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Kundgebung in Wollin

Bericht von der Kundge­bung am 6. Mai 2006 in Wollin/Brandenburg bei K. Gro­pler, ehe­ma­liger SS-Ange­höriger und Teil­nehmer am Mas­sak­er im August 1944 in Sant Anna/Italien

(Gegen den Schlussstrich auf Indy­media, Bilder hier) Im Rah­men des bun­desweit­en Aktion­stages zu den Mas­sak­ern in Sant Anna durch die 16. Panz­er­grenadier­di­vi­sion, bei dem sieben ehe­ma­lige Ange­hörige dieses SS-Ver­ban­des an ihren Wohnorten besucht wur­den, mobil­isierte die Ini­tia­tive gegen den Schlussstrichn sowie die VVN-Berlin zu ein­er Kundge­bung ins bran­den­bur­gis­che Wollin. Hier lebt Karl Gro­pler, Jahrgang 1923, der vom Mil­itärg­ericht in La Spezia gemein­sam mit neun anderen ehe­ma­li­gen SS-Ange­höri­gen im Juni 2005 zu lebenslanger Haft wegen sein­er Beteili­gung an dem Mas­sak­er verurteilt wurde.

An der Kundge­bung am 6. Mai 2006nahmen cir­ca 50 Per­so­n­en teil. Beim vere­in­barten Tre­ff­punkt an der Abfahrt von der Auto­bahn, waren bere­its drei PKWs mit Faschos, die sich jedoch schnell nach Wollin ver­pis­sten, es sich aber nicht nehmen ließen, demon­stra­tiv die Leute abzufilmen.

Bei der Ein­fahrt in den Ort fiel als erstes ein Trans­par­ent ins Auge: “Wollin begrüßt seine Gäste”. Ob sie uns damit mein­ten? Bere­its im Vor­feld war in der regionalen Presse erstaunlich aus­führlich und sym­pa­thisierend über die Hin­ter­gründe der Mobil­isierung informiert wor­den. Mehrere Jour­nal­is­ten hat­ten sich die Mühe gemacht, in den Ort zu fahren und Leute direkt zu den Vor­wür­fen gegen Gro­pler zu interviewen.

Eben­falls anwe­send waren sechs Wan­nen Bullen, die sich zu Beginn der Haupt­strasse aufge­baut hat­ten, in der Gro­pler wohnt. Sie macht­en anfangs ziem­lich Stim­mung, indem sie beton­ten, dass “die Bevölkerung” ziem­lich schlecht auf uns zu sprechen sei, da die ganze Angele­gen­heit “von außen so hochgeschaukelt” wor­den sei. Sie kön­nten daher nicht für unsere Sicher­heit garantieren, wenn wir uns außer­halb der genehmigten Route bewe­gen würden.

Die 50 Leute stell­ten sich dann mit dem Laut­sprecher­wa­gen auf. Die Leit­trans­par­ente lauteten: “Opfer entschädi­gen, NS-Täter bestrafen” sowie: “Sofor­tige Anklageer­he­bung gegen SS-Täter wegen Sant Annna”.

Die Faschos waren eben­falls zur Stelle und skandierten Naziver­brechen ver­harm­losende Parolen. Damit war schnell Schluss.

Die Bullen macht­en dann die Zufahrt zur Haupt­strasse ziem­lich dicht, so dass nur noch wenig Hin und Her zwis­chen Kundgebungsbesucher/inne/n und Dorf­bevölkerung zu verze­ich­nen war. Den­noch gin­gen mehrere der Demon­stran­tinnen auf die doch zahlre­ich­er als erwartet auf der Straße Ste­hen­den zu und verteil­ten Flug­blät­ter. Erstaunlich viele nah­men diese Flug­blät­ter ent­ge­gen und hörten sich die Rede­beiträge an. Natür­lich gab es aber auch viele Kom­mentare wie: Jet­zt lasst doch den alten Mann in Ruhe oder, Jet­zt muss doch mal langsam gut sein mit diesen Sachen.

