Kategorien
Antifaschismus Law & Order

Hussitenfest 2012: Angriffe von Nazis auf Stand des Jugendtreff DOSTO

Am Woch­enende wurde unser Getränke­stand auf dem Hus­siten­fest, dessen Aktive und Besucher_innen mehrfach von Nazis ange­grif­f­en. Dabei wurde ein Jugendlich­er geschla­gen, eine weit­ere Jugendliche bespuckt und mehrere Per­so­n­en bedro­ht und beschimpft. Außer­dem wurde die Fahne des Jugendtr­e­ffs vom Stand heruntergerissen.

 

Seit Jahren organ­isieren wir auf dem Mit­te­lal­ter­markt des Bernauer Hus­siten­festes einen Stand und verkaufen Getränke und beteili­gen uns mit unser­er Feuer­show­gruppe an kün­st­lerischen Auftrit­ten. Seit Jahren bleibt dies nicht unbe­merkt von Nazis aus der Region. Seit Jahren weiß auch die Stadt, dass Nazis auf dem Fest und dem anliegen­den Rum­mel Bier trinken und somit eine Gefahr nicht nur für uns, son­dern vor allem für die inter­na­tionalen Gäste und Händler_innen, Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund und für alle Anderen, die nicht ins beschränk­te Welt­bild der Nazis passen, darstellt.

 

Wir ken­nen kein Jahr in dem wir nicht bedrohliche Blicke und belei­di­gende Sprüche von vor­beige­hen­den Nazis bekom­men haben. Doch an diesem Woch­enende haben diese eine deut­liche Gren­ze über­schrit­ten: Wir wur­den ganz gezielt provoziert, beschimpft und bedroht!

 

Wir ken­nen einige der Angreifer,weil sie regelmäßig auf Nazi­aufmärschen auflaufen: Es sind Nazis aus Bernau und der Umge­bung, die das Fest nicht nur zum Saufen nutzten, son­dern auch um uns bewusst einzuschüchtern und uns vom Fest zu verdrängen!

 

Wir lassen uns nicht ein­schüchtern, und fordern die Stadt auf, deut­liche Maß­nah­men gegen Nazis in Bernau zu ergreifen, die Angriffe nicht zu ver­harm­losen und den Betrof­fen ihre Unter­stützung zu zeigen!

 

Am 3. Juli wer­den wir ein Konz­ert aus Sol­i­dar­ität mit den Betrof­fe­nen und aus Protest gegen Nazis veranstalten!

Wir lassen uns den Platz von Nazis nicht nehmen!

 

Jugendtr­e­ff DOSTO/ biF e.V. Bernau, 12.06.2012

Kategorien
Law & Order

Tag X in Strausberg

Dem Alter­na­tiv­en Jugend­pro­jekt „Horte“ in Straus­berg (Märkisch Oder­land) wurde am 24. Mai der Mietver­trag gekündigt. Die Vorschläge für einen neuen Ver­trag blieben bish­er unbeant­wortet. Am Don­ner­stag, den 31.05. trafen sich deshalb 50 Jugendliche für bun­ten und laut­starken Protest vor der Stadtver­wal­tung (siehe auch: Bericht des Horte). In Rede­beiträ­gen wurde auf die unsichere Sit­u­a­tion des Jugend­pro­jek­tes aufmerk­sam gemacht. Von dort aus zogen sie durch die Alt­stadt und ende­ten vor der Straus­berg­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung um ihr Anliegen vorzutragen.

Das Alter­na­tive Jugend­pro­jekt 1260 e.V. ist seit 17 Jahren Träger des Horte in der Peter-Göring-Str. 25. Am let­zten Don­ner­stag erhiel­ten wir eine Kündi­gung“, begann Jen­ny Kaiser, eine Vertreterin des Pro­jek­ts, während der Ein­wohn­er­frages­tunde der Straus­berg­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung. “Die Stadt und der Bil­dungsauss­chuss kündigten an über einen neuen Ver­trag zu reden. Bis April gab es keine Aktiv­itäten und auch auf den Vorschlag von Aktiv­en des Hort­es gab es keine Reak­tion”, erk­lärte sie.

Sie fragte Bürg­er­meis­terin Elke Stadel­er: „Wann wird es einen Ver­hand­lung­ster­min geben?“. Diese antwortet sichtlich gen­ervt, dass die Ver­tragsaushand­lung sehr kom­plex sei und ein­er poli­tis­chen Entschei­dung bedürfe, da es kein Ver­trag der laufend­en Ver­wal­tung sei. Der Ver­trag solle eine län­gere Laufzeit haben, ob dass dann 30 Jahre seien müsse noch entsch­ieden wer­den, so Stadel­er. Eine rechtlich-fundierte, tief­gründi­ge Ver­trags­gestal­tung sei notwendig, die Stadt sei Eigen­tümer und „Eigen­tum verpflichtet“, stellte sie her­aus. Alles Weit­ere müsse in Auss­chüssen und der Stadtverord­neten­ver­samm­lung berat­en werden.

 

Der aktuelle Mietver­trag existiert seit 1995, und läuft reg­ulär zum 31.12.2012 aus. Um das Ende des Ver­trages sicherzustellen, musste die Stadt uns unter Ein­hal­tung der Kündi­gungs­frist bis zum 30.06.2012 kündi­gen. Son­st hätte der Ver­trag sich sich automa­tisch um 5 Jahre ver­längert.“ schrieb der AJP 1260 in ein­er Stel­lung­nahme am 29. Mai. Mündliche Beken­nt­nisse für den Erhalt des Jugend­pro­jek­tes gab es in der Ver­gan­gen­heit viele, auch während der Stadtverord­neten­ver­samm­lung wurde diesen erneuert. Im April gab es eine Ein­ladung an Stadtverord­nete in den Räu­men des Horte — „Kaf­fee und Kekse standen bere­it – nur nie­mand kam.“

