Kategorien
Uncategorized

Mit der Seele in der Heimat

Hei­di Michael ist eine Ver­triebene aus Bromberg — Heute geht es ihr einzig
um Versöhnung

(MAZ) GROßZI­ETHEN Die Ereignisse von damals haben Bilder. Dabei zählte Heidi
Michael ger­ade vier Jahre, als sie mit ihren Eltern und den Großel­tern, ja
mit halb Bromberg auf die Flucht gehen musste. Zwei Stun­den Zeit zum Packen
hat­ten sie am 20. Jan­u­ar 1945, hat sie später von ihren Eltern erfahren. Und
dass die Leute im näch­sten und übernäch­sten Dorf gedacht haben, der Zirkus
kommt, als der bunte Zug mit den Leuten und den Pfer­de­fuhrw­erken eintraf
auch. Hei­di Michael selb­st kann sich erin­nern, wie die Rat­ten über sie
liefen, wie die Tief­flieger über sie hin­weg­jagten und wie sie vom
Kinder­wa­gen aus alles beobachtete. Zwei Monate war ihre Fam­i­lie — vier
Kinder, Mut­ter und Großel­tern — unter­wegs. Nur der Vater war nicht dabei.
Der war damals beim Volkssturm. Dann kamen sie in Freiburg im Unstrut-Tal
an, wo sie erst ein­mal blieben. Hei­di Michael ist eine Vertriebene. 

Vier­mal, fünf­mal im Jahr fährt die heute 62-Jährige in ihre alte Heimat,
nach Bromberg, das heute auf Pol­nisch Byd­goszcz heißt. Sie liebt diese Stadt
und hat immer davon geträumt, ein­mal hier­her zurück­zukehren. Sie hätte sich
dann in Bromberg eine Woh­nung genom­men und Deutschunter­richt erteilt. Doch
das Leben wollte es anders. Nach­dem ihr erster Mann ver­stor­ben ist, lernte
Hei­di Michael Willi Bel­ger ken­nen, mit dem sie in Großzi­ethen ein
gle­ich­namiges Hotel aufge­baut hat und sei­ther seine Lebens­ge­fährtin ist. An
eine Rück­kehr nach Bromberg ist nun nicht mehr zu denken. Doch mit der Seele
ist sie dort, wo sie zur Welt kam. Es zieht sie hin. Unweiger­lich. Niemand
kann dage­gen etwas machen. Worte tun sich schw­er, das zu erk­lären. Willi
Bel­ger ver­ste­ht sie, begleit­et sie, wann immer es zu Tre­f­fen mit der
Bide­gast-Gesellschaft nach Wil­helmshaven geht, wann immer eine Reise nach
Bromberg sein muss. 

Die Bide­gast-Gesellschaft ist ein Heimatkreis der Landsmannschaft
West­preußen unter Vor­sitz von Wil­fried Samel. Wil­helmshaven ist deshalb ihr
Sitz, weil zwis­chen Bromberg und Wil­helmshaven schon seit 150 Jahren enge
Beziehun­gen beste­hen. Beim Bau des Hafens wurde zum Beispiel vor­rangig Holz
aus dem Kreis Bromberg ver­wen­det. Und noch etwas verbindet die Ortschaften.
Der Flüchtlingszug von 1945 führte zu einem großen Teil nach Wilhelmshaven.
Dem Heimatkreis gehören immer noch über 2000 Mit­glieder an. Doch die Reihen
wer­den immer lichter… Heute sind bei den Tre­f­fen noch um die 200 Frauen
und Män­ner dabei, die dem Gedanken an die alte Heimat treu bleiben. Ihnen
allen ist eines gemein­sam: Die Liebe zu Bromberg und der Wille, dass es der
Stadt und ihren heuti­gen Bewohn­ern gut geht. Wichtig ist ihnen auch, dass
man sich ihrer hier erin­nert, dass man auch von ihrem Schick­sal weiß. Viele
von ihnen wür­den gern einen Gedenkstein für die deutschen Ver­triebe­nen in
Bromberg sehen. Doch die Polen haben damit ihre Prob­leme; zu schw­er wiegt
das eigene Leid. 36 000 Men­schen star­ben in Bromberg durch den Krieg. 

