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Hey, schwarzer Neger!”


Eigentlich war Cham­ber­lin Wand­ji nur auf der Suche nach ein­er Disko in Cot­tbus. Doch statt auf der Tanzfläche, ver­brachte er die Nacht auf dem Polizeirevier.

(Ralf Fis­ch­er, Mut gegen rechte Gewalt vom 21.03.2006) Diskobe­suche für erkennbar Nicht­deutsche in Ost­deutsch­land sind immer ein Glücksspiel. Die Chance im gewün­scht­en Tanzschup­pen Ein­lass zu erhal­ten ist äußerst ger­ing. Hoch dage­gen ist nach wie vor die Wahrschein­lichkeit, auf dem Heimweg von Recht­sex­tremen abge­grif­f­en zu wer­den. Ein Beispiel aus Cottbus. 

Eine kurze Notiz mit der Über­schrift „Zwei Afrikan­er im Bus geschla­gen und getreten“ in der Lausitzer Rund­schau vom 06. März informiert die Leser darüber, dass es am Sam­stag zuvor wohl zu ein­er „Auseinan­der­set­zung zwis­chen 2 Afrikan­ern und 2 jun­gen Deutschen“ in Cot­tbus gekom­men sei, in deren Ver­lauf es auch zu Hand­grei­flichkeit­en kam. 

Nichts ungewöhn­lich­es, kön­nte man denken. Männliche Jugendliche neigen nun mal zu Gewalt­tätigkeit­en und was soll man sich darüber großar­tig aufre­gen, wenn sie unter einan­der ihre Kräfte messen. Doch weit gefehlt. 

Den Lesern wurde in der kurzen Mit­teilung mehr als nur die Tat­sache, dass es sich um einen ras­sis­tis­chen Über­fall gehan­delt hat ver­schwiegen. Es wird eine Nor­mal­ität sug­geriert, wo es für erkennbare Nicht­deutsche keine Nor­mal­ität im Sinne der eige­nen kör­per­lichen und geisti­gen Versehrtheit gibt. 

Dass es wom­öglich eine ras­sis­tis­che Moti­va­tion der jun­gen Deutschen gab, die zwei Afrikan­er anzu­greifen wird sofort in der Pressemel­dung demen­tiert. Und zwar mit einem Satz, den anti­ras­sis­tis­che Ini­tia­tiv­en und Opfer­ber­ater in Ost­deutsch­land nur noch als Hohn missver­ste­hen kön­nen: „Die Polizei geht von kein­er poli­tisch motivierten Tat aus.“ 

Ein­deutig ras­sis­tisch motiviert… 

Eine Woche nach dem diese Mel­dung unwider­sprochen in der Region­al­presse veröf­fentlicht wurde, meldete sich eines der Opfer mit Hil­fe der Anti­ras­sis­tis­chen Ini­tia­tive Berlins zu Wort. Cham­ber­lin Wand­ji kon­nte es nicht fassen, dass ein ras­sis­tisch motiviert­er Angriff auf ihn und seinen Begleit­er der­art zu einem Bagatellde­likt verniedlicht wurde. 

In der auch auf dem linken Inter­net­por­tal Indy­media veröf­fentlicht­en Erk­lärung, ver­weist Wand­ji darauf, dass es sich bei der Gruppe, aus der die Angreifer her­aus agierten, um 8 bis 10 Per­so­n­en in mil­itärisch­er Klei­dung gehan­delt habe. 

Für ihn ste­ht es fest, dass sich bei der Attacke am 04. März 2006 auf ihn „ein­deutig um einen ras­sis­tis­chen Über­griff“ han­delte und nicht um eine eskalierte Stre­it­erei unter jun­gen Männern. 

Odyssee durch die Nacht: Auf der Suche nach ein­er Disco 

Den ersten Anlauf in eine Tan­zlokalität zu gelan­gen unter­nah­men Wand­ji und sein Begleit­er in der Disko ‚Stuk-Club’ an der Strand­prom­e­nade. Dort wur­den die Bei­den direkt an der Ein­gangstür mit der Begrün­dung abgewiesen, dass nur schwarze Studierende Ein­lass in die Disko erhiel­ten, jedoch keine Asyl­suchen­den. Wahrlich eine ein­leuch­t­en­den Begründung. 

Doch so schnell lies sich Wand­ji nicht den Abend ver­miesen. In der Hoff­nung bei der näch­sten Diskothek nicht das gle­iche The­ater erleben zu müssen, ver­suchte er bei einem anderen Tanzschup­pen ein­ge­lassen zu wer­den – der Disko ‚Stadt Cottbus’. 

Dort angekom­men, durfte Wand­ji sich anhören, dass ins ‚Stadt Cot­tbus’ all­ge­mein schwarze Men­schen keinen Zutritt hät­ten. Der­art in Rage gebracht, rief er die Polizei an. Diese kon­nte ihm aber nicht helfen. Am Tele­fon wurde ihm gesagt, dass dies alles ein per­sön­lich­es Prob­lem des Her­rn Wand­ji sei und sie sich nicht darum küm­mern könnten. 

Daraufhin entsch­ied Herr Wand­ji, dass es wohl sicher­er sei, den Heimweg anzutreten… 

End­sta­tion Polizeirevier 

An der Bushal­testelle Stadt­prom­e­nade stieg er um 0.46 Uhr in den Nacht­bus, der ihn nach Hause brin­gen sollte. Zufäl­liger­weise traf er im Bus seinen Fre­und wieder, von dem er sich im Laufe des Abends getren­nt hat­te. Dieser war ger­ade dabei, den Bus­fahrer zu fra­gen, mit welchem Bus er denn in eine andere Disko gelan­gen kön­nte. Hin­ten im Bus saß der­weil eine Gruppe von 8 bis 10 jun­gen, die nach Aus­sage von Wand­ji „sehr mil­itärisch gek­lei­det waren“. 

Urplöt­zlich und ohne Vor­war­nung kam ein Mann aus der Gruppe auf die bei­den zu und trat den Bekan­nten von Wand­ji so heftig, dass der aus der mit­tleren Bustür auf die Straße flog. Herr Wand­ji ver­suchte daraufhin dem jun­gen Mann den Weg zurück zu sein­er Gruppe zu versper­ren und fragte den Angreifer ob Schwarze für ihn keine Men­schen seien. 

In dieser Sit­u­a­tion kamen weit­ere Per­so­n­en aus der Gruppe zum Geschehen dazu und hiel­ten Wand­ji von hin­ten fest. Die Gefahr spürend ver­suchte er sich aus der Umk­lam­merung mit ein­er Drehung zu befreien und bekam dabei von einem aus der Gruppe einen Schlag ins Gesicht ver­set­zt. Zwei Frauen aus der Gruppe tat­en sich während­dessen damit her­vor den von allen Seit­en umzin­gel­ten Asyl­be­wer­ber anzuschreien und zu belei­di­gen. Dabei fie­len auch die Worte: „Hey, schwarz­er Neger!“. 

Herr Wand­ji bat in dieser Sit­u­a­tion den Bus­fahrer, die Polizei zu rufen. Doch sein Fre­und hat­te schon die Polizei benachrichtigt. Nach weni­gen Minuten traf die Polizei ein und nahm zu völ­li­gen Ver­wun­derung der bei­den Opfer bis auf sie nie­man­den mit aufs Revi­er. Die Angreifer verblieben im Bus. 

Ver­weigerte Erste Hilfe 

Auf der Wache mussten Wand­ji und sein Fre­und dann etwa eine Stunde warten, ohne dass etwas geschah. Nie­mand küm­merte sich um die Gesichtsver­let­zun­gen und eine Anzeige wurde auch nicht aufgenommen. 

Von der Wache aus mussten die bei­den Asyl­be­wer­ber zur Krim­i­nalpolizei, wo sie noch ein­mal zwei Stun­den warten mussten, bis sie über­haupt eine Anzeige machen kon­nten. Auf die Bitte zu einem Arzt gebracht zu wer­den, mein­ten jedoch die Polizis­ten, dass es nicht nötig sei. Er könne ja am Mon­tag direkt zum Arzt gehen. 

Da Wand­ji dafür erst einen Kranken­schein beim Sozialamt besor­gen musste, kam er erst am Mon­ta­gnach­mit­tag in medi­zinis­che Behandlung…

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England — Deutschland 1:0

(Juri Eber) Noch einen Monat bis zur Fußball­welt­meis­ter­schaft. In Großbri­tan­nies Botschaft erlebte Deutsch­land diese Tage eine erste Nieder­lage im Leis­tungsver­gle­ich. Britis­che Konzepte gegen Ras­sis­mus und Anti­semitismus in Sta­di­en sind sehr viel effizien­ter, als bei uns. 

Am 9. Juli startet die Fußball­welt­meis­ter­schaft in Deutsch­land. Die Polizei bere­it­et sich auf Hooli­gans aus aller Welt vor, die deutschen Fußball­fans auf Men­schen aus aller Welt — mit unter­schiedlichen Schw­er­punk­ten. Wo die einen auf das große Geschäft hof­fen und andere auf schöne Tore, wer­den wieder andere ihre Borniertheit durch ras­sis­tis­che und anti­semi­tis­che Gesänge, Spruch­bän­der und Aufrufe demon­stri­eren. Diese kom­men tief aus der Mitte der Gesellschaft und sind somit auch in der deutschen Fankul­tur fest ver­ankert. Drei Beispiel sind exem­plar­isch dafür, welchen Anfein­dun­gen sich Spiel­er mit migrantis­chem Hin­ter­grund und/oder jüdis­chem Glauben in Deutsch­land aus­ge­set­zt sehen: 

1. Cir­ca 50 Ultra-Fan´s des 1. FC Lok Leipzig bilde­ten kür­zlich beim Sach­sen-Pokal-Spiel zwis­chen der A‑Jugend von Lok Leipzig und dem Lokalri­valen Sach­sen Leipzig ein lebendi­ges Hakenkreuz. 

2. Fans des Energie Cot­tbus zeigten während eines Fußball­spiels ein ca. 4x10m großes Trans­par­ent auf dem in Frak­tur-Schrift “Juden” stand. Das “D” in dem Wort wurde durch das Logo Dynamo Dres­dens erset­zt. Links und rechts des Wortes prangte jew­eils ein David­stern mit den Ini­tialen “DD” (Dynamo Dres­den) im Zentrum. 

3. Ade­bowale Ogung­bu­re, Spiel­er des FC Sach­sen Leipzig wird bei jedem Spiel mit ras­sis­tis­chen Schmähun­gen wie „Drecks-Nig­ger, Affe, Bim­bo und Scheiß-Neger” beschimpft. Beim einem Spiel gegen den Halleschen FC wurde er — von auf den Platz stür­menden Fans des HFC — geschla­gen, bespuckt, gewürgt und getreten. Ein Mit­spiel­er ver­hin­derte schlim­meres und zog ihn in die Umkleidekabine. 

Null-Toleranz-Kultur 

In Eng­land gibt es in den Fankur­ven nur sel­ten diese offe­nen For­men von Ras­sis­mus und Anti­semitismus. Es hat sich eine “Kul­tur der null Tol­er­anz etabliert, die dem kon­se­quent und aggres­siv ent­ge­gen­tritt”, so Lucy Falkn­er von der “Foot­ball Asso­ci­a­tion” (FA) auf ein­er Kon­ferenz am 5. Mai 2006 in Berlin. Organ­isiert wurde sie von der britis­chen Botschaft unter dem Titel “Fußball für alle — Fußball, eth­nis­che Min­der­heit­en und die Welt­meis­ter­schaft” und hat Experten aus Eng­land und Deutsch­land die Möglichkeit geboten Wis­sen und Erfahrun­gen anti­ras­sis­tis­ch­er Arbeit im Fußball auszu­tauschen. Die Ver­anstal­ter meinen, dass “Fußball die Kraft hat, gesellschaftliche Bar­ri­eren zu beseit­i­gen und Men­schen aller sozialen Schicht­en zu inspiri­eren”. Doch es ging nicht nur um Ras­sis­mus. Lucy Falkn­er betonte, dass „auch Homo­pho­bie, sex­uelle Beläs­ti­gung und Anti­semitismus nicht tot­geschwiegen wer­den darf”. 

