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Antifaschismus

FC Einheit 06” distanziert sich und darf weiter mitspielen

Pren­zlau (ipr) Der Pren­zlauer Kle­in­feld­fußbal­lk­lub “FC Ein­heit 06”, der wegen seines Beken­nt­niss­es zum recht­sex­trem­istis­chen “Bünd­nis Uck­er­mark” und eines nazi-affinen Logos in die Kri­tik ger­at­en war und dadurch die Exis­tenz der Kle­in­feldli­gen Pren­zlaus gefährdete, hat gestern in einem Gespräch mit Ver­ant­wortlichen der Stadt Pren­zlau Fehler einge­s­tanden und Besserung gelobt.

 

In dem Gespräch mit dem Leit­er des Amtes für Bil­dung, Kul­tur und Soziales, Dr. Eck­hard Blohm, räumten die vier anwe­senden Club­ver­ant­wortlichen ein, dass die unüber­legte Tolerierung recht­en Gedankenguts einiger Mit­glieder dem Ruf des Clubs geschadet habe. Darüber hin­aus ver­sprachen die Vertreter des Clubs, sich in dieser Angele­gen­heit in der “Pren­zlauer Zeitung” öffentlich zu dis­tanzieren. Darauf hin erk­lärte Herr Dr. Blohm, dass nach ein­er solchen öffentlichen Dis­tanzierung keine rechtlichen Mit­tel mehr vor­lä­gen, den Club aus dem Spiel- und Wet­tkampf­be­trieb auszuschließen. Er würde jedoch weit­er unter Beobach­tung ste­hen, was den Club­mit­gliedern auch bewusst ist.

 

Das Logo des Clubs und die Wer­bung für die Fir­ma des Ex-Märkischen Heimatschützers Gor­don Rein­holz sollen von den Trikots ver­schwinden. Das kreis­runde Logo stellte zu ein­er Hälfte einen Reich­sadler aus der Zeit des Nation­al­sozial­is­mus dar. Allerd­ings fehlt aus strafrechtlichen Grün­den das Hak­enkreuz im Eichenkranz, der sich in den Fän­gen des Adlers befind­et. Den Eichenkranz in den Fän­gen des Adlers gab es aber nur in den Jahren 1935 bis 1945 als Staatssymbol.

 

Club – kein Verein

 

Der “FC Ein­heit 06” ist ein Club, jedoch kein einge­tra­gen­er Vere­in. Er spielt seit 2006 im Pren­zlauer Kle­in­feld­fußball. Die Spiel­er kom­men nach eige­nen Angaben im Wesentlichen vom FCV Rot-Weiß Pren­zlau e.V. Die Club­stärke beläuft sich auf ca. 20 Personen.

 

Stadt nimmt Sport in die Pflicht

 

Der Sport­beirat muss sich grund­sät­zlich mit der Frage beschäfti­gen, wie man der­ar­ti­gen Ten­den­zen im Sport kün­ftig begeg­nen sollte”, ver­langt der Bürg­er­meis­ters der Stadt Pren­zlau, Hans-Peter Moser (Die Linke). “Allein die Tat­sache, dass bish­er nie­mand auf das Vere­inssym­bol reagiert hat, belegt, dass zu der The­matik rechter Gesin­nung und Sym­bo­l­ik in den Sportvere­inen kün­ftig eine offen­si­vere Auseinan­der­set­zung geführt wer­den muss.” Außer­dem kri­tisiert er, dass die Organ­isatoren der Stadtli­ga sich offen­sichtlich vor ein­er klaren Posi­tion­ierung gegenüber dem “FC Ein­heit 06” scheuen und stattdessen die Stadt vorschieben. Die müsse dann erst damit dro­hen, gegebe­nen­falls die Spiel­stät­ten nicht mehr zur Ver­fü­gung stellen.

 

Um das weit­ere Vorge­hen zu berat­en und den prinzip­iellen Umgang mit der­ar­ti­gen Vor­fällen zu klären, wird mor­gen ein Gespräch der Stadt, vertreten durch den Bürg­er­meis­ter und den zuständi­gen Amt­sleit­er, mit der Polizei und dem Stadt­sportring erfolgen.

 

Rück­zug im Netz

 

Bere­its let­zten Fre­itag war das Logo auf der Web­site des Clubs gelöscht und der Link zum Gäste­buch aus dem Inhaltsverze­ich­nis gestrichen wor­den. Das Gäste­buch war trotz­dem noch aufzu­rufen aber zu lesen gab es dort nichts mehr. Die Grußadressen recht­sex­tremer Kam­er­ad­schaften wie “Heimatschutz Ger­ma­nia”, “Märkisch­er Aktions­front”, “Nationaler Aktivis­ten Uck­er­mark” und des NPD Ortsver­bands Pren­zlau, den es zu diesem Zeit­punkt laut Erk­lärung der NPD BUM noch gar nicht gegeben haben soll, waren eben­falls gelöscht wor­den. Erhal­ten ist lediglich noch ein Gruß des Clubs im Gäste­buch der Web­site des “Heimatschutz Germania”.

 

Pren­zlaus Bürg­er­meis­ter Hans-Peter Moser betont gegenüber “gegenrede.info” noch ein­mal, dass für Vere­ine und Organ­i­sa­tio­nen, die sich in der Öffentlichkeit tar­nen, jedoch ein­deutig der recht­en Szene zuzuord­nen sind, in Pren­zlau kein Platz ist.

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Antifaschismus

Im Visier der „Anti Antifa“

Anknüpfend an die gle­ich­namige und gle­ich­gesin­nte britis­che Print — und Onlinepub­lika­tion haben offen­bar (Neo)nazis aus dem West­havel­land die Namen und Porträt­fo­tos von 57 Per­so­n­en aus Rathenow und Prem­nitz  auf ein­er mit „Red­watch“ betitel­ten Inter­net­seite veröf­fentlicht, um diese als „local“ Antifas zu „out­en“.

 

Zwar wirkt die Web­seite beim ersten  Blick eher harm­los und naiv, ent­fal­tet jedoch ein erhe­blich­es Droh­po­ten­tial beim Abruf von Seit­en mit ver­gle­ich­barem Inhalt. So sind beispiel­sweise auf Youtube eben­falls mit „Red­watch“ betitelte Videos abruf­bar, auf denen deut­lich zu bru­taler Gewalt gegen die zu Fein­den erk­lärten „Reds“ und „Antifas“  aufgerufen wird. Insofern ist der Begriff „Red­watch“, der lediglich  auf eine  „Überwachung der Roten“ hin­deutet, noch eine Ver­harm­lo­sung dessen, was den dort erfassten Per­so­n­en tat­säch­lich erwarten soll.

