Die Affäre um den V‑Mann des brandenburgischen Verfassungsschutzes und Neonaziladenbesitzer Toni S. weitet sich aus. Bei dem 27-Jährigen, der vor zehn Tagen gemeinsam mit dem ehemaligen Berliner Landesvorsitzenden der verbotenen FAP bei einem Neonazikonzert in Berlin festgenommen wurde, handelt es sich offenbar um einen Wiederholungstäter in Sachen rechtsextremer Propaganda. Nach Angaben der Berliner Justizpressesprecherin Ariane Faust wurde S. schon 1997 in Berlin wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu einer Geldstrafe verurteilt. Ein zweites Verfahren gegen den V‑Mann wegen Verbreitung einschlägiger Propaganda ist seit über einem Jahr bei der Staatsanwaltschaft Cottbus anhängig.
Die dortigen Strafverfolger verdächtigen S., die zentrale Figur in einem Kreis von mehr als einem Dutzend Verdächtigen aus der rechtsextremen Musikszene zu sein. Anlass für die Cottbusser Ermittlungen soll auch der Vetrieb der Erstauflage der CD “Noten des Hasses” des rechten Bandprojekts “White Aryan Rebels” gewesen sein. Wegen deren zweiter Auflage ermittelt nun die Berliner Staatsanwaltschaft gegen Toni S. und Bandsänger Lars Burmeister. Offenbar im Vertrauen auf seine Unantastbarkeit als V‑Mann bot S. trotz laufender Ermittlungen weiter strafbewehrte Neonazimusik an: Zuletzt fanden sich im Juni in seinem Versandkatalog mehrere indiziierte CDs.
Die Richtlinien für die Führung von V‑Männern sehen vor, dass die bezahlten Informanten weder schwere Straftaten begehen noch eine steuernde Funktion in einer einschlägigen Strukturen haben sollen. “Im Fall von Toni S. hat das brandenburgische Innenministerium versagt”, kritisiert Volker Ratzmann (Grüne). “Es gibt keinen strafrechtsfreien Raum für V‑Leute.” Auch die innenpolitische Sprecherin der PDS-Fraktion in Potsdam, Kerstin Kaiser-Nicht, übte scharfe Kritik. Der Fall Toni S. sei ein “weiteres peinliches Kapitel in der Geschichte des brandenburgischen Verfassungsschutzes”, sagte sie in Anspielung auf das Debakel um den Neonazi-V-Mann Carsten Sz. alias “Piato”. Der war im Frühjahr 2000 ebenfalls aus Kreisen der Sicherheitsbehörden enttarnt worden, weil diese offenbar befürchtet hatten, dass “Piato” ihnen beim Aufbau militanter Neonazistrukturen aus dem Ruder laufe. Auch mit Toni S. seien die Brandenburger Schlapphüte “beim Drahtseilakt zwischen Legalitätsprinzip und geheimdienstlicher Arbeit abgestürzt”, so Kaiser-Nicht.
Aus Sicht des Brandenburger Innenministeriums geht diese Kritik allerdings ins Leere. Brandenburgs Innenstaatssekretär Eike Lancelle sagte gestern, sein Ministerium habe das Ermittlungsverfahren gegen Toni S. durch die Staatsanwaltschaft Cottbus einleiten lassen, um auf diese Weise noch tiefer in die rechtsextreme Szene einzudringen. Über S. wollte man zu Hintermännern des rechten Musikbusiness gelangen. Durch die übereilten Aktionen Berlins sei dies nun nicht mehr möglich.
Nicht alle wollen sich mit dieser Erklärung aus dem brandenburgischen Innenministerium zufrieden geben. “Das klingt nach einer Entschuldigung, um eigenes Fehlverhalten zu kaschieren”, so Ratzmann. Außerdem würde so “die im Grundgesetz verankerte Trennung zwischen Strafverfolgern und Geheimdiensten ausgehebelt”.
Die Berliner Staatsanwaltschaft hat unterdessen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verrats von Dienstgeheimnissen eingeleitet, um herauszufinden, wer die Informationen über die V‑Mann-Tätigkeit von Toni S. an die Medien lancierte. Ansonsten üben sich Berlin und Potsdam inzwischen in Schadensbegrenzung. Der Fall müsse “geklärt und geheilt werden”, so Brandenburgs Innenstaatssekretär Eike Lancelle.
Prügelei beim Konzert?
