Superintendent Thomas Wisch, Vorsitzender des Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit: “Es gibt Familien in den syrischen Bürgerkriegsgebieten, die sofort nach Brandenburg kommen können. Es gibt Bürger bei uns, die auf eigene Kosten diese Menschen aufnehmen wollen. Dafür muss das Aufnahmeprogramm sofort verlängert werden, dazu fordere ich die Landesregierung nachdrücklich auf. Das ist ein Gebot der Menschlichkeit, und die Menschen in Syrien haben keine Zeit!”
Das Landesaufnahmeprogramm ermöglicht den Nachzug syrischer Angehöriger nach Brandenburg, wenn ein in Deutschland lebender „Verpflichtungsgeber“ den Staat von allen Kosten freistellt. Am Mittwoch, den 30. September, läuft das brandenburgische Programm aus. Am vergangenen Donnerstag hat der Landtag mit den Stimmen aller Parteien außer der AfD mit einem Beschluss die Landesregierung zur Verlängerung und Verbesserung des Programms aufgefordert.
Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD), der die Verlängerung per Anordnung auf den Weg bringen müsste, sagte vor dem Landtag, es gebe „rechtliche Probleme“ zwischen Bund und Ländern, die erst beseitigt werden müssten. Damit droht eine Aussetzung des Programms auf unbekannte Zeit.
Martin Keune, der Vorsitzende des Vereins „Flüchtlingspaten Syrien e. V.”: “Wir können mehrere Familien aus Syrien herausholen, wenn die Landesregierung jetzt handelt. Die fünfköpfige Familie H. hat sich in Aleppo unter Granatenfeuer im Flur ihres Hauses verschanzt, ohne Wasser, ohne Strom und ohne Hoffnung auf eine Unterkunft. Brandenburger Bürger wollen mit uns dafür sorgen, dass diese Familie ohne Belastung der Landeskasse gerettet werden kann. Aber: Ohne die Verlängerung des Aufnahmeprogramms gibt es für diese Familie — und auch für andere — keine Hoffnung.”
Der Verein „Flüchtlingspaten Syrien e. V.” holt im Rahmen des Landesaufnahmeprogramms Menschen aus dem Krieg in Syrien nach Brandenburg – mit Visum, auf eigene Kosten und ohne Schlepper oder den tödlichen Weg übers Mittelmeer. Bürger finanzieren Wohnungen, zahlen den Lebensunterhalt und geben Sprachunterricht. Diese Familienzusammenführung ist der letztere sichere und legale Weg aus Syrien nach Brandenburg.
Weitere Informationen Anna Spangenberg, Aktionsbündnis Brandenburg: 0331 505824–27 Martin Keune, Flüchtlingspaten Syrien e.V.: 030 21477700
Autor: Kelly
Etwa 20 Zuschauer_innen waren auf den Platz der Einheit gekommen, um der Veranstaltung der Potsdamer Montags-Mahnwache — ausnahmsweise mal an einem Dienstag, denn es ist ja deutscher Weltfriedenstag – beizuwohnen. Mit Blick auf die Potsdamer Nikolaikirche konnte man gleich zu Beginn in einem Nebengespräch, Friedensbewegte darüber fachsimpeln hören, dass diese Kirche doch Ähnlichkeit mit dem US-Amerikanischen Pentagon habe.
Als ein besonderes Highlight trat die Duisburger „Polit-Pop-Band“ die Bandbreite auf.
Seit Wochen wurde die Veranstaltung heute beworben. Es war für viele von uns anstrengend die Bewerbungsplakate von den Laternen zur reißen.
Doch warum der Aufriss, was nervt uns an der Bandbreite und an den Montagsdemos?
Die deutsche Friedensbewegung war seit den 90er Jahren quasi in Auflösung begriffen. Viele von uns, die sich heute hier gegen diese Veranstaltung aussprechen waren damals ein Teil von ihr. Es war uns wichtig gegen Kriege aufzustehen. Seitdem hat sich vieles geändert, anderes nicht, wir sind älter geworden, die Bewegung auch. Vor allem die Art und Weise und die Inhalte der Friedensbewegung stoßen immer breiter auf Ablehnung und Unverständnis.
Doch zuerst zur Band „Die Bandbreite“. Sie setzen sich ein gegen Krieg und für den Frieden, sind sogar solidarisch mit Flüchtlingen.
Warum also die Ablehnung?
