Potsdam (dpa/bb) — Zwei Wochen vor den Kommunalwahlen in Brandenburg haben mehrere hundert Menschen in Potsdam gegen Rechts mobil gemacht. Dem Aufruf der landesweiten Kampagne «Keine Stimme den Nazis» seien rund 500 Teilnehmer gefolgt, sagte Sprecherin Kim Sommer. Nach ihren Angaben wollen die rechtsextremen Parteien NPD und DVU bei der Kommunalwahl am 28. September in insgesamt zwölf Kreisen und zwei kreisfreien Städten antreten. «Sie dürfen dort keine Chance haben», mahnte Sommer. Die landesweite Kampagne wird getragen von einem breiten Bündnis verschiedener Organisationen und Initiativen wie der DGB-Jugend, der Linksjugend (solid) oder den Jusos.
Spartacus-Debatte eskaliert
Innenstadt – Die Debatte um einen Ersatzstandort für das Spartacus verschärft sich. Gestern forderte Potsdams SPD-Vorsitzender Mike Schubert von Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, sich von Äußerungen zu distanzieren, die Hausbesetzungen und Graffiti unterstützen würden. Schubert kritisierte etwa den Linken-Kandidat Ronny Besançon, der mit „Worten wie ’Doppelzüngigkeit’ die Stimmung“ anheize. Mit Blick auf einen Farbanschlag auf das Stadthaus in der Nacht zu gestern verwies Schubert auf den Linke-Stadtverordneten Herbert Schlomm, der in einem Ausschuss gesagt hatte, dass etwa das Besprühen des alten Spartacus-Hauses „berechtigter Protest“ sei: „Sind Farbbeutel dann auch nur Meinungen?“ Die Täter hatten das Stadthaus auf hundert Quadratmetern mit roten und weißen Farbbeutel beworfen, später folgte ein Bekennerschreiben, offenbar aus dem Spartacus-Umfeld. Der SPD- Stadtverordnete Harald Kümmel warnte den Verein Spartacus e.V. davor, „getrieben von extremistischen Elementen aus der Linkspartei sich selbst zu diskreditieren.“ Die „Freunde des Spartacus“ hatten vorgestern mit Besetzungen gedroht, sollte kein Ersatz für das Haus gefunden werden. Am Mittwoch hatten die Stadtverordneten das Ex-Restaurant „Minsk“ als Ersatz abgelehnt. Scharfenberg sagte, die SPD verwechsle „Ursache und Wirkung“ dieser Entscheidung, es gäbe „völliges Unverständnis“ in der Szene.
Die vorgestern stattgefundene Stadtverordnetenversammlung und das Abstimmungsverhalten verschiedener Fraktionen über die Zukunft des Spartacuses und des Jugendclubs S13 hat mal wieder gezeigt, dass es auch grade für jüngere Menschen keinerlei Grund gibt den Versprechungen bürgerlicher Parteien in Potsdam zu vertrauen. Obwohl ein Großteil der Potsdamer Parteien auf einer Podiumsdiskussion zuvor Unterstützung für den Spartacus zugesichert hatte, stimmte die Mehrheit am Mittwochabend gegen einen Antrag der Fraktion “die Andere”, welcher die Nutzung des leerstehenden “Minsk” am Brauhausberg vorschlug.
Viele Unterstützer_Innen sahen in diesem Antrag eine Hoffunung für eine Wiedereröffnung des alternativen Jugendclubs. Der Entscheid gegen die Unterstützung der alternativen Jugendszene Potsdams zeigt die Nichtigkeit von Programmen wie “Potsdam bekennt Farbe” und “Potsdamer Toleranzedikt”. Die Stadt sollte nicht nur dem Bildungsbürgertum eine Initative bieten, sondern den Aufbau und Erhalt von alternativen Jugendeinrichtungen aktiv und verbindlich fördern. Allein das Schmücken mit Schautafeln, auf denen bürgerliche Ideale wie Toleranz und Weltoffenheit angepriesen werden, reicht nicht aus. Wenn diese Ideale nicht umgesetzt werden, verkommen sie zur Farce. Wir sehen einen direkten Zusammenhang zwischen der Bekämpfung von Rechtsextremismus und der Unterstützung alternativer Projekte. Alissa vom AK Antifa sagt dazu: “Der Protest der Stadt in Form der Straße der Demokraten_innen gegen das DVU-Fest am 20.09.08 ist in Anbetracht des gestrigen Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung ein Feigenblatt.
