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Antifaschismus

Wittenberge: Aktiv werden gegen Neonazis

Am Sam­stag, den 5. April 2014, wollen Neon­azis in der bran­den­bur­gis­chen Kle­in­stadt Wit­ten­berge (Land­kreis Prig­nitz) auf­marschieren und wer­ben dafür jet­zt auch mit einem eige­nen Video­clip im Inter­net. The­ma ist die ster­bende Stadt, der „Volk­stod“ und fünf junge Men­schen, die dazu „Nein“ sagen möcht­en. Die jun­gen Leute gel­ten als führende Köpfe ein­er Neon­azivere­ini­gung aus dem 90km von Wit­ten­berge ent­fer­n­ten Neu­rup­pin (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin). Sie nen­nen sich dementsprechend „Freie Kräfte Neu­rup­pin“. Und weil einige Per­so­n­en der Gruppe auch aus Nauen (Land­kreis Havel­land) stam­men, kommt zur Grup­pen­beze­ich­nung noch ein „Osthavel­land“ dazu.

Freie Kräfte Neu­rup­pin / Osthavelland“

Die Gruppe existiert unter der Beze­ich­nung „Freie Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ (NSFKN) seit 2009, ihre Köpfe dürften aber bere­its seit spätestens 2006 im neon­azis­tis­chen Milieu aktiv sein. Im Neu­rup­pin­er Raum fie­len die Protagonist_innen der Vere­ini­gung erst­mals während eines Neon­azi­auf­marsches am 1. Sep­tem­ber 2007 auf. Dieser wurde allerd­ings noch von der Quer­front-Organ­i­sa­tion „Kampf­bund Deutsche Sozial­is­ten“ (KDS) durchge­führt. Die NSFKN führten erst­mals am 5. Sep­tem­ber 2009 einen eige­nen Auf­marsch in Neu­rup­pin durch, vier weit­ere soll­ten bis 2012 fol­gen. Seit 2011 wur­den die ver­sucht­en Märsche durch die Stadt allerd­ings durch Gegendemonstrant_innen block­iert, so dass die Gruppe bere­its am 1. Mai 2012 in die Neon­az­i­hochburg Wittstock/Dosse auswich. Dort wurde der geplante Auf­marsch allerd­ings eben­falls durch antifaschis­tis­che Blockierer_innen aufgehalten.

Wit­ten­berge und der „Volk­stod“

Nun haben sich die „Freie Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“, dass noch weit­er von Neu­rup­pin ent­fer­nte Wit­ten­berge für ihren Pro­pa­gan­damarsch auserko­ren. Offen­bar weil die Entwick­lung der Stadt genau in das Muster der „Volkstod“-Kampagne des neon­azis­tis­chen Spek­trums von „Freien Kräften“ bis zu „Junge Nation­aldemokrat­en“ (JN) passt. So sank die Ein­wohn­erzahl von Wit­ten­berge von 33.279 im Jahr 1977 auf 27.956 im Jahr 1990 und schließlich 17.476 im Jahr 2012. Dazu kommt die de fac­to Dein­dus­tri­al­isierung der Stadt durch wirtschafts­be­d­ingte Schließun­gen der großen Betriebe, seit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik.

Abwan­derung, Arbeit­slosigkeit, Ver­greisung und Armut – und ihr? Ihr redet von Auf­schwung?“, fragt deshalb NSFKN-Führer Mar­vin Koch im ein­gangs erwäh­n­ten Video­clip und macht sich schein­bar zum Anwalt der nicht abge­wan­derten Prignitzer_innen. Er selb­st ist aus dem Neu­rup­pin­er Raum nach Pritzwalk, eben­falls im Land­kreis Prig­nitz, gewan­dert und ver­sucht dadurch region­al glaub­hafter zuwirken. Aber wie glaub­haft ist Mar­vin Koch tat­säch­lich, wenn er beispiel­sweise am 17. Novem­ber 2013 in Hen­nigs­dorf (Land­kreis Ober­hav­el) eine Demon­stra­tion zur Ver­her­rlichung eines verurteil­ten NS-Kriegsver­brech­ers durch­führt oder bei einem Nazikonz­ert am 12. Okto­ber 2013 in Pase­walk (Meck­len­burg-Vor­pom­mern) der­art auf­fällt, dass nun gegen ihn wegen Land­friedens­bruch ermit­telt wird?

Über­haupt scheinen die Aus­sagen im Video­clip nur die halbe Wahrheit zu sein. Denn dem im Video ange­sproch­enen „Volk­stod“ abzuwehren, bedeutet im neon­azis­tis­chen Sinne eben nicht nur den demografis­chen Wan­del durch mehr Geburten oder wirtschaftlichen Auf­schwung ent­ge­gen­zuwirken, son­dern ganz klar auch Migrant_innen oder Men­schen mit migrantis­chen Wurzeln, aus ras­sis­tis­chen Grün­den wieder zu ver­drän­gen. Dies­bezüglich bewer­ben die „Freie Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ im Inter­net auch eine Kam­pagne „Min­der­heit 2030“, die nach dem Jahr benan­nt ist, in dem das „deutsche Volk“ ange­blich zur Min­der­heit im „eige­nen Land“ wird. Migrant_innen wer­den dabei in ver­schwörerisch­er Weise als Mit­tel kor­rupter Poli­tik­er dargestellt, die das „deutsche Volk“ aus seinem ange­blich „gewohn­ten Leben­sraum“ ver­drän­gen wollen, frei nach der Spreelichter-Parole „Die Demokrat­en brin­gen uns den Volk­stod“. Dieser Pho­bie liegt ein völkisches Natio­nen­bild zu Grunde, das nicht eine Ver­fas­sung oder Kul­tur als gemein­schaftlich­es Bindeglied ein­er Gesellschaft sieht, son­dern eine auf gemein­same „Abstam­mung“ begrün­dete, de fac­to also inzestöse „Volks­ge­mein­schaft“ ide­al­isiert und diese auch noch gegenüber anderen Men­schen­grup­pen über­höht. Migrant_innen, die eigentlich der Entvölkerung von Land­strichen, wie der Prig­nitz, ent­ge­gen­wirken kön­nten, wer­den von den Neon­azis hinge­gen als Bedro­hung für ihren fan­tasierten „Volk­skör­p­er“ ange­se­hen und deshalb meist, wie in der aktuellen Anti-Asylkam­pagne der NPD, pauschal mit dem Attrib­ut „krim­inell“ abgew­ertet und immer wieder angefeindet.

