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Ehrung mit bitterem Nachgeschmack in Kleinmachnow

(Peter Kön­nicke) Klein­mach­now — Wie nähert man sich Klein­mach­now? Mit dieser Frage begin­nt das Klein­mach­now­er Autoren­paar Jankowiak seine Betra­ch­tun­gen der “Grü­nen Oase im märkischen Sand”, die vor zwölf Jahren erschienen sind. “Wie weit reichen die Wurzeln des Ortes zurück? Was ist wichtig?” 

Dem hiesi­gen Schützen­vere­in war zusam­men mit dem Heimatvere­in vor weni­gen Tagen ein Datum so wichtig, dass sie es mit ein­er Ehrung beg­in­gen: Zum 64. Todestag des Guts­be­sitzers Diet­loff von Hake legten sie an dessen Grab an der Dor­fkirche einen Kranz nieder. Vor allem die zweibändi­ge Fam­i­lienchronik, mit der Diet­loff von Hake zugle­ich eine umfan­gre­iche Geschichts­darstel­lung über das Rit­tergut ver­fasst hat, sieht Heimatvere­in­schef Rudolf Mach als ein Ver­di­enst des Adli­gen. “Diet­loff von Hake wäre heute sicher­lich bei uns im Heimatvere­in Mit­glied”, mut­maßte Mach während der Ehrung. 

Vielle­icht passt der Adlige aber doch nicht so gut in die Rei­hen der Klein­mach­now­er Heimat­forsch­er, die sich in den ver­gan­genen Jahren über die Orts­gren­zen hin­aus einen Namen gemacht haben, weil sie – mit Mach an der Spitze – nach­haltig das dun­kle Klein­mach­now­er Kapi­tel während des Nation­al­sozial­is­mus aufgear­beit­et haben. Dass vor dem Abriss der let­zten Baracke eines Fremd- und Zwangsar­beit­er­lagers eine umfan­gre­iche Doku­men­ta­tion über die Anlage ange­fer­tigt wurde, eine Gedenk­tafel am ein­sti­gen Werk­tor der Dreilin­den Maschi­nen­bauanstalt an KZ- und Frem­dar­beit­er erin­nert und im Mai eine Gedenkstätte am Stahns­dor­fer Damm eingewei­ht wird, sind Ver­di­en­ste des Heimatvere­ins. Um so mehr sollte der Hin­weis etlich­er Klein­mach­now­er nach­den­klich machen, sich Diet­loff von Hake und sein­er imposan­ten Hin­ter­lassen­schaft – der von ihm in Auf­trag gegebe­nen Hake­burg – mit Augen­maß zu näh­ern. Denn Diet­loff von Hake war überzeugtes Mit­glied der NSDAP

Der renom­mierte Kun­sthis­torik­er Hubert Faensen, der in “High­tech für Hitler” die Hake­burg wie kein ander­er seziert hat, gibt in diesem Buch einen Brief des Schwiegersohns von Diet­loff von Hake wieder, in dem er ihn als “überzeugten PG” (Parteigenossen) beschreibt. Im “Insti­tut für Adels­forschung, ein­er Inter­net­plat­tform zum Deutschen Adel, find­et sich Diet­loff von Hake als stel­lvertre­tender Vor­sitzen­der des 1934 gegrün­de­ten Adels­gericht­shofes. Dieser hat­te zur Auf­gabe, den deutschen organ­isierten Adel von ein­er Standes- in eine Rassege­mein­schaft umzu­for­men. Von Hake, Rechts- und Staatswis­senschaftler, wirk­te in der “Abteilung für Rasse- und Abstam­mungs­fra­gen”, der ein Sachver­ständi­ger für Rasse­forschung des Reichsmin­is­teri­ums des Innern zur Seite stand. Nach einem Jahr lösten die Behör­den des Drit­ten Reichs den Adels­gericht­shof auf, der als inof­fizielle Ein­rich­tung nicht länger geduldet wer­den sollte. Wie genau von Hake im Adels­gericht­shof wirk­te und welche Aktiv­itäten er in der NSDAP entwick­elte, ist bis­lang weit­ge­hend unbekannt. 

Um die Geschichte Klein­mach­nows zu beleucht­en, komme man an Diet­loff von Hake nicht vor­bei, so der His­torik­er Faensen. Er sei für den Ort inter­es­sant und wichtig, doch man müsse ihm den richti­gen Stel­len­wert geben. Die “plöt­zliche Ehrung” des Adli­gen nen­nt der geschichts­be­wusste CDU-Ortschef Max­i­m­il­ian Tausch­er “völ­lig unnötig”. Solange der Ken­nt­nis­stand “unter­be­lichtet” sei, wäre mehr Zurück­hal­tung nötig. Der SPD-Orts- und Lan­despoli­tik­er Jens Klocksin find­et es “prob­lema­tisch, wenn kurz vor dem 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz NSDAP-Mit­glieder geehrt wer­den”. Klocksin, selb­st Mit­glied im Heimatvere­in, hält die Hake-Ehrung für “undurch­dacht”. “Nicht die gelun­gen­ste Form” der Geschicht­sar­beit nen­nt es der Bünd­nis­grüne Axel Mueller, seit weni­gen Tagen Vor­standsmit­glied im Heimatvere­in. Gle­ich­wohl hält er die Auseinan­der­set­zung mit der Frage um Diet­loff von Hake für wichtig, “wir kön­nen Geschichte nur wahrnehmen, wenn wir darüber reden.” Mit kri­tis­chem Rück­blick meint Mueller: “Wir hät­ten im Heimatvere­in die Quellen bess­er studieren sollen.” 

