Kategorien
Uncategorized

Templiner Mord vor Gericht: Richter hält nichts von rechter Gesinnung als Tatmotiv

Neu­rup­pin — Im Prozess um den Mord an Bernd K. in Tem­plin, für den sich Chris­t­ian W. (22) und Sven P.(19) vor dem Landgericht Neu­rup­pin ver­ant­worten müssen, wurde let­zte Woche Don­ner­stag weit­er am Ablauf des Tatabends gebastelt. Außer­dem kamen zwei Kör­per­ver­let­zun­gen zur Sprache, die Chris­t­ian W. zur Last gelegt werden.

Inter­es­sant ist dabei der Aus­lös­er für zwei Tritte, die der 17-jährige Andy U. am 24. Juni let­zten Jahres erhal­ten hat­te. Der 27-jährige Mau­r­er Chris­t­ian M., der aus der Unter­suchung­shaft in den Zeu­gen­stand geführt wurde, beschrieb Chris­t­ian W. als jeman­den, der seine Mack­en habe, wenn er betrunk­en sei. Gemein­sam hat­ten die drei Män­ner eine Flasche Schnaps geleert. Dann wollte der Angeklagte von Andy U. drei Euro haben, die der ihm noch schuldete, obwohl klar war dass Andy U. kein Geld hat­te. Mit gestreck­tem Bein trat W. den 17-Jähri­gen zu Boden und trat dann ein zweites Mal zu. Er wolle sein Geld haben, soll er gejam­mert haben.

Viel Aufhebens um einen Zeugen

Der 19-jährige Chris­t­ian S. aus Tem­plin ist ein schwieriger Zeuge. Eigentlich hätte er nur aus­sagen sollen, dass er sich am Abend des 21. Juli 2008 zwis­chen 22.00 und 23.00 Uhr auf dem Tem­plin­er Mark­t­platz befand und dass er jeman­den hat­te „Sieg Heil!“ rufen hören. An der Stimme des Rufers wollte er Chris­t­ian W. erkan­nt haben, worauf er sofort Sven P. anrief, um dem mitzuteilen, dass Chris­t­ian W. wieder in der Stadt sei. Bei diesem Tele­fonat will der Zeuge von Sven P. erfahren haben, dass der selb­st „Sieg Heil!“ gerufen hat. Außer­dem zitierte er Sven P. mit dem Satz: „Ich habe heute noch vor, in den Knast zu gehen.“ Chris­t­ian S. beschrieb dem Richter, dass Sven P. schon mit etwas schw­erere Zunge redete. Man merk­te, dass er was getrunk­en hatte.

Eigentlich kein Prob­lem diese Aus­sage — sollte man denken, und lei­der fragte nie­mand im Gerichtssaal: „Wieso rufen sie denn sofort Sven P. an, wenn sie glauben, die Stimme von Chris­t­ian W. erkan­nt zu haben?“ Stattdessen ver­suchte der Richter die Glaub­würdigkeit des Zeu­gen Chris­t­ian S. zu über­prüfen und fragte nach dessen Aus­sagev­er­hal­ten in einem früheren Prozess bei dem Chris­t­ian W. eben­falls auf der Anklage­bank saß. Damals war Chris­t­ian W. wegen Brand­s­tiftung vor dem Amts­gericht Pren­zlau angeklagt und unab­hängig von der Falschaus­sage des Chris­t­ian S. verurteilt wor­den. Damals hat­te Chris­t­ian S. vor Gericht gel­o­gen, um sich an Chris­t­ian W. zu rächen, wie er dem Richter erk­lärte. Chris­t­ian W. hat­te ihm zuvor wegen zwei Euros, die er ihm noch schuldete, gle­ich eine „gedrückt“.

Kon­se­quent fragte der Richter weit­er, wie denn sein Ver­hält­nis zu Sven P. sei? Chris­t­ian S. zögerte kurz und sagte dann, dass er Sven P. noch lei­den könne. Chris­t­ian W. und Mar­tin M. nicht mehr, aber Sven P., den könne er lei­den. Warum er hier den recht­en Tem­plin­er Schläger und Autonomen Nation­al­is­ten Mar­tin M. ins Spiel brachte, der an diesem vierten Prozesstag erst­mals nicht im Zuschauer­raum saß, blieb lei­der auch offen. Über­haupt fehlten die nationalen Beobachter des Prozess­es dies­mal vollends.

Jeden­falls wit­terte die Vertei­di­gung von Sven P. hier eine Chance, den Vor­wurf des Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen vom Tisch zu kriegen und ließ den Zeu­gen zum fün­ften Prozesstag erneut laden.

Umwege bei der Motivsuche

Mal drei Euro, mal zwei Euro Schulden, die aus­re­icht­en, um jeman­den zu Boden zu treten oder zu schla­gen. Vielle­icht spie­len die Schulden, die Bernd K. bei Chris­t­ian W. gehabt haben soll doch eine größere Rolle an jen­em Abend als die Staat­san­waltschaft bish­er angenom­men hat.

Um den Motiv­en für den Mord näher zu kom­men, ließ die Anwältin der Neben­klage ein Urteil ver­lesen, dass die rechte Gesin­nung von Chris­t­ian W. zeigen sollte. So wurde er 2005 unter anderem wegen Volksver­het­zung zu ein­er Jugend­strafe von einem Jahr und drei Monat­en verurteilt. Damals hat­te er öffentlich laut hör­bar das Lied „10 kleine Negerlein“ des Nazi-Musikpro­jek­tes „Ziller­taler Türken­jäger“ abge­spielt und den Hit­ler­gruß gezeigt. Kurz­er Auszug aus dem Lied­text, der vom Richter ver­lesen wurde: „Zwei kleine Negerlein,/die schrien “Nazis­chwein”, /ne Wehrsport­truppe kam vor­bei /und Bim­bo war allein“. Außer­dem hat­te er eine nur wenige Tage alte Katze zu Tode getreten. Der Staat­san­walt wird zum näch­sten Prozesstag am Don­ner­stag ein Foto in den Prozess ein­führen, das recht­sex­treme Tätowierun­gen am Kör­p­er von Chris­t­ian W. zeigt.

