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Antifaschismus

Support your local scene, don’t move to Berlin”

number-two-mit-bildern-kopieAm 27.10.17 wollen wir, das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei, zusam­men mit euch tanzend durch die Cot­tbuser Stadt ziehen. Bere­its in den let­zten Jahren etablierte sich die Nacht&Tanz&Demo als fet­ziger Anlauf­punkt für eine weltof­fene, ebenswerte Stadt. Ver­schiedene Ini­tia­tiv­en, Vere­ine und alter­na­tive Struk­turen engagieren sich bere­its seit vie­len Jahren in Cot­tbus. So hat sich die Ini­tia­tive “Flu­mi­co” als anti­ras­sis­tis­che Struk­tur, die sich für Geflüchtete in und um Cot­tbus ein­set­zt, etabliert. Auch das Chekov als link­er und sub­kul­tureller Tre­ff­punkt sind fes­ter Bestandteil der alter­na­tiv­en Szene in Cot­tbus. Das selb­stver­wal­tete Haus­pro­jekt Zelle79 sichert seit mehr als 15 Jahren soziokul­turelle Jugen­dar­beit. Und auch wir das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei haben es geschafft, einen inner­städtis­chen Diskurs rund um die Bom­bardierung von Cot­tbus in einen geschichtlichen Zusam­men­hang einzuord­nen und den geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Ideen einiger Ver­wirrter eine klare Abfuhr zu erteilen.
Oben genan­nte Struk­turen kön­nen nur durch ehre­namtlich­es Engage­ment erhal­ten bleiben. Ein Prob­lem dieser Ini­tia­tiv­en ist der Wegzug erfahren­er Aktivist*innen und das Wegge­hen junger Men­schen nach dem Schu­la­b­schluss. Lei­der egnagieren sich immer weniger Men­schen aus dem Umfeld der Student*innen, da zunehmend von Berlin nach Cot­tbus gepen­delt wird. “Sup­port your local scene” meint, dass es auch in der Prov­inz jede Menge Zusam­men­schlüsse gibt, welche gern Unter­stützung erfahren. Es gibt viel zu erleben, zu tun und zu genießen, wenn wir es wollen und uns die Oasen der Stadt erhal­ten und nicht die Flucht ergreifen.
Cot­tbus rechte Hochburg in der süd­bran­den­bur­gis­chen Provinz?
Völkische und nation­al­is­tis­che Ten­den­zen weit­en sich aus. Cot­tbus ist regelmäßig Schau­platz von neurecht­en Zusam­men­hän­gen. Denn obwohl die NPD in Cot­tbus an Bedeu­tung ver­loren hat, gibt es andere rechte Bewe­gun­gen, die in den Straßen Angst und Ter­ror ver­bre­it­en. Sei es durch Het­zre­den auf Demon­stra­tio­nen der AfD, mit mar­tialis­chen Aufmärschen oder mit direk­ter Gewalt. Aber die Bedro­hung kommt nicht nur von Seit­en offen­sichtlich­er Faschist*innen, auch Kon­ser­v­a­tive bedro­hen den All­t­ag aller Men­schen, die nicht in ihr arisches Welt­bild passen. Aus diesem Grund bedeutet Antifaschis­mus hier nicht nur hip­per Lifestyle, son­dern gehört zur Über­lebensstrate­gie, sich der Gesamtscheiße zu wider­set­zen. Deshalb hil­ft nur, sich zusam­men­zuschließen und gemein­sam die faschis­tis­chen Bestre­bun­gen zu bekämpfen. Lei­der bietet die Großs­tadt für viele Aktivist*innen die Ver­lock­ung, nicht per­ma­nent auf der Hut vor Nazis sein zu müssen. Sie schafft Rück­zugsraum und ermöglicht es, ger­ade jun­gen Leuten, die in diesem Mileu groß gewor­den sind, zu sehen, dass es auch anders geht.
Sup­port your local scene
Umso wichtiger, dass ger­ade in den kleinen Städten und Dörfern,jenseits der großen Zen­tren, Net­zw­erke entste­hen und beste­henende gestärkt wer­den. Das antifaschis­tis­che Jugend­camp “JWD” im Som­mer 2017 in Cot­tbus war ein Beginn, wie solche Net­zw­erke ausse­hen kön­nen, was erre­icht wer­den kann, wenn sich Men­schen zusam­men­schließen. Unsere Ideen sind die alter­na­tive zum stillen und stum­men Fol­gen! Anstatt Führer*innen und soge­nan­nten “Mächti­gen” hin­ter­her zu laufen, schaf­fen wir unsere eige­nen Ideen und brin­gen diese voran. Es liegt an uns, unsere Welt und unser Umfeld zu ändern. Das begin­nt beim Zusam­men­leben zu Hause, den Umgang mit Men­schen, dem Willkom­men heißen von ver­meindlich “Frem­den”, ein Nein zu akzep­tieren und auf die Bedürfnisse ander­er Rück­sicht zu nehmen. Organ­isiert euch zusam­men mit Freund*innen und gestal­tet euer Leben und euer Umfeld selb­st! Bringt euch in beste­hende Pro­jek­te ein und schafft Neue! Kommt am 27.10.17 um 18:30 Uhr auf den Cam­pus der BTU Cot­tbus und tanzt mit uns für diese Ideen durch die Nacht!
Weit­ere Infos unter www.cottbus-nazifrei.info
SUPPORT YOUR LOCAL SCENE, DON’T MOVE TO BERLIN!

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Antifaschismus

Vier Tage zelten in der Nazihochburg

INFORIOT — Som­mer, Sonne, Antifa – vom 24. bis 27. August fand im Strom­bad in Cot­tbus zum ersten Mal das Janz-Weit-Draußen-Camp statt. An vier Tagen haben über hun­dert Antifaschist*innen disku­tiert, sich aus­ge­tauscht, gelacht und entspan­nt. Auch sowas geht in Cot­tbus – dem Ort, an dem seit Monat­en alle zwei Wochen um die 400 Neon­azis und
Ras­sis­ten auf­marschieren, beina­he täglich Leute bedro­ht und geschla­gen werden.
In Anlehnung an das in Meck­len­burg-Vor­pom­mern seit über 10 Jahren stat­tfind­ende alter­na­tive Jugend­camp (AJUCA), sollte es diese Form des Zusammenkommen‘s nun auch in Bran­den­burg geben. Das JWD-Camp wurde durch ver­schiedene Antifa­grup­pen, linke Pro­jek­te und Einzelper­so­n­en organ­isiert. So fand nach dem Mot­to: DIY (Do it your­self) vier Tage lang ein von Aktivist*innen selb­stor­gan­isiertes Miteinan­der statt, indem sich Teilnehmer*innen an der Gestal­tung des Camps ein­bracht­en und beteiligten.

