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Werbeaktion für Garnisonkirche

POTSDAM. Die Förderge­sellschaft für den Wieder­auf­bau der Potsdamer
Gar­nisonkirche will auf dem Evan­ge­lis­chen Kirchen­tag im Mai in Hannover
bun­desweit für das Bau­vorhaben wer­ben. An einem Infor­ma­tion­s­stand sollen vom
25. bis 29. Mai auf dem Protes­tanten­tr­e­f­fen auch Sou­venirs ange­boten und
Spon­soren gewon­nen wer­den, teilte Andreas Kitschke vom Vor­stand der
Förderge­sellschaft am Dien­stag in Pots­dam mit. Der 65 Mil­lio­nen Euro teure
Nach­bau der Barock­kirche soll bis 2017 fer­tig gestellt wer­den, der
Grund­stein wurde in der ver­gan­genen Woche gelegt. 

Nach dem Vor­stand habe auch die Mit­gliederver­samm­lung der Fördergesellschaft
das kirch­liche Nutzungskonzept für die Gar­nisonkirche gebil­ligt, so
Kitschke. Damit ste­he der Nutzung als inter­na­tionales Ver­söh­nungszen­trum und
Stadtkirche ohne eigene Gemeinde nichts mehr im Weg. 

Tags zuvor hat­te nach dem evan­ge­lis­chen Kirchenkreis Pots­dam auch die
Berlin-bran­den­bur­gis­che Kirchen­leitung das Nutzungskonzept für den geplanten
Nach­bau der Gar­nisonkirche befür­wortet. Das Konzept biete “angemessene und
weg­weisende” Inter­pre­ta­tio­nen, heißt es in dem Beschluss. Leit­spruch der
Kirche soll nach dem Willen der Leitung der Evan­ge­lis­chen Kirche
Berlin-Bran­den­burg-schle­sis­che Ober­lausitz der Vers “Er wird Frieden
gebi­eten den Völk­ern” aus dem Buch des Propheten Sachar­ja sein. 

Die 1732 eingewei­hte Gar­nisonkirche war beim alli­ierten Luftan­griff auf
Pots­dam am 14. April 1945 schw­er beschädigt wor­den. Die weit­er­hin als Kirche
genutzte Ruine wurde auf Geheiß der DDR-Führung im Juni 1968 gesprengt.

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Lieberose gedenkt der Opfer des Lagers Jamlitz

Mehr als 150 Men­schen gedacht­en gestern der Opfer, die zwis­chen November
1943 und dem Ende des Zweit­en Weltkriegs im Mai 1945 im Arbeitslager
Lieberose-Jam­litz ums Leben gekom­men sind. Das Lager diente den
Nation­al­sozial­is­ten als Neben­lager für das Konzen­tra­tionslager (KZ)
Sach­sen­hausen bei Oranienburg. 

“Gespräche mit Zeitzeu­gen verur­sachen auch heute Entset­zen und Unverständnis
für die Macht der Bar­baren” , sagte Lieberos­es Bürg­er­meis­terin Kerstin
Michelchen während ihrer Gedenkrede. Bis zu 10 000 Juden aus ganz Europa
wur­den in Jam­litz gefan­gen gehal­ten und gezwun­gen, beim Auf­bau des
Trup­penübungsplatzes Kur­mark zu helfen. Mehr als die Hälfte von ihnen starb
an Erschöp­fung, Unter­ernährung oder wurde ermordet. 

Zu dieser Gedenk­feier anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung der
Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen und Ravens­brück hat­ten sich viele
Über­lebende des Lagers, zum Teil aus den USA, Israel und Frankre­ich, auf den
Weg nach Bran­den­burg gemacht. Ein­er, der die Qualen in den Jahren 1944 und
1945 über­lebt hat, ist der heute 80-jährige Moshe Fish­bein. Aus seiner
Fam­i­lie über­lebten den Holo­caust nur seine Schwest­er und er selb­st. “Für die
Nazis waren wir nur irgendwelche Krea­turen” , sagte er sichtlich bewegt. Ein
Teil sein­er Erleb­nisse ist im Muse­um nahe der Gedenkstätte in Lieberose für
die Nach­welt festgehalten. 

