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Frankfurter demonstrieren gegen Neonazis

Etwa 1400 Men­schen haben am Sam­stag in Frank­furt (Oder) gegen einen geplanten Auf­marsch von Anhängern der recht­sex­tremen NPD demonstriert.

Auf ein­er “Meile der Demokratie” war­ben sie für Tol­er­anz und Völk­erver­ständi­gung. Unter dem Mot­to “Herz statt Hass” ließen sie rote Luft­bal­lon­herzen auf­steigen, während die knapp 200 NPD-Anhänger durch die Innen­stadt zogen. Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Patzelt (CDU) rief dazu auf, die Werte des Grundge­set­zes und der frei­heitlich-demokratis­chen Grun­dord­nung zu verteidigen.

Bei­de Aktio­nen liefen laut Polizei friedlich ab. Ein NPD-Anhänger wurde vor­läu­fig festgenom­men, weil er im Bahn­hof “Heil Hitler” gerufen hat­te. Die Sitzblock­ade ein­er weit­eren Gegen­demon­stra­tion antifaschis­tis­ch­er Ini­tia­tiv­en auf der Route der Recht­en wurde aufgelöst.

Zu der “Meile der Demokratie” hat­ten die Stadt, mehrere Parteien und Gew­erkschaften sowie eine örtliche “Plat­tform gegen Rechts” aufgerufen. Die NPD hat­te ihre Demon­stra­tion offiziell als Protest gegen den zeit­gle­ichen Lan­desparteitag der CDU in der Oder­stadt angemeldet.

Zugle­ich war aber am Sam­stag auch der weltweite Holo­caust-Gedenk­tag. Am 27. Jan­u­ar 1945 hat­te die Rote Armee das Ver­nich­tungslager Auschwitz befreit.

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Internationaler Shoahgedenktag

Am 27. Jan­u­ar 2007 wurde vor dem Mah­n­mal am Rosen­platz in Neu­rup­pin gegen 11Uhr an die Opfer des Faschis­mus gedacht.
Im Fol­gen­den die Rede der JAN:

Es war ein­mal vor langer Zeit, in einem weit, ach so weit ent­fer­n­tem Land …
Inmit­ten ein­er wun­der­schö­nen Land­schaft, zwis­chen selt­samen Bergen, umschlossen von Wiesen, Feldern und Wäldern, wo Schmetter­linge friedlich miteinan­der flat­terten und Vögel fröh­lich zwitscherten.
In dieser Welt, an einem Ort welch­er fast noch unberührt, spiel­ten die einen mit den anderen ein Spiel, sprachen Kinder­abzählreime… Ene mene muh und raus bist du… Die kleinen schieden aus, die schwachen, solche die anderen nicht als würdig erschienen.…

Der durch­schnit­tliche Deutsche ken­nt nur zwei Märchen; Rotkäp­pchen und Schnee­wittchen. Wollen wir diesen ein drittes hinzufü­gen, oder ist unser Ver­stand wach genug, Märchen von Geschichte zu unter­schei­den? Anscheinend nicht! Die aktuellen Schän­dun­gen der Mah­n­mäler, die den Opfern des Nation­al­sozial­is­mus gedenken, deuten darauf hin, dass einige wieder in eine Märchen­welt abgleit­en. Inwiefern nimmt dieses The­ma ein Platz in unser­er Mitte ein?
Men­sch liest es in der Zeitung sagt leise: „… das ist ja schreck­lich.“ und blät­tert weiter.

Der durch­schnit­tliche Deutsche ken­nt nur zwei Märchen; Rotkäp­pchen und Schneewittchen.
Ein drittes schle­icht sich ein. Wie häu­fig begeg­nen mir, Ihnen, ja, uns allen, Men­schen die die Geschichte Auschwitz´ nur noch als ein solch­es, ein Märchen betra­cht­en. Wie kon­nte es dazu kommen?

Genossen wir nicht alle die selbe auf­schlussre­iche Bildung?
Wo liegt unser gesellschaftlich­er Fehler, dass Men­schen sich eine solche Zeit wieder her sehnen?
Wann hat der Großteil von Ihnen sich mit diesem The­ma auseinan­der geset­zt? Die Behand­lung dieses The­mas fängt zu spät an. In der 9ten und 10ten Klasse sind die Schüler häu­fig schon zu gefes­tigt, in dem was sie glauben. Die Nazis warten auch nicht so lange um neue Leute zu werben.
Stellen Sie sich vor, Sie sind 15 Jahre alt, vielle­icht auch 16, in der zehn­ten Klasse, Sie sind in Auf­bruch­stim­mung. Sie über­legen, wie Sie ihr weit­eres Leben gestal­ten wer­den, wollen nur noch Ihre „dumme Abschlussprü­fung“ hin­ter sich brin­gen und danach eine Lehre anfan­gen. Sie tre­f­fen tagtäglich Ihre Fre­unde und treten die ersten „Saufgeschicht­en“ bre­it. Vielle­icht auch das erste mal?
Genau in dieser Zeit set­zen Neon­azis mit ihrer Pro­pa­gan­da an. Es ist ziem­lich egal, ob in der Klasse noch ein Lehrer verge­blich „RUHE!!!“ einfordert.
Und nun kommt dieser „Lehrer“ und will Ihnen noch etwas über „Anti­semitismus“ erzählen, allerd­ings sind sie zu diesem Zeit­punkt ein­fach schon zu gefes­tigt in Ihrer Mei­n­ung, als dass Sie sich noch von diesem The­ma bee­in­flussen ließen.
Die meis­ten haben sich mit diesem The­ma schon beschäftigt, manche aber aus einem falschen Blick­winkel. In dieser Zeit über­legen sich diese dann schon, wie man denn am besten einen Dön­er-Imbiss anzün­den kann oder welche die effek­tivste Möglichkeit ist, einen anderen Men­schen zu ver­let­zen, der nicht in die neu dazu gewonnene Ide­olo­gie passt .
Warum fängt die richtige Aufk­lärung bei uns so spät an?

