Das Camp hat in positiver Stimmung in guter Zusammenarbeit mit Geflüchteten von Eisenhüttenstadt und Unterstützung der Musikgruppe Lebenslaute begonnen. Die Stop-Deportation-Group stellt sich und ein Program für die Woche vor. Geflüchtete aus dem Lager hielten Reden und haben über die Konditionen im Erstaufnahmelager Eisenhüttenstadt berichtet. In den folgenden Tagen sind sie Arbeitsgruppen des Camps beigetreten und haben an workshops teilgenommen obwohl die Autoritäten Eisenhüttenstadts das Camp starker Repressionen aussetzten, um den Kontakt von Lagerbewohner_innen und Mitgliedern der Stop-Deportation-Group zu verhindern. Heute wurde ein Versammlungsleiter von der Polizei angezeigt, weil er kurzzeitig unter einem provisorischen Pavillon stand. Laut Auflagenbescheid dürfe allein die Technik unter einem Pavillon stehen. Die Polizei macht Identitätskontrollen in ganz Eisenhüttenstadt. Direkt vor dem Lager versucht die Polizei ihre Macht zu demonstrieren, indem sie Personen die vorbeigehen und Einladungen von Freunden aus dem Lager haben, mehrfach kontrolliert. Der Leiter des Erstaufnahmelagers und Abschiebegefängnis Frank Nürnberger verbietet jeglichen Besuch ohne einen konkreten Grund anzugeben. Zu einer Gruppe von Lebenslaute erläutert er das Hausrecht zu besitzen und über Besuch entscheiden zu können. Refugee-Aktivist_innen, die ihre Freund_innen besuchen wollen werden ohne jegliche Begründung weggeschickt. Als der Anwalt Iñigo Valenebro Heute Verabredungen mit Geflüchteten im Lager wahrnehemn wollte, wurde ihm der Zutritt nicht gestattet. Valenebro verwies auf das Recht von Geflüchteten auf Beratung. Heimleiter Nürnberger erwiederte ihm daraufhin, dies beim Verwaltungsgericht einzuklagen. Es ist skandalös wie die Stadt Eisenhüttenstadt neuankommende Geflüchtete von der gesamten Bevölkerung isoliert. Wir forden das sofortige Recht auf Besuch für Geflüchtete im Erstaufnahmelager Eisenhüttenstadt. Die Stop-Deportation-Gruppe, bestehend aus Geflüchteten und solidarischen Personen kämpft seit über einem Jahr gegen das Abschiebe-Gefängnis und die Isolation im Erstaufnahmelager Eisenhüttenstadt. Als ein somalischer Flüchtling versuchte, sich in der Isolierung des Lagers Eisenhüttenstadt aufzuhängen, begannen solidarische Kameraden die Stimmen von refugees rauszutragen und sie haben eine Solidaritätsgruppe gegründet, die Demonstrationen und Info-Veranstaltungen organisieren und kontinuierlich das Lager besuchen, um die Ereignisse zu überwachen und die Personen dort zu unterstützen. Nun organisiert die Gruppe ein "Stop Deportation Camp" vom *26. August bis 1. September 2014 in Eisenhüttenstadt*, mit dem Ziel das Abschiebe-Gefängnis zu schließen. Wir wollen der deutschen und europäischen Ausschluss-Politik eine solidarische Perspektive entgegensetzen. Wir wollen das Camp für Workshops, Diskussionen, rechtliche Beratung, Konzerte und viele kreative Aktionen nutzen. Wir wollen Informationen austauschen, uns vernetzen und gemeinsam Perspektiven entwickeln und diese auch zusammen umsetzen. Gemeinsam sind wir stark: Macht mit! Schließt euch dem Camp an! Seid kreativ! Kein Gefängnis für Geflüchtete! Ob in Eisenhüttenstadt, Büren, Berlin-Grünau oder anderswo - Abschiebe-Gefängnisse schliessen! Überall!
Autor: Kelly
Am 21.08. war es endlich soweit: nach langer Vorbereitung starteten wir im Schokoladen in Berlin-Mitte unsere Brandenburgtour „Für eine starke antifaschistische Subkultur“ mit einem Warmup-Konzert anlässlich unseres gefühlten 100. RASH-Tresens, welcher normalerweise jeden 3. Donnerstag im Monat gemeinsam mit den North East Antifascists (NEA) im Bandito Rosso stattfindet.
