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Rassistische Attacke in Bernau

(TAZ, 17.6.) Auf dem Bahn­hof von Bernau (Barn­im) sind am Sam­stag russischsprachige
Jugendliche aus­län­der­feindlich attack­iert wor­den. Die drei einschlägig
vorbe­straften Män­ner seien dank Videoüberwachung schon auf dem
Bahn­hofsvor­platz festgenom­men wor­den und sitzen in Unter­suchung­shaft, teilte
die Polizei am Mon­tag mit. Die 16, 21 und 22 Jahre alten Täter riefen unter
anderem “Russen raus”. Die Gruppe rus­sis­chsprachiger Jugendlich­er war
bere­its in der S‑Bahn von Berlin nach Bernau beschimpft wor­den. Als sie in
der ost­bran­den­bur­gis­chen Stadt ausstieg, bemerk­ten eine Rus­sis­chlehrerin und
ihre Tochter die Attacke. Sie riet den Ange­grif­f­e­nen, den Bahn­hof zu
ver­lassen. Daraufhin schub­ste der 16-Jährige die Frau zu Boden. Ein
Beobachter der Bahn­hofs-Videoüberwachung rief die Polizei. Unklar ist noch,
wo die fünf bis zehn Ange­grif­f­e­nen wohnen, da sie sich bish­er noch nicht auf
ein­er Wache gemeldet haben. “Ver­mut­lich sind es Spä­taussiedler oder deren
Kinder”, sagte Polizeis­prech­er Toralf Rein­hardt. Zeu­gen berichteten zudem,
dass die drei Män­ner am Sam­stag auch einen Zwölfjähri­gen zusammengeschlagen
haben sollen — eben­falls am Barn­imer Bahn­hof. Auch dieses Opfer hat sich
bis­lang nicht gemeldet. 

Bernau: Kör­per­ver­let­zung auf dem Bahnhof

(MAZ, 17.6.) Bernau — Auf Grund­lage der Ermit­tlungsergeb­nisse wurde gegen die
Beschuldigten Andy M. (22), Robert D. (16) und Karsten B. (21) Haftantrag
gestellt. Durch die zuständi­ge Bere­itschaft­srich­terin am Amts­gericht Bernau
wurde für die drei Beschuldigten Haft­be­fehl erlassen und die
Unter­suchung­shaft wurde ange­ord­net. Die Ermit­tlun­gen der Kripo zum
Gesamtablauf dauern an. Alle drei Täter sind bere­its ein­schlägig polizeilich
bekannt. 

Zeu­gen gaben im Zusam­men­hang mit der Fes­t­nahme der drei Per­so­n­en weit­er an,
dass diese vor dem Angriff auf die Frau mit Tochter noch einen ca. 12 Jahre
alten Jun­gen bru­tal zusam­men geschla­gen haben sollen. Diese Tat muss sich
also eben­falls an Sam­stagabend im Bahn­hofs­bere­ich Bernau zuge­tra­gen haben. E
ine entsprechende Anzeige wurde von Amts wegen aufgenom­men. Bish­er haben
sich jedoch noch kein Geschädigter bzw. dessen Erziehungsberechtigte
gemeldet. 

Aus diesem Grund bit­tet die Kripo Bernau, dass sich mögliche weit­ere Zeugen
der Kör­per­ver­let­zungs­de­lik­te sowie vor allem der ver­mut­liche Geschädigte mit
seinen Erziehungs­berechtigten auf der Wache Bernau, Tel. 03338/ 3610,
melden. 

Recht­sradikale attack­ieren Russlanddeutsche

(BM, 17.6.) Bernau — Ein etwa 12 Jahre alter Rus­s­land­deutsch­er ist am Woch­enende auf dem
Bahn­hof von Bernau von zwei Recht­sradikalen attack­iert und
zusam­mengeschla­gen wor­den. Die bei­den inzwis­chen in Untersuchungshaft
sitzen­den Tatverdächti­gen Andy M. (22) und Robert D. (16) hat­ten zuvor
aus­län­der­feindliche Parolen skandiert und dann Jagd auf eine Gruppe von
rus­sis­chen Spä­taussiedlern gemacht, die das Hus­siten­fest in Bernau besucht
hat­ten. Bis auf den Jun­gen kon­nten alle flücht­en. Den ris­sen die beiden
Täter zu Boden, schlu­gen ihm mit Fäusten ins Gesicht und trat­en ihn in den
Bauch. Ein­er der Täter hat­te stahlkap­pen­be­wehrte Springer­stiefel an. Über
die Schwere der Ver­let­zun­gen wurde bis gestern nichts bekan­nt, da der Junge
vor Ein­tr­e­f­fen der Polizei ver­schwun­den war. Die Täter kon­nten durch
Videokam­eras am Bahn­hof iden­ti­fiziert und festgenom­men werden.

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Nauen (HVL): Betrunkene Jugendliche randalierten im Imbiss

Eine Gruppe junger Leute hat am späten Mon­tagabend in einem Imbiss in Nauen
u. a. den Hit­ler­gruß skandiert und ein Regal umge­wor­fen. Die vier Män­ner und
eine Frau waren kurz nach 22 Uhr mit einem Van der Marke Chrysler mit
Anhänger vorge­fahren und hat­ten im Gas­traum gespeist und getrunk­en, sich
dabei jedoch unpassend benom­men. Bis auf den Fahrer, der seine Begleiter
mehrfach zur Mäßi­gung in ihrem Auftreten aufrief, waren alle alkoholisiert.
Beim Ver­lassen des Gas­traumes stieß eine der Per­so­n­en ein Regal um, eine
andere hob u. a. den Arm zum Hit­ler­gruß. Die Per­so­n­en ver­ließen den Ort auf
der B 273 in Rich­tung Oranien­burg. Der Sach­schaden beträgt ca. 200 Euro. 

Die Polizei ermit­telt zum Ver­dacht des Ver­wen­dens von Kennzeichen
ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen und zur Sachbeschädi­gung. Zur schnellen
Aufk­lärung des Falls sucht die Polizei noch Zeu­gen und fragt: 

1. Wer beobachtete den Vor­fall, der sich zwis­chen 22.10 und 22.40 Uhr in
Nauen im Imbiss “Zur Hupe” in der Graf-Arco-Straße ereignete? 

2. Wer ken­nt die etwa 25 bis 30 Jahre alten Män­ner, die ca. 180 bis 185 cm
groß sind, ihr Haar sehr kurz tra­gen und am Tatabend u. a. mit
Dreiviertel­ho­sen (in einem Fall in gel­ber Farbe) und Springerstiefeln
bek­lei­det waren? Während drei der Män­ner mit freiem Oberkör­p­er die Lokalität
betreten hat­ten, trug der vierte ein rotes Sporthemd. Die Frau ist ca. 25
Jahre alt, ca. 170 cm groß und schlank. 

3. Wem ist das Auto aufge­fall­en? Auf der Motorhaube des Van der Marke
Chrysler mit OHV-Kennze­ichen befind­en sich zwei Stierköpfe. Den einachsigen
Anhänger aus DDR-Pro­duk­tion ziert ein Reklame­bild für Berlin­er Pilsner. 

Die Polizei bit­tet Zeu­gen, sich in der Polizei­wache Nauen unter Tel. 0 33 21
/ 400–0 zu melden. Hin­weise nimmt auch jede andere Polizeidienststelle
entgegen.

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Neuruppin: Schill-Partei stellt Kandidaten auf

OSTPRIGNITZ-RUPPIN Am 14.Juli will die Partei Rechtsstaatlich­er Offen­sive – bess­er bekan­nt als Schill-Partei – in Neu­rup­pin ihre Kan­di­dat­en für die Ende Okto­ber stat­tfind­en­den Wahlen zum Kreistag benen­nen. An diesem Abend soll auch ein Ortsver­band gegrün­det wer­den. Zu einem späteren Zeit­punkt sollen die Kan­di­dat­en für die Wahlen in die Kom­mu­nal­par­la­mente bes­timmt wer­den. Das sagte gestern Thomas Schulz, der für die Region zuständi­ge Koordinator. 

 

Die umstrit­tene Partei des Ham­burg­er Innense­n­a­tors Ronald Barn­abas Schill hat in Ost­prig­nitz-Rup­pin derzeit „sieben bis acht Mit­glieder“, so Schulz gestern. Das genüge für das erste Ziel der Schill-Partei, sechs Kan­di­dat­en für den Kreistag zu benennen. 

