Für den 06. Juni hat die Polizei ein hartes Durchgreifen bei Blockaden gegen den neonazistischen Aufmarsch in Neuruppin angekündigt. Laut Informationen, die dem „Ruppiner Anzeiger“ vorliegen, gäbe es Anweisung aus den Brandenburger Innenministerium antifaschistische Blockaden aufzulösen. Daraus folgt, dass die Demonstration der neonazistischen Kampagne „Tag der deutschen Zukunft“ bei Blockaden auch mit Polizegewalt durchgesetzt werden soll. Hintergrund ist ein Urteil des Potsdamer Verwaltungsgerichtes aus dem Jahr 2014: Am 15. September 2012 hatten hunderte Antifaschist*innen einen NPD-Aufmarsch von rund 80 Neonazis mittels friedlicher Menschenblockaden gestoppt. Die neonazistische Partei klagte auf ihr Recht Versammlungen durchzuführen und gegen das aus ihrer Sicht zu unentschlossene Vorgehen der Polizei. Die NPD bekam recht.
Dass sich innerhalb der Brandenburger Polizei ein Strategiewechsel vollzogen hat, konnten friedliche Demonstrant*innen bereits Anfang des Jahres in Frankfurt (Oder) und Cottbus erfahren. Hier wurden die neonazistischen Aufmärsche mit Gewalt durchgesetzt.
Das Bündnis “NOTDDZ” kritisiert den Kurs der Polizei und ruft zur Besonnenheit auf. “Das Urteil von Potsdam darf kein Freibrief für die Polizei werden friedlichen Protest gewalttätig zu verhindern!”, so eine Sprecherin des Bündnisses.
Das Potsdamer Urteil und der Strategiewechsel der Polizei verdrängt, dass ziviler Ungehorsam ein etablierter Bestandteil demokratischer Protestkultur ist. Das überzogene Vorgehen gegen antifaschistische Demonstrant*innen erweist der Demokratie einen Bärendienst.
Antifaschistische Blockaden haben in Brandenburg eine erfolgreiche Tradition: Durch sie wurden erstmals in der jüngeren Vergangenheit Neonaziaufmärsche gestoppt.
“Faschismus ist für uns keine Meinung, sondern ein Verbrechen! Trotz des Säbelrasselns des Innenministeriums und der Polizei sind wir entschlossen den Neonaziaufmarsch zu verhindern. Blockaden und ziviler Ungehorsam sind ein legitimes Mittel des Protests und ist Teil einer demokratischen Kultur! “, fügte die Sprecherin des Bündnisses hinzu.
Monat: Mai 2015
Etwa 120 Menschen haben heute Vormittag gegen eine Kundgebung von 40 Neonazis und Rassist_innen auf dem Marktplatz in Pritzwalk (Landkreis Prignitz) protestiert. Beide Veranstaltungen liefen relativ störungsfrei ab. Am Rande der rassistischen Kundgebung kam es jedoch zu zwei kleineren Zwischenfällen. Eine männliche Person soll eine Naziparole skandiert haben. Die Polizei nahm vom Tatverdächtigen anschließend die Personalien auf. Darüberhinaus gingen die Bamt_innen offenbar noch gegen eine weitere Person vor. Hier sind die genauen Hintergründe aber noch unklar.
Neonazistische Hetze gegen Flüchtlinge
Die offensichtlich rassistisch motivierte Kundgebung wurde in der vergangenen Woche angemeldet. Es handelte sich hierbei offenbar um einen Fortsetzungsversuch ähnlicher Versammlungen in Wittstock/Dosse (Landkreis Ostprignitz-Ruppin). Dort waren Neonazis und Rassist_innen zuletzt am 28. März 2015 aufmarschiert. Der mutmaßliche Versammlungsleiter Ronny Scharfenort stammt, gemäß eigenen Angaben im Socialmedia, ebenfalls aus Wittstock/Dosse. Auch die anderen Neonazis waren in erster Linie Zugereiste. Sie kamen, außer aus Wittstock/Dosse, auch aus den Regionen um Wittenberge (Landkreis Prignitz), Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin), Ketzin/Havel (Havelland) und Bad Belzig (Landkreis Potsdam-Mittelmark). Aus Pritzwalk selber nahm ungefähr eine Handvoll Neonazis teil. Die meisten, der heute anwesenden Neonazis, fielen in letzter Zeit regelmäßig bei derartigen Veranstaltungen auf. Ein Großteil davon bewegt sich auch in neonazistischen Organisationen. Heute zeigten sich vor allem die Partei „der dritte Weg“, die „Freien Kräfte Prignitz“, die „Nationalen Sozialisten Wittstock/Dosse“ sowie Unterstützer_innen der Kampagne zum so genannten „Tag der deutschen Zukunft“. Alle drei Redebeiträge wurden zudem von neonazistischen Funktionären gehalten. Die mittelmärkischen Redner Maik Eminger und Pascal Stolle sind als Mitglieder des „dritten Weges“ bekannt, Dave Trick ist in Neuruppin Stadtverordneter für die NPD. Dementsprechend waren die Reden gestaltet. Sie enthielten vor allem dumpfen Rassismus und vielfache Hetze gegen Ausländer, insbesondere gegen Flüchtlinge. Der Abgeordnete Trick warb zu dem für eine weitere rassistisch motivierte Veranstaltung, den „Tag der deutschen Zukunft“ am 6. Juni 2015 in Neuruppin. Anschließend wurde Rechtsrock von einem Tonträger abgespielt, bevor „Versammlungsleiter“ Ronny Scharfenort die Veranstaltung kurz vor 12.00 Uhr wieder auflöste.
Breite Proteste gegen Ausländerhass
Gegen die rassistisch motivierte Kundgebung, deren Teilnehmer_innen sich gern als „besorgte Bürger_innen“ sehen und oft vorgeben keine Neonazis zu sein, hatte sich bereits am frühen Vormittag ein breites Protestpotential zusammengefunden. An der St. Nikolai Kirche, am nördlichen Ende des Marktplatzes, hatten sich ungefähr 80 Menschen, darunter auch Vertreter_innen des Bündnisses „Wittstock bekennt Farbe“, eingefunden, um zunächst gemeinsam zu beten und dabei Gesicht für Vielfalt zu zeigen. Außerdem wurden Schilder gezeigt, die als Solidaritätsbekundungen gegenüber Flüchtlingen interpretiert und außerdem als Bekenntnis für eine moderne Einwanderungsgesellschaft angesehen werden können. Anschließend wurde sich dem Protest gegen die rassistische Kundgebung zugewandt. Direkt gegenüber den Neonazis und Rassist_innen hatten sich zuvor bereits ungefähr 40 Antifaschist_innen und Angehöriger linksalternativer Subkulturen mit Fahnen und Transparenten, letztere vor allem gegen den geplanten „Tag der deutschen Zukunft“ in Neuruppin gerichtet, eingefunden. Nun wurde gemeinsam lautstark protestiert und die neonazistischen Redner ausgepfiffen. Dazu läuteten die Glocken der St. Nikolai Kirche.