Dann bewegte sich die Demon­stra­tion bis zur Haus­num­mer 11 in der Haupt­strasse und damit in Sichtweite des Haus­es von Karl Gro­pler, der dort in Num­mer 16 wohnt. Dort gab es Rede­beiträge zum his­torischen Hin­ter­grund von Sant Anna, zur jus­tiziellen Aufar­beitung von NS-Ver­brechen, es gab Orig­i­nal-Zitate von Über­lebende, die aus dem Film “Tode­sen­gel” (2002) geschnit­ten waren sowie eine Grußadresse von dem Über­leben­den Enio Mancini.

Dazwis­chen wurde ital­ienis­che Par­ti­sa­nen­musik abgespielt.
Außer­dem wurde eine kleine Ausstel­lung zwis­chen Bäu­men aufge­hängt, auf der die wichtig­sten Fak­ten zu dem Mas­sak­er in Sant Anna nachge­le­sen wer­den kon­nten. Und auch hier blieben Bewohner/innen ste­hen, um sie sich anzusehen.
Nach einein­halb Stun­den war die Kundge­bung zuende. Sie wurde mit der Ankündi­gung been­det, so oft wiederzukom­men, bis Gro­pler im Zug nach Ital­ien sitzt, um seine Haft anzutreten oder ein Ver­fahren hier eröffnet werde.

Vor Ort waren einige Jour­nal­is­ten, unter anderem der rbb, der abends einen Fernse­hbeitrag aussendete, und auch ein hol­ländis­ch­er Journalist.

Die Presse im Vor­feld wie im Nach­hinein und auch die Stim­mung vor Ort zeigen deut­lich, dass wir unser erstes Ziel erre­icht haben, das Schweigen in Wollin zu durch­brechen und im Rah­men des Aktion­stages Öffentlichkeit über das Mas­sak­er wie über noch lebende Täter herzustellen. Eine gute Erfahrung, an die wir jet­zt anknüpfen können.

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Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz

Eber­swalde (Barn­im) — Bei ein­er Per­so­n­enkon­trolle in der Frank­furter Allee wurde in der Nacht zu Fre­itag bei einem 20-Jähri­gen ein Briefchen mit ein­er gerin­gen Menge betäubungsmit­telverdächtiger Sub­stanz festgestellt.
Die verdächtige Sub­stanz wurde sichergestellt und gegen den Beschuldigten wurde Anzeige erstattet.

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Verbände sehen schwarz für die Natur

Die Naturschutzver­bände wer­fen der SPD/C­DU-Lan­desregierung eine ver­fehlte Umwelt­poli­tik vor. »Wir sehen eine deut­liche Abkehr von den ein­sti­gen Zie­len«, sagte der Lan­deschef des Naturschutzbun­des (NABU), Tom Kirschey, gestern in Pots­dam. »Während Bran­den­burg in den 90er Jahren in diesem Bere­ich bun­desweit­er Vor­re­it­er war, ist es inzwis­chen im hin­teren Mit­telfeld der Län­der angekommen.« 

Der frühere Umwelt­min­is­ter und heutige Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) hülle sich in Schweigen. Das Sagen habe Umwelt­min­is­ter Diet­mar Woid­ke (SPD). »Der aber lässt sich vom Koali­tion­spart­ner CDU treiben«, schätze Kirschey ein. Die Union betra­chte Naturschutz lediglich als Investi­tions­bremse und ver­suche bere­its seit Jahren, die vorhan­de­nen Bes­tim­mungen weit­er zurück­z­u­fahren. Angesichts dessen, dass die SPD sich pas­siv ver­halte, habe die CDU damit auch Erfolg. 

