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Dieser Film war ein sehr langer Weg”

Frau Walz, 25 Jahre lang haben Sie Über­lebende aus dem Frauen-KZ Ravensbrück
inter­viewt. Auf welche Weise hat dieser Weg begonnen? 

Walz: . Damals war ich eine junge Filmemacherin ohne poli­tis­che Heimat.
Wed­er kon­nte ich mich mit Parteien, noch Poli­tik­ern oder anderen
Organ­i­sa­tio­nen iden­ti­fizieren. Gle­ich­wohl hat­te ich poli­tis­che Interessen
auf der einen Seite sowie ein kün­st­lerisches auf der anderen. Ich wollte
Filme machen mit der damals noch sehr jun­gen Videotechnik. 

Hat­ten Sie da schon die Idee, einen Film über Ravens­brück zu drehen? 

Walz: Ich wurde das erste Mal 1979 zu einem Tre­f­fen der “Lagerge­mein­schaft
Ravens­brück” mitgenom­men. Die Lagerge­mein­schaft ist ein Zusam­men­schluss von
über­leben­den Frauen, die sich organ­isiert hat­ten und jährliche Treffen
ver­anstal­teten. Und auf ein­mal kam alles zusam­men. Mein Wun­sch, politische
Filme zu machen und die Begeg­nun­gen in Ravens­brück. Hinzu kam, dass die
Frauen selb­st ein Inter­esse daran hat­ten, ihre Erin­nerun­gen festzuhalten. 

Somit war also das Pro­jekt geboren? 

Walz: Es ist natür­lich ein Prozess gewe­sen, aber das Prinzip war ganz
ein­fach. Die Frauen woll­ten ihre Geschichte erzählen und ich habe ihnen dann
ange­boten, ihnen zuzuhören und sie aufzunehmen. Und den­noch gab es dann
einen Unter­schied zwis­chen der eige­nen, selb­st erlebten Erin­nerung, die mit
Schmerz ver­bun­den ist, und der his­torischen Auseinandersetzung. 

Heißt das im Umkehrschluss, dass die intellek­tuelle Reflek­tion nichts mit
der per­sön­lichen zu tun hat? 

Walz: Diejeni­gen Frauen, die ich ken­nen gel­ernt habe, waren es nicht
gewöh­nt, von sich zu sprechen. Über den Nation­al­sozial­is­mus, ja, über die
Gefahren von Neon­azis­mus auch, aber in diesen Schilderun­gen ist noch nicht
unbe­d­ingt der Men­sch anwe­send, son­dern eine Gruppe, hin­ter der man sich erst
ein­mal ver­steck­en kann. Dies gehört zu den ganz natürlichen
Schutzmech­a­nis­men von Opfern. 

Ihr Film spiegelt eine große Intim­ität wieder. Dieses Ver­trauen haben Sie
offen­sichtlich und let­z­tendlich auch bekommen. 

Walz: Ich habe es meist bekom­men, das stimmt, und ich habe die Frauen dafür
auch immer bewun­dert. In den ersten Jahren mein­er Arbeit hat­te ich oft das
Gefühl, dass ich nicht alles erzählt bekomme. Ich wusste, dass es Bereiche
gab, in die ich keinen Zugang hat­te. Oft aus dem ein­fachen Grund, weil die
Befragten selb­st nie darüber gesprochen haben. Aber im Laufe der Jahre haben
sich natür­lich auch Beziehun­gen zwis­chen mir und den Frauen entwickelt.
Alles in allem war die Arbeit an dem Film ein langer und manch­mal auch
schwieriger Weg. 

Kann man sagen, dass die “Lagerge­mein­schaft” eine poli­tis­che Organisation
ist? 

Walz: Ich würde es so nen­nen: die Gemein­schaft hat ein politisches
Inter­esse. Näm­lich das Ziel, die Erin­nerung an die Zeit der Ver­fol­gung und
Haft festzuhal­ten. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Grund die Frauen
ver­haftet wur­den, denn die “Lagerge­mein­schaft Ravens­brück” ist ein
Zusam­men­schluss aller Häftlinge. Ganz gle­ich, ob poli­tisch Verfolgte,
Jüdin­nen oder Sin­ti und Roma. 

Sprechen poli­tis­che Häftlinge anders über ihre Erin­nerun­gen als
beispiel­sweise Jüdin­nen, die aus ras­sis­tis­chen Grün­den inhaftiert waren? 

Walz: Mein­er Ansicht nach gibt es diesen Unter­schied in der Tat. Es ist
etwas völ­lig anderes, zu wis­sen, aus welchem Grund man im Lager ist. Man
weiß, dass man wissentlich oppo­si­tionell gehan­delt hat und man ken­nt die
Strafe. Wobei viele der Frauen, die im Aus­land poli­tis­chen Widerstand
geleis­tet haben, Repres­salien ohne­hin gewohnt waren. Sie kan­nten die
Polizeis­ta­tio­nen und Ver­höre, einige waren auch schon mal für ein, zwei Tage
in Haft. Ravens­brück war allerd­ings auch für diese Frauen eine ganz neue
Dimension. 

Kön­nen diese so genan­nten “schuldigen” Frauen ihre Erleb­nisse besser
ver­ar­beit­en, im Gegen­satz zu den Jüdinnen? 

Walz: Sie kön­nen es anders. Der Grad der Demü­ti­gung ein­er Sin­ti, die
beispiel­sweise mit ihrem Kind auf­grund ihrer Iden­tität ver­schleppt wird, ist
ein ungle­ich größer­er als der ein­er Wider­stand­skämpferin. Den­noch ist das
Leid, das die “Schuldigen” erleben, ja haar­ge­nau das gle­iche, nur mit dem
Unter­schied, dass sie den Grund ihrer Haft kennen. 

Und in wieweit spie­len nationale oder kul­turelle Unter­schiede in den
Schilderun­gen der Frauen eine Rolle? 