Bis zu 3 Jahre Haft kann ein Fan in Eng­land bekom­men, wenn er sich diskri­m­inierend ver­hält oder äußert. Aber nicht nur da: wird ein englis­ch­er Fan in Deutsch­land wegen solch­er Delik­te festgenom­men, so hat er sich eben­falls in Eng­land dafür zu ver­ant­worten. Das ist — neben den erwarteten Auss­chre­itun­gen — ein­er der Gründe, weshalb 79 “Bob­bys” (britis­che Polizis­ten) zur WM in Frank­furt, Köln und Nürn­berg einge­set­zt wer­den. Doch nicht nur Eng­land hat reagiert. Die FIFA hat zur WM sog­ar einen neuen Strafenkat­a­log her­raus­ge­bracht. Jet­zt dro­ht Vere­inen, die nicht entsch­ieden gegen Ras­simus in ihren Sta­di­en vorge­hen Punk­tabzug, Platzsper­ren oder sog­ar der Zwangsabstieg.

Und Deutsch­land?

In Eng­land sind Anti­ras­sis­tis­che Ini­tia­tiv­en, wie “Kick it out”, soweit, dass man sich über­legt wie man latente — also im Unter­be­wusst­sein wirk­ende — Ras­sis­men im bzw. mit Fußball über­winden kann. Dage­gen wird “in der deutschen Gesellschaft das Prob­lem des Ras­sis­mus kaum wahrgenom­men und wenn es jemand wahrn­immt, dann sind es antifaschis­tis­che Kampf­grup­pen”, so ein Vertreter des BFC Dynamo. Ini­tia­tiv­en wie “Kick it out” sind in End­land seit 13 Jahren aktiv und bekom­men dabei kon­tinuier­lich finanzielle, wie auch organ­isatorische Unter­stützung von der FA. Dem deutschen Pen­dant, dem Deutschen Fußball Bund (DFB), fließt das Geld nicht so leicht von der Hand. Flut­licht wäre eine Ini­tia­tive die drin­gend Geld benötigt, um kon­tinuier­liche anti­ras­sis­tis­che Arbeit zu gewährleis­ten und mehr zukun­ftsweisende Pro­jek­te wie „Migra­tion und Fußball” zu finanzieren. Das sie kein Geld bekom­men kri­tisiert auch Claude Moraes — Mit­glied des Europäis­chen Par­la­ments: “Die Behaup­tung, dass etwas gegen Ras­sis­mus getan wer­den muss, muss sich mate­ri­al­isieren und da sehe ich die Umset­zung noch nicht.” Der DFB trumpft zwar ab und zu mit kurzen Kam­pag­nen auf — doch kon­tinuier­liche Unter­stützung gibt es nicht. 

1992 organ­isierte der DFB eine Kam­pagne unter dem Mot­to “Friedlich­es Miteinan­der. Mein Fre­und ist Aus­län­der”. Im Zuge der Kam­pagne wurde auch ein 10 Punk­te Pro­gramm gegen Ras­sis­mus, welch­es in Vere­inssatzun­gen über­nom­men wer­den sollte ver­ab­schiedet. Lei­der ist das Pro­gramm nur in weni­gen Vere­inssatzun­gen über­nom­men wor­den, was vor allem an der nicht-langfristig aus­gerichteten Arbeit liegt. So ist es auch nicht ver­wun­der­lich, dass die Unter­stützung des DFB in langjährige anti­ras­sis­tis­che Pro­jek­te, wie Flut­licht oder BAFF eher man­gel­nd ist. Um die Sta­dion­at­mo­sphäre zu ändern muss allerd­ings einiges passieren und, so betont Paul Elliott, ehe­ma­liger Fußball-Profi von Celtic Glas­gow, „bess­er präven­tiv als heilend”.

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Protest-Kundgebung vor der Ausländerbehörde in Oranienburg

INFORIOT An ein­er Kundge­bung, die gegen die Vorge­hensweise der Aus­län­der­be­hörde Ober­hav­el protestierte, nah­men am Dien­stag zir­ka 70 Leute teil. Anlass war die Ent­las­sung des Kameruners Michel Forku, der zwölf Tage lang in Hunger­streik getreten war. 

Auf der Ver­samm­lung waren größ­ten­teils Flüchtlinge vertreten, die für ein uneingeschränk­tes Bleiberecht ein­trat­en. Einige Mit­glieder der Hen­nings­dor­fer Antifaschis­tis­chen Ini­tia­tive (HAI) reis­ten mit einem Trans­par­ent an, auf dem “Sol­i­dar­ität muss prak­tisch wer­den — Feuer und Flamme den Abschiebe­be­hör­den” zu lesen war. “Deutsche Son­derge­set­ze für Flüchtlinge sind ras­sis­tisch und gehören deshalb voll­ständig abgeschafft”, so eine Vertreterin der HAI

Col­li­van Nso, der erst let­zte Woche eben­falls nach zwölf Tagen Hunger­streik ent­lassen wurde (Infori­ot berichtete), prangerte in seinem Rede­beitrag beson­ders das Gutschein­sys­tem für Asylbewerber_innen an. Dies sei “nicht die richtige Form, um Inte­gra­tion voran zu brin­gen”, so Nso. Anders als in anderen bran­den­bur­gis­chen Land­kreisen hält die Aus­län­der­be­hörde weit­er­hin an der Prax­is fest, Asylbewerber_innen nur ein min­i­males Taschen­gled in bar auszuzahlen und den Rest in Form von Gutscheinen auszugeben, die nur in bes­timmten Läden und nur für bes­timmte Pro­duk­te (zum Beispiel keine Tabak­waren, kein Alko­hol) ein­gelöst wer­den kön­nen. Col­li­van Nso unter­bricht seit Dien­stag seinen Hunger­streik “um neue Kräfte zu sam­meln für den weit­eren Kampf”. 

Danach kam der ger­ade erst aus der Abschiebe­haft ent­lassene Michel Forku zu Wort. Er wurde am 2. Mai unter einem Vor­wand zur Aus­län­der­be­hörde bestellt und dort ohne jegliche Ankündi­gung von mehreren Polizis­ten gefes­selt und in ein Auto gez­er­rt. Er leis­tete verge­blich Wider­stand und forderte, einen Anwalt anrufen zu dür­fen, was ihm jedoch nicht gewährt wurde. Bere­its seit Sep­tem­ber wollen er und seine Ver­lobte heirat­en — doch das Ober­lan­des­gericht zweifelt die Gültigkeit sein­er Doku­mente an. 

Siegfried Haff, Pfar­rer in Hern­nings­dorf, wies auf die unhalt­bare Sit­u­a­tion der Unsicher­heit bei Flüchtlin­gen hin: “Unsicher­heit ist das Schlimm­ste, was es gibt. Das ist psy­chis­che Folter.” Michel Forku lebte vor seinem Haf­taufen­thalt seit einiger Zeit nur mit Gren­züber­trit­tbescheini­gung in Deutsch­land, die er alle drei Wochen ver­längern musste. Nie kon­nte er wis­sen, ob eine weit­ere Ver­längerung sein­er Doku­mente geduldet wird. 

Forku wartet nun auf die Entschei­dung über sein Asyl­fol­gev­er­fahren. Man kann nur hoffen. 

Alle Bilder: Copy­right by Juri Eber

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Rechtsextreme Schmierereien in Guben

In der Nacht vom 14.05.2006 zum 15.05.2006 wurde das Vere­ins­ge­bäude des Inter­na­tionalen Jugend­vere­in in der Kaltenborner Str. 2 durch noch unbekan­nte Täter mit recht­sex­tremen Sym­bol­en verse­hen. Das Gebäude wurde an Fen­stern und Ein­gangstür mit Hak­enkreuzen in ein­er Größenord­nung von etwa ein mal ein Meter mit Hil­fe von Spray­dosen beschmiert. Des Weit­eren befes­tigten die Täter ein Plakat mit nation­al­sozial­is­tis­chen Inhalten.

Ziel der Täter war offen­sichtlich, die Besuch­er und Mit­glieder des Jugend­vere­ins einzuschüchtern. Der Jugend­vere­in geht in sein­er Arbeit offen­siv und kon­se­quent gegen Ras­sis­mus, Faschis­mus und Aus­län­der­feindlichkeit vor. Der Jugend­vere­in geht von einem recht­sex­trem motivierten Hin­ter­grund aus, die Polizei ermit­telt diesbezüglich.

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Fight Back erschienen

Im fol­gen­den einige aus­gewählte Artikel aus der kür­zlich erschiene­nen Broschüre “Fight Back 3”, die auch als PDF-Datei ver­füg­bar ist: Down­load.

Über­fall mit Sys­tem… und lebens­ge­fährden­dem Ausgang

Seit Dezem­ber 2005 müssen sich nun etliche Anhänger der extremen Recht­en vor dem Landgericht
in Pots­dam wegen ver­sucht­en Mordes aus niedri­gen Beweg­grün­den ver­ant­worten. Die angeklagten Neon­azis waren bei einem Angriff auf zwei Linke in Pots­dam im Juli 2005 beteiligt. Dieser Vor­fall stellt in der Chronolo­gie der von Neon­azis verübten Über­griffe in Pots­dam bis dato einen Höhep­unkt der Gewalt gegen Per­so­n­en aus dem alter­na­tiv­en Spek­trum dar.Der Tather­gang dieses Vor­falls zeigt deut­lich, dass es sich bei solchen Über­grif­f­en nicht um plöt­zliche Akte von recht­en Aggres­sio­nen, son­dern um sys­tem­a­tis­che und rou­tiniert durchge­führte Über­griffe han­delt. Im Juli 2005 zog eine Gruppe von 15–20 Neon­azis die Not­bremse der Straßen­bahn, nach­dem sie die bei­den Män­ner des alter­na­tiv­en Spek­trums auf der Straße erspäht hat­te. Die schwarz ver­mummten Pots­damer und Berlin­er Neon­azis sprangen daraufhin aus der Bahn und umstell­ten die Män­ner mit den Worten, dass es sich bei dem einen Opfer um das „fette Zeck­en­schwein“ han­dele. Kurz darauf wurde einem der Män­ner eine Flasche auf dem Kopf zer­schla­gen, worauf dieser bewusst­los zu Boden ging. Sein her­beieilen­der Begleit­er ver­suchte den am Boden liegen­den vor den fol­gen­den Trit­ten der angreifend­en Neon­azis zu schützen. Darauf wurde auch dieser mit Flaschen niedergeschlagen.

Die danach am Boden liegen­den wur­den weit­er­hin mit Trit­ten attack­iert. Noch zulet­zt schlug ein­er der Angreifer einem der am Boden liegen­den Män­ner der­art mit ein­er Flasche ins Gesicht, dass dieser dadurch mas­sive klaf­fende Schnit­twun­den im Gesicht erlitt. Erst dann ließen die Neon­azis von den bei­den ab.Schon zuvor stell­ten Über­griffe von Neon­azis gegen
Per­so­n­en aus dem alter­na­tiv­en Spek­trum in Pots­dam keine Sel­tenheit dar. Und die Täter stam­men immer wieder aus dem­sel­ben Personenkreis.

Aus dieser Neon­az­itruppe, die bere­its wegen früher­er Delik­te bei Gericht keine Unbekannten
waren, stam­men auch in diesem Fall ein Großteil der Beteiligten. Nahezu alle dieser Neon­azis standen schon wieder­holt wegen früher­er Köper­ver­let­zungs­de­lik­te vor Gericht. Bei dem wegen der Alterss­panne in zwei Ver­fahren getren­nten Fall müssen sich bei den Her­anwach­senden nun die Pots­damer San­dra Chersovsky,Tom Singer, Thomas Pecht und Oliv­er Kalies ver­ant­worten sowie die Berlin­er Thomas Mark­graf (Mon­ti) und Sebas­t­ian Schmidt.Noch im Jahr 2004 wurde von Tom Singer seine rege Aktiv­ität bei der Pots­damer Anti-Antifa bekan­nt. Zusam­men mit Oliv­er Kalies war er an der Erstel­lung ein­er Anti-Antifa Seite Sek­tion Pots­dam beteiligt. Auf dieser Inter­net­seite war zu lesen, dass es sich dabei um einen losen Zusam­men­hang von Neon­azis han­dele, der es sich zur Auf­gabe gemacht hat, gegen die Antifa zu arbeiten.

