Ab heute Montag, dem 17.12.2001, ist es nun endlich Realität, was in Rathenow schon lange ankündigt war. Mit Beginn dieser Woche beginnt die Videoüberwachung eines Teilabschnittes der Berliner Straße (B188) sowie des Parkplatzes einer Diskothek. Hier lokalisierte die örtliche Polizei, obwohl nur einen Steinwurf vom Ort des Geschehens entfernt, einen Kriminalitätsschwerpunkt. Rechtsextreme Jugendliche, die sich dort allwöchentlich zur Diskozeit sammeln und durch Straftaten auffielen, sollen beobachtet und dadurch angeblich abgeschreckt werden. Tatsächlich dürfte die Kamera aber nur ein Testobjekt für weitere Videoüberwachungsprojekte im Stadtbereich sein. Bereits vor mehreren Monaten, als die jetzige Kamera noch nicht installiert war, sprach Rathenows Bürgermeister Lünser in einem Pressebericht von einem weiteren Videoüberwachungsprojekt in der Innenstadt, womit Veranstaltungen jeglicher Art, vom einfachen Markt bis zur politischen Demonstration, gefilmt werden können.
Gegen Sicherheitswahn und Kriminalitätsparanoia!
Freiheit stirbt mit Sicherheit!
Alles im Blick
RATHENOW Gestern Vormittag, 10.30 Uhr: Randale auf dem Parkplatz der Diskothek Dancehouse. Zwei Männer, kurzgeschoren und mit schweren Stiefeln, werfen mit Bierbüchsen um sich, belästigen eine Frau und entreißen ihr die Handtasche. Doch bevor sie flüchten können, sind Einsatzkräfte der Polizei schon am Ort und nehmen die Randalierer fest.
Die Szene war gestellt: Mitarbeiter der Rathenower Polizeiwache hatten sich kurzzeitig in Verbrecher verwandelt, um die Effizienz der neuen Videoüberwachung zu demonstrieren. Denn das Geschehen flimmerte live über die drei Bildschirme, die gestern Vormittag in der Rathenower Wache in Betrieb genommen wurden. Die beiden Beamten an den Monitoren hatten das Geschehen jederzeit im Blick, die Alarmierung der Kollegen war in weniger als einer Minute auf den Weg gebracht.
Interessiert verfolgt wurde die Demonstration von Vertretern der Stadt sowie der versammelten Polizeispitze Brandenburgs. Bruno Küpper, Inspekteur der Polizei im Lande, hatte sich persönlich in die Kreisstadt begeben, um die Feuertaufe zu erleben. Auch Peter Kirmße, Chef des Oranienburger Polizeipräsidiums, sowie Uwe Westen, Leiter der Abteilung Einsatz und Ermittlung, hatten den Weg ins Havelland gefunden.
Drei so genannte Kuppelkameras mit einem Blickwinkel von 360 Grad sind auf dem Gelände rund um die Diskothek installiert. Sie decken den Parkplatz sowie einen Teil der Berliner Straße ab. Zwei Beamte überwachen in einem Raum der Rathenower Polizeiwache die drei Monitore. Mittels eines Schaltpults können sie die Kameras steuern, können den Bildwinkel verändern und können an bestimmte Personen oder Objekte heranzoomen. Private Bereiche — Wohnungseingänge, Fenster, Haustüren — werden automatisch mit einer softwaregesteuerten Blindleiste überzogen. Ein Einblick ist den Beamten hier nicht möglich.
Insgesamt fünf Beamte wurden für den Monitoreinsatz geschult. Unter ihnen werden die Einsätze am Wochenende aufgeteilt. Auch während der Woche werden die Monitore überwacht, allerdings nicht von zwei Beamten gleichzeitig. Für die beiden Polizisten, die gestern am Terminal saßen, war es der erste Dienst überhaupt. Fingerspitzengefühl brauche man, sagte der eine. Und meinte dies ganz wörtlich. Denn die Kameras werden über einen Trackball, eine kleine Plastikkugel, gesteuert, die mit den Fingerkuppen bewegt werden muss.
