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Satteln für Frieden und gegen Preußenkult

(HEIKE BERGT, MAZ) ORANIENBURG “Wer braucht denn Kriegshelden? Mutig sind doch die, die den Krieg ver­weigern”, find­et Christi­na Wendt. “Die Welt hat so viele Prob­leme. Keines ist mit Krieg zu lösen. Also, desertiert, wo ihr kön­nt”, ruft sie auf und steigt aus dem Sat­tel. Die junge Frau aus Bernau gehört zu den 17 Reit­ern, die gestern hoch zu Roß durch Oranien­burg zogen. Ein bunter Zug, der “Frieden­sritt 2005”, zu dem sie am Sonnabend in Bernau aufge­brochen waren. 

Seit 1984 organ­isieren Freizeitre­it­er den meist ein­wöchi­gen Wan­der­ritt zu poli­tis­chen The­men quer durch die Bun­desre­pub­lik. Geboren wurde die Idee 1981, als erst­mals Men­schen mit ihren Vier­bein­ern an der Gedenkver­anstal­tung “Blu­men für Stuken­brock” an der inter­na­tionalen Kriegs­gräber­stätte in West­falen teil­nah­men. Seit­dem protestierten sie auf dem Pferde-rück­en u. a. mit einem Ritt von Gor­leben nach Morsleben, rund um den Kon­rad-Schacht, gegen Gen­tech­nik auf der Expo oder im let­zten Som­mer gegen das Bom­bo­drom in der Witt­stock­er Heide. 

In diesem Jahr vere­inte die Reit­er zwis­chen 17 und 70 Lenzen aus Kas­sel, Köln, dem Wend­land und Berlin der Gedanke “Den Deser­teuren zur Ehre, den Kriegern zur Mah­nung”. Denn den “Krieg gewin­nt immer der Tod. Wir sat­teln für Frieden, Abrüs­tung, Umwelt und Men­schen­rechte”, so Christi­na Wendt. 

Nach dem Start in Bernau und ihrem Protest am dor­ti­gen Deser­teurs­denkmal fan­den sie Quarti­er in Friedrich­sthal. Um 11 Uhr gedacht­en sie gestern der Opfer des KZ Sach­sen­hausen. Auch hier wur­den Deser­teure hin­gerichtet. Einen Kranz aus Wiesen­blu­men legten sie an der Sta­tion Z nieder und riefen auf, sich nicht für Stahl und Öl in einem Krieg miss­brauchen zu lassen von denen, “die den Frieden in die Herzen schießen” wollen — Text eines Songs von Lie­der­ma­ch­er Rein­hard Mey. 

Nach ihrem Ritt durch die Innen­stadt mit Polizeiesko­rte ging es bis zum Abend nach Groß Ziethen auf einen Reit­er­hof. “Wir brauchen nur eine Wiese und Wass­er”, so Sabine Schattschnei­der. Bei der Rei­t­erin aus Kreuzberg liefen die Fäden des diesjähri­gen Frieden­sritts zusam­men. Über die Tiere kom­men sie mit Men­schen ins Gespräch, sprechen sie zudem mit Straßenthe­ater an. So auch am Sonnabend zum Abschluss in Pots­dam ab 12 Uhr mit ein­er satirischen Kundge­bung: Der Preußen­wahn treibt Blüten, kri­tisiert Christi­na Wendt, “Wir sind gegen einen Wieder­auf­bau der Gar­nisonkirche, gegen zweifel­hafte preußis­che Tra­di­tio­nen wie Anpas­sung und Unter­wür­figkeit.” Doch wenn schon Preußenkult, dann richtig, wollen die Frieden­sre­it­er provozieren und mit Pick­el­haube durch die Stadt ziehen. Denn kon­se­quenter­weise plädieren sie dann auch für die Wiedere­in­führung des Pfer­des als barock­es Nahverkehrsmit­tel in ganz Potsdam!

