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Antifaschismus

William, Cynic, Natürlich, Glaskammer, Handstreich

Mar­tin Roll­berg gehört spätestens seit dem Jahr 2006 zu den kon­tinuier­lich arbei­t­en­den Akteur_innen der Pots­damer Neon­az­imusik­szene. Mit seinen ver­schiede­nen Band­pro­jek­ten hat er sich in den ver­gan­genen Jahren in der Szene etabliert, sich einen (bzw. mehrere) Namen gemacht und der Bran­den­burg­er Lan­deshaupt­stadt somit mit zu ihrem heuti­gen Ruf inner­halb der deutschen Recht­sRock­szene ver­holfen. Ende 2012 heißt es dies­bezüglich beim Neon­azi­l­abel Rebel-Records: „Ganz Deutsch­land hört Recht­srock aus Pots­dam“. [1]
Das am 11. März 1985 geborene “Mul­ti­tal­ent” begann im Jahr 2004 seine musikalis­che Kar­riere und ori­en­tierte sich dabei, bis heute, inhaltlich fast auss­chließlich am Nation­al­sozial­is­mus und seinen Aus­prä­gun­gen nach 1945. Die von ihm besun­genen The­men reichen von Liedern über Kam­er­ad­schaft und Sol­da­ten­tum, der Ver­her­rlichung und Ver­harm­lo­sung des NS, Feind­bilder von poli­tis­chen Gegner_innen, anti­semi­tis­chen und ras­sis­tis­chen Pro­jek­tio­nen, bis hin zu emo­tionaleren und per­sön­licheren The­men wie Beziehun­gen und Vater­schaft. Er begann sein Musikpro­jekt als Einzelper­son. Dabei sang er und spielte alle Instru­mente für seine Songs selb­st ein. Seit 2008 ist er auch mit (s)einer Band auf Konz­erten unter­wegs. In let­zter Zeit ver­sucht er sich auch in Fotografie und Bildbearbeitung.

Die Kar­riere eines Neonazi-Musikers

Mar­tin Roll­berg veröf­fentlichte erst­mals Ende 2004 auf dem so genan­nten Sol­i­dar­ität Sam­pler den Titel “Zeig’ dich”. Zu dieser Zeit ori­en­tierte er sich klas­sis­cher­weise am in der Pots­damer Recht­sRock­szene gängi­gen R.A.C. (“Rock against Com­mu­nism”). Doch nicht nur musikalisch war Roll­berg zu dieser Zeit als Neon­azi erkennbar, auch äußer­lich ori­en­tierte er sich zu diesem Zeit­punkt am Neon­aziskin­head-Stil.
Im Jahr 2006 erschien dann seine erste Demo-CD mit dem Titel Die Söhne Pots­dams (DSP). Diese gab er nun unter dem Namen Cyn­ic, zusam­men mit der Band Redrum, das englisch Wort “mur­der” rück­wärts geschrieben, her­aus, in der er eben­falls spielte.

Im Jahr darauf fol­gte dann die zweite Aus­gabe der Die Söhne Pots­dams-Rei­he (DSP II) als Split-CD. Beteiligt daran waren auch die Pots­damer Bands Lost Souls und Blood­shed. Let­ztere ist eines der Band­pro­jek­te von Uwe Men­zel, in dem auch Roll­berg mit­spielt. Das Pots­damer Recht­sRock-Urgestein Men­zel (Geboren 1973) erprobte sich im Alter von 20 Jahren als Musik­er und wurde später mit sein­er Band Prois­senheads, in der er bis 2001 aktiv war, bekan­nt. In der Neon­aziszene trägt er den Spitz­na­men Uwocaust. Die begrif­fliche Nähe zum Holo­caust ist bewusst gewählt und später in seinem Künstler_innennamen aufge­gan­gen. Unter dem Namen Uwocaust und alte Fre­unde gibt er seit 2009 zudem zahlre­iche Songs auf bish­er drei Alben, ein­er EP und mehreren Split-CDs sowie Sam­plern heraus.

Am 07. Feb­ru­ar 2008 kam es im Zuge von Ermit­tlun­gen gegen Mar­tin Roll­berg und seinen Band­kol­le­gen von Redrum zu Haus­durch­suchun­gen bei ihm, einem Band­kol­le­gen und ihres gemein­samen Prober­aums in Bergholz-Rehbrücke. Laut LKA wur­den dabei DVDs, CDs und mehrere Com­put­er sowie mehrere Patro­nen für ein Stur­mgewehr beschlagnahmt. Grund für die Durch­suchun­gen war ein volksver­het­zen­der Cov­er­song der Neon­azi-Band Landser. Der von Redrum gecoverte Song, laut einem Urteil des Amts­gerichts Pin­neberg erfüllt er den Tatbe­stand der Volksver­het­zung, befand sich auf der DVD, die unter anderem bei Mar­tin Roll­berg beschlagnahmt wurde. [2]
Im August 2008 erschien das erste Album von Mar­tin Roll­berg als Cyn­ic mit dem Titel Wach endlich auf. Außer­dem steuerte er zwei Titel für den Berlin-Bran­den­burg 2-Sam­pler bei. Seit diesen Veröf­fentlichun­gen gilt er inner­halb der Neon­aziszene als „fes­ter Bestandteil der höher­w­er­ti­gen Rock­szene“, wie es beim Recht­sRock Blog Punikoff heißt. [3]

Am 31. Okto­ber 2008 spielte Cyn­ic zusam­men mit der Pots­damer Recht­sRock-Band Preussen­stolz und zwei weit­eren Bands in Gen­thin vor ca. 100 Neon­azis ein Konz­ert in der Tanzbar Neue Welt, welch­es als Pri­vat­feier getarnt wurde und mit einem Polizeiein­satz endete. [4] Ein weit­er­er Auftritt fand am 18. Juli 2009 in Berlin mit den Bands White Law (UK) und Pro­pa­gan­da (Hor­b/Baden-Wür­rtem­berg) statt. Im gle­ichen Jahr ist Roll­berg dann mit Cyn­ic und Blood­shed erneut auf dem Die Söhne Pots­dams-Sam­pler (DSP III) zu hören. Erst­mals sind auch die Nachwuchsmusiker_innen von Preussen­stolz auf der Veröf­fentlichung vertreten. [5]

Im Grün­dungs­jahr 2007 der Band Preussen­stolz gab Roll­berg den anderen Mit­gliedern Hil­festel­lung beim Erler­nen ihrer Musikin­stru­mente. Anfänglich über­nahm er sog­ar den Gesang für die Band. Bei einem ihrer ersten Konz­erte im Novem­ber 2007 sang William, wie Roll­bergs Pseu­do­nym in der Recht­sRock­szene lautet, für Preussen­stolz.

