HEILIGENGRABE Eine Hauswand des Heiligengraber Schulgebäudes in der
Wittstocker Straße ist am Dienstag in der Zeit von 11 bis 13 Uhr mit
schwarzer Farbe über die gesamte Breite beschmiert worden. Bisher unbekannte
Täter trugen Hakenkreuze und rechte Parolen auf. Die Beseitigung der
Schmierereien wurde bereits veranlasst. Die Wittstocker Kripo ermittelt.
Monat: Mai 2005
Oranienburg — Am Dienstag, den 24.05.2005, in den frühen Morgenstunden, durchsuchten Beamte des Schutzbereiches Oberhavel gemeinsam mit Einsatzkräften der Landeseinsatzeinheit in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Neuruppin zeitgleich 16 Objekte, davon 14 in Hennigsdorf.
Das Amtsgericht Oranienburg hatte auf Antrag der Staatsanwaltschaft Neuruppin Durchsuchungsbeschlüsse gegen 16 Tatverdächtige im Alter von 14 bis 20 Jahre erlassen. Ihnen wird vorgeworfen, in wechselseitiger Zusammensetzung an mindestens 70 Graffitischmierereien insbesondere im Raum Hennigsdorf beteiligt gewesen zu sein. Von den Schmierereien waren neben öffentlichkeitswirksamen Flächen auch Waggons der Bahn und andere Fahrzeuge betroffen.
Der Tatzeitraum geht nach derzeitigen Erkenntnissen bis in die Sommermonate des Jahres 2004 und länger zurück. Intensive Ermittlungen der Kriminalpolizei des Schutzbereiches Oberhavel, u.a. im Internet, führten auf die Spur der Tatverdächtigen.
Im Rahmen der Durchsuchungsmaßnahmen konnten umfangreiche Beweismittel sichergestellt bzw. beschlagnahmt werden. So u.a. 106 Spraydosen, zehn Computer, zahlreiche CD-Rom und Videokassetten, “Tag”-Vorlagen, Sprayerutensilien wie Gummihandschuhe, Sturmhauben, Kratzsteine und Kratzpapier. Gegen die Tatverdächtigen sind weitere 20 Ermittlungsverfahren u.a. wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz, Diebstahls- und Körperverletzungsdelikten, anhängig.
Die Auswertung der umfangreichen Beweismittel durch die Kriminalpolizei läuft zur Zeit.
Wittstock — Am 24.05.05, gegen 14.00 Uhr, wurde der Polizei mitgeteilt, dass am 24.05.05, in der Zeit von 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr, durch bisher noch unbekannte Täter, in Heiligengrabe, Wittstocker Straße, eine Hauswand des Schulgebäudes mit schwarzer Farbe über die gesamte Breite mit Hakenkreuzen und rechten Parolen beschmiert wurde. Die Beseitigung der Schmierereinen wurde bereits veranlasst. Die Wittstocker Kriminalpolizei führt die Ermittlungen.
Feindliche Übernahme
Gewalttaten von Neonazis gehören in Cottbus zum Alltag. Vor kurzem wurde ein
Jugendzentrum überfallen.
Der Cottbusser Stadtteil Sachsendorf bietet wenig Attraktives. Mehrspurige
Straßen, bunt sanierte Neubaugebiete, Billigsupermärkte. Er ist das, was
Plattenbausiedlungen in der Regel sind: trist und leer.
Wie ganz Cottbus verfügt auch Sachsendorf mit seinen Kneipen, Tankstellen,
großen Plätzen und Bushaltestellen über diverse Treffpunkte für rechte
Jugendliche. All das hat Geschichte. Wie in anderen ostdeutschen Städten kam
es dort zu Angriffen auf Migranten und das Asylbewerberheim. In den
neunziger Jahren blühte der Rechtsextremismus, der der Stadt und
insbesondere dem Stadtteil Sachsendorf einen einschlägigen Ruf bescherte.
In der kulturellen Ödnis, die für derartige Stadtteile typisch ist, wurde,
finanziert von der Stadt, in den neunziger Jahren ein Veranstaltungsort ins
Leben gerufen, der zum Treffpunkt für linke Jugendliche wurde. Nach
anfänglichen Schwierigkeiten und nach mehr oder weniger organisierten
Angriffen der örtlichen rechten Szene konnte sich der »Klub Südstadt« im
Laufe der Jahre etablieren. Von Vorteil war dabei immer der pluralistische
Anspruch der Betreiber. Er zeigte sich insbesondere kurz vor der Schließung
im Jahr 2003, als stadtbekannte Neonazis, die sonst Konzerte in Cottbus
veranstalteten und sich an Angriffen auf die Band Mothers Pride
beteiligten, dort ein und aus gingen oder teilweise gar als
Sicherheitspersonal engagiert wurden.
