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Tafel erinnert an KZ-Häftlinge

Pots­dam-Babels­berg - Eine pro­vi­sorische Gedenk­tafel, die an die 100 Häftlinge des Pots­damer Außen­lagers des KZ Sach­sen­hausen erin­nert, wurde gestern auf dem Cam­pus Grieb­nitzsee vor der Bib­lio­thek enthüllt. Die Ver­anstal­ter, der Fre­undin­nenkreis des Sach­sen­hausen-Komi­tees, forderten ins­beson­dere die Uni­ver­sität Pots­dam auf, sich mit der Geschichte des Gelän­des auseinan­der zu set­zen. Die Pots­damer His­torik­erin Almuth Püschel mah­nte in ihrer Rede, das KZ-Außen­lager habe wed­er in der Region­algeschichte, noch in der Pots­damer Gedenkkul­tur Nieder­schlag gefunden.

Öffentlich bekan­nt ist die Exis­tenz des Außen­lagers bere­its seit 1961, als es in ein­er Broschüre des Sach­sen­hausen-Komi­tees erwäh­nt wurde. Seit 1969 wird es auch vom Inter­na­tionalen Such­di­enst in Bad Arolsen genan­nt, erläutert Püschel. Hin­weise auf das Außen­lager fand die His­torik­erin Anfang der 90er Jahre, als sie zur Entste­hung der Ufa in Babels­berg recher­chierte. In ihrem 2002 erschienen Buch “Zwangsar­beit in Pots­dam” wies sie auf das Lager hin. In der vom Zen­trum für Anti­semitismus­forschung an der TU Berlin her­aus­gegebe­nen Pub­lika­tion “Orte des Ter­rors — Die Geschichte der nation­al­sozial­is­tis­chen Konzen­tra­tionslager” soll voraus­sichtlich im kom­menden Jahr ein län­ger­er Beitrag erscheinen.

Danach bestand das Außen­lager zwis­chen dem 1. Juli 1944 und März 1945 auf dem Gelände des Zen­tralde­pots des Deutschen Roten Kreuzes. Wie Marek Win­ter vom Fre­undin­nenkreis berichtet, ent­standen gegen Kriegsende in Berlin und Bran­den­burg eine Vielzahl dieser so genan­nten Außenkom­man­dos, in denen die Häftlinge zur Zwangsar­beit in der Kriegspro­duk­tion einge­set­zt wur­den. Im Pots­damer Außen­lager ließ das Bau­un­ternehmen Polen­sky und Zöll­ner von Häftlin­gen und ein­er nicht bekan­nten Zahl von Zwangs- und Frem­dar­beit­ern Luftschutzan­la­gen für das Per­son­al des DRK sowie die Babels­berg­er Zivil­bevölkerung erricht­en, sagt Püschel. Herkun­ft und Schick­sal der Häftlinge liegen weit­ge­hend im Dunkeln. Ein Insasse gab 1946 an, es habe Über­griffe durch Wärter auf pol­nis­che, ukrainis­che und deutsche Häftlinge gegeben.

Püschel ver­mutet, das Vergessen sei durch die nach­fol­gende Geschichte begün­stigt wor­den: Bis 1952 befand sich auf dem Gelände das Oberkom­man­do der rus­sis­chen Stre­itkräfte. Später die Akademie für Staats- und Rechtswis­senschaft, die im Kalten Krieg im schw­er zugänglichen Gren­zge­bi­et lag. Wie der Ref­er­ent des Rek­tors der Uni­ver­sität, Rico Jahnke, gestern mit­teilte, plane die Hochschule, die Geschichte aller Stan­dorte umfassend aufzuar­beit­en. Dann werde entsch­ieden, “wie der Opfer auf Dauer angemessen und würdig gedacht wer­den kann”.

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Prozessauftakt unter strengen Sicherheitsvorkehrungen

(13.04.05) BERNAU Vor dem Amts­gericht Bernau (Barn­im) hat am Mittwoch unter
stren­gen Sicher­heitsvorkehrun­gen der Prozess gegen Yasin C. wegen
sex­ueller Nöti­gung in zwei Fällen begonnen. Anfang Juli 1994 soll der
Inhab­er eines türkischen Bistros in Zeper­nick ver­sucht haben, einem
13-jähri­gen Mäd­chen gegen seinen Willen einen Zun­genkuss zu geben. Der
zweite Vor­fall ereignete sich im Feb­ru­ar dieses Jahres. Hier soll der
28-Jährige an einem 13-jähri­gen Mäd­chen sex­uelle Hand­lun­gen vollzogen
haben. 

Doch nicht der Angeklagte ist der Grund für die stren­gen Kontrollen.
Knapp einen Monat nach dem zweit­en Vor­fall — Yasin C. saß bere­its in
Unter­suchung­shaft — verübten Unbekan­nte einen Bran­dan­schlag auf sein
Bistro, besprüht­en Möbel und Wände mit Nazisym­bol­en. Wenige Tage später
taucht­en über­all in Zeper­nick Plakate auf, auf denen Yasin C. unter
anderem als “Kinder­schän­der” beschimpft wurde. “Es kon­nte nicht
aus­geschlossen wer­den, dass der Ver­such unter­nom­men wird, die
Ver­hand­lung zu stören”, begrün­det der Lei­t­ende Ober­staat­san­walt Carlo
Weber die Sicher­heits­maß­nah­men im Gericht. 