Berge von Schuhen, selb­st Kinder­schuhen, kleinen niedlichen Kinder­schuhen, Berge von Brillen, Berge von Haaren, Berge von Klei­dung, ja selb­st Berge von Zahngold.

Auschwitz… ene mene muh und raus bist du! 

Die Befreier von Auschwitz, Sach­sen­hausen, Ravens­brück und anderen Konzen­tra­tionslagern fan­den aus­ge­mergelte Men­schen vor. Men­schen die auf schreck­lich­ste Weise von den Nazis geschun­den wur­den. Halb ver­hungerte Men­schen, zusam­men gefärcht in Pfer­deställen. Sie fan­den Men­schen in dreck­i­gen, von Asche bedeck­ten Lagern. Sie fan­den Berge von Leichen und Lam­p­en­schirme aus Men­schen­haut. Sie fan­den Stoffe die aus den Haaren von Men­schen hergestellt wor­den waren…
Es gibt noch viele mehr von diesen men­schen­ver­ach­t­en­den Din­gen, die zeigen wie die Geschichte der Konzen­tra­tionslager wirk­lich aussah. 

Sind wir es den Opfern, welchen wir heute gedenken, nicht schuldig, das Bewusst­sein gegenüber ihrer Geschichte in unser­er Gesellschaft zu stärken? Ist es nicht unsere Auf­gabe, dem Vergessen entgegenzuwirken?

Zu diesem Zwecke haben wir uns heute hier ver­sam­melt. Wir wollen an diesem Tage dem Leid und dem Elend, der Angst und auch dem Tod, welchen so viele unschuldige Men­schen erlit­ten, erinnern.

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Jüdischer Autor freigesprochen

Amts­gericht sieht Recht auf Notwehr nach Angriff auf HIV-pos­i­tives Opfer am Pots­damer Hauptbahnhof

Darf sich ein älter­er sehbe­hin­dert­er Mann gegen einen aggres­siv­en Angreifer mit einem Biss in dessen Zeigefin­ger wehren, auch wenn er weiß, dass er HIV-pos­i­tiv ist? Ja, urteilte gestern das Pots­damer Amts­gericht und sprach damit den in Berlin leben­den jüdis­chen Schrift­steller Den­nis Mil­hol­land vom Vor­wurf der gefährlichen Kör­per­ver­let­zung frei, da er aus Notwehr gehan­delt habe. In dem Ver­fahren ging es um einen Vor­fall am 27. Mai 2005 am Pots­damer Haupt­bahn­hof. Die Staat­san­waltschaft hat­te dem 55-jähri­gen Den­nis Mil­hol­land vorge­wor­fen, den 24-jähri­gen Pots­damer Oliv­er K. nach einem Handge­menge absichtlich in den linken Zeigefin­ger gebis­sen zu haben, um ihn mit dem HI-Virus zu infizieren. Mil­hol­land lei­det seit Jahren an dem Virus, dass die Immun­schwächekrankheit Aids auslöst.

Die Anklage hat­te viel Kri­tik aus­gelöst: So warf die Kom­mu­nale Arbeits­ge­mein­schaft Tol­er­antes Bran­den­burg (Kat­te) e.V. der Pots­damer Staat­san­waltschaft vor, mit ihrer Anklage das Opfer eines ras­sis­tisch motivierten Über­griffs noch ein­mal zu bestrafen (PNN berichteten). Die Anklage war zudem auf Protest gestoßen, weil gegen Oliv­er K. in der­sel­ben Sache bere­its ein Urteil wegen Kör­per­ver­let­zung vorliegt.

Danach sah es das Pots­damer Amts­gericht schon im ver­gan­genen Jahr als erwiesen an, dass eben nicht Mil­hol­land, son­dern Oliv­er K. die Auseinan­der­set­zung provoziert habe und der eigentliche Angreifer war. Danach soll der gestern als Zeuge geladene K. am Tatabend Mil­hol­land und zwei sein­er Fre­unde, die sich auf dem Heimweg von Pots­dam nach Berlin befan­den, zunächst in der Straßen­bahn und dann am Haupt­bahn­hof ras­sis­tisch belei­digt und angerem­pelt haben. Zum Beispiel soll er Mil­hol­land mit den Worten gedro­ht haben: „Ich fick dir das Gehirn raus, dass es spritzt.“ Mil­hol­land und seine bei­den Fre­unde seien dann in die S‑Bahn gestiegen „im let­zten Abteil“, wie sich Mil­hol­land gestern vor Gericht erin­nerte. Rund eine Minute später sei K. eben­so im Abteil erschienen und habe nach kurzem Wort­ge­fecht einen der drei wesentlich älteren Män­ner ange­grif­f­en. Mil­hol­land habe ver­sucht einzu­greifen und sei so zum Hauptziel gewor­den, so dass Gericht auch gestern in seinem Urteil. Der Sehbe­hin­derte habe Schläge und Tritte erhal­ten. Unklar blieb gestern allerd­ings, wie genau der Biss erfol­gte – ob die Hand von Oliv­er K. eher zufäl­lig ins Gesicht von Mil­hol­land gelangt sei oder K. ihm mit dem Dau­men gegen den Kehlkopf drück­te und den Zeigefin­ger im Mund des Angrif­f­e­nen ein­set­zte, um sein Opfer mit stärk­er Kraft zu malträtieren. 

