Potsdam (ddp-lbg). Die Parlamentarische Kontrollkommission hat in der Affäre um den V‑Mann Toni St. Vorwürfe gegen Brandenburgs Verfassungsschutzchef Heiner Wegesin zurückgewiesen. Die Vorwürfe seien absurd und nicht zutreffend, betonte der Vorsitzende Christoph Schulze (SPD) am Donnerstag in Potsdam nach einer Sitzung der PKK. Wegesin hatte bei der Sitzung zu einem Bericht des ARD-Magazins «Kontraste» Stellung bezogen.
Dem Magazin liegt nach Angaben der ARD ein Vernehmungsprotokoll der Berliner Staatsanwaltschaft vor, in dem Toni St. angibt, Wegesin habe sich «persönlich» um den V‑Mann-Einsatz gekümmert und sei «sehr mit der Zusammenarbeit zufrieden» gewesen. Der Verfassungsschutz hat der Aussage zufolge davon gewusst, dass Toni St. an Produktion und Vertrieb einer CD beteiligt gewesen sei, auf der die rechtsextremistische Gruppe «White Aryan Rebels» zum Mord an Prominenten aufruft.
Toni St. gab an, sein V‑Mann-Führer habe ihm Rückendeckung durch Wegesin zugesichert. Im Falle drohender Strafverfahren habe man ihm zugesagt, «dass diese durch die guten Kontakte des Wegesin zu den Staatsanwaltschaften entschärft oder eingestellt worden wären», zitiert «Kontraste» aus dem Vernehmungsprotokoll. Wegesin habe eine Stellungnahme für das ARD-Magazin abgelehnt.
Schulze betonte, Toni St. und Wegesin würden sich gar nicht kennen. Mit dem Verfassungsschutzchef sei nicht abgesprochen gewesen, dass Toni St. einen «Persilschein» für Straftaten erhalte. Er gehe davon aus, dass der V‑Mann-Führer solche Zusagen nicht gegeben hat, ergänzte Schulze. Gegen den V‑Mann-Führer laufen Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft Cottbus, die darüber Aufschluss geben sollen.
Nach Ansicht von Schulze stellt der inzwischen angeklagte Toni St. lediglich Schutzbehauptungen auf, um seine Haut zu retten. Die Aussagen seien nicht glaubwürdig und widersprächen zudem seinen Angaben aus früheren Vernehmungen.
Der PKK-Vorsitzende erhob mit Blick auf den Fernsehbeitrag erneut schwere Vorwürfe gegen die Berliner Ermittlungsbehörden. Zum wiederholten Mal seien staatsanwaltschaftliche Ermittlungsakten an die Öffentlichkeit gegeben worden. Damit würden Dienstgeheimnisse verraten, unterstrich der SPD-Politiker. Er bezeichnete den Vorfall als «Rechtsbeugung durch die Berliner Behörden». Die Grenzen des Akzeptablen seien erneut überschritten worden. «Das verursacht einen immensen Schaden», sagte Schulze.