicht­en, die alle ihr Leben riskierten. 

Johannes Haas-Heye erin­nert sich: “Ende August, als ich mal wieder zu Besuch kam, da stand sie schon am Omnibus. Lib­er­tas sagte: “Es ist etwas Furcht­bares passiert. Har­ro ist ver­haftet!” Dann sind wir in die Woh­nung gegan­gen, es kam noch der junge Heil­mann (ein Fre­und von Lib­er­tas; Anm.) hinzu, der auch auf unser­er Seite arbeit­ete. Da haben die bei­den noch über­legt, soll­ten sie fliehen? Wir mussten natür­lich ein­se­hen, dass das Haus überwacht wurde und das alles keinen Sinn mehr machte. Die Span­nung wuchs und wuchs und es passierte nichts. Eine ganze Woche hat­te meine Schwest­er noch Zeit, andere zu war­nen. Natür­lich war ihr dabei die Gestapo auf den Fersen. “Jet­zt muss ich aber Gewis­sheit haben”, sagte sie. Sie hielt die Span­nung nicht mehr aus und schrieb an unsere Mut­ter eine offene Karte, sie führe dann und dann an die Mosel – in der Annahme, dass die Gestapo diese Karte abfängt und Bescheid weiß. Unsere Mut­ter kam extra aus Lieben­berg und brachte sie noch zum Zug, am Pots­damer Bahn­hof. Der Zug fährt ab. Dann ein Anruf: Sie ist nicht angekom­men. Sie ist in Pots­dam schon aus dem Zug geholt worden.” 

Aus. Ende. Lib­er­tas schreibt in einem ihrer let­zten Gedichte aus der Haft an ihre Mut­ter: “Oh Gnade statt der lan­gen Jahre/mühsames Tas­ten bis zur Bahre/das uner­messlich Wunderbare/zu leben in Sekundenklare/da gibt es nicht mehr Schuld und Triebe/ da gibt es nur noch Kraft und Liebe.” 

Johannes Haas-Heye: “Meine Mut­ter fuhr am 24. Dezem­ber 1942 von Lieben­berg nach Berlin, mit einem kleinen Päckchen unter dem Arm, einem Wei­h­nachts­geschenk für Lib­er­tas. Von Gefäng­nis zu Gefäng­nis hat man sie immer weit­er geschickt. Schließlich ist sie unver­richteter Dinge wieder nach Lieben­berg hin­aus­ge­fahren. Ich glaube, zwei Tage später rief der Roed­er, der Staat­san­walt, der Libs vor dem Reich­skriegs­gericht zum Tode verurteilte, bei meinem Onkel an und sagte, die Hin­rich­tung war schon am 22. Dezem­ber. In einem ganz, ganz üblen Ton, so in etwa, die haben es ja ver­di­ent. Im Sinne der Nazis war er ja ein fabel­hafter Men­sch. F
urchtbar.” 

Inforiot