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Rechtsextreme Aktivitäten südlich von Prenzlau

Auf Grund der entset­zlichen Ereignisse haben wir ver­sucht, unsere Erken­nt­nisse über recht­sex­treme Aktiv­itäten in dieser Region zusammenzufassen. 

 

Die zu beschreibende Region reicht von Ger­swalde im West­en über Fli­eth und Suck­ow, dann in Rich­tung Nor­den über den Ober- Uck­ersee und Pot­zlowsee mit War­nitz, natür­lich den Orten Pot­zlow, Strehlow und Pin­now bis nach Stern­hagen, Lindenhagen. 

 

Die gesamte Region ist uns aus den konkreten Recherchen der Jahre 2000 und 2001 ziem­lich gut bekan­nt. Aus der jün­geren Ver­gan­gen­heit haben wir vor allem die recht­sex­tremen Straftat­en registriert. 

 

Aus unser­er Sicht gibt es in der Region schon lange eine sehr aktive und jugend­kul­turell recht dom­i­nante recht­sex­treme Szene. Sie fiel auch vor diesem Mord durch sehr mil­i­tante und gewalt­tätige Aktio­nen auf. Genan­nt seien in diesem Zusam­men­hang der Mord an einem 45- jähri­gen Mann 1997 in Pot­zlow, die Angriffe auf die Räume der jun­gen Gemeinde in Stern­hagen und Lin­den­hagen 1997/98, den Angriff auf linke Jugendliche im Som­mer 2001 in Suck­ow und die Angriffe auf pol­nis­che Jugendliche und Polizis­ten in War­nitz im Som­mer und Herb­st 2001. Die möglichen Angriff­sziele, dass zeigen schon die Beispiele waren sehr vari­abel: Ander­s­denk­ende Jugendliche, Aus­län­der, Polizis­ten oder auch Fremde. In Pin­now waren zum Beispiel lange Zeit zuge­zo­gene Berlin­er das Ziel von Angrif­f­en (Schmier­ereien, Dro­hun­gen, Über­fälle 1999). Wenn eine Zeit­lang weniger passierte, so waren sich unsere Inter­view­part­ner sich­er, so lag das meist daran, das einige beson­ders gewalt­tätige Aktivis­ten ger­ade wieder im Knast saßen. Ganz deut­lich ist aber immer wieder gewor­den , dass sie dann „aktiv“ wor­den, wenn ihre jugend­kul­turelle Hege­monie in Gefahr war. 

 

Auch die möglichen Tre­ff­punk­te der Szene sind meist bekan­nt: Jugen­dräume in den Dör­fern wie in Suck­ow und Pin­now, alte Anla­gen der LPGen, Kneipen und in der war­men Jahreszeit die zahlre­ichen Seen der Region. Immer wieder stand selb­st in der Zeitung davon, das die Polizei mal ein Lager­feuer am Pot­zlowsee oder am ein Zelt­lager am Sabi­nensee oder am Uck­ersee aufgelöst hat wie 2000 und 2001. Auch in den Diskotheken der Region wie in Milmers­dorf, Pren­zlau oder Kaak­st­edt sind sie regelmäßig zu tre­f­fen. Eine beson­dere Posi­tion nimmt das Jugendzen­trum in Strehlow ein. Dort wird sich schon länger an akzep­tieren­der Jugen­dar­beit ver­sucht. Jugendliche Recht­sex­trem­is­ten der gesamten Region tre­f­fen sich dort, eine rechter Aktivist wurde auch schon mal als Sozialar­beit­er eingestellt. 

 

Recht­sex­trem ori­en­tierte Jugendliche der Region haben immer wieder ihre Gesin­nung öffentlich gezeigt. Zu erin­nern wäre zum Beispiel an das juden­feindliche Plakat, das Schüler der Schule Ger­swalde bei der Klassen­fahrt aus dem Bus zeigten (2001), oder das erst vor einem Jahr der Bürg­er­meis­ter von Pot­zlow per­sön­lich bekan­nt gab, er habe 6 Jugendliche dabei ertappt, als sie ein großes Hak­enkreuz an die Bushal­testelle mal­ten. Auch in den Wahlkämpfen war die regionale Szene aktiv und klebte Plakate und Aufk­le­ber der NPD. Dorffeste der Region sind eigentlich „No go areas“ für alle, die nicht in das beschriebene Bild passen. In Pin­now wird dann später auch schon mal indizierte recht­sex­treme Musik ein­gelegt, das Dorffest in Pot­zlow war nicht erst in diesem Jahr, als der Junge aus Ger­swalde Opfer wurde, eine Anziehungspunkt für die Szene aus der ganzen Region. 

 

Verbindun­gen gibt es vor allem nach Pren­zlau. So ist es kein Zufall, dass der Haupt­täter kurz nach dem Mord Beteiligter bei dem Angriff auf einen Asyl­be­wer­ber in der Stadt war. Aber auch nach Gollmitz und in Rich­tung Milmers­dorf und Tem­plin gibt es Beziehun­gen, vor allem informeller Art. 

 

Öffentliche For­men der Auseinan­der­set­zung mit dem Recht­sex­trem­is­mus in der Region sind uns nicht bekannt. 

 

Pfef­fer und Salz Rechercheteam

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Neonazi-Zeitungen an Cottbuser Schule aufgetaucht

Eine Schule in Bran­den­burg hat ganz unter­schiedliche Her­aus­forderun­gen zu beste­hen. Geburten­schwache Jahrgänge und damit sink­ende Schülerzahlen stellen eventuell sog­ar ihre Exis­tenz in Frage. Darum kann der gute Ruf für eine Schule über­lebenswichtig sein. Der hängt nicht nur von einem ansprechen­den Bil­dungsniveau ab, son­dern auch davon, mit welchem Mut Prob­leme ange­gan­gen werden. 

 

Was tun, wenn z.B. recht­sex­trem­istis­che Pub­lika­tio­nen an der Schule auf­tauchen? So jüngst wieder geschehen in Cot­tbus. Soll man darüber reden oder die Angele­gen­heit mit Schweigen bedecken? 

 

 

Unter­schiedliche Herangehensweisen 

 

Nicht gut berat­en sind Schulleitun­gen, die meinen, die Sache sei durch Stillschweigen aus der Welt zu schaf­fen. Vielle­icht merkt ja nie­mand etwas! Damit sei dem Ruf der Schule am ehesten gedi­ent. Doch dabei nimmt man in Kauf, dass die Prob­leme im Ver­bor­ge­nen weit­er­schwe­len und sich vielle­icht zu einem Flächen­brand entwickeln. 

 

Deshalb ist es auf jeden Fall bess­er, genau hinzuschauen und das Prob­lem deut­lich zu benen­nen. Kurzfristig mag solche Offen­heit Nachteile mit sich brin­gen. Aber mit­tel- und langfristig ist sie ein­deutig die klügere Wahl. Denn auf diese Weise kann, um im Bild zu bleiben, der Brand­herd ein für alle Mal gelöscht werden. 

 

Die ein­gangs erwäh­nte Cot­tbuser Schule lieferte jüngst ein bemerkenswert pos­i­tives Beispiel für ein umsichtiges und aufgeschlossenes Herange­hen. Sie teilte das Auf­tauchen recht­sex­trem­istis­ch­er Pro­pa­gan­da an der Schule dem Ver­fas­sungss­chutz mit. 

 

 

Was war geschehen? 

 

Recht­sex­trem­istis­che Pro­pa­gan­da vor und auf Schulhöfen 

 

Einem volljähri­gen Schüler, der sich offen zu sein­er recht­sex­trem­istis­chen Überzeu­gung beken­nt, wurde von der Schulleitung recht­sex­trem­istis­ches Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al abgenom­men. Dabei han­delt es sich um die neon­azis­tis­chen Pub­lika­tio­nen “Mit­teldeutsche Jugend Zeitung” (MJZ) und “Der Fahnenträger”. 

 

Der Fund ist ein neuer­lich­er Beleg dafür, dass recht­sex­trem­istis­che Grup­pen ihren Nach­wuchs auch unter Schü­lerin­nen und Schülern suchen. Dazu ver­bre­it­en sie vor und auf den Schul­höfen Pro­pa­gan­damit­tel. Sobald jemand aus der Schüler­schaft geködert wor­den ist, soll der gle­ich als Mul­ti­p­lika­tor unter seinen Altersgenossen werben. 

 

In den 90er Jahren gab es in ver­schiede­nen Teilen Bran­den­burgs neon­azis­tis­che Schü­ler­grup­pen, die sog­ar eigene Blättchen druck­ten. Heute ist der­gle­ichen nicht zu sehen. Aber in benach­barten Bun­deslän­dern agieren dur­chaus recht­sex­trem­istis­che Schülervere­ini­gun­gen. Außer­dem erscheinen neon­azis­tis­che Jugendzeitschriften, die selb­stver­ständlich auch Schüler ansprechen wollen. 