Bere­its Anfang der 1990er Jahre ini­ti­ierten (Neo)nazis in der Bun­desre­pub­lik eine bun­desweite Anti Antifa Kam­pagne mit dem Ziel,  „möglichst viele per­so­n­en­be­zo­gene Dat­en über die antifaschis­tis­chen Gewalt­täter sowie deren Unter­stützer bis hin ins bürg­er­liche Lager zu sam­meln und abruf­bar zu doku­men­tieren.” Ergeb­nis der dama­li­gen „Anti Antifa“ war die Pub­lika­tion „Der Ein­blick“, in dem den unge­fähr 250 als „Antifa“ erfassten Per­so­n­en und Objek­te, darunter auch die Adressen von Bun­destagsab­ge­ord­neten und von jüdis­chen Gemein­den, „unruhige Nächte“ ange­dro­ht wurden.

Auch im West­havel­land gibt es seit ger­aumer Zeit eine der­ar­tige Plat­tform inner­halb des (neo)nazistischen Milieus. Diese rekru­tiert sich aus Mit­gliedern der so genan­nten „Nationale Sozial­is­ten Prem­nitz“ und tritt als „Anti Antifa Sek­tion Prem­nitz“ in Erschei­n­ung. Bere­its im let­zten Jahr veröf­fentlicht­en mut­maßliche Mit­glieder dieser Gruppe,  die nicht dulden wollen, dass „in Prem­nitz oder ander­swo Mei­n­un­gen ver­bre­it­et wer­den, die die Exis­tenz unseres Volkes schlecht machen oder dieses ver­suchen“, eine Inter­net­seite, auf der 18 Per­so­n­en aus Rathenow und Prem­nitz als “Antifaschis­ten” und somit im Sinne der (Neo)nazis als “Volks­feinde” geoutet wurden.

Die aktuelle “Red­watch” — Seite erset­zt bzw. ergänzt diese “Out­ing” Seite, wobei jedoch unklar bleibt, warum ein großer Teil der erfassten Per­so­n­en über­haupt als “local Antifa(s)” geoutet werden.

Da inzwis­chen wohl auch polizeilich ermit­telt wird, beste­ht dur­chaus die Möglichkeit, dass sich irgend­wann vor allem Alexan­der Kneschke von der Prem­nitzer “Anti Antifa” zu dieser und weit­eren Fra­gen, Rede und Antwort ste­hen muss. Kneschke gilt als ein­er der Drahtzieher der “Red­watch” — Seite, hat pri­vate Fotos aus Onlinenet­zw­erk­grup­pen beschafft und zumin­d­est im Fall der Vorgänger­seite ins Inter­net gestellt. Seine offen­bar tiefe Abnei­gung gegen “Antifaschis­ten” lebt Kneschke auch immer wieder gemein­sam mit seinen (neo)nazistischen Gesin­nungsgenossen aus und war so bere­its im Juni 2005 an einem ver­sucht­en Bran­dan­schlag auf den als “Zeck­en­club” ange­fein­de­ten Jugend­club in Prem­nitz beteiligt. Weit­er­hin beteiligte er sich im ver­gan­genen Jahr an einem Über­griff auf einen Prem­nitzer Stadtverord­neten, der aktuell auch wieder bei “Red­watch” porträtiert wird.

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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Jüdische Gedenktafel beschmiert

Pren­zlau — In den Nach­mit­tagsstun­den des ver­gan­genen Son­ntages beschmierten unbekan­nte Täter die jüdis­che Gedenk­tafel an der Wasserp­forte mit einem schwarzen Stift. Die Polizei ermit­telt wegen des Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen, berichtet der Press­esprech­er der Polizei des Schutzbere­ich­es Uck­er­mark, Ingo Heese.

In der Zeit von 15:00 Uhr bis 17:30 Uhr wur­den frem­den­feindliche Parolen mit einem Edding auf die Tafel geschrieben. Die Umge­hende Besei­t­i­gung der Schmier­ereien wurde über das Ord­nungsamt ver­an­lasst. Die Gedenk­tafel soll an die ein­stige jüdis­che Gemeinde in Pren­zlau erinnern.

Zu dieser Straftat sucht die Krim­i­nalpolizei nach Zeu­gen. Pas­san­ten, die zur fraglichen Zeit Beobach­tun­gen im Bere­ich der Wasserp­forte gemacht haben, wer­den gebeten sich umge­hend bei der Polizei Pren­zlau unter der Tele­fon­num­mer 03984/350 zu melden.

Unge­fragte Distanzierung

Auf der Web­site des NPD Kreisver­ban­des Barn­im-Uck­er­mark (BUM) äußert sich Kreis­chef-BUM­ler Mar­co Rohde zu den Schmier­ereien. Er zieht eine Verbindung zur Grün­dung des NPD Ortsvere­ins Pren­zlau vor ein­er Woche und sieht Linksradikale am Werk, die so etwas tun, um seine Partei in Ver­ruf zu brin­gen und sich noch etwas Geld für “Gegenrede und Atirecht­spro­jek­te” zu organ­isieren. Anson­sten dis­tanziert sich Rohde von der bemahlung der wie er es nen­nt “Judentafel”.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Erbgesundheitsgerichte in der Lindenstraße 54

Pots­dam — Am 19.01.09 wandte sich die VVN-BdA mit einem Brief an den Ober­bürg­er­meis­ter und informierte über unser Vorhaben, am Gebäude in der Lin­den­str. 54 eine Gedenk­tafel anzubrin­gen, die auf die Tätigkeit des Erbge­sund­heits­gericht­es Pots­dam an diesem Ort und die Rolle der Erbge­sund­heits­gerichte im Kon­text des ras­sis­tis­chen NS-Men­schen­bildes hinweist.

Da sich am 10.03.09 die erste Ver­hand­lung des Pots­damer Erbge­sund­heits­gericht­es zum 75. Male jährt, woll­ten wir die Tafel an diesem Tage gern einweihen.

Unser Anliegen wurde an die Gedenk­tafelkom­mis­sion weit­ergegeben. Lei­der wird sich dieses Gremi­um trotz unser­er Bitte erst wenige Tage nach dem 10.03.09 tre­f­fen. Daher kann eine Anbringung der Gedenk­tafel nicht zu dem von uns favorisierten Ter­min erfol­gen. Wir bedauern dies ausdrücklich.

