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Heh, Schwarzer, was machst du hier?”

Am Amts­gericht Luck­en­walde wird am 14. Feb­ru­ar 2006 ab 10:30 Uhr gegen zwei Män­ner wg. gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung ver­han­delt. Der rechte Angriff auf zwei Asyl­be­wer­ber ereignete sich im August 2004 auf offen­er Straße in Jüter­bog, einem Geschädigten wur­den mit ein­er Bier­flasche schwere Gesichtsver­let­zun­gen zugefügt.

Serge N. aus Kamerun und Hus­sein M. aus Palästi­na waren auf dem Rück­weg vom Mark­t­platz in Jüter­bog zum Asyl­be­wer­ber­heim, als ihnen ein Mann und eine Frau mit Kind ent­ge­gen kamen. Diese ließen die Flüchtlinge nicht unkom­men­tiert passieren: „Heh Schwarz­er, Neger, was macht du hier?“ rief der deutsche Mann. Als die Asyl­be­wer­ber erwiderten, was der »Scheiß« solle, stieg der Mann von seinem Fahrrad ab und trat auf den Palästi­nenser zu. In jen­em Moment tauchte noch eine zweite männliche Per­son auf. Nach einem kurzen Wort­ge­fecht, in dem u.a. geäußert wurde, dass Aus­län­der in Deutsch­land nichts zu suchen hät­ten, wurde dem Palästi­nenser plöt­zlich mit ein­er Bier­flasche ins Gesicht geschla­gen. Als sich Serge N. erneut ver­suchte, zwis­chen seinen blu­tend zu Boden gefall­en Fre­und und die Angreifer zu stellen, wurde auch er mit Schlä­gen und Trit­ten attack­iert. Ein­er der Angreifer het­zte zusät­zlich einen schwarzen Hund auf den 23-Jährigen. 

Die Frau und das Kind, sowie eine weit­ere Per­son, die sich zu der Frau gesellt hat­te, beobachteten das Geschehen aus eini­gen Metern Ent­fer­nung — ohne einzu­greifen. Erst das Auf­tauchen eines weit­eren Pas­san­ten bewirk­te, dass die Angreifer von ihren Opfern abließen. 

Der Palästi­nenser erlitt durch den Angriff eine Schädel­prel­lung, eine Nasen­be­in­frak­tur und eine Frak­tur des vorderen Frontzahns. Serge N. hat­te nach­fol­gend Prel­lun­gen am Hals, Gelenkver­let­zun­gen an den Hän­den sowie eine Knöchelver­let­zung am Fuß, die zur Folge hat­te, dass der Kameruner, der die Per­spek­tive ein­er Fußbal­lka­r­riere gehabt hat­te, nie wieder spie­len konnte. 

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Vorsortierte Härtefalle für den Hardliner

Bran­den­burgs Innense­n­a­tor Schön­bohm (CDU) fol­gt bish­er stets dem Votum der Härte­fal­lkom­mis­sion, wenn diese ein Bleiberecht für Flüchtlinge emp­fiehlt. Berlins Innense­n­a­tor Kört­ing (SPD) weist hinge­gen ein Drit­tel aller Fälle ab

Mit Hil­fe der Anfang 2005 einge­set­zten Bran­den­burg­er Härte­fal­lkom­mis­sion haben bish­er 52 Asyl­be­wer­ber aus human­itären Grün­den eine Aufen­thalt­ser­laub­nis erhal­ten. “Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) ist damit bish­er immer unserem Ersuchen gefol­gt, in fünf Fällen ste­ht seine Entschei­dung noch aus”, sagte die Kom­mis­sionsvor­sitzende Patri­cia Chop-Sugden.

Die Bran­den­burg­er Kom­mis­sion arbeit­et somit wesentlich rei­bungslos­er mit der für sie zuständi­gen Innen­ver­wal­tung zusam­men als ihr Berlin­er Pen­dant. Berlins Innense­n­a­tor Ehrhart Kört­ing (SPD) weist regelmäßig rund ein Drit­tel aller Ersuchen der hiesi­gen Kom­mis­sion als unbe­grün­det zurück. Den­noch wur­den in Berlin im ver­gan­genen Jahr ins­ge­samt 187 Fälle pos­i­tiv beschieden.

Härte­fal­lkom­mis­sio­nen sind die let­zte Hoff­nung für von Abschiebung bedro­hte Flüchtlinge. Bis 2004 durften diese Gremien nur prüfen, ob die Ausweisung der Recht­slage wider­spricht. Mit Ein­führung des Zuwan­derungs­ge­set­zes wur­den die Befug­nisse aus­geweit­et. Nun kann die Kom­mis­sion aus human­itären Grün­den auch dann für ein Bleiberecht plädieren, wenn dies laut Gesetz nicht vorge­se­hen ist. Die let­zte Entschei­dung bleibt aber dem Innen­min­is­ter des jew­eili­gen Bun­des­lan­des vorbehalten.

“In Gesprächen mit Her­rn Kört­ing weisen wir immer wieder auf die hun­dert­prozentige Anerken­nungsquote in Bran­den­burg hin”, sagt Traudl Vor­brodt, die den Flüchtlingsrat in der Berlin­er Härte­fal­lkom­mis­sion ver­tritt. Allerd­ings weiß sie auch, dass die Gremien bei­der Län­der nicht direkt ver­gle­ich­bar sind. So ist das Land Berlin in sein­er Kom­mis­sion nur durch den Inte­gra­tions­beauf­tragten und eine Abge­ord­nete des Frauense­n­a­tors vertreten. Die restlichen 5 Mit­glieder stellen Flüchtlings­grup­pen, Wohlfahrtsver­bände und Kirchen. In Bran­den­burg dage­gen entsenden diese Grup­pen nur 4 Vertreter, Lan­desregierung, Städte und Kreise hinge­gen ins­ge­samt 6. Die Gemein­den müssen im Zweifel für die Ver­sorgung mit­tel­los­er Flüchtlinge aufkommen.

Da die Kom­mis­sio­nen mit Zwei­drit­telmehrheit entschei­den, über­rascht es kaum, dass in Bran­den­burg nicht ein­mal die Hälfte der einge­bracht­en Anträge als Härte­fall klas­si­fiziert wird. Das Berlin­er Gremi­um plädiert hinge­gen in rund 80 Prozent der Fälle für ein Bleiberecht.