 

Die “Mit­teldeutsche Jugend Zeitung” (MJZ) und “Der Fah­nen­träger” sind Beispiele dafür. Der “Fah­nen­träger” wird von der “Kam­er­ad­schaft Use­dom” her­aus­gegeben; die an der Cot­tbuser Schule fest­gestellte Aus­gabe ist bere­its über ein Jahr alt. Auf die MJZ sei näher einge­gan­gen, denn für sie zeich­net ein Bran­den­burg­er verantwortlich. 

 

 

“Mit­teldeutsche Jugend Zeitung” 

 

Gor­don Rein­holz, ein führen­der Neon­azi im Nor­dosten Bran­den­burgs, wird im Impres­sum der MJZ aus­drück­lich genan­nt. Seit seinem Aus­tritt aus der “Nation­aldemokratis­chen Partei Deutsch­lands” (NPD) konzen­tri­ert er seine Arbeit auf den “Märkischen Heimatschutz” (MHS). Dabei han­delt es sich um einen Kam­er­ad­schaftsver­bund, dem im Barn­im, der Uck­er­mark und im Kreis Märkisch-Oder­land ins­ge­samt etwa 40 Mit­glieder ver­schieden­er neon­azis­tis­ch­er Kam­er­ad­schaften ange­hören. Aber auch über­re­gion­al bemüht sich Rein­holz um die Ver­net­zung der Neonaziszene. 

 

Die MJZ erscheint seit Ende 2001. Inzwis­chen liegt die 5. Aus­gabe vor. Die Auflage umfasst nach eigen­em Bekun­den 300 Exemplare.
Im Gegen­satz zu manch recht­sex­trem­istis­ch­er Schülerzeitung ver­steckt die MJZ ihren weltan­schaulichen Charak­ter nicht. Dem Leser springt bere­its auf dem Titel­blatt der Nr. 5 das Kon­ter­fei des Hitler-Stel­lvertreters Rudolf Heß entgegen. 

 

Die Zeitung umfasst eine vier­seit­ige Ein­lage namens “Der lokale Patri­ot. Mit­teilungsplat­tform für nationale Jugend­grup­pen aus Mit­teldeutsch­land”. An ihr wirken 13 Grup­pen mit; die meis­ten aus Sach­sen, drei aus Bran­den­burg: “Lausitzer Front” aus Guben, MHS mit Sitz in Eber­swalde und die Kam­er­ad­schaft Cot­tbus. Das Titel­bild der Ein­lage zeigt einen Hitler­jun­gen, einen SA-Mann und einen Wehrma­chtssol­dat­en, die aus strahlen­dem Glanz kom­mend auf den Betra­chter zu marschieren, dazu passend die Parole: “Damals wie heute!” 

 

Die Pub­lika­tion beschäftigt sich mit jugend­spez­i­fis­chen The­men wie Schule, Jugend­sozialar­beit, Rauchen, Alko­hol, Marken­la­bels, Abwan­derung der Jugend nach West­deutsch­land, geht auf die Hochwasserkatas­tro­phe ein, kri­tisiert ten­den­z­iös die Ein­wan­derungspoli­tik, den “Überwachungsstaat” und die Antifa. Außer­dem find­en sich Berichte über recht­sex­trem­istis­che Ver­anstal­tun­gen, vor allem Demon­stra­tio­nen und Sonnenwendfeier. 

 

Die Artikel weisen “jour­nal­is­tisch” ein sehr unter­schiedlich­es Niveau auf; nicht alle sind ein­deutig recht­sex­trem­istisch geprägt. Frem­den­feindlichkeit und Sys­temver­drossen­heit schwin­gen jedoch auf jed­er Seite mit. 

 

Beson­ders krass ist ein im “Stürmer”-Stil gehal­tener Artikel. Er wurde von einem gewis­sen “Wolf­swind” pseu­do­nym ver­fasst. Augen­schein­lich ist der Autor im Umfeld der NPD zu suchen, denn er ruft zur Wahl dieser vom Ver­bot bedro­ht­en Partei auf. 

 

Der Artikel trägt die Über­schrift “Der Ver­nich­tungskrieg geht weit­er”. Aufhänger ist die Wiedere­in­reisegenehmi­gung für den türkischstäm­mi­gen jugendlichen Seri­en­täter “Mehmet”. Sie dient dem Autor als Beleg für die alt­bekan­nte neon­azis­tis­che These eines “lange geplanten Völk­er­mordes an Deutsch­land (…) mit­tels Total­durchras­sung und zwangsweis­er (…) Massenüber­frem­dung”. Der Autor tis­cht seinen jugendlichen Lesern die revi­sion­is­tis­che Lüge auf, nicht die Deutschen hät­ten den Völk­er­mord an den Juden ver­brochen, son­dern umgekehrt die Juden an den Deutschen. “Gemäß der jüdis­chen Holo­caus­trezep­turen waren und sind es die frem­dras­si­gen Exoten, die man ins überdicht besiedelte Rumpf-Deutsch­land fluten ließ und läßt.” Dieses “Umvolkungspo­ten­tial” besäße “Nar­ren­frei­heit”, natür­lich auf Kosten deutsch­er Steuerzahler. Der ange­bliche Beweis: “Oder ken­nt jemand einen ach so armen Neger oder son­sti­gen Asy­lanten ohne das oblig­a­torische Handy im bekan­nt bil­li­gen Dauertele­fonat am Ohr?” Der Autor lässt sich von seinen Has­sti­raden der­art hin­reißen, dass er nicht ein­mal merkt, wie wider­sprüch­lich seine Aus­sagen ihm ger­at­en. Am Ende klagt er gar: “(…) wer als Deutsch­er in Deutsch­land die Mißstände zur Sprache bringt, der wird von diesen Volksver­rätern und Diäten­bonzen als “aus­län­der­feindlich” beschimpft.” 

 

Der Ver­fas­sungss­chutz wertet solche Pub­lika­tio­nen gründlich aus. Die Straf­barkeit des zitierten Artikels wird überprüft.

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Alle Mord-Verdächtigen rechtsextrem

So nichtig war der Anlass, so bru­tal das Vorge­hen der Täter gegen den 16-Jährigen


<berlin Die jungen
Män­ner, die den Jugendlichen Mar­i­nus S. umge­bracht und in eine Jauchegrube gewor­fen haben sollen, gehören offen­bar alle drei der recht­sex­tremen Szene an. Eine “Szenen­zuge­hörigkeit” sei bei allen “sehr deut­lich gegeben”, teilte die Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin mit. Die Vernehmung der Täter im Alter von 17 und 23 Jahren dauerte bei Redak­tion­ss­chluss an. Noch am Abend sollte Haft­be­fehl wegen gemein­schaftlichen Mordes erlassen werden.

 

Den dreien wird zur Last gelegt, am Abend des 12. Juli in Pot­zlow in der bran­den­bur­gis­chen Uck­er­mark Mar­i­nus S. erst geschla­gen, anschließend ver­schleppt und dann zu Tode gefoltert zu haben. Die Tat war am Woch­enende bekan­nt gewor­den, weil ein­er der mut­maßlichen Täter geplap­pert hat­te. Am Mon­tag bar­gen Beamte das Skelett des Jun­gen aus der Jauchegrube eines Stallgeländes.

 

Inzwis­chen ist bekan­nt, dass Mar­i­nus S. zum Tatzeit­punkt erst 16 Jahre alt war. Seinen Geburt­stag, den 4. Sep­tem­ber, hat er nie erlebt. Er war lern­be­hin­dert, kon­nte kaum lesen und schreiben und besuchte eine Förder­schule in Tem­plin. Erst im Früh­jahr war er von Pot­zlow ins benach­barte Ger­swalde gezo­gen, kehrte aber gerne zurück, um Fre­unde zu tre­f­fen. Ein Ger­swalder Nach­bar, der einen Sohn im sel­ben Alter hat, beschreibt Mar­i­nus als unauf­fäl­lig. “Er war wed­er links noch irgend­wie pro­voka­tiv”, sagte er der taz, “er war halt in der HipHop-Szene, hat vielle­icht auch mal was geklaut. Er war, wie Jugendliche hier halt sind.” Der Stre­it, der zu seinem Tod führte, hat­te sich laut Staat­san­waltschaft daran entzün­det, dass den Recht­en Mar­i­nus HipHop­per-Hose sowie seine gefärbten Haare nicht passten.

 

Der einzige Volljährige unter den drei Verdächti­gen ist als Recht­sex­tremer in der Gegend längst bekan­nt. Im August hat­te der 23-jährige Mar­co S. mit­ten in Pren­zlau einen Mann aus Sier­ra Leone mit Schla­gring und Knüp­peln niedergeschla­gen. Erst vor vier Wochen war er zu ein­er Frei­heitsstrafe von drei Jahren verurteilt worden.

 

Lothar Priewe, ein Aus­län­der­ber­ater, der den Prozess beobachtet hat, sagte gestern zur taz, Mar­co S. habe wed­er Reue noch Ein­sicht gezeigt. “Er saß im Saal, stumpf­sin­nig wie ein Tier”, so Priewe, “ich bin mir gar nicht sich­er, ob er zu men­schlichen Regun­gen über­haupt fähig ist.” Nun sitzt er ver­mut­lich bald wieder vor Gericht — wegen ein­er Tat, über die die Ankläger bere­its jet­zt zu Pro­tokoll geben, sie stelle, was “die Nichtigkeit des Anlass­es und die Bru­tal­ität des Vorge­hens ange­ht, auch für hart­ge­sot­tene Staat­san­wälte eine neue Dimen­sion dar”.