Hei­di Michael akzep­tiert das. Darum legt sie alljährlich Blu­men am Denkmal
für die Opfer des Faschis­mus in Bromberg nieder. “Weitläu­fig füh­le ich mich
auch als Opfer”, sagt sie. Andere Ver­triebene sehen das jedoch nicht gern.
Sie find­en, dass man damit den Mördern des Blut­son­ntages gedenken würde.
Zwei Tage nach Kriegs­be­ginn der Deutschen waren am 3. Sep­tem­ber 1939 Polen
mit Lis­ten von Deutschen durch die Stadt gegan­gen, trieben die Menschen
zusam­men und morde­ten. Hun­derte Opfer waren zu bekla­gen. Hei­di Michael weiß,
dass damals auch ihre Groß­mut­ter und die Tante ver­schleppt wor­den sind.
Später hat man bei­de jedoch wieder nach Hause geschickt. Man hat­te Erbarmen
mit ihnen, weil sie Frauen waren. 

Das alles ist nun über ein halbes Jahrhun­dert her. “Wir soll­ten das nicht
mehr gegen­seit­ig hochrech­nen”, meint die heute in Großzi­ethen lebende Frau.
Es sollte jet­zt vielmehr um Ver­söh­nung gehen und darum, dass sich die jungen
Gen­er­a­tio­nen von dies­seits und jen­seits der Oder verstehen.
Rück­über­tra­gungsansprüche Ver­trieben­er über die Preußis­che Treu­hand sind
darum für Hei­di Michael kein gutes Sig­nal. “Es wäre nur wieder das selbe
schreck­liche Erleb­nis, was wir durchgemacht haben”, sagt sie. Erst kürzlich
hat sie das Buch “Vertrei­bung aus dem Osten” gele­sen — Schick­sale von
Deutschen und von Polen. Seit­dem fühlt sie mehr als jemals mit den Polen
mit. Was Hei­di Michael selb­st ein­mal in ihrem Leben durch­machen musste,
haben viele, sehr viele von den Polen zweimal, dreimal durch. Dass dieses
Leid niemals vergessen wird, daran zu erin­nern, fände Hei­di Michael gut.
Darum ist sie auch für ein Zen­trum gegen Vertrei­bun­gen wie es die
Vor­sitzende des Bun­des der Ver­triebe­nen, Eri­ka Stein­bach, in Berlin
ein­richt­en möchte. Allerd­ings dürfte das Schick­sal der Deutschen nicht im
Vorder­grund ste­hen, da niemals vergessen wer­den dürfe, wer den Krieg
ange­fan­gen hat. Mit dem Blick in die Zukun­ft und den Gedanken in der
Ver­gan­gen­heit sagt sie: “Nie wieder darf es zu solchen Vertreibungen
kom­men.” Sie glaubt, dass das geplante Zen­trum in Berlin dem gerecht werden
kann — trotz aller Bedenken auf pol­nis­ch­er Seite. 

Die sor­gen bei vie­len Ver­triebe­nen für Ver­wun­derung. “Das Zen­trum richtet
sich all­ge­mein gegen jegliche Vertrei­bun­gen. Außer­dem sind doch mittlerweile
so viele wun­der­bare Kon­tak­te zwis­chen hier und da ent­standen”, so Wilfried
Samel. Sein Heimatkreis übergibt in der näch­sten Woche eine Spende von den
Mit­gliedern; Willi Bel­ger hat wegen sein­er Hei­di 1000 Euro dazu getan.
Gedacht ist die Spende als Beitrag ehe­ma­liger Bromberg­er für das in
Byd­goszcz geplante Denkmal für Kasimir den Großen. Möglichst noch in diesem
Jahr soll es auf dem ehe­ma­li­gen The­ater­platz der Stadt seinen Standort
erhal­ten. Der Stadt­präsi­dent Kon­stan­ty Dom­brow­icz — der sich seit seiner
Wahl um ein gutes Ver­hält­nis zu den alten Bromberg­ern bemüht — ist für die
Unter­stützung von deutsch­er Seite sehr dankbar. Für sie alle ist das Denkmal
von großer Wichtigkeit. Kasimir hat den Ort im Jahr 1346 nach Magdeburger
Recht zur Stadt erk­lärt. Ihm gebühre darum großer Dank. 