Nuan­cen bei der Abweisung

Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) präsen­tiert sich immer wieder gern als rechter Haude­gen. Berlins Innense­n­a­tor Ehrhart Kört­ing (SPD) hinge­gen gilt als aufgek­lärter Geist mit Fin­ger­spitzenge­fühl. Den­noch muss sich Kört­ing zu Recht heftige Kri­tik gefall­en lassen, weil er in Sachen Flüchtlingss­chick­sale zu sel­ten den Empfehlun­gen der hiesi­gen Härte­fal­lkom­mis­sion fol­gt. Schön­bohm aber darf sich als rechter Aus­län­der­fre­und feiern lassen. Schließlich hat­te er noch nie etwas am Rat sein­er Kom­mis­sion auszuset­zen und geizt nicht mit der Ver­gabe von Bleiberechten.

Was wie ein Para­dox­on erscheint, lässt sich bei genauem Hin­se­hen leicht erk­lären. Denn die Härte­fal­lkom­mis­sio­nen der bei­den Län­der haben außer ihrem Namen nicht viel gemeinsam.

In Berlin begutachtet ein Gremi­um, das nahezu auss­chließlich mit Vertretern flüchtlingsna­her Organ­i­sa­tio­nen beset­zt ist, die Fälle. In der Bran­den­burg­er Kom­mis­sion hinge­gen stellen die Vertreter von Land und Kom­munen eine Mehrheit. Die denken schon qua Amt nicht nur an das Schick­sal der Flüchtlinge, son­dern auch an die dro­hen­den Härten für die öffentlichen Kassen.

Das ist auch den engagierten Mit­gliedern der Kom­mis­sion bekan­nt. Deshalb wer­den in Bran­den­burg viele Fälle erst gar nicht vor das Gremi­um gebracht, die in Berlin noch wohlwol­lend geprüft wür­den — bevor sie dann vom Innense­n­a­tor abgewiesen wer­den. Immer­hin übern­immt Kört­ing per­sön­lich Ver­ant­wor­tung — anders als Schönbohm.

Das ist der feine Unter­schied zwis­chen ein­er großen Koali­tion mit einem CDU-Innen­min­is­ter und einem rot-roten Sen­at mit maßge­blichem Ein­fluss der Linkspartei. Nur den abgewiese­nen Flüchtlin­gen dürften diese Nuan­cen ziem­lich egal sein.

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PDS gegen Neonazis

Der Lan­desvor­stand der Bran­den­burg­er Linkspartei.PDS hat sich gegen den von Recht­sex­trem­is­ten angekündigten Auf­marsch am 11. März in Halbe (Dahme-Spree­wald) aus­ge­sprochen. Bei ein­er Vor­standssitzung in Berlin ver­ab­schiede­ten die Teil­nehmer am Sam­stag einen entsprechen­den Aufruf. Darin kündigt die Partei an, sich den Aktio­nen des örtlichen Aktions­bünd­niss­es gegen rechts anzuschließen. Die Recht­sex­trem­is­ten wollen erneut zum Wald­fried­hof in Halbe marschieren, wo rund 23.000 Kriegstote begraben liegen. Eine einzelne Aktion gegen die Recht­en wie am Volk­strauertag am 12. Novem­ber in Halbe reiche nicht aus, sagte Parteis­precherin Ger­linde Krah­n­ert. Das lokale Aktions­bünd­nis gegen rechts will sich in Halbe den Recht­sex­tremen mit kreativ­en Ideen ent­ge­gen­stellen. DPA

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Gefangen im Monsterkäfig”

taz: Zwei junge Män­ner haben 2002 in Pot­zlow in Bran­den­burg schein­bar grund­los einen Bekan­nten bes­tialisch umge­bracht. “Der Kick” ist der Ver­such, die Motive zu erforschen. Hat sich Ihr Bild der Tat im Laufe der Recherche verändert?

Andres Veiel: Ja. Anfangs schien mir die Tat so mon­strös, dass jed­er Blick dahin­ter versper­rt war. Das lag an der Tat selb­st und daran, dass in den ersten zwei, drei Stun­den der Quälerei Zeu­gen dabei waren, die nicht ein­schrit­ten und später schwiegen.

Ein deutsches Motiv: eine ter­ror­is­tis­che Tat und Zuschauer, die mitschuldig werden.

Ja. Die Staat­san­waltschaft meinte, dass dem Dorf der zivil­isatorische Stan­dard fehlt. Das war auch meine Aus­gangs­these. Aber das stimmt so nicht. Der Ort Pot­zlow ist kein ein­heitlich­er Chor, son­dern ein vielstimmiger.

Warum?

Viele Pot­zlow­er sagen, dass Täter- und Opfer­fam­i­lien Zuge­zo­gene waren und man deshalb damit nichts zu tun habe. Aber es gibt auch andere, die sagen: Nein, es ist bei uns passiert. Wir müssen uns damit befassen. Ich wollte in dem Chor die Einzel­stim­men wieder hör­bar machen.

Hat sich auch Ihr Blick auf die Motive verändert?

Es gibt bei solchen Tat­en oft auch Gewalt in den Fam­i­lien, Miss­brauch, Alko­holis­mus, Demü­ti­gun­gen. Doch bei den Eltern der Täter Mar­cel und Marko trifft das nicht zu. Eine Spur zu Trau­ma­tisierun­gen gibt es über den Groß­vater, der anse­hen musste, wie seine Eltern im Krieg stran­guliert wur­den, und das erst am Toten­bett dem Vater erzählen kon­nte. Das ist keine Kette von Ursache und Wirkung, aber ger­ade Ver­schwiegenes arbeit­et in Fam­i­lien ja weiter.

Die Täter zwin­gen ihr Opfer, sich Jude zu nen­nen. Ist Neon­azis­mus der Schlüs­sel zur Tat?

Eher nicht. Das sind Ver­satzstücke. Jude war das Syn­onym für: Das sind keine Men­schen, das sind Tiere, auf die man drauf­pinkeln kann. Das war die zweite Eskala­tion­sstufe. Die erste war: Der Auss­chluss von Mar­i­nus aus der Män­nerkaste, weil er keinen Schnaps verträgt.

Die doku­men­tarischen Texte der bei­den Schaus­piel­er in “Der Kick” leg­en ver­schiedene Motivstränge frei: eine fast all­ge­meine Frem­den­feindlichkeit im Ort. Und die Gewal­ter­fahrung der Täter dort. Das Stück schafft aber keine Hier­ar­chie dieser Motive. Es läuft nicht auf ein Zen­tral­mo­tiv, eine Erk­lärung zu. Warum nicht?

