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Video-Erfassung von Kfz-Kennzeichen nur begrenzt möglich

(MOZ, 06.03.04) Pots­dam (dpa) Nach Angaben von Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) ist die Video-Erfas­sung von Kfz-Kennze­ichen zur Ver­brechens­bekämp­fung gegen­wär­tig nur begren­zt möglich. Für eine flächen­deck­ende Überwachung
bedürfe es ein­er Änderung des Polizeige­set­zes, sagte Schön­bohm auf eine par­la­men­tarische Anfrage. Die Nov­el­lierung sei in dieser Leg­is­laturpe­ri­ode jedoch nicht mehr möglich und bleibe damit dem näch­sten Land­tag vorbehalten. 

Mit mobil­er Tech­nik wur­den laut Schön­bohm bere­its im ver­gan­genen Jahr im Land­kreis Dahme-Spree­wald und auf der Auto­bahn 10 bei Michen­dorf die Kennze­ichen von Fahrzeu­gen ges­can­nt. Dieser Probe­be­trieb habe rund 13 000 Euro gekostet. Gegen­wär­tig sei es gemäß Polizeige­setz nur im Einzelfall möglich, Kennze­ichen im Rah­men der Gefahren­ab­wehr und der Strafver­fol­gung abzu­gle­ichen. Damit kön­nten Kon­troll­stellen zur Ver­hin­derung bestimmter
Straftat­en, wie der Bil­dung ter­ror­is­tis­ch­er Vere­ini­gun­gen, schw­eren Raubes oder räu­berisch­er Erpres­sung ein­gerichtet werden. 

Das Bun­des­land Rhein­land-Pfalz habe inzwis­chen sein Polizeige­setz ver­schärft und ver­füge damit über deut­lich bessere Möglichkeit­en zum Scan­nen von Fahrzeug-Kennze­ichen, erläuterte der Min­is­ter. Mit ein­er vergleichbaren
Regelung in Bran­den­burg kön­nte eine deut­lich effek­ti­vere vor­beu­gende Verkehrsüberwachung erre­icht wer­den. Dazu gehöre der Ein­satz der Videokam­eras an beson­ders gefährlichen Orten. Vorstell­bar sei dies beispiel­sweise im Bere­ich von Flughäfen oder an der Gren­ze des
Bun­des­ge­bi­etes in ein­er Tiefe bis zu 30 Kilometern.

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Brandstiftung im Parkhaus

(MOZ, 06.03.04, Polizeibericht) Fre­itag­mor­gen gegen 1.40 Uhr wur­den Feuer­wehr und Polizei ins Parkhaus am Zehme­platz gerufen. Dort stand ein Ford Tran­sit in Flam­men. Als Hal­ter des Fahrzeugs ermit­tel­ten die Beamten eine Frank­furter Sicher­heits­fir­ma. Unweit des Tran­sits wurde ein
“Beken­ner­schreiben” der ver­mut­lichen Täter gefun­den. Nach ersten Erken­nt­nis­sen drangen Unbekan­nte in das zur Nachtzeit ver­schlossene Parkhaus ein und zün­de­ten den Trans­porter an. Er bran­nte völ­l­lig aus. Der Schaden wird auf 30.000 Euro geschätzt. Die Kripo ermittelt.

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Schillpartei löst sich auf

(MOZ, 5.3.04) Fürsten­walde (MOZ) Die zwei Abge­ord­neten der Partei rechtsstaatliche Offen­sive (Schill-Partei) in der Fürsten­walder Stadtverord­neten­ver­samm­lung sind aus
ihrer Partei aus­ge­treten und wer­den sich kün­ftig der CDU-Frak­tion anschließen. Als Gründe dafür wer­den in ein­er Pressemit­teilung Vorgänge und Abläufe inner­halb der rechtsstaatlichen Offen­sive genan­nt, die “für uns nicht mehr
trag­bar gewe­sen” sind. Auf Einzel­heit­en gin­gen die bei­den Abge­ord­neten nicht ein. Heiko Pohl, der die Schill-Partei bish­er im Kreistag ver­trat, wird auch dort in die Unions-Frak­tion ein­treten. Im Fürsten­walder Stadt­par­la­ment ändern
sich mit dem Wech­sel die Mehrheitsver­hält­nisse. Mit zehn Sitzen wird die CDU stärk­ste Frak­tion vor der PDS mit neun Sitzen.

