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Vernetzungstreffen Gewaltfreier Aktionsgruppen in der FREIen Heide

Ökolo­gie — Frieden — Glob­al­isierung (und all so was)

12.–14.09.2003 im bran­den­bur­gis­chen Rägelin (FREIe HEIDe)

Beginn: Fre­itag, 18 Uhr

Das Tre­f­fen ist auch offen für Men­schen, die Grup­pen grün­den wollen oder
suchen 

Liebe Fre­undin­nen und Freunde

Ein Gespenst geht um in Deutsch­land und Europa. Das Gespenst der
massen­haften Gewalt­freien Aktion. In den let­zten drei Jahren haben sich
Tausende an Aktio­nen Zivilen Unge­hor­sams gegen Castor-Transporte,
G8-Gipfel und den Irak-Krieg beteiligt. Eine ganz neue Gen­er­a­tion hat
vielfältige Aktion­ser­fahrun­gen gesam­melt — und dies meist nicht nur in
einem Poli­tik­bere­ich, son­dern immer genau dort, wo es eben ger­ade am
Nötig­sten war. 

Ein Aufruf und seine Folgen…

Aus den Erfahrun­gen mit Aktio­nen massen­haften Zivilen Unge­hor­sams gegen
Cas­tor-Trans­porte (X‑tausendmal quer), Gipfel­tr­e­f­fen (attac u.a.) und
Mil­i­taris­mus (resist) ist vor einiger Zeit der Aufruf entstanden,
möglichst viele Gewalt­freie Aktion­s­grup­pen zu grün­den, die
the­menüber­greifend arbeit­en und sich von Fall zu Fall zu größeren Aktionen
zusam­men­schließen. Damit soll die Qual­ität der Aktio­nen und das Lev­el der
per­sön­lichen Vor­bere­itung bei den einzel­nen AktivistIn­nen gesteigert
werden. 

Der Aufruf wurde von der Zeitung Graswurzel­rev­o­lu­tion und über
ver­schiedene Mail­inglis­ten ver­bre­it­et und stieß auf aus­re­ichend Resonanz,
um das Ganze weit­er zu ver­fol­gen. Deshalb haben sich beim
Wend­land-Som­mer­camp Anfang August mehrere Work­shops mit dieser Idee
beschäftigt und daran weitergebastelt. 

Beim Camp ist dann auch die Ini­tia­tive ent­standen, Mitte Sep­tem­ber ein
größeres Ver­net­zungstr­e­f­fen zu machen, bei dem es vor allem darum gehen
soll, wie ein Net­zw­erk Gewalt­freier Aktion­s­grup­pen so organ­isiert werden
kann, dass mit möglichst wenig Ver­wal­tungsaufwand und Vereinsmeierei
möglichst effek­tives Zusam­me­nar­beit­en möglich wird. 

 

Es geht uns um ein Net­zw­erk, keine neue Organ­i­sa­tion. Wenn eine Gruppe
eine Aktion­sid­ee hat oder zu einem bes­timmten Anlass etwas machen will,
stellt sie dies den anderen Grup­pen im Net­zw­erk vor und jede Gruppe
entschei­det jedes Mal neu, ob sie mit­machen will. Das kann eine regionale
Aktion gegen einen Gen-Ack­er oder einen Abschiebek­nast sein, oder eine
größere Geschichte, z.B. gegen den Cas­tor-Trans­port oder einen G8-Gipfel
oder das Bom­bo­drom in der FREIen HEIDe. 

Was heißt für uns Gewalt­freie Aktion?

Wichtig wird natür­lich sein, ein in etwa übere­in­stim­mendes Bild von
Gewalt­freier Aktion zu find­en oder zumin­d­est einen Rah­men, in dem sich
dieses Net­zw­erk über­haupt bewe­gen will. Es soll aber auf keinen Fall
lang­wierige For­mulierungs-Debat­ten über Grund­satzerk­lärun­gen oder so was
geben. 

Gewalt­freie Aktion wurde in der bish­eri­gen Diskus­sion als etwas sehr viel
Spezielleres als nur eine Aktion ohne Anwen­dung von Gewalt gese­hen. Meist
(aber nicht immer) geht es um Zivilen Unge­hor­sam. Wichtig sind
basis­demokratisch organ­isierte Grup­pen und Aktio­nen. Die Aktio­nen leben
vom öffentlichen Beken­nt­nis zum eige­nen Tun (wenn sie auch manchmal
nicht-öffentlich vor­bere­it­et wer­den). Angestrebt wird auch meist ein
respek­tvoller Umgang mit allen Men­schen, also auch mit dem politischen
Geg­n­er oder der Polizei. 

Am Besten lässt sich das, was gemeint ist, wohl in ein­er Aufzäh­lung von
Aktio­nen verdeut­lichen, die so unge­fähr den Rah­men des Möglichen
abstecken: 

- Inspek­tio­nen von Mil­itäran­la­gen (öffentlich­es Ein­drin­gen ohne
Weglaufen), wie von der GAAA (Gewalt­freie Aktion Atom­waf­fen abschaffen)
oder der EUCOMmunity.