Ich glaube, es gibt keinen Schlüs­sel. Die Tat war auch nicht zwin­gend. Nach­dem sie Mar­i­nus zwei Stun­den gequält hat­ten, waren die Täter schon auf dem Weg nach Hause. Dann kehren sie um, und ein­er von ihnen tötet ihn. Da ist Zufall im Spiel. Wenn es ein Kern­mo­tiv gibt, dann ist es der Mach­trausch, jeman­den zu demüti­gen. Und wie Mar­cel selb­st gesagt hat, der Kick, jeman­den den Schädel zu zertrümmern.

Jörg Schön­bohm hat ver­sucht, Gewalt im Osten mit der Ent­bürg­er­lichung und Entchristlichung in der DDR zu erk­lären. Funk­tion­iert das?

Nein, so pauschale Ansätze retuschieren immer mehr weg, als sie erk­lären. Schön­bohm zielte auf den Fall ein­er Frau in Frank­furt (Oder), die ihre neun Babys getötet hat. Aber diese Frau kam aus einem christlichen Eltern­haus. Außer­dem gab es in der DDR-Gesellschaft, bei aller Ent­bürg­er­lichung, den heute oft nos­tal­gisch verk­lärten Zusam­men­hang der Man­gelge­sellschaft. Weil immer allen etwas fehlte, war man aufeinan­der angewiesen — gle­ichzeit­ig gab es die Konkur­renz nicht, die im West­en so mächtig ist. Lässt man die poli­tis­che Repres­sion mal bei­seite, gab es viel Sicher­heit und Zusammenhalt …

… der 1990 zerbricht.

Ja. Das bet­rifft vor allem die Gen­er­a­tion, die damals zwis­chen 30 und 45 ist und nicht mehr gebraucht wird. Die Kinder spüren diese Verun­sicherung und wis­sen nicht, wie sie sich iden­ti­fizieren sollen.

Als Hin­ter­grund­mo­tiv spielt die Post-Wende-Unsicher­heit also eine größere Rolle als leere Kirchen?

Ja. Einen Sin­nver­lust gibt es eher für die Zeit nach 1990. Ich habe bei vie­len in Pot­zlow eine typ­is­che Trotzhal­tung gegen den West­en gespürt. Ein­er hat mal gesagt: “Wenn jemand zusam­mengeschla­gen wird, greife ich nicht ein.” Das hieß über­set­zt: Die kläglichen Wert­er­este von Zivil­courage, die ihr uns neben eur­er gnaden­losen Konkur­renz verord­nen wollt, kön­nt ihr behalten.

Die Texte sind nicht nur Ver­suche, Motive zu beschrieben. Sie zeigen die Fig­uren auch als lei­dende Krea­tur: nicht nur die Mut­ter der Opfers, auch die Täter selb­st. Sie zeigen sog­ar die Per­spek­tive der Fre­undin eines Täters, die ihn liebt. Warum?

Weil viele dazu neigen, die Täter in den Mon­sterkä­fig zu sper­ren. Wenn man hört, wie fast bedin­gungs­los San­dra Marko liebt, wird das schwieriger.

Warum haben Sie Ihr The­ater­stück auch noch verfilmt?

Banale Antwort: Weil nicht so viele Leute ins The­ater gehen.

Und die komplizierte?

Im The­ater insze­niert man nur Total­en. Man schafft eine Span­nung über die Dis­tanz der Schaus­piel­er. Mit der Kam­era kann ich Nuan­cen der Mimik zeigen. Was ich gar nicht wollte, war the­atrale Gestal­tung. Ich wollte die Konzen­tra­tion auf den Text. Viele Szenen im Film sind um vier Uhr mor­gens ent­standen. Da waren die Schaus­piel­er zu müde, um noch zu spie­len. Dieses Zurückgenommene wollte ich.

Dem Film fehlt aber die unmit­tel­bare Präsenz des The­aters. Was fügt das Medi­um Film dem Stück hinzu?

Einen anderen Rhyth­mus. Wir haben Texte viel mehr gegeneinan­der mon­tiert. Und es wird mehr geschwiegen. Das Schweigen funk­tion­iert im The­ater nicht, zumin­d­est nicht bei einem Stück ohne Psy­cholo­gie. Im Film schon. Weil man näher an die Gesichter rück­en kann. 

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Cannabisspuren im Schweiß

BELZIG Immer häu­figer wer­den im Schutzbere­ich Brandenburg/Belzig Aut­o­fahrer erwis­cht, die unter Dro­gene­in­fluss — sei es Cannabis oder Ecsta­sy — am Lenkrad sitzen. Geweit­ete Pupillen, bes­timmte Aus­fall­er­schei­n­un­gen oder emo­tionale Schwankun­gen von eupho­risch bis depres­siv sind deut­liche Anze­ichen für den Kon­sum der ver­bote­nen Substanzen.

Wur­den nach Angaben von Press­esprech­er Torsten Ringel 2003 lediglich 39 solch­er Delik­te reg­istri­ert, waren es 2004 bere­its 114 und im ver­gan­genen Jahr 161. “Die Dunkelz­if­fer”, so der Beamte “ist beson­ders hoch. Je mehr die Kol­le­gen kon­trol­lieren, desto häu­figer wer­den sie fündig.” Das bestätigt auch Polizeikom­mis­sarin Doreen Köh­ler von der Belziger Polizei­wache. Die Zahl der angezeigten Dro­gen­de­lik­te im Straßen­verkehr hält sich im Fläming zwar in Gren­zen, den­noch wer­den in jüng­ster Zeit ver­stärkt Kon­trollen durchge­führt, um nicht nur Alkohol‑, son­dern auch Dro­gen­sün­der aus dem Verkehr zu ziehen.