„Es ist uner­he­blich, ob der Biss reflex­haft oder mit Absicht erfol­gte, weil die Sit­u­a­tion ein­deutig als Notwehr zu werten ist“, sagte Staat­san­walt Jür­gen Flügel, der nach nur zweistündi­ger Ver­hand­lung wie die Vertei­di­gung auf Freis­pruch für Mil­hol­land plädierte.

Flügel nan­nte nach dem Prozess behör­den­in­terne Gründe, warum es über­haupt zu der Anklage gekom­men sei. In der Pots­damer Staat­san­waltschaft seien zwei Abteilun­gen mit der Gewalt­tat betraut gewe­sen: „Der Ver­lauf dieses Falls war sich­er nicht wün­schenswert.“ Der Vertei­di­ger von Mil­hol­land, Rolf Jür­gen Franke, sprach von einem „unsen­si­blen, aber formell kor­rek­ten“ Ver­hal­ten der Staat­san­waltschaft. Mil­hol­land selb­st kri­tisierte, dass bei der Anklageer­he­bung der „schw­eren Kör­per­ver­let­zung“ nicht beachtet wor­den sei, dass durch einen Biss nur „the­o­retisch“ das HI-Virus über­tra­gen wer­den könne. Nur drei solch­er Fälle seien weltweit bekan­nt. Auch Oliv­er K. hat sich durch den Biss nicht angesteckt.

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Rechtsextreme dürfen keine Beamten sein

POTSDAM. Die unpartei­is­che Amts­führung gehört zu den Grundpflicht­en eine jeden Polizeibeamten. Das erk­lärte gestern das Innen­min­is­teri­um. Zuvor war bekan­nt gewor­den, dass ein LKA-Beamter diszi­pli­nar­rechtlich über­prüft wird, weil Kol­le­gen ihn als Teil­nehmer eines Neon­azi-Auf­marsches iden­ti­fiziert hat­ten. Einem Beamten sei poli­tis­che Betä­ti­gung außer­halb des Dien­stes nicht ver­boten, teilte das Min­is­teri­um mit. Jedoch müsse er seine Treuepflicht zur Ver­fas­sung erfüllen, da er einen Eid geleis­tet habe. “Tritt ein Beamter offen für die Inter­essen ein­er recht­sex­tremen Partei ein, die zwar nicht ver­boten ist, aber vom Ver­fas­sungss­chutz als ver­fas­sungs­feindlich eingestuft wurde, dürfte dies eine Ver­let­zung der Ver­fas­sungstreuepflicht darstellen”, hieß es unter Bezug auf mögliche Sym­pa­thien von Beamten für die NPD. Eine Parteizuge­hörigkeit würde als Ver­stoß gegen die beamten­rechtlichen Grundpflicht­en gewertet.

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Opfer von Neonazi freigesprochen

Wer sich wehrt, lebt verkehrt, jeden­falls wenn es nach den Pots­damer Ermit­tlungs­be­hör­den geht. Im Mai 2005 wur­den der Berlin­er Autor und Über­set­zer Den­nis Mil­hol­land und zwei sein­er Fre­unde in Pots­dam ange­grif­f­en. Mil­hol­land, obwohl krank und fast blind, set­zte sich zur Wehr und biß einem der Angreifer in den Fin­ger. Am Don­ner­stag stand er wegen schw­er­er Kör­per­ver­let­zung vor dem Amts­gericht Potsdam.

Die drei Berlin­er aßen auf dem Rück­weg von ein­er Kabarettver­anstal­tung in der Straßen­bahn einen Imbiß. »Die Knoblauch­fress­er fressen Türken­scheiße«, schallte es ihnen von Jugendlichen ent­ge­gen. Es fol­gten »Sieg-Heil«-Rufe und ras­sis­tis­che Beschimp­fun­gen: »Hey Nig­ger, ich ficke euch, bis Gehirn spritzt.« Ein­er der Jugendlichen, Oliv­er K., fol­gte den Berlin­ern in die S‑Bahn und begann, auf Mil­hol­land und einen Begleit­er einzuschla­gen. Mil­hol­land fiel zu Boden, rap­pelte sich wieder auf. Oliv­er K. drück­te seinen Dau­men auf Mil­hol­lands Kehlkopf und den Zeigefin­ger in seinen Mund. In Tode­sangst biß Mil­hol­land zu. Dann erk­lärte er dem Angreifer, daß er AIDS habe.

Was danach passierte, ist nicht untyp­isch: Oliv­er K. ran­nte zur Polizei und gab sich selb­st als Opfer aus.

Die Polizei schick­te den Schläger ins Kranken­haus. Mil­hol­land dage­gen mußte auf der Wache warten, obwohl er am Kopf ver­let­zt war: »Ich durfte vor mich hin­bluten«. Zwar wurde K. ver­gan­ge­nes Jahr zu 50 Tagessätzen verurteilt, das Ver­fahren gegen Mil­hol­land aber lief weit­er. Er habe, so die Staat­san­waltschaft, durch den Biß das Leben des Angreifers gefährdet. Beson­ders pikant an der Anklage: Mil­hol­land ist nicht nur schwul, AIDS-krank und behin­dert, son­dern auch noch jüdis­ch­er Abstam­mung – das »per­fek­te Naziopfer« also, das ver­fol­gt wird, weil es sich gewehrt hat.

