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Halt vor dem Friedhofstor

(Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg) Zwölf Jahre nach dem let­zten Auf­marsch ver­sam­melten sich wieder Recht­sex­trem­is­ten in Halbe. Zwar durften sie nicht, wie ursprünglich geplant, am Volk­strauertag marschieren. Also ver­legten sie ihre “Heldenge­denk­feier” um einen Tag nach vorn. Auch der Wald­fried­hof Halbe blieb ihnen ver­schlossen. Also hiel­ten sie ihre Kundge­bung auf dem Vor­platz. Außer­dem mussten sie strenge Aufla­gen beachten. 

Nach­dem die Erlaub­nis für die Ver­anstal­tung vor Gericht erstrit­ten wor­den war, fol­gten dem Aufruf des Ham­burg­er Neon­azi-Kaders Chris­t­ian Worch immer­hin 650 Recht­sex­trem­is­ten, über­wiegend Neon­azis, aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et. Rund 350 Gegen­demon­stran­ten aus dem linken Spek­trum standen ihnen gegenüber und protestierten laut­stark. Ein mas­sives Polizeiaufge­bot ver­hin­derte ein Aufeinan­dertr­e­f­fen der ver­fein­de­ten Lager. 

So unterblieben Auss­chre­itun­gen. Aber viele fra­gen sich: Müssen wir Neon­azi-Aufzüge hin­nehmen, nur weil sie nicht in Straftat­en enden? 

Wag­n­er und Smetana statt Trommelwirbel

Die Ver­botsver­fü­gung des Polizeiprä­sid­i­ums Frank­furt (Oder) war vom Ver­wal­tungs­gericht Frank­furt (Oder) mit Beschluss vom 10. Novem­ber aufge­hoben wor­den. Auch dem Wider­spruch hierge­gen vor dem Oberver­wal­tungs­gericht Frank­furt (Oder) war kein Erfolg beschieden. Die Recht­sex­trem­is­ten durften sich nur nicht auf dem Fried­hof­s­gelände sel­ber ver­sam­meln, denn das Ver­samm­lungsver­bot, das hier­für das Amt Schenken­länd­chen aus­ge­sprochen hat­te, hielt vor dem Ver­wal­tungs­gericht Cot­tbus stand. 

Die stren­gen Aufla­gen, keine Waf­fen, Trom­meln und Fack­eln mitzuführen, nicht in Springer­stiefeln aufzutreten, nicht im Gle­ich­schritt zu marschieren, wur­den von den Recht­sex­trem­is­ten einge­hal­ten. Sämtliche an die NS-Zeit erin­nernde Sym­bole mussten überklebt wer­den. Statt mar­tialis­chen Trom­mel­wirbels waren Klänge von Wag­n­er und Smetana zu hören. Die 38 Platzver­weise, die die Polizei erteilte, betrafen denn auch größ­ten­teils die linken Gegendemonstranten. 

40 Kränze jedoch, die Recht­sex­trem­is­ten vor dem Fried­hof ohne Erlaub­nis abgelegt hat­ten, wur­den unter Hin­weis auf die Abfal­lverord­nung entsorgt. 

Warum “Heldenge­denken” aus­gerech­net in Halbe?

Die Bedeu­tung des Wald­fried­hofs Halbe war schon The­ma unser­er Mel­dun­gen zum Volk­strauertag vor einem und vor zwei Jahren. Die wichtig­sten Fest­stel­lun­gen seien hier wiederholt: 

In dem Kessel von Halbe kamen in den let­zten Tagen des 2. Weltkrieges 22.000 deutsche Sol­dat­en und Zivilis­ten ums Leben. Halbe wurde zum Syn­onym für sinnlos­es Ster­ben. Nicht zu vergessen sind aber auch die Toten, der­er hier gle­ich­falls gedacht wird: die 57 hin­gerichteten Wehrma­chts­de­ser­teure, die 37 sow­jetis­chen Zwangsar­beit­er, die ermordet wur­den, und die etwa 6.000 Opfer im sow­jetis­chen Internierungslager Ketschen­dorf ganz in der Nähe. 

Schon die Nation­al­sozial­is­ten ver­fügten 1934 die Umbe­nen­nung des Volk­strauertages zum Gedenken der Toten des 1. Weltkrieges in “Heldenge­denk­tag” und bezo­gen die “Gefal­l­enen der Bewe­gung” gle­ich mit ein. Trauer wurde zunächst zu vor­bere­i­t­en­der Kriegs‑, später immer mehr zu Durch­hal­tepro­pa­gan­da per­vertiert. Am “Heldenge­denk­tag” 1940 präsen­tierte Hitler ganz im Sinne sein­er völkisch-kollek­tivis­tis­chen Weltan­schau­ung die Gefal­l­enen als Vor­bilder, die “bere­it waren, sich selb­st aufzugeben, um der Gemein­schaft das Leben zu erhalten”. 

Halbe und der so genan­nte “Heldenge­denk­tag” sind für Neon­azis fest miteinan­der verknüpft. Ihnen dienen die Aufmärsche zur Insze­nierung eines Totenkultes um die Gefal­l­enen, zur Verk­lärung und Hero­isierung des sinnlosen Selb­stopfers der let­zten Wehrma­chts- und SS-Ver­bände, die von fanatis­chen Offizieren für eine ver­lorene Sache ver­heizt wur­den. Die Wieder­bele­bung des nazis­tis­chen Unter­gangsmythos ist ein wichtiges Ele­ment in der Ver­her­rlichung des Nationalsozialismus. 

Weit­ere recht­sex­trem­istis­che Gedenkfeiern

Eben­falls am 15. Novem­ber legte eine kleine Abor­d­nung der “Deutschen Volk­sunion” (DVU) einen Kranz auf dem Sol­daten­fried­hof in Halbe ab. Dieser Akt, der ähn­liche Auftritte aus früheren Jahren wieder­holte, stand nicht im Zusam­men­hang mit dem Aufzug der Neonazis. 

Am Volk­strauertag selb­st sah man kleinere Grup­pen von Recht­sex­trem­is­ten bei Kranznieder­legun­gen an ver­schiede­nen Orten Bran­den­burgs. Etwa 25 Mit­glieder der “Nation­aldemokratis­chen Partei Deutsch­lands” (NPD) und des “Nationalen Bünd­niss­es Preussen” (NBP) hin­ter­ließen am Kriegerdenkmal in Teschen­dorf ein Gebinde. Eine etwa gle­ich große Zahl von Per­so­n­en, die sich dem “Nationalen Wider­stand Prig­nitz-Rup­pin” zurech­nen, tat des­gle­ichen am Kriegerdenkmal in Dos­sow. Der Lan­desvor­sitzende der NPD, Mario Schulz, legte auf dem Fried­hof in Witt­stock einen Kranz nieder. 

