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Protest gegen AfD-Landesparteitag

Bünd­nis “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder) protestierte gegen den AfD-Landesparteitag
Etwa 80 Men­schen waren am heuti­gen Sam­stag dem Aufruf des zivilge­sellschaftlichen Bünd­niss­es gefol­gt und protestierten ab 10 Uhr gegen den Lan­desparteitag der Bran­den­burg­er AfD, der an diesem Woch­enende in der Bran­den­burghalle stattfindet.
“Wofür ste­ht die AfD?”, fragte Janek Las­sau, Sprech­er des Bünd­niss­es, in sein­er Rede. “Die AfD ste­ht für eine Gesellschaft der sozialen Kälte und der Aus­gren­zung, sie befördert eine ras­sis­tis­che Poli­tik gegen Geflüchtete, ver­tritt ein antiquiertes Geschlechter­bild und Geschicht­sre­vi­sion­is­mus. “Wir aber wollen in ein­er Gesellschaft leben, in der Men­schen unter­schiedlich­er Herkun­ft, Reli­gion oder sex­ueller Ori­en­tierung zusam­men­leben kön­nen. Wir set­zen uns ein gegen ein kap­i­tal­is­tis­ches Sys­tem, das soziale Ungle­ich­heit­en schafft.”
Auch wenn die Frank­furter Stadt­frak­tion ger­ade zer­brochen sei und sich der Ver­band nicht kom­mu­nalpoli­tisch pro­fil­ieren könne, werde das wahrschein­lich keine Auswirkun­gen auf das Wahlergeb­nis haben, so Las­sau weit­er. “Es sind die recht­spop­ulis­tis­chen Parolen, die ankommen.”
An der Kundge­bung beteiligten sich auch der DGB Ost­bran­den­burg, die Gründe Jugend und ihr Lan­desver­band, Die Partei, DIE LINKE, sowie das Aktions­bünd­nis Bran­den­burg gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Fremdenfeindlichkeit.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

In Frankfurt (O.) ist die Kacke am Dampfen

In Frank­furt (Oder) ist die Kacke am Dampfen: Und zwar nicht erst am 08. April, dem Tag, an dem der Lan­desver­band der soge­nan­nten Alter­na­tive für Deutsch­land ihren Lan­desparteitag in der Oder­stadt abhal­ten will. Nein, denn Braun statt Blau war auch das Mot­to der heuti­gen Nacht: Mit der passenden Farbe ver­passten wir dem Werbeschild des Wahlkreis­büros der recht­spop­ulis­tis­chen Partei einen neuen Anstrich.
So ist nun gle­ich von vorn­here­in klar, für welche Alter­na­tive sich hier aus­ge­sprochen wird. Alles andere ist schließlich Augen­wis­cherei. Auch das Frank­furter Rathaus erhielt in der let­zten Nacht einen neuen Anstrich: Zwar zer­set­zte sich die AfD-Frak­tion in der hiesi­gen Stadtverord­neten­ver­samm­lung auf­grund akuter Unfähigkeit und offen­sichtlich­er Inkom­pe­tenz inner­halb kürzester Zeit selb­st. Der Kopf des AfD-Stadtver­ban­des, Wilko Möller, ist jedoch nach wie vor Teil der SVV und hält das blaue Fäh­nchen hoch. Darauf weist nun ein in wun­der­schönem hell­braun gehal­tener Schriftzug unmissver­ständlich hin.
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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration Law & Order