Scharf kri­tisieren die Ver­bände den Geset­zen­twurf zum Bürokratieab­bau, den der Land­tag am kom­menden Mittwoch in erster Lesung behan­delt. »Das Regel­w­erk führt keines­falls zu weniger Bürokratie, dafür aber zu weniger Schutz für unsere Lebens­grund­la­gen«, meinte Axel Kruschat, Lan­des­geschäfts­führer des Bun­des für Umwelt und Naturschutz (BUND). Die vorge­se­hene Abschaf­fung des Ver­band­sklagerecht­es habe gravierende Auswirkun­gen auf den Naturschutz. Ein Beitrag zum Abbau von Bürokratie sei das jedoch nicht. Nur etwa vier von jährlich 100 Ver­wal­tungs­gerichtsver­fahren im Naturschutzbere­ich seien Ver­band­skla­gen, ver­sicherte Axel Kruschat. Aber die Möglichkeit der Ver­band­sklage zwinge die Ver­wal­tun­gen, das bran­den­bur­gis­che Naturschutzge­setz ernst zu nehmen. 

Das Gesetz befördere nicht den Bürokratieab­bau, erk­lärte auch Kirschey. »Es han­delt sich vielmehr um ein Demokratieab­bauge­setz.« Ähn­lich­es sei schon bekan­nt. Nach­dem vor zwei Jahren mit der neuen Baum­schutzverord­nung die bis dahin stren­gen Schutzbes­tim­mungen gestrichen wor­den sind, werde auf Pri­vat­grund­stück­en radikal abge­holzt, erin­nerte Kruschat. In eini­gen Gemein­den fie­len bis zu 80 Prozent der alten Bäume. Kaum jemand pflanze neu an. Nun fehle es an »Schat­ten­spendern, Sauer­stoff­pro­duzen­ten und Nist­plätzen für die Vögel«, klagte Kruschat.
Der CDU-Land­tagsab­ge­ord­nete Dieter Dom­brows­ki nan­nte die Vor­würfe der Ver­bände unbe­grün­det und haltlos. 

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Minister will weniger Gymnasiasten

Potsdam/Frankfurt (Oder) — Bran­den­burgs Bil­dungsmin­is­ter Hol­ger Rup­precht (SPD) will Schülern einem Zeitungs­bericht zufolge den Weg auf das Gym­na­si­um erschw­eren. Die Quote liege bere­its bei 45 Prozent und steige weit­er, sagte Rup­precht der Märkischen Oderzeitung vom Fre­itag. Er wolle ver­hin­dern, »daß Kinder aufs Gym­na­si­um müssen, die dort über­fordert wer­den«. Wer zwei Zugangskri­te­rien nicht ein­deutig erfülle, müsse in ein Auswahlver­fahren. Dabei müsse der Bewer­ber an einem Gym­na­si­um drei Tage lang Probe­un­ter­richt über jew­eils vier Stun­den nehmen. Drei Lehrer beurteil­ten die Eig­nung des Schülers. Sagten sie ein­stim­mig nein, sei der Bewer­ber durchgefallen.

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Schülerstreik in Eberswalde

Seit Mon­tag hal­ten Jugendliche ein­er von Schließung bedro­ht­en Ober­schule ihre Bil­dung­sein­rich­tung beset­zt. Das bran­den­bur­gis­che Bil­dungsmin­is­teri­um will die Sache aussitzen

Bürg­er­meis­ter – du mußt gehen! Unsere Schule bleibt beste­hen!« Das Trans­par­ent hängt aus einem Fen­ster im 2. Stock in der Albert-Ein­stein-Ober­schule in Eber­swalde, nördlich von Berlin. 

Seit Mon­tag ist die Schule beset­zt. 150 bis 200 Schüler ver­brin­gen Tag und Nacht in den Klassen­z­im­mern, um die Eröff­nung von zwei siebten Klassen im kom­menden Schul­jahr zu fordern. Dafür haben sich bis­lang nur 33 Schüler angemeldet, doch auf­grund ein­er Vorschrift des Bran­den­burg­er Bil­dungsmin­is­teri­ums muß es min­destens zwei Klassen mit je 20 Schülern geben, damit über­haupt siebte Klassen ein­gerichtet wer­den. Ohne siebte Klassen­stufe steigt die Wahrschein­lichkeit, daß die Schule in den näch­sten Jahren aufgelöst wird. 