Insofern wird dann auch klar wie die entschärfte Aus­sage „Es ist unsere Pflicht nicht nur in der Prig­nitz ein Recht auf Zukun­ft zu fordern und für Fam­i­lien und heimat­be­wusste Poli­tik einzuste­hen“ von Dave Trick (NSFKN, eben­falls dem ein­gangs erwäh­n­ten Video­clip ent­nom­men) tat­säch­lich zu ver­ste­hen ist, näm­lich nicht als Auf­bruch zu Gun­sten des Auf­schwungs in Wit­ten­berges, son­dern als klares Beken­nt­nis zum Wider­stand gegen die mul­ti­kul­turelle Gesellschaft in der gesamten Bun­desre­pub­lik. Trick kön­nte hier übri­gens nicht nur für die NSFKN sprechen, son­dern auch in sein­er Funk­tion als Leit­er des NPD Orts­bere­ich­es Neuruppin.

NPD und „Freie Kräfte“ in der Prignitz

Dies eröffnet auch eine neue Dimen­sion in der Wahl des Demon­stra­tions­stan­dortes Wit­ten­berge. Denn hier bzw. in der nahen Umge­bung, ja der gesamte Land­kreis Prig­nitz, war bis 2004 eine Hochburg der NPD. Selb­st der dama­lige Bran­den­burg­er NPD-Lan­desvor­sitzende, Mario Schulz, wohnte nur 6km von Wit­ten­berge ent­fer­nt. Nach dem auf einem Parteitag jedoch ein Kan­di­dat mit migrantis­chen Wurzeln für die Europawahl 2004 aufgestellt wurde, trat der kom­plette Kreisver­band Prig­nitz-Rup­pin aus der NPD aus und grün­dete die seit Ende der 2000er Jahre inak­tive „Bewe­gung Neue Ord­nung“. Die neon­azis­tis­che Partei war diesen Leuten nicht mehr ras­sis­tisch genug.

Seit­dem die NPD, jüngst auch wieder nach dem Rück­tritt Hol­ger Apfels als Parteivor­sitzen­der, sich immer weit­er dem neon­azis­tis­chen Spek­trum öffnet, sucht sie auch erneut in der Prig­nitz Fuß zu fassen. Bere­its im let­zten Jahr führten Partei­funk­tionäre deshalb im Mai 2013 eine Kundge­bung in Per­leberg durch, weit­ere Aktio­nen dürften im Vor­feld der Wahlen zu den Europa‑, Kom­mu­nal- und Lan­despar­la­menten folgen.

Zumin­d­est im jün­geren Neon­azis­pek­trum kön­nen die Nation­aldemokrat­en dabei möglicher­weise auf Unter­stützung hof­fen. Denn mit Mar­cel Kr. und Thomas B., welche die Partei 2013 in Per­leberg unter­stützten, hat die NPD bere­its Sym­pa­thisan­ten in Wit­ten­berge gefun­den. Bei­de ste­hen übri­gens auch im engen Kon­takt zu den „Freie Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ und laufen seit spätestens 2010 bei deren Aufmärschen mit. Während B. gern im Lifestyle des „Autonomen Nation­al­is­ten“ auftritt und dem Umfeld der zurzeit inak­tiv­en Neon­azivere­ini­gung „Fre­un­deskreis NSPR“ zuzurech­nen ist, ist Kr. der Old­school Bone­head. Ein Foto in der Recherche-Zeitschrift “Fight Back 04 – Mai 2009” (S. 16) zeigt ihn im Gefolge der Berlin­er „Kam­er­ad­schaft Spreewacht“, ein­er Naziskin-Vere­ini­gung. Des weit­eren hält er Kon­takt zu Neon­azis in Sach­sen-Anhalt und marschierte dort u.a. bei Aufmärschen in Sten­dal mit.

Während des diesjähri­gen „Trauer­marsches“ in Magde­burg, trat Kr. auch im Gefolge der „Freien Kräfte Prig­nitz“ auf. Diese Vere­ini­gung trat dort das erste Mal in Erschei­n­ung. Da Kr. und B. im Ver­lauf des let­zten Jahres vor allem aber zusam­men mit den „Freie Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ auffie­len, während eines Auf­marsches am 1. Juni 2013 in Wolfs­burg (Nieder­sach­sen) sog­ar als „Freie Kräfte Neu­rup­pin & Wit­ten­berge“, liegt es Nahe, das bei­de auch maßge­blich in den „Freien Aktivis­ten Wit­ten­berge“ aktiv sind, die eben­falls zu dem Auf­marsch in Wit­ten­berge aufrufen. Sie bilden somit das Sprung­brett der „Freie Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ in die Prignitz.

NSFKN Warm Up Kundge­bung am 29. März 2014

Dies zeigte sich auch am gestri­gen Sam­stag in Wit­ten­berge. Dort führten zehn Neon­azis, darunter Dave Trick, Mar­cel Kr. und Thomas B., unter der Beze­ich­nung „Frei Kräfte Neu­rup­pin / Prig­nitz“ eine Wer­bev­er­anstal­tung für den geplanten Auf­marsch durch.

Auch wenn ca. 30 bis 40 Men­schen gegen die Kundge­bung (Fotos hier: Press­eser­vice Rathenow und Sören Kohlhu­ber) protestierten, scheinen die Neon­azis auch weit­er­hin bestrebt, sich in Wit­ten­berge und in der Prig­nitz auszubre­it­en zu wollen.

Wit­ten­berge Nazifrei

Für Antifaschist_innen ist es deshalb wichtig der weit­eren Ver­net­zung des nord­west­bran­den­bur­gis­chen Neon­az­im­i­lieus bere­its frühzeit­ig ent­ge­gen­zuwirken. Sollte der geplante Auf­marsch am 5. April wider­spruch­s­los durch Wit­ten­berge ziehen, dürften weit­ere fol­gen. Denn die Stadt wirkt wegen ihrer strate­gis­chen Lage als Verkehrsknoten­punkt zwis­chen Ham­burg, Berlin, Schw­erin und Magde­burg sowie in der unmit­tel­baren Nach­barschaft von vier Bun­deslän­dern wie ein Drehkreuz für aktion­sori­en­tierte Vere­ini­gun­gen. Dies hat­te sich bere­its bei den neon­azis­tis­chen Spon­tanaufzü­gen am 2. Juni 2007 und am 1. Mai 2009 gezeigt, als im ersten Fall 200 und im zweit­en Fall unge­fähr 50 Neon­azis recht schnell hin­tere­inan­der erst spon­tan in der Stadt und dann in weit­eren Orten in Sach­sen-Anhalt aufmarschierten.

