Kategorien
Uncategorized

Gebäude mit Nazisymbolen beschmiert

(MAZ, 14.6.) Am ver­gan­genen Woch­enende wur­den an drei Gebäu­den und zwei Plakat­en (an
Lat­er­nen befes­tigt) in Michen­dorf, Pots­damer Straße, Nazisym­bole mit
schwarz­er Farbe ange­bracht. Die Größe der Schmier­ereien beträgt 1 mal 1
Meter. Über den ent­stande­nen Sach­schaden kön­nen derzeit keine Angaben
gemacht wer­den. Das Ord­nungsamt wurde beauf­tragt, die Schmier­ereien zu
beseitigen. 

Hak­enkreuze an neuer Brücke

(MAZ, 14.6.) Schöne­feld (Dahme-Spree­wald) In den ver­gan­genen Tagen wur­den an einem Brücken­neubau in der Altglienicker
Chaussee in Schöne­feld Nazis­chmier­ereien (Hak­enkreuz u. a.) in ein­er Größe
von 40 mal 50 Zen­time­tern in schwarz­er und rot­er Farbe ange­bracht. Des
Weit­eren war eine Reich­skriegs­flagge in ein­er Größe von 80 mal 80
Zen­time­tern aufge­sprüht und einge­bran­nt. Der Schaden beträgt rund 5.000
Euro. Eine Besei­t­i­gung der Schmier­ereien wurde bere­its ver­an­lasst. Die
Krim­i­nalpolizei ermittelt.

Kategorien
Uncategorized

Punks im Gotteshaus

FRIESACK Zer­schlis­sene Klei­dung, eine wilde Frisur und das berühmte Anar­chieze­ichen tra­gend — Alfred Gösche ist unum­strit­ten ein Punker, und Punks ste­hen für Rebel­lion gegen das gesit­tete, bürg­er­liche Leben. Haben diese Men­schen über­haupt etwas in ein­er Kirche ver­loren? “Warum denn nicht”, fragt Anette Wies­ner prompt. 

Ein gutes Jahr ist ver­gan­gen seit die 39-Jährige die junge Gemeinde der evan­ge­lis­chen Kirche Frie­sack ins Leben rief. “Die Stadt ist dabei eher zweitrangig, denn häu­fig fol­gen sog­ar Jugendliche aus etwas weit­er ent­fer­n­ten Dör­fern und Städten den Ein­ladun­gen zu unseren Tre­f­fen”, erzählt die Gemein­de­päd­a­gogin erfreut. 

Was in den gesel­li­gen Run­den geschieht, entschei­den Anette Wies­ner und ihre Schüt­zlinge meist spon­tan. “Oft kochen wir gemein­sam und genießen das Essen anschließend bei net­ten Plaud­ereien”, berichtet sie. 

Manch­mal wür­den Ton­fall und Gespräch­s­the­men aber auch ernst, so Anette Wies­ner. Dann unter­hal­ten sich die jun­gen Leute mit der Gemein­de­päd­a­gogin über Prob­leme in der Welt oder ver­trauen ihr Geschicht­en aus ihrem eige­nen Leben an. “Auf diese Weise ler­nen die Mäd­chen und Jun­gen mich als Chris­ten ken­nen und ent­deck­en so vielle­icht einen Weg für sich, mit Prob­le­men umzuge­hen und ich erfahre, was die Jugend von heute bewegt”, resümiert die Mut­ter zweier Kinder. Manch­mal hält Anette Wies­ner sog­ar die eine oder andere Beson­der­heit für ihre junge Gemeinde bere­it. Jüngst war eine so genan­nte Teen-Sing-Gruppe aus Prem­nitz im Frie­sack­er Gotte­shaus zu Gast, die sich beim Ein­studieren von selb­st geschriebe­nen Liedern mit christlichem Inhalt von der jun­gen Gemeinde zuse­hen ließ. Da der 16-jährige Alfred zum ersten Mal auf die junge Gemeinde stieß, war all das für ihn vol­lkom­men neu. Neu, aber nicht abschreck­end. “Eigentlich bin ich nur mein­er Fre­undin zuliebe hier, aber ich kön­nte mir dur­chaus vorstellen, wiederzukom­men”, sagte der junge Mann.

Kategorien
Uncategorized

Keine Vorbehalte gegen die Awo

RATHENOW Die Arbeit­er­wohlfahrt Havel­land bleibt weit­er Träger des Asyl­be­wer­ber­heimes am Rathenow­er Birken­weg. Der Kreisauss­chuss hat dies am Mon­tag zus­tim­mend zur Ken­nt­nis genom­men. Flüchtling­sor­gan­i­sa­tio­nen aus dem Land Bran­den­burg hat­ten die Kreisver­wal­tung aufge­fordert, die Träger­schaft zu kündi­gen und neu zu vergeben. Hin­ter­grund ist ein Urteil. Zwei Asyl­be­wer­ber waren im ver­gan­genen Jahr vor Gericht gestellt wor­den. Man warf ihnen Ver­leum­dung vor, weil sie in einem offe­nen Brief Missstände im Asyl­be­wer­ber­heim öffentlich bekan­nt gemacht hat­ten. Unter anderem behaupteten die Autoren des Briefes, im Heim werde die Pri­vat­post von Bewohn­ern geöffnet. In dem Urteil stellte das Amts­gericht fest, dass die Behaup­tun­gen in dem Brief der Asyl­be­wer­ber nicht wider­legt wer­den kon­nten. Die Angeklagten waren frei zu sprechen. 

Inzwis­chen, so Ord­nungs­dez­er­nent Kell­ner am Mon­tag, habe sich der Vor­stand der Arbeit­er­wohlfahrt bemüht, Fehler bei der Arbeit mit den Asyl­suchen­den im Heim zu beseit­i­gen. Es habe auch Gespräche zwis­chen der Arbeit­er­wohlfahrt, ver­schiede­nen Flüchtling­sor­gan­i­sa­tio­nen und den Asyl­suchen­den gegeben, die allerd­ings von den Flüchtling­sor­gan­i­sa­tio­nen abge­brochen wur­den. Diese hat­ten per­son­elle Kon­se­quen­zen im Heim gefordert, denen die Arbeit­er­wohlfahrt aus juris­tis­chen Grün­den nicht nachkom­men wollte. Für das Ord­nungsamt des Kreis­es sprechen aber auch andere Tat­sachen dafür, den Ver­trag mit der Awo jet­zt nicht zu kündigen. 