Gegen Rechts zu demonstrieren und gleichzeitig der antifaschistischen Gegenkultur die Räume zu verweigern, zeugt von der Verlogenheit der Stadt Potsdam und kann und darf so nicht akzeptiert werden. Es wird offensichtlich versucht, linksalternative Bestreben zu Ersticken und diese zu Übergehen. Den Jugendlichen wird schnell bewusst werden, dass ihnen das demokratische Konzept nicht weiterhelfen kann und will.”
Der Demonstrationsaufruf:
Am 28. September 2008 finden im Land Brandenburg Kommunalwahlen statt. NPD & Co
wollen in möglichst alle Kreistage und Stadtverordnetenversammlungen einziehen.
Ein Erfolg bei den Kommunalwahlen soll das Fundament für die Landtagswahlen 2009
schaffen. Deshalb baut die NPD neue Parteistrukturen auf und versucht in
Bürgerinitiativen und Vereinen mitzuarbeiten. Gleichzeitig ist ein sprunghafter
Anstieg ihrer Aktivitäten zu verzeichnen. Tatkräftige Unterstützung gibt es von
gewalttätigen Neonazis aus dem Spektrum der „Freien Kameradschaften“.
Mit billigen Klischees über MigrantInnen knüpfen NPD & Co an bestehende
Rassismen in der Bevölkerung an und stellt sich als Alternative zum Sozialabbau
der Regierung dar. Ein Blick in ihr Programm oder die Parteizeitung zeigt
jedoch, wofür sie wirklich stehen: nationalistischer Wahn nach einer
Volksgemeinschaft, Antisemitismus, eine verquere Kapitalismuskritik,
Führerkult, Homophobie, rassistische Ausgrenzungspolitik und Verherrlichung des
Nationalsozialismus.
Die Verbreitung solcher Inhalte hat mit zur Folge, dass Brandenburg eines der
Bundesländer mit den meisten rechten Übergriffen ist. Das ist jedoch nur der
Gipfel des alltäglich zu erlebenden Rassismus. Anklang findet rechtes
Gedankengut insbesondere bei Jugendlichen. Dies belegt eine emnid-Umfrage von
Oktober 2007: Zwölf Prozent der 18- bis 29-jährigen BrandenburgerInnen können
sich vorstellen, die NPD zu wählen.
Trotz verschiedener zivilgesellschaftlicher Initiativen gibt es in Brandenburg
eine stabile rechte Szene, insbesondere in ländlichen Regionen. Dort, wo
Neonazis die Straße dominieren oder sich in Gaststätten, Clubs und
Jugendeinrichtungen breit machen, entstehen „No Go — Areas“ für Menschen, die
dem platten Feindbild der Rechten entsprechen.
Aber es gibt Viele, die dies ändern wollen, die sich nicht von den Rechten
einschüchtern lassen. Mit ihnen zusammenstellen wir uns gegen NPD & Co. Wir
lassen die Betroffenen rechter und rassistischer Gewalt nicht alleine und
stehen für ein solidarisches Zusammenleben aller Menschen.
Wir treten den Rechten mit vielfältigen Aktionen entgegen und machen der
extremen Rechten einen Strich durch die Rechnung!
Keine Stimme den Nazis!
Weder im Parlament, noch auf der Straße oder im Verein!
Samstag, 13. September 2008, 14:00 Potsdam Bahnhof Medienstadt
Am 19.09.08 findet im Friedrich-Wolf-Haus in Lehnitz unser erstes Konzert und somit auch unsere quasi Einweihungspartie in den politischen Alltag.
Das Konzert findet im Rahmen der Kampagne „ Keine Stimme den Nazis“ statt und soll über die Machtbestrebungen der NPD, sowie deren menschenverachtendes Weltbild aufklären.