Das Problem sind die Inhalte der Lieder. So singt die Band beispielsweise in ihrem Lied „selbst gemacht“ darüber wie die USA politische Ereignisse manipuliert hätten. Vor allem die Anschläge vom 11. September seien fingiert, dazu werden alle möglichen scheinbaren Fakten aufgezählt. Was soll damit bewirkt werden? Den Zuhörer_innen kommt der Verdacht auf, dass sie/_er in einer Scheinwelt lebt, die durch die „Männer im Hinterzimmer“ gesteuert wird. Guter Versuch, doch leider voll daneben. Welche simple Vorstellung der Verhältnisse. Denn dann müssten wir doch diese Hintermänner lediglich abwählen, einsperren oder auf eine einsame Insel verbannen. So einfach ist es aber leider nicht. Es gibt nicht einfach böse Menschen, die gemeine Dinge tun um anderen zu Schaden.
Leider haben wohl die älteren der Friedensfreunde beim Parteilehrjahr nicht aufgepasst.
Deshalb erinnern wir noch einmal daran:
Der Kapitalismus ist keine Erfindung der Bilderberger, der Rothschilds oder irgendwelcher Echsenmenschen.
Der Kapitalismus beruht auf dem Privateigentum an Produktionsmitteln und der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Wer diese Verhältnisse ändern will, sollte keine Volks- und Friedensgemeinschaften mit Menschen schließen, die an den Weihnachtsmann oder Wladimir Putin glauben, sondern sich mit Menschen zusammenschließen, die die Eigentums- und Produktionsverhältnisse verändern wollen.
Davon hat die Bandbreite bzw. ihr Sänger leider keine Ahnung. So äußert er sich in einem Video von 28.8.2015 zur „Flüchtlingsproblematik“ wie folgt: „dass die Menschen aus ihren Ländern flüchten müssen, dass wir korrupte Regime unterstützen, die dazu führen, dass die Wirtschaft in den entsprechenden Ländern nicht funktioniert“. Was ist das für eine Analyse der Gesellschaft? Natürlich flüchten auch Menschen wegen Kriegen aus Ländern, zum Beispiel aus Syrien. Doch das ist nicht allein der Grund. Die Wirtschaft, die laut dem Sänger von „ Die Bandbreite“ ja gut funktionieren würde, wenn dort kein Krieg wäre, ist eben das Problem! Gerade weil die kapitalistische Wirtschaft gut funktioniert verhungern Menschen, leben in unermesslicher Armut und sterben unnötig an Krankheit, weil eben die Geldschranke Menschen von Gütern ihres Bedarfs trennt. Weil die Wirtschaft ihren Fokus auf die Produktion von Tauschwerten legt und weil es keine geplante Ökonomie gibt, die die Bedürfnisbefriedigung der Menschen zum Ziel hat.
Noch tiefer auf dem Niveau-Limbo geht es in dem Lied „Anti-Deutscher“. Nach schlechter Tradition werden hier Antideutsche Antifas als Faschist_innen tituliert. Nicht nur, dass dieser Begriff durch den NS in Deutschland klar definiert ist und im falschen Gebrauch schlicht verharmlosend wirkt, geht er auch an einer, durchaus berechtigten, Kritik an teilen der Linken schlichtweg vorbei. Nahezu lächerlich erscheint auch der Vorwurf der Islamfeindlichkeit vor dem Hintergrund, dass die Bandbreite auch auf Montagsdemos in Berlin auftritt, bei denen sich neben neuen Rechten wie Jürgen Elsässer, Verschwörungstheoretikern vom Kopp-Verlag, Chemtrailgläubigen und auch der Vorsitzende der Berliner-NPD Sebastian Schmidtke tummeln. Wer im Glashaus sitzt…
Auch äußert sich der Sänger der Band in vermeintlicher aufklärerischer Tradition gegenüber Gegendemonstrant_innen. So wird dann über die Politik der israelischen Regierung „informiert“ oder über die Faschist_innen in der ukrainischen Regierung. Klingt ja auf den ersten Blick alles richtig.
Das Problem an Realpolitik ist leider, dass es zu den oben genannten „Wahrheiten“ nun mal auch eine Kehrseite gibt.
Im Ukraine-Rußland-Konflikt kämpfen nämlich auf beiden Seiten der Front Faschist_innen. Und Rußland ist nicht das gelobte Land und Bollwerk gegen den amerikanischen Imperialismus, sondern wird von einem auf Bären reitenden Autokraten regiert, der sich gerade selber daran macht seinen Einflussbereich notfalls auch mit Waffengewalt zu vergrößern. Während er im inneren homophobe Gesetze erlässt, gegen Minderheiten hetzt und Linke und Antirassist_innen diffamiert und kriminalisiert, die auf offener Straße in Rußland ermordet werden.