Vere­in­schef Mach sieht die Kranznieder­legung inzwis­chen vor einem “empfind­lichen Hin­ter­grund”. Er bemühe derzeit zu Diet­loff von Hake ver­schiedene Archive. Dem Wirken der Hake-Lin­ie in Klein­mach­now, die den Ort über Jahrhun­derte dominiert haben, und vor allem dem 100. Jahrestag der Fer­tig­stel­lung der Hake­burg 2008 könne man sich aber nicht entziehen. 

In der Schützengilde kann Vere­in­schef Bruno Jahre die Aufre­gung nicht ver­ste­hen. Der Vere­in trägt den Namen “Diet­loff von Hake”, woran Jahre auch nach den Hin­weisen auf die NSDAP-Mit­glied­schaft nichts über­denkenswert find­et. “Die Lit­er­atur, die mir vor­liegt, gibt nichts Neg­a­tives über Diet­loff von Hake her”, meint Jahre, der zugle­ich betont, dass es in sein­er Fam­i­lie selb­st Opfer der Nazi-Herrschaft gegeben habe und er daher nicht leicht­fer­tig mit dem The­ma umge­he. Dass sich mit Pro­fes­sor Hubert Faensen ein äußerst pro­fil­iert­er His­torik­er mit der Geschichte der Hake­burg und des Adels­geschlechts beschäftigt hat und auf Diet­loff von Hakes Mit­glied­schaft in der Partei der Nation­al­sozial­is­ten hin­weist, beein­druckt Jahre kaum: “Da gebe ich wenig drauf.” Ihn wür­den weniger Mei­n­un­gen, son­dern Fak­ten und Unter­la­gen inter­essieren. Auch dass der Schützen­vere­in mit dem 64. Todestag des Adli­gen ein ungewöhn­lich­es Datum zum Anlass nahm, eine Ehrung ihres Namenspa­trons zu ini­ti­ieren, hält Jahre für nicht unbe­grün­det: “Irgend­wann muss man ja mal anfan­gen.” Und schließlich sei der im Vor­jahr gegrün­dete Schützen­vere­in nicht der einzige, der sich um die Würdi­gung der Hakes ver­di­ent mache, sagt Jahre und ver­weist auf die Bemühun­gen eines Fördervere­ins, die Alte Hake­burg wieder aufzubauen. Untauglich ist der Hin­weis, dass die CDU im Ort sich vor Jahren darum bemüht hat, die Thäl­mannstraße wieder in Hak­en­hei­de umzube­nen­nen. Denn der Name hat wenig mit der Gut­sher­ren­fam­i­lie zu tun. Namensge­ber ist schlichtweg ein Hak­en im Straßenverlauf.

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Gedenken an den Holocaust

Schöneiche/Fürstenwalde/ Erkner/Bad Saarow (MOZ) Anläßlich des 60. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz wird es mor­gen in der Region mehrere Gedenkver­anstal­tun­gen geben. 

Um 17.30 Uhr wird in Schöne­iche das Denkmal für die rund 150 jüdis­chen Bewohn­er des Ortes eingewei­ht, das am Ende der Buchenallee im örtlichen Schloss­park seinen Platz gefun­den hat. Der Entwurf für die rund fünf Ton­nen schwere Beton­plat­te mit zwei abge­broch­enen Ste­len stammt, wie berichtet, von der Schöne­ich­er Kün­st­lerin Eva Baumgart. 

In Fürsten­walde startet am Muse­um um 15 Uhr ein antifaschis­tis­ch­er Stadtspazier­gang unter andrem zum ehe­ma­lige KZ-Außen­lager in der Lin­den­straße. Um 17 Uhr find­et dann eine Kranznieder­legung am Ottomar-Geschnke-Platz statt. Um 17.30 wird in der Dachetage der Kul­tur­fab­rik die Ausstel­lung “Wir woll­ten das andere” über jugendlichen Wider­stadt im nation­al­sozial­is­tis­chen Deutsch­land eröffnet. “Von den ver­schwun­de­nen jüdis­chen Städten heißt eine Ver­anstal­tung, die um 20 Uhr im Klub der Kul­tur­fab­rik begin­nt. Mit dem musikalisch-lit­er­arischen Pro­gramm, das von Karsten Troyke, Friedrich Stachat und dem Trio Scho gestal­tet wird, soll an Ver­fol­gung, Vertrei­bung und Ver­nich­tung jüdis­chen Lebens erin­nert werden. 

In Bad Saarow find­et um 15 Uhr im Ehren­hain des Wald­fried­hofes eine Kranznieder­legung statt. Die Worte des Gedenkens spricht der Super­in­ten­dent i.R. Herr Gün­ter Kuhn. 

