Kategorien
Antifaschismus

Neujahrsempfang der NPD bei Erkner

Wie kurzfristig bekan­nt wurde, ver­anstal­ten die Land­tags­frak­tio­nen der NPD aus Sach­sen und Meck­len­burg-Vor­pom­mern am Sonnabend, den 14. Jan­u­ar ihren Neu­jahrsemp­fang bei Erkn­er. Mit dabei wer­den die bei­den Frak­tionsvor­sitzen­den Udo Pastörs und Hol­ger Apfel sein. Let­zter­er ist seit weni­gen Monat­en auch Bun­desvor­sitzen­der der Partei. Ver­anstal­tung­sort anders als ursprünglich ver­mutelt der “See­garten” in Grün­hei­de bei Erkner

Es wer­den bis zu 180 Nazis aus dem ganzen Bun­des­ge­bi­et erwartet, die am Nach­mit­tag das offizielle und abends das „lockere“ Pro­gramm ver­fol­gen wollen. Wir wer­den die Nazis nicht in Ruhe ihr ver­gan­ge­nes und kom­mendes „Kampf­jahr“ feiern lassen.

Kategorien
Law & Order

Beobachtung des Unrechts“

Aufgrund der in den letzten Wochen recht tendenziös Berichterstattung der Presse und von Seiten der Polizei frei erfundenen Aussagen bezüglich der Demonstration am 28.12.2011 haben wir verschiedene Teilnehmer_innen und Beobachter_innen nach ihren Erlebnissen befragt. Dabei stellte sich ein völlig anderes Bild der Situation vor Ort da.
Zitate von Betroffenen und Polizist_innen
Zitat Polizist (ca 1,80 m, blonde kurze Haare, breites Gesicht) am Kessel Richtung Breite Straße während der ED-Maßnahme: „Wir müssten die mal alle richtig zusammenhauen, dann ist hier Schluss mit dem Samthandschuh.“
Demonstrant Mario S.*:
„Ich wurde in der Dortustraße von einem Beamten (ca. 1,70 m groß, kurze schwarze Haare, braungebrannt, dunkelgrüne/schwarze Uniform) in den Kessel geschubst. Ich beobachtete vorher die Demo und lief dabei vor einem Polizeiauto. Plötzlich hupte das Auto und der Beamte schrie mich an und schubste mich in die Demo, diese wurde gleich danach gekesselt.“
Mehrere Menschen am Rande des Kessels berichteten, dass sie trotz großer Entfernung von Polizeieinheiten weggeschickt wurden. Sie wollten lediglich die Maßnahmen beobachten. Trotz mehrfacher Nachfragen wurden weder Dienstnummer, noch Namen, noch der Name des Einsatzleiters genannt.
Menschen, die die Versammlung bevor diese gekesselt wurde verlassen wollten, wurden durch Polizeibeamte wieder in die Demo zurückgestoßen.
Mehrere Teilnehmer_innen beobachteten, wie eine Person, die auf der Brandenburger Straße ohne Gegenwehr festgenommen wurde von mehreren Beamten zusammengeschlagen wurde. Anwesende, die den Betroffenen nach seinem Namen fragten wurden weggeschubst und bedrängt.
Zitat Polizist: „Rück mir nicht auf die Pelle, ich bin doch nicht schwul!“
Aufgrund seiner vermuteten Minderjährigkeit wurde ein Beobachter des Kessels kurzzeitig von Beamten der 24 Einsatzhundertschaft festgenommen. Er hatte vor den Beamten stehend geraucht. Dem Festgenommenen wurde der Tabak entleert.
Dana D.* berichtet: Mir wurde bei der Feststellung der Personalien und der ED-Maßnahme von einem männlichen Polizeibeamten an die Brust gegrabscht. Als ich ihn fragte, was das solle, antwortete er: „Ich kann ja nicht wissen das sie eine Frau sind.“ Als ich daraufhin seine Dienstnummer oder seinem Namen erfahren wollte, sagte er: „die habe ich heute nicht“. Außerdem vermummte er sich mit einer Sturmhaube, so das auch ein fotografieren des Beamten nicht möglich war“
Annette C.* sagte aus: „Als die Beamten meine Personalien aufnahmen, wurde ich von mehreren Beamten mit dem Worten. „Komm doch rein, hier ist noch ein Platz frei“ aus einem Polizeiauto aufgefordert in dieses einzusteigen. Ich empfand dies als verbalen sexistischen Übergriff.“
Bei einer anderen Festnahme wurde beobachtet, wie dem Festgenommenen, der sich nicht wehrte über längere Zeit ein Finger ins Auge gedrückt wurde und durch körperliche Gewalt unterbunden wurde seinen Namen umstehenden Menschen mitzuteilen.
Rolf P.* berichtete: „Die Beamten, die mich aus dem Kessel trugen, versuchten mehrfach mich fallen zu lassen, um mich zu verletzten. Glücklichweise könnte ich dies verhindern.“
Anja R.* sagte aus: „ Als wir von der Berliner Einsatzhundertschaft abgedrängt wurden, verlangte ich von den Beamten die Dienstnummer oder Namen zu erfahren. Dies wurde verweigert, mit der Aussage, dass dies während des laufenden Einsatzes nicht möglich sei. Als wir dann zum Stehen kamen, verlas ein Mitdemonstrant das Brandenburger Polizeigesetz, wonach die Beamten die Pflicht hätten sich auszuweisen. Dem kamen sie
trotz alledem nicht nach. Ein Polizist sagte: „Ich repräsentiere den Staat. Ich muss gar nichts“. Ein beteiligter Beamter aus Berlin hieß wahrscheinlich mit Vornamen Marco, zumindest wurde er von seinen Kollegen so gerufen.
Holger R.*, der vor Ort in Sichtweite des Kessels eine Kundgebung gegen Polizeigewalt anmelden wollte: „Mir wurden wieder die wiedersinnigsten Auflagen erteilt, Ordern_innen
mit Namen anzugeben, obwohl ich nicht einmal wusste wie viele Menschen sich an dieser Kundgebung beteiligen wollten. Dann wurde von der Polizei ausgefragt, ob ich schon Erfahrung mit der Anmeldung von Versammlungen hätte, ich denke nicht, dass dies eine Vorraussetzung für eine Anmeldung ist. Ich zog schließlich einen Anwalt hinzu. Dann musste ich mit dem mir vorgestellten Einsatzleiter Neuendorf telefonisch sprechen.
Dieser teilte mit, dass ich ein anderes Motto wählen müsste, das globaler sei. Schließlich sei das Vorgehen vor Ort keine Polizeigewalt. Als ich meinte, dass ich das anders sehe, wurde mir aufgrund des Mottos eine Anmeldung zuerst untersagt und dann, als ich dies dem Anwalt so mitteilte auch ein Verbot ausgesprochen.“
Einige Demonstrant_innen und Beobachter_innen wunderten sich im Nachhinein auch über den Vorwurf der Sachbeschädigung: „Wir haben keine Gegenstände kaputt gehen sehen, lediglich, dass ein Polizeifahrzeug eine Mülltonne umgefahren hat, ist uns aufgefallen.“
Zitat Polizist: „Geh weg oder ich box dich um.“
Rudi D*.: „Als ich die Situation außerhalb des Kessels beobachtete, wurde ich von einem Polizisten am Kragen gepackt und weggestoßen.“
Martin T.*: Ich beobachtete wie der Stadtverordnete Lutz Boede immer wieder versuchte vermittelnd in die Situation einzugreifen. In den Situationen, die ich beobachtete, gaben alle Beamt_innen keine Auskünfte bezüglich Namen oder Dienstnummer gegenüber Herr Boede.“
Nachdem einige Demonstrant_innen skandierten: „Eure Kinder werden so wie wir!“ antwortete ein eingesetzter Beamter: „Meine Kinder haben gutes Genmaterial und müssen nicht so rumlaufen.“
Einige Demonstrant_innen aus dem Kessel hörten, wie Polizeibeamte äußerten, dass die Maßnahme keine rechtliche Grundlage habe und dass man die Gruppe lieber nach den ersten Schritten zersetzen hätte müssen.
*Alle Namen der Zeug_innen wurden zum Schutz vor Repression geändert. Alle Zeug_innen werden keine Anzeigen gegen die betreffenden Polizeibeamt_innen stellen, da sie zum einen aufgrund fehlender Kennzeichnung nicht identifizierbar sind, sich zum anderen nicht auswiesen und vor allem zu befürchten ist, dass sich die Polizeibeamt_innen durch den in ihrer Organisation innewohnenden Korpsgeist gegenseitig schützen. Außerdem ist schon in der Presseöffentlichkeit kurz nach der Demo klar geworden, dass das Wort eines Polizisten mehr zählt, als das eines/einer von Repression Betroffenen.
Kategorien
Antifaschismus