Leider verfällt auch die Friedensbewegung immer wieder in ähnliche Denkmuster. Nur weil irgendeine Gruppe gegen die USA oder andere aufbegehren führt dieser Kampf nicht in einen „Verein freier Menschen“ (Marx).
Oftmals hat sich auch in der Friedensbewegung unhinterfragter Etatismus breitgemacht.
So steht zum Beispiel auch im Aufruf zur heutigen Veranstaltung „wir Potsdamer_innen appellieren an unsere Politiker_innen“ oder auch „wir fordern deshalb von unserer Regierung…“. Das ist ungefähr so sinnvoll wie die Forderung an einen Metzger keine Tiere mehr zu schlachten.
Die Regierung einer kapitalistischen Gesellschaft steht für die Gewinnmaximierung ihrer nationalen Konzerne und eine funktionierende Reproduktion der kapitalistischen Gesellschaft und dies um jeden Preis. Auch der Appell für „eine gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur unter dem Dach der OSZE und Uno“ erscheint gerade vor der Geschichte der Interventionen in der UNO in Kambodscha, Ruanda oder Jugoslawien sinnlos. Was genau soll eigentlich eine Sicherheitsarchitektur sein, die ich mir von europäischen Staaten wünschen würde? Wie Sicherheit in Europa funktioniert können wir Tag für Tag am Mittelmeer sehen, wo Tausende im Wasser ertrinken. Dafür hat Europa den Friedensnobelpreis bekommen. Auch der Verweis auf Menschenrechte oder das Völkerrecht wirken angesichts gerade der Rechtsauslegung in Deutschland müßig an. Das Recht ist das Blatt Papier nicht wert auf dem es geschrieben steht. Gerade für Menschen die sich politisch engagieren ist dies alltägliche Realität. Repression und Verletzung der Menschenrechte sind deutsche Tradition. Recht und Moral werden nicht abgelehnt, sondern sind Teil der herrschenden Prinzipien, nur eben kapitalistischer.
Eine Welt in Frieden wird es in einer kapitalistischen Welt nicht geben. Also hören wir auf darum zu betteln.
Auch wenn die gesellschaftliche Linke hier schwach ist und wir hier kaum Gehör finden, dürfen wir uns mit den Zuständen nicht zufrieden geben.
Völlig zu Recht wird heute am 1. September weltweit daran erinnert, dass Krieg und vor allem der zweite Weltkrieg nicht wieder passieren dürfen. Aber auch hier muss differenziert werden. Auf deutsche Städte sind Bomben gefallen, weil von deutschem Boden ein Vernichtungskrieg von nie dagewesenem Ausmaß ausgegangen ist. Deutsche Täter_innen sind keine Opfer! Wenn wir erinnern wollen, so dann an die Millionen Opfer der deutschen Wehrmacht und anderer NS-Todesschwadronen, an die Millionen Toten in den Lagern der SS, an die vielen Widerstandskämpfer_innen auf der ganzen Welt, die Nazideutschland besiegten und Gefangene und Zwangsarbeiter_innen befreiten.
Eine Friedensbewegung, die diesen Namen verdient, kann sich nicht als Querfront-Projekt gegen „die da oben“ oder als Sammelbecken aller Systemgegner verstehen. Eine echte Friedensbewegung muss sich von Antisemit_innen und Geschichtsrevisionist_innen abgrenzen, die die Verbrechen derjenigen relativieren, die den 2. Weltkrieg begonnen und die industrielle Vernichtung von Jüdinnen und Juden in ganz Europa angestrebt haben.
Wer Elsässer reden lässt, soll vom Frieden schweigen.
Doch so lange die Voraussetzungen von Kriegen durch kapitalistische Konkurrenz und religiösen Wahn weiter gegeben sind, bleiben diese Appelle in den Wind gesprochen!
Wie Karl Liebknecht schon 1915 sagte: Der Hauptfeind steht im eigenen Land!
Deshalb lasst uns hier die Verhältnisse in Frage stellen, lasst uns gemeinsam lernen und kämpfen!
Schluss mit oberflächlicher Kapitalismuskritik!
Schluss mit dem Vertrauen auf Staat und Parteien!
Nur eine starke außerparlamentarische Linke in den Schulen, in den Betrieben und der Druck auf den Straßen macht den Verhältnissen Dampf.