Drei Jahre später, im Jahr 2010, erschien dann das zweite Album von Cyn­ic mit dem Namen Rock. In diesem präsen­tieren sich Cyn­ic nun­mehr mit mit­tler­weile fünf Band­mit­gliedern.
Anfang 2011 erstellte Mar­tin Roll­berg dann einen Youtube-Kanal mit dem Namen DSP1933. Da Roll­berg das Ange­bot auf dem Chan­nel, im Gegen­satz zu anderen DSP-Akteur_in­nen, mit seinen Pro­jek­ten klar dominiert, er diesen für seine Pro­mo­tion und son­stige Selb­st­darstel­lung nutzt und er bei allen vier Aus­gaben der DSP-Rei­he als Cyn­ic vertreten war, kön­nen Die Söhne Pots­dams erkennbar als sein Pro­jekt gel­ten.
Im März sorgte Roll­berg dann mit einem für die Recht­sRock­szene eher ungewöhn­lichen Pro­jekt für Auf­se­hen. Unter dem Pseu­do­nym Natür­lich veröf­fentlichte er eine CD, die in der Presse unter dem Begriff “NS-Hip-Hop” ver­han­delt wurde. Die mit men­schen­ver­ach­t­en­den Inhal­ten im Sprechge­sang einge­sun­genen Haus-Maus-Reime haben jedoch aus ras­sis­muskri­tis­ch­er Per­spek­tive mit Hip-Hop, als ursprünglich schwarz­er und wider­ständi­ger Sub­kul­tur depriv­i­legiert­er Schicht­en, unge­fähr soviel zu tun wie Roll­berg und emanzi­pa­torische Rhymes.
Eben­falls 2011 platzierte er noch zwei Songs auf dem Sam­pler Trib­ute to Triebtäter, der als Erin­nerung an die Süd­deutsche Recht­sRock Band Triebtäter veröf­fentlicht wurde.

Das Jahr 2012 war, was den Out­put von Ton­trägern ange­ht, ein äußerst pro­duk­tives Jahr für Mar­tin Roll­berg. Es erschien die vierte Aus­gabe sein­er Die Söhne Pots­dams-Rei­he (DSP IV). Dies­mal steuerten, neben Cyn­ic, erneut Preussen­stolz und Redrum Songs bei. Neu dabei waren Uwocaust und alte Fre­unde und die Band Strong­side.

In Folge eines Rechtsstre­its mit ein­er gle­ich­nami­gen Band änderte Mar­tin Roll­berg seinen Kün­stler­na­men von Cyn­ic zu Hand­stre­ich. Dieser Name wurde im neon­azis­tis­chen Inter­net­fo­rum Thi­azi nach einem Aufruf zur Namensfind­ung angenom­men. Roll­berg führte zwis­chen­zeitlich auch den Namen Glaskam­mer. Eine phonetis­che und begrif­fliche Nähe zur “Gaskam­mer” wird dabei nicht zufäl­lig gewe­sen sein.
Im März veröf­fentlichte er dann unter dem neuen Namen Hand­stre­ich erst eine Pro­mo-CD und anschließend sein drittes Album Wet­t­lauf gegen die Zeit.
Neben seinen CD-Pro­jek­ten schaffte Roll­berg es den­noch auch, Konz­erte zu spie­len. Ein Auftritt führte ihn beispiel­sweise am 05. Mai 2012 nach Leine­felde (Thürin­gen) zum soge­nan­nten Eichs­felder Heimattag der NPD. Dort spielt er Gitarre in der Band Täter­volk und wurde von dieser bei seinen Songs begleitet.

Im Jahr 2013 veröf­fentlichte Roll­berg zusam­men mit dem süd­deutschen Neon­az­imusik­er Dis­szen­siert, der zuvor eben­falls einen Namenswech­sel auf­grund eines ähn­lichen Rechtsstre­its hat­te, das gemein­same CD-Pro­jekt Dis­szen­siert­er Hand­stre­ich beim Neon­azi­l­abel Old­school Records. Hier­bei wur­den sie von den bei­den Szene­größen Michael Reg­n­er, Sänger der als krim­inelle Vere­ini­gung ver­bote­nen Band Landser, und Mar­ci, dem Sänger der Neon­az­iband Täter­volk, gesan­glich unter­stützt.
Seine aktueller Out­put ist auf dem im Jan­u­ar 2014 erschiene­nen Sam­pler Sol­i­dar­ität V zu hören. Auch hier spielte er wieder gemein­sam mit der Band Täter­volk, für die er schon vorher über den DSP-Kanal mit einem Pro­mo-Snip­pet Wer­bung für deren dem­nächst erscheinende CD Musikkrieg machte.
Zusam­men mit sein­er Band arbeit­et Roll­berg zur Zeit als Hand­stre­ich an einem neuen Album, das er unter anderem mit einem Video aus dem Auf­nahmes­tu­dio über seinen Youtube-Kanal bewirbt.

Mar­tin Roll­berg aka Mar­ti Mil­house und William-Art

Anfang 2014 inten­sivierte Roll­berg eben­falls seine Ver­suche sich kün­st­lerisch, über die Musik hin­aus zu betäti­gen. Seit kurzem ist er unter dem Pseu­do­nym Mar­ti Mil­house Pho­tog­ra­phy [6] auf der Inter­net­seite mod­el-kartei [7] zu find­en. Dort präsen­tiert er einige sein­er Arbeit­en und sucht nach Aufträ­gen. Unter dem sel­ben Pseu­do­nym führt er auch eine Face­book-Seite, auf der er eben­falls seine Fotos hochlädt und für sich Wer­bung macht. Bei ein­er der fotografierten Per­so­n­en han­delt es sich um die bekan­nte Pots­damer Neon­azistin Melanie B. Eine weit­ere Face­book-Präsenz, auf der zum Teil diesel­ben Fotos veröf­fentlicht wer­den, läuft unter dem Namen Roll­berg Pho­tog­ra­phy [8] und zeigt sowohl seine als auch die Bilder seines Brud­ers L. Roll­berg.