Vernetzen und zusammen feiern

Aus ganz Bran­den­burg und darüber hin­aus kamen Jugendliche und Erwach­sene zusam­men und tauscht­en sich über die regionalen Bedin­gun­gen aus. Vere­inzelt waren auch aus anderen Bun­deslän­dern Leute vor Ort und kon­nten mit ihren Erfahrun­gen den Fokus über­re­gion­al erweitern.
An den Aben­den gab es dann ein entspan­ntes Zusam­menkom­men mit “Mukke aus der Dose” oder auch ver­schiedene Liveact‘s. So waren am Fre­itag Lena Stoehrfak­tor, Pöbel MC und Yansn vor Ort und am Sam­stag die Lie­der­ma­ch­er Atze Wellblech.

Sich bilden und gemeinsam diskutieren

In den Tagen gab es ein the­ma­tisch weit gefächertes Bil­dung­spro­gramm, welch­es sich sowohl inhaltlichen Fra­gen wid­mete als auch prak­tis­che Ange­bote bere­it hielt. Ein Fokus lag dabei auf dem Aus­tausch der unter­schiedlichen Gen­er­a­tio­nen, der zu dem Camp angereis­ten Teilnehmer*innen. So ging es z.B. um die Frage nach der Gestal­tung von poli­tis­ch­er Arbeit mit Kind und wie es weit­er­hin möglich ist, neben der doppelten
Belas­tung, auch poli­tisch aktiv sein zu kön­nen. In einem anderen Work­shop disku­tierten die Teilnehmer*innen das Prob­lem des dom­i­nantes Ver­hal­ten und Männlichkeit in poli­tis­chen Zusam­men­hän­gen und sucht­en gemein­same Lösungsansätze.
Am let­zten Abend gab es mit der Buchvorstel­lung „30 Jahre Antifa in Ost­deutsch­land“ auch nochmal einen zeitlichen Abriss, welch­er Verän­derun­gen der Bewe­gung aufzeigte und Berichte von Forscher*innen und Aktivist*innen preis gab.

Highlights

Eines der High­lights des Woch­enen­des war defin­i­tiv das som­mer­liche Wet­ter, das Gelände des Strom­bads, welch­es direkt an der Spree liegt und dort mit Strand und selb­st gebautem Floß, eine entspan­nte Atmo­sphäre schaffte.

Darum Cottbus

Das Camp aus­gerech­net in Cot­tbus zu organ­isieren, kommt nicht von unge­fähr: Im Ver­gle­ich zu anderen Gegen­den Bran­den­burgs gibt es hier eine beständig gewalt­tätige Neon­aziszene, die gemein­sam mit einem bre­it­en Spek­trum an Ras­sis­ten von AfD bis Zukun­ft Heimat, recht­en Fußball­hooli­gans und anderen Neon­azis alle zwei Wochen in der Stadt
demon­stri­eren. Aus dieser Drohkulisse her­aus fan­den Angriffe auf Gegendemonstrant*innen statt, die sich ein­rei­hen in eine Vielzahl von ras­sis­tis­chen Über­grif­f­en in der Region. Umso wichtiger ist ein solch­es antifaschis­tis­che Camp als starkes Sig­nal gegen die rechte Straßenge­walt und organ­isierte Neonaziszene.
Umso mehr ist dieses Camp in Süd­bran­den­burg ein wichtiges poli­tis­ches Zeichen gewe­sen, welch­es als erfol­gre­ich zu werten ist: Sup­port your local Antifa.

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Arbeit & Soziales

Miete? Stopp! JETZT!

Was haben Jauch, Kirsch, Plat­tner und Groth gemein­sam?
Sie leis­ten sich eine Stadt.
Was haben Müller, Jer­had, Nguyen und Jankows­ki gemeinsam?
Sie kön­nen sich diese Stadt nicht mehr leisten.
Die Einen bauen für Mil­lio­nen neue Häuser oder kaufen alte und sanieren sie teuer. »Ihr neues Anla­geob­jekt« ste­ht dann meist an den großen Bauschildern – nicht »Ihre neue Woh­nung«, denn die kön­nen sich die Anderen nicht leisten.
Par­al­lel spenden Jauch, Plat­tner und Co. Mil­lio­nen, um sich eine Kopie ihres barock­en, feu­dalen Pots­dams zu bauen. Für Müller und Co. bleibt der Blick auf TouristIn­nen und Kulis­se­nar­chitek­tur, welche die Stadt noch ein biss­chen teur­er machen. Die Einen freuen sich, dass Preise bei Neu­ver­mi­etun­gen und neu gebaut­en Woh­nun­gen »unter 10 €/qm« nicht mehr möglich sind, die Anderen stellen fest, dass bei 50 % Mietan­teil an ihrem Gesamteinkom­men endgültig eine Schmerz­gren­ze erre­icht ist.
Die städtis­che Poli­tik der soge­nan­nten Rathauskoali­tion lädt daraufhin zu Diskus­sion­srun­den unter den Titeln: »Woh­nungspoli­tis­ches Konzept« oder »Bürg­er­beteili­gung«. Am Ende stellen sie fest, dass die Ergeb­nisse eigentlich nur Empfehlun­gen seien, an die sich noch nicht ein­mal städtis­che Gesellschaften wie die Pro Pots­dam hal­ten müssen – Kirsch und Groth sowieso nicht. Die besprechen lieber bei soge­nan­nten »Inve­storen­tr­e­f­fen« mit dem Ober­bürg­er­meis­ter und Bauamt direkt, wie weit­ere Investi­tio­nen nach Pots­dam geholt wer­den kön­nen, ohne andere mit einzubeziehen.
Am Ende ste­ht eine der »teuer­sten Städte der neuen Bun­deslän­der« – Ten­denz steigend. Die Einen freuen sich über ihre Ren­dite, die Anderen ziehen weg. Poli­tis­che Reak­tio­nen: »Da ist nichts zu machen«, »Der Markt bes­timmt nun mal den Preis«, und: »Städtis­che Poli­tik hat da sowieso nur begren­zten Einfluss«.
Wehren wir uns! Dies ist unsere Stadt! Wir sind Müller, Jer­had, Nguyen und Jankows­ki und wir lassen uns nicht länger ver­drän­gen, ent­mi­eten und luxussanieren!
Schon lange brodelt es in vie­len Teilen der Stadt: Die MieterIn­nen der Tuch­mach­er­straße haben sich ihr eigenes Haus von der Pro Pots­dam erkämpft – trotz Höch­st­ge­botsver­fahren ent­ge­gen den »Empfehlun­gen« des »Woh­nungspoli­tis­chen Konzeptes«, MieterIn­nen am Brauhaus­berg fordern endlich echte Bürg­er­beteili­gung und nehmen die Zukun­ft ihrer Häuser in die eigene Hand. Hei­desied­lung, Stau­den­hof, Behlertkar­ree, Musik­ervier­tel – an immer mehr Orten wer­den MieterIn­nen aktiv. Die Kreativ­en im Rechen­zen­trum wer­den keinem Nach­bau ein­er Mil­itärkirche weichen und der Kampf um den Erhalt der Fach­hochschule ist noch lange nicht vorbei!
Gehen wir jet­zt auf die Straße! Zeigen wir Jauch, Kirsch, Groth und Co, dass wir die Stadt sind und wir ihre Zukun­ft gestalten.
Lassen wir uns von der unsäglichen Rathauskoali­tion nicht länger mit Diskus­sion­srun­den abspeisen, son­dern fordern ganz konkret:
  • Städtis­che Flächen und Gebäude erhalten,
  • weg mit dem Höchstgebotverfahren,
  • gemein­schaftlich­es und nichtkom­merzielles Wohnen fördern,
  • Rechen­zen­trum, Stau­den­hof und Fach­hochschule ste­hen lassen.