Auch an die Frak­tio­nen wandte sich Kaiser an diesem Abend: „Wie gedenken Sie einen der größten Träger der freien Jugend­hil­fe der Stadt zu unter­stützen?“, fragt sie. Frau Bur­gahn antwortete für die Frak­tion Die Linke: „Wir sind für die Stärkung der Vere­ins­land­schaft ohne Abstriche“. Die Linke-Frak­tion sei bere­it, gemein­sam mit den Vertreter_innen des AJP 1260 e.V. nach ein­er Lösung zu suchen. Sowohl Die Linke, als auch die Vertreter_innen der SPD, CDU und der offe­nen Frak­tio­nen luden den Vere­in zu Gesprächen ein. Frau Knep­pen­berg von der SPD-Frak­tion mah­nte an, der Ver­trag müsse über­ar­beit­et wer­den. Aber es beste­he kein Grund zur Aufre­gung, da die Stadt grund­sät­zlich ein neuen Ver­trag für das Horte wolle. Der Vertreter der Offe­nen Frak­tion betonte, dass das Ziel nicht sein kann, dass es das Pro­jekt nicht mehr gibt. Den­noch sollte die Ver­hand­lung emo­tion­s­los und sach­lich geführt werden.

Bere­its im Laufe der Woche gab es ver­schieden kreative Aktio­nen. In der ganzen Stadt wur­den Frageze­ichen verteilt, gek­lebt und gehangen. „Dies sollte ein Aus­druck unser­er verun­sicherten Sit­u­a­tion sein, weil uns nicht klar ist wie es weit­er gehen kann“, erk­lärt das Horte-Kollektiv.

Wir hof­fen, dass der von der Bürg­er­meis­terin so tre­f­fend beschriebene Weg durch die unzäh­li­gen, notwendi­gen Abstim­mungsin­stanzen sich nicht noch über das gesamte Jahr hinzieht. Pla­nungssicher­heit ist eine der wichtig­sten Rah­menbe­din­gun­gen unser­er Arbeit.”

Kategorien
Law & Order

Wir ziehen um !!! Am Tag x+x / Helft alle mit

Es ist soweit, nach 17 Jahren ?Sor­gen­freies- Leben? im Horte. Läuft unser Ver­trag mit der Stadt aus? Ist der Ver­trag gekündigt? Zieht das Horte um? So weit ist es zum Glück noch nicht kom­plett. Wie einige sich­er bemerkt haben, gab es einen etwas ver­wirren­den Text, der die Sit­u­a­tion ein wenig über­spitzt hat. Darum wollen wir nochmal alle wichti­gen Infor­ma­tio­nen hin­ter­her­schieben. Der aktuelle Mietver­trag existiert seit 1995, und läuft reg­ulär zum 31.12.2012 aus. Um das Ende des Ver­trages sicherzustellen, musste die Stadt uns unter Ein­hal­tung der Kündin­gungs­frist bis zum 30.06.2012 kündi­gen. Son­st hätte der Ver­trag sich sich automa­tisch um 5 Jahre ver­längert. In der Ver­gan­gen­heit wur­den wir mehrfach von ver­schiede­nen Per­so­n­en seit­ens der Stadt Straus­berg darauf hingewiesen, dass unser Ver­trag aus­läuft. Wie immer wurde dabei betont, dass selb­stver­ständlich nie­mand die Absicht habe, unser Haus zu schließen. Trotz­dem wurde uns während kleiner­er Unstim­migkeit­en mit der Stadt (Lärm­beläs­ti­gung, Sicher­heits­bege­hung) nahe gelegt, unser Han­deln doch im Sinne der bevorste­hen­den Ver­hand­lun­gen zu über­prüfen, was uns klar zeigte, dass sie uns nicht vergessen und uns natür­lich frist­gerecht die Kündi­gung zu kom­men lassen wür­den. Auch das plöt­zliche Bedürf­nis der Stadt, die Wohn­räume des Haus­es inspizieren und auf Sicher­heit über­prüfen zu wollen, irri­tierte uns in diesem Zusam­men­hang. Kurzum, es man­i­festierte sich bei uns mehr und mehr das Gefühl, dass die Stadt ein genaueres Auge auf uns wirft, ohne dabei wirk­lich auf uns zu zu gehen. Aber wenn der Berg nicht zum Propheten kommt.… Seit Anfang des Jahres beschäfti­gen wir uns in ver­schiede­nen Grup­pen mit einem neuen Ver­trag, den Ver­hand­lun­gen und auch mit der all­ge­meinen Strate­gie. Anfang März war dann unser Vorschlag für einen neuen Mietver­trags fer­tig. Im Auss­chuss für Jugend, Kul­tur, Soziales und Sport wur­den von uns alle Abge­ord­neten und auch die Stadtver­wal­tung zu einem Gespräch/ ersten Ver­hand­lun­gen ein­ge­laden. Zu diesem Ter­min erschien (völ­lig kom­men­tar­los) nie­mand. Jet­zt haben wir unseren Ver­tragsen­twurf der Ver­wal­tung (Bürg­er­meis­terin und Ord­nungsamt­slei­t­erin) zukom­men lassen. Dieser wurde bish­er noch nicht kom­men­tiert. Bis zu dem Zeit­punkt, an dem wir klar wis­sen, was genau die Stadt in einem neuen Ver­trag fordert, sind wir arbeit­stech­nisch eingeschränkt, da wir nicht abschätzen kön­nen, in welch­er Form bzw. in welch­er Höhe wir zukün­ftig noch mit finanziellen För­der­mit­teln rech­nen kön­nen. In inof­fiziellen Seit­enge­sprächen wur­den bere­its so krude Anre­gun­gen geäußert, dass wir auch über ein anderes Objekt nach­denken soll­ten. Auf­grund dieser (nicht-)Haltung der Stadtverord­neten bzw. der Ver­wal­tung befürcht­en wir, dass die Instanzen der Stadt uns weit­er­hin hin­hal­ten und uns mit beruhi­gend wirk­enden, schwammi­gen inof­fiziellen Worten abspeisen wird, um uns dann unter Zeit­druck einen Ver­trag aufzu­drück­en, der unser­er bish­eri­gen Arbeitsweise bzw. Struk­tur vol­lkom­men ent­ge­gen­ste­ht (Ver­tragslaufzeit, Mietkosten fürs Haus, eingeengte Nutzungs­frei­heit­en, aufgezwun­gene Mit-/ Unter-/ Über­mi­eter). Bei all diesem schwammi­gen Vorge­hen ist unsere Mei­n­ung klar! Unab­hängige, selb­stor­gan­isierte Jugend­kul­tur ist ein Muss für unser Straus­berg! Und eine Förderung dafür übri­gens auch. Musik, Far­ben, coole Trend­sportarten wie Roller­fahren, handw­erk­lich­es Geschick, Selb­st­bes­tim­mung, Diskus­sio­nen über die wichti­gen The­men der Welt.… Das gilt es für kom­mende Gen­er­a­tio­nen zu erhal­ten und zu stärken. Daher haben wir uns über­legt, einen Aktion­stag nach der bere­its eingetrof­fe­nen der Kündi­gung zu ver­anstal­ten. Ver­schiedene Grup­pen arbeit­en daran, den Tag mit Aktio­nen und Spaß zu gestal­ten. Was bish­er ste­ht: Tre­f­fen am Tag X+x um 14 Uhr am Horte. Für Musik und Mampf ist gesorgt. Um das Über­raschungsmo­ment nicht jet­zt schon zu vergeu­den, gibt es noch keine genaueren Details. Wenn ihr am Tag X+x dabei sein wollt, wenn jemand noch Ideen hat oder spon­tan etwas beitra­gen kann, oder ihr nähere Infos braucht, meldet euch beim Horte-Kollek­tiv und schickt eure aktuelle Tele­fon­num­mer an: ajp1260@inforiot.de, damit wir euch einen Tag vorher erre­ichen kön­nen. Natür­lich kön­nt ihr euch auch auf www.horte-srb.de oder auf Face­book informieren oder ein­fach mal zu ein­er Brause, ?ner Wein­schor­le oder nem kühlen oder war­men Blonden oder Brünet­teren an der Bar oder beim Liebling eures Ver­trauens nach­fra­gen. Oder zum näch­sten Plenum kom­men. Oder zur Vokü Um uns endlich Gehör zu ver­schaf­fen, müssen wir viele sein! Wir wollen zeigen wie Bunt, Vielfältig, Energievoll, Laut und vor allem Notwendig unser Haus ist. Also bringt alle eure Fre­unde und Freund_innen mit!