Die NPD ist derzeit bundesweit die Partei mit den meisten Stimmen außerhalb des Bundestages und hat sehr gute Chancen in einige Kreistag Brandenburgs reingewählt zuwerden. Gerade in Landkreisen wie Oberhavel, wo es kaum eine antifaschistische Kultur gibt oder einen alternativen Jugendklub. Personen die nicht ins Weltbild der „ordentlichen, sauberen Deutschen“ a la NPD passen haben somit keinen Schutzraum und sind täglich den Bedrohungen, Beleidigungen und Tätlichkeiten der Neonazis ausgesetzt.
Das Konzert soll somit temporär einen Schutzraum bieten vor Sexismus, Rassismus und anderen Unterdrückungsformen.
Eingeladen haben wir als Bands die regionalen Helden von AoT, FamilieMitHund und Dogmatiz, sowie die Berliner Rockgrößen von Stakeout. Beginnen wird das Konzert um 19 Uhr, der Einlass ist 18 Uhr. Das Konzert beginnt pünktlich, also seid ihr es auch.
Es wird auch einen Informationsstand geben, bei dem es Informationen zu Neonazis in Oranienburg, über Rechten Lifestyle und über die Kampagne „Keine Stimme den Nazis“ geben wird.
Alle die finden, dass die NPD stinkt, Nazis doof sind oder der Kapitalismus überwunden werden muss sind herzlichst eingeladen. Alle die meinen Neger sollten sich verpissen, Juden beherrschen die Welt und den Holocaust gab es nie werden gebeten dem Führer zufolgen und uns nicht zu belästigen.
Was ihr braucht? 3?uro für den Eintritt und ein wenig Geld für die Getränke. Diese sind auch gut angelegt, da wir damit bessere und schönere Arbeit gegen Nazis verrichten können, die ihr dann in der Zukunft überall in der Stadt sehen oder von der ihr hören/lesen werdet.
Wahlkampfhilfe für NPD-Brandenburg
Heute, Donnerstag den 11. September, hängte eine Gruppe von 12–15 Nazis, darunter drei Frauen, im Stadtgebiet von Erkner NPD-Wahlplakate auf. Dabei kam es zu einem tätlichen Angriff auf alternative Jugendliche, die die Dumpfbacken beobachteten.
Keiner der Plakatierer konnte der lokalen Naziszene zugeordnet werden. Offenbar stammten sie aus Niedersachsen(siehe Foto), Berlin und Sachsen. Dies scheint symptomatisch für den Zustand des Landesverbandes der NPD zu sein, der nicht einmal in der Lage ist, seine Wahlplakate selbst anzubringen.
Mehr Infos gibt es hier.
Wahlkampfhelfer aus Uelzen (Niedersachsen)
blöd gucken wird anscheinend bezahlt
Böse Onkel wählt man nicht
Wie vor kurzem in Sachsen wollen Rechtsextreme auch in Brandenburg in die Kreistage und Stadträte gelangen. Doch der Wahlkampf der NPD für die brandenburgischen Kommunalwahlen ist gemessen an den Zielen ein Fiasko. Besser sieht es für die DVU aus.
Die Vertreter zivilgesellschaftlicher Institutionen, die sich mit dem Rechtsextremismus befassen, zeigen verhaltene Erleichterung. Nur noch drei Wochen sind es bis zu den Brandenburger Kommunalwahlen am 28. September. Und der NPD ist es anscheinend nicht gelungen, die Voraussetzungen für einen Wahlerfolg zu schaffen. Nach ihrem erfolgreichen Abschneiden bei den sächsischen Kommunalwahlen im Juni, bei denen sie in alle Kreistage des Bundeslands einzog, bestand die Befürchtung, dass sich Ähnliches in Brandenburg wiederholen könnte.
Auch wenn dort, wo die NPD zu den Wahlen antritt, d. h. vor allem im so genannten Speckgürtel Berlins und im Süden Brandenburgs, Abgeordnete der Partei in die Kommunalparlamente gelangen sollten, so scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen nicht zu bestätigen. Die NPD wollte den Wahlkampf in Brandenburg nutzen, um ihre Strukturen zu festigen. Eine Vertretung in möglichst vielen Kommunalparlamenten sollte diese dann stabilisieren und die Partei zu einer wahrnehmbaren politischen Kraft machen.