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Unser Chef ist da oben und sieht alles”

Roma-Lager am Bahn­hof Gen­sha­gen­er Hei­de zieht weit­er, wenn das jüng­ste Baby aus dem Kranken­haus kommt

(MAZ, 05.03.04) LUDWIGSFELDE “Wir fahren weit­er, wenn mein Baby aus dem Kranken­haus kommt”, sagt Raxi. Der Kleine ist neun Monate alt und ihr erstes Kind. Er liegt mit ein­er Lun­genentzün­dung in Lud­wigs­felde, erzählt die junge Frau. Sie hat braune Augen, blond gefärbte Haare. “Am Fre­itag oder Sonnabend”, da kön­nen sie ihn abholen, sagt sie, über die geöffnete Halbtür eines Wohn­wa­gens hin­weg. Hinter
ihr schaut ein Mäd­chen mit lan­gen Lock­en um die Ecke, auf der Couch krabbelt ein Junge mit Windel­hose um sie herum. Bei­de haben Nuck­el im Mund, bei­de schauen mit großen Augen. Raxi zeigt auf die Kinder ihrer Cou­sine — “es wird
kalt …”, entschuldigt sie sich, zieht die Tür zu. 

Raxi gehört zu ein­er Gruppe Roma, die vorige Woche mit zwölf Wohn­wa­gen drei Tage auf der Rollschuh­bahn Lud­wigs­felde stand, die anschließend nicht auf
dem Auto­bah­n­park­platz Rangs­dorf bleiben durfte, und die von der Gemeinde Großbeeren jet­zt den Platz am Bahn­hof Gen­sha­gen­er Hei­de zugewiesen bekom­men hat­te. Strom liefern Aggre­gate, die zwis­chen den Wohn­wa­gen ste­hen, Wass­er holen sie sich von der Tankstelle. 

Drei Monate leben sie in Straßburg, neun Monate sind sie in West€pa unter­wegs, heute oder mor­gen ver­lassen sie den Bahn­hof­s­platz Gen­sha­gen­er Hei­de. Jungs laufen herum, ren­nen, schmeißen Stöckchen, ver­suchen die drei Hunde zu
fan­gen, die jed­er in eine Hand­tasche passen wür­den. Die Jungs kom­men näher und erzählen. Wenn sie in Frankre­ich sind, gehen sie in die Schule; unter­wegs ler­nen sie “bei Mut­ter und Vater, alles — lesen, schreiben und rech­nen. Ich
bin 6. Klasse.” Neun Klassen muss er schaf­fen. Und er heißt Külo. Nur Külo? “Ja, bei uns haben alle nur einen Namen.” Gegenüber kommt Raxi aus dem Wohn­wa­gen. Sie erzählt, dass sich alle ein­mal im Jahr in Ham­burg tre­f­fen, “im neunten
Monat, zu ein­er großen Mis­sion”. Jet­zt betreut sie andere Kinder aus den zwölf Wohn­wa­gen am Bahn­hof mit, “hier sind viele Kinder.” Wie viele? “Vielle­icht 60.” Wovon leben sie alle? “Vom Kindergeld in Frankre­ich.” Son­st nichts?
“Doch, wir verkaufen.” Und was? “Tep­piche.” Wer macht die Tep­piche? “Die Groß­mut­ter in Straßburg.” 

Nebe­nan in der Klein­gar­te­nan­lage “Hei­de­grund” ist ein Lud­wigs­felder zugange. Nein, seinen Namen möchte er wirk­lich nicht sagen. Aber nach dem Recht­en sehen, das muss er ja wohl. Wo “die da” doch schon so lange hier stehen,
“die Zige­uner”. Er habe auch schon allen Nach­barn bescheid gesagt, damit die auch nach dem Recht­en sehen kön­nen. Man weiß ja nie … 

Aber Frank Ger­hard weiß, der stel­lvertre­tende Bürg­er­meis­ter von Lud­wigs­felde. Er hat fünf Beschw­er­den auf dem Tisch, “von Leuten, die Angst haben, dass ihr Zaun ein­geris­sen oder dass etwas geklaut wird”, wie er sagt. Drei Tage, das sei eine nir­gends genau fest­gelegte Regelung bun­desweit, so lange wür­den nicht sesshafte Grup­pen geduldet. Ein­schlägige Urteile legten lediglich fest,
dass das Haus­recht ein­er Gemeinde gelte und dass soziale Härte­fälle zu ver­mei­den seien. 

