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Nauen: Toleranzfest gegen NPD Mahnwache

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Mit einem Fest „für eine demokratis­che, freie und tol­er­ante Stadt Nauen, für Fröh­lichkeit und kul­turelle Vielfalt“ hat die Stadt Nauen heute „gegen Recht­sex­trem­is­mus, Ras­sis­mus und Aus­län­der­feindlichkeit“ demon­stri­ert. Die Ver­anstal­tung, die vom Mika­do e.V. und vom Human­is­tis­chen Frei­denker­bund organ­isiert wurde, find­et seit 2012 jährlich statt, um Neon­azis am 20. April nicht die Innen­stadt zu über­lassen. Seit 2010 führt näm­lich der NPD Stadtver­band Nauen mit Unter­stützung von „Freie Kräften“ an diesem Tag eine so genan­nte Mah­nwache durch. Seit dem das Fest allerd­ings den Bere­ich Lin­den­platz / Garten­straße für sich beansprucht, mussten die Neon­azis ihre Kundge­bung außer­halb der his­torischen Alt­stadt ver­legen. Seit dem find­et deren Ver­anstal­tung an einem Denkmal für die Gefal­l­enen des ersten Weltkrieges statt.
Mah­nwache von NPD und Freien Kräften
Auch in diesem Jahr formierte sich die Mah­nwache, mit der vorge­blich an die Bom­bardierung der Stadt Nauen während des zweit­en Weltkrieges gedacht wer­den soll, an der üblichen Stelle. 25 Per­so­n­en aus den Land­kreisen Havel­land, Pots­dam-Mit­tel­mark und Ost­prig­nitz-Rup­pin nah­men daran teil, darunter auch zwei Abge­ord­nete der NPD aus Neu­rup­pin und Briese­lang. Der Großteil der Veranstaltungsteilnehmer_innen gilt allerd­ings als Sympathisant_innen der „Freien Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“. Eine Ton­ban­dauf­nahme, die mehrfach während der Kundge­bung abge­spielt wurde, machte dies eben­so deut­lich. Auf dieser waren Mar­vin und Beat­rice Koch sowie Dave Trick aus Neu­rup­pin zu hören, die Texte zum Bombe­nan­griff auf „ihre“ Stadt Nauen vor­lasen. Dass die Bom­bardierung aber nicht aus heit­erem Him­mel kam, wurde erwartungs­gemäß nicht erwäh­nt. Auch son­st wurde während der Mah­nwache nicht viel gesprochen. Lediglich Wag­n­ers Walküren­ritt wurde noch über die Musikan­lage abge­spielt, passend zur Zurschaustel­lung von mit­ge­bracht­en schwarzen Ban­nern und Fah­nen. Parteifah­nen waren hinge­gen aber anscheinend nicht erwün­scht, so dass die drei zugereis­ten Mit­glieder und Sym­pa­thisan­ten der Partei des „drit­ten Weges“ aus Pots­dam-Mit­tel­mark ihre Stan­darten wieder ein­roll­ten bzw. durch Orts­fah­nen erset­zten. Stattdessen erlaubt waren aber offen­bar die Fah­nen des Lan­des Bran­den­burg und der Bun­desre­pub­lik Deutsch­land. Let­ztere wurde von ein­er Gruppe junger Frauen und Män­ner beiges­teuert, die erst­mals an dieser Ver­anstal­tung teil­nah­men. Sie waren bere­its in der ver­gan­genen Woche beim „Nein zum Heim“ Auf­marsch mit­ge­laufen. Offen­bar war die Gruppe aber noch nicht mit dem Regle­ment der Mah­nwache ver­traut, so dass rumgeal­bert, Bier getrunk­en, ger­aucht und mit dem Handy gespielt wurde. In den Gesichtern der erfahre­nen Kad­er war deut­lich Dis­tanz zu diesen neuen Inter­essen­ten zu ent­deck­en. „Wenn das der Führer wüsste“ mögen sie gedacht haben, noch dazu an seinem Geburt­stag. Bleiben durften sie den­noch, schließlich geht es ja bei der­ar­ti­gen Ver­samm­lun­gen auch um ver­meintliche Bürgernähe.
Tol­er­anzfest und Proteste gegen Mahnwache
Gegen die Ver­samm­lung von NPD und „Freien Kräften“ hat­te eine Einzelper­son übri­gens auch noch eine Gegen­ver­anstal­tung unter dem Mot­to „Gegen Neo­faschis­tis­che Wah­n­mache, Ras­sis­mus und rechte Gewalt! Flüchtlinge schützen, Nazis aus­brem­sen! 20.04.2015 – Kein Grund zu feiern, kein Grund zu trauern!“ angemeldet. Sie fand direkt gegenüber der neon­azis­tis­chen Kundge­bung statt. Allerd­ings nah­men daran nur 15 Per­so­n­en teil.
Zuvor sollen allerd­ings in der Zeit von 14.00 bis 18.30 Uhr, gemäß Angaben der Veranstalter_innen, bis zu 750 Men­schen das Tol­er­anzfest fre­quen­tiert haben – ein Erfolg für Gestalter_innen ein­er bun­ten Stadt.
Gegen 18.00 Uhr waren zumin­d­est noch unge­fähr 70 Per­so­n­en dort, die das dor­tige Imbiss‑, Infor­ma­tions- und Spielange­bot nutzten oder mit den dort präsen­ten zivilge­sellschaftlichen Ini­tia­tiv­en in Dia­log treten wollten.
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Antifaschismus

Kundgebungen und Stützpunktgründung des “dritten Weges” in Brandenburg

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„Der dritte Weg“ hat offen­bar heute einen ersten Stützpunkt im Land Bran­den­burg gegrün­det. Dies verkün­dete jeden­falls Sprech­er Maik Eminger während ein­er Kundge­bung der neon­azis­tis­chen Partei am Vor­mit­tag in Werder (Hav­el) sowie noch ein­mal während ein­er ähn­lichen Ver­samm­lung am frühen Nach­mit­tag in Bran­den­burg an der Hav­el. Ziel sei es nun weit­ere Struk­turen aufzubauen und einen Anlauf­punkt für Leute zu schaf­fen, welche die Hoff­nung in „etablierte Parteien“ ver­loren hät­ten, so Eminger. Die eigentliche Grün­dungsz­er­e­monie fand jedoch offen­bar außer­halb der Öffentlichkeit statt.
Kundge­bun­gen in Werder (Hav­el) und Bran­den­burg an der Havel
Im Vor­feld öffentlich bekan­nt gewor­den war nur die Absicht des „Drit­ten Weges“ unter dem Mot­to „Aus­län­der­stopp! Für die Zukun­ft deutsch­er Fam­i­lien!“ in einem Einkauf­s­park in Werder (Hav­el) aufzu­marschieren, um gegen ver­meintlichen „Asylmiss­brauch“ und ange­blich­er „Über­frem­dung“ zu protestieren. Als Ver­samm­lung­sort wurde zunächst ein Park­platz eines Einkauf­szen­trums bewor­ben. Auf­grund der pri­vat­en Besitzver­hält­nisse musste die Ver­anstal­tung aber in die Straße „Auf dem Strengfeld“ Ecke Aprikosen­weg auswe­ichen. Hier begann die Ver­samm­lung mit 30 Teil­nehmern aus Pots­dam, Bran­den­burg an der Hav­el, Pots­dam-Mit­tel­mark und dem Havel­land dann gegen 11.00 Uhr, streng abgeschirmt von der Bere­itschaft­spolizei. Der Ablauf der Ver­anstal­tung fol­gte den üblichen Gewohn­heit­en des mit­telmärkischen Neon­az­im­i­lieus. Zunächst trug Manuel Schmidt als Intro­duk­tion ein Gedicht vor, dann fol­gte, nach einem musikalis­chen Inter­mez­zo, der erste Rede­beitrag von Maik Eminger. Dieser entsprach dem üblichen Ton des Milieus. Eminger malte, aus sein­er Sicht, düstere Über­frem­dungsvi­sio­nen und dro­hte, dass in Zukun­ft jed­er sein „erk­lärter Feind“ sei, der „sich nicht als Deutsch­er zum Deutschen Volke“ beken­nte. Zudem sei „jed­er unweiger­lich ver­loren, der nicht weiß wo er hinge­hört“, so Eminger weit­er. Anschließend fol­gte ein weit­eres musikalis­ches Zwis­chen­spiel, dass den geplanten „Tag der Deutschen Zukun­ft“ am 6. Juni 2015 in Neu­rup­pin the­ma­tisierte und auf den Rede­beitrag von Christoph Mei­necke, einem Sym­pa­thisan­ten der „Freien Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ ein­stimmte. Dessen Rede sel­ber bot allerd­ings inhaltlich nicht viel Neues, son­dern bedi­ente sich milieuüblich­er Ver­satzstücke, mit denen in der jüng­sten Ver­gan­gen­heit immer wieder Stim­mung gegen Flüchtlinge und Asyl­suchende gemacht wurde. Dann fol­gte aber­mals Musik und der näch­ste Red­ner machte sich bere­it. Dies­mal war der ehe­ma­lige Bad Belziger NPD Stadtverord­nete Pas­cal Stolle, der wie Eminger jet­zt zum „Drit­ten Weg“ gehört, an der Rei­he. Auch er het­zte in erster Lin­ie gegen Flüchtlinge und Asyl­suchende. Darüber­hin­aus gab er jedoch auch bekan­nt, dass es in den näch­sten 14 Tagen weit­ere Kundge­bun­gen des „drit­ten Weges“ geben wird. Diese sollen als Mobil­isierungskundge­bun­gen für einen Auf­marsch am 1. Mai 2015 in Saalfeld (Thürin­gen) dienen und bun­desweit durchge­führt wer­den, so Stolle. Anschließend gab Maik Eminger die Grün­dung eines Stützpunk­tes des „drit­ten Weges“ in Bran­den­burg bekan­nt, bevor er nach einem weit­eren Musik­ti­tel die Kundge­bung in Werder (Hav­el) auflöste.
Anschließend fuhren die Neon­azis nach Bran­den­burg an der Hav­el und wieder­holten dort die gesamte Kundge­bung mit der­sel­ben Teil­nehmer­an­zahl in der Zeit von 14.00 – 15.30 Uhr.
Proteste gegen Kundgebungen
Da im Vor­feld lediglich die Ver­anstal­tung des „drit­ten Weges“ in Werder (Hav­el) öffentlich bekan­nt wurde, formierte sich auch nur dort ein recht bre­it­er Protest, an dem sich unge­fähr 90 Men­schen beteiligten. Organ­isiert wurde die in Hör- und Sichtweite zur Neon­aziver­samm­lung stat­tfind­ende Gegen­ver­anstal­tung vom Werder­an­er Bünd­nis KURAGE, ein­er lokalen Ini­tia­tive für Kul­tur­aus­tausch, gegen Ras­sis­mus und Gewalt. Es wur­den Plakate und Trans­par­ente gegen Neon­azis gezeigt und die Rede­beiträge der Ver­samm­lung des „drit­ten Weges“ durch Pfiffe und Buhrufe gestört. Diesem Protest schlossen sich spon­tan auch Autofahrer_innen an in dem sie beim passieren der Neon­azikundge­bung laut hupten.
Unter den Teilnehmer_innen des Gegen­protestes waren auch unge­fähr 30 Antifaschist_innen, die eben­falls Stim­mung gegen die Neon­azis macht­en und zugle­ich für die Teil­nahme an den geplanten Protesten gegen den „Tag der deutschen Zukun­ft“ am 6. Juni 2015 in Neu­rup­pin warben.
In Bran­den­burg an der Hav­el formierte sich hinge­gen, bis auf Unmuts­bekun­dun­gen einzel­ner, kein Protest. Lediglich Sym­pa­thisan­ten der lokalen Linksju­gend verteil­ten vere­inzelt Fly­er gegen Neon­azis und für die Unter­stützung von Flüchtlingen.
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Nauen?: Nach Protesten gegen rassistischen ??Aufmarsch?: Angriff auf Bus des ??Mikado? e.V.