Die Häuser denen, die drin wohnen!

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Antifaschismus

Interne Veranstaltung (leak!): AfD lädt am 5.9 neoliberalen ehemaligen Ministerpräsidenten Václav Klaus nach Cottbus


Am 05.09. find­et eine interne Podi­ums­diskus­sion der AfD mit dem ehe­ma­li­gen tschechis­chen Min­is­ter­präsi­den­ten Václav Klaus in der Messe Cot­tbus (Vor­park­str. 3) statt. Die Diskus­sion ste­ht unter dem Mot­to „Wohin geht Deutsch­land? Wohin geht Europa?“ und begin­nt um 19 Uhr (Ein­lass ist um 18 Uhr).
Die Ver­anstal­tung ist nicht öffentlich angekündigt, die interne Ein­ladung liegt jedoch Per­spek­tive Online vor.  Darin beste­hen die Organ­isatoren Mar­i­anne Spring-Räum­schlüs­sel und Klaus Groß auf Anmel­dun­gen, da sie „die Stören­friede der linken Grup­pierun­gen (ANTIFA) fern hal­ten wollen“.
Václav Klaus bek­lei­dete über Jahrzehnte die höch­sten Staat­sämter der Tschechis­chen Repub­lik: Von 1992 bis 1998 war er Pre­mier­min­is­ter, von 1998 bis 2002 Vor­sitzen­der des Abge­ord­neten­haus­es und von 2003 bis 2013 Ministerpräsident.
In dieser Zeit hat er die neuge­grün­dete Tschechis­che Repub­lik strikt kap­i­tal­is­tisch organ­isiert. So hat­te Klaus verkün­det, er ste­he nicht für soziale Mark­twirtschaft, son­dern für Kap­i­tal­is­mus pur, „ohne Adjek­tiv“. Ehe­ma­lige Staats­be­triebe wur­den pri­vatisiert und – ähn­lich wie bei der „Treu­hand“ in der DDR – an Großun­ternehmer ausverkauft.
Klaus ist ein glühen­der Anhänger des wirtschaft­slib­eralen Kap­i­tal­is­mus-The­o­retik­ers Friedrich August von Hayek. Er ist auch gern gese­hen­er Gast bei der Friedrich-August-von-Hayek-Gesellschaft, in der auch die AfD-Spitzen­poli­tik­erin­nen Beat­rix von Storch und Alice Wei­del Mit­glieder sind und die gle­iche Ide­olo­gie wie Klaus vertreten.
Darüber hin­aus beken­nt sich Klaus offen zur Kor­rup­tion in der Poli­tik. So hat­te Klaus aus gegeben­em Anlass erk­lärt, für ihn mache es keinen Unter­schied, ob investiertes Geld sauber oder schmutzig sei.
Dementsprechend hat er auch kurz vor Ende sein­er let­zten Amt­szeit 2013 rund 1000 Men­schen – meist Wirtschaft­skrim­inelle, die den Staat um Dutzende Mil­liar­den bestohlen hat­ten – per Dekret beg­nadigt. Darauf beschloss der Sen­at des Par­la­ments der Tschechis­chen Repub­lik, Klaus vor dem Ver­fas­sungs­gericht der Tschechis­chen Repub­lik wegen Hochver­rats anzuklagen.
Für die AfD scheint der Ex-Staatschef den­noch ein willkommen­er Gast zu sein – und Klaus fol­gt den Ein­ladun­gen der AfD gern. Doch in Tschechien selb­st scheint er sie als Rivalen zu betra­cht­en. So hat­te sich vor kurzem die „Alter­na­tive für Tschechien“ als Klein­partei in seinem Heimat­land gegrün­det, die sich „zu den gle­ichen Werten, Zie­len und der gle­ichen Poli­tik, wie sie die Alter­na­tive für Deutsch­land den deutschen Bürg­ern anbi­etet“ beken­nt. Klaus hat sich öffentlich gegen die AfD-Kopie im eige­nen Land aus­ge­sprochen. „Das würde ich auf keinen Fall unter­stützen“, schimpfte er.
Die AfD Cot­tbus ließ in ihrer Ein­ladung ver­laut­en, sie freue sich bere­its auf den „promi­nen­ten Politiker“.
Interne Ver­anstal­tung der AfD Cot­tbus mit Václav Klaus: 05.09., 19:00, Messe Cottbus

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Antifaschismus Arbeit & Soziales

Wenn ‚Mitteschön‘ mit der AfD und Preußenfans feiert…

Pots­dam, am 27.08. einem schö­nen, son­ni­gen Sonntag:
Die „Bürg­erini­tia­tive MITTESCHÖN“ hat­te am Son­ntag zu einem Din­ner auf dem Alten Markt ein­ge­laden. Die bour­geoise Ini­tia­tive sprach sich dabei für den Abriss des FH-Gebäudes und die weit­ere Pri­vatisierung der Stadt­mitte aus. Der Din­nerein­ladung fol­gten über­wiegend ältere Men­schen, die wahrschein­lich die kom­plette his­torische Rekon­struk­tion nicht mehr erleben wer­den. Zu den Gästen zählten auch als Zom­bies verklei­dete Aktivist_innen, diese gesell­ten sich zu den realen Polit­zom­bies beim Din­ner. So speiste eine illus­tre Runde aus alt­bekan­nten Erzreak­tionären von der Tra­di­tion­s­ge­mein­schaft Preußis­ches Glock­en­spiel mit Zom­bies eher neueren Kalibers wie Her­bert Hei­der von der AfD. Fröh­lich vere­int, mit den sich als Mitte der Gesellschaft ver­ste­hen­den Vertreter_innen von Mitteschön.
Mitteschön und die fehlende Abgren­zung zur AfD.
Bei der Beset­zung der FH Pots­dam wurde Her­bert Hei­der, derzeit Press­esprech­er der AfD Pots­dam (der geneigten Pots­damer Öffentlichkeit schon seit län­gerem bekan­nt als die rechte Hand vom derzeit unter­ge­taucht­en Chris­t­ian Müller sowie der Press­esprech­er des Rassist_innenzusammenschlusses Pogi­da) durch antifaschis­tis­ches Engage­ment noch in seine Schranken ver­wiesen. Beim Mitteschön Din­ner kon­nte er die „tolle“ Atmo­sphäre genießen und ein­fach er selb­st sein, umgeben von Joop, CDU-Hin­ter­bän­klern wie Mar­ius Amfalder oder der umtriebi­gen Sask­ia Hünecke von den soge­nan­nten „Grü­nen“.
AfD und Bünd­nis 90/Grünen Hand in Hand für die his­torische Innenstadt?
Dass sich auf ein­er Ver­anstal­tung, wo unter anderem auch Spenden für die preußis­che Mil­itärkirche gesam­melt wur­den, Neon­azis und Rassist_innen sam­meln ist nicht ver­wun­der­lich. Pots­dam wurde am 14.04.1945 von den Alli­ierten bom­bardiert und die Zer­störung der Innen­stadt kann nur als ein Baustein zur Befreiung ange­se­hen wer­den. Es ist nicht über­raschend, dass die Rekon­struk­tion der preußis­chen Stadt und der Wieder­auf­bau der Gar­nisonkirche dazu führen, dass sich Neon­azis wieder in Pots­dam wohler fühlen.
Dazu sagt Jascha Nowak, Press­esprecherin der Emanzi­pa­torischen Antifa Pots­dam [EAP]: „Es ist mit­tler­weile lan­dauf landab bekan­nt, dass men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gien wie Revi­sion­is­mus, Sozialchau­vin­is­mus und Ras­sis­mus ein großes Prob­lem in der Mitte der Gesellschaft sind. Dank der tatkräfti­gen Bemühun­gen von Mitteschön wird Pots­dams Mitte bald wieder zu einem Pil­gerort für Neon­azis, Rassist_innen und Preußenfans”.

