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Rechtsextreme Parteien müssen wir auch so nennen”

Frau Weyrauch, SPD, CDU und auch die PDS suchen derzeit etwas rat­los nach
einem angemesse­nen Umgang mit der recht­sex­tremen DVU im Land­tag. Kön­nen Sie
weiterhelfen? 

Ich denke, wir soll­ten erst ein­mal innehal­ten und uns fra­gen, was wollte uns
der Wäh­ler sagen? Wenn ich mich im Land umgucke, stelle ich eine tiefe
Verun­sicherung fest. Sie ist nicht nur Neben­pro­dukt eines Reformprozesses,
der drin­gend notwendig ist, son­dern auch der inter­na­tionalen Veränderungen -
in Ameri­ka, im Irak, in den Nieder­lan­den. Auf diese Verun­sicherung gibt es
keine schnellen Antworten. Wir müssen sig­nal­isieren, dass wir gemein­sam mit
den Men­schen auf der Suche sind. 

Was bedeutet das praktisch? 

Wir müssen eingeste­hen, dass Demokratie eine ganz, ganz ver­let­zliche Sache
ist. Dass der Grund­kon­sens dieser Gesellschaft nicht ein­mal geset­zt wird und
dann für alle Zeit­en gilt. Beson­ders in Ost­deutsch­land, wo oft der Wohlstand
als Kitt fehlt. Wir müssen alle — das ist das Wichtige beson­ders im Osten -
mit mehr Eigen­ver­ant­wor­tung in diesen Prozess hineinge­hen, und nicht sagen,
das macht jet­zt der Staat. 

Und wie sollte man sich zur DVU verhalten? 

Ich denke, es gibt Essen­tials, die wirk­lich klar sind: Wir müssen
recht­sex­treme Parteien auch recht­sex­trem nennen … 

Diese Def­i­n­i­tion ist selb­st in der PDS nicht unum­strit­ten. CDU-Fraktionschef
Thomas Lunacek sagt, die DVU sei allen­falls rechtsradikal … 

Nein, die ist recht­sex­trem. Dazu müssen wir uns genau die Programmatik
anse­hen und benen­nen, wo sie den im Grundge­setz ver­ankerten Grundrechten
ent­ge­gen­ste­ht. Vor allem aber müssen die zivilgesellschaftlichen
Aktiv­itäten — und es gibt eine ganze Menge — weit­er gestärkt wer­den, bei der
Kinder­be­treu­ung, an den Schulen, in der Freizeit. Es gibt ganz viele
Ini­tia­tiv­en, die ver­suchen, demokratis­ches Bewusst­sein zu schaf­fen. Wenn sie
nicht existiert hät­ten, würde es wahrschein­lich viel schlim­mer ausse­hen. Da,
wo sich die Zivilge­sellschaft zurückzieht, gehen die Recht­en rein. 

Aber war das nicht das Konzept der ver­gan­genen zehn Jahre, von dem zumindest
die CDU-Frak­tion sagt, es sei weit­ge­hend gescheitert? 

Ich warne davor, die gesamte Arbeit der Demokrat­en in diesem Land
kaputtzure­den. Der eine fühlt sich durch die Repres­sion­sstrate­gien des Herrn
Schön­bohm ange­zo­gen und der andere durch das Aktions­bünd­nis gegen rechte
Gewalt. Wir müssen diese Vielfalt auch ertra­gen und nicht sagen: Ich bin der
Gute und weiß, wie es geht. Uns eint doch, dass wir diese Demokratie, dieses
Grundge­setz behal­ten wollen. Wir müssen das verteidigen. 

Den­noch: Ist der Kon­takt zu recht­en Jugend­kul­turen ver­loren gegan­gen? Sind
Begriffe wie Heimat zu sehr tabuisiert worden? 

Was Herr Lunacek sagt, ist auf jeden Fall nach­denkenswert. Es ist aber auch
nicht neu. Ich glaube, wir haben bes­timmte iden­titätss­tif­tende Begriffe wie
Heimat oder Stolz auf das eigene Land außer Acht gelassen aus Angst, in die
falsche Ecke gerückt zu wer­den. Aber man muss sie pos­i­tiv füllen, was nichts
mit “klein­er DDR” zu tun hat. Das kön­nen wir. Aber das macht richtig Arbeit,
das kostet auch Geld. Da reicht es nicht zu sagen, wir reißen den Rechten
die Maske vom Gesicht. 

Gibt es eine Koop­er­a­tion zwis­chen den Land­tagsparteien und der
Landeszentrale? 

Unsere Dien­stleis­tung kön­nte vom Par­la­ment auch mehr abgerufen werden. 

Erre­ichen Sie als Lan­deszen­trale über­haupt die Klien­tel, die anfäl­lig für
den Recht­sex­trem­is­mus ist? 

Unsere Arbeit kann nicht kam­pag­nen­haft erfol­gen. Poli­tis­che Bil­dung ist ein
sehr müh­sames Geschäft. Es geht ja darum, die Men­schen inner­lich für
Argu­mente aufzuschließen. Deswe­gen arbeit­en wir mit 120 freien Trägern
zusam­men, die auf ganz unter­schiedliche Ziel­grup­pen aus­gerichtet sind. Bei
allen Ange­boten geht es um eine Stärkung der Demokrat­en. Es ist der Versuch
ein­er Immu­nisierung der Men­schen gegen den recht­en Populismus. 

(Das Gespräch führte Andrea Beyerlein.)

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Nicht liberal genug”

(MAZ, Igor Göld­ner) POTSDAM Rein for­mal ist die Härte­fal­lkom­mis­sion in Bran­den­burg unstrittig.
Sie ist Willen der rot-schwarzen Koali­tion, auch wenn die CDU dem Gremium,
das sie noch vor der Wahl bekämpft hat, nur wider­willig zustimmte. 

Ungek­lärt allerd­ings ist, wie die Kom­mis­sion, die sich um von Abschiebung
bedro­hte Aus­län­der küm­mern soll, zusam­menge­set­zt ist. Offen ist, welche
Kom­pe­ten­zen sie hat und welche Aus­nah­men es für ein Bleiberecht von
Aus­län­dern geben soll. In allen Punk­ten gehen die Mei­n­un­gen von SPD und CDU
auseinander. 

Zuständig in der Lan­desregierung ist das CDU-geführte Innen­min­is­teri­um von
Jörg Schön­bohm. Es hat einen Vorschlag für eine “Verord­nung” über die
Ein­rich­tung ein­er Härte­fal­lkom­mis­sion vorgelegt. Diese soll aus humanitären
Grün­den ein Bleiberecht für Aus­län­der gewähren kön­nen — gegebe­nen­falls auch
am Geset­zge­ber vor­bei. Das vier­seit­ige Papi­er mit neun Para­graphen, das der
MAZ vor­liegt, stößt bei der SPD auf Skep­sis und teil­weise auf Ablehnung. 

Die innen­poli­tis­che Sprecherin der SPD-Frak­tion, Brit­ta Stark, sagt, die
Schön­bohm-Verord­nung sei “nicht lib­er­al genug”. Es gebe “Diskus­sions­be­darf”.
Stark würde sich lieber am “Berlin­er Mod­ell” der Härtefallkommission
ori­en­tieren, das der rot-rote Sen­at kür­zlich vorgelegt hat. 

Nach Vorstel­lun­gen Schön­bohms soll die Kom­mis­sion max­i­mal acht Mitglieder
haben. Vor­sitzen­der ist zugle­ich der Leit­er der Geschäftsstelle, die beim
Innen­min­is­teri­um ein­gerichtet wird. Weit­ere Mit­glieder sind die Vertreter
der evan­ge­lis­chen und der katholis­chen Kirche sowie der
Flüchtling­sor­gan­i­sa­tio­nen. Zwei Sitze haben die kom­mu­nalen Spitzenverbände:
Städte- und Gemein­de­bund und Land­kreistag. Das Sozialmin­is­teri­um kann die
Aus­län­der­beauf­tragte benen­nen. Einen Sitz hat das Innen­min­is­teri­um. Um einen
Einzelfall auf die Tage­sor­d­nung zu set­zen, ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit
nötig. Für son­stige Entschei­dun­gen genügt die ein­fache Mehrheit. 

Die SPD sorgt sich bei dieser Zusam­menset­zung um die Unab­hängigkeit. Das hat
im Vor­feld auch schon die PDS befürchtet. Das Gremi­um dürfe kein “Anhängsel
des Innen­min­is­ters” wer­den. Brit­ta Stark (SPD) fragt deshalb: “Warum muss
eigentlich zweimal das Innen­min­is­teri­um vertreten sein?” In Berlin sei kein
einziger Sen­a­tor in der Härte­fal­lkom­mis­sion Mitglied. 

Ein “Knack­punkt” ist für die SPD auch Para­graph 5: die “Auss­chlussgründe”,
also mit welchen Aus­län­dern man sich nicht befassen wird. Allein neun werden
aufgezählt — von falschen Angaben über eine ein­geleit­ete Fah­n­dung bis zur
Straffälligkeit. 

Die CDU, was nicht son­der­lich über­raschend ist, beze­ich­net das
Schön­bohm-Papi­er als “sachgerecht und aus­ge­wogen”. Der innenpolitische
Sprech­er Sven Petke hob beson­ders die “Auss­chlussgründe her­vor. Kriminelle
Aus­län­der dürften “in kein­ster Weise” begün­stigt wer­den, sagte er. 

