Kategorien
Uncategorized

Die Stadt und das Lager”

(MAZ, Jan Simon) ORANIENBURG Die Häftlinge waren in der Stadt präsent, die Häftlingstrans­porte führten ab
1936 zunächst mit­ten durch Oranien­burg, später vom Bahn­hof Sach­sen­hausen aus
durch die SS-Sied­lun­gen und Wohnge­bi­ete. Was wussten die Men­schen vor Ort?
Wie haben sie sich dazu ver­hal­ten? Gab es in der Dik­tatur Spiel­räume? Wie
sahen sie aus, wie wur­den sie genutzt? “Die Stadt und das Lager, Oranienburg
und das KZ Sach­sen­hausen” heißt die neue Dauer­ausstel­lung, die am 23.
Okto­ber im Turm E der Gedenkstätte und des Muse­ums Sach­sen­hausen eröffnet
wird. 

Das The­ma bewegt sich zwis­chen zwei extremen Posi­tio­nen. Die eine Seite:
“Wir wussten nichts, kon­nten nichts wis­sen. Da waren Mauern.” Es ist das
Ver­steck­en hin­ter der Pro­pa­gan­da der SS, die Häftlinge seien doch alle
Schw­erver­brech­er gewesen. 

Die andere Seite: “Das muss man doch gese­hen haben.” Oder die Frage, die ein
nieder­ländis­ch­er Besuch­er in das Besucher­buch der Gedenkstätte schrieb:
“Schlief Europa?” 

Bei­de Posi­tio­nen kom­men der Wirk­lichkeit nicht nah, sagt Horst Seferens,
Sprech­er der Gedenkstätte. Auch die Ausstel­lung liefert 60 Jahre danach
keine ein­deuti­gen Antworten. Es wer­den Ver­hal­tensweisen, aber auch
Spiel­räume aufgezeigt, wo mit Zivil­courage sehr mutig auch gegen den Strom
gehan­delt wurde. 

Die His­torik­erin Andrea Riedle, die zwei Jahre als wissenschaftliche
Volon­tärin in der Gedenkstätte arbeit­ete, hat die Ausstel­lung vorbereitet.
Aus vie­len Zeitzeu­genge­sprächen hat sie zehn Inter­views zu Hör­spie­len mit
filmis­chen Sequen­zen zusam­mengestellt. In acht Hör- und Sehräu­men, die im
Turm E durch eine Treppe miteinan­der ver­bun­den sind, wer­den diese Filme zu
sehen sein. Hinzu kom­men einige wenige Exponate. Wie ein Holzspielzeug, das
ver­mut­lich rus­sis­che Häftlinge ein­er Oranien­burg­erin für ihren Sohn
zuge­wor­fen hat­ten — als Dank für heim­lich zugesteck­te Lebens­mit­tel. Oder ein
Land­schafts­gemälde eines franzö­sis­chen Häftlings im Außen­lager Heinkel aus
Flugzeuglack, das dieser einem Zivi­lar­beit­er aus Dank für dessen heimliche
Hil­fe übergab. 

Die Besuch­er sollen nach Möglichkeit einzeln die “Hör­spiele” auf sich wirken
lassen. Und so Antworten auf die Frage suchen: Wie hätte ich mich verhalten?
Es seien die drei The­men “Abgren­zung”, “Über­schnei­dung”, “Ver­schmelzung”,
die aufgear­beit­et wer­den, erk­lärt Riedle weit­er den Ausstellungsansatz. 

Abgren­zung durch die Pro­pa­gan­da. Die SS ver­sucht zunehmend das Lager von der
Stadt abzu­gren­zen. 1937/38 wer­den Mauern gebaut. Ab 1938 ist dort, wo das
Lager ist, auf dem Stadt­plan nur noch Wald eingeze­ich­net. Die Abgren­zung ist
jedoch brüchig, auch von der nahen Wohn­sied­lung aus eröffnet sich weit­er der
Blick auf den Appellplatz. 

Die Berührungspunk­te sind die Gefan­genen­trans­porte. Die Zwangsar­beit­er sind
in der Stadt präsent, ab 1938 im Kanal­i­sa­tions­bau, dann in der
Rüs­tungsin­dus­trie, unter anderem bei Auer und Heinkel. 