Walz: Sie spie­len eine sehr große Rolle, weil der Umgang mit KZ-Häftlingen
in den Län­dern unter­schiedlich war. Schauen Sie, die französischen
Wider­stand­skämpferin­nen haben mil­itärische Ränge bekom­men, sie wur­den als
Offizier des Wider­stands geehrt. Während die Frauen aus der Sowjetunion
nicht über ihre Ver­gan­gen­heit sprechen kon­nten, weil man in Russland
beispiel­sweise als Lan­desver­rä­terin galt, wenn man in die Hände des Gegners
kam. 

Bedeutet es dann, dass die Fähigkeit über Erlebtes zu sprechen, immer auch
mit der Entwick­lung des eige­nen Lan­des in Bezug auf seine
Geschichtsver­ar­beitung verknüpft ist? 

Walz: Erin­nerung find­et immer im Hier und Heute statt und sie ist mit der
gesellschaftlichen Akzep­tanz ver­bun­den. Als man in West­deutsch­land anfing,
Opfer als Zeitzeu­gen in die Schulen einzu­laden, hat dieses gesellschaftlich
viel bewirkt, oder denken Sie an die amerikanis­che Serie “Holo­caust”. Und
auch mein Film, sowie das Buch waren und sind mit der poli­tis­chen und
gesellschaftlichen Gegen­wart meines Lan­des verbunden. 

Hät­ten Sie diesen Film, so wie er ist, schon vor 20 Jahren machen können? 

Walz: Ganz ein­deutig nein. Allein schon aus dem Grund, weil ich vor 25
Jahren nicht die Möglichkeit gehabt hätte, nach Ost€pa zu reisen, um dort
Über­lebende zu find­en und zu befra­gen. Aber nun, nach 60 Jahren Befreiung
des KZ Ravens­brück ist es nun endlich Zeit, einen umfassenden Film über
dieses Lager zu haben. Mit­tler­weile sind auch schon zahlre­iche Frauen, die
ich inter­viewt habe, gestor­ben. Diese Erin­nerun­gen sind wertvoll und sie
sind auch nötig. 

Sie haben starke und stolze Frauen getrof­fen. Auch fällt es auf, dass in
Ihrem Film keine Trä­nen fließen. Was haben Sie von diesen Frauen gelernt? 

Walz: Ich habe die Frauen genau­so wie Sie erlebt, als stark und stolz und
vor allem als sehr schön. Sie glauben gar nicht, wie viele vor den Aufnahmen
noch ein­mal die Lip­pen nachge­zo­gen oder Schmuck angelegt haben. Eine Frau
sagte mir sog­ar, dass sie auf keinen Fall weinend gezeigt wer­den wolle, für
den Fall, dass der Post­bote den Film sehen könne und wie würde denn das
ausse­hen? Diese Frauen haben mir die Angst vor dem Alter genommen. 

Und was haben Sie aus Ihrem eige­nen Film mitgenom­men, außer den Berichten
über die Zustände im Lager? 

Walz: Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, was ich tat­säch­lich gelernt
habe und nie für möglich gehal­ten hätte, ist die Tat­sache, was der Men­sch in
der Lage ist, alles auszuhal­ten. Und am Ende behält das Leben seine
Kon­ti­nu­ität und geht weit­er. Ist das nicht ermutigend? 

Heute im RBB: “Die Frauen von Ravens­brück”, 22.45 Uhr 

Loret­ta Walz: “Und dann kommst dahin an einen schö­nen Som­mertag”, Die Frauen
von Ravens­brück, Ver­lag Antje Kun­st­mann, 24,50 Euro

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Leipziger Museum will Teile der Gedenkstätte übernehmen

ZIEGENHALS. Nach der Abriss­genehmi­gung für die Thäl­mann-Gedenkstätte in
Ziegen­hals hat das Zeit­geschichtliche Forum in Leipzig sich bere­it erklärt,
einen Teil der Anlage zu übernehmen. “Wir haben eine entsprechende Anfrage
aus dem Pots­damer Kul­tur­min­is­teri­um erhal­ten”, sagte der Direk­tor des vom
Bund finanzierten Zei­this­torischen Forums, Rain­er Eck­ert, am Mittwoch der
Berlin­er Zeitung. “Ich kann mir vorstellen, die SED-Ausstel­lung aus dem
Jahre 1986 wis­senschaftlich zu bear­beit­en, dig­i­tal zu fotografieren und bei
uns zu lagern.” Direk­tor Eck­ert lehnte es aber ab, die Ausstel­lung, die den
ein­sti­gen KPD-Vor­sitzen­den Ernst Thäl­mann ver­her­rlicht, per­ma­nent in einer
Ausstel­lung zu zeigen. “Dafür haben wir keinen Platz — außer­dem muss eine
SED-Ausstel­lung auch nicht ständig gezeigt wer­den”, sagte der Chef der
Leipziger Ein­rich­tung, die zum Haus der Geschichte in Bonn gehört. Eckert
plädierte vielmehr dafür, die Thäl­mann-Ausstel­lung im Rah­men einer
Wech­se­lausstel­lung zu zeigen. “Etwa um zu zeigen, wie ein total­itäres System
wie die DDR die Geschichte dargestellt hat.” 