Die VVN-BdA hält eine eigene Gedenk­tafel für die Opfer der Erbge­sund­heits­gerichte in Pots­dam für uner­lässlich. Nach unser­er Auf­fas­sung ist die Lin­den­straße 54 als zen­traler Ort der Ver­fol­gung der einzige Platz in der Stadt, der sich dafür anbietet.

Wir möcht­en daher am Mon­tag, dem 09.03.2009 11 Uhr an der Lin­den­straße 54 eine kleine Gedenkver­anstal­tung durch­führen, zu der wir alle inter­essierten Potsdamer/innen her­zlich ein­laden. In diesem Rah­men möcht­en wir dem Ober­bürg­er­meis­ter sym­bol­isch auch einen Textvorschlag für die Gedenk­tafel überreichen.

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Antifaschismus

Stress für die Spieler des Fußballvereins “SV Eintracht 06” Prenzlau

Pren­zlau (ipr) Aufre­gung herrscht im Pren­zlauer Kle­in­feld­fußball. Die Stadt Pren­zlau dro­ht den 18 Mannschaften, die in zwei Ligen um Pokal und Meis­ter­schaft spie­len, die Plätze zu sper­ren. Grund: Der Vere­in “SV Ein­tra­cht 06” beken­nt sich im Netz zum recht­sex­tremen “Bünd­nis Uck­er­mark” und ste­ht damit plöt­zlich im Abseits.

Auf der Web­site der NPD Barn­im-Uck­er­mark (BUM) wird dementsprechend mächtig vom Led­er gezo­gen. Ein Sportvere­in nation­al denk­ender sport­begeis­terte Pren­zlauer Bürg­er sei einem Gesin­nung­ster­ro­ran­griff aus­ge­set­zt, ist dort zu lesen. Das Logo des Klubs, seine Web­site und das Auftreten der Spiel­er in ihren Klub­far­ben sei ver­boten worden.

Tat­säch­lich wurde das Gäste­buch der Web­site des Vere­ins let­zten Fre­itag gelöscht und der Link aus dem Inhaltsverze­ich­nis gestrichen. Zu lesen gab es dort Grußadressen recht­sex­tremer Kam­er­ad- schaften und des NPD Ortsver­bands Pren­zlau, den es zu diesem Zeit­punkt laut Erk­lärung der NPD BUM noch gar nicht gegeben haben soll.

Unter der Web-Adresse logr.org/buendnisuckermark1 präsen­tiert sich seit Okto­ber let­zten Jahres das “Bünd­nis Uck­er­mark”. Bere­its bekan­nte Nazi Kam­er­ad­schaften wie “Heimatschutz Ger­ma­nia”, “Nationale Aktivis­ten Pren­zlau Uck­er­mark”, “Märkische Aktions­front” waren ein Webpräsen­ta­tions­bünd­nis mit der Web­site “Ger­man­is­che Vor­na­men” und dem Fußbal­lk­lub “FC Ein­tra­cht 06” einge­gan­gen. Der Vere­in spielt in der Pren­zlauer Stadtli­ga und Stadtk­lasse für Kle­in­feld­fußball­mannschaften gemein­sam mit Fußball­mannschaften wie “Feuer­wehr”, “Medi­zin”, “Preußen 02” und “Nette Enkelz” um Meis­ter­schaft und Pokal.

Zwei Mannschaften schickt der Vere­in ins Ren­nen, die mit Trikot-Wer­bung für eine Gast­stätte im Pren­zlauer Robert-Schulz-Ring und des “Tex­til­druck-Eber­swalde” auflaufen, der Fir­ma des Ex-Märkischen Heimatschützers und Patrons der recht­sex­trem­istis­chen Szene im Barn­im und der Uck­er­mark Gor­don Rein­holz. Gor­don Rein­holz betreibt im Web den “NMV-Ver­sand”, der vieles bietet, was das recht­sex­treme Herz an Klei­dung und Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al begehrt.

Das kreis­runde Vere­inssym­bol stellt zu ein­er Hälfte einen Reich­sadler aus der Zeit des Nation­al­sozial­is­mus dar. Allerd­ings fehlt aus strafrechtlichen Grün­den das Hak­enkreuz im Eichenkranz, der sich in den Fän­gen des Adlers befind­et. Den Eichenkranz in den Fän­gen des Adlers gab es aber nur in den Jahren 1935 bis 1945 als Staatssym­bol. Mit­tler­weile ist es eine beliebte Meth­ode bei Uck­er­märk­er Nazis, auf das Hak­enkreuz durch offen­sichtlich­es Weglassen hinzuweisen. Die Autonomen Nation­al­is­ten von den “Hate­core War­ri­ers Uck­er­mark” bedi­enen sich des Sel­ben Stilmit­tels bei ihren in Bangladesh gewebten T‑Hemden. Aus den roten Fah­nen ist der weiße Kreis mit dem Hak­enkreuz ausgestanzt.

Kay Plich­ta, Staffelleit­er der Stadtli­ga bestätigte gegenüber “gegenrede.info” die Vorkomm­nisse. Er sagte, dass es am kom­menden Dien­stag ein Gespräch zwis­chen Stadt und Vere­in geben werde, um die Vor­würfe zu klären. Auf Nach­frage wies er aus­drück­lich darauf hin, dass die Spiel­er des “FC Ein­heit 06” wed­er während der Spiele noch am Spielfel­drand mit Nazi-Pro­pa­gan­da aufge­fall­en seien.

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Antifaschismus

Kategorie C‑Konzert in Märkisch Buchholz

Die Band aus Bre­men, die auch unter dem Label „Hun­grige Wölfe” fir­miert, verortet sich selb­st im gewalt­bere­it­en Hooli­gansprek­trum und bestre­it­et in der Öffentlichkeit jede Verbindung ins neon­azis­tis­che Lager. Eine Strate­gie, die zu frucht­en scheint. Auf ihren Konz­erten kommt nicht sel­ten ein Gemisch aus bis zu 800 organ­isierten Neon­azis, Bone­heads, Rock­ern, Hooli­gans und jun­gen Fußball­fans zusam­men, um mit der Band „unendlichen Spaß und Zusam­men­halt” zu zele­bri­eren. Das Band­pro­jekt sei nach eigen­er Aus­sage „abso­lut poli­tisch neu­tral“ (sic!).

Daß Kat­e­gorie C in der radikalen Recht­en eine starke Anziehung besitzt, kommt nicht von unge­fähr. Obwohl die Band seit ihrer Grün­dung im Jahre 1997 ein Ver­wirrspiel um Gesin­nung und Aktiv­itäten betreibt, zeich­net ein Blick auf die Hin­ter­gründe der Band ein ein­deutiges Bild.