Sowohl die Zivilge­sellschaft in Wit­ten­berge als auch ein über­re­gionales Bünd­nis und die Antifa pla­nen deshalb Aktio­nen anlässlich des geplanten Auf­marsches am 5. April. Im Focus ste­ht dabei das Gelände um den Bahn­hof, der den Neon­azis ab 12.00 Uhr als Auf­marsch­punkt dienen sollen. Die Bünd­nisse „NoN­azis Wit­ten­berge“ und “Wit­ten­berge Naz­ifrei” mobil­isiert bere­its ab 9.00 Uhr zu Block­aden. Die Stadt Wit­ten­berge und das örtliche Bürg­er­bünd­nis ver­anstal­ten ab 12 Uhr ein Bürg­er­fest für Tol­er­anz unter dem Mot­to “Schön­er Leben ohne Nazis” und weit­ere Aktio­nen in der Innen­stadt. Darüber hin­aus sind zusät­zliche Kundge­bun­gen gegen die Neon­azis im Stadt­ge­bi­et geplant, um den Protesten möglichst viel Aus­drucks­fläche zugeben.

Infos­truk­tur zum 5. April

Infor­ma­tion­s­seit­en:

http://wittenbergenazifrei.blogsport.eu

http://nonaziswittenberge.blogsport.de

Face­book:

https://www.facebook.com/pages/Wittenberge-Nazifrei/1430320097212032?hc_location=timeline

Twit­ter:

http://twitter.com/Wbge_Nazifrei

Emailkon­takt:

wittenbergenazifrei@riseup.net

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Antifaschismus

Wittenberge Nazifrei!

Am 5. April soll, nur einen Katzen­sprung von der Lan­des­gren­ze MVs ent­fer­nt, in Wit­ten­berge (Nord­bran­den­burg) ein Neon­azi­auf­marsch stat­tfind­en. Es ist der erste Ver­such dieser Art in der Region und wir sprachen mit Vertreter_innen des antifaschis­tis­chen Bünd­niss­es “NoN­azisWit­ten­berge”, welch­es zu Gege­nak­tiv­itäten an dem Tag mobilisiert.

Kom­Fort:
Hal­lo, schön das wir es noch geschafft haben uns so kurz vor eurem Tag X zu tre­f­fen. Wisst ihr schon Genaueres über die Pläne der Nazis?

NoN­azisWBGE:
Die Neon­azis haben zwis­chen 12 – 24 Uhr eine Demon­stra­tion in Wit­ten­berge angemeldet. Die genaue Route ist noch nicht bekan­nt. Allerd­ings ist sich­er, dass die Neon­azis nicht durch die Innen­stadt marschieren werden.

Kom­Fort:
Welche Nazi­grup­pen rufen denn zu dem Auf­marsch auf? Mit wie vie­len Neon­azis wird gerechnet?

NoN­azisWBGE:
Zum Auf­marsch mobil­isieren die Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland (FKNRP) und die Freien Aktivis­ten Wit­ten­berge, wobei zweit­ere als Gruppe nicht existiert. Es ist für uns ersichtlich, dass die FKNRP bei der Mobil­isierung und Durch­führung fed­er­führend sind. Solche Aufmärsche haben bei den FKNRP Tra­di­tion. Zwis­chen 2009 und 2012 haben sie mehrere Aufmärsche mit bis zu 300 Neon­azis im benach­barten Neu­rup­pin und Witt­stock (Dosse) ver­anstal­tet. Doch seit die let­zten Aufmärsche block­iert wer­den kon­nten, ist es in der Region ruhig gewor­den. In der Regel bekom­men die FKNRP 250–300 Neon­azis mobil­isiert. Wit­ten­berge ist jedoch ein verkehrstech­nis­ch­er Knoten­punkt, sodass wir damit rech­nen das die Zahl der Demonstrant_innen steigen könnte.

Kom­Fort:
Block­aden sind ein gutes Stich­wort. Wie ihr ja ger­ade erwäh­nt habt, wur­den mehrere Aufmärsche in den let­zten Jahren in Bran­den­burg durch Block­aden ver­hin­dert. Wir denken da an Bernau, Frank­furt (Oder) und erst im Feb­ru­ar an Cot­tbus. Wollt ihr euch mit eurem Protest da einreihen?

NoN­azisWBGE:
Ja auch wir haben vor durch Men­schen­block­aden den Auf­marsch zu ver­hin­dern. Wie schon angek­lun­gen scheinen Block­aden in Bran­den­burg der effek­tivste Weg die Straße dicht zu machen. Zusam­men mit den Bünd­nis “Wit­ten­berge Naz­ifrei” wollen wir uns den Nazis wieder­set­zen. Der Aufruf von “Wit­ten­berge Naz­ifrei” wird über­re­gion­al von führen­den Politiker_innen und Organ­i­sa­tio­nen sowie zahlre­ichen Einzelper­so­n­en unter­stützt. Beispiel­sweise durch den Jus­tizmin­is­ter Hel­mut Markov.

Kom­Fort:
Und welche anderen Aktio­nen sind an dem Tag in der Stadt noch geplant?

NoN­azisWBGE:
Die Innen­stadt ist durch Ver­anstal­tun­gen an dem Tag belegt. In der Bahn­straße gibt es ein Bürg­er­fest unter dem Mot­to “Schön­er Leben ohne Nazis”, im Rathausvier­tel einen Tol­er­an­zlauf und ein Straßen­fußball­turnier auf dem Paul-Lincke-Platz.

Kom­Fort:
Das klingt ja schon mal vielfältig und soviel Platz bleibt den Nazis dann somit ja auch nicht mehr. Auf eur­er Web­seite find­en sich viele Ter­mine zu Infover­anstal­tun­gen. Erzählt doch, wie läuft die Mobil­isierung denn bislang?

NoN­azisWBGE:
Im Großen und Ganzen läuft die Mobil­isierung ganz gut. Auch wir wollen uns die gute Anbindung der Stadt zu Eigen machen und hat­ten daher den Gedanken über­re­gion­al zu Gege­nak­tiv­itäten zu mobil­isieren. Um die Leute abzu­holen ver­anstal­ten wir Info-Ver­anstal­tun­gen in fünf Bun­deslän­dern in den Städten, wo es antifaschis­tis­che Struk­turen gibt. Und das Inter­esse ist groß! Unsere Fly­er und Plakate sind fast vergriffen.

Kom­Fort:
Und mit wievie­len Teilnehmer_innen am Gegen­protest rech­net ihr?

NoN­azisWBGE:
Das kön­nen wir im Moment nicht sagen. Wir hof­fen jedoch, dass Viele unserem Aufruf fol­gen und das wir gemein­sam die Neon­azis Schachmatt setzen.

Kom­Fort:
Fernab von der Gegen­mo­bi wür­den wir gerne noch mal auf die Neon­azis einge­hen. Wie hat sich die lokale Naziszene in den ver­gan­genen Jahren entwickelt?