Verstrickung im Netz
Wischnath fürchtet Überkoordinierung im Kampf gegen rechte Gewalt
POTSDAM In der Landesverwaltung gilt für gewöhnlich: Erst die Stelle schaffen, dann die geeignete Person dafür suchen. Mit dem Namen Uta Leichsenring verbindet sich seit geraumer Zeit die Umkehrung dieses Prinzips. — Die 51-Jährige, Chefin des Eberswalder Polizeipräsidiums in Abwicklung, soll einen hochdotierten Posten in der Landesregierung bekommen. Nur welchen? Wegen ihres Engagements gegen rechtsextreme Gewalt, wofür sie zahlreiche Preise erhielt, wird sie als “Extremismusbeauftragte” der Landesregierung gehandelt. Weil es diesen Posten aber nicht gibt und die Landesregierung die Personalie Leichsenring seit mehreren Monaten vor sich her schiebt, wächst die Unruhe.
Jetzt hat in einem Brief an Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) der Vorsitzende des Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, Rolf Wischnath, auf eine schnelle Lösung gedrängt und zugleich vor einem unnötigen Kompetenzgerangel gewarnt. Die Konstruktionen in diesem Bereich seien “nicht klar”, beklagte Wischnath, der auch Cottbuser Generalsuperintendent ist. Es bestehe die “Gefahr einer Überkoordinierung und einer Verstrickung im Netz”. Dies könne dazu führen, “dass sich Strukturen mit sich selbst beschäftigen”, heißt es in dem der MAZ vorliegenden Brief an Stolpe. Beide führten dazu auch ein längeres Vier-Augen-Gespräch.
In der Tat gibt es derzeit gleich mehrere Gremien, deren Aufgaben sich überschneiden könnten: das Handlungskonzept “Tolerantes Brandenburg” (angebunden am Bildungsministerium) — mit den Regionalen Arbeitsstellen für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule (RAA)
und den Mobilen Beratungsteams (MBT); das Aktionsbündnis mit dem Vorsitzenden Wischnath (staatsfern, mit Geschäftsstelle im Bildungsministerium); der Landespräventionsrat (Chef ist CDU-Innenminister Jörg Schönbohm, weitere drei Minister sind Mitglieder); die Ausländerbeauftragte mit der Antidiskriminierungsstelle (angebun den an das Sozialministerium).
Angedacht war anfangs, alle Gremien unter einem Dach zu vereinen mit der Chefin Uta Leichsenring. Doch diese Idee scheiterte am Widerstand der Ressorts. “Niemand will etwas abgeben”, sagt ein hoher Beamter. Misstrauisch wird genau beobachtet, dass Uta Leichsenring nicht zu viel Macht erhält und in einzelne Ressorts eingreifen kann.
Nun verdichten sich die Anzeichen, dass Leichsenring künftig an die Spitze des “Toleranten Brandenburg” wechselt und die Koordination übernimmt. Bislang ist Bildungsstaatssekretär Frank Szymanski dafür zuständig.
Die SPD legte immer Wert darauf, dass die parteilose, einst in der DDR-Bürgerbewegung aktive Leichsenring eine neue Aufgabe bekommt. Ihr Polizeipräsidium wird im Zuge der Polizeireform dicht gemacht. Sie selbst hat sich nicht für einen Chefsessel in den Präsidien in Potsdam oder Frankfurt (Oder) beworben. Im Clinch liegt sie mit Innenminister Schönbohm, der sie mehrfach öffentlich rügte, unter anderem weil sie sich anfangs gegen die Auflösung ihres Präsidiums aussprach. CDU-Landesvize Sven Petke hatte eine Berufung zur Extremismusbeauftragten damals als “klassische SPD-Versorgungslösung” kritisiert.
Wischnath stellt im Brief an Stolpe die Frage, ob die jetzige Diskussion nicht auch die von ihm geschätzte Uta Leichsenring “beschädigt”.
die gruppe ia3011 hat für den 14.12.01 zu einer demonstration unter
demo motto “GATS ist für die KATZ“ !” aufgerufen. Mobilisiert wurde an
mehreren Schulen, an der Uni, der Fachhochschule und über das Internet.
ABER: am 14.12.01 war es kälter als 0° C !!! das hat ia3011 nicht
bedacht. wie konnten sie das vergessen?
eine viertel stunde nach offiziellem demobeginn waren gerade soviel
leute da, daß alle im lautiwagen hätten mitfahren können. 15 miunten später
dann ungefähr 30 personen — skeptische beobachterInnen sprechen von 20…
pah!
die mit 5 sixpacks und mehreren einsatzwagen präsente polizei war
sichtlich verwirrt. kurz nach 16.00 ging es dann ganz gemütlich los. vorne das
“GATS ist für die KATZ“ !” transpi. dann noch „ne handvoll leute — ganz
hinten der lauti.