Bekennerschreiben
Der Klein­bus des Nauen­er Mika­do e.V. wurde in der Nacht zum 17. April möglicher­weise gezielt von Rassist_innen ange­grif­f­en. Am Mor­gen fand ein Vere­ins­mit­glied das Fahrzeug mit zer­stoch­enen Reifen vor. Hin­ter dem Scheiben­wis­ch­er war eine Art Beken­ner­brief gek­lemmt. Er war offen­bar in dro­hen­der Absicht an die Vere­ins­mit­glieder gerichtet: “Liebe Asy­lanten­fre­unde, Tröglitz ist auch hier! Bis bald!”.

Der Mika­do e.V. engagiert sich schon Jahren für die Nauen­er Zivilge­sellschaft. Auch in der aktuellen Debat­te um die geplante Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Flüchtlinge und Asyl­suchende in Nauen bringt sich der Vere­in aktiv für eine bunte und tol­er­ante Stadt ein.
Der Hin­weis auf Tröglitz (Sach­sen-Anhalt) kann somit als unver­hoh­lene Dro­hung inter­pretiert wer­den. In dem Ort hat­ten Unbekan­nte am ersten April­woch­enende dieses Jahres eine geplante Asyl­be­wer­berun­terkun­ft angezündet. 
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Nauen: Bunte Proteste gegen rassistischen Aufmarsch

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Am gestri­gen Abend haben in Nauen unge­fähr 120 Per­so­n­en einen „Auf­marsch“ unter dem Mot­to „Nein zum Heim“ durchge­führt. Die Ver­anstal­tung war zuvor vom ehe­ma­li­gen NPD Abge­ord­neten Maik Schnei­der angemeldet wor­den und richtete sich gegen Pla­nun­gen des Land­kreis­es Havel­land am Rande der Stadt eine Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Flüchtlinge und Asyl­suchende zu erricht­en. Der Ras­sis­mus der sich eigentlich dahin­ter  ver­birgt äußerte sich auf der Ver­samm­lung recht freimütig, durch Schilder mit Auf­schriften wie „Nauen bleibt weiss“. Gegen den Aufzug protestierten unge­fähr 130 Men­schen, in Hör- und Sichtweite, am Rathausplatz.
Bunte Proteste
Eine Ini­tia­tive hat­te im Social­me­dia kurz nach dem Bekan­ntwer­den der „Nein zum Heim“ – Ver­anstal­tung unter dem Mot­to: „Keine Stadt für Nazis! Ras­sis­tis­chen Auf­marsch in Nauen bei Berlin ver­hin­dern!“ zu Gegen­protesten aufgerufen. An der Kundge­bung am Rathaus­platz nah­men u.a. auch die stel­lvertre­tende Bürg­er­meis­terin Mar­i­on Grigoleit und der Vor­sitzende der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Hart­mut Siegel­berg teil. Weit­er­hin unter­stützten ver­schiedene Ini­tia­tiv­en aus dem gesamten Havel­land und Bran­den­burg an der Hav­el die Proteste.
Im Gegen­satz zur der Ver­samm­lung von „Nein zum Heim“ blieb die Gegen­ver­anstal­tung allerd­ings nur sta­tionär. Zweimal zog allerd­ings der Aufzug der Heimgegner_innen in unmit­tel­bar­er Nähe an vor­bei. Dabei wur­den die Sympathisant_innen von „Nein zum Heim“ laut­stark aus­gep­fif­f­en und ausgebuht.
Zu ein­er kurzen Span­nungssi­t­u­a­tion kam es als der ras­sis­tis­che Auf­marsch zum zweit­en mal an der Gegenkundge­bung vor­beilief. Der vor­ange­hende Block des Aufzuges der Heimgegner_innen machte plöt­zlich kehrt, bewegte sich auf die Protestier­er zu und suchte min­destens die ver­bale Auseinan­der­set­zung. Polizei und Ver­samm­lungsleitung brachte die Sit­u­a­tion jedoch schnell unter Kontrolle.
NPD markiert Revier
Trotz des gestri­gen Protestes sieht sich das neon­azis­tis­che Milieu in Nauen jedoch durch die aktuelle Asylde­bat­te offen­bar klar im Aufwind. Während ein­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung am 12. Feb­ru­ar 2015, bei der über den Verkauf des Grund­stück­es für die kün­ftige Gemein­schaft­sun­terkun­ft abges­timmt wer­den sollte, gelang es eini­gen NPD Funk­tionären einen großen Teil des Pub­likums aufzuwiegeln und anschließend der­art zu stören, dass Saal und Grund­stück polizeilich geräumt wer­den mussten. Die Veräußerung des zukün­fti­gen Heimgelän­des kon­nte  durch die Tumulte indes jedoch nicht ver­hin­dert werden.
Den­noch scheint sich „Nein zum Heim“ bzw. die dahin­ter steck­enden Neon­azis damit nicht abfind­en zu wollen. Der gestrige Aufzug, der expliz­it sog­ar als „Auf­marsch“ bewor­ben wurde, war abse­hbar, zumal die NPD und ihre Jugen­dor­gan­i­sa­tion JN in anderen Städten und Gemein­den bere­its ähn­lich­es versuchten.
Insofern ist es auch nicht ver­wun­der­lich, dass neben eini­gen „Bürger_innen“ aus Nauen, auch bekan­nte Gesichter des bran­den­bur­gis­chen Neon­az­im­i­lieus  aus dem Havel­land, Pots­dam-Mit­tel­mark und Tel­tow-Fläming sowie Einzelper­so­n­en aus Berlin bei dem Aufzug mitmarschierten.
Bere­its am 14. März 2015 hat­ten 80 Neon­azis aus dem gesamten Land Bran­den­burg eine erste Kundge­bung gegen die geplante Gemein­schaft­sun­terkun­ft durchge­führt. 30 Men­schen, darunter auch einige Vertreter_innen der lokalen Linkspartei, protestierten damals dage­gen. Die entsprechende Antwort erfol­gte offen­bar dann aber post­wen­dend in der Nacht vom 24. zum 25. März 2015, als Unbekan­nte ver­sucht­en die Scheiben des Orts­büros der Partei „DIE.LINKE“ einzuschlagen.
Ähn­lich­es hat­ten die ver­sam­melten Neon­azis möglicher­weise bere­its während der erwäh­n­ten Stadtverord­neten­ver­samm­lung am 12. Feb­ru­ar im Sinn, als sie auf die Fen­ster­front des Tagung­sortes ein­droschen und so die dor­ti­gen Tumulte zusät­zlich anstachelten.
Ein­er der dama­li­gen Rädels­führer war übri­gens der Anmelder der heuti­gen Ver­samm­lung, Maik Schnei­der. Gegen ihn soll dies­bezüglich inzwis­chen auch die Polizei ermitteln.
Schnei­der war gestern übri­gens auch nicht der einzige namhafte Partei­funk­tionär auf der Ver­anstal­tung. Weit­er­hin nahm u.a. auch Frank Kit­tler, Abge­ord­neter der NPD in der Gemein­de­v­er­samm­lung Briese­lang, teil. Dieser trug die einzige Parteifahne während des Aufzuges.
Weit­er­hin nahm auch der bran­den­bur­gis­che Lan­desvor­sitzende der JN, Pierre Dorn­brach aus Baruth/Mark, am Auf­marsch teil. Nach dem Abspie­len eines Songs des linksradikalen Rap­pers Hol­ger Burn­er hielt er auch die Haup­trede während ein­er Zwis­chenkundge­bung in einem Plat­ten­bau­vier­tel von Nauen. Hier­bei ver­suchte Dorn­brach, 14 Tage vor dem 1. Mai, die Asylde­bat­te ide­ol­o­gisch mit völkisch­er Antikap­i­tal­is­muskri­tik zu verknüpfen. Rot­er Faden sein­er Rede blieb jedoch, die klare Ablehnung von „Asy­lanten­heimen“.
Ein Beken­nt­nis, dass offen­bar auch im Inter­esse der so genan­nte Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“ lag, die sich zuvor eher von organ­isierten Neon­azis fern­hielt. Gestern liefen jedoch bei­de offiziellen Ansprech­part­ner der Ini­tia­tive nicht nur beim Auf­marsch mit, son­dern war­ben dort auch für ihre Unter­schrifte­nak­tion gegen die geplante Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Flüchtlinge und Asyl­suchende. Ein fre­und­schaftlich­es Ver­hält­nis von Mit­gliedern der Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“ zu den anwe­senden Neon­az­i­funk­tionären war erkennbar. Berührungsäng­ste gab es offen­bar nicht.
Näch­stes Neon­azievent in Planung
Bere­its am 20. April beab­sichti­gen Neon­azis erneut in Nauen aufzu­marschieren. Vorge­blich­er Grund kön­nte dann das 70 jährige Gedenken an einen Bombe­nan­griff während des Zweit­en Weltkrieges sein. Allerd­ings zele­bri­eren Neon­azis an diesem Tag auch regelmäßig den Geburt­stag Adolf Hitlers.
Die Nauen­er Zivilge­sellschaft ruft deshalb in der Zeit von 14.00 bis 18.00 Uhr zur Teil­nahme an einem bun­ten Fam­i­lien­fest im Bere­ich Lin­den­platz / Mark­tecke / Garten­straße auf. Ab 18.30 Uhr soll es zu dem eine Kundge­bung am Lin­den­platz /Gartenstraße geben.
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Wittstock/Dosse: Polizei setzt Aufzug von Neonazis durch

