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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Festessen zum 8. Mai – Tag der Befreiung

Am 8. Mai – Tag der Befreiung vom deutschen Faschis­mus – laden wir, die Antifaschis­tis­che Aktion Bernau, zu einem Festessen mit Sekt und Musik auf dem Bernauer Mark­t­platz ein. Vorher gibt es vom Stadtver­band der Linken eine Kundge­bung am Sow­jet­denkmal in der Mühlenstrasse.

 

Für uns gilt es, am 8. Mai an die Opfer der schreck­lichen Tat­en der Nation­al­sozial­is­ten zu erin­nern. Der Tag ist für uns allerd­ings auch Anlass, den Frauen und Män­nern der Roten Armee und der alli­ierten Stre­it­macht für die

In diesem Sinne: Wer nicht feiert, hat verloren!

 

Kundge­bung:

17 Uhr // Sow­jet­denkmal (Müh­len­strasse, Bernau)

Festessen:

18 Uhr // Mark­t­platz (Bernau)

 

… und danach?

Das HipHop-Pro­jekt „La Resis­tance“ geht auf Tour und spielt am Tag der Befreiung in Straus­berg. Sup­port gibt es von Mon­key Mob (HipHop aus Berlin) und den DJans von TwoFoot­Dis­coTigers (All­time aus Buckow).

 

08.05.2009 // 20 Uhr // Horte (Straus­berg)

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Aufmarsch in Rathenow mit 140 Nazis

Infori­ot — Am Sam­stag, den 18.April, marschierten ca. 140 Neon­azis von NPD und Freien Kräften durch Rathenow (Havel­land), anlässlich der Bom­bardierung der Stadt 1944 . Aufgerufen hat­te die NPD Hav­el- Nuthe unter dem Mot­to “65 Jahre in Trä­nen — Gedenken an den alli­ierten Bomben­ter­ror” . Seit 2005 find­et jedes Jahr ein ähn­lich­er Auf­marsch statt, in Anlehnung an Nazige­denken wie in Magde­burg, Dres­den und Lübeck.

Während einige Nazis schon über eine Stunde warteten, störten nur die laut­en ICEs und Fans des Fußbal­lvere­ins Ten­nis Borus­sia (TeBe) die Ruhe. Zur gle­ichen Zeit spielte das TeBe Team gegen den örtlichen Vere­in. Doch nicht nur akustisch wur­den die wartenden Nazis gestört, auch visuell. So hing in Sichtweite der Nazis gegenüber des Bahn­hofes ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift „Bet­teln und Hausieren ver­boten! Nazis raus!“

Nach und nach erre­icht­en immer mehr Nazis den Dunker­platz am Bahn­hof, darunter viele aus den umliegen­den Regio­nen wie Prem­nitz, Brandenburg/Havel und dem Land­kreis Ost­prig­nitz- Rup­pin, aber auch Nazis aus Sach­sen- Anhalt und Berlin. Mit ein­er Liste von Bom­bardierun­gen deutsch­er Städte begin­nt eine NPD- Aktivistin ihre Eröff­nungsrede. „Am 18. April“, so spricht sie, „fiel Rathenow ins Visi­er der Befreier“ (!). Pünk­tlich um 14.30 Uhr zogen die Nazis dann mit jediglich drei Musik­tracks und den gle­ichen Trans­par­enten wie auf ver­gan­genen Aufmärschen vom Bahn­hof in die Innen­stadt. Voran gin­gen Aktivis­ten mit schwarzen Fah­nen, beschriftet mit Prem­nitz, Altmark/ Sten­dal, Klötze, AG Meteritz, Pots­dam, Tel­tow Fläming, Bran­den­burg, West­havel­land und Front­bann 24.

Bei zwei Zwis­chenkundge­bun­gen redet neben dem lokalen NPD-Kreistagsab­ge­ord­neter Dieter Brose, ein Aktivist der “Freien Kräfte Tel­tow Fläming” sowie der NPD-Kreis­chef der Lausitz Ron­ny Zasowk. Let­zter ist außer­dem stel­lvertre­tender Lan­desvor­sitzen­der der NPD Bran­den­burg und tritt für die NPD zur Bun­destagswahl in diesem Jahr an. Er und seine Kam­er­aden beschränk­ten sich in ihren Rede­beiträ­gen auf revi­sion­is­tis­che Parolen und trauerten um die „wahren Opfer“ des zweit­en Weltkrieges, welch­es ihrer Mei­n­ung nach auss­chließlich die Deutschen seien. So forderte der Red­ner der Freien Kräfte Tel­tow Fläming zum Ende „Ruhm und Ehre der deutschen Nation“.