Im Prozeß am gestri­gen Don­ner­stag ging dann alles schnell. Oliv­er K. kon­nte den ange­blichen Angriff auf ihn nicht konkret schildern und machte auf Rich­terin Heep keinen glaub­haften Ein­druck. Mil­hol­land wurde freige­sprochen. Selb­st wenn er bewußt zuge­bis­sen hätte, »wäre das gerecht­fer­tigt gewe­sen, weil es in Notwehr geschah«, so die Richterin.

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Gedenken am Tag der Befreiung von Auschwitz in Potsdam

Am Sonnabend dem 27. Jan­u­ar 2007 – dem Tag der Befreiung von Auschwitz – ver­anstal­tet das Linke Bünd­nis Pots­dam, eben­so wie in den ver­gan­genen Jahren, eine Gedenkver­anstal­tung für die Opfer des Faschis­mus. Mit Worten und Blu­men soll an das
Geschehene erin­nert und den Opfern gedacht werden. 

Im ver­gan­genen Jahr sind die Nazis in Pots­dam nicht marschiert, das mag als Erfolg gew­ertet wer­den, doch wäre es ein Fehler jet­zt die Augen vor dem Prob­lem der Akzep­tanz von recht­sex­tremem Gedankengut in der Mitte der Gesellschaft zu schließen.

Denn noch immer wer­den Ander­s­denk­ende oder aus ras­sis­tis­chen Grün­den Men­schen (nicht nur) in Pots­dam ver­fol­gt, mis­shan­delt oder sog­ar auch getötet. Diesem Han­deln müssen
immer wieder deut­liche Sig­nale ent­ge­genge­set­zt wer­den und zwar nicht nur als Reak­tion, son­dern kon­tinuier­lich, um so eine dauer­hafte Sen­si­bil­isierung in der Gesellschaft zu schaffen. 

Auch in diesem Sinne wollen wir den Tag der Befreiung von Auschwitz auf­fassen und an die his­torischen Ereignisse anknüpfend dazu auf­fordern, die Augen zu öff­nen und zu
handeln. 

Wir rufen dazu auf, um 17.00 Uhr am Mah­n­mal für die Opfer des Faschis­mus auf dem Platz der Ein­heit, daran teilzunehmen. 

Linkes Bünd­nis Potsdam

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NPD-Anhänger bei der Kripo?

Ver­fahren gegen Beamten des Lan­deskrim­i­nalamtes wegen Beteili­gung an Neon­azi­auf­marsch im bran­den­bur­gis­chen Seelow. Pots­damer Innen­min­is­teri­um wiegelt ab

Das Lan­deskrim­i­nalamt (LKA) Bran­den­burg hat gegen einen sein­er Mitar­beit­er ein Diszi­pli­narver­fahren wegen möglich­er Kon­tak­te zur recht­en Szene ein­geleit­et. Es beste­he der Ver­dacht, daß der Beamte am 18. Novem­ber an einem vom Ham­burg­er Neon­azi Chris­t­ian Worch organ­isierten Auf­marsch in Seelow teilgenom­men habe, sagte LKA-Sprecherin Bär­bel Cotte-Weiß am Dien­stag in Eber­swalde laut einem Bericht der Nachricht­e­na­gen­tur ddp. Das förm­liche Ermit­tlungsver­fahren sei bere­its am 8. Jan­u­ar eröffnet wor­den. Sie bestätigte damit einen Bericht von Spiegel online, demzu­folge zwei Staatss­chützer den Beamten bei der Ver­anstal­tung gese­hen haben wollen.

Der Mann wurde vor­läu­fig von seinen Auf­gaben im Bere­ich »Organ­isierte Krim­i­nal­ität« freigestellt und mit »Dien­st­geschäften außer­halb des LKA« betraut, wie die Sprecherin des Innen­min­is­teri­ums, Dorothée Stacke, in Pots­dam gegenüber ddp erk­lärte. Diese Entschei­dung sei auch zum Schutz des Mitar­beit­ers getrof­fen worden.

»In sein­er Behörde, wo er im Bere­ich ›Organ­isierte Krim­i­nal­ität‹ arbeit­et, tritt er laut Aus­sage von anderen Beamten offen als NPD-Anhänger auf«, hat­te Spiegel online am Mon­tag geschrieben. Die Sprecherin des Innen­min­is­teri­ums wollte diese Darstel­lung gestern gegenüber ddp »so nicht bestätigen«.

Das Innen­min­is­teri­um hat­te den Angaben zufolge erst Anfang der Woche nach dem Spiegel-Bericht von den Vor­wür­fen gegen den Beamten erfahren und daraufhin »mit sofor­tiger Wirkung« beschlossen, ihn mit anderen Auf­gaben zu betrauen. Stacke räumte ein, daß es zwis­chen LKA und Innen­min­is­teri­um eine Infor­ma­tion­spanne gegeben habe. »Der Vor­fall hätte laut Erlaßlage durch das LKA dem Innen­min­is­teri­um unverzüglich mit­geteilt wer­den müssen. Dies ist unterblieben«, sagte sie dem Oranien­burg­er Gen­er­alanzeiger. LKA-Sprecherin Cotte-Weiß wollte sich zu dem Vor­wurf nicht äußern.

