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Vobis wirbt auf unterstem Niveau

Seit ein paar Tagen hat das Unternehmen Vobis sex­is­tis­che Wer­bung geschal­tet. Zu sehen ist nur ein weib­lich­er Tor­so, bek­lei­det mit einen blauen T‑Shirt. Die Brust­warzen sind erigiert. Der Titel der Wer­bung lautet: “Sie kann nichts dafür”. Ver­schämt unten links, wird ein Son­derange­bot offeriert, ohne Bild. 

Mar­i­anne Gehrke , Sprecherin des Lan­desvor­standes der Bünd­nis 90/Die Grü­nen Bran­den­burg dazu:

“Es muss schlecht um die Fir­ma Vobis ste­hen, wenn sie nicht mehr Aufmerk­samkeit über die eige­nen Pro­duk­te erlangt, son­dern auf die Reduzierung der Frau auf ihre Brüste
zurück greifen muss. Wenn ihnen nichts mehr ein­fällt, darf dies nicht auf unsere Kosten gehen.” 

“Wir fordern ein sofor­tiges Abhän­gen dieser sex­is­tis­chen Wer­bung. Wir sind nicht bere­it, uns täglich an Bus- und Bahn­hal­testellen mit diesen frauenfeindlichen
Mach­w­erk kon­fron­tieren zu lassen.” fordert Clau­dia Brade, Sprecherin der Lan­desar­beits­ge­mein­schaft Frauen von Bünd­nis 90/Die Grü­nen des Lan­des Brandenburg. 

Bei­de kündi­gen eine Beschw­erde beim Deutschen Wer­ber­at und Proteste bei Vobis an. 

Bünd­nis 90 / Grüne Land Brandenburg

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Bombenbau im Internet

(MAZ, Juliane Wag­n­er) ROHRLACK/NEURUPPIN Die Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin ermit­telt nach einer
Haus­durch­suchung gegen einen 25-jähri­gen Mann aus Rohrlack. Nico D. soll auf der Home­page der recht­sex­trem­istis­chen Organ­i­sa­tion Com­bat 18 große Men­gen Kalz­i­umkar­bid (50 bis 60 Kilo­gramm) zum Verkauf ange­boten haben. Die chemis­che Verbindung sei “extrem gut geeignet für den Bau von Rohrbomben” — so soll D. laut Staat­san­waltschaft im Gäste­buch der Com­bat-18-Home­page seine explo­sive Ware ange­priesen haben. 

Am Don­ner­sta­gnach­mit­tag haben knapp 20 Beamte des Lan­deskrim­i­nalamtes und der Lan­despolizei mit Spürhun­den zwei Häuser in Rohrlack durch­sucht. Sie fan­den etwa ein Kilo­gramm ein­er chemis­chen Sub­stanz — vermutlich
Kalz­i­umkar­bid, sagte die zuständi­ge Staat­san­wältin Loli­ta Lodenkäm­per gestern auf Anfrage der MAZ. Noch sei die Sub­stanz nicht unter­sucht. Der Besitz von Kalz­i­umkar­bid allein sei jedoch nicht straf­bar, so Loli­ta Lodenkäm­per, und genüge nicht, um eine Bombe zu bauen. Nico D. sei daher
nicht festgenom­men wor­den. Zum Fort­gang der Ermit­tlun­gen wollte die Staat­san­wältin aus tak­tis­chen Grün­den nichts sagen. 

Erst im Feb­ru­ar 2003 war der damals 24-jährige Nico D. wegen ver­suchter Nöti­gung eines Nach­barn zu 450 Euro Geld­strafe verurteilt wor­den. Wenig später hat­te er densel­ben Nach­barn als “Scheiß-Juden” beschimpft und ihm
eine schriftliche Mord­dro­hung vor­beige­bracht. Die Polizei nahm Nico D. daraufhin zeitweilig in Haft (die MAZ berichtete).

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Kein Bleiberecht für Familien Nguyen

(Tagesspiegel) Alt­lands­berg (PNN). Die viet­name­sis­che Fam­i­lie Nguyen aus Alt­lands­berg in
Bran­den­burg, die im Jahr 2000 durch das Kirchenasyl von Dol­gelin bundesweit
bekan­nt gewor­den ist, erhält weit­er­hin kein dauer­haftes Bleiberecht. Die
zulet­zt bis Jahre­sende befris­tete Dul­dung für die Eltern und die beiden
Kinder sei erneut um drei Monate ver­längert wor­den, sagte Pfar­rer Olaf
Schmidt am Fre­itag in Libbenichen bei Seelow auf Anfrage. 

Es sei “völ­lig unver­ständlich”, warum die Behör­den weit­er­hin nur
kurzfristige Dul­dun­gen ausstellen und der Fam­i­lie keine Aufenthaltsbefugnis
erteilen, sagte Schmidt. Durch die Dul­dun­gen würde auch die Arbeitserlaubnis
der Eltern jew­eils nur kurzfristig ver­längert. Das Ehep­aar Nguyen hat
Pfar­rer Schmidt zufolge Arbeit in Altlandsberg. 

Im Jahr 2000 soll­ten Vater und Sohn der Fam­i­lie Nguyen von der Mutter
getren­nt nach Viet­nam abgeschoben wer­den — allein die damals schwan­gere Frau
sollte bis zu ihrer Ent­bindung weit­er in Bran­den­burg geduldet wer­den. Vater
und Sohn erhiel­ten daraufhin mehrere Monate Schutz im Kirchenasyl von
Dol­gelin. Die Abschiebe­pläne hat­ten zu einem hefti­gen Stre­it zwis­chen der
evan­ge­lis­chen Kirche und Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU)
geführt. 

Weit­er kein Bleiberecht für viet­name­sis­che Familie

(Berlin­er Zeitung) SEELOW/ALTLANDSBERG. Die viet­name­sis­che Fam­i­lie Nguyen aus Altlandsberg
erhält weit­er kein dauer­haftes Bleiberecht. Die zulet­zt bis Jahresende
befris­tete Dul­dung für die Eltern und die bei­den Kinder sei erneut um drei
Monate ver­längert wor­den, teilte Pfar­rer Olaf Schmidt am Fre­itag in
Libbenichen mit. Die Fam­i­lie war im Jahr 2000 durch ein Kirchenasyl
bun­desweit bekan­nt geworden.

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Hohe Strafen für Mord an ehemaligem Punker

Täter müssen zwis­chen sieben und zwölf Jahren in Haft -
Richter sieht kein poli­tis­ches Motiv

(BM, M. Lukasche­witsch) Den Mann, den sie sucht­en, hat­ten sie nicht gefun­den. Also schlu­gen sie einen anderen so lange, bis er starb. Gestern endete der Prozess gegen drei
Män­ner aus Frank­furt (O.).

Frank­furt (O.) — Drei Män­ner im Alter zwis­chen 20 und 29 Jahren sind gestern
vom Landgericht Frank­furt (O). wegen Mordes an dem 26 Jahre alten
Fam­i­lien­vater Enri­co Sch. zu Frei­heitsstrafen zwis­chen sieben Jahren
Jugend­strafe und zwölf Jahren Gefäng­nis verurteilt wor­den. Das Gericht sah
es als erwiesen an, dass die drei in der Nacht vom 29. auf den 30. März
dieses Jahres ihr Opfer mit Trit­ten, Messer­stichen und mas­siv­en Schlä­gen auf
den Kopf getötet haben. Rein zufäl­lig geri­et das Opfer, Vater eines
sech­sjähri­gen Sohnes, in die Fänge sein­er Peiniger, der Brüder Mar­co (29)
und Daniel Sch. (21) und ihres Fre­un­des Stephan B. (20), alle aus Frankfurt. 