Da die Konzerte im Schokoladen aufgrund von Lärmbeschwerden der Anwohner*innen seit einiger Zeit bereits pünktlich um 20.00 Uhr anfangen müssen, füllte sich der Laden bereits ab 19.00 Uhr. Kurz nach 20.00 Uhr ging es dann im mittlerweile gut gefüllten Schokoladen mit der ersten Band los. Kommando Kronstadt aus Leipzig spielten extrem wütenden, vorantreibenden Hardcorepunk mit sehr intelligenten politischen Texten. Noch dazu sahen die Bandmitglieder mit Iros auch noch aus wie richtige PunksJ! Das war ein toller Auftritt dieser sehr sympathischen Band! Wir empfehlen Euch vor allem auch das grossartige Politpunkfanzine „Proud to be Punk“, welches von einem der Bandmitglieder herausgegeben wird und soeben mit seiner 20.(!) Ausgabe erschienen ist.
Nach einer kurzen Umbaupause und einem knappen inhaltlichen Input zu unserer bevorstehenden Brandenburgtour kamen die Hamburger AFA-Punx von ContraReal auf die Bühne. Auch diese legten einen rundum gelungen Auftritt mit sehr schönen und intelligenten Punkrocksongs, wütender Kritik an den bestehenden Verhältnissen und einem wunderbaren female fronted Gesang hin. Im Anschluss an diese beiden sehr gelungenen Auftritte legten noch die Northkorean Rudeboys und der special guest DJ King Hammond feinen Ska, Reggae und Soul zum Tanze auf.
An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an die Schokoladencrew, Kommando Kronstadt, ContraReal und die Northkorean Rudeboys mit King Hammond (und natürlich die Bands, welche uns Teile Ihrer Backline zur Verfügung gestellt haben)! Es war ein rundum gelungener Abend mit Euch!
Am 23.08. ging es mittags auch gleich schon weiter zu unserer ersten Station im Rahmen unserer kleinen RASH-Tour: Gut gelaunt und hoch motiviert bewegte sich unsere Crew gemeinsam mit dem Regio in Richtung Frankfurt Oder, wo wir am Bahnhof auch gleich freundlich von einer Frankfurter Genoss*in empfangen wurden.
Vom Bahnhof aus liefen wir dann schnurstracks in Richtung der Oderturm Lenné Passagen, wo wir unseren Infotisch mit diversen Materialien zu unserer Kampagne, Broschüren, Aufklebern, Material der Roten Hilfe und zur Freiraumkampagne der Utopia-Crew aufbauten. Leider gab es nicht nur im Vorfeld Ärger mit der Anmeldung (laut des zuständigen Polizeidienstabschnittes wäre ein Stand aufgrund des zeitgleich stattfindenden Marktes nicht möglich gewesen), sondern eine Minute nach Aufbau des Tisches kam bereits eine Polizeistreife vorgefahren und nahm die Personalien aller anwesenden Personen auf – für den Fall, die Kundgebung würde später verboten oder es komme zu Straftaten. Der Infotisch blieb trotz dieses Repressionsversuchs stehen und wir konnten endlich mit dem Verteilen unseres Materials beginnen. Dazu wurde noch ein grosses RASH-Banner neben dem Stand befestigt und mittlerweile waren Dank Unterstützung der örtlichen Genoss*innen auch genug Leute vor Ort, die den Stand gegebenenfalls gegen Naziattacken wirksam hätten verteidigen können. Die Verteilaktion verlief insgesamt störungsfrei und es gab sogar vereinzelte positive Reaktionen von Passant*innen. Nazis liessen sich während der Verteilaktion nur sporadisch blicken. Einziges Ärgernis war abschliessend nur noch, dass die Polizei gegen Ende der Kundgebung noch sämtliche Materialien und Banner überflüssiger Weise abfotographierte.
In einer Stadt wie Frankfurt/Oder, wo die rechtspopulistische Partei AfD bei den vergangenen Europawahlen mit 12,8 % der Stimmen neben Pforzheim bundesweit das zweitbeste Ergebnis einfuhr und auch Polizisten aus Frankfurt/Oder für die AfD parteipolitisch aktiv sind, ist dieses gegen Antifaschist*innen und ihre Aufklärungsarbeit gerichtete Schikaneverhalten allerdings kaum verwunderlich.