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NPD-Demo in Potsdam: Gegen-Demos angemeldet

Bis gestern Abend sind sechs Gegen­demon­stra­tio­nen zum NPD-Auf­marsch am kom­menden Sam­stag angemeldet wor­den. Das hat Polizeis­prech­er Rudi Son­ntag der MAZ bestätigt. Ein­er der Anmelder ist der All­ge­meine Studieren­de­nauss­chuss (Asta) der Uni, dem sich die Stadtver­wal­tung, der DGB, das Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit, die städtis­che Aus­län­der­beauf­tragte und der Evan­ge­lis­che Kirchenkreis Pots­dam anschließen. Der Asta ruft diese Kundge­bung auf dem Alten Markt von 9 bis 15.30 Uhr aus. Reden sollen neben Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck, der amtierende Pots­damer Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs und Gen­er­al­su­per­in­ten­dent Rolf Wischnat. 

 

Zur Marschstrecke der NPD sagt die Polizei nichts, um Zusam­men­stöße nicht zu provozieren. Eine Ini­tia­tive “von unten” hat allerd­ings gestern Flug­blät­ter ver­streut, die auf eine Inter­net­seite mit einem Stadt­planauss­chnitt ver­weisen, auf dem der mut­maßliche Marsch der NPD vom Haupt­bahn­hof in die Stadt verze­ich­net ist. Der Alte Markt ist die Stelle, an der sich um 9 Uhr diese Gegen­demon­stran­ten sam­meln sollen.

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Rechtsradikale wegen grausamen Mordes unter Verdacht

(MOZ) Einem grausamen Ver­brechen ist ein Jugendlich­er in der Uck­er­mark zum Opfer gefall­en. Am Son­ntagabend gruben Polizeibeamte auf einem ehe­ma­li­gen LPG-Gelände in Pot­zlow-See­hausen Skelet­teile aus, die später ein­deutig dem 16-jähri­gen Mar­i­nus Schöberl zuge­ord­net wer­den kon­nten. Der Junge galt seit dem Som­mer als vermisst. 

Des Mordes drin­gend verdächtig sind ein 23-Jähriger sowie zwei 17-Jährige aus dem Dorf. Wie der Leit­er der Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin, Gerd Schnittch­er, am Mon­tag gegenüber der MOZ sagte, sollen sie am 12. Juli dieses Jahres ihr Opfer auf das ehe­ma­lige LPG-Gelände ver­schleppt und dort schw­er mis­shan­delt haben. Als sie kein Leben­sze­ichen mehr fest­stell­ten, ver­gruben sie den Jun­gen in ein­er still­gelegten Jauchegrube. Eine Obduk­tion des Leich­nams, die gestern Nach­mit­tag begann, soll nun unter anderem klären, ob Mar­i­nus Schöberl bei lebendi­gem Leibe begraben wurde. 

Der Grund für die Auseinan­der­set­zung zwis­chen Opfer und Täter sei gewe­sen, dass der Getötete eine so genan­nte Hop­per-Hose und blond gefärbte Haare getra­gen habe, sagte Schnittch­er. Die Verdächti­gen gehören der recht­sradikalen Szene an. Gegen sie wurde Haf­tantrag gestellt. 

(Infori­ot) Nach Infor­ma­tio­nen von unab­hängi­gen Antifas aus der Uck­er­mark stam­men die drei mut­maßlichen Täter aus der Region nord­west­lich von Pren­zlau. Ein­er war erst vor Kurzem wegen dem Über­fall auf N.D., Asyl­be­wer­ber aus Sier­ra Leone, zu drei Jahren Haft verurteilt wor­den. Pot­zlow, Strehlow sind schon seit langem als Dör­fer mit ein­er fes­ten und sehr mil­i­tan­ten Naziszene bekan­nt. Beliebter Tre­ff­punkt ist das Jugendzen­trum in Strehlow, wo man sich seit Jahren weit­ge­hend erfol­g­los an akzep­tieren­der Jugen­dar­beit versucht.

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Das Opfer trug nur die falsche Hose

Das Opfer trug nur die falsche Hose
In bran­den­bur­gis­ch­er Jauchegrube wurde die Leiche eines 17-Jähri­gen ent­deckt. Recht­sex­treme töteten ihn, weil sie sein Ausse­hen störte

 

(JEANNETTE GODDAR) Hät­ten die Täter nicht das Prahlen ange­fan­gen, wäre der grausige Mord an einem Jugendlichen, den man für “links” hielt, wom­öglich für immer unent­deckt geblieben. Weil aber ein­er seinen Mund nicht hal­ten kon­nte, machte sich die Polizei auf den Weg zu ein­er ehe­ma­li­gen Stal­lan­lage in der nor­dost­bran­den­bur­gis­chen Uck­er­mark. Dort zogen die Beamten gestern Vor­mit­tag das Skelett des 17-jähri­gen Mar­i­nus S. aus ein­er Jauchegrube. Der Junge galt seit Juli als vermisst. 

 

Nach Erken­nt­nis­sen des zuständi­gen Neu­rup­pin­er Ober­staat­san­walts Gerd Schnittch­er ste­ht ein recht­sradikales Motiv für das Tötungs­de­likt außer Zweifel. Zwei der drei Täter waren gestern Nach­mit­tag bere­its ver­nom­men wor­den und sind offen­bar geständig. Heute sollen alle drei Beschuldigten dem Haftrichter vorge­führt werden. 

 

Die men­schen­ver­ach­t­ende Tat hat sich nach Angaben Schnittch­ers in etwa so zuge­tra­gen: Am Abend des 12. Juli saß der 17-Jährige Mar­i­nus S. mit ein­er Gruppe Jugendlich­er in ein­er Woh­nung in Pot­zlow. Dort kam es zu einem Stre­it, der sich offen­bar vor allem an dem ver­meintlich “linken” Ausse­hen des Jun­gen entzün­dete, der mit ein­er “Hip-Hop­per-Hose” und blond gefärbten Haaren unter­wegs war. Zunächst wurde er von zwei Brüdern im Alter von 17 und 23 Jahren sowie einem weit­eren 17-Jähri­gen unter anderem als “Jude” beschimpft und anschließend zusammengeschlagen. 

 

Das reichte den Tätern, unter denen zwei polizeibekan­nte Recht­sex­treme sind, aber nicht. Weil man “wohl noch mal richtig zuschla­gen wollte”, sagte Schnittch­er der taz, hät­ten sie das Opfer “unter Zwang” auf das ver­lassene Stall­gelände in Pot­zlow-See­hausen ver­schleppt. Dort haben sie den 17-Jähri­gen so lange gequält, bis er tot war oder sich zumin­d­est nicht mehr rührte. Am Ende war­fen sie den leblosen Kör­p­er in die Jauche und macht­en sich auf den Heimweg. Um weit­ere Schlüsse darauf ziehen zu kön­nen, was man dem Jun­gen ange­tan hat, wer­den seine Über­reste nun obduziert. 

 

Wie es im Detail zu der Tat gekom­men ist, wer wann was gesagt hat und in welchem Ver­hält­nis Täter und Opfer zueinan­der standen, liegt zwar noch im Dunkeln. Dass es sich um eine recht­sex­treme Tat han­dle, sei aber ein­deutig, so Schnittch­er. Offen­bar habe man es mit ein­er jen­er Sit­u­a­tio­nen zu tun gehabt, in der die Tol­er­anz gegenüber allem “anders” Geart­eten mit steigen­dem Alko­holpegel immer weit­er absinke. “Die Tat­sache, dass der Junge die falsche Hose anhat­te, hat offen­bar gere­icht, um ihn abzulehnen”, sagte Schnittch­er gestern. “Es ist erscheck­end, welche Nichtigkeit­en zu was für Tat­en führen können.” 

 

Bekan­nt gewor­den ist die Tat nur, weil ein­er der bei­den 17-jähri­gen Täter vor eini­gen Tagen anf­ing, im Bekan­ntenkreis davon zu erzählen. Dort glaubte man ihm zunächst nicht und machte sich zwecks Über­prü­fung der Geschichte zu der Jauchegrube auf. Als die eben­falls jugendlichen Bekan­nten dort auf men­schliche Knochen stießen, riefen sie die Polizei. Über die genaue Anklage ist noch nicht entsch­ieden. Ver­mut­lich dro­ht den Jugendlichen aber der Vor­wurf des gemein­schaftlichen Mordes — vorsät­zlich, heimtück­isch, aus niederen Beweggründen. 

 

Die bei­den Jün­geren wur­den gestern in das Polizeiprä­sid­i­um Frank­furt (Oder) in Polizei­haft gebracht. Der 23-Jährige sitzt schon seit August im Gefäng­nis in Neu­rup­pin-Wulkow. Am 17. August, also etwa einen Monat nach dem Tod des 17-Jähri­gen, hat er in Pren­zlau einen Asyl­be­wer­ber bru­tal ver­prügelt und wurde kurze Zeit darauf festgenom­men. Vor drei Wochen wurde er wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung zu ein­er drei­jähri­gen Frei­heitsstrafe verurteilt. 