Per­sön­lich ver­söh­nt Hei­di Michael, indem sie Gäste aus Byd­goszcz zu
mod­er­at­en Preisen im Haus Bel­ger ver­sorgt und über­nacht­en lässt. Gern würde
sie ab Mai auch eine Polin ein­stellen. Doch die inner­halb der Europäischen
Union vere­in­barten Ter­mine lassen dies vor­erst noch nicht zu. Das würde erst
2009/2011 möglich sein. Und dann ist da noch Ella… das alte Kindermädchen
aus Bromberg. 1971 hat Hei­di Michael sie wiederge­fun­den. Heute ist die junge
Frau von damals, die auf das Quar­tett der deutschen Fam­i­lie auf­passte, schon
über 70. 

Bei­de verbindet eine innige Fre­und­schaft. Das war schon damals so, als Heidi
vier und Ella 15 war. Die Bindung zu der deutschen Fam­i­lie war so stark,
dass die Polin am lieb­sten mit geflüchtet wäre, was natür­lich nicht ging.
Heute sehen sich die Frauen bei jedem Besuch von Hei­di Michael in Bromberg.
Immer öfter ist dann auch Hei­dis Enkel­sohn Phillipp dabei. “Der Junge
inter­essiert sich für alles, was hier passiert”, wun­dert sich selb­st die Oma
ein biss­chen über die Neugi­er des 14-Jähri­gen. Im näch­sten Som­mer will der
sog­ar etwas länger nach Polen fahren, um Land und Leute noch bess­er kennen
zu ler­nen. Bei jed­er Reise hat Phillipp seinen Sprachen­führer dabei. Was Oma
nicht lernte, will er nun unbe­d­ingt kön­nen: Pol­nisch. Und bei jed­er Reise
ins Nach­bar­land kom­men ein paar neue Wörter dazu…

Kategorien
Uncategorized

Grenzschutz fasst illegale Ukrainer

(BM) Frank­furt (O.)/Warschau — Deutsche und pol­nis­che Gren­zschützer haben in der
Nacht zu gestern eine Gruppe Ukrain­er gestoppt, die ille­gal nach Deutschland
wollte. Sie ver­suchte, auf Flößen in Höhe Frank­furt die Oder zu überqueren.
Eine Patrouille des Bun­des­gren­zschutzes spürte die ille­galen Einwanderer
jedoch mit Nacht­sicht­geräten auf. Auch ihr pol­nis­ch­er Schleuser wurde
festgenom­men. Die Gruppe war mit gülti­gen Visa nach Polen eingereist.

Kategorien
Uncategorized

Argentinien in der Krise

Woch­enend-Sem­i­nar

Pots­dam 23.–25. April 2004

Bil­dungsstätte “Hochlland”

Guten­bergstraße 78

Wir wer­den uns vor allem mit den Ursachen der sozialen Auf­stände Ende 2001, den vielfälti­gen For­men sozialen Wider­standes und der aktuellen Sit­u­a­tion in Argen­tinien beschäfti­gen und dazu u. a. auch neue Videos sehen.
Zudem wer­den die strafrechtliche Ver­fol­gung der Ver­brechen der Mil­itärdik­tatur und die Gericht­sprozesse gegen ehe­ma­lige Mit­glieder der Jun­ta eine Rolle spielen. 

Referieren wer­den u. a. Mar­ti­na Blank vom Lateinameri­ka-Insti­tut der FU Berlin, Jes­si­ca Zeller von der “jun­gle world” und der Vor­sitzende des Repub­likanis­chen Anwaltvere­ins, Wolf­gang Kaleck, als Vertreter anhängiger
deutsch­er Kla­gen in Deutsch­land und Argentinien. 