Halbe — eine Zwischenbilanz

War der Aufzug in Halbe nun ein Erfolg für die Neon­azis? Angesichts der starken Restrik­tio­nen — Zeit, Ort und Art der Ver­samm­lung waren nicht nach dem Geschmack aktion­sori­en­tiert­er Recht­sex­trem­is­ten — wohl nur eingeschränkt. Ander­er­seits ist es ihnen erst­mals seit zwölf Jahren wieder gelun­gen, in der Nähe des für sie so sym­bol­trächti­gen Ortes wieder präsent zu sein. Und so nimmt es nicht Wun­der, dass sie dies als Erfolg auf ihre Fah­nen schreiben. 

In ihrem Aufruf zum “Heldenge­denken 2003” hat­ten sie erk­lärt: “Halbe gilt als die let­zte für die Nationale Oppo­si­tion noch nicht ein­genommene Bas­tion”. Sie bezo­gen sich dabei auf Wun­siedel, wo sie ihre Rudolf-Heß-Gedenkmärsche nun schon seit zwei Jahren wieder abhal­ten kön­nen, da auch hier die Gerichte Ver­botsver­fü­gun­gen gekippt hat­ten. Nun also ist auch “die Bas­tion Halbe” gefall­en, tri­um­phieren die Neon­azis. Ihr mil­itärisch­er Jar­gon ver­rät, dass es ihnen gar nicht um ein Totenge­denken ging, son­dern um einen Sieg im poli­tis­chen Kampf. Freilich war es nur ein hal­ber Sieg, da ihrem Auftritt rechtlich enge Gren­zen gezo­gen waren. 

Solange sie aber bei weit­eren Aufzü­gen keine Geset­ze brechen und sich dazu an die behördlichen Aufla­gen hal­ten, wer­den sie von der Demon­stra­tions­frei­heit, die ihnen wie jed­er­mann der demokratis­che Rechtsstaat ein­räumt, Gebrauch machen kön­nen. Nur wenn der Geset­zge­ber das Ver­samm­lungsrecht änderte, also z. B. bes­timmte Orte unter beson­deren Schutz stellte, kön­nte ihnen ein Aufzug in Halbe dauer­haft ver­wehrt werden.

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Polizei, Ausländer/innen, Diskriminierung

28.–29.11.2003

Potsdam

Hochland-Tagungshaus

Guten­bergstraße 78

Auch in der Bran­den­burg­er Polizei existieren seit Jahren rechte Stim­mungen und Vor­be­halte gegen Ausländer/innen. Obwohl diese Tat­sache von Zeit zu Zeit etwa durch das Eingeständ­nis, in der eigens zur Bekämp­fung rechter Gewalt ein­gerichteten Polizeiein­heit MEGA fehle es eini­gen Kol­le­gen an der nöti­gen Iden­ti­fika­tion mit dem Auf­trag der MEGA oder nach den schw­eren Polizeiüber­grif­f­en gegen Vietnames/innen in Bernau kurz ins Blick­feld rückt, wer­den die gesellschaftlichen Ursachen kaum hinterfragt. 

Das Sem­i­nar soll die struk­turellen Bedin­gun­gen der Polizeiar­beit mit Ausländer/innen und die gesellschaftlichen Ursachen für Diskri­m­inierung und Vor­be­halte gegen Ausländer/innen in der Polizei untersuchen. 

Fre­itag, 28.11. 2003

18.00–18.45 Uhr

Anreise

18.45–19.00 Uhr

Ein­führung in das Seminar 

19.00–19.45 Uhr

Abend­brot

20 Uhr

Aus­län­der­beauf­tragte und poli­tis­che Bildung

Wirk­same Gegen­strate­gien gegen ras­sis­tis­che Ten­den­zen in der Polizei?

Har­ald Kli­er (Antidiskri­m­inierungsstelle Bran­den­burg im Büro der Aus­län­der­beauf­tragten des Lan­des Brandenburg) 

Sam­stag, 29.11. 2003

09.00–09.45 Uhr

Früh­stück

10.00–11.45 Uhr

Die Kon­struk­tion der kriminalpolitischen
Kat­e­gorie Ausländer

Prof. Wolf Dieter Narr
(Komi­tee für Grun­drechte u. Demokratie)

12.00–13.00 Uhr

Mittagessen 

13.00–15.00 Uhr

Ras­sis­mus und Kriminalstatistik

Prof. Wolf Dieter Narr (Komi­tee für Grun­drechte u. Demokratie) 

15.15–15.45 Uhr

Kaf­feep­ause

16.00–18.00 Uhr

Der Fall Bernau

Die Polizeiüber­griffe gegen Viet­namesin­nen und ihre Folgen

Petra Schla­gen­hauff (Recht­san­wältin, Berlin) 

18.30–19.30 Uhr

Abendbrot


Anmel­dung, Infos: 

Polizeikontrollstelle

Ini­tia­tive zur Stärkung
der Grund- und Bürgerrechte
gegenüber der Polizei

Lin­den­straße 47

14467 Potsdam

Tel. 280 50 83

Fax: 237 02 72

www.polizeikontrollstelle.de

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Zweierlei Gedenken in Erkner

(Antifa Erkn­er) An ein­er antifaschis­tis­chen Kundge­bung anlässlich des 65. Jahrestages der Reich­s­pogrom­nacht nah­men am Son­ntag um 11 Uhr etwa 50 Per­so­n­en teil. Aufgerufen hat­ten die örtliche PDS, die Jun­gen Liste für Erkn­er und die Antifa Erkn­er. In Rede­beiträ­gen der Antifa und der PDS wurde den Opfer der Reich­s­pogrom­nacht und der Shoa gedacht. Die Red­ner­in der Antifa kri­tisierte den all­ge­gen­wär­ti­gen Anti­semitismus in Deutsch­land und die falsche Aus­rich­tung der Erin­nerungskul­tur. So wür­den Gedenksteine für deutsche Sol­dat­en, die im Zweit­en Weltkrieg star­ben aufgestellt, wie z.B. in Mark­graf­pieske bei Fürsten­walde aber auch in Erkn­er selb­st. Damit werde an deutsche Sol­dat­en als Opfer gedacht, aber aus­ge­blendet, das diese Sol­dat­en Teil eines Feldzuges gegen die halbe Welt und die Juden waren. 

Der Bürg­er­meis­ter Jochen Kirsch (SPD) hat­te zum „Stillen Gedenken“ um 10 Uhr ein­ge­laden, zu dem etwa 15 Per­so­n­en kamen und Kränze nieder­legten. Die Teil­nehmer bestanden zum größten Teil aus Mit­glieder der lokalen SPD und dem Bürg­er­meis­ter. Zuvor hat­te er sich geweigert, das „Stille Gedenken“ mit der antifaschis­tis­chen Kundge­bung zusam­men­zule­gen, ver­mut­lich weil die Antifa zu den Mitver­anstal­tern gehörte. 