Chronik neonazistischer Aktivitäten in Potsdam und Umgebung für den Zeitraum Juli bis Dezember 2011

Am 7. Jan­u­ar veröf­fentlichte das Antifaschis­tis­che Pressearchiv Pots­dam (APAP) eine Chronik über neon­azis­tis­che Aktiv­itäten in Pots­dam und Umge­bung für die Monate Juli bis Dezem­ber 2011. Diese Bestand­sauf­nahme knüpft an eben­solche Pub­lika­tio­nen des APAP an, die der aktuellen Chronik voraus­ge­gan­genen sind. Dabei wird aufgezeigt, dass auch in diesem Zeitraum die Pots­damer Neon­azis keineswegs untätig waren. Die Quan­tität sowie die Qual­ität der Aktiv­itäten ist noch immer erschreckend.

Seit ger­aumer Zeit machen Antifaschist_innen darauf aufmerk­sam, dass in Pots­dam ver­mehrt Bedro­hun­gen, Ein­schüchterun­gen und gewalt­tätige Über­griffe durch Neon­azis stat­tfind­en. Diese Ten­den­zen und Angaben kön­nen auch für die zweite Jahreshälfte bestätigt wer­den. Gle­ich mehrere solch­er Tat­en ereigneten sich in den ver­gan­genen Monat­en. Dabei fällt auf, dass Neon­azis sich allem Anschein nach zunehmend sich­er fühlen und selb­st­be­wusst in Pots­dam agieren.

Die Diskrepanz zwis­chen den vom APAP doku­men­tierten Tat­en und der von der Polizei angegebe­nen Sta­tis­tik zu Aktiv­itäten von Pots­damer Neon­azis wird auch in dieser Chronik deut­lich. Dies liegt unter anderem darin begrün­det, dass Betrof­fene von neon­azis­tis­ch­er Gewalt sel­ten den Weg der Anzeige bei der Polizei suchen. Die Gründe hier­für sind vielfältig. Der oft sehr unsen­si­ble Umgang seit­ens der Polizei mit den von Gewalt betrof­fe­nen Per­so­n­en, die geringe Aufk­lärungsquote und Furcht vor weit­eren Über­grif­f­en auf Grund der preis­gegebe­nen per­sön­lichen Dat­en für ein Ermit­tlungsver­fahren sind nur einige davon.

*Die Chronik ist als PDF im Anhang* oder auf http://apap.blogsport.eu/2012/01/07/chronik-neonazistischer-aktivitaten-in-potsdam-und-umgebung-fur-den-zeitraum-juli-bis-dezember-2011/ abrufbar.

Kategorien
Law & Order

Bericht zum Polizeieinsatz bei der Demonstration am 28.12.11 in der Potsdamer Innenstadt

 

Aus­gangspunkt:

 

Die Ini­tia­tive zur Stärkung der Grund- und Bürg­er­rechte beschäftigt sich seit Jahren mit der Entwick­lung der Polizei ins­beson­dere im Land Bran­den­burg. Da wir davon aus­ge­hen, dass eine wirk­same Kon­trolle durch Gerichte und Par­la­ment nicht möglich ist, beobacht­en und recher­chieren wir Polizeiein­sätze. Die erar­beit­eten Berichte veröf­fentlichen wir und stellen sie der offiziellen Polizei­darstel­lung gegenüber. Bei der Veröf­fentlichung leg­en wir nur Sachver­halte zugrunde, die durch min­destens zwei ver­schiedene Quellen unab­hängig voneinan­der belegt wurden.

 

 

Recher­chiert­er Sachverhalt:

 

Am 28.12. sam­melten sich gegen 18 Uhr auf dem Luisen­platz Per­so­n­en, die durch eine SMS und per Inter­net zusam­mengetrom­melt wur­den. Bere­its kurz vor 18 Uhr standen an den Eck­en des Platzes vier-fünf Polizeifahrzeuge. Einige Polizis­ten fragten Hinzuk­om­mende, ob diese zu ein­er Demon­stra­tion woll­ten und fragten, wer der Ver­samm­lungsleit­er sei. Bis 18.15 Uhr waren auf dem Luisen­platz ca. 100 Per­so­n­en ver­sam­melt. Let­ztlich ver­ständigten sie sich darauf, einen Demon­stra­tionszug anzumelden, um auf die Wohn­raum­si­t­u­a­tion in Pots­dam hinzuweisen. Der Stadtverord­nete Jens Grusch­ka set­zte sich mit der Polizei in Verbindung und meldete eine Demon­stra­tion an, die vom Luisen­platz über die Bran­den­burg­er Straße, die Fr.-Ebert-Straße und die Char­lot­ten­straße zurück zum Luisen­platz führen sollte. Die Polizei teilte nach einiger Wartezeit mit, dass die Demo erst 19 Uhr begin­nen kann, weil der Verkehr in der Char­lot­ten­straße geregelt wer­den muss und dazu der Verkehrs­di­enst ange­fordert wird. Außer­dem ver­langte die Polizei, dass 5 Ord­ner benan­nt wer­den. Etwa 18.30 Uhr teilte die Polizei dann mit, dass der Polizeiführer eine Demon­stra­tion über die Bran­den­burg­er Straße ver­boten hätte. Daraufhin meldete Jens Grusch­ka eine alter­na­tive Wegstrecke vom Luisen­platz zur Stift­straße an. Während er auf eine Antwort der Polizei wartete, ver­langte die Polizei, dass die Ord­ner ihre Per­son­alien abgeben soll­ten. Da die schon aus­ge­sucht­en Ord­ner­in­nen dazu nicht bere­it waren, zog der Ver­samm­lungsleit­er die Ver­samm­lungsan­mel­dung zurück1.