Die DDR-Staats­führung hat­te die Thäl­mann-Gedenkstätte bei Königs
Wuster­hausen in den 50er-Jahren erricht­en lassen. Hier fand im Feb­ru­ar 1933
die let­zte Funk­tionärsta­gung der KPD statt — bere­its in der Ille­gal­ität, da
die Nazis schon an der Macht waren. Zu DDR-Zeit­en wur­den der historische
Tagungsraum mit­samt der Thäl­mann-Ausstel­lung, ein Ehren­hof mit
Thäl­mann-Büste sowie ein Rud­er­boot unter Denkmalschutz gestellt. Auch nach
der Wende küm­merte sich ein Vere­in von Altkom­mu­nis­ten um den Erhalt der
Gedenkstätte. Das änderte sich, als ein hoher Pots­damer Landesbeamter,
aus­gerech­net Leit­er der Oberen Bauauf­sicht Bran­den­burgs, das Seegrundstück
Ende 2002 ersteigerte. Er ver­wehrte dem Thäl­mann-Fre­un­deskreis den Zutritt
und zweifelte die Denkmal­würdigkeit der Anlage an. Auf Grund des neuen, seit
2004 gülti­gen Denkmalschutzge­set­zes kann der Eigen­tümer, in dessen Abteilung
das neue Gesetz erar­beit­et wor­den ist, nun die Anlage abreißen: Ein Erhalt
sei ihm wirtschaftlich nicht zuzu­muten, hat der zuständi­ge Landkreis
entsch­ieden. Allerd­ings erhielt der Eigen­tümer die Auflage, die
Ausstel­lungsstücke einzu­lagern oder umzuset­zen sowie den Denkmal­w­ert zu
doku­men­tieren. Gegen diese kost­spieli­gen Aufla­gen hat der Landesbeamte
wiederum geklagt, so dass ein Abriss noch nicht erfol­gen kann. Der
Bürg­er­meis­ter von Königs Wuster­hausen, Ste­fan Lud­wig (PDS), will nun Teile
der Gedenkstätte auf einem benach­barten kom­mu­nalen Grund­stück unterbringen.
“Schmuck­mauer, Büste und Ehren­hof bleiben dann in Sichtweite des
authen­tis­chen Ortes erhal­ten”, sagte Lud­wig am Mittwoch. Allerd­ings habe die
Stadt kein öffentlich­es Gebäude zur Ver­fü­gung, um auch die
Thäl­mann-Ausstel­lung unterzubrin­gen. “Und bauen kön­nen wir aus finanziellen
Grün­den keines.”

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Brandenburger erhalten Preis für Zivilcourage

Berlin/Potsdam — Für ihr couragiertes Ein­treten gegen Fremdenfeindlichkeit
wer­den zwei Bran­den­burg­erin­nen am 27. April in Berlin mit dem “Band für Mut
und Ver­ständi­gung 2004” aus­geze­ich­net. Jana Böt­tner (Jahrgang 1984) und
Nicole Lüdek­ing (Jahrgang 1979) hat­ten im Juli 2004 einem 28jährigen
Asyl­be­wer­ber aus Kenia in Brandenburg/Havel ver­mut­lich das Leben gerettet.
Er war von einem 26jährigen über­fall­en und schw­er ver­let­zt wor­den. Die
bei­den jun­gen Frauen hat­ten ver­sucht, den Stre­it zu schlicht­en, den Täter am
weit­eren Zustechen gehin­dert und die Polizei ver­ständigt. Einen weiteren
Preis erhält die “Arbeits­gruppe Sene­gal” von Schülern des Gym­na­si­ums auf den
Seelow­er Höhen (Märkisch-Oder­land).

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Rechte Schmierereien in der Waldstadt

(20.04.05) POTSDAM Mehrere Bürg­er informierten am Dien­stag­mor­gen das Ord­nungsamt und die
Polizei über umfan­gre­iche Schmier­ereien in Wald­stadt II. In der Nacht zu
Dien­stag hat­ten unbekan­nte Täter im gesamten Wohnge­bi­et Trafo­häuschen, Müll-
und Klei­der­con­tain­er sowie eine Wan­derkarte und den Geh- und Rad­weg im
Bere­ich ein­er Straßen­bahn­hal­testelle mit recht­en Sym­bol­en beschmiert.
Darunter waren neben Hak­enkreuzen und SS-Runen auch diverse Schriftzüge. Die
Polizei hat die Ermit­tlun­gen zum Ver­dacht des Ver­wen­dens von Zeichen
ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen aufgenommen.

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Rechte Musik gehört

(20.04.05)Pätz (Dahme-Spree­wald) Wie Zeu­gen der Polizei mit­teil­ten, war am Dien­stagabend von einem Grundstück
in Pätz laut­starke rechts­gerichtete Musik zu hören. Bei Ein­tr­e­f­fen der
Polizei kon­nte keine Musik mehr fest­gestellt, aber eine Kas­sette aufgefunden
wer­den, deren Aufk­le­ber den Schluss zulässt, dass es sich um der­ar­tige Musik
han­deln kön­nte. Daraufhin durch­sucht­en die Beamten ein auf dem Grundstück
abgestelltes Fir­men­fahrzeug und fan­den eine weit­ere verdächtige Kassette.
Bei­de Ton­träger wur­den sichergestellt. Eine Anzeige wegen des Ver­dachts des
Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen und
Volksver­het­zung wurde aufgenom­men. Die Ermit­tlun­gen dauern an.

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Zur Hausdurchsuchung in Strausberg

Zur Sach­lage:

Am 13. April gegen 14:50 Uhr fuhren mehrere Ein­satzwa­gen der
Bran­den­burg­er Bere­itschaft­spolizei vor dem Gelände des Jugendclubs
Horte in der Peter-Göring-Straße 25 vor, um die Vere­in­sräume zu
durch­suchen. Hin­ter­grund war ein Durch­suchungs­beschluss des Amtsgerichts
Straus­berg auf­grund eines recht­en Über­griffs auf das Horte in der
Nacht vom 22./23. Jan­u­ar 2005. An diesem Tag drangen Mit­glieder der
recht­sex­tremen Kam­er­ad­schaft ANSDAPO in die Vere­in­sräume des AJP 1260
e.V. ein. Nach­dem Ihnen ein Vor­standsmit­glied ein Hausver­bot aussprach,
wurde dieses mit einem Notham­mer niedergeschla­gen. Daraufhin wur­den die
Angreifer aus dem Haus begleit­et. Es wurde Anzeige wegen gefährlicher
Kör­per­ver­let­zung und Haus­friedens­bruch gegen drei unbekan­nte und zwei
bekan­nte Recht­sex­trem­is­ten erstat­tet, von denen ein­er bis dahin mehrmals
straf­fäl­lig gewor­den und ein weit­er­er der Sohn einer
Land­tagsab­ge­ord­neten der DVU ist. Umso über­raschen­der war es für den
Vere­in, dass die Beamten fast drei Monate später die Räume des Vereins
nach so genan­nten “knüp­pelähn­lichen Gegen­stän­den” durch­suchen wollten. 