Ver­schmelzung beschreibt Riedle am Beispiel der Oranienburger
Standes­beamten. Bis 1942 ver­wal­ten sie den Tod in dem Lager mit. Sie
reg­istri­eren bis zu 900 Todes­fälle mit fin­gierten Todesur­sachen. Dann wird
in dem Lager ein eigenes Standesamt ein­gerichtet. Von 1936 bis 1945 gab es
in Sach­sen­hausen ins­ge­samt 200 000 Häftlinge. Die höch­ste Bele­gungsphase im
Haupt­lager zum Schluss: 35 000 Men­schen sind es.

Kategorien
Uncategorized

Ende des Antifaschismus?

Die neue Aus­gabe der ravens­brück­blät­ter befaßt sich mit der Zukun­ft der Mahn- und Gedenkstätte

(jW, Cristi­na Fis­ch­er) Die geplante Umge­hungsstraße um Fürsten­berg wird nicht über das Gelände des ehe­ma­li­gen Frauen- KZ Ravens­brück oder am Jugend­lager Uck­er­mark vor­bei geführt, bericht­en die von der Lagerge­mein­schaft Ravensbrück/ Fre­un­deskreis e.V. her­aus­gegebe­nen ravens­brück­blät­ter in ihrer Herb­staus­gabe. Die Entschei­dung des Bun­desmin­is­teri­ums für Verkehr wird von der Lagerge­mein­schaft, die seit Jahren gegen entsprechende Pläne der Kom­mune gekämpft hat, begrüßt. 

Zur Zukun­ft der Gedenkstätte befragte die Redak­tion über­lebende Ravens­brück­erin­nen wie Esther Bejara­no, Lisl Jäger, Char­lotte Kroll, Elis­a­beth Kunesch und Annette Cha­lut (Frankre­ich). Im Gegen­satz zur Gedenkstät­ten­leitung hofft Lisl Jäger, »daß die von den Natio­nen gestal­teten Gedenkräume im Zel­len­bau erhal­ten bleiben«. Bar­bara Reimann fürchtet um den Bestand der zum Teil aus DDR-Zeit­en stam­menden Ausstel­lun­gen. Sie meint, diese wür­den »nur so lange noch beste­hen« bleiben, »wie wir noch leben«. Von mehreren Zeitzeug­in­nen wird der von den Ver­ant­wortlichen eben­falls abgelehnte Wieder­auf­bau ein­er KZ-Baracke gefordert, um Besuch­ern die Lebens­be­din­gun­gen der Inhaftierten zu veranschaulichen. 

Zur Entwick­lung der Gedenkstätte seit 1992 und zukün­fti­gen Pla­nun­gen äußert sich die derzeit­ige Direk­torin Sigrid Jacobeit, wobei sie den Ein­druck ver­mit­telt, als habe die Arbeit der Gedenkstätte erst nach dem Ende der DDR begonnen. Nicht erwäh­nt wird, daß die neue Gedenkstät­tenkonzep­tion eine harsche ide­ol­o­gis­che Abrech­nung mit der DDR-Geschichte und dem »verord­neten Antifaschis­mus« bein­hal­tet. Jacobeits State­ments lassen auf eine geplante Ent­poli­tisierung der Gedenkstätte schließen. Psy­chol­o­gisierende Ansätze sollen offen­bar in der Auseinan­der­set­zung mit dem Faschis­mus bre­it­en Raum erhal­ten: »Das Han­deln hier mit seinen Spiel­räu­men ist mehr als gut und böse, mehr als Men­sch und Unmen­sch.« Der Men­sch werde »mit seinen lustvoll aus­geübten Unzulänglichkeit­en bis zu den kan­ni­balis­chen Anla­gen auf der einen Seite und den vielfälti­gen Fähigkeit­en und Möglichkeit­en des Men­schlich­seins (…) auf der anderen Seite« vorgestellt. Das empathis­che Nach­denken über dieses Dr.-Jekyll-und-Mr.-Hyde-Syndrom solle »Bestandteil eines Konzepts der Menschenrechtsbildung/ Men­schen­recht­serziehung« in Ravens­brück wer­den, so Jacobeit. In diesem Sinn sei die Koop­er­a­tion mit dem Berlin­er Insti­tut für Men­schen­rechte geplant. Die zukün­ftige Konzep­tion der Gedenkstätte enthält offen­sichtlich nicht ein­mal mehr das Wort Antifaschis­mus: Es gehe darum, »daß Men­schen­würde und Men­schen­rechte als Grundw­erte des Zusam­men­lebens im €päis­chen Deutsch­land ver­mit­telt und geachtet werden«. 