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Der Ruhm der toten Sowjets bröckelt

(jl, MAZ) “Den Toten zum Ruhme!” schrieb Friedrich-Karl Gra­sow 1969 über das Ehren­mal für sow­jetis­che “Arbeitssklaven”, die die Nation­al­sozial­is­ten im Zweit­en Weltkrieg zu Tode geschun­den hat­ten. Von Ruhm ist weit und bre­it nichts mehr zu sehen auf der Wuster­au, wo sich das Ehren­mal für 85 gestor­bene Sow­jet­bürg­er auf der Spitze ein­er Düne erhebt. Das Denkmal bietet ein Bild des Grauens, seit Jahren bröck­elt es vor sich hin. Der trost­lose Zus­tand soll been­det wer­den, sobald die Wuster­au von den Resten der Pul­ver­fab­rik und den Schad­stof­fen befre­it wird, sagt Pro­jek­t­man­ag­er Hans-Joachim Freund. 

Immer wenn sow­jetis­che Zwangsar­beit­er im Arbeit­slager in Kirch­mös­er zwis­chen 1941 und 1945 ver­reck­ten, ver­bud­del­ten die Nazis sie auf der Wuster­au — wahl­los über die Hal­binsel verteilt. Nach Kriegsende wur­den die 72 Män­ner, sieben Frauen und sechs Kinder umge­bet­tet und auf der Anhöhe in einem Mas­sen­grab beige­set­zt. Die Gemeinde Kirch­mös­er errichtete einen Obelisken zum Gedenken an die Opfer. Schulkinder halfen, Mauer­steine zum Bau des Obelisken mit dem Schlit­ten auf die Hal­binsel zu trans­portieren. Eingewei­ht wurde das Ehren­mal im Novem­ber 1949. Vier Steintafeln erin­nern an die Namen der Toten. Doch auch diese Steintafeln sind ver­wit­tert, einzelne sind auf den Boden gebröck­elt. “Vor eini­gen Jahren hat der Bürg­ervere­in Kirch­mös­er die herun­terge­fal­l­enen Stein­plat­ten gebor­gen”, erin­nert sich Orts­bürg­er­meis­ter Mag­nus Hoff­mann. Sie lagern jet­zt im Heimatmuseum. 

Zu DDR-Zeit­en war es gute Übung, ein­mal im Jahr Kränze am Ehren­mal niederzule­gen. Inzwis­chen ist die Gedenkstätte zugewuchert und ver­fällt. Der Bund ist verpflichtet, die sow­jetis­che Kriegs­gräber­stätte zu pfle­gen, berichtet Muse­um­schef Hans-Georg Kohnke. Doch die Gedenkstätte werde erst dann saniert, wenn die Stadt die Alt­las­ten auf der Wuster­au beseit­i­gen lässt. 

Wegen des schlecht­en Zus­tands müsste das Ehren­mal kom­plett abge­tra­gen und wieder neu aufge­baut werden.

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Bitterer Abschied

(uw, MAZ) Einen ener­gis­cheren Ein­satz für eine Bleibegenehmi­gung der unmit­tel­bar vor der Abschiebung ste­hen­den kolumbian­is­chen Fam­i­lie Vasquez/Palomino fordert PDS-Frak­tions-Chef Alfre­do Förster von Ober­bürg­er­meis­terin Dietlind Tie­mann (CDU). “Wenn die Ober­bürg­er­meis­terin tat­säch­lich einen guten Draht zu Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm hat, dann sollte sie drin­gend bei ihm anrufen, denn er hat das let­zte Wort”, sagt Förster. 

“Man for­muliert hier in Zukun­ft­skon­feren­zen eine angestrebte Ein­wohn­erzahl von 82 000, schiebt aber gle­ichzeit­ig die am besten inte­gri­erten Aus­län­der ab”, empört sich der Frak­tion­schef. Solche Per­so­n­en seien wertvoll für die Stadt. “Ich kann nur den Kopf schüt­teln”, sagte Förster dem Stadtkuri­er. Es sei dies “eine Art von Gast­fre­und­schaft, wie wir sie kurz vor der Rud­er-Junioren­welt­meis­ter­schaft keines­falls gebrauchen kön­nen”, so der PDS-Mann. Er könne nicht ver­ste­hen “wie die Aus­län­der­be­hörde auf die Idee kommt, ein trau­ma­tisiertes Kind zurück in dieses Land schick­en zu kön­nen”. Ober­bürg­er­meis­terin Tie­mann war gestern zu kein­er Stel­lung­nahme zu erreichen. 