Brandenburg beteiligt sich erstmals an Sammelabschiebung nach Afghanistan

Unter den am Mon­tag abgeschobe­nen Per­so­n­en kam ein­er der 15 Afgha­nen aus Bran­den­burg. Das Bun­des­land beteiligt sich zum ersten Mal an ein­er Sam­me­lab­schiebung nach Afghanistan – die nun­mehr vierte seit Dezem­ber 2016. Damit ist Bran­den­burg das erste Bun­des­land mit Regierungs­beteili­gung der LINKEN, das nach Afghanistan abschiebt.
Im Vor­feld der Abschiebung aus München wurde der afghanis­che Mann in Bran­den­burg an der Hav­el von sein­er Arbeit abge­holt. Der Flüchtlingsrat kri­tisiert die Abschiebung in das Kriegs­ge­bi­et aufs Schärf­ste und appel­liert an die Lan­desregierung, Abschiebun­gen nach Afghanistan sofort zu stop­pen und alle Schritte in die Wege zu leit­en, dass die betrof­fene Per­son wieder zurück­kehren kann.
Einzelfall­prü­fung erset­zt keinen Abschiebestopp
Die Abschiebung fand wenige Tage statt, nach­dem im Land­tag der Beschluss über die „Aus­set­zung von Abschiebun­gen nach Afghanistan“ gefasst wurde. Darin sind eine sorgfältige Einzelfall­prü­fung und das Auss­chöpfen von Ermessensspiel­räu­men fest­geschrieben. Den Land­tagsab­ge­ord­neten war sehr wohl bewusst, dass Schutz­suchende aus Afghanistan in ein Kriegs­ge­bi­et abgeschoben wür­den. Mit der Ermessens- und Einzelfall­prü­fung entsch­ied der Land­tag sich gegen einen Lan­des-Abschiebestopp nach Afghanistan.
Die Abschiebung des afghanis­chen Mannes macht deut­lich, dass der Land­tags­beschluss keinen Abschiebestopp erset­zen kann. Beamt_innen sind in jedem Fall – nicht nur bei Flüchtlin­gen aus Afghanistan – verpflichtet, im Einzelfall zu prüfen, ob Abschiebe­hin­dernisse vor­liegen bzw. die Abschiebung einen Ein­griff in Grun­drechte darstellen würde. Fol­gt man dem aktuellen Bericht des Hohen Flüchtlingskom­mis­sari­ats der Vere­in­ten Natio­nen (UNHCR), gefährdet jede Abschiebung nach Afghanistan die kör­per­liche Unversehrtheit von Men­schen und stellt damiteinen Grun­drecht­se­in­griff dar. Der Land­tags­beschluss bietet angesichts dessen keinen wirk­samen Schutz für von Abschiebung bedro­hte Afghan_innen. Das Innen­min­is­teri­um soll­tes­tattdessen den Aus­län­der­be­hör­den ein klares Sig­nal geben, von Abschiebun­gen nach Afghanistan abzuse­hen. Eine Möglichkeit wäre, dem Bre­mer Beispiel zu fol­gen und die Aus­län­der­be­hör­den anzuweisen, Afghan_innen Aufen­thalt­ser­laub­nisse nach § 25 Abs. 5 Aufen­thG wegen beste­hen­der Unzu­mut­barkeit (und damit Unmöglichkeit) ein­er Rück­kehr auszustellen. Zudem muss Bran­den­bur­gendlich Zugang zu Sprachkursen für Afghan_innen
gewähren, denn nur so kann der Weg zu ein­er langfristi­gen Bleibeper­spek­tive geeb­net werden.
Laut ein­er aktuellen Studie der Uni­ver­sität Kon­stanz hat­ten die in der Außen­stelle des BAMF in Bran­den­bur­gentsch­iede­ne­nA­sylge­suche mit 10% bun­desweit die niedrig­ste Anerken­nungsquote afghanis­ch­er Flüchtlinge in den Jahren 2010–2015 (im Ver­gle­ich Nordrhein-Westfalen:34%). Das bedeutet, dass in Bran­den­burg über­durch­schnit­tlich viele Afghan_innen dauer­haft gefährdet sind, abgeschoben zu werden.
Bran­den­burg hält an har­ter Lin­ie gegen Geflüchtete fest
Auf­grund der zahlre­ichen Berichte zur ver­heeren­den Sicher­heit­slage lehnen Bun­deslän­der wie Schleswig-Hol­stein Abschiebun­gen­nach Afghanistan grund­sät­zlich ab. In der Presse hat­te sich der Bran­den­burg­er Innen­min­is­ter Karl-Heinz Schröter zuvor wieder­holt als Ver­fechter der rigi­den Abschiebe­poli­tik de Maiz­ières geoutet und die human­itäre Poli­tik seinesKol­le­ge­naus Schleswig-Hol­stein, der­als ersterund bish­er einzigere­inen Abschiebestopp ver­hängt hat­te, scharf kritisiert.
Mit der Entschei­dung gegen einen Abschiebestopp und der erst­ma­li­gen Beteili­gung an ein­er Sam­me­lab­schiebung nach Afghanistan zeigt die Lan­desregierung, dass sie an der harten Lin­ie von Bun­desin­nen­min­is­ter Thomas de Maiz­ière fes­thält. Damit überge­ht sie den Willen und das Engage­ment viel­er Men­schen in Bran­den­burg, die die aktuelle Lan­des- und Bun­de­spoli­tik kri­tisieren und mit lan­desweit­en Aktio­nen ihre Sol­i­dar­ität bekun­den. Mit ein­er Peti­tion,
die bere­its fast 70.000 Unterstützer_innen gefun­den hat, set­zen sich beispiel­sweise Schüler_innen ein­er Cot­tbuser Schule für ihre von Abschiebung bedro­ht­en afghanis­chen Mitschüler ein. Bei Kundge­bun­gen in Neu­rup­pin und Pots­dam forderten in diesem Monat Demonstrant_innen, darunter viele Afghan_innen,Flüchtlingsschutz und Abschiebestopp.
Zusam­men mit Ini­tia­tiv­en und Ehre­namtlichen fordert deshalb der Flüchtlingsrat Bran­den­burg weit­er­hin: Keine Abschiebun­gen nach Afghanistan! Bran­den­burg muss das Lot­ter­iespiel mit dem Leben afghanis­ch­er Flüchtlinge been­den und den hier leben­den Afghan_innen endlich Sicher­heit und Schutz gewähren!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Keine Willkommenskultur für die AfD

Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ ruft zum Protest gegen den Lan­desparteitag der Bran­den­bur­gis­chen AfD am Sam­stag, den 8. April in der Oder­stadt auf. Mit ein­er Kundge­bung ab 10 Uhr an der Bran­den­burghalle (Sten­daler Str. / Kiel­er Str.), dem Tagung­sort der AfD, will das Bünd­nis ein deut­lich­es Zeichen gegen Recht­spop­ulis­mus setzen.
„Die Het­ze von AfD, Pegi­da und Co hat den Boden bere­it­et für die gestiegene Zahl an recht­en Gewalt­tat­en in Bran­den­burg. Allein in Frank­furt (Oder) hat sich deren Zahl 2016 im Ver­gle­ich zum Vor­jahr ver­dop­pelt.“, so Janek Las­sau, Sprech­er des Bünd­niss­es. Das Bünd­nis lädt aller Bürger*innen ein, am 8. April gemein­sam für eine
antifaschis­tis­che, demokratis­che Kul­tur zu demon­stri­eren. „Wir wollen eine sol­i­darische Gesellschaft, die Men­schen unter­schiedlich­er Herkun­ft, sex­ueller Ori­en­tierung, Reli­gion­szuge­hörigkeit oder unter­schiedlichem sozialem Hin­ter­grund in ihrer Mitte willkom­men heißt. Für die AfD hinge­gen darf es keine Willkom­men­skul­tur geben, ihr und ihren men­schen­ver­ach­t­en­den Posi­tio­nen wollen wir eine Absage erteilen.“, so Las­sau weiter.

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Arbeit & Soziales Flucht & Migration

Asylrecht und Flüchtlingsschutz jetzt und hier!