Weit­ere Beiträge erin­nern an den 60. Todestag der in Ravens­brück ermorde­ten kom­mu­nis­tis­chen Wider­stand­skämpferin Kat­ja Niederkirch­n­er und stellen die in Berlin lebende öster­re­ichis­che Antifaschistin Lisl Jäger vor, die dieser Tage 80 Jahre alt gewor­den ist. 

ravens­brück­blät­ter Nr. 120 (Sept. 2004) zu beziehen über Lagerge­mein­schaft Ravens­brück, Post­fach 360349, 10973 Berlin, bzw. per E‑Mail.

Kategorien
Uncategorized

Leid darf nie vergessen werden

Ehe­ma­lige Häftlings­frauen aus Polen erin­nern an Warschauer Aufstand

KARSTEN LEWERENZ FÜRSTENBERG 

Bevor sich die ehe­ma­li­gen pol­nis­chen Häftlings­frauen gestern im Zellenblock
der Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück mit anderen überlebenden
Ravens­brück­erin­nen zur Gedenk­feier für den 60. Jahrestag des Warschauer
Auf­s­tands ein­find­en, kom­men sie ein­er Pflicht nach, die sie ein Leben lang
gern erfüllen wer­den: An der Mauer der Natio­nen gedenken sie unter Tränen
der tausenden Frauen, die im früheren Konzen­tra­tionslager Ravensbrück
kalt­blütig und bru­tal von den SS-Scher­gen ermordet wor­den sind. Blu­men legen
die Frauen aus Polen genau­so an der Tafel nieder, die vor dem Zel­len­bau im
Gedenken an die Polin­nen ange­bracht wurde, die die Hölle von Ravensbrück
zwis­chen 1939 und 1945 ertra­gen mussten. 

Begleit­et wer­den die sieben Frauen während ihres dre­itägi­gen Kurzaufenthalts
in Deutsch­land von Gisela Multhaupt, Vor­standsmit­glied des Internationalen
Fre­un­deskreis­es der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. 

Im Gespräch mit der MAZ erzählt die Köl­ner­in, dass sie bere­its seit 1991
enge und fre­und­schaftliche Kon­tak­te zu den Polin­nen pflegt. Daher ist sie
mit den Lebens- und Lei­dens­geschicht­en der Frauen sehr gut vertraut.
Leoko­r­dia Kac­zorows­ka, Han­na Wal­czuk, Euge­nia Kar­cz, Mar­i­an­na Bogusz,
Stanis­lawa Tkaczyk und Mar­i­an­na Janows­ka haben das Grauen des Lagers
über­lebt, gedenken heute der­er, die in Ravens­brück ihr Leben ließen. Die
Schick­sale der Frauen ähneln sich, als 14-jährige Jugendliche, eigentlich
noch Kinder, wur­den sie direkt nach dem Warschauer Auf­s­tand aus der Heimat
ver­trieben, ins Konzen­tra­tionslager ver­schleppt, hier erniedrigt und
gequält. Hier mussten sie mit anse­hen wie Väter, Müt­ter, Geschwister,
Fre­undin­nen und Lei­dens­ge­fährtin­nen erbar­mungs­los umge­bracht wur­den. Heute
hal­ten sie die Erin­nerun­gen an die Gräuel wach, sor­gen dafür, dass sich
der­ar­tige Bar­barei nie, niemals wieder­holt. Sigrid Jacobeit, Lei­t­erin der
Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück, erin­nert in ihrer Begrüßung an die
Opfer, die nicht über­lebt haben. Sie unter­stre­icht ihre Freude darüber, dass
die Polin­nen gern der Ein­ladung der Gedenkstätte und des Internationalen
Fre­un­deskreis­es gefol­gt sind. Die Frauen hät­ten sehr viel Leid durchleben
müssen. Dieser Tage aber hät­ten sie viel Schönes erlebt, sei es in Berlin,
in Fürsten­berg oder in Neustrelitz. 