Da blieb wenig von der hoch gelobten »Stadtteilkulturpolitik«. Streichungen
im Haushalt taten ein Übriges, woraufhin das Kulturamt dem »Klub Südstadt«
die Unterstützung entzog. Die Räume wurden dem bereits seit sechs Jahren
existierenden Verein »Fragezeichen« überlassen. Er hatte von Beginn an das
Konzept, in Sachsendorf Angebote für eine andere, selbstbestimmte linke
Stadtteil- und Kulturpolitik zu machen und so den Jugendlichen Alternativen
zu bieten.
Seitdem organisierten die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Vereins zahlreiche
Veranstaltungen, Konzerte, Partys etc. und entwickelten das »Fragezeichen«
zu einem dezidierten Ort der Gegenkultur in der Sachsendorfer Tristesse.
Am 14. Mai 2005 plante der Verein gemeinsam mit der örtlichen Antifa und dem
Berliner Antifaschistischen Pressearchiv eine Informationsveranstaltung, der
sich ein Konzert anschließen sollte. Als sich gegen 17 Uhr die ersten Gäste
einfanden, waren darunter auch zwei dem rechten Spektrum zuzuordnende
Personen. Eine von ihnen war der szenebekannte Neonazi Marcel Forstmeier.
Der 25jährige ist seit Jahren im südlichen Brandenburg aktiv. Unter anderem
outete er sich in einer Talkshow des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) zum
Thema »Was tun gegen rechte Gewalt?« als Nationalist. Darüber hinaus ist er
nach Angaben der Lausitzer Rundschau für den Internetauftritt der »Bewegung
Neue Ordnung« verantwortlich, die sich zum Teil aus ehemaligen Anhängern der
NPD zusammensetzt, denen die Partei zu »multikulturell« geworden ist. Auch
mischen dort ehemalige Angehörige der »Gesinnungsgemeinschaft Süd-Ost
Brandenburg« mit, die mit der Verteilung von CDs mit rechtsextremistischem
Inhalt auf sich aufmerksam machte.
Als den Rechten am Samstag der vergangenen Woche der Zutritt
zum »Fragezeichen« verwehrt wurde, riefen sie per Handy Verstärkung. Wenige
Augenblicke später stürmten 20 zum Teil vermummte rechte Schläger die Räume
und schlugen und traten wahllos auf die Jugendlichen ein. Sie zerstörten
Instrumente und andere Teile des Equipments der Bands. Nur wenige Minuten
später verließen sie den Ort. Drei Besucher mussten sich anschließend in
ambulante Behandlung begeben. Der Angriff kann als der gewalttätigste in den
vergangenen Jahren in Cottbus bezeichnet werden.
Besonders in den letzten Monaten kam es wiederholt zu Attacken auf Migranten
und ausländische Studenten, vor allem in den Abendstunden und in
öffentlichen Verkehrsmitteln. So wurde am 8. Mai ein 57jähriger Inder in
einem Nachtbus von zwei Männern in rassistischer Weise beleidigt, verfolgt
und zusammengeschlagen. Nur zwei Tage vorher schlug ein Deutscher in einer
Diskothek einem 26jährigen Studenten aus Kamerun ins Gesicht. Anfang April
wurde ein 16jähriger afghanischer Jugendlicher ebenfalls in einem Nachtbus
von vier Männern beschimpft und mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Auch
nicht rechte Jugendliche sind verbalen, aber auch physischen Attacken
ausgesetzt. Seit Jahren kommt es, vor allem in den wärmeren Monaten, im
Cottbusser »Puschkinpark«, einem Treffpunkt der örtlichen Punkszene, zu
Angriffen in der Absicht, nicht nur Einzelne zu verletzen, sondern die
Gruppen ganz aus diesem innerstädtischen öffentlichen Raum zu vertreiben.
Beobachtungen der lokalen Antifa zufolge nahmen die Neonazis aus Cottbus an
diversen überregionalen rechtsextremen Veranstaltungen teil. Sie fuhren zum
so genannten Heldengedenken nach Halbe, zu Demonstrationen nach Leipzig und
Berlin, organisierten wiederholt Kranzniederlegungen zum Jahrestag der
Bombardierung von Cottbus und beteiligten sich im Jahr 2004
als »Kameradschaft Cottbus« an Anti-Hartz-Demonstrationen.