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Antifaschismus

[JWD-Camp] Wichtige Hinweise zur Anreise

Mor­gen geht das JWD-Camp in Cot­tbus los! Vier Tage Bil­dung, Ver­net­zung, Spaß und Erhol­ung warten auf euch. Bevor es aber richtig los­ge­hen kann, gibt es einige Sachen zu beachten.
So wie es der Zufall will, befind­et sich das JWD-Camp in unmit­tel­bar­er Nähe zum Sta­dion der Fre­und­schaft des FC Energie Cot­tbus. Über die Hin­ter­gründe der Cot­tbuser Fan­szene haben wir bere­its gestern knapp berichtet. Weit­ere Artikel find­en sich hier und hier. Am Son­ntag, den 27. August, wird in Sta­dion ein Heim­spiel gegen den thüringis­chen Vere­in ZFC Meusel­witz aus­tra­gen. Auf­grund dieses Umstandes und der speziellen Lage in der Stadt wollen wir euch einige Hin­weise mit auf dem Weg geben.
Was muss ich beacht­en, wenn ich zum JWD-Camp fahre?

  • Anreise: Am 24. August kön­nt ihr ab 16 Uhr eure Zelte auf unseren Gelände aufschlagen.
  • Bitte reist möglichst NICHT alleine an! Schnappt euch eure Freund*innen und bildet eine Reisegruppe.
  • Wir bieten einen Shut­tle an. Ab Don­ner­stag ist dieser erre­ich­bar. Die Num­mer lautet: 0152 146 724 22. Bitte meldet euch min­destens eine halbe Stunde bevor ihr in Cot­tbus seid bei dem Shut­tle und sagt bescheid, wie viele ihr seid.
  • Während des Camps: achtet auf einan­der und bewegt euch in Grup­pen durch die Stadt.
  • Auf mögliche Even­tu­al­itäten während des Camps sind wir vor­bere­it­et. Bitte achtet auf Ankündi­gun­gen der Orga und ver­mei­det Alleingänge!
  • Abreise: nie­mand muss allein abreisen! Ins­beson­dere wegen des Fußball­spiels am Son­ntag empfehlen wir euch größeren Reiseg­rup­pen anzuschließen.

Der Weg zum Camp:

Was muss ich mitnehmen?

  • Camp­ing: Zelt, Iso­mat­te, Schlaf­sack, das Kuschelkissen, also alles, was ihr zum Schlafen braucht
  • Per­son­alausweis, Geld und wichtige Medika­mente, die ihr braucht
  • Geschirr (zur Sicherheit)
  • Falls ihr Min­der­jährig seid, lasst unbe­d­ingt einen Elternzettel durch eure Erziehungs­berechtigten unter­schreiben. Unseren Mut­tizettel gibt es hier: http://www.jwd-camp.org/faq/elternzettel/
  • Bade­sachen, wenn ihr wollt
  • Son­nen­creme (es ist bestes Wet­ter angekündigt!)
  • Mück­en­spray (wir befind­en uns am Wass­er und die Biester sind hartnäckig)

Anson­sten haben wir alles wichtige in unseren FAQs zusam­menge­fasst: http://www.jwd-camp.org/faq/
Wir freuen uns auf euch!
JWD-Camp 2017
www.jwd-camp.org
facebook.com/jwdcampbb

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Antifaschismus

[JWD-Camp] Warum zur Hölle ein Camp in Cottbus?