Kategorien
(Anti-)Rassismus Law & Order

Spenden für William Ikor

Am ver­gan­gen Don­ner­stag traf die Härte­fal­lkom­mis­sion eine Entschei­dung gegen William Ikor, der seit Jan­u­ar bei uns im Kirchenasyl lebt. William soll kein Bleiberecht erhal­ten. Wir bedauern diese Entschei­dung außeror­dentlich. Nach inten­siv­en Gesprächen mit uns hat sich William nun für die beste der schlecht­en Möglichkeit­en, die ihm noch bleiben, entsch­ieden: Er wird frei­willig nach Kamerun ausreisen.

Diese Entschei­dung hat William auch deshalb getrof­fen, um das Risiko ein­er Fes­t­nahme am Flughafen in Kamerun zu min­dern. Denn bei ein­er von Beamten der Bun­de­spolizei begleit­eten Abschiebung wäre er mit hoher Wahrschein­lichkeit festgenom­men und wom­öglich in Haft genom­men wor­den. Derzeit sind wir dabei, mit ein­er Rück­kehrhil­f­sor­gan­i­sa­tion in Kamerun zu vere­in­baren, dass er direkt am Flughafen abge­holt und unter­stützt wird. Auch das soll, so hof­fen wir, das Risiko für ihn verringern.

Mit dem Leit­er der Aus­län­der­be­hörde, Her­rn Döbel, haben wir die frei­willige Aus­reise von William bere­its vere­in­bart. Damit wird ver­hin­dert, dass William in Abschiebe­haft genom­men wird, das hat uns Herr Döbel zugesichert. Noch heute hat William von der Zeit in der Abschiebe­haft in Eisen­hüt­ten­stadt ein Trau­ma. Mit der frei­willi­gen Aus­reise bleiben ihm die Hand­schellen bei der Abschiebung erspart.

Eine frei­willige Aus­reise bedeutet aber auch, dass William den Flug selb­st bezahlen soll. Es ist klar, dass William dazu nicht in der Lage ist. Wir haben daher für ihn das Geld für den Flug vorgestreckt und ein Flugtick­et für Fre­itag, 1. Juni, gekauft.

Wir brauchen unbe­d­ingt noch ein­mal Ihre Hil­fe. Aber dieses Mal geht es nur mit Geld und Gebet! Wir brauchen Geld für den Flug und wir möcht­en William eine Starthil­fe in Kamerun geben. Nach elf Jahren in Bran­den­burg wird es für ihn in Kamerun nicht leicht wer­den. Er braucht unsere Unterstützung.

Bitte über­weisen Sie das Geld an:

Evan­ge­lis­ch­er Kirchenkreis Rathenow
Kto.-Nr. 3861008890
Mit­tel­bran­den­bur­gis­che Sparkasse
BLZ 1605 0000
Ver­wen­dungszweck: „für William“

Sie kön­nen Ihre Spende auch im Kirchen­büro, Kirch­platz 10 in Rathenow abgeben. Bitte schreiben Sie auf die Umschläge „für William“.