Bun­des- und europaweit­er Aktion­stag gegen Ras­sis­mus, Faschis­mus und Austerität
Sam­stag, 18.03.2017 in Potsdam:
Demo: 15 Uhr ab Nauen­er Tor
Kundge­bung: 16 Uhr Landtag/Steubenplatz
Am 18.03.2017 find­et ein bun­des- und europaweit­er Aktion­stag gegen Ras­sis­mus, Faschis­mus und Aus­ter­ität statt. An diesem Tag jährt sich die Unterze­ich­nung des EU-Türkei Deals, der die „Reg­ulierung der Flüchtlingsströme“ zum Ziel hat und so zur Bru­tal­isierung des europäis­chen Gren­zregimes beiträgt. Bun­desweit set­zen sich Ini­tia­tiv­en an diesem Tag mit Aktio­nen, Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen für „das Recht zu kom­men, zu gehen und zu bleiben“ ein. Wir schließen uns dieser Forderung an. Für eine europaweite Sol­i­dar­ität mit Men­schen auf der Flucht!
Bund, Län­der und Kom­munen haben eine neue Gan­gart ein­gelegt: Sink­ende Anerken­nungs- und steigende Abschiebezahlen bes­tim­men die aktuelle Poli­tik. Auch Bran­den­burgs Lan­deshaupt­stadt Pots­dam kurbelt die Abschiebe­maschiner­ie an und set­zt auf die Entsol­i­darisierung der Gesellschaft. Dage­gen rufen wir zu Protest und Wider­stand auf: Asyl­recht und Flüchtlingss­chutz jet­zt und hier!
1. Bun­desweite Ver­schär­fung der Abschiebepraxis
Auf der Bund-Län­der-Kon­ferenz wurde die Ein­rich­tung eines Zen­trums zur Unter­stützung von Rück­führun­gen (ZUR) besprochen. Diese Logis­tik­stelle für Sam­me­lab­schiebun­gen soll Behör­den bün­deln und Abschiebun­gen beschle­u­ni­gen. Dieses klare Zeichen für eine repres­sive Abschiebe­poli­tik rei­ht sich ein in die Poli­tik, wirk­liche Prob­lem­lö­sun­gen zu ver­weigern und stattdessen auf pop­ulis­tis­che Scharf­macherei, ein­fache Antworten und Sam­me­lab­schiebun­gen zu setzen.
Abschot­tung und Abschreck­ung ste­hen einem huma­nen und ver­ant­wor­tungsvollen Umgang mit Schutz­suchen­den ekla­tant ent­ge­gen. Es bedarf kein­er Struk­tur, die sich darum bemüht, Reise­doku­mente für Men­schen zu organ­isieren, damit diese in Län­der abgeschoben wer­den, die poli­tisch als befriedet definiert wur­den. Vielmehr wer­den Stellen benötigt, die ein faires und indi­vidu­elles Asylver­fahren sich­er­stellen. Die Asyl­gründe von jun­gen, alle­in­ste­hen­den Men­schen aus Afghanistan, die dort vor Tod, Folter und Haft geflo­hen sind, wer­den zunehmend falsch bew­ertet. Anstelle ein­er indi­vidu­ellen Entschei­dung über die per­sön­liche Gefährdungslage der Men­schen, treten poli­tisch motivierte, stan­dar­d­isierte Entschei­dun­gen. Die Bun­desregierung veröf­fentlichte erst kür­zlich Reise­war­nun­gen für Afghanistan und entsandte neue Bun­deswehrsol­dat­en, die expliz­it die Sicher­heit­slage in Afghanistan sta­bil­isieren sollen.
Das Asyl­recht ist ein Indi­vid­u­al­recht und darf nicht durch pauschale Bew­er­tun­gen von Herkun­ft­slän­dern aus­ge­he­belt wer­den. Wir ver­lan­gen von Bran­den­burg, sich nicht zum ver­längerten Arm ein­er ver­fehlten bun­desweit­en Asylpoli­tik zu machen. Wir fordern, dass die Lan­desregierung klar und öffentlich Stel­lung gegen Abschiebun­gen in das Kriegs­ge­bi­et Afghanistan bezieht! Afghanistan ist kein sicheres Land!
2. Kehrtwende in Potsdam
Pots­dam brüstet sich damit, eine weltof­fene und tol­er­ante Stadt zu sein. Das Pots­damer Tol­er­anzedikt und das Inte­gra­tionskonzept der Stadt sind viel benutzte Aushängeschilder der Lan­deshaupt­stadt. In bre­it­en Bünd­nis­sen wird gegen Ras­sis­mus und für Teil­habe aufgerufen. Doch durch die Kor­ri­dore der Pots­damer Ver­wal­tung weht zunehmend ein ander­er Wind. Das neue Inte­gra­tionskonzept liegt auf Eis. Die aktuelle Entwick­lung im flüchtlingspoli­tis­chen Han­deln der Ver­wal­tung läuft kon­trär zum bre­it­en Engage­ment der Pots­damer Bevölkerung. Pots­dam schließt sich ein­er bun­desweit­en, zunehmend restrik­tiv­en Flüchtlingspoli­tik wider jed­er Human­ität und Ver­ant­wor­tung für Schutz­suchende an.
„Kon­se­quente Abschiebung“ – pauschal und traumatisierend:
Derzeit gibt es ca. 150 Dublin-Fälle in Pots­dam. Pots­dams Ver­wal­tung will die betrof­fe­nen Men­schen in den näch­sten Monat­en kon­se­quent in die Erstein­reiselän­der zurückschieben. Die Rückschiebun­gen sollen über­wiegend nachts stattfinden.
Was heißt Rückschiebung?
Es geht darum, Men­schen in das Land zurück­zuschieben, in dem sie als erstes Europa betreten haben. Dies sind zunächst die Län­der am Rand der EU (Polen, Ital­ien, Griechen­land, Bul­gar­ien, etc.). Manche Men­schen reisen weit­er. Dafür gibt es vielfältige Gründe: über­füllte Lager, unwürdi­ge Leben­sum­stände, undurch­schaubare Asylver­fahren, fehlende Rechts­ber­atung oder der Wun­sch, zu Ver­wandten in andere Län­der zu gelan­gen. Wird per Fin­ger­ab­druck­daten­bank fest­gestellt, dass die asyl­suchende Per­son bere­its in einem anderen EU-Land war, soll sie in dieses rück­geschoben wer­den, um dort ihr Asylver­fahren durchzuführen. Allerd­ings beste­hen in vie­len Erstein­reiselän­dern erhe­bliche sys­temis­che Män­gel im Asylver­fahren. Deutsch­land hat ein Selb­stein­trittsrecht in das Asylver­fahren und kann entschei­den, das Asylver­fahren in Deutsch­land durchzuführen.
Pots­dam möchte Men­schen, die über bes­timmte Län­der ein­gereist sind, pauschal zurückschieben. Die Entschei­dung, ob ein Men­sch in ein anderes europäis­ches Land zurück­ge­führt wird, um dort sein Asylver­fahren durchzuführen, muss jedoch laut Geset­zesin­ten­tion immer eine Einzelfall­prü­fung sein.
Die Rückschiebung soll in der Regel mit­ten in der Nacht durchge­führt wer­den. So soll sichergestellt wer­den, dass die betrof­fe­nen Flüchtlinge anwe­send sind und dass Proteste von Nachbar*innen erschw­ert wer­den. Diese Prax­is bedeutet ein trau­ma­tisieren­des Ereig­nis für den einzel­nen Men­schen, darunter viele Kinder: Mit­ten in der Nacht drin­gen der Wach­schutz und die Aus­län­der­be­hörde in den einzi­gen Schutzraum ein, den die Men­schen nach ihrer Flucht gefun­den haben. Sie sind wieder durch eine äußere Gewalt gezwun­gen, alle ihre Hab­seligkeit­en zusam­men­zu­pack­en und wer­den zu ein­er weit­eren Gren­ze deportiert. Auch Mitbewohner*innen, die vor Krieg und Zer­störung geflo­hen sind und im sel­ben Zim­mer oder in der­sel­ben Unterkun­ft wohnen, sind diesem nächtlichen Über­fall zur Durch­set­zung von Ver­wal­tungsan­weisun­gen aus­ge­set­zt. Nachts sind nicht ein­mal Sozialarbeiter*innen anwe­send, um die Sit­u­a­tion zu begleit­en, zu unter­stützen oder aufz­u­fan­gen. Immer wieder kommt es zu Gewal­tan­wen­dung durch Polizei und Aus­län­der­be­hör­den in Brandenburg.
Wir fordern den Zugang zu einem fairen und indi­vidu­ellen Asylver­fahren statt nächtliche und unangekündigte Abschiebun­gen! Pots­dam muss Farbe beken­nen und Ver­ant­wor­tung für hier lebende Geflüchtete übernehmen.
Unter­bringung fernab von Menschlichkeit:
Zum 1. März eröffnet(e) unter Träger­schaft von „Euro­pean Home­care“ weitab von jeglich­er Nach­barschaft mit­ten im Indus­triege­bi­et Rehbrücke/Drewitz eine neue Unterkun­ft für Asyl­suchende. Bemerkenswert schnell und ohne lästige Mit­sprache des Sozialauss­chuss­es oder des Migranten­beirates wurde „Euro­pean Home­care“ der Zuschlag für eine neue Flüchtling­sun­terkun­ft im Han­delshof 20 zuge­sprochen. Der umstrit­tene Träger ist ein rein wirtschaftlich­es Unternehmen, das in der Unter­bringung von Asyl­suchen­den ein lukra­tives Geschäfts­feld gefun­den hat. Bekan­nt wurde Euro­pean Home­care spätestens 2014 – als Bilder von mis­shan­del­ten und gedemütigten Flüchtlin­gen in nor­drhein-west­fälis­chen Heimen in den Tages­nachricht­en gezeigt wur­den. Der nor­drhein-west­fälis­che Innen­min­is­ter Jäger äußerte sich beschämt und zeigte sich sich­er, dass auch seine Kolleg*innen aus anderen Bun­deslän­dern mehr als kri­tis­che Fra­gen an „Euro­pean Home­care“ stellen wür­den. Pots­dam sieht sich dazu lei­der nicht berufen.
Für die Ab- und Rückschiebe­maschiner­ie ist es prak­tisch, wenn Gemein­schaft­sun­terkün­fte einen schnellen und unkom­plizierten Zugriff auf die Men­schen ermöglichen. Beson­ders rei­bungs­los klap­pen nächtliche Behör­denein­sätze, wenn eine Unterkun­ft soweit am Stad­trand liegt, dass es keine Nach­barschaft gibt, die ein­greifen oder sich beschw­eren kann. So kön­nen Proteste ein­er aktiv­en Bürg­er­schaft – wie im let­zten Jahr in Pots­dam-West – ver­mieden werden.
Die Unter­bringung von Asyl­suchen­den darf nicht dubiosen Sicher­heit­sun­ternehmen obliegen. Für eine men­schen­würdi­ge Unter­bringung von Schutz­suchen­den inmit­ten der Pots­damer und Bran­den­burg­er Gesellschaft! Für eine Unter­bringung in Wohnungen!