Botschaftssekretär Witold Les­ni­ak bedankt sich im Namen von Botschafter
Andrzej Byrt für die Ein­ladung. Beson­ders froh ist er darüber, dass die
Frauen nicht allein angereist sind. Euge­nia Kar­cz beispiel­sweise wird von
Vet­ter Alexan­der, Mar­i­an­na Bogusz von Enkel Pawel begleit­et. “Das Unrecht,
das Leid darf niemals vergessen wer­den”, sagt Les­ni­ak. Umso wichtiger sei
es, dass die heutige Jugend die Wahrheit über das Grauen des Faschismus
erfährt. Er erin­nert daran, dass der Warschauer Auf­s­tand — eine der größten
Schlacht­en des Zweit­en Weltkrieges — allein auf pol­nis­ch­er Seite etwa 200
000 Men­schen­leben kostete. Mehr als 40 000 seien anschließend in deutsche
Konzen­tra­tionslager — 12 000 nach Ravens­brück — ver­schleppt wor­den. Bevor
Han­na Wal­czuk schließlich an die schreck­liche Zeit im Lager erinnert,
bedankt sich Witold Les­ni­ak bei Gedenkstät­ten­lei­t­erin Sigrid Jacobeit und
der Stu­dentin Angela Götz mit Büch­ern über den Warschauer Aufstand.

Kategorien
Uncategorized

Potsdamer Flick-Stiftung: Millionen gegen Rassismus


Hil­fe für jährlich 20 Pro­jek­te in Bran­den­burg — Jugend­camps begin­nen in
Frank­furt (Oder)

Pots­dam — Die Flick-Col­lec­tion im Ham­burg­er Bahn­hof in Berlin ist in aller
Munde. Doch auch in Pots­dam hat Indus­triel­lenerbe und Kun­st­mäzen Friedrich
Chris­t­ian Flick mit sein­er Stiftung einen wichtiges Zeichen geset­zt. Die
Stiftung — vor drei Jahren mit einem Stiftungskap­i­tal von 5 Mil­lio­nen Euro
in Pots­dam errichtet — engagiert sich jedes Jahr mit 20 Pro­jek­ten gegen
Frem­den­feindlichkeit, Ras­sis­mus und Intoleranz. 

Mit 423 558 Euro wur­den seit­dem Vorhaben unter­stützt, der Großteil davon im
Land Bran­den­burg, sagt Geschäfts­führerin Chris­tiane I. Fetsch­er. Zwischen
180 und 200 Anträge erre­ichen ihr kleines Büro am Neuen Markt 8 pro Jahr.
The­men sind die Auseinan­der­set­zung mit deutsch­er Geschichte,
Jugen­daus­tausch — vor­rangig zwis­chen Deutsch­land, Polen und Tschechien,
Zeitzeu­gen­pro­jek­te sowie christlich-jüdis­ch­er Reli­gion­saus­tausch, berichtet
Frau Fetsch­er. Neben Begeg­nun­gen gibt es auch sportliche Aktio­nen wie
“Schulen zeigen Flagge”, oder es geht um die Inte­gra­tion von Asylbewerbern
wie beim Pro­jekt “Berlin meets Rathenow”. 

In den näch­sten Wochen begin­nen zusam­men mit der Stiftung der Deutschen
Wirtschaft in Frank­furt (Oder) gren­züber­schre­i­t­ende Future Camps, an denen
jew­eils 40 deutsche und pol­nis­che Schüler teil­nehmen. Unter­stützt wurde auch
“Polen offen — Otwarta Pol­s­ka”, das 1. Lan­des-Schülerthe­ater­fes­ti­val an den
Uck­er­märkischen Büh­nen Schwedt. In ein­er Aktion mit dem Kul­tur­w­erk des
Lan­desver­ban­des Bilden­der Kün­stler set­zten sich 10- bis 15jährige mit ihren
Mitwirkungsrecht­en an der Schule auseinan­der. Das Pots­dam-Muse­um will die
Hil­fe der Stiftung nicht mis­sen. Mit 37 000 Euro wurde die Restau­rierung und
Ausstat­tung der Gefäng­niskapelle in der Lin­den­straße 54, der Potsdamer
Gedenkstätte für Opfer poli­tis­ch­er Gewalt ermöglicht. Muse­um­schef Hannes
Wit­ten­berg sagt: “Wir sind über­glück­lich, daß es diese Pro­jek­twerk­statt für
Jugendliche gibt.” Die Möglichkeit, am Ort des Grauens und der Qual
Geschichte erleb­bar zu machen und sich mit den Struk­turen totalitärer
Sys­teme auseinan­derzuset­zen, zieht viele Inter­essen­ten an, so Frau Fetscher.
Das Pots­damer Mod­ell ein­er Pro­jek­twerk­statt gilt als einzi­gar­tig in
Deutschland. 