Für eine Gesellschaft jenseits der Logik von Staat und Kapital.
Deutschland bleibt ein mieses Stück Scheiße!
Infoladen Neuron – das war‘s.
Beim Start des Projektes vor drei Jahren hatten wir uns viel vorgenommen, wir haben nicht alles erreicht und trotzdem eine ganze Menge auf die Beine gestellt. In einer Phase des allgemeinen Rechtstrends wollten wir mit unserem Infoladen eine Gegenbewegung einleiten und auf lokaler Ebene den alten humanistischen Idealen von Freiheit, Gleichheit und Solidarität eine Frischzellenkur verpassen. Den Rechtstrend konnten wir nicht aufhalten und die allgemeine Totenruhe, trotz immer härterer Ämter-Schikanen, Massenüberwachung, Nazi-Gewalt und rassistischer Abschottungspolitik, bleibt bedrückend. In all diesen Bereichen haben wir versucht auf lokaler Ebene gegenzusteuern, aufzuklären und zu mobilisieren. Das schlaucht und trotzdem gab es immer wieder Momente, die uns viel Mut und Kraft gegeben haben.
Schon im Oktober 2012 waren knapp 200 Menschen gegen Nazistrukturen in Forst auf der Straße. Durch die Kampagne „Kein Heimspiel für Nazis“ hat die lokalen Naziszene ihren Treffpunkt „Firma 18“ in der Waldstraße verloren. Die NPD hatte mit ihren Kundgebungen in Forst nie einen leichten Stand. Die Kampagne „Wir sind Bert Neumann“ gegen Totalsanktionierung von HartzIV-EmpfängerInnen bekam 2013 bundesweite Aufmerksamkeit. Ende des gleichen Jahres bis Mitte 2014 wurden verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen zum Thema Flucht und Asyl auf die Beine gestellt. Gerne erinnern wir uns an die tolle Stimmung beim Refugees-Welcome-Hallenfußballturnier. Nach dem brutalen Überfall auf eines der beiden Forster Asylbewerberheim konnte mit einer Kundgebung im August 2014 ein wichtiges Zeichen der Solidarität gesetzt werden.
In der Zeit haben wir viele neue Bekanntschaften gemacht, feste Verbindungen aufgebaut und Freundschaften vertieft. Das Infoladen-Kollektiv als horizontale Struktur hat sich bewährt, als Ort hat der Infoladen uns allerdings nicht das gebracht, was wir uns erhofft hatten. Zur offenen Anlaufstelle für Jugendliche und Menschen aus dem Stadtteil ist er kaum geworden. Durch die versteckte Lage auf dem Park7-Gelände und den schwierigen Zugang hatten wir zu wenig „Laufkundschaft“. Die persönlichen Kontakte sind durch den Aufbau des Infoladens trotzdem gewachsen und letztendlich sind diese wichtiger als der Ort selbst geworden. Wir haben uns deshalb im Infoladen-Plenum darauf geeinigt unsere Energie, Zeit und Geld besser einzusetzen und unsere zukünftige Arbeit neu auszurichten.
In der Analyse der Situation sind wir zu den folgenden Schlüssen gekommen. Der alte Infoladen-Gedanke hat sich im Prinzip überlebt. die Art sich zu informieren hat sich in den vergangen Jahren radikal verändert. Wir glauben, dass es in Zukunft weniger darum gehen kann große Menge Infomaterial in analoger Form an vielen Orten zur Verfügung zu stellen. Fast alle Informationen sind heute über das Internet zu beziehen. Es ist wichtiger in der „realen Welt“ dezentral und durch unterschiedliche Aktionen Aufmerksamkeit zu erzeugen und dadurch für unsere Themen das Interesse zu wecken. Eigene Räume müssen so offen wie möglich sein und sich immer wieder verändern, um Abschottung und Erstarrung zu verhindern. Temporäre Interventionen, Aktionen und Kampagnen an unterschiedlichen Orten scheinen uns deswegen die besseren Mittel zu sein. Um dabei trotzdem den Faden nicht zu verlieren braucht es auf lokaler und regionaler Ebene Bewegungs-Archive, ein Mindestmaß an Infrastruktur und regelmäßige Publikationen mit hohem theoretischen und praktischen Gebrauchswert.