- Klet­ter- und Abseilak­tio­nen, wie z.B. von attac-Aktion­s­grup­pen oder
Robin Wood

- Sitzblock­aden, wie z.B. von X‑tausendmal quer, resist und attac

- Pflugscharak­tio­nen (Ein­drin­gen in Mil­itärgelände und Zer­stören von
Kriegs­gerät — ohne Weglaufen)

- Anket­tak­tio­nen

- Gelände-Beset­zungsak­tio­nen, wie z.B. Gen-Äck­er, Nazi-Aufmarschplätze,
AKW-Bau­plätze oder die FREIe HEIDe

- Öffentlich angekündigte Schienen­de­mon­ta­gen (z.B. Aktion “Aus­rang­iert” im
Wendland)

- usw. (jet­zt fehlt bes­timmt genau Deine Lieblingsak­tions­form, aber das
ist keine Absicht) 

Inhalte des Treffens

Wir tre­f­fen uns vom 12. bis 14. Sep­tem­ber in Rägelin am Rande der FREIen
HEI­De in Bran­den­burg. Das bedeutet nicht, dass es auf dem Treffen
schw­er­punk­t­mäßig um die FREIe HEI­De geht, denn es ist ein allgemeines
Vernetzungstreffen. 

Aber sich­er wird die FREIe HEI­De auch ein The­ma sein, denn dort wird in
den näch­sten Monat­en aller Voraus­sicht nach ein Aktion­ss­chw­er­punkt sein,
über den sich u.U. auch weit­ere Aktion­s­grup­pen grün­den und dem Netzwerk
anschließen kön­nen. Am Son­ntag­mit­tag kön­nen wir an der Protestwanderung
der Bürg­erini­tia­tive FREIe HEI­De teilnehmen. 

Wie schon weit­er oben erwäh­nt, soll es auf den Tre­f­fen darum gehen, die
Form der Ver­net­zung zu find­en, die für alle am effek­tivsten ist. Weiteres
The­ma: Unter­stützung für Leute, die in ihrer Stadt/Region eine Gruppe
grün­den wollen. Und: Konkrete Aktion­sange­bote in näch­ster Zeit, z.B.
Cas­tor-Trans­port nach Gor­leben, 200 Grup­pen in die FREIe HEI­De, u.a. (die
Liste kann natür­lich ergänzt werden). 

In der Hoff­nung, dass dieses Tre­f­fen uns weit­er voran bringt, grüßt
für die VorbereiterInnen 

Jochen Stay

Anmel­dung

Um das Ganze organ­isatorisch auf die Rei­he zu kriegen, ist es total
wichtig, dass Ihr Euch schnell anmeldet. Nur so kön­nen die Leute vor Ort
für genü­gend Platz und Verpfle­gung sor­gen. Anmeldeadresse: 

Cafe Hinterhof

Rudolf-Bre­itschei­d­straße 38

16818 Neuruppin

Tel. 03391/ 3256 

Mit­brin­gen

Iso-Mat­te u. Schlafsack 

10 Euro pro Tag (ein­schließlich Verpfle­gung), also für das ganze Woch­enende 30 Euro (am Geld sollte die Teil­nahme aber nicht scheitern) 

wenn Ihr Lust habt: ein Fahrrad, um die Gegend zu erkunden. 

Anfahrt

Das Tre­f­fen find­et in Rägelin in Bran­den­burg, nord­west­lich von Neuruppin
statt. Unser Tagung­sort heißt Räge­lin­er Out­sta­tion und ist im Ort
ausgeschildert. 

Auto: Auto­bahn Ham­burg-Berlin, Aus­fahrt 22: Neu­rup­pin. Rägelin liegt 15
km nord­west­lich von Neu­rup­pin. Es wer­den Hin­weiss­childer ab Neuruppin
hän­gen. Wer es genauer wis­sen will, kann sich an das Cafe Hinterhof
wenden. 

Öffentliche Verkehrsmit­tel: Mit der Bahn bis Neu­rup­pin / Rheinsberger
Tor, Von da aus mit Rad nach Rägelin. Ihr kön­nt im Cafe Hin­ter­hof in
Neu­rup­pin Euer Gepäck abstellen; es wird von da aus nach Rägelin gebracht.
Es ist auch möglich Euch von Neu­rup­pin (Cafe Hin­ter­hof) nach Rägelin zu
brin­gen, sagt dafür bitte rechtzeit­ig bescheid (mind. 24 h vorher) 

Weg zum Cafe Hin­ter­hof: in die Karl-Marx-Straße gehen, die
Karl-Marx-Straße ger­adeaus durchge­hen, über einen großen Platz gehen
(Schulplatz) à ein­fach ger­adeaus weit­er, zum näch­sten Platz
(Bern­hard-Brasch-Platz) gehen und ihn diag­o­nal über­queren, in die
Rudolf-Bre­itscheid-Straße gehen, weißes Schild mit “Cafe Hin­ter­hof” in der
Mitte der Straße 

Rad­fahrt nach Rägelin: Rad­fahrkarten mit eingeze­ich­neten Weg sind
erhältlich im Cafe Hinterhof

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Nazidemo in Cottbus

Wider­stand im Dop­pel­pack” haben Nazis für den 13. Dezem­ber in Bran­den­burg und Sach­sen angekündigt. Ab 11 Uhr wollen die Faschis­ten nach Infor­ma­tio­nen des ASN Cot­tbus durch Hoy­er­swer­da marschieren, danach — ab 15.30 Uhr — soll es durch das nahe gele­gene Cot­tbus gehen. Bei­de Demos richt­en sich gegen die EU-Oster­weiterung: “Kein deutsches Geld für Polen, Tschechen & Co.!” wird gefordert.
Als Red­ner sind für bei­de Aktio­nen Gün­ter Deck­ert, Lars Käp­pler, Gor­don Rein­holz, Bern­hard Schaub sowie Chris­t­ian Worch angekündigt. Ver­anstal­ter der Demos sind Käp­pler und Worch. Es sollen auch “zwei nationale Lie­der­ma­ch­er” auftreten. 

