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Antifaschismus

Neonazis formieren sich unter neuem Namen

Bad Freien­walde – Die so genan­nte “Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im“ (KMOB) löste sich nach eige­nen Angaben am 3. Juli 2010 selb­st auf. Am Tag zuvor durch­sucht­en mehr als 130 Polizeibeamt_innen zeit­gle­ich mehr als 20 Woh­nun­gen, Gara­gen und Wirtschafts­ge­bäude von deren Mit­gliedern. Seit Jan­u­ar 2011 agieren sie unter der Beze­ich­nung “Fre­un­deskreis (Nord-) Brandenburg“.

Mit dem Namen “Fre­un­deskreis Bran­den­burg“ (FK-BRB) trat­en sie das erste Mal mit einem Trans­par­ent, welch­es die Auf­schrift: “Mord bleibt Mord – Fre­un­deskreis Bran­den­burg“ trug, am 15. Jan­u­ar 2011 in Magde­burg (Sach­sen-Anhalt) bei einem Nazi­auf­marsch in Erschei­n­ung. Dieses hiel­ten David Gast und Jan Wulff aus Golzow. 

Wenige Wochen später grün­dete Robert Geb­hardt, dama­liger Ini­tia­tor der KMOB, via der Inter­net-Com­mu­ni­ty “Jap­py“ eine Gruppe, die den ein­fall­sre­ichen Namen “Fre­un­deskreis Bran­den­burg“ trug. Seit dem 27. Jan­u­ar ist Geb­hardt nicht nur Domain­in­hab­er der KMOB-Inter­net­seite, die immer noch online ist, son­dern auch des “neuen“ Zusam­men­schlusses FK-BRB.

Auf ihrem Web­blog doku­men­tieren sie neben besucht­en Demon­stra­tio­nen, Gerichtsver­hand­lun­gen und Ter­mi­nen auch eigene Mah­nwachen. Wie etwa vom 13. März 2011 in Bernau (bei Berlin).

Dort hat­te man unter dem Mot­to: “Atom­ausstieg Jet­zt! Sol­i­dar­ität mit Japan“ eine Mah­nwache auf dem örtlichen Mark­t­platz durchge­führt. Mit von der Par­tie waren die Kam­er­ad­schaft­sak­tivis­ten Pas­cal Rosin und Robert Gebhardt.

Erwäh­n­ter Pas­cal Rosin ver­wal­tet den YouTube-Account “mdbran­den­burg“ (Medi­en­di­enst Bran­den­burg) von welchem ein Video der Ver­anstal­tung gepostet wurde. Er unter­stützte die KMOB bere­its während der­er aus­gerufe­nen “Märkischen Aktionswochen“ durch Video­ma­te­r­i­al und Fotos von Gegendemonstrant_innen.

Die auf dem dama­li­gen Web­blog geposteten Bilder wur­den wahrschein­lich mit ein­er Kam­era geschossen, die Robert Geb­hardt am 24. Feb­ru­ar 2010 bei ein­er Mah­nwache “gegen Kinder­schän­der“ mit sich führte.

Er war die einzige Per­son, die bei der, vom Kreisver­band Märkisch-Oder­land der “Nation­aldemokratis­chen Partei Deutsch­lands“ (NPD) und KMOB durchge­führten Ver­anstal­tung, der für das Fotografieren der Geschehnisse zuständig war. Mith­il­fe der Exif-Dat­en ist nachvol­lziehbar, wann diese Kam­era genutzt wurde und somit darauf geschlossen wer­den, dass Robert Geb­hardt als der Fotograf zu iden­ti­fizieren ist.

Demzu­folge sind auch die Bilder vom 23. März 2011, als der FK-BRB gemein­sam mit dem Kreisver­band Märkisch-Oder­land der NPD eine Mah­nwache durch­führte, ver­mut­lich Geb­hardts Werk.

Grund für die Ver­anstal­tung in Bad Freien­walde bot eine Gerichtsver­hand­lung ein­er sex­uellen Nöti­gung mit Frei­heits­ber­aubung und gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung. Es beteiligten sich rund 20 Neon­azis, vor­rangig Mit­glieder der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft “Front­bann 24“ aus Berlin.

Der Titel “Fre­un­deskreis Bran­den­burg“ ist bish­er nur als Name eines Fanzines bekan­nt, welch­es sich der Betreu­ung von inhaftierten Recht­en ver­schrieben hat. Bis zum Jar 2006 erschien das Hef unter dem Namen “Fre­un­deskreis Bran­den­burg“, dass jew­eils mit anti­semi­tis­chen Karika­turen, ras­sis­tis­ch­er Het­ze und Inter­views von Inhaftierten geprägt war. Die Zeitschrift erscheint auch heute noch, allerd­ings unter dem Titel “JVA-Report“.

Nach­trag 31. März: Ursprünglich war hier geschrieben, dass das “Fre­un­deskreis Brandenburg“-Transparent in Magde­burg unter anderem von David Ehling getra­gen wurde. Dies ist nicht zutr­e­f­fend. Desweit­eren: Der erwäh­nte Youtube-Account “mdbran­den­burg“ wurde zwis­chen­zeitlich gelöscht.

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Antifaschismus

250 Holocaustleugner bei Kundgebung

Bericht des AFN

Unge­fähr 200 – 250 (Neo)nazis sind am gestri­gen Tage vor der Jus­tizvol­lzugsanstalt in Bran­den­burg an der Hav­el auf­marschiert um sich mit dem dort inhaftierten Holo­caustleugn­er Horst Mahler zu solidarisieren.

Der Auf­marsch war von dem eben­falls wegen Leug­nung des Holo­caustes vorbe­straften Kevin Käther sowie dem (neo)nazistischen Anwalt Wol­fram Narath ini­ti­iert wor­den und lock­te auch inter­na­tionale Pro­tag­o­nis­ten dieses Milieus, z.B. aus Frankre­ich, an.

Daneben sol­i­darisierten sich aber auch Ange­hörige so genan­nte „Freier Kräfte“ aus Berlin und Bran­den­burg mit der Ver­anstal­tung und ihrer Forderung nach der Freilas­sung Mahlers aus der Strafhaft sowie der Abschaf­fung des § 130 (Volksver­het­zung), StGB.

Weit­er­hin vertreten waren auch lokale Größen der NPD, wie Michel Müller, der im Lan­desvor­stand der Partei sitzt sowie das Amt des Vor­sitzen­den des Kreisver­ban­des Hav­el-Nuthe inne hat, und Maik Schnei­der, Abge­ord­neter im Kreistag Havel­land sowie in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Nauen.

In Rede­beiträ­gen, auf Ban­nern und Papp­schildern wurde dabei Mahlers Verurteilung wegen Ver­leug­nung des Holo­caustes, für die er als Wieder­hol­ungstäter ein­mal mehr ein­sitzt, als „Gesin­nungsjus­tiz“ deklar­i­ert, die ange­blich das Grun­drecht auf Mei­n­ungs­frei­heit unter­gräbt. Seine Lage, so ein Plakat, wurde so gar mit der Sit­u­a­tion eines chi­ne­sis­chen Dis­si­den­ten verglichen.

Während in Chi­na poli­tis­che Demon­stra­tio­nen außer­halb der staatlichen Kon­trolle auf­grund mas­siv­er Repres­sion der Behör­den vor Ort eher sel­ten stat­tfind­en, kon­nten sich Mahlers Sympathisant_innen in der Bun­desre­pub­lik unter dem Schutz eines mas­siv­en Polizeiaufge­botes hinge­gen recht frei ver­sam­meln um ihr wirres Welt­bild den Veranstaltungsteilnehmer_innen, den Anwohner_innen sowie den JVA Bedi­en­steten mitzuteilen.
Selb­st Aufk­le­ber mit der Parole „Aus­län­der raus“, die vom so genan­nten „Nationalen Wider­stand Berlin“ beiges­teuert wur­den und vor ger­aumer Zeit noch den Straftatbe­stand der Volksver­het­zung erfüll­ten, kon­nten ohne ein­greifen der Beamt_innen ver­bre­it­et werden.

Im Gegen­satz zur Mobil­isierung der (Neo)nazis, die mit zwei Straßen­bah­nen, einem Reise­bus und zahlre­ichen Pkws anreis­ten, blieb der antifaschis­tis­che Protest eher ver­hal­ten. Zu ein­er Gegen­ver­anstal­tung an der Straßen­bahn­hal­testelle „Askle­pios Klinik“ ver­sam­melten sich nach umfan­gre­ichen Vorkon­trollen inklu­sive Iden­titäts­fest­stel­lung ger­ade ein­mal 20 Men­schen, die den Aufrufen des Antifaschis­tis­chen Net­zw­erkes [AFN], des VVN-BdA sowie der Gew­erkschaften gefol­gt waren.

