Potsdam — Brandenburg will seinen Schülern zu statistischen Zwecken Nummern geben. Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) setzte sich am Donnerstag vor dem Landtag für die Einführung von landesweiten Schülernummern ein. Er plane, sie in der zweiten Hälfte des Jahres 2007 einzuführen, sagte Rupprecht. Die Identität der Schüler werde sich mit den Nummern nicht feststellen lassen. Schülernummern ermöglichten der Bildungspolitik aber statistische Einblicke, die wiederum schulpolitische Maßnahmen nach sich ziehen könnten. Anhand von Schülernummern könne beispielsweise nachvollzogen werden, ob eine Bildungsempfehlung sinnvoll gewesen sei oder nicht.
Potsdam — Die Polizei prüft weiter einen Bericht des Arbeitskreises Antifa Potsdam, wonach in der Nacht vom Montag zu Dienstag eine Gruppe Rechtsextremer in der Innenstadt nazistische Parolen wie „Sieg heil“ gegrölt habe. „Es sind nach Paragraph 86a Ermittlungen zum Verdacht des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen aufgenommen worden“, so eine Sprecherin der Polizei gestern.
Die drei Zeugen, die aus der linken Szene der Stadt stammen, wollen gegen zwei Uhr vier männliche Personen auf der Friedrich-Ebert-Straße in Höhe der Humboldtbibliothek beobachtet haben. Dabei sollen die Parolen gerufen worden sein. Allerdings, so die Polizeisprecherin, hätten weder vor Ort anwesende Beamte noch weitere Zeugen die Rufe wahrgenommen. Jedoch seien durch die eingesetzten Beamten die Tatverdächtigen ermittelt und die Personalien festgestellt worden. Um eventuellen Auseinandersetzungen zwischen Tatverdächtigen und Zeugen auszuschließen, seien anschließend beide Gruppen aus „gefahrenabwehrenden Gründen“ kurzzeitig durch Polizeikräfte begleitet worden, so die Sprecherin. Diese Version weicht deutlich von der Schilderung der Zeugen ab (PNN berichteten).
Strafanzeige nach “Sieg Heil”
Die Polizei hat Strafanzeige gegen die rechtsextremen Randalierer gestellt, die in der Nacht zu Dienstag betrunken und Parolen grölend durch die Innenstadt gezogen sind. Strafbar war in diesem Fall nur der “Sieg Heil”-Ruf vor der Bibliothek am Platz der Einheit, für den es drei Zeugen aus der linken Szene gibt. “Die Rechten bekommen ein Strafverfahren”, versprach Polizeichef Ralf Marschall gestern: “Was sich letztlich beweisen lässt, ist offen.” Immerhin gibt es keine weiteren Zeugen als die Linken, deren Darstellung des Geschehens erheblich von den Beobachtungen dreier Polizeistreifen abweicht, die dem Quartett rechtsextremer Jugendlicher folgten, um bei Bedarf wegen ruhestörenden Lärms und Verkehrsgefährdung einzugreifen.
