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Durchnässt und ohne Ausweise

Guben.
In Guben stellen Ange­hörige der Bun­des­gren­zschutzin­spek­tion Guben vom 17. bis 19.November am Bahn­hof und in der Alten Post­straße ins­ge­samt sechs Per­so­n­en unmit­tel­bar nach der uner­laubten Ein­reise über die Neiße fest. Vier Viet­name­sen und ein Ukrain­er wur­den mit völ­lig durch­nässter Bek­lei­dung und ohne Ausweis­pa­piere angetrof­fen. In den Vernehmungen kon­nten die Ein­schleusun­gen von Polen nach Deutsch­land ermit­telt wer­den. Auch bei der Frau aus Rus­s­land, die am Bahn­hof Guben fest­gestellt wurde, wurde die uner­laubte Ein­reise nachgewiesen. Alle Per­so­n­en wur­den nach Polen zurück­geschoben. An den Gren­zübergän­gen Gubinchen und Guben sowie im Stadt­ge­bi­et von Guben wur­den in der ver­gan­genen Woche 18 Ukrain­er, Weißrussen, Kasach­stan­er, Polen und Russen wegen des uner­laubten Aufen­thaltes in Deutsch­land angezeigt. Gründe dafür waren die zweck­ent­fremdete Nutzung der Visa, abge­laufene Gültigkeit der erteil­ten Visa, Auss­chrei­bun­gen zur Ausweisung/Abschiebung und Ver­dacht der uner­laubten Arbeit­sauf­nahme in Deutsch­land bei drei pol­nis­chen Staatsangehörigen. 

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Kyritz: Jugendlicher zusammengeschlagen

Am Son­ntag gegen 20.40 Uhr wurde der Polizei mit­geteilt, dass gegen 18.30 Uhr ein 14-Jähriger in Kyritz, Weber­straße, von zwei Jugendlichen geschla­gen und getreten wurde. Anschließend zeigten die bei­den Tatverdächti­gen den Hit­ler­gruß, begleit­et mit recht­sradikalen Parolen, und ent­fer­n­ten sich in unbekan­nte Rich­tung. Der Geschädigte wurde nach bish­eri­gen Erken­nt­nis­sen nicht ver­let­zt. Im Zuge der ersten polizeilichen Maß­nah­men kon­nte ein Tatverdächtiger namentlich ermit­telt und zur Polizei­wache Kyritz gebracht wer­den. Der 15-jährige Tatverdächtige zeigte sich in der durchge­führten Beschuldigten­vernehmung geständig und wurde anschließend in Abstim­mung mit der zuständi­gen Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin aus dem Polizeige­wahrsam ent­lassen und an Erziehungs­berechtigte übergeben. Die Ermit­tlun­gen der Krim­i­nalpolizei zu dem zweit­en Tatverdächti­gen sowie zur Moti­va­tion dauern an.

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Gedenkgottesdienst für ermordeten Marinus Schöberl


POTZLOW/POTSDAM — “Hier bei uns in Pot­zlow ist Unfass­bares ver­brochen wor­den.” Die grausame Mord­tat an dem Schüler Mar­i­nus Schöberl müsse mit “Wert­maßstäben wie aus der Vorsteinzeit” gemessen wer­den, sagte Pfar­rer Johannes Reimer gestern in der voll beset­zten Kirche des Uck­er­mark-Dor­fes. Der tra­di­tionelle Abendmahls-Gottes­di­enst zum Toten­son­ntag wurde zugle­ich zu ein­er beein­druck­enden Gedenkver­anstal­tung an den ermorde­ten 17-Jähri­gen. Unter den rund 250 Teil­nehmern des Gottes­di­en­stes sowie eines anschließen­den Schweige­marsches zum ehe­ma­li­gen LPG-Gelände, wo Jugendliche die Leiche des Jun­gen gefun­den hat­ten­im Som­mer Ermorde­ten gefun­den hat­ten, waren auch Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck und Uck­er­mark-Lan­drat Kle­mens Schmitz (bei­de SPD).

 

Drei als recht­sex­trem eingestufte Tatverdächtige sitzen in Untersuchungshaft.Von ihnen haben zwei 17-Jährige ein Geständ­nis abgelegt. Sie gaben zu, Mar­i­nus zu Tode geprügelt zu haben, weil sein Haar blond gefärbt und seine Hose nicht nach ihrem Geschmack war. Ein 23 Jahre alter Mann schweigt bis­lang zu den Vorwürfen.

 

Pfar­rer Reimer ver­wies darauf, dass derzeit in Pot­zlow alle nach Halt suchen, “in ein­er Sit­u­a­tion, in der alle Dämme zu brechen scheinen”. Jugend­sozialar­bei­t­erin Petra Freiberg forderte die Zuhör­er auf, nach dem viel zu großen Opfer endlich aufzuwachen und “das Wort Liebe ein­fach wieder größer zu schreiben.” Und unter Trä­nen set­zte Freiberg hinzu: “Vor allem müssen wir den Kindern wieder mehr Liebe schenken.” Mit Blick auf die vollbe­set­zte Kirche ergänzte ihre Kol­le­gin Liane Klützke, dass das schreck­liche Ereig­nis offen­bar in der ganzen Gemeinde Oberuck­ersee “die Chance für einen Anfang bietet, näher zu rück­en, wie eine Gemeinde zu fühlen und hof­fentlich auch wie eine Gemeinde zu handeln”.

 

Bere­its am Son­ntag­mor­gen hat­ten Jugendliche vor der Ein­fahrt zum ehe­ma­li­gen LPG-Gelände, wo sie vor ein­er Woche in ein­er still­gelegten Jauchegrube die sterblichen Über­reste von Mar­i­nus fan­den, ein Holzkreuz zum Gedenken aufgestellt. Hier­her führte nach dem Gottes­di­enst ein Schweige­marsch. Pot­zlows Bürg­er­meis­ter Johannes Weber klei­dete vor dem schlicht­en Kreuz in Worte, was offen­bar viele dacht­en: “Unsere Gefüh­le fahren Achter­bahn. Auch noch eine Woche nach der schreck­lichen Ent­deck­ung sitzt der Schock tief.”