 

Die Wahlver­samm­lung soll erneut öffentlich sein. Bei ein­er ersten öffentlichen Infor­ma­tionsver­anstal­tung der Partei Rechtsstaatlich­er Offen­sive Anfang Mai in der Neu­rup­pin­er Gast­stätte „Zum Alten Fritz“ war es teil­weise zu Tumul­ten und laut­starken Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen Befür­wortern und Geg­n­ern der Partei gekommen.

 

siehe Auch in Neu­rup­pin — Rein­fall für Schill-Partei

 

Damals hat­te Schulz angekündigt, weit­ere nicht öffentliche Ver­samm­lun­gen abhal­ten zu wollen. Dies sei auch geschehen, wegen sein­er Erkrankung aber nicht so häu­fig wie gewün­scht. Geg­n­er sein­er Partei seien nicht mehr zu den Ver­anstal­tun­gen gekom­men, so Schulz. Dass kann sich ändern. Neben Neu­rup­pin wird es auch öffentliche Infor­ma­tion­s­abende in Rheins­berg und Fleck­en Zech­lin geben.

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Wittstock: Mangelndes Problembewustsein beim Rechtsextremismus

WITTSTOCK Witt­stocks Super­in­ten­dent Heinz-Joachim Lohmann hat sich bei ein­er Tagung des lan­desweit­en Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit in Pots­dam über man­geldes Engage­ment der Witt­stock­er gegen recht­sradikale Umtriebe beklagt. „Es ist zwar schön, wenn zu Anti-NPD-Demon­stra­tio­nen ein paar Hun­dert Leute kom­men, aber schade, dass sich anson­sten nur wenige mit dem Prob­lem auseinan­der set­zen“, sagte Lohmann. 

In den ver­gan­genen Wochen und Monat­en war Witt­stock wegen recht­sex­tremer Straftat­en und mehrere NPD-Demon­stra­tio­nen immer wieder neg­a­tiv in Erschei­n­ung ger­at­en. Gefragt wurde Lohmann in Pots­dam, warum sich die Recht­en aus­gerech­net in sein­er Stadt sam­meln. „Witt­stock liegt verkehrs­gün­stig. Das nahe Auto­bah­n­dreieck und die nahe Lan­des­gren­ze zu Meck­len­burg-Vor­pom­mern machen die Stadt als Demon­stra­tionsort attrak­tiv“, so Lohmann. Außer­dem fehle es in Witt­stock an ein­er Alter­na­tivkul­tur, wie sie es beispiel­sweise in Neu­rup­pin gebe. „Die Nazis haben hier mehr Platz.“ 

Bran­den­burgs Ver­fas­sungss­chutz Mario Hüllen wies auch darauf hin, dass mit Mario Schulze ein­er der engagiertesten NPD-Kad­er in der Stadt lebt. „Sie haben Pech, dass der hier wohnt. Er stellt mehr auf die Beine, als die NPD-Mit­glieder in anderen Gegen­den.“ Die Neon­azi-Szene lebe im Moment vor allem vom Engage­ment einzel­ner Pro­tag­o­nis­ten. Wo die fehlen, sei es ruhig. 

Lohmann sieht in der Konzen­tra­tion rechter Umtriebe aber kein reines Witt­stock­er Phänomen. „Das ist ein Prob­lem der ganzen Prig­nitz und der Ost­prig­nitz. Zurzeit stellen wir fest, dass die Szene sich mehr nach Kyritz ori­en­tiert“, so Lohmann. Ursache dafür seien die auch laut­en Gegen­demon­stra­tio­nen in Witt­stock. Einige Male hat­te Lohmann die Nazi-Demos mit Glock­en­geläut aus der Kirche gestört, ein anderes mit einem Posaunen­chor. Dieser kreative Wider­stand zeige mitunter seine pos­i­tive Wirkung.

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Potzlow-Prozeß: Ein Mord wie im Horrorfilm


Auf grausam­ste Weise starb Mar­i­nus aus dem bran­den­bur­gis­chen Potzlow: 


„Sag, dass du Jude bist!“ 

In Neu­rup­pin sind drei junge Män­ner angeklagt, die einen 16-Jähri­gen umbracht­en und in ein­er Jauchegrube ver­schar­rten – und nie­mand will davon gewusst haben.

Worte ver­sagen. Die Fed­er sträubt sich. Als die Staat­san­wältin die Anklage ver­li­est – man sieht wie betäubt das Unge­heuer­liche vor sich. 

„Viehisch“ nan­nte der Lei­t­ende Ober­staat­san­walt Gerd Schnittch­er, vor der Presse das, was drei junge Men­schen einem der ihren zuge­fügt haben. Viehisch – ein Wort, das hohe Juris­ten nor­maler­weise nicht gebrauchen. Doch hier reicht es nicht. Kein Vieh täte einem anderen so etwas an. 

Die Tat ist das eine. Vier Stun­den lang haben Mar­cel und Sebas­t­ian, heute 18, und Marcels älter­er Brud­er Mar­co, 24, in den frühen Mor­gen­stun­den des 13.Juli 2002 in Pot­zlow, einem Dorf in der Uck­er­mark, einen Jun­gen gequält, zusam­mengeschla­gen, getreten, immer wieder, haben ihm gewalt­sam Alko­hol einge­flößt, bis er erbrach, immer wieder, haben auf ihn uriniert, als er schon wehr­los am Boden lag, haben ihn ange­brüllt: „Juden saufen doch Pisse!“, haben ihn, den Halbtoten, in einen Schweinestall geschleppt, dann in eine Jauchegrube gestoßen, um zu sehen, ob er unterge­ht, und wieder her­aus­gez­er­rt, und weit­er getreten und geprügelt, bis Mar­cel dem Geschun­de­nen den „Bor­d­stein­kick“ gab: Mar­i­nus Schöberl, fast ein Kind noch mit seinen 16 Jahren, musste in die Betonkante eines Fut­tertrogs beißen, worauf Mar­cel, in schw­eren genagel­ten Springer­stiefeln, ihm mit bei­den Füßen voller Wucht auf den Hin­terkopf traf. 

Mar­i­nus sack­te röchel­nd weg. Sein Gesicht war jet­zt so entstellt, dass Mar­co, der ältere Brud­er, gesagt haben soll, den brauche man nun nicht mehr einem Arzt vorzustellen, der werde nicht mehr, der müsse weg. Oder: Den müssen wir jet­zt umbrin­gen. Die Brüder sucht­en daraufhin einen Gegen­stand zum Töten. Mar­cel soll einen Gas­be­ton­stein gefun­den und den zweimal auf Mar­i­nus Kopf gewor­fen haben. Dann schleppten sie das offen­sichtlich tote Bün­del Men­sch wiederum zur Jauchegrube. Wie einen Hund ver­schar­rten sie es. 

Die Tat ist das eine. Das andere ist, was alles son­st noch geschah. 

Nach­dem sie Mar­i­nus beseit­igt und die Blut­spuren im Schweinestall mit Kies verdeckt hat­ten, gin­gen Mar­co, Mar­cel und Sebas­t­ian nach Hause, um sich schlafen zu leg­en. Ihr Opfer, jüng­stes von acht Kindern (sieben ältere Schwest­ern), war seit­dem „ver­schwun­den“. Seine Eltern beun­ruhigte dies nicht, da Mar­i­nus oft tage­lang weg­blieb. Erst nach zwölf Tagen melde­ten sie ihn als ver­misst. Im Dorf wusste ange­blich nie­mand etwas. 

Was ist los mit diesen Men­schen? Mar­co, Mar­cel und Sebas­t­ian waren in jen­er Nacht in Strehlow mit Mar­i­nus gewalt­sam in das Haus dreier Dorf­be­wohn­er einge­drun­gen. Sie woll­ten weit­er­saufen, nach­dem sie Nach­schub organ­isiert hat­ten. Als sie angetrunk­en im Schlafz­im­mer der Leute standen, ließen sie sich nicht lange bit­ten. Man nahm auf der Veran­da Platz. 

Diese Erwach­se­nen beka­men mit, wie es eskalierte. Mar­i­nus sollte sagen, dass er ein Jude ist. Erste Schläge ins Gesicht. Mar­i­nus erbrach sich auf den Tisch. 