Wie gut sie organisiert sind, stellten sie öffentlich bereits im Dezember
2003 unter Beweis, als an der ersten rechten Demonstration in Cottbus unter
dem Motto »Keine EU-Osterweiterung! Deutsche Arbeitsplätze erhalten und neue
schaffen!« ca. 150 Neonazis teilnahmen.
Allerdings sind derartige Veranstaltungen nicht unbedingt notwendig, um die
regionale Bedeutung der rechten Szene zu veranschaulichen. Im Alltag der
Stadt sind rechte Codes und die, die sie benutzen, allgegenwärtig. Der
Verfassungsschutz und die Polizei observieren das rechte Milieu. Derzeit
ermitteln sieben Beamte des Staatsschutzes gegen die Täter des Überfalls auf
das Jugendzentrum. Elf von ihnen konnten bisher gefasst werden.
Der Trägervein des »Fragezeichen e.V.« bittet wegen des entstandenen
Sachschadens von 3 500 Euro um Spenden. Fragezeichen e.V., Konto: 313 10 76, BLZ: 120 965 97
Am 28. Mai organisiert die Antifa Cottbus eine Demonstration, um 14 Uhr,
Stadthalle Cottbus.
Kienbaum (MOZ) Das Internet boomt. Und mit der Zahl User steigt stetig auch die Zahl der schwarzen Schafe, die die grenzenlose und anonyme Vernetzung für ihre kriminellen Machenschaften nutzen. Von Kinderpornografie über Dealer, die Ahnungslosen mit teuren Nummern verbinden, bis hin zu Scheinversteigerungen im Internetauktionshaus – die Listen der Informations- und Kommunikationskriminalität (IuK) ist lang.
Doch die Brandenburger Polizei kommt mit den Ermittlung nicht mehr hinterher. „Personell und in der Ausstattung ist unser Bundesland Schlusslicht“, sagte gestern Andreas Rintisch vom Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg bei einer Fachtagung des Bundes Deutscher Kriminalbeamter in Kienbaum (Märkisch – Oderland). So käme es bei den Ermittlungen sichergestellter Disketten und Festplatten zu Engpässen: „Die Daten können oft erst zwei Jahre später untersucht werden“, kritisierte Rintisch. So drohe manche sogar Verjährung. Oder Gerichte ordneten die Herausgabe der konfiszierten Computer an, weil die Beschlagnahme zu lange dauere, so der LKA-Beamte. Als Beispiel nannte er die Kameradschaft aus Rathenow , auf deren Rechnern man rechtsradikale Publikationen vermutete. „Wir waren gar nicht in der Lage, die rund 60 Festplatten zu untersuchen“, sagte Rintisch.
2004 wurden in Brandenburg erstmals 46 Polizisten auf den Gebiet der Computerkriminalität geschult. „Die dreiwöchige Fortbildung waren keinesfalls ausrechend, um die Kollegen auf die neuen Aufgaben vorzubereiten“, monierte Rintisch. Zum Vergleich wurden Zahlen aus Niedersachsen genannt. Dort dauern die Spezialisierung bis 23 Wochen. Rund 80 Beamte seien ausschließlich mit den Ermittlung von IuK-Straftaten beschäftigt. „Unsere Kollegen müssen dagegen noch viele andere Aufgaben erledigen“, so Rintisch. Auch sei die Technik oft schon beim Kauf nicht mehr auf den neusten Stand .
Letzterem widersprach Roger Höppner, Kriminaldirektor aus dem Brandenburger Innenministerium, vehement: „Die Ausstattung in Brandenburg ist erstklassig.“ Gerade erst sei wieder ein Handy-Ortungsgerät angeschafft worden. Kostenpunkt: 250.000 Euro. Von dem bemängelten Engpass bei den Ermittlungen im IT-Bereich zeigten sich Höppner jedoch überrascht. „Im Moment wird sowieso überlegt, das Modell von Niedersachsen bundesweit einzuführen“, sagte er. Entschieden wird das auf der Bundesinnenministerkonferenz.