 

Mehr Infos hier

 


 

“Viehis­ches” Ver­brechen von Pot­zlow wird immer unfass­bar­er
 

Auch die Mitwiss­er schwiegen
 

POTZLOW/NEURUPPIN Die Umstände des Mordes an dem 17-jähri­gen Schüler Mar­i­nus Schöberl aus dem Dorf Pot­zlow bei Pren­zlau in der Uck­er­mark wer­den immer unfass­bar­er. Offen­bar haben nicht nur die drei jun­gen Tatverdächti­gen aus der recht­sex­tremen Szene länger als vier Monate das bru­tale Ver­brech­er vom 12. Juli 2002 ver­schwiegen, das Neu­rup­pins Lei­t­en­der Ober­staat­san­walt Gerd Schnittch­er gestern “viehisch” nannte. 

 

Ver­mut­lich gab es über den Kreis der Täter hin­aus Mitwiss­er, die ahnen mussten, dass Mar­i­nus Schöberl jene Nacht nicht über­lebt hat­te. Doch nie­mand hat­te offen­bar einen Hin­weis gegeben, während die Polizei monate­lang verge­blich nach dem Ver­mis­sten suchte. Ermit­tler schließen nicht aus, dass die mut­maßlichen Täter ihre ver­meintlichen Mitwiss­er mit Dro­hun­gen eingeschüchtert haben. 

 

An jen­em Fre­itagabend im Juli hat­ten sich nach Auskun­ft des Neu­rup­pin­er Chefan­klägers zunächst sechs bis sieben Per­so­n­en in ein­er Woh­nung in Pot­zlow aufge­hal­ten. Neben den mut­maßlichen Tätern — dem 23-jähri­gen Mar­co Sch. sowie den bei­den 17-jähri­gen Mar­cel Sch. und Sebas­t­ian F. — waren Mar­i­nus Schöberl sowie zwei oder drei weit­ere Per­so­n­en anwe­send. Zwei Kästen Bier standen bereit. 

 

Offen­bar kan­nten sie sich alle. Allerd­ings gehörte Mar­i­nus Schöberl nicht zur recht­sex­tremen Szene — anders als die Täter, wie Schnittch­er überzeugt ist. “Sie gehören ganz deut­lich der extremen recht­sradikalen Szene an.” 

 

Unklar ist, ob Mar­i­nus Schöberl schon in der Absicht zu dem Trinkge­lange ein­ge­laden wurde, ihn später umzubrin­gen. Fest ste­ht für die Staat­san­waltschaft, dass der 17-Jährige in der Woh­nung zunächst belei­digt und dann attack­iert wurde. Dass Mar­i­nus Schöberl eine weite Hop­per-Hose trug und sich die Haare blond gefärbt hat­te, über­stieg den Vorstel­lung­shor­i­zont der mut­maßlichen Täter. “Das Opfer entsprach nicht dem Bild eines Deutschen, das sie in ihrer let­zten Gehirnzelle hat­ten”, sagt Schnittch­er. Auf­grund der blondierten Haare nan­nten die jun­gen Män­ner Mar­i­nus Schöberl einen Juden — auch wenn blonde Juden eher untyp­isch sind. 

 

Für eher geringe Intel­li­genz spricht auch das T‑Shirt, das bei einem der jün­geren Verdächti­gen sichergestellt wurde. “GEGEN LINGS” hat­te der Jugendliche als Aus­druck sein­er poli­tis­chen Gesin­nung auf den weißen Stoff gekritzelt. 

 

Während die Sit­u­a­tion eskalierte, Mar­i­nus Schöberl geschla­gen und getreten wurde, ver­ließen die Gäste — außer den Tätern und dem Opfer — die Woh­nung. Danach zwan­gen Mar­co Sch., Mar­cel Sch. und Sebas­t­ian F. den 17-Jähri­gen, mit ihnen zu ein­er still­gelegten LPG zu fahren. Mar­i­nus Schöberl wurde offen­bar der­art eingeschüchtert, dass er sich auf den Lenker eines Fahrrades set­zte und sich — ohne Hil­fe her­beizu­rufen — von einem sein­er Peiniger zu dem Ort fahren ließ, an dem er umge­bracht wurde. 

 

Was Mar­i­nus Schöberl in den Stal­lan­la­gen der ehe­ma­li­gen LPG ange­tan wurde, ist ein Rät­sel. Die Tat, sagte Schnittch­er, sei “so furcht­bar, dass wir sie auch nicht ansatzweise in der Öffentlichkeit preis­geben kön­nen”. “Eine solche Bru­tal­ität hat­ten wir noch nie.” Es sei “erschreck­end zu sehen, wozu Men­schen fähig sind”. 

 

Schon einen Monat nach der Tat beg­ing der mehrfach vorbe­strafte Mar­co Sch. ein weit­eres Ver­brechen. In der Nacht zum 16. Augus
t über­fiel er gemein­sam mit Fre­un­den im Stadtzen­trum von Pren­zlau den Schwarzafrikan­er Neil D. aus Sier­ra Leone. Er wurde mit einem Schla­gring im Gesicht ver­let­zt, mit einem Knüp­pel zu Boden geschla­gen und mit Springer­stiefeln getreten. “In der Zeit des Angriffs”, doku­men­tiert der Vere­in “Opfer­per­spek­tive”, “fuhren mehrere Aut­o­fahrer am Tatort vor­bei, ohne einzu­greifen.” Als Haupt­täter dieses Ver­brechens hat­te das Amts­gericht Pren­zlau Mar­co Sch. am 28. Okto­ber zu ein­er Haft­strafe von drei Jahren verurteilt. 

 

Wenige Tage später, Ende ver­gan­gener Woche, erzählte ein­er der bei­den 17-Jähri­gen im Bekan­ntenkreis vom Mord an Mar­i­nus Schöberl — entwed­er in Bier­laune oder aus Gewis­sens­bis­sen. Die Zuhör­er woll­ten zunächst nicht glauben, was sie hörten. Dann fan­den sie Teile der Leiche an dem beschriebe­nen Ort, ein­er Jauchegrube.

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17-Jähriger soll Haupttäter des Mordes an Marinus Schöberl sein


POTZLOW Der Mar­cel muss keinen schlecht­en Ein­druck gemacht haben in Pot­zlow. “Eigentlich ein ruhiger Junge”, sagt die Verkäuferin im Dor­fladen. Ein­er “mit richtig viel Angst vorm großen Brud­er”, meint eine Jugend­be­treuerin. Der Mar­co, der 23-Jährige, der seit drei Wochen in Wulkow im Gefäng­nis sitzt, weil er einen Schwarzafrikan­er kranken­haus­reif geprügelt und getreten hat, muss seinen sechs Jahre jün­geren Brud­er Mar­cel in die Sache reinge­zo­gen haben, glaubt man in dem Dorf am Oberuck­ersee, wenige Kilo­me­ter südlich von Pren­zlau. Anders kann sich auch Mike Lemke die Sache nicht erk­lären, die seit weni­gen Tagen ein gesamtes Dorf lähmt. 

 

Doch die Sache am 12. Juli ver­lief anders, als alle ver­muten. “Der 17-jährige Brud­er stand bei der Tat im Vorder­grund”, betonte Neu­rup­pins Lei­t­en­der Ober­staat­san­walt Gerd Schnittch­er gestern. Erst­mals deutete der Chefan­kläger zudem an, wie der 16-jährige Son­der­schüler Mar­i­nus Schöberl auf der ver­lasse­nen LPG von den drei jun­gen Neon­azis umge­bracht wurde: “Mit mehreren Wür­fen auf den Kopf mit einem schw­eren Stein.” Die bei­den 17 Jahre alten Tatverdächti­gen, Mar­cel Sch. und Sebas­t­ian F., hät­ten dies in ihren Vernehmungen übere­in­stim­mend beschrieben. Nur Mar­co Sch. schweigt weit­er zu der Tat, die Schnittch­er “viehisch” nennt. 

 

Offen­bar hat­te Mar­i­nus Schöberl keine Chance, jenen Fre­itagabend im Juli zu über­leben. “Warum ger­ade er?”, fragten Vernehmungs­beamte. Antwort: “Das spielte keine Rolle, wenn es ein ander­er gewe­sen wäre, dann der.” Offen­bar paarten sich Mord­lust und Hass auf alle, die nicht dem Bild der Täter vom deutschen Mann entsprachen. Mar­i­nus trug extrem weite Hosen und hat­te sich die Haare blond gefärbt. 

 

Manch­es kann sich der Staat­san­walt auch nach der Vernehmung nicht erk­lären. Wieso habe in dem Dorf nie­mand die Polizei bei der Suche nach dem ver­mis­sten Mar­i­nus Schöberl unter­stützt, frage er sich. Drei bis fünf Per­so­n­en, die nicht an der Tat beteiligt waren, müssten zumin­d­est geah­nt haben, dass der Junge umge­bracht wurde. Sie waren anwe­send, als er zunächst in zwei Woh­nun­gen gequält wurde. “Wir prüfen auch eine Anzeige wegen unter­lassen­er Hil­feleis­tung”, sagte Schnittcher. 