Fotos: hier
Am Abend fand in der Aula des Oberstufenzentrums Havelland in Nauen eine Bürger_innenversammlung zum geplanten Bau einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende und Flüchtlinge im Ort statt. Landkreis, Vertreter_innen der Kommune und der Polizei informierten die künftigen Anwohner_innen des Heimes und beantworteten ihre Fragen. Die Versammlung war allerdings nur halböffentlich. Nur Anwohner_innen, die sich auch als solche auswiesen, und die Presse waren zugelassen. Grund hierfür war die Eskalation einer Stadtverordnetenversammlung am 12. Februar 2015. Damals hatten zum einen Neonazis, die zum Teil aus einem anderen Landkreis angereist waren, und „besorgte Bürger_innen“ eine öffentliche Sitzung, in der über den Verkauf eines städtischen Grundstücks für die geplante Gemeinschaftsunterkunft an den Landkreis entschieden wurde, so gestört, dass der Saal polizeilich geräumt werden musste. Am heutigen Abend blieb es hingegen ruhig. Nur 50 Anwohner_innen waren gekommen, 342 aus einem Umkreis von 200m um die geplante Unterkunft waren eigentlich eingeladen.
Allgemeine Fakten zu Flucht, Asyl und Unterbringung
Nach der Begrüßung und einer kleinen Vorstellungsrunde begann Wolfgang Gall, Sozialdezernent des Landkreises Havelland mit einer einführenden Präsentation zum Thema Flucht und Asyl. Demnach waren 2014 ungefähr 46,3 Millionen Menschen, vor allem aus Afghanistan, Somalia, Sudan, Kongo, Myanmar und dem Irak, auf der Flucht, 8% mehr als im Vorjahr. Diese fliehen aber offenbar nur zu einem kleinen Teil nach Europa und noch weniger in die Bundesrepublik. Die meisten Flüchtlinge nehmen, laut Gall, Pakistan (1.600.000), Libanon (1.100.000), der Iran (982.000), die Türkei (824.000) oder Jordanien (737.000) auf. Die Bundesrepublik werde bis Jahresende „lediglich“ 450.000 Menschen, darunter viele aus Syrien, aufnehmen. Im Landkreis Havelland werden bis Ende 2015 ungefähr 1.150 Asylsuchende erwartet. Diese sollen im gesamten havelländischen Raum untergebracht werden. Für die Unterbringung, die je nach Status in Gemeinschaftsunterkünften oder Wohnungen erfolgt, gibt es momentan vier Standorte: Rathenow, Premnitz, Rhinow und Friesack. Ein weiteres Heim wird zudem gerade in Falkensee gebaut. Nauen wäre dann der sechste Standort. Darauf ging dann Martin Felstow vom Amt für Gebäude- und Immobilienmanagement des Landkreises Havelland näher ein. In einer separaten Präsentation stellte er das Bauvorhaben in Nauen näher vor. Gemäß seiner Auskunft wird die Gemeinschaftsunterkunft, ähnlich wie beim Heimneubau in der Kreisstadt Rathenow, ebenfalls in Modulbauweise errichtet. Das Gebäude in Nauen wird ein- bis zweigeschossig und gemäß den gesetzlichen Standards ausgerüstet sein. Mit einer Baugenehmigung wird bis August gerechnet, so Felstow. Anschließend erfolge die Aufstellung der Module, im Oktober/November der Innenausbau und bis Februar 2016 die Fertigstellung.
Fragerunde
Nach den eher harmonisch verlaufenden Präsentationen der beiden Landkreisvertreter, verlief die Fragerunde deutlich polarisierter ab. Mehrere ältere Menschen meldeten sich hierbei zu Wort und fassten zunächst die üblichen Vorteile gegen Asylsuchende in Fragen zusammen, die in der folgenden Diskussion allerdings auch wieder recht schnell ausgeräumt wurden. Diesbezüglich warb auch Nauens Bürgermeister Detlef Fleischmann für eine Broschüre, die viele Fragen zum Thema Asyl beantworten soll. Eine Direktorin, deren Schule in Nachbarschaft zur geplanten Gemeinschaftsunterkunft liegt, betonte zudem, dass Willkommensprojekte in Planung seien. Schließlich wäre die direkte Kommunikation die beste Möglichkeit Ängste zu nehmen. Beharrlicher blieben die älteren Herrschaften jedoch in der Frage, warum nicht auch die Asylgegner_innen in der heutigen Bürgerversammlung zu Wort kommen könnten, um ihre Meinung zu äußern. Einer trug diesbezüglich sogar einen vorverfassten Text vor, in dem er bekannte: „Wir wollen Deutsch sein und darauf sind wir stolz.“ Hier wurde allerdings noch einmal darauf hingewiesen, dass die freie Meinungsäußerung jederzeit möglich sei. Die Stadt habe zudem auch immer wieder Angebote des Dialoges gemacht. Eine Situation wie zur Stadtverordnetenversammlung am 12. Februar sollte sich heute jedoch nicht wiederholen. Auch ginge es, laut Wolfgang Gall, nicht mehr darum über den Bau der Unterkunft abzustimmen, wie es die älteren Herrschaften am liebsten hätten. Die heutige Versammlung diene einzig allein der Informierung der Anwohner_innen. Detlef Fleischmann sieht Nauen zudem in Verantwortung es endlich den anderen Kommunen im Landkreis gleich zu tun und Asylsuchenden auch hier eine Zufluchtsstätte zu bieten. Dass dies freilich nicht alle Nauener_innen überzeugt, scheint absehbar.
Nächste Demo gegen Asylunterkunft in Planung
Die Bürgerinitiative „Zukunft Nauen“, neben der von der NPD gesteuerten Initiative „Nein zum Heim in Nauen“, das Sprachrohr der Asylgegner_innen in der Stadt, mobilisiert beispielsweise für Freitag, den 29. Mai 2015, zu einer Demonstration unter dem Motto „Gegen die Willkür von oben“. Das daran auch wieder Neonazis teilnehmen werden, scheint absehbar. Sowohl „Nein zum Heim in Nauen“ als auch die „NPD Potsdam-Mittelmark“ werben nämlich ebenfalls für die Teilnahme an der Veranstaltung. Eine Gegenveranstaltung soll allerdings auch schon in Planung sein.
Fotos: hier
Zum 25. April mobilisierte die neonazistische Facebook-Gruppe „Frankfurt (Oder) wehrt sich“ wieder zu einem Aufmarsch in Frankfurt (Oder). Unter dem Motto „Gegen die Überfremdung unseres Volkes“ wollten sie erneut gegen Geflüchtete hetzen. Damit war dies die dritte Veranstaltung innerhalb von nur vier Monaten. Jedoch anders als bei den beiden ersten Aufmärschen im Januar[1] und Februar[2] wurde diesmal nicht mehr der Versuch unternommen die Versammlung als bürgerlichen Protest zu tarnen. Dafür lud man sich Gäste eindeutig rechter Gruppierungen und Parteien ein.