Diana Vasquez, Lehrerin an ein­er katholis­chen Schule in Cali, war vor mehr als drei Jahren mit ihrem Mann, einem Siemens-Inge­nieur, und ihrer heute zehn­jähri­gen Tochter nach Deutsch­land gekom­men, weil sie nach eige­nen Angaben in ihrer Heimat hat­te ent­führt wer­den sollen. Hin­ter­grund der fehlgeschla­ge­nen Tat seien Anfein­dun­gen gegen ihren Onkel, einen lib­eralen Stad­trat. Die Ein­wan­derungs­be­hörde hat­te Vasquez Asy­lantrag aber mit der Begrün­dung abgelehnt, für die Ver­fol­gung lägen nicht genug Beweise vor. Die Fam­i­lie klagte vor dem Ver­wal­tungs­gericht Pots­dam, scheit­erte aber, weil das Gericht argu­men­tierte, die Fam­i­lie könne dem Kon­flikt mit dem Umzug in eine andere Stadt inner­halb Kolumbi­ens ent­ge­hen. Die zehn­jährige Tochter Juli­eth war monate­lang in der Lan­desklinik in Behand­lung, weil sie unter anderem Ver­fol­gungsträume hat — in ihrer Gegen­wart hat­te die Fam­i­lie einen Erschosse­nen vor der eige­nen Haustür gefunden. 

“Wir haben alles ver­sucht, einen Weg zu find­en”, sagt die Aus­län­der­beauf­tragte der Stadt, Katrin Tietz. Es sei eine bit­tere Erfahrung aus ihrer jahre­lan­gen Tätigkeit, dass eine so genan­nte nicht-staatliche Bedro­hung nicht als Asyl­grund anerkan­nt werde. Die Härte­fal­lkom­mis­sion des Lan­des, die kür­zlich eigens für strit­tige Asylfälle ein­gerichtet wurde, wird sich mit dem Fall wohl nicht mehr befassen. Die Kom­mis­sion küm­mere sich nur um Fälle, bei denen der Aus­reiseter­min noch nicht fest­ste­he, sagte Flüchtlings­ber­a­terin Susanne Schmidt vom Diakonis­chen Werk. Der Wohlfahrtsver­band hat derzeit einen Vertreter in dem Gremi­um. Schmidt sagte, die Chan­cen für die Fam­i­lie, vor der Kom­mis­sion Erfolg zu haben, seien ver­gle­ich­sweise ger­ing gewesen. 

Bit­ter­er Abschied

Kolumbian­is­che Fam­i­lie wird trotzt vor­bildlich­er Inte­gra­tion abgeschoben

(uw, MAZ) “Einen Stuhl haben wir noch in der Woh­nung” — die zehn Jahre alte Juli­eth hat sich noch nicht ganz von ihrer Woh­nung in der Magde­burg­er Straße ver­ab­schiedet, obwohl Schrankwand und Sitz­gar­ni­tur schon abtrans­portiert sind. Wei­h­nacht­en hat­te die kolumbian­is­che Asyl­be­wer­ber-Fam­i­lie mit Fre­un­den aus dem Haus noch bei Speku­latius und Räucherk­erzen hier gemütlich beisam­men gesessen (MAZ berichtete). 

Nun müssen Juli­eth Palomi­no, ihr zwei Jahre alter Brud­er Matthius, Vater Hec­tor Palomi­no und Mut­ter Diana Vasquez Bran­den­burg, Deutsch­land ver­lassen. Don­ner­stag früh geht das Flugzeug. Abgeschoben, weil, wie es in der Behör­den­sprache heißt, der “Ver­fol­gungs­druck” zu Hause nicht groß genug sei. 

Dabei klingt das, wovor die ehe­mals gut gestellte Fam­i­lie floh — er war Inge­nieur bei Siemens, sie Lehrher­rin an ein­er katholis­chen Grund­schule — erschreck­end genug. 

Diana Vasquez war, so sagt sie, nur knapp ein­er Ent­führung ent­gan­gen, die in Zusam­men­hang mit ihrem Onkel ges­tanden habe. Der Mann ist lib­eraler Stad­trat in der Dro­gen­hochburg Cali. Zu zwei ver­schiede­nen Gele­gen­heit­en hat­ten Atten­täter auf ihren Onkel geschossen, ihn aber nur leicht ver­let­zt. Dann woll­ten sie offen­bar an seine Nichte. Einige Zeit später lag ein unbekan­nter Erschossen­er vor der Tür der Palomi­nos. Die Fam­i­lie entschloss sich zur Flucht. Nach Monat­en in einem Über­gangslager in Frank­furt am Main lebt die Fam­i­lie seit Feb­ru­ar 2002 in Brandenburg. 