 

Dass der Mord nach monate­langem Schweigen über­haupt ent­deckt wurde, erscheint so unfass­bar wie die Tat. Ein­er der bei­den 17-jähri­gen Tatverdächti­gen hat­te Ende ver­gan­gener Woche mit zwei Bekan­nten um 25 Euro gewet­tet, dass er in der Lage sei, ihnen eine frisch ver­grabene Leiche zu zeigen. Schnittch­er: “Der wollte Geld ver­di­enen.” Mit ein­er Axt habe der Jugendliche die Leiche in der Jauchegrube freigelegt. Einem Bekan­nten, der das Ver­brechen anzeigen wollte, dro­hte der Täter: “Dann werde ich dir mit der Axt den Kopf spalten.” 

 

Der Schock bei den Pot­zlow­ern sitzt tief. Fra­gen beant­worten sie meist mit Gegen­fra­gen. Eine Erk­lärung, warum in ihrer Mitte die entset­zliche Tat geschehen und so lange geheim gehal­ten wer­den kon­nte, haben sie nicht — allen­falls ein Achselzuck­en. “Ich bin bestürzt”, sagen manche noch, bevor die Stimme ver­sagt. Peter Feike, der Bürg­er­meis­ter, bemüht sich, dass sein Dorf nicht plöt­zlich als recht­sex­treme Hochburg stig­ma­tisiert wird. Gegen den Vor­wurf, in Pot­zlow hät­ten die Recht­en das Sagen und das Kinder- und Jugend­freizeitzen­trum im Ort­steil Strehlow sei deren Dom­izil, wehren sich alle vehement. 

 

Worte find­en die wenig­sten — wie Mike Lemke. Bei Stre­it­igkeit­en, sagt er, gebe es im Dorf auch “mal was auf die Fresse”. “Aber dann ist bish­er immer wieder Friede, Freude, Eierkuchen gewe­sen. Dass so was passiert, kann ich bis jet­zt nicht glauben. Ich wollte das erst gar nicht glauben, aber am Son­ntag hat mir ein Jugendlich­er aus dem Dorf von dem schreck­lichen Fund erzählt. Ich habe ihn dann zusam­mengeschissen, weil er und andere im Dunkeln hier rumgeistern.” 

 

“Es ist ein­fach unbeschreib­lich”, sagt Jugend­be­treuerin Liane Klützke, “viele Leute sind völ­lig fer­tig mit den Ner­ven. Vor allem um jene vier Kinder küm­mern wir uns beson­ders, die am Son­ntagabend am Fun­dort der Leiche von Mar­i­nus waren.” Bevor die Krim­i­nalpolizei den Tatort absper­ren kon­nte, hat­ten schon Jugendliche, die von dem Ver­brechen gehört hat­ten, es aber nicht glauben woll­ten, in der Grube gebuddelt. 

 

Jugend­sozialar­bei­t­erin Petra Freiberg ist per­sön­lich tief erschüt­tert. Seit fünf Jahren set­zt sie sich für die Jugendlichen ein. Für die mobile Jugen­dar­beit zur Ver­mei­dung rechter Gewalt ste­ht sie mit ihren vier Mitar­beit­ern oft allein auf weit­er Flur. Sie empfinde das Ver­brechen als Nieder­lage, sagt Petra Freiberg. “Für mich per­sön­lich, für die Kom­mu­nalpoli­tik und darüber hin­aus. Was muss in dieser Gesellschaft eigentlich noch passieren, damit etwas passiert?” 

 

Blauer Him­mel, klare Luft, der Oberuck­ersee blinkt im Glanz der Herb­st­sonne — Pot­zlow gestern. Die ver­fal­l­enen Hallen und Ställe der ver­lasse­nen LPG, wo Mar­i­nus Schöberl zu Tode gequält und ver­schar­rt wurde, waren ein­mal ein beliebter Tre­ff­punkt viel­er Kinder und Jugendlich­er aus dem Dorf.

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Mahnmal für die ermordeten Häftlinge des KZ Sachsenhausen in Leegebruch zerstört

ORANIENBURG/LEEGEBRUCH Mit großer Bestürzung hat die Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten die Nachricht über die mutwillige Zer­störung des Mah­n­mals, das an die in Leege­bruch umgekomme­nen Häftlinge des KZ Sach­sen­hausen erin­nert, aufgenom­men. “Inner­halb weniger Tage wurde erneut ein Denkmal geschän­det. Die Kette der Anschläge auf Gedenkstät­ten in diesem Jahr scheint sich, wie befürchtet, fortzuset­zen”, erk­lärte gestern Horst Sef­er­ens, Press­esprech­er der Stiftung. “Sie reicht von der Zer­störung der Gedenk­tafel in Raben-Ste­in­feld zu Beginn des Jahres, über die Ver­wüs­tung des Gedenksteins in Wöbbe­lin im März und der Mahn­säule in Lut­terow im September.”

 

Vor­läu­figer Höhep­unkt der Serie war der anti­semi­tisch motivierte Bran­dan­schlag auf das Muse­um des Todes­marsches am 5. Sep­tem­ber. Es fol­gten die Schän­dung der Todes­marschtafel in Oranien­burg und Hak­enkreuzschmier­ereien auf dem Gelände der Gedenkstätte Sach­sen­hausen am Jahrestag des Novem­ber­pogroms. Horst Sef­er­ens: “Die Ermit­tlun­gen der Polizei führen hof­fentlich bald zu konkreten Ergebnissen.”

 

Ver­wun­derung hat bei der Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten die Forderung des Leege­bruch­er Bürg­er­meis­ters aus­gelöst, nun­mehr das Ehren­mal für die KZ-Opfer kom­plett abzu­tra­gen und durch einen Fin­d­ling zu erset­zen, der an alle Opfer von Ter­ror und Gewaltherrschaft erin­nern soll. Horst Sef­er­ens: “Damit hät­ten die Täter ihr Ziel der Zer­störung des Denkmals endgültig erre­icht.” Die Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten set­ze sich deshalb für den Erhalt und den kom­plet­ten Wieder­auf­bau des Ehren­mals ein.

 

Das Mah­n­mal in Leege­bruch war, wie berichtet, in der Nacht zum Mon­tag zer­stört wor­den. Das 1950 errichtete Ehren­mal soll an die KZ-Häftlinge aus Sach­sen­hausen erin­nern, die während des Zweit­en Weltkriegs in den Leege­bruch­er Heinkel-Flugzeug­w­erken Zwangsar­beit für die Rüs­tungsin­dus­trie der Nazis leis­ten mussten. Während die Arbeits­gruppe Heimat­geschichte für den Erhalt des Denkmals ist, mehrten sich in let­zter Zeit Stim­mern, die eine Verän­derung des Mah­n­mals forderten.

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Polizeikontrollstelle gegen Behinderungen antifaschistischer Gegendemonstrationen

Die Ini­tia­tive zur Stärkung der Grund- und Bürg­er­rechte gegenüber der Polizei wen­det sich gegen Ankündi­gun­gen der Polizei, Gegen­demon­stra­tio­nen zum NPD-Auf­marsch am
Sam­stag den Schutz des Ver­samm­lungsrecht­es zu ver­weigern. In der Lokal­presse hat­te Polizeis­prech­er Rudi Son­ntag erk­lärt, linke Gegen­demon­stran­ten, die sich in Potsdam
mit Spruch­bän­dern ver­sam­meln, genössen nicht mehr den Schutz ein­er Spontandemonstration. 

Die Äußerun­gen des Polizeis­prech­ers nützen nicht nur poli­tisch den Recht­sex­trem­is­ten, son­dern sind auch rechtlich unzutr­e­f­fend. Die Tat­sache, daß Spruch­bän­der mit­ge­führt wer­den, belegt keine langfristige Vor­bere­itung ein­er Demon­stra­tion. Vielmehr find­en sich in jedem geord­neten Pots­damer Haushalt uni­versell ein­set­zbare Trans­par­ente mit antifaschis­tis­chen Losun­gen, die natürlich
schon aus Sparsamkeits­grün­den trock­en gelagert und mehrfach ver­wen­det wer­den. Auch mit Spruch­bän­dern durchge­führte Ver­samm­lun­gen kön­nen spon­tan geplant sein. 

Spon­tandemon­stra­tio­nen sind aber nicht anmeldepflichtig.
Aber selb­st wenn eine Demon­stra­tion anmeldepflichtig ist, trifft diese Pflicht nur den Ver­anstal­ter. Wenn dieser die Anmel­dung ver­säumt, kann er strafrechtlich zur
Ver­ant­wor­tung gezo­gen wer­den. Die Demon­stra­tion selb­st darf aber den­noch nicht ohne weit­eres aufgelöst wer­den. Dazu ist eine Gefährdung der öffentlichen Sicher­heit und eine auf dieser basierende Ver­botsver­fü­gung erforder­lich. Eine pauschale Ver­weigerung des Ver­samm­lungsrechts-Schutzes durch die Polizei ist rechtswidrig. 