EISENHÜTTENSTADT. Die drei Bands “Splash”, “DrunkInTown” und “Helsingin” gaben am Freitag, 19.Juli, in der “Bronx”, der Diskothek im Jugendhaus am Trockendock in Eisenhüttenstadt, ein Konzert. Dabei soll es zu einer wilden Prügelei gekommen sein, was der Veranstalter heftig dementiert. Carola Fechner, Veranstaltungsmanagerin: “Schon beim Aufbau der Instrumente schienen Spannungen zwischen den Bands aufzutreten, Stress machte sich breit”, sagte Fechner. Gegen 20.30 Uhr begannen die Bands zu spielen. Die erste, “Splash”, machte gute Stimmung. Bald jedoch kamen Fans, die aus der Kneipe “In der Tenne” bekannt sind. Deren Tanzart sorgte bei den jugendlichen Diskogängern für Unruhe. “Allerdings wurde es kein ernst zu nehmender Konflikt”, erklärte Fechner. Was dann passierte, ist fraglich. Ein Mitglied der Band “DrunkInTown” empörte sich über eine mögliche Schlägerei. So genannte “Rechte” seien bei den letzten Songs der Gruppe “Splash” in die Menge gesprungen und hätten ihre Fäuste unkontrolliert durch die Gegend fliegen lassen. Und weiter: “Die Rechten wollten Stress provozieren. Die Fans unserer Bands wollten nur ihren Spaß haben, dann kamen aber immer wieder diese Spinner dazwischen und begannen, wahllos Leute zu prügeln.” Schließlich brachen die Bands das Konzert ab und verschwanden bis auf “Helsingin” aus Protest. Carola Fechner und Iris Kranich, Sozialarbeiterin in der Jugendeinrichtung, dementieren diese Auswüchse heftig. “Es ereignete sich keine brutale Auseinandersetzung zwischen den Fans. Hier verkehren größtenteils minderjährige Jugendliche, teils Rechtsorientierte, die wir jedoch integrieren wollen. Bei denen passen wir genau auf, dass sie nicht gewalttätig werden”, so Carola Fechner. Zudem vermutet sie, dass das rechtsradikale Image des Jugendhauses durch solche Thesen gefördert werden soll.
Spitzel-Streit spitzt sich zu
POTSDAM/BERLIN — Der Streit um die offenbar absichtliche Enttarnung eines V‑Manns des märkischen Verfassungsschutzes durch Berliner Behörden verschärft sich und wird demnächst die Parlamentarische Kontrollkommission (PKK) im Potsdamer Landtag beschäftigen.
Die Verhaftung des 27-jährigen Tilo S. aus Cottbus bei einer Polizeirazzia in der rechtsextremistischen Musikszene in Berlin-Marzahn sei eine “Katastrophe”, sagte gestern der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Potsdamer Landtag, Dierk Homeyer. “Die Berliner Behörden haben unserem Kampf gegen den Rechtsradikalismus erheblichen Schaden zugefügt.” Homeyer forderte eine rasche Aufklärung.
PKK-Vorsitzender Christoph Schulze (SPD) bezeichnete es als nicht hinnehmbar, dass Berliner Behörden “unsere Arbeit kaputt machen”. “Die haben uns da ordentlich reingefunkt, denn wir wollten an die Hintermänner der rechtsradikalen Musikszene herankommen”, sagte der Sicherheitsexperte.
Tilo S. hatte dem Geheimdienst detaillierte Informationen über die Logistik des rechtsextremen CD-Vertriebs im In- und Ausland geliefert. Die Verfassungsschützer wollten so Geldgeber, Hintermänner und Zwischenhändler des neonazistischen CD-Handels dingfest machen. Nach Ansicht des Potsdamer Innenministeriums ist der “Fahndungserfolg nun massiv gefährdet”.
Die Berliner Grünen halten sich mit Kritik ebenfalls nicht zurück. Es sei “dilettantisch”, sich nicht mit Brandenburger Behörden abzustimmen, erklärte der rechtspolitische Sprecher, Volker Ratzmann.
Die Berliner Senate für Justiz und Inneres hüllen sich in Schweigen. Zu laufenden Ermittlungen werde man nichts sagen, hieß es übereinstimmend.
Den Vorwurf, dass Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) von der geplanten Enttarnung des V‑Manns gewusst habe, wies deren Sprecher Björn Retzlaff gestern zurück. Es sei üblich, die Senatorin über laufende Ermittlungen nicht zu informieren. Der innenpolitische Sprecher der Potsdamer CDU-Fraktion, Sven Petke, hatte den Verdacht geäußert, “dass die Justizsenatorin Bescheid wusste”.
Zur Bundestagswahl am 22. September wollten in Brandenburg auch zwei rechtsextremistische Parteien kandidieren.
“Die Republikaner” (REP) aber zogen, offenbar wegen fehlender Unterstützungsunterschriften, ihren Antrag auf Wahlteilnahme wieder zurück.
Anders die NPD: Sie erbrachte die notwendige Anzahl von 2.000 Unterschriften. Allerdings muss sie auf ihren Spitzenkandidaten, den NPD-Liedermacher Jörg Hähnel, verzichten; der Landeswahlleiter strich ihn von der Wahlliste.