Würde er jet­zt gekündigt, so würde bei ein­er Neuauss­chrei­bung wahrschein­lich kein ander­er Anbi­eter gefun­den, glaubt das Ord­nungsamt des Kreis­es. Der neue Betreiber müsste näm­lich das Per­son­al des alten Betreibers für ein Jahr übernehmen, weil der Ver­trag mit der Arbeit­er­wohlfahrt vorzeit­ig been­det wor­den wäre. CDU-Abge­ord­nete bezweifel­ten im Kreisauss­chuss diese Recht­sauf­fas­sung. Allerd­ings set­zten auch sie ihr Ver­trauen in Sachen Asyl­be­wer­ber­heim weit­er in die Arbeit­er­wohlfahrt. Lediglich die PDS-Abge­ord­neten melde­ten Zweifel an. Zwar sei auch die PDS der Auf­fas­sung, dass die Arbeit­er­wohlfahrt weit­er Träger des Asyl­be­wer­ber­heimes bleiben soll. Den­noch müsse sich die Kreisver­wal­tung Zeit nehmen, um zu prüfen, inwiefern das Ver­hält­nis zwis­chen Heim­leitung und Bewohn­ern nach dem Gericht­surteil noch zu kit­ten sei. Die PDS schlug vor, weit­er an dem Fall zu arbeiten. 

Aus Sicht der Ord­nungs­be­hörde soll der Ver­trag zum Asyl­be­wer­ber­heim auch deshalb nicht vorzeit­ig gekündigt wer­den, weil bis zum Jahr 2008 die Zahl der Asyl­suchen­den stark sinken werde. Dann lohne es sich wahrschein­lich nicht mehr, das Asyl­be­wer­ber­heim zu betreiben. Ab diesem Zeit­punkt müsse die Kreisver­wal­tung andere Unter­bringungsmöglichkeit­en suchen und schaffen.

Kategorien
Uncategorized

Koalition erarbeitet Konzept für Umgang mit rechten Aufmärschen

Pots­dam (ddp) Nach ihrem Stre­it um die Unter­stützung einer
Gegenkundge­bung zum geplanten Neon­azi-Auf­marsch in Halbe wird die
rot-schwarze Koali­tion in Bran­den­burg ein Konzept zum Umgang mit
recht­sex­trem­istis­chen Aufzü­gen erar­beit­en. Kün­ftig solle die Koalition
eine gemein­same Lin­ie haben, sagte SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske am
Dien­stag in Pots­dam. Darauf habe sich der Koali­tion­sauss­chuss verständigt. 

Die Spitzen der Koali­tion hat­ten sich am späten Mon­tagabend in einem
Pots­damer Restau­rant getrof­fen. Dabei wur­den die bei­den Generalsekretäre
der Parteien beauf­tragt, das Konzept auszuar­beit­en. Nach den Worten von
Baaske kön­nte der Protest kün­ftig über einen Vere­in oder eine Stiftung
organ­isiert werden. 

In Halbe wer­den sich am Sam­stag zum wieder­holten Mal Rechtsextremisten
ver­sam­meln. Die Kundge­bung des Neon­azis Chris­t­ian Worch soll in der Nähe
des größten deutschen Sol­daten­fried­hofs abge­hal­ten wer­den. Ein lokales
Aktions­bünd­nis aus 15 Parteien und Vere­ini­gun­gen stellt gegen­wär­tig eine
Gegen­demon­stra­tion auf die Beine. Die SPD unter­stützt den Aufruf des
Aktions­bünd­niss­es zum Protest. Die Lan­des-CDU dage­gen lehnt eine
Unter­stützung ab. 

CDU-Lan­deschef und Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm begrün­det das unter
anderem mit der Zusam­menset­zung des Aktions­bünd­niss­es. Diesem gehörten
Organ­i­sa­tio­nen an, die vom Ver­fas­sungss­chutz beobachtet werden.
Schön­bohm fügte hinzu, er werde nicht hin­ter der Fahne der DKP
her­laufen. Der CDU-Kreisver­band Dahme-Spree­wald wird sich den­noch an den
Protesten beteili­gen. Unter anderen erwägt die Kreisvor­sitzende und
bran­den­bur­gis­che Kul­tur­min­is­terin Johan­na Wan­ka eine Teilnahme. 

Baaske betonte, der Koali­tion­sauss­chuss habe sich vor­wiegend mit der
“kli­ma­tis­chen Sit­u­a­tion” befasst. Neben dem Umgang mit dem
Recht­sex­trem­is­mus habe der Bun­destagswahlkampf eine Rolle gespielt. Der
Wahlkampf müsse so geführt wer­den, dass die Koali­tion nicht darunter leide. 

CDU-Gen­er­alsekretär Sven Petke lobte die gute Atmo­sphäre im
Koali­tion­sauss­chuss. Die Regierungspart­ner seien sich einig, dass sie
trotz des bere­its aus­ge­broch­enen Bun­destagswahlkampfes weiter
zusam­me­nar­beit­en wer­den. Die Auf­gaben für Bran­den­burg müssten erledigt
werden.

Kategorien
Uncategorized

Die falsche Hymne zur Siegerehrung

NUNSDORF. Es sollte ein ehren­hafter Abschluss bei den Deutschen
Meis­ter­schaften der Vier­spän­ner in Nuns­dorf (Tel­tow-Fläming) wer­den. Die
Siegerehrung. Die Reit­sportver­ant­wortlichen standen bereit,
Feuer­wehrmän­ner hissten die Fahne. Dann sollte die Nationalhymne
abge­spielt wer­den. Doch statt “Einigkeit und Recht und Frei­heit”, die in
der Bun­desre­pub­lik als Nation­al­hymne gel­tende dritte Stro­phe des “Liedes
der Deutschen”, dröh­nte am Son­ntag “Von der Maas bis an die Memel” durch
die Are­na — die als Hymne ver­botene erste Stro­phe des Deutschlandliedes.
Erst, als die zweite Stro­phe begann, griff endlich jemand ein:
SPD-Bun­destagsab­ge­ord­neter Peter Danck­ert, zugle­ich Präsi­dent des
Bran­den­burg­er Reiterverbandes. 