 

Unmit­tel­bar danach ent­fer­n­ten sich die ersten Per­so­n­en Rich­tung Bran­den­burg­er Straße. Dort bildete sich schnell ein Demon­stra­tionszug. Auf dem Vor­platz des Bran­den­burg­er Tores wurde ein Sil­vesterk­naller gezün­det2. Die Demon­stri­eren­den riefen Parolen und verteil­ten Flug­blät­ter an die Pas­san­tinnen. Anson­sten ver­lief die Demon­stra­tion völ­lig friedlich. Als die Demon­stra­tion in die Lin­den­straße in Rich­tung Guten­bergstraße ein­bog, wurde sie erst­ma­lig mas­siv von der Polizei ange­grif­f­en. Dabei gab es eine Fes­t­nahme, in deren Ver­lauf der sich nicht wehrende Betrof­fene getreten und geschla­gen wurde. Anderen Demon­stran­ten wurde während­dessen durch Wegschub­sen die Möglichkeit genom­men, den Namen des Festgenom­men zu erfahren um einen Rechts­bei­s­tand für diesen zu organ­isieren3. Dann ging die Demo weit­er auf die Char­lot­ten­straße. Auf der Ecke zur Dor­tus­traße wur­den 2–3 blaue Papier­ton­nen umgekippt4. Eine weit­ere Tonne wurde von einem Polizeifahrzeug umge­fahren, das mit über­höhter Geschwindigkeit über den Gehweg fuhr, um der Demon­stra­tion den Weg abzuschnei­den5. Polizis­ten stießen In der Bran­den­burg­er Straße und in der Dor­tus­traße mehrfach Per­so­n­en, die die Demon­stra­tion ver­lassen woll­ten oder diese nur beobachteten, in den Demozug6. In der Dor­tus­traße stoppte eine Polizeikette den Demon­stra­tionszug, drängte ihn auf den Gehweg und kesselte ihn auf der Ecke Sporn­straße ein.

 

Trotz mehrfach­er Nach­fra­gen wurde keine Auskun­ft über die beab­sichtigten polizeilichen Maß­nah­men erteilt. Die Anmel­dung ein­er neuen Demon­stra­tion aus dem Polizeikessel her­aus wurde ent­ge­gengenom­men und per Funk an den Ein­sat­zleit­er weit­ergegeben. Herr Neuen­dorf erschien allerd­ings erst 30–40 Minuten später vor Ort. Er gab dem Demon­stra­tionsan­melder bekan­nt, dass die Per­son­alien des ganzen Zuges aufgenom­men wer­den. Inzwis­chen waren auch die Recht­san­wälte Isensee und Dresch­er gekom­men, die erhe­bliche Bedenken gegen eine solche Maß­nahme äußerten. Herr Isensee wies darauf hin, dass ein­er sein­er Man­dan­ten von einem Beamten erst in den Kessel hineingeschoben wurde und forderte Her­rn Neuen­dorf auf, den wenige Meter ent­fer­n­ten Polizis­ten danach zu befra­gen. Dies lehnte der Ein­sat­zleit­er aber eben­so ab, wie die Mit­teilung des Namens des Beamten7.

 

Während der Einkesselung kam es zu belei­di­gen­den Äußerun­gen und Dro­hun­gen von Polizis­ten. So sagte ein Beamter zu einem jun­gen Mann „Rück mir nicht auf die Pelle, ich bin doch nicht schwul.“8 Ein ander­er sagte: „Wir kön­nen hier auch Rus­s­land spie­len“.9

 

Auf der anderen Straßen­seite gab es eine sehr rüde Fes­t­nahme. Bis zu vier mit Has­skap­pen ver­mummte Polizis­ten drück­ten einen jun­gen Mann mit dem Gesicht auf die Erde, rammten ihm das Knie in den Rück­en, würgten ihn und zer­rten ihn in ein nah­este­hen­des Polizeifahrzeug. Dabei fassten sie ihm ins Gesicht. 10

 

Wenig später erfol­gte eine kaum hör­bare Laut­sprecher­durch­sage aus einem Streifen­wa­gen. Die Polizei informierte, dass alle ihre Per­son­alien abgeben soll­ten. Über den Grund, die Rechts­grund­lage und mögliche Wider­spruchsmöglichkeit­en wur­den keine Angaben gemacht.

 

Trotz der Proteste der Recht­san­wälte und Anwe­senden wur­den die eingekessel­ten Per­so­n­en einzeln durch die Polizeikette geführt. Sie wur­den aufge­fordert, Namen und Adresse zu sagen und ihre Ausweise hochzuhal­ten. Dabei wur­den sie mit der Videokam­era aufgeze­ich­net. Eini­gen, aber nicht allen, wurde mit­geteilt, dass ein Ermit­tlungsver­fahren ein­geleit­et wird. Dabei vari­ierten die genan­nten Tatbestände zwis­chen Land­friedens­bruch und Ver­stoß gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz. Wider­sprüche, die von vie­len Betrof­fe­nen noch vor Ort gegen die Maß­nahme ein­gelegt wur­den, wur­den in keinem Fall von den Beamten schriftlich fest­ge­hal­ten11.

Auch während der ED-Behand­lung kam es zu abfäl­li­gen und sex­is­tis­chen Äußerun­gen einzel­ner Polizis­ten. Eine junge Frau wurde aus einem Polizeiau­to ange­sprochen: „Komm doch rein. Hier ist noch ein Platz frei.“12 In einem anderen Fall grab­schte ein Polizist ein­er Frau bei der Anfer­ti­gung von Videoauf­nah­men an die Brust. Als diese ihn fragte, was das solle, antwortete er „Ich kann doch nicht wis­sen, dass Sie eine Frau sind.“ Auch hier ver­weigerte der Polizist die Nen­nung seines Namens und ein­er Dien­st­num­mer mit den Worten „Sowas habe ich heut nicht.“ Zudem zog er sich eine Sturmhaube über, weil er bemerk­te, dass Außen­ste­hende ein Foto mit dem Handy von ihm machen woll­ten.13 Ein Demon­strant, der nicht frei­willig zur Per­son­alien­fest­stel­lung lief, wurde aus dem Kessel getra­gen. Dabei ver­sucht­en die Polizis­ten ihn mehrfach fall­en zu lassen. Allerd­ings kon­nte er sich abfan­gen und blieb unver­let­zt.14

 

Kurz vor Abschluss der Maß­nah­men traf noch die 24. Berlin­er Ein­satzhun­dertschaft ein, die sofort durch aggres­sives Auftreten auffiel und Per­so­n­en, die in der Nähe standen und auf ihre Fre­unde warteten, ohne die Polizeimaß­nah­men zu stören, in Rich­tung Bre­ite Straße schubsten.

Ein Mann wurde am Kra­gen gepackt. Trotz Auf­forderung weigerten sich diese Polizistin­nen, den Dien­stausweis vorzuzeigen. Als ein Mann sie darauf hin­wies, dass sie laut Polizeige­setz verpflichtet sind, sich auszuweisen und sog­ar die Pas­sage aus dem Polizeige­setz vor­las, sagte ein Beamter „Das einzige, was ich muss, ist kack­en gehen.“, ein ander­er meinte: „Ich repräsen­tiere den Staat. Ich muss gar nichts.“, ein drit­ter Polizist meinte, dass das Tra­gen ein­er Uni­form „Ausweis genug“ sei. Ein junger Mann, der vor der Polizei rauchte, wurde kurzzeit­ig in Gewahrsam genom­men. Sein Tabak wurde aus­gekippt. Dies begrün­dete die Polizei damit, dass er min­der­jährig sein kön­nte.15

 

Während der Abfer­ti­gung der Eingekessel­ten ver­suchte ein Außen­ste­hen­der, eine Kundge­bung gegen Polizeige­walt anzumelden. Er wurde aufge­fordert, die Namen von Ord­ner­in­nen anzugeben und gefragt, ob er schon Erfahrung mit der Anmel­dung von Demos habe. Schließlich zog er den vor Ort anwe­senden Recht­san­walt Dr. Dresch­er hinzu. Der Ein­sat­zleit­er Herr Neuen­dorf, der zwis­chen­zeitlich wieder ein­mal in die nahe Wache gefahren war, teilte ihm tele­fonisch mit, dass er ein anderes „glob­aleres Mot­to“ wählen müsste, weil das Vorge­hen vor Ort „schließlich keine Polizeige­walt ist“. Als der Anmelder äußerte, dass er dies anders sieht, wurde zuerst die Anmel­dung unter­sagt und dann ein Ver­bot aus­ge­sprochen.16

 

Nach­dem alle Per­son­alien aufgenom­men waren, wur­den eini­gen Per­so­n­en Platzver­weise von dem Ort erteilt, an dem sie soeben noch gewalt­sam fest­ge­hal­ten wurden.