 

Min­is­ter­präsi­dent Platzeck legte sagte: “Wir geste­hen uns ein, dass wir nicht nur entset­zt sind angesichts der grausamen Tat, son­dern auch fas­sungs­los und rat­los.” Trotz des grauen­vollen Rückschlages seien die Mühen bei der Jugen­dar­beit der let­zten Jahre aber nicht umson­st gewe­sen. Platzeck ver­sprach, der Fam­i­lie des ermorde­ten Schülers zu helfen, wo immer es geht und auch die jun­gen Men­schen nicht allein zu lassen, die den grausamen Fund macht­en. Dann erin­nerte er an Regine Hilde­brandt, die ein­mal gesagt habe, immer daran zu denken, dass “der tief­ere Sinn des Lebens im Miteinan­der liegt”.

 

Der “Spiegel” berichtet in sein­er neuen Aus­gabe, der mut­maßliche 17-jährige Haupt­täter habe stark unter dem recht­sex­tremen Ein­fluss seines älteren Brud­ers ges­tanden. Der 23-Jährige war seit 1999 wegen zahlre­ich­er recht­sex­trem motiviert­er Delik­te mehrmals ins Gefäng­nis gekom­men und am 17. August erneut ver­haftet wor­den, weil er in Pren­zlau einen Flüchtling aus Sier­ra Leone bru­tal zusam­mengeschla­gen hatte.

 

Wie das Blatt weit­er schreibt, hat­te sein 17-jähriger Brud­er Mitte Novem­ber zwei Bekan­nte für 25 Euro zu der Jauchegrube geführt, wo Mar­i­nus ver­schar­rt war. Als er den Toten fand, habe er mit einem Beil zwei Mal auf den Schädel eingeschla­gen, der aus der Grube ragte.

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Potzlow: Grausamer Mord soll schnell geahndet werden

Grausamer Mord soll schnell geah­n­det werden

In spätestens drei Monat­en begin­nt Prozess / Staat­san­waltschaft prüft Schritte gegen Zeu­gen, die der Mis­shand­lung von Mar­i­nus taten­los zusahen
Grausamer Mord soll schnell geah­n­det werden


Die Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin arbeit­et mit Hochdruck an der Anklage im Mord­fall des 17-jähri­gen Mar­i­nus S. aus Pot­zlow bei Pren­zlau. Spätestens in drei Monat­en soll der Prozess gegen die drei Tatverdächti­gen begin­nen, hieß es gestern. Wie die Obduk­tion der Leiche ergab, ist der Jugendliche mit einem schw­eren Stein erschla­gen und dann in ein­er früheren Jauchegrube ver­graben wor­den. “Es muss mehrere Würfe auf den Kopf gegeben haben, die schließlich zum Tode führten”, sagte der Lei­t­ende Ober­staat­san­walt Gert Schnittch­er. Weit­ere Einzel­heit­en zu der Tat am 12. Juli diesen Jahres behielt er aus Rück­sicht auf die Ange­höri­gen zurück. Nach Angaben des Chefan­klägers hät­ten die bei­den festgenomme­nen 17-jähri­gen Mar­cel Sch. und Sebas­t­ian F. ein Geständ­nis abgelegt. Sie bleiben bis zum Beginn des Prozess­es in Unter­suchung­shaft. Mar­co Sch., der dritte Tatverdächtige und Brud­er von Mar­cel, schweigt dage­gen bish­er zu den Vor­wür­fen. Er sitzt im Gefäng­nis eine dreiein­hal­b­jährige Haft­strafe ab, weil er im August einen schwarzafrikanis­chen Asyl­be­wer­ber in Pren­zlau bru­tal zusam­mengeschla­gen hat­te und schon zuvor bei Prügeleien und Dieb­stählen auf­fäl­lig gewor­den war. Wie berichtet, haben sich Opfer und Täter gut gekan­nt. Mar­i­nus S. besuchte in seinem Heima­tort Ger­swalde die Förder­schule, hielt sich aber in sein­er Freizeit oft im wenige Kilo­me­ter ent­fer­n­ten Pot­zlow auf. Meis­tens legte er die Strecke mit dem Fahrrad zurück und blieb manch­mal auch über Nacht im Nach­bar­dorf. So erk­lärt man sich bish­er auch, dass Mar­i­nus Eltern ent­ge­gen ersten Darstel­lun­gen die Ver­mis­s­te­nanzeige erst zwei Wochen nach dem 12. Juli auf­gaben. “Sein Vater dachte wohl, der Sohn über­nachtet irgend­wo in Pot­zlow, und hat sich deshalb keine Gedanken gemacht”, sagte Mike Lemke. Lemke arbeit­et für die Spedi­tions­fir­ma, die in der ehe­ma­li­gen LPG Fahrzeuge und Gas­flaschen abstellt. In der Jauchegrube der Ex-LPG war die Leiche von Mar­i­nus ver­schar­rt wor­den. Die frühere Schweine­mas­tan­lage ist ein beliebter Tre­ff­punkt der Jugend aus dem Gegend. Hier tranken sie Bier, raucht­en und holten aus der Jauchegrube Würmer für die Angler am Oberuck­ersee. Zwei Wochen nach Mar­i­nus Ver­schwinden suchte die Fam­i­lie auch in der Ex-LPG, fand aber nichts und ging zur Polizei. Die sei dann mit einem Suchtrupp erschienen. Die Ermit­tlun­gen der Staat­san­waltschaft sind noch nicht abgeschlossen. Befragt wer­den mögliche Zeu­gen von Mar­i­nus Lei­den, die in ein­er Woh­nung begonnen hat­te. Schon da wurde Mar­i­nus S. ange­grif­f­en. “Da waren noch min­destens drei bis vier andere Per­so­n­en dabei”, erk­lärte Ober­staat­san­walt Schnittch­er. Ein möglich­er Anklagepunkt könne unter­lassene Hil­feleis­tung sein. Der 17-jährige Mar­cel Sch. hat­te den Ort der ver­grabenen Leiche am Woch­enende im Jugend­club aus­ge­plaud­ert. “Er wollte in die Disko und brauchte 20 Euro”, sagte gestern ein Jugendlich­er in Pot­zlow. Mar­cel habe gewet­tet, dass er wisse, wo die Leiche liege. Eine Gruppe sei dann los­ge­zo­gen, um in der Jauchegrube zu suchen. Als sie einen Schädel fan­den, informierte ein­er die Polizei. 