Kaum Mobilisierung, noch weniger Teilnehmer*innen
Am 3. April posteten die Macher*innen von „Frankfurt (Oder) wehrt sich“ ein Bild ihrer Demonstration vom 17. Januar 2015 mit der Bildunterschrift: „Am 25.04.2015 ist es wieder soweit… Frankfurt (Oder) wehrt sich!!!“[3] In den folgenden Tagen wurde dieser Post immer wieder in der Timeline der Seite wiederholt. Eine offene Ankündigung, wo und wann ein möglicher Aufmarsch starten sollte wurde nicht bekannt gegeben. Auf Nachfragen von User*innen antworteten die Administrator*innen lediglich, dass Angaben zu Zeit und Ort rechtzeitig bekanntgegeben werden. Der User „Kai Uwe“, offensichtlich einer der Organisator*innen, postete am Donnerstag vor der geplanten Demonstration kurz und knapp: „An alle,Treffpunkt ist Stadion um 12 Uhr!!!“[4]. Dass das Stadion als Startpunkt für den rassistischen Aufmarsch gewählt wurde ist nicht verwunderlich. Bereits im März 2012 versuchten Neonazis aus NPD und „Freien Kräften“ von dort aus in die Frankfurter Innenstadt zu gelangen, was ihnen aufgrund zahlreicher Proteste und Blockaden nicht gelang. [5]
Infolge der recht spärlichen Mobilisierung sagten laut Facebook lediglich 24 ihre Teilnahme zu. [6] Noch im Januar wollten laut facebook-Veranstaltung mehr als 500 Leute teilnehmen. Am Ende waren es etwa 250. Im Februar waren es bereits deutlich weniger gewesen (80). Auch diesmal war zu rechnen, das weniger Leute teilnehmen würden.
Am geplanten Demonstrationstag versammelten sich dann, weit abgeschirmt von der Polizei etwa 55 Menschen am besagten Treffpunkt. Unter ihnen waren keine „besorgten“ Bürger*innen, die die Demonstration als Meinungsäußerung unzufriedener Mitmenschen darstellen hätte können. Ganz im Gegenteil erreichte der vermutlich interne weitergeleitete Aufruf vor allem organisierte Neonazis, die zumeist selbst aus der Oderstadt kamen. Die Frankfurter Neonazis Eric Hempel, Andy Köbke und Martin Wilke gehörten genauso dazu, wie auch Sven Lemke mit weiteren Mitgliedern der Kameradschaft „Kommando Werwolf“. Daneben waren NPDler*innen, wie etwa Alexander Bode, Frank Odoy und Manuela Kokott ebenso anwesend, wie die beiden aus Potsdam-Mittelmark stammenden Neonazis Maik Eminger und Pascal Stolle, die seit kurzem für die neue neonazistische Partei „Der III. Weg“ aktiv sind. Frank Odoy verteilte zu Beginn Flyer für den rassistischen BraMM-Aufmarsch, der am darauffolgenden Montag in Fürstenwalde stattfand. [7] Als Veranstalter traten erneut das Paar Franziska und Peer Koss auf, wobei diesmal zu beobachten war, dass diese Unterstützung bei der Organisation erhielten.
„Der III. Weg“ auf Propagandatour
Besonders Maik Eminger brachte sich in die Organisation der Demo mit ein. So stellte er nicht nur seinen Opel Corsa als Lautsprecherwagen zur Verfügung, sondern trat zusammen mit Anmelder Peer Koss in die Verhandlungen mit der Polizei. Mit ihm und dem erst kürzlich von der NPD zum „Der III. Weg“ gewechselten Bad Belziger Stadtverordneten Pascal Stolle [8] reisten weitere Aktivist*innen aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark an. Maik Eminger und Pascal Stolle trugen anfangs noch T‑Shirts ihrer Partei mit der Aufschrift „National, Revolutionär, Sozialistisch“. Aus nicht näher bekannten Gründen untersagte die Polizeiführung das Tragen dieser Shirts, sowie das Zeigen eines der Transparente, welches ebenfalls die Insignien der neonazistischen Kleinstpartei trugen. Auch das mitgebrachte Pult, an welchem die Auftaktrede gehalten werden sollte, musste aufgrund technischer Probleme wieder eingepackt werden.
Diese auffallende Einbringung in die Demoorganisation kommt jedoch nicht von ungefähr. Zwar waren Maik Eminiger und Pascal Stolle bereits zu Gast auf den Aufmärschen der Frankfurter Neonazis, jedoch noch nie unter dem Label, der u.a. von Matthias Fischer und Klaus Armstroff 2013 gegründeten rechten Partei. [9]
Zum ersten Mal als „Der III. Weg“ öffentlich aufgetreten sind Maik Eminger aus Grabow (Landkreis Potsdam-Mittelmark) und seine Anhänger*innen am 21. Februar in Eisenhüttenstadt. [10] Angemeldet als Kundgebung gegen die angebliche Überfremdung inszenierte sich die Partei hier selbst. Dort wurde der Startschuss einer Propaganda-Tour des Brandenburger Ablegers der neuen Neonazi-Partei gesetzt. Nicht anders zu erklären ist die große Teilnahme von etwa 100 Neonazis aus mehreren Bundesländern auf einer Kundgebung mit dem regelmäßig gewählten Thema der Überfremdung und angeblichen Asylflut von rechten Parteien in der brandenburgischen Provinz. Maik Eminger, Bruder des beim NSU-Prozess in München angeklagten André Eminger, [11] versuchte damit seine Anhängerschaft zu festigen, die er bereits mit der Gruppierung „Ein Licht für Deutschland gegen Überfremdung“ in den vergangenen Monaten aufgebaut hatte. [12] Ende März und Mitte April folgten weitere öffentliche Auftritte des „III. Wegs“, u.a. bei einem Aufmarsch in Wittstock [13] sowie bei Kundgebungen in Nauen und Brandenburg an der Havel. [14]
Bei dem ersten öffentlichen Auftritt der rechten Splitterpartei in Brandenburg in Eisenhüttenstadt nahmen neben „Freien Kräften“ auch Mitglieder der NPD Oderland sowie Frankfurter Neonazis, u.a. Andy Köbke, Franziska und Peer Koss teil. Ein Interesse an dieser neuen neonazistischen Partei war also vorhanden und Kontakte bestanden bereits. So lässt sich der letzte Aufmarsch in Frankfurt (Oder) ebenfalls in der Reihe „Der III. Weg“-Propaganda-Tour sehen.
Schweigend in die Innenstadt
Nach dem misslungenen Beginn des Aufmarsches startete die Demonstration in Richtung Frankfurter Innenstadt. Die Spitze bildeten lokale Neonazis, die dabei erneut das zynische Fronttransparent trugen, welches bereits am 14. Februar zum Einsatz kam. [15] Dem zweiten Demonstrationsblock ging das Transparent „Wir für Deutschland gegen Überfremdung“ voraus. Dies führten angereiste Neonazis, die zum Umfeld von Maik Eminger zu zählen sind bereits bei den beiden letzten Frankfurter Aufmärschen mit sich. Neben sonst üblichen Deutschlandfahnen markierten das Ende des kurzen Demozug zwei Fahnen des „III. Weg“. Optisch waren sie damit die einzige Partei die an der Demonstration teilnahm.