Die Stadt Rathenow war den „Far­ben auf der Spur“: Plakate mit dem gängi­gen Slo­gan „Bunt statt Braun“ hin­gen an der Route des Auf­marsches. Viele Anti-Nazi Plakate und Trans­par­ente des zivilge­sellschaftlichen Bünd­niss­es „Rathenow zeigt Flagge“ begleit­eten die Nazis. Am Märkischen Platz, unmit­tel­bar in Nähe der Zwis­chenkundge­bung der Nazis am Post­platz, organ­isierte das Bünd­nis eine Gegenkundge­bung mit ca. 150 Men­schen. Allerd­ings wurde der Protest durch Absper­r­git­ter der Polizei eingeschränkt. Zum Ende des Auf­marsches zeigten noch ein­mal ca. 50 Antifaschist_innen ihren Protest gegen den Geschicht­sre­vi­sion­is­mus von NPD und Freien Kräften.

Bere­its am Fre­itag legte der „Bund Volk­streuer Mädel West­havel­land“ einen Kranz an der Gedenkstätte der Opfer der bei­den Weltkriege (Mehr dazu hier). Den Fried­hof durften die Nazis während des Auf­marsches nicht betreten.

 

 

Weit­ere Texte der Antifa West­havel­land zum Auf­marsch hier und auf http://westhavelland.antifa.net/

Weit­eres zum Bünd­nis „Rathenow zeigt Flagge“ hier

 

 

 

 

 

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Geplante Nazidemo in Rathenow ist angemeldet

Wie der Inter­net­präsenz der so genan­nten „Nationalen Sozial­is­ten Prem­nitz“ zu ent­nehmen ist, wurde der von der NPD angekündigte Auf­marsch zum Jahrestag der Bom­bardierung Rathenows im Zweit­en Weltkrieg jet­zt auch offiziell als Demon­stra­tion durch das Rathenow­er Stadt­ge­bi­et angemeldet.

Bish­er mobil­isierte näm­lich die regionale NPD Sek­tion, ver­mut­lich aus tak­tis­chen Grün­den, lediglich für eine als Mah­nwache mit anschließen­der Kranznieder­legung aus­gegebene Ver­anstal­tung. Auch scheint inzwis­chen bei der havel­ländis­chen Polizei eine Anmel­dung für eine Demon­stra­tion vorzulegen.

Begin­nen soll der Marsch, nach bish­erigem Ken­nt­nis­stand, am Sam­stag, den 18. April 2009, um 14.00 Uhr am Haupt­bahn­hof in Rathenow. Gemäß der geplanten Route über den Friedrich Ebert Ring, Fontane Straße, Forststraße, Berlin­er Straße und Bran­den­burg­er Straße scheint das Hauptziel der (Neo)nazis ein­mal mehr der evan­ge­lis­che Fried­hof auf dem Wein­berg zu sein, auf dem sich ein Gedenk­feld für die Opfer der bei­den Weltkriege befind­et. Hier will die NPD offen­bar, ähn­lich wie in den Vor­jahren, eine Kranznieder­legung durchführen.

Zu der Ver­anstal­tung erwartet wer­den unge­fähr 100 (Neo)nazis, die ver­mut­lich auch aus anderen Regio­nen anreisen.

Weit­ere Erken­nt­nisse zum geplanten Ablauf der Naziver­anstal­tung sowie zu erwä­gen­den Gege­nak­tiv­itäten wer­den in der näch­sten Woche folgen.

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(Anti-)Rassismus Bildung & Kultur Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Welle in Wallmow: „flur 1“ startet Diskussionsreihe “Miteinander im Gespräch”

Wall­mow — Fre­itagabend let­zter Woche hat­te der Dor­fkrug in Wall­mow zahlre­ichen Besuch. Etwa 50 Wall­mow­erIn­nen – die Hälfte davon unter 30 — waren gekom­men, um sich den Film „Die Welle“ von Den­nis Gansel anzuschauen und hin­ter­her darüber zu disku­tieren, ob “Faschis­mus” in Deutsch­land wieder möglich wäre.