Das Sem­i­nar begin­nt am Fre­itag, dem 23. April, um 19 Uhr und endet am Son­ntag, dem 25. April, ca. 15 Uhr. 

Der Teil­nehmerIn­nen­preis für Unterkun­ft, Vol­lverpfle­gung und Pro­gramm beträgt dank der Förderung durch die Bran­den­bur­gis­che Lan­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung nur 25 Euro (ermäßigt 15 Euro)! 

Anmel­dun­gen bitte an hochlland@gmx.de. Mehr Infos gibt es auf www.hochlland.de
.

Kategorien
Uncategorized

Fast 3000 Illegale gestellt

Frank­furt (Oder) — An der Gren­ze zu Polen sind im ver­gan­genen Jahr knapp 3000 Men­schen beim ille­galen Gren­züber­tritt gestellt wor­den. Allein der
Bun­des­gren­zschutz (BGS) nahm in diesem Bere­ich 1132 Aus­län­der fest, sagte eine Sprecherin des BGS-Amtes Frank­furt (Oder). Das sei exakt die gle­iche Zahl wie 2002 gewe­sen. Die pol­nis­chen Kol­le­gen stell­ten in der
Nach­bar-Woje­w­od­schaft Lebuser Land 1818 Per­so­n­en, sagte ein Sprech­er der Gren­zschutzwache Krosno.

Kategorien
Uncategorized

Strafen bis 1000 Euro für Dreckfinken

Eber­swalde (MOZ) Die Eber­swalder CDU hat einen Gen­er­alan­griff auf Van­dal­is­mus, Grafit­ti-Schmier­ereien und Hun­dekot auf den Straßen vor. Eine neue Stad­tord­nung, mehr Kon­trolle und härtere Strafen sollen wieder für eine
saubere Stadt sorgen. 

Fen­ster von Mc Don­alds mit Farb­spray beschmiert, Stromkas­ten am Pavil­lon­platz demoliert, Graf­fi­ti-Schmier­ereien am Touris­muszen­trum, an der alten Forstakademie, Hun­dekot auf Gehwe­gen, Kinder­spielplätzen, zer­legte Bänke, beschmierte Plas­tiken, Parks als Müll­halde — Beispiele von Van­dal­is­mus, Sachbeschädi­gung und Verun­reini­gung der Stadt ken­nt jed­er, und sie wer­den immer mehr. Christoph Mix, Stadtverord­neter der CDU, ist das
längst zu viel. “Das Schlimme ist doch, dass auf solch­es Fehlver­hal­ten immer sel­tener eine Ahn­dung fol­gt. Hier muss sich schle­u­nigst etwas ändern.” 

Mit ein­er neuen “Verord­nung zur Aufrechter­hal­tung der öffentlichen Sicher­heit und Ord­nung”, kurz: Stad­tord­nung, will die CDU Graf­fi­ti-Schmier­ereien und Verun­reini­gun­gen durch Hun­dekot deut­lich­er als bish­er ver­bi­eten und auch härter bestrafen. Bis zu 1000 Euro Ord­nungs­geld sollen dann möglich sein. Würde alles geah­n­det, was derzeit Eberswalde
ver­schan­delt, die Stadt wäre wohl ziem­lich reich.

Kategorien
Uncategorized

Prozess gegen rechte Schläger

Frank­furt (O.) — Mehr als ein Jahr nach­dem der Jor­danier Issam A. in Frank­furt (O.) auf dem Haupt­bahn­hof von zwei rechts­gerichteten Schlägern über die Gleise gehet­zt wor­den ist, müssen sich die Täter seit gestern vor dem Amts­gericht Frank­furt (O.) ver­ant­worten. Ankläger Ulrich Scherd­ing wirft
Mar­cel G. (20) und Enri­co F. (20) vor, ihr 26-jähriges Opfer über den Bahn­hof gehet­zt und anschließend ver­prügelt zu haben. Beson­ders bit­ter: Issam A. wollte eigentlich nach Frank­furt am Main, war am Berlin­er Bahn­hof Zoo jedoch in den falschen Zug gestiegen. Vor Gericht bestrit­ten die bei­den gestern zunächst, den Jor­danier geschla­gen zu haben. Mar­cel G. sagte, er habe A. verse­hentlich geschubst.