Den deutschen Behör­den fehlte allerd­ings ein Beleg für die Bedro­hung, von der Diana Vasquez erzählte. Dass sie bei der Polizei Anzeige erstat­tete, genügte nicht. Der Asy­lantrag wurde im März 2003 abgelehnt. Vasquez klagte dage­gen, aber das Ver­wal­tungs­gericht Pots­dam entsch­ied, dass ihr Aufen­thalt in Deutsch­land nicht zwin­gend sei, weil sie auch inner­halb Kolumbi­ens in eine andere Stadt ziehen könne, um dem Kon­flikt aus dem Weg zu gehen. 

“Juris­tisch mag das kor­rekt sein, men­schlich ist es aber unmöglich”, empört sich Pfar­rer Richard Rup­precht von der Gemeinde der Heili­gen Dreifaltigkeit. Bess­er als Vasquez, Palomi­no und die Kinder könne man sich nicht in Deutsch­land inte­gri­eren. So hat Diana Vasquez extra Deutschkurse belegt, weil ihr zweimal in der Woche nicht häu­fig genug war. Sie hil­ft auf jedem Kuchen­basar der Gemeinde aus, betreut ehre­namtlich — arbeit­en dür­fen Asyl­be­wer­ber nicht — Kinder in der Kita. Ihr Mann Hec­tor jätet bei den Franziskaner­in­nen die Beete und Tochter Juli­eth bringt in der Schule — die Aus­län­der­be­hörde ließ sie immer­hin das dritte Schul­jahr an der Spren­gel-Schule been­den — nur Ein­sen und Zweien nach Hause. 

“Wir brauchen hier doch solche engagierten Fam­i­lien mit Kindern”, sagt Pfar­rer Rup­precht, in dessen Gemeinde die Kolumbian­er inzwis­chen einen großen Fre­un­deskreis haben. “Die Fam­i­lie hat 100 Prozent von dem erfüllt, was man von Aus­län­dern opti­maler­weise erwarten kann”, ist der Pfar­rer überzeugt, der Juli­eth erst im Mai die Erstkom­mu­nion gab und dessen Kaplan Matthias Faust­mann Tauf­pate des zwei Jahre alten Matthius ist. Als “tragisch” beze­ich­net Anwalt Thomas Hardt­mann die Abschiebung, die nur offiziell anders heißt, weil die Kolumbian­er “frei­willig” gehen, um Reisekosten­zuschuss zu erhal­ten. “Die haben in Kolumbi­en ein Leben gehabt, bei dem man dreimal über­legt, ob man es aufgibt”, so Hardt­mann: “Die sind nicht frei­willig wegge­gan­gen — hier sind sie schlechter gestellt.”

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Projektverbund

Die Aufar­beitung der bei­den deutschen Dik­taturen lei­det an ein­er zu gerin­gen Abstim­mung und Koop­er­a­tion von Zeit­geschichts­forschung und Gedenkstät­ten. Aus diesem Grund wurde jet­zt mit finanzieller Unter­stützung der Län­der Berlin und Bran­den­burg ein “Pro­jek­tver­bund Zeit­geschichte Berlin-Bran­den­burg” ins Leben gerufen, der am Zen­trum für Zei­this­torische Forschung (ZZF) ange­siedelt ist. Er will sich dem Dia­log von akademis­ch­er Forschung und Gedenkstät­ten­prax­is wid­men und Impulse für die Entwick­lung und Durch­führung von zei­this­torischen Ver­bund­pro­jek­ten geben. Dazu zählen zunächst Forschun­gen zu den Erin­nerung­sorten des Zweit­en Weltkriegs in Seelow und Halbe, zu den Spezial­lagern und Haftorten der sow­jetis­chen Besatzungszeit, zum DDR-Gren­zregime in und um Berlin sowie dem Span­nungsver­hält­nis der gegen­sät­zlichen Erin­nerungskul­turen in der deutschen Haupt­stadtre­gion. Die Mit­glied­schaft im Pro­jek­tver­bund ste­ht allen an ein­er solchen zei­this­torischen Forschungsko­op­er­a­tion inter­essierten His­torik­ern offen. Ansprech­part­ner ist die von Thomas Schaarschmidt geleit­ete Koor­di­na­tion­sstelle des Pro­jek­tver­bunds am ZZF in Pots­dam ( 620 71 93).