Die Schüler gehen auf Spuren­suche. Im 1733 errichteten Haus war zur Zeit des
Nation­al­sozial­is­mus das Erbge­sund­heits­gericht unterge­bracht. Nach dem Krieg
nutzte die sow­jetis­che Geheim­polizei NKWD das Gefäng­nis. Von 1953 bis 1989
betrieb das DDR-Min­is­teri­um für Staatssicher­heit das Untersuchungsgefängnis.
Im Durch­schnitt waren dort ständig, so recher­chierte Hannes Wit­ten­berg, mehr
als 100 Häftlinge untergebracht. 

Die Pro­jek­te im Internet:

www.stiftung-toleranz.de

Kategorien
Uncategorized

Beleidigung in Tram

Im Zusam­men­hang mit Ermit­tlun­gen zum Ver­dacht der Belei­di­gung und versuchten
Kör­per­ver­let­zung nach einem Vorkomm­nis in ein­er Straßen­bahn im Schlaatz in
der Nacht zu Son­ntag sucht die Polizei weit­ere Zeu­gen. Im zweit­en Wagen der
Lin­ie 92, die in Rich­tung Kirch­steigfeld fuhr, kam es kurz vor 1 Uhr in Höhe
des Mag­nus-Zeller-Platzes zu ein­er Belei­di­gung gegen einen in Potsdam
leben­den Nige­ri­an­er. Der 34-Jährige wurde von zwei jun­gen Män­nern, in deren
Begleitung sich noch eine junge Frau befand, belei­digt, inner­halb des Wagens
ver­fol­gt und mit ein­er Bier­flasche bedro­ht. Ein etwa 40 Jahre alter Fahrgast
mit sein­er rund 14-jähri­gen Tochter stellte sich zwis­chen den Geschädigten
und die bei­den Täter, so dass der Nige­ri­an­er tele­fonisch die Polizei
ver­ständi­gen kon­nte. An der Hal­testelle Turm­straße stiegen die
Tatverdächti­gen aus und war­fen die Bier­flasche in Rich­tung der offenen
Straßen­bah­n­tür. Ver­let­zt wurde niemand. 

Die Polizei bit­tet ins­beson­dere den unbekan­nt gebliebe­nen Bürg­er, sich zu
melden, und bit­tet auch weit­ere Zeu­gen, die sich in der Bahn befan­den, um
Hin­weise: Polizei­wache Mitte (0331) 5508 1224–26 oder jede andere
Polizeidienststelle.

Kategorien
Uncategorized

Sieg Heil”-Rufe

Am Sam­stag, gegen 22.55 Uhr, führten Polizeibeamte in der Bahnhofstraße
Verkehrskon­trollen durch. Zwei vor­beifahrende Rad­fahrer riefen gegenüber den
Beamten mehrmals die Worte “Sieg Heil”. Nach ein­er kurzen Ver­fol­gung konnten
ein 20- und ein 22- Jähriger aus Glöwen gestellt und vor­läu­fig festgenommen
wer­den. Bei­de standen unter Alkoholeinfluß. 

Der 22 — Jährige ist wegen ähn­lich­er Delik­te bere­its polizeilich bekannt.
Die Kripo ermittelt.