 

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Antifaschismus

Potsdam: Verfassungsschutz gibt „Identitärer Bewegung“ Podium

Am Mittwochabend, den 22.02.2017, lud die bran­den­bur­gis­che Lan­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung die kon­ser­v­a­tive Jour­nal­istin Liane Bad­narz und den Ver­fas­sungschützer Heiko Hom­burg ein, um über die Gefahren der neuen Recht­en und im speziellem der „Iden­titären Bewe­gung“ (IB) eine Podi­ums­diskus­sion zu führen.
Von diesem The­ma fühlten sich auch mehrere Neon­azis der IB Berlin-Bran­den­burg und von der Kam­er­ad­schaft „Freies Pots­dam“ ange­sprochen. Nach den bei­den Ein­führungsvorträ­gen der Referent_innen, die aus ein­er extrem­is­mus­the­o­retis­chen Sichtweise die IB beleuchteten, schlug die Stunde des Robert Timm. Als selb­ster­nan­nter Press­esprech­er der IB Berlin-Bran­den­burg ging er gerne auf das Diskus­sion­sange­bot des Ver­fas­sungss­chützers ein und ver­bre­it­ete auch per­sön­lich die vorher ange­sproch­enen men­schen­ver­ach­t­en­den The­sen der IB. Wed­er die Mod­er­a­torin der Lan­dezen­trale, noch die anwe­senden Verfassungschützer_innen (auf dem Podi­um und im Pub­likum) stoppten die ras­sis­tis­che Het­ze, sodass weit­ere Neon­azis an das Pub­likum appel­lierten zu über­legen, „wer denn hier eigentlich die größte Bedro­hung für das deutsche Volk ist – die IB, der Ver­fas­sungss­chutz oder die Frem­den?“. Die Referent_innen trat­en stattdessen in einen Dia­log mit ein­er Grup­pierung, die durch den Ver­fas­sungss­chutz (VS) beobachtet wird, und halfen dabei die men­schen­ver­ach­t­ende Gesin­nung der IB salon­fähig zu machen. Der IB zur Seite sprang u.a. Dustin Schlem­minger, der als Vertreter der Neon­azi­grup­pierung „Freies Pots­dam“ anwe­send war.
Nicht nur die Enthül­lun­gen zum NSU-Kom­plex haben gezeigt, dass der VS ein abzulehnen­des Instru­ment der BRD ist, welch­es auf dem recht­en Auge blind ist. Die Unfähigkeit neon­azis­tis­chen Denkmustern kon­se­quent ent­ge­gen­zutreten hat er am Mittwochabend wieder­holt zur Schau gestellt. Wir erwarten vom VS nichts – stattdessen fordern wir seine Abschaf­fung. Antifaschis­tis­che Aufk­lärung kann nur von unab­hängi­gen Stellen und Grup­pierun­gen vorgenom­men wer­den. Sie ist eine gesamt­ge­sellschaftliche Aufgabe.