Nach dem Infotisch und der Verteilaktion ging es dann zusammen mit unseren Genoss*innen weiter zum selbstverwalteten Freiraumprojekt Garage und dem damit zusammenhängenden Hausprojekt des Utopia e.V.. Auf jeden Fall ein verdammt tolles Hausprojekt und Gelände und erschreckend, dass nun bereits im September die Garage aufgrund von Mietspekulation schliessen muss. Genau aus diesem Grund fanden wir es als RASH BB enorm wichtig, den ersten antifaschistischen Aktionstag in Frankfurt/ Oder zu machen, um einerseits über die aktuelle Nazisituation vor Ort zu berichten bzw. zu informieren und andererseits mit einem DIY-Punkkonzert den momentan letzten linken Freiraum in FFO zu unterstützen, Kontakte zu knüpfen und zu versuchen, die Genoss*innen vor Ort auch über diesen einen Tag hinaus logistisch zu unterstützen, wo es möglich ist!
Gegen 20.00 Uhr gab es dann in den gut gefüllten Räumen des Utopia e.V. einen Vortrag von Genoss*innen der Antifaschistischen Recherchegruppe Frankfurt Oder über den aktuellen Zustand der Naziszene in FFO und auch einen kurzen Vortrag über die aktuellen Strukturen der AfD vor Ort. Auffallend bei dem sehr gelungenen Vortrag war, dass die NPD in FFO seit einiger Zeit kaum mehr funktionierende Strukturen zu haben scheint und nach der (Schein-)Auflösung der „Autonomen Nationalisten Oder-Spree (AN-OS)“ und den kaum mehr wahrnehmbaren Aktivist*innen der FCV-Hooligans andere Strukturen im Hintergrund die Fäden in der Frankfurter Naziszene in den Händen halten. Hierzu gehört unter anderem vornehmlich die extrem militant auftretende Nazigruppierung „Kameradschaft Kommando Werwolf“. Im Zusammenspiel mit Rockergruppen scheinen diese weiterhin eine ernstzunehmende Gefahr für Antifaschist*innen in FFO und Umgebung darzustellen. Besonders erschreckend fanden wir hierbei, dass diese militanten Neonazis – teilweise ohne dass die örtlichen Antifas etwas davon mitbekommen hatten – in leerstehenden Industrieanlagen ungestört von der Öffentlichkeit mehrere Nazikonzerte mit um die 200 Besuchern veranstalten konnten: „Kommando Werwolf taucht in den Verfassungsschutzberichten des Landes Brandenburg nur mittelbar auf. Es gibt eine enge Verbindung zur Nazi-Band “Frontfeuer”, die bei Auftritten Westen und T‑Shirts mit dem Emblem der Terrorcrew KSKW tragen. Außerdem hatte sich ein führender KSKWler, Sven L.Lemke, Anm. recherchegruppe, in ein altes Fabrikgebäude im Frankfurter Triftweg eingemietet. Im VS-Bericht 2011 heißt es dazu, dass es “2011 drei Mal für rechtsextremistische Konzerte genutzt wurde. Daran nahmen bis zu 200 Personen teil. Damit stellte dieser Ort eine feste Größe für das Konzertgeschehen 2011 in Brandenburg dar.”“ (Quelle: Antifaschistische Recherchegruppe Frankfurt Oder)
Ausnahmsweise war es in diesem Fall anscheinend der brandenburgische Verfassungsschutz, der dieses braune Treiben öffentlich machte und nach Intervention seitens der Stadt die Immobilie geschlossen wurde und sich die Nazis mittlerweile eine neue Location anmieten mussten. Diese Entwicklung und auch die Nutzung von Vereinsheimen der örtlichen Rockerszene durch Frankfurter Nazis für rechte Partys und Konzerte sollte unbedingt weiter im Auge behalten werden.