Beschw­er­den liegen auch bei Polizei­wachen­leit­er Klaus Licht­en­berg. Er ärg­ert sich wenn er so Dinge hört wie “Da wis­sen wir ja, warum jet­zt wieder so viele Autos geklaut wur­den.” Der Polizei­haup­tkomis­sar sagt: “Die Autodiebstähle
und ‑ein­brüche haben mit dieser Truppe nichts zu tun. Wir haben da ganz andere Spuren. Voher wurde auch geklaut. Und außer­dem sind die doch mit höherk­las­si­gen Fahrzeu­gen unter­wegs als aufge­brochen und geklaut wurden.” 

Lothar Schwarz, Ord­nungsamt­sleit­er in Großbeeren, erk­lärt, dies­mal gebe es über­haupt keine Prob­leme. “Das sind vernün­ftige Zige­uner. Da hat­ten wir voriges Jahr schon ganz andere, die hand­grei­flich wur­den.” Natür­lich dürfen
sie bleiben, bis das Baby aus dem Kranken­haus kommt. Den Müll “nehmen sie bes­timmt mit. Wenn nicht, klären wir das mit dem Kreis oder machen es selb­st”, sagt Schwarz. 

Am Bahn­hof Gen­sha­gen­er Hei­de fährt mal ein Vol­vo auf den Platz, mal ein BMW. Dann kommt ein Mer­cedes, ein Mann in Schwarz steigt aus. Er heißt Pora­do. Ob er der Chef ist? “Nein, Madame.” Er zeigt mit dem Fin­ger senkrecht hoch.
“Unser Chef ist da oben und sieht alles, Madame. Der sieht alles und heißt Gott.” Ein­fach Gott? “Wir sind alle evan­ge­lisch, alle Roma. Wir sind eine freie
Kirchenge­meinde. Ohne Gott kön­nte ich nicht leben.” Ein klein­er Junge, dem die schwarzen Haare aus einem Loch in der gestrick­ten Mütze quellen, tippt sich an den Kopf und sagt: “Der Gott sieht alles, auch deine Gedanken hier drin.”

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Ehrung für Widerstandsgruppe

(MAZ, 05.03.04) LUCKENWALDE Eine Gedenk­tafel für die Wider­stands­gruppe “Gemein­schaft für Frieden und Auf­bau” wurde gestern auf dem Luck­en­walder Bahn­hofsvor­platz von
Bürg­er­meis­terin Elis­a­beth Her­zog-von der Hei­de eingewei­ht. Geehrt wer­den damit jene Men­schen, die während des Zweit­en Weltkrieges zum Wider­stand gegen das Nazi-Regime aufgerufen und durch per­sön­lichen Ein­satz zahlre­ichen Juden das
Leben gerettet hatten. 

Der Bahn­hofsvor­platz wurde als Ort für die Tafel gewählt, weil sich damals dort die Wege viel­er Wider­stand­skämpfer kreuzten. Unter­ge­tauchte Juden aus Berlin kamen am Bahn­hof an und auch Flug­blät­ter wur­den dort hindurchgeschleust
und in andere Städte gebracht. 

Elis­a­beth Her­zog-von der Hei­de würdigte die Men­schen, “die ungeachtet ihrer poli­tis­chen Überzeu­gung oder ihrer Herkun­ft mit Tugen­den wie Mit­men­schlichkeit, Tol­er­anz und Gerechtigkeit Zivil­courage gezeigt haben”. Neben dem Gedenken “an diese Men­schen und deren große Tat­en” rief die Bürg­er­meis­terin dazu auf, auch in der Gegen­wart solche Tugen­den “für sich als wichtig zu erachten”. 

Als Zeitzeu­gen waren gestern auch Eugen Her­man-Friede (77) und Ruth-Win­kler-Kühne (73), die Tochter von Hans und Frie­da Win­kler, dabei. Eugen Her­man-Friede hat­te damals bei Fam­i­lie Win­kler in der Bis­mar­ck-Straße (heute Karl-Marx-Straße) in Luck­en­walde unter­tauchen kön­nen. Zu den noch leben­den Zeitzeu­gen gehört auch Gün­ter Nau­mann (82) aus Schar­fen­bück, der gestern aus gesund­heitlichen Grün­den nicht dabei sein konnte. 