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Da war alles still”

(Bar­bara Boll­wahn de Paez Casano­va) Sie sitzen im Wohnz­im­mer und ver­suchen zu ver­ste­hen. Auf der Schrankwand ste­hen die Fotos der älteren Tochter, der Enke­lin und der bei­den Söhne. Die Söhne. Wie kann es sein, dass sie so was gemacht haben? Dass sie es so lange mit sich herumge­tra­gen haben? Die Eltern find­en keine Antworten. Der Vater hält sich die Hände vors Gesicht. “Es tut uns so leid”, sagt er. “Ein Men­schen­leben kannst du nicht wiederholen.” 

 

Seit dem Woch­enende bekom­men sie anonyme Anrufe. Seit im bran­den­bur­gis­chen Pot­zlow und Umge­bung bekan­nt wurde, dass ihre Söhne am 12. Juli den 16-jähri­gen Mar­i­nus getötet und ver­schar­rt haben sollen. “Die Einzel­heit­en sind so grausam, dass ich sie auch nicht ansatzweise schildern kann”, hat der Staat­san­walt darüber gesagt. “Es war viehisch.” Deshalb bekom­men sie die Anrufe, die Eltern des 23-jähri­gen Mar­co und des 17-jähri­gen Mar­cel, die nun zusam­men mit einem weit­eren 17-Jähri­gen in Haft sitzen. Die Eltern wer­den als “Mörder” beschimpft, und gute Bekan­nte bit­ten um Ver­ständ­nis, dass sie nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollen. 

 

Sie wollen aber reden. Also haben sie das Gespräch­sange­bot von Lothar Priewe angenom­men. Priewe ist ehre­namtlich­er Mitar­beit­er des Arbeit­skreis­es des Aus­län­der­beauf­tragten der Uck­er­mark und ken­nt die Fam­i­lie, seit­dem der ältere Sohn zulet­zt vor Gericht stand. Ende Okto­ber hat das Amts­gericht Pren­zlau Mar­co zu ein­er drei­jähri­gen Haft­strafe verurteilt, nach­dem er Mitte August, vier Wochen nach Mar­i­nus Tod, zusam­men mit drei anderen Recht­en in Pren­zlau einen Afrikan­er zusam­mengeschla­gen hat­te. Priewe erin­nert sich noch, wie teil­nahm­s­los Mar­co das Urteil ent­ge­gen­nahm, wie sich Mar­cel über das Urteil empörte. Die Eltern haben Priewe gesagt, dass sie ein­ver­standen sind, wenn er eine Jour­nal­istin mibringt. 

 

Was am 12. Juli auf ihrem Grund­stück passierte, wis­sen sie nicht. Die Mut­ter war im Kranken­haus, und der Vater besuchte sie. Er erzählt, dass Mar­co an diesem Tag mit einem recht­sradikalen Kumpel gekom­men sei, den er nicht im Haus hat­te haben wollen. Deshalb hät­ten sie im Garten, neben dem Vogel­haus mit seinen Zucht­tauben, ein Zelt aufgestellt. Ob das Mar­tyri­um von Mar­i­nus drin­nen im Haus oder draußen im Garten seinen Anfang nahm, weiß er nicht. Er kam an diesem Tag erst abends nach Hause. “Da war alles still.” 

 

Er und seine Frau kan­nten das Opfer. Als sie eine Zeit lang einen kleinen Getränke­hof betrieben, sei Mar­i­nus öfters zum Limon­adekaufen gekom­men. Sie weinen, der Vater sagt: “Wir machen uns solche Vor­würfe, für die Fam­i­lie von Mar­i­nus ist es ja noch viel schlimmer.” 

 

Beim Erzählen fällt dem Vater auf, dass Mar­i­nus am sel­ben Tag geboren ist wie er. Es wird ihm bewusst, dass sein Geburt­stag von nun an kein Tag mehr zum Feiern sein wird. Er schweigt. 

 

“Wir haben unsere Söhne doch nicht als Mörder erzo­gen”, unter­bricht seine Frau das Schweigen. Sie ver­sucht, die Trä­nen zurück­zuhal­ten, sie sagt, dass sie Angst hat, einen Ner­ven­zusam­men­bruch zu erlei­den. Als sich der Mann ihrer Tochter vor einiger Zeit das Leben genom­men hat, haben sie die etwa zwölfjährige Enkel­tochter zu sich genom­men. Sie haben ihr nun gesagt, “dass ihre Onkel Mörder sind”, um sie auf Bemerkun­gen in der Schule vorzubereiten. 

 

Ja, der Mar­co habe “schon immer Prob­leme gemacht und eine rechte Ori­en­tierung gehabt”, sagt die Mut­ter mit ein­er Stimme, die so schwach klingt, wie wohl auch ihr Wider­stand war. Sie erzählt, wie er sich “Rot Front ver­recke” aufs Bein habe tätowieren lassen, von der Reich­skriegs­flagge in seinem Zim­mer, Lons­dale-T-Shirts und Springer­stiefeln. “Man kommt nicht dage­gen an”, sagt sie. Die Eltern geben zu, dass sie mit der Erziehung ihres älteren Sohnes über­fordert waren. Mitte der Neun­ziger­jahre, er hat­te ger­ade mal die siebte Klasse abgeschlossen, gaben sie ihn in eine betreute Wohnge­mein­schaft. Aber er änderte sich nicht. Zaghaft sucht die Mut­ter nach Erk­lärun­gen. “Der Mar­co hat all seine Straftat­en unter Alko­hol began­gen. Warum wurde er nie zu ein­er Ther­a­pie ver­don­nert?”, fragt sie unsich­er. “Er braucht ganz drin­gend Hilfe.” 