Und auch in unmittelbarer Nähe des Vereins Utopias und der Garage befindet sich mit der „Bierbar“ eine Kneipe, von wo aus es in der Vergangenheit immer wieder zu Naziattacken kam und zuletzt sogar ein Naziliedermacherabend stattfand:
„Am 9. August 2013 schließlich fand in der Kneipe eine Feier mit dem Frankfurter Liedermacher Björn Brusak statt, der neonazistisches Liedgut, darunter Landser und Frank Rennicke, zum Besten gab. Die alarmierte Polizei erstattete gegen die anwesenden Gäste und den Liedermacher Anzeige wegen Volksverhetzung sowie wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.“ (Quelle: Antifaschistische Recherche Frankfurt Oder)
Zuguterletzt ging der Referent auf die erschreckende Entwicklung der AfD in Frankfurt/ Oder ein. Diese erreichte bei den Europawahlen 2014 12,8% und bei den Kommunalwahlen 11,6% der Stimmen. Zudem eröffnete die AfD in FFO erst Mitte August in der Nähe des Vereins Utopia Ihr Bürgerbüro. Mehr Infos zu den aktuellen Umtrieben der AfD findet Ihr u.a. hier: https://inforiot.de/einigeln-kontrollieren-und-ausgrenzen-die-alternative-fuer-deutschland-will-frankfurt-oder-sicherer-machen/ Aktive Antifaschist*innen sollten die AfD auf jeden Fall bundesweit verstärkt ins Visier nehmen. Es ist zu befürchten, dass die AfD dieses Jahr mit Sachsen, Thüringen und Brandenburg gleich in drei ostdeutsche Landtage einzieht!
Nach dem gelungenen Vortrag ging es unmittelbar weiter mit dem Konzert mit den P.I.T.S. (Potsdam), den Toylettes (Berlin/Potsdam) und Les Soifs (Berlin). Als erstes waren Les Soifs aus Berlin mit ihrem erst dritten Konzertauftritt an der Reihe. Vielleicht noch etwas rumpelig, aber ansonsten Cabaret-Punk mit Potential. Die Toylettes standen dann als nächstes auf der Bühne und legten ebenfalls einen sehr schönen Auftritt hin. Die wie auch bei Les Soif mit weiblichem und männlichem Gesang zugleich ausgestattete Band hat sich durch ihre zahlreichen Gigs der letzten Monate für uns zu einer Art Geheimtipp entwickelt. Und als letztes legten dann die grandiosen P.I.T.S. noch einen furiosen Punkrockritt hin und überzeugten einmal mehr durch die starke Bühnenpräsenz des Sängers. Hier war zu merken, dass zwei Bandmitglieder von der ehemaligen Potsdamer SHARP-Band Donkey Work mit entsprechender musikalischer Vorerfahrung mitwirkten. Und auch die anderen beiden Bandmitglieder haben bereits entsprechende Erfahrungen in anderen Bandprojekten aufzuweisen. Schickes Ding!
Tausend Dank an dieser Stelle an die Crew der Garage und des Utopia e.V., die Köch*innen, den Schutz, den Techniker, alle die uns bei unserem Infotisch und sonstwie im Laufe des Aktionstages in FFO oder in dessen Vorfeld unterstützt haben und natürlich auch an die Toylettes, Les Soif und die P.I.T.S.!
Einzig negativ anzumerken bleibt im Rahmen des gelungenen RASH-Brandenburgtour-Auftaktes, dass es die Berliner Antifaschist*innen auch dieses Mal wieder nicht geschafft haben, aus Ihren Kiezen heraus zu kommen und mal für einen halben Tag mit nach Frankfurt zu fahren. Angesichts der Tatsache, dass die AfD und die NPD laut aktuellster Umfragewerte u.a. der Forschungsgruppe Wahlen mit 7% und 5% der Stimmen am kommenden Sonntag womöglich gemeinsam in den Landtag einziehen und es zumindest für die AfD auch in Brandenburg und Thüringen bei den Landtagswahlen im September danach aussieht, ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass die antifaschistische Szene in Berlin sich dermaßen gleichgültig gibt, ob dessen, was sich da momentan zusammenbraut. Wir geben die Hoffnung aber nicht auf und wünschen uns bei den kommenden drei Aktionstagen in Cottbus, Strausberg und Neuruppin zwischen dem 11. und 13.9. definitiv eine grössere Beteiligung aus Berlin!
FÜR EINE STARKE ANTIFASCHISTISCHE SUBKULTUR!
Weitere Termine:
11.9.2014: Quasi Mono/Cottbus (quasimono.info/): Antifaschistischer Aktionstag mit Infoveranstaltung und anschließendem Konzert des Accoustic Punkliedermachers Hannez übern Zaun (uebernzaun.bandcamp.com/)
12.9.2014: Horte/Strausberg (horte-srb.de/): Antifaschistischer Aktionstag mit Infoveranstaltung und anschließendem Konzert von den Suburban Scumbags (Punk/Kiel) suburbanscumbags.bandcamp.com, Pyro One (Zeckenrap) und Vodka Revolte Punkrock aus Rostock) vodkarevolte.blogsport.de.