Richter Gert Wegen­er ist allerd­ings der Mei­n­ung, das bis­lang nicht ersichtlich sei, dass eine recht­sradikale Gesin­nung als Hin­ter­grund der Tat vor­liegen kön­nte. Vielmehr halte er den Fall für ein im Trinker­m­i­lieu nicht unüblich­es Geschehen.

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Landeskonferenz der Jungdemokrat_innen/ Junge Linke Brandenburg

Liebe JDJL-Mit­glieder, Freund_innen und Interessierte!

Bald find­et die diesjährige Lan­deskon­ferenz der Jungdemokrat_innen/Junge Linke
Bran­den­burg statt. Wir wollen das ver­gan­gene Jahr 2008 zusam­men auswerten und vor
allem über unsere Vorhaben für das aktuelle Jahr 2009 disku­tieren. Die
Lan­deskon­ferenz ist der Ort, am dem wir Arbeitss­chw­er­punk­te fes­tle­gen, Pro­jek­te
pla­nen und besprechen, was son­st zur poli­tis­chen Arbeit unseres Ver­ban­des gehört.

Deshalb wür­den wir uns freuen, wenn viele von Euch zur Lan­deskon­ferenz kom­men. Denn
das Woch­enende ist der Ort, an dem ihr Euch mit Euren eige­nen Vorstel­lun­gen in die
Ver­pand­sar­beit ein­brin­gen kön­nt: Ihr kön­nt eigene Ideen ein­brin­gen, mit­disku­tieren,
mit­pla­nen und mitentschei­den. Im Vor­feld kön­nt ihr uns auch Anträge für das
Arbeit­spro­gramm zukom­men lassen, damit diese am Woch­enende besprochen wer­den kön­nen
– das heißt ein­fach nur, dass ihr Eure Vorschläge zu den Arbeit­s­the­men- und
Pro­jek­ten, die Euch am Herzen liegen, uns am besten in schriftlich­er Form zuschickt.
So kön­nen wir sie in die Diskus­sion­s­pla­nung für die Lan­deskon­ferenz aufnehmen.
Sollte das aus irgen­deinem Grund nicht klap­pen, kön­nt ihr Eure Anträge aber auch
direkt vor Ort stellen.

Wir wollen aber auch nicht das ganze Woch­enende nur disku­tieren, am Fre­itag- und
Sam­stagabend wird es eine Infover­anstal­tung geben: „Risse in die Fes­tung!“ — über
die Sit­u­a­tion von Flüchtlin­gen in Bran­den­burg und was man dage­gen tun kann. Am
Fre­itag kriegen wir Besuch von der Gruppe Progress, die uns ihre Film­doku­men­ta­tion
über Ras­sis­mus und die Lebenssi­t­u­a­tion von Flüchtlin­gen in Frank­furt (Oder)
vorstellt. Am Sam­stag bericht­en uns die Grup­pen BikeAid und Refugees for
Eman­ci­pa­tion von ihrer Arbeit. Refugees for Eman­ci­pa­tion organ­isieren
Inter­net­zugänge in Flüchtling­sheimen und BikeAid basteln Fahrräder für mehr
Bewe­gungs­frei­heit. Auf diesem Infoabend soll es auch darum gehen, wir man selb­st
gegen die ras­sis­tis­chen All­t­ag in Bran­den­burg aktiv wer­den kann.

Mehr Infos unter www.jungdemokraten-brandenburg.de

Kategorien
Antifaschismus

Patrick K. zum Vorletzten

Pren­zlau — Gestern wurde vor dem Amts­gericht Pren­zlau nach drei Ver­hand­lungsta­gen der sich selb­st nicht mehr zur recht­en Szene zäh­lende Patrick K. wegen zweier Gewalt­de­lik­te und Belei­di­gung unter Ein­beziehung vorheriger Urteile zu eine Gesamthaft­strafe von einem Jahr und acht Monat­en verurteilt. In einem Fall wurde er frei gesprochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Hoff­nung von Patrick K., der sich seit dem 10. Okto­ber let­zten Jahres in Unter­suchung­shaft befind­et , dass er die Zeit bis zum reg­ulären Haf­tantritt in Frei­heit ver­brin­gen kön­nte, erfüllte sich nicht. Der Strafrichter, der in sein­er Urteils­be­grün­dung von ein­er „Lust am Schla­gen“ sprach, sah die Wieder­hol­ungs­ge­fahr nach wie vor gegeben und schick­te Patrick K. zurück in die Haf­tanstalt Neuruppin-Wulckow.

Zum Drit­ten …

Drei weit­ere Angeklagte aus Tem­plin und Lychen wur­den im sel­ben Ver­fahren wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung zu sechs, sechs und acht Monat­en Haft verurteilt. Wobei die bei­den sechsmonati­gen Haft­strafen zu zwei Jahren auf Bewährung aus­ge­set­zt wurden.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die vier 23 bis 40-jähri­gen Män­ner am 5.10.2008 in ein­er Lych­en­er Gast­stätte zwei weit­ere Kneipengäste gemein­sam ver­prügelt hat­ten. Es sei zu Nieder­schlä­gen in der Her­ren­toi­lette, im Gas­traum und vor der Gast­stätte gekom­men. Das Gericht sprach hier von ein­er Kneipen­schlägerei, wobei die Opfer keine große Nei­gung zeigten vor Gericht auszusagen.

Erst am gestri­gen drit­ten Ver­hand­lungstag gelang es dem Gericht mit Polizeiun­ter­stützung, die Opfer als Zeu­gen anzuhören. Klare Worte fand der Richter für den Wirt der Gast­stätte. Der habe bei sein­er Aus­sage in manchen Punk­ten vor Gericht schlichtweg gelogen.

Zum Zweit­en …

Vom Vor­wurf, dass Patrick K. am Abend des 3. Sep­tem­ber 2008 in Tem­plin Wern­er Ue. mehrfach mit der Faust zu Boden geschla­gen habe, wurde Patrick K. freige­sprochen. Er hat­te von Anfang an die Tat bestritten.