Die sich an den Film anschließende Diskus­sion, die von Eva Wendt mod­eriert wurde, schilderten Anwe­sende als gut, offen, per­sön­lich und sehr nah am Film. Bezüge zum Dorf Wall­mow wur­den allerd­ings kaum gezogen.

Der eigentliche Anlass für die Diskus­sion­srei­he waren nicht näher in Erfahrung zu brin­gende Vor­fälle mit rechtem Hin­ter­grund und Stre­it­ereien, die es im let­zten Jahr um den Wall­mow­er Jugend­klub gegeben haben soll. Auch in diesem Jahr soll es bere­its wieder Ärg­er mit recht­en Jugendlichen gegeben haben.

Das The­ma schien auch ein paar Kam­er­aden aus der recht­en Szene der Uck­er­mark ange­lockt zu haben. Ste­fan Schulz, NPD Kan­di­dat für den Wahlkreis 4 bei den Kreistagswahlen im let­zen Jahr, betrat den Film­saal kurz nach­dem das Licht gelöscht wor­den war. Begleit­et wurde er von dem Wolliner Chris­t­ian Z., der in Pots­dam Ver­wal­tungswis­senschaft studiert, und dem Blondschopf K. aus Wollin (Randow­tal), der erst im Feb­ru­ar auf der Dres­den­er Nazi-Demo im Barn­im-Uck­er­mark Block gesichtet wor­den war. Nach der Auf­forderun­gen, sich doch ein­fach zu set­zen, maulte Schulz zurück, dass er lieber ste­he. Die drei jun­gen Män­ner zogen sich kurze Zeit später in den Schankraum zurück und verzichteten darauf, eine Welle zu machen.

Im April plant die Jugend­kun­stschule “flur 1” eine Gespräch­srunde und zeigt den Film „Der Kick“ von Andres Veiel, der sich mit dem grausamen Mord an einem Jugendlichen in Pot­zlow beschäftigt.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Ein “Versöhnungshaufen” an Frau Steinbach

INFORIOT Am Don­ner­stag, den 26.März, protestierten ca. sechzig Men­schen in Pots­dam am Neuen Markt, als die Vor­sitzende des „Bun­des der Ver­triebe­nen“ (BdV), Eri­ka Stein­bach, in Pots­dam eine Ver­anstal­tung gegen 19Uhr abhielt. Unter dem Mot­to „60 Jahre Demokratie- von der Vertrei­bung zur Ver­söh­nung“ referierte sie auf Ein­ladung der Pots­damer CDU-Fraktion.

Ende Mai let­zten Jahres plante schon ein­mal das His­torische Insti­tut der Uni­ver­sität Pots­dam eine Vor­tragsrei­he zur „Sied­lungs­geschichte der Deutschen in Ost­mit­teleu­ropa“ mit Eri­ka Stein­bach.
Nach hefti­gen Protesten, die unter anderem einen gewalt­täti­gen Polizeiein­satz mit sich tru­gen, sagte die CDU-Bun­destagsab­ge­ord­nete weit­er geplante Ter­mine ab.

 

Dies­mal sollte alles anders laufen. Die Polizei sper­rte die Eingänge des Ver­anstal­tung­sortes kom­plett ab, ein­treten durften nur diejeni­gen, die eine Ein­ladung vor­weisen kon­nten.
Wenn es auch dies­mal, wie bei den let­zten Protes­tak­tio­nen, keine Wasser­bomben waren, die Eri­ka Stein­bach als Protest gegen sie und ihre Poli­tik hin­nehmen musste, so war es dies­mal ein riesiger Mis­thaufen, der vor dem Hofein­gang des Ver­anstal­tung­sortes gegen 18:00 Uhr vorzufind­en war.
In einem Fly­er, ein­er Par­o­die der „Char­ta der deutschen Heimatver­triebe­nen“ wurde der große Mis­thaufen als „Ver­söh­nung­shaufen“ ernan­nt. („Diesen Haufen mit Zwang von sein­er Heimat tren­nen, bedeutet, ihn im Geiste töten“).

 

Die Protestieren­den erfreuten sich an dem Anblick des riesi­gen Mis­thaufens und ergänzten ihren Protest mit Trans­par­enten und Papp­schildern. Lei­der kon­nte die Ver­anstal­tung zur „Vertrei­bung“ ohne weit­ere Störun­gen stattfinden.