“Bis heute ist dieses Lager ein Begriff für Tod, Verder­ben und tausend
geschän­dete See­len” , so Ker­stin Michelchen. Kein Inhaftierten habe nach
diesem Infer­no an sein früheres Leben anknüpfen kön­nen. “Einen Kör­p­er kann
man heilen, eine Seele nicht” , betonte Lieberos­es Bürgermeisterin. 

So sind die Wun­den in der Seele von Gabriel Rodan bis heute nicht verheilt.
Als 14-Jähriger wurde er aus Ungarn zunächst ins Ver­nich­tungslager Auschwitz
und anschließend nach Jam­litz deportiert. Bei seinen Schilderun­gen stehen
nicht nur anderen Zeitzeu­gen die Trä­nen in den Augen: “Selb­st rohen Reis
haben wir gegessen, um über­haupt etwas zu haben” , sagt Rodan. Als ihm
dieser Satz über die Lip­pen kommt, stockt auch vie­len Jugendlichen im Haus
der Vere­ine der Atem. Neben Schülern der Gesamtschule Goy­atz waren auch zwei
zehnte Klassen der Müntzer-Realschüler aus Lübben nach Lieberose gekommen.
Sie beka­men die ein­ma­lige Chance, mit Zeitzeu­gen ins Gespräch zu kom­men, um
sich selb­st ein Bild von einem Men­schen zu machen, der den grausamen Alltag
im Außen­lager Jam­litz über sich erge­hen lassen musste.

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Wie Jugendliche Toleranz lernen

(LR, 19.4.) Die Ver­schmelzung der Jugend­klubs “no bud­geT” und “Comet” im neuen
gemein­samen Dom­izil auf dem Komet-Sport­platz im vorigen Jahr war kein
ein­fach­es Unterfangen. 

Inzwis­chen haben sich die Jugendlichen “zusam­menger­auft” , arbeiteten
bere­its an mehreren gemein­samen Pro­jek­ten, für die es jet­zt sog­ar eine
Ausze­ich­nung gab. 

Als Anerken­nung für mehrere Tol­er­anz- und Anti-Extrem­is­mus­pro­jek­te erhielt
der “Fördervere­in für alter­na­tive Jugen­dar­beit und Jugend­kul­tur” im März
eine Urkunde vom Bünd­nis für Demokratie und Tol­er­anz gegen Extrem­is­mus und
Gewalt. 

Trotz enormer Belas­tung, die die Umbauar­beit­en an der Kaltenborner Straße
143 mit sich bracht­en, ließ Club-Chefin Evi­ta Hen­ze die Pro­jek­tar­beit nicht
ruhen. “African Comet” nan­nte sich eines, bei dem deutsche Jugendliche
gemein­sam mit Asyl­be­wer­bern ein Woch­enende ver­bracht­en. Dabei entstanden
neue Kon­tak­te, die das gegen­seit­ige Ver­ste­hen erle­ichtern. Ergeb­nis des
Woch­enen­des war beispiel­sweise ein gemein­sam ein­studiertes Theaterstück
unter dem Titel “Ehe in Afrika” . 

In diesem Jahr startet mit dem Pro­jekt “Farb­film” ein neues Vorhaben. Es
soll mit Asyl­be­wer­bern und Jugendlichen der Ein­rich­tung “Comet” geplant und
real­isiert wer­den. Ziel ist es, einen Film in Guben zu drehen, der das Leben
der Guben­er und der Asyl­be­wer­ber darstellt. 

Vor der Fil­mar­beit ist ein The­ater­work­shop gemein­sam mit dem Cottbuser
Pic­co­lo-The­ater geplant. Wer Lust hat, dabei mitzu­machen, kann sich jeweils
mon­tags bis fre­itags von 10 bis 22 Uhr im Club anmelden.