“Republikanern” droht Wahldebakel
Eine Blamage für die REP, womöglich gar ein existenzgefährdender Tiefschlag! Zwar hatten sie fristgerecht zum 18. Juli ihre Landesliste beim Landeswahlleiter in Potsdam eingereicht; aber da sie zugleich 2.000 Unterstützerunterschriften hätten vorlegen müssen, machten sie selber gleich wieder einen Rückzieher.
Im gesamten Bundesgebiet hatte sich die Sammlung der Unterschriften zäh dahingezogen, da die frustrierten Parteimitglieder schwer zu mobilisieren waren. Außer in Sachsen-Anhalt hatten die REP dann aber doch in allen Bundesländern eine Landesliste präsentiert — die sichert aber die Wahlteilnahme nur, wenn auch die Unterstützerunterschriften ausreichen.
Früher hatten die REP es leichter: Die Partei war von 1992 bis 2001 ununterbrochen in einem Landesparlament (Baden-Württemberg) vertreten und benötigte daher gemäß Bundeswahlgesetz bei Parlamentswahlen keine Unterstützerunterschriften mehr. Nach ihrem Wahldebakel bei der baden-württembergischen Landtagswahl am 18. März 2001 mussten die REP nun aber erstmals seit vielen Jahren wieder solche Unterschriften beibringen.
Die Bundestagswahl ist für die REP von schicksalhafter Bedeutung. Scheitert die Partei wie jetzt in Brandenburg bereits bei der Zulassung einzelner Landeslisten, verringert sich ihre Chance, in den Genuss der staatlichen Teilfinanzierung von Wahlparteien zu kommen. Da die Partei seit der Landtagswahl in Baden-Württemberg in finanziellen Schwierigkeiten steckt, droht ihr ein Debakel, falls ihr die staatlichen Gelder entgehen sollten.
NPD-Liste ohne HÄHNEL
Im Gegensatz zu den REP hatte die NPD in Brandenburg schon früh begonnen, Unterschriften zu sammeln. Trotzdem bekam sie die erforderliche Anzahl nur mit Mühe zusammen.
Der Landeswahlleiter musste den NPD-Liedermacher Jörg Hähnel vom ersten Listenplatz streichen. Dazu ist er verpflichtet, wenn ein Listenkandidat beispielsweise den Nachweis seiner Wählbarkeit schuldig bleibt. Einen Einbuße für die Partei, denn Hähnel ist ein wenig bekannter als andere brandenburgische NPD-Funktionäre.
Doch es ist müßig, darüber zu spekulieren, wieviele Stimmen die NPD mit Hähnel hätte gewinnen können. Denn bisher ist die NPD seit mehr als drei Jahrzehnten bei allen Parlamentswahlen weit unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert.
POTSDAM Die Verärgerung über die durch Berliner Behörden geplante Enttarnung eines märkischen V‑Manns ist immens. “Ich bin stinksauer”, erregte sich Dierk Homeyer. Der Parlamentarische Geschäftsführer der brandenburgischen CDU-Landtagsfraktion forderte gestern von der politischen Führung in Berlin eine schnelle Aufklärung der “mysteriösen Hintergründe”. Dass das Verhalten der Berliner “durch und durch nicht in Ordnung” gewesen sei, kritisierte auch der Vorsitzende der Parlamentarischen Kontrollkommission, Christoph Schulze (SPD).
Der Sprecher der SPD-Fraktion im Potsdamer Landtag, Ingo Decker, warf den Berliner Behörden vor, sich “wie ein Elefant im Porzellanladen” aufgeführt zu haben. Für wenige beschlagnahmte CDs, die nun als Fahndungserfolg präsentiert würden, habe man einen V‑Mann “verbrennen” lassen, schimpfte Decker. Das sei “ein Pyrrhussieg” und eine “polizeiliche Panne, weil es an der unbedingt erforderlichen Abstimmung mit Brandenburg mangelte”.
Den Vorwürfe der mangelnder Absprache wies die Sprecherin der Berliner Staatsanwaltschaft, Ariane Faust, zurück. Die Anklagebehörde müsse eingreifen, wenn sie von strafbaren Handlungen erfahre. Eine Absprache über Durchsuchungsaktionen mit anderen Behörden sei außerdem im Gesetz nicht vorgesehen und würde den Ermittlungserfolg gefährden.
Der als V‑Mann enttarnte Tilo S. befindet sich in Untersuchungshaft. Vorgeworfen werden ihm neben Volksverhetzung die Verbreitung von Propagandamaterial verfassungswidriger Organisationen sowie das Verwenden von Kennzeichen dieser Organisationen, teilte Faust mit. Eine Anklage gegen S. sei noch nicht formuliert. Laut Staatsanwaltschaft “muss jetzt zunächst einmal das Beweismaterial ausgewertet werden”, das vor allem bei der Durchsuchung der Wohnung von S. sichergestellt wurde.