Die Stadt Bran­den­burg an der Hav­el oder die sagenum­wobene „Zivilge­sellschaft“ hat­ten hinge­gen nicht den Weg zur Gegen­ver­anstal­tung gefun­den. Auch auf eine Ali­biver­anstal­tung fern ab des Geschehens wur­den in diesem Jahr kom­plett verzichtet.

Damit ist Bran­den­burg an der Hav­el, immer hin die viert­größte Stadt im Land und Namensge­berin der Mark, hin­sichtlich zivilge­sellschaftlich­er Aktiv­itäten gegen (Neo)nazismus und Ras­sis­mus das Schlus­slicht unter den größten Bran­den­bur­gis­chen Orten.

Die (Neo)nazis wer­den es der Stadt danken und gerne wiederkommen.

(Die hier doku­men­tierten Fotos entstam­men ein­er Online-Galerie des Por­tals Meet­ing­point Bran­den­burg.)

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Antifaschismus

Propagandaaktionen, Schläge und Flaschenwürfe

Min­destens vier Mal kam es im März zu gewalt­täti­gen Über­grif­f­en auf ver­meintliche Antifaschist_innen. Auf­fäl­lig ist, dass alle samt im Pots­damer Wohnge­bi­et Wald­stadt stat­tfan­den. Am 5. März schlu­gen Neon­azis einem Men­schen ins Gesicht, am sel­ben Tag kam es zu Pöbeleien und ein­er Ver­fol­gung eines anderen Betrof­fe­nen. 3 Tage später wurde wieder ein Antifaschist von ein­er 10-köp­fi­gen Gruppe belei­digt und ver­fol­gt. Nochmals drei Tage später kam es zum fol­gen­schw­er­sten Angriff: Der Betrof­fene wird im Zug mit ein­er Glas­flasche ange­grif­f­en und muss daraufhin im Kranken­haus behan­delt werden.

Bere­its Anfang des Jahres kam es zu vie­len Aktio­nen der Pots­damer Neon­azis. Dies ist ein­er Chronik des “Antifaschis­tis­chen Pressearchiv Pots­dam” zu ent­nehmen (https://inforiot.de/artikel/neonazistische-gewalt-potsdam-6-uebergriffe-kurzer-zeit). Diese Entwick­lung, so plöt­zlich sie nun zu kom­men scheint, war lange vorherse­hbar. So demon­stri­erten im ver­gan­genen Jahr in Pots­dam mehr als 300 Men­schen unter dem Mot­to “Wake up!” gegen das Erstarken der Neon­aziszene. Doch die Struk­turen wach­sen. Beson­ders häu­fig treten die “Freien Kräfte Pots­dam” in Erschei­n­ung. Und Gewalt ist schon lange keine Aus­nah­meer­schei­n­ung mehr.

Die Entwick­lung ist erschreck­end. Die Betrof­fe­nen lei­den unter den Über­grif­f­en und Stadt­teile wie Waldt­stadt sind für einige ihrer Bewohner_innen schon jet­zt nicht mehr sich­er, weil sie oft unver­hofft damit rech­nen müssen in das Feind­bild ger­at­en. Es reicht ein falsches Klei­dungsstück. Die Anzahl der aufge­führten Gewalt­tat­en ist hoch und wir müssen davon aus­ge­hen, dass diese Chronik nicht voll­ständig ist. Viele Über­griffe wer­den aus Angst und fehlen­dem Ver­trauen gegenüber staatlichen Orga­nen nie in die polizeiliche Sta­tis­tik ein­fließen. Anzeigen erhöhen für die Betrof­fe­nen die Risiken auch in Zukun­ft von Neon­azis ange­grif­f­en zu wer­den. In den Ver­fahren sind die Täter_innen in der Lage die Adressen der Betrof­fe­nen zu erfahren und die Bedro­hungssi­t­u­a­tion nimmt zu. Die Polizei ist wie immer nicht in der Lage das Prob­lem richtig einzuschätzen und tut auf Grund der fehlen­den Anzeigen so, als ob es diese Tat­en nicht gäbe. So kön­nen polizeiliche Sta­tis­tiken eben kein ernst zu nehmender Aus­druck der Wirk­lichkeit sein. Nicht umson­st klaf­fen die Zahlen von Betrof­fe­nen­vertre­tun­gen und Antifa­grup­pen gegenüber denen der Polizei auseinander.

Wir rufen deshalb alle dazu auf, das Prob­lem auf keinen Fall allein der Polizei zu über­lassen. Gegen das Erstarken neon­azis­tis­chen Gedankengutes und sein­er gewalt­täti­gen Fol­gen muss vor allem gesellschaftlich etwas getan wer­den. Die Bewohner_innen der Wald­stadt und aller anderen Stadt­teile Pots­dams dür­fen nicht länger wegse­hen und das Prob­lem herun­ter­spie­len. Es fängt bei ras­sis­tis­chen Sprüchen in der Straßen­bahn an und endet im Kranken­haus oder im schlimm­sten Fall auch darüber hin­aus. Wir fordern alle auf, nicht länger untätig zu sein! : Es gibt vielfältige Möglichkeit­en, die Betrof­fe­nen zu unter­stützen, sprechen sie die Täter_innen direkt an, ver­hin­dern sie gewalt­tätige Angriffe, organ­isieren sie sich mit ihren Nachbar_innen und vor allem mit den Betrof­fe­nen! Wir als „[a] antifaschis­tis­che linke pots­dam“ wer­den als eine der Pots­damer Antifa-Grup­pen diesen Zus­tand nicht dulden und uns dieser Entwick­lung entsch­ieden ent­ge­gen­stellen. Für uns haben die Neon­azis und ihre Gewalt in dieser Stadt nichts verloren.

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Antifaschismus

Protest gegen Nazis in Brandenburg/Havel

Am Sam­stag, den 26. März 2011, wollen (Neo)nazis vor der JVA Bran­den­burg an der Hav­el mit­tels eines Auf­marsches ihre Sol­i­dar­ität mit dem in einem dor­ti­gen Zel­len­trakt inhaftieren Holo­caustleugn­er Horst Mahler bekun­den. (1.)

Die selb­st im (neo)nazistischen Milieu nicht unum­strit­tene Ver­anstal­tung zielt anscheinend gegen den bun­desre­pub­likanis­chen Strafge­set­z­para­graphen 130 und fordert dessen Abschaf­fung sowie die damit ein­herge­hende Ent­las­sung Mahlers aus Strafhaft. (2.)

Mahler, dessen poli­tis­ch­er Lebensweg wie eine Cos­i­nuskurve ver­lief und bish­er u.a. über fol­gende Sta­tio­nen: Burschen­schaft „Lands­man­nschaft Thuringia“, SPD, SDS, APO, RAF, NPD und dem „Vere­in zur Reha­bil­i­tierung der wegen Bestre­it­ens des Holo­caust Ver­fol­gten“ führte, ist derzeit in Bran­den­burg an der Hav­el inhaftiert, weil er wieder­holt die Ver­nich­tung jüdis­chen Lebens durch die Nationalsozialist_innen öffentlich bestrit­ten hat­te. (3.)

Mahler und die Abschaf­fung des Strafrechtspara­graphen scheinen aber nur vorge­blich der Aufhänger für den Auf­marsch zu sein. Tat­säch­lich soll die empörenswerte Ver­anstal­tung ver­mut­lich gezielt als Pro­pa­gandain­stru­ment für den so genan­nten „Recht­skampf“ der (neo)nazistischen Kundge­bungsver­anstal­ter, Wol­fram Narath und Kevin Käther, genutzt werden.

Bei­de ver­suchen näm­lich, in ihrem Kleinkrieg mit der Bun­desre­pub­lik bzw. deren Jus­tiz, gezielt Geset­zes­lück­en auszu­loten, um die legale Ver­bre­itung bish­er strafrechtlich geächteter, geschichtsver­fälschen­der Pro­pa­gan­da zu ermöglichen.

Dies­bezüglich ist ins­beson­dere der Ver­anstal­ter Kevin Käther kein unbeschriebenes Blatt. Er hat­te vor eini­gen Monat­en Büch­er eines Holo­caustleugn­ers ver­bre­it­et, sich selb­st angezeigt und soll in diesem Punkt in zweit­er Instanz vom Berlin­er Kam­merg­ericht freige­sprochen wor­den sein, da die Verteilung der­ar­tiger Lek­türe auf dem Post­weg ange­blich nicht den öffentlichen Raum tang­iert. Freuen kon­nte sich Käther darüber jedoch nicht. Weil er während der öffentlichen Gerichtsver­hand­lung gegen ihn aus dem Buch des Holo­caustleugn­ers zitiert hat­te, wurde er wegen der Leug­nung des Holo­caustes erneut angeklagt und zu ein­er Frei­heitsstrafe von 20 Monat­en verurteilt. (4.)