 

Als sie von ihrem jün­geren Sohn erzählt, ist auf ihrem Gesicht die Andeu­tung eines Lächelns zu sehen. Der sei hil­fs­bere­it gewe­sen, habe bunt gefärbte Haare gehabt, manch­mal gek­ifft. Er habe immer­hin die neunte Klasse geschafft und durch ein Förder­jahr “die Kurve gekriegt”. Bis sein Brud­er aus dem Gefäng­nis kam. Da war Saufen statt Kif­f­en ange­sagt, kurze statt bunte Haare. Die 43-jährige Mut­ter, die seit ein­er schw­eren Oper­a­tion vor zwei Jahren Erwerb­s­min­derungsrente bezieht und vorher als Küchen­hil­fe gear­beit­et hat, erzählt, was auch Jugendliche im Ort bericht­en: dass Mar­cel unter dem Druck seines Brud­ers stand und wie aus­gewech­selt war, wenn dieser zu Hause war. Als Mar­co im Okto­ber wieder ins Gefäng­nis kam, habe sich Mar­cel verän­dert. Er sei in einem Moment aggres­siv und im näch­sten sehr sen­si­bel gewe­sen. “Manch­mal weinte er in seinem Zim­mer”, sagt die Mut­ter. Ver­standen hat sie das damals nicht. 

 

Pot­zlow ist klein. Knapp 600 Ein­wohn­er. Vom Ein­fam­i­lien­haus, in dem die Eltern der nun des Mordes Verdächti­gen wohnen, kann man die ehe­ma­lige Land­wirtschaftliche Pro­duk­tion­sgenossen­schaft sehen. Dort soll es passiert sein. Lange Silos, ver­fal­l­ene Ställe, aus­rang­ierte Fuhrw­erke und Anhänger ste­hen auf dem Gelände. Hin­ter ein­er üppi­gen Brombeer­hecke ros­tet ein grün­er Bauwa­gen. Im Innern liegen Müll, Zigaret­tenkip­pen und Fet­zen alter Auslege­ware. An den Wän­den und der Decke herrscht eine selt­same Ord­nung: In ger­aden Rei­hen sind Dutzende von leeren Zigaret­ten­schachteln und Unmen­gen von Kro­nko­rken befes­tigt. Ein an die Wand gek­lebtes, mit dem Com­put­er beschriebenes Blatt Papi­er trägt die Über­schrift “Hüt­tenord­nung”: “Wer in die Hütte kotzt, muss es auch wieder selb­st sauber machen”, heißt es. Oder: “Wer Alk ver­schüt­tet, muss neuen besor­gen”, und: “Wer fick­en will, geht nach draußen”. 

 

Mar­i­nus hat sich in dem Bauwa­gen mit Kumpels getrof­fen und auch hin und wieder dort über­nachtet. Bis vor einem Jahr lebte er mit seinen Eltern und Geschwis­tern in Pot­zlow. Nach­dem die Fam­i­lie ins nur einige Kilo­me­ter ent­fer­nte Ger­swald umge­zo­gen war, kam er weit­er oft in sein altes Dorf. 

 

Mar­i­nus Knochen wur­den in der still­gelegten Jauchegrube des ehe­ma­li­gen Agrar­be­triebs gefun­den. Seine Eltern ver­mis­sten ihn seit dem 12. Juli. “Aus der elter­lichen Woh­nung abgängig”, heißt das in der Polizeis­prache. Mar­i­nus hat­te Sprach­hem­mungen und Lese- und Schreib­schwächen, er besuchte eine Förder­schule in Tem­plin. Er blieb manch­mal einige Tage von zu Hause weg, und so waren die Eltern zuerst nicht beun­ruhigt. Erst zehn Tage später erstat­teten sie Ver­mis­s­te­nanzeige. Drei Mal gab die Polizei Fah­n­dungsmeldun­gen mit Foto und Per­so­n­enbeschrei­bung her­aus. Die let­zte am 3. Sep­tem­ber, einen Tag vor Mar­i­nus 17. Geburtstag. 

 

Jet­zt erin­nert ein Papp­kar­ton mit abge­bran­nten Kerzen wenige Meter neben dem Bauwa­gen an ihn. Kinder und Jugendliche haben ihn aufgestellt. In unge­lenker Schrift ste­ht darauf: “Lieber Mar­i­nus, Du warst unser bester Fre­und. Wir wer­den Dich vermissen.” 

 

Am Dien­stagabend hat das Amts­gericht Pren­zlau die Haft­be­fehle gegen Mar­co, Mar­cel und seinen Kumpel wegen des Ver­dachts des gemein­schaftlichen Mordes aus niederen Beweg­grün­den erlassen. Die bei­den Jün­geren haben inzwis­chen ges­tanden, Mar­co nicht. Nach Angaben der Staat­san­waltschaft hörten sie an jen­em 12. Juli Musik und tranken mehrere Kästen Bier. Auf dem Grund­stück von Mar­cos und Mar
cels Eltern und an einem anderen noch nicht ermit­tel­ten Ort. Sie hät­ten sich über Mar­i­nus weit geschnit­tene HipHop­per-Hose und seine blond gefärbten Haare aufgeregt, ihn als “Jude” beschimpft und geschla­gen. Dann hät­ten sie ihn gezwun­gen, auf das Gelände der Pro­duk­tion­sgenossen­schaft mitzukom­men, ihn dort gequält und getreten, bis er sich nicht mehr rührte, und ihn dann in der still­gelegten Jauchegrube vergraben. 

 

Wenige Kilo­me­ter von Pot­zlow ent­fer­nt liegt Strehlow. Peter Feike, 54 Jahre alt, ist Koor­di­na­tor des dor­ti­gen Jugendzen­trums und zugle­ich Bürg­er­meis­ter der Großge­meinde Oberuck­ersee, zu der auch Pot­zlow gehört. Jugendliche haben ihm berichtet, wie Mar­cel im Jugend­club eini­gen anderen von Mar­i­nus Schick­sal erzählte, als das Gespräch auf den bere­its seit vier Monat­en Ver­mis­sten kam. Mar­cel habe gesagt, er liege tot in der Jauchegrube. Weil die anderen ihm nicht glaubten, führte sie Mar­cel gegen Mit­ter­nacht zu der Stelle. Er holte noch von zu Hause eine Taschen­lampe und eine Axt, um den Kör­p­er zu find­en und freizulegen. 