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Getarnt als ver­meintliche Bürger_innen gegen die derzeit­ige „Asylpoli­tik“ waren gestern 120 Neon­azis durch die nord­bran­den­bur­gis­che Kle­in­stadt Wittstock/Dosse gezo­gen. Dabei glo­ri­fizierten sie den „Nationalen Sozial­is­mus“ und riefen Parolen, die möglicher­weise dem Straftatbe­stand der Volksver­het­zung erfüll­ten. Unge­fähr 300 Beamt_innen schützten, laut Pressemit­teilung der Polizei, unter Beach­tung des „ver­fas­sungsrechtlichen Gebot(es) der Neu­tral­ität“ die „Demon­stra­tions­frei­heit“ der Neon­azis. „Stör- und Block­ade­v­er­suche des Aufzuges“ seien ver­hin­dert und in diesem Zusam­men­hang Anzeigen wegen „Belei­di­gung“ und „Wider­stand“ aufgenom­men wor­den. Eben­falls werde gegen Teilnehmer_innen des Aufzuges „gegen Asylpoli­tik“ ermit­telt, so die Polizei weit­er. Diese sollen gegen das „Ver­samm­lungsrecht“ ver­stoßen und sich uni­formiert haben.
Sym­bol­is­ch­er Protest
Mit vielfälti­gen Aktio­nen haben dutzende Men­schen heute gegen den Aufzug der Neon­azis protestiert.
In einem umgangssprach­lich als Papageien­sied­lung beze­ich­neten Vier­tel im Nor­den der Stadt, ver­anstal­tete das Bünd­nis „Witt­stock beken­nt Farbe“ ein gemein­sames Straßen­fest mit dort unterge­bracht­en syrischen Flüchtlin­gen. Dazu waren diverse Stände aufge­baut worden.
Des Weit­eren stand der jährliche Jugend­kreuzweg der evan­ge­lis­chen Kirche, der durch die Stadt bis zur Papageien­sied­lung führte, unter dem Zeichen des Protestes gegen Rassismus.
Zudem waren ent­lang der Route des Aufzuges „gegen Asylpoli­tik“ durch die his­torische Alt­stadt zahlre­iche Plakate des Freien Gym­na­si­ums Witt­stock ange­bracht, auf denen sich für eine bunte Stadt mit kul­tureller Vielfalt aus­ge­sprochen wurde. Weit­er­hin waren Trans­par­ente der Ini­tia­tiv­en „Witt­stock beken­nt Farbe“ sowie „Neu­rup­pin bleibt bunt“ und „Oranien­burg ist anders, weltof­fen, Bunt“ ange­bracht worden.
Zu direk­ten Aktio­nen gegen den „Neon­azi­auf­marsch“ hat­te hinge­gen lediglich das Bünd­nis „NoT­D­DZ 2015“ unter dem Mot­to „kein Fußbre­it den Nazis!“ aufgerufen. Diesem Aufruf offen­bar fol­gend hat­ten sich ab 13.00 Uhr unge­fähr 60 Men­schen eben­falls in der Nähe der Bahn­hal­testelle, in ein­er Parkan­lage ver­sam­melt. Kurz vor Beginn des Aufzuges „gegen Asylpoli­tik“ ver­sucht­en sie die Weite des Gelän­des zu nutzen, um auf die Bahn­hof­sstraße zu gelan­gen, scheit­erten allerd­ings an den Polizeiket­ten. Ein weit­er­er Ver­such auf die Route des Aufzuges der Neon­azis zu kom­men, scheit­erte in der Kyritzer Straße. In der Alt­stadt soll die Polizei zudem Pfef­fer­spray einge­set­zt haben, um etwaige Block­aden zu ver­hin­dern. So blieb den Gegner_innen des Aufzuges „gegen Asylpoli­tik“ nur der sym­bol­is­che Protest am Rande. Dabei wur­den u.a. Trans­par­ente, die sich sol­i­darisch mit Flüchtlin­gen zeigten und zu Protesten gegen den „Tag der deutschen Zukun­ft (TDDZ)“ in Neu­rup­pin aufriefen sowie eine Antifa-Fahne gezeigt. Die Abschlusskundge­bung des Aufzuges „gegen Asylpoli­tik“ wurde laut­stark ausgepfiffen.
Neon­azis marschierten anson­sten störungsfrei
Der Aufzug „gegen Asylpoli­tik“ bewegte sich gestern auss­chließlich im Süden der Stadt und im Zen­trum. Es war die mit­tler­weile dritte der­ar­tige Ver­samm­lung in Wittstock/Dosse. Am 6. Dezem­ber 2014 fand eine erste Demon­stra­tion mit 150 Teilnehmer_innen statt, eine zweite fol­gte mit unge­fähr 20 teil­nehmenden Per­so­n­en am 31. Jan­u­ar 2015.
Start­punkt der gestri­gen Ver­samm­lung war wieder der Bere­ich vor der Bahn­hal­testelle Wittstock/Dosse. Dort sam­melten sich bis 14.30 Uhr unge­fähr 120 Neon­azis. Bürger_innen waren hinge­gen, anders als beim Auf­marsch am 6. Dezem­ber 2014, kaum noch beteiligt. Der Aufzug gab sich in Stil und Aus­druck klar als neon­azis­tis­ch­er Auf­marsch zu erken­nen. Dazu waren etliche Neon­azis aus Bran­den­burg, Berlin, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Sach­sen-Anhalt und Thürin­gen angereist. Diese wur­den unter anderem durch Aufrufe in ein­schlägi­gen Social­me­dia-Seit­en zur Teil­nahme aufge­fordert. Unter anderem bewar­ben die „Aktion­s­gruppe Nord-Ost“, „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“, die „NPD Prig­nitz-Rup­pin“, „NPD Pots­dam-Mit­tel­mark“ sowie eine Social­me­dia-Gruppe, hin­ter der sich mut­maßlich die „Nationale Sozial­is­ten Wittstock/Dosse“ ver­ber­gen, die Veranstaltung.
Nach der Ver­lesung der Aufla­gen durch den mut­maßlichen Ver­samm­lungsleit­er startete der Aufzug dann Rich­tung Bahn­hof­s­traße, über­querte den Bah­nüber­gang in der Kyritzer Straße und zog dann unter dem skandieren von Parolen, wie „Frei, Sozial, Nation­al“ und „Nationaler Sozial­is­mus jet­zt“ bis in ein umgangssprach­lich als Polth­ier­sied­lung beze­ich­netes Vier­tel im Süden der Stadt, in dem viele Neon­azis wohnen. Hier gab es dann, in der Polth­ier­straße Ecke Ste­in­straße, die erste Zwis­chenkundge­bung. Bei dieser forderte Pas­cal Stolle, ehe­ma­liger Stadtverord­nete für die NPD in Bad Belzig (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) und jet­ziger Aktivist der Partei des „drit­ten Weges“, als erster Red­ner einen „sofor­ti­gen Stopp, der Über­säung“ sein­er „Heimat mit Asy­lanten­heimen“ sowie „einen sofor­ti­gen Stopp von Asy­lanten in Deutschland“.
Auch Mar­vin Koch von den „Freien Kräften Neu­rup­pin /Osthavelland“ knüpfte an die Flüchtlings­the­matik an und ver­suchte Asyl­suchende pauschal als krim­inell darzustellen. Des Weit­eren ver­suchte er Äng­ste zu schüren, dem­nach durch die Auf­nahme von Flüchtlin­gen sein „Volk sys­tem­a­tisch aus­gerot­tet würde“. Koch könne es dies­bezüglich „nicht mit seinem Gewis­sen“ vere­in­baren, seine „Kinder in so eine mar­o­de Welt zu set­zen, ohne pro­biert zu haben an diesen Zustän­den etwas zu verän­dern“. In diesem Sinne warb er auch für die Teil­nahme an der „Abschluss­demon­stra­tion“ zum „Tag der Deutschen Zukun­ft in Neu­rup­pin“ und endete mit den Worten „Nationaler Sozial­is­mus oder Untergang“.
Anschließend zog der Aufzug mit Parolen wie „Krim­inelle Aus­län­der raus – und der Rest auch“ oder „Deutsch­land den Deutschen – Aus­län­der raus“ weit­er in Rich­tung Alt­stadt. Da let­zt genan­nter Slo­gan möglicher­weise den Straftatbe­stand der Volksver­het­zung erfüllt, kündigte die Press­esprecherin der Polizei eine strafrechtliche Prü­fung des Sachver­haltes an. Vor Ort unter­bun­den wur­den der­ar­tige Parolen jedoch nicht.
In der Alt­stadt, genauer gesagt hin­ter dem Rathaus, fand dann die Abschlusskundge­bung des Aufzuges „gegen Asylpoli­tik“ statt.
Hier ergriff dann Maik Eminger, mut­maßlich­er Kopf der „freien Kräfte“ in Pots­dam-Mit­tel­mark das Wort und knüpfte an die Reden sein­er Vorred­ner während der Zwis­chenkundge­bung an. „Ein friedlich­es Zusam­men­leben ver­schiedenar­tiger Rassen und Völk­er“ könne er sich nicht vorstellen und forderte deshalb „das Ende dieser Über­frem­dung“ sowie „das Ende der herrschen­den Asylpoli­tik“. Seinen Rede­beitrag been­dete Eminger in Inter­ak­tion mit den anderen Teilnehmer_innen des Aufzuges. Er skandierte „Nationaler Sozial­is­mus“ und die anderen Versammlungsteilnehmer_innen ergänzten mit „jet­zt“.
Anschließend über­nahm Matthias Fis­ch­er, bis zu dessen Ver­bot langjähriger Aktivist des „Freien Net­zes Süd“ in Bay­ern und heutiger Parteigänger des „drit­ten Weg“ im Land Bran­den­burg das Mikro­fon. Auch er schürte, anknüpfend an seine Vorred­ner, „Über­frem­dungsäng­ste“ und forderte das noch „viel mehr“ dage­gen auf die „Straße“ gehen müssten. „Noch“ kön­nte „die „Heimat“ gerettet wer­den, so Fischer.
Danach wurde der Aufzug durch die Ket­ten­straße zur Bahn­hal­testelle zurück­ge­führt und nach dem Abspie­len der deutschen Nation­al­hymne, in allen drei Stro­phen, für been­det erklärt.
Flüchtlinge in Wittstock
In der Stadt Wittstock/Dosse wur­den im let­zten Jahr mehrere geflüchtete Fam­i­lien aus Syrien aufgenom­men. Nach einem kurzen Aufen­thalt in einem tem­porär als Gemein­schaft­sun­terkun­ft genutztem Gebäude, wur­den diese in Woh­nun­gen in der so genan­nten Papageien­sied­lung untergebracht.
Die Unter­bringung in der Stadt wurde von einem Großteil der Bürger_innen während ein­er Ver­samm­lung der Stadt begrüßt. Lediglich das im Ort äußerst aktive neon­azis­tis­che Milieu sprach sich, offen­sichtlich aus ras­sis­tis­ch­er Moti­va­tion, dage­gen aus und führte dies­bezüglich mehrere Ver­anstal­tun­gen durch. Der­lei Aktiv­itäten set­zen sich anscheinend nun auch 2015 fort, nach dem die Stadt, eben­falls nach Zus­pruch durch die Bevölkerung, weit­ere Flüchtlinge aufnahm.
 