Wenn wir jetzt den Infoladen Neuron schließen, dann ist das kein Grund zur Trauer. Der Mut und die Lust uns gegen unmenschliche Verhältnisse aufzulehnen brennt weiterhin in uns und wir wissen, dass wir dieses Feuer mit vielen anderen Menschen teilen. Wir machen Platz für Neues. Nochmal danke an Alle, die gemeinsam mit uns aktiv waren und uns auf die eine oder andere Art unterstützt haben.
Die Internetseite werden wir zur Dokumentation weiter online lassen. Rückmeldungen und Anfragen können uns gerne noch eine Weile an die alte Mailadresse neuron[ät]riseup.net geschickt werden.
Am vergangenen Wochenende kam es in Frankfurt (Oder) zu drei rassistisch motivierten Vorfällen. Am Freitag Abend beleidigten zwei Männer einen jungen Mann und zeigten den Hitler-Gruß. Als dieser sie zur Rede stellte, verletzten sie ihn, sodass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Einige Stunden später attackierten drei Männer die Gäste eines interkulturellen Kulturfestes auf dem Brückenplatz, nachdem sie sie rassistisch und antisemitisch beleidigt und bedroht hatten. Am Samstag Abend skandierte eine Gruppe junger Menschen in der Heilbronner Straße “Sieg-Heil”-Rufe.
Der Utopia e.V. verurteilt die Vorfälle aufs Schärfste und spricht den Betroffenen seine Solidarität aus. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass Menschen aufgrund ihres Aussehens als “anders” und “minderwertig” markiert und deswegen beleidigt oder angegriffen werden. Ebenso schockiert es uns, dass Menschen, die Courage zeigen, rassistischer Hetze widersprechen oder sich für Geflüchtete engagieren, Angriffen ausgesetzt sind.
Diese Vorfälle zeigen, dass Menschen mit rassistischen Einstellungen nicht zögern, diesen verbal und in Form von Übergriffen Ausdruck zu verleihen. In anderen Städten sind rassistisch motivierte Übergriffe an der Tagesordnung. Und auch in Frankfurt waren die Ereignisse am Wochenende nicht die ersten dieser Art: Ende März wurde eine Gruppe syrischer Geflüchteter von Neonazis durch die Stadt verfolgt und schließlich angegriffen und verletzt, und erst kürzlich gab es Flaschenwürfe gegen die noch nicht bewohnte Geflüchtetenunterkunft am Karl-Ritter-Platz. Dies sind nur zwei Beispiele — die Chronik ließe sich jedoch fortführen. Zudem gab es in diesem Jahr in Frankfurt bereits vier Demonstrationen bzw. Kundgebungen der neonazistischen Szene, die der Verankerung rassistischer Einstellungen im Stadtbild dienen und ein Klima der Ausgrenzung erzeugen (wollen).
Rassismus erfährt in der Gesellschaft wieder massiven Auftrieb und Akzeptanz. Eine hetzerische Stimmungsmache auf der Straße und die politisch forcierte Kriminalisierung von Geflüchteten verstärken sich gegenseitig. Dies mündet sowohl in rassistisch motivierten Übergriffen als auch in einer Gesetzgebung, die Asylsuchende systematisch diskriminiert und vielen von ihnen die Chance auf ein Leben in Sicherheit in Deutschland verwehrt.
Wir warnen vor einer weiteren Eskalation der momentanen Situation. Wir rufen zum verstärkten Engagement gegen Rassismus und für Geflüchtete auf. Rassismus darf nicht unwidersprochen bleiben! Er fängt lange vor rassistisch motivierten Morden an; wenn wir menschenverachtende Stimmung nicht als solche identifizieren, kann sie sich entfalten und radikalisieren. Antirassistische und interkulturelle Initiativen bedürfen der Unterstützung; Geflüchtete müssen verstärkte Solidarität erfahren — denn oft sind sie es, die nach der Fluchterfahrung hier unter Ausgrenzung, Hass und Angst um ihre körperliche Unversehrtheit leiden müssen. Ebenso tut der Protest gegen die rassistischen Zustände Not — sei es bei der anstehenden antirassistischen Demonstration am Weltfriedenstag am 1. September oder entschlossen im Alltag bei rassistischen Äußerungen oder Diskussionen. Ebenso müssen die Hintergründe von Flucht und Migration immer wieder beleuchtet werden: Die Krisen- und Wirtschaftspolitik des globalen Nordens verursacht zwangsläufig Unterdrückung, Krieg und Hunger in der Welt.
Frankfurt (Oder), den 12.8.2015 Utopia e.V.