Die Zeit, sich in der Koali­tion zu eini­gen, drängt. Die Verord­nung der
Lan­desregierung kön­nte am 2. Jan­u­ar in Kraft treten. Die Innen­poli­tik­er von
SPD und CDU wer­den ab heute berat­en. Ende Dezem­ber entschei­det das Kabinett. 

Ein erster Fall kön­nte das Schick­sal der viet­name­sis­chen Fam­i­lie Nguyen
sein, die seit 1990 mit zwei hier gebore­nen Kindern in Bran­den­burg lebt.
Ihre bere­its ver­längerte Aufen­thalts­genehmi­gung läuft Ende Jan­u­ar ab.

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Thor Steinar-Waren beschlagnahmt

NEURUPPIN/ZEESEN Die Polizei hat gestern bei der Fir­ma Medi­a­tex GmbH in Zeesen
(Dahme-Spree­wald) Waren der Marke “Thor Steinar” beschlagnahmt. Die Aktion
sei von der Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin ange­ord­net wor­den, teilte ein
Sprech­er mit. Die Fir­ma stellt nach Ansicht der Anklage­be­hörde Artikel mit
einem ver­fas­sungswidri­gen Logo her. 

Die Staat­san­waltschaft berief sich bei der Durch­suchungsanord­nung auf eine
Entschei­dung des Landgerichts Neu­rup­pin. Dieses hat­te am Vor­mit­tag die
Beschw­erde eines Trägers von Bek­lei­dung der Marke “Thor Steinar”
zurück­gewiesen. Dem­nach ist der Tra­gen solch­er Klei­dung straf­bar. Es handelt
sich um den Straftatbe­stand des Ver­wen­dens verfassungswidriger
Organ­i­sa­tio­nen oder Kennze­ichen, die diesen zum Ver­wech­seln ähn­lich sind.
Bei dem Logo der Marke sind zwei Runen so miteinan­der kom­biniert, dass sie
für Eingewei­hte die Dop­pel-Sig-Rune der ehe­ma­li­gen Waf­fen-SS zeigen. 

Nach Angaben der Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin hat mit dem Landgericht
erst­mals ein so genan­ntes Kol­le­gial­gericht die Auf­fas­sung der Anklagebehörde
bestätigt. Zuvor hat­ten sich bere­its die Amts­gerichte Pren­zlau und Königs
Wuster­hausen mit dem Fall befasst. 

Das Amts­gericht Königs Wuster­hausen hat­te bere­its am 9. Novem­ber einen
Durch­suchungs­beschluss für die Räume des Her­stellers gefasst. Die
Beschlagnahme war jedoch zunächst von der Generalsstaatsanwaltschaft
ver­hin­dert wor­den. Sprech­er Rolf Grünebaum begrün­dete das mit der
umstrit­te­nen Recht­slage. Die Anklage­be­hörde habe zunächst abge­wartet, wie
das Landgericht mit den Beschw­er­den gegen die Amtsgerichichtsentscheidungen
umge­he. Erst mit der Entschei­dung des Landgerichts habe es eine hinreichende
Rechtssicher­heit für die Durch­suchun­gen gegeben. Doch auch dage­gen könne das
Unternehmen noch Rechtsmit­tel einlegen. 

Die Polizei hat­te bere­its im März begonnen, gegen Ver­wen­der des
Runen-Wap­pens Strafver­fahren einzuleit­en. Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU)
sagte, jet­zt sei die Auf­fas­sung der Polizei bestätigt wor­den. “Dass sich in
unserem Land Recht­sex­trem­is­ten offen mit dem Sym­bol der Waf­fen-SS schmücken,
kann nicht toleriert wer­den”, betonte der Innen­min­is­ter. Der Ver­such, das
Runen-Sym­bol in einem Marken­l­o­go zu kaschieren, zeige, mit welchen Methoden
die recht­sex­trem­istis­che Szene neuerd­ings ver­suche, ihre Ide­olo­gien in die
Mitte der Gesellschaft zu tragen. 

Auch Bil­dungsmin­is­ter Hol­ger Rup­precht (partei­los) begrüßte das Vorge­hen der
Jus­tizbe­hör­den. Bere­its vor den Gericht­sentschei­dun­gen hät­ten die Leiter
mehrerer bran­den­bur­gis­ch­er Schulen das Tra­gen von “Thor-Steinar”-Kleidung an
den Ein­rich­tun­gen verboten.

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CDU-Chef ruft zur Gegendemo auf

(MAZ, Volk­mar Krause) POTSDAM Die Debat­te über den Umgang mit dem Recht­sex­trem­is­mus in Bran­den­burg hält
an. Gestern forderte Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) eine intensivere
Auseinan­der­set­zung mit dem Prob­lem. Auf­grund der gerin­gen Zahl von
Gegen­demon­stran­ten beim Neon­azi-Auf­marsch am ver­gan­genen Sam­stag in Halbe
(Dahme-Spree­wald) schlug Schön­bohm vor, dass SPD und CDU zum Volkstrauertag
2005 eine Kundge­bung in der Gemeinde organ­isieren. Der 60. Jahrestag des
Kriegsendes sei dafür ein geeigneter Anlass. Halbe dürfe nicht zum
“Wall­fahrt­sort” der Neon­azis werden. 

SPD-Lan­des­geschäfts­führer Klaus Ness begrüßte Schön­bohms Vorstoß. Man könne
den Neon­azis nicht die “Inter­pre­ta­tion­shoheit” über Halbe über­lassen. Dort
habe eine der grausam­sten Schlacht­en der let­zten Kriegstage geto­bt, die von
den Recht­sex­trem­is­ten seit Jahren für “Geschicht­sklit­terung” missbraucht
werde. Ness will ein “bre­ites Bünd­nis” als Gegen­be­we­gung zu Halbe
mobil­isieren, zu dem die demokratis­chen Kräfte im Land­tag, die
Lan­desregierung, Parteien, Ver­bände und Gew­erkschaften gehören sollen. Die
Ein­beziehung sein­er Partei ver­langte auch der innen­poli­tis­che Sprech­er der
PDS-Land­tags­frak­tion, Hans-Jür­gen Schar­fen­berg. Gle­ich­wohl begrüßte
Schar­fen­berg, dass Schön­bohm, der bis­lang nie an Gegenkundge­bun­gen zu
recht­en Aufmärschen teilgenom­men habe, nun über seinen Schat­ten springe. 

Unter­dessen ist die Äußerung von SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske, er sei
“stinksauer” über die schwache Beteili­gung an der Gegen­demon­stra­tion in
Halbe, SPD-intern mit Kri­tik aufgenom­men wor­den. Baaske hat­te beklagt, dass
das Prob­lem des Recht­sex­trem­is­mus und der “Unter­wan­derung der Demokratie”
nicht ernst genom­men werde. “Das ist wenig hil­fre­ich”, heißt es, zumal auch
die SPD keine Kundge­bung organ­isiert hat­te. “Im Vor­feld war nichts
besprochen”, erk­lärte Matthias Ochs, Geschäfts­führer des SPD-Unterbezirks
Dahme-Spreewald. 

Statt der voraus­ge­sagten 2600 Gegen­demon­stran­ten waren nur einige Hundert
gekom­men. “Wir haben es nicht geschafft, die Leute zu mobil­isieren”, musste
selb­st die PDS-Kreis­chefin von Dahme-Spree­wald, Karin Weber, einräumen.
SPD-Unter­bezirkschef Peter Danck­ert ist bere­it, über eine Kundge­bung 2005 zu
disku­tieren. Er sei am Woch­enende nicht in Halbe gewe­sen, um die Arbeit der
Polizei, die durch Kon­trollen ohne­hin belastet war, nicht noch zu
erschw­eren, so der Bundestagsabgeordnete. 

Skep­sis angesichts möglich­er Gegen­demon­stra­tio­nen im protest­ge­plagten Halbe
gibt es auch an der CDU-Basis. “Demon­stra­tions­touris­mus ist problematisch”,
gibt der Sprech­er des CDU-Kreisver­ban­des, Joachim Kol­berg, zu bedenken. Vor
Ort sei man eher der Auf­fas­sung, dass sich der Neon­azi-Auf­marsch “totläuft”,
wenn er von der Öffentlichkeit ignori­ert werde. 

Die Mobilen Beratung­steams in Bran­den­burg haben die Kri­tik am mangelnden
Bürg­eren­gage­ment und an den Pro­gram­men zur Bekämp­fung des Rechtsextremismus
zurück­gewiesen. Im Land habe sich in den ver­gan­genen Jahren ein “lebendi­ger
demokratis­ch­er Leitgedanke” entwick­elt, erk­lärte Leit­er Wol­fram Hülsemann
gestern. Daraus seien Ini­tia­tiv­en wie der Lan­despräven­tion­srat und das
Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Fremdenfeindlichkeit
ent­standen, die in anderen Bun­deslän­dern ihres­gle­ichen suchten.

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Der lange Weg zum neuen Dosto

Bernau (MOZ) Die Bernauer Stadtverord­neten haben die Weichen für ein neues
Jugendzen­trum gestellt. Der Jugend- und der Finan­zauss­chuss bekun­de­ten nach
fast vier­jähri­gen Diskus­sio­nen ihren Willen, 2005 Geld für ein neues Domizil
für den Jugend­klub Dos­to bere­it zu stellen. 