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Miryam hat überlebt

(LR, 19.4.) Miryam Yaron war ganze sieben Jahre alt — als sie mit ihrer Fam­i­lie im April
1945 auf der Ver­lader­ampe von Bergen-Belsen in einen der drei Züge gepfercht
wurde. Es sollte von dem einen Todeslager in ein anderes gehen — nach
There­sien­stadt. Doch die zehn­tägige Irrfahrt über Soltau, Uelzen,
Wit­ten­berge, Nauen, Berlin, Lübben, Cot­tbus, Sen­ften­berg, Schip­kau endete in
Tröb­itz. Sie, ihre Eltern und die Schwest­er über­lebten die Tor­tour unter
Hunger, Durst, Kälte und den ständi­gen Bombe­nan­grif­f­en, doch der kranke
Vater ver­starb fern sein­er hol­ländis­chen Heimat. 

Miryam Yaron lebt heute in Israel — sie besuchte gestern nach 60 Jahren das
erste Mal die Stätte ihrer Befreiung aus dem “Todeszug” , der ent­lang der
Gleise eine Spur von Mas­sen­gräbern hin­ter­lassen hat. “Neben mir starben
ständig Men­schen in den Wag­gons” , erin­nert sich die Frau — und auch daran:
“Es waren sehr viele Kinder darunter, manche waren noch viel jünger als
ich.” Wer es von den über 2 000 Men­schen im Zug bis Tröb­itz schaffte und
frei kam, als sow­jetis­che Sol­dat­en am 23. April 1945 die Waggontüren
öffneten, hat­te das Ster­ben noch nicht über­standen: In Tröb­itzer Erde ruhen
viele Juden aus zahlre­ichen Län­dern der Welt — Opfer von Unter­ernährung und
Krankheit. 

Gle­ich neben der Kirche, wo in zwei Mas­sen­gräbern 160 Men­schen begraben
sind, und auf dem jüdis­chen Fried­hof, auf dem 125 Frauen, Män­ner und Kinder
ruhen, ist gestern ihrer und daran, was im Zweit­en Weltkrieg Menschen
Men­schen ange­tan haben, gedacht wor­den. Etwa 50 Juden, ehe­ma­lige Häftlinge
aus dem “Ver­lore­nen Trans­port” und viele begleit­et von jün­geren Angehörigen,
besucht­en die Gräber, legten Steine nieder oder streuten gar mitgebrachte
Erde aus Israel darauf. Hier begeg­neten sich die Juden und die Tröbitzer,
die es “als unsere Ehre und Verpflich­tung anse­hen, die Gedenkstät­ten zu
pfle­gen” , wie es Bürg­er­meis­ter Dieter Schäfer ver­sicherte — und daran
erin­nerte, dass damals auch 26 Tröb­itzer den Tod fan­den. Solche Begegnungen
seien wichtig, um das Schreck­liche wach zu hal­ten, “damit sich so etwas
nicht wieder­holt” , betonte Prof. Johan­na Wan­ka, Brandenburgs
Kul­tur­min­is­terin, in ein­er kurzen Rede. Sie böten den Über­leben­den eine
Chance, der Ver­söh­nung ein Forum zu geben, so die Min­is­terin. Zu den
Teil­nehmern der Gedenkver­anstal­tung gehörten gestern neben Bürg­ern aus dem
Ort auch Vertreter des Kreis­es, des Amtes, der Kirchen und von Parteien. Und
als Isaac Shaf­fer von der jüdis­chen Gemeinde in Berlin das Totenge­bet sang
und sprach, erin­nerte Chanoch Man­del­baum, ein­er der Über­leben­den, vor den
großen Tafeln mit den Namen aller 553 Toten des “Ver­lore­nen Trans­portes” in
bewe­gen­den Worten noch ein­mal an die sechs Mil­lio­nen jüdis­chen Opfer im
Zweit­en Weltkrieg, von denen viele “zur Massen­schlach­tung in die
Ver­nich­tungslager ver­schleppt” wor­den seien. Und alle waren vere­int in der
Hoff­nung: Nie wieder!