Auf der (neo)nazistischen Inter­net­plat­tform „Alter­me­dia“ trifft sein bizarrer „Recht­skampf“, bei dem er sich geschickt auf Urteile bun­desre­pub­likanis­ch­er Gerichtsin­stanzen bezieht, jedoch auch auf kri­tis­che Stim­men aus den eige­nen Rei­hen. Ein „Karl“ glaubt so beispiel­sweise nicht an eine Verän­derung der Bun­desre­pub­lik mit den Mit­teln der Bun­desre­pub­lik und ver­höh­nt Käther: „Wer sich jet­zt auf genau die gle­iche Entschei­dung (des Bun­desver­fas­sungs­gericht­es zu § 130, StGB) beruft, um § 130 StGB abschaf­fen zu wollen, ist entwed­er extrem dumm, oder aber ein bewusster Lügn­er“. (5.)

Andere (Neo)nazis sowie (neo)nazistische Organ­i­sa­tio­nen, wie ein „Deutsch­er Christ“, der „volle Sol­i­dar­ität mit Horst Mahler“ fordert, oder das „Info­por­tal Würt­tem­berg“, dass Mahlers Verurteilung als „Skan­dal“ empfind­et, sym­pa­thisieren hinge­gen mit dem Treiben Käthers. (6.) Die „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ bewer­ben seine Ver­anstal­tung „für“ Horst Mahlers Freilas­sung sog­ar auf ihrer Inter­net­seite. (7.)

Wir empfind­en den geplanten Auf­marsch, der an der Klinik in der Anton-Sae­fkow-Allee begin­nt und über dieselbe Straße bis zur JVA Bran­den­burg an der Hav­el führt, hinge­gen in jedem Fall als Zumutung.

Wer die Ver­brechen der Nationalsozialist_innen leugnet oder rel­a­tiviert bege­ht nicht nur eine Straftat, son­dern macht sich auch moralisch schuldig, weil er das Andenken an die durch Unrecht ermorde­ten Men­schen aus­löscht und somit endgültig Ihre Exis­ten­zspuren vernichtet.

Den geplanten Auf­marsch, zu dem gemäß Anmel­dung ange­blich bis zu 250 Per­so­n­en erwartet wer­den, sehen wir dabei als Sym­bol für einen immer selb­st­be­wusster wer­den­den (Neo)nazismus, der in der extremen Posi­tion­ierung der Holocaustleugner_innen nur als Spitze ein­er bre­it­en anti­semi­tis­chen Strö­mung daherkommt.

Auch andere (neo)nazistische Organ­i­sa­tio­nen, wie beispiel­sweise die NPD, die Zurzeit in zwei Lan­despar­la­menten vertreten ist, propagieren, wenn auch kryp­tis­ch­er, in ihrer Pro­gram­matik sowie ihren Pub­lika­tio­nen einen aggres­siv­en Anti­semitismus, der als ver­meintlich­er „Antikap­i­tal­is­mus“ oder „Anti­im­pe­ri­al­is­mus“ verkauft wird. (8.)

Zudem sind auch in der so genan­nten „Mitte der Gesellschaft“ anti­semi­tis­che Ressen­ti­ments, wenn auch zumeist noch hin­ter vorge­hal­tener Hand, weit ver­bre­it­et, die eine Per­son­ifizierung von bes­timmten Neg­a­tiveigen­schaften mit Jüd_innen, wie z.B. das Bild vom jüdis­chen Kauf­mann, beinhalten.

Umso deut­lich­er wollen wir am Sam­stag, den 26. März 2011, in der Anton Sae­fkow Allee zeigen, dass wir jeglichen Anti­semitismus kon­se­quent ablehnen.

Start­punkt der Gege­nak­tiv­itäten ist um 12.00 Uhr an der Straßen­bahn­hal­testelle „Askle­pios Klinik“. Es gibt aber auch die Möglichkeit sich um 11.00 Uhr am Haupt­bahn­hof Bran­den­burg zu tre­f­fen und von dort gemein­sam zur Gegen­demon­stra­tion zu fahren.

 

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Quellen:

  1. Flug­blatt: „Kundge­bung: Frei­heit für Horst Mahler – 130 StGB abschaf­fen!“, PDF Doku­ment, 26. Feb­ru­ar 2011
  2. wie vor
  3. http://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Mahler
  4. http://de.altermedia.info/general/national-journal-kevin-kather-erneut-zu-20-monaten-gefangnis-verurteilt-02–01-09_38944.html
  5. http://de.altermedia.info/general/kevin-kather-kundgebung-%E2%80%9Cfreiheit-fur-horst-mahler-%C2%A7130-stgb-abschaffen%E2%80%9D-28–02-11_61653.html
  6. wie vor
  7. http://nsfkn.info/?page_id=5
  8. Siehe beispiel­sweise in: NPD – Die Nationalen: Das Parteipro­gramm (Berlin 2010) oder NPD – Die Nationalen: Argu­mente für Kan­di­dat­en & Funk­tion­sträger“ (Berlin 2006)
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Antifaschismus

Die NPD von Innen

So viel Ein­blick ins Innen­leben der NPD gab es bish­er sel­ten. Seit Feb­ru­ar kur­sieren rund 60.000 E‑Mails aus dem Innen­leben der Nazi­partei. Medi­en wie Spiegel Online und die TAZ haben dem Hack Berichte gewid­met und teil­weise die E‑Mails direkt zugänglich gemacht.

Auch über den Bran­den­burg­er Lan­desver­band ist aus dem Mate­r­i­al, das von der Jahresmitte 2010 bis in den Jan­u­ar diesen Jahres reicht, eine Menge zu erfahren. Die Infor­ma­tio­nen sind umfan­gre­ich, aber nicht voll­ständig, da nicht alle Bran­den­burg­er NPD-E-Mailadressen offen­gelegt wurden. 

In der Gesamtschau ergibt sich das Bild eines kleinen, aber dur­chaus funk­tion­stüchti­gen Lan­desver­ban­des. Dies obwohl ständi­ger Per­sonal­man­gel und gegen­seit­ige Miss­gun­st (siehe hierzu auch einen Bericht der TAZ) die Bran­den­burg­er Parteiar­beit bes­tim­men – große Sprünge gibt es nicht. Doch ein recht sta­bil­er Kern von Aktiv­en hält den Ver­band immer­hin auf niedrigem Niveau arbeitsfähig. 

2010: 264 Mit­glieder in sieben Kreisver­bän­den

Struktur der Brandenburger NPD 2010

Ein­er inter­nen Auszäh­lung zufolge hat der Lan­desver­band Bran­den­burg 264 Mit­glieder, aufgeteilt auf sieben Kreisver­bände. Das geht aus ein­er inter­nen Finanzüber­sicht aus dem Juni 2010 her­vor. Nur 100 der 264 Mit­glieder zahlen den vollen Beitrag, der Rest führt ermäßigte Beiträge ab. Nach den Abgaben an Lan­des- und Bun­des-NPD bleiben für die Kreisver­bände ger­ade mal zwis­chen 50 und 150 Euro über. Zu beacht­en ist: Die Über­tritte von DVU zur NPDange­blich sollen es 40 Per­so­n­en sein – sind in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt. 

Es gibt keine flächen­deck­enden Struk­turen der NPD im Land. In den inter­nen Papieren taucht der Kreisver­band Prig­nitz-Rup­pin gar nicht auf – er ist schlichtweg inex­is­tent. Auf der Home­page der Partei wird er weit­er­hin aufgeführt. 

Ein Großteil der E‑Mails beschäfti­gen sich mit unspek­takulär­er Parteiar­beit. Texte für Partei-Home­pages wer­den verteilt, die weni­gen Schu­lun­gen bewor­ben, die spär­lich ein­trudel­nden Inter­essen­te­nan­fra­gen bear­beit­et. Aus den E‑Mails geht her­vor, dass die NPD Bran­den­burg beispiel­sweise für Lan­desvor­stand­sitzun­gen die Berlin­er Bun­desparteizen­trale nutzt. Dort arbeit­et Lan­deschef Klaus Beier als Bun­de­spress­esprech­er und auch andere aus Bran­den­burg stam­mende Parteiak­tive sind dort tätig – etwa Flo­ri­an Stein und Jörg Häh­nel. Anfang 2011 wurde das Café Görsch in Märkisch-Buch­holz (Dahme Spree­wald) laut einem Ein­ladungss­chreiben für eine Vor­standssitzung genutzt. Klaus Beier nen­nt diesen Tre­ff in ein­er Begleit-E-Mail das „neue Anwe­sen von Kam­er­ad Sven Haver­landt“, dem Vor­sitzen­den des Kreisver­ban­des Dahmeland. 