nach der hälfte der strecke gab es „ne zwischenkundgebung. danach
wurde beschlossen, doch noch bis zum unicampus weiter zu laufen. in diese
entscheidung konnten sogar alle demoteilnehmerInnen eingreifen. eben
ganz familiär — logisch bei aktuell ca. 15 leuten. beim letzten stück der demo gab es noch ne sprinteinlage — danach war allen wieder warm.
am campusgelände angekommen war klar, daß der lauti dort nicht rauf
kann, weil überall metallpfosten ein die erde gerammt waren. also wurde der
lauti in position gebracht um auch ja gehör bei der nicht-wirklich-vorhandenen
studierendenschaft zu erheischen. nach dem letzten redebeitrag war“s
dann vorbei und die verbliebenen demonstrantInnen hatten ziemlich gute
laune… .
ich verzichte hier darauf, die redebeiträge zu veröffentlichen. wenn
sie jemensch dennoch unbedingt lesen will, wende er/sie sich doch bitte
an die unten stehende email-adresse.
diese demo war eine der schönsten, die ich je hatte! wir haben ‑mit
zeitweise 11 leuten- für 2 stunden die innenstadt zur hauptverkehrszeit lahmgelegt! danke an alle, die sie mit vorbereitet haben, die dann da waren und mitgemacht haben.
streik@asncottbus.org
www.streik.asncottbus.org
150 Demonstranten folgten Antifa-Aufruf/Polizei mit Hundertschaft präsent
“Smash the Union Jack” — Ein großes Banner vor sich hertragend zogen etwa 150 Jugendliche am Samstagvormittag durch Babelsberg. Die Demonstration wurde von der Potsdamer Antifa organisiert und galt dem Babelsberger Armeeladen “Union Jack”. Das Geschäft verkaufe nach deren jüngsten Erkenntnissen “CDs mit rechtsradikaler Musik und allem, was das Naziherz begehrt”.
Umringt von 100 Beamten der Potsdamer Polizei starteten die Jugendlichen vom S-
Bahnhof Babelsberg aus in Richtung Alt Nowawes. Von dort ging es weiter über die Spindel- in die Karl-Liebknecht Straße, wo der eigentliche Anlaufpunkt der Demonstranten lag. Die Polizei hatte jedoch den Abschnitt der Liebknechtstraße, in dem der Union Jack steht, gesperrt. Der Zug machte vor den Begrenzungszäunen halt für eine kurze Kundgebung. Versuche, an den Beamten vorbeizukommen, gab es nicht. Hin und wieder ertönten
Sprechchöre und unterwegs blickten die Demonstranten auf die Erde oder
versuchten, ihr Gesicht zu verdecken — um nicht zu leicht auf den Fotos der Presse, der Polizei oder gar von rechten “Spähern” erkennbar zu sein.
Schaulustige, die am offenen Fenster standen, wurden freundlich gegrüßt, ab und zu eingeladen, mitzukommen. Dass so viel Polizei zugegen war, erklärte Einsatzleiter Ralf Marschall mit dem Heimspiel des SV Babelsberg 03. “Wir müssen hier den Verkehr regeln, und außerdem haben wir mit über 400 Demonstranten gerechnet.” An jedem anderen Tag hätte eine Handvoll Polizisten ausgereicht, “aber die waren nicht bereit, den Termin zu verschieben”, so Marschall. Ein anderer Tag wäre nicht in Frage gekommen, wegen der aktuellen Erkenntnisse über den “Nazi-Laden”, erklärte Frank Träger. Er organisierte die Demonstration. Den Großeinsatz der Potsdamer Polizei konnte er nicht nachvollziehen: “Unsere Demos sind immer friedlich. Die Frage ist, gegen wen die Polizei vorgeht, wenn plötzlich Neonazis auftauchen.” Träger erinnerte an die Ereignisse bei den ersten Heimspielen des SV Babelsberg in dieser Saison.
Die Reaktionen der Passanten hätten unterschiedlicher nicht sein können. Einige schüttelten in Anbetracht des bunten Haufens nur verständnislos den Kopf und murmelten “Hier is“ och immer Theater!” Andere sympathisierten sich mit den Jugendlichen. Zwei Frauen redeten am S‑Bahnhof auf die Polizisten ein: “Das sind doch nur Kinder, was ihr hier macht ist völlig übertrieben.” Die Bilanz des Vormittages: keine Ausschreitungen, keine Verletzten. Kurz nach 12 Uhr dann das Ende der Demo. “Eine große Bitte an Euch”, schallte es vom Lautsprecherwagen, “reist nur in Gruppen nach Hause.” Die Organisatoren befürchteten, dass es auf den Berliner Bahnhöfen doch noch zu Außeinandersetzungen mit rechten Gruppierungen kommen könnte.