Ob Proteste gegen die Nazis geplant sind, ist zu diesem Zeit­punkt noch nicht bekan­nt. Eben­sowenig ste­hen bis­lang die Routen für bei­de rechte Aktio­nen fest. Der let­zte Ver­such von Recht­saußen in Cot­tbus zu marschieren fand im Juli 2002 statt. Die — auch in der recht­en Szene isolierte — IWG unter Georg Palet­ta hat­te eine Demon­stra­tion angemeldet. Es fan­den sich damals jedoch nur 9 Nazis am Tre­ff­punkt ein, die Demo wurde nach ein­er hal­ben Stunde abge­brochen. Mehr dazu hier.

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Helft den Kindern im Irak”


„Der Krieg, der kom­men wird

ist nicht der erste.

Vor ihm waren andere Kriege.

Als der let­zte Krieg vorüber war

gab es Sieger und Besiegte.

Bei den Besiegten das niedere Volk hungerte.

Bei den Siegern hungerte das niedere Volk auch.“

(B. Brecht)

Was Brecht vor ca. 70 Jahren über den Krieg schrieb, ist auch heute noch
aktuell. So sind die Lei­d­tra­gen­den von Kriegen zumeist in der
Zivil­bevölkerung zu find­en. Men­sch kön­nte ergänzen, dass Kinder eine
beson­dere Gruppe inner­halb dieser bilden. 

Kön­nen sie sich noch an ihre Kind­heit entsin­nen? Die Erin­nerun­gen an die
Jugend sehen bei fast allen Men­schen unter­schiedlich aus, und doch haben sie
hier, zumin­d­est bei den jün­geren Gen­er­a­tio­nen, eins gemein­sam. Sie spielen
sich zumeist im „Frieden“ ab.
Haben Sie schon ein­mal ver­sucht sich vorzustellen wir trau­ma­tisch es sein
muss, ger­ade als Kind, einen Krieg mitzuer­leben, zu sehen wir die eigenen
Eltern, Fam­i­lie, Fre­unde getötet werden?
Auch wenn Kriege und Zer­störung nicht rück­gängig gemacht wer­den kön­nen, so
kann das Leben „danach“ doch zumin­destens erträglich­er und angenehmer
gestal­tet wer­den, um die Rück­kehr zur „Nor­mal­ität“ zu erleichtern. 

Der Titel „Schule ohne Ras­sis­mus — Schule mit Courage“, den unsere Schule
nun seit mehr als einem Jahr trägt, bedeutet nicht nur bei Diskriminierungen
jeglich­er Art einzuschre­it­en, son­dern u.a. auch die Courage zu haben sich um
andere Men­schen, wie in diesem Fall die Kindern im Irak, zu kümmern.
Deswe­gen wer­den wir, Schü­lerIn­nen des F.F. Runge-Gym­na­si­ums, unter dem Motto
„Helft den Kindern im Irak“ am Vor­mit­tag des 13. Sep­tem­ber im Schlosspark
einen Lauf als Spende­nak­tion ver­anstal­ten. Bei diesem wird ein gewisses
Kontin­gent an Run­den, das sich aus dem zuvor gespende­tem Geld der Sponsoren
ergibt, abge­laufen. Gelaufen wer­den unter­schiedlich große Run­den, jeweils
dem Alter entsprechend, bis das Kontin­gent erschöpft ist. Gewon­nen hat der
oder die, der/die inner­halb der Laufzeit die meis­ten Run­den geschafft hat. 

Fol­gen sie dem Beispiel des Bürg­er­meis­ters und Spenden sie ein paar Runden
oder Sach­preise oder Laufen sie mit. 

„Helft den Kindern im Irak“

F.F. Runge-Gymnasium

Stral­sun­der­straße 13

16515 Oranienburg

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Spenden gestohlen, Bild beschädigt

Nach­dem Unbekan­nte am 27. August ein Bild aus der Ausstel­lung „Stumme Zeu­gen“, die noch bis zum 2. Okto­ber im Runge-Gym­na­si­um zu besichti­gen ist, entwen­de­ten, wurde nur einen Tag später das Geld aus dem Spendenbaum
gestohlen. 

In bei­den Fällen wurde Anzeige erstattet.
Kön­nte men­sch den Dieb­stahl des Geldes noch als ein­fachen Entwen­dung werten,
so han­delt es sich unser­er Mei­n­ung nach bei dem des Plakates, auf dem ein
von ein­er Faust zertrüm­merten Hak­enkreuz zu sehen ist, um einen politisch
motivierten Diebstahl.
Die Ausstel­lung, und damit unsere Arbeit von einem Jahr soll­ten beschädigt
werden.
Es ist eine Schande für eine Stadt, beson­ders ein­er mit der Geschichte von
Oranien­burg, dass Ausstel­lun­gen, die sich mit der NS-Zeit und somit auch mit
der Geschichte Oranien­burgs (im dama­li­gen Konzen­tra­tionslager Sachsenhausen
wur­den Zehn­tausende auf den Todes­marsch Rich­tung Ost­see geschickt) befassen
auf eine der­ar­tige Art und Weise „besichtigt“ werden. 