Parteitag im Okto­ber 2010 mit wenig Änderungen

Beim siebten Lan­desparteitag der NPD im Okto­ber 2010 wählte der Lan­desver­band seinen Vor­stand: Im wesentlichen blieb es beim Sta­tus Quo. Nach den Mel­dun­gen des Bun­deswahlleit­ers (Stand: Novem­ber 2010) set­zt sich die Spitze der Bran­den­burg­er NPD wie fol­gt zusam­men: Klaus Beier ist weit­er­hin Lan­deschef, Stel­lvertreter sind Ron­ny Zasowk und Thomas Salomon, als Schatzmeis­terin fungiert Manuela Kokott und als Beisitzer sind Ingo Pan­nier, Michel Müller, Sven Haver­landt und Ste­fan Rietz benan­nt. Zur Wahl standen, aber wom­öglich nicht gewählt wur­den außer­dem Aileen Götze und Mar­cel Guse. Jedoch: Nach Angaben der NPD selb­st wur­den acht BeisitzerIn­nen gewählt — also mehr, als beim Bun­deswahlleit­er gemeldet. Aus den gehack­ten Mails geht zudem her­vor, dass Ingo Pan­nier seine Tätigkeit­en für die Partei reduziert hat. Dieter Brose über­nahm zum Jahreswech­sel den Posten des Lan­despress­esprech­ers von Thomas Salomon. 

Ron­ny Zasowk als zen­trale Fig­ur

Seit 2004 ist Klaus Beier Lan­deschef der Bran­den­burg­er NPD. Als Press­esprech­er der Bun­des-NPD gehört er zum engen Führungskreis der Bun­despartei. Neben Beier hält vor allem der Vize-Vor­sitzende Ron­ny Zasowk aus Cot­tbus in Bran­den­burg die Fäden zusam­men. Der Cot­tbusser Stadtverord­nete ist beson­ders fleißig in die alltägliche Parteiar­beit involviert, wie das immense Vol­u­men seines E‑Mail-Verkehrs belegt. Zasowk, vor kurzem wegen seines Stre­its mit der Uni­ver­sität Pots­dam um die Anerken­nung seines Prak­tikums im Poli­tik­studi­um in der NPD-Zen­trale in den Medi­en, strebt eine Parteikar­riere an und will als per­sön­lich­er Mitar­beit­er vom NPD-Abge­ord­neten Andreas Storr im Säch­sis­chen Land­tag arbeit­en. Die E‑Mails zeigen auch, dass Zasowk in der Jahresmitte 2010 eine regionale „Schul­hof-CD“ für die Lausitz plante – bish­er wurde diese nicht ver­wirk­licht. Mit Mar­tin Sei­del, NPD-Mit­glied und Chef des Cot­tbusser Recht­srock­la­bels „Rebel Records“ stand er hier­für in Ver­hand­lun­gen. Die Musik der Cot­tbuser Naz­iband „Frontalkraft“ befand Zasowk übri­gens für „nicht so doll“. Eben­falls schlechte Laune machte ihm ein Vor­fall im Juli 2010, über den er sich bei Klaus Beier beklagte: „Die Antifa war bei mir in Cot­tbus zu Hause und hat die Hauswand vollge­sprüht. Toll, nicht? Mein Vater ist begeistert.“ 

Auf­fang­beck­en für Aktive ver­boten­er Nazi­grup­pen

Benjamin Kuhirt

Neben Zasowk fällt auch Michel Müller (Vor­sitzen­der des Kreisver­bands Hav­el-Nuthe) durch das große Vol­u­men sein­er Parteiak­tiv­itäten auf. An sein­er Per­son ver­an­schaulicht sich, dass die Bran­den­burg­er NPD als Teil der mil­i­tan­ten Neon­aziszene gel­ten muss. Müller war in früheren Jahren aktiv bei der 2005 ver­bote­nen Nazi-Kam­er­ad­schaft „Hauptvolk“ aus Rathenow und saß schon wegen Bei­hil­fe zu ver­suchtem Mord im Gefängnis. 

Unter den Parteiak­tiv­en find­en sich weit­ere Kam­er­ad­schaft­sak­tivis­ten – wie etwa Ben­jamin Kuhirt, der Anführer der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft “Sturm 27“ war und nun Vor­sitzen­der des NPD-Stadtver­bands in Rathenow ist. Ste­fan Rietz, heute im Lan­desvor­stand, war aktiv im 2000 ver­bote­nen „Blood & Hon­our“ Net­zw­erk. Stel­lvertre­tender Kreisvor­sitzen­der in der Lausitz ist Alexan­der Bode, Haupt­täter der tödlichen ras­sis­tis­chen Het­z­jagd von Guben 1999.
Wenig über­raschend ist dann auch, dass die Bran­den­burg­er NPD für Schu­lun­gen den ehe­ma­li­gen Aktivis­ten der „Wik­ing Jugend“ Lutz Giesen (jet­zt NPD Meck­len­burg-Vor­pom­mern) ein­lud. Oben­drein: Vom ehe­ma­li­gen Recht­ster­ror­is­ten Peter Nau­mann hat die Bran­den­burg­er NPD 2010 einen Laut­sprecher­wa­gen gekauft. 

Wahlkampfhil­fe in Sach­sen-Anhalt

Seit Anfang 2011 war ein Schw­er­punkt der Bran­den­burg­er NPD die Wahlkampfhil­fe in Sach­sen-Anhalt. Aus den Kreisver­bän­den her­aus wur­den etliche Fahrten ins Nach­bar­bun­des­land organ­isiert, um dort Fly­er und Wahlkampfzeitun­gen zu verteilen. Auch hier bestätigt sich der Ein­druck: Die Bran­den­burg­er NPD hat wenig aktive Mit­glieder (meist kamen für die Fahrten nur eine Hand­voll Leute zusam­men), aber diese sind ein­satzbere­it genug, um solche Unter­stützungsar­beit zu leisten. 

Revival in Biesen­thal

Wieder aktiv gewor­den ist die NPD auch auf dem Gelände in Biesen­thal, um dass es in den let­zten Monat­en still gewor­den war, nach­dem es lange Zeit als möglich­er Parteitr­e­ff in den Schlagzeilen war. Anfang des Jahres wurde zu einem Arbeit­sein­satz mobil­isiert, um Ren­ovierungsar­beit­en zu leis­ten. Auch regelmäßige Stammtis­che sollen in Biesen­thal organ­isiert wer­den – zulet­zt Anfang März. Das Grund­stück in der Erich-Müh­sam-Straße wird von der „Dev­as­ta GmBH“ ver­wal­tet, dessen bish­eriger Geschäfts­führer Mike Sandow inzwis­chen aus der NPD aus­ge­treten ist. Neuer Geschäfts­führer ist Enri­co Rinke, dessen Vor­erfahrun­gen im Schützen­haus Pöss­neck (eine Nazi-Immo­bilie in Thürin­gen) in den inter­nen E‑Mails gelobt werden. 

Zwar aus der NPD aber dur­chaus nicht weg von der Naziszene ist der­weil Mike Sandow gekom­men. Gemein­sam mit anderen NPD-Aktiv­en wie Aileen Götze aus Bernau und Ingo Pan­nier betreibt er seit eini­gen Monat­en den Vere­in „Märkisches Fam­i­lien- und Hil­f­swerk“. Der Sitz liegt im Ahrens­felder Ort­steil Blum­berg, auf dessen Gelände Pan­nier zusam­men mit Jana Michaelis einen Reit­er­hof betreibt. Michaelis gilt als der neon­azis­tis­chen „Gemein­schaft deutsch­er Frauen“ nahe stehend.

Das Forum der Reit­er­hof-Inter­net­seite wird von Sven Haver­landt (NPD Dah­me­land) über eine NPD-Mailadresse ver­wal­tet. Pan­nier ist Ver­sicherungs­mak­ler, macht als solch­er Abschlüsse mit der NPD und nutzt dafür auf offiziellem Brief­pa­pi­er der VHV-Ver­sicherung die Anrede „Liebe Kam­er­aden“. Zum Vor­stand des „Märkischen Fam­i­lien- und Hil­f­swerks“ gehört außer­dem Jen­ny Liedtke aus Bernau. Maik Ham­pel – er ist bekan­nt als ehe­ma­liger Aktivist der „Nation­al­is­tis­chen Front“ und der „Hil­f­s­ge­mein­schaft für nationale Gefan­gene“ (HNG) – ist Schatzmeis­ter. Seine Hen­nigs­dor­fer Woh­nung wurde 2008 im Zusam­men­hang mit dem Ver­bot der „Heimat­treuen Deutschen Jugend“ (HDJ) durch­sucht.