Das Herr Kirsch mit der Antifa nichts zu tun haben will, machte er schon anlässlich eines NPD-Wahlkampf­s­tandes am 15. Okto­ber deut­lich, als er sich lieber mit Klaus Beier (NPD-Press­esprech­er) unter­hielt, als Gege­nak­tiv­itäten zu unterstützen.

In Folge dieses NPD-Standes äußerte er, mehr Angst vor der Antifa als vor den Nazis zu haben. Die hät­ten auch wenig­sten nicht die schöne Kaufhalle mit antifaschis­tis­chen Sprüchen beschmiert. 

Unbe­grei­flich war für viele der Kundge­bung­steil­nehmer der Auf­druck des Gedenkkranzes des Bürg­er­meis­ters und der Stadt Erkn­er, auf denen der Opfer der „Reich­skristall­nacht“ gedacht wird. Dieser Begriff ist von den Nation­al­sozial­is­ten selb­st geprägt wor­den und eine ver­harm­losende Umschrei­bung für die geschehenen Gräueltat­en an diesem Tag.

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Gedenktafel für deutsche Soldaten in Erkner eingeweiht

(Antifa Erkn­er) Am Sam­stag dem 15.11. wurde auf dem Fried­hof in Erkn­er zwei bronzene Gedenkplat­ten für 141 Wehrma­chts-Sol­dat­en aus Erkn­er eingewei­ht, die in Litauen, Polen, Rus­s­land, etc. ums Leben kamen. 

Der 80-jährige Otto Rill und sein Neffe Jörg Rin­tisch (Stadtverord­neter der CDU) hat­ten Anfang diesen Jahres ein Spendenkon­to ein­gerichtet und um Spenden gebeten. Es kamen mehr als 7.200 Euro zusam­men. An der Ein­wei­hungs­feier nah­men etwa 40 meist ältere Per­so­n­en, teil, darunter die bei­den genan­nten Ini­tia­toren, der Bürg­er­meis­ter Jochen Kirsch und der Bun­destagsab­ge­ord­nete aus Erkn­er Jörg Vogel­sänger (SPD), der auch eine Rede hielt. Außer­dem waren etwa acht jugendliche Recht­sradikale anwe­send, was die anderen Teil­nehmer nicht zu stören schien. 

Auf zwei Kränzen stand „Die Toten mah­nen die Leben­den zum Frieden“ und „Im stillen Gedenken – 35 Berlin“. 

Nach Angaben der MOZ wur­den in der Nacht zu Son­ntag die niedergelegten Kränze von Unbekan­nten entfernt. 

Erin­nerung an die Kriegstoten

(MOZ, 17.11.03) Erkner/Jänickendorf/Fürstenwalde. Mit zahlre­ichen Kranznieder­legun­gen haben die Men­schen in der ganzen Region am gestri­gen Volk­strauertag der Toten der bei­den Weltkriege gedacht. In Erkn­er wurde schon am Sonnabend eine Grab­plat­te enthüllt, auf der die Namen der Erkn­er­an­er Sol­dat­en ste­hen, die im Zweit­en Weltkrieg star­ben. In Jänick­endorf wurde eine neue Gedenk­tafel enthüllt. In Fürsten­walde wur­den wieder Kränze auf dem Wald­fried­hof an der Hegel­straße niedergelegt sowie im Gedenkhain in Süd. Dort hat­te die Ini­tia­tiv­gruppe “Lager Ketschen­dorf” eingeladen. 

Zwei Grab­plat­ten auf dem Fried­hof erin­nern jet­zt an 141 Erkn­er­an­er, die im Zweit­en Weltkrieg star­ben. Die Wehrma­cht-Sol­dat­en teilen alle das gle­iche Schick­sal: Ihre Grab­stellen sind unbekan­nt oder befind­en sich im Aus­land. Die Gedenkstätte mit den Namen­szü­gen geht auf eine Ini­tia­tive des Erkn­er­an­er Otto Rills und seinem Nef­fen Jörg Rin­tisch zurück. Am Sonnabend wurde sie mit ein­er stillen Feier eingeweiht. 

Vor den mit einem weißen Tuch bedeck­ten Grab­plat­ten liegt ein Kranz mit weißen und roten Rosen. Auf dem Weg dahin­ter ste­hen an diesem Novem­ber-Vor­mit­tag die Gäste, über­wiegend Ange­hörige. So wie Otto Rill selb­st. Auch sein Brud­er kam nicht aus dem Krieg zurück. “Mit ein­er Gedenkstätte kann man men­schlich­es Leid nicht ungeschehen machen, aber man kann daran erin­nern”, sagt der Bun­destagsab­ge­ord­nete Jörg Vogel­sänger zu den gut 60 Besuch­ern. “Mit dem Gedenken an ihr Leid, an das Leid ihrer Fam­i­lien wollen wir ein Zeichen setzen.” 

Kurz darauf redet Jörg Rin­tisch, der Neffe Otto Rills. “Es war nach dem Krieg doch herzzer­reißend, als viele nicht wussten, wo die let­zte Ruh­estätte der Ange­höri­gen war”, sagt der Bestat­tung­sun­ternehmer. Er freut sich über die zahlre­ichen Spender für die Grab­plat­ten. “Und mein per­sön­lich­er Dank geht an meinen Onkel Otto”, sagt er sichtlich gerührt. 

Wie ein Film sei es gewe­sen, was in diesem Moment in seinem Kopf abge­laufen ist, sagt Jörg Rin­tisch später: “Es war die Erin­nerung an den Moment als mein Onkel vor dem Grab seines Brud­er in Rus­s­land kni­ete.” Gemein­sam mit ihm war er im Jahr 2002 nach St. Peters­burg gereist, auf den Sol­daten­fried­hof in Sologubowka, auf den auch der Brud­er Otto Rills umge­bet­tet wurde. Dort kam den bei­den auch die Idee für die Grab­plat­te mit den Namen der Gefall­en, die nicht nach Erkn­er zurück kehrten. Sie sam­melten Spenden — bin­nen eines Jahres mehr als 7200 Euro. So teuer waren die bei­den Gran­it­pult­steine mit dem Kun­st­guss der 141 Namen. “Jed­er soll hier kün­ftig seine Blu­men nieder­legen kön­nen”, sagt Otto Rill heute und sein Neffe ergänzt: “Ger­ade vor dem Volk­strauertag kön­nen die Ange­höri­gen an diesem Platz eine Gedenkminute verbringen.” 

Zahlre­iche Blu­men wer­den niedergelegt. Und so manch ein­er bedankt sich bei Otto Rill. “Gestern wäre mein Brud­er Mar­tin 77 Jahre alt gewor­den”, sagt etwa Anneliese Brun­zel. Nun habe sie eine echte Stelle des Gedenkens. Auch Heim­gard Kühne erin­nert sich hier an ihren Vater Erich und dessen Brud­er Franz. Den Schriftzug am Ende der Bronzetafel find­et sie richtig. “Die Toten mah­nen die Leben­den zum Frieden”, ste­ht dort. 