In der gestrigen Nacht zeigte sich wiedereinmal ein Beispiel für die fehlende
Lernfähigkeit der Potsdamer Polizei im Umgang mit Rechtsextremismus. Gegen 2.30 Uhr
zog eine Gruppe von vier offensichtlichen Neonazis laut grölend durch die
Innenstadt. Dabei riefen sie, permanent mitten auf der Straße laufend, Parolen wie:
“Hier marschiert der nationale Widerstand” und “Frei, Sozial und National”. Ein im
Schritttempo vorbeifahrendes Polizeifahrzeug sah darin kein Grund zu handeln, obwohl
sich die Gruppe auch gegenüber der Polizei äußerst aggressiv gebärdete. Die Neonazis
zogen unbehelligt weiter und riefen dann in Höhe der Bibliothek “Sieg Heil” und
schmissen kurze Zeit später einen Mülleimer auf die Straße und randalierten dabei an
einer Baustelle. Dabei wurden sie von drei jugendlichen Passanten beobachtet, die
dieses Geschehen schon länger mit ansahen und die Polizei riefen. Diese war zu dem
Zeitpunkt abwesend. Einige Zeit später wurden im Hauptbahnhof lediglich die
Personalien der Neonazis aufgenommen. Von den am Alten Markt wartenden Zeuginnen
wurden ebenfalls die Personalien aufgenommen. Währenddessen bewegte sich die Gruppe
der Neonazis auf die ZeugInnen zu, dabei riefen sie “Dumm, Dümmer, Antifa”, sowie” 9
Millimeter für Zeckenschweine”. Auf Bitten der Jugendlichen mit dem Streifenwagen
aus Reichweite der Nazis gefahren zu werden, sagten diese nur zu, den Teil der
Zeugen, die auf ihrem Nachhauseweg, zwangsläufig an den Nazis vorbei mussten, durch
das Hinterfahren zu “schützen”. Während zwei der Zeugen also an den wild drohenden
Nazis vorbeiliefen, blieben die Polizisten weit zurück. Eine weitere Zeugin, die
Richtung Innenstadt lief wurde gar nicht geschützt. Was die Nazis ausnutzten um ihr,
mit dem Ruf “Antifa wir kriegen dich” hinterher zurennen. Nur ein Sprint verhinderte
in diesem Moment die direkte Konfrontation mit dem Nazimob.
Dazu sagt einer der Zeugen:” Wenn sich Linke derart verhalten hätten, wären diese
schon bei der ersten Begegnung mit der Polizei einer Personalienkontrolle unterzogen
worden und wären spätestens beim Grölen von Morddrohungen in Gewahrsam genommen
worden”.
Das Verhalten der Potsdamer Polizei, bestätigt einmal mehr unseren Eindruck, dass
die stetig gemachten Zusagen der Stadt Potsdam im Kampf gegen den Rechtsextremismus,
zumindest teilweise angezweifelt werden muss, da der Wille zur Umsetzung in dieser
Nacht offensichtlich fehlte.
Heute sagte zunächst der Polizist Mark Kürbis aus, dieser gab an sich mit einem
Kollegen zum Tatort begeben zu haben, da dort eine größere Gruppe von Vermummten
eine Körperverletzung begangen hätte. Vor Ort wäre die Situation dann sehr chaotisch
gewesen. Ein Zeuge sei auf ihn zugekommen und habe davon berichtet, dass ein Mann
mit einem orangen Oberteil eine Frau geschlagen hätte. Da der am Tatort anwesende
Jansa ein ebensolches trug, hätten Kürbis und sein Kollege dessen Personalien
festgestellt. Hiernach haben die beiden laut Kürbis‘ Aussage eine dunkel gekleidete
männliche Person in Gewahrsam verbracht, weil diese laut anwesenden Zeugen an der
Körperverletzung an Benjamin Oestreich beteiligt war.
Danach sagte Thomas Kraft aus, dieser ist ebenfalls Polizist. Er gab an Julia ins
Polizeigewahrsam gebracht zu haben, diese wäre dunkel gekleidet gewesen und bei der
Durchsuchung der Kleidung, habe sie einen Teleskopschlagstock in der Hosentasche
gehabt. Vielmehr als dies, konnte der Zeuge nicht aussagen, da auch die ständigen
Verweise der Richterin , dass ein Polizeibeamter verpflichtet sei, sich auf eine
Vernehmung vor Gericht vorzubereiten, seinem Gedächtnis nicht auf die Sprünge
halfen.
Haftbefehl nach Schlägerei
Rathenow: *Untersuchungshaft wurde am Wochenende gegen einen jungen Mann angeordnet, der am Freitag an einer Schlägerei im Friedrich-Ebert-Ring beteiligt war.