13.9.2014: MittenDrinn/Neuruppin (jwp-mittendrin.de/blog): Antifaschistischer Aktionstag mit Infoveranstaltung und anschließendem Konzert von Hannez übern Zaun (http://uebernzaun.bandcamp.com/) und den Zeckenrappern*innen Refpolk (de-de.facebook.com/Refpolk), Daisy Chain (https://el-gr.facebook.com/daisy.chain.731572) & Miss Zebra
Mehr als zwei Jahre nach einem brutalen Überfall rechter Schläger auf Jugendliche in Spremberg findet endlich der Prozess statt: 2.September, 9:30 Uhr, Amtsgericht Cottbus, Thiemstraße 130 in Raum 130 In den nächtlichen Morgenstunden des 13. Mai 2012 verlässt eine kleine Gruppe Jugendlicher nach einem Konzert den Jugendclub Erebos in Spremberg, um mit dem Auto nachhause zu fahren. Die Autotüren sind noch nicht alle geschlossen, das stürmen Vermummte auf den Wagen zu, zertrümmern die Scheiben mit Baseballschlägern, schlagen auf die im Auto Sitzenden ein und versuchen einen Jugendlichen herauszuziehen. Der jungen Frau am Steuer gelingt es trotzdem loszufahren. Nur so konnte Schlimmeres als Schnittwunden, Prellungen, ein mehrfach gebrochener Finger und wochenlange Alpträume verhindert werden. An der Kleidung und an Rufen wie „ihr Zeckenschweine“ sind die Angreifer als Rechte zu erkennen, aber nur einer kann eindeutig persönlich identifiziert werden. Ihm wird am Dienstag der Prozess gemacht. In Spremberg können rechte Schläger, die zum Teil im Umfeld der verbotenen Neonazi-Organisation „Spreelichter“ zu verorten sind, seit Jahren alternative Jugendliche, antifaschistische AktivistInnen und alle anderen, die ihnen unlieb sind, terrorisieren. Mit verantwortlich dafür sind lange Verfahrensdauern und die geringen Strafen, die in der Vergangenheit häufig verhängt wurden. Die Täter können sich weitgehend unbehelligt fühlen und die lokale rechte Szene kann Gewalt als attraktives Freizeitvergnügen anbieten und so weiter Zulauf bekommen. weitere Informationen: Lausitzer Rundschau: „Zwei Minuten Angst wie eine Ewigkeit“: http://www.lr-online.de/nachrichten/Tagesthemen-Zwei-Minuten-Angst-wie-eine-Ewigkeit;art1065,3796818 Opferperspektive Schattenbericht Nr. 14: http://www.opferperspektive.de/wp-content/uploads/2014/04/Schattenberichte_141.pdf
Der Lenné-Park in Frankfurt (Oder), wie auch der Stadtteil West sind derzeitig sowohl in den Sozialen Medien, den Printmedien als auch in der Frankfurter Stadtpolitik ein viel diskutiertes Thema. Anstoß der Diskussion waren vermehrt auftauchende Berichte über „Drogenkriminalität“ auf der reißerischen Facebookseite „Blaulichtreport Frankfurt/Oder“. Demnach hätten sich in den vergangenen Wochen Delikte, welche im Zusammenhang mit Drogenverkauf und ‑konsum in Verbindung stehen, im Bereich des Lenné-Parks gehäuft.
Die rassistische Hetze, die darauf folgend v.a. in den Sozialen Medien zu verfolgen war, verknüpfte die „Drogenkriminalität“ mit Asylsuchenden.
Aufrufe zum „Säubern“ des Parks, zur Bewaffnung und Selbstjustiz sowie niederste rassistische Äußerungen konnten in den letzten Tagen auf den Facebookseiten der AfD Frankfurt (Oder), des „Blaulichtreports“ und der NPD nahestehenden Seite „Brandenburg wehrt sich“ gelesen werden. Alle Straftaten rund um den Lenné-Park wurden Asylsuchenden angedichtet.