Mis­sklang danach: In der Nacht zum Son­ntag schlu­gen Van­dalen zu, entwen­de­ten zwei Kränze und Sträuße. Wie die Polizei gestern mit­teilte, wur­den sie an ander­er Stelle am Nach­mit­tag wieder gefunden. 

In Jänick­endorf wurde eine Gedenk­tafel mit den Namen der Jänick­endor­fer Opfer des Zweit­en Weltkriegs enthüllt. Dazu musste die gesamte Anlage umgestal­tet wer­den. Bish­er gab es dort eine ähn­liche Tafel, die noch mit den Worten “Zum ehren­den Gedenken Unser­er Helden” verse­hen ist. Sie war schon vor dem Zweit­en Weltkrieg aufgestellt wor­den, über Jahrzehnte ver­schwun­den und ste­ht seit Anfang der 90er Jahre wieder da. Ort­steil-Bürg­er­meis­ter Nor­bert Jung­bluth ini­ti­ierte nun die Tafel mit den Namen der Tofen des Zweit­en Weltkriegs. Sie trägt die Inschrift “Den Toten zur Ehre — Den Leben­den zur Mah­nung”. Um sie aufzustellen, musste die andere Tafel ver­set­zt wer­den, so dass gestern noch ein­mal bei­de Tafeln enthüllt wurden. 

Weit­ere Gedenkver­anstal­tun­gen zum Volk­strauertag gab es unter anderem in Fürsten­walde, Bad Saarow und Rüdersdorf. 

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Stolpersteine für Neuruppin

Von Nazis ermordet: Neu­rup­pin ver­lor seine jüdis­chen Mit­bürg­er und ein Stück Geschichte – seit gestern kommt die Erin­nerung zurück 

NEURUPPIN/ALT RUPPIN „Hier wohnte Edith Frank, geborene Anker, Jahrgang 1914, deportiert 1943, ver­schollen in Auschwitz.“ Manche Neu­rup­pin­er erin­nern sich noch an das Mäd­chen, mit dem sie spiel­ten und das Nach­hil­fe­un­ter­richt gab. Seit gestern ist die Erin­nerung nicht nur in den Köpfen, son­dern auch im Pflaster. 

Gestern, 10 Uhr: Auf Neu­rup­pins Schulplatz tre­f­fen zwei Wel­ten aufeinan­der. Nach zehn Tagen Amüse­ment bauen die Besitzer von Riesen­rad und Geis­ter­bahn ihre Fahrgeschäfte ab. Der Rum­mel ist vor­bei. Zur sel­ben Zeit ste­ht eine größere Gruppe vor dem Café Schröders und ist Zeuge ein­er im Land Bran­den­burg bis­lang ein­ma­li­gen Aktion des Erin­nerns. Der Köl­ner Kün­stler Gunter Dem­nig bud­delt einige Steine aus dem Pflaster, um sie gegen in Mess­ing gehauene Geschichte auszu­tauschen. Stolper­steine hat der Köl­ner Kün­stler sein Pro­jekt genan­nt, bei dem an Men­schen vor ihrem let­zten Zuhause erin­nert wird, bevor sie die Nazis einkerk­erten, erschossen, ver­gas­ten. In 25 Städten sind bere­its mehr als 3000 dieser mit Mess­ing beschla­ge­nen Steine samt der weni­gen Angaben über das ungewisse Schik­sal der ein­sti­gen Mit­bürg­er und Nach­barn ver­legt worden. 

Neu­rup­pin ist nach Zwick­au und Schnee­berg erst die dritte ost­deutsche Stadt, die auf diese Weise Geschichte schreibt. Den Anstoß dafür gaben Jugendliche, die sich daran stießen, dass am 9. Novem­ber 2002 – dem Gedenk­tag an die Reich­s­pogrom­nacht 1938 – im Café Schröders ein munteres Konz­ert stattfand. 

Das Gebäude gehörte einst einem jüdis­chen Kauf­mann und beherbergte das Kaufhaus Anker. Kurze Zeit später fand die Neu­rup­piner­in Katha­ri­na Motschmann einen Hin­weis aut das Pro­jekt Stolper­steine. Monate der Vor­bere­itung und des Spenden­sam­melns vergin­gen, bis Dem­nig gestern die zehn mal zehn Zen­time­ter großen Steine verlegte. 

3000 Mess­ing­plat­ten bedruck­ten, 3000 Steine ver­legen – stumpft der Kün­stler da bei der Arbeit ab? Dem­nig verneinte. „Es sind immer wieder neue Schick­sale. Manch­mal wird es zur Rou­tine. Dann kommt wieder ein Stein für einen Men­schen mit dem Geburt­s­jahr 1940 oder 1941. Das deprim­iert, da wird einem schlecht bei.“ 

Was dem Köl­ner auch immer wieder Kraft gibt: Das Erin­nerung­spro­jekt lebt nur von Spenden, er verzichtet bewusst auf städtis­che Mit­tel. Und erst fünf Steine, davon wurde ein­er zer­schla­gen, musste er erset­zen. Oft­mals kommt er bei sein­er Arbeit mit Men­schen ins Gespräch. Gestern war es eine Neu­rup­piner­in, Jahrgang 1926, die sich spon­tan für die Erin­nerungsar­beit inter­essierte: „Da darf man nicht lock­er lassen!Man muss immer wieder an die Geschichte erinnern!“ 

Es war bere­its dunkel, als neben der Alt Rup­pin­er Kirche der vor­erst let­zte Stein seinen Platz fand. Im Gotte­shaus berichtet Dem­nig vor rund 70 Zuhör­ern davon, dass er seit zehn Jahren nicht nur Stolper­steine ver­legt, son­dern ihm solche auch in den Weg gelegt wer­den. Zum Beispiel in Köln: Drei Jahre dauerte es, ehe 17 Genehmi­gungs-Instanzen über­wun­den waren. Und der Anwalt eines Haus­be­sitzers argu­men­tierte: Die Steine „stellen eine ganz erhe­bliche Erschw­er­nis im Fall des Verkaufs oder der Ver­mi­etung der Woh­nun­gen dar.“ 

Pfar­rer Heinz Joachim Karau fand in der Kirche die passenden Worte: „Gott sei Dank haben wir eine Stelle, zehn mal zehn Zen­time­ter groß, wo wir unser heili­gen Pflicht, diese Wunde offen zu hal­ten, gerecht wer­den. Ich glaube, es ist ein wichtiger Tag für Neuruppin.“ 

Stolper­steine in Neuruppin

Am 17.November 2003 wur­den in Neu­rup­pin die ersten Stolper­steine zum Gedenken an die Opfer des zweit­en Weltkriegs verlegt. 