Die Erwach­se­nen müssen mit­bekom­men haben, wieder der Junge hin­aus­geschleift wurde, sich wieder erbrach, wie er dann erneut zum trinken gezwun­gen und mit Fäusten trak­tiert wurde. Sie müssen gehört haben, wie er hin­klatschte und vor Schmerzen schrie, wie er nicht mehr auf die Beine kam. Sie müssen das Blut gese­hen haben, das ihm übers Gesicht lief. Und immer wieder: „Sag, dass du eine Jude bist!“ Ein Judas, ein Jude, ein Asi. 

Gegen eine Frau, eine aus­ge­mergelte 42-Jährige, der der Alko­hol schon heftig zuge­set­zt hat­te und die das alles mitansah, wird wegen unter­lassen­er Hil­feleis­tung ermit­telt. Sie soll Mar­i­nus bedrängt haben: „Nu sag schon, dass du Jude bist, dann hören die auf.“ Jet­zt erk­lärt sie als Zeu­g­in vor der 2. Großen Strafkam­mer des Neu­rup­pin­er Landgerichts: „Ick sag gar nis­cht, anson­sten allet über meine Anwälte.“ 

Die Vor­sitzende Rich­terin Ria Bech­er fragt trotz­dem. „Was haben sie denn eigentlich getrunk­en?“ „na Bier, ein oder zwei. Det kann einem ja keen­er ver­bi­eten. Alko­hol is zwar nich jut, aber manch­mal – und an eem Kas­ten is ja ooch nich ville dran! Die Mut­ti vom Nach­barn trinkt janz schön. Aber ich nich, hundertprozentig!“ 

Ihr Lebens­ge­fährte, der im bett geblieben war, erin­nert sich, dass Mar­i­nus auf der Couch lag, als die anderen los­zo­gen. Er weiß auch noch, dass Mar­i­nus kaum laufen kon­nte und nicht mit­wollte, als das Trio zurück­kam. „Stank seine Klei­dung?“ „Ja, nach Urin.“ Ob die drei betrunk­en waren? „Nee, janz nor­mal, nach so ner Nacht.“ 

Seit­dem war Mar­i­nus „ver­schwun­den“. Und keine hat­te eine Ahnung? 

Dass bei den ehe­ma­li­gen Schweineställen der früheren LPG in Pot­zlow eine Leiche liegen soll, erfuhr die Polizei erst vier Monate nach der Tat, am 17.November. Bis dahin hat­te Mar­cel min­destens acht Per­so­n­en gegenüber gesagt, er habe einen umge­bracht, „einen alten Asi“, „einen Pen­ner“, „einen Juden“, das „Scheißju­den­schwein“, den Marinus. 

Ein 18-jähriger Zeuge: „Ick wollte nis­cht davon wis­sen. Dachte, der spin­nt rum.“ „Wie hat Mar­cel das erzählt?“, fragt die Vor­sitzende. „Lustig, lock­er, janz nor­mal“, sagt der Zeuge. Ob ihm schon mal „ver­bale Aggres­sio­nen“ bei einem der Angeklagten aufge­fall­en sind, fragt die Staat­san­wältin. Ver­bale Aggres­sio­nen. Der Zeuge ist Son­der­schüler. Sebas­t­ian sei immer „jut druff“ gewe­sen, mehr kann er nicht sagen. 

Ein ander­er, der mit Mar­cel ein Zim­mer im Heim für Auszu­bildende in Buck­ow bewohnte, berichtet: „Er kam rin und sagte, ey, ick muss dir wat sagen – dass er mit Sebas­t­ian und Mar­co den een, den Mar­i­nus, umgelegt hat.“ Mar­cel sei „lock­er“ wie immer gewe­sen. „Hat er ein Motiv genan­nt?“, fragt die Vor­sitzende. „Weil der ihnen in die Quere kam.“ 

Der Näch­ste erin­nert sich bess­er: „Weil der die falschen Klam­ot­ten anhat­te und die falsche Haar­farbe.“ Mar­cel habe „rumgeprahlt“. Dieser Zeuge sagt aber auch, Mar­cel sein immer „so eine Art Klassen­clown“ gewe­sen, habe sich „aufge­führt wie ein Achtjähriger“. 

Am 15.November kam im Jugend­club von Strehlow wieder ein­mal die Rede auf Mar­i­nus. Ein Mäd­chen: „Mar­cel sagte, er weiß, wo der is. Ick hab det nich jegloobt und hab dann fünf Euro dage­gen gewet­tet. Der Mar­cel hat­te eine Axt und eine Taschen­lampe geholt und is los, da hat jesagt, hier iss­es nich, is zweemal durch den Morast, und dann war da der Schädel. Und er hat jesagt „Scheißschädel“ und hat mit der Axt zuge­hauen. Dann sind wir zurück­ge­gan­gen. Mar­cel hat die Axt sauber gemacht und erzählt, dass sie den Bor­d­stein­kick gemacht haben. Dann sind wir heimgegangen.“ 

Ach ja: „Er hat noch gesagt, wenn ihr was erzählt, dann seid auch ihr dran. Da hab ich ihm die Axt weggenom­men. Weil ich dachte, dass er irgen­deine Scheiße damit macht.“ Ein Mäd­chen, immerhin. 

Warum haben sich die Jugendlichen keinem Erwach­se­nen anver­traut? Wer küm­mert sich eigentlich um diese Kinder, wer gibt ihnen Halt, wer ver­mit­telt ihnen die Werte, ohne die eine zivil­isierte Gesellschaft nicht auskommt? Wer bringt ihnen bei, dass es „unwertes Leben“ nicht gibt, eben­so wenig wie „Unter­men­schen“? Wer lebt ihn
en vor, dass auch der ein voll­w­er­tiger Men­sch ist, der eine HipHop-Hose trägt und gefärbte Haare wie Mar­i­nus oder eine andere Haut­farbe hat oder eine andere Mei­n­ung? Nie­mand offen­bar. Arbeit­slosigkeit und Alko­hol reichen nicht zur Entschuldigung. 

Die Antworten der jun­gen Zeu­gen auf Fra­gen des Gerichts oder des psy­chi­a­trischen Sachver­ständi­gen Dr. Alexan­der Böh­le, wenn es um den Ein­druck vom Ver­hal­ten der Angeklagten geht – sie bele­gen, dass diese Jugendlichen entwed­er nie gel­ernt haben Mit­men­schen wahrzunehmen, oder das ihnen die Worte und Gefüh­le fehlen: „Immer lock­er, gut druff, ganz nor­mal.“ Alles ist nor­mal, lustig und lock­er, selb­st das Abscheuliche, das Grausame und Unerträgliche. Sind diese Kinder, für die nie­mand Ver­ant­wor­tung zu tra­gen scheint, Pro­duk­te ein­er total entzivil­isierten, ver­wahrlosten Gesellschaft? Eine ver­lorene Gen­er­a­tion? Sebas­t­ian ist schon Vater. 

Der Staat­san­walt, der bei der richter­lichen Vernehmung zuge­gen war: „Keine Gefühlsre­gung, keine Trä­nen. Das schock­ierte mich, weil ich bis dahin dachte, dass bei so jun­gen Men­schen wenig­stens hin­ter­her Emo­tio­nen hochkom­men.“ Der Ermit­tlungsrichter: „Wie ein Kinder­gartenkind, das sich freut, etwas mit­teilen zu kön­nen, hat Mar­cel erzählt.“ 

Matthias und Volk­mar Schöneb­urg, Brüder, die das Brüder­paar Mar­co und Mar­cel behut­sam und wer­bend vertei­di­gen, fra­gen: „Mar­co kam sich­er nicht jen­em Tag erst zu sein­er recht­en Ein­stel­lung. Und Mar­i­nus lief auch früher schon als Hip-Hop­per herum – ohne das etwas passierte. Sie kan­nten sich. Mar­cel und Mar­i­nus waren oft zusam­men, es gab keinen Stre­it, keinen Anlass zu Hass oder Erniedri­gung. Erst an jen­em Abend.“ Warum? 

Auch das Gericht hat diese Frage zu klären. Das Ver­hält­nis der bei­den Brüder zueinan­der wird dabei eine Rolle spie­len. Stimmt es, dass Mar­cel den Älteren bewun­derte und zugle­ich fürchtete? Dass er, der sich wie Mar­i­nus gerne als Hip-Hop­per klei­dete, sich von einem Tag auf den anderen zum Recht­sradikalen ver­wan­delte, wenn der Brud­er mal wieder aus dem Knast kam? Stimmt es, dass Mar­cel „aus­rastete“ beim Bor­d­stein­kick? Welche Rolle fiel Sebas­t­ian zu, der als „megarechts“ galt und jet­zt nur zugibt „let­z­tendlich nicht“ getan zu haben?