LogVon 24. bis 27. August wollen wir gemein­sam eine gute Zeit beim JWD-Camp im Strom­bad in Cot­tbus ver­brin­gen. Cot­tbus liegt im Süden Bran­den­burgs und ist wahrschein­lich für viele Antifaschist*innen im Bun­des­land als Naz­i­hochburg bekan­nt. Aber auch das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! dürfte eini­gen ein Begriff sein. Es gibt also Leute, die sich küm­mern und auch wenn Ras­sis­mus in Cot­tbus alltäglich ist, gibt es hier viel Schönes zu entdecken.
Kurz notiert…
Cot­tbus ist, seit­dem in den let­zten Jahren ver­mehrt Geflüchtete die Stadt als Wohnort wählten, wieder eine Großs­tadt. Es leben dort ca. 100 000 Einwohner*innen. Bes­tim­mend für die Region ist der Kohleab­bau. Diese Großin­dus­trie wird im Zuge des Struk­tur­wan­dels hin zu umwelt­fre­undlicheren Energien weg­brechen, was für die Stadt eine große Her­aus­forderung darstellen wird. Schon jet­zt gibt es für junge Men­schen kaum Per­spek­tive. Obwohl es eine Uni­ver­sität und andere Bil­dung­sein­rich­tun­gen gibt, ziehen sie weg, um woan­ders zu studieren oder zu arbeit­en, weil die Bedin­gun­gen ander­norts bess­er sind. Ein recht typ­is­ches Phänomen für den Osten Deutsch­lands nach der Wiedervereinigung.
Viele Nazis, aber…
Schon vor der Wende began­nen sich Neon­azis hier zu organ­isieren. Die Partei Deutsche Alter­na­tive stellte eine führende Kraft dar. Sie war maßge­blich für die pogro­mar­ti­gen Auss­chre­itun­gen im Stadt­teil Sach­sendorf, einem Plat­ten­bau­vier­tel im Süden der Stadt, wo auch das Geflüchteten­heim war, ver­ant­wortlich. Aber es ent­standen auch linke und alter­na­tive Struk­turen, wie z.B. das Haus­pro­jekt Zelle 79 mit dem Vere­in für ein mul­ti­kul­turelles Europa e.V., welch­es bis heute besteht.
So wie es immer eine recht große und mil­i­tante Nazis­szene in Cot­tbus gab, organ­isierten sich auch Men­schen, um ihnen etwas ent­ge­gen zu set­zen. Zudem tru­gen sie ihre Vorstel­lun­gen von einem schö­nen Leben abseits von Leis­tungszwang und Selb­stop­ti­mierung in die Gesellschaft, so dass in Cot­tbus einige sub­kul­turelle Ange­bote zu find­en sind. Da gibt es den alter­na­tiv­en Club Chekov, der an das Campgelände angren­zt und in dem wir auch feiern wer­den. Im Nord­kiez find­et ihr die Galerie Fan­go, wo junge Men­schen ehre­namtlich Ausstel­lun­gen organ­isieren und eine Bar betreiben, und den Kost-Nix-Laden, der auch mit einem Stand auf dem Camp vertreten sein wird.
Alter Scheiß weicht neuem Scheiß
Auf den Straßen mussten sich Antifaschist*innen vor Ort jährlich mit den „Trauer­märschen“ der NPD am 15. Feb­ru­ar, dem Tag der Bom­bardierung von Cot­tbus 1945, herum­schla­gen. Durch ein bre­ites Bünd­nis kon­nten diese Aufmärsche ver­hin­dert wer­den und in diesem Jahr ver­anstal­tete die Partei gar keine Demon­stra­tion mehr. Dafür marschiert seit Mai diesen Jahres der asylfeindliche Vere­in Zukun­ft Heimat alle zwei Wochen durch die Cot­tbuser Innen­stadt. Auch hier gab es seit­ens des Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! Gegenproteste.
All­t­ag von Ras­sis­mus vergiftet
Mit dem Zuzug von Geflüchteten seit 2015 ist die Stim­mung in Cot­tbus zunehmend von Ras­sis­mus bes­timmt, welche sich auch in gewalt­täti­gen Über­grif­f­en zeigt. Laut dem Vere­in Opfer­per­spek­tive ist Cot­tbus bzw. Süd­bran­den­burg ein Hotspot für rechte Gewalt. Maßge­blich trägt zu dieser Sit­u­a­tion die mil­i­tante, neon­azis­tis­che Hooli­gan­szene bei. Infer­no Cot­tbus war, bis zu ihrer Selb­stau­flö­sung im Mai 2017, die größte rechte Ultra­gruppe des FC Energie Cot­tbus. Das Sta­dion, indem Infer­no zu Hause war, liegt übri­gens direkt gegenüber dem Campgelände. Diese Gewalt­täter tum­meln sich jet­zt unter bürg­er­lichem Anstrich bei Zukun­ft Heimat, neben Mit­gliedern der Iden­titären Bewe­gung, welche vor kurzem eine Orts­gruppe Cot­tbus grün­dete sowie AfDlern, die ihren Wahlkampf hier führen, alle­samt unter­stützt durch Pegi­da Dresden.
Antifaschis­tis­ches Camp in Cot­tbus – yeah!
Ger­ade weil Neon­azis in Cot­tbus so präsent sind, ist es cool, dass das erste JWD-Camp in Süd­bran­den­burg statt find­et. Wir wollen damit ein Zeichen für ein sol­i­darisches Miteinan­der set­zen und Antifaschis­mus für junge Men­schen attrak­tiv machen. Vor allem möcht­en wir aber eine entspan­nte Zeit miteinan­der ver­brin­gen und es uns gut gehen lassen – dafür ist das an der Spree gele­gene Strom­bad ein sehr geeigneter Ort!
Also, kommt zum JWD-Camp vom 24.–27. August im Strom­bad Cottbus!
Bil­dung: http://www.jwd-camp.org/programm/bildung/
Kul­tur: http://www.jwd-camp.org/programm/kultur/
FAQs: http://www.jwd-camp.org/faq/
JWD-Camp 2017
www.jwd-camp.org
facebook.com/jwdcampbb