Die 16-jährige Edna H. , die diesen Angriff vom Balkon ihrer Woh­nung aus beobachtet hat­te, bestätigte vor Gericht am ersten Prozesstag, dass sie Patrick K. als Täter erkan­nt habe. Ihr zuvor von der Anklage­bank kurzfristig in den Zeu­gen­stand gewech­sel­ter Brud­er, der 30-jährige Nor­men H., hat­te aus­ge­sagt, dass der Schläger nicht Patrick K. gewe­sen sei. Er behauptete, dass er Patrick K. vorher bere­its nach Hause gebracht habe. Der sei so betrunk­en gewe­sen, dass er die Haustür nicht mehr habe auf­schließen kön­nen. Trotz dieser Aus­sage ihres Brud­ers blieb Edna H. dabei, dass sie Patrick K. ein­deutig als Täter erkan­nt habe.

Auch hier warf der Richter der Zeu­g­in in sein­er mündlichen Urteils­be­grün­dung eine bewusste Falschaus­sage vor und riet sowohl ihrem gestern zu sechs Monat­en Haft auf Bewährung verurteil­ten Brud­er als auch Patrick K. ein­mal darüber nachzu­denken, was die junge Frau gegen sie habe.

Zum Ersten …

Patrick K. hat­te vor Gericht bere­its am ersten Ver­hand­lungstag zugegeben, dass er 24. April 2008 in Tem­plin einen Punk, der ihm völ­lig unbekan­nt war, mit den Worten „komm her, du Scheiß Zecke“ beschimpft und Niedergeschla­gen habe. Nur die Tritte gegen den am Boden liegen­den Punk bestritt er. Der Richter sprach ihn auch in diesem Punkt schuldig und bew­ertete diese Tat als poli­tisch motiviert.

Rechter Schläger Patrick K.

Patrick K. gehört oder gehörte zur gewalt­täti­gen recht­sex­tremen Szene Tem­plins auch wenn er sich im Laufe dieses Ver­fahrens von seinen ehe­ma­li­gen Kam­er­aden dis­tanzierte. Einige Rechte dis­tanzierten sich gegenüber „gegenrede.info“ auch von ihm. Er sei ein gefährlich­er Schläger, der wegges­per­rt gehöre.

Im Novem­ber 2008 stellte das Landgericht Neu­rup­pin in ein­er Beru­fungsver­hand­lung fest, dass er an einem Angriff auf zwei Punks im Herb­st 2007 maßge­blich beteiligt war und bestätigte eine zehn­monatige Freiheitsstrafe.

Am 19. März wird er sich in seinem näch­sten Ver­fahren gemein­sam mit den Brüdern M. und Tino G. vor dem Amts­gericht in Pren­zlau ver­ant­worten müssen, weil die vier jun­gen Män­ner im Dezem­ber 2007 zwei Punks in der Sparkasse am Tem­plin­er „Pub“ ange­grif­f­en haben sollen.

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Bürger_innenversammlung am Schlaatz

Am 16.02.2009 fand im Bürg­er­haus am Schlaatz in Pots­dam eine Bürg­erver­samm­lung zum
geplanten Umzug des Flücht­ing­sheimes in den Bezirk statt. Auf der Ver­samm­lung kam es
teil­weise zu hefti­gen Reaktionen. 

Das Heim an den Schlaatz zu ver­legen war die schlecht­este Entschei­dung, die es
geben kon­nte“, „Warum muss das uns vor die Tür geset­zt wer­den?“, „Hier sind schon
genug Aus­län­der, aber ich darf ja nichts gegen sie sagen, son­st bin ich ein
Ras­sist“, „Ich habe Angst um meine Kinder, vor Krim­i­nal­ität, Kör­per­ver­let­zun­gen,
Messer­stechereien, Toten“, „Der Schlaatz hat zu viele Aus­län­der, das Boot ist voll.“

Das waren nur einige der Reak­tio­nen auf die ein­lei­t­en­den Worte von
Diakonie-Geschäfts­führer Mar­cel Kankarow­itsch über die Vorstel­lung der Pläne für das
Asylbewerber_innenheim am Schlaatz. Das Kli­ma bei der Ver­samm­lung im Bürg­er­haus am
Schlaatz war anfangs alles andere als tol­er­ant, ein­er der Gäste beze­ich­nete es gar
als „Progrom­stim­mung“. Immer wieder Zwis­chen­rufe, teils Gelächter als die Diakonie
von ihren Plä­nen berichtet: 2 ½‑Zimmer Woh­nun­gen, ein Inter­net-Café, ein
Ver­samm­lungsraum. „Sog­ar mit Fahrstuhl?“ „Na klar!“ tönt es spöt­tisch aus den
hin­teren Rei­hen. Gelächter und Klatschen sind die Reaktionen. 

Die erste ern­stzunehmende Frage stellte Hala Kindel­berg­er vom Pots­damer
Aus­län­der­beirat. Wo ist eigentlich das Prob­lem, wenn 160 von 150.000 Einwohner_innen
dieser Stadt an den Schlaatz ziehen? Und welch­es Boot ist nochmal voll? Vielle­icht
ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass die Zahl der Men­schen, die als Flüchtlinge nach
Pots­dam kom­men und Asyl suchen, ver­schwindend ger­ing ist. Das liegt daran, dass
Europa seine Asylpoli­tik immer weit­er ver­schärft und immer weniger Flüchtlinge
über­haupt den Weg über die Gren­zen schaf­fen. Kaum wahrnehm­bar war das Heim am
Lerchen­steig bis jet­zt, 6 km von der Innen­stadt ent­fer­nt, weitest­ge­hend
abgeschnit­ten von sozialen Kon­tak­ten. Nun ist es offen­bar, in den Augen viel­er
Veranstaltungsteilnehmer_innen eine Bedrohung. 