Wenig Gewinn durch die Fusion mit der DVU

Keine Auf­bruch­stim­mung, aber auch keine bösen Lästereien: Seit dem – juris­tisch weit­er umkämpften – Zusam­menge­hen von NPD und DVU auf Bun­de­sebene ist der Kon­takt zwis­chen den Aktiv­en bei­der Organ­i­sa­tio­nen in Bran­den­burg eher nüchtern. Aus den gehack­ten E‑Mails geht in kein­er Weise her­vor, dass die NPD von der Fusion mit der sich in Abwick­lung befind­en­den DVU in großem Maße prof­i­tiert hätte. Auf der Seite der DVU fällt lediglich die Kreistagsab­ge­ord­nete Bär­bel Redl­ham­mer-Raback aus Luck­en­walde auf, die sich um eine inten­si­vere Koop­er­a­tion zwis­chen ex-DVU und NPD bemüht und einen recht regem Mailaus­tausch pflegt. Josef Gessler, ex-DVUler im Stadt­par­la­ment Jüter­bog, ist eben­falls zur NPD gewech­selt. Bei den restlichen 22 Kom­mu­nal­man­dat­strägern aus der DVU: Schweigen im Walde. Einzig noch Klaus Mann aus Finow­furt, ehe­mals im DVU-Lan­desvor­stand, scheint weit­er­hin an ein­er Zusam­me­nar­beit inter­essiert. Sein Grund­stück diente zulet­zt am 2.Oktober 2010 als Ver­anstal­tung­sort für den NPD- Preußen­tag.

Anti-Antifa und Koop­er­a­tion mit „Freien Kräften“

Kon­tak­te zu „Freien Kräften“ und Kam­er­ad­schaften pflegt die NPD vielerorts, ob durch, wie oben beschrieben, ohne­hin vorhan­dene per­son­elle Über­schnei­dun­gen oder gegen­seit­ige Unter­stützung: So gelangten Fotos ein­er Anti-Nazi-Demon­stra­tion im Okto­ber 2010 in Königs Wuster­hausen, aufgenom­men durch „Anti-Antifas“, an die NPD. Aber auch die Partei selb­st untern­immt eigene Ver­suche, poli­tis­che Geg­n­er auszus­pi­onieren. So schlug Lan­deschef Klaus Beier beispiel­sweise im Herb­st 2010 in ein­er E‑Mail an Parteiak­tive wie Frank Maar, Flo­ri­an Stein und Andreas Kavalir vor, ein Sem­i­nar des „Bil­dungs­ban­den e.V.“ in Storkow zu beobacht­en: „Wäre sehr wichtig, um zu erfahren, wie der Feind tickt!“ 

Das Ver­hält­nis zu den Kam­er­ad­schaften bleibt dabei jedoch nicht immer ohne Span­nun­gen. Der Uck­er­märk­er Christoph Ziese lästerte über die (inzwis­chen aufgelöste) „Kam­er­ad­schaft Märkisch-Oder-Barn­im: Der „KMOB schadet mehr, als dass er nutzt.“ 

Pleit­en, Pech und Pan­nen

Auch untere­inan­der wird in der Bran­den­burg­er NPD gehörig gelästert. Mar­cel Guse, NPD-Stadtverord­neter in Pots­dam, zieht beson­ders viel Miss­fall­en auf sich. Im August 2010 wurde vom Lan­desvor­stand eigens beschlossen, dass Gus­es oft beson­ders het­zerisch for­mulierte Artikel vor Veröf­fentlichung „ein­er Prü­fung unter­zo­gen“ wer­den müssen – alles andere sei zu „gefährlich“. Auch existieren Pla­nun­gen, ihm eine eigene Home­page (als „NPD-Potsdam.de) einzuricht­en, damit er für die Texte juris­tisch selb­st ver­ant­wortlich ist. Auf Gus­es Vorschlag, einen Bus der Partei „Die Linke“ zu den Protesten gegen die Neon­azidemon­stra­tion in Dres­den im Feb­ru­ar 2011 mit möglichst vie­len „Kam­er­aden“ zu entern, find­et sich gar keine Reaktion. 

Die lan­desweite Agi­ta­tion­szeitung „Wahrheit für Bran­den­burg“, derzeit ein Vorzeige­pro­jekt der Partei, kam indes nur sehr müh­selig zus­tande. Bei der Namenssuche für das Heft im April 2010 wur­den – wohl als wenig hil­fre­ich erachtete – Vorschläge gemacht wie „Der Brand­s­tifter“. Nach der Debüt­num­mer ver­liefen die Arbeit­en für die zweite Aus­gabe äußerst schlep­pend. Immer­hin: Inzwis­chen ist sie erschienen. 

Ganz zeit­gemäß find­et sich auch das Gut­ten­berg-Phänomen in den Rei­hen der NPD. Dr. (!) Ker­sten Radz­i­manows­ki, „Deutsche Stimme“-Mitarbeiter und einst Sta­sispitzel sowie Block­flöte in der DDR-CDU betrieb als Bran­den­burg­er NPD-Mit­glied einen Inter­net­blog. Der ist jet­zt eingestellt. In den gehack­ten Mails find­et sich ein Rund­schreiben der NPD-„Rechtsabteilung“ hierzu. Daraus geht her­vor, dass Radz­i­manows­ki für seinen Blog eifrig zum Copy&Paste gegrif­f­en hat­te: „Auf ver­schiede­nen Net­z­seit­en von NPD-Ver­bän­den waren in der let­zten Zeit Beiträge unseres Kam­er­aden Dr. Ker­sten Radz­i­manows­ki wiedergegeben wor­den. Diese Beiträge waren und sind sehr gut und infor­ma­tiv. Sie haben aber den Nachteil, dass weite Textpas­sagen aus anderen Medi­en wortwörtlich unter der Angabe der Quelle über­nom­men wur­den. Das ist in der Regel ein Ver­stoß gegen das Urheberrecht.“ 

JN sind ein Flop

JN in Brandenburg

Mit dem Auf­bau der Partei­ju­gen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Nation­aldemokrat­en“ (JN) mag es in Bran­den­burg nicht so recht vor­ange­hen. Als Schu­lungs­beauf­tragter sollte Pierre Dorn­brach die Partei­ju­gend auf­bauen – dabei wurde er von NPD-Vizechef Zasowk mis­strauisch beäugt. Im Som­mer 2010 musste Dorn­brach eingeste­hen, nur drei Mit­glieder und fünf Inter­essen­ten gewon­nen zu haben. Im Herb­st 2010 wurde eine Neustruk­turierung der JN geplant. Als neuer Lan­des­beauf­tragter der JN fungiert Robin Liebers aus Zossen. Der „Preußen­tag“, der am 2. Okto­ber in Finow­furt stat­tfand, sollte als Startschuss dienen – die JN wollte einen Info­s­tand und eine Tromm­ler­gruppe stellen.

(Nach­trag: Laut ein­er Mel­dung der NPD Barn­im-Uck­er­mark hat Irm­gard Hack ihr Kreistags­man­dat nun­mehr niedergelegt. Nach­fol­ger sei Ste­fan Schulz. Gemeldet wird auch, dass ein DVU-Kreistagsmit­glied und eine DVU-Stadtverord­nete in Bernau zur NPD über­ge­treten seien.)

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Antifaschismus

Neonazistische Gewalt in Potsdam — 6 Übergriffe in kurzer Zeit

Die Pots­damer Neon­azis wer­den wieder gewalt­tätiger. So kam es seit Beginn des Jahres zu ein­er Rei­he von Über­grif­f­en und ver­sucht­en Angrif­f­en, die sich vor­rangig im Stadt­teil Wald­stadt abspiel­ten. Betrof­fene dieser Gewalt­tat­en waren ver­meintlich linke und antifaschis­tis­che Jugendliche.