Der Bernauer Jugend­klub Dos­to an der Bre­itschei­d­straße ist nicht
unum­strit­ten. Als Freizeit­tr­e­ff für vor allem linke Jugendliche bietet er
zwar ein offenes Spek­trum an Aktiv­itäten an, die von Filmaufführungen,
Konz­erten, Diskus­sion­srun­den bis zum Bil­lard­abend reichen. Doch fall­en immer
wieder auch einzelne Akteure durch extreme, nicht geset­zeskon­forme Aktionen
auf. 

Unstrit­tig ist bei aller Skep­sis gegen Teile des Vere­ins aber, dass die
Jugendlichen eine neue Heimat brauchen. Seit vier Jahren bere­its wird mit
Flickar­beit­en ver­sucht, das mar­o­de Dach und die bröck­el­nden Gemäuer des
Flach­baus am Ein­gang zum Kul­turhof über den jew­eils näch­sten Win­ter zu
bringen. 

Jet­zt scheint eine Lösung in Sicht. “Mein Wun­sch wäre, dass es für das Dosto
im alten Haus der let­zte Win­ter ist”, sagt der Stadtverord­nete Peter
Fill­sack (PDS). Der Bernauer Finan­zauss­chuss fol­gte am Dien­stagabend einer
Vor­lage sein­er Partei, bis zum März 2005 die Stan­dort­frage für eine neue
Unter­bringung zu klären und im ersten Nach­tragshaushalt 2005 die
erforder­lichen Gelder für die Bauar­beit­en einzustellen. Die PDS geht von
ein­er Summe um die 250 000 Euro aus. 

Fill­sacks zeitlich­er Opti­mis­mus stützt sich auf einen Wan­del beim Ziel. Nach
lan­gen Diskus­sio­nen wird nun nicht mehr ein Neubau favorisiert, son­dern der
Umzug in ein anderes Haus. Im Gespräch dafür ist das ein­stige Sozialgebäude
der FAGA.

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DVU jubelt über Stimmenfang bei den Bürgerlichen

Recht­sradikale erhiel­ten in zwei Fällen Unter­stützung von anderen Parteien.
SPD, CDU und PDS schweigen dazu

(Tagesspiegel, Michael Mara, Thorsten Met­zn­er) Pots­dam — Skan­dalöse Abstim­mungen im Land­tag lassen die recht­sex­treme DVU
jubeln: In den neuesten “Nation­al-Frei­heitlichen Frak­tions-Nachricht­en”, die
derzeit an Bran­den­burg­er Haushalte ver­schickt wer­den, wird stolz von zwei
Präze­den­zfällen aus den ver­gan­genen Land­tagssitzun­gen berichtet: Die
DVU-Frak­tionsvor­sitzende Liane Hes­sel­barth sei in der Ple­nar­sitzung am
28.Oktober “sog­ar von fünf Abge­ord­neten außer­halb der DVU-Frak­tion” in die
so genan­nte G‑10-Kom­mis­sion gewählt wor­den, “die für die Genehmi­gung von
Tele­fon­ab­hörun­gen zuständig ist”. In geheimer Wahl bekam Hes­sel­barth elf
Stim­men, obwohl die Frak­tion nur sechs Mit­glieder zählt. Zuvor hat­te sie
bere­its bei der Wahl ins Land­tagsprä­sid­i­um neben den DVUS­tim­men zwei Stimmen
aus anderen Parteien erhal­ten. Der DVU-Lan­deschef und parlamentarische
Geschäfts­führer der Frak­tion, Sig­mar-Peter Schuldt, sagte dazu: “Unsere
Arbeit wird zunehmend anerkan­nt. Ich gehe davon aus, dass auch künftig
Mit­glieder ander­er Frak­tio­nen DVU-Poli­tik­er mitwählen.” 

In der Frak­tion­szeitung wird prophezeit, dass sich solche
Abstim­mungsergeb­nisse wieder­holen wür­den, wenn auch über Sachanträge der DVU
geheim abges­timmt wer­den dürfte. Nach der Land­tagswahl hat­ten SPD, CDU und
PDS einen offen­siv­eren Umgang mit der DVU angekündigt, der zum zweit­en Mal
in Folge der Sprung ins Par­la­ment gelang. 

So geißelte SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske die DVU als “Recht­snach­fol­ger
der NSDAP” und ihre Abge­ord­neten als Nazis. Die DVU reagierte mit einer
Strafanzeige gegen Baaske. In der vom DVU-Parte­ichef Ger­hard Frey
her­aus­gegebe­nen recht­sex­tremen “Nation­al-Zeitung” tri­um­phierte Hesselbarth:
Die neue Strate­gie gegenüber der DVU stoße auch in den Rei­hen der
Etablierten auf “merk­lichen Wider­stand” — und nan­nte als Beleg die Stimmen
aus anderen Frak­tio­nen. “Der neue Umgang spal­tet eher die Etablierten, als
dass er uns Magen­schmerzen bereitet.” 

Merk­würdig ist, dass der Abstim­mungs-Skan­dal bish­er völ­lig fol­gen­los blieb
und auch keine Debat­te im Land­tag aus­löste. Auf Anfrage schlossen gestern
die Frak­tio­nen von SPD, CDU und PDS kat­e­gorisch aus, dass die DVU, die unter
Beobach­tung des Ver­fas­sungschutzes ste­ht, Stim­men aus ihren Rei­hen erhalten
haben kön­nte. In der DVU-Frak­tion reg­istri­ert man mit Genug­tu­ung, wie
uneinig und unsich­er die anderen Parteien agieren. Zur Ankündi­gung der
Union, man werde selb­st stärk­er um recht­sex­treme Wäh­ler wer­ben, sagte
Schuldt: “Wenn die CDU am recht­en Rand fis­chen will, wird sie Schiffbruch
erlei­den.” Das sei ihr schon früher nicht gelungen. 

Schuldt ver­wahrte sich scharf gegen Pläne von SPD, CDU und PDS, die
Finanzierungszuschüsse für die DVU durch Kor­rek­turen am Frak­tion­s­ge­setz zu
kürzen. Denn für jeden Abge­ord­neten erhält die DVU mit 124 100 Euro im Jahr
die höch­sten Zuschüsse aller Frak­tio­nen. Die SPD kommt auf 40 580 Euro pro
Abge­ord­neten, die PDS auf 46 585 und die CDU auf 49 820. Der Grund: Kleine
und große Frak­tio­nen erhal­ten die gle­iche Finanzierung. Schuldt: “Wenn die
anderen so weit­er­ma­chen, haben wir im näch­sten Land­tag dreimal so viele
Abgeordnete.”

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Streit um Umgang mit DVU

(BM, 17.11.) Pots­dam — Auf der Suche nach ein­er gemein­samen Lin­ie im Umgang mit der
recht­sex­tremen DVU ger­at­en SPD und CDU sowie die oppo­si­tionelle PDS immer
mehr in Stre­it. Union und PDS wer­fen der SPD vor, die DVU mit Verbalattacken
aufzuw­erten. Der SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske hat­te die zum zweit­en Mal
im Land­tag vertretene DVU jüngst eine “Nazi-Partei” genan­nt und sie scharf
attack­iert. In der ver­gan­genen Leg­is­laturpe­ri­ode hat­ten die demokratischen
Parteien die DVU-Truppe weit­ge­hend ignori­ert. Trotz­dem schaffte sie mit 6,1
Prozent den Wiedereinzug. 

Der par­la­men­tarische Geschäfts­führer der PDS, Heinz Viet­ze, warf der SPD
gestern vor, die Auseinan­der­set­zung auf prim­i­tivstem, bil­ligem Niveau zu
führen. “Dies dient nur der Pro­fil­ierung der eige­nen Per­son und Partei und
der Aufw­er­tung der DVU”, sagte Viet­ze. Die Lei­t­erin der Zen­trale für
poli­tis­che Bil­dung, Mar­ti­na Weyrauch, übte eben­falls deut­liche Kri­tik. Der
Ver­such, die Partei nicht weit­er zu ignori­eren, sei “in die Hose gegangen”.
SPD-Frak­tion­schef Baaske kündigte für Ende Novem­ber ein Konzept für den
Umgang mit der recht­sex­tremen Partei an. Ziel müsse es sein, der DVU “die
Maske vom Gesicht zu reißen”. Baaske bedauerte, daß sich bei dem
Neon­azi-Auf­marsch in Halbe so wenig Gegen­demon­stran­ten gezeigt haben. “Ich
bin stinksauer darüber”, sagte der SPD-Politiker. 

CDU-Frak­tion­schef Thomas Lunacek erk­lärte das Gesamtkonzept der
Lan­desregierung gegen den Recht­sex­trem­is­mus für weit­ge­hend gescheit­ert. Er
ver­wies darauf, daß sich jed­er fün­fte männliche Erst­wäh­ler für die DVU
entsch­ieden habe. Er kündigte an, die CDU werde selb­st stärk­er Begriffe wie
Nation, Stolz und Heimat in den Vorder­grund stellen. 