 

Der Ein­sat­zleit­er Neuen­dorf sprach nach Abschluss des Polizeiein­satzes einen Mitar­beit­er der Stadt­frak­tion Die Andere an. Er räumte ein, dass der Ein­satz „dumm gelaufen“ sei und dass beim näch­sten Mal vorher miteinan­der gere­det wer­den sollte. Nach sein­er Ansicht hätte die Anmel­dung der Demon­stra­tion durch Her­rn Grusch­ka nicht an der Auflage, die Ord­ner­dat­en anzugeben, scheit­ern müssen. Offen­bar hat­ten ihn die Beamten vor Ort gar nicht darüber informiert.17

 

 

Faz­it:

 

Die gesamte Ein­satzs­trate­gie der Polizei war repres­siv aus­gelegt und auf die Unterbindung ein­er kri­tis­chen Demon­stra­tion aus­gerichtet. Das ver­stößt nicht nur gegen die Verpflich­tung der Polizei zu demon­stra­tions­fre­undlichem Ver­hal­ten und Koop­er­a­tion mit dem Ver­samm­lungsleit­er, son­dern erwies sich auch aus polizeitak­tis­ch­er Hin­sicht als vol­lkom­men ver­fehlt. Aus Sicht der Polizeikon­troll­stelle hätte die Polizei mit dem Anmelder ohne weit­eres eine Ver­ständi­gung über Route und Ablauf der Demon­stra­tion her­beiführen kön­nen. Dieses Ver­säum­nis beruht offen­sichtlich auch auf Kom­mu­nika­tion­sprob­le­men zwis­chen Ein­sat­zleitung und Polizei vor Ort. In diesem Zusam­men­hang stellt sich die Frage, warum sich der Ein­sat­zleit­er nicht unmit­tel­bar am Ort des Geschehens aufhielt.

 

Die Polizeimaß­nah­men waren ganz offen­sichtlich von Anfang an rechtswidrig. Offen­bar verken­nt die Polizeiführung den Stel­len­wert des Grun­drecht­es auf Ver­samm­lungs­frei­heit in ekla­tan­ter Weise.

 

Es nicht erkennbar, welchen legit­i­men Zweck die Polizei mit den Aufla­gen gegen die durch den Stadtverord­neten Jens Grusch­ka angemeldete Demon­stra­tion (Wartezeit, Per­son­aliener­fas­sung der Ord­ner) verfolgte.

Da mehr als 50 Polizis­ten in mehreren Polizeifahrzeu­gen vor Ort waren, wäre eine Regelung des Verkehrs in der Char­lot­ten­straße prob­lem­los möglich gewesen.

Die Ini­tia­tive zur Stärung der Grund- und Bürg­er­rechte gegenüber der Polizei bezweifelt bere­its, dass die Polizei bei ein­er Spon­tan­ver­samm­lung über­haupt die Auflage zur Benen­nung von Ord­ner­in­nen erteilen darf. Eine Erfas­sung der Per­son­al­dat­en der einge­set­zten Ord­ner war wed­er erforder­lich noch recht­mäßig. Das Ver­samm­lungs­ge­setz bes­timmt den Ver­samm­lungsleit­er als den juris­tisch Ver­ant­wortlichen. Die Auswahl der Ord­ner­in­nen obliegt aus­drück­lich ihm. Ein­schränk­end ist im Ver­samm­lungs­ge­setz lediglich fest­gelegt, dass die Ord­ner volljährig sein müssen. Demzu­folge darf die Polizei allen­falls Per­son­alien der Ord­ner kon­trol­lieren, wenn Zweifel an deren Volljährigkeit beste­hen. Dieser fall liegt schon deshalb nicht vor, weil die Polizei die Auflage bere­its erteilte, bevor die Ord­ner über­haupt bes­timmt waren.

 

Auch das Ver­bot der angemelde­ten Demon­stra­tionsroute ist offen­sichtlich rechtswidrig. Die Auswahl der Wegstrecke gehört zum Kern­bere­ich des Demon­stra­tionsrecht­es. Auf der Route waren beson­dere Hin­dernisse nicht zu befürcht­en und der Aufwand für die Verkehrsregelung war ger­ing. Eine Gefahren­lage, die ein Ver­bot hätte recht­fer­ti­gen kön­nen, lag nicht vor. Erst am Vortag wurde ein Haus in der Stift­straße 5 polizeilich geräumt. Die Räu­mung wurde durch Polizei, Presse und Stadtver­wal­tung übere­in­stim­mend als friedlich beze­ich­net. Es lagen über­haupt keine Anhalt­spunk­te vor, dass eine Demon­stra­tion aus dem gle­ichen Per­so­n­enkreis der­art eskalieren kön­nte, dass die angemeldete Wegstrecke ver­boten wer­den musste.

 

Ein schw­er­er Grun­drecht­se­in­griff ist die Einkesselung des gesamten Demon­stra­tionszuges in der Dor­tus­traße und die Kom­plet­ter­fas­sung der Per­son­al­dat­en aller Demon­stri­eren­den. Auch hier ist keine Rechts­grund­lage ersichtlich. Selb­st wenn man davon aus­ge­ht, dass die Polizei tat­säch­lich Anhalt­spunk­te für Land­friedens­bruch sieht und strafrechtlich ahn­den will, müssen zur Strafver­fol­gung einzel­nen Per­so­n­en konkrete Tat­beiträge zuzuord­nen sein, nach­dem die Polizei selb­st Unbeteiligte in den Kessel hinein­drängte. Eine pauschale Erfas­sung aller Demon­stran­ten ist vor diesem Hin­ter­grund rechtswidrig. Fraglich ist auch, ob die Polizei die Ver­samm­lung über­haupt rechtswirk­sam aufgelöst hat­te. Eine Auflö­sungsver­fü­gung ist offen­sichtlich nicht erlassen worden.

 

Bei der Durch­führung der einzel­nen Maß­nah­men ver­säumten Polizeibeamte fast durchgängig wesentliche For­mal­itäten. Wir empfehlen drin­gend, die Polizis­ten darüber zu belehren, dass polizeiliche Maß­nah­men und deren Durch­set­zung mit kör­per­lichem Zwang zuvor unter Angabe der Rechts­grund­lage angekündigt wer­den müssen und dass auf Ver­lan­gen der von der Maß­nahme Betrof­fe­nen der Dien­stausweis vorzuzeigen ist. Außer­dem soll­ten Maß­nah­men ergrif­f­en wer­den, um die Polizis­ten auch in geschlosse­nen Ein­sätzen zu einem angemesse­nen, respek­tvollen und diskri­m­inierungs­freien Ver­hal­ten gegenüber Demon­stran­ten zu veranlassen.