NoN­azisWBGE:
Ähn­lich wie andere Städte in Bran­den­burg war Wit­ten­berge ger­ade in den 90er Jahren kein unbeschriebenes Blatt. 1991 war es beson­ders bru­tal: mehrere Dutzend rechte Jugendliche stürmten ein Wohn­heim und war­fen zwei Nami­bier aus dem 4. Stock. Sie über­lebten nur knapp. 2001 wurde Klaus-Dieter Harms durch Neon­azis in sein­er eige­nen Woh­nung tot­ge­treten. Das Gericht stellte anschließend fest, dass die bei­den Täter den gehbe­hin­derten Alko­holkranken als ver­ach­tungswürdi­gen Men­schen betra­chtet und aus „Mord­lust“ gehan­delt hät­ten. In jüng­ster Zeit häufen sich nächtliche Aktio­nen in Wit­ten­berge. Neben zahlre­ichen Pro­pa­gan­dade­lik­ten fan­den hier spon­tane Aufmärsche mit bis zu 200 Neon­azis statt. 2010 gab es einen bewaffneten Über­fall auf ein alter­na­tives Wohn­pro­jekt im benach­barten Per­leberg und 2013 einen tätlichen Angriff auf einen Dönerimbiss.

Kom­Fort:
Und welche Bedeu­tung hat der Auf­marsch eur­er Mei­n­ung nach für die Region?

NoN­azisWBGE:
Der FKNRP ver­suchen schon seit eini­gen Jahren ihr Ein­flussge­bi­et zu erweit­ern. Seit ihre Aufmärsche jedoch 2012 mehrfach block­iert wur­den, hat dies stark an ihren Selb­st­be­wusst­sein gekratzt. Wir gehen davon aus, dass der Auf­marsch neuen Antrieb liefern soll. Und wie der jüng­ste Über­fall zeigt, scheint die Demon­stra­tion auch in die Szene zu wirken. Fernab davon, dass jed­er Auf­marsch ver­hin­dert wer­den muss, ist es in diesem Fall wichtig, dem Vor­drin­gen in die Region entgegenzuwirken.

Kom­Fort:
Möchtet ihr zum Schluss noch etwas an die Leser_innen los werden?

NoN­azisWBGE:
Der Tre­ff­punkt zu Gege­nak­tiv­itäten ist um 9 Uhr am Bahn­hof Wit­ten­berge. Alle wichti­gen Infos find­et ihr auf unser­er Seite nonaziswittenberge.blogsport.de und auf wittenbergenazifrei.tk. Die Aktion­skarte sowie Info-Tele­fon­num­mer wer­den einige Tage vor dem Auf­marsch veröf­fentlicht. Achtet daher auf Ankündi­gun­gen. Anson­sten: erscheint zahlreich!

Kom­Fort:
Ok, wir sind ges­pan­nt und drück­en euch und allen die am 5. April unter­wegs sind die Daumen.

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Antifaschismus

Bündnis “Wittenberge Nazifrei” ruft zu Gegenprotesten auf

Am kom­menden Sam­stag, den 29.03.2014, plant die NPD in Wit­ten­berge ab 9 Uhr einen Info­s­tand in der Bahn­straße durchzuführen. Mit der Aktion läutet die NPD ihren Wahlkampf in Bran­den­burg ein. Gegenüber der NPD-Kundge­bung, zwis­chen Wil­helm­straße und August­straße, wurde eine Gegenkundge­bung seit­ens der Wit­ten­berg­er Parteien angedacht. Die Neon­aziver­anstal­tung ste­ht den­noch im Kon­text ihres in der Stadt geplanten Auf­marsches am 5. April.

Wir rufen alle demokratis­chen und antifaschis­tis­chen Bürg­erin­nen und Bürg­er auf, sich an den Gegen­protesten zu beteili­gen. Wit­ten­berge darf kein Ort für rechte Pro­pa­gan­da sein – wed­er diesen Sam­stag, noch am darauf­fol­gen­den!”, so der Sprech­er des Bünd­niss­es “Wit­ten­berge Naz­ifrei”, Thomas Müller.

Wit­ten­berge, den 28. März 2014
Bünd­nis “Wit­ten­berge Naz­ifrei”
Kon­takt: wittenbergenazifrei@riseup.net

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Arbeit & Soziales

Wenn ihr uns die Räume nehmt — dann hängen wir eben bei euch ab!”

Die finanzielle Lage des Land­kreis­es ist anges­pan­nt — keine Frage. Die Schulden­last der ver­gan­genen Jahre ist enorm. Doch ger­ade diejeni­gen, die für diese Fehlen­twick­lung am wenig­sten kön­nen, sollen jet­zt wom­öglich dafür bluten: die Jugendlichen und sozialen Träger in der Region OPR.

Es ist kein Geheim­nis, dass Arbeit im sozialen Bere­ich kaum gewürdigt wird — wed­er inhaltlich noch finanziell. Für Ver­wal­tung und Poli­tik sind Tätigkeit­en in diesem Bere­ich qua­si selb­stver­ständlich. Zwar bekla­gen die sozialen Träger die schwierige Sit­u­a­tion in der sie sich befind­en — von Per­sonal­man­gel über Pla­nung­sun­sicher­heit­en bis hin zu mas­siv­en Kürzun­gen — seit Jahren, doch irgend­wie geht es ja immer weit­er. Wer im sozialen Bere­ich arbeit­et, neigt zu Selb­staus­beu­tung, weil man sieht wie wichtig die eigene Arbeit ist und was mit dieser ver­bun­den ist. Pro­jek­te aufgeben kommt meist nicht in Frage. Aber irgend­wann ist Schluss! Wir und andere soziale Träger in der Stadt sind nicht in der Posi­tion, dass wir Almosen erbet­teln müssen. Wir alle leis­ten wichtige und ele­mentare Arbeit für das soziale Gefüge dieser Stadt und Region. Das muss endlich anerkan­nt wer­den. Wir haben genug von den jährlichen Kürzun­gen und der Pla­nung­sun­sicher­heit mit der wir zu kämpfen haben.

Unsere Möglichkeit­en uns demokratisch einzubrin­gen sind über­schaubar — ins­beson­dere wenn wir nicht ein­mal 2 Minuten im Kreistag sprechen kön­nen ohne unter­brochen zu wer­den. Aber es gibt andere Wege um auf unser Anliegen aufmerk­sam zu machen und die wer­den wir nutzen.

Wenn ihr uns die Räume nehmt, dann hän­gen wir halt bei euch ab! In den kom­menden Wochen wird das JWP-Mit­ten­Drin mit ver­schiede­nen, kreativ­en Aktio­nen “simulieren” wie sich diese Region entwick­eln kön­nte, wenn den Trägern der Jugend­sozialar­beit der Betrieb­skosten­zuschuss gestrichen wird.