In einem Punkt waren sich in Kienbaum alle einig: Computer und Telefone werden immer häufiger als virtuelle Tatwaffen eingesetzt. „Bei uns sind in den ersten drei Monaten dieses Jahres 517 Anzeigen eingegange. 214 davon sind IuK-Delikte“, so Dietmar Zieschow vom Kommissariat Cottbus/Spree-Neiße. Er konnte aber auch einen Fahndungserfolg vermelden. Vor kurzem sind zwei Betrüger ins Netz gegangen. Sie hatten mit fremden Kontendaten an ebay-Versteigerungen teilgenommen und einen Schaden von 45.000 Euro angerichtet. Für ihre 140 Straftaten haben die Täter sogar Computer in öffentlichen Einrichtungen, wie der Cottbuser Stadtbibliothek, genutzt.
Nach mehreren Übergriffen von Neonazis in Cottbus formiert sich Gegenwehr.
Die Antifa Südbrandenburg ruft für den kommenden Sonnabend, 28. Mai, zu
einer Demonstration gegen Neonazismus in Cottbus auf.
Motto: «Für ein schöneres Leben — Nazistrukturen aushebeln» . Beginn ist um
14 Uhr an der Stadthalle. Anschließend ist ein Demonstrationszug durch
Cottbus, möglicherweise bis Schmellwitz, geplant.
«Die letzten Monate, Wochen und Tage haben gezeigt, dass gezielte,
organisierte und geplante Aktivitäten von Neonazis in Cottbus immer stärker
werden» , heißt es im Demo-Aufruf im Internet. In der Stadt wird auf blauen
Aufklebern vor allem an Laternen oder Ampeln auf die Demo aufmerksam
gemacht.
Seit Februar gab es in Cottbus mindestens fünf Übergriffe von Neonazis auf
Ausländer und auf linke Gruppen. Trauriger Höhepunkt war der Überfall von
etwa 20 Neonazis auf einen Sachsendorfer Jugendclub. Dabei wurden mehrere
Jugendliche verletzt sowie Mobiliar und Technik zerstört. Mittlerweile
sitzen mehrere Tatverdächtige in Untersuchungshaft (die RUNDSCHAU
berichtete). Die gezielten Angriffe durch Nazis, ihre Vernetzung in
Süd-Ost-Brandenburg sowie ihr öffentliches Auftreten bei Nazi-Demos ließen,
so die Antifa, eine neue, für Cottbus noch nicht bekannte Sprache erkennen.
«Es gilt, dem braunen Treiben nicht schweigend, ohnmächtig und tatenlos
zuzusehen, sondern sich direkt und offen diesem entgegenzustellen» , heißt
es im Aufruf.
Deshalb seien alle Cottbuser aufgerufen, sich an der Demonstration am
kommenden Sonnabend zu beteiligen.
Landes-SPD gegen Nazi-Aufmärsche
REGION Die brandenburgische SPD unterstützt das “Aktionsbündnis gegen
Nazi-Aufmärsche und Heldengedenken in Halbe”. Der Landesparteitag beschloss
kürzlich einstimmig einen entsprechenden Initiativantrag der Kreis-SPD.
Anlass ist der geplante Neonazi-Aufmarsch am 18. Juni in Halbe. Das
Aktionsbündnis hat zu einer Gegendemonstration aufgerufen. “Auch wenn das
neue Gedenkstättenschutzgesetz ein großer Fortschritt ist, um Orte wie den
Waldfriedhof in Halbe vor Vereinnahmung und Missbrauch zu schützen, so ist
es doch nicht möglich, im gesamten Ort Demonstrationen zu verbieten”,
erklärte der Sprecher der Kreis-SPD, Reinhard Wenzel. In dem Beschluss des
Landesparteitages fordert die SPD, durch “Aufklärung, Zivilcourage und
entschlossenes Entgegentreten den rechten Kräften in unserem Land den
Nährboden” zu entziehen. Der wachsende Rechtsextremismus in Brandenburg sei
ein gesellschaftliches Problem, das sich alljährlich “immer wieder gerade in
Halbe” zeige. “Durch diesen Ort, der wenige Kilometer vom Tourismusmagnet
Tropical Islands entfernt liegt, marschieren jedes Jahr im November 1500 bis
2000 Neonazis. Die Drahtzieher werden wir nicht umstimmen, aber den
Mitläufern können und müssen wir die Augen öffnen”, heißt es in dem
SPD-Beschluss. Das regionale Aktionsbündnis hatte zuletzt mehr Unterstützung
von den Landes- und Bundesparteien gefordert. Zum Volkstrauertag im Vorjahr
standen in Halbe 1600 Rechtsextremen nur 400 Gegendemonstranten gegenüber.