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Geschichte & Gedenken

Initiative für einen Gedenkort des ehemaligen KZ Uckermark

Das ehe­ma­lige Jugend-KZ für Mäd­chen und junge Frauen und spätere Ver­nich­tungslager Uck­er­mark wurde im Früh­jahr 1942 von Häftlin­gen des Frauenkonzen­tra­tionslagers Ravens­brück in unmit­tel­bar­er Nähe errichtet. 1945 zählte das Lager ca. 1.000 Mäd­chen und junge Frauen. Ein Erlass von 1937 über die „vor­beu­gende Ver­brechens­bekämp­fung“ hat­te die Inhaftierung von als „asozial“ krim­i­nal­isierten Mäd­chen möglich gemacht. Im Jan­u­ar 1945 wurde auf dem Gelände ein Ver­nich­tungslager für Häftlinge aus Ravens­brück ein­gerichtet. Bis April 1945 wur­den dort ca. 5.000 Frauen umgebracht.

 

Bis heute ist wenig über die Geschichte dieses Konzen­tra­tions- und späteren Ver­nich­tungslagers bekan­nt. Die dort Inhaftierten zählten lange Zeit zu den „vergesse­nen Ver­fol­gten“ des Nation­al­sozial­is­mus und haben keine öffentliche Anerken­nung erfahren. Das Stig­ma „Asozial“ lebte und lebt auch nach 1945 in den Köpfen der deutschen Bevölkerung weit­er, so dass viele der Über­leben­den ihre trau­ma­tis­chen Erfahrun­gen lieber für sich behiel­ten. Entschädi­gun­gen für die Über­leben­den wur­den zunächst gar nicht, dann nur schlep­pend und in sehr geringem Umfang gezahlt.

Nach 1945 wurde das ehe­ma­lige Lagergelände von der Roten Armee und später von den GUS-Trup­pen mil­itärisch genutzt. Auch später wurde das ehe­ma­lige Lager nicht Teil der Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück, obwohl es eng an das Frauen-KZ ange­bun­den war. Die Ver­ant­wortlichkeit­en sind bis heute ungeklärt. 

Trotz­dem gibt es seit 1997 Bemühun­gen, dieses Lager zu erforschen und einen würdi­gen Gedenko­rt zu schaf­fen: Dank der Arbeit der seit 1997 regelmäßig stat­tfind­en­den Inter­na­tionalen Frauen­Les­ben-Work­camps (Später: Inter­na­tionale Frauen­Les­ben­Trans­gen­der-Work­camps) wurde und wird dem Ver­drän­gen etwas ent­ge­genge­set­zt, indem das Gelände inzwis­chen zu einem sicht­bar­er Gedenko­rt gewor­den ist. In diesem Rah­men sind ver­schiedene Teile des Gelän­des zugänglich und seine Geschichte sichtbar(er) gemacht wor­den, bun­desweit sind aus dem Engage­ment divers­er Grup­pen und Einzelper­so­n­en zwei Ausstel­lun­gen, ver­schiedene Pub­lika­tio­nen, Radiobeiträge und Filme her­vorge­gan­gen. Es find­en Begeg­nun­gen mit Über­leben­den, Ver­anstal­tun­gen, Lesun­gen und Filmvor­führun­gen statt. Am 20. April 2005 wurde erst­mals am his­torischen Ort eine Feier zum Gedenken an die Befreiung organ­isiert, an der auch Über­lebende des Jugend­konzen­tra­tionslagers teil­nah­men. Eine Ini­tia­tive ver­sucht, den Über­leben­den den langjähri­gen Wun­sch nach einem Gedenkstein zu erfüllen (der bis zur Befreiungs­feier am 19. April 2009 ste­hen soll) und in Berlin ist seit 2007 ein eigen­ständi­ges Uck­er­mark-Archiv im Auf­bau. All diese unter­schiedlichen Aktiv­itäten sind im Net­zw­erk Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark e.V. zusam­menge­fasst und miteinan­der abges­timmt, die darin Engagierten tauschen sich regelmäßig aus und arbeit­en eng mit Über­leben­den und der Lagerge­mein­schaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V. (LGRF) zusam­men.

 

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Erbgesundheitsgerichte in der Lindenstraße 54

Pots­dam — Am 19.01.09 wandte sich die VVN-BdA mit einem Brief an den Ober­bürg­er­meis­ter und informierte über unser Vorhaben, am Gebäude in der Lin­den­str. 54 eine Gedenk­tafel anzubrin­gen, die auf die Tätigkeit des Erbge­sund­heits­gericht­es Pots­dam an diesem Ort und die Rolle der Erbge­sund­heits­gerichte im Kon­text des ras­sis­tis­chen NS-Men­schen­bildes hinweist.