Stolper­steine, sind eine Erfind­ung von dem Kün­stler Gunter Dem­nig. Er startete mit diesem Pro­jekt vor 10 Jahren und hat, in Köln ange­fan­gen, schon mehrere Städte mit sein­er Kun­st den Opfern des Faschis­mus zu mehr Aufmerk­samkeit ver­holfen. Die Stolper­steine beste­hen aus Pflaster­steine, die mit ein­er Mess­ing­plat­te verse­hen sind, auf der der Name, das Geburts- und Sterbe­da­tum, die Wohnadresse und der Ort, bzw. die Todesur­sache der Opfer ein­graviert sind. Sie wer­den vor den Häusern zwis­chen die Pflaster­seine geset­zt, in denen die Ver­fol­gten lebten. Mit diesen Stolper­steinen, will der Kün­stler diese Men­schen aus der Anonymität holen. 

Erst­mals wurde nun in Bran­den­burg eine Stadt mit solchen Steinen verse­hen. Aber längst nicht wur­den alle benan­nt und deswe­gen ist dieses Pro­jekt damit nicht abgeschlossen, son­dern wird ver­sucht weit­er zu führen. Denn die Nach­forschun­gen sind noch nicht voll­ständig. Und bemerkenswert ist, dass schon nach fün­fzig Jahren so viele Dinge nicht mehr nach geschaut wer­den kön­nen, da Unter­la­gen unvoll­ständig sind. 

Etwa 100 Men­schen haben an der let­zten Stein Set­zung teilgenom­men und an der darauf fol­gen­den Ver­anstal­tung teilgenom­men. Ins­ge­samt wur­den bis jet­zt neun solch­er Steine in den Bürg­er­steig ein gebet­tet. Die in Zukun­ft die blinde Bevölkerung zum Nach­denken anre­gen und aufweck­en soll. 

Nie wieder Krieg! 

Nie wieder Faschismus!

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700 Nazis demonstrierten

Ver­höh­nung der Opfer des Faschismus

Erst­mals seit zwölf Jahren durften Neon­azis auf dem Sol­daten­fried­hof in Halbe wieder ihre »Helden« ehren

(Junge Welt, Andreas Sieg­mund-Schultze) Bun­desweit gedenken Neo- und Alt­nazis jedes Jahr zum »Volk­strauertag« der »gefal­l­enen deutschen Sol­dat­en bei­der Weltkriege«. Höhep­unkt der braunen Zer­e­monien war am Sam­stag ein vom Ham­burg­er Neon­azikad­er Chris­t­ian Worch ange­führter Auf­marsch unter dem Mot­to »Ruhm und Ehre dem deutschen Frontsol­dat­en« durch das südlich von Berlin gele­gene Halbe. Rund 400 Recht­sex­treme, vor­wiegend Mit­glieder der »Freien Kam­er­ad­schaften«, waren mit Bussen, Pkw und Bahn nach Halbe gekom­men. Der Neon­azi­auf­marsch war erst­mals seit 1991 wieder genehmigt wor­den. Dem Ver­wal­tungs­gericht Frankfurt/Oder reichte dafür offen­bar der Umstand, daß die Demon­stra­tion nicht für den »Volk­strauertag« selb­st, also für Son­ntag angemeldet wor­den war. Zeit­gle­ich nah­men rund 250 Men­schen an ein­er von antifaschis­tis­chen Grup­pen ini­ti­ierten Gegenkundge­bung teil. 

Im April 1945 waren ins­ge­samt 40 000 Sol­dat­en von Rot­er Armee und Wehrma­cht, Zwangsar­bei­t­erin­nen und Zwangsar­beit­er und Zivilis­ten bei der Kesselschlacht in den Wäldern um den bran­den­bur­gis­chen Ort umgekom­men. Hitlers Gen­eräle opfer­ten Zehn­tausende, obwohl sie wußten, daß der Krieg längst ver­loren war. Sol­dat­en, die wenige Tage vor Kriegsende bei Halbe im Ver­dacht standen, desertieren zu wollen, wur­den hin­gerichtet. 57 von ihnen liegen auf dem Hal­ber Fried­hof begraben – wie auch Tausende Zwangsarbeiter. 

Red­ner der antifaschis­tis­chen Kundge­bung am Sonnabend kri­tisierten das Vorge­hen der örtlichen Behör­den. Eine antifaschis­tis­che Demon­stra­tion war eben­so wie eine Ehrung ukrainis­ch­er Zwangsar­bei­t­erin­nen und Zwangsar­beit­er von den Behör­den ver­boten wor­den. Eine Mah­nwache für die Wehrma­chts­de­ser­teure auf dem Fried­hof, die Lud­wig Bau­mann, Vor­sitzen­der der Bun­desvere­ini­gung Opfer der NS-Mil­itär­jus­tiz, angemeldet hat­te, wurde mit der Begrün­dung nicht zuge­lassen, daß der Antrag dafür zu spät gestellt wor­den sei. 

Die Neon­azis zogen am Sam­stag nach ein­er rund zweistündi­gen Kundge­bung auf dem Hal­ber Bahn­hofsvor­platz durch den Ort zum Sol­daten­fried­hof. Aus der gesamten Bun­desre­pub­lik waren sie angereist, viele wur­den von den rund 1200 einge­set­zten Polizis­ten wieder zurückgeschickt. 

Eine Beschw­erde des Polizeiprä­sid­i­ums gegen die Genehmi­gung des Aufzuges durch das Frank­furter Ver­wal­tungs­gericht war am Fre­itag vom Oberver­wal­tungs­gericht abgelehnt wor­den, der Auf­marsch wurde jedoch mit zahlre­ichen Aufla­gen belegt. So durften die Neon­azis keine Fack­eln mit­führen und nicht im Gle­ich­schritt marschieren. Eben­so war die Parole »Ruhm und Ehre der Waf­fen-SS« unter­sagt. Und auch die Recht­en durften den Fried­hof nicht betreten. 

Rechter Auf­marsch

(TAZ) 700 Neon­azis demon­stri­eren am Sol­daten­fried­hof in Halbe. Polizei hält 400
Gegen­demon­stran­ten auf Distanz
Beim ersten Neon­azi-Auf­marsch am Wald­fried­hof Halbe, südlich von Königs
Wuster­haussen, seit 1991 hat am Sonnabend ein starkes Polizeiaufge­bot 700
Recht­sex­trem­is­ten von rund 400 Gegen­demon­stran­ten getren­nt. Im Umfeld des größten
deutschen Sol­daten­fried­hofs seien 38 Platzver­weise aus­ge­sprochen wor­den, davon
32 an linke Gegen­demon­stran­ten, sagte Polizeis­prech­er Peter Sal­en­der. Die
rechte Kundge­bung wurde kurzfristig von dem 68-jähri­gen The­olo­gen, ehemaligen
PDS-Bun­destagsab­ge­ord­neten und früheren Rek­tor der Berliner
Hum­boldt-Uni­ver­sität, Hein­rich Fink, und eini­gen Gle­ich­gesin­nten mit “Mörder”-Rufen
unter­brochen. Die Polizei wertete den mas­siv­en Ein­satz mit rund 1.200 Beamten und ihre
Tak­tik, rechte und linke Demon­stran­ten auseinan­der zu hal­ten, als Erfolg. 