Pressemit­teilung zur Ausstellungseröffnung

Im April 1945 set­zte die SS Häftlinge des Konzen­tra­tionslagers Sachsenhausen
in Oranien­burg bei Berlin in Marsch Rich­tung Ost­see. Dieser Todesmarsch
stand im Zusam­men­hang mit der Auflö­sung des Lagers vor dem Hin­ter­grund des
bevorste­hen­den Ende des Krieges und dem Zusam­men­bruch der
nation­al­sozial­is­tis­chen Herrschaft. Zahlre­iche Häftlinge star­ben dabei an
Erschöp­fung und Unter­ernährung. Im Wald von Below in der Nähe von Wittstock
wur­den die ver­schiede­nen Kolon­nen des Todes­marsches zusam­menge­zo­gen. Während
die SS-Lager­führung sich in nahegele­ge­nen Bauern­höfen ein­quartiert hatte,
mussten die ca. 18.000 Häftlinge im Wald­lager in selbsterrichteten
Unter­stän­den und Erdlöch­ern Schutz vor der Wit­terung suchen. Ihren Hunger
still­ten sie not­dürftig mit Gräsern, Wurzeln und Baum­rinde. Noch heute
lassen sich an den Bäu­men Spuren in Form von fehlen­der Rinde erken­nen. Nach
dem Krieg wurde im Below­er Wald eine Gedenkstätte mit einem kleinen Museum
über den Todes­marsch errichtet. 

57 Jahre nach dem Todes­marsch, im Sep­tem­ber 2002, wurde auf die Gedenkstätte
ein recht­sex­trem­istis­ch­er Bran­dan­schlag verübt. Dabei wurde ein Großteil der
Innenein­rich­tung und der Ausstel­lung zerstört. 

Diesen Anschlag haben die Arbeits­ge­mein­schaften „Gewalt?“ der Gutenberg
Ober­schule in Berlin-Hohen­schön­hausen und „gegen rechts“ des F.F.
Runge-Gym­na­si­ums in Oranien­burg zum Anlass genom­men, eine andere Ausstellung
mit dem Namen „Stumme Zeu­gen“ zu konzip­ieren. Die Ausstel­lung thematisiert
den Todes­marsch und den Anschlag und wen­det sich vor­wiegend an junge Leute.
Diese sollen angeregt wer­den, sich mit der Geschichte des
Nation­al­sozial­is­mus und dem Recht­sex­trem­is­mus heute auseinan­der zusetzten. 

Die Ausstel­lung beste­ht aus zwei Teilen. Im Haupt­teil der Ausstel­lung werden
Texte und Bilder über den Below­er Wald 1945 und den Bran­dan­schlag vom
Sep­tem­ber 2002 gezeigt. In einem weit­eren Teil wird die Auseinandersetzung
der Jugendlichen (14 bis 20 Jahre) mit den Ereignis­sen der NS-Zeit in Form
von Postern und Tex­ten präsen­tiert sowie das Selb­stver­ständ­nis und die
Arbeit der bei­den AGs vorgestellt.
Die Ausstel­lung wird am 26. August um 12 Uhr im Foy­er des F.F.-Runge-Gymnasiums in Oranien­burg von Vertretern der beiden
Arbeits­ge­mein­schaften sowie dem Direk­tor eröffnet. Sie kann dort,
voraus­sichtlich bis 2. Okto­ber, kosten­los besichtigt werden. 

Das Runge-Gym­na­si­um ist die zweite Sta­tion der als Wanderausstellung
konzip­ierten Ausstel­lung. Zwis­chen April und August wurde sie im
Todes­marschmu­se­um im Below­er Wald gezeigt. Als weit­ere Sta­tio­nen sind
geplant: Guten­berg-Ober­schule in Berlin-Hohen­schön­hausen, die
Anna-Sehgers-Bib­lio­thek in Berlin-Hohen­schön­hausen sowie die Gedenkstätte
Sachsenhausen. 

Ein kleine fes­tin­stal­lierte Ver­sion der Ausstel­lung gibt es in der
DGB-Jugend­bil­dungsstätte in Fleck­en-Zech­lin, die die Entste­hung der
Ausstel­lung päd­a­gogisch begleit­et hat. Außer­dem ist es vorge­se­hen, eine
weit­ere kleinere Ver­sion der Ausstel­lung auf dem „Fest der Hoff­nung“ vom
„Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt“ und dem FiBB (Vere­in zur Förderung
interkul­turelle Bil­dung und Begeg­nung“) am 30. August auf dem Gelände der
Vil­la Eicke in Oranien­burg, sowie auf dem „Inter­na­tionalem Tag der
Erin­nerung, Mah­nung und Begeg­nung“ am 14. Sep­tem­ber 2003 in Berlin zu
zeigen. 

Kon­takt: aggegenrechts@hotmail.com

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Off Filmtage 2003 in Potsdam

für eine freie kul­tur — umson­st und draußen”

und… was machen wir so?

Wir sind eine unab­hängige Gruppe, die ein­mal im Jahr auf dem Potsdamer
Bass­in­platz open-air ein dre­itätiges Film- und Kul­tur­fes­ti­val organ­isiert und
gestaltet.
Die Off-Film­tage sind eine no-bud­get Ver­anstal­tung : Wir haben kein Geld und
wollen auch keins verdienen.
Uns geht es darum, die Innen­stadt nicht den Kaufhäusern und Touris­ten­fall­en zu
über­lassen, son­dern mit kri­tis­ch­er, frei zugänglich­er Kul­tur nach draußen zu
gehen und Öffentlichkeit jen­seits pri­vatisiert­er Räume zurückzugewinnen. 