His­torik­erin Bar­bara Schieb aus Berlin hat die Aktiv­itäten der Wider­stands­gruppe “Gemein­schaft für Frieden und Auf­bau” erforscht und mehrere Pub­lika­tio­nen her­aus­gegeben. Bar­bara Schieb führte gestern durch die anschließende Ver­anstal­tung “Luck­en­walder Stadtgeschichte(n)” im Rathaus.

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Eine Frage der Lobby

(MAZ, 05.03.04) NEURUPPIN Einiger­maßen beruhigt hat sich Mar­garete Jung­blut — wirk­lich ver­ste­hen kann Neu­rup­pins Sozialdez­er­nentin den poli­tis­chen Druck auf das
Jugend­freizeitzen­trum (JFZ) nicht. In geheimer Abstim­mung hat­te der Haupt- und Finan­zauss­chuss am Mon­tag beschlossen, den Betrieb­skosten­zuschuss ans JFZ ab April auf Eis zu leg­en — wenn der Klub bis dahin keine Spar­vorschläge macht. “Wo bleibt denn da die Gle­ich­be­hand­lung?”, fragt sich Mar­garete Jung­blut. “Sind Mit­ten­drin und IJN denn anders?” 

Seit die städtis­chen Mit­tel für Betrieb­skosten­zuschüsse jedes Jahr knap­per wer­den, teilen JFZ, Jugend­wohn­pro­jekt Mit­ten­drin und die Ini­tia­tive Jugen­dar­beit (IJN) das Jahres­bud­get für Jugen­dein­rich­tun­gen gerecht durch
drei. Zum Sparen gezwun­gen werde nun aber nur das JFZ, kri­tisiert die Vize­bürg­er­meis­terin und empfind­et das wiederum als ungerecht. 

Dem JFZ-Team spricht sie damit aus dem Herzen. Doch Vor­stand Richie Neu­mann glaubt zu wis­sen, warum Mit­ten­drin und IJN in der Spar­diskus­sion ungeschoren davonkom­men. “Sie haben ein­fach die stärkere Lob­by”, sagt er. IJN-Chef
Andreas Haake sitzt für Bünd­nis 90/Die Grü­nen im Stadt­par­la­ment, Mit­ten­drin-Chefin Ker­stin Kroll für die PDS. Sie leit­et den Haupt- und Finan­zauss­chuss und hat
am Mon­tag, als es um das JFZ ging, mit abgestimmt. 

Der JFZ-Vor­stand rüstet sich nun für die Flucht nach vorn. “Vielle­icht soll­ten wir die Stadtverord­neten ein­fach mal zu uns ein­laden”, über­legt Richie Neu­mann, “damit alle wis­sen, worüber sie reden.” Im Stadt­par­la­ment kursieren
Gerüchte, wonach das JFZ Woche für Woche immense Sum­men erwirtschaftet. “Der Laden macht einen Umsatz für zehn Kneipen”, glaubt beispiel­sweise Wolf­gang Pas­son (Pro Ruppin). 

“Wir haben unseren Wirtschaft­s­plan offen gelegt”, erwidert Neu­mann. “Den hätte jed­er ein­se­hen kön­nen.” Doch als die JFZ-Vorstände im Feb­ru­ar zum geforderten Prüfge­spräch ins Neu­rup­pin­er Rathaus kamen, saßen ihnen lediglich drei
Abge­ord­nete gegenüber.

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Fundstücke für Wiederaufbau der Garnisonkirche gesucht

(BM, 05.03.04) Pots­dam — Die Stadt Pots­dam bit­tet um Mith­il­fe beim geplanten Wieder­auf­bau der Gar­nisonkirche. Gesucht wer­den noch erhal­tene Teile des einstigen
Wahrze­ichens, Fotos, Film­ma­te­r­i­al, schriftliche Aufze­ich­nun­gen und Reste der Architek­tur, um das Gotte­shaus bis zum Jahr 2010 so orig­i­nal­ge­treu wie möglich
wieder­erricht­en zu kön­nen. “Sich­er erin­nern sich noch Men­schen, die nach der Kirchen­spren­gung im Jahr 1968 den Schutt abtrans­portiert haben, wo er vergraben
liegt”, hofft Wieland Eschen­burg, Büroleit­er des Ober­bürg­er­meis­ters, der die Pots­damer zu der Aktion aufrief. Es gehe nicht um die Frage, auf welchem Weg
Baude­tails in die Hände der heuti­gen Eigen­tümer gelangt seien. Infos wer­den in der “Ausstel­lung zur Gar­nisonkirche” (Bre­ite Straße 7, Mi.-So., 13–18 Uhr), unter Tel.: 03 31/201 18 30 oder per E‑Mail an info@garnisonkirche-potsdam.de gesammelt.