Das Grün­dungsmit­glied Hannes Osten­dorf fand schon als Teenag­er Anschluss an die recht­sradikale Szene. Neben einem Engage­ment als Sänger der offen neon­azis­tis­chen Band Nahkampf (1989 bis 2002) gipfelte dies 1991 in einem Bran­dan­schlag auf ein Bre­mer Flüchtlingsheim.

In der Geschichtss­chrei­bung der heuti­gen Band Kat­e­gorie C fällt dies unter die Rubrik „Ver­gan­gen­heit“ und „alte Vorurteile“. Nun möcht­en wir nicht abstre­it­en, dass Men­schen in der Lage sind, sich von neon­azis­tis­chen Weltan­schau­ungsmustern zu lösen. Davon kann bei Kat­e­gorie C jedoch keine Rede sein, solang die Band regelmäßig für Stoff sorgt, der jed­welche Dis­tanzierungsver­suche ins lächer­liche zieht! Die Liste ist lang:

1999 veröf­fentlichen Kat­e­gorie C einen Titel auf dem Sam­pler „Die Deutschen kom­men II” und begeben sich damit in Gesellschaft mit den Recht­srock­bands Landser, Stahlge­wit­ter, Kraftschlag und Hauptkampflinie.

Im März 2001 spie­len Kat­e­gorie C auf einem Konz­ert anläßlich des 20 Jubiläums der berüchtigten Neon­azi-Hooltruppe „Borussen­front”, um den Dort­munder Sig­gi Borchert, ein Geburt­stagsständ­chen. 2004 nehmen sie mit eini­gen Mit­gliedern der eben­falls aus Bre­men komme­nen Recht­srock­band End­stufe eine gemein­same CD auf.

Auch auf dem (mit­tler­weile indizierten) Sam­pler zur Fußball­welt­meis­ter­schaft 2006 „Zu Gast bei uns“ find­et sich Kat­e­gorie C („Deutsch­land dein Trikot“) zusam­men mit Recht­srock­bands wie Kraftschlag, Agi­ta­tor, Eugenik und dem Naz­ibar­den Michael Müller.

Mit „Deutsch­land dein Trikot“ beken­nt sich die Band zur Aus­nahme auch ein­mal offen zum nation­al­sozial­is­tis­chen Deutsch­land („Deutsch­land ist der Schlachtruf“ / „Für Deutsch­land ste­hen wir alle ein“ / „Doch Deutsch­land ist nicht die BRD“) und macht aus ihrer ras­sis­tis­chen Gesin­nung keinen Hehl: „Deutsch­land dein Trikot“ / „Das ist schwarz und weiß“ / „Doch lei­der auch die Farbe dein­er Spiel­er“ / „In München, Rom und Bern, da gab´s noch echte Deutsche“ / „Solche Jungs und diese Siege hät­ten wir jet­zt gerne wieder!

Im Okto­ber 2006 spielt Osten­dorf schließlich auf ein­er von der NPD organ­isierten Sol­i­dar­itäts-Demo für den damals inhaftierten Sänger der berüchtigten Recht­srock­band Landser, Micheal Regen­er, vor der JVA-Berlin-Tegel.

Das läßt nur einen Schluss zu: Ent­ge­gen allen Dis­tanzierun­gen ist Kat­e­gorie C eine ordinäre Neon­az­iband. Daher muss ihren Bestre­bun­gen, nicht-rechte Men­schen anzus­prechen und an ein recht­sradikales Umfeld her­an zu führen, durch kon­se­quente Aufk­lärung ent­ge­gen gewirkt werden.

Wer sich hinge­gen wissentlich mit Kat­e­gorie C gemein macht, muss die Kon­se­quen­zen spüren. Antifa heisst Angriff!

Sämtliche Zitate sind Lied­tex­ten und der Home­page der Band ent­nom­men.
Weit­ere Hin­ter­grund­in­fos zu Hannes Osten­dorf und KC auf bremen.antifa.net

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Antifaschismus

Ein neues Germanien in alten Gemäuern

INFORIOT Nur knapp 3900 Ein­wohner­In­nen hat die Gemeinde Plat­ten­burg im Nord­west­en der Prig­nitz. Und trotz dieser beschei­de­nen Größe gerät das Örtchen immer wieder in die Schlagzeilen. 2007 etwa gab es Aufre­gung, weil der Neon­azi Jür­gen Rieger ange­blich einen ehe­ma­li­gen Bauern­hof für die NPD kaufen wollte. Und nun hat tat­säch­lich eine recht­slastige Gruppe eine Immo­bilie erwor­ben: In der Plat­ten­burg­er Teil­ge­meinde Krampfer wurde ein bis dato ver­lassenes Schloss gekauft – die neuen Eigen­tümer wollen dort am 15. Feb­ru­ar ein „Fürsten­tum Ger­ma­nia“ gegrün­det haben. Die alt einge­sesse­nen Plat­ten­burg­erIn­nen sind verun­sichert und in der Tat pro­duziert das Auftreten der Schloss­be­wohn­er mehr Fra­gen als Antworten. Fest ste­ht aber: Ihre krude Mis­chung aus anti­semi­tis­chen Ide­olo­gien, Ver­schwörungs­the­o­rien und Deutschtümelei ist knall­hart reak­tionär, revi­sion­is­tisch und anti­demokratisch. Am Woch­enende kön­nte weit­ere Bewe­gung in die Sache kom­men. Am Sam­stag ver­anstal­ten die Fürsten­tüm­ler ein „Pla­nungstr­e­f­fen“, zu dem sie auch die Bevölkerung von Plat­ten­burg und Umge­bung einladen.