Kategorien
Uncategorized

Nazis sind doof!”

Infover­anstal­tung und Par­ty in Erkner

Fre­itag, 5. März 04, ab 19 Uhr

Jugend­club am Dämeritzsee

“Nazis in Erkn­er — Kein Problem?!”

Auf­grund zunehmender Aktiv­itäten und Über­grif­f­en von Nazis in Erkn­er und Umge­bung haben wir uns entschlossen dem nicht länger zuzuse­hen. Wir wollen die Struk­turen und Strate­gien der Nazis beleucht­en und mit Euch über über mögliche Gegen­strate­gien disku­tieren. Wir wollen auch über die staatlichen Pro­gramme gegen “Rechts”, deren Ergeb­nisse und deren Glaub­würdigkeit reden. 

Als Gesprächspart­tner ein­ge­laden sind:

Antifa Pressearchiv

Plat­tform gegen Rechts

Antifa Erkner 

Anschliessend wollen wir mit euch noch Spass haben und Par­ty machen.

Ab 21 Uhr gibts dann (bei gutem Wet­ter) Burg­er vom Grill, Mucke von
Tonk­abi­nett (Jazz, Dub, Reg­gae) aus Berlin, Nat­ur­al Mys­tic Soundsys­tem (Reg­gae, Rag­ga, Dance­hall) und Spe­cial Guests.
Ein­tritt ab 21 Uhr 2 Euro. Wer um 19 Uhr kommt zahlt nix. Müll bleibt draussen — no Racists, Sex­ists, Homophobes. 

Ort

Jugend­club am Dämeritzsee

Hessenwinklerstr.(neben der Polizeiwache)

Erkner 

Antifa Erkn­er

Kategorien
Uncategorized

Fanbetreuer zu den Vorfällen in Schönberg gg. Babelsberg 03

Gre­gor Voehse, Sozialar­beit­er beim Diakonis­chen Werk in Pots­dam und Mit­glied der AG Fan­pro­jek­te, ist seit 2001 als Fan­be­treuer des Fußbal­lvere­ins SV Babels­berg 03 tätig. Der 42-Jährige war in Schön­berg Augen­zeuge, als die meck­len­bur­gis­che Polizei nach dem Zün­den von Rauch­bomben und Fack­eln durch einige SVB-Fans mit aller Härte durch­griff und 36 Anhänger in Gewahrsam nahm. Mit Voehse sprach MAZ-Redak­teur Jens Trommer. 


Wie haben Sie die Vor­fälle in Schön­berg erlebt?

Voehse: Die Reak­tion der Polizei war völ­lig über­trieben und ist let­ztlich die Folge mehrfachen Ver­sagens der Ord­nung­shüter. Zum einen hät­ten szenekundi­ge Beamte wis­sen müssen, dass ein der­ar­tiges Polizeiaufge­bot wie in Schön­berg von den Fans, ger­ade aus der linken Szene, immer als Pro­voka­tion ange­se­hen wird und dies nur zur Eskala­tion beiträgt. Dann haben die Ord­ner im Sta­dion ver­sagt. Die Pyrotech­nik hätte gar nicht auf die Tra­versen kom­men dürfen. 


Doch gezün­det haben ein paar Unverbesser­liche aus dem Babels­berg­er Block. Hät­ten sie es nicht bess­er wis­sen müssen?

Voehse: Die Pyro-Aktion, die da gelaufen ist, war schon heftig und diejeni­gen wussten auch, was sie tun. Dies recht­fer­tigt aber nicht den Polizeiein­satz, bei dem wahl­los 60 Leute abge­drängt und ver­haftet wor­den sind. Nor­maler­weise benötigt die Polizei nach Auswer­tung der Videos eine halbe Stunde, um den ver­meintlichen Täterkreis her­auszufind­en. In Schön­berg wurde willkür­lich verhaftet. 