 

Die Jugendlichen waren geschockt. Sie ver­ri­eten wed­er ihren Eltern noch der Polizei, noch den Sozialar­beit­ern vom Jugend­club etwas von dem grausi­gen Fund. Sie erzählten es anderen Jugendlichen weit­er. Auch die woll­ten es nicht glauben. Aber als sie eben­falls Skelett­teile fan­den, informierten sie anonym die Polizei. Sie hat­ten Angst, weil das Betreten des Gelän­des ver­boten ist. Mar­cel sagte seinen Eltern weit­er nichts. Die erfuhren am Son­ntagabend am Tele­fon, dass ihr Sohn festgenom­men wurde. 

 

“Er kon­nte wohl nicht länger damit leben”, sagt der Koor­di­na­tor des Jugendzen­trums. Er ken­nt Mar­cel seit dem Som­mer, als er wegen eines Dieb­stahls in dem Jugend­club 60 Stun­den Sozialar­beit ableis­ten musste. Zu der Zeit war Mar­i­nus schon tot. Peter Feike ist fas­sungs­los. “Ich gehe nicht davon aus, dass er wie ein eiskalter Mörder gestrickt ist. Der war seinem Brud­er hörig.” 

 

Feike hat Mitar­beit­er des Mobilen Beratung­steams der Opfer­hil­fe aus Pots­dam um Unter­stützung gebeten, damit die Jugendlichen, die das gefun­den haben, was von Mar­i­nus übrig geblieben ist, psy­chol­o­gis­che Hil­fe bekom­men. Die Lehrer an der Förder­schule, die das Opfer besuchte, wur­den ermah­nt, stärk­er darauf zu acht­en, mit wem die lern­be­hin­derten Schü­lerin­nen und Schüler Kon­takt haben. Mar­i­nus hätte das nichts genützt. Er kan­nte seine Mörder.

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NPD-Aufmarsch in Potsdam

Rund 100 NPD-Anhänger marschierten am Sonnabend rund zwei Stun­den durch die Wohnge­bi­ete Am Stern und Drewitz. Die Polizei war mit mehreren hun­dert Beamten im Ein­satz — die Pots­damer wur­den von Kol­le­gen aus dem gesamten Land, aus Berlin, Schw­erin, Sach­sen, Nor­drhein-West­falen und Bay­ern unterstützt.

 

Etwa 100 Gegen­demon­stran­ten der linken Szene ver­sucht­en den Auf­marsch durch Pfiffe und Sprechchöre zu stören. In der Neuen­dor­fer Straße wur­den die Recht­en von Ver­mummten mit Steinen bewor­fen. Die Polizei nahm zehn Gegen­demon­stran­ten fest, darunter zwei Steinew­er­fer. Gegen einen NPDler wird ermit­telt, weil er einen Schla­gring bei sich führte. Das mas­sive Polizeiaufge­bot ver­hin­derte eine direk­te Konfrontation.

 

Zum Zeit­punkt der Demon­stra­tion wurde um 13 Uhr eine Gas­pa­trone in einen als recht­sex­trem­istisch gel­tenden Szeneladen in Babels­berg gewor­fen. Der Inhab­er wurde leicht ver­let­zt. Die Polizei nahm einen Verdächti­gen fest. Gegen 20.20 Uhr wur­den um die Bran­den­burg­er und die Friedrich-Ebert-Straße bei drei Banken und acht Läden, darunter ein Reise­büro und ein Erotik­laden, 16 Schaufen­ster einge­wor­fen. Der Sach­schaden liegt bei 40 000 Euro. Die Polizei ver­mutet die Täter in der autonomen Szene und schließt einen Zusam­men­hang mit den Protesten nicht aus.

 

Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck rief dazu auf, im Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus nicht nachzu­lassen. Vor 200 Teil­nehmern der Gegenkundge­bung “Pots­dam beken­nt Farbe” auf dem Alten Markt sagte er, dass es neben der staatlichen Ver­ant­wor­tung auch die “am Früh­stück­stisch, am Arbeit­splatz, in der Straßen­bahn und der Stammkneipe” gebe. Die Poli­tik, so Platzeck, dürfe Recht­sex­trem­is­mus nicht salon­fähig machen. Zwar beze­ich­nete Platzeck das umstrit­tene Inter­view seines Innen­min­is­ters Jörg Schön­bohm mit der recht­en Zeitschrift “Junge Frei­heit” als falsch. Nicht ste­hen lassen wollte er jedoch die Behaup­tung, Schön­bohm sei recht­sex­trem. Wolf­gang Rose von der Kam­pagne gegen Wehrpflicht hat­te dies behauptet und Platzeck aufge­fordert, sich vom Vize-Regierungschef zu tren­nen. Scharf kri­tisiert wurde Schön­bohm auch von Gen­er­al­su­per­in­ten­dent Rolf Wisch-nath. Er hätte sich gewün­scht, “den Min­is­ter heute hier zu sehen”, sagte er. Als “größte Gefahr für unser Land”, beze­ich­nete Wis­chnath die “Affen­men­tal­ität, nichts hören, sehen und sagen zu wollen”. Die NPD-Demo zu ignori­eren, sei der falsche Weg, sagte auch der amtierende OB Jann Jakobs: “Wir dür­fen das Ter­rain nicht den Recht­en über­lassen.” Er rief dazu auf, wieder auf die Straße zu gehen, wenn die NPD aber­mals demon­stri­ert. Die rechte Partei demen­tierte gestern, für den 21. Dezem­ber in Pots­dam eine weit­ere Demon­stra­tion angemeldet zu haben. Allerd­ings plane nach ihrer Ken­nt­nis der zur recht­en Szene gehörende Ham­burg­er Chris­t­ian Worch einen Auf­marsch. In Pots­dam bedi­en­ten sich die Recht­en bewusst pro­vokant und rechtlich schw­er angreif­bar bei den Slo­gans der Friedens­be­we­gung. “Frieden schaf­fen ohne Waf­fen”, stand auf einem Trans­par­ent. Das Mot­to der Demo lautete “Gegen den US-Ter­ror — kein Blut für Öl.” Laut Angaben von Polizeiein­sat­zleit­er Nor­bert Bury kamen die meis­ten Teil­nehmer aus der Witt­stock­er recht­en Szene und aus Berlin. Der Ort der Demo sei zuvor mit der NPD ver­han­delt worden.