Die drei hat­ten eigentlich den abwe­senden Woh­nungsin­hab­er Frank B. gesucht.
Der sollte nach Angaben der Täter die Fre­undin des Angeklagten Daniel Sch.
unsit­tlich berührt haben. Zudem hat­te es Daniel Sch. auf eine Spielekonsole
Marke Playsta­tion abge­se­hen, die er Frank B. schon länger abnehmen wollte.
Der in zer­rüt­tetem Eltern­haus aufgewach­sene Daniel habe “eine gewisse
Selb­st­be­di­enungs­men­tal­ität”, so Richter Ulrich Gräbert. Wenn er etwas wolle,
nehme er sich das. Der Beutezug endete mit dem Mord an einem Unbeteiligten. 

Der ehe­ma­lige Punker Enri­co Sch. lag betrunk­en auf dem Sofa. Der 21-jährige
Daniel S. trat die Tür ein. Die drei durch­sucht­en die Woh­nung. Als sie Frank
B. nicht fan­den, ver­sucht­en die Täter Enri­co Sch., den sie kan­nten, zu
fra­gen. Der reagierte jedoch kaum. Bei der Obduk­tion wur­den drei Promille
Blutalko­hol fest­gestellt. Die Täter hät­ten dann sofort zugeschla­gen. Sch.
wurde mit ein­er Glas­flasche und einem Mess­er mal­trätiert. Zu dritt traten
und prügel­ten sie den Wehrlosen zweiein­halb Stun­den lang. 

Dann ver­ließen die Täter die Woh­nung für kurze Zeit, kehrten wenig später
aber wieder zurück, um von dem arbeit­slosen Enri­co Sch. die Geheimnummer
sein­er EC-Karte zu erfahren. Doch der regte sich nicht mehr. Auch nicht, als
ihm ein­er der drei neun Stiche mit dem Mess­er in den Ober­schenkel versetzte.
Da fasste Stephan B. den Entschluss, Enri­co zu töten. Richter Gräbert: “Er
set­zte das Mess­er an und begann langsam rück­wärts zu zählen.” Mar­co Sch.
stoppte ihn mit den Worten: “Lass nur, der stirbt eh.” Mit einer
Met­all­stange schlug Stephan B. dem Opfer drei Mal auf den Kopf. Dann verließ
das Trio die Wohnung. 

Um 2.30 Uhr kam Woh­nungsin­hab­er Frank B. nach Hause und fand den
Schw­er­stver­let­zten. Fünf Stun­den später starb Enri­co Sch. im Krankenhaus.
Auch wenn zumin­d­est Daniel S. auf­fäl­lig kurz geschoren war, sah der Richter
keine Anhalt­spunk­te für eine poli­tisch motivierte Straftat. Es habe sich “um
eine wegen Neben­säch­lichkeit­en began­gene Straf­ex­pe­di­tion” gehan­delt, die
erst in der Folge in den Mord überge­gan­gen sei. Die Mut­ter des Opfers, die
den gesamten Prozess ver­fol­gt hat­te, schaute den drei Angeklagten gestern
immer wieder tief in die Augen. Nach ein­er hal­ben Stunde hielt sie es mit
den Mördern ihres Sohnes nicht mehr aus und ging. 

Hohe Strafen für Mörder eines Arbeitslosen

Drei junge Män­ner folterten Enri­co S. zu Tode

(Berlin­er Zeitung, Katrin Bischoff) Die Män­nern auf der Anklage­bank ver­heim­lichen ihre Gesin­nung nicht. Daniel
S. etwa, den der Staat­san­walt für einen “gefährlichen Intensiv-Kriminellen”
hält, hat sich den Schädel glatt rasiert. Er trägt ein Sweat­shirt mit einem
in der recht­sradikalen Szene typ­is­chen Auf­druck. Das Opfer Enri­co S.
hinge­gen war in der Berlin­er Straße von Frank­furt (Oder) als Punk bekannt.
Doch der Mord soll nicht poli­tisch motiviert gewe­sen sein. Das Opfer “war
ein­fach zur falschen Zeit am falschen Ort”, sagt Gräbert. 

Es war die Nacht zum 29. März dieses Jahres. Das Trio traf sich in der
Woh­nung von Mar­co S. Dort sollte der 29-Jährige auf seine bei­den kleinen
Kinder auf­passen, während seine Frau in der Klinik das dritte Baby
erwartete. Die drei Män­ner feierten “mit viel Alko­hol die Freilas­sung des
jün­geren Brud­ers aus dem Gefäng­nis”, sagt Gräbert. 

Die Fre­undin von Daniel S. rief an und teilte mit, sie sei von einem
Mit­be­wohn­er “begrap­scht” wor­den. Die drei Täter macht­en sich auf, die Tat zu
süh­nen. Sie trat­en, so schildert es der Richter, die Woh­nungstür ein, hinter
der sie den “Grap­sch­er” ver­muteten. Doch sie trafen auf Enri­co S., der in
der Woh­nung seinen Rausch auss­chlief. “Noch bevor der junge Mann zu sich
kom­men kon­nte, wurde er geschla­gen und getreten”, sagt Gräbert. Enri­co S.
kon­nte sich nicht mehr wehren. Auch nicht, als der 110 Kilo­gramm schwere
Stephan B. immer wieder auf ihn sprang. Schließlich stach ein­er der Männer
ein Mess­er in Enri­cos linkes Bein. 

Mit der Geld­börse des Opfers, einem Handy und ein­er Spielkon­sole verließen
die Täter die Woh­nung, ließen den schw­er Ver­let­zten zurück. Doch als sie
eine Kred­itkarte in der Geld­börse fan­den, dreht­en sie um, um die
Geheim­num­mer zu erpressen. In der Woh­nung stachen sie auf das rechte Bein
Enri­cos ein. Doch der rührte sich nicht mehr. Der jüng­ste des Trios hielt
ihm das Mess­er an den Kopf, um ihn zu töten. Doch mit den Worten, lass, der
stirbt sowieso, sei Stephan B. von dieser Tat abge­hal­ten wor­den, sagt der
Richter. “Er hat sich dann eine Met­all­stange geholt und sie dem Opfer
dreimal mit voller Wucht auf den Kopf geschla­gen”, sagt Gräbert. Er habe ihn
umbrin­gen wollen, um zu ver­hin­dern, dass Enri­co S. zur Polizei geht. “Die
Brüder haben die Woh­nung ver­lassen, das ist Mord aus Unter­las­sung”, so
Gräbert. 

Undine Wey­ers, die Anwältin der Mut­ter Enri­cos, sagt, es sei nicht nur für
die Mut­ter bit­ter. Das Opfer hin­ter­lässt einen fün­fjähri­gen Sohn.” 

Punker bru­tal zu Tode geprügelt

Die drei Täter erhal­ten hohe Haftstrafen

(MAZ, Rose Black) FRANKFURT (ODER) “Das Opfer war zur falschen Zeit am falschen Ort”, sagte
Richter Ulrich Gräbert gestern in der Urteilsverkün­dung vor dem Landgericht
Frank­furt (Oder). Wegen Mordes, ver­suchter schw­er­er räu­berisch­er Erpressung,
schw­erem Raub und gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung ver­hängte das Gericht
gestern hohe Haft­strafen gegen die drei Angeklagten, die einen Wehrlosen
bru­tal geschla­gen hat­ten, so dass ihr Opfer an den Fol­gen der Gewaltorgie
ver­starb. Der Haupt­täter Stephan B. (20) wurde zu ein­er Jugend­strafe von
acht Jahren, Daniel S. (21) zu sieben Jahren Jugend­strafe und sein Bruder
Mar­co S. (29) zu zwölf Jahren Frei­heitsstrafe verurteilt. 