“Ein extrem ärg­er­lich­er Zwis­chen­fall”, sagte Danck­ert am Dien­stag. Es
habe Fas­sungslosigkeit bei der anwe­senden Fahrsportelite, einschließlich
Bun­de­strain­er und dem olymp­is­chen Fachkomi­tee geherrscht. Pfiffe und
Buhrufe wur­den laut. “Erst als ich denen im Richter­turm ärgerliche
Handze­ichen gegeben habe, wurde der Ton abge­dreht”, so Danck­ert. Nun ist
die Staat­san­waltschaft in Pots­dam am Zuge. “Wir prüfen, ob es sich um
eine Straftat han­deln kön­nte, etwa um die Verunglimp­fung von Symbolen”,
so Sprech­er Jörg Wagner. 

CD mit drei Versionen 

Turnier­leit­er Rudolf Tem­po­ri­ni sagte, es sei schlichtweg eine
Nach­läs­sigkeit gewe­sen. “Ohne jeglichen poli­tis­chen Hin­ter­grund.” Er
habe einen Mitar­beit­er beauf­tragt, eine CD mit der Nation­al­hymne zu
kaufen. Doch die CD habe ein Med­ley enthal­ten — völ­lig ungeeignet für
eine Siegerehrung. Daraufhin habe sich ein 19-jähriger Pfer­de­fan bereit
erk­lärt, die Hymne aus dem Inter­net herun­terzu­laden. “Er hat mir dann
eine CD mit drei Ver­sio­nen gegeben, die ich dem Sprech­er der
Ver­anstal­tung über­lassen habe. Obwohl der ja selb­st eine CD mit der
Nation­al­hymne hat”, sagte Tem­po­ri­ni. Bei der Siegerehrung habe der
Sprech­er, ein Ver­sicherungsvertreter aus Nor­drhein-West­falen, bemerkt,
dass seine CD im Auto liegt. “Da es schnell gehen musste, schob er die
gebran­nte CD in den Play­er. Der Rest ist bekan­nt. Ein unerfreulicher
Vor­fall”, so Temporini. 

Bun­destagsab­ge­ord­neter Danck­ert geht davon aus, dass die Veranstalter
über die Stro­phe eben­so über­rascht und “stock­sauer wie ich” waren. Am
näch­sten Woch­enende find­et in Bran­den­burg ein Reit­turnier mit
Jugendlichen aus zehn Län­dern statt. “Für mich ist das, was passiert
ist, eine Lehre. Ich werde mir alle zehn Nation­al­hym­nen vor­ab anhören.
Ein­schließlich der deutschen”, sagte Danckert.

Kategorien
Uncategorized

3000 Menschen treten gegen Neonazis an

HALBE. An der Gegen­de­mo wollen sich zehn mal mehr Men­schen beteiligen
als beim Neon­azi­auf­marsch am Sonnabend im Halbe. “Wir rech­nen mit 200
bis 300 Teil­nehmern bei der recht­en Kundge­bung und mit bis zu 3 000 bei
der Gegen­demon­stra­tion”, sagt Bernd Halle, Chef des Führungsstab des
Polizeiprä­sid­i­ums Frank­furt (Oder).

Die Polizei will mit bis zu 1 000 Beamten die getren­nte Anfahrt der
Teil­nehmer bei­der Kundge­bun­gen durch­set­zten, die Demos klar voneinander
tren­nen sowie ein Aufeinan­dertr­e­f­fen und Auss­chre­itun­gen zwischen
“rival­isieren­den Grup­pen” ver­hin­dern. “Alles, was an Polizeikräften
ver­füg­bar ist, wird zusam­menge­zo­gen”, sagte Halle. Dies sei schwierig.
So begin­nt am Mittwoch auf dem Lausitzring das Abschieds­fest der einst
als recht­slastig boykot­tierten Rock­band Böhse Onkelz, zu dem bis Sonntag
140 000 Besuch­er erwartet wer­den. Weil auch etliche Stadtfeste
abgesichert wer­den müssen, wur­den Beamte des BGS und der
Bere­itschaft­spolizei aus anderen Län­dern ange­fordert. “Die Landespolizei
reicht nicht aus”, so Polizeipräsi­dent Klaus Kandt. Doch auch andere
Län­der hät­ten mehrere Großdemos. 

In Halbe tobte kurz vor Kriegsende eine blutige Kesselschlacht. Wegen
des größten deutschen Sol­daten­fried­hofs ist der Ort seit Jahren ein
Wall­fahrt­sort für Neon­azis. Der Ham­burg­er Neon­azis-Führer Christian
Worch hat für das so genan­nte Heldenge­denken am Volk­trauertag bereits
bis 2020 Demos angemeldet. Im Vor­jahr kamen 1 600 Neon­azis. Alle
Ver­botsver­suche scheit­erten vor Gericht. Laut Polizei hat für Sonnabend
ein Ham­burg­er in Worchs Auf­trag einen Marsch unter dem Mot­to “Ruhm und
Ehre den deutschen Frontsol­dat­en und den Opfern kommunistischer
Gewaltherrschaft” angemeldet. “Ihr Ziel ist, möglichst nah am Friedhof
zu demon­stri­eren”, sagte Kandt. Das habe die Polizei ver­boten. Dagegen
wollen die Neon­azis bis vor das Bun­desver­fas­sungs­gericht ziehen. Auch
die Polizei will gerichtliche Klarheit, wie nah am Fried­hof Demos
erlaubt wer­den müssen. 

Ein bre­ites lokales Aktions­bünd­nis hat sich gegen den Aufmarsch
formiert. Auf der Gegen­de­mo wollen gegen 13 Uhr Bundestagspräsident
Wolf­gang Thierse und Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (bei­de SPD)
reden. Anders als die SPD hat­te die CDU nicht zur Teil­nahme aufgerufen.
Nun hat die Regierungskoali­tion ihren Stre­it um den Umgang mit der
Gegen­de­mo not­dürftig beigelegt. Im Koali­tion­sauss­chuss einigten sich die
Spitzen­poli­tik­er bei­der Seit­en, zumin­d­est bei dem Neon­azi-Auf­marsch zum
Volk­strauertag im Novem­ber geschlossen aufzutreten. (mit ab.)