Vor dem Jugend­schöf­fen­gericht unter Vor­sitz von Richter Andreas Müller
räumt Yasin C. ein, das eine Mäd­chen gegen ihren Willen zu einem
Zun­genkuss genötigt zu haben. Zu der zweit­en ihm zur Last gelegten
Straftat macht er am ersten Prozesstag keine Angaben. Am 27. April wird
die Ver­hand­lung fortgesetzt. 

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Antifa-Aktionen zum 60.Jahrestag der Befreiung Bernaus

Um den Sieg der Alli­ierten über Deutsch­land zu feiern, aber auch um den Opfern der
deutschen Ver­nich­tung­stat zu gedenken, wird die “Gruppe Daniljuk” ver­schiedene Aktio­nen veranstalten. 

Wir haben bei unseren Aktio­nen den bun­des­deutschen Geschichts­diskurs im Visi­er und
wollen Geschicht­sre­vi­sion­is­mus, wie er u.a. im “Net­zw­erk für Tol­er­anz und
Weltof­fen­heit” prak­tiziert wird, eine Absage erteilen. 

So ist in unserm Aufruf zu lesen: “60 Jahre später haben die Deutschen Grund zum
Feiern, näm­lich die Meta­mor­phose von Tätern zu Opfern. Das Gros der Deutschen feiert
an diesem Tag näm­lich die Befreiung Deutsch­lands von den Nation­al­sozial­is­ten und
nicht etwa die mil­itärische Kapit­u­la­tion des Drit­ten Reich­es, geschweige denn die
Befreiung der über­leben­den Juden, Sin­ti und Roma und anderen Ver­fol­gten der Nazis. 

Unter­stützt wird die “Gruppe Daniljuk” von der Autonomen Jugen­dan­tifa Bernau[AJAB],
Ver­anstal­ter des “Antifaweek­end” im Okto­ber let­zten Jahres. 

AJAB-Press­esprech­er Markus Fraikin sagte zu den bevorste­hen­den Aktion­sta­gen: “Es ist
grausam mit anzuse­hen wie die 60ten Jahrestage allerorts miss­braucht wer­den, um für
Frieden mit der deutschen Ver­gangheit zu demonstrierten.
Unsere Kon­se­quenz jedoch kann nur Krieg den deutschen Zustän­den heiszen” 

Um der Kon­ti­nu­ität des Nation­al­sozial­is­mus in Deutsch­land ein Ende zu setzten,
fordern wir die totale Demil­i­tarisierung Deutsch­lands, sowie ein vollständige
Ent­naz­i­fizierung unter alli­iert­er Kontrolle. 

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Abweichler sollen sich bekennen

(MAZ)POTSDAM Nach dem Eklat im Land­tag um zwei Fremd­stim­men für die rechtsextreme
DVU wächst die Sorge vor einem Imageschaden für Bran­den­burg. Die Leiterin
der Lan­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung, Mar­ti­na Weihrauch, nan­nte den
Vor­fall gestern “hoch­prob­lema­tisch”. Sie kri­tisierte, dass Abge­ord­nete ihrer
Ver­ant­wor­tung und Vor­bild­wirkung nicht gerecht wür­den. Die Bevölkerung nehme
solche Abstim­mungen mit großer Sen­si­bil­ität wahr. 

Land­tagspräsi­dent Gunter Fritsch (SPD) verurteilte erneut scharf, dass
Vertreter demokratis­ch­er Parteien für DVU-Vertreter ges­timmt haben. “Das ist
eine Schande für unser Par­la­ment”, sagte er. 

Im Land­tag wird der­weil nach den Abwe­ich­lern gesucht. Sowohl SPD, CDU als
auch PDS schlossen wieder­holt aus, dass die Fremd­stim­men für die DVU aus
ihren Frak­tio­nen kamen. Über­raschend hat­te der DVU-Abge­ord­nete Michael Claus
am Don­ner­stag bei der Wahl zur Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion (PKK)
für den Ver­fas­sungss­chutz acht Stim­men erhal­ten. Sechs Abge­ord­nete hat seine
Frak­tion nur. Er fiel allerd­ings trotz­dem durch. 

SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske forderte gestern die bei­den Abgeordneten
auf, sich zu erk­lären. “Wer für die DVU ist, soll das öffentlich sagen und
sein Mütchen nicht bei ein­er geheimen Wahl kühlen”, sagte er. Allerdings
dürfte die Chance eher ger­ing sein, dass die Betrof­fe­nen sich offenbaren.
“Die Namen der bei­den Ver­räter wird man nie her­aus­bekom­men, da die Wahl
geheim war”, ist sich ein Abge­ord­neter sicher. 

Mit gegen­seit­i­gen Schuldzuweisun­gen hiel­ten sich die Abge­ord­neten gestern
zurück. Es herrscht allerd­ings Einigkeit darüber, dass es sich nicht um ein
Verse­hen beim Ankreuzen han­deln kon­nte. Denn bei zwei weit­eren Abstimmungen
an diesem Tag über die Vertreter in den Beiräten für die Liegen­schaften der
West­gruppe der rus­sis­chen Trup­pen (WGT) und der Lan­desin­vesti­tions­bank Land
Bran­den­burg (ILB) beka­men die DVU-Vertreter eben­falls acht beziehungsweise
sieben Stimmen. 

Bere­its in der vorigen Wahlpe­ri­ode hat­ten DVU-Kan­di­dat­en bei Gremienwahlen
mehr Stim­men erhal­ten als sie Abge­ord­nete haben. Die PKK-Wahl war allerdings
beson­ders brisant. Am Vortag hat­te der Land­tag nach den Wahler­fol­gen von DVU
und NPD einen gemein­samen Beschluss gegen Recht­sex­trem­is­mus gefasst. Im
Vor­feld hat­te es Stre­it gegeben, weil die CDU eine Ini­tia­tive mit der PDS
abgelehnt hatte. 