Im Namen der Näch­sten­liebe
geseg­nete Pfingsten

Wolf Schöne

Evan­ge­lis­che Kirchenge­meinde St. Marien-Andreas zu Rathenow
Kirch­platz 10
14712 Rathenow
Tel. 03385 512390 oder 516006

Kategorien
Antifaschismus Law & Order

12. Mai Naziaufmarsch Cottbus Erstauswertung

+ Bre­ites Bünd­nis protestiert mit Früh­stück, Demon­stra­tion und Sitzblock­aden + Polizei set­zt Aufzug der Neon­azis mit Gewalt durch + Kri­tik an Ein­satzkräften der Polizei 

Am 12. Mai gab es anlässlich eines Neon­azi­auf­marsches der NPD einen Aktion­stag unter dem Mot­to “Gren­zen­los leben ohne Nazis”. Darunter fie­len zahlre­iche Proteste und Aktio­nen sowiene­un Sitzblock­aden. Den nach Polizeiang­ben 100 Neon­azis standen mehr als 700 Protestierende ent­ge­gen. Der Tag begann mit einem interkul­turellen Bürg­er­früh­stück im Brunschwigpark,welches im Anschluss zu ein­er Demon­stra­tion durch den Cot­tbuser Stadt­teil Ströb­itz wurde. Auf der Demon­star­tion sprachen u.a. Beate Klars­feld, die Bil­dungsmin­is­terin Mar­ti­na Münch und eine Vertreterin eines inter­na­tionalen Stu­di­en­gangs an der BTU Cot­tbus. Der Tag endete mit einem kleinen Straßen­fest. Cot­tbus Naz­ifrei! ist mit den Protesten zufrieden, kri­tisiert aber die­u­nangemessen Aktio­nen der Polizei. +++ Fotos Nazi­auf­marsch: http://www.flickr.com/photos/63402479@N08/sets/72157629739923028/ +++

Der Aktion­stag “Gernzen­los leben ohne Nazis”, zu dem unter anderem der “Cot­tbuser Auf­bruch” und das Bünd­nis “Cot­tbus Naz­ifrei!” aufgerufen hat­ten, begann mit einem Akt der Sol­i­dar­ität: sol­i­darisch wurde das Essen im Brun­schwig­park auf einem Buf­fet geteilt, u.a. mit inter­na­tionalen Studieren­den der BTU Cot­tbus. Auf der Kundge­bung dort wur­den ver­schiedene Reden, z.B. von der inves­tiga­tiv­en Jour­nal­istin Beate Klars­feld gehal­ten, die in der Bun­desre­pub­lik zahlre­iche Alt­nazis ent­tarnt hat­te. Klars­feld warnte vor der NPD und sprach sich mit Nach­druck für ein Ver­bot der Partei aus. Eine Vertreterin des inter­na­tionalen Stu­di­en­gangs ERM der BTU Cot­tbus schilderte die Sit­u­a­tion ihrer Komili­to­nen, die sich im All­t­ag bedro­ht fühlen. Unter­stützung gab es auch vom Bünd­nis “Kein Ort für Nazis”, das eigens aus Frank­furt (Oder) angereist war, um gemein­sam mit den Cot­tbusern zu protestieren. 

Der Demon­stra­tionszug mit rund 700 Teil­nehmenden set­ze sich dann in Rich­tung Bahn­hof in Bewe­gung. Als der Demon­stra­tionszug den Spree­wald­bahn­hof erre­ichte wurde die Kreuzung vor dem Hin­ter­aus­gang des Haupt­bahn­hofs durch mehr als 400 Men­schen block­iert. Nach mehr als ein­er Stunde wur­den die Umher­ste­hen­den Zeuge, wie die Polizei rund 90 Neon­azis den Weg frei machte und unter ihren Augen über den Bürg­er­steig hin­ter ein­er Bushal­testelle an den Block­aden vor­bei führte. 

Das Han­deln der Polizei war reine Pro­voka­tion. Sie hätte das Häufchen zugereis­ter Ewiggestriger in die Züge brin­gen und nach Hause schick­en sollen”, so Son­ja Newiak (60) und Mit­glied des Sprecher*innenrates von Cot­tbus Naz­ifrei! . “Gegen den Neon­azi­auf­marsch am 12. Mai haben zwei große Bünd­nisse mit unter­schiedlich­sten Organ­i­sa­tio­nen mobil­isiert. Den­noch set­ze die Polizei unter den Augen von Fam­i­lien und Kindern den Auf­marsch ein­er Partei durch, welche die Mei­n­ungs­frei­heit abschaf­fen will! Mit unseren Protesten haben wir aber ein deut­lich­es Zeichen geset­zt, dass wir den Nazis die Straßen nicht über­lassen.” Der Demon­stra­tionszug der Neon­azis wurde mehrfach umgeleit­et, dauerte 5 Stun­den und oft­mals musste die Neon­azis taten­los herum stehen. 

Doch die Protestieren­den wurde nicht müde und starteten immer neue Block­ade­v­er­suche ent­lang der Auf­marschroute der Neon­azis. z.B. mit mehr als 150 Men­schen auf der Sandow­er Brücke. Unter anderem wurde ver­sucht den Zugang zur Oberkirche zu block­ieren, da dort die erste Kundge­bung stat­tfind­en sollte. Dann erfol­gten Block­aden mit bis zu 200 Teil­nehmer auf den strate­gisch wichti­gen Spree­brück­en. Ins­ge­samt fan­den acht Block­aden in der Cot­tbuser Innen­stadt statt. Als die Nazidemon­stra­tion über die Sandow­er Straße auf die beset­zte Brücke zukam, eskalierte die Sit­u­a­tion: Neon­azis zün­de­ten Böller und ver­sucht­en, diese in Rich­tung der Block­ieren­den zu wer­fen – daraufhin schlu­gen Ord­ner der NPD auf Teil­nehmer der eige­nen Demon­stra­tion ein. Die Block­ade dage­gen hielt stand, weshalb die Polizei die Route verkürzte und den Aufzug der Neon­azis auf der Alt­stadt­seite in Rich­tung Franz-Mehring Straße weit­er­leit­ete. Dort war bere­its die zweite Block­ade errichtet, welche die Polizei räumte. Daraufhin formierte sich auf der Franz Mehring Straße, Höhe Bries­man­nstraße eine weit­ere Sitzblock­ade von 30 Protestieren­den. Diese wurde vor den Augen eines städtis­chen Sozialar­beit­ers unter der Anwen­dung von Trit­ten, Schmerz­grif­f­en, Wür­gen und Faust­stößen geräumt. Trotz friedlich­er Sitzblock­aden war die Lage in der Stadt anges­pan­nt. “Cot­tbus Naz­ifrei!” liegen Gedächt­nis­pro­tokolle von Augen­zeu­gen vor, die detail­liert beschreiben, wie sich drei Polizis­ten an einen jun­gen Mann her­an schle­ichen und diesen hin­ter­rücks bru­tal zu Boden zwingen. 