Kategorien
Uncategorized

Weint nicht um mich”

(MAZ, Jens Rümm­ler) KOLBERG/POTSDAM “Teure Eltern! Ein großes Unglück ist über mich gekom­men. Wir wer­den uns
nicht mehr wieder­se­hen. So will es anscheinend das Schick­sal. Weint nicht um
mich, son­dern betet. Das Herz will mir vor Schmerz zer­sprin­gen, aber es muss
so sein .…” 26 Jahre alt war Bro­nis­lawa Czubakows­ka, als sie ihren
Abschieds­brief schrieb. Wenige Stun­den später führte sie der Scharfrichter
in der Hin­rich­tungsstätte Berlin-Plötzensee zum Schafott. Das Fall­beil fiel
am 15. August 1942 um 5.25 Uhr, am frühen Mor­gen eines herrlichen
Sommertages. 

Nach ein­er ihr zugeschriebe­nen Brand­s­tiftung verurteilte das Landgericht
Pots­dam die junge Frau möglicher­weise aus poli­tis­chen Willfährigkeit zum
Tode. Der Berlin­er His­torik­er Klaus Leut­ner ent­deck­te bei Recherchen in
Bran­den­burg­er und Berlin­er Archiv­en, dass die Polin laut ihrem letzten
Willen in ihrem Heima­tort Zgierz bei Lodz bestat­tet wer­den wollte. 63 Jahre
nach ihrer Ermor­dung sollen die sterblichen Über­reste der Polin im kommenden
Jahr nach Zgierz über­führt wer­den. Das Begräb­nis find­et voraus­sichtlich in
einem Staat­sak­tes statt. 

His­torik­er, die Deutsche Gesellschaft e.V., antifaschis­tis­che Ver­bände sowie
junge Leute wollen zuvor die bis­lang ungek­lärten Umstände des Todes von
Bro­nis­lawa Czubakows­ka ergrün­den. “Das Pro­jekt ist in dieser Form einmalig.
Deutsche und Polen, Pri­vatleute und staatliche Stellen ziehen an einem
Strang”, so Klaus Leut­ner. So set­zt sich der frühere Präsi­dent des
Landgerichts Pots­dam, Hans-Jür­gen Wende, für die Wieder­auf­nahme des
Ver­fahrens von Frau Czubakows­ka ein. Soll­ten Über­prü­fun­gen den Ver­dacht auf
ein Unrecht­surteil erhärten, sei ein neuer Richter­spruch nicht
aus­geschlossen, so Frank Tie­mann, Vor­sitzen­der Richter am Landgericht
Pots­dam. Der Prozess würde allerd­ings von einem anderen Gericht neu
ver­han­delt. Die Wieder­auf­nahme eines Gerichtsver­fahrens aus der NS-Zeit hat
es laut Tie­mann in let­zter Zeit am Landgericht Pots­dam nicht gegeben. Die
Berlin­er Krim­i­nalpolizei erstellte unter­dessen ein Phan­tom­bild der
Zwangsarbeiterin. 

Mit­telpunkt des Forschung­spro­jek­ts ist ein deutsch-polnischer
Jugen­daus­tausch, der in dieser Woche im Kol­berg­er Europa-Haus im Landkreis
Dahme-Spree­wald stat­tfand. Die Schirmherrschaft über­nah­men der scheidende
Land­tagspräsi­dent Her­bert Knoblich sowie die Vizepräsi­dentin des Berliner
Abge­ord­neten­haus­es Mar­ti­na Michels. Auf pol­nis­ch­er Seite wird das Vorhaben
vom Insti­tut des Nation­alge­denkens Lodz, dem Präsi­den­ten der Stadt Zgierz,
Karol Maslin­s­ki sowie der katholis­chen Kirche unterstützt. 

Schüler aus Pots­dam, Brandenburg/Havel, Berlin und Zgierz macht­en sich bei
Zeitzeu­gen kundig. “Wir fan­den viele unglaubliche Details her­aus”, sagt
Janosz Malin­s­ki, Schüler aus Zgierz. So sei Bro­nis­lawa Czubakows­ka zunächst
zu ein­er Zuchthausstrafe verurteilt wor­den. Wegen der “Schwere der Tat”
ver­hängte das Landgericht Pots­dam in ein­er zweit­en Ver­hand­lung die
Todesstrafe. 