Gemessen an den Zielen, die sich die rechtsextreme Partei gesetzt hat, war der Wahlkampf bisher ein Fiasko. Selbst im Süden des Bundeslandes, wo die NPD über Rückhalt verfügt, hatte sie Probleme, geeignete Kandidaten zu finden. Insbesondere fehlt es ihr an vorzeigbaren Vertretern, die sich möglichst bürgerlich geben. Dafür finden sich Kader der militanten Szene der neunziger Jahre auf den Listen der NPD, wie etwa Frank Hübner, ein ehemaliges Mitglied der 1992 verbotenen Deutschen Alternative.
Vor allem zwei von der NPD verfolgte bzw. ihr zugeschriebene Konzepte haben in den Monaten vor der Wahl für Aufregung gesorgt. Gemäß der so genannten Wortergreifungsstrategie sollten NPD-Kader die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und auf öffentlichen Veranstaltungen ihre Beteiligung an politischen Diskussionen erzwingen. Dieses Vorhaben scheiterte in Brandenburg vor allem daran, dass nur wenige führende NPD-Mitglieder intellektuell befähigt sind, mit ihren politischen Gegnern zu diskutieren.
Noch größere Sorgen bereitete den Gegnern der Rechtsextremen die Vorstellung, Mitglieder der Partei könnten sich »undercover« in örtlichen Vereinen betätigen und rechtsextreme Propaganda verbreiten. Der brandenburgische NPD-Vorsitzende Klaus Beier, der auch Bundespressesprecher der Partei ist, gab Anlass zu solchen Spekulationen mit der Ankündigung, NPD-Mitglieder würden als unabhängige Einzelkandidaten antreten, um ungestört von Gegenwehr »nationale Politik in die Parlamente zu tragen«.
Unbegründet ist die Angst vor staatlichen Maßnahmen und gesellschaftlichem Protest nicht. Im Gegensatz zu Sachsen setzte man sich in Brandenburg früh mit dem Rechtsextremismus auseinander. Auch wenn die Qualität der Auseinandersetzung häufig zweifelhaft ist, trifft die NPD selbst in der tiefsten Provinz auf Gegenwehr. So legen z.B. Unternehmen wie EKO Stahl in Eisenhüttenstadt Wert darauf, keine aktiven Rechtsextremisten zu beschäftigen.
Dass die vermeintliche Unterwanderungsstrategie dennoch derart beachtet wurde, hat wohl mehr mit den Gegnern der NPD zu tun als mit der Partei selbst. Die Behauptung, Rechtsextreme würden z.B. Freiwillige Feuerwehren unbemerkt unterwandern, verharmlost die Situation in den Vereinen. Denn natürlich betätigen sich NPD-Mitglieder, die in solche Organisationen eintreten, ohne ihre Parteimitgliedschaft bekanntzugeben, dort auch politisch. Dass sie nicht auffallen und sogar akzeptiert werden, ist darauf zurückzuführen, dass ihre Ansichten von den anderen Mitgliedern geteilt werden.
Für eine »Undercover«-Strategie dürfte der Partei ohnehin das Personal fehlen. Um an Ort und Stelle eine kulturelle oder politische Hegemonie zu erwerben, bräuchte die NPD disziplinierte und vorzeigbare Kader. Die personelle Schwäche der Brandenburger NPD rührt u.a. aus der Anfang 2004 erfolgten Abspaltung der »Bewegung Neue Ordnung«, die sich später »Schutzbund Deutschland« nannte und im Sommer 2006 verboten wurde. Unter dem damaligen Landesvorsitzenden Mario Schulz trennten sich wegen der Wahl eines gebürtigen Bosniers zum NPD-Kandidaten für die Europawahl die Mitglieder von der Partei, die eine wesentlich unverhohlenere nationalsozialistische Politik vertraten.