Das unangemessene Vorge­hen der Polizei mag auch an der Art der einge­set­zten Beamten liegen. Vielerorts wur­den Kräfte der Beweis­sicherungs- und Fes­t­nah­meein­heit­en (BFE) aus Sach­sen und Rhein­land-Pfalz einge­set­zt, deren Auf­gabe ger­ade nicht in der Deeskala­tion beste­ht. Hierzu Sascha Kahle von Cot­tbus Naz­ifrei!: “Ich ver­ste­he nicht, warum solche Prügelpolizis­ten einge­set­zt wur­den, die BFE-Ein­heit­en reagierten unangemessen und unpro­fes­sionell. Die Block­aden von “Cot­tbus Naz­ifrei!” ver­liefen immer friedlich! Wir haben stets betont, dass wir einen gewalt­freien Aktion­skon­sens haben und dass von uns keine Eskala­tion aus­ge­hen wird! Daran haben wir uns auch dieses Mal gehal­ten! Das Vorge­hen der Polizei war völ­lig unangemessen und inakzept­abel! Wir möcht­en uns bei den Block­iererin­nen für ihr besonnenes Ver­hal­ten bedanken und freuen uns, dass sie trotz der anges­pan­nten Lage immer wieder mutig und entschlossen gehan­delt haben.” 

Frus­tri­ert von den Verzögerun­gen und Umleitun­gen, gelang es einem Neon­azi-Schlägertrupp, den NPD-Auf­marsch zu ver­lassen und sich frei durch die Innen­stadt zu bewe­gen. Dabei kam es zu einem weit­eren Über­griff von Seit­en der Neon­azis. “Nation­al­sozial­is­mus” rief ein­er der Sprech­er auf der Neon­azis-Kundge­bung dann später auch in der Franz-Mehring-Str. kurz vor dem Sprem­berg­er Turm und offen­barte damit die Ide­olo­gie der NPD – er kor­rigierte dann schnell auf “Nationaler Sozialismus”. 

Cot­tbus Naz­ifrei! liegen derzeit bere­its Fotoauf­nah­men zu Anwen­dung von Schmerz­grif­f­en und Fußtrit­ten gegen Protestierende vor. Zum gegen­wär­ti­gen Zeit­punkt wer­den noch weit­ere Bild- und Videoauf­nah­men aus­gew­ertet. Am heuti­gen Abend, dem 14.05. um 20.00 Uhr find­et in der Parzel­len­str. 79 ein Tre­f­fen mit Volk­sküche statt, wo weit­ere Infor­ma­tio­nen zu den Vorkomm­nis­sen rund um die Proteste gesam­melt wer­den. Cot­tbus Naz­ifrei! bit­tet alle, die am Sam­stag Zeuge oder selb­st Opfer von Polizei- oder Nazige­walt gewor­den sind, sich zu melden. Eine E‑Mail an kontakt@cottbus-nazifrei.info genügt. 

Zum Schluß erk­lärt Kahle: “Trotz unschön­er Szenen ziehen wir eine pos­i­tive Bilanz. Wir haben den Nazis die Straßen nicht über­lassen, diese kon­nten nur durch mas­siv­en Ein­satz von Polizei demon­stri­eren. Nun wird es aber auch weit­er darauf ankom­men, pos­i­tive Alter­na­tiv­en zu leben und auch im All­t­ag keinen Ras­sis­mus zu tolerieren. Beson­ders für Jugendliche ist sicht­bar gewor­den, dass sie sich durch Ras­sis­mus selb­st aus­gren­zen. Den NPD-Kadern muss klar gewor­den sein, dass ihre Ide­olo­gie in Cot­tbus und Bran­den­burg auf klare Ablehnung seit­ens der Bevölkerung stößt.” 

Zusam­men­fas­sung:

Hun­derte Block­ierende und ca. 100 Neon­azis (Polizeiangabe)

Auf den Kundge­bun­gen der Protestieren­den sprachen: 

Mar­ti­na Münch, Bil­dungsmin­is­terin
Beate Klars­feld, Inves­tiga­tivjour­nal­istin,
Hol­ger Kelch, Bürg­er­meis­ter der Stadt Cot­tbus
eine Vertret
erin der inter­na­tionalen Studieren­den
Die DGB-region­alvor­sitzende Mar­i­on Scheier
Jür­gen Maresch, MdL Die Linke 

Überblick über die 9 Sitzblockaden: 

große Block­ade Spree­wald­bahn­hof — 400 Men­schen
Wil­helm Külz Str. / Bushal­testelle — 50 Men­schen
Hubert­straße / Annen­str — 50 Men­schen
Friedrich Lud­wig Jahn Str / Puschk­in­prom­e­nade — 40 Men­schen
Puschk­in­prom­e­nade — 20 Men­schen
Sandow­er Brücke — 150 Men­schen
Brücke Franz Mehring Str Höhe Tuch­fab­rik — 150 Men­schen
Franz Mehring Str Höhe Fit­ness First — 30 Men­schen (bru­tale Räu­mung)
Schiller­str / Carl von Ossi­et­z­ki-Str. — 200 Men­schen
Über­griff durch Nazi-Schläger die sich frei durch Innen­stad bewegten.

Kategorien
Antifaschismus Law & Order

Blockaden ohne Folgen?