Den Kreistag fordern wir auf, seine soziale Ver­ant­wor­tung zu übernehmen und keine Kürzun­gen im Sozial­bere­ich vorzunehmen. Haushalt­skon­so­li­dierung ist das eine — aber die Sozial­struk­tur ein­er Region nach­haltig zu ver­wüsten das andere. Wir wer­den let­zterem nicht taten­los zusehen!

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Antifaschismus

Kein Raum für Nazis am 5. April in Wittenberge

Im Inter­net mobil­isieren Neon­azis zu einem Auf­marsch in Wit­ten­berge. In knapp zwei Wochen, am 5. April, wollen sie gegen einen ver­meintlichen “Volk­stod” in der Region demon­stri­eren. Ini­itiert wird die Demon­stra­tion von Neon­azis aus Neu­rup­pin. “Wir sehen das als Vorstoß der Neu­rup­pin­er Neon­azis und als Ver­such an die örtliche Szene anzuknüpfen”, meint der Bünd­nis­sprech­er Thomas Müller.

Gegen die ge­plan­te De­mons­tra­ti­on hat sich Wi­der­stand for­miert. Das Bünd­nis “Wit­ten­berge Naz­ifrei” ver­eint ak­ti­ve zi­vil­ge­sell­schaft­li­che Ak­teu­re aus Wit­ten­berge, aber auch aus anderen Teilen Bran­den­burgs und anderen Bun­deslän­dern. Hier fin­den sich Kir­chen, Par­tei­en, an­ti­fa­schis­ti­sche In­itia­ti­ven, Ver­ei­ne sowie engagierte Einzelper­so­n­en ihren Platz.

Wir set­zen der men­schen­ver­ach­t­en­den Pro­pa­gan­da der Neon­azis eine demokratis­che und antifaschis­tis­che Kul­tur ent­ge­gen und wer­den den Neon­azi­auf­marsch mit friedlichen Massen­block­aden ver­hin­dern.” so Thomas Müller, Sprech­er des Bünd­niss­es. Dabei kön­nen Antifaschist_innen auf eine Lange Tra­di­tion von erfol­gre­ichen Block­aden gegen Nazidemon­stra­tio­nen zurückblicken.

Alle Wit­ten­berg­erin­nen und Wit­ten­berg­er sowie alle, die sich mit dem Bünd­nis sol­i­darisieren, sind auf­ge­ru­fen, sich den Gegen­protesten an­zu­schlie­ßen und ge­mein­sam den Neon­azi­auf­marsch am 5. April zu blockieren!

Es sind um den Bahn­hof herum und in der Innen­stadt ab 9 Uhr mehrere Gegenkundge­bun­gen angemeldet.
Weit­ere Infor­ma­tio­nen und den Aufruf des Bünd­niss­es find­en sich unter wittenbergenazifrei.blogsport.eu
Für weit­erge­hende Fra­gen ste­hen wir unter der Email-Adresse wittenbergenazifrei@riseup.net zur Verfügung.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Gerichtsverhandlung von abschiebebedrohtem, minderjährigen Flüchtling am morgigen Donnerstag

Dem Betrof­fe­nen dro­ht im schlimm­sten Fall eine Abschiebung nach Mal­ta nach der Dublin-Verord­nung, sollte der Richter an sein­er Überzeu­gung fes­thal­ten. Dieser beruft sich auf eine wider­sprüch­liche Angabe des Gebrust­da­tums in den Unter­la­gen, die dem Bun­desmin­istierum für Migra­tion und Flüchtlinge vor­liegen. Der Richter hat aber selb­st noch keine Alters­fest­stel­lung ver­an­lasst. Obwohl dem Ver­wal­tungs­gericht Pots­dam und dem zuständi­gen Richter eine Gebursturkunde des Betrof­fe­nen vor­liegen und das Jugen­damt Havel­land und die Aus­län­der­be­hörde dies bestätigten, muss gegen den Beschluss des Ver­wal­tungs­gericht­es geklagt wer­den. Heute beschloss das Amts­gericht Rathenow, dass eine Vor­mund­schaft einge­set­zt wer­den muss und unter­schre­icht damit die Min­der­jährigkeit und die damit ver­bun­dene Schutzbedürftigkeit. Der 17-jährige, aus Soma­lia Geflüchtete reichte Klage gegen den vor­ange­gan­genen Beschluss des zuständi­gen Richters ein. Min­der­jährige Flüchtlinge genießen in Deutsch­land eine beson­dere Schutzbedürftigkeit, auch nach der Dublin-Verord­nung. „Wir verurteilen die Igno­ranz und offen­sichtlich ein­seit­ige Herange­hensweise des zuständi­gen Richters, der mit aller Härte eine Abschiebung des Betrof­fe­nen anstrebt.“ — so Johan­na Meier, eine Unter­stützerin des Betrof­fe­nen. Wir als Unterstützunger*Inneninitative rufen dazu auf, den Prozess am morgi­gen Don­ner­stag kri­tisch zu beobacht­en. Die Ver­hand­lung find­et im Pots­damer Ver­wal­tungs­gre­icht, in der Friedrich-Ebert-Straße 32, um 10:00 Uhr im Ver­hand­lungsraum 02 EG statt.

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Antifaschismus

Eine Million Flugblätter”

INFORIOT — Zwei Monate sind es noch bis zur Europawahl und zu den Kom­mu­nal­wahlen. Knapp sechs Monate sind es bis zur Wahl für einen neuen Land­tag. Die Bran­den­burg­er NPD, die am let­zten Woch­enende ihren Lan­desparteitag im Land­kreis Ober­hav­el durch­führte, gibt sich dabei sieges­sich­er: Min­destens fünf Prozent will die Partei erre­ichen und in den Land­tag einziehen. Auch für die Kom­mu­nal­wahlen hat sie zahlre­iche Kan­di­datIn­nen aufgestellt. Die Jun­gen Nation­aldemokrat­en (JN) sollen dabei helfen.

Mil­i­tan­ter Neon­azi zum Wahlkampfleit­er ernannt

Die NPD scheint in diesem Wahlkampf Pro­voka­tion ver­mei­den zu wollen und set­zt auf Funk­tionäre und bere­its bekan­nte Gesichter. Anders als im Kom­mu­nal­wahlkampf 2008 verzichtet die Neon­azi­partei auf die Auf­stel­lung von Gewalt­tätern wie Alexan­der Bode. Der verurteilte Totschläger, der regelmäßig als Ord­ner auf NPD-Demon­stra­tio­nen fungiert, kön­nte ein schlecht­es Image auf die Partei wer­fen. Den Ein­druck gewin­nt man zumin­d­est, schaut man allein auf die Lan­desliste der Partei mit ihren 15 Kan­di­datIn­nen (siehe weit­er unten im Text). Doch für eine Über­raschung hat die Partei dann doch gesorgt: Der Berlin­er NPD Chef und ehe­ma­lige Straus­berg­er Sebas­t­ian Schmidtke soll die Bran­den­burg­er NPD als Wahlkampfleit­er unter­stützten. Der 28-jährige Schmidtke war let­zten Dezem­ber zu acht Monat­en Haft auf Bewährung wegen Volksver­het­zung, Gewalt­darstel­lung und Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen verurteilt wor­den, da in seinem Ladengeschäft „Hex­o­gen“ in Berlin-Schönewei­de während ein­er Razz­ia CDs mit straf­baren Inhal­ten gefun­den wur­den. Die Razz­ia fand auf Grund von Ermit­tlun­gen gegen die Berlin­er Neon­azi­plat­tform „NW-Berlin“ statt. Schmditke plant unter anderem, mit einem PKW und ein­er mobilen Beschal­lungsan­lage durch Wohnge­bi­ete zu fahren. Ein entsprech­ern­der Antrag wurde für Fürsten­walde bere­its bei der Ver­samm­lungs­be­hörde gestellt.