Ein “gemein­schaftlich began­gener Mord”

Was war geschehen? Die Täter stür­men am 28. März dieses Jahres eine Wohnung
und find­en dort einen Mann schlafend auf dem Sofa. Sie schla­gen auf ihn ein,
treten ihn und stoßen ihm ein Mess­er in den Ober­schenkel. Dann greifen sie
sich Geld­börse, Handy und Playsta­tion und gehen in eine darüber liegende
Woh­nung. Für ihr Opfer, Enri­co Sch., ist das Mar­tyri­um noch nicht vorbei.
Nach ein­er Weile geht ein­er der Män­ner wieder nach unten. Als er hört, dass
der 25-Jährige röchelt, holt er seine Fre­unde. Ein­er schlägt mit einem
Met­all­stock auf den Kopf des Opfers ein. Erst dann ver­lassen sie endgültig
die Woh­nung. Enri­co Sch., der dort zur Unter­mi­ete lebte, wird erst nach
Mit­ter­nacht gefun­den und in das Klinikum Frankfurt/Oder gebracht. Stunden
später — am 29. März 2003 — stirbt er. 

“Es sieht so aus, als sollte hier mit allen Mit­teln ein Men­sch erledig
t
wer­den”, so Staat­san­walt Christoph Schüler. Über drei Monate hat­te das
Gericht ver­han­delt. Die Angeklagten sind geständig. Viel nutzt das nicht.
Alle hat­ten getrunk­en: Wein­brand, Bier, Wod­ka. Ihre Erin­nerun­gen sind
bruch­stück­haft. Und so kann es über ihr Motiv nur Mut­maßun­gen geben. Bekannt
ist nur der Anlass für das Ver­brechen. Die Drei hat­ten sich in Mar­co S.
Woh­nung getrof­fen, als ein Anruf kam: Die Fre­undin seines Brud­ers erzählte,
sie sei von einem Kumpel belästigt wor­den. Ohne zu über­legen, verteilte
Mar­co S. Mess­er, gab seine zwei Kleinkinder in die Obhut eines Freundes,
dann zogen sie los. Aus unerfind­lichem Grund waren sie überzeugt, der
“Grab­sch­er” müsse sich in der Woh­nung, die unter der der Fre­undin liegt,
aufhal­ten. Als sie ihn nicht antrafen, schlu­gen sie willkür­lich auf ihr
Opfer ein. Für den Staat­san­walt ein “gemein­schaftlich began­gener Mord”, aber
nicht recht­sex­trem­istisch motiviert. Das sieht die Mut­ter des Opfers anders:
Enri­co war Punk, als poli­tisch links ste­hend zu erken­nen. Darum musste er
ster­ben, sagte ihre Anwältin. 

Täter gehören zur recht­en Szene

Von der Hand zu weisen ist das nicht. Die Angeklagten, in Frank­furt (Oder)
aufgewach­sen — alle haben nur einen Förder­schu­la­b­schluss -, gehören zur
recht­en Szene, sind ein­schlägig vorbe­straft: Dieb­stahl, Raub, gefährliche
Kör­per­ver­let­zung, recht­sex­treme Pro­pa­gan­da. Ihre Haare tra­gen sie kurz
geschoren. Aus der Unter­suchung­shaft schrieb ein­er von ihnen einen Drohbrief
nach draußen: “Die Bewe­gung ist überall!” 

Ein zweites Ver­fahren kann diesem fol­gen: Ermit­telt wird gegen einen Arzt
der Ret­tungsstelle des Frank­furter Klinikums. Er hat­te keinen zweiten
Facharzt hinzuge­zo­gen und Enri­co Sch. nicht auf die Inten­sivs­ta­tion verlegt.
Ob es eine Chance gegeben hätte, sein Leben zu ret­ten, sei fraglich, so ein
medi­zinis­ch­er Gutachter. 

Zwölf Jahre Haft für bru­tal­en Mord an einem Punk

Drei Män­ner folterten 25-Jähri­gen zu Tode Gericht sah keine Anze­ichen für
poli­tisch motivierte Straftat

(Tagesspiegel, San­dra Dassler) Frank­furt (Oder). Ungerührt, fast ein wenig tri­um­phierend nehmen die drei
Män­ner auf der Anklage­bank das Urteil hin. Die ihnen gegenüber sitzende,
ver­härmt wirk­ende Frau kann hinge­gen kaum ihre Ent­täuschung ver­ber­gen: “Ich
bin schock­iert”, sagt sie später: “So milde Strafen. Dabei haben sie meinen
Sohn auf bru­tal­ste Weise ermordet.” 

Der 29-jährige Mar­co S. muss zwölf Jahre hin­ter Git­ter. Sein 21-jähriger
Brud­er Daniel erhielt eine Jugend­strafe von sieben Jahren, Stephan B. (20)
eben­falls eine Jugend­strafe von acht Jahren Haft. Das Landgericht Frankfurt
(Oder) befand die drei Män­ner gestern des gemein­schaftlichen Mordes für
schuldig. Es sah es als erwiesen an, dass sie in der Nacht zum 29. März
dieses Jahres den 25-jähri­gen Enri­co S. so mas­siv mis­shan­del­ten, dass er
wenig später verblutete. 

Das Opfer hat­te sich zufäl­lig in der Woh­nung eines Bekan­nten aufgehalten.
Dieser hat­te ange­blich die Fre­undin eines der drei Schläger “belästigt”.
Deshalb drangen die drei in seine Woh­nung ein, um ihm einen Denkzettel zu
ver­passen und seine Playsta­tion zu stehlen. Doch der Gesuchte war nicht zu
Hause. Nur Enri­co S. schlief betrunk­en auf ein­er Couch. Die Män­ner schlugen
immer wieder auf ihn ein — mit Fäusten, Bier­flaschen, ein­er Kaf­feekanne. Sie
stachen mit Messern in seinen Unter­schenkel und ließen ihn dann
blutüber­strömt liegen. Aus der Woh­nung entwen­de­ten sie die begehrte
Playsta­tion, ihrem Opfer nah­men sie das Porte­mon­naie ab. Als sie darin eine
EC-Karte fan­den, kehrten sie zu Enri­co S. zurück, um ihm die PIN-Num­mer zu
ent­lock­en. Doch der Bewusst­lose war auch mit weit­eren Messer­stichen nicht
mehr zum Reden zu brin­gen. “Der stirbt sowieso”, sagte ein­er der Schläger.
Dann macht­en sie sich aus dem Staub. 

Von ein­er “Gewal­torgie ohne Beispiel” hat­te der Staat­san­walt gesprochen. Der
Vor­sitzende Richter ging in der Urteils­be­grün­dung auch auf das Umfeld der
Tat in einem Frank­furter Neubauge­bi­et ein. “Die Nach­barn, die das Geschehen
mit­beka­men, macht­en die Türen zu und stell­ten die Fernse­her lauter”, sagte
er. Anwältin Undine Wey­ers, die Enri­cos Mut­ter als Neben­klägerin vertrat,
hat­te in ihrem Plä­doy­er darauf hingewiesen, dass die Täter der rechten
Skin­head­szene ange­hörten und sich ihr Opfer — einen Punk — bewusst
aus­gewählt hät­ten. Das Gericht sah aber keine Anze­ichen für eine politisch
motivierte Straftat — auch wenn die “rechte Gesin­nung der Täter nicht zu
überse­hen war.”

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Mahlower demonstrieren gegen rechte Gewalt

MAHLOW. Mit ein­er Führung unter dem Mot­to “Mahlow-Blanken­felder Blutspuren”
will die Arbeits­ge­mein­schaft Tol­er­antes Mahlow an frem­den­feindliche Angriffe
auf Aus­län­der in der Großge­meinde erin­nern. So über­fie­len Jugendliche 1996
drei Englän­der, von denen Noel Mar­tin quer­schnitts­gelähmt ist. Fünf andere
Jugendliche ermorde­ten 2001 den Obdachlosen Dieter Manzke. 