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600 GrenzgängerInnen

Am Sam­stag Nach­mit­tag zogen rund 600 Men­schen durch Pots­dams Straßen, um gemein­sam das 4. Anti­ras­sis­tis­che Straßen­fest zu feiern. Das diesjährige Motto
„Gren­zgän­gerin­nen-Beatz“ ste­ht für einen poli­tis­chen, laut­en und bun­ten Straßenumzug, der das The­ma Gren­zen aufgreift.

Die Pots­damer „Ini­tia­tive für Begeg­nung“ ist ein net­zw­erkar­tiger Zusam­men­schluss von poli­tis­chen, sozialen und kul­turellen Grup­pen, die seit vier Jahren zusam­men mit Flüchtlin­gen aus der Region im Som­mer ein Straßenfest
organ­isieren — dieses Jahr zum ersten Mal als bun­ten Umzug durch die Innenstadt. 

Das The­ma waren „Gren­zen“ — und zwar alle Arten von Gren­zen: ob zwis­chen Nation­al­staat­en, inner­staatliche Gren­zen oder die Gren­zen in den Köpfen. Sie wur­den sowohl aus der Sicht poli­tisch arbei­t­en­der Grup­pen als auch aus Sicht der
Betrof­fe­nen – z.B. der in Pots­dam leben­den Flüchtlinge- beleuchtet. 

Neben den unter­schiedlich­sten Rhyth­men, bunt geschmück­ten Wägen und artis­tis­chen Dar­bi­etun­gen gab es eine Rei­he von Rede­beiträ­gen – z. B. über die Sit­u­a­tion von Flüchtlin­gen in Deutsch­land, über Kürzun­gen im kul­turellen Bereich,
über Pri­vatisierung von öffentlichen Räu­men oder das Sach­leis­tung­sprinzip in Brandenburg. 

Der Umzug ver­lief glatt und ungestört. Zu einem kurzen Handge­menge mit der Staats­macht kam es lediglich, als das Kreiswehrersatzamt, an dem der Track vor­beiführte, mit Wasser­bomben bewor­fen wurde. aber so was gehört sich ja auch nicht!

Im Moment laufen an ver­schieden­sten Pots­damer Örtlichkeit­en noch Konz­erte und Par­ties, die den Tag abschließen werden.
In diesem Sinne — Für emanzip­ierten, gle­ich­berechtigten, sozial­is­tis­chen und gren­zen­losen Spaß!!! 

Weit­ere Infos und Bilder kön­nen bald schon unter www.grenzgaengerinnen.de bestaunt werden.

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Prozess gegen rechte Schläger am Neuruppiner Amtsgericht

Am 19.6. und am 25.06. find­et vor dem Landgericht in Neu­rup­pin ein Prozess gegen zwei Schläger der recht­en Szene statt. Flo­ri­an M. (17) und Mike D. (20) wird u.a. vorge­wor­fen am 03.03.03 in Neu­rup­pin einen 17-Jähri­gen Schüler in der Junker­strasse zunächst ver­fol­gt und dann mit geziel­ten Trit­ten und Schlä­gen trak­tiert zu haben. Siehe dazu auch den auf Infori­ot erschienen Bericht Naz­iüber­griff auf 17-Jähri­gen in Neu­rup­pin — Anwohn­er sahen minuten­lang taten­los zu vom 9. März)

Dabei sollen sie den Betrof­fe­nen als „Scheiß Zecke“ beschimpft und ihm ange­dro­ht haben, ihn umzubrin­gen. Der jün­gere der bei­den Täter stellte sich am Tag nach dem Angriff bei der Polizei. Bei­de gehören offen­sichtlich zum Kern der recht­en Szene in Neu­rup­pin. Bei Haus­durch­suchun­gen wur­den von der Polizei CDs mit ver­boten­er recht­sex­tremer Musik fest­gestellt. Außer­dem sind bei­de angeklagt zu einem früheren Zeit­punkt nation­al­sozial­is­tis­che Sym­bole gezeigt zu haben. 

Der Prozess find­et statt vor dem Neu­rup­pin­er Amts­gericht am Don­ner­stag, den 19.06. und am Mittwoch, den 25.06., um 9:15 Uhr im Saal 317. 

Opfer­per­spek­tive

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Berliner Schüler bei Ausflug überfallen

Die Täter sollen Base­ball-Schläger und Eisen­stan­gen gehabt haben — Polizei find­et keine Zeugen

(BM) Eine Gruppe von Berlin­er Schülern ist in der Nacht zu Sonnabend nach eigenen
Angaben am Plessow­er See bei Werder von ein­er bewaffneten Jugendbande
über­fall­en wor­den. Hin­weise auf einen recht­sradikalen Hin­ter­grund gibt es
bis­lang nicht, sagt die Polizei. 

Werder/Berlin — Es muss für die 15 Jun­gen ein­er elften Klasse der
Paul-Natorp-Ober­schule in Berlin-Schöneberg der blanke Hor­ror gewe­sen sein:
Sie hat­ten es sich am Fre­itagabend in ihrem Häuschen in der Bungalowanlage
“An der Eiche” in Kem­nitz bei Werder (Pots­dam-Mit­tel­mark) bequem gemacht.
Einige hörten Musik, andere schaut­en fern, wieder andere schliefen schon.
Doch auf einen Schlag kippte das abendliche Som­meridyll. Was fol­gte waren
Minuten des blanken Entset­zens und der Angst. Bis­lang unbekan­nte Täter
stürmten kurz nach ein Uhr am Sonnabend­mor­gen in Manier eines Rollkommandos
das kleine Häuschen. Zwis­chen zehn und 15 Män­ner im Alter zwis­chen 18 und 25
Jahren. Mar­tialisch nah­men sie Auf­stel­lung zwis­chen den Bet­ten. Einige
schwan­gen Base­bal­lkeulen, andere hiel­ten Eisen­stan­gen und Hol­zlat­ten. Einer
leuchtete mit der Taschen­lampe in den dun­klen Raum und direkt in die
verängstigten Gesichter der Berlin­er Schüler. “Geld her”, schrie er. 

Die Beute: Ger­ade ein­mal 60 Euro und drei trag­bare Audio-Geräte. Ein­er der
Berlin­er Schüler erhielt grund­los einen Schlag mit der Taschen­lampe an den
Kopf. Er erlitt dabei eine Prel­lung an der Stirn. Die Täter ver­schwan­den in
der Nacht. Die Polizei wurde ihrer trotz Such­hund-Ein­satz nicht habhaft. 

“Glück­licher­weise gab es nicht mehr Tätlichkeit­en”, sagte Oberkommissar
Andreas Wend­land vom für Werder zuständi­gen Schutzbere­ich Bran­den­burg. “Zum
Glück hat kein­er den Helden gespielt”, sagte ein Kripo-Beamter gestern vor
Ort. Die Mäd­chen der Klasse, die in einem Nach­bar­bun­ga­low schliefen, bekamen
nichts von dem Über­fall mit. Eben­so wenig die mit­gereiste Lehrerin. 

Der Über­fall löste bei der Polizei in Werder erhe­bliche Unruhe aus. Angst
vor einem “zweit­en Meck­len­burg” machte sich unter den Beamten bre­it. An der
Ost­seeküste hat­ten Skin­heads Polizei und Camp­ing­platz­be­treiber vor zwei
Jahren im Som­mer mit bru­tal­en Über­fällen auf Badegäste in Atem gehalten. 

Doch einen Hin­weis auf einen recht­sradikalen Hin­ter­grund für die Tat hatten
die Beamten gestern nicht. “Die Schüler beschrieben die Täter als normal
gek­lei­det.” Keine Rede von Springer­stiefeln und Glatzen. Obwohl es sich um
eine große Gruppe Tatverdächtiger han­deln soll, hat­ten die Kripo-Beamten bis
zum Abend gestern keine heiße Spur. “Bis­lang kön­nen wir noch nicht einmal
sagen, wie die Täter dor­thin gekom­men sind”, sagte Oberkom­mis­sar Wendland. 