Konzepte gegen Recht­sex­trem­is­mus gescheitert

CDU: Poli­tik muss die Jugend zurück­gewin­nen / Suche nach neuen Wegen auch in
PDS und SPD

(Berlin­er Zeitung, 17.11.) POTSDAM. Die Aktiv­itäten Bran­den­burgs zur Bekämp­fung des Rechtsextremismus
sind nach Auf­fas­sung von CDU-Frak­tion­schef Thomas Lunacek “in weit­en Teilen
gescheit­ert”. Ger­ade junge Leute wen­de­ten sich ver­stärkt dem recht­en Rand
zu. “Das sind alles Leute, die die bran­den­bur­gis­che Schule durch­laufen und
die Lan­despoli­tik der let­zten zehn Jahre erlebt haben”, sagte Lunacek am
Dien­stag. Die Poli­tik müsse nach Wegen suchen, sie zurück­zugewin­nen. Dazu
gehöre es auch, eine gemein­same Sprache zu find­en. “Begriffe wie Nation oder
Stolz auf das eigene Land dür­fen nicht länger tabuisiert wer­den”, sagte der
CDU-Fraktionschef. 

Let­zter Aus­lös­er für die Debat­te in der gemein­sam mit der SPD regierenden
CDU war der Neon­azi-Auf­marsch am ver­gan­genen Woch­enende in Halbe. Etwa 1 600
waren zum “Heldenge­denken” zu dem dor­ti­gen Sol­daten­fried­hof gekommen -
dop­pelt so viele, wie von der Polizei erwartet. “Und der Großteil waren
keine dumpfen Krawall­mach­er”, sagte Lunacek. Darüber hin­aus “muss es
beden­klich stim­men”, dass 15 Prozent der Erst­wäh­ler bei der Land­tagswahl im
Sep­tem­ber die recht­sex­treme DVU gewählt hät­ten. Bei den männlichen
Erst­wäh­lern habe der Anteil sog­ar bei knapp 20 Prozent gele­gen. Insgesamt
rück­te die DVU mit einem Stim­man­teil von 6,1 Prozent wieder in den Landtag
ein. 

“Wir müssen gemein­sam über­legen, wie wir an diese Jugendlichen herankommen,
sie für die pos­i­tiv­en Ansätze der Demokratie gewin­nen. Es beste­ht riesiger
Hand­lungs­be­darf”, sagte Lunacek. Die Konzepte der ver­gan­genen zehn Jahre
hät­ten offenkundig nicht funk­tion­iert. Dabei spiele es eine zen­trale Rolle,
was an den Schulen geschehe, wie authen­tisch Lehrer die Werte der Demokratie
ver­mit­tel­ten. “Die Jugendlichen suchen Antworten.” 

Die Union wolle sich in den Wahlkreisen ver­stärkt in rechte Gruppen
hinein­begeben, sagt Lunacek. Dabei werde seine Partei auch Begriffe wie
Heimat und Nation in den Vorder­grund stellen. “Ganz nor­male Gefüh­le wie der
Stolz auf das Heimat­land dür­fen nicht länger ver­pönt sein”, sagte er. “Die
mul­ti­kul­turelle Gesellschaft ist blanke Illu­sion.” Das wür­den die jungen
Leute selb­st erleben, wenn sie in Berlin im Zug von Ausländern
zusam­mengeschla­gen würden. 

Angriffe von SPD-Poli­tik­ern gegen die DVU nan­nte Lunacek dagegen
“über­zo­gen”. Wer die Partei des Münch­n­er Ver­legers Ger­hard Frey in die Nähe
der NSDAP rücke, ver­harm­lose die Ver­gan­gen­heit. Nach sein­er Ein­schätzung sei
die DVU nicht recht­sex­trem, son­dern allen­falls recht­sradikal, sagte Lunacek. 

In der jüng­sten Land­tagssitzung hat­te der par­la­men­tarische Geschäftsführer
der SPD, Christoph Schulze, einen DVU-Abge­ord­neten wegen seines schwachen
Aus­drucksver­mö­gens ange­grif­f­en. Der Mann stot­tert. SPD-Frak­tion­schef Günter
Baaske hat­te die DVU unter Ver­weis auf ihre angestrebte Koop­er­a­tion mit der
NPD eine “Nazi-Partei” genan­nt. Dage­gen haben die Recht­sex­tremen rechtliche
Schritte angekündigt. Baaske warnte am Dien­stag erneut vor Verharmlosungen:
“Wer den stram­men Auf­marsch in Halbe gese­hen hat, weiß, da waren
Recht­sex­trem­is­ten am Werk”, hielt er Lunacek ent­ge­gen. Bis Anfang Dezember
will er ein Konzept zum Umgang mit der DVU und anderen rechtsextremen
Kräften vorlegen. 

Auch die PDS ringt noch um ihre Posi­tion gegenüber den Rechts-extremen. In
ein­er Frak­tions­de­bat­te mit dem Parteien­forsch­er Richard Stöss sagte der
Frank­furter Abge­ord­nete Frank Ham­mer, er habe die DVU in Bran­den­burg anders
erlebt als die NPD: “Das ist eher eine bürg­er­liche Partei, die hin und
wieder Aus­flüge ins Recht­sex­treme macht.” Ander­er­seits bekomme er in
PDS-Ver­samm­lun­gen von älteren Genossen zu hören, “wir müssen auch über den
Nieder­gang der deutschen Nation­alkul­tur reden.” Stöss, seit über 30 Jahren
mit der Parteienen­twick­lung befasst, sagte, er mache bezüglich des
Recht­sex­trem­is­mus keine neue Sit­u­a­tion aus. Um den Ursachen
ent­ge­gen­zuwirken, müsse mehr für die Per­sön­lichkeits­bil­dung junger Menschen
getan wer­den. Einen Rat wollte er der PDS allerd­ings nicht erteilen. 

Lunacek betont “Stolz auf Heimat”

CDU will neuen Umgang mit der Jugend

(MAZ, 17.11., Igor Göld­ner) POTSDAM Der hohe Anteil von 15 Prozent Erst­wäh­lern, die bei der DVU ihr
Kreuz macht­en und die vie­len jun­gen Leute, die sich am Sam­stag in den
Neon­azi-Auf­marsch in Halbe ein­rei­ht­en — für den neuen CDU-Fraktionschef
Thomas Lunacek sind dies “gruselige Bilder”. Diese jun­gen Leute müssten
wieder für die Demokratie gewon­nen wer­den, meint Lunacek und hat sich seine
Gedanken gemacht. 

Die Poli­tik, so der 40-Jährige gestern vor Jour­nal­is­ten, benötige in der
Jugen­dar­beit und im Kampf gegen den Recht­sex­trem­is­mus einen neuen Ansatz.
Alle bish­eri­gen Konzepte wie das von der Lan­desregierung initiierte
“Tol­er­ante Bran­den­burg” hät­ten nicht funk­tion­iert und seien gescheitert,
meinte er rig­oros. “Es wurde zu viel über die Köpfe der Jugendlichen hinweg
gere­det.” Die “Unkul­tur” hätte sich so weit­er entwick­eln können. 

Die CDU werde Begriffe wie “Heimat” und “Nation” kün­ftig stärk­er in den
Mit­telpunkt rück­en. Tabus müssten der Ver­gan­gen­heit ange­hören. Dazu gehöre
auch, dass man “stolz auf seine Heimat” sein könne. Damit könnten
Jugendliche und ihre “Gefühlswelt” bess­er erre­icht wer­den, glaubt Lunacek,
der selb­st die “Sprache der Jugend” sprechen will. Wie das konkret aussehen
soll, ließ er aber offen. 

Lunacek bedauerte, dass die Debat­te über die “deutsche Leitkul­tur”, die vor
vier Jahren der CDU-Poli­tik­er Friedrich Merz los getreten hat­te, so schnell
wieder been­det war. “Da ist lei­der die Union eingeknickt.” 

Die Poli­tik müsse sich darum küm­mern, welch­es poli­tis­che Welt­bild an den
Schulen ver­mit­telt werde. Wichtig sei, dass Jugendlichen Orientierung
gegeben werde. “Es wer­den Antworten
und keine Appelle erwartet”, betonte
Lunacek. 

Den Halbe-Auf­marsch der Recht­sex­trem­is­ten nahm SPD-Frak­tion­schef Günter
Baaske gestern zum Anlass für eine Gen­er­alkri­tik. Er könne nicht verstehen,
warum sich so wenig Gegen­demon­stran­ten einge­fun­den hät­ten. “Darüber bin ich
stinksauer.” Statt der erwarteten 2500 Demon­stran­ten waren ger­ade einmal
1000 gekom­men. Das zeige, dass das Prob­lem von Recht­sex­trem­is­mus und der
“Unter­wan­derung der Demokratie” nicht ernst genom­men werde, so Baaske. 

Union will DVU The­men wegnehmen

Was tun mit den Recht­sex­tremen? SPD set­zt auf Kon­fronta­tion, die CDU hält
das für die falsche Strategie

(Tagesspiegel, 17.11., Thorsten Met­zn­er) Pots­dam — Die CDU in Bran­den­burg will “Begriffe wie Heimat und Nation”
kün­ftig stärk­er in den Vorder­grund stellen. So soll­ten jugendliche Wähler
der recht­sex­tremen DVU wieder für demokratis­che Parteien gewon­nen werden,
sagte CDU- Frak­tion­schef Thomas Lunacek gestern. “Es darf nicht verpönt
sein, Stolz auf das eigene Land zu äußern.” Lunacek wies darauf hin, dass
jed­er fün­fte männliche Erst­wäh­ler bei der Land­tagswahl für die
Recht­sex­tremen ges­timmt hat: Es sind genau diejeni­gen, an die sich seit 1990
groß angelegte Pro­gramme wie etwa “Tol­er­antes Bran­den­burg” richt­en. Lunaceks
Faz­it: Was im Land bei der Bekämp­fung des Recht­sex­trem­is­mus unternommen
wurde, “funk­tion­iert offen­sichtlich nicht und ist weit­ge­hend gescheitert”. 