Die Neonazis zogen ungestört von Gegendemonstrant*innen über die Walter-Korsing-Straße, vorbei am Arbeitsamt und Oder-Turm auf die Karl-Marx-Straße. Trotz dieser Marschroute, die entlang zahlreicher Wohngebäude zog, blieben die Ewiggestrigen auffallend still. Lediglich leise RechtsRock-Musik war aus Emingers Auto zu hören. Erst auf der Karl-Marx-Straße und dann weiter bis zu ihrer Abschlusskundgebung, die sich in der Nähe des Grenzübergangs befand, wurden vereinzelt Parolen gerufen. Darunter waren nur wenige die sich gegen Flüchtlinge richteten. Vielmehr wollten die Neonazis den Zuhörer*innen in der Stadt klarmachen, dass sie „Frei, Sozial und National“ seien.
Die Abschlusskundgebung wurde dann erneut zu einer Inszenierung des „Der III. Weg“. Eingerahmt von den zwei mitgeführten Fahnen der Partei sprachen die beiden Aktivisten Eminger und Stolle die einzigen Redebeiträge der Demonstration. Hetze gegen Asylsuchende und Widerstand gegen das herrschende System waren die inhaltliche Schwerpunkte in den Reden. Pascal Stolle der sich am 14. Februar noch als einfacher Frankfurter Bürger mit Ängsten um seine Kinder ausgab, provozierte mit antisemitischen Äußerungen. Er forderte ein Ende des Schuldkultes und ein Ende der Zahlungen an Juden*Jüdinnen, für „Dinge, die vor 80 Jahren geschehen sein sollen“. Dies fiel auch der Polizei auf, die Peer Koss ermahnten, gegen den Redner Stolle jedoch nicht einschritten. Anschließend beendete Maik Emimger die Demonstration und die Neonazis wurden zum Stadion von der Polizei zurückbegleitet.
Regelmäßiges Event für Frankfurter Neonaziszene
Trotz der geringen Teilnehmer*innenzahl macht der Aufmarsch jedoch deutlich, dass sich die Versammlungen der Gruppierung „Frankfurt (Oder) wehrt sich“ in ihrer dritten Auflage zu einem regelmäßigen Event lokaler Neonazis entwickelt hat. Auch in der Vergangenheit weniger aktive Rechte aus der Stadt bieten die Demonstrationen die Möglichkeit regelmäßig ihr menschenverachtendes Weltbild auf die Straße zu tragen, ohne sich hinter dem Transparent irgendeiner rechten Partei zu versammeln. Eine scheinbar selbstorganisierte Demonstration eines neonazistischen Freundeskreises lockt mehr auf die Straße als Parteiparolen.
Der „III. Weg“ stellt zudem eine Alternative zur NPD dar. Bei vergleichbaren Veranstaltungen der NPD in der Vergangenheit waren viele Frankfurter Neonazis diesen ferngeblieben. [16]
Neben Franziska und Peer Koss steckt auch Sven Lemke hinter der Organisation. Mit seinem Auto lieferte er u.a. die Technik für den Lautsprecherwagen und Transparente an. Später mischte er sich auch bei den Gesprächen mit der Polizei ein.
Es ist also davon auszugehen, dass in Zukunft mit weiteren Aufmärschen von Frankfurter Neonazis zu rechnen ist. Das Label „Frankfurt (Oder) wehrt sich“ bietet dafür eine hervorragende Mobilisierungsplattform. Auch ist damit zu rechnen, das „Der III. Weg“ weiterhin zu den Beteiligten gehören wird. Maik Eminger will seine Partei flächendeckend aufstellen und dafür braucht er Kader, die Stützpunkte leiten können um an kommenden Wahlen teilnehmen zu dürfen. [17] Bislang gelingt dies nur für seinen Heimatkreis Potsdam-Mittelmark.
Dies macht deutlich, dass „Frankfurt (Oder) wehrt sich“ nicht nur ein Zusammenschluss rassistisch argumentierender Frankfurter ist, sondern sich vor allem Neonazis dahinter verbergen.
Quellen:
[1] Vgl. antifaschistische recherchegruppe frankfurt (oder): Aufstand der Ekelhaften, 5. Februar 2015, https://linksunten.indymedia.org/de/node/134011.
[2] Vgl. Inforiot: Frankfurt (Oder): Schweigsame Neonazis und lautstarke antifaschistische Demonstration, 14. Februar 2015, https://inforiot.de/frankfurt-oder-schweigsame-neonazis-und-lautstarke-antifaschistische-demonstration/, eingesehen am 28. April 2015.
[3] Vgl. https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, Beitrag vom 3. April, 1:24, eingesehen am 28. April 2015.
[4] https://www.facebook.com/events/915898615098055/, Beitrag vom 23. April, 10:00, eingesehen am 28. April 2015.
[5] Vgl. antifaschistische recherchegruppe frankfurt (oder): Das war wohl nichts, 10. Mai 2012, https://recherchegruppe.wordpress.com/2012/05/10/das-war-wohl-nichts/.
[6] Vgl. https://www.facebook.com/events/915898615098055/, eingesehen am 28. April 2015.
[7] Vgl. https://www.facebook.com/photo.php?fbid=341008442773547&set=p.341008442773547&type=1&theater, eingeshen am 29. April 2015.
[8] Vgl. Presseservice Rathenow: Bad Belzig: NPD Stadtrat wechselt zum „Dritten Weg“ / Neonazistische Kleinpartei will nach Brandenburg expandieren, 4. März 2015, https://presseservicern.wordpress.com/2015/03/04/bad-belzig-npd-stadtrat-wechselt-zum-dritten-weg-neonazistische-kleinpartei-will-nach-brandenburg-expandieren/, eingesehen am 29. April 2015.
[9] Vgl. netz-gegen-nazis.de: “Der III. Weg” — eine rechtsextreme Kleinstpartei aus dem Neonazi-Spektrum, 4. März 2015, http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/der-iii-weg-eine-neue-rechtsextreme-kleinstpartei-9317, eingesehen am 29. April 2015.
[10] Vgl. Presseservice Rathenow: Eisenhüttenstadt: Aufmarsch von III. Weg, NPD und „Freien Kräften“, 22. Februar 2015, https://inforiot.de/eisenhuettenstadt-militante-neonazis-hetzten-gegen-asylsuchende/, eingesehen am 29. April 2015.
[11] Vgl. Andreas Speit: Eine schrecklich nette Familie, 15. November 2013, http://www.taz.de/!127575/, eingesehen am 29. April 2015.
[12] Vgl. Inforiot: Potsdam und Gransee: Lichtermärsche gegen Asylsuchende, 17. November 2014, https://inforiot.de/potsdamgransee-lichtermaersche-gegen-asylsuchende/, eingesehen am 29. April 2015.
[13] Vgl. Presseservice Rathenow: Kundgebungen und Stützpunktgründung des „dritten Weges“ in Brandenburg, 18. April 2015, , eingesehen am 29. April 2015.
[14] Vgl. Inforiot: Erneut 200 bei Neonaziaufmarsch in Wittstock/Dosse, 29. März 2015, https://inforiot.de/erneut-200-bei-neonaziaufmarsch-in-wittstockdosse/, eingesehen am 29. April 2015.
[15] Vgl. Inforiot: Frankfurt (Oder): Schweigsame Neonazis und lautstarke antifaschistische Demonstration, 14. Februar 2015, https://inforiot.de/frankfurt-oder-schweigsame-neonazis-und-lautstarke-antifaschistische-demonstration/, eingesehen am 29. April 2015.