Der Umgang mit V‑Männern ist heikel. Grundsätzlich muss der Verfassungsschutz einen straffälligen V‑Mann sofort abschalten. Für Bagatellstraftaten gibt es Ausnahmeregelungen. Um den Erfolg von Ermittlungen nicht zu gefährden, kann der Geheimdienst den Spitzel anzeigen, während danach die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ruhen lässt. Aufgenommen werden sie wieder nach dem Ende der Operation. Dabei ist abzuwägen, ob der V‑Mann die Straftat begehen musste, um die Aktion nicht zu gefährden. In den Fällen wird das Verfahren in der Regel eingestellt und der Spitzel nicht verurteilt.
Vor dem Hintergrund erscheint es zweifelhaft, dass die Berliner Justiz zu dem Zeitpunkt gegen Tilo S. vorgehen musste. Immerhin sollte sein Wissen zur Zerschlagung eines internationalen Rings neonazistischer Musikhändler genutzt werden.
Der 27-Jährige befindet sich in Lebensgefahr. “Wenn der rauskommt, ist der Mann tot”, betonte ein Insider. Besonders gefährlich lebten enttarnte V‑Männer, die in der organisierten Kriminalität sowie der straff organisierten rechtsextremen Szene eingesetzt werden, wo “richtig viel Geld” verdient wird — wie im Handel mit verbotenen Nazi-CDs.
Zu seiner Sicherheit soll S. in einem Personenschutzprogramm betreut werden. Das brandenburgische Landeskriminalamt soll ihm eine neue Identität, eine Arbeit sowie eine Wohnung beschaffen. Die Kosten für diese Verschleierung im Inland betragen etwa 40 000 Euro im Jahr. Ein Untertauchen im Ausland ist zwei- bis dreimal teurer.
Streit um enttarnten V‑Mann
POTSDAM/BERLIN Die Berliner Justiz hat offenbar mit Vorsatz einen V‑Mann des Potsdamer Verfassungsschutzes enttarnt und so das Ergebnis monatelanger gemeinsamer Ermittlungen des brandenburgischen und eines ausländischen Geheimdienstes in der kommerziellen neonazistischen Musikszene weitgehend zunichte gemacht.
Erstmals hätte die komplette Logistik des rechtsextremistischen CD-Vertriebs offengelegt und zerstört werden können, hätten Geldgeber aus Berlin, Produzenten in Ungarn sowie Hintermänner und Zwischenhändler in der Slowakei und in Österreich belangt werden können — doch nach der Festnahme des 27-jährigen Tilo S. aus Cottbus durch das Berliner Landeskriminalamt (LKA) sind diese Bemühungen offenkundig gescheitert.
Die Verärgerung in Brandenburg ist immens. “Die Berliner haben uns voll ins Messer laufen lassen”, heißt es in Sicherheitskreisen. So habe die dortige Staatsanwaltschaft seit Monaten, “spätestens seit Mai”, gewusst, dass der vom Berliner LKA observierte Tilo S. als Spitzel für den märkischen Geheimdienst tätig war.
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sei empört gewesen, als er von dem Einsatz der Berliner Beamten erfuhr, verlautete aus Potsdamer Regierungskreisen. Der Vorfall werde “ein heftiges Nachspiel haben”. Das Vorpreschen der Berliner Sicherheitsbehörden sei “zu keinem Zeitpunkt mit den zuständigen Behörden des Landes Brandenburg abgestimmt und koordiniert gewesen”, teilte der Sprecher des Innenministeriums, Heiko Homburg, mit.
Sogar von einem “Skandal” sprach gestern der innenpolitische Sprecher der Potsdamer CDU-Landtagsfraktion, Sven Petke. Seiner Einschätzung nach hatten die Behörden des Nachbarlandes die Enttarnung des V‑Mannes “wissentlich in Kauf genommen”. Der CDU-Politiker geht “davon aus, dass die Justizsenatorin Bescheid wusste”. Zudem spreche “vieles für die Annahme, dass Innensenator Erhart Körting informiert war”. “Einem guten Innensenator wird nicht verborgen bleiben, wenn seine Polizei monatelang im Nachbarland aktiv ist”, so Petke.
Die Berliner Behörden wollten sich zu den Vorwürfen gestern nicht äußern. Da es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handele, nehme man keine Stellung, sagte der stellvertretende Sprecher der Berliner Senatsinnenverwaltung, Peter Fleischmann. Von der Justizpressestelle war keine Stellungnahme zu erhalten.
Ein Spezialkommando der Berliner Polizei hatte in der Nacht zu Sonntag vor einer Woche das Klubheim der Neonazigruppierung “Weiße Arische Bruderschaft” in Marzahn gestürmt. Dort hatten sich mehr als hundert Neonazis für ein Konzert der Skinheadband “White Aryan Rebels” eingefunden, die in ihren Texten zum Mord an Michel Friedman, Rita Süssmuth und Alfred Biolek und anderen Prominenten aufruft. Von der Durchsuchung des Klubheims sowie 14 weiterer Wohnungen in Brandenburg, Berlin, Sachsen und Nordrhein-Westfalen hatten sich die Ermittler erhofft, mehrere tausend Exemplare der verbotenen White Aryan Rebels-CD “Noten des Hasses” beschlagnahmen zu können. Gefunden wurde jedoch lediglich belangloses Material.