Für den Über­fall gab es bis gestern keinen einzi­gen Zeu­gen. Anwohn­er, die in
den Früh­jahrs- und Som­mer­monat­en in ihren Bun­ga­low weilen, haben nichts
mit­bekom­men. Auch die Datschenbe­sitzer nicht, die unweit der Badestelle
wohnen, wo die Berlin­er zuvor gebadet hat­ten. “Üblicher­weise geschieht so
was nicht aus heit­erem Him­mel”, sagte Wendland. 

Die Schüler, die bis gestern in Kem­nitz bleiben woll­ten, sind noch am
Sonnabend früh wieder nach Berlin abgereist. Schulleitung, Lehrer und
Schüler woll­ten sich zu dem Vor­fall gestern nicht äußern. 

Thomas John, Sprech­er der Berlin­er Schul­ver­wal­tung, sagte: “Wir sind über
den Vor­fall in Werder tief betrof­fen.” Schüler, Lehrer und Eltern könnten
sich heute psy­chol­o­gisch berat­en lassen. Fach­leute der Schulverwaltung
stün­den bere­it, den Schock und die Äng­ste mit ihnen aufzuar­beit­en. Es
han­dele sich den­noch um einen Einzelfall, so John. “Es gibt keinen Grund,
Schulen von Fahrten ins Bran­den­burg­er Umland abzuraten.” 

Vor zwei Jahren habe es ähn­liche Fälle gegeben. Doch es sei schon lange
nichts mehr vorge­fall­en, so der Sprech­er. Man müsse jet­zt zunächst die
polizeilichen Ermit­tlun­gen abwarten, um Näheres sagen und entsprechende
Maß­nah­men ergreifen zu können. 

Das Ende ein­er Klassenfahrt

Berlin­er Schüler mit Base­ballschlägern bedro­ht und ausgeraubt

(Berlin­er Zeitung) WERDER. Es sollte ein lustiges Woch­enende für die Schüler ein­er elften
Klasse aus Berlin wer­den. Doch die Klassen­fahrt ins Umland endete bereits
einen Tag später nach einen Über­fall, bei dem ein­er der Gym­nasi­as­ten eine
leichte Gehirn­er­schüt­terung erlitt. 

Am Fre­ita­gnach­mit­tag reis­ten die zwölf Schüler des Paul-Natorp-Gymnasiums
aus dem Schöneberg­er Ort­steil Friede­nau zusam­men mit ihrer Klassenlehrerin
in ein Bun­ga­low-Dorf am Großen Plessow­er See in Kem­nitz bei Werder
(Pots­dam-Mit­tel­mark). Ein Woch­enende lang woll­ten die acht Jun­gen und vier
Mäd­chen im Alter zwis­chen 16 und 18 Jahren in der Ferien­an­lage Spaß haben.
Doch daraus wurde nichts. Denn schon in der ersten Nacht ihres Aufenthalts
erhiel­ten die Berlin­er unlieb­samen Besuch. “Gegen 1.30 Uhr stürmten etwa
zehn bis 15 Män­ner in den unver­schlosse­nen Bun­ga­low”, sagte
Polizeioberkom­mis­sar Andreas Wend­land am Son­ntag. Die Schüler hät­ten zu
dieser Zeit zusam­men fern gese­hen. “Die Täter waren nach Angaben der
Jugendlichen mit Base­ballschlägern, Holz- und Eisen­stan­gen bewaffnet und
dro­ht­en mit Gewalt”, sagte Wend­land. Die Ein­drin­glinge hät­ten Geld
gefordert, zudem nah­men sie unter anderem zwei MP-3-Play­er mit, die auf
einem Tisch lagen. Der Über­fall dauerte nur wenige Minuten, dann
ver­schwan­den die mit kurzen Hosen und T‑Shirts bek­lei­de­ten Män­ner wieder.
Die Angreifer sollen zwis­chen 20 und 30 Jahre alt gewe­sen sein und
ort­süblichen Dialekt gesprochen haben. 

“Die Jugendlichen haben ihre Lehrerin benachrichtigt”, sagte der
Oberkom­mis­sar. Wenig später sei die Polizei vor Ort gewe­sen. Mit einem
Fährten­hund ver­fol­gten die Beamten die Spur der Angreifer bis zu einer
Straße. “Dann war Schluss, ver­mut­lich stiegen die Täter dort in ihre
Fahrzeuge”, sagte Wend­land. Bis zum Son­ntagabend fand die Polizei keine
Zeu­gen, die die Autos gese­hen haben. 

Während des Über­falls wurde der 18-jährige Jerome G. mit ein­er Taschenlampe
niedergeschla­gen. “Der Junge wurde mit ein­er Kopfver­let­zung in ein
Kranken­haus gebracht. Er kon­nte die Klinik aber bere­its wieder verlassen”,
so Wend­land. Die Polizei schließe derzeit einen politisch-motivierten
Hin­ter­grund aus. 

Die Gym­nasi­as­ten brachen ihre Klassen­fahrt ab und reis­ten am Sonnabendfrüh
wieder nach Hause. Unklar ist, woher die Angreifer von dem Aufen­thalt der
Berlin­er Schüler wussten. Eine Antwort darauf erhof­fen sich die Beamten
durch eine Befra­gung von Besuch­ern des Bade­stran­des. Denn am Freitagabend
soll es am Ufer des Sees einen kurzen Wortwech­sel zwis­chen den Berliner
Schülern und ein­heimis­chen Jugendlichen gegeben haben. 

Die Elftk­lässler sind nicht die ersten Schüler, die in Bran­den­burg Opfer
eines Über­falls wur­den. Im Mai 1999 grif­f­en rechts­gerichtete Jugendliche im
Pots­damer Schloss­park Sanssouci eine franzö­sis­che Schulk­lasse an. Ein Jahr
zuvor wur­den am Ruhls­dor­fer See bei Bernau Schüler aus Berlin attackiert.
Die Täter trat­en mit Stahlkap­pen­schuhen und Springer­stiefeln auf die
Jugendlichen ein. 

Werder/H.: Schüler in Ferien­an­lage überfallen

(MAZ) Zehn bis 15 unbekan­nte Täter betrat­en in der Nacht zu Sam­stag unberechtigt
einen Bun­ga­low in ein­er Ferien­an­lage im Werder­an­er Ort­steil Kem­nitz, in dem
sich 15 Schüler ein­er Schule aus Berlin-Tem­pel­hof aufhiel­ten. Die Täter
führten Holzs­tan­gen, Base­ballschläger und Eisen­stan­gen mit sich. Unter
Andro­hung und Ausübung von Gewalt wurde von mehreren Jugendlichen Bargeld
entwen­det. Außer­dem wur­den zwei MP3- Play­er und
ein Mini­disc- Play­er, die
auf dem Tisch standen, entwen­det. Ein Jugendlich­er wurde durch einen Schlag
mit ein­er Taschen­lampe leicht am Kopf (keine Platzwunde) ver­let­zt. Er wurde
zur ambu­lanten Behand­lung ins näch­st­gele­gene Klinikum gebracht. 

Die Täter­gruppe (ca. 18- 25 Jahre alt) flüchtete in unbekan­nte Rich­tung. Die
sofort ein­geleit­ete Fah­n­dung ver­lief neg­a­tiv. Der einge­set­zte Fährtenhund
kon­nte die Täter­spur aufnehmen, ver­lor diese aber an ein­er angrenzenden
Straße. Hin­weise auf das Täter­fahrzeug kon­nten nicht erlangt wer­den. Die
Krim­i­nalpolizei der Wache Werder hat die Ermit­tlun­gen aufgenom­men, die zur
Zeit noch andauern. 

Klassen­fahrt endet mit Überfall

Bis­lang unbekan­nte Män­ner berauben Berlin­er Schulk­lasse in Bran­den­burg. Polizei schließt rechte Moti­va­tion aus

(TAZ) Für 15 Schüler der Paul-Natorp-Ober­schule in Schöneberg wird ihre
Klassen­fahrt ins bran­den­bur­gis­che Kem­nitz in kein­er guten Erinnerung
bleiben. Bis­lang unbekan­nte Män­ner haben in der Nacht zum Sam­stag die
Schüler über­fall­en und beraubt. Wie die Polizei in Pots­dam gestern
mit­teilte, han­delte es sich um eine Gruppe von rund 15 Per­so­n­en im Alter
zwis­chen 18 und 25 Jahren, die — mit Base­ballschlägern, Holz- und
Eisen­stan­gen bewaffnet — Bargeld und Musikgeräte von den Schülern
erpressten. Dabei ver­let­zten sie einen 18-Jähri­gen am Kopf. Er erlitt eine
Gehirnerschütterung. 