Rund 150 DemonstrantInnen protestierten heute trotz klirrender Kälte in Potsdam gegen den Naziladen “Union Jack” in Potsdam-Babelsberg. Bei der Demo der Antifa Aktion Potsdam kam es trotz großem Polizeiaufgebot zu keinen Zwischenfällen.
Die Straße vor dem Faschogeschäft war von der Polizei mit Metallgittern abgesperrt worden, die Demospitze skandierte deshalb Parolen wie “Joschka Fischer eil herbei, prügel uns die Straße frei”. Der Hilferuf blieb unerhört — es war kein Durchkommen möglich.
Durch Lautsprecherdurchsagen solidarisierten sich die DemonstratInnen mit den ex-BesetzerInnen des nach einem Naziangriff von der Poliezi geräumten “Boumanns”, klagten die in Deutschland herrschende “rassistische Alltagskultur” an und forderten natürlich die Schließung des “Union Jack”.
Die Demo hätte sicher mehr TeilnehmerInnen gehabt, wenn die POlizei nicht kurzfristig die Startzeit auf 10 Uhr morgens vorverlegt hätte. Begründung: Das anstehende Fußballspiel von Babelsberg 03 gegen Eintracht Frankfurt.
Mehr Infos und Bilder von der Demo folgen in ein paar Tagen.
Bilder vom Rheinsberger Castortransport sind am Sonntag bei “Polizeiruf 110” zu sehen. Krimiaction goes Antiatom. Yeah. Hier die offizielle Beschreibung der Folge:
Mit einer spektakulären Aktion versucht sich der verzweifelte Martin Claussen das Leben zu nehmen. Kurze Zeit später findet man seine Frau Andrea tot auf. Dann erschüttert eine Explosion die friedliche Gegend. Kommissarin Wanda Rosenbaum beschäftigt die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen diesen drei Ereignissen gibt. Bei ihren Ermittlungen wird sie wieder von Revierpolizist Krause unterstützt. Die beiden stoßen auf einen Vorgang, der auch Wanda Rosenbaum ganz persönlich betrifft: Anonyme Täter bedrohen den Castor-Transport, der durch Brandenburg rollt. Und ihre Tochter Annette ist als Aktivistin dabei…
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm und seine Kollegen sehen mal wieder
die Zeit für gekommen um noch einmal die Abschiebung von 3 Familien zu probieren. Die
eine in Guben, die zweite in Spremberg und die dritte in Forst. In Brandenburg sieht der
konservative CDU-Politiker sogar die Große Koalition zwischen der rassistischen CDU und
der national verlässlichen SPD für gefährdet. Diese müssten sich nach
Schönbohm auf ein Zuwanderungsgesetz einigen.
GUBEN
Die kosovarische Familie Bunjaku, die schon seit 8 Jahren in Guben wohnt, wollte das Innenministerium
schon im September 2001 abschieben, der couragierte Landrat Dieter Friese hatte ihnen jedoch eine 12-
monatliche Duldung per übergesetzlichen Notstand gegeben, den er jedoch wegen der
rassistischen Gesinnung und Drucks des Innenministeriums wieder aufheben musste. Nun will das
Innenministerium die Familie wieder abschieben. Die Zwei Kinder besuchen erfolgreich die Europaschule
und der Vater ist ehrenamtlich als Fußballtrainer tätig.
Das “Forum gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit” hat ein Spendenkonto eingerichtet. Mit den
Spenden sollen Anwalts- und Gerichtkosten bezahl werden, die auf die Familie zukommen werden, falls
das Innenministerium weiter auf eine rassistische Abschiebung besteht.
Kontonummer: 3502112214
BLZ: 18050000
Sparkasse Spree-Neiße
SPREMBERG
Der zweite Abschiebefall hat auch schon seine eigene Geschichte. Das Innenministerium wollte die
vietnamesische Familie Nguyen aus Spremberg auch im September 2001 abschieben. Der Fall sorgte
auch für Aufmerksamkeit, da ihr Mann erst zu einem späteren Zeitpunkt abgeschoben werden
sollte. Damals hatte sich der Spremberger Stadtrat gegen eine Abschiebung ausgesprochen, so dass das
Innenministerium die Abschiebung aussetzte und sie gleich für den November 2001
ankündigte.