So titelt zumin­d­est die MAZ am 24.04. in ihrer Onlin­eaus­gabe. Gemeint ist damit, dass die über­wiegende Mehrheit der Ver­fahren gegen Antifaschist_Innen eingestellt wur­den. Das ist gut und das war ja auch der einzig gang­bare Weg! Wären die Ver­fahren mit enormem Aufwand durchge­set­zt wor­den – nie­mand hätte den Zick­Za­ck-Kurs in Neu­rup­pin ver­standen. Ein­mal wird eine Block­ade geduldet (09.07.2011), ein anderes Mal bru­tal geräumt (24.09.2011) und dann gibt es wieder eine stre­ichelzahme Polizei an den Block­aden vom 14.04.2012.

Der Kurs, der sich in Bran­den­burg in den let­zten Monat­en abze­ich­net ist, dass die Ver­ant­wortlichen bere­it sind, das Recht auf Ver­samm­lungs­frei­heit auch Antifaschist_Innen einzuräu­men, wenn diese sich mit friedlichen Sitzblock­aden gegen Nazi­auf­marsche wehren. Dies führt dann auch zu der abstrusen Sit­u­a­tion, dass sobald die Polizeiführung an ein­er Block­ade ein­trifft, eine Anmel­dung der Block­ade möglich (siehe Neu­rup­pin) und diese für einen begren­zten Zeitraum geduldet wird.

Bei aller berechtigter Kri­tik an diesem Ver­fahren, ermöglicht sie zumin­d­est die Per­spek­tive, dass Nazi­aufmärsche in Bran­den­burg in Zukun­ft deut­lich verkürzt wer­den kön­nen. Klar ist aber auch, dass die Polizei hier eine deut­liche Lin­ie zieht: sobald eine Block­ade als “Ver­hin­derungs­block­ade” (so der Sprachge­brauch) deklar­i­ert wird, wird sie nicht geduldet, sprich geräumt wer­den. Mit diesem Kniff ver­sucht die Polizei einen Inter­esse­naus­gle­ich zu schaf­fen und fährt einen spür­bar deeskala­tiv­en Kurs. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Strate­gie in Zukun­ft bewähren wird.

Wer doch noch mit Ver­fahren und Anzeigen kon­fron­tiert wird, meldet sich bitte bei uns – ins­beson­dere jene Antifaschist_Innen, die nach dem Nazi­auf­marsch in Neu­rup­pin fest­ge­hal­ten und deren Per­son­alien fest­gestellt wurden.

Gemein­sam aktiv gegen Nazis – kämpferisch, entschlossen, solidarisch!

Kategorien
(Anti-)Rassismus Law & Order

Die Amadeu-Antonio-Straße wird kommen. Nur wann?

Vor einem Jahr starteten wir die Ini­tia­tive für die Amadeu-Anto­nio-Straße in Eber­swalde, um die Mah­nung an den ehe­ma­li­gen angolanis­chen Ver­tragsar­beit­er, der Opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt wurde, im All­t­ag zu ver­ankern. Als Zeichen für den weit­er nöti­gen Ein­satz zur Über­win­dung von Ras­sis­mus emp­fahlen wir, einen Teil der Eber­swalder Straße zum 50. Geburt­stag von Amadeu Anto­nio am 12.08.2012 umzubenennen.

Wie zur Bestä­ti­gung der Dringlichkeit des Anliegens tötete im Juli ein Recht­ster­ror­ist in Nor­we­gen 77 Men­schen, Ende 2011 schreck­te die Mord­serie der Thüringer Naz­izelle und das Ver­sagen der Sicher­heits­be­hör­den viele Men­schen auf.

In Eber­swalde weit­ete sich der­weil die Debat­te für und gegen die Straßenum­be­nen­nung aus. Die Geg­n­er waren aus unter­schiedlich­sten Grün­den entwed­er strikt dage­gen oder unter­bre­it­eten immer neue Vorschläge, wie und wo das ehrende Gedenken an Amadeu Anto­nio noch würdi­ger, noch erfol­gre­ich­er, noch gebün­del­ter, noch bess­er und weniger anstößig platziert wer­den könnte.

Bürg­er­meis­ter Bogin­s­ki suchte ab Ende Feb­ru­ar nach einem für alle Seit­en annehm­baren Kom­pro­miss und ab Ende März eine deut­liche Mehrheit für die Straßenum­be­nen­nung. Diese Suche wurde vor der Sitzung des Fachauss­chuss­es am 17.04. been­det – offen­bar nach zunehmend ablehnen­den Äußerun­gen und der Formierung ein­er Bürg­erini­tia­tive gegen die Amadeu-Antonio-Straße.

Der Beschluss, der der Stadtverord­neten­ver­samm­lung am 26.04. vorgelegt wer­den soll, bein­hal­tet zwar die Erar­beitung eines Anti­ras­sis­muskonzepts und einen feier­lichen Akt zum 50. Geburt­stag, jedoch nicht mehr die Straßenum­be­nen­nung. Diese sei „vom Tisch“. Palan­ca e.V. und die Kam­pagne „Light me Amadeu“ beri­eten am 23.04.12 die sich abze­ich­nende Lage und erk­lären dazu: Wir begrüßen und unter­stützen kom­mu­nale Aktiv­itäten zur Ver­min­derung von Ras­sis­mus und zum Gedenken an Amadeu Antonio.

Wir bekräfti­gen unsere ursprüngliche Ini­tia­tive, weil wir sie vom Ort und vom Zeit­punkt her für richtig hal­ten. Darum wün­schen wir uns und Eber­swalde weit­er­hin die Amadeu-Anto­nio- Straße. Wir sind gewiss, dass die Umbe­nen­nung eines Tages kom­men wird. Anders als die Bürg­erini­tia­tive gegen die Umbe­nen­nung in ihren Unter­schriften­lis­ten bis
heute behauptet, wollen wir nicht die drei Kilo­me­ter lange Eber­swalder Straße im Stadt­teil Finow umbe­nen­nen, son­dern ein Drit­tel davon: den Bere­ich zwis­chen Heegermüh­ler Straße und Kopernikus­ring, weil dort die mörderische Het­z­jagd auf Amadeu Anto­nio geschah und die Heime der Ver­tragsar­beit­er standen.