Auf der Seite, die mit­tler­weile unter ander­er Domain aber mit gle­ich­er Struk­tur existiert, wer­den die Namen und Bilder poli­tis­ch­er Geg­ner­In­nen veröf­fentlicht. Zu diesem Zusam­men­hang der Anti-Antifa Pots­dam ist auch Thomas Pecht zu rechnen.Rege Aktiv­ität in der recht­en Szene ent­fal­tet auch Thomas Mark­graf, der Mit­glied der BASO war.Auch auf der Seite der voll rechts­fähi­gen Angeklagten liest sich die Liste der Tat­beteiligten wie ein Bilder­buch rechter Gewalt­täter. Bei diesen han­delt es sich um die Pots­damer Michael Gen­th, Daniel Koli­bius und Mar­cus Schiller sowie die Berlin­er Oliv­er Oeltze und Mar­cell Schmeck.Bei Michael Gent han­delt es sich wie auch bei Daniel Koli­bius um Mit­glieder der Anti-Antifa Pots­dam. Gen­th war erst Mitte 2005 wegen Beteili­gung eines Angriffes auf ein alter­na­tives Haus­pro­jekt Sil­vester 2002 vom Amts­gericht Pots­dam verurteilt wor­den. Mar­cus Schiller war als Unter­stützer laufend bei diesen Prozessen anwe­send. Bei Schiller han­delt es sich um eine bekan­nte Größe des Fußball­hooli­ganspek­trums, der vor Antritt sein­er Unter­suchung­shaft ger­ade erst wieder aus der Haft ein­er mehrjähri­gen Haft­strafe, die er ver­büßen musste, ent­lassen wurde.Durch rege Anti-Antifaar­beit ist auch der Berlin­er Oliv­er Oeltze schon früh in Erschei­n­ung getreten. 

Oeltze ist Mit­glied der Autonomen Nation­al­is­ten Berlin und pflegt enge Kon­tak­te zu den Anti-Antifas­truk­turen in Pots­dam. Im Heft sind weit­ere Beispiele aufge­führt, in denen Oeltze sich tatkräftig an Angrif­f­en auf Antifaschis­ten und Alter­na­tive beteiligte.Ein Urteil ist zur Zeit der Erstel­lung der Fight back noch nicht abzuse­hen, da die let­zten Prozesster­mine erst für den März 2006 ange­set­zt sind. Es ist aber bere­its jet­zt ersichtlich, dass der harte Kern der Neon­azis­chläger in weit­er­er Zukun­ft um einige Mit­stre­i­t­erIn­nen schwäch­er wird.

NPD und Militante

Nach den Ver­boten der Berlin­er Alter­na­tive Süd Ost (BASO) und der Kameradschaft
Tor (KS-Tor) mit­samt ihrer Mädel­gruppe im März dieses Jahres erhofften sich die Sicher­heits­be­hör­den eine Desta­bil­isierung der Kam­er­ad­schafts-Szene und spekulierten auf weit­ere Zer­split­terung. Ein Jahr nach diesen Ver­boten der zen­tralen Berlin­er Neon­azi-Kam­er­ad­schaften lässt sich das absolute Scheit­ern dieser Ziele kon­sta­tieren. Bei­de Struk­turen beste­hen in densel­ben Per­so­nen­zusam­men­hän­gen weit­er und im Fall der KS-Tor wird intern sog­ar noch der gle­iche Name ver­wen­det. Auch ihr öffentlich­es Auftreten hat sich in kein­er Weise geän­dert – sieht man vom Verzicht auf die Namen ein­mal ab. Klan­des­tine Aktio­nen wie das Sprühen von Nazi-Parolen sowie das Durch­führen von Demon­stra­tio­nen haben seit den Ver­boten eher zugenom­men. Die Zahl der began­genen Straftat­en dieses Per­so­n­enkreis­es ist eben­falls eher angestiegen. Sieht man von ein­er kurzen Phase der Irritation
unmit­tel­bar nach den Ver­boten ab, hat sich für diese Kam­er­ad­schaften nicht viel geändert.Geändert hat sich in Berlin jedoch, dass in dieser Irri­ta­tion­sphase eine andere
Organ­i­sa­tion Fuß fassen kon­nte und direkt Führungsanspruch anmeldete: der Berlin­er Ableger des Märkischen Heimatschutzes (MHS) aus Brandenburg.

In der Berlin­er Sek­tion, die aus 14 Mit­gliedern beste­ht, sind teil­weise auch Kad­er der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaften untergekom­men. Diese straff organ­isierte Gruppe ist direkt der Bran­den­burg­er Haupt­sek­tion des MHS unter­stellt und führt auch Teile der Mit­glieds­beiträge an diese ab. Im Gegensatz
zu ihrem Bran­den­burg­er Pen­dant sind die Aktiv­itäten der Berlin­er Sektion
fast auss­chließlich nach innen gerichtet. So sind bish­er wed­er Aufk­le­ber und Flug­blät­ter des Berlin­er MHS in der Öffentlichkeit aufge­taucht, noch wurde – von weni­gen Aus­nah­men ein­mal abge­se­hen – an Aufmärschen mit eige­nen Trans­par­enten teilgenom­men. In der Öffentlichkeit tritt der MHS selten
nach Sek­tio­nen getren­nt auf, son­dern ver­sucht vielmehr das Bild ein­er ein­heitlichen Gesam­tor­gan­i­sa­tion in die Öffentlichkeit zu tra­gen. In Berlin hat sich der MHS vor allem um eine Ver­net­zung der Szene bemüht, dabei jedoch deut­lich gemacht, dass ihm dabei eine Führungsrolle zukom­men müsse. Dieses Ansin­nen stieß vor allem bei der KS-Tor auf Wider­stand, und Kon­flik­te waren vor­pro­gram­miert. So ist seit­dem nur noch sel­ten ein gemein­sames Auftreten der Berlin­er Neon­azi-Szene auf Aufmärschen zu verze­ich­nen. Während
die KS-Tor zum Beispiel am 1. Mai nach Leipzig zu einem Auf­marsch „Freier Kam­er­ad­schaften“ mobil­isierte, nah­men die Kad­er des MHS an ein­er NPD-Demon­stra­tion durch Neubran­den­burg teil. Mit dabei auch die Berlin­er MHS-Aktivis­ten Andreas Thür­mann und Gabriel Land­graf. Bei der Wunsiedel-
Auswe­ichdemon­stra­tion am 20. August in Berlin waren anfangs auch nur Kad­er der alteinge­sesse­nen Berlin­er Kameradschafte
n anwe­send, während der MHS nach Magde­burg mobil­isierte. Erst als die Magde­burg­er Demonstration
endgültig ver­boten wurde, drehte der Bus des MHS kurz­er­hand um und stieß mit einiger Ver­spä­tung zum Berlin­er Auf­marsch hinzu, der sich allerdings
schon in Bewe­gung geset­zt hat­te. Auch im Vor­feld des in Wun­siedel geplanten Hess-Gedenkens gab es Stre­it in Berlin, da sowohl der MHS als auch die KS-Tor Busse nach Wun­siedel organ­isiert hat­ten, und der MHS die Karten für seinen Bus um 6 Euro bil­liger anbot als die KS-Tor.Nichtsdestotrotz hat sich unter Beteili­gung des MHS in Berlin nach Informationen
aus der Neon­azi-Szene ein monatlich­es Koor­di­na­tion­str­e­f­fen aller rel­e­van­ten Grup­pierun­gen etabliert. Dabei ist es wohl der Nähe des MHS zur NPD geschuldet, dass diese Tre­f­fen auch in der Köpenick­er Bun­deszen­trale der NPD stat­tfan­den. Auch sind bei diesen Tre­f­fen Vertreter der Berlin­er NPD anwe­send. Darunter Eckart Bräu­niger, der schon des öfteren durch seine Nähe zur mil­i­tan­ten Kam­er­ad­schafts-Szene auffiel. Präsent sind auch Pro­tag­o­nis­ten der nun­mehr ver­bote­nen Kam­er­ad­schaften KS-Tor, ANSDAPO
(Bran­den­burg), BASO sowie die Neon­azi­grup­pierun­gen Van­dalen und Licht­en­berg 35. Eine der zen­tralen Fig­uren beim Zus­tandekom­men dieser Tre­f­fen ist der in der Berlin­er Szene unbe­liebte BASO-Anführer René Bethage,
der sich bish­er bürg­er­nah und wenig radikal gab. Bei diesen Zusammenkünften
geht es haupt­säch­lich um Infor­ma­tion­saus­tausch über bere­its gelaufene oder geplante Aktio­nen. Auch der Wahlkampf der NPD war immer wieder The­ma. Diesen Tre­f­fen ist es wohl auch geschuldet, dass ein Großteil der Aktivis­ten der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaften die in den let­zten Jahren nicht mehr aktive Berlin­er NPD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion Junge Nationaldemokraten
(JN) wieder­belebte und im Gegen­zug der MHS-Chef Gor­don Rein­holz als Direk­tkan­di­dat für die Berlin­er NPD antrat. An zahlre­ichen Infos­tän­den prägten jugendliche Neon­azis in schwarzem Out­fit und mit ver­spiegel­ten Son­nen­brillen das öffentliche Auftreten der Partei. An manchen Sam­sta­gen wur­den mit Hil­fe dieser Bünd­nis­part­ner gle­ich mehrere Infos­tände durchgeführt,
anschließend demon­stri­erte man noch spon­tan durch Berlin. So scheint sich in diesem Feld der Stil der KS-Tor – ein poli­tisch völ­lig beliebiger Aktion­is­mus – vor­erst durchge­set­zt zu haben, nah­men doch auch mehrere Aktivis­ten des MHS an der­ar­ti­gen Aktio­nen teil.Doch die Ver­bun­den­heit des MHS mit der NPD wird noch an weit­eren Stellen deut­lich. So trifft sich die Berlin­er MHS-Sek­tion in einem Büro der NPD in Berlin-Licht­en­berg. In klan­des­tin angemieteten Räum­lichkeit­en in der Siegfriedstraße
wer­den immer dien­stags die Ziele und Aktio­nen der Berlin­er Sektion
besprochen und aus­gew­ertet. Auch über die Auf­nahme oder Ablehnung von Anwärtern für die Berlin­er Sek­tion wird nach Angaben eines Infor­man­ten dort ver­han­delt. In diesem Büro fan­den bere­its Kam­er­ad­schaftsabende der NPD statt, auf denen dem MHS die Inhalte und Pro­gram­matik der Partei näherge­bracht wer­den soll­ten und über diese disku­tiert wurde. Ergeb­nis war eine spätere gemein­same Schu­lung von NPD und MHS. Anhänger des MHS fuhren am 16. Mai nach Sach­sen­hausen und ließen sich hier von NPD-Kad­er Frank Schw­erdt im Demon­stra­tionsrecht schulen. Auch zur DVU in Brandenburg
scheinen Verbindun­gen zu existieren. So nah­men MHS-Aktivis­ten an einem Som­mer­fest der DVU in Seefeld teil, an dem sich auch die (ver­botene) ANSDAPO beteiligte. Auf dieser vom Barn­imer DVU-Kreisvor­sitzen­den Klaus Mann organ­isierten Feier gab es allerd­ings Dif­feren­zen zwis­chen Anhängern des MHS und DVU-nahen Neon­azi-Skin­heads. Die Auseinan­der­set­zung endete schließlich in ein­er bru­tal­en Massen­schlägerei. Für den MHS Anlass genug, sich in der Szene für ein nochma­liges Über­denken der „Volks­fron­tidee“ auszus­prechen. Mit Blick auf die Wahlkamp­fun­ter­stützung der NPD scheint dieser Gedanke jedoch schnell ver­wor­fen wor­den zu sein.FazitWährend die NPD in vie­len anderen Bun­deslän­dern darum bemüht ist, sich von radikalen und straf­fäl­lig gewor­de­nen Anhängern zu dis­tanzieren, übt sie in Berlin den Schul­ter­schluss mit dem mil­i­tan­ten Kern der Szene. Die Ver­lock­un­gen, in der Haupt­stadt ein Bein auf den Boden zu bekom­men, scheinen ein­fach zu groß. In ihrem Wahlkampf vere­inigt sie Serien­straftäter und überzeugte Nation­al­sozial­is­ten unter ihrem legalen Dach und stellt dafür auch Infra­struk­tur der Bun­des-NPD zur Ver­fü­gung. Dies alles find­et unter den Augen der Berlin­er Behör­den statt, deren Hand­lungs­maxime gegenüber Neon­azis schon immer „beobacht­en“ statt „tätig wer­den“ war. So sind die Ver­bote von BASO und KS-Tor wirkungs­los ver­pufft und kön­nen nur als Augenwischerei
beze­ich­net wer­den. Während die ver­bote­nen Kam­er­ad­schaften fortbeste­hen kön­nen, haben sie unter aktiv­er Mith­il­fe der NPD in der Berlin­er JN auch längst eine legale zweite Heimat gefunden.