Die Fotos, die Mar­tin Roll­berg, aka William, macht, wer­den zum Teil von ihm selb­st bear­beit­et und unter dem Namen William-Art auf die Face­book-Seite sein­er Band Hand­stre­ich gestellt. [9]

Eine Dekade Rollberg-Rechtsrock

Seit min­destens zehn Jahren macht und veröf­fentlicht Mar­tin Roll­berg nun Recht­sRock und kon­nte sich in dieser Zeit ungestört und unerkan­nt in Pots­dam bewe­gen. Als Ein-Per­so­n­en-Pro­jekt ges­tartet, kon­nte er in kurz­er Zeit seinen Ein­fluss und Bedeu­tung für die Pots­damer und bun­desweite neon­azis­tis­che Musik­szene enorm aus­bauen. Dies zeigen unter anderem seine Kol­lab­o­ra­tio­nen mit ver­schiede­nen Musikpro­jek­ten, seine zahlre­ichen Beiträge für Recht­sRock-Sam­pler, drei veröf­fentlichte Alben und mehrere Songs für Split-Alben. Auch seine Men­tor-Rolle für die Nachwuchsmusiker_innen von Preussen­stolz verdeut­licht seine wichtige Stel­lung in der regionalen neon­azis­tis­chen Musik­szene.
Bish­er unter bürg­er­lichen Namen unbekan­nt, kon­nte er über min­destens 10 Jahre unbeschw­ert seine Pro­jek­te ver­fol­gen. Es ist höch­ste Zeit, dass sich dies ändert und andere Sait­en für Mar­tin Roll­berg aufge­zo­gen werden.

Disko­grafie:
2004 Sam­pler “Sol­i­dar­ität” als Cyn­ic
2006 Demo-CD “DSP” Cyn­ic, Redrum
2007 Split-CD “DSP II” von Cyn­ic, Lost Souls, Blood­shed
2008 Album “Wach endlich auf” von Cyn­ic
2008 Sam­pler “Berlin-Bran­den­burg 2? – als Pots­damer
2009 Split-CD “DSP III” von Cyn­ic, Preussen­stolz, Blood­shed
2010 Album “Rock” von Cyn­ic
2011 CD von Natür­lich
2011 Sam­pler “Trib­ute to Triebtäter” als Cyn­ic
2012 Sam­pler “DSP IV2 von Cyn­ic, Preussen­stolz, Redrum, Uwocaust und alte Fre­unde, Strong­side
2012 Hand­stre­ich – Pro­mo-CD
2012 Album “Wet­t­lauf gegen die Zeit” von Hand­stre­ich
2012 Sam­pler “Sol­i­dar­ität IV” als Hand­stre­ich
2013 EP “Tra­di­tio schlägt jeden Trend” von Dis­szen­siert­er Hand­stre­ich
2014 Sam­pler “Sol­i­dar­ität V” als Hand­stre­ich & Tätervolk

[1] http://www.rebel-records.com/index.php?section=schallplatten&ur=P
[2] http://www.pnn.de/potsdam/9559/ – erschienen am 08. Feb­ru­ar 2008
[3] http://punikoff.wordpress.com/2012/08/22/handstreich-promo2012/
[4] http://arpu.blogsport.eu/2011/02/26/neonazistisch-musikalisches-treiben-in-potsdam/
[5] http://arpu.blogsport.eu/2011/02/26/neonazistisch-musikalisches-treiben-in-potsdam/
[6] https://www.facebook.com/MartiMilhousePhotograhpy
[7] http://www.model-kartei.de/portfolios/photographer/336482/marti-milhouse-photography/
[8] https://www.facebook.com/RollbergPhoto
[9] https://www.facebook.com/pages/Handstreich-Offizielle-Bandseite/247550388685266

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Antifaschismus

NPD-Tour floppt in Oberhavel

INFORIOT An dem heuti­gen Fre­itag, den 2. Mai, hat die NPD Ober­hav­el mit Hil­fe von Funk­tionären aus Neu­rup­pin und Bernau mehrere Kundge­bun­gen in Hohen Neuen­dorf, Hen­nigs­dorf, Oranien­burg und Zehdenick (OHV) abge­hal­ten. Das Bünd­nis “Ober­hav­el Naz­ifrei” hat­ten in allen vier Städten gegen die Kundge­bun­gen erfol­gre­ich protestiert.

Gegen 9:30 began­nen die Neon­azis den Auf­takt der Tour am Bahn­hof Hohen Neuen­dorf. Unter den zwölf  Kud­nge­bung­steil­nehmerIn­nen waren die Kan­di­datIn­nen des Ober­havel­er Kreis- und Stadtvero­deneten­ver­samm­lun­gen Rober Wolin­s­ki (Vel­ten), Lore Lierse (Müh­len­beck­er Land) sowie Uwe Goßlau (Hen­nigs­dorf). Außer­dem mit dabei waren Dave Trick, Philip Bad­c­zong und Robert Weg­n­er, die bun­desweit als Ord­ner auf Neon­azi-Ver­anstal­tun­gen auftreten. Die Land­taskan­di­datin und Lan­des­geschäfts­führerin Aileen Rokohl war eben­so vor Ort und hielt eine Rede, wie auch Detlef Appel, der außer zu den Kom­mu­nal­wahl auf einen hin­teren Lis­ten­platz zur Europawahl kan­di­diert. Ihnen stell­ten sich in Hohen Neuen­dorf über 60 Gegendemonstrant_innen ent­ge­gen. Trotz schlecht­en Wet­ters umstell­ten sie die Kundge­bung und übertön­ten sie.

Kurz nach 11 Uhr startete die zweite Kundge­bung mit ein­er Pro­voka­tion: Die NPD Mit­glieder woll­ten ihre Kundge­bung vor dem KZ-Denkmal abhal­ten. Die Gegendemonstrant_innen forderten die Polizei auf, die NPD vom Denkmal zu führen. Die Neon­azis fuhren lediglich ihren Lau­ti zur Seite und blieben einige Meter vor den Denkmal ste­hen. 50 Gegendemonstrant_innen, unter ihnen auch der stel­lvertre­tende Min­is­ter­präsi­dent Hel­muth Markow, pfif­f­en die NPD aus. Ihre Reden waren nicht zu ver­ste­hen. Drei Anhänger der neon­azis­tis­chen Partei hiel­ten eine kleinere Kundge­bung in der Berlin­er Straße/ Schul­straße par­al­lel ab.