Statt nor­malen Schul­be­triebs gibt es diese Woche »Alter­na­tivun­ter­richt«, bei dem die siebten bis neun­ten Klassen von Schülern aus der zehn­ten unter­richtet wer­den. »Man lernt nicht so viel wie im nor­malen Unter­richt«, sagt Den­nis aus der Siebten, »aber es macht Spaß.« 

Den­noch nehmen rund zwei Drit­tel der 450 Schüler weit­er­hin am nor­malen Unter­richt teil. »Es ist mir zu bunt«, begrün­det ein­er seinen Streik­bruch. Während die Schüler im Unter­richt so gelang­weilt guck­en wie immer, haben die Streik­enden viel zu tun. Ste­fani, die im vierköp­fi­gen Streikkomi­tee arbeit­et, erzählt nicht ohne Stolz, in den ersten vier Streik­ta­gen nur sieben Stun­den geschlafen zu haben.
Bre­ite Unterstützung
Es war ein Buch, das die Schüler auf die Idee brachte. Der Philosoph Rain­er Thiel hat­te es über einen erfol­gre­ichen Schüler­streik an der Ober­schule Storkow im Jahr 2000 geschrieben, und ist let­zte Woche zu ein­er Vor­lesung nach Eber­swalde gereist. Stephan, ein Aktivist des Storkow­er Streiks, tut auch einiges für die Organisation. 

Der Sozial­diakon des Evan­ge­lis­chen Gemein­dezen­trums, Hartwin Schulz, mis­cht sich kräftig ein. Er war es, der vor zwei Wochen eine Demon­stra­tion für den Erhalt der Schule organ­isierte. Vor der Schule hielt er einen Gottes­di­enst »Gegen die Lüge der Poli­tik­er« ab – seine Kirchen­vorge­set­zten hat­ten ver­sucht, diese Ver­anstal­tung zu unterbinden. 

Die Unter­stützung ist groß. Im Gemein­dezen­trum wird Suppe gekocht. Ein Ede­ka-Markt spendet Min­er­al­wass­er. Ein Restau­rant schenkt 20 Kilo Spaghet­ti. Senioren sam­meln Unter­schriften. Schüler vom benach­barten Gym­na­si­um Finow organ­sisierten eine kleine Kundge­bung. Den ganzen Tag tele­fonieren Schüler umher oder ziehen durch die Stadt, um Geld und Essen einzusam­meln. Woher die große Zus­tim­mung? Ste­fani aus der zehn­ten meint, es gehe nicht nur um die Schule, son­dern um das ganze Bran­den­bur­gis­che Vier­tel. Die Plat­ten­bausied­lung hat eine offizielle Arbeit­slosen­quote von 25 Prozent. Viele Ein­wohn­er befürcht­en, daß wenn die Schule dicht­macht, Bäck­er schließen müssen, Buslin­ien weg­fall­en und die soziale Infra­strukur weit­er aus­gedün­nt wird. 

Deshalb sind auch die Aktivis­ten der Mon­tags­demos dabei. Am Mon­tag, als der Streik los­ging, hat­ten sie mit demon­stra­tivem Schwarz­fahren gegen die Stre­ichung des Sozialtick­ets protestiert. »Die Schüler haben uns natür­lich die Show gestohlen!« sagt Albrecht Triller und lacht. Die Mon­tags­de­mo beschloß eine Sol­i­dar­ität­serk­lärung mit den Streikenden.
Öffentliche Versammlung
Zur Streikver­samm­lung am Don­ner­stag kam neben Hun­derten Eltern und Schülern auch die Schul­rätin des Land­kreis­es. Die Schüler behar­rten darauf, daß die Schulkon­ferenz öffentlich im Schul­hof tagt. 

Die Vorschrift, die eine Min­destzahl von 40 Schülern festschreibt, kann nur vom Min­is­ter aus­ge­set­zt wer­den. Die Schüler hat­ten einen Forderungskat­a­log an das Min­is­teri­um in Pots­dam geschickt, in dem es heißt: »Es ist für die Eröff­nung von 7. Klassen nicht entschei­dend, ob 40 oder 33 Schüler eine Anmel­dung vorlegen«. 