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Streit um Wirksamkeit des Graffiti-Bekämpfungsgesetzes

(KLAUS D. GROTE, MAZ) POTSDAM Kaum ist das Graf­fi­ti-Bekämp­fungs­ge­setz vom Bun­desrat ver­ab­schiedet wor­den, stre­it­et sich Bran­den­burgs Regierungskoali­tion über die Wirk­samkeit der neuen Regelung. SPD-Innen­poli­tik­er Klaus Bochow beze­ich­net das Gesetz als “klar und unmissver­ständlich”. CDU-Gen­er­alsekretär Sven Petke hält es hinge­gen für wenig kon­se­quent. Jus­tizmin­is­terin Beate Blechinger (CDU) hätte sich eine stren­gere Regelung gewünscht. 

Konkret stören sich die Kri­tik­er an einem einzi­gen Satz in dem am Fre­itag vom Bun­desrat mit den Stim­men der SPD- und der union­s­ge­führten Bun­deslän­der beschlosse­nen Gesetz. Darin heißt es, dass sich straf­bar macht, wer “das Erschei­n­ungs­bild nicht nur uner­he­blich und nicht nur vorüberge­hend verän­dert”. Petke hätte den Ein­schub gerne gestrichen. Die For­mulierung “wer das Erschei­n­ungs­bild verän­dert” wäre klar­er gewe­sen. “Das wird die Strafver­fol­gung sehr erschw­eren”, sagt Petke. Er befürchtet, dass Staat­san­wälte Gutacht­en erstellen lassen und die Ver­fahren, “wie schon heute”, einstellen. 

Die jet­zige Geset­zes­lage sieht vor, dass Sprayer nur bestraft wer­den kön­nen, wenn eine Ver­let­zung der Gebäudesub­stanz durch Farbe vor­liegt. Im Entwurf des Bun­desrats, den Bran­den­burgs Jus­tizmin­is­terin unter­stützt hat, fand sich eben­falls eine klarere For­mulierung. “Da hät­ten wir es fast so lassen kön­nen wie bish­er”, sagt Min­is­teri­umssprech­er Horst Fischer. 

Blechinger ist den­noch zuver­sichtlich: “Ich sehe das Graf­fi­ti-Bekämp­fungs­ge­setz als einen Schritt in die richtige Rich­tung.” Sie befürchte jedoch Ausle­gung­sprob­leme. Die Eig­nung des Geset­zes werde sich in der prak­tis­chen Anwen­dung zeigen müssen. Möglicher­weise sei nachzubessern. Mit ein­er Mehrheit im Bun­destag kön­nten die union­s­ge­führten Län­der ihren Geset­zes­text durchsetzen. 

Blechingers Berlin­er Kol­le­gin, Jus­tizse­n­a­torin Karin Schu­bert (SPD), zeigte sich hinge­gen sehr zufrieden. Schu­bert hat­te per­sön­lich im Bun­desrat für das Gesetz gewor­ben. Im Zusam­men­hang mit Graf­fi­ti sei es aber unab­d­ing­bar, durch sozialpäd­a­gogis­che Maß­nah­men präven­tiv tätig zu wer­den”, so Schubert. 

Pots­dam Polizeis­prech­er Rudi Son­ntag begrüßte die abschreck­ende Wirkung der ver­schärften Geset­zes­lage. Jet­zt sei klar­er zu erken­nen, dass Sprayen kein Kava­liers­de­likt sei. Wichtig sei, dass die Amts­gerichte den strafrechtlichen Rah­men auss­chöpften. Nach Angaben von Sven Petke wird weniger als die Hälfte der geschnappten Täter bestraft. 

Begrüßt wurde das Anti-Graf­fi­ti-Gesetz auch von vie­len Woh­nung­sun­ternehmen. Von jährlich mehr als 50 Mil­lio­nen Euro durch Sprayer angerichteten Schä­den allein in Berlin ent­fall­en 20 Mil­lio­nen auf Haus­be­sitzer. Bun­desweit soll der Schaden bei 200 bis 500 Mil­lio­nen Euro jährlich liegen.