Für die Spon­tandemon­stra­tion anläßlich des let­zten NPD-Auf­marschver­suchs in Pots­dam ist die Polizei let­ztlich selb­st ver­ant­wortlich. Ent­ge­gen den in den Koop­er­a­tions­ge­sprächen getrof­fe­nen Absprachen stellte die Polizei den Anmeldern von Gegen­ver­samm­lun­gen die Aufla­gen erst in der Nacht vor der Demon­stra­tion zu. Offen­bar wollte die Polizei ver­hin­dern, daß die Ver­anstal­ter die Aufla­gen vom Ver­wal­tungs­gericht über­prüfen lassen. Das VG ist von Fre­itag 15 Uhr bis Sam­stag 10 Uhr nicht beset­zt. Da die Polizei die Gegen­demon­stra­tio­nen über­wiegend um mehrere
Stun­den und zudem in völ­lig andere Stadt­teile ver­schob, kon­nten poten­tielle Demonstrationsteilnehmer/innen nicht mehr rechtzeit­ig informiert wer­den. Die logis­che und poli­tisch richtige Kon­se­quenz bestand darin, einige Ver­anstal­tun­gen abzusagen und eine Spon­tandemon­stra­tion durchzuführen. 

Die Ini­tia­tive zur Stärkung der Grund- und Bürg­er­rechte gegenüber der Polizei fordert die Polizei auf, die geplante Route der NPD-Demon­stra­tion unverzüglich zu veröf­fentlichen. Nur dadurch wird eine baldige Anmel­dung auch der Gegen­ver­anstal­tun­gen möglich gemacht. Die zur Zeit von der Polizei favorisierte lichtscheue Behand­lung von Demon­stra­tio­nen verken­nt, daß das Grun­drecht auf
Ver­samm­lungs­frei­heit ger­ade die poli­tis­che Auseinan­der­set­zung in der Öffentlichkeit gewährleis­ten soll. Die Ver­schlep­pung und Ver­dunkelung der NPD-Demon­stra­tionsroute behin­dert die öffentliche Auseinan­der­set­zung mit recht­sex­trem­istis­chen Inhalten. 

Wir rech­nen damit, daß die Polizei auch dies­mal die Zustel­lung der Aufla­gen bis zum Dien­stschluß des Ver­wal­tungs­gericht­es verzögern wird. Falls die Aufla­gen bis
Fre­itag­mit­tag nicht zugestellt wur­den, wer­den wir uns mit dem Ver­wal­tungs­gericht in Verbindung set­zen, um den Rechtss­chutz auch außer­halb der Dien­stzeit­en des Gerichtes
sicherzustellen. 

Polizeikontrollstelle

Ini­tia­tive zur Stärkung der Grund- und Bürgerrechte
gegenüber der Polizei
Lin­den­straße 47

14467 Potsdam

(tel) 0331.280.50.83
www.polizeikontrollstelle.de

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Der VS zu Halbe, der V‑Mann-Affäre und einer Ausstellung in Neuruppin

(Infori­ot) Der Voll­ständigkeit hal­ber im fol­gen­den drei Texte, die in den let­zten Tagen vom Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz veröf­fentlicht wurden.

 

Kein Auf­marsch in Halbe

Ver­anstal­tungsver­bot wurde durchgesetzt

 

Am Volk­strauertag woll­ten Neon­azis auf dem Wald­fried­hof Halbe zum “Heldenge­denken” auf­marschieren. Bun­desweit hat­ten sie dafür mobil­isiert. Halbe sollte erneut als ihr “Wall­fahrt­sort” etabliert wer­den. Doch das Bun­desver­fas­sungs­gericht bestätigte in let­zter Instanz das polizeiliche Veranstaltungsverbot. 

 

Ein Großaufge­bot an Polizis­ten set­zte das Ver­bot erfol­gre­ich durch. Etwa 100 Neon­azis, die trotz allem angereist waren und auf das weitläu­fige Fried­hof­s­gelände zu gelan­gen ver­sucht­en, wur­den des Platzes verwiesen. 

 

Eine Gegenkundge­bung von rund 500 Antifaschis­ten kon­nte stat­tfind­en und ver­lief in Abwe­sen­heit ihrer poli­tis­chen Geg­n­er entsprechend unspek­takulär. Auf das Fried­hof­s­gelände durften auch sie nicht. 

 

Schwere Schlappe für Neonazis

 

Der Ham­burg­er Neon­azi Chris­t­ian Worch hat­te gehofft, er könne die unrühm­liche Tra­di­tion recht­sex­trem­istis­ch­er Aufmärsche in Halbe wieder aufleben lassen. Ein von ihm vorgeschick­ter Strohmann hat­te die Ver­anstal­tung angemeldet. Sie sollte unter dem Mot­to “Ruhm und Ehre dem deutschen Frontsol­dat­en” ste­hen. 1.000 Teil­nehmer wür­den erwartet. 

 

Worch ver­fol­gt die Strate­gie, mit­tels Demon­stra­tio­nen sym­bol­trächtige Orte der deutschen Geschichte für den Neon­azis­mus zu vere­in­nah­men. Der Wald­fried­hof Halbe sollte nach seinem Plan durch düstere Gedenkrituale eine gle­ich­sam sakrale Wei­he erhal­ten, die auch die dort auf­marschieren­den Nach­fahren der “Helden” adelt. Denn Worch kämpft nicht nur um geschichtliche Deu­tung­shoheit, son­dern will seine Anhänger zu erwählten “Helden” von mor­gen stilisieren. 

 

Worchs Instru­ment ist das Grun­drecht der Ver­samm­lungs­frei­heit. Ver­anstal­tungsver­bote pflegt er bis vor das Bun­desver­fas­sungs­gericht anzufecht­en. Dabei kon­nte er dur­chaus Teil­er­folge erzie­len. Eine Demon­stra­tionskam­pagne kam ins Rollen. 

 

Einen für sie sym­bol­isch wichti­gen Ort haben die Neon­azis um Worch ihrer eige­nen Logik entsprechend bere­its “erobert”, näm­lich das Grab von Rudolf Heß in Wun­siedel. 2001 marschierten 900 Neon­azis auf, 2002 waren es bere­its rund 2.000. So war es nur eine Frage der Zeit, wann Worch ver­suchen würde, sich den Wald­fried­hof Halbe sym­bol­isch anzueignen. 

 

Doch dies­mal ging sein Plan nicht auf. Die polizeiliche Ver­botsver­fü­gung blieb recht­skräftig. Voraus­ge­gan­gen war dem jedoch ein regel­rechter juris­tis­ch­er Hür­den­lauf. Zunächst entsprach das Ver­wal­tungs­gericht Frank­furt (Oder) Worchs Antrag, das Ver­bot des Polizeiprä­sid­i­ums Frank­furt (Oder)auszusetzen. Doch das Oberver­wal­tungs­gericht Frankfurt(Oder)gab wiederum der Beschw­erde des Polizeiprä­sid­i­ums statt. Das Bun­desver­fas­sungs­gericht schließlich wies Worchs Eilantrag auf Erlass ein­er einst­weili­gen Anord­nung endgültig ab. 

 

Von beson­derem Inter­esse sind die Argu­mente, mit denen das Ver­bot begrün­det wurde. Die Ver­botsver­fü­gung und das Oberver­wal­tungs­gericht hat­ten sich haupt­säch­lich auf das Feiertags­ge­setz des Lan­des Bran­den­burg gestützt. Das Ver­bot wurde auf Ver­samm­lun­gen beschränkt, die mit dem Charak­ter des Volk­strauertages als Tag des stillen Gedenkens an die Opfer der bei­den Weltkriege und des Nation­al­sozial­is­mus nicht vere­in­bar sind. 

 

Brauner Spuk endgültig vorbei

 

“Heldenge­denk­feiern” in Halbe dürften mit dem Urteil des Bun­desver­fas­sungs­gerichts ein für alle Mal der Ver­gan­gen­heit angehören. 

 

Anfang der 90er Jahre fan­den die Aufrufe der “Berlin­er Kul­turge­mein­schaft Preußen” zu Aufmärschen auf dem Wald­fried­hof bre­it­en Wider­hall bei Recht­sex­trem­is­ten im In- und Aus­land. Sie ver­sam­melten sich 1990 und 1991 zu makabren Zer­e­monien, die von ihnen als große Erfolge ver­bucht wurden. 

 

Seit 1992 jedoch kon­nten alle Ver­suche, mit Aufmärschen und Kranznieder­legun­gen die früheren Mobil­isierungser­folge zu wieder­holen, von den Sicher­heits­be­hör­den durch Ver­samm­lungsver­bote und Großein­sätze der Polizei zunichte gemacht wer­den. So nun auch im Jahre 2002! 

 

Wofür ste­ht Halbe?

 

Halbe ste­ht für das Gedenken an die 22.000 deutschen Sol­dat­en und Zivilis­ten, die hier, im Kessel von Halbe, der let­zten großen Schlacht des 2. Weltkrieges, gefall­en bzw. umgekom­men sind. Halbe wurde zum Syn­onym für sinnlos­es Ster­ben. Nicht zu vergessen sind aber auch die Toten, der­er hier gle­ich­falls gedacht wird: die 57 hin­gerichteten Wehrma­chts­de­ser­teure, die 37 sow­jetis­chen Zwangsar­beit­er, die ermordet wur­den, aber auch die etwa 6.000 großen­teils unschuldigen Opfer im sow­jetis­chen Internierungslager Ketschen­dorf ganz in der Nähe. 