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Fußball für die Pimpfe


Neon­azis mod­ernisieren ihre Nach­wuch­sar­beit und lock­en die Jugendlichen mit
harm­losen Freizei­tange­boten an

(TAZ, 19.4.) BERLIN Die Kick­er vom “Sportvolk” genießen in Rathenow einen durchaus
respek­tablen Ruf. Zwar kreb­st die Mannschaft seit langem auf dem letzten
Tabel­len­platz herum. Aber: Schlechter Stil? Auf­fäl­lige Parolen?
Ungewöhn­liche Out­fits? Nein, ver­sichert Nils Ahrens, Recht­san­walt und für
die geg­ner­ische “Partyzan”-Elf aktiv, das wäre ihm neu. Im Gegen­teil: Die
Sports­fre­unde vom Tabel­lenende hät­ten der Turnier­leitung “nie einen Anlass
gegeben zu sagen — ihr dürft hier nicht mehr mit­spie­len”. Rechtsanwalt
Ahrens war deshalb verblüfft, als er in der Zeitung las: Eini­gen Spielern
vom “Sportvolk” wurde ger­ade die rote Karte gezeigt — allerd­ings jenseits
des Fußballfelds. 

Nach Erken­nt­nis­sen der Sicher­heits­be­hör­den wid­me­ten zumin­d­est fünf
“Sportvolk”-Kicker ihre freie Zeit auch der havelländischen
Neon­azi-Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk”. Bran­den­burg hat die verfassungsfeindliche
Truppe und ihre Jugen­dor­gan­i­sa­tion “Sturm 27” vor eini­gen Tagen verboten.
Mit diesem “deut­lichen Sig­nal” sei es allerd­ings nicht getan, mahnte
Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU). Auch Schulen, Eltern und Vere­ine müssten
“ihre beson­dere Ver­ant­wor­tung wahrnehmen”. 

Das Pikante an dem Appell: Die kam­er­ad­schaft­sna­he Fußball-Elf “Sportvolk”
und die von einem führen­den “Hauptvolk”-Mitglied in der Stadt geleitete
Kick­box-Gruppe wer­den sich wohl weit­er nach Kräften um den Nach­wuchs in
Rathenow bemühen. Denn bei­de sind nicht von dem Ver­bot betrof­fen. Die
Begrün­dung der Sicher­heits­be­hör­den: Die Grup­pierun­gen seien ja nur zum Teil
“per­so­n­eniden­tisch” mit dem “Hauptvolk”.

Für Fach­leute zeigt der Fall damit exem­plar­isch eine der Schwächen der
Ver­botsstrate­gie im Kampf gegen rechts. Denn viele For­men rechtsextremer
Nach­wuch­srekru­tierung lassen sich nicht so ein­fach unter­sagen. “Die
Kam­er­ad­schaft ist keine Struk­turbe­din­gung für die Jugen­dar­beit der
Recht­sex­tremen”, sagt Wol­fram Hülse­mann, Leit­er des Mobilen Beratungsteams
in Bran­den­burg. Die Recht­sex­trem­is­ten set­zten vielmehr auf andere Wege, um
in unter­schiedliche “All­t­agskul­turen” der Jugendlichen einzudringen. 

Seit ger­aumer Zeit beobacht­en Mitar­beit­er des Mobilen Beratung­steams, dass
Neon­azis mit “niedrigschwelli­gen” Freizei­tange­boten — Sport, Ausflüge,
Lager­feuer­abende — gelang­weilte Teenag­er ködern. Mancherorts hätten
Recht­sex­treme sog­ar ver­sucht, die Jugend­feuer­wehr zu unter­wan­dern. “Die
haben in der Nach­wuch­sar­beit ganz schön dazugel­ernt”, urteilt auch Michael
Kohlstruck, Extrem­is­mus­forsch­er von der TU Berlin. Das Ziel sei, möglichst
“san­ft” an die “Bedarf­s­la­gen” junger Leute anzu­dock­en: “Die Ein­ladung zum
Schu­lungsabend ist in der Regel erst der zweite Schritt.” 