Naz­i­Brown­town Reloaded

Ein Abriss zur Geschichte und Gegen­wart rechter Aktiv­itäten in Königs Wuster­hausen und Umland

Königs Wuster­hausen, eine beschauliche Kle­in­stadt am südlichen Rand von Berlin. Die rund 33.000 Ein­wohner­In­nen genießen das Ambi­ente im Grü­nen. Doch der har­monis­che Schein trügt: Königs Wuster­hausen ist eine Stadt wie jede andere. Eine Stadt mit einem Neon­az-Prob­lem. Vom Anfang der neun­ziger Jahre an bis heute gibt es im Ort kon­tinuier­lich extrem rechte Aktiv­itäten. Bis 1999 gehen „ins­ge­samt fünf Morde und unzäh­lige Über­fälle (…) auf das Kon­to, der mehrere hun­dert Per­so­n­en umfassenden recht­sex­tremen Szene“

Die Neun­ziger

Schon kurz nach dem Mauer­fall war Königs Wuster­hausen als Hochburg für Neon­azis und faschis­tis­che Organ­i­sa­tio­nen bekan­nt. In der Region wur­den der Lan­desver­band Berlin-Bran­den­burg der „Frei­heitlichen Deutschen Arbeit­er­partei“ (FAP) sowie eine Sek­tion des ras­sis­tis­chen KuK­luxK­lan (3) gegrün­det. Neben Kam­er­ad­schaft­sak­tiv­itäten hat­ten Kad­er ver­schieden­er Neon­azi-Organ­i­sa­tio­nen, wie beispiel­sweise das „Inter­na­tionale Hil­f­skomi­tee für nationale poli­tis­che Ver­fol­gte und deren Ange­hörige e.V.“ (IHV) ihren Aktion­ss­chw­er­punkt oder Wohn­sitz vor Ort. Es wur­den Wehrsport- und Sprengübun­gen, rechte Fußball­turniere und Konz­erte durchge­führt. Königs Wuster­hausen hat­te schon früh an bun­desweit den Ruhm ein­er „browntown“.Ein ras­sis­tis­ches Welt­bild war jedoch nicht nur unter den Neon­azis ver­bre­it­et. Es war – und ist noch immer – fes­ter Bestandteil in den Köpfen viel­er Men­schen in Königs Wuster­hausen und Umland. Ein sehr abstoßendes
und beze­ich­nen­des Beispiel hier­für ist das Dorf Dol­gen­brodt. 1992 sollte ein ehe­ma­liges Ferien­lager im Ort zu ein­er Auf­nahmestelle für Flüchtlinge umge­wan­delt wer­den. Die Dorf­be­wohner­In­nen sträubten sich. Einen Abend vor der Eröff­nung bran­nte der dama­lige Neon­azi Sil­vio Jankowsky (Mit­glied in der Nation­al­is­tis­chen Front) das Gebäude ab. Die Dorf­be­wohner­In­nen und allen voran der dama­lige Bürg­er­meis­ter ste­hen noch heute unter dem Ver­dacht, den Neon­azi für seine Tat bezahlt zu haben.Ein Jahr nach dem Bran­dan­schlag in Dol­gen­brodt, der dem Ort den Titel „Erstes ras­sis­tis­ches Dorf“ ein­brachte, kam die Region erneut in die Schlagzeilen. Eine Gruppe junger Neon­azis griff den Nige­ri­an­er Steve E. an, mis­shan­delte ihn schw­er und ver­suchte ihn im Anschluss im Scharmützelsee
zu ertränken. Dies kon­nte durch beherztes Ein­greifen eines Pas­san­ten ver­hin­dert wer­den. Der an dem Über­griff beteiligte Carsten Szczepan­s­ki, Haup­tak­teur der dama­li­gen Szene, wurde 1995 wegen Beihilfe
zu ver­suchtem Mord zu ein­er achtjähri­gen Frei­heitsstrafe verurteilt.

Während sein­er Haft­strafe begann er mit dem Ver­fas­sungss­chutz (VS) zusam­men­zuar­beit­en. Trotz
der Schwere der Tat befand sich Szczepan­s­ki bere­its Anfang 1997 wieder auf freiem Fuß. For­t­an agierte er als V‑Mann „Pia­to“ in Neon­azi-Kreisen. Er pflegte weit­er­hin enge Kon­tak­te zur bundesweiten
Neon­azi-Szene und gab das Fanzine „Unit­ed Skins“ her­aus. Auch in der NPD war er aktiv als Vor­standsmit­glied des Lan­desver­bands Berlin-Bran­den­burg für den Bere­ich Organ­i­sa­tion­sleitung. Bei der Leitung dieses Refer­ats stand ihm Rein­hard Goliber­such zur Seite. Goliber­such, Beisitzer im Lan­desver­band Berlin-Bran­den­burg, baute 1983, unter­stützt von Michael Küh­nen, eine Gruppe der 1983 durch den Bun­desmin­is­ter des Innern ver­bote­nen neon­azis­tis­chen „Aktions­front Nationaler Sozialisten/
Nationaler Aktivis­ten“ (ANS/NA) auf; er war auch Mit­glied der am 24. Feb­ru­ar 1995 durch den Bun­desin­nen­min­is­ter ver­bote­nen FAP.Szczepanski eröffnete zudem einen Laden, mit dem er das Neonazispektrum
von Königs Wuster­hausen mit Musik ver­sorgte, auch war er in die Pla­nung eines Rohrbombe­nan­schlags involviert. Der Plan flog auf, doch Szczepan­s­ki kam ohne Ver­fahren davon. Weniger „Glück“ hat­te er im Dezem­ber 2002, als er sich aber­mals vor Gericht ver­ant­worten musste. Er hat­te dem Sänger der Pots­damer Band „Blood­shed“ (ehe­mals „Prois­senheads“), Uwe Men­zel, ein Gewehr ver­schafft. Bei­de wur­den zu Geld­strafen verurteilt.

Good­bye Szcepan­sky, wel­come NPD!

Schon im Jahre 1997 grün­dete sich der NPD-Kreisver­band Spree­wald, der sich bis Ende 1999 bis nach KW aus­bre­it­ete. Son­nen­wend- und Reich­grün­dungs­feiern am Anfang des neuen Jahrtausends gehörten eben­so zu dessen Reper­toire wie Schle­sien­fahrten und Lieder­abende. Neben der Partei gab es auch die Kam­er­ad­schaft „Unit­ed Skins“. Diese war eine mil­i­tante Gruppe von Neon­azis, welche bun­desweit an Neonaziaufmärschen
und Konz­erten teil­nahm. Sie kon­nte des Weit­eren für Angriffe auf alter­na­tive Jugendliche, Migran­tInnen und Obdachlose verantwortlich
gemacht wer­den. Ihre öffentliche Aktiv­ität ebbte mit der Zeit ab und reduzierte sich auf Schutzaufgaben
bei NPD-Ver­anstal­tun­gen und das ein­ma­lige Verteilen von NPD-Propaganda.
Höhep­unkt der Arbeit der NPD war die Durch­führung eines Auf­marschs im Juni 2000 unter dem Mot­to „Gegen das Vergessen, gegen roten Ter­ror“. Die NPD und ihre Jugen­dor­gan­i­sa­tion Junge Nation­aldemokrat­en (JN) schafften es 200 Neon­azis und deren faschis­tis­che Pro­pa­gan­da auf die Straße zu bringen.Auch Szczepan­s­ki war unter den Teil­nehmern des Aufmarsches.Kurze Zeit später flo­gen seine V‑Mann-Aktiv­itäten auf. Damit kam der Kam­er­ad­schaftsszene der Drahtzieher und eine wichtige Finanzquelle — Infor­man­ten beka­men vom Ver­fas­sungss­chutz für ihre Dien­ste immer­hin zwis­chen 250 und 500 ? monatlich (5) – abhan­den. Ein Großteil der lokalen Struk­turen brach daraufhin zusammen.Dass einige Neon­azis weit­er­hin aktiv blieben, zeigten Über­griffe, u.a. auf Schü­lerIn­nen der Blind­en­schule, an denen neben anderen Neon­azis auch Sebas­t­ian Lem­cke beteiligt war, und Vorgänge im von Neon­azis dominierten
Jugend­club „Oase“.Im Jahr 2001 kam es zu einem Bran­dan­schlag auf das anti­ras­sis­tis­che Fes­ti­val „Le monde est à nous“. In der Nacht vor dem Fes­ti­val war­fen die Neon­azis Ingo Nitschke und Sebas­t­ian Dahl mehrere Molo­tow­cock­tails auf die Bühne. Die dort schlafend­en Jugendlichen ent­gin­gen nur knapp ein­er Katas­tro­phe. Mit an dem Angriff beteiligt war Jean­nine Paris, die das Flucht­fahrzeug fuhr.Nur zwei Wochen später gab es erneut einen Bran­dan­schlag. Dies­mal ver­fehlte ein Molo­tow­cock­tail nur knapp einen Wohn­wa­gen in ein­er Sin­ti und Roma-Sied­lung in Wildau, dem Nach­barort von KW. Auch hier waren Jean­nine Paris und Ingo Nitschke beteiligt. Wieder war die rechte Szene in Königs Wuster­hausen ein­er großen Repres­sion aus­ge­set­zt. In den darauf fol­gen­den Jahren zogen sich die aktiv­en Neon­azis mehr und mehr aus dem Stadt­bild zurück, Königs Wuster­hausen bekam den Anschein ein­er ruhi­gen Vorstadt. Jugendliche traut­en sich egal mit welch­er Haar­farbe wieder auf die Straße und auch in den Medi­en ebbte die Präsenz der Neon­azis ab.Doch auch in dieser Zeit kam es zu Neon­azi­ak­tiv­itäten und Über­grif­f­en. Zwar agierten die ansäs­si­gen Neon­azis eher verdeckt und zogen sich mehr in ihre inter­nen Kreise zurück, doch sie blieben aktiv. So wurde im April 2002 ein Brand­satz auf eine von aus­ländis­chen Arbei­t­erIn­nen bewohnte Unterkun­ft in Wildau gewor­fen. Auch bei den hiesi­gen Volksfesten,
wie dem Rosen­fest in Eich­walde, dem Schleusen­fest in KW oder dem Fis­cher­fest in Zeuthen, kam es immer wieder zu Über­grif­f­en. Beim Fis­cher­fest 2002 waren ca. 30 Neon­azis anwe­send, die BesucherIn­nen anpö­bel­ten und schikanierten. Beim Rosen­fest in Eich­walde wur­den alternative
Jugendliche von recht­en Jugendlichen beschimpft und geschla­gen. Dies entwick­elte sich im Ver­lauf des Festes zu ein­er Massen­schlägerei mit mehreren Ver­let­zten und Festnahmen.