Da sich am 10.03.09 die erste Ver­hand­lung des Pots­damer Erbge­sund­heits­gericht­es zum 75. Male jährt, woll­ten wir die Tafel an diesem Tage gern einweihen.

Unser Anliegen wurde an die Gedenk­tafelkom­mis­sion weit­ergegeben. Lei­der wird sich dieses Gremi­um trotz unser­er Bitte erst wenige Tage nach dem 10.03.09 tre­f­fen. Daher kann eine Anbringung der Gedenk­tafel nicht zu dem von uns favorisierten Ter­min erfol­gen. Wir bedauern dies ausdrücklich.

Die VVN-BdA hält eine eigene Gedenk­tafel für die Opfer der Erbge­sund­heits­gerichte in Pots­dam für uner­lässlich. Nach unser­er Auf­fas­sung ist die Lin­den­straße 54 als zen­traler Ort der Ver­fol­gung der einzige Platz in der Stadt, der sich dafür anbietet.

Wir möcht­en daher am Mon­tag, dem 09.03.2009 11 Uhr an der Lin­den­straße 54 eine kleine Gedenkver­anstal­tung durch­führen, zu der wir alle inter­essierten Potsdamer/innen her­zlich ein­laden. In diesem Rah­men möcht­en wir dem Ober­bürg­er­meis­ter sym­bol­isch auch einen Textvorschlag für die Gedenk­tafel überreichen.

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Geschichte & Gedenken

Wir gedenken der Opfer des Faschismus!

Der 27. Jan­u­ar ist seit 1996 in Deutsch­land und seit 2005 weltweit
offizieller „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus“
aber auch der Jahrestag der Befreiung des Ver­nich­tungslagers
Auschwitz-Birke­nau im Jahre 1945 durch die Rote Armee.

64 Jahre sind seit dem ver­gan­gen. Seit dem Tag an dem in Auschwitz alle
die ver­bran­nt wur­den, die nicht in das ide­ol­o­gis­che Schema der
soge­nan­nten „Her­ren­rasse“ passten.
Juden und Jüdin­nen, Oppo­si­tionelle aller Facetten, Sin­ti, Roma,
Homo­sex­uelle.
Auschwitz gilt mit mehr als 1,1 Mil­lio­nen ermorde­ten Men­schen und
weit­eren hun­dert­tausenden Geschädigten als größtes von hun­derten
Ver­nich­tungslagern und gilt weltweit als Sym­bol für die Grausamkeit der
Naziver­brechen und den Holocaust.

64 Jahre später hat men­sch rel­a­tiv gut damit abgeschlossen. Men­sch
dis­tanziert sich von der schlim­men Ver­gan­gen­heit und betont mit
Lip­pen­beken­nt­nis­sen, dass so etwas nie wieder passieren darf.
Ver­meintliche Neon­azis wer­den als verblendet abge­tan und Faschis­mus als
Prob­lem ver­gan­gener (sog. total­itär­er) Gesellschaften in sein­er
Gefährlichkeit abgeschwächt.

Tage, wie dieser gehören zu Pflichtver­anstal­tung der demokratis­chen
Zivilge­sellschaft, sind aber auch gle­ichzeit­ig das Armut­szeug­nis der
ver­meintlichen Aufar­beitung des Nationalsozialismus.

Lei­der beschränkt sich die Aufar­beitung in vie­len Kreisen auf eine
Nicht-Iden­ti­fika­tion mit Nazi­größen und deren Ver­brechen. Es wer­den
Helden aus dem DEUTSCHEN WIDERSTAND gesucht, wie die Hochstil­isierung
der „Atten­täter“ des 20. Juli um Stauf­fen­berg zeigen oder es wird den
Opfern vom Alli­ierten-Bombe­nan­grif­f­en gedacht. Hier kommt zu ein­er
Opfer-Täter-Ver­schiebung in der bre­it­en Wahrnehmung. (Que bono?)