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Die Dreyfus-Affäre als Lehrstück

(Math­ias Hamann, Tagesspiegel) Pots­dam — Eine Ausstel­lung zu machen, kostet nor­maler­weise 150 000 Euro, braucht drei Jahre zur Pla­nung und Profis für die Abwick­lung. Elke-Vera Kotows­ki ist Geschäfts­führerin des Moses-Mendel­sohn-Zen­trums der Uni­ver­sität Pots­dam, sie hat­te nur 30 000 Euro, neun Monate und ein Gruppe Stu­den­ten. Und organ­isierte im Haus der Bran­den­bur­gisch-Preußis­chen Geschichte im Pots­damer Kutschstall eine Ausstel­lung über die franzö­sis­che Drey­fus-Affäre vom Ende des 19. Jahrhunderts. 

Der franzö­sis­che Haupt­mann Alfred Drey­fus war Jude, er wurde – zu Unrecht – der Spi­onage für das Deutsche Reich verdächtigt und 1894 in ein­er Atmo­sphäre des offe­nen Anti­semitismus in Mil­itär, Jus­tiz, Teilen der Kirche und der Öffentlichkeit zu lebenslanger Ver­ban­nung verurteilt. Am 13. Jan­u­ar 1898 erscheint dann in der Lit­er­atur-Zeitschrift „L´Aurore“ der berühmte offene Brief des Schrift­stellers Emile Zola: „J´Accuse“ (Ich klage an). Zola beschuldigt Jus­tiz und Mil­itär, einen Skan­dal zu ver­tuschen. Es set­zt eine heftige Debat­te ein, der Prozess gegen Drey­fus wird wieder aufgenom­men. Das ganze Land ist tief ges­pal­ten, in Drey­fus-Geg­n­er und Unter­stützer. Am Ende wird er freigesprochen. 

Natür­lich ist auch eine Orig­i­nalaus­gabe des „ J´Accuse“ zu sehen, neben Doku­menten, Uni­for­men und viele Karika­turen aus Zeitun­gen und Mag­a­zi­nen. Die meis­ten der 231 Stücke stam­men aus dem Besitz von Lor­raine Beitler, ein­er amerikanis­chen Erziehungswis­senschaft­lerin, die seit 30 Jahren zur Drey­fus-Affäre sam­melt. Sie ist überzeugt, dass „diese Affäre kein Einzelfall ist, son­dern ein Denkmuster spiegelt“ , dass also ein solch­es Unrecht jed­erzeit wieder geschehen kann. Das soll auch die Ausstel­lung zeigen, und so war Beitlers Samm­lung schon in Paris oder Auschwitz zu sehen; und sie wollte sie auch gern in Deutsch­land zeigen. 

Als Elke-Vera Kotows­ki vom Mendel­sohn-Zen­trum davon hörte, war sie begeis­tert. Im Okto­ber 2004 bot sie eine Lehrver­anstal­tung an: „Die Drey­fus-Affäre, ein Ausstel­lung­spro­jekt.“ Zwölf Stu­den­ten fan­den sich zusam­men, sog­ar in den Semes­ter­fe­rien arbeit­eten sie an dem Pro­jekt – und ergänzten die Schau auf eigene Kosten: Im Inter­net ersteigerten sie zum Beispiel das Film­plakat zum Drey­fus-Film von 1930, mit Hein­rich George als Emile Zola. Gestern Abend sollte die Ausstel­lung eröffnet wer­den – pünk­tlich zum 70. Todestag von Alfred Dreyfus. 


Haus der Bran­den­bur­gisch-Preußis­chen Geschichte, Am Neuen Markt 9, Pots­dam. Bis 19. August, täglich außer mon­tags von 11 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr. Ein­tritt frei. Anschließend wird die Ausstel­lung in Berlin zu sehen sein. Anmel­dung für kosten­lose Führun­gen unter Tel. 0331/28094–0. Weit­ere Infor­ma­tio­nen im Inter­net unter www.hbpg.de

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Straftat mit Ansage

Umweltschützer wollen Gen-Mais im Natur­park vernichten

In Nacht-und-Nebel-Aktio­nen ver­wüstete Gen-Felder gab es in der Ver­gan­gen­heit immer wieder. Nun haben süd­deutsche Gen­tech­nik-Geg­n­er erst­mals die Ver­nich­tung eines Mais-Ack­ers in Straus­berg bei Berlin im Voraus angekündigt, samt Zeit­punkt, Parzelle — und Namen der Täter.