Ein Mitbewohner berichtet, dass der Verzweifelte vor seinem Haus einen Polizeiwagen habe halten sehen. Aus Angst vor einer Abschiebung habe er panikartig sein Zimmer verlassen. Er habe mehrfach gesagt, dass er sich eher umbringen würde als abgeschoben zu werden. Bereits dreimal zuvor sei die Polizei gekommen, um ihn abzuholen, zuletzt am 22. Juni um 4 Uhr morgens. Und dies, obwohl nach Aussagen der Rechtsanwältin die Frist für eine Abschiebung nach Spanien Anfang Juni dieses Jahres abgelaufen sei. Mit solchen unrechtmäßigen Aktionen nimmt die Ausländerbehörde in Kauf, dass Menschen aus Verzweiflung ihr Leben aufs Spiel setzen. Darüber hinaus versetzt die permanente Polizeipräsenz die zum Teil traumatisierten Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft unnötig in Angst und Panik und steht in eklatantem Widerspruch zu einer Willkommenskultur, die viele Engagierte in Hennigsdorf aufzubauen versuchen.
Wir kennen den Schwerverletzten als einen ruhigen Menschen. Er kommt regelmäßig zum Deutschunterricht, zu den monatlichen Treffen der Initiative “Willkommen in Oberhavel” und besucht den Gottesdienst der örtlichen Kirchengemeinde. Kürzlich hat sich eine mögliche berufliche Perspektive für ihn aufgetan. Aber in den letzten Wochen lebte er in großer Angst vor einer Abschiebung nach dem Dublin-Verfahren.
Das Dublin-Verfahren, auf das sich die europäischen Länder geeinigt haben, sieht vor, dass Asylsuchende in dem Land Asyl beantragen müssen, in dem sie zuerst Fuß auf den europäischen Kontinent gesetzt haben. Dies führt dazu, dass Flüchtlinge in großer Unsicherheit leben und jahrelang von Land zu Land umherirren müssen. In Ländern wie Polen, Ungarn, Bulgarien und der Slowakei müssen sie Inhaftierungen, rassistische Übergriffe und soziales Elend fürchten, in Ländern wie Italien und Spanien ein Leben auf der Straße ohne jegliche soziale Absicherung. Deshalb wird das Verfahren von vielen Menschen, Hilfsorganisationen und Kirchen kritisiert: das Dublin-Verfahren zerstört Menschenleben. Menschen sind keine Objekte, die man beliebig hin- und herschieben darf. Das Dublin-Verfahren muss außer Kraft gesetzt werden — sofort.
PRESSEKONTAKT: WILLKOMMEN IN OBERHAVEL
EMAIL: INFO@WILLKOMMEN-OHV.DE
TEL.: 0160/5633193 (KIRSTIN NEUMANN)
Bock auf Books?
Vielen ist das konte[:x]t, als freie Bibliothek in Potsdam sicher bekannt. Als zweites Wohnzimmer und Lesecafe mit über 1500 Büchern zu verschiedenen linken Themenschwerpunkten (wie das Fem-Archiv der Uni Potsdam), hat Mensch hier viel Platz zum Lesen, Diskutieren und gemütlich sein.
Leider fristet dieser schöne und lebenswerte Ort seit einiger Zeit eher ein Schattendasein.
Daher seid IHR gefragt. Wer hat Bock auf Books?
Wir wollen uns am 15.07.2015 um 18.00 Uhr im konte[:x]t treffen und besprechen wie wir die Bibliothek wieder mit neuem Leben füllen können.
Wer also Lust hat sich am konte[:x]t zu beteiligen oder Ideen hat oder einfach nur Interesse, ist herzlich eingeladen!!! Wir freuen uns auf euch!
Auch dieses Jahr präsentieren Euch die Red & Anarchist Skinheads Berlin-Brandenburg, das Filmstadtinferno 99, Scortesi und engagierte Einzelpersonen ein zweitägiges politisches Subkulturfestival!
Neben diversen Bands (u.a. Hors Controle, Bambix, The Movement, Brigadir, Gulag Beach, Cut My Skin, Torkel T & Riva, Alarmsignal, Alien Placenta, Dachlawine und Radical Hype), wird es am 12.7. auch ein schickes Freundschaftsspiel gegen Hapoel Tel Aviv im Karli geben, verschiedene Stände (u.a. Fire and Flames, Grndioso Versand) , politische Vorträge (u.a. zu DIY Fussball in Russland), Filmvorführungen (Une vie de lutte – Film über den ermordeten Antifaschisten Clément Méric), ein Ultrash-Unfug (Mehr dazu: http://ultrash.blogsport.eu/?p=843), eine fette Aftershowparty u.v.m.!