Über 50 schwer­be­waffnete Polizis­ten woll­ten gegen 15:00 Uhr mit einem
Ramm­bock in die Jugen­dein­rich­tung ein­drin­gen. Ger­ade noch rechtzeitig
kon­nte ihnen von einem Bewohn­er die Tür geöffnet wer­den, bevor größerer
Schaden entste­hen kon­nte. Schlussendlich wurde alles einge­sam­melt, was
ansatzweise nach Knüp­pel aus­sah. Beschlagnahmt wur­den unter anderem
Gestänge für ein Garten­pavil­lon, Keulen aus einem Jonglier­work­shop, ein
Zeitung­shal­ter für Tageszeitun­gen, eine Feile mit Holz­griff, kaputte
Bil­lardqueues und weit­ere Reste von Möbel. Für die Recht­san­wältin des
Vere­ins ließ der Durch­suchungs­beschluss in Verbindung mit der
durchge­führten Maß­nahme viele Fra­gen offen. 

Zu den Hintergründen 

Die Ermit­tlun­gen der Polizei beziehen sich nicht auf den Vere­in, sondern
eigentlich auf die Per­son, die das Hausver­bot aussprach. Auch der
Durch­suchungs­beschluss war auf die Geschäfts- und Neben­räume des
Vor­standsmit­gliedes aus­gestellt. Unklar bleibt, ob eine Durch­suchung der
gesamten Räume des Vere­ins gerecht­fer­tigt war. Der Vere­in hat bereits
Wider­spruch gegen diese Maß­nahme ein­gelegt. Auch war der Beschluss auf
den 16.02.2005 datiert. Warum wurde er nicht sofort umge­set­zt? Von einer
zeit­na­hen Ermit­tlung kann hier nie­mand mehr sprechen und von dem Willen
den genauen Tather­gang zu rekon­stru­ieren ganz zu schweigen. Nun bleibt
zu klären, wieso diese Durch­suchung von Beamten der Bereitschaftspolizei
Frankfurt/ Oder und des Staatss­chutzes durchge­führt wurde und nicht
durch die ort­san­säs­sige Polizei, welche erst kurz vorher informiert
wurde. Hier liegt die Ver­mu­tung nahe ein poli­tis­ches Pro­jekt mit einer
insze­nierten Ruf­mord­kam­pagne zu isolieren und in der öffentlichen
Mei­n­ung zu krim­i­nal­isieren. Ein weit­er­er Punkt den es zu klären gilt,
warum mussten alle anwe­senden Per­so­n­en ihren Per­son­alausweis vor die
Brust hal­ten und wur­den in dieser Posi­tion mit ein­er Digitalkamera
aufgenom­men? Schließlich wurde allen Per­so­n­en Platzverweise
aus­ge­sprochen, welche nicht im Vere­in­shaus wohnen, obwohl sie der
Maß­nahme als Zeug­In­nen bei­wohnen woll­ten. Diese Art der Repres­sion ist
nicht zu dulden. Hier wer­den ehre­namtlich engagierte Men­schen, die sich
offen antifaschis­tisch posi­tion­ieren, von der Staats­ge­walt grundlos
auss­pi­oniert, denun­ziert und krim­i­nal­isiert. Doch damit noch nicht
genug. Mit Dig­italk­a­m­eras und eini­gen Fotokam­eras wur­den eben­falls alle
Vere­in­sräume gefilmt bzw. abfo­tografiert. Zusät­zlich wur­den in diesem
Atemzug gle­ich von eini­gen Beamten die Rah­men­num­mern aller Fahrräder
über­prüft. Sich­er sagt an dieser Stelle nie­mand, dass alle Men­schen, die
sich im Vere­in­shaus aufhal­ten, Fahrrad­diebe seien. Wenn schon im Vorfeld
klar ist, das es nichts zu ermit­teln gibt, find­et man vielle­icht noch
ein paar Fahrrad­diebe. Die Tat­sache, dass ein­er der beteiligten
Recht­sex­trem­is­ten der Sohn ein­er Land­tagsab­ge­ord­neten der DVU ist und
diese wieder­holt eine kleine Anfrage im Land­tag über den Vere­in gestellt
hat, lässt die poli­tis­che Dimen­sion erken­nen. Sich­er entste­ht ein
Ermit­tlungs­druck für die BeamtIn­nen und recht­fer­tigt in den Augen der
Polizei ein solch­es Vorge­hen, doch der­ar­tige Über­griffe seit­ens der
Polizei wer­den wir nicht so ste­hen lassen. Diesem Unrecht müssen wir
poli­tisch begegnen! 

Linke Freiräume erkämpfen, linke Freiräume verteidigen! 

Gegen eine Krim­i­nal­isierung aller antifaschis­tisch engagierten Menschen! 

Keine Aus­sagen bei Polizei und Staat­san­walt! Keine Zusam­me­nar­beit mit
den staatlichen Repressionorganen! 

Rote Hil­fe Orts­gruppe Straus­berg, Straus­berg den 18.04.05

Rote Hil­fe Strausberg

c/o Horte

Peter-Göring-Str. 25

15344 Strausberg
strausberg@rote-hilfe.de

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Seminar zum Zuwanderungsgesetz

Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg und der Par­itätis­che Wohlfahrtsver­band Bran­den­burg bieten in Zusam­me­nar­beit mit der Par­itätis­chen Akademie und dem Pro­jekt: “Qual­i­fizierung der Flüchtlingssozialar­beit” im Pro­jekt-Büro der Gemein­nützi­gen Gesellschaft zur Unter­stützung Asyl­suchen­der e.V. ein Weit­er­bil­dungssem­i­nar zum 

Zuwan­derungs­ge­setz: Aufen­thalt aus human­itären Grün­den und Beschäftigungsverfahrensverordnung

an. Das Zuwan­derungs­ge­setz ist nun seit knapp 5 Monat­en in Kraft. Ist die “Ket­ten­dul­dung” wirk­lich abgeschafft? Die Frage nach dem Aufen­thalt aus human­itären Grün­den stellt sich in allen Bran­den­burg­er Flüchtlingsberatungsstellen.
Ein eben­so wichtiges The­ma ist die Beschäf­ti­gungsverord­nung – haben Geduldete über­haupt noch eine Chance zu arbeiten? 