Unter den in Marzahn Festgenommenen war auch Tilo S. aus Cottbus, über den der märkische Verfassungsschutz intime Detailkenntnisse über den rechtsextremen Musikhandel erlangt hatte. Den Geheimen wurde so bekannt, dass 3000 Exemplare einer White Aryan Rebels-CD in Ungarn gepresst werden sollten. In Leihwagen, die nach Deutschland rückzuführen waren, sollten die indizierten Tonträger jeweils in geringer Zahl nach Berlin und Brandenburg geschmuggelt werden. Eingebunden in das Geschäft war nach Informationen der MAZ auch ein österreichischer Neonazi, der als Zöllner arbeitet. “Wir hatten die Produktion der zweiten CD im Griff, wir wussten, wo und wann die CDs gepresst werden sollten”, heißt es aus brandenburgischen Sicherheitskreisen. Sie hatten gehofft, die gesamte CD-Produktion sicherstellen und die Vertriebsstruktur zerschlagen zu können.
Die Berliner Aktion hat offenbar nicht nur diesen Erfolg vereitelt, sondern auch den enttarnten V‑Mann in höchste Gefahr gebracht. Er soll nun deshalb in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen werden. Ein besondere Bedrohung soll von dem 40 Jahre Lars B. ausgehen, der bei der Durchsuchungsaktion in Marzahn ebenfalls festgenommen wurde. Der mehrfach vorbestrafte Berliner Neonazi, der auch schon in schwedischer Haft gewesen war, gilt als skrupellos und brutal. “Der schickt schon mal die Daumenbrecher”, sagen Insider. “Wenn der wieder rauskommt, will er den S. plattmachen.”
Wieso die Berliner Behörden den brandenburgischen V‑Mann enttarnten, ist bisher unklar. Es wird spekuliert, dass Rivalitäten zwischen Polizei und Verfassungsschutz eine Erklärung sein könnten.
Kommentar von Frank Schauka
Gegeneinander
Offiziell ist immer alles in Ordnung. Da funktioniert die Zusammarbeit der Verfassungsschutzbehörden in Berlin und Brandenburg, und so loben Innenminister Jörg Schönbohm und Innensenator Erhart Körting die Kooperation der Polizeien beider Länder. Die Wirklichkeit ist wilder: Just zwei Tage nach dem ministeriellen Presse-Tete-a-tete fallen Berliner Beamte bei einer Großoffensive wie die Hunnen ins märkische Vorland ein — die brandenburgische Polizei wird immerhin zeitgleich zum Einmarsch informiert, so dass der Form Genüge getan ist. Nicht mehr zu tolerieren ist es hingegen, wenn Berliner Behörden durch unabgestimmte Einzelaktionen mit Absicht langwierige Ermittlungen des brandenburgischen Verfassungsschutzes in der kommerziellen rechtsextremen Musikszene zunichte machen. Skandalös wird der Vorgang, sollten sich Gerüchte bestätigen, die die Enttarnung des brandenburgischen V‑Manns als eine Folge der traditionellen Rivalität von Polizei und Verfassungsschutz deuten. Hinter all diesen Ränkespielen darf nicht vergessen werden, dass auf Rache sinnende Neonazis den enttarnten V‑Mann als Verräter betrachten und ihm möglicherweise nach dem Leben trachten.
Streit um Razzia verschärft sich
Senat, Polizei und innenpolitische Experten der Stadt sind empört über ihre Brandenburger Kollegen. Die Vorsitzende des Verfassungsschutzausschusses im Abgeordnetenhaus, Heidemarie Fischer, äußerte gestern ihr Unverständnis, dass das Nachbarland einen brisanten Ermittlungsvorgang gegen die Neonazi-Szene öffentlich debattiere. Die SPD-Politikerin sagte, sie sei «äußerst verärgert» über Schuldzuweisungen, wonach Berliner Dienststellen angeblich für die Enttarnung eines Brandenburger Verfassungsschutz-Zuträgers aus der rechten Szene verantwortlich sind.
Innenverwaltung und Polizeiführung wollten den Vorgang nicht kommentieren. Sicherheitskreise befanden aber die Vorwürfe der Potsdamer Behörden, eine vor Tagen durchgeführte Razzia im Marzahner Heim der Neonazi-Gruppierung «Weiße Arische Bruderschaft» sei für sie überraschend gekommen «als an den Haaren herbeigezogen». Berlins Verfassungsschutz habe schon vor Wochen offiziell erklärt, den Druck auf die Szene zu erhöhen. Zu dem Zeitpunkt hätte Brandenburg auf den V‑Mann hinweisen müssen.