Kategorien
Law & Order

Sitzblockaden 2.0 – alle Verfahren sofort einstellen!

Die Mel­dung selb­st, kam wie erwartet kurz vor einem Nazi­auf­marsch am 14.04.2012 in Neu­rup­pin, um damit Men­schen einzuschüchtern, die bere­it sind, sich mit Mit­teln des zivilen Unge­hor­sams gegen Nazis zu wehren.

Trotz­dem kam es erwartungs­gemäß wieder zu Block­aden, die (wie son­st auch) gewalt­frei abliefen, den Nazi­auf­marsch erhe­blich verkürzten und auch nicht von der Polizei geräumt wur­den. Es hat also weniger etwas mit “gel­ten­dem Recht” zu tun, als vielmehr mit dem poli­tis­chen Willen der Ver­ant­wortlichen das Naziprob­lem anzuge­hen oder tot zu schweigen.

Die Staat­san­waltschaft selb­st würde sich der Lächer­lichkeit preis­geben, soll­ten sie jet­zt ern­sthaft noch Ver­fahren eröff­nen – wir gehen daher davon aus, dass das Gros der Ver­fahren in den kom­menden Tagen eingestellt wird. Es bleibt aber abzuwarten, ob Per­so­n­en, die an der Vor­bere­itung der Block­aden aktiv beteiligt waren nicht doch exem­plar­isch bestraft werden.

In jedem Fall wer­den wir als Rote Hil­fe Neu­rup­pin die Betrof­fe­nen unterstützen!

Unsere Sol­i­dar­ität gegen ihre Gewalt – Nicht ganz legal, aber mehr als legitim!

Kategorien
Law & Order

MittenDrin gegen VS – 2:0

Wir wollen wirk­lich nicht schaden­froh klin­gen, aber: Wir habens euch doch gesagt!

Nach­dem wir im let­zten Jahr schon recht unschme­ichel­hafte Erwäh­nung im Ver­fas­sungss­chutzbericht fan­den, musste der Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg alle Erwäh­nun­gen des Mit­ten­Drin stre­ichen. Grund dafür war ein richter­lich­er Beschluss, nach­dem wir Klage ein­gere­icht hat­ten. Es wurde fest­gestellt, dass die dem Vere­in vorge­wor­fe­nen Punk­te halt­los, aus dem Zusam­men­hang geris­sen und extrem verz­er­rt dargestellt waren.

Im Anschluss stand unser Vere­in offen­sichtlich erst recht unter Beobach­tung, denn kurz darauf gab es Anquatschver­suche an Per­so­n­en, die mit unserem Pro­jekt ver­bun­den sind. Auch das miss­lang, aber der näch­ste Ver­fas­sungss­chutzbericht ließ nicht lange auf sich warten und siehe da: Da waren wir ja schon wieder, und aber­mals mit ein­er unhalt­baren Anschuldigung. Das, lieber Ver­fas­sungss­chutz, erin­nert schon sehr stark an ein trotziges Kind.

Doch in diesem Jahr wollte man offen­sichtlich Gericht­skosten sparen, denn schon nach­dem wir das erste Mal ankündigten, dass es auch dieses Mal ein Nach­spiel geben wird, wurde per Kom­men­tar auf unser­er Home­page vom Press­esprech­er des Innen­min­is­teri­ums angekündigt, dass die fragliche Pas­sage noch ein­mal über­prüft würde. Kurz danach verkün­dete er – eben­falls per Kom­men­tar – dass seit­ens des Ver­fas­sungss­chutzes mal wieder ungründlich recher­chiert wor­den war und die fraglichen Stellen ent­fer­nt wer­den wür­den. Das freut uns natür­lich – das spart Zeit und Geld.

Allerd­ings müssen wir uns doch sehr über die Art und Weise wun­dern, wie uns das mit­geteilt wurde. Per Kom­men­tar auf unser­er Home­page? Also wirk­lich, das ist schon irgend­wie stil­los… Ein offizielles Schreiben hätte doch wohl min­destens drin sein müssen. In Anbe­tra­cht des erneuten Ver­such­es, unseren Ruf zu schädi­gen, wäre wohl auch eine Pressemit­teilung angemessen gewe­sen. Aber nun gut, dann machen wir das eben selb­st. Und merken neben­bei fürs näch­ste Jahr an: Vielle­icht sollte der Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg uns VOR der Veröf­fentlichung kon­sul­tieren. Erspart bei­den Seit­en Zeit&Nerven.

Kategorien
Law & Order

Verzerrte Darstellung

Der Ver­fas­sungss­chutz stellt alarmierende Entwick­lun­gen in der Naziszene Bran­den­burgs fest. Gewarnt wird aber erneut vor den „link­sex­trem­istis­chen Gewalt­tätern“, die „Jagd auf Nazis machen“. 

Ein Kom­men­tar von Ulla Scharfenberg 

Der Ver­fas­sungss­chutzbericht attestierte der Bran­den­burg­er Neon­aziszene erschreck­ende Entwick­lun­gen in 2011. Die NPD werde zunehmend „naz­i­fiziert“, das recht­sex­treme Per­so­n­en­poten­zial sowie Neon­azi-Aktiv­itäten hät­ten sich „erhe­blich aus­gedehnt“, zudem hät­ten die Recht­sex­trem­is­ten den „Kampf­s­port für die Rekru­tierung und den Zusam­men­halt der Grup­pen“ ent­deckt. Alarmiert von diesen besorgnis­er­re­gen­den Ergeb­nis­sen schlussfol­gert Bran­den­burgs Ver­fas­sungss­chutzchefin, Win­friede Schreiber, logisch, dass die „Anstren­gun­gen der Zivilge­sellschaft“ erhöht wer­den müssen.