Leben Fußball­fans gefährlich?

Voehse: Auf alle Fälle ja. Der Deutsche Fußball-Bund geht, wohl mit Blick auf die WM 2006, gegen Fans unglaublich rigide vor. Jede Form der Aus­gren­zung ist erlaubt. Wer sich als Fan out­et, mit der Gruppe läuft, muss davon aus­ge­hen, dass er per­sön­lich­er Grun­drechte beraubt wird. Er darf bes­timmte Wege nicht ver­lassen, wird gefilmt. Du riskierst deinen Job, deine Rep­u­ta­tion, nur weil du Fußball­fan bist. 

Augen­zeu­gen haben der MAZ berichtet, der Ärg­er ging schon auf dem Bahn­hof Schön­berg los.

Voehse: Als die Babels­berg­er auf dem Bahn­hof ein­trafen und zum Sta­dion gin­gen, wur­den sie von der Polizei unter Andro­hung des Schlag­stock­ein­satzes aufge­fordert, den ein bis zwei Meter bre­it­en Bürg­er­steig nicht zu ver­lassen, obgle­ich die Straße men­schen­leer war. Kom­mu­nika­tion­spsy­chol­o­gisch wird dies als “para­doxe Hand­lungsauf­forderung” beze­ich­net. Der Bürg­er­steig war viel zu klein, um die Gruppe aufzunehmen, die Polizei hat­te damit eine Hand­habe zum Schlag­stock­ein­satz. Glück­licher­weise ist es da noch nicht zum Äußer­sten gekommen. 

Später dann doch. Was passiert mit den 36 Fans, die in Gewahrsam genom­men wurden?

Voehse: Ihnen dro­hen Anzeigen wegen Land­friedens­bruch oder wegen Wider­standes gegen die Staats­ge­walt. Zudem wer­den alle Per­so­n­en, von denen im Kon­text von Fußball­spie­len die Per­son­alien aufgenom­men wer­den, in der Datei “Gewalt­täter Sport” in Düs­sel­dorf erfasst. Dadurch ist es der Polizei möglich, Gewalt­täter auszugrenzen,… 

…, was ja so falsch nicht ist. Oder?

Voehse: Gegen gewalt­bere­ite Fans, die Leib und Leben ander­er gefährden und das Sta­dion als Plat­tform nutzen, muss man mit allen gebote­nen Mit­teln durch­greifen, keine Frage. Aber es muss dif­feren­ziert wer­den zwis­chen bru­tal­en Gewalt­tat­en und dem Abbren­nen von Pyrotech­nik. Wenn diese Dif­feren­zierung nicht vorgenom­men wird, ist es meine Auf­gabe, eine Schutz­funk­tion für die Fans einzunehmen. 

In Schön­berg sollen auch Unbeteiligte polizeilich erfasst wor­den seien?

Voehse: Das stimmt. Nur ein Beispiel: Ein Anhänger wollte seinem Kumpel im von der Polizei eingekessel­ten Bere­ich einen Bech­er Bier reichen. Auch er wurde festgenommen. 

Sie ste­hen immer im Fan­block, sind Sie auch in der Datei “Gewalt­täter Sport” erfasst?

Voehse: Ich bin sich­er, dass ich auch drin ste­he, weil mir mal in Chem­nitz vorge­wor­fen wurde, ich hätte Pyrotech­nik ins Sta­dion geschmuggelt. Dabei gibt es Zeu­gen — etwa den polizeiszenekundi­gen Beamten von Pots­dam, der dies sog­ar schriftlich niedergelegt hat -, die zweifels­frei beweisen kon­nten, dass dies nicht stimmt. Dies hat den Nor­dost­deutschen Fußball-Ver­band nicht davon abge­hal­ten, in sein­er eige­nar­ti­gen Bewe­is­führung den Vere­in und mich schuldig zu sprechen. 

Die Vorkomm­nisse von Schön­berg haben viele Eltern aufgeschreckt. Soll­ten sie ihre Kinder noch zum Fußball fahren lassen?