Viel hil­ft viel?
Schenkt man den Aus­führun­gen der Partei auf ihrer Face­book­seite Glauben, dann ist eine regel­rechte Mate­ri­alschlacht in den kom­menden Monat­en zu erwarten: Eine Mil­lion Flug­blät­ter und 50.000 Plakate. In einem früheren Beitrag war gar von zweiein­halb Mil­lio­nen Flug­blät­tern die Rede, dabei hat Bran­den­burg ger­ade ein­mal knapp 2,1 Mil­lio­nen Wahlberechtigte. Oben­drein plant die NPD 100 Kundge­bun­gen. Was bei sechs Monat­en bis zu den Land­tagswahlen etwa jeden zweit­en Tag bedeuten würde.

Liste ohne Über­raschun­gen
Auf dem Lan­desparteitag am Sam­stag bes­timmten die Anwe­senden die Liste für die Land­tagswahl im Sep­tem­ber. Unter den 15 Lis­ten­plätzen find­en sich keine Über­raschun­gen: So führen die Liste der langjährige NPD-Lan­deschef Klaus Beier und der Vize-Chef Ron­ny Zasowk an. Die anderen Plätze beset­zen Mit­glieder des Lan­desvor­standes und Kan­di­datIn­nen, die bere­its zu vorheri­gen Wahlen ange­treten sind. Flo­ri­an Stein (Platz 3), NPD-Orts­bere­ich­sleit­er Schöne­iche, Manuela Kokott , Lan­deschatzmeis­tern (Platz 4), Aileen Rokohl, Kreisvor­sitzende der NPD Barn­im-Uck­er­mark (Platz 5) sowie Detlef Appel (Platz 8) und Lore Lierse (Platz 10) aus dem Land­kreis Ober­hav­el bilden den Bran­den­burg­er Lan­desvor­stand. Alle anderen Kan­di­datIn­nen trat­en bere­its zu Kommunal‑, Land­tagswahlen oder zulet­zt bei der Bun­destagswahl für die NPD an: Auf Platz 6: Ben­jamin Mertsch, Kreisver­band Lausitz; Platz 7: Stel­la Häh­nel, Kreisvor­sitzende Dah­me­land; Platz 9: Frank Knuf­fke, Kreistagsab­ge­ord­neter im Land­kreis Dahme-Spree; Platz 11: Burkhard Sah­n­er, Kreisvor­sitzen­der Ober­hav­el; Platz 13:  Falk Haffn­er, Kreisver­band Lausitz; Platz 14: Thomas Gürtler, Kreisver­band Lausitz; Platz 15: Peter Börs, Kreisvor­sitzen­der Prig­nitz-Rup­pin. Unter den 15 Plätzen find­et sich auch Bär­bel Redl­ham­mer-Raback (Platz 12), die noch 2008 als DVU-Mit­glied antrat und beken­nende Anhän­gerin der „Exil­regierung des Deutschen Reich­es“ ist, also eine soge­nan­nte „Reichs­bürg­erin“.

JN versucht´s nochmal

Kurz vor dem Lan­desparteitag verkün­dete die NPD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Nation­aldemokrat­en“ auf ihrer Face­book­seite, dass sie am 12. April in Ost­bran­den­burg die offizielle Ver­bands­grün­dung der JN Bran­den­burg durch­führen will. Unter­stützen sollen die NPD-Funk­tionäre Klaus Beier und Ron­ny Zasowk sowie der Säch­sis­che JN-Chef Paul Rzhaczek. Dabei kommt die zer­e­monielle Grün­dung reich­lich spät, so tritt ins­beson­dere der JN-Lan­des­beauf­tragte Pierre Dorn­brach seit mehreren Jahren unter dem Label “JN-Bran­den­burg” öffentlich auf. Seit Ende 2013 ist Dorn­brach mit sein­er Wer­bung für die JN auf YouTube und Face­book in die Offen­sive gegan­gen. Der langjährige Aktivist Dorn­brach gehört seit Ende 2012 dem neuen Bun­desvor­stand der Jun­gen Nation­aldemokrat­en an. Der 25-jährige Dorn­brach, der den JN-Stützpunkt Lausitz leit­ete, ist seit 2011 sowohl Bun­des­bil­dungsleit­er und aktiv­er Schreiber der JN-Pos­tille „Der Aktivist“, als auch ver­ant­wortlich für den JN Ver­band Bran­den­burg. In den ver­gan­genen Jahren trat er mehrfach als JN Bran­den­burg bei Ver­anstal­tun­gen und im Inter­net in Erschei­n­ung, auch die Stützpunk­te „Pots­dam“, „Schenken­länd­chen“, „Oranien­burg“ und „Lausitz“ trat mal mehr mal weniger in der Öffentlichkeit auf. Schon 2010 war eine Neustruk­turierung der JN geplant, der Preußen­tag im Okto­ber 2010 sollte als Startschuss dienen. Der Auf­bau gelang jedoch nicht. Anfang August ver­gan­genen Jahres war Dorn­brach an einem Über­griff auf Gegendemonstrant_innen in Eisen­hüt­ten­stadt beteiligt. Die Ermit­tlun­gen laufen noch.

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(Anti-)Rassismus

erneuter Hungerstreik im Eisenhüttenstädter Abschiebeknast

Pressemit­teilung vom Unter­stützungsnet­zw­erk von Geflüchteten, Migrant_Innen und anderen sol­i­darischen Men­schen aus Berlin und Bran­den­burg gegen Lager und Abschiebung in Eisenhüttenstadt

Erneuter Hunger­streik im Eisen­hüt­ten­städter Abschiebek­nast – gewalt­tätige (Dublin-)Abschiebepolitik muss gestoppt wer­den – Abschiebek­nast in Eisen­hüt­ten­stadt und ander­swo schließen!