In Erkn­er gibt es mor­gen um 15.30 Uhr an der Neu Zit­tauer Straße/ Ecke Hohen­binder Weg eine Kranznieder­legung an der Erin­nerungsstätte für die Opfer von Krieg, Faschis­mus und Gewaltherrschaft.

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Im Stadtparlament isoliert

Eber­swalde (MOZ) Die Partei der Rechtsstaatlichen Offen­sive hat ihren Frak­tion­ssta­tus in der Eber­swalder Stadtverord­neten­ver­samm­lung ver­loren. Ein­er der bei­den Stadtverord­neten hat der ehe­ma­li­gen Schill­partei den Rück­en gekehrt und sich der SPD-Frak­tion angeschlossen, die dadurch auf zehn Abge­ord­nete wächst. Die Offen­sive ist im Par­la­ment nun weit­ge­hend isoliert. Sie hat nur noch einem frak­tion­slosen Stadtverord­neten und ver­liert ihren einzi­gen Sitz in einem Ausschuss. 

Der Stadtverord­nete San­dro Borchert hat seinen Aus­tritt aus der zwei Mann starken Stadt­frak­tion der Rechtsstaatlichen Offen­sive erk­lärt und sich der SPD-Frak­tion angeschlossen. Damit ist Man­fred Riese alleiniger Vertreter der Rechtsstaatlichen Offen­sive. Für eine Frak­tions­bil­dung sind aber min­destens zwei Abge­ord­nete erforder­lich. Riese sitzt damit als frak­tion­slos­er Stadtverord­neter allein im Par­la­ment und ist nun­mehr weit­ge­hend isoliert.

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Na ihr Pimpfe, wollt ihr mit?”

Alt­gli­et­zen (ulg/MOZ) Für die MOZ-Leser hat Heinz Prügel aus Alt­gli­et­zen seine bere­its niedergeschriebe­nen Erin­nerun­gen an den Krieg erneut auf­bere­it­et. Er hat­te bere­its vor zehn Jahren, zum 50. Jahrestag des Kriegsendes, eine Serie mit Erin­nerun­gen in der MOZ veröf­fentlicht. “Aber es sind ja wieder neue Gen­er­a­tio­nen herangewach­sen, die selb­st von ihren Großel­tern nichts Selb­ster­lebtes mehr erfahren”, sagt der Altglietzener. 

“Ich muss immer wieder an den Satz denken, den vor Jahren ein­mal der Freien­walder Schrift­steller Siegfrid Schu­mach­er gesagt hat: Der Krieg war kein Aben­teuer. Es ist gut und wichtig, die Erin­nerung daran nie verblassen zu lassen”, betont Heinz Prügel. Und auch seine Frau Giesela hat noch die leb­haftesten Erin­nerun­gen an die Kriegstage. Anders als ihr Mann hat­te sie die Zeit auf der Flucht erlebt. Am 6. Feb­ru­ar 1945 hate die Fam­i­lie ihr Haus in Alt­gli­et­zen ver­lassen müssen. Jenes Haus in der Wiesen­straße 28, in welchem Prügels heute leben. Von dort ging es zunächst zu Bekan­nten nach Bergfelde bei Oranien­burg. Und als der Krieg auch dor­thin­zog, am 20. April, ging es weit­er nach Her­ford in Westfalen. 

Heinz Prügel schreibt: “Krieg ist das Aller­schlimm­ste, was es auf der Welt gibt. Er wird von Men­schen­hand aus­gelöst und kostet viel Blutvergießen (Tote): Eine Tante von mir sagte ein­mal: “Den Krieg wollen die Reichen, weil: der Mit­tel­stand soll weichen und die Armen sind die Leichen.” 

Ich war 15 und nicht sehr groß, aber als Kanonen­fut­ter groß genug. Es war der 28. Jan­u­ar, als ich vom Orts­grup­pen­leit­er den Befehl erhielt, mich mit meinem Fre­und als Melder in der Gast­stätte Tharun bei den Panz­er­jägern zu melden. Bei­de melde­ten wir uns bei einem Leut­nant, er schick­te uns aber wieder nach Hause und sagte, ihr Pimpfe kön­nt am Nach­mit­tag wiederkommen. 

Die Zell­stoff­fab­rik hat­te Anfang Jan­u­ar die Pro­duk­tion eingestellt. Somit war meine Lehre im Labor unter­brochen und wir Jun­gen har­rten auf die Dinge, die da auf uns zukommen. 

Spät nach­mit­tags melde­ten wir uns nochmals im Stab. Ein Unterof­fizier sagte uns, legt euch noch ein wenig aufs Ohr, bis ihr gebraucht werdet. Wir schaut­en uns aber erst noch die drei Panz­er­späh­wa­gen (SPW) an, die gegenüber auf der anderen Straßen­seite standen. Heinz und ich hat­ten den gle­ichen Gedanken ob wir hier auch mal drin sitzen kön­nten? Die Lanz­er saßen an den Tis­chen in der Gast­stätte und quatscht­en blödes Zeug. Wir ver­weil­ten bis zum Abend in einem anderen Raum und wur­den auf ein­mal hell­hörig, als eine Mel­dung durch­drang: drei Rus­sis­che T 34 sind auf der Strecke zwis­chen Bär­wald und in Rich­tung Zäck­er­ick gesichtet. Das löste sofor­ti­gen Alarm für das Panz­er­jagd­kom­man­do aus. Wir mussten sofort Panz­er­fäuste aus einem Raum zu den SPW schlep­pen. Als alles ver­laden war, kam der Befehl zum Auf­sitzen. Ein Feld­webel fragte: “Na ihr Pimpfe, wollt ihr mit?” Ein Jawohl war die Antwort. “Na denn rauf mit euch!” 