Hier das komplette Lineup 2015 in der aktuellen Form (Stand: 7.7.2015)
Donnerstag 9.7.2015 Schokoladen/Berlin: Ultrash Warmup
? One Step Ahead (AFA Hardcore-Punk/Limbach-Oberfrohna)
? P.I.T.S. (Vorschul-HC/Las Vegas-Potsdam)
anschl. DJ Kalli Krawalli (all time favourites, punk und trash)
Einlass 19.00 Uhr – Beginn pünktlich um 20.00 Uhr! Party: 22.00 Uhr
Ultrash-Warmup auf Facebook.
Freitag 10.7.2015 Spartacus/Potsdam (Indoor): Ultrash No.9 – Day I
? Bambix (Punk aus Nijmegen/Holland)
? Hors Control (AFA-Oi! – Kings of Lololo – Montceau/Frankreich)
? Alarmsignal (Deutschpunk aus Celle)
? Radical Hype (Punkrap/Bremen)
? Cut My Skin (Punk aus Berlin)
Freitag: 19.00 doors open
Konzert: 20.00 Uhr
Samstag 11.7.2015 Spartacus/Potsdam (Open Air): Ultrash No.9 – Day II
? The Movement (Antikapitalistischer Mod aus Kopenhagen/Dänemark)
? Brigadir (Redskin Oi! Aus St.Petersburg/Russland)
? Torkel T, Lady Lazy & Riva (AFA-Rap aus Berlin)
? Gulag Beach (Punkrock aus Berlin)
? Alien Placenta (Oldskool Hardcore aus Leipzig)
? Dachlawine (Naturkatastrophenpunk aus Potsdamned)
Samstag: 15.00 Uhr doors open
Konzert: 16.30 Uhr spätestens 17.00 Uhr
Vortrag: 15.30 Uhr
Auch dieses Jahr wird es an beiden Festivaltagen wieder jeweils eine Aftershowparty im Spartacus und im Haus 2 geben!:
Freitag:
– Team RamRod (https://www.facebook.com/pages/Team-RamRod/120215351419651?ref=ts&fref=ts)/Spartacus (80ies/Trash/Alltime-Favourites)
– Reggae/Rocksteady/Ska im Haus 2
Samstag:
– Roni & Maik / Spartacus (80ies/Trash/Alltime-Favourites)
– Northern Soul mit Kim Jong Soul von Gulag Beach im Haus 2
Sonntag 12.7. Freundschaftsspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und Hapoel Tel Aviv
Beginn: 16.00 Uhr Ort: Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg
Aufgrund der Anmeldung des städtischen Bündnisses musste die BraMM allerdings auf den Görden ausweichen. Der Angemeldete Treffpunkt ist Gördenallee/Wiener Straße.
Auch diese mal fordern wir alle Brandenburger_innen auf, sich an den stattfinden Protesten zu beteiligen! Vom städtischen Bündnis aus findet ein Spaziergang vom Neustädtischen Markt zum Trauerberg statt, der Protest muss und darf allerdings nicht auf diesen allein beschränkt sein. Zwar wird den Rassist_innen so die Bühne in der Stadt verwehrt, auf dem Görden können sie jedoch ungestört agieren. Es gilt also wie immer:
*Nehmt am vielfältigem Protest gegen die Rassist_innen teil!*
An der kämpferischen aber friedlichen Demonstration nahmen ca. 120 Antifaschist*innen teil, die vom „Glad-House“, am Turm vorbei durch die Spremberger Straße zur Oberkirche lief, wo eine Zwischenkundgebung stattfand. Weiter verlief die Demonstration in südlicher Richtung zur „Zelle 79“, an der sie mit der Abschlusskundgebung endete.
In einem Redebeitrag wurde die Solidarität mit den direkt und indirekt Betroffenen des Neonazianschlags am letzten Wochenende nachdrücklich betont und über die Hintergründe aufgeklärt. Ein weiterer Beitrag kam vom Bündnis NoTDDZ und warb für die Blockaden in Neuruppin am 6. Juni 2015. Bei der Abschlusskundgebung vor der „Zelle79“ wurde noch einmal auf die Bedeutung von Hausprojekten für die antifaschistische Arbeit aufmerksam gemacht.