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Stadt prüft Verbleib der Asylbewerber

(MAZ, 04.03.04) Die Stadt wird auf Antrag der Frak­tion Die Andere prüfen, ob das Asyl­be­wer­ber­heim in der Kirschallee verbleiben kann. Das ist das Faz­it ein­er lan­gen Debat­te der Stadtverord­neten gestern Abend.Eingangs hat­te der
Vor­sitzende des Aus­län­der­beirates, Yoham-Pan­ton Kengum, dessen Ablehnung zum geplanten Umzug begrün­det. Räum­lich isolierte Lage im Lerchen­steig, schlechte Verkehrsan­bindung, schlechte Sicher­heit­slage sowie die schlechte Ausstat­tung sprächen gegen die Ver­legung der 87 betrof­fe­nen Asyl­be­wer­ber in den Pots­damer Nor­den, so Kengum. Er bat die Stadtverord­neten, den Umzugs­beschluss rück­gängig zu machen. Unter­stützt wurde er von Uta
Ger­stäck­er, einem Chor­mit­glied aus Born­st­edt. Sie ver­wies auf ent­standene nach­barschaftliche Kon­tak­te. Pots­dam solle neben den his­torischen auch aktuell ein Beispiel für Tol­er­anz brin­gen und “Asyl­be­wer­ber als Teil unseres
Umfeldes akzeptieren”. 

Lutz Boede (Die Andere) ver­wies darauf, dass bis­lang wed­er eine ver­stärk­te Unter­bringung von Asyl­be­wer­bern in Woh­nun­gen noch die Ver­lagerung der Obdachlosen aus dem Lerchen­steig erfol­gt sei — bei­des aber Grund­lage für den
ein­sti­gen Umzugsbeschluss. 

Wenn heute die Diskus­sion über Umzug oder Verbleib der Asyl­be­wer­ber sehr viel emo­tions­freier geführt wer­den kann, so habe das auch mit dem Beschluss über die zwei­jährige Befris­tung zu tun, sagte Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs.
Man ste­he im Wort; wieder­holt sei er ange­sprochen wor­den, ob es beim Umzug bleibt. Es gehe um poli­tis­che Glaub­würdigkeit — den Anwohn­ern gegenüber
eben­so wie der Awo. Diese wurde von der Stadt beauf­tragt, Voraus­set­zun­gen für den Umzug der Obdachlosen inner­halb des Lerchen­steigs zu schaf­fen und “ist inzwis­chen finanzielle Verpflich­tun­gen einge­gan­gen”, so Jakobs. Auch die Betrieb­skosten bei einem so großen Gebäude für 87 Per­so­n­en seien zu bedenken. 

Es dürfe nicht als Bumerang auf die Anwohn­er zurück­fall­en, dass sie sich koop­er­a­tiv ver­hal­ten haben, warnte Eber­hard Kapuste. Die CDU-Frak­tion ste­he weit­er zum Umzug. Einzig bei einem ein­deuti­gen Votum des Sou­veräns — der Born­st­edter Bürg­er — könne er sich einen Verbleib der Asyl­be­wer­ber in der Kirschallee vorstellen. “Es ist legit­im, sich auf die Poli­tik zu ver­lassen”, sagte er. Bürg­er, die das tun, dürften jet­zt nicht in die Spießerecke gestellt werden.

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Unter Druck

NEURUPPIN In den Rei­hen der Stadtverord­neten hat das Neu­rup­pin­er Jugend­freizeitzen­trum (JFZ) keinen guten Stand. Obwohl das soziokul­turelle Zen­trum auf 19 269 Ver­anstal­tun­gen im ver­gan­genen Jahr ver­weisen kann,
wollen Abge­ord­nete aus den Rei­hen von FDP und CDU den jährlichen Betrieb­skosten­zuschuss an das JFZ am lieb­sten stre­ichen. Entsprechende Pläne wer­den nach MAZ-Infor­ma­tio­nen seit Wochen hin­ter den Kulis­sen geschmiedet. 