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Nazi-Opfer vor Gericht

(ND, 24.107, Ralf Fis­ch­er) Am 27. Mai 2005 sind Sie in ein­er Pots­damer Straßen­bahn von drei jun­gen Män­nern attack­iert wor­den. Wie kam es dazu?

Mil­hol­land: Ich war mit Fre­un­den auf dem Heimweg nach Berlin. Bevor wir zum Straßen­bahn gin­gen, holten wir uns in ein­er Döner­bude etwas zu essen. In der Straßen­bahn wur­den wir dann von den drei Män­nern ange­gan­gen, weil wir in ihren Augen »Türken­scheiße« gegessen haben. Ich murmelte etwas von Neon­azis, woraufhin als Antwort prompt ein »Sieg Heil« zurückkam.

Waren sie allein in der Bahn?

Nein, die Straßen­bahn war propen­voll. Die braven Pots­damer Bürg­er saßen erstar­rt da und woll­ten nichts hören und sehen. Als wir dann ausstiegen, fol­gten uns die Recht­en, und im Haupt­bahn­hof ging die Grölerei erst richtig los. Urplöt­zlich schlug ein­er zu. Ich habe mich eingemis­cht. Im Zuge eines Schlagab­tausches bekam ich von links einen hefti­gen Hieb, den ich nicht kom­men sah, weil ich auf dem linken Auge blind bin, und ein­er der Recht­en ver­suchte, mit seinem Dau­men meinen Kehlkopf zuzu­drück­en. In Notwehr habe ich ihn dann gebis­sen. Auf die Frage, ob ich blind sei, habe ich mit »Ja« geant­wortet und oben­drein erwäh­nt, dass ich AIDS habe. Daraufhin suchte der Schläger das Weite. Einige Minuten später war der Bun­des­gren­zschutz da.

Und nahm Sie mit Latex­hand­schuhen in Empfang …

Ja, während der Täter von zwei Notärzten umsorgt wurde, bekam ich keine medi­zinis­che Hil­fe. Wir wur­den als Täter behan­delt, und nicht als die Ange­grif­f­e­nen. Ich musste noch über eine Stunde auf der Polizei­wache ver­har­ren. Eine Anzeige wegen ver­sucht­en Totschlags, die ich auf der Wache aufnehmen ließ, ver­schwand – wie ich später erfuhr – auf dem Weg zur Staatsanwaltschaft.

Am Don­ner­stag wird nun vor dem Pots­damer Amts­gericht gegen Sie ver­han­delt. Obwohl der Angreifer zwis­chen­zeitlich wegen Kör­per­ver­let­zung und Belei­di­gung verurteilt wurde, hält die Staat­san­waltschaft am Prozess wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung gegen Sie fest. Kön­nen Sie sich das erklären?

Nein. Die Jus­tiz sagt mit dieser Klage aus, es sei in Ord­nung, alte, kranke Men­schen zu über­fall­en. Die Gren­zschützer haben sich benom­men, als hätte ich den Ebo­la-Virus. Offen­sichtlich sehen die deutsche Jus­tiz und die Strafver­fol­gungs­be­hör­den einen Virus als Waffe an. Dem­nach bin ich eine wan­del­nde Biowaffe.

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Transgener Mais in Brandenburg

Das „Aktions­bünd­nis für eine gen­tech­nikfreie Land­wirtschaft in Berlin
und Bran­den­burg“ warnt vor der Aus­bre­itung der Gen­tech­nik in der
Landwirtschaft 

Wie jedes Jahr zur Grü­nen Woche geniesst die ein­heimis­che Land- und
Ernährungswirtschaft zur Zeit ein erhöht­es Inter­esse in der
Öffentlichkeit. Dabei geht es immer wieder um die Frage, welche
Entwick­lun­gen im ländlichen Raum stat­tfind­en und stat­tfind­en sollen, um
diesen „zukun­fts­fähig“ zu gestalten. 

In Bran­den­burg stellt sich dabei unweiger­lich auch die Frage, ob und
wie sich der Anbau gen­tech­nisch verän­dert­er (gv) Pflanzen in der
Land­wirtschaft weit­er entwick­eln wird. Im ver­gan­genen Jahr war
Bran­den­burg mit gut 400 Hek­tar kom­merziell ange­bautem so genannten
Bt-Mais trau­riger Spitzen­re­it­er des Anbaus von GVO in Deutsch­land. Auch
für die Anbau­sai­son 2007 gibt es bere­its wieder Anmel­dun­gen im
öffentlichen Stan­dortreg­is­ter. Bish­er sind für 2007 ins­ge­samt 395
Hek­tar an 11 Stan­dorten in Bran­den­burg zu verze­ich­nen. Neben dem
genan­nten Bt-Mais, der mith­il­fe eines Bak­te­rien-Gens gegen den Fraß des
Maiszünslers unempfind­lich gemacht wurde, sollen nun auch versuchsweise
eine Mais­sorte mit ein­er Resistenz gegen Unkrautver­nich­tungsmit­tel und
im Stärkestof­fwech­sel verän­derte trans­gene Kartof­feln auf die Felder
gebracht wer­den. Das Aktions­bünd­nis für eine gentechnikfreie
Land­wirtschaft in Berlin und Bran­den­burg (aglbb) stellt sich eindeutig
gegen diese Entwick­lung. Christof Pot­thof vom Gen-ethis­chen Netzwerk:
“Der Anbau von gen­tech­nisch verän­derten Organ­is­men ist nach wie vor mit
unkalkulier­baren Risiken für Men­sch und Umwelt ver­bun­den. So kann das
Bak­te­ri­en­tox­in auch noch Monate nach dem Bt-Mais-Anbau in den
Acker­bö­den nachgewiesen wer­den.” Wiebke Deeken von Natur­land fügt
hinzu: “Ein nach­barschaftlich­es Nebeneinan­der Gen­tech­nik einsetzender
und gen­tech­nikfreier Land­wirtschaft ist nicht möglich, da
Verun­reini­gun­gen auf Dauer nicht zu ver­hin­dern sind. Die Freisetzung
gen­tech­nisch verän­dert­er Ack­erkul­turen ist somit eine Bedro­hung für die
gesamte gen­tech­nikfreie Land- und Lebensmittelwirtschaft.” 