“In diesem Jahr”, so sagt Chris­t­ian Hyl­la, Leit­er der Belziger Wache, “haben wir bere­its sechs solch­er Ver­dachts­fälle gehabt. Das sind genau soviel wie im gesamten ver­gan­genen Jahr.” Allerd­ings hat sich der Ver­dacht in zwei Fällen nach der Blut­probe nicht bestätigt. In zwei weit­eren liegt das Ergeb­nis der Blut­probe nich nicht vor. Denn mit dem vor Ort einge­set­zten Test­gerät “Drug­wipe Twin” kann zwar der Anfangsver­dacht des kon­trol­lieren­den Beamten unter­mauert wer­den, ein Nach­weis des Dro­genkon­sums ist damit aber juris­tisch nicht gegeben. Erst kür­zlich war ein verdächtiger Fahrer durch die Blut­probe ent­lastet wor­den (die MAZ berichtete). Am 1. Feb­ru­ar war zudem ein 19-jähriger Ford-Fahrer in der Mar­tin-Luther-Straße in Belzig kon­trol­liert wor­den. Der durchge­führte Dro­gen­schnell­test hin­sichtlich des Kon­sums von Cannbis ver­lief positiv.

“Allerd­ings”, so sagt Doreen Köh­ler, “ist ein solch­er Test frei­willig.” Zudem erschw­ert es die Arbeit der Polizis­ten, dass es — anders als beim Alko­hol — offiziell noch keine Gren­zw­erte gibt. Ein Freib­rief für meist jugendliche Dro­genkon­sumenten sei dies jedoch nicht. Geld­strafen, Punk­te in der Flens­burg­er Verkehrssün­derkartei oder gar Führerscheinentzug dro­hen den Fahrern, wenn ihnen die Ein­nahme von Cannabis, Amphet­a­mi­nen, Kokain oder Opi­at­en nachgeweisen wird.

Vor allem diesen vier Arten kön­nen die Beamten mit dem “Drug­wipe Twin” auf die Spur kom­men. Es bedarf nur ein­er Spe­ichel- oder Schweißprobe des Verdächti­gen. Let­ztere wird ihm mit dem kleinen Gerät entwed­er von der Stirn, dem Rück­en oder aber hin­ter den Ohren genom­men. “Außer­dem wird etwas Wass­er benötigt, in das der Tester einige Sekun­den lang gehal­ten wird”, erk­lärt die Polizeikom­mis­sarin. Nach 10 bis 20 Minuten liegt ein Ergeb­nis vor. Hat sich der ursprünglich blaue Kon­troll­streifen ver­färbt, ist der Anfangsver­dacht bestätigt. “Es ist ein biss­chen wie beim Schwanger­schaft­stest”, sagt Doreen Köh­ler. Ein endgültiger Nach­weis müsse dann st noch erbracht werden.

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Das ist normal hier in Bad Freienwalde”

Es ist Fre­itagabend in ein­er Kle­in­stadt. Es ist dunkel und ruhig, kaum Men­schen auf der Straße. Mar­cel fährt mit seinem Fahrrad zu ein­er Par­ty und an der Konz­erthalle “stür­men zwei Ver­mummte auf mich zu und wer­fen mir Bier­flaschen hin­ter­her”. Zwei ver­mummte Per­so­n­en — mit Springer­stiefeln, weißen Schnürsenkeln, schwarz­er Bomber­jacke darunter einem schwarzen-Kapuzen-Pullover und schwarzem Schal — riefen
erst “Heil Hitler” und “Der Führer wird wieder kom­men”, danach war­fen sie ihm zwei Bier­flaschen hin­ter­her, welche ihn nur knapp ver­fehlten. Er fuhr so schnell wie er
kon­nte weg. Der Schreck­en sitzt ihm noch tief in den Knochen. “Das ist Nor­mal hier in Bad Freien­walde und es ist schlimm, denn es passiert andauernd und nicht­mal die
Polizei hil­ft”, so Mar­cel. Denn er rief die 110 an — Fre­und und Helfer wie er immer dachte — sie half ihm jedoch nicht. “Da kön­nen wir nichts machen, wenn sie nicht
ver­let­zt sind”, so die Polizeis­timme aus dem Frank­furter (Oder) Polizeiprä­sid­i­um. Dabei war dem Polizis­ten wohl nicht klar, dass auch der Ver­such ein­er Kör­per­ver­let­zung schon Straf­bar ist. Ein weit­er­er Unver­fol­gter Über­griff von
Neo-Nazis in Bad Freien­walde. Bleibt nur zu hof­fen das sich die akiv­en Antifaschis­ten vor Ort vor­sor­glich schützen.

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Flüchtlingsrat sucht neuen “Denkzettel”-Empfänger

Wir bit­ten Euch, uns Ideen zuzusenden, an wen dieser Preis für struk­turellen und sys­tem­inter­nen Ras­sis­mus in diesem Jahr gehen könnte! 

Bitte schickt dann auch genü­gend Hin­ter­grund­in­fos mit, damit wir das auf­bere­it­en können! 

Wir erwarten — lei­der — viele gute Ideen!
Beim Flüchtlingsrat am 22.2. wür­den wir uns dann gern entscheiden! 

Flüchtlingsrat des Lan­des Brandenburg

Eisen­hart­str. 13

14467 Potsdam

Tel./ Fax: 0331 — 716499

info@fluechtlingsrat-brandenburg.de

www.fluechtlingsrat-brandenburg.de

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Polizist warnte seinen Dealer

NEURUPPIN Vor dem Amts­gericht Neu­rup­pin ist gestern der Polizist Uwe N. zu ein­er Frei­heitsstrafe von einein­halb Jahren auf Bewährung verurteilt wor­den. Damit ver­liert N. seinen Job und den Beamten­sta­tus. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der 43-Jährige im Feb­ru­ar 2004 einen Neu­rup­pin­er Deal­er vor ein­er Razz­ia gewarnt hat. N. kan­nte den Deal­er, weil er selb­st min­destens 20 mal Kokain bei ihm gekauft hat­te — für den Eigenbe­darf, wie er in der Ver­hand­lung sagte. Auch den mut­maßlichen Chef der so genan­nten XY-Bande, die sich derzeit vor dem Neu­rup­pin­er Landgericht ver­ant­worten muss, hat­te N. indi­rekt gewarnt. Diese Ver­let­zun­gen des Dien­st­ge­heimniss­es wertete das Gericht als beson­ders schw­er wiegend. N.s umfassendes Geständ­nis und die Reue, die er während des Prozess­es zeigte, wirk­ten sich strafmildernd aus. Der Polizist hat­te vor Gericht mehrfach einge­s­tanden, einen “großen Fehler” gemacht zu haben.

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Ein Geschoß, das im Zuschauer steckenbleibt”

F: Was erwarten Sie ganz all­ge­mein von dieser Berlinale? 