Die näch­ste Generation

In den let­zten bei­den Jahren ist eine deut­lich­er Anstieg von rechter Pro­pa­gan­da, Pöbeleien und Angrif­f­en in KW und Umland zu beobacht­en. Rechte Jugendliche sind wieder ver­stärkt in der Stadt wahrzunehmen und tre­f­fen sich dort regelmäßig an öffentlichen Plätzen. Dass durch solch eine Ansamm­lung Gefahr für all jene beste­ht, die nicht in die neonazistische
Norm passen, zeigt die Anzahl an Über­grif­f­en in diesen Bere­ichen der Stadt. So zum Beispiel im Mai 2005, als ein link­er Jugendlich­er in der Nähe vom Stadt­brun­nen (Zen­trum) von Neon­azis ange­grif­f­en und mit ein­er abge­broch­enen Glas­flasche schw­er im Gesicht ver­let­zt wurde. Viele Jugendliche, Behin­derte und Migran­tInnen fürcht­en sich wieder nachts auf den Straßen der Region unter­wegs zu sein. Inzwis­chen hat die Stadt auf ihre Art reagiert: Seit Juli 2005 wird zumin­d­est der Bahn­hofsvor­platz von Polizei und Ord­nungsamt beson­ders überwacht. Die Prob­leme mit rech­tex­tremen Jugendlichen wer­den dadurch nicht behoben, son­dern es wird lediglich ver­sucht Auss­chre­itun­gen zu ver­hin­dern. Solange sich die Recht­en jedoch „friedlich“ ver­hal­ten, wird ihnen nichts entgegengesetzt.So kön­nen die Neon­azis in aller Ruhe ihre Pro­pa­gan­da auf die Straße brin­gen. Ins­beson­dere zu aktuellen Anlässen der recht­en Szene verkleben die Neon­azis gemein­schaftlich anti­semi­tis­che, ras­sis­tis­che und NS-verherrlichende
Aufk­le­ber und Plakate in der Stadt. An den Orten, an denen sie sich ungestört tre­f­fen kön­nen, wie beispiel­sweise in den ver­lasse­nen Häusern am Funker­berg, oder dort, wo das rechte Poten­tial sehr hoch ist, wie in der Neubausied­lung in KW, lassen sich in let­zter Zeit auch ver­mehrt extrem rechte Sprühereien feststellen.Bisweilen gibt es in Königs Wuster­hausen keine Neon­azi-Vere­ini­gung, die in der Öffentlichkeit als solche auftritt. In den let­zten zwei Jahren lässt sich jedoch eine sich stets inten­sivierende Organ­isierung­s­ten­denz feststellen.
Zum Einen geis­tert seit Anfang 2005 das Kürzel „AG_KWh“ durch ein­schlägig bekan­nte Foren und Web­sites, zum Anderen hat sich ein fes­ter Per­so­n­enkreis gebildet, der an Neon­azi­aufmärschen und recht­en Ver­anstal­tun­gen teil­nimmt und eigene Aktion in und um Königs Wusterhausen
durchführt.Im Sep­tem­ber 2005 sam­melten sich beispiel­sweise Neon­azis aus Königs Wuster­hausen und dem Berlin­er Kam­er­ad­schaftsspek­trum, um den Wahlkamp­fauftritt des bran­den­bur­gis­chen Min­is­ter­präsi­den­ten Matthias Platzeck zu stören. Im Anschluss daran führten sie einen spon­ta­nen Auf­marsch in der KWer Innen­stadt durch. Dabei riefen sie unter anderem „Frei, sozial, nation­al!“ und „Königs Wuster­hausen wir sind da, eure Anti-Antifa!“. In ähn­lich­er Kon­stel­la­tion hat­ten die Neon­azis bere­its im Mai eine Kundge­bung am Stadt­brun­nen abge­hal­ten. Eben­falls im Mai wur­den an S‑Bahnhöfen der Region Flug­blät­ter mit rechtem Inhalt verteilt.Bei den meist
en Aktio­nen zeigten sich enge Verbindun­gen zur Berliner
Kam­er­ad­schaftsszene, im Beson­deren zu ehe­ma­li­gen Mit­gliedern der Anfang 2005 ver­bote­nen „Kam­er­ad­schaften Tor“ (KS-Tor) und zur „Berlin­er Alter­na­tive Süd-Ost“ (BASO). Diese waren schon zuvor zu beobacht­en. So nah­men Neon­azis aus KW, allen voran Manuel Arnold und Mar­cel Siepler, an Ver­anstal­tun­gen von Berlin­er Kam­er­ad­schaften teil, mobil­isierten zu deren Aufmärschen und tru­gen deren Trans­par­ente. Die Neon­azis aus KW sind auch in das interne Mobil­isierung­sum­feld der Kam­er­ad­schaftsszene in Berlin einge­bun­den, da sie regelmäßig an spon­tan durchge­führten Aufmärschen teil­nehmen und für szenein­terne Aktio­nen, wie Prozess­be­suche, mobil­isiert wer­den. Zum Beispiel fol­gten sie einem Sol­i­dar­ität­saufruf zur Unter­stützung der angeklagten Neon­azis Sebas­t­ian Dahl und Jean­nine Paris in dem Prozess in Pots­dam anlässlich des Bran­dan­schlages auf das „Le monde“. Dahl und Paris wur­den zu fünf bzw. vier Jahren Haft verurteilt. Zusam­men mit etwa 30 anderen zeigten die KWer Neon­azis vor dem Gerichts­ge­bäude Präsenz, sol­i­darisierten sich mit den Angeklagten und ver­sucht­en anwe­sende AntifaschistIn­nen einzuschüchtern und anzugreifen.Ebenfalls beze­ich­nend für die Verbindun­gen zwis­chen der Berlin­er Kameradschaftsszene
und den KWer Neon­azis ist das diesjährige Okto­ber­fest in Zeuthen. Dort bedro­hte eine Gruppe von bis zu 30 Neon­azis, bewaffnet
mit Base­ballschlägern, BesucherIn­nen des Festes. Zuvor nah­men die Recht­en an ein­er spon­ta­nen Demon­stra­tion in Berlin teil, auf der auch KWer Neon­azis anwe­send waren. Auch nach dem gescheiteten„Heldengedenken“ in Halbe 2005 macht­en KWer und Berlin­er Neon­azis gemein­same Sache: Am 14. Novem­ber marschierten sie durch Halbe und ver­sucht­en, Kränze für gefal­l­ene Wehrma­chtssol­dat­en abzuw­er­fen. Dabei wur­den sie jedoch von der Polizei gestellt.Vor dem antifaschis­tis­chen Hack­eran­griff auf das Forum des neonazistischen
Freien Wider­standes, bei dem interne Dat­en der bun­desweit­en Kam­er­ad­schaftsszene offen gelegt wur­den, gehörten auch KWer Neonazis
zu dessen Usern. Mar­cel Siepler meldete sich dort unter dem Namen „AG_KWh“ an und beteiligte sich spo­radisch an Diskus­sio­nen über rechte Musik und den Bran­dan­schlag auf das „Le monde“. Mit dem Kürzel „AG_KWh“ wur­den auch Ein­träge in Gäste­büch­er des Anti-Antifa-Networks
und den von KWer Antifa­grup­pen unterze­ich­net. Auf der Unterstützerliste
eines recht­en Auf­marsches am 3. Dezem­ber 2005 in Berlin war die „Aktion­s­gruppe Königs Wuster­hausen“ ver­merkt – die Bedeu­tung des Kürzels „AG_KWh“ scheint nun gefunden.Dass die Neon­azis zunehmend selb­st­be­wusster und offen­siv­er wer­den, zeigt ein Vor­fall im Som­mer 2005: Damals war eine Gruppe von Neon­azis in den Jugend­club „Splirtz“ einge­treten. Dieser gilt als sicher­er, da konsequent
naz­ifreier Raum und als Rück­zugs­ge­bi­et für Opfer rechter Gewalt. Die Recht­en wur­den von den BesucherIn­nen umge­hend aufge­fordert, den Club zu ver­lassen. Die Neon­azis skandierten rechte Parolen und kon­nten erst durch die Polizei vom Clubgelände gebracht wer­den. Derzeit läuft in KW ein Prozess gegen einen der beteiligten Neon­azis wegen der Verwendung
ver­fas­sungs­feindlich­er Symbole.Schon im August 2005 mussten sich Neon­azis vor dem Amts­gericht Königs Wuster­hausen verantworten.Sie wur­den wegen eines ras­sis­tis­chen Über­griffes im Jahre 2004 angeklagt,
bei dem sie drei Bhutane­sen an der Aral-Tankstelle in KW angegriffen
und ver­let­zt hat­ten. Beteiligt waren an dem Angriff u.a. Mar­cel Kindl und Jens Luchter­hand, bei­de sind in der Stadt ansäs­sig und schon mehrfach
wegen ähn­lich­er Delik­te aufge­fall­en. Mar­cel Kindl war früher bei den „Unit­ed Skins“ aktiv und nimmt noch immer an Neon­azi­aufmärschen teil.Zum fes­ten Umfeld von Mar­cel Kindl gehört u.a. Mike Turau, der in Königs Wuster­hausen wohnt. Er wurde in der Ver­gan­gen­heit eben­falls den „Unit­ed Skins“ zuge­ord­net. Regelmäßig nimmt auch er an Aufmärschen der extremen Recht­en teil. Zusam­men mit seinen Kam­er­aden Hundt und Michael Thal­heim fährt er des Öfteren mit seinem Alfa-Romeo in Flam­men-Optik durch die Stadt und beschimpft ver­meintliche AntifaschistInnen.Seit Jahren beste­ht in KW und Umland ein los­es, an Fre­und­schaften aus­gerichtetes, Net­zw­erk von Neon­azis, das die Ver­bre­itung von Informationen
und punk­tuelle Zusam­me­nar­beit ermöglicht. Diese lose Verbindung macht einen strö­mungsüber­reifend­en Kon­takt und das Aufeinandertreffen
von alteinge­sesse­nen Neon­azis wie Kindl und der jun­gen Gen­er­a­tion möglich. Zudem gelingt es den Recht­en so ein Umfeld an gle­ich­gesin­nten „Mitläufern“ aufzubauen, das sich für ver­schieden­ste Aktio­nen mobilisieren
lässt.Bei Nazi­aufmärschen im gesamten Bun­des­ge­bi­et sind KWer Neon­azis regelmäßig anzutr­e­f­fen. Zumin­d­est in Berlin find­et kaum noch ein Aufmarsch
ohne die „Kam­er­aden“ aus Königs Wuster­hausen statt. Vere­inzelt sind sie auch in deren Durch­führung involviert gewe­sen und tru­gen, wie Thomas Heuch­ler oder Manuel Arnold, Trans­par­ente ver­schieden­ster Neon­azi-Grup­pierun­gen (u.a. „BASO“ im Dezem­ber 2004; „Nationaler Wider­stand Berlin-Bran­den­burg“ eben­falls im Dezem­ber 2004, „Fire and Flames Berlin“ im August 2005).Der aktiv­en Naziszene und ihrem Umfeld gehören min­destens 15 Personen
an. Zum Kern dieser Szene gehören Manuel Arnold, Mar­cel Siepler , Sebas­t­ian Lüd­ke, Michael Thal­heim, Thomas Heuch­ler, Mike Turau und Mar­cel Kindl. Zusam­men mit etwa 10 Per­so­n­en aus ihrem Umfeld waren sie alle am 18. Juni 2005 auf ein­er, von Chris­t­ian Worch angemelde­ten Kundge­bung in Halbe anwesend.