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Belzig: Das Gedenken für einen ermordeten Asylbewerber und der tägliche Rassismus

BELZIG — Belaid Bay­lal war ein lebendi­ger, kraftvoller Men­sch, couragiert, voller Ide­ale und kaum zu brechen. Den­noch wurde er zer­brochen. Aus­gerech­net dort, wo er sich sich­er wäh­nte, geschützt vor Folter und Ver­fol­gung, Verurteilung oder gar Tötung. Sein Berlin­er Anwalt Mar­tin Robert las anlässlich eines von der Belziger Jugend-Antifa-Gruppe organ­isierten Forums im Jugend­freizeitzen­trum Pogo aus auto­bi­ografis­chen Aufze­ich­nun­gen, die ihm sein Man­dant für sein Asyl­rechtsver­fahren zur Ver­fü­gung gestellt hatte.

 

Der marokkanis­che Gew­erkschafter, Mit­glied der Partei für Fortschritt und Sozial­is­mus, hat­te in den 80er-Jahren in sein­er nordafrikanis­chen Heimat für die Ein­heit von Arbeit­ern und Bauern, gegen feu­dale Arbeitsver­hält­nisse und die kor­rupte Ver­wal­tung gekämpft, hat­te Streiks organ­isiert und war dafür mehrfach in Haft genom­men und gefoltert wor­den. Schließlich gelang ihm eine mehrjährige Flucht über Alge­rien und Libyen.

 

Als blind­er Pas­sagi­er kommt er 1991 nach Deutsch­land und wird ins Belziger Asyl­be­wer­ber­heim eingewiesen. In ein­er Belziger Gast­stätte, in der er abends mit einem Fre­und ein Bier trinken will, ereilt ihn sein Schick­sal. Rechte Jugendliche schla­gen und treten auf ihn ein, Bay­lal trägt schwere Dar­mver­let­zun­gen davon, deren Verwach­sun­gen mehrfach Dar­mver­schlüsse aus­lösen und Not­op­er­a­tio­nen erfordern. Im Novem­ber 2000 kommt nach einem erneuten Dar­mver­schluss jede ärztliche Hil­fe zu spät (MAZ berichtete).

 

Die bei­den Täter waren nach dem Über­griff zu ein­er fünf­monati­gen Bewährungsstrafe bzw. zu Arbeitsstun­den und ein­er Geld­buße verurteilt wor­den. “Das war Anfang der 90er, als rechte Jugendliche als ver­wirrte und per­spek­tivlose Einzeltäter gal­ten”, sagt die Berlin­er Jour­nal­istin Heike Kleffn­er, die den Tod Belaid Bay­lals im Rah­men ein­er Doku­men­ta­tion über Opfer ras­sis­tisch motiviert­er Über­griffe recher­chierte und das Pogo-Forum am Don­ner­stagabend moderierte.

 

Darin ging es vor allem um den Stein, dessen Errich­tung heute Abend auch Gegen­stand ein­er Debat­te im Belziger Haup­tausss­chuss sein wird. Ent­täuscht darüber, dass die im “Fläming-Echo” abge­druck­te Geschichte Belaid Bay­lals ohne Nach­hall geblieben war, hat­te die Jugend-Antifa-Gruppe im April die Auf­stel­lung eines Gedenksteins angeregt. Er soll neben dem vorhan­de­nen Stein an der Post ste­hen und nicht nur mah­nende Erin­nerung sein.

 

Als “Stein des Anstoßes” soll er auch neue Auseinan­der­set­zun­gen über die alltägliche, bürg­er­liche Form des Ras­sis­mus ermöglichen, die beispiel­sweise der eben­falls im Podi­um vertretene Kameruner Jean-Marce Banoho in bösen Blick­en und Bemerkun­gen auf der Straße erfährt oder deretwe­gen er sich wie viele Ander­s­far­bige nachts nicht allein auf die Straße traut. “Aber wie soll man in der Belziger Bevölkerung Inter­esse für einen Toten weck­en, wenn es nicht ein­mal eine Brücke zu den leben­den 200 Asyl­be­wer­bern in der Stadt gibt”, fragte ein Zuhör­er. Nie­mand der Anwe­senden hat­te Belaid Bay­lal per­sön­lich gekan­nt, obwohl er fast ein Jahrzehnt in Belzig lebte. Mit dem Stein und der damit ver­bun­de­nen Lebens­geschichte, so sagt sein Anwalt, kön­nte Bay­lal eine späte Men­schw­er­dung erfahren.

 

Und auch die Stadt selb­st habe den Stein nötig, so die ein­hel­lige Mei­n­ung im Audi­to­ri­um. Als Eingeständ­nis und Sig­nal der Nicht­dul­dung jed­we­den Ras­sis­mus. Denn, so ging aus etlichen Schilderun­gen der Diskus­sion­steil­nehmer her­vor, es bah­nen sich neue Span­nun­gen in Belzig an. So wurde von Aus­fällen gegen Spä­taussiedler im Klinken­grund und über neue Tre­ff­punk­te rechter Jugendlich­er in der Alt­stadt berichtet. Mar­tin Kun­ze aus der Stadtver­wal­tung notierte sich die laut gewor­de­nen Vor­würfe wegen städtis­ch­er Untätigkeit und Sprachlosigkeit. Er war es, der 1997 das Belziger Forum gegen Recht­sex­trem­is­mus und Gewalt ini­ti­iert hat­te. Es sehe ganz so aus, so der Beige­ord­nete, als ob es ein­er neuen Runde bedarf.