 

Völ­lig unakzept­abel ist es, dass Dien­stvorge­set­zte der­ar­tige Pflichtver­let­zun­gen deck­en und die Anonymität der betrof­fe­nen Polizis­ten rechtswidrig absich­ern. Damit wird die Ein­le­gung von Dien­stauf­sichts­beschw­er­den oder die Erstat­tung von Strafanzeigen gegen konkrete Polizis­ten ver­hin­dert. Zur Aufk­lärung von Polizeiüber­grif­f­en ist drin­gend erforder­lich, dass die einzel­nen Beamten auch in geschlosse­nen Ein­sätzen eine Dien­st­num­mer oder einen (Alias-) Namen tragen.

 

 

1 Beobach­tun­gen von Mit­gliedern der Polizeikontrollstelle

2 Beobach­tun­gen von Mit­gliedern der Polizeikontrollstelle

3 übere­in­stim­mende Aus­sagen von mehreren Demon­stran­ten und ein­er Passantin

4 Beobach­tun­gen von Mit­gliedern der Polizeikontrollstelle

5 Beobach­tun­gen von Mit­gliedern der Polizeikontrollstelle

6 übere­in­stim­mende Angaben von Demon­stran­ten, teil­weise auch Beobachtungen

von Mit­gliedern der Polizeikontrollstelle

7 Beobach­tun­gen Polizeikon­troll­stelle, die durch den Stadtverord­neten Grusch­ka und den RA Isensee bestätigt wer­den können

8 übere­in­stim­mende Angaben mehrerer Demonstrantinnen

9 übere­in­stim­mende Angaben eines Demon­stran­ten und eines Mit­glieds der Polizeikontrollstelle

10 Beobach­tun­gen Polizeikon­troll­stelle, die durch den Stadtverord­neten Grusch­ka und den RA Isensee bestätigt wer­den können

 

11 Beobach­tun­gen Polizeikontrollstelle

12 übere­in­stim­mende Angaben der Betrof­fe­nen und ein­er Passantin

13 übere­in­stim­mende Angaben der Betrof­fe­nen und eines Beobachters

14 übere­in­stim­mende Angaben des Betrof­fe­nen und eines Mit­glieds der Polizeikontrollstelle

15 übere­in­stim­mende Angaben von Pas­san­ten und Betrof­fe­nen, Beobach­tun­gen der Polizeikontrollstelle

16 übere­in­stim­mende Angaben des Betrof­fe­nen und des Recht­san­waltes Dr. Drescher

17 Beobach­tun­gen Polizeikontrollstelle

Kategorien
Arbeit & Soziales Law & Order

Kriminalisierung und Delegitimierung sozialer Proteste

Am 28. Dezem­ber 2011 woll­ten ca. 100 Men­schen ihr Recht auf Ver­samm­lungs­frei­heit wahrnehmen und gegen die ver­schärfte Aus­beu­tung von MieterIn­nen und die Vertrei­bung ärmer­er Men­schen aus der Stadt Pots­dam demonstrieren.

Doch die präven­tiv zur Unter­drück­ung jeglich­er Form von oppo­si­tioneller Mei­n­ungsäußerung zusam­menge­zo­ge­nen Polizeikräfte vere­it­el­ten mit­tels schikanös­er und rechtswidriger Aufla­gen den Ver­such, die Demon­stra­tion anzumelden. Während in der ganzen Welt Men­schen ger­ade um ihre demokratis­chen Rechte kämpfen, glauben Pots­damer Polizeiführer offen­bar, dass die Gewährung des Rechts zu demon­stri­eren ein Gnade­nakt sei, der ihnen allein zustünde.

Sich dieser Schikane nicht beu­gend zog die Demon­stra­tion los, worauf sich die Polizei des in Brechts Gedicht „In Pots­dam unter den Eichen“ beschriebe­nen tra­di­tionellen Umgangs mit Demon­stran­tInnen besann: „Da kam die grüne Polizei und haute sie zusamm’.“ Mit Spezialschlagstöck­en wurde auf die friedlich über die Bran­den­burg­er Straße demon­stri­eren­den Men­schen einge­droschen. Strafanzeigen gegen die Polizei gibt es deswe­gen ein­fach aus dem Grund nicht, dass die im Ein­satz befind­lichen Polizis­ten zum Teil ver­mummt agierten, nicht indi­vidu­ell mit Dien­st­num­mern gekennze­ich­net waren, was eine Iden­ti­fizierung bei Straftat­en verun­möglicht und es gängige Prax­is der Polizei ist, Men­schen die im Dienst began­gene Straftat­en anzeigen mit Gege­nanzeigen, wie z.B. wegen „Wider­stand“, und abge­sproch­enen Zeu­ge­naus­sagen zu belasten.

Behaup­tun­gen wie: „Die Polizei habe sich während der Demon­stra­tion am ver­gan­genen Mittwoch ver­ant­wor­tungs­be­wusst und recht­streu ver­hal­ten.“ kann nur auf­stellen, wer nicht dabei war. Dass an diesem Abend die berüchtigte 24. Ein­satzhun­dertschaft aus Berlin, deren blutiger Ein­satz in der Skater­halle im Jahr 2008 nicht vergessen ist, nach Pots­dam beordert wurde, demon­stri­ert die Gewalt­bere­itschaft der Ver­ant­wortlichen in Poli­tik und Polizei gegenüber Men­schen, die sich erfrechen, ihren Wider­spruch gegen die herrschende Poli­tik öffentlich zu for­mulieren. Die Rote Hil­fe e.V. wird deshalb alle Men­schen, die von Repres­sion betrof­fen sind in ihrem Kampf für Frei­heit und Gerechtigkeit sol­i­darisch beis­te­hen. Gemein­sam wer­den wir die Ver­samm­lungs­frei­heit vertei­di­gen. Auch gegen jene „bürg­er­lichen“ Poli­tik­er, die in alter preußisch-deutsch­er Tra­di­tion von den Frei­heit­en, die das europäis­che Bürg­er­tum sich einst erkämpfte, nichts wis­sen wollen. Wir fordern die Polizei auf , sämtliche erhobe­nen Dat­en, ins­beson­dere die zwangsweise ange­fer­tigten Fil­mauf­nah­men aller eingekessel­ten Demon­stran­tInnen umge­hend zu löschen.

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Gerichtsprozess gegen rassistischen Wachmann

Der betrunk­ene Wach­mann belei­digte den Flüchtling als »afrikanis­ch­er Affe«. Anschließend schlug der Wach­mann den Betrof­fe­nen ins Gesicht. Auf­grund des Angriffs wurde der Wach­mann vom Dienst sus­pendiert. Am kom­menden Fre­itag begin­nt der Gericht­sprozess gegen den Wachmann.

Kör­per­liche Angriffe aus ein­er Has­s­mo­ti­va­tion her­aus hin­ter­lassen immer eine Wirkung auf das psy­chis­che Befind­en der Betrof­fe­nen. Die Angriffe sind für die Opfer nicht ratio­nal erk­lär­bar. Die Angriffe sind für die Betrof­fe­nen wed­er berechen­bar noch ver­mei­d­bar. Die psy­chis­chen Auswirkun­gen sind dadurch häu­fig gravieren­der, als die kör­per­lichen Fol­gen Die Tat­sache, dass dieser Über­griff in Räu­men ereignete, die Pri­vat­sphäre des Betrof­fe­nen darstellen, wiegt schw­er. Täglich war er mit dem Ort des Angriffs kon­fron­tiert. Eben­so der Umstand, dass der Angriff vom Per­son­al des Heims aus­ging, belastet das Opfer.
Dem betrof­fe­nen Flüchtling wurde auf­grund der angst­be­set­zten Sit­u­a­tion im Som­mer 2011 ges­tat­tet, aus dem Wohn­heim auszuziehen. Bish­er blieb die Woh­nungssuche jedoch erfolglos.