Ein Blick in ein­schlägige Inter­net­foren lässt befürcht­en, dass solche
Pro­pa­gan­darun­den mil­i­tan­ter Neon­azis im Havel­land bald wieder stattfinden
dürften — ungeachtet des jüng­sten Kam­er­ad­schaftsver­bots. Denn kleinlaut
wirken die Kom­mentare nicht, im Gegen­teil — manch­er Kam­er­ad gewin­nt dem
staatlichen Durch­greifen sog­ar Pos­i­tives ab: Es sei ohne­hin Zeit, sich von
der “Vere­ins­meierei” zu ver­ab­schieden, urteilt ein Aktiv­er. Ein anderer
hofft, dass sich die “nationale Szene” nun endlich organisatorisch
“mod­ernisiere”. Das Ziel: noch losere Struk­turen bilden, auf bedruckte
T‑Shirts, Wim­pel oder förm­liche Mit­gliederver­samm­lun­gen verzicht­en. Die
Kam­er­ad­schaft “Weser­ber­g­land” hat diesen Kurs offen­bar bereits
eingeschla­gen — zumin­d­est behauptet sie dies in ein­er im Internet
ver­bre­it­eten Auflö­sungserk­lärung: Um ein­er Ver­bot­sak­tion vorzubeu­gen, trete
die frühere Kam­er­ad­schaft jet­zt nur noch als “Infor­ma­tions- und
Kom­mu­nika­tion­splat­tform” ohne feste Mit­glied­schaften und eigene Finanzen in
Erschei­n­ung. “Wir sind am Puls der Zeit!” 

Das gilt wohl auch für die Tak­tik des Rathenow­er Rechtsaußen-Fußballteams.
Jeden­falls sieht man bei der “Partyzan”-Konkurrenz in der Stadtli­ga offenbar
keinen Grund, den Tabel­len­let­zten zu dis­qual­i­fizieren. Warum auch, fragt
Fußbal­l­lieb­haber Ahrens: “Die wollen doch nur kicken.”

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Rechte Störer nur kurz in Gewahrsam

Seelow (ir/MOZ) Die elf recht­sradikalen Pro­voka­teure, die am Sam­stag von der
Polizei in Gewahrsam genom­men wor­den waren, weil sie mas­siv ver­sucht hatten,
die Feier­lichkeit­en anlässlich des 60. Jahrestages der Schlacht um die
Seelow­er Höhen zu stören, waren am Sam­stagabend wieder auf freiem Fuß. “Die
Inge­wahrsam­nahme erfol­gte zur Gefahren­ab­wehr, also um weit­ere Störaktionen
zu ver­hin­dern. Als die Gedenkver­anstal­tun­gen zu Ende und die Beschuldigten
ver­nom­men waren, wur­den sie frei gelassen”, erk­lärte Thomas Wilde, Sprecher
des Polizei-Schutzbere­ichs. Ob gegen die vor­wiegend aus Märkisch-Oderland
stam­menden jun­gen Män­ner Anklage erhoben wird, entschei­de der Staatsanwalt.

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Landeskirche für Nachbau der Garnisonkirche

Nach dem evan­ge­lis­chen Kirchenkreis Pots­dam hat auch die
Berlin-Bran­den­bur­gis­che Kirchen­leitung das Nutzungskonzept für den bis 2017
geplanten Nach­bau der Gar­nisonkirche befür­wortet. Eine zusätzliche
Entschei­dung der Lan­dessyn­ode werde nicht erwartet, teilte
Gen­er­al­su­per­in­ten­dent Hans-Ulrich Schulz gestern. Das Konzept biete
“angemessene und Weg weisende” Inter­pre­ta­tio­nen, heißt es in dem Beschluss.
Leit­spruch der Kirche solle nach dem Willen der Leitung der Evangelischen
Kirche Berlin-Bran­den­burg-schle­sis­che Ober­lausitz der Vers “Er wird Frieden
gebi­eten den Völk­ern” aus dem Buch des Propheten Sachar­ja sein. In dem rund
65 Mil­lio­nen Euro teuren Bauw­erk nach his­torischem Vor­bild sollen ein
inter­na­tionales Ver­söh­nungszen­trum und eine Stadtkirche ohne eigene Gemeinde
entstehen.

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Tafel erinnert an KZ-Häftlinge

(MAZ, 19.4.) BABELSBERG Eine pro­vi­sorische Gedenk­tafel, die an die 100 Häftlinge des
Pots­damer Außen­lagers des KZ Sach­sen­hausen erin­nert, wurde gestern auf dem
Cam­pus Grieb­nitzsee vor der Bib­lio­thek enthüllt. Die Ver­anstal­ter, der
Fre­undin­nenkreis des Sach­sen­hausen-Komi­tees, forderten ins­beson­dere die
Uni­ver­sität Pots­dam auf, sich mit der Geschichte des Gelän­des auseinan­der zu
set­zen. Die Pots­damer His­torik­erin Almuth Püschel mah­nte in ihrer Rede, das
KZ-Außen­lager habe wed­er in der Region­algeschichte, noch in der Potsdamer
Gedenkkul­tur Nieder­schlag gefunden. 