Was ich raushöre aus den Gesprächen: Das Inter­esse an der rauhen Wirk­lichkeit soll größer gewor­den sein, bei Detlev Buck zum Beispiel. Es wer­den wieder rel­e­vante Fra­gen gestellt. Egal, ob das jet­zt ein Trend ist. Ich denke nicht in Trends, habe nur diesen Anfangsverdacht. 

F: Besuchen Sie die Vor­führun­gen Ihres Films »Der Kick«? 

Alle vier. Ich hoffe, daß die Türen gut geölt sind. Sich­er wer­den manche früher gehen, weil sie nicht wis­sen, was das soll. Eine ältere Frau spielt einen 18jährigen, ein Mann spielt dessen Mut­ter … – in 20 Rollen bilden diese zwei Schaus­piel­er einen Dor­fkör­p­er. Gle­ichzeit­ig erscheinen ihre Gesichter als Land­schaften, wenn beispiel­sweise ein Zuck­en ums Kinn sicht­bar wird, das auf dem The­ater ver­schenkt wäre. 

F: Sie haben bish­er mit eher kon­ven­tionellen Doku­men­tarfil­men ein immer bre­it­eres Pub­likum erre­icht. Ihre let­zten bei­den Filme, »Black Box BRD« und »Die Spiel­wüti­gen«, hat­ten viele Zuschauer. Entsprechende Erwartun­gen sind inzwis­chen mit einem Veiel-Film verknüpft, auch flache Erwartun­gen. »Der Kick« besorgt deren herbe Ent­täuschung, wirkt im Ver­gle­ich fast wie ein Selb­st­mor­dat­ten­tat mit Kas­sen­gift. Ist das Kalkül? 

Das ist dem Stoff geschuldet. Nor­maler­weise rückt die Sug­ges­tion der Gewalt im Film näher, so daß man sich in ihr ver­lieren kann. Würde »Der Kick« vorder­gründig zur Iden­ti­fika­tion ein­laden, und sei es mit irgen­dein­er x‑beliebigen 1:1‑Abbildung: so ist Pot­zlow, seht her – es liefe auf eine Zele­brierung von Gewalt­struk­turen hin­aus. Die Abstrak­tion kam also aus der Entschei­dung her­aus, Über­wäl­ti­gung zu ver­mei­den, Dis­tanz zu wahren. Das Ursachengestrüpp soll zum The­ma wer­den. Das sind keine mon­strösen Eltern, die ihre Kinder geschla­gen haben und Schluß – die Täter kom­men vielmehr aus der Mitte der Gesellschaft. Das ist ihre Monstrosität. 

F: Aus der Mitte der BRD? Nicht eher von den bran­den­bur­gis­chen Rändern? 

Ein­er­seits ist das eine Region ohne Lob­by, eine, die aufgegeben wor­den ist. 75 Prozent der erwerb­s­fähi­gen Bevölkerung im Dorf sind arbeit­s­los. Alle, die kön­nen, ziehen weg. Auf die ökonomis­che Verkarstung fol­gt die soziale und unter Umstän­den die emo­tionale. Aber dieser Ablauf ist eben uni­versell. Und mit­tler­weile sind auch Regio­nen betrof­fen, von denen man das nie gedacht hätte, in der Schweiz zum Beispiel. Pot­zlow ist über­all, kön­nte man sagen. Es gibt also spez­i­fis­che neben uni­versellen Aspekten. 

F: Welche sind denn spezifisch? 

Dazu zählt die Dynamik des Abends, der Kon­stel­la­tion. Es gab keinen Vor­satz. Die Jun­gen sind keineswegs los­ge­zo­gen, einen aufzuk­latschen, wie das der Bürg­er­meis­ter gesagt hat. Daß der Abends so ver­laufen ist, hat mit Hier­ar­chien zu tun, mit Wet­tbe­werblichkeit, mit Männlichkeit­sritualen, denen Demü­ti­gungser­fahrun­gen zugrunde liegen. So wird die eigene Wert­losigkeit, die Ohn­macht, das Nicht-Mehr-Gebraucht-Wer­den kompensiert. 

F: Das ist schon wieder universell. 

Ja. Es gab ja ander­swo auch ähn­liche Fälle, etwa einen Bor­d­stein­kick in der Nähe von Bre­men. Der endete allerd­ings nicht tödlich. Es stimmt schon: wenn ein­er wehr­los auf dem Boden lag, war früher Schluß. Heute fängt es an. Diese Ver­ro­hung hat zum einen mit immer schlim­meren Ohn­macht­ser­fahrun­gen zu tun; zum anderen damit, daß Täterge­walt in den Medi­en zele­bri­ert wird, während die Opfer aus­ge­blendet bleiben. So auch bei »Amer­i­can His­to­ry X«. Der Film lief zweimal im deutschen Fernse­hen. Etwa fünf Mil­lio­nen haben den Bor­d­stein­kick dieses Neon­azis gese­hen. Wichtig ist sein nack­ter, gestählter Oberkör­p­er. Und daß er mit dem Mord den Polizis­ten trotzt, die bere­its eingetrof­fen sind. Geschnit­ten wird nach dem Kick nicht auf das Opfer, einen schwarzen Autodieb, son­dern auf den jün­geren Brud­er des Täters, der erschrock­en ist, und voller Bewun­derung. Für zwei von fünf Mil­lio­nen Zuschauern war diese Szene hand­lungsaus­lösend. Man sollte den Film deshalb nicht zen­sieren, aber an Schulen besprechen, wie er wirkt. Die spätere Läuterung der Film­fig­ur ist dabei uner­he­blich. Auch Mar­cel Schön­feld hat erk­lärt, daß »Amer­i­can His­to­ry X« ein Film gegen rechte Gewalt ist. Es geht hier nur um die Wirkung dieser einen Szene. 

F: Wie entschei­dend war die Nazi­ide­olo­gie an diesem Abend in Potzlow? 