 

Worum es geht – ein anti­demokratis­ch­er Abenteuerspielplatz

Das Schloss in Krampfer mit­samt 4000 Quadrat­metern Boden habe – nach Eige­nangaben gegenüber der Märkischen All­ge­meinen Zeitung (MAZ) – zum 1. Jan­u­ar ein Jessie Marssen gekauft, um dort das „Fürsten­tum“ einzuricht­en. Ange­blich sollen dem­nächst noch 4700 Hek­tar Boden rumherum dazu gekauft wer­den. Bei der Grün­dungsver­anstal­tung, an der rund 30 Per­so­n­en beteiligt waren, wurde der Besitz von Mars­son an das neue „Staat­sober­haupt“ Michael Frei­herr von Pal­landt über­re­icht – ob nur sym­bol­isch oder auch rechtlich verbindlich ist unklar. Das „Fürsten­tum“ soll nach Bekun­den der Pro­tag­o­nis­ten ein „Kirchen­staat“ wer­den – allerd­ings ohne Glaubens­beken­nt­nis – und nach dem feu­dal­is­tis­chen Lehen­srecht funk­tion­ieren. Von Demokratie hal­ten die Fürsten­tüm­lerIn­nen also nicht viel – und darauf auf­bauend auch nichts vom bun­des­deutschen Par­la­men­taris­mus. Die MAZ merkt an, dass bei der Grün­dungsver­anstal­tung davon die Rede gewe­sen sei, „dass jed­er Stich, der der BRD zuge­fügt wird, pos­i­tiv sei. Es war von einem Par­al­lel-Staat die Rede, in dem wahrschein­lich die bun­des­deutschen Geset­ze nicht mehr gel­ten sollen.“ Auf ihren Inter­net­seit­en beziehen sich die Fürsten­tüm­ler unkri­tisch auf die so genan­nten „Kom­mis­arischen Reich­sregierun­gen“ – also jene recht­sex­tremen Ver­schwörungs­the­o­retik­erIn­nen, welche die Bun­desre­pub­lik für inex­is­tent hal­ten und das ihrer Mei­n­ung nach weit­er exis­tente „Deutsche Reich“ zu neuem Glanz führen wollen. Bekan­ntester „Reichs­bürg­er“ ist der Neon­azi Horst Mahler. Nach Ansicht der Fürsten­tüm­ler gelte aktuell die Reichsver­fas­sung von 1871.

Derzeit sieht die Real­ität des Pro­jek­ts „Fürsten­tum Ger­ma­nia“ allerd­ings wenig glanzvoll aus. Es gibt – erstens – das ver­fal­l­ene, nicht win­ter­feste Schloss, in dem sich nach einem weit­eren MAZ-Bericht ganze drei Per­so­n­en ein­gerichtet haben: „Sven, Manuel und Jens ver­ste­hen sich als Pio­niere der ersten Stunde. Ein viert­er Pio­nier strich gle­ich in der ersten Woche die Segel, weil er zur Fam­i­lie musste, wie gesagt wird.“ Und es gibt – zweit­ens – eine Unzahl von mit­telmäßig gestal­teten Inter­net­seit­en, auf denen die Fürsten­tüm­ler ihre kru­den The­o­rien aus­bre­it­en. Nichts­destotrotz sollte es beun­ruhi­gen, dass eine anti­demokratis­che, dem Recht­sex­trem­imus mehr als nur nahe ste­hende Gruppe sich in der Prig­nitz ein Refugium geschaf­fen hat.

Das Per­son­al

Auf der Eso­terik-kri­tis­chen Web­seite Esowatch ist inzwis­chen ein umfan­gre­ich­es Dossier zum „Fürsten­tum Ger­ma­nia“ erschienen. Dort find­en sich auch zahlre­iche Hin­weise, dass „Fürstentum“-Sprecher Jessie Mars­son nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Fol­gende mögliche Pseu­do­nyme wer­den aufge­lis­tet: Byron Michael Jessie Mars­son-Dumanch, Jessie Dumanch, Jesse Dumanch, Michael Jessie Frei­herr von Pal­landt, Michael Hit­zler, Julian Dumanch. Als Real­name wird hinge­gen Frank Bünt­ner ver­mutet. Durch Inter­ne­trecherchen lässt sich leicht nachvol­lziehen, dass Mars­son Anhänger ver­schieden­er Ver­schwörungs­the­o­rien wie der ange­blich­er Chem­trails ist.

Dem „Fürsten­tum“ nahe ste­ht übri­gens Jo Con­rad, dem auf „Fürstentum“-Webseiten gedankt wird und der das Pro­jekt unter anderem als Mod­er­a­tor und mit­tels eines Inter­views mit Jessie Marsen unter­stützt. Jo Con­rad ist Autor von ver­schwörungs­the­o­retis­chen und anti­semi­tis­chen Büch­er. Er bezieht sich in seinen Schriften auf die anti­semi­tis­che Fälschung der „Pro­tokolle der Weisen von Zion“. Sein Inter­net­fo­rum ist Anlauf­platz für rechte Esoterikfans.

Verbindun­gen zur knall­harten Holocaust-Leugner-Szene

Wenn man über das „Fürsten­tum Ger­ma­nia“ recher­chiert, lan­det man auch blitzschnell bei der ganz harten, recht­sex­tremen Pro­pa­gan­da. Nur ein Beispiel: Wer die Home­page vom „Deutschen Volks­blatt“ aufruft, wird mit Zitat­en willkom­men geheißen, die zeigen sollen, dass das Juden­tum 1933 Deutsch­land den „heili­gen Krieg“ erk­lärt habe. Die dafür benutzten Grafiken entstam­men dem Film „Schwindler‘s List“ – einem anti­semi­tis­chen Mach­w­erk von Holo­caustleugner­In­nen. Nach dieser Begrüßung lädt die Inter­net­pub­lika­tion „Deutsches Volks­blatt“ sogle­ich dazu ein, sich über einen „neuen Staat inner­halb der Gren­zen der BRD“ zu informieren. Der dazuge­hörige Link führt direkt zur Home­page vom „Fürsten­tum Ger­ma­nia“. Kein Wun­der: Der „Ger­man News Ser­vice“, der das „Deutsche Volks­blatt“ her­aus­gibt, ist eine mit­tler­weile erlosch­ene Fir­ma, deren Adresse auf den Namen „Jessie Micheal Frei­herr von Pal­landt“ reg­istiert ist.

 

Auf der Grün­dungsver­anstal­tung waren wenig über­raschend auch Holo­caustleugn­er zuge­gen. Ein Foto doku­men­tiert etwa die Anwe­sen­heit des ein­schlägig bekan­nten Bern­hard S. Arn­hold. Auch der mehrfach vorbe­strafte „Reichs­deutsche“ Christoph Kastius ist für das „Fürsten­tum“ aktiv.