Kategorien
Uncategorized

Mit ganzer Härte

Staat­san­walt fordert langjährige Haft­strafen für drei Skin­heads, die
einen Mann fast zu Tode gefoltert haben

Frank­furt (Oder) — Der Staat­san­walt sprach mit mech­a­nis­ch­er Stimme und
so eilig, als wollte er das Grauen möglichst schnell hin­ter sich
brin­gen. Die von den Angeklagten gezeigte Bru­tal­ität und
Men­schen­ver­ach­tung werde ihm und den Zuhör­ern dieses Ver­fahrens noch
lange in Erin­nerung bleiben, sagte Jörg Tegge gestern in seinem Plädoyer
im Prozess am Landgericht Frank­furt (Oder). Nach­dem er noch ein­mal die
sex­uelle Mis­shand­lung und die vie­len weit­eren Qualen geschildert hatte,
die der arbeit­slose Gun­nar S. vor einem Jahr erdulden musste, forderte
der Staat­san­walt für drei Skin­heads und zwei Frauen teil­weise harte
Strafen — wegen gemein­schaftlich­er Verge­wal­ti­gung, gefährlicher
Kör­per­ver­let­zung, Frei­heits­ber­aubung, Nöti­gung, Haus­friedens­bruchs und
Sachbeschädigung. 

Gun­nar S. war, wie berichtet, am 5. Juni 2004 in Frank­furt (Oder) von
der Clique gezwun­gen wor­den, in eine Woh­nung mitzukom­men und sich
auszuziehen. Ron­ny B., dessen Vorstrafen kaum zu zählen sind,
verge­waltigte Gun­nar S. mit mehreren Gegen­stän­den. Das Opfer erlitt
lebens­drohliche innere Blu­tun­gen. Die anderen Skin­heads schlu­gen und
trat­en auf Gun­nar S. ein. Ihm wur­den außer­dem zahlre­iche Brandwunden
zuge­fügt. Und er musste Rasier­schaum, Weich­spüler, ver­dor­be­nen Saft
sowie andere Dinge schluck­en. Ron­ny B. stach auch mit einem Mess­er und
ein­er Gabel auf ihn ein. Das Leben des Opfers kon­nten die Ärzte im
Klinikum Frank­furt nur mit ein­er Not­op­er­a­tion ret­ten. Gun­nar S. ist für
unab­se­hbare Zeit hochgr­a­dig traumatisiert. 

Ron­ny B., 29, mut­maßlich­er Anführer der Clique, soll 14 Jahre und sechs
Monate für die grausige Tat büßen. Außer­dem sei B. wegen seines Alkohol-
und Dro­genkon­sums in ein­er Entziehungsanstalt unterzubrin­gen. Der
glatzköp­fige David K., 23, müsse zehnein­halb Jahre in Haft und ebenfalls
in eine Entziehungsanstalt eingewiesen wer­den. Daniel K., 21, soll für
den Gewal­texzess neunein­halb Jahre büßen. Für die zwei weiblichen
Angeklagten, Ramona P., 25, und Stephanie L., 20, forderte der
Staat­san­walt jew­eils zwei Jahre Haft — die zur Bewährung ausgesetzt
wer­den sollten. 

Das kam etwas über­raschend. Tegge hat­te zuvor geschildert, wie die
bei­den Frauen die Skin­heads ange­feuert und unter­stützt haben sollen. Der
Staat­san­walt ging dann sog­ar über die Anklage hin­aus, in der den Frauen
“nur” Bei­hil­fe vorge­wor­fen wird. Nach Ansicht des Staat­san­walts sind
Ramona P. und Stephanie L. aber Mit­täter. Sie haben allerd­ings keine
Vorstrafen und waren geständig. 

Der Anwalt des Opfers, Mar­tin Rub­bert, betonte den rechtsextremen
Hin­ter­grund der Tat. Der Angeklagte Daniel K. hat­te Gun­nar S. mit den
Worten erniedrigt, “du bist weniger arisch als mein Hund”. Die drei
Män­ner und zwei Frauen fol­gten den Plä­doy­ers ohne erkennbare Regung — in
ihren Schluss­worten beteuerten sie, das Geschehene tue ihnen Leid. 

Die Vertei­di­ger forderten deut­lich gerin­gere Strafen: für Ron­ny B., den
mut­maßlichen Anführer, der im Voll­rausch gehan­delt habe, vier Jahre, für
Daniel K. fünf und für David K. sechs Jahre: Ihre schwere Kind­heit und
der Alko­holkon­sum müssten berück­sichtigt wer­den; zudem sprächen für die
Angeklagten ihre Geständ­nisse. Eine Mit­täter­schaft der bei­den Frauen
vernein­ten ihre Anwälte und forderten milde Strafen. 

Das Urteil will die Strafkam­mer am Fre­itag verkünden. 

Der Exzess

Er traut sich nicht mehr auf die Straße, und er träumt immer noch davon: Wie ihn
Neon­azis quäl­ten und folterten. Ein Opfer erzählt

(Tagesspiegel, 13.6.) Am lieb­sten wäre er unsicht­bar. Er kön­nte dann auf die Straße gehen. Ohne fürchten
zu müssen, dass jemand Fra­gen stellt. „Ich hab Angst, dass ich darauf angesprochen
werde: Warum haste denn so was?“ Gun­nar S. redet hastig, „ich geh nich raus, auch
wenn es jet­zt warm is, ich kann nich baden gehen, mit freiem Oberkör­p­er, mit den
ver­bran­nten Brust­warzen, mit dem ganzen ver­bran­nten Rück­en“. Er sackt in den Sessel
zurück, sein Blick wartet auf eine Reak­tion. Aber was soll man einem Mann sagen,
dessen Geschichte so grausig ist, dass die ver­bran­nten Brust­warzen fast schon wie
ein min­der­schw­eres Detail erscheinen? 

Vielle­icht erwartet Gun­nar S. gar keine Antwort. Er will reden, trotz sein­er Scheu
vor der Öffentlichkeit. „Son­st ste­ht in den Zeitun­gen nur, wat mit den Tätern is.
Ich will, dass drinne ste­ht, was mit mir is.“ Ein Jahr nach der Tat. Erst jet­zt hat
Gun­nar S. die Kraft, mit einem Jour­nal­is­ten zu reden. Aber er bit­tet, auf keinen
Fall seinen vollen Namen zu schreiben. Und nicht, wo er lebt. 