Derzeit ist davon auszuge­hen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Neon­azis aus KW unter einem gemein­samen Label den Schritt in die Öffentlichkeit wagen. Sie treten schon jet­zt immer öfter in Erscheinung
und leg­en ein fürs andere Mal radikalere Aktions­for­men an den Tag. Vor­läu­figer Höhep­unkt ihrer Umtriebe ist ein Bran­dan­schlag auf ein Auto eines KWer Polizis­ten am 31. Okto­ber 2005. Der Anschlag in einem der Plat­ten­bau­vier­tel war offen­bar ein geziel­ter Racheakt gegen den Polizeibeamten, der sich seit 2002 als Mit­glied der Spezialein­heit „Tomeg“ (Täteror­i­en­tierte Maß­nah­men gegen extrem­istis­che Gewalt) mit der recht­en Szene in der Kle­in­stadt befasste. Vier Neon­azis im Alter von 15, 16, 17 und 24 Jahren wur­den festgenom­men. Die Polizei kon­nte die Tatverdächti­gen so schnell ermit­teln, weil sie beim Bentz­in­zapfen an ein­er nahen Tankstelle von der Überwachungskam­era gefilmt wor­den waren. Gegen den Erwach­se­nen wurde Haft­be­fehl erlassen, ein Jugendlich­er kam in ein Heim. Die Staat­san­waltschaft Pots­dam hat ein Ermittlungsverfahren
ein­geleit­et. Einem Bericht des Berlin­er Tagesspiegels (6) zu Folge, „reagierte die rechte Szene mit Wut“ auf die Fes­t­nahme. Weit­er­hin hieß es in der Zeitung „Ein Neon­azi meldete zwei Demon­stra­tio­nen „gegen Polizei­willkür“ vor der Wache in Königs Wuster­hausen an. Die Aufzüge wur­den ver­boten, die Neon­azis wichen nach Berlin aus. Etwa 50 Neonazis,
darunter frühere Mit­glieder ver­boten­er Kam­er­ad­schaften, marschierten
Anfang Novem­ber durch Pren­zlauer Berg und skandierten „Frei­heit für nationale Sozialisten“

Pots­dam, Anti Antifa Traditionsstadt

Auch wenn es still um die Pots­damer Neon­aziszene gewor­den zu sein scheint, ist sie weit­er­hin aktiv. Ein Blick auf das Jahr 2004 zeigt, dass es zudem Bestre­bun­gen gibt, bess­er organ­isierte Struk­turen aufzubauen. Organisierte
und unor­gan­isierte Szenezusam­men­hänge gibt es dabei schon seit Jahren in Pots­dam. Genau­so wie der Intellekt der Organ­isierten nicht vorschnell über­schätzt wer­den darf, darf auch die unor­gan­isierte Szene nicht für unge­fährlich gehal­ten werden.


Anti Antifas

Im Jahr 2004 wurde das so genan­nte „Anti Antifa Net­work — Sek­tion Pots­dam“ aufgedeckt. Die Home­page dieser Grup­pierung ist unregelmäßig
online und hat neben nicht-recht­en und linken Tre­ff­punk­ten und Einrichtungen
(zum Beispiel den Stadtju­gen­dring) auch mehrere namentlich genan­nte Per­so­n­en auf ihrer „Feindesliste“.Nachdem die ursprüngliche Ver­sion eine Weile nicht erre­ich­bar war, tauchte sie unter dem Label „Antiantifa Net­work“ neben weit­eren „Sek­tio­nen“
für Berlin, Bran­den­burg, Bay­ern, Sach­sen und NRW auf einem argen­tinis­chen Nazis­erv­er wieder auf. Gin­gen die ersten Ver­sio­nen wohl auf das Kon­to Pots­damer Neon­azis, schienen für die aktuelleren, optisch verbesserten Seit­en auch Berlin­er Neon­azis mitver­ant­wortlich gewe­sen zu sein. Ein Teil des ca. 20 Per­so­n­en umfassenden Kreis­es der hin­ter dieser Seite bzw. dessen Erstellern ste­ht, gehört zu einem aktivis­tis­chen Teil der Pots­damer Neon­aziszene, der unter anderem mehrere Gewalt­tat­en gegen nicht-rechte Jugendliche began­gen hat. Zumin­d­est mitver­ant­wortlich für die Home­page der „Anti Antifa Pots­dam“ ist oder war der Neon­azi Oliv­er Kalies, der sich selb­st dem Spek­trum der freien Kam­er­ad­schaften zurechnet.
Bei ihm fand im Früh­jahr 2004 eine Haus­durch­suchung statt.Die von den Neon­azis ini­ti­ierte Beze­ich­nung Anti Antifa zu übernehmen ist allerd­ings nicht unprob­lema­tisch, da dieser Begriff absichtlich gewählt ist, um neon­azis­tis­chem Aktion­is­mus und Gewalt eine schein­bare Begründung
geben. Der Begriff sug­geriert, „Anti Antifa“ wäre eine Reak­tion auf einen „linken Ter­ror“ und dient als Legit­i­ma­tion für Neon­azis aktiv gegen nicht-rechte Men­schen vorzuge­hen. Ein Blick auf die „Feindliste“ der Pots­damer „Anti Antifa“ zeigt, dass die Auswahl der dort aufge­führten Per­so­n­en eher zufäl­lig ist. Für einen „linken Ter­ror“ ste­ht dem­nach, wer sich gegen die extreme Rechte äußert oder engagiert.Der Ver­such, eine „Anti Antifa“ oder kam­er­ad­schaftliche Zusammenschlüsse
in Pots­dam zu ini­ti­ieren, ist nichts Neues. Schon Mitte der 1990er Jahre taucht­en in Pots­dam immer wieder in diese Rich­tung zie­lende Plakate und Flug­blät­ter auf. Im Dezem­ber 1998 schrieb eine Pots­damer „Anti Antifa“ an Mit­glieder der Kam­pagne gegen Wehrpflicht, Zwangs­di­en­ste und Mil­itär Dro­hbriefe. Eben­falls erhielt ein Mit­glied der Kam­pagne 1998 mehrfach tele­fonis­che Mord­dro­hun­gen. Durch eine Fangschal­tung kon­nte fest­gestellt wer­den, dass der Anruf vom Telefonanschluss
ein­er Per­son durchge­führt wurde, die dem näheren Umfeld der ehe­ma­li­gen Pots­damer Naz­iband „Prois­senheads“ zuzurech­nen ist.

Musik & Waffen

Im August 1998 taucht­en in Pots­dam Plakate ein­er Gruppe „White Youth Pots­dam“ auf. Die White Youth Ger­many war eine Gruppe die junge Neonazi
Skin­heads an „Blood & Hon­our“ her­an­führen sollte.Für medi­ales Auf­se­hen sorgte der Ver­such von Per­so­n­en des Blood & Hon­our Spek­trums im Juli 2000 gegen die linke „Die Stadt sind wir alle“ — Demon­stra­tion vorzuge­hen. Ins­beson­dere geri­eten hier die Neon­azis Dirk Horn (B & H) und Uwe Men­zel (Prois­senheads) in Ver­dacht, wobei genauer gesagt der Ver­dacht bestand eine Racheak­tion für das vorge­blich durch AntifaschistIn­nen abge­bran­nte Auto Horns sei geplant. Horn war neben Sven Schnei­der, Jens Rech­lin, Nadine Schulz, Manuela Win­kler, Hen­ning Klinz, Ron­ny Mrose und Ste­fan Rietz eine treibende Kraft bei der Organ­i­sa­tion von Nazikonz­erten aus dem Blood & Hon­our Spektrum.Zuvor war Men­zel in einen Waf­fend­eal mit der Königs Wuster­hausen­er Neon­aziszene um Carsten Szczepan­s­ki (VS-Spitzel), Ralf Luck­ow und Ron­ny Müller (Klaus­dorf) involviert gewe­sen, bei welchem er sich ein Repi­tirgewehr anschaffte. In dieser Sache mussten sich auch die Potsdamer
Tino Wies­ner, Marko Kühn und Chris­t­ian Wen­ndorf (Recht­srock­band „Landser“) gerichtlich ver­ant­worten. Ein Zeuge in der Sache war im Übrigen
der hin­länglich bekan­nte Neon­azi Hooli­gan Matthias Rettcke.Aktuell fühlt sich für das Fotografieren ver­meintlich­er poli­tis­ch­er Geg­n­er die 20-jährige Melanie Witassek ver­ant­wortlich. Ihr Doku­men­ta­tions­drang ist unge­bremst und sie ist im gesamten Bun­des­ge­bi­et auf Neon­azidemos mit ihrer Kam­er­aaus­rüs­tung unter­wegs, um ver­meintliche poli­tis­che Geg­n­er im Sinne der so genan­nten „Anti Antifa“ abzuknipsen. Witassek ist seit etwa fünf Jahren in der Neon­azi-Szene Pots­dams tätig. So scheint sie auch Verbindung zu den Musik­ern der Pots­damer Band Blood­shed (von denen einige schon bei den Prois­senheads dabei waren) zu haben. Im Bei­heft ein­er CD ist ein Foto von ihr zu sehen. Bei der Gerichtsverhandlung
gegen den Nazis­chläger Heiko Groch fotografierte Witassek BesucherIn­nen der Gerichtsver­hand­lung. In den darauf­fol­gen­den Wochen machte sie wahl­los Auf­nah­men von linken Jugendlichen in der Innen­stadt und fotografierte Gegen­demon­stran­tInnen am Rande der Neon­azide­mo am 30. Okto­ber 2004.

Anti-Antifa aktuell

Aktivis­ten der Pots­damer Anti Antifa waren bei mehreren Angrif­f­en gegen linke und alter­na­tive Jugendliche beteiligt. Darunter fällt auch der Angriff auf den Jugend- und Kul­turvere­in Chamäleon Sylvester 2002. Rund 50 rechte Jugendliche grif­f­en damals das Haus an, zer­störten Scheiben und schossen Feuer­w­erk­skör­p­er in die Räume. Der Berlin­er Dan­ny Leszin­s­ki und die Pots­damer Michael Gen­th und Thorsten Schür­mann standen deswegen
später vor Gericht. Gerne besucht die Clique um Kalies und Witassek
auch Dorffeste im Pots­damer Umland, wo für nichtrechte Jugendliche eine Bedro­hungssi­t­u­a­tion ent­stand. Mit dabei waren unter anderem Tom Singer, Sven Lisch, Jeanette Hoff­mann, Dan­ny Leszin­sky, Enri­co Paul, Jens Franke und Nan­cy Ros­ga. Viele dieser Neon­azis wohnen auch in umliegenden
Dör­fern oder mit­tler­weile in Berlin. Alle Über­fälle aufzuzählen würde bei weit­em den Rah­men eines Artikels spren­gen und ist in Inter­net Chroniken aus­führlich dokumentiert.Auffällig wurde die gute Zusam­me­nar­beit von Berlin­er und Bran­den­burg­er Neon­azis erst­mals am Rande von Prozessen in Folge des Angriffs aufs Chamöleon, eines Neon­azi-Bran­dan­schlages in KW und am Rande von Neon­azi Auf­marsches in Dres­den, Pots­dam und Berlin. Als Personenkreis
der regelmäßig auf­fällt und mit­tler­weile teil­weise daher in Haft ist gehören bzw. gehörten die Pots­damer Mar­co Helm­st­edt, Robert Meier, Max Gombert, Math­ias Klein, Stef­fen Mey­er, Roland Baum­garten, Tobias Geuner, Dustin Schlem­minger, Tom Singer, Stef­fen Ewers, Michael Gen­th, David Wal­ter, Chris­t­ian Behnke, Hagen Bey­er, Julia Müller, Jens Franke, Heiko Groch (Groc­ki), Ben­jamin Oestre­ich, Jan Wolter, Olaf Ernst, Matthias Fürst, Ste­fan Weigelt, Daniel Koli­bius, Mar­cus Schiller, Matthias Rettcke, Mike Marten (Impi), Steve Schmitzer, André Obst, Melanie Witassek
(Melle), Daniel Romeikat und Oliv­er Kalies. Aus den umliegen­den Land­kreisen gehören Sven Lisch, Jens Knöchel, Mar­tin Reichel, Oliv­er Schmidt, Thomas Pecht und Ben­jamin Forth dazu.Aktuell ste­hen etliche Ange­hörige dieses Schläger­m­i­lieus in Pots­dam wegen ver­sucht­en Mordes an zwei linken Jugendlichen seit Dezem­ber 2005 in Pots­dam vor Gericht. Neben Berlin­er Neon­azis wie Oliv­er Oeltze, Mar­cell Schmeck und Thomas Mark­graf auch die sattsam bekan­nten Pots­damer Oliv­er Kalies, Tom Singer und Thomas Pecht. Ein­er ihrer Anwälte ist der ehem. Anführer der nun­mehr ver­bote­nen Wik­ing Jugend Wol­fram Nahrath.