Der PKK gehören wie bish­er vier Abge­ord­nete an. Das sind für die SPD Britta
Stark und Klaus Bochow, für die PDS Ker­stin Kaiser-Nicht und für die CDU
Frank Wern­er. Die DVU war zuvor mit ihrem Antrag gescheit­ert, das Gremi­um um
einen Sitz zu erweit­ern. In einem solchen Fall hätte die DVU Anspruch darauf
anmelden können. 

“DVU-Skan­dal darf sich nicht wiederholen”

Appell des Land­tagspräsi­den­ten an Demokraten

(LR)Nach dem jüng­sten DVU-Abstim­mungsskan­dal im Land­tag fordert CDU-Landeschef
und Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm “tiefer gehende Kon­se­quen­zen”. Gegenüber
der RUNDSCHAU sagte er gestern: “Man kann nicht ein­fach zur Tagesordnung
überge­hen.” Wie berichtet, hat­te die recht­sex­treme Partei am Don­ner­stag im
Land­tag bei geheimen Abstim­mungen erneut zwei Stim­men aus dem Lager der
demokratis­chen Parteien bekom­men. Schön­bohm zeigt sich besorgt, dass dies
nach dem Wiedere­inzug der DVU in den Land­tag im let­zten Herb­st nun bereits
zum wieder­holten Male geschah. 

Der Innen­min­is­ter betonte, “alle Frak­tio­nen seien in der Pflicht, mit ihren
Mit­gliedern zu sprechen, Ver­dachtsmo­mente auszuräu­men, damit sich so etwas
nicht wieder­holt”. Auch Land­tagspräsi­dent Gunter Fritsch (SPD) verlangte,
dass die Frak­tionsvor­sitzen­den von SPD, CDU und PDS jet­zt die Initiative
ergreifen müssten: “Es muss eine Debat­te in den eige­nen Rei­hen geführt
wer­den.” Solche Skan­dale dürften sich nicht wiederholen. 

Sowohl Fritsch wie Schön­bohm erk­lärten, es bringe nichts, öffentlich zu
spekulieren, wer die DVU-Sym­pa­thisan­ten seien. Der Min­is­ter meinte jedoch,
dass “wed­er SPD noch CDU ein Inter­esse daran haben, Zwi­etra­cht in die
Koali­tion zu tra­gen”. Damit spielte er auf die PDS an. Fritsch betonte, er
könne sich nicht vorstellen, “dass hin­ter den Fremd­stim­men für die DVU ein
tak­tis­ches Spiel ein­er Frak­tion steckt”. Er sagte weit­er, es falle auf, dass
die DVU im Land­tag ver­suche, sich als sozial und lib­er­al, auf keinen Fall
als recht­sradikal darzustellen. Man müsse auf­passen, dass es im Land­tag im
Zuge des par­la­men­tarischen All­t­ags — die DVU arbeit­et in den meisten
Auss­chüssen mit — keine “schle­ichen­den Gewöh­nung­sprozesse” gebe. Wer wissen
wolle, wie die DVU wirk­lich denke, müsse nur ihre Inter­net-Seit­en ansehen.
Durch ihr Wahlbünd­nis mit der NPD sei die DVU noch gefährlich­er geworden. 

Schön­bohm vertei­digte den Kurs der CDU-Frak­tion im Land­tag, selb­st im Kampf
gegen den Recht­sex­trem­is­mus keine gemein­samen Anträge mit der PDS
einzubrin­gen. Wie berichtet, hat­te die CDU einen Vorstoß der SPD abgeblockt,
in einem gemein­samen Antrag mit der PDS nicht nur den Rechtsextremismus,
son­dern auch konkret die DVU zu ent­lar­ven. Hier gehe es um eine prinzipielle
Frage: “Wir wer­den mit der PDS keine gemein­samen Anträge unterschreiben.”
Zwar habe sich die PDS dur­chaus ide­ol­o­gisch weit­er­en­twick­elt. Sie sei mehr
oder weniger im Rechtsstaat angekom­men. Aber sie habe ihre Vergangenheit
bish­er nicht wirk­lich aufgearbeitet. 

“Stim­men für die DVU höchst problematisch”

(BM)Potsdam — Die Lei­t­erin der Zen­trale für Poli­tis­che Bil­dung, Martina
Weyrauch, hat die Abstim­mungsergeb­nisse im Land­tag zu Gun­sten der
recht­sex­tremen DVU als “höchst prob­lema­tisch für den
Ver­trauens­bil­dung­sprozeß” eingestuft. Am Don­ner­stag hat­te die DVU bei
geheimen Wahlen drei Stim­men aus den demokratis­chen Rei­hen erhal­ten. Einige
Par­la­men­tari­er müßten ihre Vor­bild­funk­tion drin­gend über­denken, sagte
Weyrauch. Alle Frak­tion­schefs haben mit­tler­weile erk­lärt, daß die Stimmen
garantiert nicht aus den Rei­hen ihrer Frak­tio­nen kamen. Ver­glichen mit 1992
hat die Lan­deszen­trale etwa drei Vier­tel der Zuschüsse für Sach­mit­tel wie
Büch­er einge­büßt. Die freien Träger poli­tis­ch­er Bil­dungs­maß­nah­men hät­ten im
sel­ben Zeitraum rund zwei Drit­tel ihrer Zuwen­dun­gen verloren.