Nach Überfall: Acht Nazis in U‑Haft
Die Ermittlungsgruppe der Polizei arbeitet weiter auf Hochtouren. Nach dem
Überfall auf den Cottbuser Jugendclub Fragezeichen sitzen zwar acht junge
Männer in U‑Haft.
«Aber wir gehen immer noch von 20 bis 25 Tatverdächtigen aus» , sagt
Polizeisprecher Berndt Fleischer (53). Also gehen die Ermittlungen weiter.
Fünf zunächst Verdächtige wurden aus der U‑Haft wieder entlassen. Zwei davon
hatten ein Alibi und konnten nicht beschuldigt werden.
Am Pfingstsamstag hatten etwa 20 teils vermummte und mit Bomberjacken und
Springerstiefeln bekleidete Rechtsextreme den Jugendclub gestürmt, Teile der
Einrichtung beschädigt und drei Menschen verletzt. Im Club fand eine
Bildungsveranstaltung mit dem Titel Des Nazis neue Kleider statt.
Am . Juni steigt im UCI ‑Kino Am Lausitzpark eine Premiere: Der in Cottbus
geborene Regisseur Mirko Borscht (34) präsentiert in einer exklusiven
Preview sein Kino-Spielfilmdebüt Kombat Sechzehn in der Lausitz.
Anschließend wird über das brisante Thema des Films diskutiert:
Rechtsradikalismus und die gesellschaftlichen Folgen. Initiiert und
präsentiert wird das Ganze von 20cent .
Darum geht es in dem Film: Der sechzehnjährige Georg aus Frankfurt (Main)
hat sich gerade für den hessischen Landesmeistertitel im Taekwondo
qualifiziert, als er plötzlich mit seinem allein erziehenden Vater nach
Frankfurt (Oder) ziehen muss und alles verliert: seine Freunde, seine
Kampfsportkarriere, sein inneres Gleichgewicht. Zu seiner neuen Umgebung
geht er auf Distanz. Das beeindruckt den rechtsextremen Underdog aus seiner
neuen Klasse. Trotz anfänglicher Abwehr gerät Georg langsam immer mehr in
die Clique. Bis es zum Kampf kommt.
Für Mirko Borscht ist es die erste Regiearbeit bei einem Kinofilm. Als
Regie- und Kamera-Assistent hat er sich in den letzten Jahren seine Sporen
verdient: beim Berlinale ‑Überraschungserfolg Berlin is in Germany 2000, und
letztes Jahr mit einer kleinen Rolle im Kölner Tatort Odins Rache .
Dementsprechend hoch ist auch die Nervosität vor der Premiere: «Ich bin
schon unruhig, wenn ich morgens aufwache und rauche sehr viel in letzter
Zeit.»
Wegen der Brisanz des Themas, gerade nach den letzten gewalttätigen Aktionen
in Cottbus, findet im Rahmen der Vorpremiere eine Diskussionsrunde zum Thema
Rechtsradikalismus statt. Gesprächsgäste werden die Brandenburger
Landtagsabgeordnete Martina Münch (43), Wolfgang Rupieper (58), Direktor des
Cottbuser Amtsgerichtes, Mirko Borscht und ein Szene-Aussteiger sein. Der
Eintritt ist frei.
Rollende Aktion gegen Gentechnik
Gegner des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen aus dem ganzen Landkreis haben gestern an einer motorisierten Protestaktion teilgenommen. Nach einer Art Sternfahrt trafen sich die rund 200 Teilnehmer zunächst in Neuhardenberg und fuhren dann weiter zu einer Kundgebung auf dem Seelower Marktplatz.
“Wer haftet für den Schaden?” “Genmanipulation fummelt an der Grundlage unseres Lebens. Stoppt die Zauberlehrlinge!” Genmais macht reich — und glücklich!?” Solche und andere Losungen standen auf den zahlreichen Transparenten, die die Teilnehmer der Demonstration mit sich führten. Landwirte, Gärtner und Imker, aber auch viele andere — vorwiegend junge — Anhänger von Greenpeace und Bündnis 90/Die Grünen waren per Fahrrad, mit Traktoren, Lkw und Transportern aus ganz Märkisch-Oderland gekommen.
Unterstützung erhielten die Organisatoren vom Aktionsbündnis gentechnikfreie Landwirtschaft in Märkisch-Oderland auch von der evangelischen Landeskirche. Deren Umweltbeauftragter, Pfarrer Reinhard Dalchow, knüpfte an das Bibelwort “macht euch die Erde Untertan” an, das die Verfechter der Gentechnik in der Landwirtschaft schamhaft missbrauchen würden. “Das Bibelwort meint nicht, dass man auf der Erde rumtrampeln, sondern sie im Interesse der Schöpfung nutzen und bewahren soll”, betonte der Vertreter der Landeskirche unter dem Beifall der Demonstranten.