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Antifaschismus

Skills for Intervention: f_antifa-Workshopwochenende in Neuruppin

In Zeit­en der ras­sis­tis­chen Mobil­isierung ist es beson­ders wichtig gezielt linke und linksalter­na­tive Aktivist_innen zu unter­stützen und zu ver­net­zen, um sich gemein­sam gegen die stets stärk­er wer­dende Rechte zu engagieren. Doch manch­mal fehlt das nötige Know-How, um die hiesi­gen Zustände effek­tiv aufzu­mis­chen. Mit der f_antifaschistischen “Skills for Intervention”-Tour kommt die f_antifa bran­den­burg (fabb) am 25. und 26.02. nach Neu­rup­pin in das Soziale Zen­trum und organ­isiert dort ein Woch­enende mit Work­shops zu den Themen:
— Sichere Kom­mu­nika­tion am Sam­stag von 16–19 Uhr (bitte bringt eure Lap­tops mit!)
— Bezugs­grup­pen­train­ing am Son­ntag von 11 — ca. 15/16 Uhr
Wo: Soziales Zen­trum, Bahn­hof­s­traße 10A in Neuruppin
Worum geht’s?
Antifa & Fem­i­nis­mus sollen zusam­menge­führt wer­den! Wir wollen nicht nur ein prak­tis­ches Bil­dungsange­bot für Antifaschist*innen in Bran­den­burg bieten. Wir stellen und ver­mit­teln einen Pool an Referent_innen für viel­seit­ige Work­shops, die nur von Frauen* und Trans* durchge­führt wer­den. Denn es ist in der antifaschis­tis­chen Szene lei­der keine Selb­stver­ständlichkeit, dass Work­shops nicht von Män­nern durchge­führt wer­den. Mit den Work­shops wollen wir eine stärkere Sicht­bar­ma­chung dieser Men­schen als Macher_innen gewährleisten.
Mehr Infos: fabb.antifa.cc

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Antifaschismus

Brandenburger NPD will Freiwillige Feuerwehren ‘unterwandern’

INFORIOT Mit ein­er neuen Kam­pagne will die NPD in Bran­den­burg die Frei­willige Feuer­wehr ‘unter­wan­dern’. Auf ihrer Face­book-Seite fordert die NPD ihre Anhän­gerIn­nen und Sym­pa­thisan­tInnen auf, sich aktiv in den Frei­willi­gen Feuer­wehren des Lan­des zu engagieren. Mit der Kam­pagne erhofft sich die Recht­saußen-Partei eine Ver­tiefung regionaler Ver­ankerung und Akzep­tanz in diesem äußerst ange­se­henen Bere­ich des Ehrenamts.
Der Anstoß der Kam­pagne ging dabei offen­bar von dem Kreisver­band Ober­hav­el aus. Nach eige­nen Bericht­en sollen erste Fly­er im Land­kreis verteilt wor­den sein. Weit­ere Verteilun­gen im gesamten Land sollen fol­gen. In ein­er Videobotschaft, wie auch anderen Fotos, wirbt der Vel­tener NPD-Stadtverord­nete Robert Wolin­s­ki für den Ein­tritt in die Frei­willige Feuerwehr.

Screenshot: Facebook.
Screen­shot: Facebook.

Nazi-Prob­lem bei der Bran­den­burg­er Feuerwehr?
Dass die NPD in den Feuer­wehren ein Betä­ti­gungs- und Rekru­tierungs­feld sieht, ist nicht neu. Bere­its in der Ver­gan­gen­heit häuften sich Berichte über extrem rechte Ten­den­zen inner­halb der Feuer­wehren in Bran­den­burg und Verbindun­gen zu organ­isierten Struk­turen. Im Sep­tem­ber 2015 sorgte ein Vor­fall an der Lan­des­feuer­wehrschule in Eisen­hüt­ten­stadt für einen größeren Skan­dal. Berufs­feuer­wehrleute sollen auf ein­er Feier am Rande eines Grundlehrgangs „Sieg Heil“ gerufen und Musik mit neon­azis­tis­chen Inhal­ten abge­spielt haben.
In einem Fall fungierte der NPD-nahe Maik Neu­ber, eben­falls im Herb­st 2015, als Anmelder der Vel­tener „Abendspaziergänge“ und engagiert sich gle­ichzeit­ig bei der Frei­willi­gen Feuer­wehr in Oberkrämer/Marwitz (Kreis Ober­hav­el). Nach­dem die Pots­damer Neusten Nachricht­en diese Verbindung aufgedeckt hat­ten, posi­tion­ierte sich Ober­havels Kreis­brand­meis­ter Frank Kliem auf der Seite der Nazi-Geg­n­er_in­nen, nahm jedoch die Feuer­wehren im Kreis in Schutz vor Pauschalverurteilun­gen. In der Frei­willi­gen Feuer­wehr von Mar­witz blieb eine entsprechende Reak­tion aus. So sei die „Gesin­nung“ Neu­bers in der Feuer­wehr lange bekan­nt gewe­sen. Bis heute wird Neu­ber auf der Web­seite der Frei­willi­gen Feuer­wehr Oberkrämer/Marwitz als Ober­feuer­wehrmann aufgelistet.
Screenshot: Maik Neuber auf der Seite der Freiwilligen Feuerwehr Marwitz.
Screen­shot: Maik Neu­ber auf der Seite der Frei­willi­gen Feuer­wehr Marwitz.

In einem anderen Fall deck­ten antifaschis­tis­che Recherchen Verbindun­gen der Frei­willi­gen Feuer­wehr in Pots­dam-Fahrland auf. Organ­isierte Neon­azis fungierten als „Grup­pen­leit­er“, was sie dazu berechtigt mit Kindern und Jugendlichen zu arbeit­en. So soll der Neon­azi Paul Ender­ling als „Jugend­wart“ sowie „Haupt­feuer­wehrmann“ und Sascha Li. als „Löschmeis­ter“ der Frei­willi­gen Feuer­wehr Fahrland tätig gewe­sen sein.
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Antifaschismus

Solidarität statt Angst — Cottbus für Alle!