Noch nicht mal eine halbe Stunde ist ver­gan­gen, da meldet sich Mar­cel Guse von der
DVU zu Wort.
Begleit­et von laut­starken Buh-Rufen liest er seinen Beitrag von einem Notizzettel
ab. Die Argu­mente sind nicht neu. Er fordert Aufk­lärung von der Pots­damer
Woh­nungs­baugenossen­schaft, ein Gesamtkonzept für den Schlaatz solle zuerst her. Mit
sein­er ras­sis­tis­chen Ein­stel­lung hielt er nicht hin­term Berg. Auch er griff am Ende
das Schön­bohm-Zitat „Das Boot ist voll“ auf. Der 29-jährige war nicht der einzige
Anwe­sende aus dem recht­en Lager. Auch stadt­bekan­nte Neon­azis wie Thomas Pecht saßen
im Pub­likum. Wom­öglich fühlte er sich beim näch­sten The­ma sog­ar ange­sprochen. Die
Nazi-Schmier­ereien seien ein weit­eres Prob­lem, das so ein Asyl­heim mit sich bringe,
so die näch­ste Wort­mel­dung. Die Rede war von Hak­enkreuzen, die am Woch­enende an das
Lehrlingswohn­heim gesprüht wor­den sind. Die Schlaatzer hät­ten bere­its genug
Prob­leme, man müsse nicht noch einen neuen Brand­herd schaf­fen. Wer den Herd zum
bren­nen bringt, darauf ging der Mann nicht ein. Dafür aber der näch­ste Red­ner: „Das
Asyl­be­wer­ber­heim ist nicht die Ursache der Prob­leme am Schlaatz. Vielle­icht soll­ten
die Anwe­senden mal in sich rein­hören und über­legen, ob sie nicht doch etwas gegen
Aus­län­der haben.“ Ihm gelang es auch, das Argu­ment der steigen­den Krim­i­nal­ität
endgültig zu entkräften: „Asyl­be­wer­ber wer­den sich hüten, einen Deutschen auch nur
schräg anzuguck­en, so eingeschüchtert sind die Menschen“. 

Die Stim­mung begann sich ein biss­chen zu wen­den. Mehrere Redner_innen macht­en
deut­lich, dass Hak­enkreuz-Schmier­ereien kein Argu­ment gegen das
Asylbewerber_innenheim sein kön­nen. Viel mehr soll­ten die Anwohner_innen sich zum
Han­deln gegen Ras­sis­mus gezwun­gen sehen. Immer öfter wur­den Forderun­gen laut, mit
den Bewohner_innen des Heimes in Kon­takt zu treten, um Vorurteile abzubauen. Wer
Bedenken hat, kön­nte jed­erzeit zum Lerchen­steig fahren und die Men­schen dort
ken­nen­ler­nen. Eine Forderung, die nicht nur für die Bewohner_innen des Schlaatz
gel­ten sollte. „In Drewitz hätte dieselbe Diskus­sion geführt wer­den kön­nen“, so ein
weit­er­er Red­ner, „das The­ma stellt für die Leute in schlechter Lage ein Ven­til dar.“
Doch in „schlechter Lage“ befind­en sich nicht nur die Bewohner_innen der Pots­damer
Plat­ten­bausied­lun­gen. Die Flüchtlinge haben meist einen weit­en Weg weg von Krieg
oder poli­tis­ch­er Repres­sion hin­ter sich. Doch wie der Abend gezeigt hat, sind sie
auch hier nicht von allen erwünscht.

Kategorien
Antifaschismus

Das Jahr 2008 bei der NPD BUM

Mit dem Ver­schwinden des NPD Weblogs “Nationales Net­z­tage­buch­es” und der Entsorgung des gesamten Archivs geht der Webge­meinde eine Quelle ständi­ger Heit­erkeit ver­loren. Unter dem Kom­mafehler behafteten Mot­to: “Wenn Lüge Wahrheit ist wird Aufk­lärung …” lieferte das Weblog neben mas­siv­en anti­semi­tis­chen Tiraden und Nazi-Stan­dard­the­men wie Aus­län­derkrim­i­nal­ität immer wieder neue Aspek­te über die Entwick­lung der NPD im Barn­im und der Uckermark.

Teil 1

Der Kreisver­band der NPD Barn­im-Uck­er­mark (BUM) bestand laut Bran­den­bur­gis­chem Ver­fas­sungss­chutzbericht 2007 aus etwas 20 Per­so­n­en. Um so wichtiger war es für die Parteim­it­glieder ein pos­i­tives Ver­hält­nis zu den soge­nan­nten Freien Kräften und den Kam­er­ad­schaften aufzubauen. Man brauchte sie im let­zten und braucht sie in diesem Jahr schließlich als Unter­stützer und Hil­f­skolonne für den Wahlkampf.

Am 27. Jan­u­ar 2008 — dem Inter­na­tionalen Holo­caust­tag – feierte die NPD BUM den Geburt­stag des let­zten deutschen Kaisers in Biesen­thal und legt 300 Meter vom Stadtzen­trum ent­fer­nt am Kriegerdenkmal für die Gefal­l­enen von 1870/71 einen Kranz nieder. Gle­ichzeit­ig behauptete man, dass man dies gemein­sam mit der just wieder­belebten Bernauer Kam­er­ad­schaft „Nationales Bünd­nis Preußen“ getan habe. Biesen­thal ist der Wohnort des dama­li­gen Kreisvor­sitzen­den der NPD, Mike Sandow.

Der 36-jährige Fliesen­leger war seit Grün­dung des Kreisver­ban­des im Dezem­ber 2006 dessen Vor­sitzen­der. Mike Sandow ist ver­heiratet, hat zwei Kinder und ver­di­ent sein Geld in Bernau beim ehe­ma­li­gen Schill-Parteigänger Weßlau.

Ein Bericht zur Kranznieder­legung fand sich im „Nationalen Net­z­tage­buch“. Der Schreiber des Berichts, Julius Fär­ber, legte dann noch eins drauf. Er propagierte die Dolch­stoßle­gende: „Kom­mu­nis­ten und Sozialdemokrat­en haben dem dama­li­gen Führer des “Reich­es” den “Dolch­stoß” gegeben“, bil­ligt die Ermor­dung von Karl Liebknecht und Rosa Lux­em­burg: „Solche von der Art die eben halt mal in den “Landwehrkanal” gefall­en sind.“ Und ver­wies auf Adolf Hitler als Ret­ter, ohne ihn zu nen­nen: „…der Beginn des Chaos und des linken Raubrit­ter­tums … bis zur Befreiung davon…“ Zum Schluss polemisierte er noch gegen das Holo­caustge­denken: „Und so wer­den wir jedes Jahr am 27. Jan­u­ar feiern…sollen doch die anderen ruhig rumheulen….die undeutschen Verlierer.“

Ob diese Kranznieder­legung im geschilderten Rah­men wirk­lich stattge­fun­den hat, kann man nicht so recht klären. Wir befind­en uns im virtuellen Raum des Inter­net. Ein Foto, das im „Nationalen Net­z­tage­buch“ online gestellt wurde, zeigte lediglich den Kranz nicht aber die Leute, die den Kranz niedergelegt haben. Es kann sich also dur­chaus um einen Pro­pa­gandafake handeln.