Sehen kon­nten wir nichts, aber wir wussten, dass es am Oder­damm ent­lang ging. Erst an der “Fasaner­iebrücke” macht­en alle drei SPW Halt. Alle waren aus­gestiegen, nur wir mussten die Panz­er­fäuste raus­geben. Sie wur­den in die ersten bei­den SPW ver­staut, die auch sofort über die Brücke fuhren. In den Bergen bei Zäck­er­ick (Schweinepfeife) wur­den die drei T 34 aufge­spürt und nach langer Zeit hörte man in der Ferne Detona­tionen und sah auch weit weg Feuer­schein. Wir fuhren als­bald zum Stab zurück, und da saßen die anderen schon und feierten den Sieg. Sie waren auf die andere Seite der Oder gefahren. Heinz und ich mussten nun die Sol­dat­en mit Getränken ver­sor­gen. Es war noch genü­gend Wein im Keller vorhan­den. Aber es dauerte nicht sehr lange und wir hat­ten vom Genuss des Weines nicht mehr die Kraft, die Treppe rauf zu steigen. Die Lanz­er holten uns rauf und legten uns bei­de ins Stroh. Es war meine erste Alko­holtaufe. Ich ver­ab­scheue den Krieg und jegliche Gewaltauseinandersetzung.”

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Beschmiert

LÜBBEN Die Wand ein­er Sporthalle in Lübben wurde mit Hak­enkreuzen besprüht. Die Polizei ermittelt.

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Geben Sie mir eine Woche!”

(WOLFGANG GERTH) NAUEN Laut­stark­er Protest, Pfiffe eingeschlossen, bes­timmten gestern Vor­mit­tag das Geschehen am Nauen­er Walde­mar­damm. Vor dem neuen Inte­gra­tions- und Leis­tungszen­trum macht­en Hartz-IV-Betrof­fene mobil. “Das ist Schröders neueste List, doch wie es läuft, ist alles Mist”, hieß es auf einem Plakat, gerichtet an den Lan­drat. Etwa 20 Nauen­er forderten, dass die Mitar­beit­er der neuen, auch Arge genan­nten Behörde ihre Kun­den “kün­ftig fachkundig behan­deln”. Die Ange­sproch­enen hörten es durch geschlossene Fen­ster. Dass die Angestell­ten zugle­ich heim­liche Zuschauer waren, ver­bar­gen auch die getön­ten Scheiben nicht. 

Die Ini­tia­tive zu diesem Protest ging vom Vere­in “Bünd­nis gegen Sozial­ab­bau” aus. “Und wenn sich nichts ändert”, so Wolf­gang Galle als dessen Vor­sitzen­der, “ste­hen wir von nun an jeden Dien­stag ab 10 Uhr hier.” — Nauen hätte dann seine Dien­stags­demos. “Den Leuten wird Geld weggenom­men, aber eine Per­spek­tive wird ihnen nicht gegeben”, klagte Sprech­er Galle die Autoren von Hartz IV an. “Es han­dle sich um ein Gesetz, das von Leuten gemacht wurde, die selb­st kein Leid ken­nen”, sagte er unter Beifall der Protestieren­den. Es gehe um eine gezielte Ver­ar­mung bre­it­er Bevölkerungss­chicht­en bis hin zum Ruin der Exis­tenz ganz­er Fam­i­lien. Und als wäre es abge­sprochen, wandte sich eine junge Nauener­in, Mut­ter von drei Kindern, an den Vere­insvor­sitzen­den: Sie hat­te ihre ALG-II-Anträge im Dezem­ber gestellt, bish­er aber noch keinen Cent erhal­ten. Jet­zt dro­ht ihr die Kündi­gung durch den Ver­mi­eter. Für Den­nis Granzow, den Chef der neuen Behörde, war der Protest-Dien­stag zugle­ich der erste Arbeit­stag in dieser Funk­tion. Den Rufen der von Hartz IV Betrof­fe­nen, ihnen allen sofort und an Ort und Stelle Rede und Antwort zu ste­hen, fol­gte er nicht. Eine “Auf­forderung zum Han­deln”, bei der es sich um ein kri­tis­ches Papi­er des “Bünd­niss­es gegen Sozial­ab­bau” zur Arbeit der Arge han­delt, nahm er im Anschluss aber ent­ge­gen. Die Betreu­ung der Arbeit­slosen­geld-II-Empfänger durch Fall­man­ag­er und funk­tion­ierende Tech­nik inner­halb der Behörde gehören zu den Hauptforderungen. 