Von den anderen Neon­azis im Dorf wur­den die Täter nicht so recht ernst genom­men. Arbeit spielte bei ihnen keine große Rolle. Mit dem Wert der Fam­i­lie, des Nach­wuch­ses, war es bei ihnen nicht weit her. Umso größer war ihr Antrieb, jeman­den zu find­en, der weniger wert ist. Sie haben Mar­i­nus Schöberl voll­gepinkelt. Als er sich den Urin nicht von Gesicht und Klei­dung wis­chte, war bewiesen: Das ist ein Schwein. Als er zugab: Ich bin ein Jude, hörten sie nicht auf wie ver­sprochen. Der Ent­men­schlichung­sprozeß wurde von dem Geständ­nis sog­ar noch beschle­u­nigt. Das Her­ren­ras­se­tum hat also eine Rolle gespielt an diesem Abend, aber let­ztlich bedi­en­ten sich die Täter nur passender Zitate. Wenn man sie fragt, was das bedeutet, Jüdisch-Sein, kom­men nur hohle Stürmer-Zitate: krum­mer Rück­en, lange Nase … – damit läßt sich diese Ver­nich­tung nicht erschöpfend erk­lären. Es gibt in diesem Film keine Lösung, keinen Aus­gang, keine Kathar­sis. Am Ende bedi­ent noch die let­zte pos­i­tive Fig­ur, die Mut­ter des Opfers, aus­län­der­feindliche Ressen­ti­ments. Der Film soll wie ein Geschoß sein, das im Zuschauer steck­en­bleibt. Es bringt eben nichts, vorau­seilend auf irgen­deinen Pub­likums­geschmack zu schie­len. Die, die ihn wirk­lich gut find­en, gehen hof­fentlich zwei‑, dreimal rein. 

Inter­view: Alexan­der Reich 

* “Der Kick” nach dem gle­ich­nami­gen Stück von Andres Veiel und Gesine Schmidt, BRD 2005, Regie: Andres Veiel, 82 min, Pre­miere am 12. Feb­ru­ar, 17 Uhr, Kino Inter­na­tion­al, weit­ere Vor­führun­gen 13., 16. und 19. Februar

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Don´t let the System get you down!

Aufruf zur Antirepressions-Demonstration

Sam­stag, 18. März 2006 (Tag der poli­tis­chen Gefangenen)

14.00 Uhr

Haupt­bahn­hof Potsdam

Seit dem 18. Juni 2005 ermit­telt die Staat­san­waltschaft Pots­dam gegen fünf AntifaschistIn­nen wegen ver­sucht­en Mordes. Damals soll es zu einem „Zusam­men­stoß zwis­chen recht­en und linken Jugendlichen“ gekom­men sein, bei dem ein ein­schlägig bekan­nter Neon­azi eine Platzwunde davon getra­gen haben soll. Dies nahm die Staat­san­waltschaft Pots­dam zum Anlass, fünf AntifaschistIn­nen wegen ver­sucht­en Mordes anzuk­la­gen. Eine Betrof­fene saß fünf Monate in Unter­suchung­shaft. Die anderen vier Beschuldigten wur­den auf­grund ihres jugendlichen Alters unter Aufla­gen und gegen extrem hohe Kau­tio­nen auf freien Fuß geset­zt. Die Anklage wegen ver­sucht­en Mordes beruht auf der Behaup­tung, die AntifaschistIn­nen wären an dem „Zusam­men­stoß“ beteiligt gewe­sen und hät­ten dabei den Tod des Nazis „bil­li­gend in Kauf genom­men“. Außer­dem wären AntifaschistIn­nen generell der Mei­n­ung, man dürfe Nazis töten, dies sei eine „sit­tlich tief­st ste­hende“ Moti­va­tion, Antifaschis­mus mithin eine niedere Gesin­nung. Sollte die Staat­san­waltschaft mit dieser Kon­struk­tion durchkom­men, wür­den sich die Möglichkeit­en der Repres­sion­sor­gane, gegen Antifas vorzuge­hen, enorm erweitern.

Frankfurt 

Ver­schärfte Ver­fol­gung erfahren Antifas auch in Frank­furt (Oder). Eine selb­st­be­wusster auftre­tende radikale Linke in der Stadt bere­it­et den Behör­den wohl Kopfzer­brechen. Zur Ein­schüchterung überzieht das Frank­furter Staatss­chutzkom­mis­sari­at seit zwei Jahren Antifas mit Ermit­tlungsver­fahren, ohne Ver­dachtsmo­mente gegen sie äußern zu kön­nen. Zur Last gelegt wer­den ihnen mil­i­tante Aktio­nen, wie Angriffe auf die Aus­län­der­be­hörde, den Nachthim­mel erhel­lende Nazi­au­tos, eine ent­glaste CDU-Zen­trale oder omnipräsente Graf­fi­ties. Begleitung find­en die unhalt­baren Vor­würfe in ein­er dreis­tel­li­gen Anzahl von Vor­ladun­gen, wider­rechtlichen Haus­durch­suchun­gen und DNA-Ent­nah­men. Juris­tis­ch­er Druck brachte die Ein­stel­lung von ca. 30 Ver­fahren und ein Zurechtweisen der Ermit­tler durch Gerichte wegen unrecht­mäßigem Vorge­hen. Seit dem Brand eines Wahlkampf­busses des Bran­den­burg­er Wirtschaftsmin­is­ters darf das LKA das Treiben des Staatss­chutzes mit eben­so unhalt­baren Vor­wür­fen, aber deut­lich höherem Druck durch Obser­va­tio­nen und dem Anwer­ben eines/r Informanten/In, fort­set­zen. Ihr Ziel ist durch­sichtig: Die durch die juris­tis­che Abwehr der Maß­nah­men erhe­blich belasteten Antifas sollen isoliert und finanziell ruiniert wer­den. Mit dem Ver­such, bei der Bun­de­san­waltschaft ein §129 Ver­fahren gegen sie zu eröff­nen, will das LKA nun in die Offen­sive gehen um die radikale Linke der Stadt einzuschüchtern.
Berlin 

Im Juli let­zten Jahres durch­sucht­en hun­derte Polizis­ten ein Dutzend Woh­nun­gen von Antifas, denen sie eine Schlägerei mit Nazis vor­war­fen. Das bru­tale Vorge­hen bei den Durch­suchun­gen und die Kon­struk­tion des Vor­wurfs auf­grund von Aus­sagen bekan­nter Nazis­chläger, ließ ver­muten, dass Polizei und Staat­san­waltschaft eine gezielte Kam­pagne gegen die Antifa fuhren. Wahrschein­lich als Aus­gle­ich zum Ver­bot der Kam­er­ad­schaften BASO und Tor im März 2005. Ende August fol­gte dann der näch­ste Schlag, bei dem es linke Lokalitäten, Büros und Woh­nun­gen traf, die mit einem Aufruf rechte Wahlwer­bung zu entsor­gen, in Verbindung gebracht wur­den. Mehrere hun­dert Men­schen wur­den wegen dieses „Tatvor­wurfs“ kon­trol­liert oder festgenom­men und die „Zufalls­funde“, umfassende Infor­ma­tio­nen über die Linke Berlins waren für die Polizei dur­chaus von Bedeutung. 