Öffentlich bekan­nt ist die Exis­tenz des Außen­lagers bere­its seit 1961, als
es in ein­er Broschüre des Sach­sen­hausen-Komi­tees erwäh­nt wurde. Seit 1969
wird es auch vom Inter­na­tionalen Such­di­enst in Bad Arolsen genannt,
erläutert Püschel. Hin­weise auf das Außen­lager fand die His­torik­erin Anfang
der 90er Jahre, als sie zur Entste­hung der Ufa in Babels­berg recherchierte.
In ihrem 2002 erschienen Buch “Zwangsar­beit in Pots­dam” wies sie auf das
Lager hin. In der vom Zen­trum für Anti­semitismus­forschung an der TU Berlin
her­aus­gegebe­nen Pub­lika­tion “Orte des Ter­rors — Die Geschichte der
nation­al­sozial­is­tis­chen Konzen­tra­tionslager” soll voraus­sichtlich im
kom­menden Jahr ein län­ger­er Beitrag erscheinen. 

Danach bestand das Außen­lager zwis­chen dem 1. Juli 1944 und März 1945 auf
dem Gelände des Zen­tralde­pots des Deutschen Roten Kreuzes. Wie Marek Winter
vom Fre­undin­nenkreis berichtet, ent­standen gegen Kriegsende in Berlin und
Bran­den­burg eine Vielzahl dieser so genan­nten Außenkom­man­dos, in denen die
Häftlinge zur Zwangsar­beit in der Kriegspro­duk­tion einge­set­zt wur­den. Im
Pots­damer Außen­lager ließ das Bau­un­ternehmen Polen­sky und Zöll­ner von
Häftlin­gen und ein­er nicht bekan­nten Zahl von Zwangs- und Fremdarbeitern
Luftschutzan­la­gen für das Per­son­al des DRK sowie die Babelsberger
Zivil­bevölkerung erricht­en, sagt Püschel. Herkun­ft und Schick­sal der
Häftlinge liegen weit­ge­hend im Dunkeln. Ein Insasse gab 1946 an, es habe
Über­griffe durch Wärter auf pol­nis­che, ukrainis­che und deutsche Häftlinge
gegeben. 

Püschel ver­mutet, das Vergessen sei durch die nach­fol­gende Geschichte
begün­stigt wor­den: Bis 1952 befand sich auf dem Gelände das Oberkom­man­do der
rus­sis­chen Stre­itkräfte. Später die Akademie für Staats- und
Rechtswis­senschaft, die im Kalten Krieg im schw­er zugänglichen Grenzgebiet
lag. Wie der Ref­er­ent des Rek­tors der Uni­ver­sität, Rico Jahnke, gestern
mit­teilte, plane die Hochschule, die Geschichte aller Stan­dorte umfassend
aufzuar­beit­en. Dann werde entsch­ieden, “wie der Opfer auf Dauer angemessen
und würdig gedacht wer­den kann” .

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Umbenennung vorerst gestoppt

(MAZ, 19.4.) ORANIENBURG Die Umbe­nen­nung der Reichen­bergstraße in Sach­sen­hausen wurde
gestern Abend vom Oranien­burg­er Haup­tauss­chuss zunächst zurück­gestellt. Der
bünd­nis­grüne Stadtverord­nete Hein­er Klemp übte mas­sive Kri­tik an dem
Vorschlag, die Straße nach dem ehe­ma­li­gen öster­re­ichis­chen Bundeskanzler
Kurt Schuschnigg zu benen­nen, der von 1941 bis 1945 im KZ Sachsenhausen
inhaftiert war. 