Seit 2010 ver­sucht die NPD die Bom­bardierung der Stadt Cot­tbus am 15.02.1945 für ihre geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che Pro­pa­gan­da zu miss­brauchen und dabei die Täter-Opfer-Rollen auszu­tauschen. Doch nach­dem ihre Aufmärsche durch zivilen Unge­hor­sam unter­brochen, verkürzt und block­iert wur­den, haben sie sich in den let­zten bei­den Jahren zu ein­er Kundge­bung zurück­ge­zo­gen. In diesem Jahr haben sie ihre Anmel­dung sog­ar ganz abgesagt.
Für uns ist das jedoch nur ein Zwis­ch­en­er­folg. Denn obwohl die NPD in Cot­tbus an Bedeu­tung ver­loren hat, gibt es andere rechte Bewe­gun­gen, die in den Straßen Angst und Ter­ror ver­bre­it­en. Sei es durch Het­zre­den auf Demon­stra­tio­nen der AfD, mit mar­tialis­chen Aufmärschen oder mit direkter
Gewalt.
Mit dem Wahler­folg der AfD und den Protesten der „Besorgten Bürg­er“ gegen Flüchtling­sheime entste­ht eine Stim­mung gegen eine offene und plu­rale Gesellschaft. Opfer sind häu­fig Migrant*innen (oder wer dafür gehal­ten wird), aber auch alle anderen Per­so­n­en die nicht in ihre völkisch-nationale Ide­olo­gie passen. Auch hier in Cot­tbus ver­suchen Nazi-Grup­pen die Straßen zu dominieren. Sie fühlen sich durch neurechte
Pro­pa­gan­da dazu legitimiert.
Grade in dieser schw­eren Zeit ist es wichtig zusam­men­zuhal­ten und sol­i­darisch miteinan­der umzuge­hen. Viele Cottbusser*innen tun dies bere­its indem sie sich auf unter­schiedliche Weise für ein friedlich­es und respek­tvolles Miteinan­der engagieren.
Am 15.02.17 um 16.30 Uhr tre­f­fen wir uns am Haupt­ge­bäude der Uni­ver­sität zu ein­er laut­en und vielfälti­gen Demon­stra­tion. Wir ziehen gemein­sam ins Zen­trum der Stadt und vere­inen uns dort mit der zweit­en Demon­stra­tion vom “Cot­tbuser Aufbruch”.
Lasst uns für eine Gesellschaft kämpfen, in der alle Men­schen gle­ich­berechtigt und ohne Angst miteinan­der leben kön­nen. Denn wir wis­sen: Sowas kommt von sowas. Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

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Antifaschismus

Märkische Skinheads” wollen Konzert in „Mitteldeutschland“ veranstalten

20170325_brdINFORIOT Unter dem Mot­to „furor teu­ton­i­cus“ wird zurzeit ein Neon­azikonz­ert mit vier Bands in “Mit­teldeutsch­land” bewor­ben. Hin­ter dem Event, das am 25. März stat­tfind­en soll, ste­ht ver­mut­lich eine Bran­den­burg­er Struk­tur. Ein­er der angekündigten Bands wer­den Kon­tak­te zum NSU-Kern­trio nachge­sagt. Die Bewer­bung des Konz­ertes erfol­gt auf inter­nen Kanälen — auf einem entsprechen­den Fly­er prangt der Warn­hin­weis: “Keine Veröffentlichung!”
Band mit NSU-Kontakt
Für die Ver­anstal­tung sind drei Recht­srock-Bands “und eine weit­ere” angekündigt: “Blutzeu­gen” aus Sach­sen, die den Ham­mer­skins nah­este­hen­den “D.S.T.” („Deutsch, Stolz, Treue“) aus Berlin und “White Resis­tance” (über­set­zt: “weißer Wider­stand”) aus dem Kreis Zwickau.
Nach Infor­ma­tio­nen des Infokollek­tivs G3 gehört “White Resis­tance” zum Spek­trum der ver­bote­nen „Blood & Hon­our Divi­sion Deutsch­land“, einem Net­zw­erk, welch­es das NSU-Trio unter­stützt haben soll. Der Bands wird sog­ar nachge­sagt, Kon­tak­te zu den 1998 unter­ge­taucht­en Uwe Böhn­hardt, Uwe Mund­los und Beate Zschäpe besessen zu haben.
Als Haupt­band dürfte beim geplanten Konz­ert hinge­gen die Band “Blutzeu­gen” die meis­ten Inter­essierten anlock­en. Die Met­al­core­band gilt seit ihrem 2014 erschiene­nen Album “Völkisch Ortho­dox” als eine der pop­ulärsten jün­geren Bands in der mil­i­tan­ten Neon­aziszene. Die Berlin­er “D.S.T.” hinge­gen sind Vet­er­a­nen. 1995 erschien der erste Ton­träger der Band um Sänger Peter B. Mehrere “D.S.T.”-CDs sind strafrechtlich rel­e­vant, sie enthal­ten volksver­het­zende, den Nation­al­sozial­is­mus glo­ri­fizierende und anti­semi­tis­che Liedtexte.
Die Recht­srock-Con­nec­tion um die “Märkischen Skin­heads 88”
Auf dem Fly­er zur geplanten Ver­anstal­tung prangt das Logo der bran­den­bur­gis­chen Neon­azi-Gruppe „MS88“ („Märkische Skin­heads 88“). Die “MS88” dürften also hin­ter der Organ­i­sa­tion des Konz­erts ste­hen. Als wichtige Fig­ur in diesem Zusam­men­hang gilt der Vel­tener NPD-Stadtverord­nete Robert Wolin­s­ki, der in der Ver­gan­gen­heit für die “MS88” als Konz­er­tan­melder fungierte. Nach eige­nen Angaben ver­ste­hen sich die „MS88“ als „Label und Ver­anstal­tungs­di­enst“, der neben einzel­ner Konz­erte auch Touren mit deutschen und inter­na­tionalen Bands aus­richtet, sowie entsprechen­des Mer­chan­dis­ing vertreibt. Neuerd­ings führt “MS88” auf Face­book auch Fanzine-artige Inter­views mit Bands und Kün­stlern der Recht­srock-Szene. Jüngst inter­viewten “MS88” beispiel­sweise den Pots­damer Uwe „Uwocaust“ Men­zel, eine zen­trale Fig­ur der Recht­srock-Szene in Brandenburg.
Zumin­d­est, was den Ver­trieb von neon­azis­tis­chen Liedgut ange­ht, geri­et Robert Wolin­s­ki bere­its in der Ver­gan­gen­heit ins Visi­er von Ermit­tlungs­be­hör­den. Im Zuge der Ermit­tlun­gen wegen indiziert­er Ton­träger gegen „D.S.T“ wurde ein CD-Depot in ein­er Garage von Robert Wolin­s­ki in Vel­ten aus­ge­hoben. Dort wur­den ver­sand­fer­tige CDs von D.S.T. beschlagnahmt. Weit­ere Ton­träger verkaufte er über das neon­azis­tis­che „Thiazi“-Forum.