In der ein­tägi­gen Fort­bil­dung wer­den wir uns mit fol­gen­den The­men beschäftigen:
Aufen­thalt aus human­itären Grün­den nach § 25 (4) und (5) Aufen­thG und Anwendungshinweise
Aufen­thG § 26 “Dauer des Aufen­thalts” in Verbindung mit § 102, Übergangsregelung
Die Beschäf­ti­gungsver­fahrensverord­nung – wer kommt über­haupt noch in Arbeit? Gibt es eine Chance für Geduldete? 

Ref­er­ent: Volk­er Maria Hügel, GGUA e.V., Münster 

Ort: Lan­des­geschäftsstelle des PARITÄTISCHEN, Tornow­straße 48, 14473
Pots­dam (Her­mannswerder) — 0331/28497–0

Zeit: 20.5.2005, 10:30 – 16:30 Uhr
Das Sem­i­nar ist kosten­frei. Bitte das Aufen­thalts­ge­setz mitbringen. 

Die Teil­nehmerIn­nen­zahl ist auf 30 begren­zt, bitte melden Sie sich bis zum 13.5.2005 an unter:
info@fluechtlingsrat-brandenburg.de oder telefonisch/per Fax: 0331 – 716 499 

Verbindung nach Potsdam-Hermannswerder:
Anreise mit der Bahn:
Pots­dam Haupt­bahn­hof, Aus­gang “City”, Bus­bahn­hof direkt vor dem Haupt­bahn­hof, Buslin­ie 693 “Küs­sel­straße” (20-Minuten-Takt) bis Hal­testelle “Tornow­straße”, nach etwa 30 m links in die Sack­gasse ein­biegen, Zugang am Straße­nende auf der recht­en Seite (Gebäude mit orange­far­ben­er Fassade).
Anreise mit dem Auto: wir kön­nen Ihnen gern eine Wegbeschrei­bung zukom­men lassen.

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Wenn du auf den Transport kommst, ist endlich Schluss”

Ein Über­leben­der spricht. Willi Fro­hwein, 82 Jahre alt, kam in der Zeit des
Nation­al­sozial­is­mus ins Konzen­tra­tionslager Auschwitz. Vor mehreren hundert
Schülern des Hein­rich-Heine-Gym­na­si­ums schildert er, wie er dem nahezu
sicheren Tod entkam. 

Es erscheint wie ein Wun­der, dass Willi Fro­hwein an diesem Dienstagvormittag
in der Aula an der Hegel­straße sitzt. Es erscheint wie ein Wun­der, dass der
82-Jährige so viel jünger wirkt. 

In die Schweiz wollte er fliehen, im Jahr 1942. Als Sohn eines Juden sah er
keine Zukun­ft für sich in Deutsch­land. Er pack­te einen Kof­fer, griff sich
seine Lebens­mit­telka­rten und etwas Geld und ver­schwand aus sein­er Heimat
Berlin. Doch aus seinen Plä­nen wurde nichts. Ein Zoll­beamter, ein
Fern­schreiben der Gestapo in den Hän­den, ver­haftete ihn mit den Worten: “Du
Mist­sau, jet­zt wollte ich dich ger­ade laufen lassen.” 

Nach dem Gefäng­nisaufen­thalt in Berlin erfuhr Fro­hwein: Er sollte nach
Ober­schle­sien trans­portiert wer­den. “Oh je, dachte ich, das ist dort, wo
alle so schnell ster­ben.” Der Zug fuhr nach Bres­lau, dort stiegen die
Häftlinge um, am näch­sten Tag ging es weit­er. Ein Auf­pass­er erk­lärte ihnen:
“Ihr Juden braucht euch gar nicht ein­bilden, dass ihr in Auschwitz länger
als 14 Tage am Leben bleibt.” Fro­hwein erin­nert sich: Dies sei das erste Mal
gewe­sen, dass er über­haupt den Namen Auschwitz gehört habe. 

Ankun­ft im Lager, unter dem Schriftzug am Ein­gang “Arbeit macht frei” .
“Dort gaben sie uns kleine Säcke, in die wir alle unsere Sachen geben
mussten.” Desin­fiziert, gebadet und geschoren, wer­den die Häftlinge
eingek­lei­det. “Die Hose war 20 Zen­time­ter zu weit und 20 Zen­time­ter zu kurz.
Da hast du bei­de Hände voll zu tun, um sie zu hal­ten.” Einen neuen Namen
beka­men die Angekomme­nen, eine Num­mer, auf die Haut tätowiert. “122785” , so
hieß Fro­hwein nun. 

Hoff­nung im Horror 

“Lebens­mut und Hoff­nung zu ver­mit­teln, ist manch­mal mehr Wert als alles
Materielle” , sagt er zu den Jugendlichen, die ihm still zuhören, “denn wenn
du den Lebens­mut ver­loren hast, hil­ft dir auch kein Geld mehr.” Und Willi
Fro­hwein ver­lor den Lebens­mut. Er wurde krank. Die Auf­se­her sortierten
kranke Häftlinge aus. “Es hieß immer nur: Die gehen auf Trans­port.” Mehrmals
sah es so aus, als würde Fro­hwein auch “auf Trans­port gehen” , mehrmals
wurde er auf seine Pritsche zurück­geschickt. “Irgend­wann dachte ich: Wenn du
auf den Trans­port kommst, ist endlich Schluss. Ich war erst 20, aber ich
hat­te mich mit allem abgefunden.” 

Geschenke für die Sterbenden 

Doch dann kam er in eine Wäscherei. “Das war meine Lebensrettung.” 