Auch die Zusammenarbeit mit den Kameradschaften konnte diesen Verlust an Personal bisher nicht ausgleichen, obwohl die Bedingungen für die NPD in dieser Hinsicht eigentlich günstig sind. Das Brandenburger Innenministerium geht sehr restriktiv gegen Kameradschaften vor. Diese werden in aller Regel verboten, sobald sie ein bestimmtes organisatorisches Niveau erreichen. So bleibt den militanten Neonazis nur der Weg in die rechtsextremen Parteien, vorwiegend in die NPD, wenn sie sich legal organisieren wollen. Doch Mitglieder, die sich für ein eher bieder-bürgerliches Auftreten aussprechen, geraten so in der Partei in die Minderzahl. In der DVU besteht eine entsprechende Alternative.
Deshalb wird das öffentliche Bild der brandenburgischen NPD von militanten Neonazis geprägt. Dirk Wilking, der Geschäftsführer des Instituts für Gemeinwesenberatung, das mehrere so genannte mobile Beratungsteams in Brandenburg im Einsatz hat, sagt dazu: »Im Gegensatz zu Sachsen konnte sich die NPD in Brandenburg nie als die »Gute-Onkel-Partei« darstellen. Im Bewusstsein des größten Teils der Bevölkerung dürfte es sich bei der NPD um die bösen Bösen handeln und bei der DVU um die guten Bösen.« Das dürfte auch daran liegen, dass in den Diskussionen über den Rechtsextremismus zurzeit meist nur über die NPD geredet wird.
Doch die DVU in Brandenburg als »Phantompartei« einzuschätzen, wie es der Verfassungsschutz, die regionalen Medien und auch die Landesregierung tun, ist mittlerweile schlichtweg falsch. Seit 1999 ist die Partei mit einer Fraktion im Landtag vertreten, die zum großen Erstaunen nicht durch Skandale aufgefallen ist. Mit einer Vielzahl von kleinen Anfragen ist die Fraktion seit einiger Zeit parlamentarisch recht rege tätig. In den vergangenen Jahren hat die DVU ihre Arbeit regional verstärkt, ihre Funktionäre treten immer häufiger öffentlich in Erscheinung.
Gemäß dem mit der NPD vereinbarten »Deutschland-Pakt« soll zu den Landtagswahlen 2009 die DVU antreten. Deshalb legen Beobachter das Engagement der NPD im Kommunalwahlkampf häufig als Vorbereitung darauf aus, den »Deutschland-Pakt« aufzukündigen und 2009 statt der DVU anzutreten. Gegen die These vom Verdrängungskampf zwischen DVU und NPD spricht, dass das Verhältnis der beiden Parteien derzeit von Kooperation gekennzeichnet ist. So teilten sie sich gemäß dem »Deutschland-Pakt« die Wahlkreise des Landes Brandenburg auf, um nicht gegeneinander zu kandidieren.
Dennoch ist die DVU der NPD im Wahlkampf um einiges voraus. Sie fand geeignete Kandidaten und stellte deshalb deutlich mehr auf als die NPD. Sollte die DVU nicht wegen eines möglichen Ablebens ihres mittlerweile doch recht alten Bundesvorsitzenden Gerhard Frey auseinanderfallen, dann dürfte sie unangefochten von der NPD zu den Landtagswahlen 2009 antreten. Denn diese muss sich weiterhin dem mühsamen Parteiaufbau in Brandenburg widmen.
Guben und die Rechtsextremen
Im Juni 2008 waren alternative Jugendliche in Guben während eines Stadtfestes von zwei Männern aus der rechtsextremen Szene geschlagen und über den Festplatz gejagt worden. Am Donnerstag standen die Opfer vor dem Amtsgericht in Guben ihren Peinigern gegenüber.
Zwei der Jugendlichen waren nach der Tat ins Krankenhaus eingeliefert worden. Brandenburg aktuell beobachtet den Prozess und spürt der Stimmung in einer Stadt nach, in der die Rechtsextremen sich immer mehr breit machen.
Nicht zuletzt der NPD-Kandidat für die Kommunalwahlen, Alexander Bode, sorgt für Unruhe und Widerstand. Er war einer der Haupttäter bei der tödlichen Hetzjagd auf den algerischen Asylbewerber Omar Ben Noui im Februar 1999.