So kam es in den Abend­stun­den des 16.01.2011 zu einem Über­griff auf einen alter­na­tiv­en Jugendlichen in der Wald­stadt, bei dem der Betrof­fene von 2 Neon­azis bedro­ht und anschließend geschla­gen wurde. Danach kon­nte sich der Betrof­fene in Sicher­heit brin­gen. Weit­er­hin wurde in der Nacht zum 27.02.2011 ein ver­meintlich­er Antifaschist von drei Pots­damer Neon­azis in ein­er Straßen­bahn am Johannes-Kepler-Platz angepö­belt und ver­sucht aus der Bahn zu ziehen. Glück­licher­weise schritt hier der Bah­n­fahrer ein, sodass nichts schlim­meres passieren, jedoch die Neon­azis flücht­en kon­nten. Des Weit­eren kam es am am 05.03.2011 zu gle­ich zwei Über­grif­f­en auf ver­meintliche
Antifaschist_innen. Am Tage bedro­ht­en Neon­azis eine Per­son und ver­fol­gten sie anschließend, wobei hier der Betrof­fene noch rechtzeit­ig entkom­men kon­nte. Anders am sel­ben Abend, als mehrere Neon­azis ver­sucht­en eine Per­son von ihrem Fahrrad zu ziehen und ihr mehrmals ins Gesicht schlu­gen. Die Per­son kon­nte sich allerd­ings auf
dem Fahrrad hal­ten und flücht­en. Nach diesen Vor­fällen taucht­en im Gebi­et Wald­stadt die ersten neon­azis­tis­chen
Aufk­le­ber zum 14. April 1945 auf. The­ma­tisiert wird darin die Bom­bardierung Pots­dams am Ende des 2. Weltkrieges. Auch im ver­gan­genen Jahr ver­anstal­tete die Pots­damer Neon­aziszene viel­er­lei Pro­pa­gan­daak­tio­nen. Mit Stick­ern und ein­er eige­nen Inter­netkam­pagne der “Alter­na­tive Jugend Pots­dam” und der “Freie Kräfte Pots­dam“
wurde ver­sucht geschich­stre­vi­sion­is­tis­che Inhalte zu ver­bre­it­en. Die Aktiv­itäten der Neon­azis gipfel­ten in ein­er im Wald ver­steck­ten “Trauerver­anstal­tung”.

Bei den oben genan­nten Über­grif­f­en blieb es jedoch nicht. Am 08.03.2011 kam es erneut zur Bedro­hung eines Jugendlichen durch eine Gruppe von Neon­azis, wobei auch hier der Betrof­fene zum Glück flücht­en kon­nte. Auch dieser Über­griff fand in der Wald­stadt statt. Der bish­er jüng­ste und auch fol­gen­schw­er­ste Über­griff fand in ein­er Region­al­bahn nach Berlin statt, in der einem ver­meintlichen Antifaschis­ten eine Flasche über den Kopf geschla­gen wurde. Der Täter flüchtete anschließend am Bahn­hof Rehbrücke in den angren­zen­den Wald. Der Ver­let­zte musste danach sta­tionär auf­grund von tiefen Schnit­twun­den behan­delt werden.

Diese Szenen kom­men uns bekan­nt vor, wenn wir an den von den Neon­azis aus­gerufe­nen „sum­mer of hate“ im Jahr 2005 zurück­denken. Hier kam es zu schw­eren Über­grif­f­en auf Men­schen, welche sich aktiv gegen das Treiben der Neon­azis stell­ten oder auch ein­fach nur nicht in deren Welt­bild passten. Im let­zten Sep­tem­ber wurde von
Antifaschist_innen ver­sucht, auf die aktuell zu verze­ich­nende Zunahme an neon­azis­tis­chen Aktiv­itäten in Pots­dam aufmerk­sam zu machen. Hier­bei wurde auch die Sit­u­a­tion in der Wald­stadt the­ma­tisiert und verdeut­licht, dass es für linke und antifaschis­tis­che Jugendliche momen­tan sehr schw­er ist dort in Ruhe zu leben.

Dies kann und darf so nicht weit­erge­hen. Jet­zt gilt es die Betrof­fe­nen aktiv zu unter­stützen und alle antifaschis­tisch Denk­enden auf zu fordern sich den aktuellen Zustän­den in Pots­dam und beson­ders im Stadt­teil Wald­stadt ent­ge­gen zu stellen.

Antifaschis­tis­ches Pressearchiv Pots­dam {APAP}

Es fol­gt eine Chronik neon­azis­tis­ch­er Ereignisse (in der Wald­stadt) für den Zeitraum

April 2010 bis März 2011:

12.04.2010 — Pro­pa­gan­daak­tio­nen in den Stadt­ge­bi­eten Zen­trum-Ost, dem Stern, Drewitz und der Wald­stadt. Hier­bei wer­den zahlre­iche Aufk­le­ber bzgl. der “Nacht von Pots­dam” verklebt und neon­azis­tis­che und geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che Parolen auf Straßen und Wände geschrieben. (Quelle: AALP)

05.05.2010 — Plakatak­tion der “FKP” und “AJP” zum 08.Mai 1945 mit der Auf­schrift “8.Mai — wir kapit­ulieren nie!” in Fahrland, Mar­quardt, Satzko­rn, Groß-Glienicke, Drewitz, Schlaatz, Wald­stadt, Rehbrücke und dem Stern sowie der Stadt Bran­den­burg. (Quelle: APAP)

19.09.2010 — Neon­azis der “FKP” ver­mum­men sich mit weißen Masken und zeigen vor ver­schiede­nen Wahllokalen in Pots­dam eine Trans­par­ent mit der Auf­schrift “Die Demokrat­en brin­gen uns den Volk­stod”. Dabei posieren sie auch in der Wald­stadt vor dem Ober­stufen­zen­trum II. (Quelle: “FKP”, APAP)

23.09.2010 — In der Wald­stadt wer­den vor mehreren Woh­nun­gen ver­meintlich link­er Jugendlich­er Nazi­parolen geschrieben und dadurch ver­sucht sie ein zu schüchtern. (Quelle: AALP)

25.09.2010 — Neon­azis sprühen und kleben — “Sum­mer Of Hate Reloaded” — großflächig ent­lang der Route der Antifade­mo, die in der Wald­stadt endet. (Quelle: Antifa West­havel­land, AALP)

01.01.2011 — Fly­er­ak­tion der “Freie Kräfte Pots­dam” zur Kam­pagne “Die Demokrat­en brin­gen uns den Volk­stod” in der Wald­stadt (Quelle: “FKP” und Augenzeug_innen)

16.01.2011 — Ein Antifaschist wird in der Wald­stadt von zwei Neon­azis bedro­ht und geschla­gen (Quelle: APAP)

27.01.2011 — Neon­azis brin­gen einen Teil der Schleife des Gedenkkranzes der Partei Die Linke an der Tür alter­na­tiv­er Jugendlich­er in der Wald­stadt an, den sie zuvor vom Platz der Ein­heit ent­fer­nt hat­ten. (Quelle: AALP)

05.03.2011 — Ein Antifaschist wird am späten Abend in der Wald­stadt von ein­er Gruppe Neon­azis ange­grif­f­en und ins Gesicht geschla­gen (Quelle: APAP

05.03.2011 — Ein Antifaschist wird in der Wald­stadt von mehreren Neon­azis angepö­belt und anschließend ver­fol­gt. Der Betrof­fene kann entkom­men. (Quelle: APAP)

08.03.2011 — Ein Antifaschist wird im Caputher­heuweg (Wald­stadt) von ein­er Gruppe von ca. 10 Neon­azis angepö­belt und ver­fol­gt. Der Betrof­fene kann entkom­men. (Quelle: APAP)

12.03.2011 — Ein Antifaschist wird in einem Zug kurz vor Pots­dam von einem Neon­azi mit ein­er Glas­flasche ange­grif­f­en und damit ins Gesicht geschla­gen. Der Täter steigt am Bahn­hof Rehbrücke aus und flüchtet in Rich­tung Wald­stadt. Der Betrof­fene muss daraufhin sta­tionär behan­delt wer­den. (Quelle: APAP)

Das Antifaschis­tis­che Pressearchiv Pots­dam hat jeden Dien­stag ab 18 Uhr geöffnet.
Hier, in der Zep­pelin­straße 25, kann sich über die Pots­damer Neon­aziszene informiert aber auch die Arbeit des APAP aktiv unter­stützt wer­den. Indem ihr uns zum Beispiel Infor­ma­tio­nen über Neon­azipro­pa­gan­da zu kom­men lasst, kön­nen wir Chroniken wie diese erst erstellen und somit die Öffentlichkeit darüber informieren.

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Antifaschismus

Open your eyes!