 

Schon die Nation­al­sozial­is­ten ver­fügten 1934 die Umbe­nen­nung des Volk­strauertages zum Gedenken der Toten des 1. Weltkrieges in “Heldenge­denk­tag” und bezo­gen die “Gefal­l­enen der Bewe­gung” gle­ich mit ein. Trauer wurde zunächst zu vor­bere­i­t­en­der Kriegs‑, später immer mehr zu Durch­hal­tepro­pa­gan­da per­vertiert. Am “Heldenge­denk­tag” 1940 präsen­tierte Hitler ganz im Sinne sein­er völkisch-kollek­tivis­tis­chen Weltan­schau­ung die Gefal­l­enen als Vor­bilder, die “bere­it waren, sich selb­st aufzugeben, um der Gemein­schaft das Leben zu erhalten”. 

 

Halbe und der so genan­nte “Heldenge­denk­tag” sind für Neon­azis fest miteinan­der verknüpft. Ihnen dien­ten die Aufmärsche Anfang der 90er zur Insze­nierung eines Totenkultes um die Gefal­l­enen, zur Verk­lärung und Hero­isierung des sinnlosen Selb­stopfers der let­zten Wehrma­chts- und SS-Ver­bände, die von fanatis­chen Offizieren für eine ver­lorene Sache ver­heizt wur­den. Die Wieder­bele­bung des nazis­tis­chen Unter­gangsmythos ist ein wichtiges Ele­ment in der Ver­her­rlichung des Nationalsozialismus. 

 

Auswe­ichver­anstal­tun­gen

 

Einige Neon­azis, die sich ihre Ent­täuschung über das Urteil des Bun­desver­fas­sungs­gericht­es nicht eingeste­hen mocht­en, ver­sam­melten sich ersatzweise auf dem Ger­trau­den­fried­hof in Halbe. 

 

Andere wichen in benach­barte Bun­deslän­der aus.
Mit­glieder des neon­azis­tis­chen “Märkischen Heimatschutzes” (MHS), der haupt­säch­lich im Barn­im und in der Uck­er­mark aktiv ist, char­terten gemein­sam mit Berlin­er Neon­azis einen Bus nach Use­dom, um an einem Gedenkstein vor Ort ein Gebinde abzule­gen. Neon­azis aus dem Bere­ich Cot­tbus widerum gesell­ten sich zu dem kleinen Fack­el­marsch in Hoy­er­swer­da und legten am dor­ti­gen Kriegs­gräber­denkmal ein Kranzgesteck nieder. 

 

Andere Recht­sex­trem­is­ten hat­ten von vorn­here­in eigene Ver­anstal­tun­gen geplant. Die Land­tags­frak­tion und der Lan­desver­band Bran­den­burg der “Deutschen Volk­sunion” (DVU) mocht­en auf ihre “Tra­di­tion­sstätte” nicht verzicht­en, macht­en aber einen Kom­pro­miss bezüglich des Ver­anstal­tung­ster­mins. Über 60 DVU-Anhänger legten bere­its Sam­stagvor­mit­tag einen Kranz auf dem Wald­fried­hof in Halbe nieder. 

 

Die “Aktion­s­ge­mein­schaft für Frieden und Selb­st­bes­tim­mung” (AGFS) — dahin­ter steckt der Kreisver­band Prig­nitz-Rup­pin der “Nation­aldemokratis­chen Partei Deutsch­lands” (NPD) — bekränzte am Vor­mit­tag des Volk­strauertages das Ehren­mal des Sol­daten­fried­hofs in Witt­stock. Angemeldet hat­te die Ver­anstal­tung der Lan­desvor­sitzende der NPD, Mario Schulz. Er hielt vor den rund 50 Anwe­senden eine kurze Ansprache. 

 

Auf einem Fried­hof in Rathenow wur­den sechs Mit­glieder der örtlichen Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk” fest­gestellt, als sie einen Blumengebi
nde zurück­ließen; auf dem Fried­hof Ket­zin zehn Per­so­n­en, die augen­schein­lich der recht­sex­trem­istis­chen Szene angehören. 

 

Es bet­rifft dich!”

Extrem­is­mus-Ausstel­lung in Neu­rup­pin eröffnet

 

Im Ober­stufen­zen­trum Neu­rup­pin wurde heute die Ausstel­lung “Es bet­rifft dich! Demokratie schützen — Gegen Extrem­is­mus in Deutsch­land” feier­lich eröffnet. Sie wird vom 15. bis 29. Novem­ber zu sehen sein. 

 

Die Mul­ti-Media-Schau des Bun­de­samtes für Ver­fas­sungss­chutz spricht “jün­gere Besuch­er, Schulk­lassen, aber auch Lehrer und Erzieher, Medi­en­vertreter und alle poli­tisch inter­essierten Bürg­er” an. Sie reist seit Früh­jahr 2000 durch Deutsch­land. Erfol­gre­ich gastierte sie bere­its u. a. in Cot­tbus und in Lübbe­nau. In Neu­rup­pin wird sie ganz gewiss eben­so großes Inter­esse finden. 

 

Mit ges­pan­nter Erwartung

 

Inter­essen­ten aus der Bevölkerung, Schü­lerin­nen und Schüler, Lehrerin­nen und Lehrer, Polizis­ten und Jour­nal­is­ten hat­ten sich erwartungsvoll in der Aula der Schule ver­sam­melt. Der stel­lvertre­tende Schulleit­er des Ober­stufen­zen­trums Neu­rup­pin, Herr Michaelis, begrüßte die Gäste. 

 

Die Mah­nung zum friedlichen Zusam­men­leben in einem Gemein­we­sen ver­band der Stel­lvertreter des Lan­drats, Herr Dr. Apelt, mit einem ganz konkreten Wun­sch: Die chi­ne­sis­chen Schü­lerin­nen und Schüler, die dem­nächst nach Neu­rup­pin kom­men, mögen hier eine fre­undliche Auf­nahme finden! 

 

Staatssekretär Szy­man­s­ki vom Min­is­teri­um für Bil­dung, Jugend und Sport sprach das Gruß­wort der Lan­desregierung. Er hob die bish­eri­gen Anstren­gun­gen des Lan­des im Kampf gegen den Extrem­is­mus her­vor. Die Kern­punk­te des Hand­lungskonzepts “Tol­er­antes Bran­den­burg” seien 

 

* Mobil­isierung der Gesellschaft

* Äch­tung von Gewalt und Unter­stützung für die Opfer

* Entwick­lung und Unter­stützung von lokalen, demokratis­chen Struk­turen und der kom­mu­nalen Öffentlichkeit

* Entwick­lung von Tol­er­anz, Sol­i­dar­ität und Abbau von Fremdenangst.

 

Zulet­zt ergriff der Press­esprech­er des Bun­de­samtes für Ver­fas­sungss­chutz, Herr Dr. Lange, das Wort. Er weit­ete den Blick über Bran­den­burgs Gren­zen und den Recht­sex­trem­is­mus hinaus. 

 

Während in den 70er und 80er Jahren der Linkster­ror­is­mus im Bren­npunkt der Aufmerk­samkeit ges­tanden habe und in den 90er Jahren der Recht­sex­trem­is­mus, so sei spätestens seit den Ter­ro­ran­schlä­gen vom 11. Sep­tem­ber 2001 klar: Die Haupt­ge­fahr dro­ht vom islamistis­chen Ter­ror­is­mus. Als Ver­bün­de­ter der USA sei auch Deutsch­land davon betroffen. 

 

Nach wie vor sei aber auch der Recht­sex­trem­is­mus, ins­beson­dere in sein­er gewalt­bere­it­en Vari­ante, vir­u­lent. Dies gelte vor allem für die neuen Bun­deslän­der. Doch auch der Link­sex­trem­is­mus sei nicht zu ver­nach­läs­si­gen. Autonome hät­ten in jüng­ster Zeit wieder zahlre­iche Bran­dan­schläge verübt. 

 

Musikalisch umrahmt wur­den die Rede­beiträge von einem Stre­ichquar­tett der Musikschule Neuruppin. 

 

Ein Gang durch die Ausstellung

 

Die Ausstel­lung umfasst acht soge­nan­nte Fokus­punk­te. Das “Por­tal der Frei­heit” hin­ter sich lassend, über­schre­it­et der Besuch­er die Schwelle zum Extrem­is­mus. Der wird in seinen drei Erschei­n­ungs­for­men Rechts‑, Links- und Aus­län­derex­trem­is­mus vorgestellt. 

 

Der Weg führt an großflächi­gen Schautafeln vor­bei. Bild­schirme, die auf Berührun­gen reagieren, erlauben einem jeden, sich zu Einzelthe­men sachkundig zu machen. Exponate wie Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al, Waf­fen und mannshohe Pup­pen machen Hass und Ver­ach­tung, die für den Extrem­is­mus typ­isch sind, sinnlich erfahrbar. 