Die Aktivis­ten der Kundge­bung tre­f­fen sich am Sonnabend um 12 Uhr am
Bahn­hof, um die Tatorte der Neon­azis abzu­laufen. “Anlass ist der jüngste
Über­fall auf einen Aussiedler in Mahlow”, sagte ein­er der Ini­tia­toren. Am 6.
Dezem­ber hat­ten vier Jugendliche den Rus­s­land­deutschen Alexan­der P.
lebens­ge­fährlich ver­let­zt und beraubt. Mehrere Rip­pen waren gebrochen, eine
hat­te sich in die Lunge gebohrt. Das Opfer kon­nte durch eine Notoperation
gerettet wer­den. “Zwei Verdächtige sitzen in Unter­suchung­shaft. Sie sind
polizeibekan­nt, auch wegen poli­tisch motiviert­er Tat­en”, sagte ein
Staat­san­walt. Sie wür­den der Neon­azi-Szene zugerech­net, bestre­it­en aber ein
frem­den­feindlich­es Motiv für ihren Überfall.

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Plädoyer für den genetischen Fingerabdruck

Vor dem Hin­ter­grund der bei­den spek­takulären Fah­n­dungser­folge sprach sich
Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm gestern für eine Ausweitung des
genetis­chen Fin­ger­ab­drucks zur Bekämp­fung von Straftat­en aus. 

Man könne mit wis­senschaftlichen Meth­o­d­en sich­er­stellen, dass ein Missbrauch
aus­ge-schlossen wird, sagte Schön­bohm. «Der genetis­che Fin­ger­ab­druck sollte
über­all dort rechtlich möglich sein, wo heute von Tatverdächti­gen ein
nor­maler Fin­ger­ab­druck genom­men wird.» Bis­lang dür­fen nur von verurteilten
Kap­i­talver­brech­ern Gen­proben genom­men werden. 

Die jüng­sten Fah­n­dungser­folge seien nur durch «ver­fein­erte Analysemethoden»
möglich gewor­den, sagte Axel Lüd­ders. Früher habe man aus einer
Zigaret­tenkippe die Blut­gruppe ermit­teln kön­nen, heute lasse sich eine
DNA-Spur nach­weisen. Im Fall Ann Christin M. sei man fündig gewor­den, weil
die dama­lige DDR-Volk­spolizei akribisch Spuren des Tatortes auf einer
Mül­lkippe gesichert und ein­ge­lagert hat­te, sagte der Potsdamer
Polizeipräsi­dent Bruno Küp­pers. Da Kap­i­talver­brechen nicht ver­jähren, werden
solche Spuren in Asser­vatenkam­mern ein­ge­lagert. Erst kür­zlich kon­nte auf
ein­er dieser Spuren des Mordes an Ann Chrsitin T. dank der neuen Tech­nik in
gerin­gen Men­gen eine fremde DNA-Spur nachgewiesen — und als Erbgut von
Mörder Uwe W. iden­ti­fiziert wer­den. Von ihm lagert in der Gen­datei des
Bun­deskrim­i­nalamtes eine DNA-Probe, da er wegen eines Sex­u­alver­brechens in
Haft ist. 

Schön­bohm äußerte die Hoff­nung, dass mith­il­fe der DNA-Analyse weitere
Alt­fälle aufgek­lärt wer­den kön­nen. Er wies darauf hin, dass sich die
Arbeits­be­din­gun­gen der Experten mit dem geplanten Neubau eines
krim­i­nal­wis­senschaftlichen Zen­trums des Lan­deskrim­i­nalamts in Eberswalde
weit­er verbessern wür­den. Bis­lang wirken die DNA-Experten des Brandenburger
LKA noch unter beengten Ver­hält­nis­sen in Berlin-Joachimsthal. 

In den Asser­vatenkam­mern des Lan­des-Krim­i­nalamtes ein­ge­lagerte Spuren von
ungek­lärten Kap­i­talver­brechen wür­den mit neuen Meth­o­d­en unter­sucht, sagte
Lüdders. 

Man arbeite derzeit eine Liste von «deut­lich unter 50 Fällen» , die zum Teil
bis weit in die 80er-Jahre zurück­re­ichen, par­al­lel zur Aufk­lärung aktueller
Straftat­en ab. 

Es sei auf diesem Wege bere­its gelun­gen, mehrere Verge­wal­ti­gun­gen aus den
90er-Jahren aufzuk­lären, betonte der LKA-Direktor.

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Generalsuperintendent geht in Ruhestand — auf eigenen Wunsch

Schon seit Feb­ru­ar ist Rolf Wis­chnath krank. Damals war über eine
Stasi-Ver­strick­ung disku­tiert worden

(Tagesspiegel, Robert Ide) Cot­tbus. Rolf Wis­chnath wirkt sehr bedrückt: “Mir geht es gar nicht gut”,
sagt der Cot­tbuser Gen­er­al­su­per­in­ten­dent dem Tagesspiegel: “Diese
Ruh­e­s­tand­sregelung ist eine Kon­se­quenz aus mein­er Erkrankung. Das ist alles
sehr schwierig für mich.” 

Über­raschend hat­te die Leitung der Evan­ge­lis­chen Kirche in
Berlin-Bran­den­burg gestern mit­geteilt, dass der Cottbuser
Gen­er­al­su­per­in­ten­dent seine kirch­lichen Ämter nieder­legen und zum April 2004
in den Ruh­e­s­tand gehen werde. Eine Wieder­auf­nahme des Dien­stes durch den
55-jähri­gen The­olo­gen sei aus gesund­heitlichen Grün­den derzeit nicht
abse­hbar. Die rheinis­che Lan­deskirche, die Wis­chnath für seine Tätigkeit in
Ost­deutsch­land freigestellt hat, habe ihn deshalb auf eige­nen Wun­sch in den
Ruh­e­s­tand versetzt. 

Im Feb­ru­ar dieses Jahres hat­te sich der stre­it­bare Generalsuperintendent,
der für neun Kirchenkreise des Spren­gels Cot­tbus zuständig ist, eine heftige
Auseinan­der­set­zung mit der Kirchen­leitung geliefert. Die hat­te beim
Bun­desver­fas­sungss­chutz Nach­forschun­gen über eine ange­bliche Stasi-Tätigkeit
Wis­chnaths angestellt — ohne diesen davon zu informieren. Wis­chnath hatte
das als Ver­trauens­bruch gew­ertet und juris­tis­che Schritte gegen die
Kirchen­leitung ange­dro­ht. Die Affäre hat­te auch Lan­des­bischof Wolf­gang Huber
in Erk­lärungsnot gebracht: Er soll zuges­timmt haben, dass sich
Kon­sis­to­ri­al­präsi­dent Uwe Runge mit Vertretern des Ver­fas­sungss­chutzes traf.
Wis­chnath, der Huber stets als seinen Fre­und beze­ich­net hat­te, fühlte sich
dadurch per­sön­lich hin­ter­gan­gen. Huber ließ später erk­lären, er habe
Hin­weise darauf gehabt, dass Wis­chnath als West-IM unter dem Decknamen
“The­ologe” für die Stasi tätig gewe­sen sei . Doch — wie auch von ihm selbst
erwartet — habe sich dann her­aus­gestellt, dass es keine Zusam­me­nar­beit mit
dem Min­is­teri­um für Staatssicher­heit gab. Die Vor­würfe aber waren in der
Welt. Der Cot­tbuser Gen­er­al­su­per­in­ten­dent hielt den Druck nicht aus, brach
zusam­men — und ist bis heute krank. 