Bei der Razzia verhinderten Berliner Beamte ein Konzert der Gruppe «White Aryan Rebels». Festgenommen wurde auch Tilo S., mutmaßlicher Kopf der Band. Durch Indiskretionen wurde er als Brandenburger V‑Mann enttarnt.
«Irritiert» zeigte sich Grünen-Experte Volker Ratzmann über V‑Mann S. Wenn Band-Texte u. a. zum Mord an Michel Friedman und Rita Süssmuth aufriefen, sei zu prüfen, ob er sich strafbar mache. Ratzmann will den Sinn von V‑Leuten generell thematisieren.
Aus Sicherheitskreisen hieß es, das Strafrecht gelte auch für V‑Leute. S. dürfte Kompetenzen überschritten und Straftaten begangen haben. Der Haftbefehl gegen den 27-jährigen besteht weiter. Wie die Berliner Morgenpost erfuhr, sollen bei der Durchsuchung seiner Wohnung große Mengen belastenden Materials gefunden worden sein, darunter Musik mit rechtsradikalen Texten und Hakenkreuzfahnen.
Der Innen- und Verfassungsschutzausschuss des Parlaments wird sich nach der Sommerpause mit dem Thema befassen. CDU-Innen-Experte Roland Gewalt will klären, wie beide Länder ihre Zusammenarbeit optimieren können. Sein FDP-Pendant Alexander Ritzmann fordert eine Klärung der Schuldfrage. Brandenburg sieht weiterhin die Schuld bei den Berlinern.
Für den innenpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Sven Petke, ist es ein «Skandal», wenn Potsdam nicht aus Fahrlässigkeit, sondern wissentlich nicht über die Aktion informiert wurde. Das Brandenburger Innenministerium meinte, es hebe nicht die Stimmung, wenn der Vorgang um den V‑Mann schneller den Medien als den zuständigen Brandenburger Stellen bekannt sei. Landtags-Innenausschuss-Chef Christoph Schulze (SPD) lehnte Forderungen ab, die Kosten für den Schutz des enttarnten V‑Mannes Berlin aufzuerlegen.
Chef von Neonazi-Band ist V‑Mann
Potsdam — Das Berliner Landeskriminalamt hat bei einer Razzia gegen die rechtsradikale Musikszene einen V‑Mann des brandenburgischen Verfassungsschutzes verhaftet. Wie FOCUS meldet, enttarnte sich der 27-jährige Tilo S. aus Cottbus bei den Vernehmungen selbst als Spitzel des Potsdamer Innenministeriums. Durch monatelange Observationen seien die Fahnder des Landeskriminalamtes schon vorab auf konspirative Verbindungen von S. gestoßen.
V‑Mann Tilo S. war zugleich Kopf einer rechtsradikalen Musikgruppe namens „White Aryan Rebels“, berichtet FOCUS unter Berufung auf Ermittlerkreise. Die Band hatte im vergangenen Jahr mit ihrer CD „Noten des Hasses“ bundesweit Empörung ausgelöst. In dem Stück „Die Kugel ist für dich“ wird unter anderem zum Mord an Michel Friedman, Rita Süssmuth, Alfred Biolek und den Söhnen von Boris Becker aufgerufen.
Nach FOCUS-Recherchen sind die „White Aryan Rebels“ bislang nicht öffentlich aufgetreten. Der enttarnte V‑Mann Tilo S. sei das einzige feste Mitglied der Band und habe die Stücke mit einigen Leihmusikern in ausländischen Tonstudios aufgenommen und anschließend auf CD gepresst. Ein Textilgeschäft von S. im brandenburgischen Guben habe als Tarnadresse für die angelieferten CDs gedient.
Wie FOCUS weiter berichtet, hat die Festnahme des V‑Manns im Potsdamer Innenministerium große Unruhe ausgelöst. Innenminister Jörg Schönbohm befürchte einen unangenehmen Geheimdienst-Skandal. Auch Verfassungsschutz-Chef Heiner Wegesin sei entsetzt über die Festnahme seines V‑Manns durch die Berliner Polizei.
NEURUPPIN. Wegen eines brutalen Überfalls auf drei Männer in Prenzlau stehen zehn Angeklagte vom 7. August an vor dem Landgericht Neuruppin. Sie sollen im September 2001 eine Wohnung in Prenzlau gestürmt und dort einen Mann mit Baseballschlägern und Stahlkappenstiefeln krankenhausreif geprügelt haben. Zwei Beschuldigten werde versuchter Mord, den anderen gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, teilte das Gericht am Freitag mit. Die Angeklagten gehörten zur «gewalttätigen Szene der Uckermark». Unter ihnen seien Vertreter des rechten Spektrums und so genannte Punks. Bei dem Überfall habe der Wohnungsinhaber fliehen können, zwei seiner Gäste wurden jedoch angegriffen. Ein Opfer erlitt zahlreiche Prellungen und Platzwunden am Kopf sowie eine Gehirnerschütterung. Die Wohnung wurde verwüstet. Es sind zunächst fünf Verhandlungstage geplant. Mit einem Urteil wird nicht vor dem 16. August gerechnet.