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Potsdam zeigt Flagge

Pots­dam (ddp-lbg). Mehrere hun­dert Men­schen haben am Sam­stag in Pots­dam Flagge gegen Rechts gezeigt. Zu der Kundge­bung gegen einen Auf­marsch der recht­sex­tremen NPD hat­ten mehrere gesellschaftliche Grup­pen und Organ­i­sa­tio­nen aufgerufen, darunter der AStA der Uni­ver­sität Pots­dam und die Stadtverwaltung.
Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) betonte bei der Ver­anstal­tung auf dem Alten Markt, das The­ma Recht­sex­trem­is­mus bliebe weit­er­hin «hoch aktuell». Dies beweise der Mord an dem 17-jähri­gen Schüler im uck­er­märkischen Pot­zlow. Bei dieser Tat hät­ten Recht­sex­trem­is­mus, Intol­er­anz und Gewalt­bere­itschaft ohne­gle­ichen Pate ges­tanden. Es gebe daher «nicht den allerg­er­ing­sten Anlass», im Kampf gegen Rechts nachzulassen.
Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs (SPD) ver­wies darauf, dass die NPD weit­ere Aufmärsche in Pots­dam angekündigt habe. Er warnte davor, dass die bran­den­bur­gis­che Lan­deshaupt­stadt mit der Sym­bo­l­ik der NPD in Verbindung gebracht wird. Daher sei die Stadt darauf angewiesen, dass möglichst viele Men­schen gegen Rechts auf die Straße gehen.
Gegen den NPD-Auf­marsch hat­te es bere­its im Vor­feld hefti­gen Wider­stand gegeben. Das Pots­damer Polizeiprä­sid­i­um hat­te die durch den NPD-Lan­desver­band Berlin-Bran­den­burg angemeldete Kundge­bung unter zahlre­ichen Aufla­gen genehmigt. 

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Junge Freiheit hat nicht nur Schönbohm interviewt

POTSDAM In der Auseinan­der­set­zung um sein umstrittenes Inter­view mit der Wochen­zeitung “Junge Frei­heit” (JF) ste­ht Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) nicht allein auf dem öffentlich-medi­alen Schlachtfeld. 

 

Der israelis­che Schrift­steller Ephraim Kishon nimmt die Pub­lika­tion auf deren Inter­net-Seite gegen den Vor­wurf in Schutz, sie sei recht­sex­trem: “Ihr niveau­volles Blatt ist nicht radikal, es ist nicht ein­mal, was man “rechts” nen­nt, son­st hätte ich Ihnen kein Inter­view gegeben”, bemerkt der Satirik­er. Focus-Chefredak­teur Hel­mut Mark­wort pflichtet bei: “Für mich ist die Junge Frei­heit ein Medi­um, das inner­halb des demokratis­chen Sys­tems ste­ht.” Dass der nor­drhein-west­fälis­che Ver­fas­sungss­chutz die “Junge Frei­heit” in seinen Jahres­bericht­en erwäh­nt, hat nach Mark­worts Auf­fas­sung damit zu tun, dass die Behörde alles beobachte, “was nicht auf dem linken Flügel der SPD behei­matet ist”. 

 

Ver­mut­lich wird man dort verge­blich suchen, was die “Junge Frei­heit” auf ihrer Inter­net­seite vorstellt: Das zum Verkauf ange­botene Buch “Die Hitler-Jugend” von Her­bert Taege wird mit den Worten gelobt: “Der Autor schildert in diesem durch und durch ehrlichen Buch den Ide­al­is­mus der Jugend und den Geist, das sit­tliche Wollen und die Erziehungside­ale dieser Organisation.” 

 

Ange­priesen wer­den auch “Hitlers Briefe und Noti­zen”. Das Buch, heißt es, zeige, “was Hitler emp­fand und dachte, wenn er nicht die Absicht hat­te, seine Umwelt zu bee­in­flussen. Diese Doku­mente ste­hen oft in krassem Gegen­satz zu jen­em Bild, das Hitler aus pro­pa­gan­dis­tis­chen Grün­den von sich entwarf.” 

 

Prob­lem­los lassen sich von der Inter­net-Seite der “Junge Frei­heit” auch Poster auf den pri­vat­en Heim­com­put­er herun­ter­laden. Sie zeigen die Pro­pa­gan­da-Regis­seurin des Nation­al­sozial­is­mus, Leni Riefen­stahl, sowie Ernst von Salomon. Der Freiko­rp­skämpfer wurde 1922 wegen sein­er Beteili­gung an der Ermor­dung von Reich­saußen­min­is­ter Wal­ter Rathenau, der jüdis­che Vor­fahren hat­te, zu ein­er fün­fjähri­gen Zuchthausstrafe verurteilt. 

 

Die schärf­ste Kri­tik an der JF for­muliert das nor­drhein-west­fälis­che Lan­desamt für Ver­fas­sungss­chutz. Das Blatt sei “der Neuen Recht­en zuzurech­nen, ein­er um Intellek­tu­al­isierung bemüht­en geisti­gen Strö­mung inner­halb des Recht­sex­trem­is­mus”, notieren die Düs­sel­dor­fer Geheim­di­en­stler in ihrem Bericht für 2001. Die “Neue Rechte” vertrete “ins­beson­dere antilib­erale, anti­demokratis­che, revi­sion­is­tis­che und nation­al­is­tis­che Ideen”. 

 

Ähn­lich bew­ertet das Lan­desamt für Ver­fas­sungss­chutz in Baden-Würt­tem­berg die JF: Sie müsse “als ein wichtiges pub­lizis­tis­ches Bindeglied zwis­chen dem recht­skon­ser­v­a­tiv­en und dem recht­sex­tremen Spek­trum ange­se­hen wer­den”. Die Zeitung “veröf­fentlicht zahlre­iche Beiträge, mit denen ver­sucht wird, dem frei­heitlichen demokratis­chen Rechtsstaat die Legit­i­ma­tion abzus­prechen”. Beispiel­sweise, so das Bun­de­samt für Ver­fas­sungss­chutz, “beze­ich­nete ein Stam­mau­tor die Bun­desre­pub­lik Deutsch­land als heuch­lerischsten und ver­logen­sten Staat, der jemals auf deutschem Boden existiert habe”. Faz­it der Köl­ner Bun­des­be­hörde: “Die JF bot damit auch 2001 ein Forum für recht­sex­trem­istis­che Mei­n­ungsäußerun­gen und trug insofern weit­er­hin zur Ero­sion der Gren­ze zwis­chen recht­sex­trem­istis­chen und demokratisch-kon­ser­v­a­tiv­en Posi­tio­nen bei.” 