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Brück: Infoveranstaltung zur Aufnahme von Asylsuchenden im Ort

Einwohner_innenversammlung
Am gestri­gen Abend lud das Amt Brück (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) zu ein­er Einwohner_innenversammlung in die St. Lam­ber­tus Kirche ein. The­ma des Abends war die Informierung aller inter­essierten Men­schen über die Auf­nahme von 27 Asyl­suchen­den in der Stadt Brück. Um alle Fra­gen best­möglich zu beant­worten waren sachkundi­ge Vertreter_innen des Land­kreis­es und des Trägervere­ines der Unterkun­ft anwe­send. Vor­ab bekan­nten sich das Amt und die Stadt Brück in ein­er Pressemit­teilung zur Auf­nahme der Asyl­suchen­den. „Brück ver­ste­ht sich als Ort der Vielfalt und der Tol­er­anz“, so Amts­di­rek­tor Chris­t­ian Groß­mann (SPD). Entsprechend werde sich „um die ank­om­menden Fam­i­lien und Kinder“ geküm­mert, so Bürg­er­meis­ter Karl-Heinz Borgmann ergänzend. „Familienfreundlichkeit“werde „in Brück“ schließlich „groß geschrieben“.
Ein­leitung in die Informationsveranstaltung
Gegen 19.00 Uhr eröffnete dann Amts­di­rek­tor Chris­t­ian Groß­mann die Einwohner_innenversammlung, zu der 150 Men­schen erschienen waren. Er teilte mit, dass 27 Flüchtlinge, darunter fünf Fam­i­lien mit ins­ge­samt zehn Kindern in der Stadt erwartet wer­den. Dies sei zwar für Brück, so Groß­mann, eine vol­lkom­men neue Sit­u­a­tion, jedoch sei er zuver­sichtlich, dass beste­hende Vorurteile zumeist auf Unwis­senheit beruhen und im Rah­men der Infor­ma­tionsver­anstal­tung entkräftet wer­den können.
Pfar­rer Hel­mut Kautz gab sich in seinen ein­lei­t­en­den Worten eben­so zuver­sichtlich, wie hil­fs­bere­it. Ihm sei schließlich bei sein­er Ankun­ft in Brück auf­tra­gen wor­den: „Seien sie Pfar­rer nicht nur für die Chris­ten, son­dern für alle Brück­er!“ Dementsprechend wolle er sich nun auch um die ank­om­menden Flüchtlinge kümmern.
In diesem Sinne sprach auch Otthein­er Klein­erüschkamp (CDU), Bürg­er­meis­ter der Nach­barge­meinde Linthe. Er bot an, die mit der Unter­bringung entste­hen­den Auf­gaben gemein­sam zu bewälti­gen. „Den Leuten“ solle ein „würdi­ger Ersatz für ihr zu Hause“ geboten und es ihnen, so Klein­erüschkamp weit­er, leicht gemacht wer­den, „sich hier einzuleben“.
Infor­ma­tio­nen des Landkreises
Nach der Ein­leitung in die Ver­anstal­tung, informierte nun die Sozialdez­er­nentin des Land­kreis­es Pots­dam-Mit­tel­mark, Gertrude Meißn­er, detail­liert über die Auf­nahme und die Ver­sorgung der Asyl­suchen­den im Kreis sowie die Wahl des Stan­dortes Brück.
Gemäß ihren Angaben hat der Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark die Auf­gabe bis Jahre­sende 659 Asyl­suchende und 85 syrische Kontin­gent­flüchtlinge aufzunehmen. Diese Zahlen seien allerd­ings vari­abel, da die Möglichkeit beste­ht, dass weit­ere Men­schen ankom­men wer­den. Insofern ist der Land­kreis auch bestrebt, weit­ere Unterkün­fte zu akquiri­eren. Zurzeit gibt es in Tel­tow und Stahns­dorf zwei beste­hende Heime, die mit jew­eils 200 Per­so­n­en pro Unterkun­ft, am Ende ihrer Kapaz­itäten sind. Auch die kleineren Gemein­schaft­sun­terkün­fte in Bad Belzig und Beelitz sind eben­falls aus­ge­lastet. Deshalb werde nun auch auf Objek­te zurück­ge­grif­f­en, die in kleineren Orten liegen und wegen der nicht opti­malen Stan­dort­fak­toren bish­er als ungeeignet galten.
Die kün­ftige Gemein­schaft­sun­terkun­ft in Brück befind­et sich beispiel­sweise in einem zwar indus­triell genutzten, aber unbe­wohn­ten Gewer­bege­bi­et. Hier wer­den die 27 Asyl­suchen­den ab heute unterge­bracht sein. Nach Ostern kom­men dann noch ein­mal 45 Men­schen dazu, so dass ins­ge­samt 72 Per­so­n­en unterge­bracht werden.
Als Herkun­ft­slän­der der Asyl­suchen­den wur­den Tschad, Syrien, Iran, Alban­ien und auch die Rus­sis­che Föder­a­tion genan­nt. Für ihre Betreu­ung wird eine Sozialar­bei­t­erin zuständig sein.
Des Weit­eren sieht sich der Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark für die Gewährleis­tung der Sicher­heit, dem Ange­bot von gemein­nütziger Arbeit, der Ver­mit­tlung von Deutschken­nt­nis­sen in Koop­er­a­tion mit der Volk­shochschule, die Finanzierung der Grund­sicherung sowie die gesund­heitliche Ver­sorgung der Asyl­suchen­den ein­schließlich der Ver­voll­ständi­gung des Impf­s­tandes zuständig.
Darüber hin­aus würde sich der Land­kreis über eine Unter­stützung der Einwohner_innen von Brück freuen.
Einwohner_innenfragen
Nach dieser infor­ma­tiv­en Ein­führung waren nun die Brück­er am Zuge, durch ihre Fra­gen beste­hende Unklarheit­en aufzuhellen, Äng­ste auszuräu­men und Vorurteile zu überwinden.
Eine Bürg­erin, die beispiel­sweise vor drei Jahren aus Berlin wegen den hohen Mieten wegge­zo­gen ist, befürchtete durch den Zuzug von Asyl­suchen­den und der möglicher­weise damit ver­bun­de­nen Verk­nap­pung des Wohn­raumes, eine erneute Verdrängung.
Dem wider­sprach allerd­ings der Land­kreis. Asyl­suchende wür­den in Pots­dam-Mit­tel­mark auss­chließlich in Gemein­schaft­sun­terkün­ften unterge­bracht wer­den. Zwar war vor drei Jahren schon ein­mal eine men­schen­würdi­gere Unter­bringung angedacht, jedoch auf­grund man­gel­nden Wohn­raums und steigen­der Flüchtlingszahlen wieder ver­wor­fen worden.
Lediglich bei syrischen Kontin­gent­flüchtlin­gen sei die Unter­bringung in Woh­nun­gen geplant. Dies träfe jedoch auf Brück nicht zu.
Wenn es jedoch pri­vate Woh­nungsange­bote hier gäbe, so die Antwort auf eine Frage ein­er anderen Bürg­erin, würde der Land­kreis auch nicht nein sagen. Schließlich müssten in diesem Jahr noch min­destens 63 syrische Flüchtlinge aufgenom­men wer­den. Die Miete würde, bei entsprechen­der Eig­nung der Woh­nung, dann das Job­cen­ter zahlen.
Anschließend kamen die The­men Sicher­heit und Inte­gra­tion auf die Agen­da. Ein Bürg­er äußerte Bedenken vor ein­er ange­blichen Gewalt­bere­itschaft der trau­ma­tisierten Men­schen, ein ander­er sei sel­ber schon in einem Krisen­ge­bi­et gewe­sen und habe die dort Leben­den als „unzivil­isiert“ emp­fun­den. Diesem Szenario wieder­sprach Rose Dit­t­furth vom Arbeits- und Aus­bil­dungs­fördervere­in Pots­dam-Mit­tel­mark e.V. im Hin­blick auf die hier ank­om­menden Men­schen ener­gisch. In ihrer lan­gen Lauf­bahn als Sozialar­bei­t­erin in der Bad Belziger Asy­lun­terkun­ft habe sie kein unzivil­isiertes Ver­hal­ten erlebt. Im Gegen­teil, die meis­ten hier­her kom­menden Men­schen seien eher glück­lich, dass sie in geord­neten Struk­turen aufgenom­men wer­den und sich diesen anpassen.
Ander­er­seits kön­nen in Heimen natür­lich auch Span­nun­gen nicht aus­geschlossen wer­den. Den dort leben­den Men­schen ste­ht laut Asylge­setz schließlich nur ein Raum von 6,00m² zu. Pri­vat­sphäre gebe es dort eher nicht. Im Ern­st­fall soll jedoch ein 24-Stun­den-Wach­schutz Stre­it schlichten.
Trau­ma­tisierten Men­schen, ins­beson­dere Folteropfern, würde zudem psy­chol­o­gis­che Betreu­ung ange­boten, damit sie die Chance erhal­ten die erlit­te­nen Qualen seel­isch zu verarbeiten.
Aber wie soll mit Asyl­suchen­den, die ein schw­eres Trau­ma durch­leben, im All­t­ag umge­gan­gen wer­den, schloss die näch­ste Frage an. Tat­säch­lich gäbe es für hier­für kein Paten­trezept, so Frau Meißn­er vom Land­kreis. Hier sei die Men­schlichkeit jedes Einzel­nen gefragt. Nur wenn offen und ohne Vorurteile auf die Men­schen zuge­gan­gen wird, könne auch eine gute Inte­gra­tion gelingen.
Selb­stver­ständlich sei natür­lich auch die Sprache ein entschei­den­der Schlüs­sel. Hier machte die Mitar­bei­t­erin des Land­kreis­es eben­falls Mut. Kinder von Asyl­suchen­den wür­den durch den Schulbe­such recht schnell, teil­weise inner­halb eines hal­ben Jahres, die deutsche Sprache beherrschen. Erwach­sene bräucht­en zwar in der Regel länger, wür­den aber laut Land­kreis, wenn sie ein­mal einen Deutschkurs begonnen hät­ten, diesen auch mit großer Moti­va­tion weit­er führen.
Eine kri­tis­che Stimme erkundigte sich daraufhin nach dem Mehraufwand für Lehrkräfte und ob dadurch nicht das Bil­dungsniveau der anderen Schüler lei­de. Doch auch hier wider­sprach die Vertreterin des Land­kreis­es. Für die Nach­hil­fe im Deutschunter­richt seien geson­derte Unter­richtsstun­den vorge­se­hen, die von zusät­zlichen Lehrkräften betreut werden.
Trotz der fundierten Argu­mente, ver­sucht­en Einzelper­so­n­en jedoch weit­er­hin gezielt Äng­ste durch Vorurteile zu schüren. Dem­nach zeige sich all­ge­mein, dass Orte mit vie­len Migranten soziale Bren­npunk­te seien. Zudem sei eine alban­is­che Fam­i­lie, im Hin­blick auf die Ankündi­gung von Asyl­suchen­den aus Alban­ien, ohne­hin nicht inte­gra­tions­fähig. Doch auch diesen Behaup­tun­gen wurde ener­gisch wider­sprochen, in diesem Fall so gar aus dem Publikum.
Eine junge Frau, die aus Köln stammt und jet­zt in Brück lebt, erzählte, dass sie in der Grund­schule viele Aus­län­der in der Klasse und damit über­haupt kein Prob­lem hatte.
Eine andere junge Brück­erin kam ursprünglich aus Berlin-Wed­ding und hätte dort auch keine schlecht­en Erfahrun­gen mit Asyl­suchen­den gemacht. Sie fragte sog­ar wie konkret geholfen wer­den kann. Sind Spenden erwün­scht und wenn ja wohin? Dies hörte Sozialar­bei­t­erin Rose Dit­t­furth natür­lich gerne. Spenden wären selb­stver­ständlich erwün­scht. Ins­beson­dere Fahrräder und Spielzeug wären wohl die sin­nvoll­sten Dinge. Jedoch bat Dit­t­furth zunächst ein­mal um Geduld, die Asyl­suchen­den müssen schließlich erst­mal in ihrem neuen zu Hause ankom­men. Erst danach sei eine Bedarf­s­analyse sinnvoll.
Möglicher­weise kön­nen diese Fra­gen dann während eines ersten „run­den Tis­ches“ am 25. April 2015 gek­lärt werden.
Abschließend äußerte sich dann noch ein­mal Amts­di­rek­tor Chris­t­ian Groß­mann zu dem über­wiegend pos­i­tiv ver­laufend­en Abend: „Es gab vie­len Fra­gen und wir haben sie gut beant­wortet. Wir haben keine Angst vor dem Heim.“
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Sonstiges