Am derzeit stattfindenen No Border Camp in Strasbourg (Frankreich) nimmt auch eine groessere Anzahl Brandenburger AktivistInnen teil. Einer von diesen ist Mickey aus Neuruppin, der am Mittwoch bei einer Demo gegen
Abschiebegefaengnisse verhaftet wurde. Mittlerweile ist er nach 24stündiger Haft aber wieder freigelassen worden. Hier ein Interview zu seinen Erlebnissen im französischen Polizeigewahrsam.
Der Verlauf der Demo wird unter den CampteilnehmerInnen übrigens sehr unterschiedlich bewertet und viel diskutiert, insbesondere in Hinblick auf die militanten Aktionen eines Teils der Beteiligten. Auf Indymedia sowie den No Border Seiten lässt sich diese Auseinandersetzung recht gut nachvollziehen und es können Berichte von der Demo eingesehen werden.
Mickey, gestern abend bist du von der Polizei freigelassen worden. Erzähl doch mal, wie die die Demo bis zu deiner Festnahme erlebt hast.
Ich hatte gehört, das die Demo verboten sei, das war aber mehr ein wirres Gerücht. Deswegen und auch weil ich Magenprobleme hatte, war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt hingehen sollte. Weil mir das Thema aber wichtig
ist — ich bin eben für die Abschaffung von solchen Einrichtungen — bin ich trotzdem hingegangen. Mit einem mulmigen Gefuehl. Ich war mit drei anderen Leuten unterwegs und alles lief einigermassen OK, bis dann die Polizei in der Strasbourger Innenstadt anfing, Tränengas auf uns zu
schiessen. Da hab ich gedacht, jetzt gehts ab, es wird heftig. Das war mir und den anderen nichts, wir sind in die Spitze der Demo gerannt. Von hinten kamen ja die Bullen. Es ging über den Marktplatz in eine Fußgängerzone. Ich hörte Scheiben klirren.
Wie bist du dann verhaftet worden?
Plötzlich ging alles ganz schnell, es lief wie ein Film ab. Ein Zivibulle hatte es auf mich abgesehen, er wollte auf mich einpruegeln. Einfach so, ich hatte nichts getan. Ich bin in ein Geschaeft gerannt und habe mich hinter den Tresen gefluechtet. Der Bulle kam hinterher. Der war
ganz fixiert auf mich und hat gleich angefangen, mit seinem Knüppel auf mich einzuprügeln. Etwa zwei Minuten lang. Er hat mich dabei auf angebrüllt, auf Französisch und auch auf Deutsch: “Steh auf!” Wenn ich dann hoch wollte, prügelte er mich gleich wieder nieder. Das Spielchen wiederholte sich mehrmals.
Waren noch mehr Leute in dem Laden?
Ja, Kunden, Angestellte, auch andere geflüchtete DemonstrantInnen. Drei Zivibullen waren auch noch dabei. Eine Frau war ebenfalls hinter dem Tresen und hat versucht, den Bullen dazu zu bringen, von mir abzulassen. Das hat aber nicht viel gebracht. Ich habe das alles wenig
mitbekommen. Wie gesagt: Es war wie im Film. Die Schläge haben nicht einmal wirklich geschmerzt in dem Moment. Das kam erst spaeter.
Wie ging es weiter?
Der Bulle zerrte mich hoch, hielt mich an den Haaren fest. So stand er im Laden herum und prügelte noch eine andere Frau zusammen. Er schrie, sie solle rausgehen. Aber die war so geschockt und verheult, die konnte sich kaum bewegen, erst Recht nicht bei all den Schlägen. Dann schlug er noch
einmal extrem hart auf die Brust der Frau, sie sackte zusammen. Schließlich zerrte er mich nach draußen. Ich lag auf dem Bauch, die Hände über dem Rücken verschränkt. Er meinte, ich solle ruhig bleiben, das war ich auch, aber
ab und zu trat er trotzdem noch mal auf mich ein.
Nach fünf Minuten wurde ich mit ein paar anderen in eine Bullenwanne gesperrt. Wir wartetetn etwa 20 Minuten und dann ging es mit einem normalen Polizeiauto auf das Polizeirevier, das Hotel de Police. Das Teil heisst wirklich so.
Da waren noch mehr Verhaftete?
Ja, ungefähr fünfzehn. Einem blutete die Nase wie verrückt. Er wollte einen Arzt doch der kam erst nach insgesamt eineinhalb Stunden und machte nur eine ganz kurze ambulante Behandlung. Mir wurden die Handschellen abgenommen und Kabelbinder angelegt. Die Fesseln waren extrem fest, meine Hände schwollen an und wurden blau, ich konnte sie nicht mehr spüren. Bei einem anderen fingen die Hände sogar an zu bluten. Zum Glück wurden die Kabelbinder aber irgendwann ein bißchen gelockert.