Ver­spätet traf die NPD um 13 Uhr in Oranien­burg an. Hier wurde sie schon von knapp 40 Gegendemonstrane_innen erwartet. Unter ihnen war auch der Bürg­er­meis­ter Hans-Joachim Laesicke (SPD). Bei ihrer let­zten Sta­tion in Zehdenick wur­den die Neon­azis von weit­eren 30 Protestierer_innen emp­fan­gen. Die NPD-Kundge­bun­gen, die in den Städten Ziesar, Wuster­witz und Lehnin in Pots­dam-Mit­tel­mark stat­tfind­en soll­ten, wur­den am frühen Mor­gen abgesagt.

Bilder: Hohen Neuen­dorf (1), Hen­nigs­dorf (1 2), Oranien­burg (1 2 3), Zehdenick (1 2)

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Antifaschismus

Gewaltausbrüche beim NPD-Wahlkampf am 1. Mai

INFORIOT Vor dem Hin­ter­grund der abge­sagten NPD-Demon­stra­tion in Berlin-Neukölln ver­sucht­en Neon­azis am 1. Mai an ver­schiede­nen Orten in Bran­den­burg zu demonstrieren.

Falkensee: 200 gegen 15 Neonazis

Den Auf­takt der NPD-Kundge­bungs­tour bildete Falkensee. Etwa 15 NPD-Anhänger*Innen ver­sam­melten sich dort in der Nähe der geplanten Flüchtling­sun­terkun­ft. Doch etwa 200 Gegendemonstrant_innen zeigten laut­stark, was sie von den Neon­azis hiel­ten. Laut ein­er Twit­ter­mel­dung bei #falkenseenaz­ifrei brach die NPD ihre Kundge­bung nach nicht ein­mal zwei Stun­den ab.

Frankfurt/Oder: 250 gegen 60 Neonazis

Einem Protes­taufruf des Bünd­niss­es “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” fol­gten mehr als 250 Antifaschist*innen und block­ierten den Ver­samm­lung­sort der NPD bere­its ab 11 Uhr im Frank­furter Stadtzen­trum. Als die Neon­azis schließlich ein­trafen wies die Polizei den inzwis­chen etwa 30 angereis­ten Neon­azis einen kaum sicht­baren Bere­ich in der Karl-Marx-Straße zu. Dort het­zte NPD-Lan­desvize Ron­ny Zasowk in ein­er Rede gegen ange­bliche “Asyl­be­trüger” und die Gegendemonstrierenden.

Nach etwa ein­er Stunde trafen weit­ere 30 Neon­azis aus Berlin und Bran­den­burg ein. Unter ihnen auch Udo Voigt, Spitzenkan­di­dat der neon­azis­tis­chen Partei für die Europawahl und eben­falls Red­ner in Frankfurt.

Frank­furt: Polizei über­fordert, Neon­azi-Attack­en auf Protestierende

Die Polizei wirk­te während der ganzen Zeit sichtlich über­fordert. Schon beim Ankom­men der zweit­en NPD-Gruppe kam es beina­he zu Zusam­men­stößen. Danach ver­sucht­en immer wieder Neon­azis Gegendemonstrant_innen anzu­greifen. Kurz vor der Abreise  wur­den Neonazigegner*Innen gezielt ange­grif­f­en, ohne das die Polizei ein­griff. Mehrere Per­so­n­en wur­den ver­let­zt. Min­destens eine Per­son musste zur ambu­lanten Behand­lung in ein Kranken­haus ein­geliefert wer­den. Vor Ort wur­den von der Polizei die Per­son­alien der AngreiferIn­nen nicht aufgenom­men oder die Fol­gekundge­bung in Eisen­hüt­ten­stadt untersagt.

Eisen­hüt­ten­stadt: 120 gegen 45 Neonazis

Mit 30 Minuten Ver­spä­tung trafen sodann 45 Neon­azis in direk­ter Nähe zur “Zen­tralen Erstauf­nahmestelle für Flüchtlinge” (ZAST) und dem Abschiebek­nast in Eisen­hüt­ten­stadt ein. Dort erst wurde ein Neon­azi, Alexan­der Kevin Pieper, wegen der Angriffe in Frankfurt/Oder in Gewahrsam genom­men. Bere­its 2013 war Pieper an Attack­en auf Antifaschist*Innen bei ein­er NPD-Kundge­bung in Eisen­hüt­ten­stadt beteiligt. Die NPD hielt inzwis­chen ihre Kundge­bung nur wenige Meter von der ZAST ab. Die Bran­den­burg­er NPDler Klaus Beier und Aileen Rokohl het­zten unter dem Beifall einiger Anwohner*Innen gegen Flüchtlinge.

Eisen­hüt­ten­stadt: Polizei wollte Flüchtlin­gen die Teil­nahme am Anti-NPD-Protest verbieten

Gegen­proteste in Hör- und Sichtweite waren in Eisen­hüt­ten­stadt im Voraus unter­sagt wor­den. Außer­dem wurde anfangs den Bewohner*Innen der ZAST die Teil­nahme an der anti­ras­sis­tis­chen Kundge­bung durch die Polizei ver­boten. Mit 120 Gegendemonstrant*Innen, darunter auch Besucher*Innen des jährlichen Mai-Festes, gab es jedoch einen spür­baren Protest. Nach knapp zwei Stun­den wurde die NPD-Kundge­bung been­det. 100 Antirassist*Innen zogen darauf unter: “Hüt­ten­stadt — Nazifrei!”-Rufen zum Zen­trum der Stadt.

Neben NPD’ler*Innen aus dem Oder­land, der Lausitz, Märkisch-Oder­land und Berlin beteiligten sich bei allen drei NPD-Kundge­bun­gen auch Anhän­gerIn­nen der Partei “Die Rechte” um Klaus Mann. Auf­grund der Gegen­proteste kündigte Klaus Beier eine Spon­tandemon­stra­tion für den Abend in Guben an.

Fre­itag erneut NPD-Kundgebungen

Am Fre­itag will die NPD in Ober­hav­el und Pots­dam-Mit­tel­mark weit­ere sechs Kundge­bun­gen abhal­ten: in Hen­nigs­dorf, Oranien­burg, Hohen Neuen­dorf und Zehdenick sowie Ziesar, Wuster­witz und Lehnin. Auch dort wird es Proteste geben. 