Brandenburg an der Havel: Informationsveranstaltung zur Errichtung einer Asylunterkunft am Neuendorfer Sand

Titel
Am gestri­gen Abend führten Vertreter_innen der Stadtver­wal­tung von Bran­den­burg an der Hav­el eine Infor­ma­tionsver­anstal­tung zum geplanten Neubau ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asyl­suchende am Neuen­dor­fer Sand durch. Unge­fähr 50 Men­schen nah­men diesen Ter­min wahr. Sowohl Asylgegner_innen als auch Befür­worter kamen dabei zu Wort.
All­ge­meine Informationen
Zunächst ver­mit­telte ein Vertreter der Stadt erst ein­mal all­ge­meinen Überblick, über die Men­schen, die kom­men wer­den, ihren rechtlichen Sta­tus und welche Art der Unter­bringung für sie angestrebt wird. Im Übri­gen wurde auch in dieser Ver­anstal­tung noch ein­mal dargestellt, dass die Auf­nahme von Asyl­suchen­den geord­net und nach einem bes­timmten Regle­ment abläuft.
Erster Anlauf­punkt für Men­schen, die im Land Bran­den­burg Asyl suchen, ist so zunächst die Erstauf­nah­meein­rich­tung in Eisen­hüt­ten­stadt (Land­kreis Oder-Spree). Dort find­et dann u.a. eine Erfas­sung ihrer Dat­en sowie eine gesund­heitliche Unter­suchung statt. Anschließend wer­den die Asyl­suchen­den über einen Verteilungss­chlüs­sel auf die einzel­nen Land­kreise und kre­is­freien Städte verteilt.
Die Stadt Bran­den­burg an der Hav­el hat dies­bezüglich beispiel­sweise die Pflicht 2,7 % der im Land aufzunehmenden Men­schen eine Unterkun­ft zur Ver­fü­gung zu stellen.
Momen­tan leben 258 Asyl­suchende in der Havel­stadt, davon 179 in der Gemein­schaft­sun­terkun­ft in der Flämingstraße und ins­ge­samt 79 in Wohnungen.
Um bis Ende 2015 weit­ere Men­schen aufnehmen zu kön­nen, ist nun geplant die Flämingstraße um 50 neue Plätze zu erweit­ern und neue Unterkün­fte in der Fohrder Land­straße, mit 105 Plätzen, sowie eben am Neuen­dor­fer Sand, mit 100 Plätzen, zu schaf­fen. Des Weit­eren­sollen 160 Woh­nun­gen angemietet werden.
Fra­gen, Antworten und Willkommenskultur
In der anschließen­den Frages­tunde bracht­en dann zunächst die Asylgegner_innenihre Vorurteile gegenüber Asyl­suchen­den durch entsprechende Anfra­gen an die Mod­er­a­tion zum Aus­druck. Warum der Stan­dort Neuen­dor­fer Sand? Warum soviel Geld für Asyl­suchende aus­geben? Kom­men eigentlich nur Män­ner und wäre es nicht bess­er, wenn sie ihre Heimat auf­bauen wür­den? Wie sieht der Gesund­heitss­chutz aus? Woher haben die das Geld für teure Fitnessstudios?
Die Stadtver­wal­tung ihrer­seits hat­te sich aber anscheinend gut auf die Ver­anstal­tung vor­bere­it­et und entsprechende Sach­bear­beit­er gle­ich mit ein­ge­laden, die auch auf die abstruses­ten Fra­gen kom­pe­tent antworten und so die beste­hen­den Vorurteile – zumin­d­est für die Mehrheit­der Anwe­senden – sach­lich entkräften konnten.
Hin­sichtlich der Stan­dort­wahl wurde noch ein­mal betont, dass die Sied­lung am Neuen­dor­fer Sand nicht der einzige Ort in Bran­den­burg an der Hav­el ist, in dem Asyl­suchende unterge­bracht wer­den sollen. Allerd­ings gäbe es für die hier geplante Neuein­rich­tung an anderen Punk­ten in der Stadt kaum ver­gle­ich­bar gute Stan­dortbe­din­gun­gen. Dies­bezüglich wur­den alle möglichen alter­na­tiv­en Stan­dorte, so der Sach­bear­beit­er der Stadt, genau geprüft und sorgfältig gegeneinan­der abge­wogen, auch im Hin­blick auf die Kosten. Dazu bemerk­te übri­gens ein Bürg­er, dass die Kosten­frage irrel­e­vant sei. Schließlich wer­den, sein­er Mei­n­ung nach, jährlich Mil­liar­den­werte an Waf­fen­tech­nik in die Krisen­län­der geliefert, so dass sich jet­zt nicht gewun­dert muss, wenn die Men­schen von dort aus Furcht vor Krieg, Folter und Vertrei­bung nun hier­her kommen.
Das jedoch vor allem Män­ner aus diesen Län­dern kom­men, lässt sich hinge­gen nicht bestre­it­en. Hier wurde jedoch darauf hingewiesen, dass die Stra­pazen ein­er Flucht, zum Teil über mehrere tausend Kilo­me­ter, durch Krisen­ge­bi­ete, übers Mit­telmeer, für viele Frauen und Kinder ein­fach nicht trag­bar sind und häu­fig den sicheren Tod bedeuten. Das heiße allerd­ings nicht, dass diese in ihren Heimatlän­dern keine Gefahr aus­ge­set­zt sind. Hin­ter jedem Akt der Flucht steckt eben meist noch ein viel größeres Dra­ma. Zudem wurde auch noch ein­mal darauf hingewiesen, dass keines der Krisen­län­der dieser Welt mit europäis­chen Staat­en ver­gle­ich­bar ist und ein gefordert­er „Auf­bau der Heimat“ auf­grund der Gegeben­heit­en vor Ort wohl eher eine roman­tis­che Illu­sion sei.
Hin­sichtlich des Gesund­heitss­chutzes müsse sich hinge­gen keine Sor­gen gemacht wer­den, da alle Asyl­suchen­den bere­its in Eisen­hüt­ten­stadt unter­sucht wür­den. Sollte es trotz­dem zu Krankheit­saus­brüchen kom­men, würde zunächst die gesamte Erstauf­nah­meein­rich­tung so lange in den Quar­an­tänezu­s­tand ver­set­zt, bis kein Risiko mehr für die Bevölkerung beste­ht. Zudem wurde im Hin­blick auf die zuvor konkret the­ma­tisierten Masern hingewiesen, dass der Tod eines kleinen­Jun­gen in Berlin vor allem auf die Impfver­weigerung sein­er deutschen Eltern zurück­zuführen ist.
Klar wider­sprochen wurde auch den immer wieder aufk­om­menden Fra­gen, ob Asyl­suchende beson­ders und ins­beson­dere finanziell bevorteilt wür­den. Laut den Angaben der Sozialdez­er­nentin erhal­ten Men­schen, die in Bran­den­burg an der Hav­el Asyl gefun­den haben und in Woh­nun­gen unterge­bracht sind, jedoch lediglich 359,00 € im Monat, das sind 40,00 € weniger als deutschen Staats­bürg­ern gemäß geset­zlich­er Grund­sicherung nach dem zweit­en Sozialge­set­zbuch (Hartz IV) zu ste­ht. Asyl­suchende die in einem Heim unterge­bracht sind, erhal­ten sog­ar noch weniger, näm­lich unge­fähr 328,00 € im Monat. Was sie mit Ihrem Geld allerd­ings machen, ob sie sich damit Essen und Klei­dung kaufen oder Sport treiben, bleibt ihnen allein überlassen.
Darüber hin­aus wird natür­lich angestrebt, dass die Asyl­suchen­den möglichst schnell in ein Beschäf­ti­gungsver­hält­nis kom­men, so dass sie sich ihren Leben­sun­ter­halt selb­st finanzieren kön­nen. Dies ist jedoch erst früh­estens nach drei Monat­en nach der Ankun­ft möglich und auch nur dann, wenn dadurch keine deutschen Staatsbürger_innen oder EU-Bürg­er_in­nen benachteiligt werden.
Damit waren dann auch die wesentlich­sten Fra­gen beant­wortet. Sicher­lich blieben einige der Anwe­senden, u.a. eine kleinere Gruppe älter­er Herrschaften, die ver­sucht­en aus­län­der­feindliche Ressen­ti­ments zu schüren, oder Einzelper­so­n­en, die unlängst bei den BraMM-Demos mitliefen, weit­er­hin skep­tisch, dafür melde­ten sich im Laufe des Abends immer mehr Men­schen, die sich erkundigten, wie genau geholfen wer­den kann.
Dies griff die Stadt natür­lich gerne auf und betonte, dass ehre­namtliche Hil­fe sehr willkom­men ist. Ins­beson­dere Men­schen die Deutschken­nt­nisse ver­mit­teln kön­nten wür­den drin­gend gebraucht wer­den. Über­haupt sei die Sprache eines der besten Mit­tel um sich einan­der kennenzulernen,so Vorurteile abzubauen und Inte­gra­tion dadurch zu fördern.