Darüber hinaus wurde v.a. der Stadtteil West als Gefahrengebiet konstruiert: hier sind in der Oderlandkaserne Geflüchtete aus Syrien untergebracht und am Stadtrand West befindet sich das Asylbewerber*innenheim in Seefichten.
Besorgt aufgrund der aufgeheizten Stimmung und der dumpfen rassistische Hetze haben einige Stadtverordnete sich entschieden in der letzten Sitzung des Haupt‑, Finanz- und Ordnungsausschusses am 25.08.2014 eine Anfrage diesbezüglich zu stellen. Hier sollte in Erfahrung gebracht werden, wie die Verwaltung auf die Situation zu reagieren gedenkt. Kämmerin Dr. Claudia Possardt hat sich in ihren Redebeiträgen nahtlos an die Meinungsmache des rassistischen Mobs angeschlossen: die problematische Kriminalitätslage wird ihrer Meinung nach durch Asylbewerber*innen hervorgerufen. Daher gäbe es im Lenné-Park, vor den Unterkünften von Geflüchteten und im Stadtgebiet West ein erhöhtes Polizeiaufgebot. Ebenfalls ganz weit vorne in der rassistischen Polemik: Wilko Möller, Vorsitzender der Fraktion AfD Frankfurt (Oder). Die in den Sozialen Medien der AfD getätigten Äußerungen unterstreichen Möllers Position.
Die Diskussion wurde auf Initiative des SPD-Fraktionsvorsitzenden Tilo Winkler eingestellt und wird nicht-öffentlich weitergeführt. Er stellte fest, dass sich die Stadtverordneten an dieser Stelle „peinlich“ verhalten würden und eine öffentliche Diskussion die Anwesenden in ein schlechtes Licht stellen würde.
Die Stadt und Verwaltungsspitze hätten die Dringlichkeit der Lage und die Bedrohung eines sich bewaffnenden rassistischen Mobs sehen und mit Sensibilität und Weitsicht auf die Situation reagieren müssen.
Trotz Berichten in den Printmedien, welche eine Verknüpfung der Straftaten und Asylbewerber*innen negieren, und trotz fehlender Polizeiberichte, die den Zusammenhang von Asylbewerber*innen und vollzogenen Straftaten bestätigen, heizt sich in den Sozialen Medien dennoch die Stimmung weiter auf.
„Wir verurteilen aufs Schärfste die Stigmatisierung der Asylbewerber*innen und hoffen inständig auf eine Beruhigung der Situation und ein Handeln der Stadt und Verwaltung. Es muss alles getan werden, um rassistische Pogrome zu verhindern und die Asylsuchenden zu schützen“, so Janek Lassau für den Utopia e.V
“Eine muss den Mund ja aufmachen”, sagte Anita Köcke im Jahr 2001, als sie das erste Mal seit ihrer Gefangenschaft im Jugendkonzentrationslager Uckermark auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers war. Diese Aussage hat sich die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. zu Herzen genommen und eine Veranstaltungsreihe mit Ausstellung vorbereitet, die der Geschichte vom ehemaligen KZ Uckermark und den Verfolgtengruppen Gehör verschaffen soll.
Die Reihe wird 14 Veranstaltungen in Berlin und eine Bustour mit Rundgängen über das ehemalige KZ-Gelände in der Uckermark umfassen. Neben Vorträgen zur Geschichte des Lagers und zum aktuellen Stand des Gedenkorts, wird es Workshops und Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen geben, die sich mit Kontinuitäten aus dem Nationalsozialismus (Fortführung von Denkmustern und Handlungen) beschäftigen.
Höhepunkte, bei denen die Überlebenden und Betroffenen von Ausgrenzung selbst zu Wort kommen, sind die Lesungen „Kinder von KZ-Häftlingen- eine vergessene Generation” (Prochnow/Böhnisch); “Ich hatte vier Mütter und drei Väter … und dazwischen war Haus Sonnenschein” (Helmsdorf); „Erinnerungen“ (Bejarano), sowie ein Gespräch mit Überlebenden des Jugend-Konzentrationlagers ?ód?. Der Abschluss wird im SO 36 mit dem Konzert von Bejaranos & Microphone Mafia stattfinden. Alle Veranstaltungen sind kostenfrei, Spenden sind erwünscht.