 

Fotos vom Tag: Presse­di­enst Frank­furt (Oder)

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(Anti-)Rassismus Arbeit & Soziales

Flüchtlingsfrauen fordern ein Ende aller Arbeitsverbote für Asylsuchende

Einige Beispiele, was Arbeitsver­bote für uns bedeuten: Frau Nohid,41,aus dem Iran, hat seit zwei Tagen nichts gegessen, weil sie ihr Geld sparen will, um ihre Tochter und ihren Sohn, die alleine in der Türkei sind, nach Deutsch­land zu brin­gen. “Ich bin bere­it schwere Arbeit zu machen, damit ich Geld ver­di­enen kann. Aber ich habe keine Arbeit­ser­laub­nis und darf nicht arbeit­en.” Jus­tine, 25 Jahre alt, aus Kenia: “Ich bin müde vom zu Hause sitzen und nichts tun und davon, Tag und Nacht im Heim zu ver­brin­gen. Ich bin jung und habe viel Energie. Ich will diese Energie für die Gesellschaft, in der ich lebe, nutzen.” Nach neun Monat­en Arbeitsver­bot haben Asyl­suchende die Möglichkeit eine soge­nan­nte nachrangige Arbeit­ser­laub­nis zu beantra­gen. Das bedeutet: Die Agen­tur für Arbeit entschei­det auf Basis eines konkreten Stel­lenange­bots, ob die Asyl­suchen­den die Arbeitsstelle bekom­men. Meis­tens lehnt sie ab, weil es andere Arbeit­slose gibt, die schon eine Arbeit­ser­laub­nis haben. Rahel, zum Beispiel, sucht seit fast zwei Jahren erfol­g­los so nach ein­er Arbeit: “Ich finde mit tausend Schwierigkeit­en eine Arbeit und bringe das Stel­lenange­bot zum Aus­län­der­amt, mein Antrag wird abgelehnt und später erfahre ich, dass das Job­cen­ter das Ange­bot ein­er anderen Per­son gegeben hat. Das heißt, ich habe einen Job für jemand anderes gefun­den.” Ihre Erfahrung ist kein Einzelfall, deshalb bedeutet die nachrangige Arbeit­ser­laub­nis vor allem in Regio­nen mit hoher Arbeit­slosigkeit ein fak­tis­ches Arbeitsver­bot. Darunter lei­det auch Mus­gan, eine junge Frau aus Afghanistan. “Das bedeutet für mich kein Teil der Gesellschaft zu sein. Das macht mich depres­siv. In meinem Land sind meine Fam­i­lie und ich diskri­m­iniert und bedro­ht wor­den, weil meine Schwest­er und ich gear­beit­et haben, deshalb bin ich geflo­hen aber hier, als Asyl­be­wer­berin erlebe ich wieder Diskri­m­inierung.” Arbeitsver­bote sind ein Teil der Asylge­set­zge­bung, die Asyl­suchende von der Gesellschaft isoliert. Ein ander­er Teil dieses Sys­tems sind die “Sam­melun­terkün­fte”. Deshalb fordern wir eine grundle­gende Änderung dieses Sys­tems und die Abschaf­fung aller diskri­m­inieren­der Gesetze.

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Antifaschismus

Potsdam-Mittelmark/Oberhavel: NPD plant am 2. Mai mehrere Kundgebungen

INFORIOT Für den 2. Mai hat die NPD in vier Städten in Ober­hav­el und drei in Pots­dam-Mit­tel­mark Kundge­bun­gen angemeldet. Die Kundge­bun­gen ste­hen im Zeichen der Kommunal‑, Land­tags- und Europawahlen 2014. Die Tour in Ober­hav­el geht durch Hen­nigs­dorf, Oranien­burg, Hohen Neuen­dorf und Zehdenick. Als Red­ner­In­nen für den Tag sind ver­schiedene Partei-Funk­tionäre vorge­se­hen. Neben Land­tagskan­di­datIn­nen werde der EU-Spitzenkan­di­dat und ehe­ma­lige Bun­de­schef Udo Voigt erwartet, eben­so der Berlin­er NPD-Chef Sebas­t­ian Schmidtke sowie Maria Fank, Lan­dechefin des NPD-eige­nen “Ring Nationaler Frauen” in Berlin. Eine weit­ere Tour soll durch die Städte Ziesar, Wuster­witz und Lehnin (Pots­dam-Mit­tel­mark) gehen.

Zeit­plan für Oberhavel:

  • 9.30 Uhr bis 11.00 Uhr in Hohen Neuen­dorf Bahn­hofsvor­platz und gegenüber von Kau­fland am sow­jetis­chen Ehrenmal 
  • 11.00 Uhr bis 12.30 Uhr in Hen­nigs­dorf, Post­platz  und Berlin­er Straße/ Schulstraße 
  • 12.30 Uhr bis 14.00 Uhr Oranien­burg, Bernauer Straße/Sachsenhausener Straße und Schloßplatz 
  • 14.30–16.00 Uhr Zehdenick Berlin­er Straße/ Mark­t­platz Höhe Haus­num­mer 35–38

Trotz der Kurzfr­sit­igkeit wer­den an allen vier Orten in Ober­hav­el Proteste stat­tfind­en. Das Bünd­nis „Ober­hav­el Naz­ifrei“ (welch­es vom „Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt Oranien­burg“, der „Nord­bah­nge­mein­den mit Courage“ und die „AG Brot und Salz des Kul­turkreis­es Hohen Neuen­dorf“, Parteien und Jugend­ver­bän­den unter­stützt wird) hat Gegenkundge­bun­gen an den jew­eili­gen Sta­tio­nen ist Hör- und Sichtweite angekündigt.

Im Wahlkampf­jahr 2014 will die NPD in Bran­den­burg ins­ge­samt 100 Kundge­bun­gen abhal­ten. Schon am 1. Mai, einen Tag vorher also, sollen in Falkensee, Frank­furt (Oder) und Eisen­hüt­ten­stadt Kundge­bun­gen stattfinden. 

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(Anti-)Rassismus

Keine schweigenden Provinzen und kein ruhiges Hinterland für Rassist*Innen!