Am 5. Juni 2004 geri­et Gun­nar S. in die Fänge ein­er Clique von drei rechtsextremen
Skin­heads und zwei jun­gen Frauen. Es war nicht die szene­typ­is­che Tatzeit, keine
tiefe Nacht, son­dern ein Vor­mit­tag. Gun­nar S. traf in Frank­furt (Oder) vor einem
Plat­ten­bau auf die Gruppe. Zwei Skin­heads kan­nten ihn. Und zumin­d­est ein­er der
Kahlköpfe wusste, dass Gun­nar S. ein Punk gewe­sen war. Offen­bar ein harm­los­er, aber
Punks zählen zu den Feind­bildern der recht­en Szene. Jeden­falls behaupteten die
Skin­heads, Gun­nar S. habe eine 15-Jährige verge­walti­gen wollen. Die drei Männer
nötigten ihn, in eine Woh­nung mitzukom­men. Dort lebte ein Bekan­nter der Skins, der
auch ein paar Schläge abbekam. Dann war Gun­nar S. an der Rei­he. Zweiein­halb Stunden
lang. 

Was der 34-jährige arbeit­slose Bau­mas­chin­ist über sich erge­hen lassen musste,
beschreiben Strafver­fol­ger als ein Ver­brechen, das selb­st in Bran­den­burg, bundesweit
Num­mer-eins-Land bei rechter Gewalt, die Maßstäbe sprengt. Nur sel­ten hat eine
märkische Staat­san­waltschaft in der Anklageschrift so heftig Entset­zen über
Szeneschläger for­muliert. „Aus ange­maßter Rächer­rolle, aus auf tief­ster Stufe
ste­hen­der men­schen­ver­ach­t­en­der dumpfer recht­sex­trem­istis­ch­er Ein­stel­lung und purer
Lust“ hät­ten Ron­ny B., David K. und Daniel K. ihr Opfer mis­shan­delt, gequält und
sex­uell miss­braucht, schrieb der lang gedi­ente Ober­staat­san­walt Hart­mut Oeser.
Über­trieben hat er nicht. 

Seit Feb­ru­ar müssen sich die drei Recht­sex­trem­is­ten sowie Ramona P. und Stephanie L.
vor dem Frank­furter Landgericht ver­ant­worten. Der 29 Jahre alte Ron­ny B. ist
kräftig, sein Blick wirkt allerd­ings selt­sam müde, abwe­send. David K., 23 Jahre alt,
ist auch ein wuchtiger Glatzkopf. Die bei­den Angeklagten sind das, was Kriminalisten
als typ­is­che Inten­sivtäter beze­ich­nen. Die Zahl der Delik­te, von „Sieg Heil“-Gebrüll
über Raub bis zu x‑facher Kör­per­ver­let­zung, ist kaum noch zu überblick­en. Daniel K.,
21 Jahre alt, erscheint im Gericht mit gegel­tem Haar. Sein Vorstrafen­reg­is­ter ist
dünn. Die 25 Jahre alte Ramona P. und Stephanie L., 20 Jahre, haben keins. Die zwei
Blondi­nen kom­men modisch gek­lei­det, als gin­ge es um das Cast­ing ein­er Model-Agentur.
Doch spätestens am heuti­gen Mon­tag wer­den die Frauen und ihre drei Kumpel eine
Ahnung von der Strafe bekom­men, die sie erwartet. Der Staat­san­walt, der Anwalt von
Gun­nar S. und die Vertei­di­ger sollen jet­zt ihre Plä­doy­ers vor­tra­gen. Aber kann ein
Gericht über­haupt angemessen ahn­den, was Gun­nar S. erdulden musste? 

„Ich musste mich nackt ausziehen und auf dem Boden kriechen, wie ein Tier“, sagt er.
„Du Scheiß-Alt-Punk ham sie mir beschimpft, und dass ich unar­isch bin.“ Was Gunnar
S. dann in sein­er ein­fachen, manch­mal der­ben Sprache an Details erzählt, ist von
Erin­nerungslück­en getrübt – und doch so furcht­bar, dass man es kaum noch
auf­schreiben kann. Zunächst schlug
en und trat­en die Skin­heads auf ihr Opfer ein.
Ron­ny B. reichte das nicht. Die Hil­flosigkeit von Gun­nar S. reizte ihn, jegliche
Hem­mung abzus­treifen. Und homo­sex­uell aufge­ladene Macht­fan­tasien auszuleben. Als
sollte Pier Pao­lo Pasoli­n­is Film „Die 120 Tage von Sodom“, in dem er eine fiktive
sadis­tis­che Orgie ital­ienis­ch­er Faschis­ten auf­führt, in Bran­den­burg als
neon­azis­tis­ch­er Gewal­texzess umge­set­zt werden. 

Ron­ny B. nahm Gegen­stände aus der Küche und führte sie Gun­nar S. in den After ein.
Der Gequälte erlitt lebens­ge­fährliche innere Blu­tun­gen, wurde ohn­mächtig, wachte
wieder auf. David K. und Daniel K. benutzten ein heißes Bügeleisen, um den Rücken
des Opfers und weit­ere Kör­perteile zu ver­bren­nen. Ron­ny B. urinierte Gun­nar S. in
den Mund. Der Skin­head stach ihm mit einem Mess­er und ein­er Gabel in den linken
Ober­schenkel. Gun­nar S. musste Weich­spüler, Rasier­schaum, ver­dor­be­nen Saft, eine
pul­ver­ar­tige Droge, Taubenkot und Zigaret­tenkip­pen schluck­en. Die bei­den Frauen
sollen mit Gelächter und Rufen die Recht­sex­trem­is­ten ange­feuert haben. Ramona P. und
Stephanie L. stre­it­en es ab. Geholfen haben sie dem Opfer jeden­falls nicht. 

Als die drei Skin­heads genug hat­ten, erpressten sie mit Todes­dro­hun­gen von Gun­nar S.
das Ver­sprechen, nie­man­dem von der Folter zu erzählen. Der benommene Mann taumelte
in seine Woh­nung in einem benach­barten Plat­ten­bau und ließ Wass­er in die Wanne ein.
Kurz darauf klin­gelte es. Da habe „ein Faschokumpel“ der Täter an der Tür gestanden,
sagt Gun­nar S. „Der hat dann Trophäen­fo­tos von mir gemacht.“ Die Bilder habe der
Mann an eine Boule­vardzeitung verkauft. Gun­nar S. ste­ht auf und holt einen
Zeitungsauss­chnitt. Auf dem Foto ste­ht er da mit ver­bran­ntem Oberkörper. 