Hil­fe“ für Opfer sex­uellen Mißbrauchs

Bei der Grün­dungsver­anstal­tung wur­den auch so genan­nte „Rit­ter der Men­schen­rechte“ gewählt. Diese sollen als Schutz­pa­trone für Kinder und Jugendliche fungieren, welche Opfer von sex­uellem Mißbrauch gewor­den sind. Mars­son selb­st wurde nach eigen­er Aus­sage 1993 mißbraucht. Im „Fürsten­tum“ soll laut Mars­son ein Heim für jugendliche Opfer sex­ueller Gewalt entste­hen. Welche Qual­ität würde diese Betreu­ung durch anti­demokratis­che Ver­schwörungs­the­o­retik­er wohl haben, wenn es tat­säch­lich dazu kom­men sollte? Welchen Schaden wür­den diese Kinder und Jugendlichen wohl nehmen? Das schon erwäh­nte Dossier auf Esowatch berichtet indes über Hin­weise, dass „Fürstentum“-Sprecher Mars­son sich zugun­sten eines wegen Volkver­het­zung und Kinder­porno-Delik­ten vorbe­straften Mannes einge­set­zt und geäußert hat.

Ver­wirrun­gen in der Bewertung

 

Die Äußerun­gen und die Trak­tate, die aus dem Umfeld des „Fürsten­tum Ger­ma­nia“ öffentlich wer­den, sind zahlre­ich und häu­fig wider­sprüch­lich. Mal wird beispiel­sweise verkün­det, man wolle mit Alter­na­tivgeld exper­i­men­tieren, mal wiederum heißt es, Geld solle kom­plett abgeschafft wer­den. So ist es nicht ver­wun­der­lich, dass die Ein­wohner­In­nen von Plat­ten­burg verun­sichert sind, was sie von ihren neuen Nach­barn hal­ten sollen. Der Plat­ten­burg­er Gemein­der­at füh­le sich laut der MAZ-Berichte „über­rumpelt“ und die Bürg­er­meis­terin gibt sich rat­los: „Ich weiß nicht, was für Ziele diese Leute ver­fol­gen.“ Bis auf Polizeistreifen scheint es übri­gens staatlich­er­seits bish­er keine Reak­tio­nen gegeben zu haben. Auch der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz scheint desin­ter­essiert – es lägen derzeit keine Anze­ichen für ver­fas­sungs­feindliche Bestre­bun­gen vor, berichtet die MAZ. Die Verbindun­gen der Fürsten­tüm­ler bis in die neon­azis­tis­che Holo­caustleug­nungs-Szene scheinen dort also nicht bekan­nt zu sein oder für nen­nenswert gehal­ten zu wer­den. Der Sek­ten­beauf­tragte der evan­ge­lis­chen Kirche in Berlin-Bran­den­burg gab gegenüber der MAZ eben­falls eine bemerkenswert real­itäts­ferne Ein­schätzung ab: Er könne im „Fürsten­tum“ nichts „rechts gestrick­tes“ erken­nen son­dern sehe eher links ange­hauchte Anar­chis­ten am Werke.

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Antifaschismus

Die NPD-Cottbus wurde “aktiv”

Am Sam­stag, dem 21. Feb­ru­ar 2009, hat­te die NPD einen Infor­ma­tion­s­stand in Cot­tbus auf dem Stadthal­len­vor­platz angemeldet. Ca. 20 NPD/JN-Kad­er verteil­ten Info-Mate­r­i­al an die Bürg­er von Cot­tbus, wobei die meis­ten deut­lich zeigten, dass sie kein Inter­esse an dem Mate­r­i­al hat­ten.
Eine Gegen­ver­anstal­tung, eben­falls auf dem Stadthal­len­vor­platz, in Form eines „antifaschis­tis­chen Karnevals“ erfreute sich großen Zulaufs. Ca. 60 Antifaschisten/innen, viele von ihnen verklei­det, macht­en ihren Unmut über die Nazis in ihrer Stadt deut­lich. So ist zum Beispiel ein „Seuchenkom­man­do“ unter die Leute gegan­gen und hat diese vor der „braunen Pest“ gewarnt und die Bürg­er und Bürg­erin­nen gebeten den Bere­ich des NPD-Stands weiträu­mig zu umge­hen. Dabei wurde neben Info­ma­te­r­i­al auch die neue DVD „Kein Bock auf Nazis“ verteilt. Eben­falls wur­den Feuer­w­erk­skör­p­er gezün­det, Polon­aisen durchge­führt und Kon­fet­ti gewor­fen, um die entsprechende Karnevallsstim­mung herzustellen. Neben den karneval­is­tis­chen Aktio­nen, kon­nten die Faschos durch lautes Rufen von antifaschis­ten Parolen und durch ständi­ge Pfiffe aus Trillerpfeifen immer wieder gestört wer­den. Ins­ge­samt dauerte die Gegen­ver­anstal­tung mehr als vier Stun­den, kon­nte eine rel­a­tiv große Aufmerk­samkeit auf sich ziehen und kann somit als Erfolg für den antifaschis­tis­chen Wider­stand in Cot­tbus ver­bucht werden. 

Bere­its eine Woche zuvor, am Son­ntag dem 15. Feb­ru­ar 2009, hat die NPD in Cot­tbus eine Mah­nwache, zum Gedenken der deutschen Opfer der Bombe­nan­griffe auf Cot­tbus im Jahr 1945 , abge­hal­ten. Die Ver­anstal­tung fand, the­ma­tisch völ­lig unpassend, am Turn­er-Denkmal statt, welch­es den gefal­l­enen Krieg­sopfern (den einge­zo­ge­nen Turn­ern und Sportlern) des 1. Weltkrieges gedenkt. Dies war nicht der eigentlich gewün­schte Ver­anstal­tung­sort der NPD. Sie meldete vor­sicht­shal­ber lieber zwei Mah­nwachen an, in der weisen Voraus­sicht, dass ihnen der gewün­schte Ver­anstal­tung­sort ver­sagt bleiben würde. Eigentlich sollte die Mah­nwache auf dem Süd-Fried­hof, beim Kriegs­denkmal zum Gedenken der deutschen Bomben-Opfer von Cot­tbus 1945, stat­tfind­en. Der Antrag für das Gedenken der deutschen Opfer des 15. Feb­ru­ar 1945 in Cot­tbus wurde am 28. Jan­u­ar 2009 vom NPD-Abge­ord­neten Frank Hüb­n­er in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung gestellt. Bei sel­biger Ver­samm­lung fand zu Beginn eine Gedenkminute für die Opfer des Holo­causts und der Bom­badierung von Cot­tbus statt, der­er sich die bei­den NPD-Abge­ord­neten, Hüb­n­er und Zasowk, ver­weigerten. Ihre anti­semi­tis­chen und ras­sis­tis­chen Ansicht­en wur­den hier wieder ein­mal deut­lich.
Am Auswe­i­chort der Mah­nwache am 15. Feb­ru­ar 2009, fand neben ein­er Kranznieder­legung eine Schweigeminute statt. Es wurde geschätzt, dass ca. 70–80 NPD/JN-Kad­er, sowie Freie Nation­al­is­ten, an der Ver­anstal­tung teil­nah­men, wobei diese eher von Auswärts kamen, als aus Cot­tbus sel­ber. Genauere Angaben über die Mah­nwache kön­nen kaum gemacht wer­den, da das Gebi­et, um die angemeldete Ver­anstal­tung bere­its Stun­den zuvor von der Polizei weiträu­mig gesichert wurde. Der Ver­such ein­er Gege­nak­tion, wurde bere­its in seinen Anfän­gen durch das mas­sive Patrouil­lieren der Zivilpolizei unter­bun­den. So wur­den engagiert Antifaschisten/innen noch bevor sie den Ver­anstal­tung­sort auch nur erre­icht hat­ten, durch Ausweiskon­trollen und Platzver­weise wieder weggeschickt.