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Unverständnis für großen Polizeieinsatz

Straus­berg (MOZ) Der mas­sive Ein­satz von Bere­itschafts- und Kriminalpolizei
vom Mittwoch im Jugendzen­trum Horte hat zu ener­gis­chen Protesten der
Betreiber und Unver­ständ­nis bei Bürg­ern und Stadtverord­neten geführt. Die
Ver­hält­nis­mäßigkeit der Mit­tel wurde sehr kri­tisch in Frage gestellt. 

Die Vertreter des Alter­na­tiv­en Jugend­pro­jek­ts Straus­berg 1260 waren am Rande
der Straus­berg­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung leicht auszu­machen. Auf alle
Abge­ord­neten- und Pres­setis­che hat­ten sie ihre Erk­lärung zur groß angelegten
Durch­suchungsak­tion der Polizei in ihrem Jugendzen­trum Horte ausgelegt:
“Beweis­mit­tel­sicherung oder Sper­rmül­lak­tion?” ist sie iro­nisch überschrieben
und stellt darunter die Sicht der Betreiber des alter­na­tiv­en Jugendclubs
dar. Auch unter Abge­ord­neten, beson­ders der PDS, waren Protest und
Unver­ständ­nis für die Razz­ia zu hören. 

Wie die MOZ berichtete, zielte die Durch­suchung auf “Holzge­gen­stände, die
zum Schla­gen geeignet sind”, wie es der Polizeis­prech­er umschrieb, weil in
der Nacht zum 23. Jan­u­ar mehrere rechts­gerichtete Jugendliche bei einem
Handge­menge im Ein­gangs­bere­ich ver­let­zt wur­den. Wie das Alternative
Jugend­pro­jekt mit­teilt, habe die Polizei alles einge­sam­melt, “was
ansatzweise nach Knüp­pel aus­sah”, unter anderem Keulen für einen
Jonglier­work­shop, kaputte Queues. Während der Durch­suchung hat­te die Polizei
durch­blick­en lassen, dass jegliche Gewal­tan­wen­dung, gle­ich von welchem
poli­tis­chen Flügel, ver­fol­gt werde. 

Bürg­er­meis­ter Hans Peter Thier­feld antwortete auf Nach­frage der
Abge­ord­neten, dass er mit dem Schutzbere­ich­sleit­er nach der Durchsuchung
gesprochen habe. Die Aktion lief unter Fed­er­führung des 2. Kom­mis­sari­ats des
Polizeiprä­sid­i­ums, lokale Polizei war nicht einge­bun­den. Seine Anwesenheit
als Haush­err der städtis­chen Immo­bilie wurde als nicht notwendig erachtet.
Straus­berg­er Bürg­er wie Ger­hard Schröter kri­tisierten das Vorge­hen scharf
und forderten ein Ein­treten für Horte.

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Erneut Linke gegen Rechte

RATHENOW Das Stadt­fest in Rathenow soll eine Ver­anstal­tung sein, die Spaß
und Entspan­nung bietet. Manch­mal allerd­ings wird diese Erwartung für den
einen oder anderen getrübt. Beim Fest selb­st — oder auch später. 

Das Amts­gericht Rathenow ver­han­delte jet­zt wegen des Vor­wurfs der
vorsät­zlichen Kör­per­ver­let­zung gegen den Angeklagten Nor­man St. Ihm wurde
ange­lastet, er habe in der frühen Nacht des 12. Sep­tem­ber 2004 einen jungen
Mann niedergeschla­gen und dann — als dieser am Boden lag — auf dessen Kopf
getreten. 

Am 11. Sep­tem­ber 2004 war das Stadt­fest in vollem Gange. Der Angeklagte und
der Geschädigte hiel­ten sich dort auf, bei­de in Begleitung von Freunden.
Eigentlich prob­lem­frei, aber nicht, wenn die Beteiligten verschiedenen
Grup­pierun­gen ange­hören. St. ist der recht­en Szene zuzuord­nen, der
Geschädigte der linken. Das geht oft nur solange gut, bis die Zeit schon
vorgeschrit­ten ist und man sich sieht. Gegen 1 Uhr am 12. Sep­tem­ber ging der
Geschädigte mit einem Fre­und in Rich­tung Berlin­er Straße. Mit einem Mal sah
er den Angeklagten. Die bei­den star­rten sich mit gifti­gen Blick­en an — so
die übere­in­stim­menden Zeu­ge­naus­sagen. Dann bewegten sie sich aufeinan­der zu.
Was dann geschah, war nur teil­weise aufzuk­lären. Eine Zeu­g­in wollte gesehen
haben, dass die bei­den Beteiligten aufeinan­der zug­in­gen, kurz miteinander
rede­ten und der Geschädigte dann mit einem Mal zuschlug. Ob der Angeklagte
getrof­fen wurde, kon­nte sie nicht sagen. Dieser habe jedenfalls
zurück­geschla­gen und sich nur gewehrt. Auf den Kopf des danach am Boden
Liegen­den habe er nicht getreten. Ein ander­er Zeuge bestätigte diese Abläufe
und stellte den Geschädigten auch als Angreifer dar. Er habe dann den
Angeklagten von dort wegge­zo­gen. Einen Fußtritt habe es nicht gegeben.
Andere Zeu­gen bestätigten auch das Anstar­ren, den weit­eren Ver­lauf wollten
sie anders gese­hen haben: der Angeklagte allein habe plöt­zlich zugeschlagen.
Der Geschädigte sei zu Boden gegan­gen, dann habe St. ihm auf den Kopf
getreten. “Es knallte richtig”, sagte ein­er. Ein Zeuge küm­merte sich um den
am Boden Liegen­den; der ging zur Polizei­wache und zeigte eine
Kör­per­ver­let­zung durch Unbekan­nt an. Als er zum Stadt­fest zurück­ging, sah er
den Angeklagten erneut. Dies teilte er einem Polizis­ten mit. Dieser fuhr im
Streifen­wa­gen mit ihm hin­ter dem Angeklagten her. In Höhe der Tankstelle
Berlin­er Straße wurde dieser dann zur Rede gestellt. 