“Es ist nicht abse­hbar, wann Wis­chnath wieder arbeits­fähig ist”, sagte
Wolf­gang Huber am Dien­stag. Der Lan­des­bischof und EKD-Ratsvor­sitzende hat
nach eige­nen Worten viele Gespräche mit dem Gen­er­al­su­per­in­ten­den­ten geführt.
Auf die Frage, ob die Kirchen­leitung Fehler gemacht habe, sagte Huber: “Im
Rück­blick müssen wir uns vielle­icht vor­w­er­fen, die mögliche Reak­tion von
Rolf Wis­chnath nicht genü­gend berück­sichtigt zu haben.”” Huber legt Wert auf
die Fest­stel­lung, dass es allein Wis­chnaths Entschei­dung gewe­sen sei, in den
Ruh­e­s­tand zu gehen. Wis­chnath selb­st sagte dazu: “Bevor andere die
Entschei­dung tre­f­fen, tre­ffe ich sie lieber selbst.” 

Ob der durch sein Engage­ment gegen Recht­sex­trem­is­mus und
Frem­den­feindlichkeit bekan­nte The­ologe eine Zukun­ft in der
berlin-bran­den­bur­gis­chen Kirche sieht, ließ er gestern offen: “Erst einmal
muss ich wieder gesund wer­den”, sagte er. Auch sein Bischof beze­ich­net eine
Rück­kehr als “nicht die wahrschein­lich­ste Variante”.

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Polizei verteidigt Einsatz bei Cottbuser Demonstration

Mehrere Neon­azis in Gewahrsam genommen

Die Polizei wertet den Ein­satz bei der Neon­azi-Demon­stra­tion, die von Gegen­demon­stran­ten block­iert wor­den war, als kor­rekt und effektiv. 

Der Leit­er des Polizeis­chutzbere­ichs Cot­tbus, Olaf Fis­ch­er, resümierte, der Polizei sei «die unschöne Auf­gabe» zuge­fall­en, die Recht­en-Demon­stra­tion zu ermöglichen, um das Grun­drecht auf Demon­stra­tions­frei­heit zu gewährleisten.
Gegen die Block­ade sei «kein unmit­tel­bar­er Zwang in Größenord­nun­gen» aus­geübt wor­den. Bei eini­gen Block­ier­ern seien indes Ket­ten, Schla­gringe und Pyrotech­nik sichergestellt wor­den. Mehrere Neon­azis wur­den wegen des
Mit­führens von Hak­enkreuz-Emble­men in Gewahrsam genommen. 

Über geringe Beteili­gung an Protestkundge­bung enttäuscht

OB Bräh­mig sieht Tak­tik der Stadt aber bestätigt

Nur 250 Men­schen haben sich am ver­gan­genen Sam­stag auf dem Mark­t­platz in der Hoy­er­swer­daer Alt­stadt am «stillen Protest» gegen den zeit­gle­ich stat­tfind­en­den Auf­marsch von Neon­azis beteiligt. 

Die RUNDSCHAU fragte Ober­bürg­er­meis­ter Horst-Dieter Bräh­mig, der zu der Protestkundge­bung aufgerufen hat­te, nach den Grün­den für die geringe Resonnanz. 

Herr Bräh­mig, die geringe Beteili­gung muss für Sie ent­täuschend sein.

Ja, das stimmt schon. Da kann ich nur wieder­holen, was schon in der Zeitung stand: Hoy­er­swer­daer, wo seid ihr« Umso mehr muss man aber die erwäh­nen, die da waren. Darunter befan­den sich allerd­ings zu wenig Stadträte. Und eigentlich hätte ich auch mehr Jugendliche erwartet. 

Die hat­ten ja im Vor­feld über 5000 Hände für ihre Aktion «Bunt statt braun» gesam­melt, die dann auf dem Mark­t­platz und am Hal­tepunkt Neustadt aufgehängt
waren.

Richtig, das war ein voller Erfolg. Und insofern waren diese Schüler mit ihren Hän­den ja auch in gewiss­er Weise anwe­send. Allen, die an der Organ­i­sa­tion dieser Aktion beteiligt waren, ist aus­drück­lich für ihr Engage­ment zu danken. 

Den­noch: Woran lag es, dass nicht mehr auf den Mark­t­platz gekom­men sind?

Möglicher­weise hat der eine oder andere befürchtet, dass es doch zu Auseinan­der­set­zun­gen mit den Recht­sex­tremen kommt. Und von so etwas haben die Leute die Nase voll. Auf der anderen Seite habe ich manch­mal das Gefühl, dass da so eine Men­tal­ität nach dem Mot­to herrscht: Lass mal, da sind ja
welche, die machen das schon. Wenn das allerd­ings so weit­erge­ht, dann hat hin­ter­her — wenn eine Katas­tro­phe passiert ist — auch kein­er mehr das Recht, sich zu beschw­eren, dass nichts gemacht wor­den sei. Ich muss schon sagen: Da ist doch wirk­lich nichts dabei, am Sam­stag­mit­tag mal seinen Schirm zu nehmen und sich eine halbe Stunde auf den Mark­t­platz zu stellen. 

War der stille Protest also ein Misserfolg?

Ganz und gar nicht. Bei so etwas kommt es — wie übri­gens bei jed­er anderen Ver­anstal­tung auch — nicht so sehr auf die Menge, son­dern auf die Qual­ität an. 

Wie ist denn das konkret zu verstehen?

Tak­tisch war es abso­lut richtig, der direk­ten Kon­fronta­tion aus dem Wege zu gehen. Das hat uns auch die Polizei aus­drück­lich bestätigt. Denn die recht­sex­treme Szene hat es einzig und allein auf Ran­dale abge­se­hen, die sie in die Schlagzeilen bringt. In Cot­tbus, wo Wasser­w­er­fer einge­set­zt wur­den, hat sie das ja auch erreicht. 

Also wird es bei einem möglichen näch­sten Mal wieder einen «stillen Protest» geben?

Das kann man jet­zt natür­lich noch nicht sagen. Da wer­den wir uns ganz genau anschauen, wer da was anmeldet und unsere Tak­tik dementsprechend aus­richt­en. Hoy­er­swer­da ist näm­lich find­ig bei so etwas, das soll­ten sich diese
Herrschaften mal merken. Keines­falls wer­den wir ihm Vorhinein unsere Tak­tik bekan­nt geben, damit die sich dann darauf ein­stellen können.

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Widerstand gegen rechte Demonstration

(Tagesspiegel) Cot­tbus (dpa/PNN). Ein Auf­marsch von Recht­sex­trem­is­ten in Cot­tbus ist am Sam­stag auf den entsch­iede­nen Wider­stand von Geg­n­ern gestoßen. Am Abend
macht­en nach Ver­anstal­terangaben etwa 200 egen­demon­stran­ten ihrem Protest unter dem Mot­to “Bunt statt braun” mit Trillerpfeifen und Luft­bal­lons laut­stark Luft. Zuvor hat­te Ober­bürg­er­meis­terin Karin Rätzel auf ein­er Kundge­bung vor der Lutherkirche betont: “Wir sind keine braune Stadt”. An
der Ver­anstal­tung am frühen Nach­mit­tag nah­men nach Angaben der Grün­derin des “Cot­tbuser Auf­bruchs”, Mar­ti­na Münch, rund 1000 Men­schen teil, darunter Bran­den­burgs Bau­min­is­ter Frank Szy­man­s­ki (SPD). Bran­den­burgs Gen­er­al­staat­san­walt Erar­do Raut­en­berg hielt in der Kirche eine Rede mit dem
Titel “Über die Liebe der Deutschen zu den Polen”. 

Die Demon­stra­tion der Recht­en, zu der knapp 200 Teil­nehmer erschienen, verzögerte sich bis zum Sam­stagabend. Sie waren zuvor bere­its durch Hoy­er­swer­da gezo­gen und dort auf rund 300 Gegen­demon­stran­ten gestoßen. Ein Teil­nehmer aus Königs Wuster­hausen (Dahme-Spree­wald), der den Hitlergruß
gezeigt hat­te, wurde nach Fest­stel­lung der Per­son­alien wieder aus dem Polizeige­wahrsam entlassen. 