Am 1.Mai will die NPD vor der ZAST in Eisen­hüt­ten­stadt eine Kundge­bung von 16:00 – 20:00 Uhr abhal­ten. Diese Pro­voka­tion darf nicht unwider­sprochen hin­genom­men wer­den! Wir haben eine Gegenkundge­bung direkt vor der ZAST angemeldet und wollen wed­er den Nazis, noch anderen Rassist*Innen an diesem Tag die Straße überlassen.

Nach der gescheit­erten NPD-Demon­stra­tion ver­gan­genen Sam­stag in Berlin-Mitte und der Absage der geplanten Demon­stra­tion am 1.Mai in Berlin-Neukölln sucht die NPD nun in Bran­den­burg weit­er Anschluss an ras­sis­tis­che Ressen­ti­ments. Die geplante NPD-Kundge­bung in Hör- und Sichtweite der Zen­tralen Erstauf­nahmestelle stellt eine erneute Pro­voka­tion gegen Geflüchtete in Eisen­hüt­ten­stadt dar. Im August ver­gan­genen Jahres pro­bierten Neon­azis bere­its vor der ZAST zu demon­stri­eren, grif­f­en bei ihrer Ankun­ft Gegendemonstrant*Innen an, ihre Kundge­bung wurde unter­sagt.1 Die Stim­mungs­mache gegen Geflüchtete in Eisen­hüt­ten­stadt nimmt mit­ter­weile neue Dimen­sio­nen an: Ein Lokal hing jüngst ein Ein­trittsver­botss­child für Asylbewerber*Innen aus.2 Im März grün­de­ten Rassist*innen auf Face­book eine selb­ster­nan­nte “Bürg­er­wehr”, riefen unver­hohlen zu Gewalt auf, zogen sog­ar den Gebrauch von Schuss­waf­fen in Erwä­gung. Selb­st die Bürg­er­meis­terin spricht von ein­er “frem­den­feindlichen Stim­mung” in der Stadt.3 Klar ist, dass die ras­sis­tis­che Stim­mungs­mache gegen Geflüchtete ein Spiegel des gesellschaftlichen Nor­malzu­s­tandes ist, der von Aus­gren­zung, Ein­schüchterung und Abschiebung geprägt ist.

Deshalb rufen wir alle Men­schen in Eisen­hüt­ten­stadt dazu auf, sich beson­ders am 1.Mai gegen die NPD zu stellen und für eine sol­i­darische und offene Gesellschaft einzuste­hen! Die angemeldete Gegenkundge­bung soll von 15:30 bis 20:30 Uhr direkt vor der ZAST stat­tfind­en. Zugtr­e­ff­punkt für aus Rich­tung Berlin Anreisende ist um 12:00 Uhr am Ostbahnhof.

Wir rufen außer­dem dazu auf, sich den Protesten gegen weit­ere NPD-Kundge­bun­gen in Frankfurt(Oder) und Falkensee am sel­ben Tag anzuschließen!4

1https://inforiot.de/artikel/npd-mitglieder-greifen-gegendemonstranten

2http://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/artikel-ansicht/dg/0/1/1188050/?

3http://www.moz.de/lokales/artikel-ansicht/dg/0/1/1273288/?

4https://inforiot.de/artikel/npd-offensive-zum-1-mai-brandenburg

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Antifaschismus

Die Straße nicht den Nazis überlassen!

Die neon­azis­tis­che NPD hat für den 1. Mai 2014 um 12:30 Uhr in Frank­furt (Oder) zu ein­er Kundge­bung an der Grenzbrücke aufgerufen. Ihre ras­sis­tis­che Mobil­isierung ste­ht im Zusam­men­hang mit den für den 25. Mai anber­aumten Kom­mu­nal- und Europawahlen, für welche die Partei in der Region kandidiert.

Das antifaschis­tis­che zivilge­sellschaftliche Bünd­nis “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)”, das sich in der Ver­gan­gen­heit bere­its zwei Mal den Neon­azis erfol­gre­ich in den Weg gestellt hat, ruft dazu auf, sich um 11:00 Uhr auf dem Brück­en­fest einzufind­en, um gemein­sam gegen die NPD zu protestieren. Ger­ade an einem solch sym­bol­trächtigem Tag, der für die inter­na­tionale Sol­i­dar­ität der Arbeiter_innen ste­ht, darf der NPD nicht die Straße über­lassen werden!

Zudem haben die Neon­azis am sel­ben Tag zwei Kundge­bun­gen in Eisen­hüt­ten­stadt angemeldet; dort wollen sie öffentlich zwis­chen 15:00 und 16:00 Uhr am Insel­bad und zwis­chen 16:00 und 20:00 Uhr im Bere­ich Poststraße/Ecke Am Wal­drand, in unmit­tel­bar­er Nähe zur zen­tralen Erstauf­nah­meein­rich­tung für Geflüchtete, unter dem Titel „Das eigene Volk zuerst! Wir sind nicht das Sozialamt der Welt!“ ihre Feind­schaft gegenüber Migrant_innen und Geflüchteten propagieren. Ger­ade die Präsenz von Neon­azis an jen­em Ort, an dem trau­ma­tisierte Geflüchtete unterge­bracht sind, stellt eine nicht hin­nehm­bare Pro­voka­tion dar. In Eisen­hüt­ten­stadt sind daher eben­falls Gegen­proteste angedacht, mit denen sich das Bünd­nis sol­i­darisch zeigt.

Frank­furt (Oder), den 28.04.2014

Bünd­nis “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“

keinortfuernazisffo@riseup.net

http://kein-ort-fuer-nazis.org/

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Antifaschismus

1. Mai: NPD plant Kundgebungen in Brandenburg

INFORIOT Die NPD will am kom­menden 1. Mai mehrere Kundge­bun­gen im Land Bran­den­burg abhal­ten. Konkret will sie min­destens vor die Flüchtlings-Erstauf­nahmestelle in Eisen­hüt­ten­stadt ziehen, und in Frankfurt/Oder sowie Falkensee präsent sein. Ein in Berlin geplanter Auf­marsch hinge­gen wurde abgesagt.