Das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Uckermark liegt ca. 90 km nord-östlich von Berlin. An diesem Ort waren zwischen 1942 — 1945 Mädchen und junge Frauen inhaftiert, die im Nationalsozialismus als “asozial” bezeichnet wurden.
Politisch Verfolgte, Partisaninnen aus Slowenien sowie Sinti- und Romamädchen gehörten ebenfalls zu den Häftlingen. Das KZ Uckermark wurde lange Zeit in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen und bis heute haben die meisten ehemaligen
Häftlinge keine öffentliche Anerkennung erfahren. Die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. setzt sich seit 1997 dafür ein, auf dem ehemaligen KZ — Gelände einen würdigen Gedenkort zu gestalten.
Die vollständigen Termine und Orte finden Sie im Internet unter:
http://www.gedenkort-kz-uckermark.de/info/2014_reihe-in-berlin.htm,
Bitte beachten Sie, dass bei einigen Veranstaltungen eine Anmeldung erforderlich ist
Kontakt unter: veranstaltungen-kz-uckermark@gmx.de, Tel.: 01573 743169
[metaslider id=619064]Bereits zum zweiten Mal in diesem Monat griffen mutmaßliche Neonazis alternative Projekte in Potsdam an.
In einer Pressemitteilung berichtete das linke Wohnprojekt „Zeppi 25“ über einen Angriff in der Nacht zum 2. August 2014: Unbekannte warfen in den Morgenstunden mit Steinen auf mehrere Scheiben der Häuser in der Zeppelinstraße 25 und 26. Mehrere Scheiben von Zimmern, in denen sich zu diesem Zeitpunkt auch Personen aufhielten, wurden zerstört. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.
Nach den Steinwürfen flüchteten die vermummten Angreifer_innen. In der selben Nacht wurden ebenfalls vor dem Haus „White Power“-Parolen aus einem Auto heraus gebrüllt.
Dieser Angriff scheint geplant und koordiniert durchgeführt worden zu sein. Die Steine wurden vor dem Angriff offenbar gereinigt, um Spuren zu vernichten und stammen vermutlich nicht aus der unmitelbaren Umgebung der Zeppelinstraße. Die vier angreifenden Personen waren sportlich und dunkel gekleidet.
In der Nacht zum 23. August 2014 versuchten nun vier Personen, eine Scheiben der alternativen Kneipe „Olga“ in der Charlottenstraße 28 zu zerstören.
Die Personen kamen mit bereits auffällig drohender Haltung in das Lokal und bestellten sich jeweils ein Getränk. Drei der Personen verließen die Olga, einer blieb und ging auf die Toilette. Als dieser zurückkehrte, griff er nach einem Stuhl und warf diesen von Innen gegen eine Scheiben der „Olga“. Im Anschluss vermummte er sich und rannte nach draußen und dann in Richtung Dortustraße. Dort warteten bereits die übrigen drei Personen auf ihn und begrüßten ihn johlend. Gemeinsam zeigten sie Drohgebärden in Richtung der Kneipe bevor sie sich entfernten.
Gäste der „Olga“ wurden bei dem Vorfall nicht verletzt. Auch die Scheiben hielten den geworfenen Stühlen stand.
Am Vormittag des 23. August 2014 wurde außerdem zum wiederholten Male eine Plastiktüte mit einem Pflasterstein an das Tor der Zeppelinstraße 25 gehangen. Unbekannte hinterließen bereits in den vergangenen Jahren Steine als Drohgebärde vor dem Wohnprojekt.
Diese Vorfälle erinnern an die Anschläge im Frühjahr 2013, als Angriffe auf das „Kontext“, das „Archiv“ und die „Olga“ eine Bedrohungslage erzeugten, die so vorher nicht zu verzeichnen war. Am 3. Februar 2013 verübten mutmaßliche Neonazis einen Brandanschlag auf das Archiv. In der selben Nacht zerstörte ein Mann ein Fenster des „Kontext“ in der Hermann-Elflein-Straße. Die Polizei spielte beide Vorfälle herunter und sah trotz verklebter Neonazisticker in der Umgebung kein politisches Motiv für die Taten.
Am frühen Morgen des 10. April 2013 zerstörten zwei Unbekannte eine große Schaufensterscheibe der Szenekneipe „Olga” in der Charlottenstraße. Im Innenraum hinterließen sie einen gefüllten Dieselkanister. Möglicherweise sollte ein Brand gelegt werden.