Has­spredi­ger

Das „Nationale Net­z­tage­buch“ zeich­nete sich durch einen aggres­siv­en Anti­semitismus aus. Der Hauptschreiber nan­nte sich Julius Fär­ber, offen­sichtlich spielt das Pseu­do­nym auf den Her­aus­ge­ber des nation­al-sozial­is­tis­chen Ein­peitscherblattes „Der Stürmer“, Julius Stre­ich­er (1885–1946), an. Immer wieder spielte der NPD Has­spredi­ger mit Ver­satzstück­en aus der Deutschen Nazivergangenheit.

Da war es nicht der Linke son­dern der „Kom­mu­nist und Jude“ Gre­gor Gysi, der bekämpft wer­den musste. Da sah der Autor Zustände “wie in Zeit­en der Weimar­er Repub­lik”, als ein schwach­er Staat Ver­bote gegen die “nationale Oppo­si­tion” erlassen habe.

Seine Hoff­nung for­mulierte Julius Fär­ber gern mit einem leicht abge­wan­del­ten Zitat­en aus der Sport­palast-Rede von Josef Goebbels: “Und das Volk stand auf und der Sturm brach los”.

Ein­mal hat­te das “Nationale Net­z­tage­buch” vorüberge­hend schließen müssen, nach­dem in einem von Frem­den­hass und Anti­semitismus triefen­d­em Text Bun­deskan­z­lerin Merkel als “Sklave der Juden” beze­ich­net wurde. Nach­dem der Het­zartikel drei Tage lang auf der Web­site ges­tanden hat­te, dis­tanzierte sich der NPD-Kreisver­band Barn­im-Uck­er­mark als Betreiber des “Nationalen Net­z­tage­buchs” von dem Text “aus­drück­lich und in schärf­ster Form”. Hack­er hät­ten den Text eingeschmuggelt, so die Ausrede der Rechtsextremen.

Stammkneipen und andere Orte

Am 15. März fand in Schönow, einem Ort­steil des am Nor­drand von Berlin gele­ge­nen Städtchens Bernau, ein Tre­f­fen von weit über hun­dert NPDlern und soge­nan­nten „Freien Kräften“ statt. Das Tre­f­fen diente dem Ken­nen­ler­nen und der Vor­bere­itung des Wahlkampfes. Forciert durch die NPD wurde ver­sucht eine Anti-Antifa ins Leben zu rufen. Fün­fzehn entsprechende T‑Shirts wur­den verteilt. Das Pro­jekt lief ins Leere. Sowohl in Pren­zlau als auch in Tem­plin taucht­en zwar im Mai Leute mit diesen T‑Shirts auf. Aber wo es keine Antifa gibt, bleibt eine Anti-Antifa ohne Rei­bungs­fläche. Unter den Gästen bei dieser Ver­anstal­tung soll sich auch die 72-jährige NPD-Mit­glied Irm­gard Hack aus Uhlen­hof im Nord­west­en der Uck­er­mark befun­den haben.

Mit dem „Alten Dor­fkrug“ in Schönow hat die NPD einen Ver­anstal­tung­sort gefun­den auf den sie jed­erzeit zurück­greifen kann. Die Wirt­sleute haben sich auch nicht durch Proteste von Anwohn­ern von der Saalver­mi­etung an die NPD abbrin­gen lassen. Ein weit­er­er Ort für Feiern der beson­deren Art ist das Grund­stück von Irm­gard Hack, ein­er ehe­ma­li­gen Kranken­schwest­er, die bere­its seit 1993 Mit­glied der Partei ist. Im April 2008 trafen sich dort Ange­hörige des „Nationalen Bünd­nis Preußen“, des „Heimatschutz Ger­ma­nia“, Freier Kräfte und der NPD und feierten gemein­sam das „Ostara-Fest“. Brauch­tum, das in der Nach­barschaft dur­chaus wohlwol­lend aufgenom­men wurde. Die Besuch­er kamen aus Bernau, Schwedt, Pren­zlau, Greif­swald und Stral­sund. Bei diesem Fest muss es zu einem Zwis­chen­fall mit der Polizei gekom­men sein, denn Roy Grass­mann aus Bernau wurde einige Monate später vor dem Amts­gericht Pren­zlau deswe­gen mit ein­er Geld­buße belegt. Mit Christoph Ziese war ein junger Ver­wal­tungswis­senschaftsstu­dent aus Pots­dam anwe­send, der sich vorgenom­men hat­te, die zer­faserte Kam­er­ad­schaftsszene der Uck­er­mark neu zu organ­isieren und die Kam­eradin­nen und Kam­er­aden ide­ol­o­gisch zu schulen. Christoph Ziese kommt aus dem kleinen Wollin, einem Ort­steil der Uck­er­märkischen Gemeinde Randowtal.

Zwei Tage vor dem Finale der Fußball-Europameis­ter­schaft am 27. Juni traf sich fast der­selbe Per­so­n­enkreis zur Som­mer­son­nen­wend­feier eben­falls auf dem Grund­stück von Frau Hack.

Endlich ein The­ma, das ins Konzept passt

Die Freilas­sung des Sex­u­al­straftäters Wern­er K., der seit sein­er Ent­las­sung in Joachim­sthal (Barn­im) bei Ver­wandten wohnt, bescherte der NPD BUM endlich ein The­ma. Es gelang ihr allerd­ings nicht, Ein­fluss auf eine Bürg­erini­tia­tive von Anwohn­ern zu erlan­gen, die sich für das Ver­schwinden des Sex­u­al­straftäters aus dem Ort aussprach. Immer­hin mobil­isierte die NPD BUM zu ein­er Demon­stra­tion in Joachim­sthal. Tat­säch­lich marschierten dann auch am 21. Juni 2008 knapp 100 Teil­nehmer unter dem Mot­to “Sicher­heit, Recht und Ord­nung — keine Gnade für die Täter”durch die Stadt begleit­et von einem starken Polizeiaufgebot.