 

Im Mit­telpunkt der Ausstel­lung ste­ht eine Black­box. Der Besuch­er betritt einen dun­klen Raum, sieht eine ganze Galerie von Opfer­por­traits und schaut über­raschend in einen Spiegel: Er sel­ber kön­nte zum Opfer wer­den! Die Erken­nt­nis eigen­er Betrof­fen­heit wird im his­torischen Teil der Ausstel­lung weit­er­en­twick­elt: Der Rück­blick auf die bei­den deutschen Dik­taturen des 20. Jahrhun­derts sen­si­bil­isiert für die Ver­wund­barkeit der Frei­heit und weckt die Bere­itschaft, die Prinzip­i­en der frei­heitlichen demokratis­chen Grun­dord­nung gegen ihre Feinde zu verteidigen. 

 

Bevor der Besuch­er durch ein Tor “in die Frei­heit” ent­lassen wird, kann er sich anhand eines Berührungsmon­i­tors umfassend über die Fun­da­mente der wehrhaften Demokratie und über den Ver­fas­sungss­chutz als eines ihrer Ele­mente informieren. Doch — so wis­sen die Aussteller -“der beste Ver­fas­sungss­chützer ist immer der kri­tis­che, aufgek­lärte und für die Demokratie engagierte Bürger”. 

 

Wen die Ausstel­lung dazu ani­miert hat, tiefer in die Materie einzusteigen und sich mit den Gefahren für den demokratis­chen Rechtsstaat auseinan­derzuset­zen, der kann sich gle­ich an Ort und Stelle mit zahlre­ich aus­liegen­dem Infor­ma­tion­s­ma­te­r­i­al kosten­los eindecken. 

 

Hin­weise für Interessenten

 

Die Ausstel­lung in Neu­rup­pin ist mon­tags bis don­ner­stags von 9.00 bis 16.00 Uhr und fre­itags von 9.00 bis 12.00 Uhr geöffnet. 

 

Neben der hier gezeigten Recht­sex­trem­is­musausstel­lung bietet das Bun­de­samt für Ver­fas­sungss­chutz auch die Präsen­ta­tion “Demokratie ist ver­let­zlich — Recht­sex­trem­is­mus in Deutsch­land” an. Städte, die sich für eine dieser Ausstel­lun­gen inter­essieren, kön­nen direkt beim Bun­de­samt oder durch Ver­mit­tlung der bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzbe­hörde Vorbestel­lun­gen aufgeben. Mit Wartezeit­en ist allerd­ings zu rech­nen. Die Kon­tak­t­möglichkeit­en wer­den durch die unteren Links angezeigt. 

 

V‑Mann verurteilt

Vor­würfe gegen Ver­fas­sungss­chutz haltlos

 

Eine ange­bliche “V‑Mann-Affäre” des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzes war in die Medi­en ger­at­en, als die Staat­san­waltschaft Berlin am 20. Juli am Rande eines Konz­ertes in Berlin-Marzahn Toni S. fes­t­nehmen ließ — ohne sich mit den zuständi­gen Bran­den­burg­er Behör­den abzustimmen. 

 

Sei­ther wucherten, genährt durch zahlre­iche Indiskre­tio­nen außer­halb Bran­den­burgs, die Speku­la­tio­nen und Verdäch­ti­gun­gen. Ihnen kon­nte die Ver­fas­sungss­chutzbe­hörde kaum ent­ge­gen­treten, da ihr über Monate Ein­sicht in die entsprechen­den Akten ver­wehrt wurde. 

 

Heute verurteilte das Landgericht Berlin Toni S. wegen Volksver­het­zung, Gewalt­darstel­lung und Ver­wen­dung ver­fas­sungswidriger Kennze­ichen zu zwei Jahren auf Bewährung. 

 

Innen­min­is­teri­um begrüßt Verurteilung

 

Der ehe­ma­lige V‑Mann des bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzes Toni S. hat­te die CD “Noten des Has­s­es” der recht­sex­trem­istis­chen Berlin­er Band “White Aryan Rebels” (WAR) eben­so wie andere ver­botene Ton­träger vertrieben. 

 

Er behauptete vor Gericht, er habe dafür Rück­endeck­ung vom Ver­fas­sungss­chutz bekom­men. Lei­der ist diese durch­sichtige, zur eige­nen Ent­las­tung vorge­brachte Schutzbe­haup­tung ungeprüft ste­hen geblieben; was der Ver­fas­sungss­chutz sel­ber hierzu vor­tra­gen kann, ist im Prozess gar nicht berück­sichtigt wor­den. Tat­säch­lich hat sich Toni S. über klare Weisun­gen von Seit­en der Ver­fas­sungss­chutzbe­hörde hinge­set­zt und ohne deren Ken­nt­nis Geschäfte betrieben, mit denen er sich straf­bar gemacht hat. 

 

Dafür ist er nun zu Recht verurteilt wor­den. Denn soweit er außer­halb des vom Ver­fas­sungss­chutz geset­zten Hand­lungsrah­mens agiert hat, haftet er selb­st dafür; die Ver­fas­sungss­chutzbe­hörde ist nicht ver­ant­wortlich für Tat­en, die ein V‑Mann unabgesti
mmt und auf eigene Faust begeht. 

 

Die Auf­gabe des V‑Mannes

 

Welche Rolle hat­te der Ver­fas­sungss­chutz Toni S. zugedacht? Toni S. war V‑Mann — also eine Per­son aus der recht­sex­trem­istis­chen Szene, die mit dem Ver­fas­sungss­chutz zusam­me­nar­beit­ete, damit ebendiese Szene aufgerollt wer­den kon­nte. Er hat­te u. a. den Auf­trag, die hochkon­spir­a­tiv agierende Band WAR, ihre Pro­duk­tions­beziehun­gen und die Ver­trieb­swege ihrer CDs aufzuk­lären. Um an die inter­na­tionalen Hin­ter­män­ner und an das Netz der Vertreiber in Deutsch­land näher her­anzukom­men, war der V‑Mann mit Wis­sen der bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzbe­hörde an der Ver­bre­itung ein­er bes­timmten Menge der inkri­m­inierten CD beteiligt; nicht jedoch an deren Produktion. 

 

Die Ver­bre­itung ver­fas­sungswidriger Pro­pa­gan­damit­tel ist zwar nach § 86 Absatz 1 Strafge­set­zbuch ver­boten. Doch bes­timmt der Absatz 3 dieses Para­graphen, dass man sich nicht straf­bar macht, wenn die Ver­bre­itung ver­fas­sungswidriger Pro­pa­gan­damit­tel der Abwehr ver­fas­sungswidriger Bestre­bun­gen dient. Der Zweck recht­fer­tigt in diesem Fall das Mit­tel. Der Zweck: die Aufk­lärung und nach­fol­gende Zer­schla­gung eines inter­na­tionalen Ringes von Pro­duzen­ten und Vertreibern, die men­schen­ver­ach­t­ende, het­zerische Aufrufe auf Ton­trägern in der ein­schlägi­gen Szene ver­bre­it­eten und noch mas­siv­er ver­bre­it­en woll­ten. Das Mit­tel: eine zeitlich und sach­lich begren­zte Mitwirkung an diesem Treiben. Diese Recht­sauf­fas­sung hat gute Gründe für sich. 

 

Unge­heuer­liche Vorwürfe

 

Die Behaup­tung der Berlin­er Staat­san­waltschaft, die aus­ländis­chen Her­steller und die inländis­chen Vertreiber seien auch ohne Zutun des bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzes bekan­nt, trifft nicht zu. Und der unge­heuer­liche Vor­wurf, ohne den Ver­fas­sungss­chutz hätte es die inkri­m­inierte CD gar nicht gegeben, ver­di­ent eine scharfe Zurückweisung. 

 

Vielmehr hat der unabges­timmte, vor­eilige Zugriff vom 20. Juli dafür gesorgt, dass nun weit­ere Per­so­n­en, die in die Pro­duk­tion und den Han­del mit recht­sex­trem­istis­chen Ton­trägern ver­wick­elt sind, nicht belangt wer­den kön­nen. Denn es fehlt an Beweisen gegen sie, die bei einem pro­fes­sionelleren Zusam­men­spiel der
Sicher­heits­be­hör­den hät­ten erlangt wer­den können.
Die Neon­azis frohlock­en darüber. 

 

Weit­ere Ermittlungen

 

Ein Vor­wurf zielt auch auf den zuständi­gen V‑Mann-Führer, also den Bedi­en­steten des Ver­fas­sungss­chutzes, der den V‑Mann anleit­ete: Er habe Straftat­en des V‑Mannes gedeckt und deren Aufk­lärung vere­it­elt. Der­gle­ichen darf sich ein V‑Mann-Führer selb­stver­ständlich nicht zuschulden kom­men lassen. Nun­mehr wird in dieser Sache eine Staat­san­waltschaft in Bran­den­burg ermit­teln. Dem zu erwartenden Ver­fahren kann die Ver­fas­sungss­chutzbe­hörde guten Gewis­sens entgegensehen.

Inforiot