Es war dann aber offenkundig die Fre­undin des Fotovoyeurs, die einen Notarzt rief.
Ger­ade noch rechtzeit­ig wurde Gun­nar S. im Frank­furter Klinikum operiert. Bei seiner
ersten Befra­gung durch die Polizei war die Panik so groß, dass er eine Geschichte
erfand, um die Täter nicht zu nen­nen. Erst später sagte er, wie es gewe­sen war. 

Als die physis­chen Schä­den halb­wegs geheilt waren, kam Gun­nar S. in eine sächsische
Fachk­linik für psy­cho­so­ma­tis­che Medi­zin. Fünf Wochen blieb er dort, jet­zt betreut
ihn eine Traumapsy­cholo­gin. Dreimal täglich muss er Anti­de­pres­si­va ein­nehmen. Sein
Zus­tand bleibt prekär. 

Im ver­gan­genen Jahr, sagt Gun­nar S., habe er einen Selb­st­mord­ver­such unternommen.
„Manch­mal wär mir lieber, der hätte mich abgestochen“, damit ist Ron­ny B. gemeint.
Dann wird die Stimme noch hastiger, „ich kann nur zwei Stun­den schlafen, dann träum
ich wat, dann wach ich auf. Die Täter ham mich schon n paar Mal im Traum
erwis­cht.“ Gun­nar S. beugt sich vor, „ich kann mich nich mehr mit Rasierschaum
rasieren, weil ich den schluck­en musste. Ich kann keinen Saft trinken, weil ich so
wat Ver­schim­meltes trinken musste. Und wenn ich was trinke, habe ich immer den
Weich­spüler im Mund, den ich schluck­en musste.“ 

Im Prozess ist Gun­nar S. ein­mal kurz als Zeuge aufge­treten. Die Strafkam­mer unter
Vor­sitz des sen­si­blen Richters Andreas Dielitz kam dem trau­ma­tisierten Mann
ent­ge­gen. Er musste sich nicht in den Saal set­zen und die Blicke der Angeklagten
ertra­gen. In einem Neben­raum sprach Gun­nar S. Anfang März in eine Videokam­era, seine
Aus­sage wurde über­tra­gen. Neben Gun­nar S. saß ein Mit­glied des Vereins
Opfer­per­spek­tive, der sich seit Jahren um Men­schen küm­mert, die in Bran­den­burg von
recht­en Gewalt­tätern mal­trätiert wur­den. Der Richter hat­te auch die Öffentlichkeit
aus­geschlossen. „Einige Angeklagte woll­ten sich entschuldigen“, sagt Gun­nar S.,
„aber das geht nicht. Warum haben die mich denn über­haupt zerlegt?“ 

Warum. Die Frage zieht sich nicht nur durch die Geschichte von Gun­nar S., ohne dass
es eine Antwort gäbe. Was Gun­nar S. erlebt hat, ist Teil ein­er Serie rechtsextremer
Angriffe in Bran­den­burg, bei denen die Täter die übliche Faust-und-Stiefel-Gewalt
noch sadis­tisch zus­pitzten. In der Regel mit tödlichem Ende. Am bekan­ntesten ist der
Mord­fall Pot­zlow. In dem uck­er­märkischen Dorf quäl­ten im Juli 2002 drei Skinheads
den Schüler Mar­i­nus Schöberl, ein Täter sprang ihm zulet­zt ins Genick. Im Monat
zuvor hat­ten vier Recht­sex­trem­is­ten den Dachdeck­er Ronald Masch ent­führt und auf
einem Feld nahe der Ortschaft Neu Mahlisch zusam­mengeschla­gen. Ein­er der Täter stach
etwa 40 Mal auf Masch ein – und schwärmte nach dem Mord vom „Blu­trausch“. Im August
2001 quäl­ten fünf junge Män­ner in Dahlwitz den Obdachlosen Dieter Manzke zu Tode. Im
März 2003 prügel­ten drei Recht­sex­trem­is­ten in ein­er Woh­nung in Frank­furt (Oder) den
früheren Punk Enri­co Schreiber. Ein Skin­head sprang auf ihm herum und stach mit
einem Mess­er mehrmals zu. Das Opfer ist verblutet. Gun­nar S. beina­he auch. 

Die Lust an Gewalt bis zur Folter kann nie­mand erk­lären. Selb­st Brandenburgs
Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm, son­st immer für kernige Sprüche gut, sagt inzwischen,
die Polizei stoße an ihre Gren­zen. Es man­gele der Gesellschaft an nachhaltigem
Engage­ment gegen den Recht­sex­trem­is­mus und die von ihm aus­ge­hende Gewalt. Ideen, wie
der Schreck­en wirk­sam zu bekämpfen wäre, haben wed­er der Min­is­ter noch andere
Experten. 

Gun­nar S. kämpft mit sich selb­st. Auch ein Jahr nach dem Exzess fällt es ihm schwer,
eine Per­spek­tive zu find­en. Er kann nicht arbeit­en, lebt von mager­er Rente und sitzt
die meiste Zeit vor dem Fernse­her. Und ringt darum, die Angst vor „draußen“ zu
über­winden. Seine Mut­ter hil­ft ihm, auch der jün­gere Brud­er, aber es reicht nicht.
In dem Gespräch deutet Gun­nar S. an, welchen Zeitraum er im Kopf hat, bis zu einem
halb­wegs nor­malen Leben. Bis er sich traut, endlich wieder zu seinem Sohn zu fahren,
den er mit ein­er Ex-Fre­undin hat. „Das ist mein größter Wun­sch“, sagt Gun­nar S.,
„ich möchte ihn sehen, bevor er erwach­sen wird.“ Der Sohn ist erst drei Jahre alt.