Anlass der antifaschistischen Demonstration waren die von Neonazis verübten Anschläge der letzten Wochen auf das Hausprojekt „Zelle79“. Wir halten unser gesetztes Ziel, uns mit dem Hausprojekt zu solidarisieren und ein breites antifaschistisches Bündnis zu demonstrieren auch an Hand der Teilnehmer*innenzahlen für erreicht. Abschließend bleibt festzustellen, dass es in Cottbus eine große Anzahl von Antifaschist*innen gibt, die sich mit dem Hausprojekt solidarisieren. Dabei wurde den Faschisten deutlich zu verstehen gegeben: „wir werden eure Einschüchterungsversuche nicht tatenlos hinnehmen“.
Wir danken allen Teilnehmer*innen die unserer Einladung folgten.
AUTONOME ANTIFA COTTBUS
Zu mehreren Demonstrationen und Veranstaltungen erwartet Neuruppin am 6. Juni Gäste aus Nah und Fern. Sie wollen sich unter dem Motto „Schöner leben ohne Nazis – Vielfalt ist unsere Zukunft“ friedlich versammeln und für Weltoffenheit demonstrieren. Der unerfreuliche Anlass ist ein Aufmarsch von Rechtsextremisten „gegen Überfremdung“, der für denselben Tag angekündigt ist.
Um 10 Uhr an diesem Sonnabend beginnen gleichzeitig drei Versammlungen:
‑Auf dem Schulplatz am Alten Gymnasium bildet ein ökumenischer Gottesdienst den Auftakt zu einem zehnstündigen Bühnenprogramm, das politische Beiträge mit einem fulminanten Kulturprogramm verbindet.
‑In der Bruno-Salvat-Straße hinter dem Einkaufszentrum REIZ beginnt ein Demonstrationszug, der sich über drei Kilometer Richtung Schulplatz bewegt.
‑Am Bahnhof Rheinsberger Tor versammeln sich wieder andere Demonstranten, um auf einer kurzen Route zum Bernhard-Brasch-Platz zu ziehen.
Die Organisatoren der demokratischen Proteste wollen allen Demonstrationsteilnehmern eine gute Anreise ermöglichen. „Man kann an jedem der drei Orte und auch später noch zu uns stoßen. Und man kann auf verschiedenen Wegen zu unseren Versammlungen gelangen,“ verspricht Martin Osinski, Sprecher im Aktionsbündnis Neuruppin bleibt bunt. In Absprache mit Polizei und Versammlungsbehörde werden folgende Empfehlungen für die Anreise gegeben:
Mit der Bahn:
Regionalexpress Linie RE 6 aus Wittenberge oder Berlin bis Haltepunkt West oder Rheinsberger Tor.
Mit dem Auto:
— Aus Osten über B167 bis Alt Ruppiner Allee. Dort bestehen Parkmöglichkeiten am Oberstufenzentrum. Die ORP Nahverkehrsgesellschaft richtet von dort einen kostenlosen Bus-Shuttle-Service ein.
— Aus Süden, Westen und Norden A24 Abfahrt Neuruppin, weiter über B167 und nördliche Umfahrung (Certaldo‑, Nymburk‑, Bad-Kreuznach‑, Babimost-Ring) Richtung Eberswalde bis Alt Ruppiner Allee, Oberstufenzentrum (Bus-Shuttle).
Wer möglichst nah an das Stadtzentrum heranfahren möchte, sollte über Wittstocker Allee, Straße des Friedens oder Seedamm / Steinstraße die Karl-Marx-Straße ansteuern.
Mit Reisebus:
Über B167 und nördliche Umfahrung (Certaldo‑, Nymburk‑, Bad-Kreuznach‑, Babimost-Ring) bis Wittstocker Allee, diese stadteinwärts über Straße des Friedens bis Bahnhof Rheinsberger Tor. Für Busse bestehen Parkmöglichkeiten auf dem Betriebshof der ORP Nahverkehrsgesellschaft, Wittstocker Allee.
Empfehlenswert ist eine Anreise bis 10 Uhr. Im weiteren Tagesverlauf kann es wegen der verschiedenen Demonstrationszüge zu zeitweiligen Straßensperrungen kommen. Das Aktionsbündnis Neuruppin bleibt bunt bittet die Bürger der Stadt um Verständnis für die unvermeidlichen Beeinträchtigungen. „Wir haben die Neonazis nicht hergebeten. Sie kommen nicht zum ersten Mal – aber vielleicht ist es ja das letzte Mal“, hoffen die Veranstalter.