Bran­den­burg in Zahlen: 1.150 Neon­azis und 570 Linksextreme

Die Behörde selb­st glänzt jedoch vor allem in ihrer Anstren­gung Nazigeg­ner­in­nen und ‑geg­n­er zu krim­i­nal­isieren und eine ange­bliche Gefahr „von links“ her­aufzubeschwören. In der Rubrik „Antifa“ lis­tet der Ver­fas­sungss­chutz ganze vier antifaschis­tis­che Vor­fälle auf, darunter „Störver­suche“ eines „genehmigten NPD-Auf­marsches“ am 15. Feb­ru­ar, bei dem „eine Sitzblock­ade“ „durch die Polizei geräumt wer­den“ musste. Am 7. Mai beobachteten Ermit­tler eine Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Dem Wahnsinn ein Ende set­zen – Naziter­ror stop­pen“ in Pren­zlau, deren Anlass die „Nazige­walt“ in der Uck­er­mark war. Warum der Ver­fas­sungss­chutz Nazige­walt in Anführungsze­ichen set­zt ist unklar. Die Gefährlichkeit der rund 100 Teil­nehmerin­nen und Teil­nehmer kann nicht bezweifelt wer­den: „Tat­säch­lich führten Demon­stran­ten Gegen­stände bei sich, die gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz ver­stießen.“ Welche Gegen­stände das waren, ob Schuss­waf­fen oder Haar­spray-Dosen, erfahren wir lei­der nicht.

Zum Glück küm­mern sich die so genan­nten „Schlap­phüte“ inten­siv um die „link­sex­trem­istis­chen Gewalt­täter“, die „immer wieder aufs Neue“ bewiesen, „dass sie bewusst große Sach­schä­den, die Gefährdung von Men­schen­leben und schwere Ver­let­zun­gen von Men­schen in Kauf nehmen“. So führten die Lan­deskrim­i­nalämter Sach­sen und Bran­den­burg im Früh­jahr 2011 Razz­ien bei „Autonomen“ im Land­kreis Elbe-Elster durch, „die in Sach­sen und Bran­den­burg Jagd auf Recht­sex­trem­is­ten machten.“ 

Ten­den­z­iös und unzulässig

Mit Über­raschung mussten wir fest­stellen, dass die unsach­liche und verz­er­rte Darstel­lung des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzes weit­er anhält“, erk­lärt das Jugend­Wohn­Pro­jekt (JWP) „Mit­ten­Drin“ aus Neu­rup­pin in ein­er öffentlichen Gegen­darstel­lung zum Ver­fas­sungss­chutzbericht. Der Vere­in, der im Bericht von 2010 als Beispiel für „link­sex­trem­istis­che Aktiv­itäten in Jugendzen­tren“ geführt wurde, wehrte sich im let­zten Jahr erfol­gre­ich gegen die halt­losen Vor­würfe. Das Pots­damer Ver­wal­tungs­gericht warf dem Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz vor, „ten­den­z­iös und unzuläs­sig unge­nau“ gear­beit­et zu haben, was zur Folge hat­te, dass sämtliche Ein­träge über den „Mit­ten­Drin“ e.V. im Bericht geschwärzt wer­den mussten.

Zeigte sich die Behörde im ver­gan­genen Jahr noch ein­sichtig, als sie her­vorhob, die Arbeit des Vere­ins dur­chaus hoch zu schätzen und es niemals in ihre Absicht gewe­sen sei, diese zu gefährden, taucht „Mit­ten­Drin“ im aktuellen Bericht erneut auf. Auf Seite 149 heißt es: „Drei mut­maßliche Ange­hörige der ‚recht­en Szene‘ wur­den am 23.08.2011 in Neu­rup­pin (OPR) von etwa 20 Per­so­n­en aus dem Jugend­wohn­pro­jekt ‚Mit­ten­drin‘ ver­fol­gt und mit Steinen bewor­fen.” Diese Aus­sage sei genau­so reißerisch wie sach­lich falsch, erk­lärt „Mit­ten­Drin“ und stellt ihre Sicht der Geschehnisse auf sein­er Inter­net­seite dar: „Wir möcht­en beto­nen, dass kein­er der Nazis ange­fasst oder gar ver­let­zt wor­den ist, wie etwa der Ver­fas­sungss­chutzbericht sug­geriert.“ Die Vere­ins­mit­glieder fordern eine Richtig­stel­lung und weisen darauf hin, dass „die Behaup­tung, mit ‚Steinen bewor­fen‘ wor­den zu sein, (…) lediglich der Aus­sage der Nazis (entspringt), die dann von der Polizei über­nom­men wurde“. Eine Reak­tion des Ver­fas­sungss­chutzes blieb bis­lang aus.

Ach­ja, “die Ausländer”

Die link­sex­treme Gefahr in Bran­den­burg geht allerd­ings nicht nur von der Nazigeg­n­er­schaft aus. Weit­ere Sys­temge­fährdende The­men der Link­sex­trem­is­ten zählt der Ver­fas­sungss­chutz detail­liert auf, unter anderem: Anti­ras­sis­mus, Anti­re­pres­sion, Anti­mil­i­taris­mus, Glob­al­isierungskri­tik, Anti-AKW, sowie die Kri­tik der Extremismustheorie.

Und seien die Extrem­is­ten von rechts und links noch nicht bedrohlich genug, wid­met sich der Ver­fas­sungss­chutzbericht auch den alt­bekan­nten Islamis­ten und dem so genan­nten „Aus­län­derex­trem­is­mus“. Die 13 Seit­en des Berichts lassen sich aber zum Glück in nur drei Sätzen zusam­men­fassen. Erstens: „Wie bere­its in den ver­gan­genen Jahren lässt sich auch für das Jahr 2011 fest­stellen, dass im Land Bran­den­burg der islamistis­che Extrem­is­mus nicht zur Ent­fal­tung kam.“ Zweit­ens: „In Bran­den­burg gibt es keine Moscheen mit radikalen Predi­gern.“ Und Drit­tens: „Islamistis­ch­er Extrem­is­mus wie auch Aus­län­derex­trem­is­mus stag­nieren in Bran­den­burg auf niedrigem Aktivitätsniveau.”

Inforiot