Für die stärkere Beto­nung von Patri­o­tismus und Heimat in der
Auseinan­der­set­zung mit Recht­sradikalen haben sich auch der sächsische
Min­is­ter­präsi­dent Georg Mil­bradt (CDU) und CSU-Gen­er­alsekretär Markus Söder
ausgesprochen. 

Der Poli­tik­wis­senschaftler Richard Stöss von der Freien Uni­ver­sität Berlin
forderte dage­gen gestern eine “kon­se­quente Abgren­zung vom
Recht­sex­trem­is­mus”. Die DVU dürfe nicht ver­harm­lost wer­den. Er sprach vor
der PDS-Frak­tion — denn wed­er diese noch die der SPD sind sich so recht
sich­er, welche Strate­gie sie gegenüber der DVU ver­fol­gen sollen. Die SPD
fuhr bish­er einen harten Kon­fronta­tion­skurs; so nan­nte Frak­tion­schef Günter
Baaske die DVU öffentlich “Recht­snach­fol­ger der NSDAP” und ihre Mitglieder
“Nazis”. Sein par­la­men­tarisch­er Geschäfts­führer Christoph Schulze ging so
weit, einen DVU-Abge­ord­neten im Par­la­ment wegen seines Stot­terns zu
verspot­ten — wofür er sich später entschuldigen musste. “Ein solch
prim­i­tives Niveau” stärke die DVU nur, find­et der PDS-Vizefraktionschef
Heinz Viet­ze — und es kon­nte zum Beispiel auch nicht ver­hin­dern, dass
DVU-Frak­tion­schefin Liane Hes­sel­barth bei der Wahl in den so genannten
G10-Auss­chuss zur Kon­trolle des Ver­fas­sungss­chutzes fünf Stim­men mehr
erhielt als die DVU Sitze hat. SPD, CDU und PDS wis­sen bis heute nicht,
wieso und von wem. 

Baaske kündigte jet­zt an, die SPD-Frak­tion werde noch in diesem Jahr ein
Konzept zum Umgang mit der DVU beschließen; der Frak­tionsvor­stand werde bis
Ende Novem­ber einen Entwurf vorlegen 

Die PDS wiederum wirbt für eine gemein­same Lin­ie der drei großen Parteien
gegen die Recht­sausleger. Einigkeit beste­ht zumin­d­est darin, dass man
kün­ftig auch inhaltlich zu Anträ­gen der DVU Stel­lung nehmen will. “Wir
wer­den ihr die Maske vom Gesicht reißen”, erk­lärte SPD-Frak­tion­schef Baaske
gestern. Anders als etwa die NPD in Sach­sen ist die DVU bis­lang kaum durch
recht­sex­treme Pro­voka­tio­nen oder Tabubrüche aufge­fall­en. In der vergangenen
Leg­is­laturpe­ri­ode hat­ten die drei Parteien die DVU noch weitgehend
ignori­ert — was ihren Wiedere­inzug ins Par­la­ment mit 6,1 Prozent jedoch
nicht ver­hin­derte. Die PDS-Frak­tion­schefin Dag­mar Enkel­mann sagte nun, sie
lehne es ab, die DVU im Land­tag weit­er totzuschweigen. “Ich wehre mich
dage­gen zu sagen, das Prob­lem des Recht­sex­trem­is­mus erledigt sich von
allein.” Auch die CDU will sich im Par­la­ment kün­ftig zu DVU-Anträ­gen äußern. 

Parteien im Land­tag uneins über den Umgang mit der DVU

CDU und PDS stellen sich gegen Kurs von SPD-Frak­tion­schef Baaske

Bran­den­burgs Parteien stre­it­en über den kün­fti­gen Umgang mit der
recht­sex­tremen DVU. Die PDS-Oppo­si­tion, aber auch der
CDU-Koali­tion­spart­nern, stell­ten gestern den neuen Kurs von
SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske in Frage, der die DVU öffentlich als “Nazis”
und “Recht­snach­fol­ger der NSDAP” gegeißelt hat­te. Die Ausein andersetzung
werde auf “so prim­i­tiv­en Niveau geführt, dass es die DVU stärkt”, beklagte
PDS-Vize­frak­tion­schef Heinz Viet­ze. CDU-Frak­tion­schef Thomas Lunacek warnte:
“Ver­bal­at­tack­en, die nicht der Real­ität entsprechen, werten die DVU nur
auf.” 

Lunacek wies darauf hin, dass jed­er fün­fte männliche Erst­wäh­ler die
Recht­sex­tremen gewählt habe. Dies seien alles Jugendliche, auf die seit 1990
groß angelegte Pro­gramme — wie etwa Tol­er­antes Bran­den­burg — ausgerichtet
waren. Sein Faz­it: “Was im Land bei der Bekämp­fung des Rechtsextremismus
angepackt wurde, funk­tion­iert offen­sichtlich nicht, und ist weitgehend
gescheit­ert.” Der CDU-Frak­tion­schef kündigte Kon­se­quen­zen an: Die Union
werde kün­ftig selb­st “Begriffe wie Heimat und Nation” stärk­er in den
Vorder­grund stellen und zwar in ein­er “jugendgemäßen Sprache”, um den
Recht­sradikalen nicht die Deu­tung­shoheit zu über­lassen: “Es darf nicht
ver­pönt sein, Stolz auf das eigene Land zu äußern.” 

Ob diese Rech­nung aufge­ht, bezweifeln Recht­sex­trem­is­mus-Experten. So
forderte der Poli­tik­wis­senschaftler Richard Stöss von der Freien Universität
Berlin in der PDS-Frak­tion eine “kon­se­quente Abgren­zung vom Rechtsex
trem­is­mus” — und stärk­te indi­rekt Baaske den Rück­en. “Man muss klare Grenzen
ziehen”, sagte Stöss. Auch wenn man von den DVU-Vertretern im Landtag
vielle­icht einen anderen Ein­druck habe, bleibe es eine recht­sex­treme Partei,
die “nicht ver­harm­lost wer­den darf”. 

Tat­säch­lich gibt sich die DVU als “nor­male” Partei, kündigte jet­zt etwa
Anträge zur Bekämp­fung von Graf­fi­ti und Untreue von Amt­strägern an. Dass die
DVU bis­lang kaum durch recht­sex­treme Pro­voka­tio­nen oder Tabu-Brüche — anders
als die NPD in Sach­sen — auffiel, ver­stärkt die Unsicher­heit unter den
Land­tagsparteien. In der let­zten Leg­is­laturpe­ri­ode hat­ten SPD, CDU und PDS
die DVU noch weit­ge­hend ignoriert. 

Doch auch was seit der Land­tagswahl ver­sucht wurde, sei “in die Hose
gegan­gen”, sagte gestern Mar­ti­na Weyrauch, die Chefin der Lan­deszen trale
für poli­tis­che Bil­dung. Tat­säch­lich gab es dabei auch noch mehrere Pannen.
So musste sich jüngst Christoph Schulze, der parlamentarische
SPD-Geschäfts­führer, bei einem DVU-Abge­ord­neten entschuldigen, weil er ihn
im Plenum zu per­sön­lich ange­grif­f­en hat­te. Nicht erk­lären kön­nen sich SPD,
CDU und PDS auch, weshalb die DVU-Frak­tion­schefin Liane Hes­sel­barth bei der
Wahl in den so genan­nten G 10-Auss­chuss zur Kon­trolle des
Ver­fas­sungss­chutzes mehr als die DVU-Stim­men erhielt.

Stich­wort Abgeordnetengesetz

Die Koali­tion­sparteien von SPD und CDU wollen das Landes-Abgeordnetengesetz
auf unzeit­gemäße Regelun­gen hin durch­forsten und es gegebe­nen­falls anpassen.
So sprachen sie sich gestern im Pots­damer Land­tagdafür aus, das Sterbegeld
zu stre­ichen, das für den Großteil der Bevölkerung ohne­hin bereits
abgeschafft sei. Eine Erhöhung der Diäten ste­ht nach Angaben von
CDU-Frak­tion­schef Lunacek im Augen­blick nicht zur Debatte.
Stre­it um Umgang mit DVU

CDU will Begriffe wie Heimat und Stolz stärk­er in den Vorder­grund stellen

(BM, 17.11.) Pots­dam — Auf der Suche nach ein­er gemein­samen Lin­ie im Umgang mit der
recht­sex­tremen DVU ger­at­en SPD und CDU sowie die oppo­si­tionelle PDS immer
mehr in Stre­it. Union und PDS wer­fen der SPD vor, die DVU mit Verbalattacken
aufzuw­erten. Der SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske hat­te di
e zum zweit­en Mal
im Land­tag vertretene DVU jüngst eine “Nazi-Partei” genan­nt und sie scharf
attack­iert. In der ver­gan­genen Leg­is­laturpe­ri­ode hat­ten die demokratischen
Parteien die DVU-Truppe weit­ge­hend ignori­ert. Trotz­dem schaffte sie mit 6,1
Prozent den Wiedereinzug. 