Gegen 22.30 Uhr war an diesem Abend bei der Polizei die Meldung über eine Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen junger Leute eingegangen. Einsatzkräfte stellten am Ort noch etwa 20 Personen fest, weitere waren beim Erscheinen der Beamten geflüchtet. Um weitere Auseinandersetzungen zu verhindern, nahm die Polizei acht Personen in Gewahrsam. Sieben der Jugendlichen bzw. jungen Männer (16 bis 20) sind der Polizei durch verschiedene Straftaten, u. a. Gewaltdelikte und rechte Propaganda, bekannt. Gegen einen 18-Jährigen erließ das Amtsgericht Brandenburg auf Antrag der Potsdamer Staatsanwaltschaft am Samstag Haftbefehl.
Der Verdächtige war bereits mehrfach durch rechte Gewalttaten aufgefallen, zuletzt bei einer tätlichen Auseinandersetzung am frühen Morgen des 16. September in Rathenow. Der junge Mann befindet sich inzwischen in einer Justizvollzugsanstalt. Die Ermittlungen zum Verdacht des Landfriedensbruchs dauern an.
INFORIOT Am Sonntag demonstrierten ca. 200 Leute gegen den Neonazi-Musik-Laden “On the Streets” in Hennigsdorf.
Neben vielen antfaschistischen Jugendlichen nahmen auch einige ältere Hennigsdorfer Bürger_innen an der Demo teil. Die von der HAI (Hennigsdorfer Antifaschistsiche Initiative) organisierte Demo verlief soweit friedlich, am Rand kam es einige Male zu Pöbeleien durch Nazis. Teilweise fotografierten sie die Demo ab.
Der Laden “On the Streets” zog nach einer Demo im letzten Jahr einge Straßen weiter, nachdem der Vermieter dem Inhaber des Ladens, Sänger der Neonaziband Spreegeschwader Alexander Gast, gekündigt hatte. Selbstbewusst posierte dieser am Fenster, als die Demo vorbeizog.
In den Redebeträgen der HAI hieß es, dass der Laden mittlerweile auch “unpolitische bis linksgerichtete Bands” vertreibt und auch von ganz “normalen Jugendlichen” besucht würde. Außerdem komme es vor allem am Hennigsdorfer Gymnasium immer wieder zu Übergriffen und Pöbeleien gegen linke Jugendliche und Migrant_innen durch Neonazis. Vor wenigen Wochen erst wurden in Hennigsdorf mehrere Stolpersteine entwendet, die an eine im NS verfolgte jüdische Familie erinnerten.
Mehr Infos:
Fotos: Copyright bei Juri Eber/Agentur Ahron
Finsterwalde (Elbe-Elster) In der Nacht zum Freitag wurde ein Mann in Finsterwalde von einem “Heil Hitler”-Rufer belästigt und anschließend bedroht. Er befand sich auf dem Heimweg von einer Gaststätte, als er von einem Unbekannten mit den Worten “Heil Hitler” angesprochen wurde. De Mann verbat sich solche Äußerungen. Daraufhin forderte der Täter andere Personen, die sich in einem Auto befanden, auf, sich den Mann “zu schnappen”. Er konnte sich in seine Wohnung flüchten. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, bemerkte er, wie von außen gegen die Haustür getreten wurde. Dabei wurde die Hauseingangstür beschädigt.
Durch die Einladungen von Literaten aus aller Welt im Rahmen der Kleist-Festtage, versucht Frankfurt (Oder) einmal mehr ein freundliches und weltoffenes Image zu erlangen. Leider wird dieses Bestreben nicht von allen Einwohner_innen der Stadt geteilt.