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Antifaschismus

Cottbus: Antifaschistisches Sommercamp stellt sich vor

LogINFORIOT Vom 24.–27. August find­et erst­mals in Cot­tbus ein antifaschis­tis­ches Som­mer­camp, das JanzWeit­Draussen (JWD)-Camp, statt. Ver­net­zung, Bil­dung und Erhol­ung ste­hen bei dem JWD-Camp in Vorder­grund. Infori­ot hat mit den Organisator*innen des JWD-Camps gesprochen.
IR: Hal­lo, wer seid ihr, stellt euch doch mal kurz vor.
Alex: Ich bin 32 Jahre, mache seid mein­er Jugend Poli­tik, ange­fan­gen bei klas­sis­ch­er Antifapoli­tik über Freiraumkämpfe bis hin zu der Auseinan­der­set­zung mit fem­i­nis­tis­ch­er Theorie.
Hiba: Ich mache ger­ade Abitur. Ich habe an mein­er Schule selb­st ras­sis­tis­che Diskri­m­inierung erfahren, mich dann in Schüler*innen-AG‘s ange­fan­gen zu poli­tisieren, über Schule ohne Ras­sis­mus und sowas, und organ­isiere nun erst­ma­lig eine größere Aktion mit.
IR: Das sind ja doch sehr unter­schiedliche Erfahrun­gen, die ihr da mit­bringt. Wie habt ihr für die Organ­i­sa­tion des Camps zueinan­der gefunden?
Hiba: Ich habe mich an die in mein­er Kle­in­stadt aktive linke Gruppe gewandt, um Unter­stützung zu bekom­men, neue Leute ken­nen­zuler­nen und mich auch weit­er mit poli­tis­chen Sachen auseinan­der­set­zen zu kön­nen. Das war so unge­fähr vor einem Jahr. Zufäl­liger­weise plante diese Gruppe dann auch ziem­lich zeit­nah das Alter­na­tive Jugend Camp (AJUCA) in Meck­len­burg-Vor­pom­mern zu besuchen, wo ich mich anschloss. Dort ent­stand die Idee eine ähn­liche Sache in Bran­den­burg aufzuziehen und so begann das Kon­tak­teknüpfen zu Struk­turen in anderen Städten.
IR: Was hat euch genau am AJUCA fasziniert? Was macht die Vor­bild­funk­tion aus und was hat euch dazu bewegt, auch in Bran­den­burg ein Camp zu machen?
Alex: Das AJUCA ist schon eine ziem­lich gut organ­isierte Num­mer. Ein­mal jährlich die Verbindung von Freizeit und Poli­tik, The­o­rie und Prax­is, Möglichkeit­en zur Ver­net­zung und gute Ein­stiegsmo­mente für junge Aktivist*innen. Genau sowas fehlte uns hier in Bran­den­burg bish­er. Vor allem in Flächen­län­dern wie Bran­den­burg und Meck­len­burg-Vor­pom­mern, in dnen der Zu- und Wegzug der Men­schen auf­grund fehlen­der Per­spek­tive häu­fig sehr groß ist, ist Ver­net­zung ein wichtiger Bestandteil poli­tis­ch­er Prax­is. Der Aus­tausch hil­ft ein­fach auch mit den oft schwieri­gen Sit­u­a­tio­nen vor Ort bess­er umzugehen.
IR: Kön­nt ihr bitte nochmal genauer beschreiben, welche Sit­u­a­tio­nen ihr meint. Über welche The­men benötigt ihr einen Austausch?
Alex: Ich denke, das größte Prob­lem sind Nazis, die sich mit dem ver­mehrten Zuzug von Geflüchteten, an ras­sis­tis­che Bürg­er­proteste ange­dockt haben. Die Hemm­schwelle zur Gewalt­bere­itschaft ist weit­er gesunken, Ras­sis­mus “nor­mal” gewor­den. Das haben ver­mut­lich Antifaschist*innen in ganz Berlin und Bran­den­burg so erlebt und da kann man sich gegen­seit­ig beraten.
Hiba: Ja, das kann ich nur bestäti­gen. Ich hat­te in dem Ort, aus dem ich komme schön öfters mit Nazis Stress und einige Ver­wandte find­en den ras­si­tis­chen Kram, den die AfD erzählt, auch ganz geil. Ich wün­sche mir da vom Camp vor allem ein paar Basics, wie poli­tis­che Arbeit funk­tion­iert, möchte gern Gle­ich­gesin­nte ken­nen ler­nen und und und.
Alex: Für mich ste­ht, abseits vom alltäglichen Anti­nazikram, die inhaltliche Auseinan­der­set­zung mit Ras­sis­mus und Sex­is­mus im Vorder­grund, aber auch die Reflex­ion eigen­er Ver­hal­tensweisen und Mech­a­nis­men und wie men­sch sie auflösen kann. Ich freue mich sehr auf den Work­shop zu Antifa und Männlichkeit, sowie f_antifa in der Prov­inz, die Teil des Camp-Pro­gramms sind. Außer­dem gibt es den Work­shop zu Flucht, Asyl und Migra­tion, der einen Ein­stieg in anti­ras­sis­tis­che Arbeit ermöglichen soll.
Hiba: Außer­dem haben wir in der Vor­bere­itung viel darüber disku­tiert, wie wir Aktivist*innen einen Zugang zum Camp ermöglichen kön­nen, die beispiel­weise in ihrer poli­tis­chen Arbeit Ein­schnitte machen müssen. Sei es durch die Kinder­erziehung oder der Auss­chluss von Men­schen, die ein Handy­cap haben. Wir haben daher einen Work­shop einge­plant, in dem sich Aktivist*innen mit Kindern über Möglichkeit­en und Prob­leme poli­tis­ch­er Organ­isierung mit Kindern aus­tauschen kön­nen. Zudem wird es einen Work­shop vom ak_mob (Arbeit­skreis mit ohne Behin­derung) geben, der sich damit beschäftigt, wie wir unsere Räume und Ver­anstat­tun­gen bar­ri­erearm gestal­ten kön­nen. Unser Camp-Gelände ist übri­gens auch für Men­schen mit Rol­li geeignet!
IR: Okay, jet­zt haben wir ein biss­chen über eure Moti­va­tion solch ein Camp zu ver­anstal­ten gesprochen. Nun erzählt uns doch mal kon­kreter was darüber.
Alex: Das JWD-Camp find­et dieses Jahr erst­ma­lig statt. Es hat eine klar antifaschis­tis­che Aus­rich­tung. Auch in den näch­sten Jahren soll das Camp ver­anstal­tet wer­den. In diesem Jahr haben wir uns für das Strom­bad in Cot­tbus entsch­ieden. Das ist ein altes Freibad direkt an de Spree, aus­ges­tat­tet mit Badestelle, San­itäran­la­gen, Küche – also allem, was für ein Camp nötig ist. Das Chekov, ein alter­na­tiv­er Club, ist direkt mit auf dem Gelände und das Haus­pro­jekt Zelle 79 in der Nachbarschaft.
Hiba: Wir wollen so vie­len Men­schen wie möglich an dem Camp teil­nehmen lassen und dort gemein­sam eine schöne Zeit ver­brin­gen. Lei­der passen auf das Gelände nur 150 zel­tende Per­so­n­en. Die Möglichkeit­en sind daher begren­zt. Allerd­ings rech­nen wir beim ersten Mal nicht mit einem Ansturm, weshalb sich gern auch jet­zt noch Leute für das Camp anmelden kön­nen. Don­ner­stag begin­nt das Camp mit einem großen Plenum. Danach gibt es ein Kneipen-Quiz und Punkrock von der Plat­te. Der Fre­itag und Sam­stag wid­met sich dann den Work­shops. Mein per­sön­lich­es High­light ist das Fre­itagskonz­ert mit Lena Sto­er­fak­tor und Pöbel MC.
Alex: Ja und Sam­stag wollen wir dann das Camp bei Lager­feuer und Klampfe ausklin­gen lassen.
Hiba: Achso, und ple­niert wird jeden Tag. So kön­nen wir gemein­sam unsere Bedrüfnisse und Wün­sche aus­tauschen und vielle­icht schaf­fen wir es ja neue Pläne zu schmieden und gemein­same Aktio­nen zu starten!

IR: Und warum ver­anstal­tet ihr aus­gerech­net in Cot­tbus solch ein Camp?

Alex: Uns ist es wichtig Berlin, beziehungsweise den Berlin­er Speck­gür­tel, zu ver­lassen. Wir möcht­en Leute in die ver­meintliche Prov­inz holen, weil das ein­fach die Orte sind, in denen wir uns im All­t­ag bewe­gen. Nix mit Szene-Kiez und Großs­tadt-Antifa, son­dern genau rein ins Geschehen. Daher ist auch der Name JWD-JanzWeit­Draussen gewählt. Wir wollen das Camp gern routieren lassen, jedoch weit­er­hin in Städten oder Orten, die fernab der Großs­tadt sind.
IR: In eurem Aufruf sprecht ihr davon, dass Antifaschis­mus für euch eine Über­lebensstrate­gie ist. Erzählt mal was zu der aktuellen Sit­u­a­tion in Cottbus.
Hiba: Wenn man bei Infori­ot in das Such­feld “Cot­tbus” und “Nazis” ein­gibt, bekommt men­sch ein ganz gutes Bild von dem, was da abgeht.
Alex: Ja, Cot­tbus macht öfters mal Schlagzeilen, was seine sehr aus­geprägte Nazis­szene bet­rifft. Es ist schon para­dox, dass Struk­turen, denen die NPD früher nicht radikal genug war, nun mit der AfD gemein­same Sache machen. Statt vom Volk­stod sprechen sie nun vom Volk­saus­tausch, aber im Großen und Ganzen die gle­iche Suppe. Das ist bei den pegi­daähn­lichen Demos von Zukun­ft-Heimat, die seit Mai regelmäßig in Cot­tbus stat­tfind­en, gut zu beobacht­en. Durch sowas ist der All­t­ag in Cot­tbus von Ras­sis­mus vergiftet. Dahinge­gen wollen wir vor allem jün­geren Leuten zeigen, dass es auch in der Prov­inz emanzi­pa­torische Struk­turen und Möglichkeit­en für antifaschis­tis­ches Engage­ment gibt. Das verdeut­lichen die Berichte bei Infori­ot übri­gens auch.
IR: Danke für eure Antworten, wollt ihr noch was ergänzen?
Hiba: Ja kommt vor­bei, informiert euch auf unser Home­page www.jwdcamp.org. Da find­et ihr in Kürze Teile des Pro­gramms, Tipps zur Anreise und auch eine Kon­tak­tadresse, falls ihr Lust habt euch einzubrin­gen oder noch irgendwelche Fra­gen offen sind.
Alex: Genau, damit wir auch bess­er pla­nen kön­nen, bit­ten wir noch darum euch oder eure ganze Crew anzumelden, damit wir über die Teilnehmer*innenzahl einen Überblick haben.
Vie­len Dank für das Interview!