Wir wollen über das Medi­um Film gesellschaftliche Mißstände thematisieren,
kri­tisieren und Blick­winkel jen­seits von medi­en­monopol und Popkultur
ermöglichen. Und das mit allen Gen­res, die die Filmkun­st zu bieten hat,
ergänzt durch ein Begleit­pro­gramm aus Vor­trag, Diskussion,Lesung, The­ater und
Musik. 

“Arbeit regiert die Welt”

Weltweit herrschen­der Kap­i­tal­is­mus. Verkaufen der eige­nen Arbeitskraft.
wirtschaftlich­er Wach­s­tum. Profitmaximierung.
Der men­sch ist hier bloßes Mit­tel zur Schaf­fung gewin­nver­sprechen­der Produkte
für den anony­men Markt.
Ein Spiel ohne Gewin­ner, aber mit fes­ten Regeln : legal existieren heißt, dem
Markt bedin­gungs­los zur Ver­fü­gung zu ste­hen oder laut­los zu verschwinden -
Lohnar­beit oder Ver­lust der Existenzberechtigung.
Freizeit dient auss­chließlich der repro­duk­tion der Arbeit­skraft. Entspannung
heißt Kon­sum. Indi­vid­u­al­is­mus von der Stange. Spaßin­dus­trie und
Dien­stleis­tungssek­tor schaf­fen mehr von der man­gel­ware Arbeit. Billiglöhne
für Massen­pro­duk­tion — Ver­ar­mung weltweit.
Und arbeit regiert die Welt. 

Um dieses The­ma, die Arbeits­ge­sellschaft, dreht sich alles bei den 3.ten
Off-Film­ta­gen in Potsdam 

Pro­gramm

Fre­itag 5.9.03

19:00 “Steigen Sie ein”

Ein­ladung zur Reise zwis­chen den Wel­ten / Videoin­stal­la­tio­nen in der fahrenden
Eisen­bahn (von Tomasz) 

20:00 The­ater von allen Seiten 

21:00 1. Doku-Kurzfilmblock

— Die Bedeu­tung der kap­i­tal­is­tis­chen Arbeit­sethik in der “freien Welt” 

22:00 2. Doku-Kurzfilmblock

— Was wür­den Sie Ihrer Frau zum Hochzeit­stag schenken? Ein Auto? Eine
Eigen­heimhälfte? Oder eine Tablette zur Erhal­tung Ihrer Vitalität? 

22:45 Paul Hun­dekot — Geigerzäh­ler Antiliedermacher 

23:30 Film­premiere “Holi­work”

Kurzspielfilm von Anja Schmidt 

Sam­stag 6.9.03

16:00 Kinder­filme im kleinen Zelt 

16:00 “STREIKT!!”

— die begin­nende Zer­schla­gung der Streik­be­we­gung in Europa
(ein beispiel aus eng­land unter m. thatcher)

— ANTI-HARTZ-Proteste (Doku)

17:00 “STREIKT !!”

— der ver­such seine schäfchen ins trock­ene zu bringen
unternehmer kollek­tive (Doku)

— über das leben von abfällen der weg­w­er­fge­sellschaft (Doku)

19:00 — die agen­da 2010. Entrech­tung und Verelendung

Eine Infor­ma­tionsvor­trag von Brigitte Baki (Erfurt)

19:30 Lesung

— Paul Lafar­que: “das recht auf faul­heit” 1883
gele­sen von andreas trunschke 

20:15 Kurzfilmblock

— du bist mitte 20 und bekommst ein super ange­bot. 8 jahre full-time-job und
dann eine lebenslange rente. glück­lich ? … oder jung ‚reich und verbraucht 

21:40 Kurzfilmblock

— hast du arbeit oder hat die arbeit dich? 

22:30 Spielfilm

— arbeit­er sein ist gar nicht so ein­fach, ille­gal­isiert­er arbeit erst recht
nicht 

Son­ntag 7.9.03

16:00 Kinder­filme im kleinen Zelt 

16:00 “Arbeit regiert die Welt”

— fol­gen der glob­al­isierung für die arbei­t­erin­nen eines konz­erns in
ver­schiede­nen län­dern (Doku)

— die armut im haus — porträt ein­er ille­gal­isierten arbei­t­erin in deutschland
(Doku)

18:00 — han­del, einzel­han­del, welthandel, …

wie funk­tion­iert das kap­i­tal ? … das beispiel haiti (Doku)

19:00 “Tafeln”

Bel­la Vita … (jed­er bringt an, was er kann , dann ist essen umson­st und
draußen) 

19:45 Lesung

— Rain­er Tram­pert “die neuen helden der arbeit” (gele­sen von tani) 

20:30 Kurzfilmblock

— du brauc­st klein­geld — sog­ar am A.. der welt

— während ein­er exkur­sion wachst du auf und bemerkst,
das alles nur ein fake ist. 

21:30 Kurzfilmblock

— behap­py now nach vier wochen ohne fernse­hen dro­ht infor­ma­tion­s­ge­walt in der
tv-stadt. 

23:00 Klaviergeklimper

— wieder fit für den montag 

Das aus­führliche Por­gramm gibt es am fre­itag auf dem Platz.

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Plötzlich hießen alle Orte “Freie Heide”

(MAZ, 1.9.) Unbekan­nte haben in der Nacht zum Sonnabend in den Regio­nen Neu­rup­pin, Rheins­berg und Witt­stock und bis nach Meck­len­burg hinein mehrere dutzend Ort­sein­gangs- und ‑aus­gangss­childer überklebt. Statt der Ort­sna­men und dem Hin­weis auf die näch­ste Sied­lung prangten ab Sonnabend dort Schilder: “Für eine Freie Hei­de. Gemein­sam Bom­bo­drom ver­hin­dern”, aufgemacht nach Art von nor­malen Ortseingangsschildern. 