Auch der Leit­er der beste­hen­den Asy­lun­terkun­ft in der Flämingstraße meldete sich zu Wort und bestätigte, dass er bish­er keine schlecht­en Erfahrun­gen in seine Heim gemacht habe. Viele der dort unterge­bracht­en Men­schen seien von der Sit­u­a­tion in ihrem Heimat­land und der lan­gen Flucht geze­ich­net und sehn­ten sich eher nach Ruhe. Vie­len muss auch in der Bewäl­ti­gung ihres All­t­ags geholfen wer­den, da manche Dinge, die hier selb­stver­ständlich sind, in ihren Heimatlän­dern gar nicht existierten.
Des Weit­eren wur­den Begeg­nungsmöglichkeit­en und Willkom­mensfeste angeregt um sich bess­er ken­nen­zuler­nen. Dies­bezüglich ver­wies die Stadt aber auch auf schon beste­hende Ange­bote, wie die „Interkul­turelle Woche“ und ähn­liche Ver­anstal­tungsrei­hen, die gern häu­figer fre­quen­tiert wer­den können.
Die neue Asy­lun­terkun­ft am Neuen­dor­fer Sand soll ab Herb­st 2015 bezugs­bere­it sein.
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Antifaschismus

Wittstock/Dosse: Bürgerversammlung zur Aufnahme weiterer Asylsuchender

2015.03.17 Wittstock_Dosse Buergerversammlung zur Aufnahme von Asylsuchenden (2)
Auf­grund der nach wie vor steigen­den Zahlen von in der Bun­desre­pub­lik ank­om­menden Flüchtlin­gen und Asyl­suchen­den, hat sich Wittstock/Dosse auf Bit­ten des Land­kreis­es Ost­prig­nitz-Rup­pin entschlossen noch ein­mal 50 Men­schen aufzunehmen und in der Stadt unterzubrin­gen. Um dieses Vorge­hen trans­par­ent für alle zu gestal­ten, hat­te das Witt­stock­er Bürg­er­bünd­nis heute ab 19.00 Uhr zu ein­er Infor­ma­tionsver­anstal­tung in die Heilig-Geist-Kirche in der nördlichen Alt­stadt geladen. Unge­fähr 50 Bürger_innen nah­men dieses Ange­bot an.
Bewährte Unter­bringung
Eine Mitar­bei­t­erin des Land­kreis­es Ost­prig­nitz-Rup­pin führte zunächst mit einem all­ge­meinen Überblick in die anschließende Fragerunde ein. Gemäß ihren Aus­führun­gen wird der Kreisver­wal­tung mehrmals im Jahr die Zahl der aufzunehmenden Asyl­suchen­den mit­geteilt. Dies geschieht nach einem Quoten­sys­tem, dem­nach 4,6 % aller im Land Bran­den­burg ank­om­menden Flüchtlinge vom Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin aufgenom­men wer­den müssen. In diesem Jahr rech­net die Kreisver­wal­tung unge­fähr mit 400 aufzunehmenden Asyl­suchen­den. Dies sind etwas mehr als 2014, da in großen Teilen der Welt nach wie vor Krieg und Vertrei­bung herrscht, so die Mitar­bei­t­erin des Kreis­es. Bestrebt sei sie bzw. der Land­kreis ansich, diese Men­schen in erster Lin­ie in Woh­nun­gen unterzubrin­gen, weil dies die geeignet­ste Art und Weise für eine erfol­gre­iche Inte­gra­tion ist. Allerd­ings klappt die Anmi­etung von Wohn­raum nicht immer, da manch­mal mehr Asyl­suchende kom­men als Woh­nun­terkün­fte zur Ver­fü­gung ste­hen. Zurzeit sind jeden­falls immer­hin 166 Men­schen in Woh­nun­gen im gesamten Land­kreis unterge­bracht. Des Weit­eren sind im Neu­rup­pin­er Heim für Asyl­suchende 208 Per­so­n­en unterge­bracht und in der seit Jan­u­ar 2015 zur Ver­fü­gung ste­hen­den Heimunterkun­ft in Wusterhausen/Dosse unge­fähr 50. Den­noch wird drin­gend weit­er­er Wohn­raum gesucht. Dies­bezüglich hat sich wiederum Wittstock/Dosse ange­boten, da der Kreis bere­its bei der ersten Unter­bringung von Flüchtlin­gen im Herb­st ver­gan­genen Jahres gute Erfahrun­gen gemacht hat. Damals wur­den die Asyl­suchen­den über­gangsweise zunächst im „B3-Cen­ter“ unterge­bracht, dort auf das Leben in der Stadt eingewöh­nt und dann schließlich auf Woh­nun­gen verteilt. Auf diese Erfahrun­gen soll jet­zt aufge­baut wer­den und zum 1. April 50 weit­ere Flüchtlinge in ähn­lich­er Weise aufgenom­men wer­den. Dies­bezüglich bit­tet auch der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin die Bürger_innen den ank­om­menden Men­schen zu helfen und sie aufzufangen.
Hil­fs­bere­ite Bürger_innen
Inter­es­san­ter Weise stellte dies für den Großteil der auf der Bürg­erver­samm­lung anwe­senden Men­schen auch über­haupt kein Prob­lem da. Die Fra­gen der meis­ten inter­essierten Bürger_innen ziel­ten somit auch eher darauf ab, wie und wo konkret geholfen wer­den kann. Gibt es beispiel­sweise die Möglichkeit die Flüchtlingskinder sofort in die Kitas zu inte­gri­eren? Wie läuft die Inte­gra­tion in der Schule? Gibt es aus­re­ichend Ange­bote für Deutschkurse? Wie sieht es mit Beschäf­ti­gungsmöglichkeit­en aus? Kön­nen Paten­schaften über­nom­men werden?
All diese Fra­gen wur­den ruhig, sach­lich und kom­pe­tent durch die im Podi­um sitzen­den Experten beant­wortet. Schließlich soll­ten alle Zweifel aus­geräumt wer­den, so dass aus etwaigen Missver­ständ­nis­sen keine Vorurteile entste­hen. Auf die konkreten Fra­gen gab es dann auch genaue Antworten. Beispiel­sweise wird die Unter­bringung von Flüchtlingskindern in Kita unbe­d­ingt angestrebt, obwohl hier­für kein Recht­sanspruch beste­ht. Anders ver­hält es sich hinge­gen mit der schulis­chen Aus­bil­dung, hier gilt auch für Kinder von Asyl­suchen­den Schulpflicht, so dass auch hier eine bessere Inte­gra­tion ermöglicht wer­den kann. Zwar gibt es keine so genan­nten „Willkom­men­sklassen“, wie beispiel­sweise in Großstädten, jedoch wird hier­für bere­its nach ein­er entsprechen­den Ersat­zlö­sung gesucht. Gefun­den wur­den inzwis­chen schon Lösun­gen für das Ange­bot zusät­zlich­er Deutschkurse, die zurzeit beispiel­sweise von Lehrer_innen im Ruh­e­s­tand betreut wer­den. Unter­richts­fall durch etwaige Mehrbe­las­tung von in Dienst befind­lichen, lehren­den Men­schen wird so ver­mieden. Deutschkurse sind übri­gens nicht nur Grund­lage für eine gute Inte­gra­tion, son­dern auch für die Auf­nahme ein­er Tätigkeit. Dies­bezüglich wur­den ja die über Jahre gel­tenden, erschw­erten Bedin­gun­gen erhe­blich gelock­ert. Asyl­suchende dür­fen dem­nach jet­zt schon nach drei Monat­en ein­er beru­flichen Tätigkeit nachge­hen, wenn die Stelle nicht mit einem deutschen Staats­bürg­er oder einem Bürg­er aus der EU beset­zt wer­den kann. Kontin­gent­flüchtlinge dür­fen zudem sog­ar sofort arbeiten.
Die beste Art der Inte­gra­tion ist aber immer noch der per­sön­liche Kon­takt zwis­chen den Men­schen. Gelobt wurde deshalb der Vorschlag ein­er Bürg­erin, Patentschaften für Asyl­suchende zu übernehmen.
Asylgegner_innen bleiben wort­los, aber ablehnend
Selb­stver­ständlich waren natür­lich auch Asylgegner_innen im Saal anwe­send. Allerd­ings blieben die sieben Sym­pa­thisan­ten von „Witt­stock sagt nein zur Asylpoli­tik“, darunter auch mehrere bekan­nte Neon­azis, heute erstaunlich ruhig. Desin­ter­essiert spielte sie mit ihren Handys oder schliefen ab und zu ein. Den­noch ist die Ruhe möglicher­weise trügerisch. Denn für den 28. März 2015 ruft „Witt­stock sagt nein zur Asylpoli­tik“ unter dem Mot­to „Nein zu dieser Asylpoli­tik“ zu einem erneuten Auf­marsch in der Stadt auf.
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Nauen: NPD und „Freie Kräfte“ machen erneut Stimmung gegen geplante Asylunterkunft