Aufruf zur Demo in Jänschwalde
Die Landesvorsitzenden von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN AXEL VOGEL und SKA KELLER rufen zur Teilnahme an der Demonstration der bundesweiten Klimaallianz gegen neue Tagebaue und neue Kohlekraftwerke an diesem Sonnabend vor dem Kraftwerk Jänschwalde auf. „Wir appellieren an die Brandenburgerinnen und Bran-denburger, sich mit den von der Abbaggerung bedrohten Dörfern zu solidarisieren und ein deutliches Zeichen für eine Energiewende in Brandenburg zu setzen“, sagte die Landesvorsitzende SKA KELLER. Die Landesregierung forderte sie zum Einstieg in den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung auf, der gegenwärtig schmutzigsten Form der Energiegewinnung, die Natur und Kultur der Lausitz schwere Schäden zufüge und Tausende Menschen aus ihren Dörfern vertreibe. „Der Klimawandel verlangt jetzt nach Weichenstellungen. Halbherzige Bekenntnisse, wie sie die schwarz-rote Koalition von sich gibt, bieten keinen Ausweg“, sagte SKA KELLER. Vor dem Hintergrund der Empfehlung zur bevorzugten Inanspruchnahme von sieben neuen Tagebau-Feldern in der „Clausthal-Studie“ des Wirtschaftsministeriums allein im brandenburgischen Teil der Lausitz sei zudem nicht davon auszugehen, dass die Förderung nach drei Feldern beendet werde. „Das Problem wird fortbestehen und weitaus mehr Dörfer und Menschen betreffen als derzeit diskutiert.“ Die Klimaallianz, ein Zusammenschluss von rund 40 Organisationen, darunter die großen deut-schen Umwelt- und Naturschutzverbände, veranstaltet an diesem Sonnabend, dem 13. September, zeitgleich Demonstrationen vor den Kohlekraftwerken Staudinger in Hessen und in Jänschwalde — Brandenburg. Die Brandenburger Demonstration beginnt um 14 Uhr (Anreise per Bahn über Peitz-Ost). Neben SKA KELLER reden auf der Demonstration Carolin Steinmetzer-Mann von der Linksfraktion; Ulla Gahn, Preisträgerin des „Deutschen Klimaschutzpreises 2007“; Mathias Berndt, Ev. Kirchengemeinde Region Guben und Pfarrer aus dem bedrohten Dorf Atterwasch; René Schuster, Vertreter des von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mitinitiierten Volksbegehrens „Keine neuen Tagebaue“; Nur-zat Abdyrasulova aus Kirgistan und Heide Schinowsky vom BUND Berlin/Brandenburg. Moderiert wird die Kundgebung von Sven Giegold, Mitbegründer von Attac-Deutschland. Mehr Informationen:<a href=”/ hier.”>http://www.die-klima-allianz.de”>hier.
Der DVU die Show stehlen!
Am 20. September wird die DVU versuchen, ihre “Kommunalwahlkampfabschlusskundgebung” durchzuführen.
Bis dahin gab es seit 3 Jahren in Potsdam keine angemeldeten Naziaufmärsche mehr. Lediglich zwei wenig öffentlichkeitswirksame Spontanaufmärsche, die beide mitten in der Nacht stattfanden. Der letzte fand am 21.3.08 statt, begann an der Kneipe “Moonlight” am Stern, führte einmal um den Block und endete auch dort. Allein hieran ist zu sehen, dass die Potsdamer Neonaziszene aus kaum mehr besteht als aus jugendlichem Aktionismus, politische Inhalte sind nur peripher wahrzunehmen. So diese denn auftreten, sind sie eine krude Melange aus Hass auf Andersdenkende, pseudorevolutionärem Gebaren und plattem Geschichtsrevisionismus. Dies alles spiegelt sich wider in der Teilnahme an Aufmärschen in Ostdeutschland, sowie das Verkleben von Aufklebern und Plakaten. Aufgrund ihres Selbstbildes bestehen kaum Verbindungen zu faschistischen Parteien.