Vor weni­gen Tagen, stellte ich mit einem ungutes Gefühl zwis­chen
Mis­strauen und Zweifel fest,
dass aber­mals ver­sucht wurde die Geschichte um Stauf­fen­berg zu
ver­fil­men. Mit dem epochalen Titel „Oper­a­tion Walküre“ wird ein weit­eres
Mal ver­sucht Teile der deutschen Offiziere zu entschuldigen und zu
glo­r­ri­fizieren. Es gab keine gute Wehrma­cht. Ihre Schuld an den Mor­den
von Mil­lio­nen Men­schen, wer­den zugun­sten ihrer soge­nan­nten Helden­tat­en
beglichen. Dass die Gruppe des 20. Juli der Ide­olo­gie des Drit­ten
Reich­es nicht abgeneigt war und auch die Kriege gut hieß wird bei der
Iden­ti­fika­tion mit Tom Cruise (aka Stauf­fen­berg) kom­plett ignori­ert. Die
Ver­schwör­er planten die Ver­nich­tung im Osten aktiv mit und tat­en sich
vor allem in der Bekämp­fung von Par­ti­sa­nen, also den wirk­lichen
Wider­stand­skämpferIn­nen hervor.

Der „Sinneswan­del“ war keineswegs ein Akt der Erken­nt­nis das die
indus­trielle Tötung in Auschwitz eine wider­liche Sache sei, son­dern galt
nur Hitler dem dilet­tan­tis­chen Kriegsh­er­rn, wie er von vie­len der
Gen­eräle spätestens seit dem Win­ter 42/43 wahrgenom­men wurde.
Stauf­fen­berg und Co. fol­gten nicht ihrem Gewis­sen, wie der Film (und
andere) zu ver­mit­teln versucht/versuchen, son­dern hat­ten die „Ehre des
deutschen Volkes“, der „Her­ren­rasse“, der Gen­eräle und der Wehrma­cht im
Kopf . Das Bild der „sauberen“ Wehrma­cht dient nicht zulet­zt auch der
heuti­gen deutschen Bun­deswehr als Anknüp­fungs- und Legit­i­ma­tion­spunkt um
auch wieder aktiv in aller Welt mitzu­mis­chen – denn es geht ja um die
ver­meintlich gerechte Sache. Es geht um die Aufrechter­hal­tung des Zugang
zu Rohstof­fquellen und Absatzmärk­ten in der ganzen Welt.

Auch andere Tragö­di­en führen durch deren Über­be­to­nung dazu, dass die
Wahrnehmung der „Kriegss­chuld“ ver­schoben wird und nationale Mythen
geschaf­fen wer­den. Das Prob­lem ist hier das Aufrech­nen der Opfer
gegeneinan­der. Natür­lich sind in Dres­den Men­schen durch Bomben
gestor­ben. Natür­lich wurde die Gust­lof versenkt. Aber das recht­fer­tigt
nicht den Ver­gle­ich zum indus­triellen Tötung der Nazis. Jeglich­er
Ver­gle­ich rel­a­tiviert die Naziver­brechen in unerträglich­er Art und
Weise. Es entste­ht aber der Ein­druck, das „Helden- und Opfer­geschicht­en“
eher betra­chtet wer­den, als Fra­gen der indi­vidu­ellen und nationalen
Schuld.

Wir gedenken der Opfer des Faschis­mus!
Gegen jeden Revi­sion­is­mus
Deutsche Helden­mythen abschaffen

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Hans Keilson feiert 99. Geburtstag

Am 12. Dezem­ber 2008 wurde der aus Bad Freien­walde stam­mende Hans Keil­son 99 Jahre alt. Er war zu Zeit­en des Nation­al­sozial­is­mus auf­grund seines jüdis­chen Glaubens gezwun­gen Deutsch­land zu ver­lassen und ging ins nieder­ländis­che Exil, wo er in ein­er Unter­grund­be­we­gung aktiv war. Nach dem Krieg betreute er mit Hil­fe sein­er psy­cho­an­a­lytis­chen Fähigkeit­en ver­waiste jüdis­che Kinder, da er sich selb­st mit dieser Sit­u­a­tion iden­ti­fizieren kon­nte. Seine eige­nen Eltern wur­den im Konzen­tra­tionslager Birke­nau ermordet.

Heute gilt Hans Keil­son als ein­er der bedeu­tend­sten Lyrik­er und Psy­cho­an­a­lytik­er. Noch immer ist er poli­tisch inter­essiert und ver­sucht die jün­geren Gen­er­a­tio­nen zu antifaschis­tis­ch­er Arbeit zu motivieren. Er selb­st sagte dazu bei einem Zeitzeu­genge­spräch: “Wir alle sind Zeu­gen unser­er Zeit.” Und so wie er, soll­ten auch wir die Zeichen unser­er Zeit erken­nen und gegen Ras­sis­mus, Diskri­m­inierung, Faschis­mus und Anti­semitismus vorgehen.