Extrem Rechte beim Fußball

Beim Spiel des SV Babels­berg 03 am 12. April gegen den Frank­furter FC Vik­to­ria kam es zu Pro­voka­tio­nen von etwa 50 offen­bar der recht­en Szene zuge­höri­gen Fans des Frank­furter Vere­ins. So skandierten sie Parolen und Gesänge wie „Arbeit macht frei — Babels­berg 03“, „Wir bauen eine U‑Bahn von Babels­berg nach Auschwitz“, „Juden“ und &bdquo
;Zick­za­ck, Zeck­en­pack“. Während etwa ein Vier­tel des Sta­dions darauf mit dem Ruf „Nazis raus“ reagierten, schien seit­ens Ver­ant­wortlich­er – Polizei, Ord­ner, und Ver­anstal­ter – nie­mand einen Anlass zum Ein­greifen zu sehen. Nach dem Oberli­ga-Fußball­spiel Babels­berg 03 gegen BFC Dynamo am Oster­mon­tag 2004 kam es zu hefti­gen Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen Anhängern bei­der Teams. Rechte Fans des BFC stürmten nach Ende des Spiels von der Tribüne auf das Spielfeld und baut­en sich vor dem SVB-Fan­block auf. Unter ihnen waren auch bekan­nte Gesichter der Pots­damer Neon­aziszene. Sie brüll­ten Sprechchöre wie „Juden, Juden“. Die Polizei griff erst Minuten später ein. Ein Babels­berg-Fan wurde kranken­haus­reif geschla­gen. Die Auseinan­der­set­zun­gen set­zten sich noch außer­halb des Sta­dions fort. Bere­its vor dem Spiel waren einige Pots­damer Neon­azis im Fan­laden des SVB aufge­taucht und hat­ten provozierten.Der sich­er nicht let­zte Vor­fall passierte am 14. Mai 2005 als 20 Neonazihooligans
ein Trans­par­ent mit dem Spruch „Hey ihr Zeck­en, eure Eltern sind Geschwis­ter“ und klein daneben „Pots­dam gegen links“ anbracht­en. Solche Vor­fälle durch rechte Fußball­fans bei Spie­len des SVB sind jedoch Einzelfälle. Durch die rel­a­tiv hohe Zahl link­er und anti­ras­sis­tisch eingestellter
Fans des SVB sind jene immer wieder gewalt­täti­gen Angrif­f­en und Anfein­dun­gen rechter Fans geg­ner­isch­er Mannschaften bei Auswärts- wie bei Heim­spie­len aus­ge­set­zt. Auch wer­den solche Auss­chre­itun­gen durch rechte Fußball­fans nicht sel­ten im Vor­feld geplant und im Inter­net offen dazu aufgerufen. Die Affinität eines Teils der BFC-Fan­szene zur neonazistischen
Szene ist offensichtlich.

Unor­gan­isierte Neonazis

Ein regelmäßiger Tre­ff­punkt für unor­gan­isierte Neon­azis ist der Potsdamer
Haupt­bahn­hof. Die sich hier aufhal­tenden Nazis sind eher in losen Trinker­grup­pen ver­bun­den. Der Bahn­hof ist auch Umsteigepunkt für viele Neon­azis aus den umliegen­den Dör­fern. Der Haupt­bahn­hof ist somit oft ein Ort von Pöbeleien, ver­balen und auch kör­per­lichen Angrif­f­en von Recht­en. Eine Gruppe Rechter trifft sich im Som­mer gerne am Nuthe-Ufer. Die unor­gan­isierte Szene ist ein erhe­blich­es Prob­lem in Pots­dam. Diese Neon­azis verüben oft spon­tane Angriffe, deren Aus­lös­er die falsche Hautfarbe,
ein falsch­er Blick oder die falschen Klam­ot­ten sein kön­nen. Die unor­gan­isierte Szene ist wesentlich schlechter zu beobacht­en, spon­tane Gewal­taus­brüche lassen sich nicht vorausse­hen und sich darüber hin­aus auch schlechter verfolgen.Auch in Michen­dorf und Umge­bung existiert ein recht großer Personenkreis,
aus dem her­aus oft Angriffe auf andere Jugendliche verübt wer­den. Hier fall­en immer wieder Oskar Krob, Flo­ri­an Ger­ricke, Christo­pher Schmidt und Jeanette Hoff­mann auf.

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Solare Kleinanlagen – Möglichkeiten und Grenzen

Es gibt nicht nur 5 Großkonz­erne, die in Deutsch­land Strom pro­duzieren können.
Jed­er kann das! Energie ist über­all. Und das Bau­ma­te­r­i­al find­et sich oft ein­fach­er als Men­sch denkt. Mit diesem ersten Work­shop unseres
Solar — Energie — Pro­jek­tes wollen wir Möglichkeit­en und Gren­zen solar­er Kleinan­la­gen vorstellen und erforschen.

Dabei wer­den kurz vorgestellt:

— ver­schiedene Spielarten der Windkraftnutzung 

— Solarzellen (Pho­to­voltaik)

— Biomassenutzung/Sonnenwärmenutzung mit dem
Stir­ling­mo­tor (Dif­feren­z­druck­mo­tor) aus ein­er Konservendose

— Spe­icherung — Alter­na­tiv­en zum Akku

Im prak­tis­chen Teil soll in Grup­pe­nar­beit z.B. ein MP3 Play­er, Licht (Klein­ver­brauch­er) möglichst prak­tik­a­bel und kon­stant mit Strom ver­sorgt wer­den. Ver­schiedene Rotoren, Motoren, Gen­er­a­toren und Mod­ule wer­den zur Ver­fü­gung gestellt und sollen sin­nvoll kom­biniert werden.

Die Teil­nehmer sollen:

erfahren, welche Energiemen­gen wo zur Ver­fü­gung stehen.

erfahren, wie Men­sch sie nutzen kann.

erfahren, welche Prob­leme beim Bau auftauchen.

erfahren, wie Men­sch sie lösen kann.

sich über ihr eigenes Wis­sen austauschen,
Ideen und Pro­jek­te gemein­sam entwickeln. 

1. Solar — Work­shop: Organisation:

Titel: „Solare Kleinan­la­gen – Möglichkeit­en und Grenzen“

Zeitraum: 27. Mai 2006

Ort: „Soziales Zen­trum“ Pots­dam, R.-Breitscheidstrasse 164

Teil­nehmer: Jugendliche, Jungge­bliebene, Solarf­bauer, Bastelfans …

Verpfle­gung: Gemein­sam im „Sozialen Zen­trum“ Potsdam

Kosten: 5,00 ? UKB (für Verpfle­gung, Mate­r­i­al etc.)

Ablauf­plan

10:00 Uhr: Begrüs­sung, kurze Ein­führung in die The­men­schw­er­punk­te, Mate­ri­alien und Abläufe

11:00 Uhr: Ein­führung in die wichtig­sten tech­nis­chen Fragen
Fragerunde/Diskussion

13:00 Uhr: Bastel­runde (das Gel­ernte anhand von Auf­gaben­stel­lun­gen frei überprüfen/erleben)

17:00 Uhr Auswer­tung und Diskus­sion der Ergebnisse
(weit­ere Work­shopthe­men, Anwendungsbeispiele/möglichkeiten, Utopie)
Mitmachen? 

Ist euer Inter­esse geweckt? Dann schnell anmelden!

Kon­takt

Vere­in zur Förderung inno­v­a­tiv­er Wohn- und Lebens­for­men e.V.

R.-Breitscheidstr. 164

14482 Pots­dam (Ger­many)

Tel.: 0049 – (0)331 – 704427051

Inter­net: www.foerderverein-inwole.de

Mail: info@foerderverein-inwole.de

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Ab Morgen wieder Vokü und Bibliothek im Chamäleon

Ab Mittwoch, dem 17.5.06 gibt es wieder:
jeden Mittwoch ab 20.00 uhr die zeitweilig eingestellte Vokü (vegan)im “konte[:x]t”/chamäleon e.v.
h.-elflein-str.32

Außer­dem ist die freie Bib­lio­thek “konte[:x]t” wieder immer
Mi, Fr, So 16–20 uhr geöffnet.

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Aufklärung und Unterstützung

Am 23.03.2006 sprang der Keni­an­er Joseph Math­enge aus einem Fen­ster im
ersten Stock der Aus­län­der­be­hörde Frank­furt (Oder). In Panik und aus
Angst vor der Abschiebung, die an diesem Tag vol­l­zo­gen wer­den sollte,
zog er sich sehr schwere Ver­let­zun­gen zu und ist jetzt
quer­schnitts­gelähmt. Dabei wollte Herr Math­enge ger­ade einen neuen
Lebens­ab­schnitt begin­nen und seine Frank­furter Lebens­ge­fährtin heiraten. 

Die rest­lose Aufk­lärung dieses Vor­fall­es hat für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
in Frank­furt (Oder) weit­er­hin hohe Priorität. 

Lei­der ist dieser tragis­che Vor­fall nicht der einzige Fall, in dem das
Vorge­hen der Aus­län­der­be­hörde Frank­furt (Oder) frag­würdig erscheint.
Zahlre­iche andere Berichte zeigen, dass die Behörde sehr restriktiv
vorge­ht und den Ermessensspiel­raum bei Entschei­dun­gen kaum beachtet. Im
Inter­esse der Betrof­fe­nen Men­schen und auch im ure­igen­sten Inter­esse der
Stadt kann dies nicht so bleiben, denn ger­ade als Uni­ver­sitätsstadt ist
Frank­furt auf Weltof­fen­heit und Tol­er­anz angewiesen. 

Auch wenn dieser aktuelle Fall für Frank­furt (Oder) zum Glück einmalig
ist, ste­ht er doch auch in Zusam­men­hang mit der restriktiven
bun­des­deutschen Aus­län­der­poli­tik: Nach Zahlen der Antirassistischen
Ini­tia­tive in Berlin für den Zeitraum von 1993 bis 2004 töteten sich 125
Men­schen selb­st angesichts ihrer dro­hen­den Abschiebung oder star­ben beim
Ver­such, vor der Abschiebung zu fliehen. Min­destens 575 Flüchtlinge
haben sich aus Verzwei­flung oder Panik vor der Abschiebung oder aus
Protest gegen die dro­hende Abschiebung selb­st ver­let­zt oder versuchten
sich umzubrin­gen und über­lebten zum Teil schw­er ver­let­zt. BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN in Frank­furt (Oder) set­zen sich deshalb auch bun­desweit für ein
humaneres Asyl- und Aus­län­der­recht ein. 