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Antifaschismus

JanzWeitDraussen-Camp vom 24.–27. August im Strombad Cottbus

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Mit dem Moped zum Bag­gersee oder zum Konz­ert in den selb­stver­wal­teten Jugend­club – das Leben in Bran­den­burg kön­nte so schön sein, wenn nicht diese ganzen Wut­bürg­er und Nazis wären. Bunte Haare oder dun­kle Haut zu haben oder ein­fach irgend­wie anders zu sein, bedeutet hier aufz­u­fall­en und anzueck­en. Antifaschis­mus in der Prov­inz ist nicht nur hip­per Lifestyle, son­dern eine Über­lebensstrate­gie. Linke Grup­pen und alter­na­tive Freiräume kämpfen dabei oft an allen Fron­ten: gegen Nazian­griffe, Willkür der örtlichen Behör­den, fehlende Sol­i­dar­ität großstädtis­ch­er Struk­turen und den Wegzug erfahren­er Aktivist*innen. Die Mobil­isierung gegen rechte Aufmärsche und die Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten hat in den let­zten Jahren jedoch auch vie­len Pro­jek­ten neuen Zulauf verschafft.
Wir sind linke Grup­pen und Einzelper­so­n­en aus Bran­den­burg und Berlin. Wir haben uns mit der Idee zusam­mengeschlossen ein jährlich­es antifaschis­tis­ches Camp zu organ­isieren. Unser Vor­bild ist das Alter­na­tiv­en Jugend­camp (AJUCA) aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Das JWD-Camp ist nicht-kom­merziell, selb­stor­gan­isiert und soll antifaschis­tis­chen Jugendlichen den Raum geben sich zu ver­net­zen, zu bilden und zu erholen. Auf dem Pro­gramm ste­hen Work­shops und Konz­erte. Es gibt die Möglichkeit eigene Ideen einzubrin­gen und gemein­sam in entspan­nter Atmo­sphäre rumzuhängen.
Als Ort haben wir uns das Strom­bad in Cot­tbus aus­ge­sucht. Das Gelände hat einen eige­nen kleinen Bade­strand an der Spree und ist bar­ri­ere­frei zugänglich. Hier befind­et sich auch der Club Chekov und in unmit­tel­bar­er Nach­barschaft das linke Haus­pro­jekt Zelle79. Für alle wird veg­an gekocht. Wir wollen auch Aktivist*innen mit Kindern die Teil­nahme ermöglichen und bieten deshalb bei Bedarf eine Kinder­be­treu­ung an. Hin­ter dem JWD-Camp ste­ht keine Partei oder andere große Organ­i­sa­tion – wir freuen uns deswe­gen über jede Unterstützung.
Sup­port your local Antifa.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Emil Wendland ist unvergessen

INFORIOT — Zum 25. Mal jährt sich der Mord an Emil Wend­land in Neu­rup­pin. Am 01. Juli soll zum 25. Todestag eine Gedenkdemon­stra­tion in Neu­rup­pin stattfinden.

„Nie­mand ist ver­ges­sen“. Gedenken an Emil Wendland in Neuruppin.
„Nie­mand ist ver­ges­sen“. Gedenken an Emil Wend­land in Neuruppin.

Emil Wend­land ist eines der 187 Todes­opfer rechter Gewalt in der Bun­desre­pub­lik nach 1990. Emil Wend­land war obdach­los. Seine Peiniger haben ihn mit dem Vor­satz „Pen­ner klatschen“ zu wollen im Neu­rup­pin­er Rosen­garten erstochen. Seit mehreren Jahren ver­suchen Neon­azis den Mord an Emil Wend­land zu ent­poli­tisieren und dies als eine Ver­ro­hung­stat darzustellen.
 