Seit 1940 wird die junge Polin zur Arbeit in der Feinjute-Spinnstoff-Fabrik
Brandenburg/Havel gezwun­gen. Die Spin­nerei pro­duziert auch Uniformstoffe.
Die Zwangsar­bei­t­erin wird an ein­er nur für Deutsche zugelassenen
Werks-Toi­lette gese­hen. Dort bricht in einem Abfall­be­häl­ter wenig später ein
Brand aus. Für die Gerichte ist der Fall anscheinend sofort klar. Die Polin
habe “der Wehrhaftigkeit des deutschen Volkes” einen “schw­eren Schlag”
ver­set­zen wollen. Der Richter unter­stellt laut den Akten eine
“deutschfeindliche Gesinnung”. 

Ein­deutige Beweise gibt es dage­gen offen­bar nicht. “Nach unseren Recherchen
und dem Akten­studi­um han­delt es sich mit an Sicher­heit grenzender
Wahrschein­lichkeit um Jus­tiz­mord. Von einem recht­staatlichen Ver­fahren kann
wohl nicht die Rede sein”, gibt ein pol­nis­ch­er Schüler seine Eindrücke
wieder. 

Bro­nis­lawa Czubakows­ka wird nach der Verurteilung am 13. Mai 1942 in das
Berlin­er Frauenge­fäng­nis an der Barn­im­straße über­führt. Als sie erkrankt,
kommt sie nach Moabit. “Beson­ders erschüt­ternd war für uns die teils
minu­tiöse Beschrei­bung der Hin­rich­tung in Plötzensee in den Akten der
Berlin­er Staat­san­waltschaft”, berichtet ein Schüler. “Um 5.25 wurde die
Richt­stätte betreten. Die Hal­tung der Verurteil­ten war gefasst. Nach
vorheriger Ent­blößung der Schul­tern wurde sie ohne Wider­streben auf die
Richt­bank gelegt”, notierte der Staatsanwalt. 

Die deutsch-pol­nis­che Aktion habe in Polen nicht nur Jubel aus­gelöst, räumt
ein Schüler aus Zgierz ein. Beson­ders ältere Polen kön­nten das ihnen
zuge­fügte Leid nicht vergessen. “Aber wir ver­ste­hen jet­zt viel bess­er, dass
junge Deutsche mit der Kriegstragödie nichts zu tun haben. Das verkün­den wir
auch in unser­er Heimat”, sagt Janosz Malinski.

Kategorien
Uncategorized

Senftleben diskutiert: “Was steckt hinter der DVU?”

Die Ergeb­nisse der Land­tagswahlen am 19. Sep­tem­ber in Bran­den­burg haben
bewiesen, dass die demokratis­chen Parteien vor vie­len Auf­gaben ste­hen, um
das Ver­trauen der Wäh­ler zurück­zugewin­nen. Was viele erschüt­tert hat: des
Wiedere­inzug der DVU in den Bran­den­bur­gis­chen Landtag. 

Aus diesem Anlass sucht der Land­tagsab­ge­ord­nete der CDU, Ingo Senftleben,
das Gespräch mit Schülern in seinem Wahlkreis. Dabei ste­hen die Wahlslogans
der DVU, ihre bish­erige Arbeit im Land­tag und der zukün­ftige Umgang mit
dieser Partei im Mit­telpunkt. Die Schüler sollen die Diskus­sion­srunde — die
unter dem Mot­to ste­ht: “Was steckt hin­ter der DVU? Erfahrun­gen, Meinungen,
Diskus­sion” — aktiv mit­gestal­ten und auch angesichts der Wahlergeb­nisse der
DVU in ihrem Kreis ihre Mei­n­ung zum Aus­druck bringen. 

Nach Sen­ftlebens Mei­n­ung sollte man sich mit der DVU im Land­tag inhaltlicher
auseinan­der­set­zen als noch in der let­zten Wahlpe­ri­ode. Somit kann man den
Bürg­ern in Bran­den­burg das Gesicht der DVU, das hin­ter den emotionalen
Wahlsprüchen steckt, aufzeigen. 