Berlin: Nach Scheit­ern in Kreuzberg Abschied vom 1. Mai

Am ver­gan­genen Woch­enende block­ierten über 5000 Men­schen einen NPD-Auf­marsch, der von Berlin-Mitte nach Kreuzberg gehen sollte. Ursprünglich hat­ten die Neon­azis geplant, auch am 1. Mai durch Berlin zu marschieren. Doch der Berlin­er NPD-Chef Sebas­t­ian Schmidtke zog die Anmel­dung am Mon­taag zurück. Die Absage lässt eine Frage im Raum: Wohin wer­den die Berlin-Bran­den­burg­er Neon­azis am 1. Mai ausweichen?

Der wahrschein­lich­ste Fall dürfte eine Kundge­bungs­tour in Bran­den­burg sein. In ein­er Pressemit­teilung kündigte der Lan­desver­band 100 Kundge­bun­gen an, die sie ins­ge­samt im Super­wahl­jahr in Bran­den­burg abhal­ten wollen. Wie seit kurzem bekan­nt gewor­den ist, plant der Bran­den­burg­er Lan­desver­band am 1. Mai Kundge­bun­gen in min­destens drei Städten abzuhal­ten: in Falkensee, Frank­furt (Oder) und Eisen­hüt­ten­stadt. Die Kundge­bun­gen unter dem Mot­to „Das eigene Volk zuerst! Wir sind nicht das Sozialamt der Welt“ ste­hen im Zeichen der Land­tags- und Europawahl. Neben Land­tagskan­di­dat­en wird der NPD-Spitzenkan­di­dat für die Europawahl, Udo Voigt, erwartet. Berlin­er Unter­stützung ist nicht auszuschließen, schließlich ist der Wahlkampfchef für Bran­den­burg der Berlin­er NPD-Chef Sebas­t­ian Schmidtke.

NPD will vor die ZAST
Starten will die NPD in Falkensee. Ab 12:30 ist eine Zwis­chen­sta­tion im Stadtzen­trum an der Ein­mün­dung zur Slu­bicer Straße in Frank­furt (Oder) geplant. Zwis­chen 15 und 16 Uhr will die NPD in Eisen­hüt­ten­stadt im Bere­ich des Insel­bades eine Kundge­bung abhal­ten. Let­zte Sta­tion ist von 16 bis 20 Uhr in der Poststraße/Ecke Am Wal­drand, in der Nähe der Zen­tralen Auf­nahmestelle für Asyl­suchende (ZAST) Eisen­hüt­ten­stadt, angedacht.

Als die NPD im Rah­men des Bun­deswahlkampfes let­ztes Jahr eben­falls vor der ZAST eine Kundge­bung abhal­ten wollte, macht­en ihre Mit­glieder mit einem gewalt­täti­gen Angriff Schlagzeilen. Die Bus-Beset­zung sprang aus den Wagen und griff eine Gruppe von Gegendemonstrant_innen mit Fah­nen­stöck­ern und Pfef­fer­spray an.

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Antifaschismus

Utopia e.V. zeigt Dokumentation „Blut muss fließen“

In­halt­lich dreht sich die Do­ku­men­ta­ti­on um rech­te Musik als Ein­stiegs­mit­tel für Ju­gend­li­che in die neo­na­zis­ti­sche Szene: Mit Musik junge Men­schen zu kö­dern und zu ra­di­ka­li­sie­ren diese „Ma­sche“ zieht. Über Rechts­rock ge­lan­gen viele Ju­gend­li­che zum ers­ten Mal in Kon­takt mit rech­ten Ideo­lo­gi­en, er ist po­pu­lär und hat sich zu einem lu­kra­ti­ven Markt ent­wi­ckelt. Mit selb­st pro­du­zier­ten CDs, Mer­chan­di­se-?Ar­ti­keln und zahl­rei­chen Kon­zer­ten wird Geld für die Ex­pan­si­on der „Be­we­gung“ generiert.

Auf eben sol­chen Kon­zer­ten hat Tho­mas Kuban sechs Jahre lang mit ver­steck­ter Ka­me­ra ge­filmt und dabei ein­zig­ar­ti­ges, hoch­bri­san­tes Ma­te­ri­al ge­sam­melt: Der Sän­ger grölt Ge­walt­pa­ro­len, die Neo­na­zis toben und die Arme heben sich zum Hit­ler­gruß. Unter hohem ei­ge­nen Ri­si­ko hat Kuban etwa vier­zig Rechts­rock-?Kon­zer­te in­n­er-? und au­ßer­halb Deutsch­lands do­ku­men­tiert und er­mög­licht Ein­bli­cke in eine Ju­gend­sze­ne, in die sich son­st kaum Au­ßen­ste­hen­de hin­ein wagen.

Am Mitt­woch, den 4. Juni, fin­det ein ein­füh­ren­der Vor­trag zum The­ma „Rechts­rock“ des an­ti­fa­schis­ti­schen Pres­se­ar­chiv und Bil­dungs­zen­trum Ber­lin e.V. (apa­biz) statt, dem am Don­ners­tag, den 5. Juni die abend­li­che Auf­füh­rung folgt.

4.?06.?2014 – 19Uhr – AM03

05.?06.?2014 – 20Uhr – Audimax

Bei­de Räume be­fin­den sich im Au­di­to­ri­um Ma­xi­mum – Lo­gen­str. 2

Das Pro­jekt wird ge­för­dert von: Do­ris-?Wup­per­mann-?Stif­tung

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Law & Order

Vom Partygast zum Staatsfeind

Aufgezählt wer­den dort lediglich Konz­ert- und Par­tybe­suche, die alle­samt an einem einzi­gen Woch­enende stat­tfan­den.
Mit diesen Erken­nt­nis­sen legit­imiert der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz offen­bar eine Überwachung unseres Inter­view­part­ners.
Wir haben uns mit ihm über seine Anfrageergeb­nisse und den Ver­fas­sungss­chutz als Insti­tu­tion ausgetauscht.

Du hast dich bei mir gemeldet, weil du gern inter­viewt wer­den würdest. Möcht­est du kurz skizzieren, was dein Anliegen ist?

Ich wollte die Geschichte öffentlich machen, die Leute informieren. Vielle­icht auch mehr Leute dazu ermuti­gen, Auskun­ft­ser­suchen beim Ver­fas­sungss­chutz einzure­ichen. Außer­dem möchte ich Leuten, die Ergeb­nisse in ihren Anfra­gen find­en, zeigen, dass sie nicht allein sind.
Ich finde, es ist bei solchen Sachen, wie beispiel­sweise auch bei „Anquatsch-Ver­suchen“, immer am besten, an die Öffentlichkeit zu gehen. Und weil ihr bere­its mit jeman­dem ein Inter­view über die The­matik geführt habt, dachte ich, ich wende mich an euch.