 

Nicht nur Ver­fas­sungss­chützer üben Kri­tik an der JF. Ähn­lich hat sich auch das Oberver­wal­tungs­gericht in Mün­ster in seinem Beschluss vom 22. Mai 2001 (5 A 2055/97) geäußert. Ver­schiedene Veröf­fentlichun­gen in der JF ließen “tat­säch­liche Anhalt­spunk­te für den Ver­dacht von Bestre­bun­gen erken­nen, die gegen das Demokratieprinzip gerichtet sind”, gibt der Ver­fas­sungss­chutzbericht den Gerichts­beschluss wieder. “Überdies ergebe sich das Bild ein­er die Men­schen­würde und das Diskri­m­inierungsver­bot mis­sach­t­en­den frem­den­feindlichen und anti­semi­tis­chen Aus­rich­tung”, zudem wür­den bisweilen “die Opfer des Holo­caust in zynis­ch­er Weise her­abgewürdigt”. Das Gericht monierte darüber hin­aus die Veröf­fentlichung ein­er “größeren Anzahl anti­demokratis­ch­er, frem­den­feindlich­er und anti­semi­tis­ch­er Beiträge” in der Zeitung. 

 

Den­noch kom­men in der JF nicht nur Per­so­n­en zu Wort, die ein­deutig dem rechts­gerichteten bis recht­sex­tremen Spek­trum (wie NPD-Funk­tionär Stef­fen Hup­ka) zuzurech­nen sind. Inter­viewt wer­den oft auch Per­so­n­en aus der Mitte der demokratis­chen Gesellschaft. Diese Scharnier­funk­tion offen­bart nach Auf­fas­sung von Geheim­di­en­stlern das strate­gis­che Konzept der JF. Die eigentlichen poli­tis­chen Ziele sollen “nicht immer offen genan­nt und ver­fol­gt wer­den”, vielmehr solle “recht­sex­trem­istis­ches Gedankengut möglichst ver­schleiert trans­portiert werden”. 

 

Der stel­lvertre­tende Vor­sitzende des Zen­tral­rats der Juden in Deutsch­land, Michel Fried­man, wirft Schön­bohm deshalb vor, durch sein Inter­view die “Junge Frei­heit” les­bar für bürg­er­liche Schicht­en zu machen. “Das ist unver­ant­wortlich”, so Friedman.

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NPD-Demo stoppen!

Aufruf zur Antifakundge­bung am Sa, 23. Novem­ber in Potsdam


Gegenkundgebung:

“Gegen Faschis­mus und Krieg!”

9 Uhr

Am Alten Markt

Am 14.9.2002 ver­suchte die NPD mit ein­er Demon­stra­tion unter dem Motto
“Stoppt die Massenein­wan­derung rus­sis­ch­er Juden; Deutsch­land uns
Deutschen!” ein Bein auf Pots­damer Asphalt zu set­zen. Damals kon­nten die
Nazis mit ihren
frem­den­feindlichen Parolen keinen Blu­men­topf gewin­nen, für die ca. 75
Nazis aus Pots­dam und Umland war das wohl eher ein Rein­fall. (Siehe auch:
Infori­ot-Son­der­seite)

Für Sam­stag, den 23.11.2002 wollen sie wieder in Pots­dam marschieren,
dies­mal allerd­ings als eine Friedens­demon­stra­tion unter dem Mot­to: “Gegen
US-Ter­ror; kein Blut für Öl!”. Dass die NPD kein Inter­esse an
kriegerischen Zustän­den hat, wird durch ihre Verehrung für Militaristen
(Waf­fen-SS, Wehrma­cht) und ihrer Frem­den­feindlichkeit überdeut­lich belegt.
Der heuch­lerische Ver­such, näch­sten Sam­stag auf der Antikriegswelle mit zu
schwim­men, um durch die Hin­tertür Jugendliche und Bürg­er für ihre
nation­al­is­tis­che Pro­pa­gan­da zu gewin­nen, wird auch dies­mal scheitern. 

Die NPD ist keine Friedenspartei! Einige Pots­damer Mit­glieder machen dies
auch prak­tisch jedem klar, der nicht
so denkt oder aussieht, wie sie es gerne hät­ten (z.B. abends am
Haupt­bahn­hof). In let­zter Zeit ist es in Pots­dam wieder ver­mehrt zu
ras­sis­tis­chen Über­fällen gekom­men. Die Ver­ant­wortlichen wollen jet­zt gegen
Krieg in Pots­dam demonstrieren?! 

Es darf nicht sein, dass nach knapp 10 Jahren Nazi­aufmärsche in Potsdam
wieder zur Nor­mal­ität wer­den. Darum geht auf die Straße und zeigt den
Nazis wo sie hingehören. 

Wir lassen uns nicht verarschen!

NPD in die Havel!

Infos

Es gibt eine Son­der­seite zum Aufmarsch:

www.no-npd.de.vu

zusät­zlich wird ab spätestens Sam­stag früh ein Antifa-Infotele­fon geschal­tet sein:
0177.876.79.69

Auf www.stadtplan-potsdam.de gibts einen Stadt­plan von Potsdam. 

Neuigkeit­en:

(Infori­ot, 22.11.): Näch­ste Nazide­mo in Pots­dam bere­its für den 21.12. angekündigt

(RH, 22.11.): Rote Hil­fe fordert Grun­drechte für Anti-NPD-Protest ein

(MAZ, 22.11.): Zahl recht­sex­tremer Straftat­en hat sich in Pots­dam verdoppelt

(MAZ, 22.11.): NPD darf unter Aufla­gen marschieren

(AStA, 21.11.): Aufruf gegen die NPD-Demo des AStA der Uni Potsdam

(MAZ, 21.11.): Gegen-Demos angemeldet

(Volx­i­ni, 20.11.): Polizeikon­troll­stelle gegen Behin­derun­gen antifaschis­tis­ch­er Gegendemonstrationen

(MAZ, 20.11.): NPD meldet
Auf­marsch in Pots­dam an

Inforiot