Schuschnigg sei ein aus­gewiesen­er Anti­demokrat und Anti­semit gewe­sen, so
Klemp. Als Innen­min­is­ter sei er 1933 dafür ver­ant­wortlich gewe­sen, dass in
Öster­re­ich so genan­nte “Anhal­te­lager”, unter anderem nach dem Vor­bild des KZ
Oranien­burg, errichtet wur­den. Der Poli­tik­er sei der Toten­gräber der ersten
öster­re­ichis­chen Repub­lik gewe­sen, auch wenn er später den Anschluss
Öster­re­ichs an Deutsch­land ver­hin­dern wollte und als “feindlich­er
Staats­mann” im KZ Sach­sen­hausen interniert wurde. 

Baus­tad­trat Frank Olters­dorf und Stadtverord­neten­vorste­herin Hilde­gard Busse
erk­lärten, dass der Namensvorschlag mit der Gedenkstätte Sachsenhausen
abges­timmt wor­den sei. Auch für den Kiefer­n­weg in Lehnitz solle es neue
Recherchen geben. Die Stadt will bei der Lan­des­denkmalpflege nach­hak­en, ob
es Ein­wände gegen die Umbe­nen­nung in Else-Wolf-Weg gibt. 

Bei ein­er Gegen­stimme stimmten der Haupt- und ‑Finan­zauss­chuss schließlich
mit den genan­nten Ein­schränkun­gen für die Straßenum­be­nen­nungsliste, die mehr
als 100 Namen in ganz Oranien­burg ein­schließlich aller acht Ortsteile
umfasst.

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Geschuftet im Heinkelwerk

(MAZ, 19.4.) LEEGEBRUCH Gedenk­feier zum 60. Jahrestag des Endes ein­er bru­tal­en Diktatur
gestern Mit­tag am Mah­n­mal in Leege­bruch. Der Bus mit pol­nis­chen und einigen
tschechis­chen ehe­ma­li­gen Häftlin­gen trifft mit Ver­spä­tung ein. Unter ihnen
auch der ehe­ma­lige Häftling des KZ Sach­sen­hausen, Georg Moty­low aus Gdansk.
Der jet­zt 80-Jährige war damals knapp 20 Jahre alt und Zwangsar­beit­er in den
Heinkel-Flugzeug­w­erken. Unter der Häftlingsnum­mer 48721, die er auch jetzt
an seinem Revers trägt. Er erlebt zum ersten Mal eine Gedenk­feier für
KZ-Häftlinge, die im Außen­lager Heinkel­w­erke in Leege­bruch tätig waren.
Moty­low gehörte zum ersten Zwangsar­beit­er-Tross von 300 Män­nern, der vom KZ
Sach­sen­hausen ins Heinkel­w­erk über­führt wor­den war. Er kann sich noch genau
an alles erin­nern. An die Keller­räume mit den Spinds, die Waschräume und die
dreistöck­i­gen Bet­ten, in denen sie geschlafen hat­ten. Sein Deutsch ist
ver­ständlich, nur ab und zu muss der Dol­metsch­er nach­helfen. Bürgermeister
Horst Eck­ert ist sofort mit dem außergewöhn­lichen Gast im Gespräch,
inter­essiert sich für seine Geschichte, die eng mit Leege­bruch verbunden
ist. Wie wurde Moty­low befre­it, kam er mit dem Leben davon? Auch er sei
unter jenen Häftlin­gen gewe­sen, die noch kurz vor Kriegsende auf den
Todes­marsch gen Nor­den ziehen mussten. “Zwölf Tage sind wir gelaufen. Bis
Schw­erin”, erzählt er. Dort erst waren die Häftlinge befre­it worden. 

Bürg­er­meis­ter Horst Eck­ert möchte noch nach­hak­en und sich länger mit dem
Gast unter­hal­ten. Auch Nor­bert Rohde von der Arbeits­gruppe Heimatgeschichte
im Kul­turvere­in ist am Gespräch des ehe­ma­li­gen Häftlings inter­essiert. Doch
der Bus­fahrer hupt bere­its ungeduldig, der Zeit­plan des Tages ist ohnehin
mächtig ins Schleud­ern gekom­men. Adresse und Tele­fon­num­mer wer­den schnell
aus­ge­tauscht. Man will sich nicht verlieren. 