Im Jan­u­ar 1945 wurde Fro­hwein nach Nord­hausen ver­legt, wo er in einem
Stollen am Bau der Rakete V 2 mitwirk­te. “Ich dachte daran, wie para­dox das
alles ist. Du woll­test nicht, dass die Nazis den Krieg gewin­nen, und dann
arbeitest du an den mod­ern­sten Waf­fen der Welt.” 

Doch die Amerikan­er rück­ten immer näher. Deshalb schick­ten die Nazis ihre
Häftlinge nach Bergen-Belsen. Fünf Tage Fahrt, ohne Trinken, ohne Essen.
Manche star­ben unter­wegs. Im April trafen auch in Bergen-Belsen
amerikanis­che Sol­dat­en ein, vor denen die SS-Leute auf die Knie fie­len. “Ich
dachte erst, das wären Pfar­rer.” Am 1. Mai erlebte Fro­hwein endlich wieder
die Frei­heit — die Gefan­genen­für­sorge küm­merte sich um ihn. 

Im Cot­tbuser Gym­na­si­um spricht er auf Ein­ladung der 18-jährigen
Schüler­sprecherin Stephanie Habakuk. Sie hat­te eine Fernsehsendung mit ihm
gese­hen, Kon­takt zur Redak­tion aufgenom­men und schließlich mit ihm
tele­foniert. “Meine Großmüt­ter sind aus Schle­sien und Ost­preußen vertrieben
wor­den” , sagt sie, “auch deshalb inter­essiert mich diese Zeit der deutschen
Geschichte beson­ders. Mir war wichtig, dass ein Zeitzeuge mit uns Schülern
spricht.” Und Fro­hwein gewin­nt die Jugendlichen für sich: Sie hören ihm
still zu, sie bleiben im Saal, obwohl er knapp drei Stun­den spricht. “Seine
Geschichte hat mich berührt” , erk­lärt Cori­na Gör­litz (18) aus Cot­tbus, “es
ist schon bek­lem­mend, wenn man jeman­dem zuhört, der die Zeit in Auschwitz
selb­st erlebt hat.” 

Hin­ter­grund Buch des Überlebenden 

In seinem Buch “Von Span­dau nach Auschwitz” — erschienen 2002 bei der
Jugendgeschichtswerk­statt Span­dau und für 10 Euro erhältlich — berichtet
Willi Fro­hwein, der jet­zt in Pots­dam wohnt, über sein Leben. 

LR
20.04.05 selau 

“Wir war­nen vor der Wiederkehr des Bösen” 

Acht Über­lebende des Todes­marsches bei der Gedenkfeier 

60 Jahre ist es her, da haben die acht Män­ner, die am Mon­tagabend auf den
extra aufgestell­ten Stühlen am dem Schwarzhei­der Gedenkplatz sitzen, diesen
Ort ver­lassen. Aus­ge­mergelt, in gestreifter Häftlingsklei­dung, meist nur mit
Holz­pan­ti­nen an den geschun­de­nen Füßen. 

Sie, die tschechis­chen Häftlinge aus dem Außen­lager Schwarzhei­de des
Konzen­tra­tionslagers Sach­sen­hausen, wur­den von den Nazis auf den Todesmarsch
geschickt, damit sie nicht lebend der Roten Armee in die Hände fallen. 

“Ist es nicht ein Wun­der, dass wir heute hier sind” , fragt der 79 Jahre
alte Hans Gärt­ner aus Prag. Er liest die Gedenkrede von Ludek Elias, der
auch unter den Män­nern sitzt, vor. “Wer hätte vor sechzig Jahren auch nur
ein einziges Haar von unseren kahl geschore­nen Schädeln dafür verwettet,
dass wir uns heute ins Gesicht schauen kön­nten” , heißt es darin. Das sei
kaum zu erwarten gewe­sen angesichts der Last der Zementsäcke, die oft zwölf
Stun­den am Tag die Häftlinge tra­gen mussten, und die meist mehr wogen als
sie selb­st. “Was machen wir mit dem Rest der Zeit, der uns noch bleibt” ,
las Gärt­ner vor. “Als die let­zten der Zeitzeu­gen kön­nen wir immer noch dazu
beitra­gen zu erzählen, was uns wider­fahren ist.” Das sei ihre geschichtliche
Mis­sion, und “wir war­nen vor der Wiederkehr des Bösen.” Deshalb wolle man
den Rest der Kräfte dazu nutzen, mit den jun­gen Leuten, die sich erst noch
ori­en­tieren müssten in der Welt, zu reden, damit sie fähig sind, “unsere
War­nun­gen zu beherzi­gen, denn wir sind verpflichtet, darauf hinzuweisen.”
Das sei nicht nur die Pflicht gegenüber den Kindern und ihren Eltern,
son­dern auch “gegenüber unseren toten Kam­er­aden” . Die bewe­gen­den Worte
hon­ori­erten Vertreter aus Kreis, Stadt, Umland, Parteien und der die
Gedenk­feier organ­isieren­den BASF mit Beifall und legten Kränze sowohl auf
dem Gedenkplatz als auch an der Gedenk­tafel am Ein­mannbunker nieder. 

Zuvor hat­te Bernd Hüb­n­er, Bürg­er­meis­ter der Stadt Schwarzhei­de, die
Notwendigkeit der geschichtlichen Aufar­beitung betont und dabei den Schwur
bekräftigt, der im Nach­wort von Bruno Apitz “Nackt unter Wölfen” benannt
ist: Nie wieder Faschis­mus. Wal­ter Kro­ker, der 1. Beige­ord­nete des
Lan­drates, erin­nerte an die Per­ver­sion der Hitler­schen Tötungsmaschienerie.
Die Über­leben­den begaben sich am Dien­stag auf den Weg des einstigen
Todes­marsches und nah­men an ein­er Gedenk­feier im säch­sis­chen Kamenz bei.