Anfang Sep­tem­ber feierte sich dann die NPD BUM im „Nationalen Net­z­tage­buch“ und set­zte sich an die Spitze der ver­meintlichen Bewe­gung: „In Wirk­lichkeit haben die CDU-SPD-Behör­den von Bran­den­burg dem Druck der Bürg­er­be­we­gung von Joachim­sthal und den NPD-Aktiv­itäten nachgeben müssen. Die Zus­tim­mung in der Bevölkerung bei Aktio­nen gegen Kinder­schän­der ist überwältigend.“

Nach­dem Wern­er K. dank jour­nal­is­tis­ch­er Aufmerk­samkeit seinen Ther­a­piev­er­such abbrechen musste, kehrte er nach Joachim­sthal zurück. Während auf der einen Seite die Bürg­erini­tia­tive Mah­nwachen vor dem Wohn­haus des Sex­u­al­straftäters abhielt, ver­sucht­en Recht­sex­trem­is­ten die Sit­u­a­tion zu eskalieren. Etwa 20 NPD-Anhänger mit Fack­eln waren im Okto­ber zu ein­er unangemelde­ten Demon­stra­tion vor dem Haus von Wern­er K. auf­marschiert. Sie hät­ten “grölend zu Straftat­en gegen Wern­er K. aufgerufen”, hieß es damals bei der Polizei. Solche Demon­stra­tio­nen soll es öfters gegeben haben. Chris­t­ian Banask­iewicz, früher ein führen­des Mit­glied der 2005 aufgelösten Kam­er­ad­schaft „Märkisch­er Heimatschutz“, zeich­nete ver­ant­wortlich für ein Flug­blatt, das bei dieser Gele­gen­heit verteilt wurde. Die NPD feierte das im “Nationalen Net­z­tage­buch” als Bürg­er­ak­tion gegen Kinderschänder.

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Infoveranstaltung zur Situation von Flüchtlingen und zu Projekten gegen die Isolation von Flüchtlingen

In Bran­den­burg und über­all in Deutsch­land
wer­den Asyl­suchende dazu gezwun­gen,
abseits von Innen­städten unter schlecht­en
Bedin­gun­gen in Heimen zu leben. Dies ver­hin­dert
von vorn­here­in, dass die Flüchtlinge mit
der örtlichen Bevölkerung in Kon­takt kommt,
bevor sie nach dem Willen deutsch­er Behör­den
zumeist wieder abgeschoben wer­den.
Wie gegen diese Iso­la­tion prak­tisch vorge­gan­gen
wer­den kann, wollen wir in ein­er Abend­ver­anstal­tung
anhand von drei Pro­jek­ten
zeigen.
Zur Ein­leitung in die The­matik zeigt die Gruppe
Glob­al Progress aus Frankfurt/Oder am
Fre­itag Abend einen Film über die Lebens­be­din­gun­gen
von Flüchtlin­gen in Frankfurt/ Oder
und Umge­bung.
Am Sonnabend erzählt die Gruppe U.R.I.
(Unit­ed against racism and iso­la­tion) von
ihrer Arbeit. Im Rah­men des Pro­jek­tes Bike
Aid repari­erten sie gemein­sam mit Flüchtlin­gen
gespendete Fahrräder.. Mit ein­er großen
Demon­stra­tion gegen Res­i­den­zpflicht haben
sie die Fahrräder später an Heimbewohner_innen
in Hen­nings­dorf übergeben, um so der
Ein­schränkung der Bewe­gungs­frei­heit für
Flüchtlinge in Deutsch­land poli­tisch und ganz
prak­tisch etwas ent­ge­gen­zuset­zen.
Außer­dem wer­den Refugees Eman­ci­pa­tion
von ihrem Pro­jekt bericht­en. Sie bauen in
mehreren Bran­den­burg­er Flüchtling­sheimen
selb­st ver­wal­tete Inter­net-Cafés auf und bieten
zudem Com­put­er- und Inter­netkurse an.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Aufruf zur Antifademo in Oranienburg

Oranien­burg — Seit 1990 star­ben in der BRD knapp 140 Men­schen durch Neon­azis. Tausende Migran­tInnen, Obdachlose, Homo­sex­uelle, Linke, Men­schen mit Behin­derung, u.v.a. wur­den von ihnen belei­digt und mis­shan­delt. Aber dies ist nur die Spitze der Aus­gren­zung. Zehn­tausende Asyl­suchende ster­ben an der Gren­ze der EU, in Abschiebeknästen oder bei der Rückführung.

Anlässlich des inter­na­tionalen Tages gegen Ras­sis­mus der UN wer­den wir, die Antifa Gruppe Oranien­burg, zusam­men mit dem Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt in Oranien­burg am 22.03.2009 eine Demon­stra­tion unter dem Mot­to: alltäglichen und staatlichen Ras­sis­mus aufdeck­en und bekämpfen, durchführen.

Es verge­ht kein Monat, in dem men­sch keine Bilder von Flüchtlings­booten aus Afri­ka vor der ital­ienis­chen oder spanis­chen Küste sieht. Diese Men­schen fliehen vor Hunger und aus Angst vor dem Krieg, der in ihrem Land herrscht oder vor ein­er Ver­fol­gung aus poli­tis­chen Grün­den in die Fes­tung Europa. Viele von ihnen erre­ichen ihr Ziel jedoch nie, da sie unter­wegs ertrinken oder in einem der LKWs aus dem Osten Europas oder Asiens, in denen sie, zusam­mengepfer­cht wie Tiere, erstick­en. Selb­st wenn einige wenige Flüchtlinge das „lux­u­riöse“ Europa erre­ichen, sind sie hier angekom­men alles andere als frei.