Die Antwort des Min­is­teri­ums war knapp: »Wir wer­den mit den Schülern nicht ver­han­deln.« Die anwe­sende Schul­rätin darf nichts entschei­den. Und so muß der Streik fort­ge­set­zt wer­den, bis ein Vertreter des Min­is­teri­ums erscheint. 

Dabei hat diese Schule keinen Ruf als beson­ders links oder kämpferisch. Der Direk­tor hätte sich so eine Ak­tion nie vorstellen kön­nen. Rolf Richter vom Stadt­bil­dungsauss­chuß erk­lärt es so: »Mit der katas­trophalen Bil­dungspoli­tik in Bran­den­burg mußte es dazu kom­men, wo ist eher Zufall. Aber ich wäre als Schüler auch auf die Bar­rikaden gegangen«. 

Und so machen die Streik­enden, die vor ein­er Woche noch ganz nor­male Schüler waren, tapfer weit­er. Abends um halb zehn müssen sie schlafen gehen, früh um halb acht wird geweckt. Aber an einen Abbruch der Beset­zung denkt kein­er. »Auch wenn es ein Jahr dauert«, sagt Jule aus der Zehnten.

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Stolpersteine auch in Hennigsdorf

Hen­nigs­dorf — Die Gehweg­plat­ten an der Neuen­dorf­s­traße in Hen­nigs­dorf sind schon ent­fer­nt. Kräftig rammt ein Arbeit­er eine spitze Eisen­stange immer wieder ins Erdre­ich. Schließlich ist genug Platz für die vier Stolper­steine, die Gunter Dem­nig an dieser Stelle ver­legt. Der Köl­ner Kün­stler startete die Aktion im Jahr 1992. Seit­dem platzierte er in ganz Deutsch­land schon fast 8000 Steine mit Met­allplat­ten mit Namen und Lebens­dat­en jew­eils genau dort, wo einst spätere Opfer des Faschis­mus lebten. 

Stolper­steine brachte Dem­nig in den ver­gan­genen Tagen nach Frank­furt (Oder), Fürsten­walde, Erkn­er, Schöne­iche und Oranien­burg. Seit gestern liegen in Hen­nigs­dorf neun solche Steine, vier davon erin­nern an der Neuen­dorf­s­traße an die Eheleute Ernst und Dora Blaschke und ihre Töchter Liesel und Ursel. 

Der Diplom-Inge­nieur Ernst Blaschke arbeit­ete als Direk­tor bei den AEG-Fab­riken. Die jüdis­che Fam­i­lie wohnte in der Neuen­dorf­s­traße 46. Das Haus ist in den 1990er Jahren abgeris­sen wor­den. »Es stand hin­ter diesem Zaun«, erzählte gestern der pen­sion­ierte Biolo­gielehrer Dr. Hel­mut Fritsch, der das Pro­jekt Stolper­steine nach Hen­nigs­dorf holte. Der Blick fällt heute auf eine ungepflegte Wiese neben einem alten Feuer­wehrge­bäude. Im Dezem­ber 1933 flüchteten die Blaschkes vor den Nazis. Sie emi­gri­erten nach Spanien. Dort ver­liert sich ihre Spur. 

Nur wenige Schritte weit­er, vor der Haupt­straße Num­mer 13, ver­legte Dem­nig am Don­ner­stagvor­mit­tag einen weit­eren Stolper­stein für Else Lach­mann, die 1943 ins KZ Auschwitz deportiert wurde. Else Lach­manns Mann führte ein Uhrma­chergeschäft in der Haupt­straße 13. Als er 1934 starb über­nah­men Frau und Sohn den Laden. »Die Ein­gangstür und das Schaufen­ster daneben sehen noch genau so aus wie früher«, sagt Wolf­gang List, der in dem Haus aufwuchs, das schon damals sein­er Fam­i­lie gehörte. Heute betreten die Kun­den ein Friseurgeschäft, dessen Inhab­er Wolf­gangs Brud­er Siegfried ist. Damals gab es neben dem Uhrma­ch­er-Laden rechts auf der linken Seite noch ein Lebens­mit­telgeschäft. In der Pogrom­nacht am 9. Novem­ber 1938 plün­derten von einem SS-Mann ange­führte Nazis den Uhrma­ch­er-Laden. Sie zer­schlu­gen auch die Schaufensterscheibe. 