Anlässlich ein­er Podi­ums­diskus­sion auf der Inter­na­tionalen Grü­nen Woche
in Berlin am ver­gan­genen Fre­itag beze­ich­nete Brandenburgs
Land­wirtschaftsmin­is­ter Diet­mar Woid­ke den bish­eri­gen Gen­mais-Anbau in
Bran­den­burg als “Stör­fak­tor für die Entwick­lung Bran­den­burgs”. Dem
kön­nen wir uns nur anschließen.

Das Aktions­bünd­nis für eine gen­tech­nikfreie Land­wirtschaft in Berlin
und Bran­den­burg ruft alle BesitzerIn­nen land­wirtschaftlich­er Flächen
und inter­essierten Bürg­erIn­nen auf, sich vor Ort gegen den geplanten
Gen-Anbau im Jahr 2007 zu engagieren und bietet Hil­festel­lung dabei an.
Desweit­eren lädt das Bünd­nis alle Inter­essierten zur Jahre­ta­gung am
3.2.07 von 10–17.30 Uhr im Haus der Natur in Pots­dam ein.(etwa 370
Wörter)

Nähere Infor­ma­tio­nen unter: www.gentechnikfreis-brandenburg.de

Das Aktions­bünd­nis für eine gen­tech­nikfreie Land­wirtschaft in Berlin
und Bran­den­burg set­zt sich für den Erhalt der gentechnikfreien
Land­wirtschaft ein. Im Aktions­bünd­nis haben sich über 40 Organisationen
und Unternehmen zusam­mengeschlossen. Es unter­stützt Bäuerin­nen und
Bauern bei der Grün­dung gen­tech­nikfreier Regionen.

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Nur kein Opfer sein

(http://www.j‑zeit.de/archiv/artikel.82.htmlJüdische Zeitung, Moritz Rein­ing­haus) Mit der Pressemit­teilung ist er nicht so richtig glück­lich. Denn in der in kämpferischem Ton ver­fassten Schrift wurde er gle­ich mehrfach als «Opfer» beze­ich­net. Und ein Opfer möchte Den­nis Mil­hol­land als aller­let­ztes sein. Auch nicht jenes Über­falls, der ihn nun vor Gericht brin­gen wird. Am 25. Jan­u­ar wird die Ver­hand­lung vor dem Amts­gericht Pots­dam gegen ihn eröffnet. Wegen Kör­per­ver­let­zung. Wie es dazu kam, ist schnell erzählt. Das Ganze dauerte ja nur rund 15 Minuten und ist, im Grunde, wie Den­nis Mil­hol­land heute sagt, eine Lap­palie. Am 27. Mai 2005 hat­te er mit zwei Fre­un­den eine kul­turelle Ver­anstal­tung in der bran­den­bur­gis­chen Lan­deshaupt­stadt besucht. Auf dem Heimweg nach Berlin holten sie sich an ein­er Döner­bude noch was zu essen. In der Straßen­bahn woll­ten sie dann die Speisen verzehren, wur­den jedoch schon bald von drei jun­gen Män­nern angepö­belt. Mit Sprüchen wie «die Knoblauch­fress­er fressen Türken­scheiße». Nein, als Neon­azis oder Skin­heads seien sie nicht ein­deutig zu erken­nen gewe­sen. «Sieg Heil» riefen sie den­noch. Beim Aussteigen am Pots­damer Haupt­bahn­hof wurde ein­er sein­er Fre­unde dann von einem der Täter, Oliv­er K., mit dem Oberkör­p­er angerem­pelt und als «Nig­ger» beschimpft, und Oliv­er K. rief: «Du bist so hässlich, ich haue Dir aufs Maul» oder: «Ich ficke Euch bis Hirn spritzt». Außer­dem fie­len schwu­len­feindliche Äußerun­gen. Den­nis Mil­hol­land spricht mit englis­chem Akzent und ist kör­per­lich behindert.

Mil­hol­land und seine Begleit­er woll­ten dann am Pots­damer Haupt­bahn­hof in die S‑Bahn steigen. Auf dem Weg zu den Gleisen wur­den sie weit­er­hin ver­fol­gt und beschimpft. Sie haben auf Englisch geant­wortet, in der Hoff­nung, dass die Besitzer der noch geöffneten Läden von einem Über­griff auf Touris­ten aus­ge­hen. Doch die Rech­nung sollte nicht aufge­hen, nie­mand ergriff Partei für sie, kein­er rief die Polizei. In die S‑Bahn fol­gte ihnen nur ein­er der Jugendlichen. «Fast noch ein Kind» nen­nt Mil­hol­land Oliv­er K., der zur Tatzeit erst 24 Jahre alt ist. Er ist nun allein, für Mil­hol­land, der lange an der Freien Uni­ver­sität Berlin in der Sucht­präven­tion gear­beit­et hat, ein Indiz dafür, dass hier Dro­gen im Spiel waren. «Solche Leute sind für gewöhn­lich mehr als schüchtern, wenn sie nicht in der Gruppe sind».