Voehse: Ich würde davon abrat­en, Kinder unter 16 Jahren zu Auswärtsspie­len des SV Babels­berg fahren zu lassen, denn nie­mand ver­mag sie vor solchen unge­heuer bru­tal­en Zugrif­f­en der Polizei zu schützen.

Kategorien
Uncategorized

Neuer Schwung

(Yahoo News) Pots­dam (ddp-lbg). Das Ver­brechen geschieht am 16. Juni 1996. Der far­bige Brite Noel Mar­tin wird in Mahlow von jun­gen Recht­sex­trem­is­ten über­fall­en und aufs Schw­er­ste ver­let­zt. Seit­dem ist der Bauar­beit­er vom Hals abwärts gelähmt und an den Roll­stuhl gefes­selt. 2001 verabre­den er und der dama­lige Bran­den­burg­er Min­is­ter­präsi­dent Man­fred Stolpe (SPD) die Ein­rich­tung eines Fonds, der Begeg­nun­gen junger Leute aus den Regio­nen Mahlow und Birm­ing­ham, dem Wohnort Mar­tins, befördern soll. Doch richtig in Schwung kommt das Pro­jekt nicht. Erst zwei Bran­den­burg­er Schü­ler­grup­pen besuchen Noel Mar­tin. Er sei «ent­täuscht», dass der Fonds nicht schneller zum Tra­gen kommt, sagt Mar­tins Beauf­tragte Robin Herrnfeld. 

Das soll nun anders wer­den. Die «Stiftung Großes Waisen­haus zu Pots­dam» will dem «Noel-und-Jaque­line-Mar­tin-Fonds» endlich «Leben ein­hauchen», wie Geschäfts­führer Jür­gen Pankonin sagt. Denn «das Pro­jekt ist bis­lang nicht opti­mal gelaufen». Die Stiftung ver­wal­tet seit kurzem den Fonds mit 25 564,60 Euro aus Lan­desmit­teln und will unter anderem unter Hinzuziehung weit­er­er Part­ner zusät­zliche Gelder ein­wer­ben. Am 9. März wird es zudem in Mahlow ein Tre­f­fen mit Gemein­den, Ini­tia­tiv­en gegen Rechts und Schulen aus der Region geben, bei dem die Aus­gestal­tung des Fonds auf der Tage­sor­d­nung ste­ht. Die regionalen Grup­pen sollen dabei ermuntert wer­den, selb­st den Jugen­daus­tausch zu organ­isieren, sagt Pankonin. Soll­ten diese aber «nicht aus den Puschen kom­men», dann werde die Stiftung allein tätig werden. 

Denn Hand­lungs­be­darf beste­ht, betont Pankonin unter Ver­weis auf den Dezem­ber 2003. Damals über­fie­len vier Jugendliche in Mahlow einen Aussiedler, ver­let­zten ihn lebens­ge­fährlich und raubten ihn aus. Die Staat­san­waltschaft rech­nete sie dem Neon­azi-Milieu zu. 

Die Vorstel­lun­gen, was die Stiftung fördert, seien «so klar noch nicht», erk­lärt der Geschäfts­führer. Die Ein­rich­tung, die sich Pankonin zufolge auss­chließlich über eigene Ver­mö­gen­sein­nah­men finanziert, will «flex­i­bel» über Anträge befind­en. Für eine «preiswerte Reise» nach Eng­land wür­den die Mit­tel aber nicht lock­er gemacht. Die mit­fahren­den Jugendlichen müssten sich schon die Mühe machen, die Mul­ti­kul­tur Birm­ing­hams ken­nen zu ler­nen. Zudem müsse der Antrag­steller eine Eigen­beteili­gung auf­brin­gen. Aus­drück­lich hebt Pankonin her­vor, dass auch solche Schüler und Jugendlichen mit­machen sollen, die ras­sis­tisch eingestellt sind. Diese kön­nten durch interkul­turelle Jugen­dar­beit sen­si­bil­isiert oder gar zum Umdenken bewogen wer­den. Eine Auf­fas­sung, die sich mit der Noël Mar­tins deckt. 