Seit ver­gan­genen Sam­stag, den 15.März, ver­weigern zwei aus Tschetsche­nien Geflüchtete im Abschiebek­nast Eisen­hüt­ten­stadt die Auf­nahme von Nahrung und seit zwei Tagen auch die Auf­nahme von Flüs­sigkeit und befind­en sich dem­nach in einem trock­e­nen Hunger­streik. Sie machen damit auf ihre Inhaftierung auf­grund der Dublin-Reg­u­lar­ien aufmerk­sam und fordern die zuständi­gen Behör­den auf, sie aus dem Abschiebek­nast sofort zu ent­lassen. Dazu wurde eine Erk­lärung ver­fasst, die der Aus­län­der­be­hörde, dem Amts­gericht, dem Bun­desmin­is­teri­um für Migra­tion und Flucht, sowie dem Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­um seit heute vor­liegt. Sie fordern die zuständi­gen Behör­den daz auf, sie aus der Haft zu ent­lassen, sowie ihre Asy­lanträge in Deutsch­land zu prüfen. Bei­de Hunger­streik­enden haben bere­its einen Asy­lantrag aus der Haft gestellt. Der Gesund­heit­szu­s­tand der bei­den Hunger­streik­enden hat sich extrem ver­schlechtert. Sie befan­den bzw. befind­en sich zur Behand­lung im Krankenhaus.

Die Asy­lanträge müssen geprüft wer­den und die Ent­las­sung der bei­den Hunger­streik­enden aus der Haft ist drin­gend notwendig!” so Max Ringo, ein Sprech­er des Netzwerkes.

Allein in den ver­gan­genen 10 Monat­en haben wir als Unter­stützungsnet­zw­erk von drei Hunger­streiks, sechs Suzid­ver­suchen und einem Suizid im Eisen­hüt­ten­städter Lager und Abschiebek­nast erfahren. Diese möcht­en wir hier­mit dokumentrieren.

20. Mai 2013 – Suzidversuch

Eine kur­dis­che Fam­i­lie soll abgeschoben wer­den. Der Vater nimmt am sel­ben Tag eine Über­do­sis Schlaftablet­ten zu sich und muss ins Kranken­haus ein­geliefert wer­den. Wenige Tage später wird die Fam­i­lie abgeschoben.

Quelle: Geflüchtete aus dem Eisen­hüt­ten­städter Lager

28. Mai 2013 – Suizid

Der aus dem Tschad geflüchtete Dja­maa Isu erhängt sich in der ZAST selb­st. Ihm dro­hte eine Abschiebung nach dem Dublin II-Verfahren.

Quelle: fels – für eine linke Strömung

5. Juni 2013 – Suizidversuch

Ein aus Soma­lia Geflüchteter ver­sucht sich in seinem Zim­mer aufzuhän­gen. Er wird dabei aus einem anderem Zim­mer von Bewohner_Innen beobachtet, welche im let­zten moment das Seil durch­sc­nei­den kön­nen. Er wird ins Kranken­haus ein­geliefert und taucht danach nie wieder im Eisen­hüt­ten­städter Lager auf.

Quelle: Geflüchtete aus dem Eisen­hüt­ten­städter Lager

10.Juli 2013 – Suizidversuch

Der 21-jährige aus Georgien geflüchtete Gigi G. bege­ht im Abschiebek­nast einen Selb­st­mord­ver­such. Er ver­let­zte sich mit ein­er Rasierklinge mit zahlre­ichen Schnit­ten an den Armen und am Bauch. Laut eigen­er Aus­sage wurde er danach bei dem Ver­such, sich die Halss­chla­gad­er aufzuschnei­den, vom Wach­per­son­al über­wältigt. Er befind­et sich danach mit 10 weit­eren inhaftierten Geflüchteten im Hunger­strei, wird jedoch einige Wochen später nach Polen abgeschoben.

Quelle: lager­watcheisen

12 bis 26. Juli 2013 – Hungerstreik

Zehn im Abschiebek­nast inhaftierte Flüchtlinge treten in einen Hungerstreik.

Bis zu fünf inhaftierte Flüchtlinge treten wenig später in einen trock­e­nen Hunger­streik, alle müssen vorüberge­hend im Kranken­haus behan­delt wer­den. Die Ereignisse erregten über­re­gionales Medi­en­in­ter­esse, beson­ders als es zu der Abschiebung des geor­gis­chen Flüchtlings Gena­di K. aus dem Kranke­haus her­aus kam, obwohl er seit zwei Wochen keine feste Nahrung und seit eini­gen Tagen auch keine Flüs­sigkeit zu sich nahm.

Quelle: lager­watcheisen, RBB u.a.

25. Okto­ber 2013 – Hungerstreik

Vier im Abschiebek­nast inhaftierte Geflüchtete aus Georgien treten für drei Tage in einen trock­e­nen Hunger­streik. Sie protestieren damit gegen vor­range­gan­gene Gericht­sentschei­dun­gen, in denen ihre Haft bis zu zwei ein­halb Monat­en von der Bun­de­spolizei beantragt wurde und durch das Amts­gericht in Eisen­hüt­ten­stadt bestätigt wurde. Sie wur­den nach ihrer Ein­reise nach Deutsch­land im “Berlin-Warsza­wa-Express” auf dem Frank­furter Bahn­hof aufge­grif­f­en und wegen ver­meintlich­er “ille­galer Ein­reise” verurteilt. Auf­grund eines Ver­fahrens­fehlers des Gericht­es müssen die vier betrof­fe­nen Flüchtlinge am 14. Novem­ber ent­lassen werden.

Quelle: lager­watcheisen, Märkische All­ge­meine Zeitung

11. Dezem­ber 2013 – Suizidversuch

Ein inhaftiert­er aus Afghanistan Geflüchteter trinkt Sham­poo und wird für mehrere Wochen im Kranke­haus psy­chol­o­gisch behandelt.

Quelle: lager­watcheisen

23. Dezem­ber 2013 – Suizidversuch

Ein inhaftiert­er aus Tune­sien Geflüchteter ver­let­zt sich am Kopf und den Beinen selb­st und schnei­det sich die Venen auf. Er verbingt fünf Tage im Kranken­haus und wird wenige Tage später nach Itlaien abgeschoben.

Quelle: lager­watcheisen

11. Feb­ru­ar 2014 – Suizidversuch

Ein aus Tschetsche­nien geflüchtetes Ehep­aar soll abgeschoben wer­den. Einen Tag zuvor schnei­det sich die Frau die Venen auf, wird not­dürftig im Kranken­haus behan­delt und bei­de wer­den am darauf­fol­gen­den Tag nach Polen abgeschoben. Die Frau berichtete von sex­ueller Gewalt inner­halb ihrer Fam­i­lie in Tschetsche­nien und durch einen Teil der tschetschenis­chen Com­mu­ni­ty in Polen.