Der par­la­men­tarische Geschäfts­führer der PDS, Heinz Viet­ze, warf der SPD
gestern vor, die Auseinan­der­set­zung auf prim­i­tivstem, bil­ligem Niveau zu
führen. “Dies dient nur der Pro­fil­ierung der eige­nen Per­son und Partei und
der Aufw­er­tung der DVU”, sagte Viet­ze. Die Lei­t­erin der Zen­trale für
poli­tis­che Bil­dung, Mar­ti­na Weyrauch, übte eben­falls deut­liche Kri­tik. Der
Ver­such, die Partei nicht weit­er zu ignori­eren, sei “in die Hose gegangen”.
SPD-Frak­tion­schef Baaske kündigte für Ende Novem­ber ein Konzept für den
Umgang mit der recht­sex­tremen Partei an. Ziel müsse es sein, der DVU “die
Maske vom Gesicht zu reißen”. Baaske bedauerte, daß sich bei dem
Neon­azi-Auf­marsch in Halbe so wenig Gegen­demon­stran­ten gezeigt haben. “Ich
bin stinksauer darüber”, sagte der SPD-Politiker. 

CDU-Frak­tion­schef Thomas Lunacek erk­lärte das Gesamtkonzept der
Lan­desregierung gegen den Recht­sex­trem­is­mus für weit­ge­hend gescheit­ert. Er
ver­wies darauf, daß sich jed­er fün­fte männliche Erst­wäh­ler für die DVU
entsch­ieden habe. Er kündigte an, die CDU werde selb­st stärk­er Begriffe wie
Nation, Stolz und Heimat in den Vorder­grund stellen. 

Konzepte gegen Recht­sex­trem­is­mus gescheitert

CDU: Poli­tik muss die Jugend zurück­gewin­nen / Suche nach neuen Wegen auch in
PDS und SPD

(Berlin­er Zeitung, 17.11.) POTSDAM. Die Aktiv­itäten Bran­den­burgs zur Bekämp­fung des Rechtsextremismus
sind nach Auf­fas­sung von CDU-Frak­tion­schef Thomas Lunacek “in weit­en Teilen
gescheit­ert”. Ger­ade junge Leute wen­de­ten sich ver­stärkt dem recht­en Rand
zu. “Das sind alles Leute, die die bran­den­bur­gis­che Schule durch­laufen und
die Lan­despoli­tik der let­zten zehn Jahre erlebt haben”, sagte Lunacek am
Dien­stag. Die Poli­tik müsse nach Wegen suchen, sie zurück­zugewin­nen. Dazu
gehöre es auch, eine gemein­same Sprache zu find­en. “Begriffe wie Nation oder
Stolz auf das eigene Land dür­fen nicht länger tabuisiert wer­den”, sagte der
CDU-Fraktionschef. 

Let­zter Aus­lös­er für die Debat­te in der gemein­sam mit der SPD regierenden
CDU war der Neon­azi-Auf­marsch am ver­gan­genen Woch­enende in Halbe. Etwa 1 600
waren zum “Heldenge­denken” zu dem dor­ti­gen Sol­daten­fried­hof gekommen -
dop­pelt so viele, wie von der Polizei erwartet. “Und der Großteil waren
keine dumpfen Krawall­mach­er”, sagte Lunacek. Darüber hin­aus “muss es
beden­klich stim­men”, dass 15 Prozent der Erst­wäh­ler bei der Land­tagswahl im
Sep­tem­ber die recht­sex­treme DVU gewählt hät­ten. Bei den männlichen
Erst­wäh­lern habe der Anteil sog­ar bei knapp 20 Prozent gele­gen. Insgesamt
rück­te die DVU mit einem Stim­man­teil von 6,1 Prozent wieder in den Landtag
ein. 

“Wir müssen gemein­sam über­legen, wie wir an diese Jugendlichen herankommen,
sie für die pos­i­tiv­en Ansätze der Demokratie gewin­nen. Es beste­ht riesiger
Hand­lungs­be­darf”, sagte Lunacek. Die Konzepte der ver­gan­genen zehn Jahre
hät­ten offenkundig nicht funk­tion­iert. Dabei spiele es eine zen­trale Rolle,
was an den Schulen geschehe, wie authen­tisch Lehrer die Werte der Demokratie
ver­mit­tel­ten. “Die Jugendlichen suchen Antworten.” 

Die Union wolle sich in den Wahlkreisen ver­stärkt in rechte Gruppen
hinein­begeben, sagt Lunacek. Dabei werde seine Partei auch Begriffe wie
Heimat und Nation in den Vorder­grund stellen. “Ganz nor­male Gefüh­le wie der
Stolz auf das Heimat­land dür­fen nicht länger ver­pönt sein”, sagte er. “Die
mul­ti­kul­turelle Gesellschaft ist blanke Illu­sion.” Das wür­den die jungen
Leute selb­st erleben, wenn sie in Berlin im Zug von Ausländern
zusam­mengeschla­gen würden. 

Angriffe von SPD-Poli­tik­ern gegen die DVU nan­nte Lunacek dagegen
“über­zo­gen”. Wer die Partei des Münch­n­er Ver­legers Ger­hard Frey in die Nähe
der NSDAP rücke, ver­harm­lose die Ver­gan­gen­heit. Nach sein­er Ein­schätzung sei
die DVU nicht recht­sex­trem, son­dern allen­falls recht­sradikal, sagte Lunacek. 

In der jüng­sten Land­tagssitzung hat­te der par­la­men­tarische Geschäftsführer
der SPD, Christoph Schulze, einen DVU-Abge­ord­neten wegen seines schwachen
Aus­drucksver­mö­gens ange­grif­f­en. Der Mann stot­tert. SPD-Frak­tion­schef Günter
Baaske hat­te die DVU unter Ver­weis auf ihre angestrebte Koop­er­a­tion mit der
NPD eine “Nazi-Partei” genan­nt. Dage­gen haben die Recht­sex­tremen rechtliche
Schritte angekündigt. Baaske warnte am Dien­stag erneut vor Verharmlosungen:
“Wer den stram­men Auf­marsch in Halbe gese­hen hat, weiß, da waren
Recht­sex­trem­is­ten am Werk”, hielt er Lunacek ent­ge­gen. Bis Anfang Dezember
will er ein Konzept zum Umgang mit der DVU und anderen rechtsextremen
Kräften vorlegen. 

Auch die PDS ringt noch um ihre Posi­tion gegenüber den Rechts-extremen. In
ein­er Frak­tions­de­bat­te mit dem Parteien­forsch­er Richard Stöss sagte der
Frank­furter Abge­ord­nete Frank Ham­mer, er habe die DVU in Bran­den­burg anders
erlebt als die NPD: “Das ist eher eine bürg­er­liche Partei, die hin und
wieder Aus­flüge ins Recht­sex­treme macht.” Ander­er­seits bekomme er in
PDS-Ver­samm­lun­gen von älteren Genossen zu hören, “wir müssen auch über den
Nieder­gang der deutschen Nation­alkul­tur reden.” Stöss, seit über 30 Jahren
mit der Parteienen­twick­lung befasst, sagte, er mache bezüglich des
Recht­sex­trem­is­mus keine neue Sit­u­a­tion aus. Um den Ursachen
ent­ge­gen­zuwirken, müsse mehr für die Per­sön­lichkeits­bil­dung junger Menschen
getan wer­den. Einen Rat wollte er der PDS allerd­ings nicht erteilen. 

Lunacek betont “Stolz auf Heimat”

CDU will neuen Umgang mit der Jugend

(MAZ, 17.11., Igor Göld­ner) POTSDAM Der hohe Anteil von 15 Prozent Erst­wäh­lern, die bei der DVU ihr
Kreuz macht­en und die vie­len jun­gen Leute, die sich am Sam­stag in den
Neon­azi-Auf­marsch in Halbe ein­rei­ht­en — für den neuen CDU-Fraktionschef
Thomas Lunacek sind dies “gruselige Bilder”. Diese jun­gen Leute müssten
wieder für die Demokratie gewon­nen wer­den, meint Lunacek und hat sich seine
Gedanken gemacht. 

Die Poli­tik, so der 40-Jährige gestern vor Jour­nal­is­ten, benötige in der
Jugen­dar­beit und im Kampf gegen den Recht­sex­trem­is­mus einen neuen Ansatz.
Alle bish­eri­gen Konzepte wie das von der Lan­desregierung initiierte
“Tol­er­ante Bran­den­burg” hät­ten nicht funk­tion­iert und seien gescheitert,
meinte er rig­oros. “Es wurde zu viel über die Köpfe der Jugendlichen hinweg
gere­det.” Die “Unkul­tur” hätte sich so weit­er entwick­eln können. 

Die CDU werde Begriffe wie “Heimat” und “Nation” kün­ftig stärk­er in den
Mit­telpunkt rück­en. Tabus müssten der Ver­gan­gen­heit ange­hören. Dazu gehöre
auch, dass man “stolz auf seine Heimat” sein könne. Damit könnten
Jugendliche und ihre “Gefühlswelt” bess­er erre­icht wer­den, glaubt Lunacek,
der selb­st die “Sprache der Jugend” sprechen will. Wie das konkret aussehen
soll, ließ er aber offen. 