VON STEPHAN BÖRNECKE

Frank­furt a. M. · 12. Juli · Michael Grolm macht nicht den Ein­druck, ein ver­wirrter Men­sch zu sein. Der 33-jährige Beruf­simk­er aus Wurm­lin­gen bei Tübin­gen weiß genau, was er tut, wenn er für den 31. Juli im Natur­park Märkische Schweiz eine Straftat ankündigt: Zusam­men mit min­destens 250 Gle­ich­gesin­nten will der Agrarin­ge­nieur mit­tags gegen 14 Uhr von Straus­berg aus zu einem zwei Kilo­me­ter lan­gen Spazier­gang auf­brechen, der ihn in der Gemarkung Hohen­stein zu einem zehn Hek­tar großen Mai­sack­er führt.

Wenn die Polizei, bei der Grolm seine Aktion “Gen­dreck weg” rechtzeit­ig anmelden will, es nicht ver­hin­dert, wollen die Umweltak­tivis­ten das Feld gezielt “unbrauch­bar” machen, es “zer­stören” und “befreien”. Der Grund: Dieser Ack­er ist eingesät mit gen­tech­nisch verän­dertem Mais der Sorte Mon 810, nicht zu Ver­such­szweck­en, son­dern im kom­merziellen Anbau. Das äußerst umstrit­tene Gen-Kon­strukt Mon 810 darf zwar hier zu Lande in begren­ztem Umfang ange­baut wer­den, ist aber in mehreren EU-Län­dern ver­boten, darunter Ungarn und Österreich.

Für Grolm und seine Mit­stre­it­er ist die “Feld­be­freiung” eine “Demon­stra­tion zivilen Unge­hor­sams”, eine Art Notwehr gegen eine aus ihrer Sicht anders nicht mehr zu stop­pende, unheil­volle Entwick­lung. Nur “couragiertes”, aber “gewalt­freies” Ein­schre­it­en, so der Imk­er, könne vor einem unwieder­bringlichen Ver­lust der Arten­vielfalt, vor ein­er Einen­gung der Ernährungsmöglichkeit­en des Men­schen und vor unab­se­hbaren Fol­gen für die Natur bewahren.

An eine Koex­is­tenz von gen­tech­nis­ch­er, kon­ven­tioneller und ökol­o­gis­ch­er Land­wirtschaft glaube er nicht, sagt der Beruf­simk­er: “Die Bienen wer­den den Pollen von A nach B tra­gen” und für eine Ver­bre­itung der Gen­tech­nik sor­gen. Das werde er zu allererst an seinem Honig merken: “Die Bienen fliegen auch Mais an”, nehmen dort zwar keinen Nek­tar, aber Pollen auf. Wie er dann seine Pro­duk­te frei hal­ten solle von gen­tech­nisch verän­derten Organ­is­men, sei ihm schleier­haft. Zudem sei bis heute völ­lig ungek­lärt, ob der Gen-Mais nicht auch den Bienen schade. Als beson­ders per­fide sehe er den Gipfel der Entwick­lung an, der in den USA bere­its erre­icht sei: Dort wür­den kon­ven­tionelle Farmer, in deren Ernte sich Spuren trans­gen­er Kon­struk­te befän­den, zur Zahlung ein­er Lizen­zge­bühr genötigt.

Schaden­er­satz für dem Landwirt

Um die schle­ichende Verseuchung der Land­schaft zu stop­pen, nimmt Grolm eine “Straftat bewusst” in Kauf. Der Agrarin­ge­nieur ver­weist auf ähn­liche Aktio­nen in Frankre­ich und will im Zweifel seine Argu­mente im Gerichtssaal vor­tra­gen. Der betrof­fene Land­wirt soll als kle­in­stes Glied der Kette allerd­ings keinen echt­en Schaden erlei­den: Den Wert der Ernte von rund 1000 Euro je Hek­tar wolle man ihm ersetzen.

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Grabsteine umgekippt

Hohen Neuen­dorf — In der Nacht zu Mon­tag, den 11.07.2005, kippten in Hohen Neuen­dorf, Berlin­er Straße, bish­er unbekan­nte Täter drei Grab­steine am dor­ti­gen rus­sis­chen Ehren­mal um. Außer­dem waren durch die Täter mehrere Pflanzen her­aus­geris­sen wor­den. Die Krim­i­nalpolizei nahm die Ermit­tlun­gen auf. Zeu­gen, die Angaben zu dem Sachver­halt machen kön­nen, wer­den gebeten die Polizei­wache Hen­nigs­dorf, Tele­fon 03302–803‑0 oder jede andere Polizei­di­en­st­stelle zu informieren.