Regelmäßig wurden und werden Gäste des „Black Fleck“ in der Zeppelinstraße 26 von Personen, meist aus Autos heraus, beleidigt, bedroht oder angegriffen.
Die Chroniken neonazistischer Aktivitäten der letzten Jahre zeigen, dass die Potsdamer Innenstadt, neben der Waldstadt, ein eindeutiger Schwerpunkt von Angriffen, Bedrohungen und Propagandaaktionen ist.
Die Reise auf Flößen soll auf die Situation von geflüchteter Frauen und Kinder aufmerksam machen. Im Rahmen eines Begleitprogramms sprechen die Frauen in Unterkünften für Asylsuchende mit den Bewohnerinnen über ihre Probleme und berichten darüber auf einem für diese Tour eingerichteten Blog:www.refugee-women-tour.net http://www.refugee-women-tour.net
Die Tourdaten in Brandenburg + Berlin:
Brandenburg a.H. ‚25.08.2014:
ca 20:00 Ankunft der Flöße
Neuruppin, 25.08.2014:
20:00 Uhr Konzert: Strom & Wasser und die Flüchtlingsfrauen, JFZ, Fehrbelliner Str. 135
Potsdam, 26.08.2014:
ca 17:00 Uhr Ankunft und Begrüßung der Flöße, Anlegestelle Schiffbauergasse
17:30 Uhr Pressegespräch mit ‘Women in Exile & Friends’, (auf der Wiese vor dem Frauenzentrum “PrimaDonna”, Schiffbauergasse 4)
19:00 Uhr Buntes Programm mit und für Flüchtlingsfrauen und FreundInnen,
21:00 Uhr Konzert: Strom & Wasser und die Flüchtlingsfrauen (im Waschhaus <http://www.waschhaus.de/>)
Berlin, 27.08.2014
ca 17:00 Uhr Ankunft und Begrüßung der Flöße (Der Ort und das genau Begrüßungsprogramm steht noch nicht fest, bitte achten Sie auf aktuelle Ankündigungen!)
20:00 Konzert: Strom & Wasser und die Flüchtlingsfrauen im SO36 <http://so36.de/events/strom-wasser-fluchtlingsflostour-2014/>, Berlin-Kreuzberg
Elisabeth Ngari, Mitbegründerin von Women in Exile: “Wir sind jetzt seit sieben Wochen unterwegs und viele Gespräche mit Flüchtlingsfrauen in den bereisten Bundesländern bestätigen unsere Erfahrungen:
Flüchtlingsfrauen sind doppelt Opfer von Diskriminierung: Sie werden als Asylbewerberinnen durch rassistische Gesetze ausgegrenzt und als Frauen diskriminiert.
Wir haben viele menschenunwürdige Lager gesehen, in denen es am Notwendigsten fehlt: An Platz für ein Babybett, an ausreichenden Waschmaschinen, an Platz für Kinder zum Spielen, an warmem Wasser, an abschließbaren Duschen… Frauen müssen Höfe durchqueren oder ein bis zwei Stockwerke durchs Treppenhaus gehen, um zu kochen oder zur Toilette zu gehen. Sie haben in Lagern keine Privatsphäre und sind deshalb Gewalt und sexueller Belästigung ausgesetzt, ohne dass sich jemand für ihren Schutz verantwortlich fühlt.
In dieser Situation müssen Frauen oft Jahre auf die Entscheidung über ihr Asylverfahren warten.
Flüchtlingsfrauen berichteten uns wie entmündigend und entwürdigend das Leben mit Essenspaketen oder Gutscheinen ist. Viele Frauen leiden sehr darunter, um jede Krankenbehandlung für sich oder ihre Kinder beim Sozialamt betteln zu müssen.
Auch durch Arbeitsverbote, mangelnde Möglichkeiten Deutsch zu lernen und die Residenzpflicht werden asylsuchende Frauen schikaniert, ausgegrenzt und ans Haus gefesselt.
Elisabeth Ngari: “Meistens sind es Frauen, die sich verantwortlich fühlen, unter solchen Bedingungen den Alltag für ihre Kinder und Familien zu organisieren. Deshalb fordern wir:
Asylbewerberleistungsgesetz, Arbeitsverbote, Residenzpflicht und Sammelunterkünfte abschaffen! Mit anderen Worten: Gleiche Rechte für Alle!”