Lunacek bedauerte, dass die Debat­te über die “deutsche Leitkul­tur”, die vor
vier Jahren der CDU-Poli­tik­er Friedrich Merz los getreten hat­te, so schnell
wieder been­det war. “Da ist lei­der die Union eingeknickt.” 

Die Poli­tik müsse sich darum küm­mern, welch­es poli­tis­che Welt­bild an den
Schulen ver­mit­telt werde. Wichtig sei, dass Jugendlichen Orientierung
gegeben werde. “Es wer­den Antworten und keine Appelle erwartet”, betonte
Lunacek. 

Den Halbe-Auf­marsch der Recht­sex­trem­is­ten nahm SPD-Frak­tion­schef Günter
Baaske gestern zum Anlass für eine Gen­er­alkri­tik. Er könne nicht verstehen,
warum sich so wenig Gegen­demon­stran­ten einge­fun­den hät­ten. “Darüber bin ich
stinksauer.” Statt der e
rwarteten 2500 Demon­stran­ten waren ger­ade einmal
1000 gekom­men. Das zeige, dass das Prob­lem von Recht­sex­trem­is­mus und der
“Unter­wan­derung der Demokratie” nicht ernst genom­men werde, so Baaske. 

Union will DVU The­men wegnehmen

Was tun mit den Recht­sex­tremen? SPD set­zt auf Kon­fronta­tion, die CDU hält
das für die falsche Strategie

(Tagesspiegel, 17.11., Thorsten Met­zn­er) Pots­dam — Die CDU in Bran­den­burg will “Begriffe wie Heimat und Nation”
kün­ftig stärk­er in den Vorder­grund stellen. So soll­ten jugendliche Wähler
der recht­sex­tremen DVU wieder für demokratis­che Parteien gewon­nen werden,
sagte CDU- Frak­tion­schef Thomas Lunacek gestern. “Es darf nicht verpönt
sein, Stolz auf das eigene Land zu äußern.” Lunacek wies darauf hin, dass
jed­er fün­fte männliche Erst­wäh­ler bei der Land­tagswahl für die
Recht­sex­tremen ges­timmt hat: Es sind genau diejeni­gen, an die sich seit 1990
groß angelegte Pro­gramme wie etwa “Tol­er­antes Bran­den­burg” richt­en. Lunaceks
Faz­it: Was im Land bei der Bekämp­fung des Recht­sex­trem­is­mus unternommen
wurde, “funk­tion­iert offen­sichtlich nicht und ist weit­ge­hend gescheitert”. 

Für die stärkere Beto­nung von Patri­o­tismus und Heimat in der
Auseinan­der­set­zung mit Recht­sradikalen haben sich auch der sächsische
Min­is­ter­präsi­dent Georg Mil­bradt (CDU) und CSU-Gen­er­alsekretär Markus Söder
ausgesprochen. 

Der Poli­tik­wis­senschaftler Richard Stöss von der Freien Uni­ver­sität Berlin
forderte dage­gen gestern eine “kon­se­quente Abgren­zung vom
Recht­sex­trem­is­mus”. Die DVU dürfe nicht ver­harm­lost wer­den. Er sprach vor
der PDS-Frak­tion — denn wed­er diese noch die der SPD sind sich so recht
sich­er, welche Strate­gie sie gegenüber der DVU ver­fol­gen sollen. Die SPD
fuhr bish­er einen harten Kon­fronta­tion­skurs; so nan­nte Frak­tion­schef Günter
Baaske die DVU öffentlich “Recht­snach­fol­ger der NSDAP” und ihre Mitglieder
“Nazis”. Sein par­la­men­tarisch­er Geschäfts­führer Christoph Schulze ging so
weit, einen DVU-Abge­ord­neten im Par­la­ment wegen seines Stot­terns zu
verspot­ten — wofür er sich später entschuldigen musste. “Ein solch
prim­i­tives Niveau” stärke die DVU nur, find­et der PDS-Vizefraktionschef
Heinz Viet­ze — und es kon­nte zum Beispiel auch nicht ver­hin­dern, dass
DVU-Frak­tion­schefin Liane Hes­sel­barth bei der Wahl in den so genannten
G10-Auss­chuss zur Kon­trolle des Ver­fas­sungss­chutzes fünf Stim­men mehr
erhielt als die DVU Sitze hat. SPD, CDU und PDS wis­sen bis heute nicht,
wieso und von wem. 

Baaske kündigte jet­zt an, die SPD-Frak­tion werde noch in diesem Jahr ein
Konzept zum Umgang mit der DVU beschließen; der Frak­tionsvor­stand werde bis
Ende Novem­ber einen Entwurf vorlegen 

Die PDS wiederum wirbt für eine gemein­same Lin­ie der drei großen Parteien
gegen die Recht­sausleger. Einigkeit beste­ht zumin­d­est darin, dass man
kün­ftig auch inhaltlich zu Anträ­gen der DVU Stel­lung nehmen will. “Wir
wer­den ihr die Maske vom Gesicht reißen”, erk­lärte SPD-Frak­tion­schef Baaske
gestern. Anders als etwa die NPD in Sach­sen ist die DVU bis­lang kaum durch
recht­sex­treme Pro­voka­tio­nen oder Tabubrüche aufge­fall­en. In der vergangenen
Leg­is­laturpe­ri­ode hat­ten die drei Parteien die DVU noch weitgehend
ignori­ert — was ihren Wiedere­inzug ins Par­la­ment mit 6,1 Prozent jedoch
nicht ver­hin­derte. Die PDS-Frak­tion­schefin Dag­mar Enkel­mann sagte nun, sie
lehne es ab, die DVU im Land­tag weit­er totzuschweigen. “Ich wehre mich
dage­gen zu sagen, das Prob­lem des Recht­sex­trem­is­mus erledigt sich von
allein.” Auch die CDU will sich im Par­la­ment kün­ftig zu DVU-Anträ­gen äußern. 

Parteien im Land­tag uneins über den Umgang mit der DVU

CDU und PDS stellen sich gegen Kurs von SPD-Frak­tion­schef Baaske

Bran­den­burgs Parteien stre­it­en über den kün­fti­gen Umgang mit der
recht­sex­tremen DVU. Die PDS-Oppo­si­tion, aber auch der
CDU-Koali­tion­spart­nern, stell­ten gestern den neuen Kurs von
SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske in Frage, der die DVU öffentlich als “Nazis”
und “Recht­snach­fol­ger der NSDAP” gegeißelt hat­te. Die Ausein andersetzung
werde auf “so prim­i­tiv­en Niveau geführt, dass es die DVU stärkt”, beklagte
PDS-Vize­frak­tion­schef Heinz Viet­ze. CDU-Frak­tion­schef Thomas Lunacek warnte:
“Ver­bal­at­tack­en, die nicht der Real­ität entsprechen, werten die DVU nur
auf.” 

Lunacek wies darauf hin, dass jed­er fün­fte männliche Erst­wäh­ler die
Recht­sex­tremen gewählt habe. Dies seien alles Jugendliche, auf die seit 1990
groß angelegte Pro­gramme — wie etwa Tol­er­antes Bran­den­burg — ausgerichtet
waren. Sein Faz­it: “Was im Land bei der Bekämp­fung des Rechtsextremismus
angepackt wurde, funk­tion­iert offen­sichtlich nicht, und ist weitgehend
gescheit­ert.” Der CDU-Frak­tion­schef kündigte Kon­se­quen­zen an: Die Union
werde kün­ftig selb­st “Begriffe wie Heimat und Nation” stärk­er in den
Vorder­grund stellen und zwar in ein­er “jugendgemäßen Sprache”, um den
Recht­sradikalen nicht die Deu­tung­shoheit zu über­lassen: “Es darf nicht
ver­pönt sein, Stolz auf das eigene Land zu äußern.” 

Ob diese Rech­nung aufge­ht, bezweifeln Recht­sex­trem­is­mus-Experten. So
forderte der Poli­tik­wis­senschaftler Richard Stöss von der Freien Universität
Berlin in der PDS-Frak­tion eine “kon­se­quente Abgren­zung vom Rechtsex
trem­is­mus” — und stärk­te indi­rekt Baaske den Rück­en. “Man muss klare Grenzen
ziehen”, sagte Stöss. Auch wenn man von den DVU-Vertretern im Landtag
vielle­icht einen anderen Ein­druck habe, bleibe es eine recht­sex­treme Partei,
die “nicht ver­harm­lost wer­den darf”. 

Tat­säch­lich gibt sich die DVU als “nor­male” Partei, kündigte jet­zt etwa
Anträge zur Bekämp­fung von Graf­fi­ti und Untreue von Amt­strägern an. Dass die
DVU bis­lang kaum durch recht­sex­treme Pro­voka­tio­nen oder Tabu-Brüche — anders
als die NPD in Sach­sen — auffiel, ver­stärkt die Unsicher­heit unter den
Land­tagsparteien. In der let­zten Leg­is­laturpe­ri­ode hat­ten SPD, CDU und PDS
die DVU noch weit­ge­hend ignoriert. 

Doch auch was seit der Land­tagswahl ver­sucht wurde, sei “in die Hose
gegan­gen”, sagte gestern Mar­ti­na Weyrauch, die Chefin der Lan­deszen trale
für poli­tis­che Bil­dung. Tat­säch­lich gab es dabei auch noch mehrere Pannen.
So musste sich jüngst Christoph Schulze, der parlamentarische
SPD-Geschäfts­führer, bei einem DVU-Abge­ord­neten entschuldigen, weil er ihn
im Plenum zu per­sön­lich ange­grif­f­en hat­te. Nicht erk­lären kön­nen sich SPD,
CDU und PDS auch, weshalb die DVU-Frak­tion­schefin Liane Hes­sel­barth bei der
Wahl in den so genan­nten G 10-Auss­chuss zur Kon­trolle des
Ver­fas­sungss­chutzes mehr als die DVU-Stim­men erhielt.