Im Novem­ber begann dann der Prozess gegen den Antifaschis­ten Chris­t­ian S. Dieser sollte nach Mei­n­ung der Polizei zusam­men mit sein­er Ver­lobten in Dres­den am 13. Feb­ru­ar 2005 den Land­frieden durch Wer­fen ein­er Flasche in Rich­tung von Polizis­ten, die einen Nazi­auf­marsch schützten, gebrochen haben. Seit dem saß er in Unter­suchung­shaft. Die offen­sive Prozess­führung der Angeklagten zwang das LKA Berlin zu einem immer frag­würdi­geren Han­deln. Die LKA-Zeu­gen trat­en „iden­titätsver­schleiert“ mit falschem Bart, und nur durch eine Code­num­mer iden­ti­fizier­bar auf. Das LKA schuf hier ein Übungs­feld für poli­tis­che Geheim­prozesse, Aus­sagen waren abge­sprochen und die Öffentlichkeit sollte aus dem Gerichtssaal fer­nge­hal­ten wer­den. Die Offen­sive des LKA im Prozess wan­delte sich in eine Defen­sive, als sich her­ausstellte, wie hal­ble­gal dieses Repres­sion­sor­gan arbeit­et. Chris­t­ian wurde ein Deal ange­boten und er wurde aus der Unter­suchung­shaft ent­lassen, nur damit der Prozess schnell ein Ende fand. Seine Verurteilung ori­en­tierte sich an der bere­its ver­büßten Unter­suchung­shaft von elf Monat­en, obwohl klar war, dass nie eine Flasche gewor­fen wurde.

Magdeburg 

Vor dem Ober­lan­des­gericht (OLG) Naum­burg fand 2005 der Revi­sion­sprozess gegen Daniel statt. Ihm wurde vorge­wor­fen, mit anderen Mit­gliedern des „Autonomen Zusam­men­schlusses Magde­burg“, Anschläge auf das LKA Sach­sen-Anhalt und ein Polizeifahrzeug verübt zu haben. Bere­its 2003 war die Bun­de­san­waltschaft mit ihrem Kon­strukt der „Bil­dung ein­er ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung“ nach § 129a gescheit­ert. Das OLG musste Carsten, einen Mitangeklagten von Daniel, freis­prechen. Ein weit­er­er Angeklagter, Mar­co, wurde zu zweiein­halb Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Bei­de saßen in Beuge­haft, weil sie im Ver­fahren gegen Daniel die Aus­sagen ver­weigerten. Zudem wur­den 14 Fre­undIn­nen und Ver­wandte des Angeklagten mit Beuge­haft bedro­ht, soll­ten sie ihr Recht auf Aus­sagev­er­weigerung wahrnehmen. Die Ermit­tlun­gen des BKA hat­ten mit Rechtsstaatlichkeit nichts zu tun. Z.B. erpressten Beamte die Aus­sage eines Antifas, indem sie dro­ht­en, ihn in Fes­seln seinem herzkranken Groß­vater vorzuführen und diesem von sein­er Homo­sex­u­al­ität zu bericht­en. Außer­dem wirk­ten in der Revi­sionsver­hand­lung gegen Daniel zwei Richter mit, die auch in den früheren Prozessen tätig waren. Das OLG verurteilte am 22. Novem­ber 2005 Daniel zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung nach § 129a. Beamte des BKA macht­en in dem Ver­fahren nur eingeschränk­te Angaben, weil sie nach eige­nen Aus­sagen noch immer in laufend­en Ermit­tlun­gen inte­gri­ert seien. Da nicht nur Mar­co, Daniel und Carsten, son­dern eine Vielzahl von Men­schen in Magde­burg von Ermit­tlungsver­fahren im Zuge des ersten Ver­fahrens betrof­fen waren, dro­ht ihnen nun eine erneute Ermit­tlung und unter Umstän­den auch eine Anklage.

Das all­ge­meine repres­sive Hintergrundrauschen

Neben diesen lokal oder region­al spek­takulären Ermit­tlungsver­fahren sind wir mit einem gesellschaftlichen Kli­ma kon­fron­tiert, das immer repres­siv­er wird. Dem von der herrschen­den Norm abwe­ichen­den Ver­hal­ten wird nach­drück­lich­er zu Leibe gerückt, als noch vor eini­gen Jahren. Bestes Beispiel ist aktuell die Krim­i­nal­isierung von Grafit­ti. Zu diesem m Zweck ist vor kurzem extra das Strafge­set­zbuch geän­dert wor­den. Aber auch für „Straftat­en“ auf Demon­stra­tio­nen fall­en die Urteile ten­den­ziell immer schär­fer aus. Nicht nur im Bere­ich des Strafrecht­es kön­nen wir diese Beobach­tung machen. Ob es sich um die Ausweitung der Videoüberwachung von Plätzen, Straßen, Einkauf­s­cen­tern, han­delt oder um Kon­trol­lan­rufe und – besuche bei „Harz IV“ — Empfän­gerIn­nen; ob ver­mehrt Tele­fonge­spräche mit­ge­hört wer­den oder die Tren­nung zwis­chen Polizei und Geheim­di­en­sten nach und nach ver­schwindet: staatliche Kon­trollmech­a­nis­men wer­den derzeit mas­siv aus­ge­baut. Daneben wer­den Repres­sion­sin­stru­mente wie Berufsver­bote, die der Ver­gan­gen­heit anzuge­hören schienen wieder aus­gepackt. Die öffentliche Debat­te um Sicher­heit­spoli­tik ist während dessen längst
mit den ganz großen Fra­gen beschäftigt. Täglich fall­en in den Medi­en die „Tabus“. Foltern? Aber nur, wenn es auch Erfolg ver­spricht und rechtsstaatlich geregelt ist. Bun­deswehrein­satz im Inneren zum Schutz der Fußball WM? Unklar ist eigentlich nur noch, ob auch Panz­er einge­set­zt wer­den sollen. 

Was solls?