[16] Vgl. antifaschistische recherchegruppe frankfurt (oder): Die NPD am 1. Mai in Brandenburg – Gewaltbereit in den Wahlkampf, 21. Mai 2014, https://recherchegruppe.wordpress.com/2014/05/21/die-npd-am-1-mai-in-bra.…
[17] Vgl. Verfassungsschutz Brandenburg: Maik Eminger und „Der III. Weg“ in Brandenburg, 14. April 2015, http://www.verfassungsschutz.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.395040.de, eingesehen am 29. April 2015.
Am 06.06.2015 wollen Neonazis den „Tag der deutschen Zukunft“ (TDDZ) in Neuruppin begehen. In Hinblick auf die letzten TDDZs ist eine Anzahl von bis zu 500 Neonazis zu erwarten. Einem Aufmarsch mit derartigen Größe müssen sich Antifaschist*innen entschlossen in den Weg stellen. Daher ruft das Bündnis „NOTDDZ2015“ neben den bürgerlichen Protesten des zivilgesellschaftlichen Bündnises „Neuruppin bleibt bunt“ dazu auf den Aufmarsch zu blockieren. Damit soll verhindert werden, dass die rassistische Hetze auf die Straßen und in die Stadt Neuruppin getragen werden kann.
Die „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ mobilisieren mit etlichen Flyer- und Transpiaktionen und kleineren Demonstrationen seit dem letzten TDDZ 2014 in Dresden für den Aufmarsch in Neuruppin. Das Bündnis „NOTDDZ2015“ rechnet mit vielen militanten und gewaltbereiten Neonazis. Insbesondere in Neuruppin und Umgebung sind gewaltbereite Neonazis aktiv, die nicht vor Übergriffen oder Hausangriffen zurückschrecken. Am 01. Mai dieses Jahres griffen militanten Neonazis in Saalfeld (Thüringen) eine Gegenkundgebung und eine Hausprojekt aus der Demonstration heraus an. Auch die Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland hatten sich an diesem Aufmarsch beteiligt. In der Vergangenheit sind Neonazis nach erfolgreichen antifaschistischen Blockaden oft auf andere Städte in der Umgebung ausgewichen und haben dort ohne großen Gegenprotest die Straßen für ihre menschenverachtende Propaganda genutzt, so auch in Neuruppin.
Blockaden sind das Mittel der Wahl, um den Neonazis keinen Fußbreit der Straße zu gewähren. „Es gibt kein Recht auf rechte Propaganda. Mittels erfolgreicher Blockaden können wir den Tag für uns entscheiden und den Nazis damit in die Suppe spucken. Wir sind entschlossen den sogenannten ‘Tag der deutschen Zukunft’ erstmals zu verhindern. Mut machen uns die zahlreichen Antifaschist*innen aus dem ganzen Bundesgebiet die ihr Kommen angekündigt haben.“, so eine Sprecherin des Bündnisses. Die bundesweite Solidarität mit den Neuruppiner Antifaschist*innen wird ausschlaggebend für den Erfolg am 06.06.2015 sein.
„Daher rufen wir alle Antifaschist*innen auf uns am 06.06.2015 in Neuruppin zu unterstützen. Wir sind viele!“ so weiter eine Sprecherin vom Bündnis „NOTDDZ2015“.
Neben den antifaschistischen Blockaden wird es am Tag seitens des bürgerlichen Bündnis „Neuruppin bleibt bunt“ ein Fest sowie eine Demonstration unter dem Motto „Vielfalt ist unsere Zukunft“ geben.
An einer antirassistischen Demonstration in Neuruppin nahmen am frühen Montagabend ungefähr 120 Menschen teil. Es war bereits die fünfte Veranstaltung dieser Art und wurde dieses mal vom alternativen Jugendwohnprojekt Mittendrin organisiert. Die Demonstration führte vom Schulplatz in der Innenstadt, am Brasch- und am Fontaneplatz vorbei bis zu einem Plattenbauviertel am Rande der Stadt. In diesem Bereich Neuruppins soll am 6. Juni 2015 eine der größten Neonaziversammlungen der letzte Jahre in Brandenburg stattfinden. Zu der rassistisch motivierten Veranstaltung, die als „Tag der deutschen Zukunft“ (TDDZ) beworben wird, werden bis zu 500 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet.
Kundgebung gegen den TDDZ
Eine derartige Versammlung in der Stadt, ist jedoch weder im Interesse der Stadt Neuruppin, noch des Aktionsbündnisses „Neuruppin bleibt bunt“ und schon gar nicht der Antifa-Vernetzung „NoTDDZ 2015“. „Wir wollen dies nicht hinnehmen und rufen alle engagierten Antifaschist_innen dazu auf, gemeinsam den Neonazis entgegen zu treten und den TDDZ durch Menschenblockaden scheitern zu lassen“, so zwei Sprecher_innen der Antifa während einer Zwischenkundgebung in der Otto-Grotewohl Ecke Otto-Winzer-Straße.
In einem weiteren Redebeitrag betonte Martin Osinski von „Neuruppin bleibt bunt“, dass nicht Flüchtlinge und Asylsuchende das Problem seien, sondern „Rechtsextremisten, die einem sehr schlichten Weltbild anhängen“. Diese würden „Ängste und Unsicherheiten in der Bevölkerung“ nur „schüren“, um sie dann „für ihre Zwecke auszunutzen“. Abschließend rief Osinski ebenfalls dazu auf am 6. Juni „gegen den braunen Spuk zu protestieren“.
Eine erste Veranstaltung wird an diesem Tag ab 10.00 Uhr in der Bruno-Salvat-Straße beginnen. Von dort aus will „Neuruppin bleibt bunt“ in einem „bunten Demonstrationszug bis zum Schulplatz gehen.“ Hier ist eine weitere zivilgesellschaftliche Veranstaltung für Vielfalt und Weltoffenheit geplant.
Bekenntnis zu Vielfalt und zur Aufnahme von Migrant_innen
Die Betonung von Vielfalt war auch ein zentraler Aspekt des Jugendwohnprojektes Mittendrin, als Orga der Montagsdemonstration. Insbesondere die Stärkung junger Frauen und die Auflösung von Geschlechterrollen war ein erkennbares Leitmotiv. Der bunte und queere Block aus dem Mittendrin bildete mit seinen antirassistischen, antifaschistischen und feministischen Transparenten so dann auch die erste Reihe der Demonstration.
Weitere Banner riefen zur Solidarität mit Flüchtlingen auf. Hier bewegt sich Neuruppin immerhin in bewährter Tradition. Immer wieder wurden politisch, ethnisch oder religiös Verfolgte im Lauf der Jahrhunderte aufgenommen. Selbst Theodor Fontane, überregional bekannter Schriftsteller des 19. Jahrhunderts und einer der bedeutendsten Söhne der Stadt, hatte migrantische Wurzeln. Er war Nachfahre aus Frankreich vertriebener Hugenotten. Er taugt, laut „Neuruppin bleibt bunt“,also nicht „als Kronzeuge für rassistische Intoleranz“, wie ihn etwa die „Freien Kräfte Neuruppin /Osthavelland“ gerne sehen.