In deinem Anfrageergeb­nis sind lediglich Par­tybe­suche in ver­meintlichen „Szeneob­jek­ten“ zu find­en. Wird man durch einen solchen Par­tybe­such tat­säch­lich zu jeman­dem, der bestrebt ist, sich der „frei­heitlich demokratis­chen Grun­dord­nung“ zu widersetzen?

Der Ver­fas­sungss­chutz würde das vielle­icht so recht­fer­ti­gen, natür­lich ist es Quatsch. Aber der soge­nan­nte Ver­fas­sungss­chutz han­delt nicht wirk­lich nach der Ver­fas­sung – der Name allein ist ein biss­chen wie das „Min­is­teri­um für Frieden“ in Orwells 1984.
Ehrlich gesagt, bin ich skep­tisch, ob manche VSler über­haupt das Grundge­setz gele­sen haben…
Der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz ist stark an eine ultra-rechte Partei gebun­den – die bran­den­bur­gis­che CDU. CDU-Mit­glieder beka­men hochrangige (und gut bezahlte) Posten beim Ver­fas­sungss­chutz ohne fach­liche oder son­stige Kom­pe­ten­zen zu besitzen. Deswe­gen erhält die bran­den­bur­gis­che CDU oft exk­lu­sive Insid­er-Infos vom VS.
Der Beobach­tung von selb­stver­wal­teten Ver­anstal­tung­sorten ist poli­tisch (rechts) motiviert, dabei geht es nicht um die „frei­heitlich demokratis­che Grun­dord­nung“ – egal wie sie ver­suchen, es durch unwis­senschaftliche Pro­pa­gan­da, wie die „Extrem­is­mus­the­o­rie“, zu rechtfertigen.

Wie geht es dir men­tal, nach­dem du es nun schwarz-auf-weiß hast, dass du vom Geheim­di­enst beobachtet wirst?

Kämpferisch, wie immer 😉 Ich bin über­haupt nicht erschüt­tert und ich finde, dass Para­noia sinn­los ist. Als ich die Antwort bekam, war ich anfangs auf der einen Seite amüsiert, auf der anderen Seite habe ich mich etwas ver­arscht gefühlt und dachte: „Die ver­arschen mich doch – 6 Monate warten und sie schreiben mir nur drei Ver­anstal­tun­gen von einem einzi­gen Wochenende“.

Hast du schon Ideen, wie du mit dieser Erken­nt­nis in Zukun­ft umge­hen wirst/möchtest? Wirst du gegen die unhalt­baren Vor­würfe vorgehen?

Ja. Ich habe bei der Daten­schutzbeauf­tragten ange­fragt, ob sie die Auskun­ft­sergeb­nisse über­prüfen kann, nur von einem Woch­enende mit zwei Konz­erten und ein­er Par­ty (abso­lut nichts Poli­tis­ches) zu schreiben, ist ziem­lich skur­ril. Ich werde auch beim Ver­wal­tungs­gericht klagen.

Was sagst du dazu, dass Ver­anstal­tun­gen an Orten, die auch mit öffentlichen Geldern unter­stützt wer­den, bespitzelt werden?

Es klingt auf den ersten Blick wider­sprüch­lich, dass ein Teil des Staates an Orten spi­oniert, die vom anderen Teil des Staates finanziell unter­stützt wer­den. Man muss sich aber vorstellen, dass Geheim­di­en­ste wie ein Staat inner­halb des Staates oder als „Schat­ten­staat“ funk­tion­ieren.
Ich habe kein Ver­trauen in die Sozialdemokrat­en oder in die Linkspartei, wobei ich auch nicht glaube, dass die Rot-Rote Lan­desregierung detail­liert weiß, was der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz so treibt. Der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz ist außer Kontrolle.

Auf dem Blog ein­er Pots­damer Seite zu Auskun­ft­ser­suchen beim Ver­fas­sungss­chutz wurde das Anfrageergeb­nis ein­er Per­son veröf­fentlicht, der zum Vor­wurf gemacht wird, eine öffentliche Infor­ma­tionsver­anstal­tung über „Neon­azis in Pots­dam“ im Jugend­club „Spar­ta­cus“ besucht zu haben. Sollte zu einem demokratis­chen Poli­tikver­ständ­nis nicht auch das Aufzeigen von neon­azis­tis­chen Struk­turen gehören?

Natür­lich gehört es dazu. Aber der VS inter­essiert sich nicht für Demokratie – im Gegen­teil, Geheim­di­en­ste sind eine Gefahr für demokratis­che Ten­den­zen und in der His­to­rie des Ver­fas­sungss­chutzes sind viele Fälle zu find­en, in denen er Neon­azis in Schutz nimmt.
Staatliche Repres­sion gegen Neon­azis kommt, wenn über­haupt, von der Polizei, nicht vom VS.

Erkennst du daran etwas Sys­tem­a­tis­ches? Ins­beson­dere seit dem Öffentlich­w­er­den des Behör­den­ver­sagens rund um den NSU wird ja häu­fig behauptet, der Ver­fas­sungss­chutz sei auf dem recht­en Auge blind und sehe seine Feinde primär in der poli­tis­chen Linken.

Der Geschichte mit dem NSU als Behör­den­ver­sagen oder Panne zu beschreiben, ist großzügig und ein biss­chen naiv. Ohne die finanzielle und logis­tis­che Unter­stützung des Ver­fas­sungss­chutzes hätte es den NSU und seine unter­stützende Infra­struk­tur nie gegeben. Die einzig Panne seit­ens des VS ist, dass sie dabei erwis­cht wur­den und es an die Öffentlichkeit gekom­men ist. Aber da sie viele Akten rechtzeit­ig in den Reiß­wolf geschafft haben, müssen sie kein­er­lei Kon­se­quen­zen tra­gen.
Der Ver­fas­sungss­chutz ist nicht auf dem recht­en Auge blind – sein Port­monee wird von rechts gefüllt. Der Bran­den­burg­er VS als rechts-poli­tisch motiviertes Organ sieht natür­lich in der Linken, in allem, was links von der CDU ist, einen Feind.

Das Inter­view führte René Strammber.

Inforiot