Eine in sich kon­sis­tente und umfassende Analyse des aktuellen Repres­sion­s­geschehens kön­nen wir hier noch nicht vor­legen. Klar ist aber, dass wir die Repres­sion, die uns als Linke trifft, nicht los­gelöst davon betra­cht­en kön­nen, dass auch Schwarz­fahrerIn­nen, DiebIn­nen, Dro­gen­händ­lerIn­nen etc. mit immer härteren Strafen rech­nen müssen. Es ist zu beobacht­en, dass das Wohlver­hal­ten bes­timmter Teile der Bevölkerung, nicht mehr – wie in den let­zten Jahrzehn­ten – durch soziale Trans­fer­leis­tun­gen erkauft wird. Das Still­hal­ten von sozialen oder poli­tis­chen Risiko­grup­pen soll stattdessen mit ver­schärfter Repres­sion sichergestellt wer­den. Damit diese effek­tiv funk­tion­ieren kann, müssen Kon­troll- und Überwachungsmech­a­nis­men aus­ge­baut wer­den. Bish­er wurde die Fähigkeit der „soziale Mark­twirtschaft“ zur Befriedung sozialer Kon­flik­te durch Ein­bindung propagiert, was immer auch über Wohl­stand­schau­vin­is­mus funk­tion­ierte. An diese Stelle tritt jet­zt eine pur nation­al­is­tis­che Mobil­isierungskam­pagne: auch wenn Du nix hast, bist Du immer noch Deutsch­land. Diese Gle­ichzeit­igkeit von mas­siv­er Ausweitung staatlich­er Kon­trolle und Ver­schär­fung der Repres­sion­sin­stru­mente ein­er­seits und ein­er nation­al­is­tis­chen Mobil­isierung ander­er­seits sehen wir am deut­lich­sten anlässlich der in diesem Jahr in Deutsch­land stat­tfind­en­den Fußball-Weltmeisterschaft.

Was tun?

Mit dieser Sit­u­a­tion sind wir als poli­tisch aktive Men­schen kon­fron­tiert. Wenn wir uns als „die Linke“ beze­ich­nen, ver­tuschen wir einen Teil des Prob­lems. Es gibt derzeit keine Bewe­gung, die nach dem Mot­to „Getrof­fen sind einige – gemeint sind wir alle“ gemein­sam auf­ste­ht und sich gegen Repres­sion zur Wehr set­zt, wenn in Hin­ter­pose­muck­el oder Berlin das näch­ste krasse Ver­fahren läuft. Die Real­ität sieht eher so aus, dass die Betrof­fe­nen allzu oft von einem viel zu kleinen Kreis von Fre­undIn­nen, GenossIn­nen und Ange­höri­gen unter­stützt wer­den, die damit eine immense Last zu schul­tern haben. Unter diesen Bedin­gun­gen muss die poli­tis­che Prozess­führung oft hin­ter juris­tis­ch­er und sozialer Schadens­be­gren­zung zurück­treten. Der Repres­sion kön­nen wir so viel zu sel­ten etwas offen­siv entgegensetzen.

Diese Sit­u­a­tion bietet genug Anlass zum Verzweifeln. Allerd­ings auch genug Moti­va­tion zu sagen: Es reicht! Die beschriebe­nen Ver­hält­nisse zu bedauern, die Welt zu ver­fluchen und seine eigene Para­noia zu pfle­gen ist das eine. Das andere ist es, sich dem ent­ge­gen zustellen. An unser­er Kri­tik an Staat und Gesellschaft zu feilen, dabei die Gren­zen der eige­nen Gruppe, des eige­nen Szenebiotops und der eige­nen Stadt zu über­schre­it­en wäre dabei schon mal ein Schritt in die richtige Rich­tung. Die Parole „Sol­i­dar­ität“ wird prak­tisch wirk­sam, wenn die Vere­inzelung vor Staat­san­walt und Richter nicht mehr funk­tion­iert, wenn diejeni­gen, die von Repres­sion betrof­fen sind, sich darauf ver­lassen kön­nen, dass sie diesen Kampf nicht alleine führen müssen. Damit das der Fall wird, haben wir — dass heißt Soli­grup­pen zu den oben beschriebe­nen Ver­fahren in Pots­dam, Frankfurt/Oder, Berlin und Magde­burg — in den let­zten Monat­en einen gemein­samen Diskus­sions- und Ver­net­zung­sprozess begonnen. Gegen­seit­ig ver­suchen wir, uns bei poli­tis­chen Aktio­nen zu unter­stützen, Erfahrun­gen, Wis­sen und Analy­sen auszu­tauschen und gemein­sam zu disku­tieren, um durch eine gegen­seit­ige Bezug­nahme der Vere­inzelung ent­ge­gen­zuwirken. Mit ein­er gemein­samen Demo wollen wir diesen Prozess­es ver­tiefen und inten­sivieren und auch für all jene öff­nen, deren Repres­sion­ser­fahrun­gen son­st nicht im Licht der Öffentlichkeit stehen.

Und let­ztlich hal­ten wir es immer noch für das Beste, die Frage, wem die Straße und die Welt gehören, immer mal wieder laut und vernehm­lich zu stellen. Deswe­gen rufen wir Euch auf, mit uns am „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ in Pots­dam zu demon­stri­eren. Ganz unmit­tel­bar wollen wir damit die in Pots­dam und Frankfurt/Oder von Repres­sion Betrof­fe­nen in ihren Ver­fahren unter­stützen. Wir wollen unsere Sol­i­dar­ität mit Chris­t­ian in Berlin und den Magde­burg­ern zeigen und auch mit all jenen, die nicht in promi­nen­ten Ver­fahren vor Gericht ste­hen, son­dern mit der ganz nor­malen, alltäglichen poli­tis­chen Repres­sion kon­fron­tiert sind.

Weit­ere Termine

Fre­itag, 3. März, 20 Uhr

Fis­chladen (Rigaer Straße, Berlin)

Infover­anstal­tung mit den Soli­grup­pen aud Pots­dam, Berlin, Magde­burg und Frank­furt (Oder).

Son­ntag, 5. März, 19 Uhr

Olga (Char­lot­ten­straße, Potsdam)

Infover­anstal­tung mit den Soli­grup­pen Berlin und Pots­dam, vom Café Shock organisiert.

Es dreht sich jew­eils um die aktuellen Repres­sions­fälle und die Polizeitak­tiken auf Demon­stra­tio­nen (inklu­sive “Lehrfilm”).

Inforiot