Den­nis Granzow, inner­halb der Ver­wandtschaft selb­st von Hartz IV betrof­fen, stellte klar, dass er für die Umset­zung gel­tenden Rechts zuständig sei. Seine Mitar­beit­er seien Fach­leute aus bish­eri­gen Ver­wal­tun­gen. Sie hät­ten bis­lang nicht nur eine Schu­lung erhal­ten. “Deshalb stelle ich mich auch vor sie, wenn behauptet wird, sie wüssten nicht ein noch aus. Und was die Com­put­er­prob­leme ange­he, so werde es für den Fall der Fälle Alter­na­tiv­vari­anten geben. “Geben Sie mir eine Woche Zeit, dann melde ich mich bei Ihnen”. 

Sorge, dass die Protes­tak­tion die Polizei auf den Plan ruft, bestand nicht. Der Bürg­er­meis­ter hat­te sein Ein­ver­ständ­nis gegeben. Und den­noch erschienen zwei Beamte. Ihre Leit­stelle forderte sie auf, ihr den Namen von Sprech­er Wolf­gang Galle mitzuteilen.

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In Einzelhaft

(AXEL KNOPF) SACHSENHAUSEN Die Lager­leitung in Sach­sen­hausen war unsich­er, wie sie mit Mar­tin Niemöller umge­hen soll. Der The­ologe aus Berlin-Dahlem ist am 2. März 1938 in das Konzen­tra­tionslager ein­geliefert wor­den — als per­sön­lich­er Gefan­gener Adolf Hitlers. Über den Umgang mit dem Häftling Num­mer 569 entsch­ied der Sicher­heits­di­enst in Berlin. Da die Lager­leitung und die Wachen keine Weisung hat­ten, fragten sie Niemöller, ob er Kla­gen oder Wün­sche hat? “Allerd­ings”, antwortete der Gefan­gene. Er möchte seine per­sön­lichen Sachen, die man ihm abgenom­men hat, wieder­haben. Darunter seine Bibel. Nach einem Gespräch mit dem Lagerkom­man­dan­ten erhielt er am Tag nach sein­er Ein­liefer­ung zumin­d­est die Bibel zurück. 

Niemöller war von 1938 bis 1941 in Sach­sen­hausen inhaftiert — in Einzel­haft. Eine Son­der­ausstel­lung, die heute im Rah­men ein­er Gedenkver­anstal­tung für die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus eröffnet wird, beschäftigt sich mit ihm. Mit wech­sel­nden Ausstel­lun­gen macht die Gedenkstätte im Zel­len­bau auf das Schick­sal einzel­ner Gefan­gener aufmerk­sam. Die Son­der­schauen ergänzen die Ausstel­lung zur Zellenbau-Geschichte. 

Niemöller, der anfangs die Machter­grei­fung der Nation­al­sozial­is­ten noch begrüßt hat­te, zog schnell als uner­schrock­en­er Predi­ger gegen Hitler zu Felde. Gott ist der Herr der Kirche, nicht Hitler, sagte er. Im Herb­st 1933 ruft er zur Grün­dung eines Pfar­rernot­bun­des auf. Der Bund soll sich gegen das Aus­gren­zen von Chris­ten jüdis­ch­er Herkun­ft aus dem kirch­lichen Leben und gegen die Ver­fälschung bib­lis­ch­er Lehre durch die nation­al­sozial­is­tis­chen deutschen Chris­ten wehren. 

Niemöller zählte zu den promi­nen­testen Vertretern der Beken­nen­den Kirche. Er ist 1941 von Sach­sen­hausen ins Konzen­tra­tionslager Dachau ver­legt wor­den. Nach Kriegsende protestierte er in West-Deutsch­land gegen die Wieder­be­waffnung der Bun­desre­pub­lik. 1961 wird er ein­er von sechs Präsi­den­ten des Weltkirchen­rates. 1984 stirbt Niemöller in Wiesbaden. 

Im Mit­telpunkt der heuti­gen Gedenkver­anstal­tung ste­hen die Ver­fol­gten der bei­den großen christlichen Reli­gio­nen. Auch rund 700 katholis­che Priester, Ordens­män­ner und Priester­amt­skan­di­dat­en waren zwis­chen 1936 und 1945 in Sach­sen­hausen inhaftiert. 

maz 

“Spuren­suche” geht weiter 

Wilsnack­er Schüler zum 60. Jahrestag der Befreiung eingeladen 

DOROTHEA VON DAHLEN 

BAD WILSNACK Die “Spuren­suche” geht weit­er. Auch nach der beein­druck­enden Enthül­lung des Mah­n­mals am ein­sti­gen KZ-Außen­lager Glöwen im Sep­tem­ber ver­gan­genen Jahres führen Schüler der Gesamtschule Bad Wilsnack das Pro­jekt zur Erforschung der Geschichte der Juden während der NS-Zeit fort. So beste­ht immer noch reger Briefkon­takt zu den ein­sti­gen KZ-Häftlin­gen Abra­ham Lanc­man und Josef Rot­baum-Ribo, die damals nach Glöwen gekom­men waren, um den Schülern als Zeitzeu­gen über die schreck­lichen Ereignisse in den Konzen­tra­tionslagern zu bericht­en. Im April wird es ein Wieder­se­hen mit ihnen geben. Denn Lanc­man und Rot­baum-Ribo reisen vom 15. bis 17. April zum großen Tre­f­fen der Über­leben­den des Holo­causts, das die Gedenkstätte Sach­sen­hausen zum 60. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge aus den Konzen­tra­tionslagern ver­anstal­tet. Da sie sich mit ihrer Doku­men­ta­tion über das Außen­lager Glöwen einen Namen gemacht haben, dür­fen auch Schüler aus Bad Wilsnack an der his­torisch wichti­gen Ver­anstal­tung teilnehmen. 