Die Hin­ter­gründe des Über­falls sind bis­lang unklar. Nach eige­nen Angaben
ermit­telt die Polizei “in alle Rich­tun­gen”. Auszuschließen sei jedoch, dass
die Täter aus der recht­sex­tremen Szene stam­men. Als Begrün­dung beriefen sich
die Beamten auf Zeugenaussagen. 

Die Täter waren in den Bun­ga­low ein­er Ferien­an­lage einge­drun­gen, in der sich
die Schüler aufge­hal­ten hat­ten. Nach­dem sie die Räum­lichkeit­en zunächst nach
Wert­ge­gen­stän­den durch­sucht hat­ten, erpressten sie von mehreren der 15
Schüler ins­ge­samt 60 Euro sowie zwei MP3- und einen Mini­disc-Play­er. Danach
flüchteten sie mit ihrer Beute in Fahrzeu­gen. Nach dem Über­fall brach die
Klasse ihre Fahrt ab und kehrte in Begleitung der Lehrerin vorzeit­ig nach
Berlin zurück. 

Obwohl die Polizei einen recht­sex­tremen Hin­ter­grund auss­chließt, weckt der
Vor­fall Erin­nerun­gen an eine Serie von Über­fällen auf Schülern vor fünf
Jahren. Damals wur­den inner­halb eines hal­ben Jahres cir­ca 15 gewaltsame
Über­griffe mit frem­den­feindlichem und diskri­m­inieren­dem Hin­ter­grund auf
Berlin­er Schüler in Bran­den­burg angezeigt. Die Vor­fälle lösten eine Debatte
über die Sicher­heit von Klassen­fahrten in die Region Bran­den­burg aus. Dort
beträgt der Anteil an Berlin­er Schülern, die für ihre Klassen­fahrten in den
Grüngür­tel kom­men, in eini­gen Ferien­an­la­gen bis zu 70 Prozent. 

Ein Aus­flug mit Schrecken

In Kem­nitz wur­den am Woch­enende Berlin­er Schüler über­fall­en. Jet­zt sind viele in dem Ort tief geschockt

(Tagesspiegel) Kem­nitz. Nach­dem eine Berlin­er Schulk­lasse in ein­er Bun­ga­lowsied­lung in
Kem­nitz bei Werder über­fall­en wurde, ste­ht der kleine Ort unter Schock. “Wir
haben Angst”, lautete gestern der meist gehörte Satz in den Gesprächen der
Ein­wohn­er. Der Angriff ließe auf eine organ­isierte Bande schließen, hieß es.
Die könne jed­erzeit wiederkom­men. Auf die Aus­sage der Polizei, dass so ein
Vor­fall in der Ver­gan­gen­heit in der Gegend noch beispiel­los ist, fol­gte oft
skep­tis­ches Kopf­schüt­teln. Bei früheren Ein­brüchen in andere Bun­ga­lows im
Ort seien die Täter mit Gewalt vorge­gan­gen. “Bei uns haben sie mit Äxten
eine Holzwand regel­recht kurz und klein geschla­gen, um ins Innere zu
gelan­gen”, erzählte eine Frau. 

Die Polizei suchte gestern nach möglichen Hin­weisen auf die zehn bis 15
Täter, die mit Eisen­stan­gen und Base­ballschlägern in die Bungalowsiedlung
einge­drun­gen waren. Fährten­hunde nah­men im Haus des Über­falls Spuren auf,
die ver­loren sich aber auf der Straße. “Wir ver­muten stark, dass die Täter
mit mehreren Autos an- und wieder abge­fahren sind”, sagte der
Dien­st­grup­pen­leit­er der Bran­den­burg­er Polizei, Andreas Wend­land. Bis gestern
Abend hat­te die Polizei nach zwar einige Ver­mu­tun­gen, aber noch keine
konkrete Spur zu den Tätern. Der Chef der betrof­fe­nen Pen­sion “An der Eiche”
wollte gegenüber der Presse keine Angaben über das Tat­geschehen machen. Es
werde “ohne­hin alles falsch dargestellt”, meinte er und berief sich auf eine
Vere­in­barung mit der Polizei. Die wusste allerd­ings nichts von einem
ange­blichen Maulko­rb für den Wirt. “Wir kön­nen dem doch nicht die Gespräche
mit Jour­nal­is­ten ver­bi­eten, so der vor Ort ermit­tel­nde Polizeibeamte.
Gestern standen alle Bun­ga­lows mit rund 80 Bet­ten leer. Anwohn­er aus der
Nach­barschaft erzählten von erhe­blichen Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen den
Angreifern und Gästen ein­er Hochzeits­feier. Die hät­ten sich den rund zehn
bis 15 Per­so­n­en in den Weg stellen wollen. “Als ein­er die Polizei vom
Gas­traum aus rufen wollte, wurde der daran gehin­dert”, berichtete der Zeuge. 

Die Angst in dem Gebi­et zwis­chen Pots­dam und Bran­den­burg vor den Schlägern
ist deshalb so groß, weil sich viele Ein­wohn­er noch an die vorjährige
Über­fallserie auf Camp­ing­plätzen im südlichen Meck­len­burg erin­nern. Die
konzen­tri­erte sich damals gezielt auf Aus­län­der, darunter auf Kinder und
Jugendliche. In Kem­nitz schloss die Polizei gestern einen fremdenfeindlichen
Hin­ter­grund des Über­falls vor­erst aus. 

Schüler-Attack­en: Eine Chronik

1994 und 1998 häuften sich Über­griffe auf Berliner

(Tagesspiegel) Attack­en auf Berlin­er Schüler in den neuen Län­dern sind schon län­gere Zeit
nicht mehr bekan­nt gewor­den — doch 1998 und 1994 hat­ten Angriffe die
Öffentlichkeit schon ein­mal aufgeschreckt. So waren zwei ausländisch
ausse­hende Schüler der Kreuzberg­er Bor­sig-Realschule Ende Mai 1998 von
Jugendlichen in Zech­lin­er­hütte nahe Rheins­berg geschub­st und geschlagen
wor­den. Damals wusste die Berlin­er Sen­atss­chul­ver­wal­tung bere­its von rund
einem Dutzend ähn­lich­er Fälle in der ersten Jahreshälfte — sie riet aber
nicht generell von Klassen­fahrten ins Umland ab. Im Sep­tem­ber 1994 waren
Berlin­er Schüler im Ost­see­bad Zingst angepö­belt wor­den, ein Türke bekam
Faustschläge ab. Im März beka­men Schüler aus Tier­garten auf Rügen
aus­län­der­feindliche Parolen zu hören. 

Gessinger zum Über­fall auf Berlin­er Schüler

Schläger haben die Sprache ein­er zivilen Gesellschaft nicht gelernt

(Presse­di­enst Bünd­nis 90/Die Grü­nen Bran­den­burg) “Wer die Gewalt in unser­er Gesellschaft nur bei recht­en Schlägern sucht, verdrängt
das Prob­lem”, erk­lärt Joachim Gessinger, Mit­glied im Lan­desvor­stand von Bündnis
90/Die Grü­nen Bran­den­burg zu dem bru­tal­en Über­fall auf eine Berlin­er Schülergruppe
in Kem­nitz bei Werder/Havel. “Den ver­let­zten und beraubten Jugendlichen ist wenig
damit geholfen, wenn man ihnen sagt, es seien rechts­gerichtete Schläger gewe­sen, die
mit Base­ball-Schlägern und Eisen­stan­gen auf sie eingeprügelt hät­ten. Und sie werden,
wie viele ihrer Mitschüler, um Bran­den­burg kün­ftig einen weit­en Bogen machen.”
“Ver­mut­lich wird die Stadtver­wal­tung Werders wieder behaupten”, so Gessinger, selbst
Ein­wohn­er der Stadt, “die etwa 15 jun­gen Män­ner, von denen die Schüler nachts
über­fall­en wur­den, kämen natür­lich keines­falls aus Werder. Wer nicht begreift, dass
unsere Gesellschaft immer stärk­er von Gewalt geprägt wird und Jugendliche letztlich
unverdeckt zum Aus­druck brin­gen, was als unar­tikuliertes aggres­sives Poten­tial und
unver­ar­beit­eten Kon­flik­ten in unser­er Gesellschaft ins­ge­samt ver­bre­it­et ist
, der
schiebt das Prob­lem nur von sich weg. Bürg­er­meis­ter und Stadtverord­nete von Werder
sind aufge­fordert, sich um die Ver­let­zten und die mit heil­er Haut davongekommenen
Schü­lerin­nen, Schüler und Betreuer zu küm­mern und unverzüglich zu berat­en, wie die
Gemeinde gemein­sam mit der Bevölkerung der Zunahme von Gewalt begeg­nen kann.”
Gewalt­präven­tion ist nach Gessinger zuallererst eine Auf­gabe von den Älteren,
zusam­men mit Jugendlichen For­men gewalt­freier Kon­flik­t­bear­beitung zu üben,
zivilge­sellschaftlich­es Bewusst­sein aufzubauen und Alter­na­tiv­en zum Kon­sum medialen
Gewalt­mülls zu entwickeln.