Der Neon­azi-Auf­marsch war am Vortag vom Oberver­wal­tungs­gericht Frankfurt
(Oder) erlaubt wor­den. Die Richter hat­ten die Beschw­erde des Polizeipräsidiums
Frank­furt gegen die Aufhe­bung des ver­hängten Ver­samm­lungsver­botes in der
Vorin­stanz abgelehnt. Laut Gerichts­beschluss war den Recht­sex­trem­is­ten das
Betreten des Fried­hofs nicht gestattet. 

Schön­bohm will braunem Spuk ein Ende bereiten

700 Neon­azis zogen durch Halbe — jet­zt will der Innen­min­is­ter das
Ver­samm­lungsrecht ändern

(Berlin­er Zeitung, Katrin Bischoff) HALBE. “Es sind trau­rige, arm­selige Gestal­ten. Und es ist unerträglich, dass
diese Leute vielle­icht das Bild Deutsch­lands im Aus­land prä­gen.” Das sagte
Innen­staatssekretär Eike Lan­celle angesichts der rund 700 Neon­azis, die am
Sonnabend erst­mals nach zwölf Jahren wieder durch die Gemeinde Halbe
(Dahme-Spree­wald) ziehen durften. Lan­celle war am Sonnabend zusam­men mit Winfriede
Schreiber, der Präsi­dentin des Polizeis­prä­sid­i­ums Frank­furt (Oder), nach Halbe
geeilt, wohl auch um ein poli­tis­ches Sig­nal zu setzen.
1 200 Polizis­ten im Einsatz 

Ver­wal­tungsrichter hat­ten die Demon­stra­tion der Recht­sex­trem­is­ten zum dort
gele­ge­nen größten deutschen Sol­daten­fried­hof genehmigt. “Ich respek­tiere zwar
die Entschei­dung der Gerichte”, sagte Lan­celle. Aber nun müsse sich die
Poli­tik stark machen, um der­ar­tig unerträgliche Umzüge in Zukun­ft zu verhindern.
So wolle sich Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) in der kom­menden Woche in der
Innen­min­is­terkon­ferenz mit seinen Kol­le­gen ver­ständi­gen. Ziel sei es, das
Ver­samm­lungsrecht so zu ändern, dass recht­sex­trem­istis­che Aufmärsche an
markan­ten Orten wie etwa Halbe für immer unter­bun­den wer­den könnten. 

Wenige Minuten, nach­dem sich Lan­celle so geäußert hat­te, wur­den dem
ehe­ma­li­gen PDS-Bun­destagsab­ge­ord­neten und früheren Rek­tor der Berliner
Hum­boldt-Uni­ver­sität, Pro­fes­sor Hein­rich Fink, sowie ein­er Lehrerin und einem jungen
Mann
durch Polizis­ten Platzver­bot aus­ge­sprochen. Sie hat­ten bei der Kundge­bung der
Recht­en vor den Toren des Sol­daten­fried­hofs, bei der die Neon­azis den Kampf
von Wehrma­cht und Waf­fen-SS ver­her­rlicht­en, laut­stark mit “Mörder-Rufen” gegen
den braunen Auf­marsch protestiert. “Es ist ein Skan­dal, dass diese Leute
durch Halbe ziehen dür­fen”, sagte der 68-jährige Fink. Zuvor hat­ten zahlreiche
Teil­nehmer ein­er linken Gegen­demon­stra­tion ver­sucht, zum Soldatenfriedhof
vorzu­drin­gen, um das “Heldenge­denken” und die gewaltver­her­rlichen­den Ansprachen
alter und neuer Nazis zu stören. Sie wur­den jedoch von der Polizei
aufgehalten. 

Rund 1 200 Polizis­ten aus Bran­den­burg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern,
Sach­sen und Thürin­gen waren im Ein­satz, um eine Eskala­tion der Gewalt zwis­chen den
Neon­azis und den etwa 350 Gegen­demon­stran­ten zu unterbinden. “Ich bin mit
der Arbeit der Beamten zufrieden”, sagte Polizeipräsi­dentin Schreiber später.
“Es war wichtig, sicherzustellen, dass die Recht­en nicht auf den Friedhof
kamen.” Auch wur­den die anderen Aufla­gen, unter denen das Gericht die
Neon­azi-Demon­stra­tion genehmigt hat­te, kon­trol­liert. So durften die teils kahl
geschore­nen Teil­nehmer keine Waf­fen, Fack­eln und Trom­meln mit­führen. Gleichschritt
sowie das Tra­gen von Springer­stiefeln waren unter­sagt. SS‑, SA- und andere
Nazi-Sym­bole mussten auf Kranzschleifen oder Tätowierun­gen überklebt werden. 

Zwei Stun­den lang kon­nten die Män­ner und Frauen mit der braunen Gesinnung
unge­hin­dert durch Halbe ziehen — unter den Klän­gen von Wag­n­er und Smetana. Am
Ende des Tages resümierte die Polizei, dass es lediglich kleinere
Zwis­chen­fälle gegeben habe. “38 Mal erteil­ten wir Platzver­weise”, sagte Polizeisprecher
Peter Salender. 

Als völ­lig unakzept­abel beze­ich­nete Andreas Schus­ter, Lan­desvor­sitzen­der der
Gew­erkschaft der Polizei (GdP), den Auf­marsch der Neon­azis und den daraus
resul­tieren­den Polizeiein­satz. “Es ist schlimm, wie viele polizeiliche Kräfte
hier gebun­den wur­den, nur um diese Rech
tsex­tremen zu schützen”, sagte er.
Dabei hätte die Polizei genug andere Sachen in Bran­den­burg zu tun. 

Auch nach Schus­ters Ansicht müsste das Ver­samm­lungsrecht schnellstens
geän­dert wer­den, damit der jährlich wieder in die Schlagzeilen kom­mende braune Spuk
in Halbe ein für alle­mal ver­hin­dert wer­den könne. “Wenn der Innen­min­is­ter in
diese Rich­tung vorstoßen will, dann hat er unsere volle Unterstützung”,
sagte der GdP-Landeschef. 

Halbe: Keine Zwis­chen­fälle beim Neonazi-Aufmarsch

(MOZ) Halbe (dpa) Rund 400 Men­schen haben am Sonnabend gegen einen Auf­marsch von
700 Neon­azis am größten deutschen Sol­daten­fried­hof in Halbe demon­stri­ert. Die
Polizei, die mit 1200 Beamten einen möglichen Zusam­men­stoß verhinderte,
sprach einige Platzver­weise aus und stellte vere­inzelte verfassungsfeindliche
Sym­bole sich­er, wie ein Sprech­er im Anschluss mit­teilte. Der erste Auf­marsch seit
1990 und 1991 war nur unter Aufla­gen vom Oberver­wal­tungs­gericht in Frankfurt
(Oder) genehmigt worden. 