Wie Lehrerin Ulla Seeger, die die Arbeits­gruppe ins Leben gerufen hat, berichtet, ist das Pro­gramm voll gespickt mit Aktiv­itäten. Am 15. April fahren Schüler der Klassen 8 und 10 zum Muse­um Below­er Wald, wo eine Gruppe von ein­sti­gen KZ-Häftlin­gen aus Frankre­ich zu Gast sein wer­den. “Die Schüler wollen auch diesen Teil der Geschichte aufar­beit­en und etwas über die Todesmärsche erfahren”, sagt Ulla Seeger. 

Arne Sir­ren­berg, Ingo Schultz, Annekathrin Mar­t­inu und Maria Pöschel — die Mit­glieder der Arbeits­gruppe Geschichte aus dem Vor­jahr, sind für den 16. April zur Gedenkstätte ein­ge­laden. Sie nehmen am “Tag der Begeg­nung” gemein­sam mit Schü­ler­grup­pen aus ganz Deutsch­land teil und stellen ihr Pro­jekt zum Außen­lager Glöwen an einem eige­nen Stand vor. Eine Del­e­ga­tion Bad Wilsnack­er Lehrer reist wiederum am 17. April zur zen­tralen Festver­anstal­tung in der Gedenkstätte Sach­sen­hausen. Dazu wer­den 1000 Juden aus der ganzen Welt erwartet, die die Schreck­en und Qualen in den Konzen­tra­tionslagern über­lebt haben. 

Gele­gen­heit zu direk­tem Aus­tausch bekom­men die Bad Wilsnack­er Schüler am 18. April, wenn Abra­ham Lanc­man und Josef Rot­baum-Ribo erneut in die Prig­nitz kom­men. Sie wer­den sechs weit­ere Landsmän­ner mit­brin­gen, die eben­falls von 1944 bis 1945 in Glöwen gefan­gen gehal­ten wur­den. Sie besuchen gemein­sam mit den Schülern den Gedenkstein, wo eine Info-Tafel mit den wichtig­sten Fak­ten zum Außen­lager in Glöwen aufgestellt wer­den soll. 

Abra­ham Lanc­man wird den Schülern auch ein Exem­plar seines Buch­es mit­brin­gen, das er zum 60. Jahrestag der Befreiung ver­fasst hat, kündigte Ulla Seeger an. Fes­ter Bestandteil der Pub­lika­tion soll die Doku­men­ta­tion “Spuren­suche” sein. Der Autor hat­te die Schüler gebeten, dazu einen Text und Fotos zur Ver­fü­gung zu stellen. Das Buch ist schon in hebräis­ch­er Sprache erschienen, soll aber später auch ins Deutsche über­set­zt werden.

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Angeblich Schlüssel zur Integration

(HEIKO HOHENHAUS) ORANIENBURG Etwa 2000 deutschstäm­mige Aussiedler wohnen im Kreis Ober­hav­el, der größte Teil davon in Oranien­burg. Mit dem am 1. Jan­u­ar in Kraft getrete­nen Zuwan­derungs­ge­setz verbessern sich ins­ge­samt die Bedin­gun­gen für sie, urteilt Juri Hartlieb, Pro­jek­tleit­er beim Fort­bil­dung­sun­ternehmen Sys­tem-Data AG in der André-Pican-Straße. Die Ansprüche auf Arbeitsver­mit­tlung und Förderung seien jet­zt klar geregelt, mit Hartz IV wären außer­dem die Leis­tungszahlun­gen in ein­er Hand. “Das ist sehr pos­i­tiv”, schätzt Hartlieb ein, der als Aussiedler Anfang der 90er-Jahre aus Kasach­stan nach Deutsch­land kam. Vor allem die Sprachkurse, die nun­mehr jed­er Migrant finanziert bekomme, seien enorm wichtig. 

Sys­tem-Data startet in der kom­menden Woche die neuen Kurse nach den Regelun­gen des Zuwan­derungs­ge­set­zes. 630 Stun­den umfasst der Sprachkurs ins­ge­samt. Mit dabei ist zum Schluss auch ein Ori­en­tierungslehrgang, bei dem auf das tägliche Leben in Deutsch­land vor­bere­it­et wird. Diese Kurse seien in vie­len Fällen der Schlüs­sel zu ein­er gelun­genen Inte­gra­tion, so Hartlieb. 