Kategorien
Uncategorized

Aggressionen mit Anzug und Krawatte

Rechts­gerichte Jugendliche aus­gren­zen oder zur Umkehr bewe­gen? Experten disku­tierten in Falkensee

(MAZ) FALKENSEE Seit Ende der neun­ziger Jahre ist die pädagogische
Auseinan­der­set­zung mit recht­sori­en­tierten Jugendlichen rapi­de gewach­sen. In
der The­o­rie klin­gen viele Konzepte toll. Doch wie sieht der Umgang mit
diesen Her­anwach­senden in Schulen, in Jugend- und Sportk­lubs oder auf der
Straße in der Prax­is aus? Diese Fra­gen wur­den im kreativ­en Zen­trum Falkensee
leb­haft disku­tiert. Die 26-jährige Falkenseerin Susann Reißig vom örtlichen
Bünd­nis gegen Rechts trug Auszüge aus ihrer Mag­is­ter­ar­beit vor. Ihr Thema:
Kri­tik an der “akzep­tieren­den Jugen­dar­beit” mit recht­en Jugendlichen. Die
Podi­ums­diskus­sion wurde vom Falkenseer Sozialpäd­a­gogen Wolf­gang Eichstätter
mod­eriert. Teil­nehmer waren Jugen­damt­sleit­er Rein­hard Glatzel, Guido
Pack­häuser als Vertreter der mobilen Ein­satzein­heit der Polizei Brandenburg
(Mega) gegen Gewalt und Aus­län­der­feindlichkeit und Thomas Wei­dlich vom
mobilen Beratung­steam tol­er­antes Bran­den­burg (MBT). Etwa 40 Gäste waren
gekommen. 

Susann Reißig stellte dar, dass viele neuere Unter­suchun­gen die bisherige
Prax­is nicht recht­fer­ti­gen, rechter Gesin­nung durch Bere­it­stel­lung von
Jugend­klubs und unpoli­tis­chen Betreu­ungsange­boten ent­ge­gen­zuwirken. Die
weitläu­fige Mei­n­ung, dass rechte Gesin­nung direk­ter Aus­druck emotionaler
Ver­wahrlosung von Jugendlichen sei, lasse sich wis­senschaftlich nicht
hal­ten. Der Ansatz, rechter Gesin­nung nicht offen­siv entgegenzutreten,
son­dern rechte Jugendliche so, wie sie sind, zu akzep­tieren und sie sozial
sta­bil­isieren zu wollen, sei deshalb im Ergeb­nis falsch. 

Thomas Wei­dlich vom mobilen Beratung­steam sagte, es seien Gelder des
bun­desweit mit 20 Mil­lio­nen Euro jährlich unter­stützen Aktionsprogramms
gegen Aggres­sion und Gewalt (AgAG) nicht erfol­gre­ich einge­set­zt worden.
“Teil­weise wur­den szene­na­he Per­so­n­en, recht­slastige Sozialarbeiter,
bezuschusst.” In Hin­ter­räu­men von Jugend­klubs wür­den ver­botene Sym­bole an
der Wand geduldet, um den ange­blich heimat­losen Jugendlichen das Gefühl zu
geben, ein Zuhause zu haben. “Ich stimme zu, dass dieser Ansatz gescheitert
ist”, sagt Thomas Wei­dlich. Unter der Reich­skriegs­flagge zusam­men zu
spie­len, zu basteln oder Bier zu trinken, dies sei falsch. 

Ins­ge­samt habe sich die recht­sori­en­tierte Szene gewan­delt, sagte Susann
Reißig. “Es sind nicht mehr nur dumpfe Glatzköpfe mit Bomber­jacke, deren
aggres­sives Auftreten Päd­a­gogen oft­mals als verzweifel­ten Schrei nach Liebe
verk­lären. Der mod­erne Nazi trägt inzwis­chen auch Anzug und Krawat­te und ist
sehr gut organ­isiert”, so Reißig. “Wir müssen darauf acht­en, dass wir die
Wirk­lichkeit nicht ver­drehen und die Recht­en als arme Opfer hin­stellen, die
nicht ver­schreckt wer­den dürften.” 

“Es gibt rechte Gewalt auch im Havel­land”, sagt Gui­do Pack­häuser, der bei
der Mega auch als verdeck­ter Ermit­tler arbeit­et. Er beze­ich­net seinen
Arbeit­stag als erfol­gre­ich, wenn er Ver­anstal­tun­gen mit menschenverachtenden
Inhal­ten stop­pen und rechte Gewalt­täter schnap­pen kann. Er weiß, wie schwer
die Arbeit von Päd­a­gogen mit Recht­en ist. Pack­häuser warnt aber auch davor,
diese Jugendlichen aus beste­hen­den Ein­rich­tun­gen auszuschließen. “Rechte
Jugendliche, die nicht mehr in die Klubs dür­fen, sind viel schwieriger zu
kon­trol­lieren.” Jugen­damt­sleit­er Rein­hard Glatzel sieht jedoch teils keinen
anderen Ausweg, als die Polizei einzuschal­ten. “Wenn wir von überzeugten
Recht­en reden, so rate ich, diese nicht in die Klubs zu lassen. Extreme
Rechte sind ein Fall für die Polizei und den Ver­fas­sungss­chutz.” Erfahrungen
hät­ten gezeigt, dass extreme Rechte nicht in beste­hende Einrichtungen
inte­gri­ert wer­den kön­nten. Sie hät­ten linke Grup­pierun­gen teils vertrieben
und ver­sucht­en “nor­male Jugendliche” für ihre Kam­er­ad­schaften zu
rekru­tieren. Wenn rechte Jugendliche noch nicht organ­isiert seien, müsse
hinge­gen ver­sucht wer­den, einen Zugang zu ihnen zu bekom­men. Man dürfe
recht­en Parolen nicht länger stumm begeg­nen. “In Bran­den­burg beträgt der
Anteil von Bürg­ern aus anderen Län­dern 2,8 Prozent. Aber 25 Prozent der
Bevölkerung sind der Mei­n­ung, Aus­län­der nehmen ihnen den Arbeit­splatz weg”,
so Glatzel. Er zeigte eine kür­zlich von Recht­en im Havel­land verteilte
Wurf­sendung: “Mama, warum hat Papa keine Arbeit?” Auf solche Parolen müsse
man drin­gend mit Argu­menten reagieren. Päd­a­gogen aus dem Publikum
berichteten von pos­i­tiv­en Erfahrun­gen, rechter Gesin­nung mit Strenge zu
begeg­nen. “Wir müssen die Jün­geren vor Nazi­parolen schützen”, meint Frank
Pack­häuser, Leit­er des Jugend­klubs “Die Brücke” in Falkensee. Deshalb habe
er schon mehrfach Nazis des Klubs ver­wiesen. Sein­er Mei­n­ung nach muss man da
ein­greifen, wo man noch etwas erre­ichen kann. Andere Stim­men im Publikum
merk­ten kri­tisch an, dass man mit der Ausweisung Rechter jedes Gespräch und
jede Hand­lungsmöglichkeit aufgebe. 