Erneut wurde nun ein­er der Begleit­er Mil­hol­lands belei­digt und geschla­gen. Als Den­nis Mil­hol­land den Angreifer am Arm fes­thielt, um ihn von weit­eren Schlä­gen gegen den Fre­und abzuhal­ten, schlug K. ihn unver­mit­telt und hart ins Gesicht. Da Den­nis Mil­hol­land auf einem Auge blind, auf dem anderen stark sehbe­hin­dert ist, hat­te er den Schlag nicht kom­men sehen. Sein Ohr begann zu bluten. Dann stieß K. den heute 57-jähri­gen Mil­hol­land zu Boden, trat auf ihn ein. Doch Den­nis Mil­hol­land schaffte es, wieder aufzuste­hen. K. stand Mil­hol­land nun gegenüber, sah ihn wütend an und fragte ihn, ob er blind sei. Als Den­nis Mil­hol­land dies bestätigte, griff K. sein Opfer erneut an. Dann steckt K. Mil­hol­land den Zeigefin­ger in den Mund, um ihm mit dem Dau­men die Kehle durchzu­drück­en. Da hat er zuge­bis­sen. Es sieht also alles nach einem klaren Fall von Notwehr aus, doch die Staat­san­waltschaft in Pots­dam sieht das anders, denn Den­nis Mil­hol­land ist HIV-positiv.

Fast zwei Jahre nach dem Über­fall sitzt Den­nis Mil­hol­land in sein­er Woh­nung in Berlin Friedrichshain und erzählt die Geschichte so, als hätte er sie eigentlich schon längst vergessen, lägen da nicht die Vor­ladun­gen des Pots­damer Amts­gerichts auf dem Tisch. Denn als endlich die Beamten der Bun­de­spolizei ein­trafen, war die Sache noch nicht been­det. Weil der Gebis­sene aus dem Fin­ger blutete, informierte ihn Mil­hol­land nach eige­nen Angaben über seine Krankheit — damit K. sich vor­sor­glich in ärztliche Behand­lung begeben kon­nte. Die Staat­san­waltschaft dahinge­gen inter­pretiert dies als «Psy­choter­ror»: Er habe den Angreifer in Panik ver­set­zen wollen. Wie auch immer, der Gebis­sene war, offen­sichtlich in Aufre­gung, zu den Beamten gelaufen und hat­te diese über den Vor­fall unter­richtet. Diese seien dann, so erzählt Mil­hol­land, mit Gum­mi­hand­schuhen und zuerst ein­mal duzend mit ihm und seinen Begleit­ern umge­sprun­gen. Dass inzwis­chen das medi­zinis­che Gutacht­en, das ihm bestätigt, dass er der­jenige ist, der bei ein­er Infek­tion in Lebens­ge­fahr schwebt, gegen ihn ver­wandt wird, ist für ihn schlichtweg grotesk. Auch, dass er und die mit ihm über­fal­l­enen zuerst ein­mal in Polizeige­wahrsam genom­men wur­den, während der inzwis­chen recht­skräftig verurteilte K. mit Blaulicht und Mar­tin­shorn ins städtis­che Klinikum gebracht wurde. Mil­hol­land, der nach der Attacke aus dem Ohr blutete, durfte dahinge­gen noch nicht ein­mal die Papier­taschen­tüch­er in die Müll­tonne wer­fen. Irgend­wann erbarmte sich ein Beamter und er kon­nte die bluti­gen Tüch­er in seinem Gum­mi­hand­schuh entsor­gen. Der wurde dann in der Klinik fachgerecht beseit­igt. Aus all dem spricht für Mil­hol­land vor allem eins: Unken­nt­nis über HIV. Immer­hin seien ihm nur drei Fälle weltweit bekan­nt, in denen durch Bisse das Virus über­tra­gen wurde. In allen dreien sei jedoch der Gebis­sene infiziert gewesen.

Wenig ver­ständlich ist auch der Umstand, dass sich noch nicht ein­mal K.s Verurteilung auf das Ver­fahren gegen Mil­hol­land auswirk­te. Auch seine Anzeige wegen ver­sucht­en Totschlags wurde nicht in die Anklage gegen K. aufgenom­men, seine Anzeige wegen Strafvere­itlung im Amt gegen den zuerst zuständi­gen Staat­san­walt eben­so. Auch das Ver­fahren gegen die Bun­de­spolizei wegen unter­lassen­er Hil­feleis­tung wurde eingestellt. Stattdessen wirft ihm die Pots­damer Staat­san­waltschaft vor, «eine andere Per­son mit­tels ein­er das Leben gefährde­ten Behand­lung kör­per­lich mis­shan­delt oder an der Gesund­heit geschädigt zu haben». Ihm dro­hen bis zu zwei Jahre Haft.