 

Es hat­te am Vortag die Beschw­erde des Polizeiprä­sid­i­ums gegen die Aufhebung
des Ver­samm­lungsver­botes durch die Vorin­stanz abgelehnt. Die
Recht­sex­trem­is­ten durften den Fried­hof selb­st nicht betreten, nicht im Gleichschritt
marschieren und keine Trom­meln, Fack­eln, Musikin­stru­mente oder anderen
sym­bol­trächti­gen Gegen­stände mitführen.
Auf dem Fried­hof sind rund 22 000 Sol­dat­en und Zivilis­ten bestat­tet, die
während ein­er der let­zten großen Kesselschlacht­en des Zweit­en Weltkrieges im
Früh­jahr 1945 ums Leben kamen.

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Kontrollen an den Szene-Treffpunkten

Nicht erst seit gestern ist der Polizei das Prob­lem bekan­nt: Rechtsradikale
scheinen für ihre Tre­f­fen an der Gemeinde Plessa Gefall­en zu finden.
Doch damit es gar nicht erst zu Ver­anstal­tun­gen der recht­en Szene in Plessa
kommt, waren auch an diesem Woch­enende Beamte im Ein­satz, um Kontrollen
durchzuführen. Man konzen­tri­erte sich dabei auf die bekan­nten Tre­ff­punk­te in
Plessa am Kul­turhaus und in der Bahn­hof­s­traße, in Merz­dorf und in Elsterwerda,
hieß es von der Polizei. Ein­schre­it­en mussten die Beamten nir­gends. Alles war
ruhig, keine Ver­anstal­tun­gen oder wie auch immer getarnte Tre­f­fen wurden
festgestellt. 

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Verbot rechter CDs beantragt

Das Pots­damer Innen­min­is­teri­um hat ein Ver­bot für weit­ere acht Musik-CDs mit
recht­sex­trem­istis­chem Inhalt beantragt.
Die Gesellschaft müsse in der Auseinan­der­set­zung mit dem Rechtsextremismus
kon­se­quent bleiben, betonte Vize-Regierungschef und Innen­min­is­ter Jörg
Schön­bohm (CDU) gestern in diesem Zusammenhang. 

Der Antrag bei der Bun­de­sprüf­stelle für jugendge­fährdende Medi­en auf so
genan­nte Indizierung richtet sich gegen Scheiben gewaltver­her­rlichen­den und
ras­sis­tis­chen Inhalts. Sie waren über­wiegend Ende Juli bei ein­er Hausdurchsuchung
in der Region des Nuthe-Urstrom­tal im Land­kreis Tel­tow-Fläming beschlagnahmt
worden. 

Nach Min­is­teri­um­sangaben hat das Lan­deskrim­i­nalamt seit Jahres­be­ginn bereits
16 Musik-CDs, eine CD-ROM und ein Druck­w­erk zur Auf­nahme in den Verbotsindex
weit­ergeleit­et. Im ver­gan­genen Jahr war das in neun Fällen beantragt worden.

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Abschied von der Grenze

Schwedt — Die “Uck­er­mark” ist bere­its an den Zoll auf der Insel Film
verkauft. Die “Mescherin”, die gegen­wär­tig noch mit 60 Knoten wasserdüsengetrieben
durch die niedrig­sten Ufer­gewäss­er der Oder fährt, wird ihren Dienst künftig
im Oder­haff tun. Auf dem Gren­zfluss wür­den bald keine Boote des deutschen
Zolls mehr zu find­en sein, sagt die Vorste­herin des Haupt­zol­lamtes Schwedt,
Chris­tine Schiller. Der Zoll in der Uck­er­mark nimmt langsam Abschied von den
Auf­gaben, die mit dem Beitritt Polens zur EU am 1. Mai kom­menden Jahres nicht mehr
gefragt sein werden. 

Die Zol­lkom­mis­sari­ate in Gartz und Oder­berg, die par­al­lel zum
Bun­des­gren­zschutz die Oder­lin­ie sicherten und Men­schen- sowie Zigaret­ten­schmug­gler im
Visi­er hat­ten, wird es nicht mehr geben. Eben­so zieht sich der Zoll von den
Gren­zübergän­gen der Region zurück. Das Haupt­zol­lamt Schwedt wird zum 1. Mai 2004
aufgelöst. “Das heißt aber nicht, dass die Uck­er­mark uns los wird”, sagt
Schiller. “Es wer­den weit­er­hin mobile Kon­troll­grup­pen im Hin­ter­land unter­wegs sein.
Und es gibt dann eine starke Gruppe für den Kampf gegen Schwarzarbeit, die
in Schwedt sta­tion­iert wird.” 

Darüber hin­aus will das Bun­de­samt für Finanzen in der Oder­stadt eine
Außen­stelle für die Bear­beitung von Besoldungs‑, Bewil­li­gungs- und
Umsatzs­teuerver­fahren eröff­nen. Dort sollen die Beamten eine neue Tätigkeit finden,
die beim
Zoll nicht mehr gebraucht wer­den. Vom Gren­za­uf­sichts­di­enst beispielsweise
wer­den Zöll­ner sich kom­plett ver­ab­schieden. Die Überwachung der Gren­ze mit
Jet-Booten und Wärme­bild­kam­eras auf der Suche nach Men­schen- und
Zigaret­ten­schmug­glern durch die Zöll­ner gehört ab Mai der Ver­gan­gen­heit an. 

Nicht aber die Kon­trollen der Reisenden nach mit­ge­bracht­en Spir­i­tu­osen oder
Zigaret­ten. Zwar wird nicht mehr an den Übergän­gen kon­trol­liert. Reisende
müssten sich jedoch darauf ein­stellen, dass Zöll­ner sie im Hinterland
her­auswinken, sagt die Zol­lvorste­herin. Die Reise­freimen­gen­verord­nung des Bun­des, die
den Reisenden die Mit­nahme von ein­er Stange Zigaret­ten und einem Liter Schnaps
erlaubt, bleibt zunächst in Kraft. 

Erst wenn Polen ähn­lich hohe Tabak­s­teuern erhebt wie Deutsch­land, wird der
Han­del freigegeben. “Bis es an der deutsch-pol­nis­chen Gren­ze so ist wie
beispiel­sweise an der Gren­ze zu Frankre­ich, wer­den noch Jahre verge­hen”, sagt die
Zollchefin. Mit ein­er Freiga­be von “Reisemit­bringseln” wie Alko­hol und
Zigaret­ten rech­net die Behörde erst für das Jahr 2008.

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Seminare gegen den grauen Alltag

Bis zum Jahre­sende ver­anstal­ten die Bran­den­burg­er JungdemokratIn­nen / Junge Linke (JD/JL) eine ganze Rei­he von Sem­i­naren — “gegen den grauen All­t­ag”. Es wer­den aus radikaldemokratis­ch­er Sicht The­men wie Anar­chis­mus, Normierung, Sex­u­al­ität, Antifa, Grund­la­gen poli­tis­ch­er Arbeit sowie Pop­musik behan­delt — weit­er unten gibt es mehr Infos.