Die Polizei nahm Anzeige gegen Unbekan­nt auf. “Der Inhalt der Plakate ist strafrechtlich nicht rel­e­vant”, sagte Polizei­haup­tkom­mis­sar Alexan­der Gehl der MAZ. Ermit­telt werde deshalb wegen Sachbeschädigung. 

Mit ihrer Aktion haben die Freie-Hei­de-Sym­pa­thisan­ten das Straßen­verkehrsamt zu einem Son­dere­in­satz am Woch­enende ver­don­nert. Die Ein­satzkräfte ver­sucht­en zunächst, die Kle­be­folien abzuziehen, was vielfach nicht gelang. Um Aut­o­fahrer trotz­dem auf die Ein­fahrt in eine geschlossene Ortschaft hinzuweisen, stell­ten Mitar­beit­er der Behörde zahlre­iche Tem­po-50-Schilder direkt vor den überklebten Ort­sein­gangss­childern auf. 

Die Bürg­erini­a­tia­tive “Freie Hei­de” hat gestern die Ver­ant­wor­tung für die Schilder­ak­tion von sich gewiesen. “Damit haben wir nichts zu tun. Wir wur­den selb­st davon über­rascht”, sagte Sprech­er Benedikt Schirge auf Anfrage der MAZ. Er begrüße zwar prinzip­iell jede Aktion, die auf das Anliegen der BI hin­weise, könne das Überkleben der Schilder aber nicht gutheißen. Schirges Empörung hielt sich in Gren­zen: “Wenn die Bun­deswehr ein­fach 35 Hek­tar Land­schaft entpflanzt, finde ich das viel schlim­mer.” kat 

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Abschiebung von Orabi Mamavi ausgesetzt

Das Ver­wal­tungs­gericht Pots­dam hat am 1. Sep­tem­ber 2003 entsch­ieden, dass die
Abschiebung von Ora­bi Mamavi aus­ge­set­zt wird, bis sein Asyl­fol­geantrag entschieden
ist. Damit darf der 41-jährige Asyl­be­wer­ber aus Togo, der am 04.09. abgeschoben
wer­den sollte, zunächst in Bran­den­burg bleiben. 

Die Opfer­per­spek­tive set­zt sich weit­er­hin für ein unbeschränk­tes Bleiberecht für
Her­rn Mamavi ein, der 1997 und 2002 zwei Mal von Recht­sex­trem­is­ten in Rathenow
ras­sis­tisch ange­grif­f­en und zusam­mengeschla­gen wurde. Herr Mamavi ist aufgrund
dieser Vor­fälle trau­ma­tisiert, lei­det unter Alp­träu­men und der Angst vor Folter bei
ein­er erzwun­genen Rück­kehr nach Togo. 

Min­destens 400 Bürg­er und Bürg­erin­nen haben sich im Rah­men ein­er Faxkam­pagne an das
Innen­min­is­teri­um des Lan­des Bran­den­burg gewandt. Sie fordern als Wiedergutmachung
für die Fol­gen der Angriffe und als ein Sig­nal an die Täter ein sicheres Bleiberecht
für Ora­bi Mamavi. 

Zu den weit­eren Hin­ter­grün­den siehe www.opferperspektive.de

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Wahlkampf: Eierwürfe gegen CDU-Zentrale

Die Zen­trale des CDU-Kreisver­ban­des ist am Wochende mit Eiern bewor­fen wor­den. Dies teilte gestern der Vor­sitzende Ste­fan Große Boy­mann mit. Die Täter hät­ten dei Eier
ziel­ge­nau gegen dreu Fen­ster der Geschäft­sräume im ersten Stock des Gebäudes an der Heil­bron­ner Straße gewor­fen. An der Ein­gangstür an der Rück­seite des Haus­es hin­ter­ließen sie meherer Aufkleber.Unter dem Slo­gan “Sollen unsere Kinder lachen oder strahlen”” zeigte ein­er der Stick­er ein Kind mit Gas­maske, zwei weit­ere tru­gen die Auf­schrift “Antifaschis­tis­che Aktion”. 

Große Boy­mann, der von einem “Anschlag” sprach, kon­nte sich das Motiv nicht erk­lären. Aus­län­der­poli­tik spiele im Wahlkampf keine Rolle und die EU-Osterweiterung
werde von der CDU begrüßt. “Das ist ein­fach eine Sauerei”, sagte er. “So set­zt man sich nicht auseinan­der, man kann doch disku­tieren”, erk­lärte die Geschäftsführerin
Mar­ti­na Rüdi­ger. Sie erstat­tete Anzeige gegen Unbekannt.

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Der Begründer der «Roten Hilfe»

(LR, 30.8.) Friedrich Bie­der­mann wurde vor 100 Jahren am 29. August 1903 in Seifers­dorf geboren. Die Fam­i­lie siedelte sich 1907 in Forst an. Ein Jahr später starb der Vater. 

Die Mut­ter heiratete wieder und Friedrich wuchs mit vier Geschwis­tern in ein­er Woh­nung auf, die lediglich aus ein­er Stube und Küche bestand. 