Demo in Oranienburg 2011

Unter dem Mot­to „Open your eyes” ver­sam­melten sich am let­zten Sam­stag einige hun­dert Men­schen am Bahn­hof Oranien­burg, um gegen Ras­sis­mus und Faschis­mus zu demon­stri­eren. Seit 1997 organ­isiert ein bre­ites Bürg­er­bünd­nis von Organ­i­sa­tio­nen, Parteien und der Oranien­burg­er Antifa diese Demon­stra­tion. In diesem Jahr meldete die organ­isierte die Antifa die Demon­stra­tion allein. Das „Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt“ beteiligte sich nicht an der Organ­isierung und rief nicht mit auf. Es organ­isierte stattdessen eine Veranstaltungswoche. 

Das Ergeb­nis war, dass sich die Teil­nehmerzahl dies­mal, gegen über den let­zten Jahren, hal­bierte. Knapp 350 Men­schen ver­sam­melten sich um 14 Uhr am Bahn­hof Oranien­burg, neben 300 Antifas auch etwas 50 Bürg­er . Immer­hin fan­den doch auch einige Mit­glieder den Weg zur Demon­stra­tion. Begleit­et von den üblichen Ein­satzkräften der Polizei,  sowie ein­er BFE- Ein­heit set­zte sich der Demon­stra­tionszug um 14.3o in Bewegung.

Demo in Oranienburg 2011

Schon nach kurz­er Zeit stoppte der Zug an der Kreuzung Lehnitzs­traße Ecke/ Bernauer Straße, dort gab es eine erste Zwis­chenkundge­bung. In einem Rede­beitrag wurde über die Nazistruk­turen in Oranien­burg informiert. Detail­lierte Infor­ma­tio­nen zu Neon­azis in Ober­hav­el liefert auch die neue Recherche­broschüre „Blick­punkt Nr.2 – Antifa Recherche für Ober­hav­el Süd“.

Weit­er ging es, am Schloss vor­bei, zum Land­kreisamt in der Havel­straße. Dort befind­et sich die Gedenkstätte für die Jüdis­chen Opfer der Naz­izeit. Auf dem Gelände der Havel­straße 6 stand die Syn­a­goge der Stadt Oranien­burg. Sie wurde im Novem­ber 1938 von der SA zer­stört. Danach nutzte die Bap­tis­tenge­meinde das Gebäude bis es am 6. März 1944 durch einen Angloamerikanis­chen Bombe­nan­griff endgültig zer­stört wurde. 

Demo in Oranienburg 2011

Zur Erin­nerung an den Pogrom und die Zer­störung legten die Organ­isatoren der Demon­stra­tion einen Blu­men­strauß nieder und bat­en um eine Schweigeminute. In einem anschließen­der Rede­beitrag wurde über die ras­sis­tis­che Aus­län­der- und Asylpoli­tik des Land­kreis­es Oder­hav­el berichtet. 

Demo in Oranienburg 2011

Als näch­stes hielt die Demon­stra­tion am KZ Oranien­burg. Das KZ Oranien­burg war eines der ersten wilden Konzen­tra­tionslager. Es wurde bere­its im März 1933 auf dem Gelände ein­er ehe­ma­li­gen Brauerei von der Oranien­burg­er SA ein­gerichtet. Die SA internierte dort haupt­säch­lich poli­tis­che Geg­n­er, ins­ge­samt 3000 Män­ner und Frauen. 16 Men­schen wur­den von der Wach­mannschaft ermordet. Unter Ihnen der Anar­chist und Dichter Erich Müh­sam, der am 10. Juli 1934 ums Leben kam. Am 14. Juli 1934 wurde das KZ aufgelöst. Die Häftlinge wurde schon am 13 Juli in das KZ Lichtenberg/Berlin geschafft. 1936 wurde am Ort­srand von Oranien­burg das KZ Sach­sen­hausen ein­gerichtet und das KZ Oranien­burg aufgelöst. . Zu DDR-Zeit­en wurde auf dem Gelände eine Polizei­wache errichtet. Noch Heute befind­et sich dort die Polizei­hauptwache Oranien­burg. Am Rand erin­nert ein Gedenkstein an das KZ und an die Ermor­dung von Erich Mühsam. 

Demo in Oranienburg 2011

Nach­dem am Gedenkstein ein Kranz nieder gelegt wurde zog die Demon­stra­tion weit­er durch die Mit­tel­stadt. Die so genan­nte Mit­tel­stadt, ein typ­is­ches DDR-Neubauge­bi­et, ist ein Stadt­teil mit er-höhtem Nazianteil. Hier leben aber auch viele Aussiedler aus Staat­en der ehe­ma­li­gen Sow­je­tu­nion. Gegen 16 Uhr endete die Demon­stra­tion am Kul­turhaus ohne Zwischenfälle. 

Demo in Oranienburg 2011

Demo in Oranienburg 2011

Demo in Oranienburg 2011

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Pressemitteilung des Utopia e.V.

Der Über­griff auf Antifaschist_innen aus dem Umfeld des Vere­ins Utopia e.V. durch Anhänger der Fuss­ball-Hooli­gan-Grup­pierung FCV vom 8.11.2008 wird ab dem 16.03.2011 vor dem Amts­gericht Frank­furt (Oder) verhandelt.

In der Nacht vom 8.11. zum 9.11.2008 drangen Per­so­n­en aus dem recht­sex­tremen Umfeld des Fußbal­lvere­ines FFC Vik­to­ria in das Wohn­haus in der Berlin­er Straße 24 ein. Bekan­nter­maßen hat dort der Vere­in Utopia, welch­er seit Jahren anti­ras­sis­tis­che und antifaschis­tis­che Bildungs‑, Jugend- und Kul­tur­ar­beit leis­tet, seine Räumlichkeiten.

Zunächst ver­wüsteten die Angreifer den Haus­flur, indem sie Plakate von den Wän­den ris­sen und an ver­schiede­nen Stellen Aufk­le­ber der Hooli­gan-Grup­pierung FCV anbracht­en. Beim Ver­lassen des Haus­es ris­sen die Recht­sex­tremen das Ban­ner des Vere­ins aus sein­er Ver­ankerung. Durch den Lärm alarmiert, ent­deck­ten fünf Per­so­n­en, welche sich zu diesem Zeit­punkt in den Räu­men des Vere­ins aufhiel­ten, eine Spur der Ver­wüs­tung, die sich bis zur Haustür hin­zog. Beim Öff­nen der Haustür stürmten aus einem Lokal, das sich in dem­sel­ben Haus befind­et, etwa 15 Per­so­n­en. Diese waren teil­weise ver­mummt und mit Bil­lard­stöck­en bewaffnet. Unter Rufen wie “Scheiß Zeck­en” grif­f­en sie die Antifaschist_innen an und ver­let­zten drei von ihnen.

Der erste Ver­hand­lungstag find­et am 16.03.2011 um 9:00 Uhr im Amts­gericht Frank­furt (Oder), Saal 003 statt.

Utopia e.V.
Kon­takt: utopia-ffo@riseup.net

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Antifaschismus

Kundgebung für Holocaustleugner

Für die Abschaf­fung des Volksver­het­zungspara­grafen und die Freilas­sung des Holo­caustleugn­ers Horst Mahler wollen Neon­azis Ende März in Bran­den­burg protestieren. In einem Aufruf, der im Inter­net ver­bre­it­et wird, wer­den als Ver­anstal­ter zwei ein­schlägig bekan­nte Recht­sex­treme benannt.

Knapp eine Autostunde von der bran­den­bur­gis­chen Lan­deshaupt­stadt Pots­dam ent­fer­nt wollen Neon­azis am 26. März eine Kundge­bung unter dem Mot­to „Frei­heit für Horst Mahler – §130 StGB abschaf­fen“ durch­führen. Auf dem Park­platz der Jus­tizvol­lzugsanstalt in Bran­den­burg an der Hav­el wollen die Neon­azis protestieren, da der notorische Holo­caustleugn­er Mahler in ihren Augen nur auf­grund der „Wahrnehmung seines Rechts auf das freie Wort“ verurteilt und inhaftiert wurde.

Ein­schlägiges Milieu

In dem im Inter­net ver­bre­it­eten Aufruf zu der Kundge­bung wer­den als Ver­anstal­ter, der Berlin­er Kevin Käther sowie der Bran­den­burg­er Wol­fram Nahrath benannt.

