Forster RAA-Standort «teilweise still gelegt» / Karl-Heinz Braxein nun bei Kreisjugendring
«Es tut mir leid, das hier aufzugeben. Es war wirklich eine wichtige
Aufgabe» , sagt Karl-Heinz Braxein. Bis Ende 2003 war er so zial
pädagogischer Leiter bei der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen
(RAA) in Forst. Doch seit 1. Januar gibt es diese Arbeitsstelle nicht mehr.
Kürzungen zwängen die RAA, ihre Außenstelle in Forst teilweise aufzugeben,
heißt es von der Geschäftsführung. Bis Ende März soll sich entscheiden, ob
der Standort ganz geschlossen werden muss.
«Es sitzen keine fest angestellten Mitarbeiter mehr in Forst» , berichtet
Johanna Funke, die seit Anfang Januar das neu eingerichtete Regionale Büro
für Integration und Toleranz (BIT) in Cottbus leitet. Von dort aus werden
nun die RAA-Projekte für Cottbus und die Kreise Spree-Neiße, Elbe Elster und
Oberspreewald-Lausitz geplant. Bislang arbeiteten im Forster RAA-Büro außer
Karl-Heinz Braxein eine Lehrerin, die für einige Stunden pro Woche von ihrer
Schule dorthin abgeordnet war, und ein Mitarbeiter mit ABM-Stelle.
Johanna Funke war bis Ende vergangenen Jahres sozialpädagogische
Mitarbeiterin der Niederlassungsstelle in Lübbenau. Dieser Standort wurde
geschlossen. Es gibt aber noch eine Ansprechpartnerin, die im Lübbenauer
Kulturhof untergebracht ist.
Die RAA befindet sich in einer groß angelegten Umstrukturierung — bedingt
durch Kürzungen im Etat der Ausländerbeauftragten. «Aus diesem Etat wurden
bislang unsere Personalkosten finanziert» , erläutert Alfred Roos,
Geschäftsführer der RAA-Brandenburg.
2003 einschneidende Kürzungen
Schon im vergangenen Jahr hatte es einschneidende Kürzungen bei der RAA
gegeben. «90 000 Euro wurden 2003 im Bereich Personal gekürzt» , sagt Roos.
«Wir haben das teilweise mit EU-Fördermitteln, teilweise durch
Arbeitszeitreduzierung bei unseren Mitarbeitern kompensiert.» Aber in diesem
Jahr gehe das nicht mehr, meint der Geschäftsführer.
«In Forst wird weiterhin ein Mitarbeiter sitzen und sich um das Projekt zur
Aussiedlerarbeit kümmern» , sagt Roos. «Alles andere muss zunächst einmal
nach Cottbus zu Frau Funke.»
Noch hofft die RAA auf zusätzliche Gelder. «Wir haben Fördermittelanträge
beim Bund gestellt und müssen jetzt abwarten» , so Roos. Er hofft auf
Finanzmittel vom Bundesprogramm Civitas und vom Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge. Erst im März könne er sagen, ob die RAA wieder in der Lage sein
wird, eine komplette Sozialpädagogen-Stelle in Forst zu finanzieren.
«Wenn es irgendwie geht, wollen wir den Standort in Forst unbedingt
erhalten» , betont der Geschäftsführer. «Aber wenn die Anträge nicht
bewilligt werden, müssen wir schließen.»
Braxein beim Kreisjugendring
Zunächst einmal, resümiert er, werde Forst «halbwegs still gelegt» . Die
Lehrerin, die im vergangenen Jahr auch noch für die RAA in Forst arbeitete,
ist seit sechs Monaten in Elternzeit. «Wir suchen aber gerade nach einer
Vertretung für das nächste halbe Jahr» , erzählt Johanna Funke.
Für Karl-Heinz Braxein, dessen Name für viele Forster wohl als Synonym für
die RAA steht, greifen die Veränderungen schon jetzt. Er arbeitet ab sofort
für den Kreisjugendring. «Erst einmal habe ich dort einen Arbeitsvertrag für
ein halbes Jahr» , sagt er.
In Gedanken hat er mit der RAA noch nicht abgeschlossen. «Ich habe Angst,
dass die Integrationsarbeit zum Erliegen kommt.» Besonders die Arbeit mit
Spätaussiedler-Jugendlichen hält Braxein für wichtig. Die RAA sei aber
bemüht, das Projekt fortzuführen. «Ich habe viel Zeit gebraucht, um es
aufzubauen. Da hängt mein Herzblut dran.»
«Spotkanie» wird weitergeführt
Weitergeführt wird von Lehrerin Katrin Knoth der Forster Teil von
«Spotkanie» . «Spotkanie» bedeutet «Begegnung» und steht in diesem Fall für
ein brandenburgweites RAA-Projekt, in dem deutsche Schüler-AGs Polnisch und
AGs an polnischen Schulen Deutsch lernen und beide Seiten sich auch
regelmäßig treffen. «Bislang gab es das Angebot für Schüler der dritten und
vierten Klasse. Ab jetzt soll es zusätzlich für fünfte und sechste Klassen
angeboten werden» , meint Johanna Funke.
Der verbleibende Mitarbeiter in Forst, Wladimir Nasarow, weiß noch nicht,
wie es weitergeht. «Ich bin erst mal noch zwei Monate hier» , erzählt er.
Seit fast einem Jahr leitet er ein Integrationsprojekt für die RAA, bei dem
Jugendliche von Aussiedlern und Forstern gemeinsam Sport treiben. «Dreimal
in der Woche treffen wir uns im Schülerfreizeitzentrum und machen Kraftsport
oder boxen» , so Nasarow. Doch die ABM-Stelle des ehemaligen Boxers läuft
Ende März aus.
Von den bislang vier Räumen der Forster Stelle sollen vorerst zwei
weitergeführt werden, so Funke. «Noch aber stehen wir deswegen in Gesprächen
mit der Kommune» , berichtet RAA-Chef Roos.
«In Zukunft werden wir wohl weniger an Schulen vor Ort sein» , meint Funke.
Bislang führten die Mitarbeiter der RAA auch Projektwochen an Schulen durch.
Themen waren beispielsweise die EU-Osterweiterung oder Rechtsradikalismus.
«Ab jetzt werden wir unseren Schwerpunkt auf Beratung legen, Lehrern dabei
helfen, solche Projektwochen durchzuführen.»
Netzwerkarbeit ausbauen
Die Netzwerkarbeit der RAA solle in diesem Jahr verstärkt werden, so Funke.
«Wir planen, in Zusammenarbeit mit der Ausländerbauftragten ein Netzwerk zum
Thema Ausländerdiskriminierung aufzubauen.» Und sie fügt hinzu: «Man könnte
sagen, das ist ein Schritt weg von der Basis.»