Dann kamst du in eine Zelle?
Ich kam in ein Büro, meine Personalien wurden aufgenommen, ich musste meinen persönlichen Kram abgeben. Die Fesseln kamen auch ab. Dann wurde ich drei Etagen nach unten gebracht und in eine Zelle gesperrt.
Beschreibe mal, wie es in der Zelle war und was bis zu deiner Freilassung geschah.
Ich sprach erst einmal ganz kurz mit einer Anwältin. Die konnte mir aber nicht viel sagen. Das mir zustehende Telefonat wurde mir verweigert — irgendwer rief
aber beim Legal Team vom Camp an und sagte durch, das ich festgenommen sei. Die Knastanlage war ein Rondell, in der Mitte die Wächter, außen die Zellen. Ich war die ganze Zeit allein eingesperrt. Der Raum war erstaunlich groß, größer als ich mir so etwas vorgestellt hätte. Ein blauer Boden, ein Holzabsatz als Bett, sonst gar nichts. Sehr karg also. Die Tür hatte ein Glasfenster durch das immer wieder die
Bullen durchschauten. Ich konnte dadurch aber auch die anderen Gefangenen sehen. Essen oder zu Trinken gab es nicht, aufs Klo durfte man alle zwei Stunden. Da gab es einen Wasserhahn, dort trank ich dann immer ein bisschen. Das Schlimmste an de Knastaufenthalt war einerseits die Ungewissheit: Ich wusste ja nicht, was mir überhaupt vorgeworfen wird und auch nicht, wie lange ich bleiben müsste. Andererseits liefen die Bullen auch immer mal
wieder an den Zellen vorbei und schwangen ihre Knüppel, schimpften, schlugen gegen die Türen. Psychoterror.
Was sagten sie zu euch?
Vieles verstand ich nicht. Einmal sagte einer, dass sie jetzt mit uns auch mal Anarchie machen würden oder so etwas.
Hast du dich eigentlich noch krank gefühlt, wie auf der Demo?
Nein, das war weg. Dafür schmerzten die Schläge.
Du wurdest auch verhört?
Ja. Eine dreiviertel Stunde lang. Da kamen so Fragen, warum ich denn vermummt gewesen wäre. Naja, ich war ja nicht vermummt. Die Übersetzerin sagte mir igendwann, das der Bulle mich am liebsten total zusammenscheißen würde, weil ich dumm sei und er mir nicht glaube.
Du hast also Aussagen gemacht.
Ich weiß, dass man in solchen Situationen nichts sagen sollte. Aber alle vor mir hatten Ausage gemacht, ich dann auch. Viel gesagt hab ich nicht. Da spielte auch die Angst mit hinein, dass sie mich noch schlechter behandeln würden, wenn ich die Aussage verweigern würde.
Wann wurdest du freigelassen?
Ich bekam erst einmal doch noch etwas zu essen. Ein Käsebrötchen. Ich bin vegan, das konnte ich also nicht essen. Ich habe es schließlich geschafft, noch ein paar Stunden in der Zelle zu schlafen. Dann ging die Zellentür
auf: Ich bekam meine Sachen zurück und wurde freigelassen. Der Vorwurf gegen mich ist übrigens, dass ich an einer bewaffneten Versammlung teilgenommen haben soll.
Wie war der Empfang nach deiner Freilassung?
Ich wurde abgeholt, bekam ein Bier und rauchte erst einmal wie ein Verrückter. Das durfte ich ja im Knast nicht, ich hatte da einiges nachzuholen. Auf dem Camp haben die Leute mich dann noch ganz süß mit einem Präsentkorb begrüsst.
Hast du dich mit den anderen Verhafteten schon getroffen?
Ja, wir haben Gedächtnisprotokolle geschrieben und alles mit dem Legal Team durchgesprochen. Insgesamt wurden bei der Demo 21 Leute verhaftet. Bis auf einen sind inzwischen alle wieder frei. Dieser eine sollte heute im Schnellverfahren verurteilt werden, hat den P
rozess aber verweigert und bleibt jetzt erst einmal bis mindestens Mitte August inhaftiert.
Wie beurteilst du die Demo insgesamt? Es gibt hier auf dem Camp ja viel Kritik am Ablauf der ganzen Sache. Zum Beispiel am Auftreten des Black Bloc.
Da hab ich mir bisher noch kein Bild machen können. Ich habe ja nicht die ganze Demo und auch nicht die Diskussionen danach erlebt. An dem Knasterlebnis -
so etwas ist mir noch nie passiert — habe ich gerade genug zu knabbern. Was mir aufstösst und was mir auch in Erinnerung bleiben wird ist vor allem die Brutalität der Polizei.
Vielen Dank, Mickey, das du dir Zeit genommen hast.