In Cot­tbus kam es laut Polizei vere­inzelt zu Auss­chre­itun­gen. So hät­ten einige “linke Chaoten” Müll­ton­nen auf die Straße gewor­fen und randaliert.
Der Wasser­w­er­fer sei nicht einge­set­zt wor­den, so Polizeis­prech­er Berndt Fleis­ch­er. Sieben Per­so­n­en seien vor­läu­fig festgenom­men wor­den, weil sie Wider­stand gegen Beamte geleis­tet beziehungsweise Rauschgift zu sich
genom­men hät­ten. Ein 16-Jähriger wurde mit ein­er Schlagkette aufgegriffen. 

Nazi-Auf­marsch stürzt Cot­tbus ins Chaos

1500 Gegen­demon­stran­ten stellen sich Recht­sex­trem­is­ten in den Weg / Stum­mer Protest in Hoyerswerda

(LR) 200 Recht­sex­treme marschierten am Sam­stag erst durch Hoy­er­swer­da, dann durch Cot­tbus. In Hoy­er­swer­da demon­stri­erten weit abseits 250 Men­schen stumm gegen
den Nazi-Auf­marsch. In Cot­tbus indes artikulierte sich der Wider­stand von 1500 Bürg­ern laut, ener­gisch, für die Recht­sex­tremen sicht- und spür­bar — und ging manch­mal bis an den Rand der Legal­ität. Min­destens acht Gegen­demon­stran­ten nahm die Polizei vor­läu­fig fest. 

Die Szener­ie in der Hoy­er­swer­daer Neustadt wirkt gespen­stisch. An der Bahn­hal­testelle rot­ten sich die Recht­sex­tremen zusam­men. Sie kom­men aus dem
Harz, Nieder­sach­sen, Süd­deutsch­land, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, aus allen Him­mel­srich­tun­gen. Die Bilder mit Hun­derten aufge­mal­ten Hän­den, die Bürg­er an der Hal­testelle aufge­hängt hat­ten, um still gegen den braunen Aufmarsch
zu protestieren, nehmen die «Kam­er­aden» gar nicht wahr. 

Auch als ein­er der Recht­en fragt, wie dieses «Dorf» denn über­haupt heiße, zuck­en die anderen nur mit den Schul­tern, während der Ham­burg­er Ver­samm­lungsleit­er und Neonazi
Chris­t­ian Worch die Rei­hen ord­net und seine 200 Gefol­gsleute auf Diszi­plin einschwört. 

Sta­dion-Sprüche wie «Schiri nach Auss­chwitz» , erk­lärt Worch seinen Getreuen, dürften sie nicht brüllen. Die anderen grin­sen und lachen. Doch die Worte des «Führers», der da in Jeans, wein­rotem Blou­son und Sports­chuhen durch die Menge het­zt, sind für sie in den näch­sten Stunden
Gesetz. 

Worch ist der Regis­seur. Die Rolle des Auf­peitsch­ers über­lässt er Lars Käp­pler. Der brüllt immer wieder diesel­ben dumpfen Frem­den­hass-Tiraden, Schmähun­gen und Parolen gegen die EU-Oster­weiterung — und die «Kam­er­aden»
schreien ihm alles artig nach. 

Bei den Bürg­ern in der Neustadt weckt der Lärm, den die Recht­sex­tremen machen, die Schaulust. Hun­derte ste­hen auf Balko­nen, lehnen sich aus geöffneten Fen­stern. Etliche schüt­teln den Kopf. «Das ist doch däm­lich. Hoy­er­swer­da hat schon einen schlecht­en Ruf. Warum erlaubt die Stadt dann
noch solche Demon­stra­tio­nen«» , fragt eine junge Frau und drückt gen­ervt die Zigarette im Balkonkas­ten aus. Ihr Nach­bar ist ander­er Ansicht. «Sie wollen meine Mei­n­ung hören», will er pro­voka­tiv wis­sen und klatscht kräftig in
die Hände. Später brüllt er vom Balkon aus die Neon­azi-Parolen mit. Nur aus dem fün­ften Stock vom Nach­barhaus tönt ein einzel­ner Ruf: «Nazis raus!» 

Eine junge Frau ist indes extra gekom­men, um in den Rei­hen der Marschieren­den nach ihrem Kind zu suchen. «Ich kann die jun­gen Leute ja ver­ste­hen. Die haben keine Arbeit, wis­sen nicht, wie sie über die Run­den kom­men sollen», sagt sie, während ein Mit­dreißiger vor einem Bistro sich
eben­falls als Sym­pa­thisant der Recht­sex­tremen zu erken­nen gibt. «Dass die hier demon­stri­eren», find­et er «super». Ein ander­er in der Gruppe ist unschlüs­sig. «Zum Teil haben die ja Recht», wirft er ein, da geht laut­stark ein älter­er Mann dazwis­chen, zeigt allen seinen Pass. Er ist im Sudetenland
geboren. «Ver­brech­er wie die da vorne» , schimpft er, «sind dafür ver­ant­wortlich, dass ich meine Heimat ver­loren habe, dass mein Vater von der Gestapo gefoltert wurde, nur weil er SPD-Mit­glied war.» Die anderen schweigen, kehren zu ihrem Bier an der Theke zurück. 

Stum­mer Protest in Hoyerswerda

Unter­dessen füllt sich in der Alt­stadt langsam der Mark­t­platz. Gemein­sam mit den Bürg­ern der Stadt will Ober­bürg­er­meis­ter Horst-Dieter Bräh­mig (PDS) ein
stummes Zeichen gegen Extrem­is­mus und Ras­sis­mus set­zen. 250 Hoy­er­swer­daer trotzen der Kälte — und protestieren schweigend. 

«Hier haben sich Bürg­er ver­sam­melt, die zeigen wollen, dass Deutsch­land nicht nach rechts abrutschen darf. Und das ist wichtig» , sagt Bräh­mig. Andere disku­tieren. Der Zug der Recht­en durch die Neustadt hat sie schock­iert. «Wenn die da ihre Parolen brüllen, laufen mir richtige Schauer über den Rück­en. Man ist so ohn­mächtig» , sagt Eve­lyn Scholz von der
Regionalen Arbeitsstelle für Aus­län­der­fra­gen, Jugend und Schulen. 

Ohn­mächtig fühlen sich die meis­ten in der Stadt. Mei­n­ungs­los sind sie aber nicht. 5500 Bürg­er­hände, die Kinder auf Papi­er geze­ich­net haben, sind Hoy­er­swer­das «Hände gegen rechts». An Schnüren aufgerei­ht, flat­tert dieser stille Protest gewalt­frei und doch zugle­ich pro­voka­tiv im Wind. 

Als die Recht­en ihren Auf­marsch nach gut zwei Stun­den für been­det erk­lären, zieht die Polizei denn auch eine «friedliche» Bilanz. Sie meldet nur einen
jun­gen Mann aus Königs Wuster­hausen, der seine Hand zum Hit­ler­gruß erhoben hat­te, als beson­deres Vorkomm­nis. Doch da ahnt noch nie­mand, dass der Auf­marsch der Recht­en am Abend Cot­tbus ins Chaos stürzen wird. 

Denn zuerst kom­men die Recht­sex­tremen, die um 14.15 Uhr zur näch­sten Demo nach Cot­tbus weit­er­reisen woll­ten, aus Hoy­er­swer­da gar nicht weg. Die Bahn kann sie nicht alle auf ein­mal befördern. Es gibt nur einen Schienenersatzverkehr. 