Gemein mit der DVU ist ihnen allerdings, dass sie es nicht schaffen, kontinuierlich politische Arbeit zu leisten. Die DVU Potsdam, namentlich Günther Schwemmer, glänzt vor allem durch das nicht Erscheinen auf Sitzungen und das Stellen von Anträgen, die kein Gehör finden.
Was viele nicht wissen: Schwemmer ist auch Mitglied der NPD und bezeichnete sich schon 1980 als “aufrechten Nationaldemokraten”. Dadurch zeigt sich, dass die DVU ihre Abgrenzung zur NPD lediglich erklärte, um Wähler zu halten, die zwar erzkonservative und nationalistisch geprägte Anschauungen haben, aber mit den “Nazischlägern von der NPD”(so die DVU) nichts zu tun haben möchten. So versuchen sie, sich als nicht-rechtsextreme, demokratische Partei darzustellen. Besucht mensch jedoch die Homepage der DVU Potsdam, fällt der “demokratische” Vorhang. Zitate wie 2Wir wehren uns gegen die Überfremdung unserer Stadtviertel durch Afrikaner, Türken, Araber und sonstige kulturfremde Ausländer” oder die Forderung nach dem “zügigen Wiederaufbau der Garnisonskirche, mehr Sicherheit durch Polizeipräsenz im Straßenbild, weniger Geld für Asylanten — mehr Geld für junge deutsche Familien” (Rechtschreibfehler im Original) sprechen für sich. Sie zeigen, dass die DVU viel tiefer in dem Sumpf aus Rassismus, nationalistischem Habitus und Geschichtsrevisionismus tätig ist, als sie öffentlich zugeben will.
Trotz fehlendem politischen Konzept aller rechtsradikalen Parteien und Organisationen ist Potsdam weiterhin ein Hort rechter Gewalt. Der Verein Opferperspektive e.V. registrierte allein 2008 elf rechte Übergriffe in Potsdam. Davon waren fünf rassistisch motiviert. Betroffene berichten immer wieder von alltäglichen rassistischen Beleidigungen. Dabei sind die Täter_Innen nur selten politisch gefestigte Neonazis, sondern viel mehr ganz “normale” Potsdamer_Innen.
Konzepte wie “Potsdam bekennt Farbe” oder das “Potsdamer Toleranzedikt” greifen an dieser Stelle nicht. Außerhalb einer bildungsbürgerlichen Öffentlichkeit diskutiert niemand darüber. Zivilcourage wird gepredigt, aber Ansätze zur Umsetzung fehlen. Was daran funktioniert, ist eine mehr oder weniger interne Diskussion, die das Bild Potsdams in der bürgerlichen Öffentlichkeit reinwäscht.
Alltagsrassismus und rechte Übergriffe werden hierbei ausgeklammert oder deren Existenz gar geleugnet. Wie zum Beispiel der Überfall auf den Döner-Imbiss in der Brandenburger Straße. Einen Tag später sagte der Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs gegenüber der Presse, es sei kein rassistisches Tatmotiv erkennbar. Jedoch zeigt allein schon die Äußerung der Täter “Scheiß Türken” das rassistische Motiv.
Wir wollen keinen falschen Frieden à la Toleranzedikt, um einen Imageschaden zu verhindern, sondern auf das rechte Gedankengut auch in der vielgepriesenen Zivilgesellschaft hinweisen.
Uns geht es darum Alltagsrassimus, Antisemitismus, Geschichtsrevisionismus bedingungslos zu kritisieren und aktiv zu bekämpfen. Dabei bringt die DVU-Kundgebung am 20. September lediglich zusammen was zusammen gehört. Sie ist nur das Abbild all dessen wogegen wir uns in unserem Alltag immer und immer wieder wenden müssen. Wenn also die DVU nur der Gipfel der Schlechtigkeit ist, dann wird unser Widerstand gegen diese Kundgebung auch nur ein erster Schritt sein in unserem Bemühen ums Ganze zu kämpfen.
Der DVU die Show stehlen!
Für den globalen Ponyhof!
20.09 — 11 Uhr Antifa-Demonstration Potsdam — Mehr Infos gibt es hier.