Hakenkreuze und Aufkleber
(2.9.) Rund 150 Aufkleber mit rechtsextremistischem und antiamerikanischem Inhalt
fanden sich am Donnerstagmorgen auf der Plane einer Tribüne und auf den
Türen der Toiletten, die für das grenzenlos-Festival auf dem teilumfriedeten
Gelände des Sportplatzes aufgebaut worden waren. Das teilt die Polizei mit,
die die Ermittlungen aufgenommen hat.
Ein 20 mal 20 Zentimeter großes Hakenkreuz, heißt es weiter, wurde in den
Lack der Motorhaube eines Autos gekratzt, das auf einem Parkplatz in
Niewitz-Rickshausen abgestellt war. Bei zwei weiteren Autos wurde der
Heckklappen-Lack beschädigt.
«Spontandemo» war geplant
Rechte tauchten beim grenzenlos-Festival auf
(LR, 2.9.) 23 Personen aus der rechten Szene versammelten sich am Samstagabend am
Eingang zum grenzenlos-Fes tival auf dem Hartplatz an der Berliner Chaussee.
Daraus wurden später rund 40 Personen, die schließlich vom Spielberg aus
offenbar Qualmkörper warfen. Daraufhin löste die Polizei ihre Versammlung
auf, berichtet Lothar Walter von der Presseabteilung in Königs Wusterhausen.
Mit den Qualmkörpern habe der Einsatzleiter eine «gesteigerte Gefahr»
gesehen, so Walter, und die Auflösung eingeleitet. Um 23 Uhr sei das Gelände
rund um den Festivalort von den Rechten «vollständig verlassen» worden. Bei
einer Nachkontrolle seien vereinzelt Personen aus der Versammlung gesehen
worden.
Mit dem Vorgehen der Polizei zeigte sich Ilka Gelhaar-Heider vom Lübbener
Forum gegen Rechtsradikalismus und Gewalt, dem Veranstalter des
grenzenlos-Festivals, zufrieden. «Wir konnten in Ruhe die Veranstaltung
durchführen» , sagte sie.
Begonnen hatte die rechtsgerichtete Versammlung am frühen Abend. Gegen 19
Uhr hätten sich die Personen rechts und links des Eingangs aufgestellt, so
dass die Festivalbesucher mittendurch gehen mussten. Die Polizei prüfte die
Identitäten der Rechten. Gegen keinen von ihnen lag bis dahin etwas vor. Sie
gaben an, dass sie ihr Recht wahrnehmen wollten, sich zu versammeln und ihre
Meinung kundzutun.
Dass es sich nicht, wie angegeben, um eine Spontandemonstration handelte,
sei deutlich geworden, als Transparente mit rechtsradikalen Sprüchen
entrollt worden seien, so Walter. Da diese vorbereitet werden mussten, die
Versammlung also geplant, aber nicht angemeldet war, fertigte die Polizei
eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.
Eine zweite Anzeige wurde gegen einen Festivalbesucher gestellt, der
offenbar auf eines der Transparente hin auf die Gruppe der Rechten losging.
Bei ihm sei ein Schlagring gefunden worden, so Walter.
Nach dem Entrollen des ersten Transparents sprach die Polizei die Auflage
gegen die Rechtsgesinnten aus, ihre Versammlung auf dem Parkplatz des
gegenüber liegenden Einkaufsmarkts abzuhalten. Dort wuchs ihre Zahl auf rund
40, die gegen 21.45 Uhr auf das Spielberggelände gingen. Nach den
Qualmkörpern wurde um 22.25 Uhr die Versammlung aufgelöst.
Buntes Treiben ohne Grenzen
Ausländer und Einheimische feierten gemeinsam
(LR, 1.9.) Jugendliche der Spreewaldstadt zeigen deutlich Flagge. Auf dem Sportplatz an
der Berliner Chaussee gab es von Freitag- bis Samstagabend ein buntes,
internationales Treiben. Die «Zukunftswerkstatt» warb mit der Veranstaltung
für mehr Toleranz und Verständnis untereinander. Zudem sollte aufgezeigt
werden, wie viel unterschiedliche Kulturen in der Region leben.
Das erste «grenzenlos-Festival» lockte die Leute nicht gerade in Scharen an,
«doch es war ein guter Ansatz» , meinte Friederike Dreier, eine der
Organisatoren des multikulturellen Festivals. Wichtig sei, etwas gegen das
rechte Gedankengut zu tun. Dessen Existenz würden junge Leute auch in Lübben
nicht länger dulden.
Mit Gesprächsrunden, viel Musik, Spiel und Spaß wurde am Wochenende ein
Anfang gemacht. «Es wird nicht bei dieser einen Aktivität bleiben» ,
versprach Christine Schröter, verantwortliche Mitarbeiterin der Stadt
Lübben.
Ganz leicht war es offensichtlich nicht, auch die zu erreichen, gegen die
sich oftmals Hass und Unverständnis richtet. Nur wenige Asylbewerber der
vier Heime im Landkreis Dahme-Spreewald nahmen das Angebot an. Aus Görlsdorf
etwa waren zwei Familien angereist, aus Lübben noch weniger. Und dennoch:
«Ein solches Festival lohnt sich für jeden Einzelnen, den man erreicht» ,
meinte Elke Voigt. Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises verwies dabei
auf die wenigen Aktivitäten, die es für Asylbewerber gebe. Die seien einfach
nicht vorgesehen. Dabei bereichern andere Kulturen auch das Leben im
Spreewald.
Afrikanische Rhythmen beispielsweise sorgten am Wochenende für Unterhaltung. Auch Speisen aus anderen Teilen der Welt kamen bei den
Besuchern gut an. Spätaussiedler hatten beispielsweise leckere Piroggen im
Angebot. «Die Frauen waren gern bereit, auf dem Festival ihre heimische
Küche zu präsentieren» , so Birgit Kaselow von der Diakonie in Lübben. Sie
weiß, dass Spätaussiedler auch in Deutschland regionale Gerichte ihrer
früheren Heimat bewahren.
Für Frank Selbitz ist eine multikulturelle Welt selbstverständlich. «Wir
sind doch alle irgendwo auf dieser Welt Ausländer. Dessen müssen wir uns nur
bewusst werden» , meinte der Lübbener Realschullehrer. In seinem Unterricht
spiele die Thematik eine wichtige Rolle.
Für Christine Schröter hat die «Zukunftswerkstatt» in Lübben eine Zukunft.
Es sei eine spannende Herausforderung, besonders für die junge Generation.
Die war es auch vornehmlich, die sich vom ersten «grenzenlos-Festival» in
Lübben am Wochenende angesprochen fühlte. Ein deutliches Zeichen war es
allemal.
Zum Thema Interkulturelle Woche
Das «grenzenlos» ‑Festival fand im Rahmen der interkulturellen Woche 2003
statt. Unter dem Motto «integrieren statt ignorieren» wird es im Landkreis
Dahme-Spreewald noch andere Veranstaltungen innerhalb der Woche geben.
Am 18. September findet zum Beispiel der «Internationale Tag der
Begegnung» bei Kultur und Sport unter dem Motto «Miteinander geht alles
besser» beim Kulturstatt e. V. in KW statt.
Am 27. September besuchen Ausländer des Landkreises das «al globe
Brückenfestival Ludwigsfelde» . Unter der Autobahnbrücke Ludwigsfelde
spielen 17 Hippies, Fanfare Ciocarlia und Russendisko. Ein Kinderprogramm
und mehr stehen ebenfalls auf dem Programm.