Ihre recht­sex­tremen «Kam­er­aden» — die Polizei spricht von etwa 100 «Ein­heimis­chen» , die sich ab 15 Uhr auf dem Cot­tbuser Bahn­hofsvor­platz ver­sam­melt haben — müssen deshalb warten. Und sie müssen sich die ganze Zeit
gnaden­lose Pfiffe und Schmähun­gen der rund 200 autonomen Gegen­demon­stran­ten, die sich auf der Bahn­hofs­brücke aufgerei­ht haben, gefall­en lassen. 

Schon eine Stunde zuvor hat­ten 200 Men­schen gemein­sam mit dem «Bünd­nis gegen Ras­sis­mus und Anti­semitismus» vor dem Cot­tbuser «Glad-House» ihrem Unmut über den Nazi-Auf­marsch richtig Luft gemacht. «Es darf nicht sein, dass die
Nazis hier ihre Mei­n­ung äußern» , sagt die Forsterin Lea Drobbe (18). Auch Stu­dentin You Jin Jang (22) aus Süd­ko­rea ist empört. &
laquo;In Cot­tbus füh­le ich mich manch­mal wie ein Außen­seit­er. Außer­dem ist so eine Nazi-Demo total unzeit­gemäß», erk­lärt sie. 

Mit den Bürg­er­lichen, die eine Gegen­de­mo angemeldet haben, will sich Red­ner Ste­fan D. («Ich habe keinen Bock, den Nazis meinen vollen Namen zukom­men zu lassen») aber trotz­dem nicht sol­i­darisieren. Dutzende denken ähn­lich. Nach
ein­er Stunde löst sich die Ver­samm­lung deshalb auf, statt sich — wie angekündigt — der genehmigten Gegen­de­mo anzuschließen. «Sind wir nicht alle gegen die Nazis«» , empört sich Juli­ka Hof­mann darüber, «der Cottbuser
Auf­bruch beteiligt sich, die Kirche, nur wir nicht — was soll der Mist»» 

Viele Aufrechte vor der Kirche

Hun­derte denken wie Juli­ka Hof­mann. Hun­derte rei­hen sich ab 14.30 Uhr ohne Wenn und Aber in die Schar der Gegen­demon­stran­ten vor der Cot­tbuser Lutherkirche, die nur 200 Meter vom Bahn­hof ent­fer­nt ist, ein. Organisatorin
Mar­ti­na Münch vom «Cot­tbuser Auf­bruch» spricht von 1000 Teil­nehmern. Die Atmo­sphäre ist entspan­nt, Hände wer­den geschüt­telt, man ken­nt sich. Viele junge Fam­i­lien mit Kindern, Stadtverord­nete aller Parteien, Theaterleute,
Pro­fes­soren und Stu­den­ten sind dabei. 

Viele haben einen Besen mit­ge­bracht, um den Weg der Recht­sex­tremen abzuschre­it­en und sym­bol­isch den «braunen Unrat aus der Stadt zu kehren» . Der bran­den­bur­gis­che Gen­er­al­staat­san­walt Erar­do Raut­en­berg erin­nert an die
«Liebe der Deutschen zu den Polen» . Ein Cot­tbuser greift sich spon­tan das Mikrophon: «Heute um 12 Uhr hat ein Cot­tbuser eine Polin geheiratet. Ich bin zu der Feier ein­ge­laden und nach der Demo werde ich dort hinge­hen.» Er
ern­tet freudi­gen Beifall. Ober­bürg­er­meis­terin Karin Rätzel betont: «Wir sind keine braune Stadt.» 

Auf­marsch der Recht­en blockiert

Doch dann kommt Unruhe auf. Weil die Recht­sex­tremen nicht los­marschieren, noch immer auf ihre «Kam­er­aden» aus Hoy­er­swer­da warten, unter­brechen die Organ­isatoren die Kundge­bung schließlich, ver­schieben die «Besendemon­stra­tion» auf 18 Uhr. Die Menge ver­läuft sich, Hun­derte strö­men in die Innen­stadt, viele stellen sich zu den autonomen Demon­stran­ten auf die Brücke, machen die Bahn­hof­s­traße zum Nadelöhr. Und ste­hen dadurch dem
Nazi-Auf­marsch im Weg, den etwa 50 Anti-Faschis­ten ohne­hin bere­its auf dem Bahn­hofsvor­platz block­iert haben. 

Die Stim­mung ist aufge­heizt, als die Recht­sex­tremen los­marschieren. Die Polizei fährt mit einem Wasser­w­er­fer vor. Den Nazi-Tross bet­ten die Beamten links und rechts zwis­chen ihre Mannschaftswa­gen ein, um ihn zu schützen. Als
die Recht­en ihre ersten Parolen anstim­men, übertö­nen gel­lende «Nazi-raus»-Rufe sie. Der Zug kommt nur im Sch­neck­en­tem­po voran. Flaschen fliegen. Mehrmals fordert die Polizei autonome Gegen­demon­stran­ten auf, die
Straße zu räu­men. Als sie darauf nicht reagieren, deuten die Beamten an, was der Wasser­w­er­fer kann — und durch­brechen die men­schliche Absperrung
druckvoll. 

Unter­dessen kesseln etwa 300 Polizis­ten die Gegen­demon­stran­ten auf der Bahn­hofs­brücke ein, darunter auch viele ältere Men­schen, die von der Gegenkundge­bung an der Lutherkirche gekom­men sind. Es wird gedrängelt,
geschub­st, ger­an­nt und «Nazis raus!» gebrüllt. Die Recht­sex­tremen laufen auf der anderen Straßen­seite, her­metisch abgeschirmt von der Polizei, hastig an
den «Bunt-statt-braun»-Transparenten vor­bei in Rich­tung Innenstadt. 

Autonome, Bürg­er, Fam­i­lien eilen ihnen nach. Müll­ton­nen, Pflanzenkü­bel lan­den auf der Straße. Bei der Zwis­chenkundge­bung der Recht­sex­tremen, kurz vor dem Bre­itschei­d­platz, prallen alle wieder aufeinan­der: Die Bürg­er auf dem Weg zur «Besendemon­stra­tion», die von der Lutherkirche aus starten sollte, autonome Demon­stran­ten, Schaulustige, die vom Einkaufen kom­men. Und der Zug der Rechten. 

Der Staat zeigt seine Macht

Es gibt kein Durchkom­men. Der ganze Platz ist voller Leute, die sin­gen, trom­meln, die die Recht­sex­trem­is­ten ver­höh­nen. Müt­ter mit ihren Kleinkindern, Jugendliche mit gefärbten Haaren, Senioren — sie alle brüllen gemein­sam im Chor immer wieder «Nazis raus!» . Nur die Polizeibeamten
tren­nen die bei­den Parteien, schieben sich mit Gewalt zwis­chen die Fron­ten. Einige Steine fliegen. 

Dreimal dro­ht die Polizei mit dem Ein­satz des Wasser­w­er­fers, soll­ten die Gegen­demon­stran­ten den Platz nicht räu­men. Zur Ver­an­schaulichung demon­stri­ert sie die Kraft des Gerätes mit ein paar Spritzern über deren
Köpfe hin­weg. Die Recht­en jubeln, klatschen, gröhlen, bis die Beamten die Gegen­demon­stran­ten zur Seite abge­drängt haben und die Recht­sex­tremen in einem Polizei-Kokon von Störun­gen weit­ge­hend unbe­hel­ligt weiterziehen
können. 