In die neb­ulöse Diskus­sion platzte jet­zt ein gemein­samer Antrag von CDU, FDP und Pro Rup­pin, wonach der Zuschuss ges­per­rt wird, wenn das JFZ keine Spar­vorschläge unter­bre­it­et. Nach dem Willen des Haupt- und
Finan­zauss­chuss­es wird der monatliche Zuschuss von 1000 Euro ab Anfang April auf Eis gelegt (die MAZ berichtete). In geheimer Abstim­mung votierten sechs Stadt­poli­tik­er für die Sper­rung, drei dage­gen. Zwei enthiel­ten sich. 

Ini­ti­iert wurde der Antrag von Ivo Haase (23, Pro Rup­pin), Michael Bülow (32, SPD) und Olaf Kam­rath (35, CDU). Bülow und Haase hat­ten den JFZ-Vertretern bei ein­er Buch­prü­fung Anfang Feb­ru­ar gegenüberge­sessen — damals allerd­ings nichts bemän­gelt. “Wir hat­ten mit ein­er heißen Diskussion
gerech­net und erwartet, dass uns die Abge­ord­neten Löch­er in den Bauch fra­gen”, erin­nert sich JFZ-Vor­stand Richie Neu­mann. Doch von Kri­tik keine Spur. Entsprechend “baff und geplät­tet” sei er wegen des plöt­zlichen Sinneswandels. 

Michael Bülow fühlt sich falsch ver­standen. Mit ein­er Sper­rung der Mit­tel solle Zeit gewon­nen und ver­hin­dert wer­den, dass der Zuschuss ganz gestrichen wird. “Das JFZ ist ein­er der weni­gen Träger, die über Ein­nah­men verfügen”,
sagt Bülow. Dass der Vor­stand des Jugend­klubs im Wirtschaft­s­plan keine Spar­poten­ziale ent­deck­en kann, will er nicht glauben. 11 500 Euro für eine Reini­gungs­fir­ma, 5000 Euro für Ver­sicherun­gen und 2400 Euro für die
Straßen­reini­gung hält Bülow für über­zo­gen. Das JFZ habe drei
Zivil­dien­stleis­tende und viele Mit­glieder. Sie kön­nten Besen und Wis­chmopp schwin­gen — so lasse sich eine Menge Geld sparen. Dass die 32 Klub­mit­glieder ehre­namtlich arbeit­en, lässt Bülow nicht gelten. 

Auch Jens-Peter Golde, Frak­tion­schef von Pro Rup­pin, glaubt, dass mit “ein biss­chen gutem Willen” alles geht. Bei 400 bis 500 Gästen pro Ver­anstal­tung fän­den sich doch sich­er ein paar Frei­willige, die Schnee schieben oder
sauber machen, glaubt Golde. “Dann kriegen die als Beloh­nung eben Freikarten für Keimzeit.” 

Durch die Sper­rung des Betrieb­skosten­zuschuss­es solle das JFZ “ein biss­chen unter Druck ger­at­en”, sagt der Frak­tion­schef. Andere Träger der Jugendarbeit
hät­ten schließlich auch Spar­vorschläge gemacht. “Das JFZ ist ein High­light in Neu­rup­pin”, sagt Golde. Es sei aber “legit­im, über die Notwendigkeit eines Zuschuss­es zu diskutieren”. 

Das sehen Goldes Söhne offen­bar anders. Die gehören zum Stamm­pub­likum des JFZ und reden seit dem Antrag, den Golde unter­schrieben hat, nicht mehr mit ihrem Vater. “Der Laden ist eine heilige Kuh”, sagt er. “Kein­er traut sich
mehr, kri­tis­che Dinge laut und offen zu sagen.” 

Die jun­gen Poli­tik­er lassen es nicht bei bloßer Kri­tik bewen­den. Bei einem Gespräch Mitte März wollen Ivo Haase und Michael Bülow dem JFZ-Vor­stand mögliche Wege weg vom finanziellen Tropf weisen. “Wir wollen das JFZ, das
als einziger Ostk­lub in einem West-Reise­führer gelandet ist, unab­hängig von Zuschüssen machen”, kündigt Bülow an.