Sys­tem-Data betreut außer­dem Eingliederungs­maß­nah­men für Aussiedler und jüdis­che Zuwan­der­er aus den ehe­ma­li­gen Staat­en der Sow­je­tu­nion. Die Teil­nehmer arbeit­en dabei in Unternehmen der Region, wer­den in Betrieb­sabläufe inte­gri­ert. Die Bere­itschaft der Betriebe in Oranien­burg und Umge­bung, dabei mitzuwirken, sei sehr groß, lobt Hartlieb. Viele Aussiedler hät­ten das Prob­lem, dass sie sich vom gesellschaftlichen Leben in Deutsch­land aus­geschlossen fühlen. Ohne Arbeit und mit Sprach­prob­le­men sei es schw­er hierzu­lande Fuß zu fassen. “Ich sage den Aussiedlern, dass wir mehr leis­ten, bess­er sein müssen als die Ein­heimis­chen, dann wer­den wir auch akzep­tiert”, so Hartlieb. 

Die Zahl der Neuankömm­linge ist in jüng­ster Zeit rück­läu­fig. Die Ursache? “Die wirtschaftlichen Bedin­gun­gen in den ehe­ma­li­gen GUS-Staat­en haben sich verbessert, die Bedin­gun­gen in Deutsch­land ver­schlechtert”, sagt Juri Hartlieb.

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Ein Haar verliert fast jeder Täter

(FRED HASSELMANN) BELZIG Nach der Ermor­dung des Münch­n­er Modemach­ers Rudolph Mosham­mer geht der poli­tis­che Stre­it um die Recht­mäßigkeit und den Sinn ein­er weit­eren Aus­dehnung von DNA-Proben von Tatverdächti­gen weit­er. Auch dort, wo täglich mit Spuren gear­beit­et wird — bei den Krim­inal­tech­nikern der Polizei — wird die Diskus­sion aufmerk­sam verfolgt. 

Die offizielle Hal­tung ihres ober­sten Dien­s­ther­ren, CDU-Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm, deckt sich dabei zumeist mit ihren Erfahrun­gen vor Ort. Schön­bohm fordert die Ausweitung und Erle­ichterung der DNA-Analyse. “Sie muss über­all dort möglich wer­den, wo wir auch jet­zt schon Fin­ger­ab­drücke von Tatverdächti­gen nehmen”, so der Politiker. 

Auch für Krim­inal­tech­niker Dieter Zinke von der Belziger Polizei­wache ist eine DNA-Analyse kein größer­er Ein­griff in die Per­sön­lichkeit­srechte eines Tatverdächti­gen als die Abnahme von herkömm­lichen Fin­ger­ab­drück­en. “Sie ist auf jeden Fall sauber­er”, meint er. 

In der Ver­gan­gen­heit hat­ten er und seine Kol­le­gen während ihrer Ermit­tlun­gen zu Straftat­en im Fläming schon “einige Tre­f­fer”, wie sie sagen. So wur­den bere­its einige Ein­brüche aufgek­lärt, weil am Tatort Blut­spuren, Kip­pen oder auch ein­mal ein Haar sichergestellt wor­den waren. Deren Unter­suchung erbrachte konkrete Hin­weise auf Täter, die in einem anderen Zusam­men­hang schon ein­mal erken­nungs­di­en­stlich behan­delt wur­den und dabei auch frei­willig eine Spe­ichel­probe abgegeben hat­ten. Allerd­ings betont der Spezial­ist, dass ein DNA-Test nicht mit einem Gen-Test gle­ichzuset­zen ist, wie von Kri­tik­ern befürchtet wird. 

Auch sein Vorge­set­zter, Krim­i­nal­haup­tkom­mis­sar Lutz König, hebt her­vor, dass für krim­inal­tech­nis­che Belange lediglich der nicht codierte Bere­ich des Erb­ma­te­ri­als unter­sucht wird. 

Wie die bei­den Krim­i­nal­is­ten sagen, bedarf es derzeit erst eines richter­lichen Beschlusses, um von einem Tatverdächti­gen eine Spe­ichel- oder Blut­probe nehmen zu dür­fen. Obwohl Zinke glaubt, dass es aus Kosten- und Per­son­al­grün­den kaum real­is­tisch ist, von jedem kleinen Ganoven und von jedem Ladendieb eine DNA-Analyse machen zu lassen, reizt die Vorstel­lung schon, wie jet­zt im Fall Mosham­mer, den Täter beson­ders schnell zu über­führen, weil in der Ver­gan­gen­heit vom Täter eine Spe­ichel­probe genom­men und gespe­ichert wurde. 

Zinke ist sich sich­er, dass ein DNA-Test der Fin­ger­ab­druck des 21. Jahrhun­derts ist. Denn während jed­er halb­wegs intel­li­gente Krim­inelle inzwis­chen Hand­schuhe bei seinen “krum­men Dingern” benutzt, würde man fast immer irgend­wo ein Haar oder eine andere Spur vom Täter finden.