Als 14-Jähriger begann Friedrich Bie­der­mann als Fade­nan­leger in ein­er Lohn­spin­nerei zu arbeit­en und kon­nte somit die große Fam­i­lie finanziell unter­stützen. Während eines Klinikaufen­thaltes in Eber­swalde kam der junge Bie­der­mann mit ver­wun­de­ten Sol­dat­en ins Gespräch, die alles andere als von hero­is­chen Kämpfen und Siegen an der Front berichteten. In jen­er Zeit, als sich das Ende des Krieges und die bürg­er­lich-demokratis­che Rev­o­lu­tion anbah­nte, lernte er die ille­gale poli­tis­che Arbeit kennen. 

Die fol­gen­den Jahre waren geprägt von gerin­gen Ver­di­en­st­möglichkeit­en und grassieren­der Arbeit­slosigkeit. Seine Jugen­der­leb­nisse, die Tage des Kapp-Putsches in Forst und die Träume von einem sozial­is­tis­chen Staat führten Friedrich Bie­der­mann in die Rei­hen der Kom­mu­nis­tis­chen Partei. Er gehörte zu den Mit­be­grün­dern der «Roten Hil­fe» in Forst, deren Mit­glieder neben der poli­tis­chen Tätigkeit Gelder für die Fam­i­lien inhaftiert­er Genossen der KPD und der SPD sammelten. 

Nach der Machter­grei­fung der Nation­al­sozial­is­ten gehörte Friedrich Bie­der­mann der ille­galen Gruppe Paul Hunger und Willi Schmidt an. Im Jan­u­ar 1936 ver­haftet, wurde er mit anderen ille­gal Arbei­t­en­den nach Berlin ver­bracht, wo er nach acht­monatiger Unter­suchung­shaft wegen Vor­bere­itung zum Hochver­rat zu ein­er Haft­strafe von einem Jahr und acht Monat­en verurteilt wurde. Während des Krieges erfol­gte die Rekru­tierung im Straf­batail­lon 999, in dem er bis zur Gefan­gen­nahme durch die Englän­der diente. 

Im Feb­ru­ar 1947 in das zer­störte Forst zurück­gekehrt, über­nahm er ein Jahr später die Leitung des Woh­nungsamtes, arbeit­ete in der Fol­gezeit als Sekretär der Nationalen Front und wurde Lan­dessekretär der Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes (VVN) des Lan­des Bran­den­burg. Im Dezem­ber 1953 über­nahm Bie­der­mann die Funk­tion des 2. Vor­sitzen­den des Kon­sum-Kreisver­ban­des in Forst und war als per­sön­lich­er Mitar­beit­er des Kon­sum-Bezirksvor­sitzen­den für die gesamt­deutsche Arbeit mit den Genossen­schaften in Rhein­land-Pfalz ver­ant­wortlich. Er leit­ete Ferien­lager mit west­deutschen Jugendlichen und betreute bun­des­deutsche Arbeit­er, die die DDR besuchten. 

Trotz Inva­li­disierung im Jahr 1960 blieb Bie­der­mann in seinen ehre­namtlichen Funk­tio­nen tätig. Friedrich Bie­der­mann starb nach langer Krankheit am 5. Jan­u­ar 1980.

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Im Establishment angekommen

(MAZ, 28.8.) NEURUPPIN Was waren das für Nächte, damals im Spät­som­mer 1993. Anstatt wie
ihre Altersgenossen an Bade­seen zu faulen­zen, hat­ten 20 junge Leute aus
Neu­rup­pin tage­lang disku­tiert und sich dann das Haus in der Bebel­straße 66 für ihre
Pläne aus­ge­sucht. Mit Werkzeug aus­gerüstet, drangen sie in der Nacht zum 1.
August 1993 in das leer ste­hende Gebäude ein und hängten ein Stofftransparent
an die Außen­fas­sade: „Beset­zt!“

Die Aufre­gung in der Stadt war groß, Haus­be­set­zer kan­nte man bish­er nur aus
Presse­bericht­en über die Szenen in Berlin oder Pots­dam. Und dann hier, die
eigene Jugend? „Wir wollen bil­li­gen Wohn­raum, wir wollen gemein­sam leben, wir
wollen Kul­tur organ­isieren, die sich alle leis­ten kön­nen“, bracht­en die
Beset­zer ihre Forderun­gen auf einen Punkt. Zuerst hat­ten sie aber ganz andere
Sor­gen: Fast jede Nacht grif­f­en Neon­azis aus der Region das Haus an. Selbst
Schüsse aus Gaspis­tolen hall­ten durch die Bebel­straße. Bald ließ sich der damalige
Bürg­er­meis­ter Joachim Zindler bei den Haus­be­set­zern blick­en. Zindler lotste
die Jugendlichen in das leer ste­hende Nach­barhaus neben dem Heimat­mu­se­um. Da
kön­nten die Jugendlichen rein und ihre Pläne verwirklichen.
Damit endet die Geschichte des einzi­gen beset­zten Haus­es Neuruppins
eigentlich schon. Aber hier fängt auch die Geschichte des Mit­ten­drin an. Das
Jugend­wohn­pro­jekt Mit­ten­drin e.V. – so der offizielle Titel – feiert in diesen Tagen
seinen zehn­ten Geburt­stag. Die Zeit der Beset­zung dauerte nicht viel länger
als eine Woche, doch der Mythos der sub­ver­siv­en Aktion von damals wirkt bis
heute nach. 