Wider­sprüch­liche Zeugenaussagen 

Das Gericht stand vor der Frage, was tat­säch­lich geschehen war. Die
Zeu­ge­naus­sagen zum gesamten Tat­ablauf waren, so der Richter wörtlich, in
sich wider­sprüch­lich und kaum glaub­haft. So hät­ten die Zeu­gen je nach
“Zuge­hörigkeit” nur das gese­hen, was für die andere Seite belas­tend war,
anson­sten hät­ten sie ange­blich nichts bemerkt. Er habe den Ein­druck, es
werde wieder ver­sucht, das Gericht für Szenen­in­ter­essen zu
instru­men­tal­isieren. Hierzu sei es aber nicht da. 

Die Staat­san­waltschaft hielt den Anklagevor­wurf trotz der widersprüchlichen
Aus­sagen für bewiesen. Da der Angeklagte bish­er nicht straf­fäl­lig war,
beantragte sie ins­beson­dere wegen des Fußtritts eine Geld­strafe von 60
Tagessätzen zu je 40 Euro. 

Der Vertei­di­ger glaubte den Fußtritt nicht und hielt den nachgewiesenen
Schlag des Angeklagten für eine berechtigte Abwehrreak­tion auf einen Angriff
des Geschädigten. Er beantragte Freispruch. 

Das Gericht ließ offen, ob möglicher­weise der Geschädigte den Angeklagten
zuerst ange­grif­f­en habe. Wenn der Zeuge wegen des Schlags des St. dann zu
Boden ging, wäre möglicher­weise bis hier nichts Straf­bares geschehen. Aber
dann habe der Angeklagte noch auf den Kopf des wehr­los am Boden Liegenden
einge­treten. Dies sei das Einzige, was nach den wirren Zeugenaussagen
festzustellen bleibe. Im Übri­gen sei der Tritt auch durch eine ärztliche
Stel­lung­nahme bestätigt. Damit habe St. eine vorsät­zliche gefährliche
Kör­per­ver­let­zung began­gen. Das Urteil lautete auf 40 Tagessätze zu je 40
Euro .

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Ein-Euro-Jobber als Bürgerwehr

WRIEZEN. Am Gar­ten­tor zu dem Grund­stück im Stadtzen­trum hängt ein Schild mit
der Auf­schrift: “Sich­er leben in Wriezen”. Der Vere­in, der hier seinen Sitz
hat, nen­nt sich “Sol­i­darge­mein­schaft zum Schutz vor Krim­i­nal­ität”. In einem
Flach­bau ler­nen sechs Leute. Eine Woche lang gehen sie the­o­retisch durch,
was sie ab Mon­tag prak­tisch tun wollen — bei ihren täglichen Streifen. Sie
sind bun­desweit die erste Bürg­er­wehr, die ihre Tätigkeit als Ein-Euro-Jobs
von der Arbeit­sagen­tur bezahlt bekommt. 

Und obwohl sie den Dienst noch gar nicht ange­treten haben, sor­gen sie für
Ärg­er. Andreas Schus­ter, Chef der Gew­erkschaft der Polizei, sagt: “Wir
lehnen Streifen mit Ein-Euro-Job­bern ab. Das ist der Weg in eine
Bil­lig­polizei und in die Pri­vatisierung der öffentlichen Sicherheit.”
Vere­in­schef Siegfried Schwen­sow ärg­ert sich über die Vor­würfe. “Wir wollen
keine Konkur­renz für Polizis­ten sein oder dazu beitra­gen, dass sie entlassen
wer­den”, sagt der 48-jährige Arbeit­slose, der lange Stadtverord­neter der
Grü­nen war. Auch die Beze­ich­nung Bürg­er­wehr find­et er viel zu martialisch.
“Wir sind eine Bürg­erwacht.” Es gebe im Ort nur noch zwei Polizis­ten, auch
das Ord­nungsamt sei abends geschlossen. “Wenn dann etwas passiert, wollen
wir das Bindeglied zu den offiziellen Stellen sein.” 

Doch ist das über­haupt nötig? Wriezen nen­nt sich “Haupt­stadt des
Oder­bruchs”. In dem Ort mit 8 600 Ein­wohn­ern ist die Krim­i­nal­ität so hoch
wie über­all in der Region, genau wie die Arbeit­slosigkeit. Hier gibt es
nicht mehr Neon­azis oder Über­fälle auf Aus­län­der als ander­swo in
Brandenburg. 

Doch den Vere­in “Sich­er leben in Wriezen” gibt es seit 1995. Die 19
Mit­glieder gin­gen regelmäßig Streife als frei­willige Sicher­heitspart­ner der
Polizei. “Einige zogen weg, weil sie hier keine Arbeit fan­den”, sagt
Schwen­sow. Da kam er auf die Idee, die Ein-Euro-Jobs zu beantra­gen. “Unsere
Stadt ist nicht unsich­er”, sagt Thomas Hartinger, der lange ehrenamtlich
Streife lief und nun pro Stunde 1,20 Euro vom Arbeit­samt bekommt — 25
Stun­den sind für jeden in der Woche erlaubt. “Wir informieren die Stadt, wo
die Leute ille­gal Müll abw­er­fen, wo Graf­fi­ti sind, welche Schilder
abge­brochen wur­den, welche Lat­er­ne kaputt ist.” Die Stadt habe nicht das
Per­son­al, jede Dreck­ecke aufzuspüren. 