In den Gedenkre­den sprach nicht nur Hans Rent­meis­ter, Gen­er­alsekretär des
inter­na­tionalen Sach­sen­hausen-Komi­tees, einen wun­den Punkt an: Er forderte
im Namen der ein­sti­gen Opfer, dass das Mah­n­mal nicht ein­er Beliebigkeit zum
Opfer falle. Es solle so wieder errichtet wer­den, wie es einst war — mit der
Bekrö­nung und der Beken­nung zur konkreten Geschichte. Dem wird vor­erst eine
jet­zt aufgestellte Infor­ma­tion­stafel gerecht. 

MAZ
19.04.05 ohvl 

Zu Tode geschuftet 

Gedenk­feier für die unzäh­li­gen Opfer des Außen­lagers “Klink­er­w­erk”

TIM ACKERMANN 

ORANIENBURG “Wenn wir im Lager über das Klink­er-Kom­man­do sprachen, packte
uns die Angst”, sagt Pierre Gouf­fault. “Denn der Tod schien dort auf uns zu
warten.” Gouf­fault hat das ehe­ma­lige Strafkom­man­do und Außenlager
“Klink­er­w­erk” als Häftling erlebt — und über­lebt. Am gestri­gen Tag erinnerte
der Präsi­dent des Inter­na­tionalen Sach­sen­hausen Komi­tees bei einer
Gedenkver­anstal­tung im ehe­ma­li­gen Klink­er­w­erk an die unzäh­li­gen Toten, die
das Außen­lager des KZ von 1938 bis 1945 forderte. 

Das Klink­er­w­erk gehörte zu den schlimm­sten Orten des KZ Sach­sen­hausen: Die
dort einge­set­zten Häftlinge schufteten sich teil­weise im Wochen­rhyth­mus zu
Tode. Mit den Ziegeln aus dem Klink­er­w­erk sollte Albert Speers
größen­wahnsin­niges “Germania”-Projekt, der gigan­toman­is­che Aus­bau Berlins,
real­isiert wer­den. Ab 1943 wurde das Klink­er­w­erk teil­weise auf die
Rüs­tung­spro­duk­tion umgestellt. 

Die grausige Geschichte des Werks lässt sich in der Doku­men­ta­tion “Steine
für ‚Ger­ma­nia′ — Granat­en für den ‚End­sieg′” nachempfind­en, die bei der
gestri­gen Gedenkver­anstal­tung wieder­eröffnet wurde. Die Veranstaltung
markierte zudem das offizielle Ende der Feier­lichkeit­en zum 60. Jahrestag
der KZ-Befreiung in Oranienburg. 

Noch ein­mal waren zahlre­iche Holo­caust-Über­lebende anwe­send, um auf dem
Klink­er­w­erk-Gelände ihrer ermorde­ten Kam­er­aden zu gedenken. “Es fällt mir
nicht leicht, diesen Ort zu besuchen, an dem die Stim­men der Toten zu uns
sprechen”, sagte Ilan Mor, der Gesandte des Staates Israel. Anschließend
wur­den auf einem Sock­el aus Ziegel­steinen Kränze für die ermordeten
Häftlinge niedergelegt. 

Auch Guy Chataigné aus Bor­deaux gedachte mit einem Blu­menkranz seiner
Kam­er­aden. Chataigné — dem ein eigenes Kapi­tel in der Doku­men­ta­tion gewidmet
ist — erzählte von den schreck­lichen Begeben­heit­en im Klink­er­w­erk. Er wurde
1943 von den Deutschen wegen sein­er Wider­stand­stätigkeit nach Sachsenhausen
ver­schleppt. Ab 1944 arbeit­ete er im Klink­er­w­erk als Taschen­träger für die
Granatengießerei. Eine gefährliche Arbeit, denn das heiße Met­all kon­nte aus
den Taschen spritzen und sich dann in die Haut bren­nen. Aus seinem Leid
befre­it, wurde der heute 81-Jährige erst am Ende des Todesmarsches. 

“Ich wün­sche Ihnen alles Gute für die Zukun­ft”, sagte Chataigné, als er sich
von seinen Zuhör­ern ver­ab­schiedete. Dass es eine Zukun­ft ohne Faschismus
sein möge, das war wohl allen Gästen der Gedenkver­anstal­tung ein
Herzenswunsch.

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