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Sorge ums Bleiberecht

(FRED HASSELMANN) BELZIG Die 16-jährige viet­name­sis­che Schü­lerin, die bis Fre­itag ins Belziger Fläming-Gym­na­si­um ging und bis­lang bei ein­er Pflege­fam­i­lie in Wiesen­burg gewohnt hat, ist gemein­sam mit ihrem 13-jähri­gen Brud­er in der bekan­nten Jugen­dein­rich­tung “Alre­ju — Allein reisende jugendliche Flüchtlinge” in Fürsten­walde unterge­bracht wor­den. Dort wer­den pro Jahr etwa 45 “unbe­gleit­ete min­der­jährige Flüchtlinge”, wie sie offiziell genan­nt wer­den, bis zu ihrer Volljährigkeit in dem Jugend­pro­jekt der Diakonie betreut. 

Der Beitrag “Abschied mit Trä­nen”, MAZ vom 22. Jan­u­ar, hat­te bei den Lesern ein starkes Echo aus­gelöst. So wurde unter anderem Unver­ständ­nis darüber geäußert, weshalb sich offen­bar kein Weg für einen Auf­schub bis zum Schul­jahre­sende find­en ließ. “Viele Eltern und Großel­tern freuen sich über einen Aus­bil­dungsplatz ihrer Kindern in den alten Bun­deslän­dern und sind doch zugle­ich in Sorge, wie es in der neuen Umge­bung zuge­hen mag. Sie hof­fen auf ein gutes Umfeld. Darauf kön­nen wir auch für dieses viet­name­sis­che Mäd­chen nur hof­fen, was sich hier bish­er offen­sichtlich wohlge­fühlt und ein sehr gutes Zeug­nis hat”, schreibt Rent­ner­in Elfriede Spitzn­er aus Treuenbrietzen. 

Annemarie Schmidt aus Belzig fragt sich besorgt: “Haben sie wirk­lich die beste Lösung gefun­den, wenn die Schü­lerin durch die Umset­zung in eine fremde Umge­bung und neue Schul­ver­hält­nisse zweifel­los in ihren Prü­fun­gen benachteiligt ist?” Und Inge­borg Grauel aus Belzig will in ihrer Zuschrift wis­sen: “Weshalb diese Heim­lichtuerei? Warum wer­den Pflegeel­tern abgelehnt, die Ein­wände des Schuldirek­tors, der Mitschüler und des Schul­sprech­ers überhört?” 

Erst­mals hat gestern das Jugen­damt der Kreisver­wal­tung Pots­dam-Mit­tel­mark offiziell Stel­lung zu dem Fall genom­men. Wie Amt­sleit­er Bodo Rudolph gegenüber der MAZ erk­lärte, sei das Bleiberecht der bei­den jun­gen Viet­name­sen nicht mehr gesichert gewe­sen, nach­dem eine geplante Adop­tion aus ver­schiede­nen Grün­den nicht zu Stande gekom­men sei. “Ihre ′Dul­dung′ lief am 24. Jan­u­ar 2005 aus. Deshalb mussten kurzfristig Entschei­dun­gen getrof­fen wer­den, die vor­dringlich dem Ziel dien­ten, das Bleiberecht zu sich­ern”, betont Rudolph. 

Nach sein­er Darstel­lung sei vor weni­gen Tagen eine Lösung für die Kinder vor­bere­it­et wor­den. “Doch dazu müssen die leib­lichen Eltern, deren Aufen­thalt in Viet­nam derzeit nicht bekan­nt ist, ihre Zus­tim­mung gegenüber dem zuständi­gen deutschen Gericht erteilen”, heißt es in der Erk­lärung des Jugendamtes. 

Für Rudolph ist die Unter­bringung der bei­den viet­name­sis­chen Kinder in einem speziellen Heim des Lan­des Bran­den­burg die best­mögliche Lösung. Er begrün­dete die bish­erige Zurück­hal­tung mit Infor­ma­tio­nen gegenüber der öffentlichkeit mit dem “Sozial­daten­schutz” der Min­der­jähri­gen sowie dem “laufend­en Ver­fahren”, aus dem Details nicht genan­nt wer­den dürften. 

Zudem sei es in diesem Fall zuerst um die Klärung aus­län­der­rechtlich­er Fra­gen und erst nachrangig um die schulis­chen Belange der Betrof­fe­nen gegan­gen. Rudolph sprach von ein­er “kom­plizierten Angele­gen­heit”, betonte allerd­ings, dass die Ver­wal­tung des Jugen­damtes “unbürokratisch und schnell” gemein­sam mit der Aus­län­der­be­hörde das Bleiberecht sich­ern kon­nte. Er kündigte an, dass das Jugen­damt nun alle Anstren­gun­gen unternehmen werde, ein Adop­tionsver­fahren mit nahen Ver­wandten der bei­den Geschwis­ter in Berlin zum erfol­gre­ichen Abschluss zu bringen. 

Unter­dessen hat die PDS-Kreistagsab­ge­ord­nete Astrit Rabi­now­itsch, Vor­sitzende des Sozialauss­chuss­es, angekündigt, auf der näch­sten Sitzung des Kreistages eine offizielle Anfrage zu dem Fall zu stellen. Sie hat­te ver­wun­dert auf die bish­eri­gen Infor­ma­tio­nen reagiert. “Denn eigentlich ist es offizielle Strate­gie im Land Bran­den­burg, betrof­fene Kinder zu Pflegeel­tern statt in Heime zu brin­gen”, sagt Rabinowitsch.

Inforiot