Die Truppe wurde von der Polizei darüber aufgek­lärt, dass sie nur die
“Jed­er­manns-Rechte” hat. “Wir dür­fen nie­man­den ver­haften”, sagt André
Schmitz. “Aber beobacht­en, die Polizei bei ein­er Straftat rufen, die Täter
aufhal­ten, das dür­fen wir wie jed­er Bürg­er.” Sie sind nur mit Handys und
Taschen­lam­p­en “bewaffnet”.

Der Jüng­ste in der Truppe ist 22, der Älteste 52. Sie waren Schlosser,
Zim­mer­mann, Bauar­beit­er, auch eine Bäck­erin gehört dazu. Mit dabei ist auch
Schäfer­hund Satan, der nur Schnap­pi genan­nt wird. Sie führen sich nicht auf
wie Freizeit-Ram­bos. Eher wie Leute, die sich freuen, endlich wieder Arbeit
zu haben. Und die die Arbeit­sagen­tur gerne aus der Sta­tis­tik gestrichen hat.
“Ich bin seit 18 Monat­en arbeit­s­los”, sagt Heinz Schmal­long. “Ich finde
keinen Job auf dem Bau, da ist die Lage beschissen und ich bin 52″, sagt er. 

“Wir freuen uns für jeden, der einen Job bekommt”, sagt der Polizeisprecher
des Schutzbere­ichs, Thomas Wilde. “Aber dass Ein-Euro-Jobs im
Sicher­heits­bere­ich sin­nvoll sind, wage ich zu bezweifeln.” Die Leute seien
nicht aus­re­ichend qual­i­fiziert. “Straftat­en kön­nen wir nicht verhindern”,
sagt Vere­in­schef Schwen­sow. “Aber hof­fentlich trägt unsere Präsenz dazu bei,
ger­ade Jugendliche davon abzuhalten.” 

Bis Okto­ber patrouil­liert die Bürg­erwacht. Dann laufen die Ein-Euro-Jobs aus
und die sechs sind wohl erst ein­mal wieder arbeitslos.

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Das Deportationssymbol

(MAZ)FÜRSTENBERG “Eine Hälfte von mir lacht, weil ich am Leben bin. Die andere
weint, weil meine Fre­undin die trau­ma­tis­chen Erleb­nisse in Ravens­brück nicht
ver­ar­beit­en kon­nte und sich 1966 das Leben nahm.” Die Ungarin Agnes Bartha
war im Herb­st 1944 zusam­men mit ihrer Fre­undin Edit Kiss nach Ravensbrück
und dann ins Außen­lager Gen­sha­gen ver­schleppt wor­den. Gestern Nachmittag
sprach sie anlässlich der Eröff­nung der Ausstel­lung “Wag­gon” im Namen ihrer
Kam­eradin­nen und Kam­er­aden über den “Trans­port”. Zusam­mengepfer­cht, kein
Licht, keine Toi­lette — so erlebte auch Agnes Bartha die Fahrt. “Es gab nur
zwei kleine Fen­ster mit Git­tern. Da haben wir raus­geschaut und Kinder beim
Schlittschuh­laufen und bei der Schnee­ballschlacht gese­hen. Wir dacht­en, dass
wir so etwas nie wieder erblick­en wür­den. Am 22. Novem­ber sind wir in
Ravens­brück angekom­men und hat­ten die Hoff­nung, dass es ein wenig
men­schlich­er als im Wag­gon zuge­hen würde. Aber die Hoff­nung hat man uns
gle­ich genommen.” 

Fast alle der etwa 130 000 Häftlinge von Ravens­brück sind mit Güterwagen
dor­thin ver­schleppt wor­den. Der Reichs­bahn-Wag­gon ist heute das
Depor­ta­tion­ssym­bol schlechthin und gehört deshalb nach Ravens­brück. Die
Mahn- und Gedenkstätte hat solch einen his­torischen Wagen erwor­ben. Er steht
auf einem Gleis an den Ram­p­en der ein­sti­gen “Beutebarack­en”. Links und
rechts neben dem Wag­gon befind­en sich die Infor­ma­tion­stafeln, die die
Ausstel­lung “Züge nach Ravens­brück. Trans­porte mit der Reichs­bahn 1939–1945”
bilden. Sie sind auf ein­er hölz­er­nen Plat­tform ange­ord­net, die unge­fähr die
Größe eines Wag­gons hat. 

Karolin Steinke, Stu­dentin an der Hum­boldt-Uni, hat die Ausstel­lung — ihre
erste — erar­beit­et, und Jakob Brum­mack hat sie gestal­tet. “Für die
Trans­porte aus ganz Europa in die Lager war eine per­fek­te Organisation
nötig, die aber nichts über den Schreck­en und das Leid aus­sagt. Deshalb
kom­men in der Ausstel­lung die Über­leben­den zu Wort.” Und Zeitzeu­gen wie die
Fürsten­berg­er Wolf­gang Stege­mann und Han­na Ahlgrimm sowie einige, die ihren
vollen Namen nicht aufgeschrieben sehen woll­ten. Fast alle Trans­porte kamen
näm­lich auf dem Bahn­hof Fürsten­berg an, die Häftlinge wur­den dann entweder
mit Lkw nach Ravens­brück gebracht oder sie mussten die heutige Luisenstraße
ent­lang zum Lager laufen. 