Statt Son­ntagsre­den und regelmäßiger öffentlich
geäußert­er Bestürzung braucht Gewalt­präven­tion mehr praktisch-politisches
Engage­ment. Mehr Jugend­sozialar­beit, mehr Kul­tur- und Freizei­tange­bote, mehr
Lehrstellen kön­nen Eltern und Lehrern in ihrer schwieri­gen Auf­gabe unterstützen.
“Wer auf andere ein­prügelt, hat die Sprache ein­er zivilen Gesellschaft nicht
gel­ernt. Es ist die Auf­gabe aller, diese Sprache an die Stelle von Gewalt zu
setzen.” 

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Ein Schloss für Juden und Nicht-Juden

GOLLWITZ. Bun­desweit bekan­nt wurde das Örtchen Goll­witz, als es sich 1997
weigerte, 50 jüdis­che Ein­wan­der­er aufzunehmen. Der Landkreis
Pots­dam-Mit­tel­mark wollte die Rus­s­land­deutschen im Her­ren­haus der Gemeinde
unter­brin­gen. Der mit frem­den­feindlichen Parolen gespick­te Protest hatte
Erfolg: Die Kreisver­wal­tung zog damals ihre Pläne zurück. Trotz­dem werden
Men­schen jüdis­chen Glaubens in Zukun­ft zum Bild des Dor­fes gehören: Das
vergam­melte Her­ren­haus wird als Kon­se­quenz aus dem Kon­flikt gegen­wär­tig zu
ein­er Begeg­nungsstätte für Juden und Nicht-Juden ausgebaut. 

“Unser Ziel ist es, 2004 mit den Bauar­beit­en fer­tig zu sein”, sagte Peter
Andreas Brand. Der Berlin­er Recht­san­walt ist Vor­sitzen­der der Stiftung
“Schloss Goll­witz”, die den Aus­bau des Her­ren­haus­es betreibt. Diesem Ziel
ist die Stiftung jet­zt ein deut­lichen Stück näher gekom­men: durch eine
Großspende der Mit­tel­bran­den­bur­gis­chen Sparkasse und der Ostdeutschen
Sparkassen­s­tiftung, die durch einen Zuschuss der Deutschen Stiftung
Denkmalschutz noch ver­dop­pelt wurde. 

Beruf­ss­chüler helfen

Mit dem Geld, über dessen Höhe Stillschweigen vere­in­bart wurde, kön­nen nun
das Dach geflickt, die Fen­ster restau­ri­ert und das vom Schwamm befallene
Holz ent­fer­nt wer­den. Ins­ge­samt wird es etwa zwei Mil­lio­nen Euro kosten, das
Her­ren­haus zur Begeg­nungsstätte umzubauen, sagte Brand. “Die Fertigstellung
hängt auch davon ab, wie schnell wir das nötige Geld beisam­men haben”, sagte
Brand. Doch die Stiftung erfährt nicht nur finanzielle Unter­stützung: Die
Frei­willige Feuer­wehr des Ortes half im Herb­st, das
Regen-Entwässerungssys­tem freizus­pülen. Dem­nächst rück­en Berliner
Beruf­ss­chüler an, um das Haus zu entrümpeln. 

Auch wenn das Her­ren­haus noch lange nicht fer­tig ist, tre­f­fen sich in dem
Dorf bei Brandenburg/Havel schon jet­zt auf Ein­ladung der Stiftung Juden und
Nicht-Juden, sagte der ein­stige DDR-Bürg­er­rechtler und
Kura­to­ri­umsvor­sitzende der Stiftung, Kon­rad Weiß. Anfang Sep­tem­ber wird
Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) mit Jugendlichen jüdis­chen und
nichtjüdis­chen Glaubens disku­tieren. Gle­ich­es hat­te zuvor schon
Bun­destagspräsi­dent Wolf­gang Thierse (SPD) getan, der die Schirmherrschaft
für die Begeg­nungsstätte über­nom­men hat. “Begeg­nung hil­ft, sich später nicht
gegen­seit­ig die Köpfe einzuschla­gen”, sagte Weiß. Die ersten Veranstaltungen
seien “sehr ermuti­gend” gewesen. 

Im Schloss sollen ein­mal Grup­pen von Jugendlichen jüdis­chen und
nicht-jüdis­chen Glaubens jew­eils eine Woche ver­brin­gen, miteinander
disku­tieren — aber auch zusam­men Fußball spie­len. Das Haus soll einmal
Über­nach­tungsmöglichkeit­en für gut zwei Dutzend Jun­gen und Mäd­chen bieten. 

Die Goll­witzer sehen den Bau­fortschritt am Schloss mit Freude. Andreas
Heldt, der vor der Einge­mein­dung des Ortes Bürg­er­meis­ter war, habe sich in
einem Brief an die Stiftung namens der Gemeinde bedankt, sagte Peter Macke -
der Präsi­dent des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungs­gericht­es ist Vor­sitzen­der des
Beirats der Stiftung “Begeg­nungsstätte Goll­witz”. Heldt stand 1997 besonders
in der Kri­tik, weil er vom Zen­tral­rat der Juden eine Entschuldigung
gefordert hat­te, nach­dem dieser den Goll­witzern Anti­semitismus vorgeworfen
hat­te. Der Leser­brief, in dem Heldt diese Forderung erhob, war damals in
recht­sradikalen Blät­tern nachge­druckt worden. 

Wer den Schloss-Umbau unter­stützen will, kann sich an die Deutsche Stiftung
Denkmalschutz (Tel. 0228/95 73 80) wenden.

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580 gewaltbereite Rechtsextreme

Szene zahlen­mäßig sta­bil / Aktions­bünd­nis tagte in Potsdam

POTSDAM — Die recht­sex­treme Szene in Bran­den­burg bleibt trotz hoher
Fluk­tu­a­tion zahlen­mäßig sta­bil. Es seien derzeit keine
Auszehrungser­schei­n­un­gen erkennbar, erläuterte Innen­min­is­ter Jörg Schönbohm
(CDU) in einem von der Lan­desregierung vorgelegten Bericht. Die Bekämpfung
des Recht­sex­trem­is­mus habe für die Polizei Vorrang. 

Der gewalt­bere­ite Kern umfasst Schön­bohm zufolge rund 580 Mitglieder.
Haupt­prob­lem am Recht­sex­trem­is­mus in Bran­den­burg sei eine Kom­bi­na­tion aus
Frem­den­feindlichkeit und Gewalt­bere­itschaft. Die meis­ten politisch
motivierten Gewalt­tat­en wür­den von Per­so­n­en began­gen, die keiner
Organ­i­sa­tion abge­hören, son­dern Jugend­cliquen. Der Ein­stieg in die
recht­sex­treme Jugend­szene erfolge zumeist über Skin­head­musik mit ihren
häu­fig nation­al­is­tis­chen, ras­sis­tis­chen und men­schen­ver­ach­t­en­den Texten.
Musik, Alko­holmiss­brauch und Grup­pen­dy­namik ver­bän­den sich zu einer
hochex­plo­siv­en Mix­tur. Diese ent­lade sich immer wieder in spontanen
Gewalt­tat­en, bei denen vor allem Per­so­n­en, die den Feind­bildern der Szene
entsprächen, getrof­fen wür­den. Das seien Fremde, Linke oder Obdachlose. 