Die Sem­i­nare find­en alle­samt an Woch­enen­den in Jugend­her­ber­gen im Land Bran­den­burg statt. Die Teil­nahme kostet mit allem drum und dran (Unterkun­ft, Verpfle­gung usw.) 15 Euro pro Per­son. Anmelden geht über die JD/JL-Home­page www.jdjl-brandenburg.de oder über das JD/JL-Büro:


JungdemokratInnen/Junge Linke Brandenburg

Stahns­dor­fer Str. 100

14482 Potsdam

(tel) 0331.704.93.63

post@jdjl-brandenburg.de

Friede, Frei­heit, Anarchie!

Sem­i­nar zu Anarchismus

28. — 30. November

Der Anar­chistIn­nen gibt es einige. Nur einig sind sie sich nicht immer. Obwohl alle die Frei­heit des Einzel­nen als das wichtig­ste Ziel anse­hen, gibt es doch unter­schiedliche Vorstel­lun­gen der­er, die sich Anar­chistIn­nen nen­nen, worin diese Frei­heit besteht.
In dem Sem­i­nar soll ein Überblick über die ver­schiede­nen anar­chis­tis­chen The­o­rien geschaf­fen wer­den und ein Ein­druck von anar­chis­tis­chen Bewe­gun­gen früher (Spanien, Rus­s­land…) und anar­chis­tis­chen Organ­i­sa­tio­nen (graswurzel­rev­o­lu­tion, FAU, CNT…) ver­mit­telt wer­den. Let­zten Endes stellen wir uns dann die Frage, inwiefern Teile der anar­chis­tis­chen The­o­rie und Prax­is für unsere Poli­tik brauch­bar sind. 

Normierung & Diszi­plin­ierung, Sub­ver­sion & Widerstand

05. — 07. Dezember

Schon mal gefragt, wie es kommt, dass die Klotüren z.B. in Schulen oft 30 cm über dem Boden enden?
Eine Rei­he von Insti­tu­tio­nen, sei es die Schule, das Mil­itär oder die Psy­chi­a­trie haben sich der Diszi­plin­ierung und Normierung des Indi­vidu­ums angenom­men. Wir wer­den eine Woch­enende über Macht und ihre Tech­niken, aber auch über Wider­stand und poli­tis­che Strate­gien der Sub­ver­sion disku­tieren. Keine Angst, auch wenn das The­ma vielle­icht abstrakt erscheint, so braucht ihr kein Philoso­phi­es­tudi­um um vor­beizukom­men und mitzudiskutieren. 

Sex­u­al­ität

12. — 14. Dezember

Lustvoll onanieren, begeis­tert Pornos guck­en, schwul/lesbisch Freuden erleben, neugierig sein oder ein­fach ausprobieren:

All das und vieles mehr kommt in der Schule nicht zur Sprache. Für uns hat Sex allerd­ings wenig mit Fam­i­lie, Kirche und Kinderkriegen zu tun, aber umso mehr mit Lust und Spaß. Warum die Schule den­noch zur kon­ser­v­a­tiv­en Sex­ual­moral erzieht, was das alles mit Herrschaft zu tun hat und vieles mehr wollen wir mit euch diskutieren. 

Antifa heisst…

Antifaschis­tis­che Gegenstrategien

12. — 14. Dezember

… Angriff? Marke tra­gen? Bier trinken? In diesem Sem­i­nar wer­den wir uns mit den ver­schiede­nen Ansätzen antifaschis­tis­ch­er Poli­tik beschäfti­gen und darüber disku­tieren, welche sin­nvollen Strate­gien es gibt, gegen die nogo- areas für Nicht-Deutsche, Behin­derte, Schwule und Linke in Berlin, Bran­den­burg und ander­swo anzugehen.
Auf der Tage­sor­d­nung ste­hen in diesem Sem­i­nar auch die Mil­i­tanzfrage, ver­schiedene Faschis­mus­the­o­rien und der Zusam­men­hang von Faschis­mus, Ras­sis­mus und Nation­al­is­mus. Aber es bleibt dabei: gegen rechte Hege­monie hil­ft immer noch am besten linke Politik! 

Grund­la­gen poli­tis­ch­er Arbeit

19. — 21. Dezember

Wer poli­tisch etwas verän­dern will, muss sich engagieren und andere Men­schen überzeu­gen. Das Sem­i­nar soll Grund­ken­nt­nisse der poli­tis­chen Arbeit und den Umgang mit der Öffentlichkeit ver­mit­teln. Die Wahl der richti­gen Aktion oder eine gute Pressear­beit kann dann oft Wun­der bewirken. 

Aber wie spreche ich Men­schen an und motiviere sie zur Pressear­beit? Wie erstelle ich ein Flug­blatt, das auch gele­sen wird? Wie schreibe ich eine Presseerk­lärung, die auch abge­druckt wird? Wie finanziere ich eine Zeitung, die auch etwas verän­dert, oder organ­isiere eine Ver­anstal­tung, die mitreißend wird? 

Pop­kul­tur

Popoli­tisch musizieren…

19. — 21. Dezember

Musik ist min­destens seit den 60ern ein wichtiger Bestandteil im Leben Jugendlich­er, was durch Musikvideos auf MTV und VIVA in den let­zten 20 Jahren nur noch ver­stärkt wurde. Am Anfang war Pop­musik zumeist tief poli­tisch — Rock ‘n Roll als Ent­fal­tungsmöglichkeit für Kinder aus Arbeit­er­m­i­lieus, der Hip­pie-Kult der 70er Jahre als Stimme der Antikriegs­be­we­gung gegen den Viet­namkrieg. Heute wird Pop­musik in Deutsch­land oft als unpoli­tisch ange­se­hen, doch das dies nicht immer so sein muß, hat zulet­zt das Pro­jekt „Brother‘s Keep­ers“ bewiesen. Natür­lich ist auch Musik nicht selb­stver­ständlich links, son­dern genau­so leicht von rechts zu beset­zen, nicht zulet­zt von den „Böh­sen Onkelz“, deren 96er Album, mit Songs wie „Türken­sau“ immer­hin auf Platz 2 der Verkauf­scharts stürmte. Wie poli­tisch ist Pop­musik heute und welche Inhalte wer­den ver­mit­telt? Gibt es auch in der Musik­szene den soge­nan­nten Recht­sruck? Ist der oft sex­is­tis­che HipHop-Jar­gon eine eigene Szene­sprache bzw. nur Kun­st oder ein­fach het­ero­sex­is­tis­che Scheiße?

Vorken­nt­nisse zum The­ma sind unwichtig da wir Song- und andere Texte lesen, CDs hören, Musikvideos guck­en und viel disku­tieren werden.

Inforiot