Wolf­gang List war sein­erzeit ger­ade ein­mal fünf Jahre alt, aber an den 9. Novem­ber 1938 erin­nert er sich genau. Der kleine Junge ver­stand nicht, was da vor sich ging. Er fand es jedoch unge­heuer­lich, dass Erwach­sene eine Scheibe zer­stören und die Polizei kommt nicht.
In dieser Nacht war­fen SA-Leute eben­falls die Scheibe des jüdis­chen Kauf­manns Lud­wig Gold­stein in der Wald­straße 40 ein. Gold­stein hat­te bei dem Dro­gis­ten Hans Brock­mann Räume zum Wohnen und für ein Schuhgeschäft gemietet. Brock­mann ver­suchte, Gold­stein zu schützen – verge­blich. Am näch­sten Tag bracht­en SA-Leute ein großes Schild an dem Haus an: »Geht nicht zu dem Dro­gis­ten Brock­mann – er ist ein Juden­fre­und«. Gold­stein wurde 1941 nach Min­sk deportiert.
Klara Busse, die einst in der Berlin­er Straße 18 wohnte, gehörte der von den Nazis ver­fol­gten Glaubens­ge­mein­schaft Zeu­gen Jeho­vas an. 1940 ver­haftet, starb sie 1943 im KZ Auschwitz – laut Ster­beurkunde an Gehirnschlag.
Im KZ Sach­sen­hausen ermorde­ten die Nazis 1944 den Wider­stand­skämpfer Hein­rich Bartsch. Die Straße, in der er in Hen­nigs­dorf wohnte, trug in DDR-Zeit­en seinen Namen. Als es mit der DDR vor­bei war, benan­nte man die Straße um in Mar­witzer Straße. Nun erin­nert wenig­stens wieder ein Stolper­stein vor dem Haus Num­mer 48 an Hein­rich Bartsch.
Die Clara-Sch­abbel-Straße durfte ihren Namen dage­gen behal­ten. In der Num­mer 11 lebte Sch­abbel, die zeitweise für den Ver­lag der kom­mu­nis­tis­chen Jugend-Inter­na­tionale arbeit­ete, bis zu ihrer Ver­haf­tung im Jahr 1942. Vorher gewährte sie dort sow­jetis­chen Aufk­lär­ern Unter­schlupf, unter anderem zwei deutschen Antifaschis­ten, die hin­ter der Front mit dem Fallschirm abge­sprun­gen waren. Clara Sch­abbel gehörte erst dem Spar­ta­cus­bund, ab 1919 der KPD und in der Nazi-Zeit der Wider­stands­gruppe Har­ro Schulze-Boy­sen und Arvid Har­nack an. Am 5. August 1943 wurde sie auf dem Schafott im Berlin­er Zuchthaus Plötzensee hingerichtet.
Pat­en ermöglicht­en die Stolper­steine in Hen­nigs­dorf. Die örtlichen Zeu­gen Jeho­vas zahlten 95 Euro für den Stein für Klara Busse, die örtliche Linkspartei gab die gle­iche Summe für den Stein von Dora Blaschke und ein ehe­ma­liger Zwangsar­beit­er bei der AEG spendete das Geld für den Stein von Hein­rich Bartsch. Pat­en sind außer­dem die Hen­nigs­dor­fer Woh­nungs­bauge­sellschaft, die katholis­che Gemeinde, der Senioren­beirat und mehrere Privatpersonen.