Die Mutter ist nun mit ihren Kindern, die übrigens kaum vietnamesisch sprechen können, in
das Kirchenasyl in Spremberg gegangen um der drohenden Abschiebung zu entgehen. Diese leben
schon seit Jahren in Spremberg, die Kinder sind in Spremberg geboren und sprechen perfekt deutsch. Im
Kirchenasyl sind sie bis auf weiteres sicher, da das Brandenburger Innenministerium den “Kirchenfrieden”
nicht verletzen will. Das Innenministerium hatte wiederum Druck auf die zuständigen Landräte
ausgeübt, so dass diese erst die Fahndung auf die Familie aussetzen mussten.
Kontonummer: 15 44 44 40 57
Bankleitzahl: 35060190
Bank für Kirche und Diakonie Spendenkonto Nguyen
FORST
Auch die Familie Rexhaj aus Forst sollte im September 2001 abgeschoben werden, was auch diesesmal
der couragierte Landrat (im Spree-Neiße Kreis) Dieter Friese durch eine 12-monatige Duldung
verhinderte. Dieser musste die Duldung durch Druck des Innenministeriums jetzt wieder
zurücknehmen. Die 8‑köpfige Familie aus dem Kosovo, die auch schon seit 8 Jahren in Forst
lebt, ist nun am meisten von einer Abschiebung bedroht, da die Ausweisung durch die Forster
Ausländerbehörde schon angeordnet ist.
Kontakt: ostsachseninfos@epost.de
http://www.subversiv.s5.com
Landrat Friese erteilte Duldung
Ministerium will dagegen vorgehen
(Märkische Allgemeine)
SPREMBERG/FORST — Die vietnamesische Familie Nguyen kann das Spremberger
Kirchenasyl verlassen. Der Landrat von Spree-Neiße, Dieter Friese (SPD), habe
der Frau und den drei Kindern eine Duldung erteilt, bis der Status des Ehemanns
geklärt ist, teilte der Kreis gestern in Forst mit. Die Fahndung sei
zurückgenommen worden. Die Frau und die Kinder leben seit drei Wochen im
Kirchenasyl. Sie sollten Deutschland ohne den Familienvater verlassen, weil für
ihn bislang keine Rückübernahmebestätigung aus Vietnam vorliegt.
“Ich möchte den Christen sehen, der mir im vorliegenden Fall eine Weisung erteilt,
die mich zwingen würde, meine ausgesprochene Duldung aufzuheben”, sagte
Friese. Nach Angaben seiner Sprecherin Jana Weber gibt es für die Duldung eine
Rechtsgrundlage.
Das Innenministerium will die Duldung offenbar nicht akzeptieren. Schon in
vergleichbaren Fällen hatte es Friese die Rücknahme zweier Duldungen
befohlen, die zwei Familien vor einer Abschiebung bewahren sollten. Offenbar will das
Ministerium den jüngsten Streitfall sogar zum Anlass nehmen, dienst- oder
strafrechtlich gegen Friese vorzugehen. Ministeriumssprecher Heiko Homburg sprach in
dem Zusammenhang von einem “Sachverhalt”, der “nicht öffentlich” erörtert
werde.
“Die Familie ist sehr glücklich und zufrieden”, sagte der Pfarrer der evangelischen
Kirchengemeinde Sankt Michael, Johann-Jakob Werdin gestern. Die Gemeinde werde
sich jetzt für ein dauerhaftes Bleiberecht einsetzen. Mehr als 1500 Spremberger
hatten sich mit ihren Unterschriften gegen die Abschiebung gewandt.
Potsdam: 1.000 SchülerInnen demonstrierten gegen Krieg
Bei der von SchülerInnen organisierten Anti-Kriegs-Demonstration in der Potsdamer Innenstadt haben 1000 Menschen, vorwiegend Schülerinnen und Schüler, aber auch Studierende teilgenommen.