————————————————————–
*Prozesster­min* Fre­itag 6.1.2012, 10 Uhr, Amts­gericht Königs Wusterhausen

Kategorien
Antifaschismus

Neuruppiner Nazis im Datennirvana

INFORIOT Die Home­page der Neon­azi-Kam­er­ad­schaft “Freien Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land” ist gehackt wor­den. Anstelle rechter Pro­pa­gan­da war gestern auf der Seite über Stun­den nur ein hämis­ches “Der Führer hat­te nur ein Ei” zu lesen. Datiert ist der Ein­trag auf den 28. Dezember.

Außer­dem zu sehen war ein Logo des “Chaos Com­mu­ni­ca­tion Con­gress”. Mit­ter­weile ist die Seite leer. Die kom­plet­ten Roh­dat­en der gehack­ten Seite kur­sieren im Internet.

Auf bun­desweit­er Ebene waren am 29. Dezem­ber das “Nationale Ver­sand­haus” und am 27. Dezem­ber der “Odin-Ver­sand” gehackt wor­den. In Bran­den­burg hat­te es zulet­zt im Sep­tem­ber mehrere Home­pages der Lan­des-NPD erwis­cht.

Kategorien
Arbeit & Soziales

Potsdam hat ein akutes Problem!

Pots­dam — Seit Jahren sinkt die Zahl des Woh­nungsleer­standes. Dieser beträgt aktuell lediglich 1,1 Prozent und der Großteil der Immo­bilien ist durch pri­vate Inve­storen aufgekauft wor­den , welche nach Belieben die Mieten und damit den Miet­spiegel nach oben treiben. Die ProPots­dam als kom­mu­nales Woh­nung­sun­ternehmen ste­ht diesen in nichts nach und die weni­gen leer­ste­hen­den Häuser wer­den als Speku­la­tion­sob­jek­te genutzt. Dies führt zu einem Ver­drän­gungs- und Aus­gren­zung­sprozess der hier leben­den Men­schen und fol­glich zu einem Bevölkerungsaustausch.

In der regieren­den Stadt­poli­tik wird dieser steti­gen und immer schneller voran­schre­i­t­en­den Entwick­lung nahezu taten­los zuge­se­hen beziehungsweise wird diese sog­ar gefördert. Das Haup­tau­gen­merk liegt offen­bar auf investi­tion­sin­ten­siv­en Pres­ti­geob­jek­ten und der Wieder­her­stel­lung eines preußis­chen Dis­ney­lands. Die soziale Kom­po­nente und die Ver­ant­wor­tung, welche Poli­tik­er auch gegenüber den einkom­menss­chwächeren Bürger_innen haben, scheint außer­halb des Bewusst­seins zu liegen. Anders sind die fehlen­den Hand­lun­gen und dreis­ten Äußerun­gen ein­fach nicht mehr zu verstehen.

Wenn sich Frau Elona Müller-Preines­berg­er, ihres zeichens „Sozial­beige­ord­nete“ der Stadt, hin­stellt und nur konzept- und ideen­los in Bezug auf The­men wie Woh­nungsnot­stand und steigende Mieten reagiert, die viele Men­schen in dieser Stadt betr­e­f­fen, und im Zweifel die Ver­ant­wor­tung auf die städtis­chen Unternehmen wie die ProPots­dam abschiebt, macht eine Auseinan­der­set­zung mit ihr ein­fach keinen Sinn. Ihre leeren Worthülsen unter­stre­icht sie mit Polemik, wonach Betrof­fene doch auch die Stadt ver­lassen und nach Brandenburg/Havel ziehen könnten.

Auf­grund der oben genan­nten Zustände haben wir das Haus in der Stift­straße 5 beset­zt. Wir wollen uns mit der Aktion Gehör ver­schaf­fen und Schwung in eine Prob­lematik brin­gen, bei welch­er der Höhep­unkt nahezu erre­icht ist und viele Men­schen zwangsweise umsiedeln mussten, da sie für die Miete nicht mehr aufkom­men kon­nten. Der Umgang mit diesem Haus fügt sich ide­al in die beschriebene Sit­u­a­tion ein. Das Haus versinnbildlicht die Ver­w­er­tungslogik, mit der in dieser Stadt mit Immo­bilien umge­gan­gen wird. Das Gebäude stand über Jahre leer, wurde beheizt, es wurde ein soziales Pro­jekt für an Demenz erkrank­ten Men­schen darin geplant. Die Pla­nun­gen scheit­erten an den nicht zu deck­enden Kosten. Nun ist das Haus an den Unternehmer Hol­ger Behnke ver­schachert wor­den, welch­er Miet­woh­nun­gen, aller Voraus­sicht nach im höheren Preis­seg­ment, instal­lieren will. In diesem speziellen Fall spiel­ten die Noch – Eigentümer*innen des Lafim (Lan­desauss­chuss für Innere Mis­sion) als eine gemein­nützige Organ­i­sa­tion eben­falls eine eige­nar­tige Rolle. Pfar­rer Fiedler, der für Lafim argu­men­tierte, scheint keine moralis­chen Bedenken dabei zu haben, Men­schen auf der Suche nach Wohn­raum ein­fach aus dem Haus räu­men zu lassen. Eben­so scheint die Prof­it­max­imierung durch den Verkauf des Objek­ts Vor­rang vor einem neuen Anschub eines sozialen Pro­jek­ts gehabt zu haben. Auch hier zeigt sich eine fehlende Ver­ant­wor­tung der Stadt, da sie in Per­son von Frau Müller — Preines­berg­er in Kon­takt mit Lafim stand, einem Verkauf aber nichts entgegensetzte.

Ver­drän­gungsmech­a­nis­men set­zen neben der Pri­vatisierung viel­er Wohn­häuser aber auch bei alter­na­tiv­en Haus- und Kul­tur­pro­jek­ten an, da sie anscheinend nicht ins Stadt­bild passen. Nicht anders sind die Pachtzin­ser­höhun­gen in Höhe von 16 % durch die ProPots­dam für die Zep­pelin­straße 25 und 26, die Hermann–Elflein-Straße, die Friedrich-Ebert-Straße und die Pas­teurstraße zu erk­lären. Dass die Bewohner_innen einen erhe­blichen Aufwand betreiben, um die Häuser bewohn­bar zu gestal­ten, um die Sanierungsaufla­gen zu erfüllen und dass dies einen mas­siv­en finanziellen Druck darstellt, wird nicht erwäh­nt. Die ProPots­dam sieht sich ent­ge­gen ihrer kom­mu­nalen Ver­ant­wor­tung der Steigerung der Gewinne verpflichtet, obwohl die Pachtzin­ser­höhun­gen laut ihrer Aus­sage nicht notwendig sind, son­dern es sich dabei um eine poli­tis­che Entschei­dung han­delt. Schein­bar sollen sich die zu zahlen­den Pacht­en dem Pots­damer Miet­spiegel anpassen.

Eben­so kämpft die Wagen­Haus­Burg auf Her­mannswerder ums Über­leben, da anstelle dieser alter­na­tiv­en Form des Zusam­men­lebens eine lux­u­riöse Wohnan­lage entste­hen soll. Der Erlös, den sich die Stadt durch den Verkauf des Gelän­des ver­spricht, scheint enorm.