Infori­ot hat mit den Initiator_innen des Emil Wend­land – Gedenkens über ihr Vorhaben gesprochen.
IR: Zunächst ein Mal würde es uns und unsere Leser_innen inter­essieren, wer ihr seid. Kön­nt ihr uns einen kleinen Überblick zu eur­er Gruppe geben?
Wir sind ein Teil des JWP Mit­ten­Drin. Das Mit­ten­Drin ist ein linksalter­na­tiv­er Jugend­club, der nun mehr seit 23 Jahren in Neu­rup­pin existiert. Durch eine Haus­be­set­zung 1993 durch Jugendliche, die sich einen solchen Freiraum wie wir ihn jet­zt haben, wün­scht­en, wurde das Pro­jekt ins Leben gerufen. Die zen­trale Arbeit des Vere­ins ist let­z­tendlich einen Freiraum zu schaf­fen, zu erhal­ten und zu erweit­ern, der frei von Sex­is­mus, Ras­sis­mus, Chau­vin­is­mus und Frem­den­feindlichkeit ist – so zusagen einen Raum für Alle zu bieten, um sich dort zu tre­f­fen, ihre Zeit zu ver­brin­gen und sich selb­st und ihr soziales Zen­trum zu organisieren.
IR: Was hat euch dazu bewegt zu der Kam­pagne aufzu­rufen und wie ist der Stand eur­er Arbeit?
Seit 2012 gibt es nun bere­its dieses Gedenken. Damals set­zten sich Men­schen mit den Todes­opfern rechter Gewalt auseinan­der und stießen dort auf den 1992 ermorde­ten Emil Wend­land. Der 20. Todestag wurde dann zum Anlass genom­men, das Gedenken zu organ­isieren. Anfänglich gin­gen wir damals mit ein­er ganz klaren Forderung in die Kam­pagne und trat­en an die Stadt Neu­rup­pin her­an und forderten die Umbe­nen­nung ein­er Straße nach Emil Wend­land. Let­ztlich wurde sich nach ewigem Hin und Her und hitzi­gen Debat­ten auf eine Gedenk­tafel geeinigt, die nun heute an dem Platz ste­ht an dem er ermordet wurde. Vor 5 Jahren starteten wir das Gedenken eben­falls mit ein­er Demon­stra­tion durch Neu­rup­pin. Im Vor­feld gab es viele Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen in ver­schiede­nen Läden der Stadt zur The­matik. In den let­zten Jahren fand dann ein regelmäßiges Gedenken an seinem Todestag statt, in Form ein­er kleineren Kundge­bung mit jew­eils 50 Men­schen. Anlässlich des 25. Todestages woll­ten wir das The­ma „Opfer rechter Gewalt“ wieder mal mehr in den öffentlichen Focus der Stadt rück­en, die Men­schen die zu uns kom­men über die The­matik aufk­lären und allen Opfern gedenken, um zu ver­hin­dern, dass nie­mand vergessen wird.
IR: Wie sah das Gedenken an Emil Wend­land in Neu­rup­pin zuvor aus?
Vor unserem Gedenken 2012 fand kein Gedenken an Emil Wend­land statt.
IR: Habt ihr im Rah­men eur­er Kam­pagne weit­ere Recherchen zu Emil Wend­lands Leben unter­nom­men? Falls ja, wie gestal­teten sich diese und hat­tet ihr Schwierigkeit­en an Infor­ma­tio­nen zu kommen?
Zu Beginn des Gedenkens recher­chierten wir in den Archiv­en der lokalen Zeitun­gen nach Mel­dun­gen, die seinen Tod aber auch sein Leben betrafen. Viel war jedoch dort nicht zu find­en. Es gab um den 1. Juli 1992 nur kurze Mel­dun­gen zu seinem Tod. Auch über sein Leben war nur wenig her­auszufind­en. Wir schal­teten Anzeigen, um Per­so­n­en aus­find­ig zu machen, die in irgen­dein­er Art und Weise ihn als Men­schen beleucht­en kon­nten. Es fan­den sich jedoch nur Einzelper­so­n­en, die nur wenig über Wend­land erzählen kon­nten. Let­ztlich fan­den wir in den Urteilsverkün­dun­gen, die notwendi­gen Infor­ma­tion zu seinem Tod.
IR: Im Rah­men des Gedenkens soll nicht nur am 01. Juli eine Demon­stra­tion in Neu­rup­pin stat­tfind­en. Was ist von eur­er Seite aus alles geplant?
Die Kam­pagne ist ja jet­zt schon bald vor­bei. In den let­zten 2 Monat­en organ­isierten wir jedoch ver­schiede­nen Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen, die jedoch alle möglichen The­menge­bi­ete abgrif­f­en. So fand eine Ver­anstal­tung mit LGBTIQ Geflüchteten statt, die über ihr Leben in ihren Län­dern und nach der Flucht in Deutsch­land erzählten. Weit­er­hin besuchte uns Bernd Langer und erzählte von seinem neuen Buch „Kun­st & Kampf“. Eine weit­ere Ver­anstal­tung zum The­ma „Opfer rechter Gewalt“ ist noch geplant und außer­dem hängt seit dem 24. Juni die Ausstel­lung „Todes­opfer rechter Gewalt“ der Opfer­per­spek­tive im Alten Gym­na­si­um in Neu­rup­pin. Im Vor­feld der Demo ist noch eine Podi­ums­diskus­sion geplant, die sich mit der Frage beschäfti­gen soll, wie ein Gedenken an die Opfer gestal­tet wer­den kann, region­süber­greifend und Hand in Hand mit anderen Gedenkinitiativen.
IR: Seit mehreren Jahren ver­suchen Neon­azis um die Freien Kräfte Neu­rup­pin das Gedenken zu Emil Wend­land zu ent­poli­tisieren und den Fall als eine Ver­ro­hung­stat darzustellen. Wie wertet ihr diesen Vorstoß und ist dieses Jahr mit ähn­lichen Störak­tio­nen der Neon­azis zu rechnen?
Uns macht­en deren Aktio­nen in Bezug auf Wend­lands Tod völ­lig fas­sungs­los. So eine Dreistigkeit zu besitzen und die Umstände so zu ver­drehen und als Tat sub­kul­tureller Per­spek­tivlosigkeit hinzustellen, macht uns wütend. Schw­er zu sagen, wie man so etwas werten soll. Let­ztlich ist es nur ein weit­er­er Verzug von ihrer faschis­tis­chen Ide­olo­gie abzu­lenken und sich als bürg­er­nah darzustellen, die dama­li­gen Gegeben­heit­en der 90er Jahre klein zu reden und sich in die Öffentlichkeit zu rück­en. Ihre Kundge­bun­gen kön­nen jeden­falls nicht als Erfolg anerkan­nt wer­den. Fast jedes Jahr gab es gegen ihre Ver­anstal­tun­gen mehrere Störak­tio­nen. Wir wis­sen nicht, ob es in diesem Jahr wieder zu Aktio­nen der Nazis kom­men wird – bish­er hal­ten sie sich jeden­falls verdeckt. In der Pla­nung der Demon­stra­tion berück­sichtigten wir die let­zten Jahre natür­lich und ver­suchen ihnen den Raum auf dem Schulplatz durch die Route zu nehmen. Fly­er­ak­tio­nen, wie in den let­zten Jahren fan­den bish­er noch nicht statt. Generell sind die Freien Kräfte bis auf kleinere Aktio­nen in diesem Jahr sehr inak­tiv, sowieso richt­en sie ihren Fokus kaum noch auf Neu­rup­pin, da die meis­ten ihrer organ­isierten Demon­stra­tion block­iert wer­den und sie in Neu­rup­pin keinen Fuß fassen konnten.
IR: Lange Zeit galt Emil Wend­land als eines der Fälle, die durch die Bun­desregierung offiziell nicht als Opfer rechter Gewalt gal­ten. Nach­dem eine Studie des Moses-Mendelssohn-Zen­trums der Uni­ver­sität Pots­dam den Fall unter­sucht hat und ihn als poli­tisch eingeschätzte, zog dann das Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­um nach. Nun gilt Emil Wend­land als „anerkan­nt“. Wie bew­ertet ihr die Studie und was hat sich mit der Anerken­nung des Falls für eure Gedenkar­beit geändert?
Wir sind froh das Wend­land nun anerkan­nt ist und find­en es auch äußerst wichtig, dass er nun zu den offiziellen Opfern rechter Gewalt zählt. Let­ztlich soll es jedoch in unser­er Arbeit nicht nur darum geht. Es gibt noch viel zu viele Fälle, die bis heute ungek­lärt sind und wie wir denken, viel zu viele Men­schen, die von Faschist_innen ermordet wur­den und bis heute nicht anerkan­nt sind. Das machte die Ausstel­lung der Opfer­per­spek­tive nun auch nochmal deut­lich. Was jedoch eine Anerken­nung nicht ver­hin­dern kann, ist, dass solche Tat­en weit­er­hin geschehen wer­den, ger­ade weil sich die Lage immer weit­er zus­pitzt und es nur eine Frage der Zeit ist, bis wieder Men­schen durch Faschist_innen ster­ben wer­den. Deshalb ist es wichtig, unser Gedenken fort zuführen und nicht nur auf Emil Wend­land zu richt­en son­dern auf alle Opfer. Wir wün­schen uns eine Zusam­me­nar­beit mit allen anderen Gedenk­ini­tia­tiv­en, so dass die Opfer nicht in Vergessen­heit ger­at­en und dieses The­ma regelmäßig in der Öffentlichkeit steht.
Vie­len Dank für das Interview!
Antifaschis­tis­che Demon­stra­tion in Gedenken an Emil Wendland:
01.06.2017 | 12:00 | Bhf. Neuruppin-West
Alle Infor­ma­tio­nen zur Kam­pagne: hier.
Inforiot