«Frem­den­feindlichkeit kann nur dadurch abge­baut wer­den, dass man junge Men­schen zusam­men­führt», unter­stre­icht Pankonin. Mit dieser Überzeu­gung will er Eltern aus Birm­ing­ham kon­fron­tieren, die in der Ver­gan­gen­heit Vor­be­halte gegen einen Besuch ihrer Kinder in Mahlow und Umge­bung mit der Angst vor recht­sex­trem­istis­chen Über­grif­f­en begrün­det hat­ten. Der Geschäfts­führer ver­weist darauf, dass Mar­tin mit der Stiftung «Großes Waisen­haus zu Pots­dam» als Fonds-Ver­wal­terin «ein­ver­standen» ist. Der Brite habe auch ein «ganz großes Inter­esse», noch in diesem Jahr wieder nach Bran­den­burg zu kom­men«. 2001 war er zum fün­ften Jahrestag des Anschlags dort gewesen. 

Her­rn­feld bestätigt den Wun­sch Mar­tins, im Som­mer nach Mahlow zu reisen und dabei eventuell Jugendliche aus Birm­ing­ham mitzunehmen. Doch die Finanzierung sei »noch völ­lig unklar”. Noel Mar­tin liege nach wie vor am Herzen, Jugendlichen zu zeigen, was ihm vor fast acht Jahren passiert ist, um zu ver­hin­dern, dass so eine bru­tale Gewalt­tat gegen Aus­län­der wieder geschieht. 

Kategorien
Uncategorized

Rheinsberg pro Döner”

Quelle des Texts ist das Umbruch Bil­darchiv — dort sind auch Bilder von der Demo anzuse­hen. Die Über­schrift bezieht sich auf Schilder, die einige der Demo-Teil­nehmerIn­nen trugen.

Drei Mal wurde auf den Imbiss des Kur­den Mehmet Cimendag ein Bran­dan­schlag verübt, drei Mal in einem Jahr. Pas­san­tInnen und Feuer­wehr ver­hin­derten Schlim­meres. Nur ein Mal, im August 2003, wur­den zwei junge Män­ner als Tatverdächtige festgenom­men, ein­er von ihnen, ein 17-Jähriger, Mit­glied ein­er recht­en Clique in Rheins­berg, wurde im Schnel­lver­fahren zu vier Wochen Arrest verurteilt. Den­noch fand kurz vor Wei­h­nacht­en 2003 ein weit­er­er Bran­dan­schlag auf den Dön­er-Imbiss verübt. Zeitungspa­pi­er war zusam­mengeknüllt unter den Wagen geschoben und angezün­det wor­den. Der Anschlag auf den Imbiss in Rheins­berg (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin) rei­ht sich ein in eine Serie von acht Bran­dan­schlä­gen auf viet­name­sis­che und türkeistäm­mige Imbisse in drei Monaten. 

In Rheins­berg sagten sich eine Rei­he von Leuten, dass es jet­zt reicht, und organ­isierten eine Demon­stra­tion gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt. Aufgerufen hat­te ein bre­ites Bünd­nis vom Bürg­er­meis­ter über eine Schü­lerIn­nen-AG gegen Rechts bis hin zur örtlichen CDU. Offen­bar wollte kein­er fehlen. Etwa 400 Leute fol­gten am Fre­itag, dem 13. Feb­ru­ar, dem Aufruf. Nach Reden des Bürg­er­meis­ters und des Super­in­ten­den­ten Lohmann, gle­ichzeit­ig neuer Vor­sitzen­der des Bran­den­bur­gis­chen Aktions­bünd­niss­es gegen Recht­sex­trem­is­mus, zog die Demon­stra­tion, ange­führt von einem Trans­par­ent der Antifa Neu­rup­pin, zum Standt­platz des kur­dis­chen Imbiss­es, wo weit­ere Reden gehal­ten wur­den, unter anderem von Schü­lerIn­nen. Anschließend gin­gen viele Leute Dön­er essen.

Inforiot