Auch wenn Den­nis Mil­hol­land sich der Etikette «Jude» ver­wehrt, betont er, dass seine Reak­tion auf den Über­griff ohne die Geschichte sein­er Fam­i­lie kaum zu ver­ste­hen ist. Noch für ihn, als nach dem Zweit­en Weltkrieg Gebore­nen war die Trau­ma­tisierung durch die Juden­ver­fol­gung spür­bar. Etwa bei seinem Vater, der in Irland geboren wor­den war. Die Fam­i­lie hat­te sich im 17. Jahrhun­dert in Haifa ange­siedelt und von dort aus Han­del nach Hol­land betrieben, daher stammt der Fam­i­li­en­name. Dieser sollte sich später, als sich die Vor­fahren dann in Irland nieder­ließen, als nüt­zlich erweisen. Da es auf der Insel den Namen Mul­hol­land gibt, fiel die jüdis­che Abstam­mung nicht sofort auf. Doch Schwierigkeit­en gab es den­noch, waren doch einige Ahnen Mil­hol­lands in der irischen Rev­o­lu­tion engagiert. Studieren kon­nte sein Vater obwohl er an ein­er jüdis­chen Schule das Abitur gemacht hat­te, trotz­dem nicht. In Irland, weil er Jude war, in Eng­land nicht, da er aus Irland kam. Also ging er nach Berlin, studierte an der Friedrich-Wil­helm-Uni­ver­sität. Bis er 1938 das Land ver­lassen musste. Inzwis­chen hat­te er auch seine Frau ken­nen gel­ernt, eine Jüdin aus Alge­rien. Die Eltern flo­hen dann nach Por­tu­gal, da die Fam­i­lie der Mut­ter Kon­tak­te hier­her hat­te. Von hier aus gelangten sie in die USA.

«Ich bin Sepharde», sagt der 1949 in Kansas City, USA, geborene Den­nis Mil­hol­land. Sein zweit­er Vor­name Patrick ist, eben­so wie sein erster, Pro­voka­tion und Schutz zugle­ich: Den­nis, der katholis­che Schutz­pa­tron der Fran­zosen, Patrick jen­er der Iren. Auf­grund sein­er sephardis­chen Abstam­mung sei er bei den Juden Berlins auf schwieriges Gebi­et gestoßen, als er in den 70er Jahren nach Berlin kam, um an der Freien Uni­ver­sität Jura zu studieren. So erin­nert er sich mit Grausen an den «großen Vor­sitzen­den» Heinz Galins
ki. Das war nicht seine Welt. Hans Rosen­thal oder Estron­go Nachama, der leg­endäre Kan­tor, sind ihm da schon in besser­er Erin­nerung geblieben. «Meine Güte, hat der eine Stimme gehabt», erin­nert sich Mil­hol­land. Einen Licht­blick nen­nt Mil­hol­land den in Griechen­land gebore­nen Nachama. Damals, als er nach Deutsch­land kam, war «Jude» nach wie vor ein Schimpf­wort. Schon damals wurde die ver­heerende Geschichte der Juden in Deutsch­land für ihn spür­bar, auch wenn er die Phase, in der er selb­st ein wenig «angekoschert» gelebt habe, bald hin­ter sich gelassen und seine Meno­ra ver­schenkt hat. Das war vor rund 20 Jahren. Inzwis­chen find­et er in fer­nöstlichen Tra­di­tio­nen spir­ituelle Anre­gung. «Da geht es weniger verknif­f­en zu als bei unser Mis­ch­poche» begrün­det er diesen Wechsel.

Er arbeit­ete damals in der amerikanis­chen Botschaft in Ost-Berlin als Dol­metsch­er. Die hat­ten ihn nur genom­men, weil er vorher für kurze Zeit im Viet­namkrieg gewe­sen war. Auch in der Zeit als in der er zwis­chen Osten und West­en pen­delte hat er viel erlebt, wie er beim Studi­um sein­er Stasi-Akten habe fest­stellen müssen. Auch sein dama­liger Fre­und arbeit­ete für den ost­deutschen Geheim­di­enst. «Die woll­ten eigentlich nur wis­sen, ob ich schwul bin» ver­mutet er heute. Wenn sie ihn gefragt hät­ten, hätte er es ihnen gesagt.

Anfang der 90er Jahre war er dann tot. «Ich bin damals gestor­ben», sagt er. Nur weil damals die neuen Medika­mente gegen HIV auf den Markt kamen, gelang ihm der Schritt zurück ins Leben. Es wird deut­lich, warum Den­nis Mil­hol­land angesichts der halb­starken Angreifer höch­stens kurzfristig die Kon­trolle verliert.

Dann ist er in das Heimat­land seines Vaters gegan­gen und hat dort in Sachen AIDS-Präven­tion gear­beit­et — keine leichte Auf­gabe in einem Land, in dem so gut wie nicht über Sex­u­al­ität gesprochen wird, gle­ichgeschlechtliche Liebe nach wie vor tabuisiert wurde. Fasziniert hat ihn die jüdis­che Gemein­schaft in Dublin den­noch. Was früher ein­mal «Lit­tle Jerusalem» genan­nt wurde, beherbergt heute nur noch rund 400 Juden, die ehe­ma­lige Haupt­sy­n­a­goge wurde inzwis­chen zur Moschee umfunk­tion­iert. Es fasziniert ihn, wenn sich Gren­zen auflösen.

«Ich glaube nicht, dass die „Mein Kampf” gele­sen haben», sagt Mil­hol­land über die jugendlichen Angreifer aus Pots­dam und eröffnet zugle­ich einen größeren Rah­men: «Ich halte solche Vor­fälle für ein soziales Prob­lem» lautet die nüchterne Analyse Mil­hol­lands, der inzwis­chen als freier Über­set­zer und Ghost­writer seinen Leben­sun­ter­halt bestre­it­et und der in Vor­fällen wie jen­em im Pots­damer Haupt­bahn­hof noch immer die Nach­we­hen des «Drit­ten Reichs» spüren kann. «Es wäre begrüßenswert, wenn die Deutschen endlich zur Nor­mal­ität überge­hen würden». 

Inforiot