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN möcht­en deut­lich machen, dass uns Herr Math­enge in
Frankfurt/Oder willkom­men ist. Neben den gravieren­den pysis­chen und
psy­chis­chen Auswirkun­gen sein­er Flucht vor der dro­hen­den Abschiebung
kom­men nun auch hohe materielle Kosten auf ihn zu, nicht zulet­zt, da ein
roll­stuhlgerechter Umbau sein­er Woh­nung notwendig ist. Wir möcht­en Herrn
Math­enge dabei unter­stützen diese ein­schnei­den­den Auswirkun­gen zu
bewälti­gen. Wir rufen die die Frank­fur­terin­nen und Frank­furter dazu auf,
uns dabei zu unter­stützen und bit­ten hier­für um Spenden auf unser Konto 

Spendenkonto:
Bündnis90/Die Grü­nen Frank­furt (Oder)
Stich­wort: Joseph Mathenge
Kto-Nr.: 36 000 69 399
BLZ: 170 550 50, Sparkasse Oder-Spree 

*********************************
Jörg Gleisenstein
Annen­str. 4
D‑15230 Frank­furt (Oder)
Tel.: +49–335-2803440
mobile: +49–176-24222822

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Stolpersteine gegen den Faschismus in Frankfurt (Oder)

Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Faschis­mus gedacht­en in Frank­furt (Oder) mehrere AntifaschistIn­nen mit der Über­nahme von Stolper­stein-Paten­schaften an die Opfer Hitlerdeutsch­lands. Der Kün­stler Gunter Dem­nig erin­nert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem let­zten selb­st­gewählten Wohnort Gedenk­tafeln aus Mess­ing ins Trot­toir ein­lässt. Bis heute hat er fast 8.000 Steine in 151 Ortschaften verlegt. 

Junge frank­furter AntifaschistIn­nen über­nah­men eine Paten­schaft für den Wider­stand­skämpfer Her­bert Jen­sch. Um das Pro­jekt zu finazieren ver­steigerten sie vor eini­gen Tagen Büch­er und LPs in einem Jugend­klub. Der Bund der Antifaschis­ten spendete einen Stolper­stein für Max Han­ne­mann. Ins­ge­samt wur­den an dem Feiertag 5 Stolper­steine geset­zt: für Her­bert Bojan, einem Zeu­gen Jehowa (Große Müll­ros­er Str. 23d); für das jüdis­che Ehep­aar Rosa und Lud­wig Fürst, der 1943 im KZ Auschwitz ermordet wurde (Zehme­platz 14); Nis­sel Weiss­mann (Lin­den­straße 29); Albert Fellert, jüdis­ch­er Kom­mu­nist der 1942 in Auschwitz ermordet wurde (Karl-Marx-Str. 184) und die bere­its genan­nten Max Han­ne­mann und Her­bert Jen­sch in der Kleinen Oder­strasse 7. 

Max Han­ne­mann wurde am 7. Juni 1899 in Frank­furt (Oder) geboren und wuchs in ein­fachen Ver­hält­nis­sen auf. Aus sozialen grün­den kon­nte seine Beruf­swun­sch Apothek­er zu wer­den, nicht erfüllt wer­den. Er arbeit­ete in der Frank­furter Steingut­fab­rik Paetsch. Dort set­zte er sich als aktives Mit­glied des Betrieb­srates für die Belange sein­er Kol­legIn­nen ein. Zusam­men mit sein­er Frau Helene Strehl betätigte sich Han­ne­mann in der „Roten Hil­fe“. 1931 trat­en bei­de in die Kom­mu­nis­tis­che Partei Deutsch­lands ein. Ihre Woh­nung in der Großen Schar­rn­straße 1 wurde zu einem Tre­ff­punkt kom­mu­nis­tis­ch­er Funk­tionäre. Am 27. Feb­ru­ar 1933 wurde ihr Sohn Kon­rad in Frank­furt (Oder) geboren. 

Im Feb­ru­ar 1933 wurde Hane­mann poli­tis­ch­er Leit­er des Unter­bezirks Frank­furt (Oder) und organ­isierte eine Wider­stands­gruppe von 60 Antifaschis­ten. Am 5. Dezem­ber 1934 ver­haftete eine Gruppe SS-Leute Han­ne­mann. Tags darauf auch seine Frau. 

Die Nazis folterten ihn bes­tialisch und war­fen aus dem Gestapo-Gefäng­nis (heutige Musikschule) auf das Treibeis der Oder. Im April 1935 verurteil­ten sie Han­ne­mann wegen Vor­bere­itung von Hochver­rat zu fünf Jahren Zuchthaus und seine Frau zu einem Jahr Gefäng­nis. Nach Ver­büßung der Strafe im Zuchthaus Luck­au und im berüchtigten Lager Aschen­dor­fer Moor im Dezem­ber 1939 ver­hängte die Gestapo gegen ihn einen so genan­nten Schutzhaft­be­fehl und lieferte ihn in das Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen ein. Aus dem Block 67 des KZ erre­ichte seine Frau und seinen Sohn eine let­zte Nachricht vom Feb­ru­ar 1945. Danach ver­lor sich die Spur. Häftlingskam­er­aden sagten im Som­mer 1945 aus, Max Han­ne­mann wäre „auf Trans­port“ in das KZ Bergen Belsen geschickt wor­den. Ob er tat­säch­lich nach Bergen Belsen gebracht wurde oder noch im KZ Sach­sen­g­hausen ermordet wurde, lässt sich nicht ermitteln. 

Her­bert Jen­sch wurde am 13 August 1900 Bres­lau geboren. Jen­sch arbeit­ete 1919–20 beim Reich­swasser­schutz auf der Oder in Bres­lau und wurde dann nach Frank­furt (Oder) ver­set­zt. Von 1921 bis 1939 ver­richtete er Not­stand­sar­beit­en und betätigte sich als Schloss­er in ver­schiede­nen Frank­furter Betrieben. 1923 trat er in die KPD ein und war in den Jahren 1929–33 Stadtverord­neter der KPD und 1930–33 Vor­sitzen­der der Orts­gruppe der KPD in Frank­furt (Oder). 1930 wurde Jen­sch Prov­inzial­land­tags-Abge­ord­neter der KPD in Brandenburg. 

Her­bert Jen­sch wurde am 2. März 1933 ver­haftet und als Schutzhäftling ins KZ Son­nen­burg und danach ins Gefäng­nis Plötzensee sowie im Unter­suchungs­ge­fäng­nis Moabit gebracht. 

Nach sein­er Ent­las­sung arbeit­ete er in den Jahren 1935–39 als Mas­chin­ist in der „Ostquell­brauerei Frank­furt (Oder)“ und Heiz­er auf dem Dampfer „Großer Kur­fürst“ der Schle­sis­chen Dampfer­kom­panie. 1939 wurde er zur Marine einge­zo­gen und sta­tion­ierte später in Brest.In den Jahren 1941–44 beute er Verbindun­gen zur franzö­sis­chen Hafe­nar­beit­ergew­erkschaft und zur Resis­tance auf. Am 5 Juni.1944 wurde Jen­sch auf offen­er Straße in Brest von SS-Leuten erstochen.

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Kritik an Brandenburger Verfassungsschutz

(PNN) Innen­stadt — Ent­ge­gen ein­er Bitte des Pots­damer Ver­wal­tungs­gerichts, habe der Ver­fas­sungss­chutz des Lan­des Bran­den­burg weit­er­hin den Ver­fas­sungss­chutzbericht 2004 ver­bre­it­et. Das warf die Kam­pagne gegen Wehrpflicht, Zwangs­di­en­ste und Mil­itär gestern dem Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz vor. Die Kam­pagne über­gab dem Ver­fas­sungss­chutz gestern sym­bol­isch mehrere zer­ris­sene Exem­plare des Berichts. 

Im Bericht heißt es: Gegen den Vor­beter der Pots­damer Al-Farouq-Moschee, Kamal Abdal­lah, wurde der Vor­wurf erhoben, ein „Has­spredi­ger gegen den West­en, seine Lebensweise und die Ungläu­bi­gen“ zu sein. Der Imam klagt zur Zeit gegen den Ver­fas­sungss­chutz vor dem Ver­wal­tungs­gericht auf Löschung dieser Pas­sage (PNN berichteten). Das Gericht hat­te in diesem Zusam­men­hang die Bitte geäußert, bis zum Ende des Ver­fahrens den Bericht nicht weit­er zu ver­bre­it­en, so Falk Richter von der Kam­pagne gegen Wehrpflicht. „Auf eine Anfrage beim Ver­fas­sungss­chutz hieß es, die Buch­form ist ver­grif­f­en“, so Lutz Böde von der Kam­pagne. Er sei auf die Inter­netver­sion ver­wiesen wor­den, die frei von Änderun­gen zum Herun­ter­laden bere­it ste­ht. Die Kam­pagne warf dem Ver­fas­sungss­chutz gestern vor, auf diese Weise zu ver­suchen, den eigentlichen Gedanken, der hin­ter der Bitte des Gerichts ste­ht, zu umge­hen. Die Lei­t­erin des Refer­ats Öffentlichkeit­sar­beit des Ver­fas­sungss­chutzes, Ute Intveen-Trepp­mann, wies dies zurück. Die Vere­in­barun­gen zwis­chen Gericht und Ver­fas­sungss­chutz bezö­gen sich auss­chließlich auf die Buch­form des Berichts und die sei nicht „ver­grif­f­en“, son­dern „stünde nicht zur Ver­fü­gung“. Man sei der Bitte also gefol­gt, so Intveen-Trepp­mann. In Kürze erwarte sie den Gerichts­beschluss über die Klage des Imam. 

Bitte ver­lassen sie das Objekt!

Lutz Boede von der Kam­pagne gegen Wehrpflicht scheit­ert bei der Ein­nahme der Verfassungsschutzzentrale

(MAZ) POTSDAM-MITTE Gestern, 11 Uhr, Haus G, Zugang GA, zweit­er Stock. Lutz Boede klin­gelt. Beim Ver­fas­sungss­chutz in der Hen­ning-von-Tresck­ow-Straße. Der Aktivist der Kam­pagne gegen Wehrpflicht will mit Kol­lege Falk Richter den Ver­fas­sungss­chutzbericht abgeben. Zer­schred­dert in einem blauen Plas­tik­sack. Weil auf Seite 121 “strafrel­e­vante Äußerun­gen” gegen den Imam der Pots­damer Al-Farouq-Moschee stün­den, so Boede. Gegen den im Dossier enthal­te­nen “Hassprediger”-Vorwurf hat der Imam geklagt. Auf der Inter­net­seite des Ver­fas­sungss­chutzes wür­den die bere­its richter­lich kri­tisierten Behaup­tun­gen aber nach wie vor ver­bre­it­et, so Richter. 

Nach fünf Minuten öffnet eine Frau: “Wer seid ihr denn? Einen Moment, bitte.” Sie ver­schwindet hin­ter der elek­tro­n­isch gesicherten Glastür. Hinein kommt nur, wer den Zahlen­code ken­nt. Die Besuch­er sind nicht angemeldet. “Die Aktion wurde am Tele­fon und per E‑Mail aus­führlich besprochen”, sin­niert Richter, “das müssten die doch wissen.” 

Aber nichts tut sich. Boede klopft an die Glastür, tele­foniert: “…wär´ schön, wenn wir nicht noch ´ne Vier­tel­stunde warten müssen.” Der tech­nis­che Leit­er des Innen­min­is­teri­ums ist plöt­zlich da. “Bitte ver­lassen sie das Objekt!” Die Del­e­ga­tion bleibt stand­haft. “Hal­lo”, ruft Boede den drei sich hin­ter der Glastür bewe­gen­den Schat­ten zu. “Sie haben eine Dien­stpflicht.” Und leis­er: “Bei der Stasi wäre man längst rein­ge­lassen worden.” 

Eine Frau Fro­hberg von der Press­es­telle erscheint, sie will jeman­den anrufen. Dann ist Edel­traud Schulz vom Ein­lass mit zwei Polizis­ten zur Stelle. Zwei weit­ere wollen die Per­son­alausweise der Ver­sam­melten sehen. “Machen Sie mal bitte auf, hier ist die Polizei, die richtige”, ruft ein Beamter. Vergeblich. 

Nach 40 Minuten ist Ute Int- veen-Trepp­mann, Chefin der Öffentlichkeit­sar­beit des Ver­fas­sungss­chutzes, gesprächs­bere­it. Aber nur draußen: Im Foy­er zwis­chen barock­en Put­ti von der Lust­garten­mauer hört sie geduldig zu. Nach Prü­fung eines “Pro­tokolls” werde die Inter­net­seite geän­dert, ver­sichert sie. Edel­traud Schulz thront wieder in ihrer Ein­lass­loge: “Erst anmelden, ich rufe dann an.”

Inforiot