Stich­wort Abgeordnetengesetz

Die Koali­tion­sparteien von SPD und CDU wollen das Landes-Abgeordnetengesetz
auf unzeit­gemäße Regelun­gen hin durch­forsten und es gegebe­nen­falls anpassen.
So sprachen sie sich gestern im Pots­damer Land­tagdafür aus, das Sterbegeld
zu stre­ichen, das für den Großteil der Bevölkerung ohne­hin bereits
abgeschafft sei. Eine Erhöhung der Diäten ste­ht nach Angaben von
CDU-Frak­tion­schef Lunacek im Augen­blick nicht zur Debatte.

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Kleidung mit Runenwappen bleibt verboten

(MAZ, 17.11.) Neuruppin/Potsdam Das an ein Sym­bol der Waf­fen-SS angelehnte Runen­wap­pen der
Bek­lei­dungs­marke “Thor Steinar” bleibt ver­boten. Das Landgericht Neuruppin
wies am Mittwoch die Beschw­erde eines 20-jähri­gen Mannes zurück, dessen
T‑Shirt beschlagnahmt wor­den war. 

Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) begrüßte das Urteil: “Der
Ver­such, dieses Sym­bol in einem Marken­l­o­go zu kaschieren, zeigt, mit welchen
Meth­ode die recht­sex­trem­istis­che Szene neuerd­ings ver­sucht, ihre Ideologien
in die Mitte der Gesellschaft zu tragen.” 

Bil­dungsmin­is­ter Hol­ger Rup­precht (partei­los) sagte, bere­its vor den ersten
juris­tis­chen Entschei­dun­gen hät­ten mehrere Schulleit­er im Land diese
Klei­dung an ihren Schulen ver­boten. “Ich würdi­ge aus­drück­lich Mut und
Zivil­courage dieser Schulleiter.” 

In dem Fir­men­l­o­go der Bek­lei­dungs­marke wer­den zwei Runen so miteinander
kom­biniert, dass sie für Eingewei­hte die Dop­pel-Sig-Rune der ehemaligen
Waf­fen-SS zeigen. Nach Angaben des Innen­min­is­teri­ums hat sich das
Runen­wap­pen in der recht­sex­trem­istis­chen Szene zu einem eindeutigen
Erken­nungsze­ichen entwickelt.

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Einkauf ohne Demütigung

(MAZ, 17.11.) HENNIGSDORF Die Abschaf­fung des diskri­m­inieren­den Gutschein-Sys­tems haben jetzt
Flüchtlinge, die im Asyl­be­wer­ber­heim Stolpe-Süd leben, gefordert.
Unter­stützt wer­den sie darin von den Flüchtlingsini­tia­tiv­en “Hen­nigs­dor­fer
Ratschlag” und “Ini­tia­tivkreis Asyl­be­wer­ber­heim Stolpe-Süd”. 

Flüchtlinge aus Togo, Kamerun und dem Koso­vo legten deshalb einen von 128
der 300 Bewohn­er des Heims unter­schriebe­nen Antrag auf Abschaf­fung der
Gutscheine vor. Diese bekom­men sie in Werten von 20, zehn, fünf und zwei
Euro, sog­ar Zettel mit dem Auf­druck fünf und ein Cent gibt es. Damit müssen
sie einkaufen — allerd­ings nur in bes­timmten Super­märk­ten. Die Gutscheine
sind beschränkt ein­lös­bar für Nahrungsmit­tel, Schreib­waren, Hygieneartikel
und Reini­gungsmit­tel, Wäsche sowie Haus­rat von geringem Anschaffungswert,
Bek­lei­dung und Schuhe. Bargel­drück­gabe bis zu zehn Prozent des Kaufpreises
ist möglich, würde aber zum Beispiel im Pen­ny-Markt und bei Spar in
Hen­nigs­dorf-Nord ver­weigert. Das bedeutet für die Asylbewerber
Erniedri­gun­gen, Stress, seel­is­che Anspan­nung. Zustände, die schon mehrmals
kri­tisiert wur­den, nun aber erneut ins Licht der Öffentlichkeit rück­en, weil
es andere Bun­deslän­der wie Sach­sen-Anhalt sowie Städte wie Bran­den­burg oder
Pots­dam gibt, die längst die gesamte Summe — etwa 220 Euro für einen
Haushaltsvor­stand monatlich — in Bargeld auszahlen. Der Kreis Oberhavel
hinge­gen hält eis­ern an den Gutscheinen fest. 

Wenn ein Asyl­be­wer­ber beispiel­sweise bei Pen­ny an der Kasse ste­ht und mit
Gutscheinen bezahlen will, muss er zunächst seinen Ausweis vor­legen, in
Gegen­wart der Kassiererin den Wertschein unter­schreiben und wenn die Summe
nicht genau aufge­ht, für die Dif­ferenz irgen­det­was kaufen. Das kostet Zeit,
das führt zu Auf­se­hen und alle Augen wen­den sich auf den Asyl­be­wer­ber, der
sich gebrand­markt fühlt. Er hält sozusagen den Laden auf, wird eventuelle
sog­ar aus der lan­gen Warteschlange her­aus beschimpft. Kinder wür­den es
längst ablehnen, sich diesem Mar­tyri­um zu unterziehen, schon, um nicht von
ihren Mitschülern gehänselt zu werden. 

Wozu, so kön­nten Unbeteiligte fra­gen, müssen die Asyl­be­wer­ber überhaupt
Bargeld in Hän­den haben? Alma Kras­niqi aus dem Koso­vo ver­sucht es zu
erk­lären: “Wir brauchen fast alle einen Anwalt, den müssen wir bezahlen, wir
müssen nach Hause tele­fonieren, dafür brauchen wir eine Telefonkarte.”
Außer­dem sei sie Raucherin, könne im Moment nicht davon lassen, aber
Zigaret­ten, Tabak, Bier oder Wein wären für Wertgutscheine nicht zu haben -
eine weit­ere Diskri­m­inierung, wie es die aus­ländis­chen Mit­bürg­er empfinden.
Das alles führt dazu, dass die Krim­i­nal­ität, die man auszuschalten
ver­suchte, begün­stigt wird. Denn es gibt natür­lich “Händler”, die den
Betrof­fe­nen die Papier­coupons unter Wert abkaufen und ihr Geschäftchen damit
machen. 

Und auch sparen könne man diese Gutscheine nicht, klagt Her­vais Jio­fack aus
Kamerun, denn sie wären jew­eils nur ein bis zwei Monate gültig. 

Noch etwas anderes führen die Mit­glieder von “Ratschlag” ins Feld: die hohen
Druck- und Ver­wal­tungskosten, die durch die Gutscheinak­tio­nen entste­hen und
die man für die Asyl­be­wer­ber viel nutzbrin­gen­der ein­set­zen kön­nte: für
interkul­turelle Begeg­nungsstät­ten zum Beispiel. 

Die Hen­nigs­dor­fer Flüchtlingsini­tia­tiv­en organ­isieren derweil
“Einkauf­s­part­ner­schaften”. Die funk­tion­ieren so: Ein deutsch­er Bürger
bezahlt seinen Einkauf mit den Gutscheinen eines Asyl­be­wer­bers. Der muss zum
Unter­schreiben dabei sein. Den Wert erhält er dann als Bargeld ausgehändigt.
Die Ini­tia­tiv­en sehen darin auch “eine schöne Geste vorweihnachtlicher
Näch­sten­liebe”. Infos gibt es bei Simone Tet­zlaff in der Sozialen Beratungs-
und Begeg­nungsstelle für Flüchtlinge, 03302/22 29 18.

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Illegale Einreise verhindert

(LR, 17.11.) Am Son­ntag gegen 17.30 Uhr beobachteten Bun des­gren­zschützer beim Gubener
Indus­triege­bi­et zwei Autos mit deutschen Kennze­ichen. Als die Fahrzeuge am
Neißedamm hiel­ten, stiegen drei Per­so­n­en ein, die aus Rich­tung Neiße kamen. 

Die Fahrzeuge wur­den in der Stadt durch eine BGS-Streife ange­hal­ten und
kon­trol­liert. In einem PKW befan­den sich neben dem Fahrer und der
Beifahrerin, bei bei­den han­delte es sich um deutsche Staat­sange­hörige, drei
Frauen. Zwei wiesen sich mit ukrainis­chen Reisepässen aus, besaßen aber
keine Aufen­thalts­genehmi­gung. Die dritte Frau ist nach eige­nen Angaben
Russin, kon­nte aber kein­er­lei Per­son­al­doku­mente vor­legen. Im zweit­en Auto,
das eben­falls ein deutsch­er Kraft­fahrer fuhr, befand sich das Gepäck der
drei Frauen. Die sechs Per­so­n­en wur­den zwis­chen­zeitlich in Gewahrsam
genom­men. Bei der Durch­suchung der drei Deutschen wur­den bei zwei von ihnen
Betäubungsmit­tel sichergestellt.

Inforiot