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Jüdisches Leben und Sachsen-Herrschaft

(LR, 03.03.04) Der His­torische Heimatvere­in stellt heute Abend zwei neue Son­der­hefte der «Cot­tbuser Blät­ter» vor. Die Pub­lika­tion «Jüdis­ches Leben in der Lausitz»
ist Ergeb­nis des gle­ich­nami­gen Xenon-Pro­jek­tes der Car­i­tas. Unter Leitung des His­torik­ers Roman Lange haben junge Leute eine Doku­men­ta­tion des Jüdis­chen Fried­hofs inner­halb des heuti­gen Süd­fried­hofs erar­beit­et. In der zweit­en Neuer­schei­n­ung stellt der Dres­d­ner His­torik­er Rudolf Jenak die Zeit vor, in der der Cot­tbuser Kreis vom Kön­i­gre­ich Sach­sen ver­wal­tet wurde. 

Etwa hun­dert Grab­stellen gebe es heute auf dem Jüdis­chen Fried­hof in Cot­tbus, erk­lärt Stef­fen Krestin, Leit­er der Stadt­geschichtlichen Samm­lun­gen. Als erste sei dort 1916 Berta Ham­mer­schmidt aus der bekan­nten Cot­tbuser Recht­san­walts-Fam­i­lie beige­set­zt wor­den. Ein weit­er­er Promi­nen­ter ist der Kauf­mann Markus Bodan­s­ki (1878 bis 1931). Krestin: «Er hat­te sein Geschäft auf dem Alt­markt.» 1949 ist hier Abra­ham Mor­gen­stern beerdigt wor­den, jen­er Schnei­der, den Erna Etis vor der Depor­ta­tion durch die Nazis
bewahrt hat. Die Cot­tbuserin erzählt die Geschichte im Doku­men­tarfilm «Die Frau des let­zten Juden» . Auch das Grab von Olga Schlesinger ist hier zu find­en, der Frau des let­zten Vorste­hers der Cot­tbuser Syn­a­gogenge­meinde, der
am 24. August 1942 ins KZ There­sien­stadt ver­schleppt und dort ermordet wurde. 

Ergänzt wird die Doku­men­ta­tion durch eine Darstel­lung der Feier­halle und eine Abhand­lung zum The­ma Tod, Beerdi­gung und Trauer im Juden­tum, Infor­ma­tio­nen zum zweit­en Jüdis­chen Fried­hof an der heuti­gen Straße der Jugend sowie Darstel­lun­gen jüdis­ch­er Grabmalssymbole. 

Zum The­ma Cot­tbus in der Sach­sen­zeit habe Rudolf Jenak in Cot­tbus und Dres­den lagernde Akten der Jahre 1806 bis 1813 gesichtet und über­set­zt, so Stef­fen Krestin. 

Die Eroberun­gen der franzö­sis­chen Trup­pen und die Nieder­la­gen Preußens hät­ten schließlich die seit Jahrhun­derten bran­den­bur­gisch-preußis­chen Cot­tbuser dem säch­sis­chen König unter­stellt. Seinen Nieder­schlag habe dieser Prozess in zahlre­ichen Akten und Doku­menten gefun­den, die der Autor akribisch aufge­lis­tet und zur Grund­lage ein­er her­vor­ra­gen­den Analyse der wirtschaftlichen und poli­tis­chen Ver­hält­nisse der Stadt gemacht habe. 

Doch die säch­sis­che Regierungszeit bleibt nur ein Inter­mez­zo in der Cot­tbuser Geschichte. «1813 wird voller Enthu­si­as­mus und mit wahrhafter Begeis­terung der preußis­che Adler wieder an den Toren der Stadt ange­bracht» , heißt es im Vorwort. 

Ser­vice Neue «Cot­tbuser Blätter»

Die neuen «Cot­tbuser Blät­ter» zu den The­men «Jüdis­ches Leben in der Lausitz» und «Cot­tbus in der Sach­sen­zeit» wer­den heute, 19 Uhr, im Sitzungssaal der Stadtverord­neten am Alt­markt 21 vorgestellt. 

Bei­de Hefte sind für jew­eils zehn Euro im Cot­tbuser Buch­han­del zu haben.

Inforiot