Titelbild
NPD und „Freie Kräfte“ haben am heuti­gen Vor­mit­tag in der havel­ländis­chen Kle­in­stadt Nauen erneut gegen eine geplante Unterkun­ft für Asyl­suchende Stim­mung gemacht. Unge­fähr 80 Neon­azis hat­ten sich dazu in der Bre­dow­er Straße Ecke Straße des Friedens getrof­fen und eine Kundge­bung durchge­führt. Die Ver­samm­lung soll einige Tage zuvor von Pierre Bod­din, einem Sym­pa­thisan­ten der „Freien Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“, angemeldet wor­den sein. Gegen die Ver­anstal­tung protestieren unge­fähr 30 Men­schen. Allerd­ings, auf­grund der polizeilichen Aufla­gen, erst in ein­er Ent­fer­nung von 100m zur Neonazikundgebung.
Stille Proteste
Schirmherr der Proteste war die Bürg­erini­tia­tive „Nauen für Men­schlichkeit“. Diese hat­te eben­falls eine Kundge­bung bei der Polizei angemeldet und sich am Bre­dow­er Weg Ecke Feld­straße ver­sam­melt. Die Proteste ver­liefen allerd­ings rel­a­tiv still. Es wur­den keine Slo­gans gerufen und keine Rede gehal­ten. Stattdessen wurde in klein­er Runde disku­tiert sowie Plakate und Trans­par­ente gegen Ras­sis­mus und für die Auf­nahme von Asyl­suchen­den gezeigt. An den Protesten beteiligten sich auch Nauens Bürg­er­meis­ter Detlef Fleis­chmann (SPD), der Vor­sitzende der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Hart­mut Siegel­berg (SPD), der Bun­destagsab­ge­ord­nete Har­ald Pet­zold (DIE.LINKE), Mit­glieder des Jugend­clubs MIKADO e.V. sowie das Bünd­nis gegen Rechts Falkensee.
Organ­isierte Hetze
Die Ver­anstal­tung der Neon­azis wurde hinge­gen von der Ini­tia­tive „Nein zum Heim in Nauen“ , hin­ter der sich mut­maßlich der lokale Ortsver­band der NPD ver­birgt, im Social­me­dia bewor­ben. Eben­falls wurde in den Inter­ne­tauftrit­ten der „NPD Hav­el-Nuthe“, der „NPD Neu­rup­pin“, der „NPD Ober­hav­el“ und der „NPD Pots­dam-Mit­tel­mark“ expliz­it auf die Kundge­bung hingewiesen. Die einzelne Parteiver­bände set­zen damit das um, was unlängst auf dem Lan­desparteitag der NPD unter dem Mot­to „Protest muss Partei ergreifen“ beschlossen wurde, näm­lich sich „ mit allen Ini­tia­tiv­en, die friedlich gegen die Fol­gen der Massenein­wan­derung protestieren“ zu sol­i­darisieren. Allerd­ings geht es anscheinend nicht nur darum „Sol­i­dar­ität“ zu zeigen, son­dern offen­bar auch selb­st in der Debat­te aktiv mitzumischen.
Als ein­er der Drahtzieher der heuti­gen Ver­anstal­tung gilt näm­lich der Neu­rup­pin­er NPD Abge­ord­nete Dave Trick. Sein Name wird zumin­d­est Impres­sum des virtuellen Fly­ers für die heutige Ver­anstal­tung genan­nt. Eine Verbindung sein­er­seits nach Nauen wurde in der Ver­gan­gen­heit durch offene Sym­pa­thien zu den „Freien Kräfte Neu­rup­pin / Osthavelland“deutlich, an deren Ver­anstal­tun­gen in der Stadt er schon mehrfach teil­nahm. Zudem war Trick unlängst an den Tumul­ten bei ein­er Sitzung der Nauen­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung am 12. Feb­ru­ar 2015 beteiligt, bei der u.a. über den Verkauf eines Grund­stück­es für die Errich­tung der Asy­lun­terkun­ft abges­timmt wurde. Dabei kam es auch zu einem Polizeiein­satz. Trick, weit­ere NPD Funk­tionäre, Sympathisant_innen der „Freien Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ und andere Heimgegner_innen, hat­ten zunächst Parolen skandiert und anschließend gegen die Fen­ster­scheiben des impro­visierten Sitzungs­ge­bäudes geschla­gen. Daraufhin wur­den sie durch ange­forderte Bere­itschaft­spolizei des Gelän­des verwiesen.
Eine der damals skandierten Parolen war übri­gens: „Wir sagen nein, zum Asy­lanten­heim!“, also genau der Slo­gan mit dem im Social­me­dia für die heuti­gen Ver­anstal­tung gegen die Unterkun­ft für Asyl­suchende mobil­isiert wurde. Der Wieder­erken­nungswert der Parole hielt sich jedoch in Grenzen.
Nur wenige Nauen­er Heimgegner_innen, welche die Stadtver­samm­lung am 12. Feb­ru­ar mas­siv störten, waren gekom­men. Stattdessen reis­ten dutzende Neon­azis aus den Land­kreisen Prig­nitz, Ost­prig­nitz-Rup­pin, Havel­land, Pots­dam-Mit­tel­mark, Tel­tow-Fläming, Dahme-Spree­wald, Oder-Spree und Spree-Neiße an.
Auch der erste Red­ner, der Kreistagsab­ge­ord­nete Michel Müller (NPD), war extra aus der 45km ent­fer­n­ten Stadt Rathenow angereist, um in ein­er kleinen Neben­straße in Nauen die „sofor­tige Abschiebung aller Aus­län­der“, welche in der Bun­desre­pub­lik kein Anrecht auf Asyl haben, einzu­fordern sowie „das weltweit einzi­gar­tig ein­klag­bare Recht auf Asyl sofort zu stre­ichen“. Des Weit­eren schürte er Über­frem­dungsäng­ste und warnte vor krim­inellen Asyl­suchen­den. Seine eigene krim­inelle Kar­riere, die ihn u.a. für mehrere Jahre ins Gefäng­nis brachte ver­schwieg Müller hingegen.
Auch der aus Neu­rup­pin zugereiste zweite Red­ner, Dave Trick, bedi­ente zunächst die üblichen Klis­chees zum The­ma Asyl, ein­schließlich der ange­blich höheren Geburten­rate von Aus­län­dern, um dann vor einem „Deutsch­land ohne Deutsche“, also dem dro­hen­den „Volk­stod“, zu war­nen. Enden ließ er seine Rede schließlich mit ein­er Auf­forderung zur Teil­nahme am so genan­nten „Tag der Deutschen Zukun­ft“ (TDDZ). Diese jährlich an wech­sel­nden Orten aus­ge­tra­gene Großver­anstal­tung wird 2015 von den „Freien Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ in Neu­rup­pin ausgerichtet.
Bere­its seit Wochen läuft hier­für eine umfan­gre­iche Mobil­isierung im gesamten Bun­des­ge­bi­et. Nauen liegt jedoch in beson­derem Inter­esse der „Freien Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“, da diese Grup­pierung hier ihr zweites Stand­bein und sog­ar ein eigenes Post­fach unter­hält. Insofern wurde bere­its im Aufruf zu der heuti­gen Ver­anstal­tung expliz­it auf die Inter­net­seite zum „TDDZ“ hingewiesen.
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Antifaschismus