Die erste Zwischenkundgebung der Montagsdemonstration fand deshalb auf dem Fontaneplatz, vor dem Denkmal des großen Schriftstellers statt. In einem Redebeitrag wurde auch noch einmal die lange Tradition Brandenburgs als Zufluchtsstätte für Verfolgte positiv hervorgehoben.
Martin Osinski betonte fernher, dass sich niemand in der Stadt vor „Überfremdung“ fürchten müsse. „Ob nun 300 oder 500Asylsuchende und Flüchtlinge in unseren Landkreis kommen, das wird an dem verschwindend kleinen Ausländeranteil etwas ändern“, so Osinski weiter.
Fotos: hier
Wir begrüßen die Aufnahme Schutz suchender Menschen im Barnim.
Wir fordern eine solidarische und an den Bedürfnissen der Geflüchteten orientierte Aufnahme, Unterbringung und Begleitung im Landkreis Barnim.
• DEZENTRALES WOHNEN IN EIGENSTÄNDIGEN WOHNUNGEN
• KEINE UNTERBRINGUNG IN MASSENUNTERKÜNFTEN
• KEINE MASSENUNTERKUNFT IN DER KASERNE LADEBURG
• ENDGÜLTIGE SCHLIESSUNG DER MASSENUNTERKUNFT IN ALTHÜTTENDORF IM JULI 2015
• FINANZIERUNG VON PROFESSIONELLER BERATUNG UND BEGLEITUNG
Wir unterstützen die Erklärung der Barnimer Willkommensinitiativen vom 19.04.2015
Video über die Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis Barnim
http://youtu.be/CN9Q97ABXBU
Erklärung Barnimer Willkommensinitiativen vom 19.04.2015
Flüchtlinge Willkommen ‑Keine Massenunterkünfte im Barnim!
Wir fordern eine solidarische und an den Bedürfnissen der Flüchtlinge orientierte Aufnahme, Unterbringung und Begleitung im Landkreis Barnim.
Nach der aktuellen Prognose des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge muss das Land Brandenburg im Jahr 2015 über 9.200 Flüchtlinge aufnehmen (Stand: Februar 2015) – im Landkreis Barnim werden daher mindestens 800 Menschen aus unterschiedlichen Krisenregionen erwartet. Die Barnimer Willkommensinitiativen begrüßen die Aufnahme Schutz suchender Menschen im Barnim. Wir freuen uns, dass es dabei zunehmend praktische Unterstützung gibt: viele Menschen im Barnim sorgen für eine vielfältige Willkommenskultur. So haben sich mittlerweile in vielen Städten und Gemeinden Initiativen gebildet, die sich für die im Barnim lebenden Flüchtlinge einsetzen und untereinander austauschen.
Seit 2014 wird im gesamten Landkreis verstärkt nach Unterbringungsmöglichkeiten gesucht. Die Suche nach kurzatmigen Lösungen mit der Fokussierung auf Massenunterkünfte kritisieren wir und fordern ein Konzept für den Landkreis, um eine dauerhafte Integration und Perspektiven für die Zukunft zu ermöglichen. Folgende Grundvoraussetzungen sollten in den kommenden Jahren geschaffen werden und den Tenor der Flüchtlingspolitik im Barnim bestimmen:
• DEZENTRALES WOHNEN IN EIGENSTÄNDIGEN WOHNUNGEN
in Orten mit regelmäßiger Bus- und Bahnanbindung, psychologischer und juristischer Beratungsmöglichkeit, Schule, Kita, medizinischer Versorgung, Einkaufsstätten, Beschäftigungsmöglichkeiten, Begegnungsorten und Kontakt zu einheimischen Unterstützer*innen
• KEINE UNTERBRINGUNG IN MASSENUNTERKÜNFTEN
Übergangswohnheime (ÜWH) mit abgetrennten Wohneinheiten nur auf Kreis eigenen Grundstücken (nicht zur Gewinnmaximierung von Privatinvestor*innen), durch gemeinnützigen Träger oder Landkreisbetrieben, Belegungskapazität max. 50 Personen, max. 3km vom Bahnhof entfernt
• ENDGÜLTIGE SCHLIEßUNG DER MASSENUNTERKUNFT IN ALTHÜTTENDORF im Juli 2015
• FINANZIERUNG VON PROFESSIONELLER BERATUNG UND BEGLEITUNG
Die Integration von Schutzsuchenden sollte auch zukünftig in partizipativen Prozessen voran gebracht werden. In diesen Auseinandersetzungen werden wir uns für die Bedürfnisse der Flüchtlinge und deren menschenwürdige Wohn- und Betreuungssituationen auf allen Ebenen einsetzen. Wir lehnen Vorschläge von Sammelunterkünften (z.B. ehemalige Kasernen in Ladeburg und Blumberg) mit ungünstigen Rahmenbedingungen grundsätzlich ab und suchen nach zukunftsweisenden Konzepten und Modellen, die sich an sozialen Kriterien orientieren. An die Frage der Unterbringung schließen sich viele andere Fragen der Betreuung und Begleitung an. Hier kann ehrenamtliches Engagement unterstützen, aber keine qualifizierte, fachkompetente und aufsuchende Beratungersetzen. Übersetzungsleistung en
wie auch sozialarbeiterische Tätigkeiten müssen professionell geleistet und finanziell gestützt werden. Die Möglichkeiten und Perspektiven, die sich aus den Herausforderungen ergeben sind eine Chance für die gesamte
Region und sollten dementsprechend professionell gesteuert und finanziell unterlegt werden.
Unterzeichnende der Erklärung:
Achim Richter, Biesenthal
Adrian Zmelty, Eberswalde
Andrea Honsberg, Eberswalde
Anna Claßen, Biesenthal
Anna Hilfenhaus, Berlin
Anna Meier, Eberswalde
Anne Rauhut, Biesenthal
Annette Flade, Willkommensteam Groß Schönebeck
Antifaschistische Aktion Bernau
Antifaschistische Initative Eberswalde (Afie)
Armin Meyer, Niederfinow
Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“, Eberswalde
Beate Gollnast, Biesenthal
Beatrix Spreng, Willkommensinitiative Joachimsthal
Beratungsstelle Experience, Eberswalde
Bernd Micka, Biesenthal
Bürgerforum Biesenthal, Biesenthal
Christina Tings, Eberswalde
Christoph Nieter, Eberswalde
Claudia Trouillier, Eberswalde
Clemens Schneider, Eberswalde
Daniel Hausmann, Eberswalde
Dieter Gadischke, Bernau
Dominik Berg, Stuttgart/ Berlin
Eduard Mader, Bernau
Emily C. Carrell, Berlin
Eric Wörner, Eberswalde
Felix Gähler, Eberswalde
Florian Stahl, Eberswalde
Flüchtlingsrat Brandenburg
Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen, Biesenthal
Freiraum-Initiative Eberswalde
Friedrich Birr, Eberswalde
Grit Landerbarthold, Berlin
Ina Krahl, Eberswalde
Jana Neick, Oderberg
Janko Egeling, Eberswalde
Janna Wichern, Eberswalde
Jennifer Nitzschke, Eberswalde
Jonas Torka, Eberswalde
Jonathan Rauhut, Biesenthal
Judith Bahlig, Berlin
Juliane Lang, Bernau
Juliane Steinigen, Biesenthal
Julius Becker, Berlin
Helen Münnich, Eberswalde
Helma Nastali, Berlin
Ka Huber, Brodowin
Kontakt- und Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt, Bernau
Kristian Zunke, Willkommensteam Groß Schönebeck
Kristina Sievers, Groß Schönebeck
KuBiB e.V., Cöthen
Kultur im Bahnhof e.V., Biesenthal
Lea Kluge, Eberswalde
Lena Assmann, Eberswalde
Liane Kilinc, Wandlitz
Lisa Birkigt, Eberswalde
Lisa Onnertz, Berlin
Lokale Agenda 21 Biesenthal e.V.