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Wanka weist Kritik an Morsch zurück

Oranien­burg — Im Stre­it um den Stasi-belasteten Gen­er­alsekretär des Inter­na­tionalen Sach­sen­hausen-Komi­tees, Hans Rent­meis­ter, hat Bran­den­burgs Kul­tur­min­is­terin Johan­na Wan­ka (CDU) die Kri­tik an Gedenkstät­ten-Chef Gün­ter Morsch zurück­gewiesen. Als Vor­sitzende des Stiftungsrates der Bran­den­bur­gis­chen Gedenkstät­ten sagte Wan­ka gestern in Oranien­burg, es sei nicht Auf­gabe der Stiftung und ihrer Leitung, die Opfer­ver­bände auf Stasi-Ver­strick­un­gen zu überprüfen.

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Internetradio fürs Aufmucken-Festival

Am Son­ntag um 12 Uhr startet das zweite “Spät­früh­stück” — die Inter­ne­tra­dio-Sendung zum Auf­muck­en Fes­ti­val. Live aus Königs Wusterhausen.

Musik wün­schen, mitre­den, zuhören — drei Stun­den lang gibt es The­men aus der Region, Diskus­sio­nen, Hin­ter­gründe, Songs quer Beet und Live DJs.

Also: Son­ntag, 12 Uhr unter www.bunte-aktion.de/radio

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Wie es in den Wald hineinschallt…

In der Märkischen All­ge­meinen Zeitung von let­zter Woche und auch auf der am 10. Mai aktu­al­isierten bran­den­bur­gis­chen NPD Inter­net­präsen­tion echauffiert sich der Press­esprech­er der recht­sex­tremen Partei, Thomas Salomon, über einen “gewalt­täti­gen Angriff auf einen NPD — Amt­sträger” am 1.Mai 2006 in Rathenow.

Ange­blich haben zehn Linke den Vor­sitzen­den des NPD — Stadtver­ban­des, Mar­cell Hor­lebeck, auf dem Balkon sein­er Woh­nung in der Bahn­hof­sstraße 1 erkan­nt und ihn dann mit Flaschen und Pflaster­steinen bewor­fen. Zudem sollen, laut Thomas Salomon, “Link­sex­trem­is­ten” unter dem Syn­onym „Antifaschis­ten“ in den let­zten Wochen zunehmend Per­so­n­en in Rathenow belästi­gen, die sie als NPD-Mit­glieder zu erken­nen glauben.

Die Wahrheit sieht hinge­gen anders aus. Tat­säch­lich wur­den in den let­zten Monat­en mehrere linksori­en­tierte und “afrodeutsche” Jugendliche von (Neo)nazis ange­grif­f­en und zum Teil erhe­blich ver­let­zt, woge­gen die Anzahl der Über­griffe auf (Neo)nazis gegen Null läuft.

Auch der angeprangerte Sachver­halt vom 1. Mai scheint an dieser Tat­sache nur wenig zu ändern, son­dern ist tat­säch­lich als wech­sel­seit­ige Auseinan­der­set­zung zu werten. Zwar unter­stellt die NPD die Ein­seit­igkeit des Angriffes von Links, ver­schweigt aber gle­ichzeit­ig das der Ver­band­schef den Kon­flikt, laut Zeu­ge­naus­sagen, offen­bar ver­bal und durch den Wurf ein­er Flasche selb­st anzettelte.

Auch die von Thomas Salomon gerügte man­gel­nde Bere­itschaft der Polizei Anzeigen wegen “Land­friedens­bruch” und “Sachbeschädi­gung” aufzunehmen, scheint wohl weniger in der Parteilichkeit mit den ver­meintlichen Angreifern zu grün­den, als denn in den rechtlichen Vorschriften. Der Straftatbe­stand “Land­friedens­bruch” ist erst ab ein­er “Men­schen­menge” von zwölf Per­so­n­en gegeben und die tat­säch­lich ein­geleit­ete Anzeige wegen “ver­suchter (gefährlich­er) Kör­per­ver­let­zung” ist gerichtlich viel schw­er­wiegen­der als die der “Sachbeschädi­gung”.