Auch nach Ansicht der Aus­län­der­beauf­tragten Almuth Berg­er ist der
Recht­sex­trem­is­mus weit­er ein gravieren­des Prob­lem. Es gehe um die
Auseinan­der­set­zung mit ein­er men­schen­ver­ach­t­en­den Ide­olo­gie, betonte Berger
am Sonnabend in Pots­dam bei ein­er Tagung des Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt,
Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit, dessen Vizechefin sie ist. Mit
Blick auf die Kom­mu­nal­wahlen am 26. Okto­ber ver­langte Berg­er, den am
Wahlkampf beteiligten recht­sex­tremen Parteien ent­ge­gen­zutreten. Bei dem
Pots­damer Tre­f­fen berichteten Mit­glieder des Aktions­bünd­niss­es, Vertreter
von Kom­munen und lokalen Ini­tia­tiv­en sowie Mitar­beit­er von Polizei und
Ver­fas­sungss­chutz über ihre Erfahrun­gen mit dem Rechtsextremismus. 

Gabi Moser von der Eber­swalder Plat­tform gegen rechts regte an, ein
kom­mu­nales Hand­lungskonzept für Tol­er­anz und gegen Fremdenfeindlichkeit
festzuschreiben, um den recht­sex­tremen Parteien im Wahlkampf gezielt Paroli
bieten zu können. 

Schön­bohm: Recht­sex­trem­istis­che Organ­i­sa­tio­nen geschwächt

(MOZ) Pots­dam (ddp-lbg). In Bran­den­burg ist es nach Darstel­lung von Innenminister
Jörg Schön­bohm (CDU) gelun­gen, die recht­sex­trem­istis­chen Organ­i­sa­tio­nen zu
schwächen. «Der organ­isierte Recht­sex­trem­is­mus befind­et sich im Niedergang,»
sagte der Min­is­ter auf eine par­la­men­tarische Anfrage. Nicht zulet­zt an
sink­enden Mit­gliederzahlen lasse sich diese Entwick­lung able­sen. Die drei
recht­sex­trem­istis­chen Parteien NPD, DVU und die Repub­likan­er hätten
«alle­samt Rück­gänge hin­nehmen müssen». 

Es sei zu beobacht­en, dass sich die unter Ver­fol­gungs­druck gesetzten
Recht­sex­tremen stärk­er abzuschot­ten ver­suchen und ihre Tre­ffs zunehmend in
den pri­vat­en Bere­ich ver­lagern. Dieser Ver­drän­gungsef­fekt sei für den Bürger
pos­i­tiv zu bew­erten, da recht­sex­trem­istis­che Gesin­nung «nicht mehr in dem
Maße öffentlich zur Schau gestellt wird». 

Trotz erhe­blichen Ver­fol­gungs­drucks ist das Kern­prob­lem des
Recht­sex­trem­is­mus in Bran­den­burg nach Auf­fas­sung des Min­is­ters jedoch nicht
gelöst. Dabei han­dle es sich um eine «Kom­bi­na­tion aus Fremdenfeindlichkeit
und jugendlich­er Gewaltbereitschaft». 

Die meis­ten poli­tisch motivierten Gewalt­tat­en wür­den von Jugendlichen
began­gen, die «kein­er Organ­i­sa­tion son­dern gewalt­bere­it­en Jugendcliquen
ange­hören.» Solche in der Sub­kul­tur der Skin­heads heimis­chen Cliquen gebe es
in zahlre­ichen Orten Bran­den­burgs. «Diese Szene zeigt trotz hoher
Fluk­tu­a­tion keine Auszehrungserscheinungen.» 

Gravieren­des Problem

Recht­sex­trem­is­mus bleibt in Bran­den­burg vir­u­lent — Mit­gliederzahlen bei NPD, DVU und Repub­likan­ern sinken

(MOZ) Pots­dam (ddp-lbg). Zum Kom­mu­nal­wahlkampf 2003 muss Bran­den­burg nach Meinung
von Experten mit ver­mehrten Aktiv­itäten von Recht­sex­trem­is­ten rech­nen. Auf
ein­er Tagung des Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und
Frem­den­feindlichkeit am Sam­stag gin­gen sie von ein­er Teil­nahme der NPD am
Urnen­gang im Okto­ber aus. Deren Kan­di­dat­en kön­nten nach Angaben von
Ver­fas­sungss­chützern ver­suchen, die Öffentlichkeit mit­tels Diskussionsrunden
und Demon­stra­tio­nen zu erre­ichen. Nach Darstel­lung von Innen­min­is­ter Jörg
Schön­bohm (CDU) ist es jedoch gelun­gen, die rechtsextremistischen
Organ­i­sa­tio­nen zu schwächen. NPD, DVU und die Repub­likan­er hät­ten bei den
Mit­gliederzahlen «alle­samt Rück­gänge hin­nehmen müssen». 

Die stel­lvertre­tende Bünd­nis-Vor­sitzende und Ausländerbeauftragte
Bran­den­burgs, Almuth Berg­er, rief dazu auf, sich mit dem Rechtsextremismus
weit­er­hin «poli­tisch und zivilge­sellschaftlich» auseinan­der zuset­zen. Die
NPD hat derzeit drei Sitze in kom­mu­nalen Vertre­tun­gen. Laut Berg­er wollte
die Partei durch ihren Auftritt bei der Antikriegs­demon­stra­tion vor Wochen
in Fürsten­walde die «Stig­ma­tisierung und Aus­gren­zung» in der Bevölkerung
aufwe­ichen. Eine solche Strate­gie sei eine «neue Her­aus­forderung» für
Bran­den­burg. Auf Vorschlag der Fürsten­walder «Plat­tform gegen Rechts» soll
der örtlichen NPD im Wahlkampf durch ein Kom­mu­nales Hand­lungskonzept für
Tol­er­anz und gegen Frem­den­feindlichkeit Paroli geboten werden. 

Nach den Worten des Geschäfts­führers der Regionalen Arbeitsstelle für
Aus­län­der­fra­gen (RAA), Alfred Roos, sor­gen zahlre­iche Aktions­bünd­nisse und
eine verbesserte Jugen­dar­beit inzwis­chen dafür, dass die Prob­leme mit dem
Recht­sex­trem­is­mus in Bran­den­burg nicht mehr «unter den Tisch» gekehrt
werden. 

Michael Hüllen vom Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz trat Befürchtungen
ent­ge­gen, die NPD prof­i­tiere von dem im März 2003 gescheiterten
Ver­botsver­fahren. Die Partei bleibe jedoch «gefährlich und
beobach­tungswert». Im Mit­telpunkt ihrer Tätigkeit in Bran­den­burg ste­he neben
dem «Kampf um die Par­la­mente» der «Kampf um die Straße». Davon zeugten die
zahlre­ichen Demon­stra­tio­nen etwa in den Land­kreisen Prig­nitz und
Ost­prig­nitz-Rup­pin. Im Zuge des Kom­mu­nal­wahlkampfes kön­nten solche
Aktiv­itäten zunehmen. 

Laut Hüllen hat sich aus der neon­azis­tis­chen Kameradschaftsszene
Bran­den­burgs der «Märkische Heimatschutz» (MHS) gebildet. Der Ver­bund von
«Nation­al­is­ten» wolle bei den Kreis- und Gemein­de­wahlen im Barn­im und in der
Uck­er­mark kan­di­dieren. Hüllen gab die Anzahl von Neon­azis in der Mark mit
etwa 200 Per­so­n­en an. Die Szene stag­niere zahlen­mäßig. Dem Spek­trum der
sub­kul­turell geprägten gewalt­bere­it­en Jugend­szene rech­net Hüllen etwa 580
Per­so­n­en zu. Diese Zahl liege über dem Bun­des­durch­schnitt. Neu ist nach den
Worten Hül­lens, dass sich Skin­heads mit Rock­ern und Hooli­gans zusammentun. 

Auch Schön­bohm betonte, das Kern­prob­lem des Recht­sex­trem­is­mus in der Mark
sei noch nicht gelöst. Dabei han­dle es sich um eine «Kom­bi­na­tion aus
Frem­den­feindlichkeit und jugendlich­er Gewalt­bere­itschaft». Die meisten
poli­tisch motivierten Gewalt­tat­en wür­den von Jugendlichen began­gen, die
«kein­er Organ­i­sa­tion, son­dern gewalt­bere­it­en Jugend­cliquen angehören.»

Inforiot