Potsdam. Bei der von SchülerInnen organisierten Anti-Kriegs-Demonstration in der Potsdamer Innenstadt haben 1000 Menschen, vorwiegend Schülerinnen und Schüler, aber auch Studierende teilgenommen. In einem lauten und bunten Zug durch die Stadt forderten sie die sofortige Beendigung des Kriegs in Afghanistan, wandten gegen amerikanisch-€päischen Großmachtsansprüche und gegen den Abbau demokratischer Rechte sowohl von AusländerInnen als auch von Deutschen. Auf einem Transparent war zu lesen:“Krieg = Terror hoch X”. Im Rahmen der EU-weiten Proteste anläßlich des in Brüssel stattfinden EU-Gipfels richtete sich ihr Zorn auch gegen das GATS-Abkommen, dass €paweit die Privatisierung von Bildungseinrichtungen vorsieht. “Die Regierung kürzt in ihrem Sparwahn ständig im Bildungs- und Sozialbereich, kann aber ohne mit der Wimper zu zucken Milliarden für Krieg und „Anti-Terror-Gesetze“ ausgeben”, so eine Sprecherin.
Im Vorfeld der Demonstration beklagten sich die SchülerInnen über mangelnde Unterstützung durch ihre Schulleitungen. Schüler berichteten, dass Direktoren teilweise falsche Informationen gaben, um sie am demonstrieren zu hindern. Die Potsdamer Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär will jedoch kostenlose Rechtshilfe leisten, wenn Schüler aufgrund der Teilnahme von Repression betroffen sind.
Die SchülerInnen-Initiative den Krieg und das Potsdamer Bündnis gegen Krieg, Veranstalter der Demonstration kündigten “ein weiteres Zusammenarbeiten nach dieser erfolgreichen Demonstration”, so der Sprecher des Bündnisses, an.
Kontakt: schuelergegenkrieg@gmx.de
Kommentare sind hier zu finden:
http://www.indymedia.de/2001/12/12281.html
Schüler und Studenten gegen Krieg — Querelen um Demonstration
Die Presse zur Antikriegsdemo in Potsdam
(Märkische Allgemeine)
POTSDAM Trotz der vielen Probleme im Vorfeld fand am gestrigen
Donnerstagmorgen um 11 Uhr die Schüler- und Studentendemonstration gegen den Krieg in Afghanistan und der damit verbundenen Kürzung der Gelder für Bildung statt. Nach ersten amtlichen Schätzungen kamen rund 1000 Teilnehmer. Die Zahl verringerte sich allerdings während des Weges durch die Innenstadt, was offenbar der Kälte anzurechnen ist, so dass nur wenige Hundert nach dem Marsch vom Platz der Einheit auch dort wieder ankamen.
Schon in der vergangenen Woche kam es zu Diskussionen in den Schulen Potsdams
und des Umlands. Grund war der Zeitpunkt der Demonstration am Vormittag und der
dadurch entstehende Unterrichtsausfall, der nach Meinung vieler Schulleiter unnötig sei.
Auch Fragen der nicht bestehenden Haftung bzw. Versicherung während der
Demonstration sollen erwähnt worden sein. Im Ergebnis kam es an manchen Schulen zu einem regelrechten Verbot. Das bewirkte allerdings auch, dass sich viele Schüler erst recht auf den Weg machten. So kamen z.B. vom Espengrund-Gymnasium, wo der Schulleiter Teilnehmern zufolge keine Entschuldigung akzeptieren wollte, ca. 50 Schüler. Gerade in der Sekundarstufe II seien harte Strafen angedroht worden, berichtete ein Schüler. Nur sechs seien daraufhin erschienen, erklärte ein 17-Jähriger.
Einen härteren Standpunkt vertrat der Schulleiter des Gymnasiums Michendorf. Er soll die Schüler, welche sich mit einer Entschuldigung bei ihrem Lehrer bereits abgemeldet hatten, einzeln zu sich gerufen haben. In den Gesprächen sollen Worte wie “Außenseiter der Gesellschaft” und “unverfroren” gefallen sein, die die Schüler als Beschimpfungen empfanden. Eine betroffene 17-Jährige berichtete, sie habe daraufhin
Plakate für sich und ihre ungefähr zehn Mitschüler angefertigt: Sie werde es sich nicht verbieten lassen, ihre Meinung bei einer angemeldeten Demonstration zu bekunden.
Der Schulleiter des Helmholtz-Gymnasiums bot Schülern, die durch ihre Teilnahme an der Demonstration einen Fehltag eingetragen bekommen, an, mit einem Brief ihrer Eltern die Strafe zu mildern. Tenor: Die Eltern sollten darum bitten, dass “nicht so stark geahndet” werde, berichtete ein 18-Jähriger.
Abgesehen von Verboten bzw. Einschränkungen gab es auch zahlreiche Beispiele, bei denen Schulen den Jugendlichen die Teilnahme mit einer einfachen Entschuldigung ermöglichten.