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Bilder gehen nicht aus dem Kopf

BAD WILSNACK Die Ereignisse der ver­gan­genen Tage wer­den nicht so schnell
verblassen. Der Besuch der ein­sti­gen Häftlinge aus dem KZ-Außen­lager Glöwen
in der Prig­nitz und die Teil­nahme an Ver­anstal­tun­gen anlässlich der
Befreiung des KZ in Sach­sen­hausen haben sowohl bei Lehrern als auch Schülern
der Gesamtschule Bad Wilsnack einen bleiben­den Ein­druck hinterlassen. 

“Die Bilder gehen mir nicht mehr aus dem Kopf”, bekräftigte gestern Helga
Enders. Sie war am Son­ntag gemein­sam mit Ulla Seegers, Schullei­t­erin Gisela
Hauck und ein­er weit­eren Kol­le­gin Gast beim zen­tralen Fes­takt an der
Gedenkstätte Sach­sen­hausen gewe­sen und hat­te die Feier­lichkeit­en Seite an
Seite mit ein­sti­gen Häftlin­gen des KZ-Außen­lagers Glöwen ver­fol­gt, die
bere­its im Sep­tem­ber ver­gan­genen Jahres in der Kurstadt zu Besuch waren.
“Viele hat­ten Trä­nen in den Augen”, berichtete die Lehrerin. 

Ulla Seeger, die die Geschichte der bei Glöwen gefan­gen gehal­te­nen Juden mit
ihren Schülern erforschte, wird die Begeg­nung mit den Opfern auch nicht so
schnell vergessen. Sie zeigte sich über­rascht, wie offen und
fre­und­schaftlich die Gäste aus Israel auf­trat­en, als sie am Mon­tag zur
Enthül­lung der Gedenk­tafel in der Prig­nitz weil­ten. “Ich hat­te den Eindruck,
sie haben sich wirk­lich über den Gedenkstein, den wir geset­zt haben,
gefreut”, sagte die Lehrerin. Nach der offiziellen Zer­e­monie an diesem
Mah­n­mal hat­te sie Gele­gen­heit, mit der Frau des bere­its verstorbenen
Grün­ders der “Jew­ish Sur­vivor Asso­ci­a­tion” zu sprechen, in der die
Über­leben­den des Nazi-Ter­rors organ­isiert sind. 

Die Schü­lerin Christin Mau­r­er wiederum unter­hielt sich mit Menachem
Mil­shtein, der im Alter von 21 Jahren vom KZ-Sach­sen­hausen ins Außenlager
Glöwen gebracht wurde. “Es fiel ihm wohl sehr schw­er, an den Ort des
Schreck­ens zurück zu kehren”, berichtete sie. Der Sohn habe zudem erzählt,
dass sein Vater zunächst nicht in der Lage gewe­sen sei, über seine
Erleb­nisse in der NS-Zeit zu reden. Vor zwölf Jahren habe er zum ersten Mal
darüber gesprochen. Noch heute ver­fol­gten ihn Alp­träume, die ihn nachts aus
dem Schlaf fahren ließen. 

Unter den Gästen aus Israel befand sich auch Ester Zil­ber­stein. Sie ist die
einzige weib­liche Über­lebende, die zwis­chen 1945 und 1945 im Beutelager
“Roland” gefan­gen gehal­ten wurde. Wie Hel­ga Enders im Gespräch mit ihr
erfuhr, war sie zu diesem Zeit­punkt 15 Jahre alt. Sie musste im Lager
schwere Arbeit ver­richt­en: Gräben für Kabel ver­legen und mit dem
Press­luftham­mer alten Beton auf­stem­men. Als einzige Nahrung bekam sie damals
Wasser­rüben­suppe mit einem Stück Brot gereicht. 

Um das Tre­f­fen mit den ein­sti­gen Häftlin­gen am 60. Jahrestag entsprechend zu
würdi­gen, will die Schule dazu eine Ausstel­lung vor­bere­it­en und gemeinsam
mit dem Poli­tolo­gen Thomas Irmer eine Broschüre her­aus­geben. Leichter
zugänglich wird dem­nächst auch der Erfahrungs­bericht des Über­leben­den Abram
Lanc­man sein. Englis­chlehrer der Wilsnack­er Schule haben “The Tor­rent of
Fate” inzwis­chen ins Deutsche über­set­zt. Schüler und andere Interessenten
sollen ein Exem­plar erhalten. 

Sorge bere­it­ete dem Wilsnack­er Kol­legium lange Zeit, was aus dem Gedenkstein
wird, wenn die Gesamtschule nach den Som­mer­fe­rien endgültig ihre Pforten
schließt. “Wir sind mit Orts­bürg­er­meis­ter Fritz Olboeter übere­in gekommen,
dass sich die Gemeinde Nit­zow kün­ftig um die Pflege küm­mern wird”, sagte
Ulla Seeger.

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Aus dem Iran geflüchtet

STOLPE-SÜD Kein Bock, aufzuräu­men, nicht schon wieder abwaschen — wer kennt
das nicht. Die nor­malen All­t­agssor­gen eines ganz nor­malen Jugendlichen. Doch
wie sieht die Sache aus, wenn der nor­male Jugendliche ein ausländischer
Asyl­be­wer­ber ist? 

Mon­tag­mor­gen, 6 Uhr. Der Weck­er klin­gelt. Der gebür­tige Iran­er Nima
Taimouri­an springt aus dem Bett. Schnell gewaschen, Früh­stück. Dann aufs Rad
und ab zur Albert-Schweitzer-Gesamtschule in Hen­nigs­dorf. Bio, Mathe,
Deutsch und zurück nach Hause. Soweit wenig außergewöhn­lich. Doch Nimas
Nach­hauseweg führt zum Asyl­be­wer­ber­heim Stolpe-Süd. 

“Leute aus Afri­ka, Viet­nam, Indi­en, aus allen Natio­nen wohnen hier”, erzählt
der 19-Jährige. “Als ich da zum ersten Mal durchge­führt wurde, war das schon
komisch. So viele ver­schiedene Men­schen nebeneinan­der, das ken­nt man im Iran
nicht.” 