Härtester Neonazismus: Cover von Veröffentlichungen von "Blutzeugen", "D.S.T." und "White Resistance" - diese Bands sollen am 25. März auftreten
Härtester Neon­azis­mus: Cov­er von Veröf­fentlichun­gen von “Blutzeu­gen”, “D.S.T.” und “White Resis­tance” — diese Bands sollen am 25. März auftreten

Ver­anstal­tung­sort wird geheimgehalten
Wo das aktuelle Konz­ert am 25. März genau stat­tfind­en soll, ist bish­er nicht bekan­nt. Erst nur eine unge­fähre Ort­sangabe zu nen­nen (“Mit­teldeutsch­land”), ist eine gängige Vorge­hensweise im kon­spir­a­tiv agieren­den Neon­azi-Musik­busi­ness. Wer im Vorverkauf eine Karte erste­ht, wird unmit­tel­bar vor dem Konz­ert an einen Schleusungspunkt gelotst und erst dort über den tat­säch­lichen Aus­rich­tung­sort informiert. Auf diese Art und Weise kam auch das Schweiz­er Konz­ert vor allem Bran­den­burg­er Bands im ver­gan­genen Okto­ber zus­tande, bei dem 5.000 Neon­azis zu Gast waren. Zulet­zt ver­suchte Wolin­s­ki im ver­gan­genen Juni, ein Konz­ert auf dem Neon­azigelände in Finow­furt auszurichten.
Inter­na­tionale Kontakte
Szenekenner_innen gehen davon aus, dass Robert Wolin­s­ki inter­na­tionale Recht­srock-Szene-Kon­tak­te pflegt, unter anderem zu den mil­i­tan­ten Net­zw­erken „Blood & Hon­our“ und „Ham­mer­skins“. Zusam­men mit dem NPD-Funk­tionär Maik Schnei­der, der sich derzeit für den Brand der Nauen­er Turn­halle in Pots­dam vor Gericht ver­ant­worten muss, nahm Wolin­s­ki im Feb­ru­ar 2014 an dem „Day of Hon­our“ in Budapest teil. Die Ver­anstal­tung find­et jährlich statt in Gedenken an die „Kesselschlacht“ von Budapest 1945, bei der SS-Sol­dat­en gemein­sam mit faschis­tis­chen ungarischen Ein­heit­en erfol­g­los ver­sucht­en, dem Kessel der Roten Armee zu ent­fliehen. Der Auf­marsch wurde in der Ver­gan­gen­heit von „Blood & Hon­our“ organisiert.
Jüngst bewar­ben die “MS88” auch eine “Hammerskins”-Veranstaltung in Schwe­den. Inter­na­tionale Recht­sRock-Bands trat­en wiederum bei Ver­anstal­tun­gen der “MS88” auf. Im Dezem­ber des ver­gan­genen Jahres ver­anstal­teten sie eine „Lit­tle-Pussy-Tour“ für die schwedis­che Recht­srock-Band „Pit­tbull­farm“ durch die Bun­desre­pub­lik. Auch Uwe Men­zel begleit­ete die Tour mit seinen musikalis­chen Projekten.
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