Mit der gestri­gen Ausstel­lung­spräsen­ta­tion hat Gedenkstät­ten­lei­t­erin Sigrid
Jacobeit die Feier­lichkeit­en anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung
des KZ Ravens­brück eröffnet. 

Über­lebende gedenken an den Stät­ten des Todes

Am Son­ntag vor 60 Jahren wur­den die KZ Sach­sen­hausen und Ravens­brück befreit

(Tagesspiegel)Oranienburg/Fürstenberg — Sie sind alle hochbe­tagt, viele gebrechlich.
Den­noch haben sie sich auf den Weg zu den Orten ihres Lei­dens und des Todes
ihrer Kam­er­aden aufgemacht. Rund 1300 Über­lebende der Konzentrationslager
Sach­sen­hausen und Ravens­brück wollen am Son­ntag an den Gedenk­feiern zum 60.
Jahrestag ihrer Befreiung teil­nehmen. Wollen noch ein­mal die Gelegenheit
nutzen, ihre Erin­nerun­gen an Ter­ror und Ver­nich­tung, aber auch an
Sol­i­dar­ität und Hil­fe im Lager weit­erzugeben. Bere­its heute tre­f­fen sich die
Frauen und Män­ner aus Europa, Israel, den USA und Kana­da mit Jugendlichen
aus Berlin und Brandenburg. 

Aber die Zahl der noch leben­den Zeitzeu­gen sinkt stetig. An den letzten
großen Gedenkver­anstal­tun­gen zum 50. Jahrestag der Lager­be­freiung 1995
hat­ten noch mehr als 3000 Über­lebende teilgenom­men. “Um so wichtiger ist es,
die Erin­nerun­gen in Doku­men­ta­tio­nen und Fil­men festzuhal­ten”, sagt Horst
Sef­erenz von der Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten. Oder in einer
Ausstel­lung — wie “Mord und Massen­mord im KZ Sach­sen­hausen 1936 — 1945”, die
am Son­ntag in der neu gestal­teten “Sta­tion Z” der Gedenkstätte eröffnet
wird. Eine weit­ere Schau — im Muse­um der Gedenkstätte — zeich­net die
Lebens­geschicht­en von 24 Über­leben­den des KZ aus neun Län­dern nach: “Hier
war das ganze Europa.” 

Mit dem Fortbe­stand des Trau­mas der Über­leben­den in der zweit­en Generation
set­zt sich der israelis­che Plakatkün­stler Yos­si Lemel, Sohn eines
KZ-Häftlings, auseinan­der. Er zeigt, eben­falls in Sach­sen­hausen, seine Schau
“Six­ty Years since Lib­er­a­tion 1945 2005”. 

Bere­its gestern wurde in der Gedenkstätte des ein­sti­gen Frauen-KZ
Ravens­brück bei Fürsten­berg die Doku­men­ta­tion “Züge nach Ravensbrück.
Trans­porte mit der Reichs­bahn 1939 — 1945” eröffnet. Haupt­stück ist ein
Güter­wa­gen der Deutschen Reichs­bahn, in den damals Men­schen gepfercht
wur­den, um als “Trans­port” ins KZ gebracht zu werden. 

Auf der Gedenkver­anstal­tung am Son­ntag in Ravens­brück sprechen ab 10 Uhr
unter anderem Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck, Bundesfamilienministerin
Renate Schmidt (bei­de SPD) und Pro­fes­sor Jakow Drabkin, der als Rotarmist an
der Lager­be­freiung teilgenom­men hat. Das Gedenken in Sach­sen­hausen beginnt
um 14 Uhr mit Tre­f­fen der einzel­nen Opfer­vertre­tun­gen. Ab 15 Uhr werden
unter anderem der Min­is­ter­präsi­dent, Außen­min­is­ter Josch­ka Fis­ch­er (Grüne)
und Pro­fes­sor Thomas Buer­gen­thal sprechen. Er ist Richter am Internationalen
Gericht­shof der UN in Genf und hat als Kind die Konzentrationslager
Auschwitz und Sach­sen­hausen über­lebt. Alle Ver­anstal­tun­gen sind öffentlich.

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Schipkau — eine Leidensstation jüdischer Häftlinge

Kurz vor Ende des Zweit­en Weltkrieges wurde der Streck­en­ab­schnitt der Schipp
chen­bahn zwis­chen Hör­litz und Schip­kau zur entset­zlichen Lei­denssta­tion von
etwa 2 500 vor allem jüdis­chen KZ-Häftlin­gen, heißt es in einem Beitrag der
Gemeinde Schipkau. 

Und weit­er: Zwei Tage lang, am 19. und 20. April 1945, stand hier ein mit
Men­schen voll­gepfer­chter Trans­portzug. Er kam aus dem Konzentrationslager
Bergen-Belsen im nieder­säch­sis­chen Land­kreis Celle. Ges­tartet war er als
let­zter von drei Zügen am 10. April. Sein Ziel war das Konzentrationslager
There­sien­stadt in Böhmen. 

Wie ein Geis­terzug rollte er in den let­zten Kriegsta­gen durch den immer
enger wer­den­den Kor­ri­dor im noch nicht beset­zten Teil Mitteldeutschlands.
Ein Befehl vom Reichs­führer SS, Hein­rich Himm­ler, hat­te die Züge in Marsch
geset­zt. Denn kein KZ-Häftling sollte lebend in die Hände der Befreier
fallen. 