Auf­grund des beson­deren Anlass­es, dem Geburt­stag Keil­sons, gestal­teten Schü­lerIn­nen des Gym­na­si­ums “Bertolt Brecht” eine Vor­lesung, bei der mehrere bedeu­tende lyrische Werke dargestellt, sowie Auszüge aus seinem ersten Roman “Das Leben geht weit­er” gele­sen wur­den. Etwa 25 BesucherIn­nen, darunter Schü­lerIn­nen und LehrerIn­nen des Gym­na­si­ums als auch der Bürg­er­meis­ter, waren bei der Ver­anstal­tung in der nach Hans Keil­son benan­nten Bad Freien­walder Bib­lio­thek zugegen.

Eines sein­er Gedichte wollen wir hier mit auf­führen. Er ver­fasste es während seinem Exil in Anlehnung an das Gedicht “Nachtgedanken“ von Hein­rich Heine mit den all­ge­mein bekan­nten Versen “Denke ich an Deutsch­land in der Nacht / dann bin ich um den Schlaf gebracht”. Das Gedicht Keil­sons beschäftigt sich eben­falls mit den Gedanken an das ein­stige Heimat­land während dem Exil.

Vari­a­tion” – von Hans Keilson

Denke ich an Deutsch­land in der Nacht — Wie oft hab ich den Vers gele­sen und dessen, der ihn schrieb gelacht. Er wär mein Brud­er nicht gewesen.

Ich nicht – ich bin aus andrem Holz, dacht ich, mich kann die Axt nicht ker­ben, ich trage meinen harten Stolz im Leben hart – hart auch im Sterben

 

Doch lieg ich jet­zt und gar so wund in frem­den Land und scheu das Licht. Es tönt aus meines Kindes Mund ein andr­er Klang als mein Gedicht.

 


Und wenn es däm­mert, ziehn vom Meer Flieger her­auf zur Phos­pho­rschlacht. Ich lieg auf meinem Lager, schw­er. Denk ich an Deutsch­land in der Nacht.

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Aus Nachbarn wurden Juden”

Am 24.11.2008 fand im Jugend‑, Kultur‑, Bil­dung- und Bügerzen­trum “Offi” die Eröff­nung der noch bis zum 5. Dezem­ber gastieren­den Ausstel­lung “Aus Nach­barn wur­den Juden — Aus­gren­zung und Selb­st­be­haup­tung zwis­chen 1933 und 1942” des LAP (Lokaler Aktion­s­plan Märkisch-Oder­land) zum Gedenken an die Opfer der Reich­s­pogrom­nacht 1938 statt.

Die Eröff­nung bein­hal­tete einen Vor­trag mit anschließen­der Diskus­sion und wurde mit dem The­ater­stück “Die Ermit­tlung”, welch­es auf Zeu­ge­naus­sagen des Frank­furter Auschwitz-Prozess­es, der zwis­chen 1963 und 1965 stat­tfand am heuti­gen Vor­mit­tag fort­ge­führt, bei dem ca. 150 BesucherIn­nen teilnahmen.

Das The­ater­stück “Chi­ka” wird am 27.11.2008 um 10.00 Uhr vor­ge­tra­gen. Sie zeigt die Geschichte eines fün­fjähri­gen jüdis­chen Jun­gen zur Zeit des Zweit­en Weltkrieges in einem pol­nis­chen Ghet­to. Ein Kind erlebt, wie hart, ungerecht, schmerzhaft Krieg und Juden­ver­fol­gung sind.

Die Ausstel­lung find­et vom 24.11.2008 bis 05.12.2008 im Jugend‑, Kultur‑, Bil­dung- und Bügerzen­trum “Offi” in der Berlin­er Straße 75 statt, wozu weit­er­hin alle Inter­essierten ein­ge­laden sind.

Öff­nungszeit­en: Mon­tag: 09.00 Uhr — 18.00 Uhr und Dien­stag — Fre­itag: 09.00 Uhr — 21.00 Uhr

Bilder der Ver­anstal­tung gibt es auf http://www.frw.antifanews.de/

Inforiot