Schein­bar soll an allen Stellen mehr Geld mit den zur Ver­fü­gung ste­hen­den Ressourcen gemacht wer­den. Dieses Geld kann dann wieder in den Auf­bau von zusät­zlichem Preußen- Kitsch in der Innen­stadt genutzt wer­den. In dieses Bild passt auch die freche Abrech­nung, die das beset­zte Kul­tur­pro­jekt LaDatscha vom Kom­mu­nalen Immo­bilienser­vice (KIS) bekom­men hat, die in kein­er Form der tat­säch­lichen Sach­lage entsprechen kann.

Dass es genü­gend Leute gibt, die von diesen Prob­lematiken betrof­fen sind, zeigen nicht nur die vie­len Unterstützer_innen, die wir bei der Beset­zung hat­ten, son­dern auch die vie­len Leute, die an der Demon­stra­tion durch die Innen­stadt am Abend des 28.12.2011 teil­nah­men. Nach­dem am Luisen­platz bere­its ein Großaufge­bot der Polizei auf die Teilnehmer_innen wartete, gab es Ver­suche diese durch den Stadtverord­neten Jens Grusch­ka anzumelden. Dies scheit­erte aber an den schikanösen Aufla­gen der Polizei. Dass diese Bedin­gun­gen völ­lig über­zo­gen waren, wurde später durch den Ein­sat­zleit­er, der erst viel später auf­tauchte, aufgek­lärt. Den­noch set­zte sich der Protestzug in Bewe­gung und zog laut­stark flex­i­bel durch die Stadt und informierte dabei die anwe­sende Bevölkerung. Ohne Vor­war­nung wurde die Demon­stra­tion gewalt­sam gestoppt und das Gros der Teilnehmer_innen in der Dortustraße/Ecke Sporn­straße in einen Polizeikessel gedrängt. Während­dessen kam es zu rabi­at­en Über­grif­f­en seit­ens der Polizei und trotz des wieder­holten Ver­suchs die Aktion anzumelden, wur­den die Per­so­n­en im Kessel einzeln her­aus­ge­zo­gen, ille­galer­weise abge­filmt und Per­son­alien aufgenom­men. Die Ver­samm­lung wurde während der gesamten Zeit durch die Polizei nicht als been­det erk­lärt, geschweige denn, verboten.

Dass es kein Konzept der Rathausko­op­er­a­tion zur Lösung dieses akuten Woh­nungsnot­standes gibt, Gespräche ins Leere laufen und die Poli­tik ver­sucht mit Hil­fe eines mas­siv­en Polizeiein­satzes die Men­schen in dieser Stadt einzuschüchtern und ihrer freien Mei­n­ung zu berauben, haben uns die let­zten Tage gezeigt.

Solange sich an dieser Ein­stel­lung nichts ändert, wer­den wir weit­er für die Durch­set­zung unser­er Forderun­gen kämpfen.

Wir haben ein Recht auf das Leben in dieser Stadt! 

Wir nehmen uns dieses Recht! 

Nehmt die Pachtzin­ser­höhung für die Haus­pro­jek­te endlich zurück! 

Sagt endlich den Erhalt aller beste­hen­den Haus‑, Wohn- und Kul­tur­pro­jek­te zu! 

Duldet LaDatscha öffentlich und zieht die über­zo­gene Rech­nung endlich zurück! 

Wir fordern eine Stadt, in der wir alle leben können!

Kategorien
Arbeit & Soziales Law & Order

Platzverweis aus der Innenstadt”

Um gegen die Räu­mung des vor zwei Tagen beset­zten Haus­es in der Stift­straße 5 und gegen die aus­gren­zende Woh­nungssi­t­u­a­tion in Pots­dam zu protestieren, ver­sam­melten sich am Abend des 28.12.2011 ca. 120 Men­schen auf dem Luisen­platz in Potsdam.

Mit Trans­par­enten, mit­ge­bracht­en Kochuten­silien, Fly­ern und laut­en Parolen wur­den die Men­schen in Pots­dam über Räu­mung und Woh­nungsknap­pheit informiert.
Schon kurz nach Beginn der Demon­stra­tion, über die Bran­den­burg­er Straße set­zte sich ein Polizeifahrzeug an die Spitze der Ver­samm­lung und begleit­et diese. Kurz darauf wur­den ohne Grund und War­nung die Demonstrationsteilnehmer_innen von der Polizei ange­grif­f­en. Dabei wur­den mehrere Per­so­n­en ver­let­zt. Die Demon­stra­tion, die von der Polizei NICHT aufgelöst wurde, ging danach weit­er und wurde erneut ange­grif­f­en und schließlich ohne Angaben von Grün­den in der Dor­tus­traße gekesselt. Von vie­len mut­maßlich Teilnehmer_innen des Protestzuges wur­den die Per­son­alien aufgenom­men. Anschließend wur­den sie mit ein­er Kam­era abge­filmt. Eben­so wur­den umste­hende Per­so­n­en gewalt­sam in den Kessel geschoben.

Ein Ein­sat­zleit­er gab sich während des gesamten Zeitraumes den fra­gen­den Gefan­genen und Beobachter_innen nicht zu erken­nen. Während der Per­son­alien­auf­nahme wur­den Men­schen von der Polizei sex­is­tisch belei­digt und bedrängt sowie begrab­scht. Noch immer wurde den betrof­fe­nen Per­so­n­en nicht mit­geteilt weswe­gen sie fest­ge­hal­ten wur­den.
Kurz vor Ende der Per­son­alien­fest­stel­lung kam zu allem Über­fluss noch die 24. Berlin­er Ein­satzhun­dertschaft, die schon bei der bru­tal­en Räu­mung der Skater­halle 2008 durch maßlose Gewalt aufge­fall­en war. Nun wur­den beobach­t­ende Per­so­n­en vom Ort des Geschehens abge­drängt und es wurde seit­ens der Polizei durch sin­n­freie Fes­t­nah­men u.a. wegen Rauchens in der Öffentlichkeit, Men­schen eingeschüchtert und bedro­ht. Auch Stadtverord­nete wur­den bedrängt. Trotz mehrfach­er Nach­frage wurde ihnen keine Auskun­ft über den Ein­sat­zleit­er, Dien­st­num­mern der einge­set­zten Polizist_innen und die polizeilichen Maß­nah­men mit­geteilt. Eben­so wur­den den Anwält_innen vor Ort der Kon­takt zu fest­ge­hal­te­nen Per­so­n­en erschw­ert.
Wieder ein­mal hat sich gezeigt, dass Wider­stand gegen Gen­tri­fizierung, der Protest gegen soziale Aus­gren­zung und die freie Mei­n­ungssäußerung in Pots­dam krim­i­nal­isiert werden.

Doch wir wer­den weit­er kämpfen. Wir fordern eine Stadt, in der wir alle leben kön­nen. Das war erst der Anfang!

P.S: An alle Betrof­fe­nen der Repres­sion: Schreibt Gedächt­nis­pro­tokolle der Vorkomm­nisse und gebt diese an Genoss_innen weit­er. Bei Vor­ladun­gen der Bullen gilt natür­lich: Anna und Arthur hal­ten das Maul! Keine Zusam­me­nar­beit mit den Repressionsorganen!

AK Recht auf Stadt

Kategorien
Antifaschismus

Naziattacke auf Fußballteam

INFORIOT Am Dien­stag (27. Dezem­ber) kam es in Frankfurt/Oder zu Auss­chre­itun­gen von recht­en und neon­azis­tis­chen Fußball­hooli­gans. Ein vom FC Union Frank­furt aus­gerichtetes Ama­teur-Hal­len­turnier in der Bran­den­burg-Halle vor ins­ge­samt rund 550 Fans diente ein­er Gruppe von schätzungsweise ins­ge­samt 50 Recht­en als Kulisse für ihre Randale.