Quelle: lager­watcheisen

 

Die Auflis­tung zeigt, dass die gewalt­tätige Krim­i­nal­isierung von Geflüchteten in Eisen­hüt­ten­stadt und ganz Europa Sys­tem hat. Dieses intrans­par­ente und inhu­mane Abschiebe- und Abschreck­ungssys­tem muss gestoppt wer­den! Jed­er Hunger­streik und jed­er Suizid­ver­such ist ein­er zu viel! Der Abschiebek­nast in Eisen­hüt­ten­stadt muss geschlossen wer­den und alle inhaftierten Geflüchteten müssen sofort ent­lassen wer­den! Racial Pro­fil­ing — die staatlich legit­imierte Men­schen­jagd durch die Bun­de­spolizei im Deutsch-Pol­nis­chen Gren­zge­bi­et, muss aufhören! Dublin I, II, III muss abgeschafft wer­den! Ein human­itäres Bleiberecht für alle Geflüchteten in Deutsch­land ist möglich!

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Antifaschismus

In Oberhavel (un-)willkommen?

Let­zte Woche fan­den zwei Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen bezüglich der Unter­bringung von Geflüchteten in Ober­hav­el statt. Während die nun zweite Ver­anstal­tung am Dien­stag, den 11. März, in Gransee friedlich ver­lief, war die Stim­mung am Don­ner­stag in Oranien­burg deut­lich aufgeheizt.

Knapp 200 Anwohner_innen nah­men an der Infor­ma­tionsver­anstal­tung im Runge-Gym­na­si­um teil. Der Lan­drat Karl-Heinz Schröter (SPD) hat­te zur Ver­anstal­tung geladen, um das aktu­al­isierte Unter­bringungskonzept von Geflüchteten vorzustellen. Die Unter­bringung an der alten Feuer­wehrwache in der André-Pican-Straße ist vom Tisch. Der Land­kreis plant 220 Geflüchtete in der alten Kaserne im Ort­steil Lehnitz unterzubringen.

Von Beginn an war die Stim­mung im Saal unruhig. Neben der schlecht­en infra­struk­turellen Anbindung äußerten viele Bürger_innen Bedenken bezüglich der Schu­lun­ter­bringung der Kinder aus dem Asyl­be­wer­ber­heim. Das zuständi­ge Schu­lamt Per­leberg war jedoch nicht vor Ort, um die Fra­gen zu beant­worten. Obwohl bekan­nten Neon­azis der Zutritt zur Ver­anstal­tung ver­wehrt wurde, waren auf der Ver­anstal­tung mehrere NPD Mit­glieder, auf­grund nach­läs­siger Ein­lasskon­trolle des örtlichen Staatss­chutzes, vor Ort. Unter ihnen der bekan­nte Mar­tin Ulbricht, der sich als Vater von fünf Kindern vorstellte. Mit Bedacht stellte er Fra­gen und ver­suchte den Lan­drat in Bedräng­nis zu brin­gen. Doch auch andere Rassist_innen hal­luzinierten den „Bahn­hof Zoo“ auf den über­schaubaren Lehnitzer Bahn­hof. Eine Frau tat sich beson­ders her­vor, indem sie offen die Kul­tur der Geflüchteten abw­ertete, wofür sie bre­it­en Applaus erntete.

Doch es gab auch Zus­pruch. Viele Bürger_innen sahen sich entschlossen eine Willkom­men­skul­tur in Ober­hav­el zu etablieren. Am Ein­gang der Schule verteilte die Ini­tia­tive „Willkom­men in Oranien­burg“ Fly­er zur näch­sten Zusam­menkun­ft, um die kün­fti­gen Bewohner_innen des Heims willkom­men zu heißen. Mehrfach haben die Befürworter_innen aber auch die Gutschein­prax­is des Land­kreis­es kri­tisiert. Der Lan­drat ver­wies wie­der­mal an die geset­zliche Grund­lage an die er sich halte, was in Hin­blick darauf, dass Ober­hav­el zu den zwei let­zten Bran­den­burg­er Land­kreisen gehört, die an der Gutschein­prax­is fes­thal­ten, unglaub­würdig ist.

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Antifaschismus Law & Order

Unter falscher Flagge – Schmierereien am Forster Gymnasium

Sonn­tag der 9. März – ein schö­ner Früh­lings­tag, Kör­per und Geist er­wa­chen zu neuen Kräf­ten – Idea­le Be­din­gun­gen für den na­tio­na­len Ak­ti­vis­ten sich ein paar Ge­dan­ken zu ma­chen und sie der Welt in Form von Sprü­he­rei­en mitzuteilen.

Als im Mai 2011 „Na­tio­na­ler So­zia­lis­mus jet­zt“ auf die Mau­ern des Gym­na­si­ums ge­sprayt wurde, haben sich noch alle sehr auf­ge­regt und dem Ruf des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus wurde er­neut ge­scha­det – weil man aus sei­nen Feh­ler lernt, wurde es die­ses Mal mit einem An­griff unter fal­scher Flag­ge ver­sucht. Im Bau­markt noch schnell eine schwar­ze Spray­do­se be­sorgt, viel­leicht noch etwas Mut an­ge­trun­ken und los, 50 Meter lang an der glei­chen Wand: „AN­TI­FA“, „CHAO­SE IS AN­TI­FA“, „ANT­TI­FA IS AN­GRRIFF“; noch ein paar Krin­gel auf die Schul­tü­ren und eine Lin­ie quer über die Fens­ter und auch für die Klin­gel­an­la­ge eine Ladung!

Mit sin­ken­der Farb­men­ge steigt die An­zahl der „T“s in dem jedes Mal ver­wen­de­ten Wort „AN­TI­FA“. Dem Be­trach­ter soll hier die be­son­ders sel­te­ne Form der „Kurz­zeit­ge­dächt­nis-?Recht­schreib­schwä­che“ vor Augen ge­führt wer­den. Kaum noch les­bar an der Wand der ge­gen­über­lie­gen­den Schwimm­hal­le: „ANT­TI­FA RULEZ!“. Zwei Haus­ecken wei­ter ist die Ver­schleie­rungs­tak­tik dann aber nicht mehr nötig: ein paar An­ti­fa-?Auf­kle­ber wer­den am Bahn­über­gang in der Trie­be­ler Stra­ße noch mit den letz­ten Res­ten der Bau­markt­far­be über­sprüht – gar­niert mit einem Hakenkreuz…

Mal wie­der haben Nazis in Forst be­wie­sen, dass ihr Ver­stand so be­grenzt ist wie ihre Weltsicht.

An­ti­fa­schis­mus ist und bleibt not­wen­dig!
Kein Heim­spiel für Nazis.

Bilder gibt es hier.

Inforiot