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Law & Order

(Keine) V‑Männer in der NPD-Spitze: Druck auf die Union nimmt zu

Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm hat verärg­ert auf die Äußerun­gen von Berlins Innense­n­a­tor Erhard Kört­ing reagiert. Diese seien “inakzept­abel”, schimpfte der CDU-Poli­tik­er. Es sei ein bish­er ein ein­ma­liger Fall, dass ein Innen­min­is­ter Aus­sagen zu den V‑Leuten ander­er Län­der tre­ffe, erk­lärte Schön­bohm nach Angaben sein­er Sprecherin. Bran­den­burg halte den Ein­satz von V‑Leuten bei der NPD weit­er für sin­nvoll und werde auch kün­ftig nicht darauf verzicht­en. Auch Baden-Würt­tem­berg will seine V‑Leute nicht abschalten.

Nun hat Kört­ing allerd­ings gar keine Aus­sagen über Bran­den­burg und Baden-Würt­tem­berg getätigt, son­dern von anderen Län­dern gesprochen, in denen SPD-Innen­min­is­ter am Rud­er sind: Sach­sen-Anhalt, Rhein­land-Pfalz und Schleswig-Hol­stein. Deren Innen­min­is­ter woll­ten sich bis­lang allerd­ings tat­säch­lich nicht ein­deutig dazu äußern, ob sie die V‑Mann-Prax­is in den Spitzen der NPD-Lan­desver­bände eingestellt haben. Dieser Schluss lag zwar nah, kon­nte aber bis­lang nicht belegt werden.

Unein­heitliche Lin­ie in der Union

Den­noch ist es bemerkenswert, dass Schön­bohm nun so auf­schre­it, denn eigentlich wäre es an den SPD-Min­is­tern gele­gen, sich über Kört­ings Offen­heit zu mok­ieren. Möglicher­weise befürchtet Schön­bohm allerd­ings eine Debat­te über die Sinnhaftigkeit der Koop­er­a­tion von Ver­fas­sungss­chutz mit führen­den NPD-Kadern, die für Geld Infor­ma­tio­nen verkaufen. Denn zulet­zt hat­te Bay­erns Min­is­ter­präsi­dent Horst See­hofer diese Prax­is kritisiert.

See­hofer hat­te bei einem Kaminge­spräch in Wild­bad Kreuth das Ende der V‑Mann-Prax­is in der NPD und deren Umfeld erwogen und in diesem Zusam­men­hang auch sein bay­erisches Innen­min­is­teri­um kri­tisiert, wie eine Teil­nehmerin auf Anfrage bestätigte. Das Min­is­teri­um habe See­hofer bish­er keinen Fall bele­gen kön­nen, wo Erken­nt­nisse aus und über die NPD nur auf­grund von V‑Leuten hät­ten gewon­nen wer­den kön­nen. Er schließe daraus, dass V‑Leute, die in der NPD mitwirk­ten und ein neuer­lich­es Ver­botsver­fahren dadurch ver­hin­derten, fol­glich nicht wirk­lich notwendig seien.

Druck auf Union­spoli­tik­er wächst

Diese Lin­ie vertreten auch Kört­ing und weit­ere SPD-Min­is­ter. Sie weisen darauf hin, dass es auch andere nachrich­t­en­di­en­stliche Mit­tel gebe, mit denen die NPD überwacht wer­den kön­nte. Weit­er­hin ver­bi­ete sich für einen Rechtsstaat die Zusam­me­nar­beit mit Neon­azis, betont Kört­ing immer wieder. Auch Experten zweifeln an dem Wert der Infor­ma­tio­nen, die der Ver­fas­sungss­chutz von NPD-Funk­tionären kauft und die fak­tisch das Ver­bot dieser teil­weise nation­al­sozial­is­tisch aus­gerichteten Partei verhindern.

Die Lin­ie der Union ist höchst unein­heitlich. Meck­len­burg-Vor­pom­merns Innen­min­is­ter Caffi­er (CDU) gilt schon lange als Ver­fechter eines neuen Ver­botsver­fahrens gegen die NPD. Andere CDU- und CSU-Poli­tik­er lehnen dies ab, da es zu gefährlich wäre,  auf die V‑Leute zu verzicht­en. Die NPD schützt sich nach dieser Logik durch ihre Radikalität gegen ein Ver­bot. Doch wenn in den SPD-Län­dern eine Überwachung der NPD ohne V‑Leute in der Parteispitze möglich ist — warum dann nicht auch in den Unionsländern?

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Antifaschismus

Nazis feiern Fasching?

Nach­trag zu “Nazis feiern Fasching”

Einige Neon­azis hat­ten sich am 23.02.2009, als Sensen­män­ner verklei­det,
unter einen Fast­nacht­sumzug in Schlepzig (bei Lübben) gemis­cht. Sie
tru­gen ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift “Die Demokrat­en brin­gen uns
den Volk­stod” und verteil­ten Fly­er an Beteiligte und Zuschauer. ?Nach­dem
die Polizei mal wieder ihre Unfähigkeit bewies und nichts gegen den
brauen Spuk unter­nahm, legten zwei Teil­nehmerin­nen selb­st Hand an und
ver­trieben die Neon­azis vom Rosenmontagsumzug.