Dem Ham­burg­er Neon­azi Chris­t­ian Worch ent­lockt das Begeis­terungsstürme. «Danke, danke den Antifaschis­ten» , ruft er seinen Getreuen zu, als er schließlich den braunen Spuk auf dem Cot­tbuser Bahn­hof­s­platz been­det. «Ohne
sie wür­den wir kaum wahrgenom­men.» Doch kaum sind Worchs Worte verk­lun­gen, da zeigt sich, dass er irrt. Eine Kehrmas­chine rat­tert durch die Straßen. Und etwa 150 Men­schen fol­gen ihr, einen Besen in der Hand. Sie fegen
sym­bol­isch den Rest des «braunen Unrats von der Straße» . Es ist die «Besendemon­stra­tion» . Es sind diejeni­gen, die vor der Lutherkirche aus­ge­har­rt hatten. 

Hoy­er­swer­daer, wo seid ihr?”

Rund 250 Men­schen set­zen Neon­azi-Demo stillen Protest entgegen

“Es geht nicht darum, wie viele kom­men, son­dern darum, dass über­haupt ein Zeichen geset­zt wird”, betont Ober­bürg­er­meis­ter Horst-Dieter Bräh­mig am Sam­stag auf dem Hoy­er­swer­daer Mark­t­platz. Um ihn herum haben sich rund 250
Men­schen ver­sam­melt, um gemein­sam dem Neon­azi-Auf­marsch, der zeit­gle­ich durch die Neustadt zieht, stillen Protest ent­ge­gen zu setzen. 

Es ist zehn Minuten vor um eins. Vorm Bek­lei­dungs­markt in der Hoy­er­swer­daer Alt­stadt hat die Deutsche Kom­mu­nis­tis­che Partei ihren Info-Stand aufge­baut. Ein paar Demon­stran­ten kauern unter den Däch­ern der Buswarte­häuschen. Vorm
Rathaus frösteln die Ord­ner in ihren neon­gel­ben West­en. Der Mark­platz ist leer. “Hoy­er­swer­daer, wo seid ihr?”, fragt Hel­ga Nic­kich, Chefin der Regionalen Arbeitsstelle für Aus­län­der­fra­gen, Jugend und Schulen etwas irri­tiert in die Runde. “Ich hab echt gedacht, es kom­men mehr. Ger­ade jetzt
ist es doch wichtig, dass viele hier erscheinen”, ist Stephanie (15) vom Less­ing-Gym­na­si­um ent­täuscht. “So viele haben ihre Hand gegeben und nun kommt kein­er”, ärg­ert sich auch ihre Fre­undin Ste­fanie. Die bei­den Schü­lerin­nen gehören zu den Ini­tia­toren der Aktion “Hände gegen rechts”.
Diese flat­tern nicht nur über dem Mark­t­platz. Sie set­zen auch ein buntes Zeichen gegen Extrem­is­mus und Ras­sis­mus am Hal­tepunkt in der Neustadt. Dort hat­ten sich seit den Vor­mit­tagsstun­den rund 180 Neon­azis gesam­melt, um
Parolen brül­lend durch die Neustadt zu ziehen. 

Als sich die ersten Gegen­demon­stran­ten in die Mitte des Mark­t­platzes stellen, kom­men schließlich immer mehr Hoy­er­swer­daer zusam­men. Am Ende sind es rund 250, die ein Zeichen gegen rechts set­zen wollen. 

“Hier muss man ein­fach dabei sein”, ist Pfar­rerin Antje Kruse-Michel überzeugt. Schon seit bekan­nt gewor­den sei, dass ein Neon­azi-Auf­marsch geplant ist, habe man in der Kirche über­legt, was man tun kön­nte. “Unter dem
Namen Mar­tin Luther-King ist es uns ein ganz beson­deres Anliegen, mitzudemon­stri­eren”, so die Kirchenfrau. 

Auch Kor­nelia und Sabine Schreiber gehören zu denen, die dem Regen trotzen. “Wir wollen zeigen, dass die Recht­en hier nichts zu sagen haben. In dieser Stadt und in diesem Land soll sich jed­er wohl
fühlen kön­nen und keine Angst
haben müssen”, erk­lärt Sabine Schreiber. 

“Die ganze Aktion der Neon­azis ist Sch…”, ist Kon­stan­tin Antel­mann sauer über die Recht­sex­trem­is­ten, die durch die Neustadt ziehen. Er gehörte mit seinem Brud­er zu den weni­gen, die ent­lang der Marschroute ein Transparent
aufgestellt hat­ten, um ihre Ablehnung zu demon­stri­eren. Beim stillen Protest auf dem Mark­t­platz war der Schüler dann eben­falls dabei und ein wenig ent­täuscht, dass sich am Ende nur rund 250 Men­schen zusam­men­fan­den. “Das ist
deprim­ierend. Wir nen­nen uns “Schule ohne Ras­sis­mus — Schule mit Courage” und dann kom­men so wenige junge Leute”, ist der 16-Jährige sauer. 

Ober­bürg­er­meis­ter Horst-Dieter Bräh­mig ist überzeugt, dass der stille Protest an diesem Sam­stag die richtige Entschei­dung war: “Die Leute ste­hen hier nicht zusam­men und plaud­ern über ihren Wei­h­nacht­seinkauf. Son­dern sie
reden über die Bedro­hung durch Extrem­is­mus. Und das ist wichtig.” 

Straßen besen­rein

(TAZ) Mit ein­er Andacht und ein­er Besen-Demo haben am Sam­stag mehr als 1.000 Men­schen gegen einen recht­sex­tremen Auf­marsch in Cot­tbus protestiert. Nach dem Auf­marsch reinigten rund 250 Men­schen mit Besen die Straßen symbolisch
vom braunen Unrat. Ins­ge­samt nahm die Polizei 13 Per­so­n­en vor­läu­fig fest.

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Ein Zeichen setzen

(LR, 13.12.03, Klaus Alschn­er) Als Energie Cot­tbus noch in der Ersten Bun­desli­ga spielte, schallte der Namen dieser Stadt am Woch­enende zur besten Sendezeit bun­desweit über die
Fernse­hgeräte in die deutschen Wohnzimmer. 

Die Wer­be­botschaft für die Stadt ist seit dem Abstieg naturgemäß etwas schwäch­er geworden. 

Am heuti­gen Vortag des drit­ten Advents kön­nte es dur­chaus sein, dass Kam­er­ateams Cot­tbus wieder in den Fokus nehmen. Der Anlass ist dies­mal allerd­ings beschä­mend. Aus ganz Deutsch­land kom­men Anhänger vom ultra­recht­en Rand der Neon­azi-Szene, um in Cot­tbuser Straßen ihren Ungeist zu verbreiten. 

Eine Gele­gen­heit, alle Neg­a­tiv-Klis­chees vom Osten zu bedi­enen: hohe Arbeit­slosigkeit, fehlende Lehrstellen, per­spek­tivlose Jugend, Fir­men­schließun­gen, leer ste­hende Woh­nun­gen, die Angst vor Niedriglohn-Konkur­renz jen­seits der Gren­ze — und dann die Recht­en, die in diesem Schla­mas­sel Gehör finden. 

Wir Bürg­er von Cot­tbus dür­fen das Image dieser Stadt nicht den Neon­azis über­lassen. Das Zeichen, das die Cot­tbuser heute mit ihrer Gegen­demon­stra­tion set­zen, muss unüberse­hbar sein. Alle Frak­tio­nen der Stadtverord­neten­ver­samm­lung, die Kirchen, die Gew­erkschaften, die IHK und die Handw­erk­er­schaft, der FC Energie, die BTU, viele Organ­i­sa­tio­nen, Vere­ine, Ver­bände und einzelne Per­so­n­en wer­den heute auf der Straße sein. Je
mehr es sind, umso deut­lich­er wird ihre Aus­sagekraft. Cot­tbus darf sich nicht von den Ultras vere­in­nah­men lassen. Die Mehrheit der Bürg­er möchte keine frem­den­feindlichen recht­en Parolen gegen Polen hören — am dritten
Advent eben­so wenig wie zu einem anderen Zeitpunkt.

Inforiot