Unter Polizeischutz haben Bagger gestern in Lakoma die Kulturscheune und
zwei weitere besetzte Häuser abgerissen. Die 30 Beamten hatten vorher unter
lautstarkem Protest sieben Demonstranten von den Dächern der Häuser geholt
und nach Polizeiangaben vier Personen vorübergehend in Gewahrsam genommen.
Um 15 Uhr war die Kulturscheune in Lakoma Geschichte: Der Abrissbagger
brauchte gerade einmal zehn Minuten, um das einstige kulturelle Zentrum des
Dorfes dem Erdboden gleichzumachen. Mit versteinerten Gesichtern sahen
Bewohner und Besetzer des Dorfes zu, wie die Maschine unter Polizeischutz
Stück um Stück des Hauses in Schutt verwandelte. Vorher hatten Polizisten
die beiden Besetzer vom Dach geholt.
Bereits kurz vor Mittag hatte sich angekündigt, dass der seit Anfang Oktober
schwelende Konflikt um die drei besetzten Häuser in Lakoma nicht mehr
friedlich beizulegen war. Ein Polizeihubschrauber kreiste mehrmals über dem
Dorf. Um 13.20 Uhr fuhren sieben Transporter der Bereitschaftspolizei vor
dem Dorf vor. Nur zehn Minuten später brachen helmbewehrte Beamte das Tor
der besetzten Kulturscheune auf.
Die Polizisten drangen vom Dachboden aus über ins Dach geschlagene Löcher zu
den Demonstranten vor. Um 14.31 Uhr wurde die erste auf dem Dachfirst
sitzende Besetzerin in den Korb eines Feuerwehr-Leiterwagens gezogen. Auch
eine Sitzblockade auf der Straße konnte dann nicht mehr verhindern, dass der
Bagger zur Scheune rollte. Sie wurde aufgelöst. Nach dem Abriss der
Kulturscheune wurden auch der ehemalige Konsum und das dritte besetzte Haus
geräumt und bis in die Abendstunden hinein eingerissen.
Der Umsiedlungsbeauftragte von Vattenfall, Joachim Kretschmer, verteidigte
vor Ort das Vorgehen. Der Konzern hatte Strafanzeige wegen
Hausfriedensbruchs gestellt, nachdem Aktivisten, die sich «Freunde von
Lakoma» nennen, Anfang Oktober die Vattenfall gehörenden Häuser
Kulturscheune, ehemaliger Konsum und das Haus Dorfstraße 13 besetzt hatten.
«Irgendwann ist Schluss» , sagte Kretschmer. Ein offener Brief der Lakomaer
von Dienstagabend (die RUNDSCHAU berichtete) habe gezeigt, dass der von den
Lakomaern «eingeräumte Verhandlungsspielraum nicht akzeptiert werden kann.»
Weitere Verhandlungen um die verbliebenen Häuser kamen für den sichtlich
erregten Sprecher der Freunde von Lakoma, Daniel Häfner, gestern nicht
infrage: «Mit Herrn Kretzschmer heute auf der Dorfstraße zu reden verletzt
meine persönliche Würde» , sagte er bitter.
Die Lakomaer hatten bis zum Ende um den Erhalt der Häuser gekämpft:
Vorgestern besuchte eine Lakoma-Delegation eigenen Angaben zufolge die
schwedische Vattenfall-Zentrale bei Stockholm zu Gesprächen. Gestern hatte
die Grüne Liga noch für den kommenden Sonntag zu einem Konzert in die
Kulturscheune eingeladen.