Fünf Tage zuvor, am 18.02.2009, wur­den bere­its Nazis­prühereien in Lübben
(Spree­wald) an eini­gen Häuser­wän­den vorge­fun­den. Am
Paul-Ger­hardt-Gym­na­si­um war zu lesen: “Frei, sozial, nation­al- Werde
aktiv!” und daneben war ein Hak­enkreuz gesprüht wor­den.
Am Woch­enende vom 7./8. März 2009 fol­gte der “Faschingsak­tion” eine
Post­wurf­sendung. Neon­azis verteil­ten ein “Infoblatt des
Ausser­par­la­men­tarischen Wider­standes in Süd­bran­den­burg- Spreelichter”,
so der Wort­laut auf dem Flug­blatt, an alle Haushalte in Schlepzig. Wie
schon in dem ersten Flug­blatt vom Rosen­mon­tag­sumzug am 23.02. wur­den
auch in diesem Infoblatt Zukun­fts-und Bedro­hungsäng­ste  geschührt und
durch Emo­tion­al­isierung eine aus­län­der­feindliche und demokratis­che
Bedro­hun­gen her­vorgerufen. Die hohe Arbeit­slosigkeit in der Region wird
beklagt, es wird vor Abwan­derun­gen durch Über­frem­dung gewarnt und “der
Tod des deutschen Volkes” vorherge­sagt! Um dem ganzen Glaub­würdigkeit zu
ver­lei­hen, wur­den natür­lich “Sta­tis­tiken” zu Abwan­derung,
Aus­län­der­an­teil und dem damit ver­bun­de­nen demografis­chen Wan­del
ange­fügt. Zu bemerken ist, dass die Abwan­derung “erfahren­er Handw­erk­er,
hochqual­i­fiziert­er Ärzte, Inge­nieure und Wis­senschaftler” beklagt wird,
wo doch damals genau solche klu­gen Men­schen, aus  dem  Deutsch­land
ver­trieben wur­den, was von ihren nation­al­sozial­is­tis­chen Vorgängern
beherrscht wurde. Und nun suchen sie die Schuld genau bei den Men­schen,
die damals gehen mussten und später von den Nation­al­sozial­is­ten ver­gast
wur­den. Aber ohne Revi­sion­is­mus und Lügen wäre die Ide­olo­gie der alten
wie der neuen “Nationalen Sozial­is­ten” auch kaum halt­bar.
?Beson­ders prekär: Der Sohn des Fast­nachtsvor­sitzen­den Alwin Drexler,
Mar­tin D., soll beim größten Auf­marsch der recht­sex­tremen Szene in
Deutsch­land, am 14.02.09 in Dres­den gesichtet wor­den sein. (Q: Antifa
Spree­wald) Wenige Tage später erk­lärte A. Drexler der “Lausitzer
Rund­schau” gegenüber: “Wir als Fast­nachtsvere­in dis­tanzieren uns
ein­deutig von diesen Leuten.” (“Schlepziger Nar­ren wollen hoch hin­aus”,
LR, 24.02.09)

Außer­dem ist auf dem Bild für Ken­ner deut­lich erkennbar, dass es sich
bei der recht­en Per­son um Jonas W. aus Lübben/Radensdorf han­delt. Lei­der
macht auch ein weiß geschmink­tes Gesicht nicht arisch­er bzw. hüb­sch­er
und auch nicht unkenntlich!


Damit wird deut­lich, dass die Sensen­män­ner­ak­tion kein Einzelfall in
Schlepzig war und das es sich auch nicht nur um Neon­azis han­delt, die
von außer­halb kom­men. Es ist jet­zt vor allem notwendig, mit Hil­fe
fachkundi­ger Unter­stützung, sich mit den Inhal­ten der recht­sex­tremen
Szene auseinan­der zu set­zten, um die schlepziger Bürg­er nicht durch
Unwis­senheit Opfer solch­er Aktiv­itäten wer­den zu lassen. Außer­dem muss
Schlepzig sich öffentlich gegen Neon­azis posi­tion­ieren , um jegliche
Sym­pa­thiebekun­dun­gen zu wider­legen. Vor allem im Bere­ich der Jugend muss
nach Schwach­stellen gesucht wer­den, da es so scheint, als hätte sich die
Szene in Schlepzig bere­its etabliert. Igno­ranz ist keine Lösung des
Prob­lems, sie zögert das Prob­lem allen­falls hin­aus und schafft
Sym­pa­thien für diese recht­en Aktivisten.


Antifa Puel­la Lib­er­tas, 10.03.09

 

Der Leser­brief vom 24. Feb­ru­ar 09

Nationale Sozial­is­ten mis­cht­en sich am Mon­tag den 23.02.09 unter die
Teil­nehmer des Rosen­mon­tag­sumzuges in Schlepzig (bei Lübben). Vier, als
Sensen­män­ner verklei­dete Per­so­n­en, roll­ten auf dem Umzug ein Trans­par­ent
mit der Auf­schrift „Die Demokrat­en brin­gen uns den Volk­stod“ aus und
verteil­ten Flug­blät­ter mit der sel­ben Über­schrift an Zuschauer und
Mitwirk­ende. Nach­dem es daraufhin in der Fast­nachts­menge unruhig wurde
und sich herumge­sprochen hat­te, was dort geschieht, waren zwei Frauen so
mutig und forderten die Nazis dazu auf, sich von dem Umzug zu ent­fer­nen.
Im Nach­hinein waren viele Anwe­senden den bei­den Frauen für ihre
Zivil­courage gegenüber den Nazisensen­män­nern dankbar. Zudem bezeugten
sie den Frauen ihre eigene Angst gegenüber recht­sradikalem Auftreten.

Nun scheint es so, als hätte die anwe­sende Polizei eben solche Angst
oder wollte dem Geschehen ein­fach nicht auf den Grund gehen. Zumal
weit­ere Per­so­n­en, vielle­icht sog­ar die sel­ben, nach Ende des Umzuges
nochmals Fly­er vor ein­er Gast­stätte verteilen kon­nten. Außer­dem ist ein
ander­er Anhalt­spunkt rechter Aktiv­itäten in Schlepzig das Auffind­en von
Aufk­le­bern mit der Auf­schrift „Werde aktiv“ der Jugend­of­fen­sive an
Lat­er­nen und Straßenschildern.

Um solche Über­griffe abwehren zu kön­nen, müssen die Schlepziger eine
klare antifaschis­tis­che Hal­tung ein­nehmen. Das Dorf muss sich ern­sthaft
mit diesem Naziprob­lem auseinan­der­set­zen, wenn es nicht wün­scht, dass
solche Aktio­nen noch öfter passieren. Es geht näm­lich nicht darum, zu
kri­tisieren, dass ein Rosen­mon­tag­sumzug  „als poli­tis­che Plat­tform
miss­braucht (wird)“ (A. Drexler). Wenn Schlepzig keine Plat­tform für
Nazis sein will, dann ist die Poli­tisierung und Sol­i­darisierung aller
Beteiligten gegen Nazis gefragt!

Inforiot