Nimas Vater wurde poli­tisch verfolgt 

Bis 2001, in seinem 15. Leben­s­jahr, hat­te Nima im iranis­chen Karaj gelebt,
dort die Schule besucht, mit seinen jün­geren Geschwis­tern Nazn­er und Iman
nach­mit­tags Fußball gespielt. Sein Vater Mohammed diente bei der Armee. Doch
eines Tages wurde aus dem Offizier ein poli­tisch Ver­fol­gter. Wie es genau
dazu kam, will Nima lieber nicht erzählen. “Meinem Vater wurde die
Todesstrafe ange­dro­ht, wir mussten weg”, ver­rät er nur. 

Sein Vater entsch­ied sich für Deutsch­land, da in Berlin schon ein Neffe
wohnte. “Nur mein Vater und ich kon­nten zuerst hier­her kom­men”, erzählt
Nima. Erst ein knappes Jahr später fol­gte seine Mut­ter Siroze mit Nimas
Geschwis­tern ins Flüchtling­sheim Eisen­hüt­ten­stadt, wo Nima und Mohammed
zuerst unterge­bracht wur­den. Nach drei Monat­en fol­gte die Ver­set­zung der
Fam­i­lie nach Stolpe-Süd. 

Im hiesi­gen Asyl­be­wer­ber­heim teilt sich Nima ein kleines Zim­mer mit seinem
Vater. Seine Mut­ter und seine Geschwis­ter bewohnen einen Raum im gleichen
Flur. “Die Duschen und Küche müssen wir uns mit allen Heim­be­wohn­ern teilen.
Die Küche ist aber immer so dreck­ig: Bevor du dein Essen machst, hast du
schon gar keinen Hunger mehr”, schüt­telt Nima den Kopf. 

Dabei ist der junge Iran­er auf die heim­interne Küche angewiesen. “Wir kochen
doch iranisch: Hüh­nchen, Gemüse und viel Reis. Schweine­fleisch verträgt mein
Magen nicht.” Kein Wun­der — Nima ist Moslem. Vier­mal täglich nimmt er sich
Zeit, um auf Per­sisch zu beten. “Meine Fre­undin hat mich beim ersten Mal
ganz schön komisch angeguckt und gefragt, was ich da mache”, erin­nert sich
Nima. “Heute ist das kein Prob­lem mehr.” Nimas Fre­undin heißt Ste­fanie. Sie
ist Hen­nigs­dor­ferin, 16 Jahre alt und besucht wie Nima die 10. Klasse der
Albert-Schweitzer-Gesamtschu-le. Doch der Weg zum glück­lichen Pärchen
gestal­tete sich schwierig. “Oh, meine Eltern waren sauer, als ich ihnen
erzählt habe, dass ich eine Fre­undin habe”, zieht der Iran­er die Augenbrauen
hoch. “Ich solle lieber für die Schule ler­nen, meinte meine Mut­ter. Erst
später hat sie gesagt, dass ich selb­st wis­sen müsse, was ich mache.” 

Inzwis­chen sind Ste­fanie und Nima 15 Monate zusam­men. Ste­fanie besucht ihren
Fre­und regelmäßig im Asyl­be­wer­ber­heim. “Am Anfang wusste ich gar nicht, dass
er da wohnt”, erin­nert sie sich. “Die ersten Besuche waren auch selt­sam. Das
Heim, die Leute, alles war so unge­wohnt. Jet­zt ist das aber okay. In letzter
Zeit hab ich sog­ar schon mit Nimas Vater gequatscht.” Keine
Selb­stver­ständlichkeit, denn Nimas Fam­i­lie übt noch fleißig an der deutschen
Sprache. “Bish­er muss ich die Briefe vom Sozialamt über­set­zen und
beant­worten”, grum­melt der Iran­er. “Selb­st zum Arzt muss ich meine Familie
begleit­en.” Freizeitbeschäf­ti­gun­gen, auf die er gerne verzicht­en würde. Im
Gegen­satz zu seinem Fit­nesstrain­ing. “Vier­mal die Woche gehe ich dafür mit
einem Fre­und aus dem Heim ins Con­ny Island. Das kostet für uns nur fünf Euro
im Monat.” 

Nima achtet auf seine Finanzen. Arbeit­en darf er als Asyl­be­wer­ber nicht. 40
Euro Bargeld bekommt er monatlich vom Sozialamt zugeteilt. Dazu erhält Nima
Wertgutscheine, die nur für Nahrungsmit­tel aus­gegeben wer­den dürfen.
Angenom­men wer­den die Gutscheine nur bei den großen Han­dels­ket­ten. Auch
Rück­geld bekommt Nima bei so einem Einkauf nicht. “Wenn ich Brötchen holen
möchte, muss ich für meinen Fünf-Euro-Gutschein auch Brötchen für fünf Euro
kaufen oder das Rest­geld der Kassiererin schenken.” 

Nicht das einzige Prob­lem, denn: “Die Leute in Hen­nigs­dorf kamen mir am
Anfang so kalt vor.” Auch mit Recht­sex­tremen ist er schon aneinander
ger­at­en. “Die kan­nten schon meinen Namen, da hat­te ich sie noch nie
gese­hen”, so Nima. “Die meis­ten Men­schen hier sind aber nett.” 

Die Abschiebung wäre das Schlimmste 

Bleibt die tägliche Angst, wieder abgeschoben zu wer­den. “Das wäre das
Schlimm­ste. Wir wollen und kön­nen doch gar nicht mehr in den Iran zurück.
Dann wäre das Leben eigentlich vor­bei”, sagt Nima ernst. “Bei jedem Brief,
der kommt, hast du Angst, dass er die Abschiebung bedeutet.” 

Und wenn in einem Schreiben das erhoffte Asyl gewährt wird? “Dann würde ich
nach Berlin oder Frank­furt ziehen, eine Aus­bil­dung zum Hotelfachmann
begin­nen”, kehrt ein Lächeln in das Gesicht des jun­gen Iran­ers zurück.
“Ein­fach lock­er lassen und keine Briefe vom Sozialamt mehr bekommen.”

Inforiot