Lukas Theune, Berlin
Mathilde Melois, Biesenthal
Maria Lukumay, Biesenthal
Michael Ahlers, Eberswalde
Netzwerk für Weltoffenheit, Bernau
Palanca e.V., Eberswalde
Peter Harbach, Groß Schönebeck
Rainer E. Klemke, Willkommensteam Groß Schönebeck
Ria Müller, Bernau
Sabine Gohlke, Biesenthal
Seanna Dolittle, Brodowin
Silke Hoffmann, Klein Jasedow
Simone Deiringer, Berlin
Solidarität für Asylbewerber/innen (Sofa), studentische Initiative der
HNESteffen Ehlert, Eberswalde
Stephan Flade, Groß Schönebeck
Stephan Graupner, Eberswalde
Teresa Körner, Eberswalde
Thomas Janoschka, Biesenthal
Tina Richter, Biesenthal
Timon Koths, Eberswalde
Uta Mader, Bernau
wandelBar – Energie- und Kulturwendebewegung im Barnim
Wilfried Schwarz, Klein Machnow
Willkommensinitiative Biesenthal
Willkommensinitiative Oderberg
Willkommensteam des Bürgervereins Groß Schönebeck
Women in Exile and Friends
Wukania Projektehof, Biesenthal
Frankfurt (Oder) — Am 06.06.2015 wollen Neonazis den „Tag der Deutschen Zukunft“ (TDDZ) in Neuruppin veranstalten. Dieses Event avancierte innerhalb der bundesrepublikanischen Neonaziszene in den vergangenen Jahren zu einem Höhepunkt, vor allem was Mobilisierung und Größe des Aufmarsches angeht. Nachdem der “Tag der Deutschen Zukunft” mit bis zu 750 Teilnehmer*innen
in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Sachsen Halt machte, soll die siebente Auflage erstmals in Brandenburg stattfinden. Das Weltbild der neonazistischen Kameradschaften steht fest: Geflu?chtete werden als Bedrohung gesehen und fu?r eine herbei halluzinierte “Überfremdung“ verantwortlich gemacht.
Engagierte Antifaschist_innen wollen dieser Neonaziveranstaltung etwas entgegensetzen. Mit verschiedenen Protesten soll sich der rassistischen Stimmungmache der Neonazis in den Weg gestellt werden. Das Bu?ndnis “Kein Ort fu?r Nazis in Frankfurt (Oder)” ruft dazu auf, sich an den
u?berregionalen Protesten in Neuruppin zu beteiligen.
Am 19.05.2015 wird in Form einer Informationsveranstaltung u?ber den “Tag der Deutschen Zukunft”, die Neuruppiner Neonaziszene und den antifaschistischen Gegenprotest informiert. Die Veranstaltung findet um 18:30 Uhr in der Europa-Universität Viadrina, Audimax AM03 statt.
Aus Frankfurt wird ein Bus zu den antifaschistischen Protesten nach Neuruppin fahren. Interessierte melden sich bitte unter
keinortfuernazisffo@riseup.net. Der Unkostenbeitrag beträgt 10 Euro (empfohlen).
An einer Versammlung von Neonazis in Königs Wusterhausen (Landkreis Dahme-Spreewald) nahmen heute ungefähr 50 Neonazis teil. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Tag der deutschen Zukunft“ (TDDZ) und diente offenbar der szeneinternen Werbung für einen Aufmarsch in Neuruppin. Eine Gegenveranstaltung kam nicht zustande. Die Stadt soll mit weniger Neonazis gerechnet haben und wollte der Versammlung keine unnötige Aufmerksamkeit widmen. Die Polizei war trotzdem mit ungefähr 50 Beamt_innen im Einsatz. Ein übermütiger, möglicherweise betrunkener Sympathisant der neonazistischen Veranstaltung wurde kurzzeitig in Gewahrsam genommen. Weitere Zwischenfälle wurden nicht bekannt.
Kundgebung an markantem Ort
Als Versammlungsort hatten sich die Neonazis offenbar bewusst den Fontaneplatz in Königs Wusterhausen ausgewählt. Fontane gehört neben Karl Friedrich Schinkel zu den bekanntesten Söhnen Neuruppins. Durch seine schriftstellerisch verarbeiteten Wanderungen durch Brandenburg setzte er der Mark ein literarisches Denkmal und gilt als einer der bedeutendsten Dichter des Landes. Auch deshalb nutzen die „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“, als Organisatoren des diesjährigen „Tages der deutschen Zukunft“, möglicherweise sein Konterfei als Logo der aktuellen Kampagne für den geplanten ausländerfeindlichen Großaufmarsch am 6. Juni. Allerdings ist dem Organisationskomitee dabei entgangen das Fontane selber migrantische Wurzeln hatte und somit eigentlich ein Paradebeispiel für eine gelungene Integration ist. Der TDDZ 2015 also schon im Ansatz gescheitert? Möglicherweise. Doch wie üblich lässt sich die Szene auch nicht durch solch grobe Fehler von ihrem einmal eingeschlagenen Weg abbringen. Aus dem gesamten Land Brandenburg sowie aus dem Nachbarbundesland Berlin waren die Aktivist_innen heute angereist, um in einem Wohngebiet am Rande Königs Wusterhausen, mögliche Veranstaltungsteilnehmer_innen zu werben. Die Neonazis blieben jedoch, bis auf wenige Passanten und vereinzelte Trinker_innen, unter sich. Die Versammlung blieb also eine szeneinterne Mobilisierungsveranstaltung für die anwesenden Funktionäre und Sympathisant_innen aus den Parteien NPD, JN, DIE.RECHTE und III. Weg sowie „freien Kräften“ aus Neuruppin, Königs Wusterhausen und der Uckermark.
NPD Funktionäre rufen zur Teilnahme am TDDZ auf
Als Redner traten zunächst Pierre Dornbrach, Sebastian Schmidtke und Aileen Rokohl auf. Alle drei, bekannte Funktionäre der NPD bzw. ihrer Jugendorganisation JN, sprachen sich für eine Teilnahme am TDDZ in Neuruppin aus. Es ist davon auszugehen, dass sie auch im Namen ihrer jeweiligen Landesverbände in Berlin und Brandenburg gesprochen haben.