Insofern kann Hor­lebeck sog­ar von Glück reden das er in ähn­lich­er Sache, nicht deswe­gen son­dern eben wegen “Sachbeschädi­gung” verurteilt wur­den war. Im März 2001 war der jet­zige Rathenow­er NPD Vor­sitzende im angetrunk­e­nen Zus­tand mit Kam­er­aden gegen 23 Uhr am Asyl­be­wer­ber­heim in Rathenow vor­beige­laufen und hat­te sich mit den Begleit­ern in neg­a­tiv­er Art über die dor­ti­gen Bewohn­er unter­hal­ten. Aufgeputscht durch die Gespräche begann die Truppe das Heim mit Flaschen zu bew­er­fen. Als dies nicht zum Erfolg führte über­wand Hor­lebeck den ca. 2 Meter hohen Schutz­za­un, näherte sich dem Gebäude und warf mit ein­er Flasche auf ein beleuchtetes Innen­fen­ster der Woh­nung 61, wodurch die Scheibe zu Bruch ging.

Bemerkenswert ist aber auf jeden Fall das die Märkische All­ge­meine Zeitung (MAZ) bzw. ihr Region­al­teil “West­havel­län­der” die NPD — Dro­hge­bärde durch einen Presseartikel aufw­ertet, die Anschuldigun­gen der recht­sex­tremen Partei offen­bar für richtig erachtet und ein Szenario sug­geriert, das dem absur­den Kon­strukt “Gewalt­spi­rale” in Pots­dam ähnelt. 

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Rathenower NPD Chef verurteilt

Vor weni­gen Stun­den endete der zweite Prozesstag gegen den Vor­sitzen­den des NPD Stadtver­ban­des Rathenow, Mar­cell Hor­lebeck, mit dem Schuld­spruch für den 24 Jähri­gen Neon­azi. Das Amts­gericht Rathenow sah jedoch nur den Straftatbe­stand “Trunk­en­heit am Steuer” als erwiesen an, verurteilte den mehrfach vorbe­straften Angeklagten aber trotz­dem zu ein­er Frei­heitsstrafe von sieben Monat­en ohne Bewährung.

Vom Straftatbe­stand der gemein­schaftlichen Kör­per­ver­let­zung wurde Hor­lebeck freigesprochen.

Ihm wurde zur Last gelegt nach ein­er antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion am 10. Mai 2003 mit mehreren Kumpa­nen der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft “Sturm 27” ein Alter­na­tives Jugendzen­trum in Rathenow ange­grif­f­en zu haben und dabei linke Jugendliche tätlich ange­gan­gen zu sein. Nur eine der drei linksori­en­tierten Zeug­In­nen kon­nte Hor­lebeck jedoch zweifels­frei als Täter identifizieren.

Ein Tota­laus­fall waren dage­gen die Aus­sagen von PolizeibeamtIn­nen des vorge­blich gegen Rechts ini­ti­ierten Son­derkom­mis­sari­ats MEGA/TOMEG.

Die einge­set­zte Beamtin Ines P. kon­nte sich so beispiel­sweise über­haupt nicht daran erin­nern das Hor­lebeck über­haupt am Tatort war, obwohl sie am Tattag den heuti­gen NPD Vor­sitzen­den sog­ar namentlich ansprach und lau­thals das Ein­stellen von Straftat­en forderte. Doch bere­its laut ihrer polizeilichen Vernehmung im Jahre 2003, wollte P. nur drei linksori­en­tierte Jugendliche im Tat­bere­ich gese­hen haben, die dann prompt ein (inzwis­chen eingestelltes) Ermit­tlungsver­fahren wegen Land­friedens­bruch erhielten.

Der nicht einge­set­zte TOMEG Beamte Jür­gen B., der unmit­tel­bar vor dem Tatort wohnt, kon­nte oder wollte sich an über­haupt nie­man­den erin­nern, der an jen­em Tag dabei war. Er war betrunk­en und habe aus seinem Fen­ster nichts genaues erken­nen können.

Inforiot