Bad Belzig: NPD Stadtrat wechselt zum „Dritten Weg“

2015.02.21 Eisenhuettenstadt Pascal Stolle
Wie erst jet­zt bekan­nt wurde, hat der Bad Belziger Neon­azi Pas­cal Stolle seinen Sitz in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung sein­er mit­telmärkischen Heimat­stadt aufgegeben und war bere­its im Jan­u­ar 2015 zur neon­azis­tis­chen Klein­partei „Der dritte Weg“ gewech­selt. Dies hat­te er zumin­d­est in einem öffentlichen State­ment am 24. Feb­ru­ar 2015 im Social­me­dia angekündigt. Seinen Platz im Stadt­par­la­ment von Bad Belzig solle dem­nach kün­ftig der Kreistagsab­ge­ord­nete André Schär (NPD) inne haben.
Von den „freien Kräften“, über die NPD zum „Drit­ten Weg“
Der 1977 geborene Stolle war erst im Zuge der Bran­den­burg­er Kom­mu­nal­wahlen im ver­gan­genen Jahr mit 385 Stim­men (2,7 %) in die Bad Belziger Stadtverord­neten­ver­samm­lung gewählt wor­den. Er trat damals auf der Liste der NPD an, bekräftigte in seinem Social­me­dia-State­ment vom 24. Feb­ru­ar 2015 aber niemals Mit­glied dieser Partei gewe­sen zu sein.
Eine Aus­sage die dur­chaus plau­si­bel erscheint, da er seit Mitte der 2000er als Kopf der „freien Kräfte“ in Bad Belzig gilt, die wiederum über Jahre ein gutes Ver­hält­nis zu parteifer­nen bzw. von der NPD ent­täuscht­en Neon­azis aus dem Nord­west­en Bran­den­burgs pflegten.
Vor sein­er poli­tis­chen Kar­riere im ver­gan­genen Jahrzehnt war Stolle übri­gens für mehrere Jahre in ein­er Jus­tizvol­lzugsanstalt inhaftiert, weil er 1997 mit weit­eren Gesin­nungsgenossen Mit­glieder ein­er Punk Band in Pritzwalk (Land­kreis Prig­nitz) über­fall­en und bru­tal mis­shan­delt hatte.
Aus der Haft kam er allerd­ings ungeläutert zurück und set­zte seinen „Kampf“, wie bere­its im Jahr 2000 in einem Inter­view mit einem Szen­emagazin angekündigt, seit spätestens 2003 im lokalen Belziger Kam­er­ad­schaftsm­i­lieu weit­er fort.
Nach ein­er kurzen poli­tis­chen „Ruhep­hase“, die Stolle zwis­chen­zeitlich u.a. für die Grün­dung ein­er Fam­i­lie nutzte, fiel er erst seit zwei Jahren wieder als aktiv­er Neon­azi auf. Seit Sep­tem­ber 2013 nahm er regelmäßig an NPD Kundge­bun­gen in Bad Belzig teil und trat bei ein­er auch als Red­ner auf. Später ließ sich Stolle über eine Liste der Partei als Kan­di­dat für die Bad Belziger Stadtverord­neten­ver­samm­lung auf­stellen und wurde während der Kom­mu­nal­wahlen am 25. Mai 2014 auch zum Abge­ord­neten gewählt.
Doch bere­its am Wahlt­ag soll er gezeigt haben, dass er nicht wirk­lich reif für die par­la­men­tarische Arbeit ist, indem er während ein­er „Wahlpar­ty“ in Bad Belzig einen Fotografen attack­iert haben soll.
Auch son­st nahm Stolle seine Funk­tion als Abge­ord­neter zwar war, ent­fer­nte sich seit dem aber anscheinend ide­ol­o­gisch wieder von der NPD. Stattdessen trat er öffentlich immer mehr im Gefolge von Maik Eminger, dem mut­maßlich führen­den Kopf der radikaleren „freien Kräfte“ im Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark, auf. Ins­beson­dere bei Aktiv­itäten der neon­azis­tis­chen Bewe­gung „Ein Licht für Deutsch­land“, deren Ini­ti­ierung Eminger zugeschrieben wird, war Stolle immer wieder zugegen.
Am 21. Feb­ru­ar 2015 hielt er während ein­er neon­azis­tis­chen Kundge­bung in Eisen­hüt­ten­stadt (Land­kreis Oder-Spree), die haupt­säch­lich vom „drit­ten Weg“ bewor­ben und von Maik Eminger angemeldet wurde, einen ersten Rede­beitrag für die neon­azis­tis­che Klein­partei. Zumin­d­est ver­meldete dies der „dritte Weg“ in ein­er Pressemit­telung. Let­zte Woche bestätigte nun Pas­cal Stolle den Wech­sel zu dieser neon­azis­tis­chen Klein­partei öffentlich. Damit ist der „dritte Weg“ jet­zt auch real in Bran­den­burg präsent.
„Drit­ter Weg“ in Brandenburg?
Bish­er fiel die vor allem in Süd­deutsch­land präsente und dort gegrün­dete Neon­azik­lein­partei „Der dritte Weg“ im Land Bran­den­burg lediglich durch Flug­blat­tak­tio­nen gegen die Unter­bringung von Asyl­suchen­den auf. Am 25. Okto­ber 2015 beteiligte sich dann eine kleine Del­e­ga­tion dieser Partei an ein­er von der NPD angemelde­ten Kundge­bung für die neon­azis­tis­che „Gefan­genen­hil­fe“ in Bran­den­burg an der Hav­el. Ein säch­sis­ch­er Funk­tionär des „drit­ten Weges“ hielt zudem einen Redebeitrag.
Am 21. Feb­ru­ar 2015 fol­gte dann die bere­its erwäh­nte Kundge­bung in Eisen­hüt­ten­stadt, die de fac­to, auf­grund des dom­i­nan­ten Auftretens des „Drit­ten Weges“, als erste eigene Ver­anstal­tung der Partei im Land Bran­den­burg gew­ertet wer­den kann.
Der „Dritte Weg“ wurde übri­gens bere­its im Sep­tem­ber 2013 als Partei gegrün­det und ist seit dem um bun­desweite Aus­bre­itung bemüht. Seine Pro­gram­matik ist betont „nation­al­rev­o­lu­tionär“ und lehnt sich somit an den „antikap­i­tal­is­tis­chen“ und „sozial­rev­o­lu­tionären“ Flügel der NSDAP an. In einem „Zehn-Punk­te-Pro­gramm“ fordert der „Dritte Weg“ u.a. die „Schaf­fung eines Deutschen Sozial­is­mus, fernab von aus­beu­ter­ischem Kap­i­tal­is­mus“ und „gle­ich­macherischem Kommunismus“.
Das sich dahin­ter aber auch nichts anderes als völkisch geprägter Nation­al­is­mus unter anderem Anstrich ver­birgt, wird im Parteipro­gramm­punkt „Umweltschutz ist Heimatschutz“ offen­sichtlich. Dem­nach geht es dem Drit­ten Weg vor allem um die „Erhal­tung und Entwick­lung der biol­o­gis­chen Sub­stanz des Volkes und die Förderung der Gesund­heit“ oder im his­torischen Kon­text gedeutet: um Volks­ge­mein­schaft und Rassenhygiene.
Des Weit­eren wer­den im Parteipro­gramm die Ein­führung der Todesstrafe und die „Wieder­her­stel­lung Gesamt­deutsch­lands in seinen völk­er­rechtlichen Gren­zen“ gefordert.
Die Grün­dungser­wä­gung des „Drit­ten Weges“ als Partei muss deshalb als tak­tisch inter­pretiert wer­den, um gegen staatliche Inter­ven­tio­nen im Sinne eines Vere­insver­botes gewapp­net zu sein. Auf let­zt genan­nter Basis wurde näm­lich erst im Juli 2014 das so genan­nte „Freie Netz Süd“, ein neon­azis­tis­ches Net­zw­erk dem viele Funk­tionäre des „Drit­ten Weges“ zuvor ange­hörten, verboten.
Faz­it
Wie erfol­gver­sprechend das Wirken des „Drit­ten Weges“ indes in Bran­den­burg sein wird, bleib abzuwarten. In großen Teilen des Lan­des ist die NPD Platzhirsch der extremen Recht­en. Lediglich im Nor­dosten Bran­den­burgs kon­nte sich die Partei „Die.Rechte“ bish­er als ern­sthafte Konkur­renz etablieren. Der „Dritte Weg“ will diesem Beispiel offen­bar nun min­destens im Süd­west­en fol­gen. Und mit dem Pas­cal Stolle hat diese Partei auch einen lokalen Szenenkopf gewonnen.
In einem Bran­den­burg­er Par­la­ment wird der „Dritte Weg“ jedoch damit nicht vertreten sein. Stolle will sein Stadtverord­neten­man­dat näm­lich an einen anderen NPD Funk­tionär aus Bad Belzig abtreten.
Fraglich ist damit allerd­ings aber auch, ob dem „Drit­ten Weg“ über­haupt an par­la­men­tarisch­er Arbeit gele­gen ist, oder ob diese Organ­i­sa­tion den Parteien­sta­tus nur benötigt, um mil­i­tan­ten Neon­azis eine Organ­i­sa­tion­sstruk­tur zu bieten.

Inforiot