Kevin Käther erlangte Bekan­ntheit in der Neon­azi-Szene, da er sich vor weni­gen Jahren selb­st anzeigte, nach­dem er an drei Promi­nente das anti­semi­tis­che Buch „Vor­lesun­gen über den Holo­caust“, des bekan­nten Holo­caustleugn­ers Ger­mar Rudolf, ver­schick­te. Wie es auf ein­er neon­azis­tis­chen Inter­net­seite heißt, brachte Käther im Ver­lauf des – nach sein­er Selb­stanzeige fol­gen­den – Ver­fahrens „über 4000 Seit­en Beweisanträge in das Ver­fahren ein, um im Rah­men der Beweis­er­he­bung das Buch entwed­er zu wider­legen oder es zu bestäti­gen“. Das Kam­merg­ericht Berlin hob zwar seine Verurteilung zu ein­er acht­monati­gen Frei­heitsstrafe Ende 2009 wieder auf, jedoch fol­gte ein weit­eres Ver­fahren. Auf­grund vier­fach­er Volksver­het­zung während des Ver­lesens sein­er Beweisanträge im ersten Prozess wurde er später zu 15 Monat­en Haft mit vier­jähriger Bewährung verurteilt.

Der zweite Ver­anstal­ter ist der bekan­nte Anwalt Wol­fram Nahrath. Der im bran­den­bur­gis­chen Birken­werder behei­matete Nahrath ist seit vie­len Jahren Anwalt von ein­schlägi­gen Neon­azis und Holo­caust-Leugn­ern. Auf­se­hen erregte 2010 die angekündigte Vertei­di­gung des wegen Holo­caust-Leug­nung bekan­nten britis­chen Bischofs Richard Williamson durch Nahrath. Der let­zte Bun­des­führer der 1994 ver­bote­nen „Wik­ing Jugend“ Wol­fram Nahrath, war zulet­zt vor allem in der 2009 eben­falls ver­bote­nen „Heimat­treuen Deutschen Jugend“ aktiv.

Heil Hitler, Herr Friedman“

War Mahler in den 1960er Jahren noch ein Anhänger der linken „Außer­par­la­men­tarischen Oppo­si­tion“ (APO), wandte er sich im Laufe seines Lebens der extremen Recht­en zu. Nach einem drei­jähri­gen Zwis­chen­stopp in der NPD (2000 – 2003) entwick­elte er sich zum notorischen Holo­caustleugn­er, Volksver­het­zer und Anti­semiten. In diesem Zusam­men­hang grün­dete er auch den „Vere­in zur Reha­bil­i­tierung der wegen Bestre­it­ens des Holo­caust Ver­fol­gten“. Bun­desweites Auf­se­hen erregte er im Okto­ber 2007, als er in einem Gespräch mit der Zeitschrift „Van­i­ty Fair“, seinen Gesprächspart­ner Michel Fried­man mit „Heil Hitler, Herr Fried­man“ begrüßte. Weil er mehrfach verurteilt wurde, ent­zog ihm die Berlin­er Anwalt­skam­mer im Jahr 2009 die Zulas­sung als Anwalt.

Der in der Neon­azi-Szene als „Maulko­rb­para­graf“ beze­ich­nete § 130 (Volksver­het­zung), ist für die anti­semi­tis­che Rechte rel­e­vant, da er auch das Straf­maß für die Leug­nung des Holo­causts regelt: „Mit Frei­heitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geld­strafe wird bestraft, wer eine unter der Herrschaft des Nation­al­sozial­is­mus began­gene Hand­lung der in § § 6 Abs. 1 des Völk­er­strafge­set­zbuch­es beze­ich­neten Art in ein­er Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder in ein­er Ver­samm­lung bil­ligt, leugnet oder verharmlost.“

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Antifaschismus

Von Grauzone zu Braunzone

Während bei vorheri­gen Ver­anstal­tun­gen „linke“ oder klar antifaschis­tis­che Oi-Bands neben recht­sof­fe­nen auf­spie­len soll­ten, verzichtet man nun gän­zlich auf solche Spiel­ereien, son­dern holt sich direkt die Grauzonen-Oi-Bands.

Die dies­ma­li­gen Bands, „Teleko­ma“, „The Starts“ und „Dol­ly D.“, sind bere­its mit anderen recht­sof­fe­nen Bands oder in Grau­zo­nen­lä­den aufge­treten. Um dies über­sichtlich zu gestal­ten, hier eine kleine Auflistung:

Teleko­ma: Auftritte mit Bands wie „Cru­saders“, „Tra­bire­it­er“ [1] und „Krawall­brüder“.  ;Teleko­ma nahm bere­its am „Oi! The Nis­che #4“ teil.

Dol­ly D. [2]: Auftritt in recht­sradikalen Szeneladen „Schwe­den­schanze Dees­bach“ in Thürin­gen; Auftritte mit Bands wie „Com­bat 77? [3], „Riot Com­pa­ny“ [4], „Ger­benok“ [5], „Krawall­brüder“ und „Ram­page“

Dass das „Oi! The Nis­che“ nicht mehr im Vere­in­sheim des Fußbal­lk­lubs Oranien­burg­er Ein­tra­cht stat­tfind­et hat allerd­ings nicht den Grund, dass sie dort raus­geschmis­sen wur­den, son­dern dass sie zurück im Gasthof „Niegisch“ in Schmacht­en­hagen sind. Dort wollte men­sch sie nicht mehr haben, weil sich eine Anwohner­in und Pres­sev­ertreter sich über „Recht­srock­konz­erte“ beschw­erten. Nun hat sich die Sit­u­a­tion in Schmacht­en­hagen schein­bar beruhigt, bzw. wurde sie in einem Gespräch beruhigt.

Ein Spe­cial erwartet die Besuch­er beim Jubiläum noch. Olaf Wern­er vom „Colour of Skin“ (Tat­tooladen in der Stral­sun­der Straße) wurde ein­ge­laden, willi­gen Gästen das OTN-Logo zu stechen. Hin­ter­grund ist das Ver­sprechen, jed­er mit einem solchen Tat­too braucht niemals wieder Ein­tritt zu zahlen. Inter­es­san­ter ist aber der Hin­ter­grund von Olaf Wern­er. Er sel­ber beze­ich­net seine poli­tis­che Ein­stel­lung als „Nation­al“, was er in sozialen Net­zw­erken inzwis­chen zu „rechts“ geän­dert hat. Doch wird seine Fre­un­desliste und seine Fotoal­ben durchge­bät­tert  sieht men­sch, dass es nicht nur „Rechts“ son­dern klar neon­azis­tisch im Hin­ter­grund ist. Beispiel­sweise zu sehen an seinen Tat­too Fotos, die er bei anderen gestochen hat. Da ist dann ein Kel­tenkreuz zu sehen in dessen Mitte sich eine Per­son befindet,die eine Waffe auf den Betra­chter zielt. Da dies natür­lich nicht reicht ste­ht da drüber im klas­sis­chen Futhark (eine Runen­schrift) „Ruhm und Ehre“ einem Spruch bei dem ver­mut­lich jede_r /viele beim „Oi! The Nis­che“ sagen wird, dass dieser nix, aber auch gar nix mit Nazis – son­dern ganz ein­fach mir Ruhm und Ehre zu tun hat. Aus diesem Grund sehen wir uns doch die Fre­un­desliste von Olaf Wern­er mal genauer an. Huch! Da find­en sich ja lauter beken­nde Neon­azis. Bei deren Fotos sieht man sie dann in „Blood & Hon­our“, „Com­bat 18“, „NSHC“, „H8 Soci­ety“. Da sind die „Thor Steinar“ Klam­ot­ten ja noch harm­los gegen. Zu find­en sind auch Par­ty­bilder von Neon­azis auf denen im Hin­ter­grund Reich­skriegs­flaggen zu sehen sind und ein Trans­par­ent „gegen krim­inelle Aus­län­der“ welch­es 50 Neon­azis am 30. August 2008 auf ein­er Spon­tandemon­stra­tion durch Oranien­burg zeigten.

Es ist recht trau­rig, dass ein­er der wenige Orte in Oranien­burg, an dem sich Sub­kul­tur ausleben kann ein Ort ist, in dem Bands wie die oben genan­nten auftreten dür­fen und somit Orte für Antifaschist_innen versper­rt wer­den. Die einzig logis­che Forderung kann daher nur ein emanzi­pa­torisches Jugendzen­trum sein, in dem Homo­pho­bie, Ras­sis­mus, Sex­is­mus und Neon­azis keinen Zutritt haben und sich den­noch dlle Men­schen frei ent­fal­ten können.

 

[1] http://oireszene.blogsport.de/2009/10/19/trabireiter/

[2] http://oireszene.blogsport.de/2010/03/31/dolly-d-dresdensachsen/

[3] http://oireszene.blogsport.de/2009/12/11/combat-77-hildesheimhannover/

[4] http://antifagruppeoranienburg.blogsport.de/2010/08/27/rechtsoffenes-wochenende-in-oberhavel/#more-142

[5] http://oireszene.blogsport.de/2009/10/19/gerbenok/

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