Am Abend des 20.10. wurden drei antifaschistisch orientierte Jugendliche von zwei Nazis angepöbelt, als „Punker“ bezeichnet und mit einer Bierflasche beworfen, die auch einen der Angegriffenen am Rücken traf. Durch das schnelle Handeln der Antifaschisten konnte Schlimmeres verhindert werden und die Polizei die beiden Straftäter in der Nähe des Strafortes auffinden. Der von der Bierflasche getroffene Jugendliche erstatte Anzeige wegen schwerer Körperverletzung und wurde deshalb mit auf die Polizeiwache genommen. Die beiden anderen Antifaschisten entschlossen sich, im Warteraum der Wache auf ihren Freund zu warten.
Leider wurde die Polizeiwache während dieser Zeit immer massiver von rechtsextremen Jugendlichen belagert, die sich sogar Zugang zum Warteraum der Wache verschaffen konnten. Dort drohten sie den beiden Antifaschisten damit, dass wenn sie Anzeige gegen ihren Freund erstatten sollten, „in Frankfurt was los sein wird“, und versprachen deren „Zerstörung“. Auch die Polizeibeamten bemerkten den Vorfall und erteilten den rechtsextremen Jugendlichen Platzverweise. Zudem wurde Anzeige wegen Bedrohung gegen einen Jugendlichen erstattet. Auch dieser konnte von der Polizei registriert werden.
Dieser Vorfall zeigt, dass Frankfurt (Oder) ein massives Problem mit rechtsextremer Gewalt hat. Diese Gewalt äußert sich nicht nur durch Körperverletzungen, sondern auch mit der Androhung der „Zerstörung“ der Augenzeugen, die Zivilcourage gegen den rechten Spuk leisten.
Wir, die Opfer dieses Vorfalles, fordern jede_n auf, sich aktiv gegen rechtsextremistisches Gedankengut und gegen rechtsextremistische Gewalt einzusetzten.
Am vergangenen Montag, dem 16.10.2006, hat die tschechische Regierung den
“Kommunistischen Jugendverband der tschechischen Republik” (KSM) verboten und für
aufgelöst erklärt. Nach den bisherigen Vorstößen antikommunistischer Hetze in
Tschechien wie dem Verbot des Tragens von Hammer und Sichel-Symbolen oder der
versuchten Gleichsetzung der Begriffe “Faschismus” und “Kommunismus”, stellt das
Verbot des KSM einen neuen Höhepunkt der Verfolgung linker Kräfte dar.
Grund für das Verbot ist laut dem Schreiben des tschechischen Innenministeriums
explizit die programmatische Aussage des Jugendverbandes, dass der Privatbesitz an
den Produktionsmitteln durch den kollektiven Besitz aller Menschen abgelöst werden
muß. Das stellt weit über “kommunistische” Kreise hinaus eine Grundforderung linker
Kräfte auch in Deutschland dar, um eine unterdrückungs- und ausbeutungsfreie
Gesellschaft schaffen zu können.
Auch zeigt das Verbot des KSM durch das tschechische Innenministerium eines
deutlich: Die Repressionsorgane des bürgerlichen Staates sind nicht potentielle
Verbündete im Kampf für eine unterdrückungsfreie Gesellschaft, sondern ergreifen in
verschärften Situationen jede Möglichkeit, gegen progressive gesellschaftliche
Kräfte vorzugehen — notfalls auch, indem sie vorhandene bürgerliche Rechte
aushöhlen. Das zeigte schon das Verbot des Roten Frontkämpferbundes Ende der 20er
Jahre und das Verbot der KPD in den 50er Jahren in Deutschland und das zeigt auch
das jetzige Verbot der KSM in Tschechien mit aller Deutlichkeit.
Trotz bestehender inhaltlicher Unterschiede und trotz kritischer Betrachtung der
Geschichte des KSM wollen wir unsere ausdrückliche Solidarität mit den vom Verbot
betroffenen jugendlichen GenossInnen in Tschechien zum Ausdruck bringen und fordern
die sofortige Aufhebung des Verbotes.
Hoch die grenzenlose Solidarität!
Autonome Antifaschistische Linke Potsdam
Weitere Informationen sowie eine Unterschriftenkampagne gegen das Verbot hier.