Im inzwis­chen in der Schinkel­straße 15a heimis­chen Vere­in ist im Laufe eines
Jahrzehnts vieles in geord­nete Bah­nen gelenkt wor­den. Man beschäftigt
Angestellte, bemüht sich um Fördergelder, arbeit­et im Jugend­beirat mit, ist
„anerkan­nter freier Träger der Jugend­sozialar­beit“, die Wohnge­mein­schaft firmiert
unter der offiziellen Beze­ich­nung „betreutes Wohnen“.
Aber die Ver­bun­den­heit zur linken Szene ist den­noch unüberse­hbar. Das fängt
bei den wilden Frisuren und Klam­ot­ten bei etlichen der 30Vereinsmitglieder an
und reicht bis zu den zahllosen „Antis“, zu denen man sich durch die im
Vere­in­scafé aus­gelegte Lit­er­atur, durch Plakate und Fly­er beken­nt: Man ist
Anti-Atom­kraft, anti­sex­is­tisch, anti­ras­sis­tisch und gegen Nazis sowieso, und hier
und da auch antikap­i­tal­is­tisch. Auf den Ver­anstal­tung­sh­in­weisen für Infoabende
darf das poli­tisch kor­rek­te „-Innen“ hin­ter „Ref­er­ent“ nicht fehlen. Dass es
auch aus­drück­lich weib­liche Ref­er­enten gibt, darf im Sprachge­brauch nicht
unter­schla­gen wer­den. Son­st dro­ht der AutorIn des Fly­ers scharfe Kri­tik im
Plenum. 

Jeden Dien­stag, 19 Uhr, set­zen sich Vere­ins­mit­glieder und NutzerIn­nen des
Mit­ten­drin zusam­men, besprechen die alltäglichen Prob­leme: Wer schiebt beim
näch­sten Konz­ert die Schicht hin­term Tre­sen? Wieso ist das Klopa­pi­er schon
wieder alle? Warum, ver­flixt und zugenäht, wurde der Abwasch in der Küche mal
wieder nicht ordentlich erledigt? – Streng basis­demokratisch wer­den im Plenum
Lösun­gen für diese Fra­gen gefun­den. Diese Szene-Rit­uale mögen auf Außenstehende
und jün­gere Mit­ten­drin­ler befremdlich wirken. Doch wegzu­denken sind sie auch
zehn Jahre nach der Haus­be­set­zung nicht. Im Gegen­satz dazu – früher
unvorstell­bar – wachen die Geschäfts­führung und der dreiköp­fige Vor­stand über das
Treiben im Haus und ver­suchen den Überblick zu behal­ten. Auf die Ein­hal­tung der
Vere­inssatzung kön­nten auch Kan­inchen­züchter­vere­ine kaum strenger achten. 

Keine Frage, das Mit­ten­drin ist inzwis­chen in den Insti­tu­tio­nen der Stadt
angekom­men, also „befriedet“. Aber wenig­stens ver­bal entschei­det man sich an
der Mit­ten­drin-Basis immer noch für die Rev­o­lu­tion. Beson­ders gegen die
Neon­azis in der Stadt engagierte man sich aus eigen­er Betrof­fen­heit heraus.
Seit den Anfangsta­gen war das linke Mit­ten­drin Feind­bild Num­mer eins für die
extremen Recht­en der Region. 1995 drangen etwa 30 Nazis in die Räume der
Bebel­straße 17 ein und zer­störten die untere Etage fast kom­plett. Am
Sil­vester­abend 1997/1998 griff eine Nazi­gruppe die Mit­ten­drin-Par­ty an. Die Partygäste
ver­bar­rikadierten sich hin­ter der stäh­ler­nen Ein­gangstür, bis die Polizei die
Ansamm­lung der Recht­en auflöste. Der Angriff war abgewehrt, doch die Party
wollte danach nicht mehr so richtig in Gang kom­men. Zu solcher­lei Übergriffen
kommt es heute nicht mehr. In dieser Hin­sicht ist es in Neu­rup­pin ruhiger
gewor­den, auch wenn bis heute die Fen­ster­scheiben immer wieder mal von – so wird
im Mit­ten­drin gemut­maßt – Recht­en einge­wor­fen wer­den. „Die kaput­ten Scheiben
zählen wir schon gar nicht mehr”, heißt es auf der Inter­net­seite des Vereins. 

Das Mit­ten­drin im Jahr 2003 will jugend­kul­turell das „Salz in der Suppe“ der
Stadt sein. So verkün­det es eine Wand­malerei im Innen­hof. Das scheint zu
klap­pen: 137Bands aus 22Ländern trat­en im Laufe der Jahre auf, hinzu kommen
ungezählte Infover­anstal­tun­gen, Work­shops und Ferien­fahrten. Auf den 600
Quadrat­metern Nutzfläche in der Schinkel­straße 15a sind neben dem Café ein
Sieb­druck­be­trieb, eine Fahrrad­w­erk­statt, ein Ver­anstal­tungs- und Kino­raum, ein
Sem­i­nar­raum, Büros, eine Küche, die Wohnge­mein­schaft und ein Bandproberaum
angesiedelt.
Möglichkeit­en für junge Leute, sich kreativ einzubrin­gen, sind also
zahlre­ich vorhan­den und wer­den nach Kräften genutzt. Bis zu 35Jugendliche tummeln
sich derzeit nach Schulschluss im Haus, nutzen die Ange­bote oder hän­gen mit
ihren Fre­un­den herum. Fast allen ist die Geschichte des Mit­ten­drins bewusst, die
Haus­be­set­zerver­gan­gen­heit macht einen guten Teil seines Chic aus, auch wenn
es heute nicht mehr ganz so aufre­gend ist. 

Inforiot