Im Fokus der Aggres­sio­nen standen die Spiel­er und Fans von Ten­nis Borus­sia Berlin II. Ten­nis Borus­sia (TeBe) ist für seine linksalter­na­tive Fan­szene bekan­nt. Auf der Angreifer­seite waren lokale Neon­azis und Hooli­gans des FFC Vic­to­ria aus Frankfurt/Oder.

Polizei ignori­ert drei Notrufe
Inner­halb kürzester Zeit nach ihrem Ein­tr­e­f­fen sei die etwa 30-köp­fige Berlin­er Fan­gruppe immer wieder von recht­en Hools provoziert und beschimpft wor­den. Auch Gewalt­tätigkeit­en wur­den angekündigt. Dies wird von mit­gereis­ten Berlin­er Augen­zeu­gen berichtet. Daraufhin alarmierten die Berliner­In­nen nach eige­nen Angaben per Notruf die Polizei. Erst­mals um 19:48 Uhr und als nichts passierte noch zwei weit­ere Male — vor­erst ergebnislos.

Berlin­er Turnier­ab­bruch
Die Aggres­sio­nen der Recht­en seien sodann immer mas­siv­er gewor­den. Eine Gruppe ver­suchte sog­ar zu den Berlin­er Fans auf der Tribüne zu stür­men und wurde erst im let­zten Moment von Secu­ri­ty-Kräften aufgehalten.

Um eine Eskala­tion zu ver­mei­den, hät­ten Spiel­er und Fans von Ten­nis Borus­sia gemein­sam entsch­ieden, vorzeit­ig abzureisen. Von den Secu­ri­ty-Kräften mussten die Berliner­In­nen aus der Halle begleit­et wer­den. Erst in diesem Moment traf die Polizei mit zunächst zwei und dann sechs Beamten ein — rund einein­vier­tel Stun­den nach dem ersten Notruf der Berlin­er Fans.

Angriff unter “Juden!”-Rufen auf den Bus von Ten­nis Borus­sia
Beim Ein­laden des Equip­ments in den Bus kam es zur Attacke. Rund 35 rechte Hooli­gans stürmten auf den Bus zu, war­fen mit einem Ben­ga­lo-Feuer­w­erk­skör­p­er sowie mit Flaschen und Steinen und schossen min­destens ein­mal mit Sig­nal­mu­ni­tion. Um eine Abfahrt des Berlin­er Busses zu ver­hin­dern, wurde das Aus­fahrt­stor des Gelän­des von den Recht­en zugestoßen. Die Angreifer riefen “Jude! Jude!”, “Zeck­en!” und “Deutsch­land — Hooligans!”

Die Recht­en ver­sucht­en in den fol­gen­den Minuten immer wieder, den Bus und die Berlin­er Fans und Spiel­er direkt zu attack­ieren. Diese stell­ten sich schützend vor ihren Bus. Die sechs Polizeibeamten posi­tion­ierten sich in Nähe der Berlin­er Fans zwis­chen die bei­den Gruppen.

Stadt unter Polizeis­chutz ver­lassen
Erst nach einiger Zeit zogen sich die Recht­en allmäh­lich zurück. Unter Polizeibegleitung musste der Berlin­er Bus die Stadt ver­lassen. Wie durch ein Wun­der gab es bei der Attacke keine Verletzten.

Reak­tio­nen von Presse und Polizei
In einem Presse­bericht der “Märkischen Oderzeitung” über das Turnier wird der Angriff nicht erwäh­nt und lediglich die “tolle Kulisse” und der “würdi­ge Rah­men des Spek­takels” her­vorge­hoben. Dieser Umstand wird im Blog publikative.org kri­tisiert. (Ergänzung 30. Dezem­ber: Inzwis­chen ist ein län­ger­er Artikel zum The­ma erschienen.)

In ein­er Mel­dung der Polizei erscheint die rechte Ran­dale indes eher als wech­sel­seit­ige Auseinan­der­set­zung, bei der die Polizei “beschwichti­gend” ein­greifen musste. Immer­hin ist dort fest­ge­hal­ten, dass es die “FCV-Fans” waren, die den auswär­ti­gen Bus ange­grif­f­en haben.

Die Fan­abteilung von Ten­nis Borus­sia (“Aktive Fans”) hat sich mit­tler­weile zu Wort gemeldet. Gefordert wird eine “umfassende Aufk­lärung der skan­dalösen Vorfälle”.

Bedro­hungsszenario war der Polizei offen­bar vor­ab bekannt

Pikant ist, dass Ten­nis Borus­sia offen­bar schon im Vor­feld zu dem Gast­spiel in Frankfurt/Oder von der Berlin­er Polizei in Hin­blick auf eine mögliche Gefährdung hingewiesen wor­den ist. Dies ist aus der Fan­szene zu vernehmen.

Anscheinend gab es also eine eigentlich real­is­tis­che Gefahren­prog­nose der Polizei — und den­noch keine Präsenz vor Ort. Und selb­st nach den Notrufen der Berlin­er Fans trat sie ver­spätet und viel zu per­son­alschwach auf.

Der Ten­nis Borus­sia Fan­blog “Lila Kanal” kommentiert:

Ins­ge­samt sind die Sicher­heitsvorkehrun­gen als Skan­dal schlechthin zu beze­ich­nen: Um eine Sit­u­a­tion zu ver­mei­den, in der sich die TeBe-Anhänger sel­ber vertei­di­gen müssen, hat­te man bere­its im Vor­feld vehe­ment auf das durch den Anhang des FFC Vik­to­ria aus­ge­hende Gefahren­poten­zial hingewiesen. Auch die “Ein­satz­gruppe Hooli­gans” (EGH) der Berlin­er Polizei war im übri­gen zu der gle­ichen Ein­schätzung gekom­men (..). Umso über­raschen­der, dass dann in der Halle wed­er Berlin­er noch Frank­furter Sicher­heit­skräfte anwe­send waren, son­dern lediglich eine Secu­ri­ty, deren Mit­glieder ganz offen­sichtlich mit mehreren der Neon­azis per­sön­lich bekan­nt waren. Die angekündigte Polizeipräsenz fand also nicht nur nicht statt, son­dern das zuständi­ge Prä­sid­i­um in Frank­furt reagierte nicht ein­mal auf mehrere Anrufe, die von ein­er mas­siv­en Zus­pitzung der Sit­u­a­tion berichteten und dringlichst polizeiliche Unter­stützung anforderten. (..) Let­ztlich ist es nur dem besonnenen Han­deln der Tebe-Fans zu ver­danken, dass bis zum Erscheinen der Polizei nie­mand zu Schaden kam.

Frank­furter Naz­i­hools wer­den wieder aktiv­er
Seit einiger Zeit tritt die neon­azis­tis­che Fan­szene des FFC Vic­to­ria in Frank­furt wieder ver­stärkt in Erschei­n­ung. Zulet­zt gab es im Novem­ber Auss­chre­itun­gen und anti­semi­tis­che Sprechchöre beim Gast­spiel des SV Babels­berg 03 in Frank­furt. Ende Sep­tem­ber hat­ten Frank­furter Fans schon bei der Bah­nan­reise zu einem Spiel in Neu­rup­pin ran­daliert.

(Zu früheren Aktiv­itäten Frank­furter Naz­i­hools siehe einen älteren Beitrag der antifaschis­tis­chen Recherchegruppe Frankfurt/Oder.)

Inforiot