Anschließend übernahm Beatrice Koch, Sympathisantin der „Freien Kräften Neuruppin/Osthavelland“, das Mikrophon und ging noch einmal näher auf den geplanten Großaufmarsch in Neuruppin ein. „Der 6.6.“ sei „der Höhepunkt einer Kampagne, welche ein Jahr lang von meinen Freunde und mir geführt wurde“, so Koch. Im Rahmen dieser Kampagne habe die Gruppe in „nahezu jedem Landkreis Mahnwachen, Infotische oder Demos angemeldet oder aktiv unterstützt“. Ihr gesamtes Umland zu erreichen gelang Koch und ihren Gesinnungsgenoss_innen jedoch, gemäß weiterer Ausführungen, nicht.
Eigentlich bemerkenswert während der Redebeiträge war jedoch die Verschärfung des Tones gegen Asylsuchende bzw. wenn über Menschen, die in der Bundesrepublik Asyl suchen, gesprochen wird. Sebastian Schmidtke nannte sie heute diffamierend „illegale Asylanten“ oder „hergereiste Sozialschmarotzer“ und unterstellte ihnen „Asylbetrug“ und „Kriminalität“. Beatrice Koch hält sich hingegen eher an die klassischen völkischen Ideologien und moniert in der Flüchtlingsfrage die Überschüttung der „ländlichen Gegenden“ mit „Menschen, die nicht deutschen Blutes“ sind. Dabei schweift sie leicht ab und diffamiert auch gleich einige Fußballspieler der deutschen Fußballnationalmannschaft „als eingekaufte, Möchtegerndeutsche“. Letztendlich kommt Koch zu dem Schluss, dass sowohl sie, als auch ihre Gruppe sich nicht damit abfinden wollen. Deutschland bliebe ihr Land und Neuruppin ihre Stadt. „Dafür kämpfen wir, wenn es sein muss, bis zum letzten Blutstropfen“, so Beatrice Koch.
Mehrere Veranstaltungen gegen den TDDZ bereits in Planung
Trotz ausbleibender Gegenveranstaltungen am heutigen Tage sollen die Gegner_innen des „Tages der deutschen Zukunft“ bereits seit einiger Protestaktionen für den 6. Juni planen. Sowohl das Antifa-Bündnis „No TDDZ!“ als auch die zivilgesellschaftliche Initiative „Neuruppin bleibt bunt“ rufen u.a. zu den Protesten auf. Am kommenden Montag wird es diesbezüglich auch eine so genannte Montagsdemonstration in Neuruppin geben. Startpunkt soll um 18 Uhr der Neuruppiner Fontaneplatz sein.
Fotos: hier
Ungefähr 70 Menschen haben am gestrigen frühen Abend gegen einen erneuten Aufmarsch von Neonazis und Rassist_innen protestiert. Schwerpunkte der Proteste war erneut der Platz vor dem Rathaus. Dort fand eine angemeldete Kundgebung statt an der sich u.a. auch der Bürgermeister von Nauen, der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung sowie Abgeordnete und Vertreter_innen von vielen Parteien und Initiativen beteiligten. Den in Hör- und Sichtweite vorbeiziehenden Neonazis wurden Schilder mit Aufschriften wie „Refuges are welcome here“ oder „Flucht ist kein Verbrechen“ entgegengehalten und die Marschierer ausgepfiffen. Zu nennenswerten Zwischenfällen kam es nicht. Die Polizei war mit ungefähr 200 Beamt_innen im Einsatz.
70 bei Rassist_innenaufmarsch
Die Neonazis und Rassist_innen hatten sich gegen 19.00 Uhr am Nauener Bahnhof versammelt. Insgesamt nahmen ca. 70 Personen an dieser Veranstaltung teil. Ungefähr 50 Personen sind als Sympathisant_innen und Funktionäre von NPD, den „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ und „Freien Kräfte Prignitz“ bekannt. Ein Großteil dieser Personen war aus den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin, Prignitz und Oberhavelsowie dem sachsen-anhaltinischen Landkreis Stendal zugereist. Der Rest stammte aus dem Landkreis Havel, insbesondere aus Nauen und Ketzin/Havel. Vom Bahnhof zog der Aufmarsch unter dem Motto: „Nauen schlägt zurück! Ausländergewalt stoppen!“ durch das gesamte Stadtgebiet. Ein NPD Funktionär aus Neuruppin und ein autonomer Nationalist aus Ketzin/Havel verkündeten dabei via Mikro- oder Megafon, dass das Nauen kein Asylheim wolle. Bei einer Zwischenkundgebung kamen weitere Neonazis zu Wort. Sowohl Pierre Boddin, als auch Marvin Koch, beide von den „Freien Kräften Neuruppin/Osthavelland“, sprachen sich gegen vermeintlich „kriminelle Ausländer“ und „Ausländergewalt“ aus. Koch sprach diesbezüglich auch davon, dass die Devise künftig: „Auge um Auge und Zahn um Zahn“ lauten werde. Eine durchaus ernst zunehmende Drohung. Koch wurde erst vor wenigen Tagen vom Amtsgericht Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern) wegen Landfriedensbruches zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Er soll im Herbst 2013 ungefähr 100 Neonazis dazu angestiftet haben Polizeiketten zu durchbrechen und die Beamt_innen mit Flaschen und Steinen zu bewerfen.
Kneipenschlägerei als Anlass
Hintergrund des gestrigen Aufmarsches soll übrigens eine Schlägerei am 3. Mai 2015, gegen 00.30 Uhr, in einem berüchtigten Trinker_innentreff in der Nauener Gartenstraße gewesen sein. Nach Informationen einer neonazistischen Mobilisierungsseite für eine Großveranstaltung in Neuruppin soll es in der Lokalität zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen sein. Zwei Männer sollen dann eine Frau, die sich übrigens gestern auch unter den Marschierern befand, nach draußen gezerrt und anschließend verprügelt haben. Bei den Tätern soll es sich, laut Anschuldigungen der Neonazis, um „polizeibekannte Ausländer“ gehandelt haben. Die Polizei bestätigte zwar in einer Pressemitteilung vom 4. Mai 2015 die gewalttätige Auseinandersetzung vor der Lokalität, stellte jedoch als mutmaßliche Schläger lediglich zwei angetrunkene „Havelländer“, 20 und 23, fest. Warum die Neonazis in ihrer Schilderung von „Ausländern“ sprechen ist bisher unklar. Möglicherweise ist Rassismus hierfür der Hintergrund. Der Fall scheint jedenfalls ein willkommener Anlass zu sein, um den Protest gegen den geplanten Bau einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende noch einmal zu forcieren. Auch die Rolle der Frau, als mutmaßliche Betroffene der Gewalttat ist bisher noch nicht abschließend geklärt. Sie soll mit Nauens Neonaziszene sympathisieren und beteiligte sich bereits vor dem Übergriff an mehreren Versammlungen mit rassistischen und geschichtsrevisionistischen Inhalten im Ort. Während eines Aufmarsches im April trug die Frau beispielsweise auch ein Kleidungsstück mit der Aufschrift: „Asylbetrüger sind nicht willkommen“. Auf ihrem öffentlich einsehbaren Socialmedia-Profil befinden sich zudem zahlreiche Bekenntnisse zu neonazistischen Parteien und Vereinigungen sowie verherrlichende Bildnisse oder Symbole des Nationalsozialismus.
Fotos: hier