Im Jan­u­ar 2009 sagte der Bran­den­burg­er Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm, er wolle die so genan­nte Res­i­den­zpflicht nicht aufheben. Res­i­den­zpflicht bedeutet, dass ein/e Migran­tIn, der/die im Hen­nigs­dor­fer Flüchtling­sheim lebt, Ober­hav­el nicht ver­lassen darf — und sollte er/sie es doch wagen, dro­ht ihm/ihr die Abschiebung. Dabei ist es egal, ob seine/ihre Ver­wandten in einem anderen Kreis leben, der/die AnwaltIn seine/ihre Kan­zlei woan­ders hat, oder ÄrzteIn­nen und Beratungsstellen in anderen Städten sind. Er/Sie braucht eine Genehmi­gung. Diese kann ihm/ihr jedoch nahezu willkür­lich ver­weigert werden.

In Bran­den­burg gibt es immer noch das so genan­nte Chip­karten­sys­tem für Asyl­suchende. Das heißt, dass Flüchtlinge nicht die Möglichkeit haben, zu entschei­den, wo sie einkaufen – Denn ihre Chip­karten kön­nen nur in bes­timmten, meist teur­eren Läden einge­tauscht wer­den z.B. Extra oder Min­i­Mal. Das monatliche Taschen­geld reicht nicht ein­mal aus, um sich Fahrkarten zu kaufen, oder gar Anwälte/Anwältinnen und Ärzte/Ärztinnen zu bezahlen. Trotz­dem dür­fen Asyl­suchende nicht arbeit­en, um sich vielle­icht etwas dazuzuverdienen.

Diese, sowie die alltäglichen Ras­sis­men der Stammtis­ch­philosoph en/innen, sind für Neon­azis Legit­i­ma­tio­nen ihres alltäglichen Straßen­ter­rors. Laut ein­er Umfrage denken ein Drit­tel aller Brandenburger/ innen in ras­sis­tis­chen Mustern. Und das in einem Bun­des­land, in dem es ger­ade ein­mal 2,6% Aus­län­der­an­teil gibt.

Ger­ade in Zeit­en, in denen Herr Schön­bohm an ras­sis­tis­chen Staatsstruk­turen fes­thält, die EU- Auf­fanglager für Flüchtlinge in Nordafri­ka ein­richt­en will und die ras­sis­tis­chen Parteien NPD und DVU in Bran­den­burg Wahler­folge verze­ich­nen kön­nen, ist es wichtig ihnen den Kampf anzusagen. Auf der Straße. Kraftvoll und Laut!

22. März — 15 Uhr — Bhf Oranienburg

- staatlichen Ras­sis­mus aufdeck­en
— Nazis ent­tar­nen
— Antirassismus/Antifaschismus etablieren -

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Rassistische Statements bei der Bürgerversammlung am Schlaatz

Pots­dam — Am gestri­gen 16. Feb­ru­ar fand im Bürg­er­haus am Schlaatz eine Bürger_innenversammlung statt. Diese the­ma­tisierte den Umzug des Asyl­suchen­den­heims vom Lerchen­steig in ein Wohn­haus am Schlaatz. In den völ­lig über­füll­ten Räu­men herrschte von Anfang an eine sehr aufge­heizte Stim­mung. Noch bevor die Umzugspläne des Wohn­heims von einem Mitar­beit­er der Diakonie vorgestellt wer­den kon­nte, hagelte es mas­sive Kri­tik seit­ens anwe­sender Bürger_innen. Diese war, wie ein nicht geringer Teil der Rede­beiträge an diesem Abend ras­sis­tisch aufge­laden. Flankiert durch ein Konzept des “offe­nen Mikro­fons” und ein­er jedem Anwe­senden zuge­s­tande­nen Redezeit von anderthalb Minuten wurde da aller­lei ras­sis­tis­ch­er Unsinn von sich gegeben. Der anwe­sende DVU-Vertreter Mar­cel Guse sprach sich vom Herz, was ihn schon lange bewegt. Das Boot sei voll und neben den Asyl­be­wer­bern wolle nunein­mal nie­mand leben, das sei ver­ständlich. Aber auch die anwe­senden Schlaatzer_innen kan­nten keine Zurück­hal­tung, auch wenn viele der State­ments mit einem “Ich habe ja nichts gegen Aus­län­der” began­nen, allerd­ings fol­gte darauf zumeist das all­seits bekan­nte “aber”.

So wurde von ein­er um ein­hun­dert Prozent gestiege­nen Ausländer_innenquote am Schlaatz gesprochen. 56 Nation­al­itäten die der Schlaatz bish­er beherberge seien schließlich genug. Ausser­dem habe man Angst vor Autodieb­stahl, sorge sich um die Kinder und habe all­ge­mein Sorge um die Ruhe vor Ort. Mehrfach bezo­gen sich die Anwe­senden auf den offe­nen Brief der Pots­damer Woh­nungs­baugenossen­schaft, die von einem zu erwartenden höheren Leer­stand sprach und ankündigte ihre Investi­tion­spläne in der Gegend über­denken zu wollen. Höhep­unkt der Argu­men­ta­tion war jedoch die immer wiederkehrende Argu­men­ta­tion mit ein­er Gefährdung des Wohn­haus­es durch Neon­azis. Von einem enste­hen­den “Brand­herd” wurde da gesprochen unter Bezug­nahme auf Hak­enkreuzsprühereien an dem ehe­ma­li­gen Lehrlingswohnheim.

Die Stim­mung wan­delte sich nach und nach. Dies wurde auch am Ende von der Sozial­beige­ord­neten Elona Müller fest­gestellt. Die am Ende deut­lich ruhigere Stim­mung ist jedoch kein argu­men­ta­tiv­er Sieg der besseren Argu­mente, son­dern darauf zurück­zuführen, dass nach und nach vor allem die Per­so­n­en die Bürger_innenversammlung ver­ließen, die zuvor durch mas­sive ras­sis­tis­che Pöbeleien auffielen.

Als ein­deuti­gen Tief­punkt des Abends lässt sich aber eine Gespräch­sauf­forderung der Mod­er­a­torin fes­thal­ten. Diese sprach einen anwe­senden Schwarzen an mit den Worten, ob dieser nicht etwas für die Asylberweber_innen sagen wolle, da er der einzige sei, den sie unter Umstän­den als einen eben­solchen inden­ti­fizieren würde.