Als sich die britis­che Armee unter dem Befehl von Feld­marschall Montgomery
dem Konzen­tra­tionslager näherte, pfer­chte die SS-Wach­mannschaft die
unglück­lichen Frauen, Män­ner und Kinder viel­er Natio­nen wie Vieh in die 46
Wag­gons. Der Zug sollte nie in There­sien­stadt ankom­men. Die Irrfahrt führte
von Bergen-Belsen über Soltau, Lüneb­urg, Lauen­burg, Lud­wigslust und
Wit­ten­berge nach Berlin, wo er am 18. April ein­traf. Von dort fuhr er über
Königs Wuster­hausen, Lübben, Lübbe­nau nach Sen­ften­berg. Weit­er ging die
Geis­ter­fahrt auf der Schip­kau-Fin­ster­walder-Eisen­bahn in die Sänger­stadt und
dann über Dober­lug-Kirch­hain nach Falkenberg/Elster.

Eine gesprengte Elster­brücke machte der Irrfahrt des Zuges bei Tröb­itz am
22. April, nach zwölftägiger Geis­ter­fahrt, ein Ende. Die in den Zug
ges­per­rten Men­schen waren fast ohne Nahrung und Wass­er. Sie lit­ten unter den
grauen­haften hygien­is­chen Ver­hält­nis­sen, die Angst wuchs von Hal­tepunkt zu
Hal­tepunkt. Tief­flieger attack­ierten den Zug. Sehr bald grassierte unter den
Kindern, Frauen und Män­nern der Fleck­ty­phus. Viele star­ben an Krankheit,
Hunger, Erschöp­fung und vor Angst. Ihr Leid war uner­messlich, unvorstellbar.
Wenn der Zug hielt, wur­den die Toten aus­ge­laden und unmit­tel­bar am Gleisdamm
beerdigt. Von Mal zu Mal stieg die Zahl der Opfer: Bergen Bahn­hof sechs
Tote, von Soltau nach Mun­ster zwei Tote, von Mun­ster nach Uelzen vier Tote,
von Uelzen nach Lüneb­urg zwölf Tote, am Bahn­hof Wit­ten­berge 24 Tote. 

Am 19. April schien die Odyssee des «ver­lore­nen Trans­portes» auf einem
Abstell­gleis der Schip­pchen­bahn ihr Ende gefun­den zu haben. Zwei Tage stand
der Zug zwis­chen Hör­litz und Schip­kau, bevor es dann weit­er ging in Richtung
Fin­ster­walde. Am Hal­tepunkt in der Nähe von Schip­kau wur­den 51 tote
Häftlinge aus dem Zug geholt und hier begraben. Zwanzig Schädel wur­den 1956
aus den Mas­sen­gräbern exhumiert und auf dem Fried­hof der Gemeinde bestattet.
Die meis­ten von ihnen liegen immer noch unmit­tel­bar neben der ehemaligen
Gleis­straße in der Erde. 

Über alle auf dem Trans­port Ver­stor­be­nen schrieb ein Hol­län­der eine
Namensliste mit Ster­be­ta­gen, Geburts­da­tum und Herkun­ft­slän­dern, die so
genan­nte «Toten­liste» .

Die Grabla­gen bei Schip­kau sind auf der Liste wie fol­gt beschrieben: 

1. «Die Toten mit den Num­mern 62 bis 85 sind auf dem Bahnabschnitt
Sen­ften­berg — Schip­kau 300 Meter vor der Eisen­bahn­brücke im Dorf Schipkau,
an der Süd­seite der Eisen­bahn­schienen unge­fähr 30 Meter von der Weiche» . 

2. «Die Toten mit den Num­mern 86 bis 102 auf dem sel­ben Platz unge­fähr 350
Meter von der Eisen­bahn­brücke ent­fer­nt. Hier geht es um die Wegkreuzung,
liegend an der Reich­sauto­bahn Dres­den — Berlin» . 

3. «Die Toten mit der Num­mer 103 bis 112 sind vor Schip­kau an der Nordseite
der Eisen­bahn­schienen unge­fähr 350 Meter vor dem Tun­nel, vier Meter von der
Eisen­bahn­schiene am Rand vom Busch begraben» . 

Am 23. April war der Tag der Befreiung vom Hitler­faschis­mus auch in
Tröb­itz — wo der Todeszug angekom­men war. In den Mor­gen­stun­den stießen die
vor­rück­enden Trup­pen der sow­jetis­chen Armee auf den drit­ten Zug aus dem
Konzen­tra­tionslager Bergen-Belsen. Unweit von Tröb­itz, am Bahnkilometer
106,7, wohin er mit ein­er Lok der Beuter­sitzer Kohlen­werke geschleppt worden
war, fan­den sie ihn. Beim Öff­nen des Zuges bot sich den Sol­dat­en der Roten
Armee ein Bild Grauens. 

Am 25. April 2003 wurde bei Schip­kau — am Ort des Geschehens — eine
Gräber­stätte zum Gedenken an die jüdis­chen Opfer von 1945 ihrer Bestimmung
übergeben.

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1700 Euro für Imbiß-Besitzer

(15.04.05)Rheinsberg — Die Hil­fs­bere­itschaft für Mehmet Cimendag (21), dessen
Dön­er-Imbiß in Rheins­berg (Ost­prig­nitz-Rup­pin) bere­its vier Mal in Brand
geset­zt wurde, ist groß. “Auf das von der Stadt ein­gerichtete Spendenkonto
sind bish­er über 1700 Euro eingezahlt wor­den”, sagt Rheinsbergs
Bürg­er­meis­ter Man­fred Richter.

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