Ingo Well­mann, Leit­er des Crea-Zen­trums Falkensee glaubt, viel über Bildung
in der Unter­stufe erre­ichen zu kön­nen. Päd­a­gogen müssten sen­si­bil­isiert und
extra für dieses The­ma aus­ge­bildet wer­den, so seine Erfahrung. Denn häufig
schnappten Kinder Zuhause aus­län­der­feindliche Äußerun­gen auf, denen man
qual­i­fiziert begeg­nen müsse. “Wir kön­nen Jugen­dar­beit leis­ten, bis wir
schwindelig wer­den, wenn wir nicht auch die Erwach­se­nen erre­ichen”, so
Glatzel. Er nan­nte neueste Zahlen, wonach rechte Jugendliche mehrheitlich
die poli­tis­che Ein­stel­lung ihrer Eltern übernehmen. “Wir alle müssen dem
Paroli bieten. Jed­er sollte mitwirken und täglich etwas gegen rechtes
Gedankengut tun.” Susann Reißig sprach eine konkrete Forderung aus. Gruppen,
die sich derzeit schon gegen Rechte stark machen, müssten Anerken­nung und
finanzielle Mit­tel erhal­ten. “Dies ist in Falkensee lei­der kaum der Fall.”

Kategorien
Uncategorized

Hakenkreuze auf Auto geschmiert

(MAZ, 13.6.) Am Son­ntag in den frühen Mor­gen­stun­den wur­den zwei im Schöp­furter Ring in
Finow­furt abgestellte Autos mit einem gold­far­be­nen Stift beschmiert. Bei
einem der Autos wur­den zwei Hak­enkreuze, eines in der Größe 3 Zen­time­ter mal
4 Zen­time­ter auf der Fahrertür und eines in der Größe von 3 Zen­time­ter mal 3
Zen­time­ter auf dem vorderen recht­en Kot­flügel aufge­bracht. Zur Höhe des
Gesamtschadens liegen noch keine Angaben vor.

Kategorien
Uncategorized

Platzeck und Thierse sprechen in Halbe

Platzeck spricht in Halbe

(Tagesspiegel) Halbe — Bran­den­burgs Min­is­ter­präsi­dent und SPD-Lan­desvor­sitzen­der Matthias Platzeck will am Sonnabend bei der Gegenkundge­bung zum geplanten Neon­azi- Auf­marsch in Halbe sprechen. Dies kündigte SPD-Lan­des­geschäfts­führer Klaus Ness an. Die Gegenkundge­bung werde von einem bre­it­en lokalen Bünd­nis organ­isiert und von der SPD unter­stützt. Die SPD rufe alle Bran­den­burg­er Demokrat­en auf, sich der Protestkundge­bung anzuschließen. ddp 

Thierse will in Halbe sprechen

SPD ruft zum Protest gegen Neon­azis auf

(dpa/MAZ) POTSDAM Bran­den­burgs SPD und das Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit haben zum Protest gegen den Neon­azi-Auf­marsch am Sam­stag in Halbe (Dahme-Spree­wald) aufgerufen. Für den 18. Juni hat der Neon­azi Chris­t­ian Worch eine Demon­stra­tion in der Nähe des Sol­daten­fried­hofes mit 200 bis 300 Teil­nehmern angemeldet. Die CDU erneuerte ihre Absage und will weit­er­hin nicht zum Protest aufrufen. Die Gegen­ver­anstal­tung sei für 1000 bis 3000 Teil­nehmer genehmigt, so die Organisatoren. 

Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) werde zu den Teil­nehmern der Gegenkundge­bung sprechen, teilte SPD-Lan­des­geschäfts­führer Klaus Ness gestern mit. Auch Bun­destagspräsi­dent Wolf­gang Thierse, der am Sam­stag eben­falls in Halbe sprechen will, hat die Bürg­er und beson­ders die CDU aufge­fordert, sich am Protest zu beteiligen. 

Die CDU argu­men­tiert, eine solche Demon­stra­tion ver­schaffe den Recht­sex­trem­is­ten ein unangemessenes Medi­ene­cho. Zudem zählten anti­demokratis­che Kräfte wie die DKP zu den Organ­isatoren. Innen­min­is­ter und CDU-Lan­deschef Jörg Schön­bohm will in Halbe bei den Polizis­ten sein, aber nicht an der Gegen­ver­anstal­tung teil­nehmen, sagte die Sprecherin des Min­is­teri­ums, Dorothée Stacke. Seit Jahren ver­sam­meln sich Neon­azis zum Volk­strauertag im Novem­ber zu einem “Heldenge­denken” in Halbe. Dort liegt der bun­desweit größte Sol­daten­fried­hof, auf dem rund 23 000 Tote der let­zten Kesselschlacht des Zweit­en Weltkrieges begraben sind. Zur Gegenkundge­bung hat das regionale “Aktions­bünd­nis gegen Heldenge­denken und Nazi­aufmärsche in Halbe” aufgerufen, darunter auch SPD, PDS, Grüne und Gewerkschaftsjugend. 

“Nazis dür­fen wed­er in Halbe noch ander­swo in Bran­den­burg das Image unseres Lan­des bes­tim­men”, heißt es in dem Aufruf der SPD. “Der Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus ist für die Zukun­ft Bran­den­burgs von solch exis­ten­zieller Bedeu­tung, das jeglich­es parteipoli­tis­che Wahlkampf-Hick-Hack zu diesem The­ma nur noch pein­lich wirkt.” Im Novem­ber 2004 habe Schön­bohm noch eine zu geringe Beteili­gung an der Demon­stra­tion gegen den Neon­azi-Auf­marsch beklagt, rügte das Aktions­bünd­nis gegen Gewalt.

Inforiot