Dalchow widersprach dem Vorwurf, die Kirchen seien Feinde des technischen Fortschritts. “Wir Christen sind nur gegen unkalkulierbare Risiken, die die Schöpfung verändern”, machte der Pfarrer deutlich. Unter dem tosenden Applaus der Demonstranten verwies Reinhard Dalchow auf den Beschluss der Landeskirche, dass auf Kirchenflächen keine gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut werden dürfen.
Einen solchen Beschluss auch für kreiseigene Flächen zu fassen und eine Selbstverpflichtung einzugehen, dass in kreislichen Einrichtungen keine gentechnisch veränderten Lebensmittel angeboten werden dürfen, dazu will die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen einen erneuten Vorstoß unternehmen. Das erklärte Kreistagsabgeordneter Burkhard Petzold.
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Mehrere Redner, vorwiegend Öko-Bauern und ‑Gärtner sowie Imker aus dem Landkreis, machten darauf aufmerksam, dass sie sich durch den Anbau von gentechnisch verändertem Mais in ihrer Existenz bedroht sehen und die gesetzlichen Abstandsregelungen für eine “Farce” halten.
Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Henrik Wendorff — selbst Chef eines Öko-Landwirtschaftsbetriebes in Worin — warb für einen fairen Umgang zwischen Öko- und konventionell wirtschaftenden Betrieben. Er machte darauf aufmerksam, dass sich durchaus nicht nur Bio-Bauern, sondern auch andere Betriebe dem Aktionsbündnis “Gentechnikfreie Zone Märkisch-Oderland” angeschlossen hätten. Sonst sei es nicht möglich, dass die Zone bereits rund 15 000 Hektar umfasst. Dem stehen aktuell 113 Hektar Anbaufläche mit gentechnisch verändertem, so genanntem Bt-Mais im Landkreis gegenüber.
Mit Bio-Roggenmischbrot aus dem Klosterdorfer Holzbackofen und Bio-Salat aus dem Eggersdorfer “Apfeltraum”-Hof konnten sich die Demonstranten stärken, bevor sie gegen 14 Uhr die Heimreise antraten.
Polizisten der Seelower Wache sicherten den Demonstrationszug ab. Vor allem auf der B 167 zwischen Gusow und Seelow bildete sich ein zum Teil erheblicher Stau.Mehrere Redner erklärten während der Kundgebung auf dem Seelower Marktplatz, warum sie gegen Gentechnik in der Landwirtschaft Märkisch-Oderlands sind. Hier einige Auszüge:
Isolde Mohr, Imkerin aus Trebnitz: Wir sind als Imker besonders betroffen. Denn unsere Bienen halten sich nicht an gesetzliche Mindestabstände. Solche Regelungen sind eine Farce. Auch wenn es nicht gerade Mais-Honig gibt — die Bienen fliegen den Mais durchaus an und durch den Genmais wird es, wenn auch über längere Zeit, eine Veränderung des Honigs geben. Fakt ist: Für uns Imker gibt es keine Koexistenz!
Walter Prochnow, Bio-Landwirt aus Jahnsfelde: Wir vermarkten unsere Produkte überregional. Schon jetzt gibt es die ersten Händler, die eine Bestätigung verlangen, dass nichts gentechnisch Verändertes drin ist. Wer bezahlt mir die Untersuchungen für diesen Nachweis? Letztlich müssen wir uns wehren, weil die Politik versagt hat.
Martin Merk, Ökospeicherverein Wulkow: Die Problematik stellt sich nicht nur für Landwirte. Auch Touristen, die wegen unserer herrlichen Landschaft her kommen, verfolgen den verstärkten Genmaisanbau mit großem Befremden.
Frank Thun, Bio-Gärtner aus Obersdorf: Wir sind hier der Willkür einiger Weniger ausgesetzt. Es bedarf der Solidarität aller Landwirte, Gärtner, Imker und anderer Gentechnikgegner, um dem Einhalt zu gebieten.
Uwe Kunath, Grünen-Abgeordneter in der Strausberger Stadtverordnetenversammlung: Wir werden als Fraktion Alternative Jugend einen Antrag einbringen, dass auf städtischen Flächen der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen verboten wird.