Vor sieben Jahren gab es im Pots­damer Stadteil Born­st­edt genau die gle­iche Sit­u­a­tion, die State­ments damals waren die gle­ichen, wenn nicht gar noch einen Zack­en schär­fer. Damals fie­len es auf der ein­berufe­nen Bürger_innenversammlung Sätze wie: “Egal, ob Juden, Neger oder Obdachlose — die wollen wir hier nicht.” Das zeigt, dass Ras­sis­mus kein Prob­lem der Schlaatzer_innen ist, es ist kein Prob­lem das nur in Vierteln auftritt, in dem Geringverdiener_innen leben.

Dazu Alis­sa Müller vom ak_antifa_potsdam: “Dieser Abend war eine Lehrstunde für die ver­schieden­sten Spielarten in denen Ras­sis­mus zu Tage treten kann, dabei sollte nicht vergessen wer­den, dass Ras­sis­mus ein gesamt­ge­sellschaftlich­es Prob­lem ist und nur bekämpft wer­den, wenn es als eben­solch­es begrif­f­en wird.”

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Pressemitteilung zum Asylsuchendenheim im Schlaatz

Die Ini­tia­tive für Begeg­nung sieht es als ersten Schritt in die richtige Rich­tung an, dass das Flüchtling­sheim am Lerchen­steig geschlossen wird und die Flüchtlinge stattdessen näher in der Stadt unterge­bracht wer­den. Die Unter­bringung am Lerchen­steig bedeutet für viele Bewohner_innen Iso­la­tion und die enorme Erschwerung von gesellschaftlich­er Teil­habe und damit von Möglichkeit­en der Selbstverwirklichung.

Das kann aber nicht darüber hin­wegtäuschen, dass die Flüchtlinge nach wie vor dazu gezwun­gen wer­den, in einem Heim zu leben und somit in ihrer Lebens­führung bevor­mundet und eingeschränkt wer­den. Marie Kirsch, Mit­glied der Ini­tia­tive für Begeg­nung, sagt dazu:
“Das Heim am Schlaatz kann nur eine Über­gangslö­sung sein. Mit­tel­fristig muss den Flüchtlin­gen die Möglichkeit gegeben wer­den, in Pri­vat­woh­nun­gen zu ziehen und ihnen damit die Entschei­dung, wo und wie sie leben möcht­en selb­st zu über­lassen. Gäbe es den ein­deuti­gen poli­tis­chen Willen dazu, wäre es auch möglich, den Flüchtlin­gen dieses Grun­drecht einzuräu­men, das anderen Men­schen auch zuteil wird.”

Die Zwang­sun­ter­bringung in Heimen ist aber nur ein Aspekt der staatlichen Ungle­ich­be­hand­lung und Entrech­tung von Flüchtlin­gen. Andere diskri­m­inierende staatliche Maß­nah­men sind weit­ge­hende Arbeitsver­bote,  die Auszahlung eines äußerst gerin­gen Taschen­geldes und die Verpfle­gung mit­tels Lebens­mit­tel-Gutscheinen, die noch in eini­gen Land­kreisen Prax­is ist. Der Geld­be­trag, der ihnen ins­ge­samt zuge­s­tanden wird, beträgt nur 70% des ohne­hin äußerst niedri­gen ALG II-Satzes.
Eine weit­ere staatliche Ein­schränkung ist die so genan­nte “Res­i­den­zpflicht”. Sie ver­bi­etet den Flüchtlin­gen, den ihnen zugewiese­nen Land­kreis zu verlassen.

Die Diskus­sio­nen, die derzeit über das neue Heim geführt wer­den, laufen unseres Eracht­ens vielerorts in die falsche Rich­tung. Anstatt den direk­ten Aus­tausch mit den Flüchtlin­gen zu suchen und die staatliche und städtis­che entrech­t­ende Flüchtlingspoli­tik anzu­greifen, die u.a. lei­der die räum­liche Konzen­tra­tion von Flüchtlin­gen in Heimen vor­sieht, wer­den Äng­ste geschürt, die jed­er Grund­lage ent­behren.
Für über­haupt nicht nachvol­lziehbar hal­ten wir die Herange­hensweise der Pots­damer Woh­nungs­baugenossen­schaft PBG. Die Besorg­nis über die Leben­squal­ität im Schlaatz gegen Flüchtlinge auszus­pie­len, zeugt von ein­er man­gel­nden Sen­si­bil­ität gegenüber ihrer Lebenssituation.

Kategorien
Antifaschismus

NPD Treffen in Prenzlau

Let­zten Son­ntag hat­ten sich die Mit­glieder der NPD Barn­im-Uck­er­mark in Pren­zlau zur Wahl ihres Direk­tkan­di­dat­en zur Bun­destagswahl ver­sam­melt. Laut ein­er Pressemel­dung des NPD Kreisver­ban­des wurde dabei der 37 jährige Barn­imer Kreistagsab­ge­ord­nete und ehe­ma­lige Kreis­chef Mike Sandow ein­stim­mig zum Kan­di­dat­en gewählt.

In dieser Pressemel­dung wurde eben­falls die baldige Grün­dung eines NPD Ortsver­ban­des Pren­zlau angekündigt. Das wäre dann nach dem Ortsver­band Schwedt, der sich im August let­zten Jahres kurz vor den Kom­mu­nal­wahlen neu formierte, der zweite Ortsver­band in der Uckermark.

So ganz auf dem Laufend­en scheint der Unterze­ich­n­er der Pressemel­dung, NPD Kreis­chef Mar­co Rohde, mit sein­er Partei allerd­ings nicht zu sein. Der Pren­zlauer Ortsver­band scheint schon längst zu existieren. Bere­its am 2. Feb­ru­ar gab es eine Grußadresse im Gäste­buch der Web­site des bei Nazis beliebten Pren­zlauer Fußbal­lk­lubs FC Ein­heit 06. „Eine Anfrage bezüglich weit­er­er aktiv­er nationaler Fußbal­lvere­ine ist heute an den Lan­desvor­stand Bran­den­burg ergan­gen,“ heißt es da, „Sowie wir eine Antwort erhal­ten, melden wir uns.“

Inforiot