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Gegner wollen Feld zerstören

Frank­furt (Oder) Die Ini­tia­tive “Gen­dreck weg” aus dem baden-würt­tem­ber­gis­chen Rot­ten­berg hat für Ende Juli die Zer­störung eines Feldes in Hohen­stein, einem Ort­steil von Straus­berg (Märkisch-Oder­land), angekündigt. Dort wird seit einem Jahr gen­tech­nisch verän­dert­er Mais ange­baut. Er erwartete mehrere hun­dert Gen­tech­nik-Geg­n­er aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et, so Michael Grohlm, Ini­tia­tor der Aktion, gegenüber der Nachricht­e­na­gen­tur epd. 

“Das wäre eine Straftat”, sagt Thomas Wilde, Press­esprech­er der Polizei Märkisch-Oder­land. “Wir wer­den Maß­nah­men ein­leit­en, um die Aktion zu ver­hin­dern.” Was konkret geplant sei, darüber wollte sich der Beamte gestern nicht äußern. Infor­ma­tio­nen über die geplante Demon­stra­tion kur­sieren schon seit ger­aumer Zeit im Inter­net. Laut Wilde haben die Aktivis­ten ihre Ver­samm­lung aber noch nicht angemeldet.

In diesem Jahr zum ersten mal Genmais

Der Geschäft­führer der Agrargenossen­schaft Hohen­stein am Rande des Natur­parks Märkische Schweiz, Jörg Piprek, ste­ht mit der Polizei in Kon­takt. Ziel sei es, Strate­gien zu entwick­eln, um Kon­flik­te zu ver­mei­den, so Piprek: “Wir wollen auf jeden Fall ver­hin­dern, dass sie unser Feld betreten .” Die Geschäft­führer sei zu ein­er Diskus­sion bere­it. Die Geg­n­er wollen seine Argu­mente jedoch nicht hören. Zu Zusam­men­stöße wie in der geplanten Form sei es bis dato noch nicht gekommen. 

Piprek hat in diesem Jahr erst­mals den Mais der US-Fir­ma Mon­san­to aus­gesät. Dieser pro­duziere einen spezielles Eiweiß, das dem Klein­schmetter­ling “Maiszünsler” nicht bekomme. Die biol­o­gis­che Bun­de­sanstalt für Land- und Fortwirtschaft begleite die Aus­sat, “Par­al­lel zu dem Gen­mais haben wir eine herkömm­liche Sorte ange­baut”, sagt Piprek. “Dort bekämpfen wir den Maiszüsler zum einen chemisch zum anderen biol­o­gisch”. So soll her­aus­ge­fun­den wer­den, welche Meth­ode die effek­tivste sei.

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Wenn Preußen, dann richtig!

Am Sam­stag, dem 16.7. führt der Frieden­sritt nach Pots­dam. In diesem Rah­men wird es einen (wit­terungs­be­d­ingt) kleinen Umzug geben, zu dem alle Preußen­has­s­er (möglichst mit Trans­par­enten) ein­ge­laden sind:

Sam­stag 16.07. 12 Uhr ab Lange Brücke
zum Gar­nisonkirchengerüst und von dort zum Deserteursdenkmal:

Wenn Preußen, dann richtig! Für den pfer­degerecht­en Aus­bau der Pots­damer Innen­stadt! Vor­wärts in die Vergangenheit!”

Dann wollen wir diverse Papp­schilder mit Forderun­gen wie:

- Pfer­de­park­plätze vorm Rathaus

— alle 500 m Heu-Tankstellen

— Autos sind traditionslos

— wenn Preußen, dann mit uns und langsam

— … ihr seid sich­er kreativ

mithaben. (und alberne uniformen)

Am Deser­teurs­denkmal soll es zum Abschluß noch ein bißchen Musik und Text und Blu­menable­gen geben.
Bitte die alten Preußen­tran­spis abstauben, weit­er­sagen und selb­st kommen!

Kam­pagne gegen Wehrpflicht, Zwangs­di­en­ste und Militär
Weit­ere Infos unter www.friedensritt.net

Inforiot