“Die Wahler­folge von extrem­istis­chen Parteien kön­nen wir nur durch eine
erfol­gre­iche, an den Inter­essen der Men­schen ori­en­tierte Poli­tik und durch
inten­sive Kom­mu­nika­tion zu poli­tis­chen Zusam­men­hän­gen ver­mei­den” , betonte
der Land­tagsab­ge­ord­nete. Die Diskus­sion­srun­den mit den Schü­lerin­nen und
Schülern in den Schulen der Region dienen zum Aus­tausch zwis­chen Jugend und
Poli­tik. Inter­essierte Schulen kön­nen sich unter der Tele­fon­num­mer 0 35
74/12 12 24 oder per Email info@ingo-senftleben.de im Bürg­er­büro wegen eines
Ter­mins melden.

Kategorien
Uncategorized

Rechtsradikaler Brandenburger in München vor Gericht


Neon­azi-Prozess ging gestern unter Auss­chluss der Öffentlichkeit weiter /
Extrem­ist Mar­tin Wiese durch Aus­sagen von Angeklagter schw­er belastet

Hin­ter ver­schlosse­nen Türen ist gestern der erste Prozess zu dem geplanten
Sprengstof­fan­schlag auf das jüdis­che Zen­trum in München fort­ge­set­zt worden.
Im laufend­en Prozess hat­te der 6. Straf­se­n­at am Mittwoch die Öffentlichkeit
aus­geschlossen, weil drei der Angeklagten zum Tatzeit­punkt noch minderjährig
oder Her­anwach­sende waren und damit den Bes­tim­mungen des
Jugendgerichts­ge­set­zes unterliegen. 

Jung und adrett sind die drei Frauen, die da auf die Anklage­bank des
Bay­erischen Ober­sten Lan­des­gerichts huschen. Jes­si­ca F., 22 Jahre alt, trägt
schwarzen Blaz­er und Zopf. Ramona Sch., 19 Jahre, eine bor­deauxrote Jacke
und darunter ein schwarzes Top, und Moni­ka St. einen modischen
Strick­pullover. St. ist 18 Jahre alt und kön­nte in diesem Out­fit auch bei
ein­er Bank arbeit­en. Früher hat sie das getan und dabei aus dem Com­put­er die
Dat­en von Kun­den kopiert, die sie zum Feind­bild ihrer rechtsextremen
“Kam­er­ad­schaft Süd” zählte. 

Die Anklage der Bun­de­san­waltschaft ist mas­siv. Mit­glied­schaft und
Unter­stützung ein­er recht­sex­trem­istis­chen ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung wird
den drei Frauen wegen Anschlags-plä­nen auf das jüdis­che Zen­trum in München
vorge­wor­fen, dafür dro­hen bis zu zehn Jahre Gefäng­nis. Ihre vom Neonazi
Mar­tin Wiese geführte Gruppe soll einen Staat nach nationalsozialistischem
Vor­bild gewollt haben. Mit auf der Anklage­bank sitzen zwei Män­ner: Der eine
ist der 38 Jahre alte An-dreas J. Ein fast glatzköp­figer arbeitsloser
Holzfäller aus der bran­den­bur­gis­chen Uck­er­mark, der Wiese beim Beschaffen
von Waf­fen diente. Der andere ist Thomas Sch. Ein schmales,
hochaufgeschossenes Milch­gesicht von 18 Jahren mit weißem Hemd und schwarzer
Hose. Seine Haare hat er sich stre­ich­holzkurz schnei­den lassen. Sch.
spi­onierte im ver­gan­genen bay­erischen Land­tagswahlkampf den
SPD-Spitzenkan­di­dat­en Franz Maget aus. Was er und die “Kam­er­ad­sch aft Süd”
mit den Infor­ma­tio­nen woll­ten, ob Maget irgend­wann ent­führt oder sogar
getötet wer­den sollte, ste­ht bis heute nicht fest. Der zur Tatzeit noch
17-Jährige ver­brachte seinen achtzehn­ten Geburt­stag im ver­gan­genen Oktober
in Unter­suchung­shaft, kam dann für drei Monate unter Aufla­gen frei und wurde
nach erneutem Auf­fall­en als Recht­sradikaler wieder festgenom­men. Erst
nach­dem er ein weit­eres halbes Jahr im Gefäng­nis gesessen hat­te, kam der
schnei­dig auf die Fra­gen des Richters antwor­tende Sch. aus Rück­sicht auf
sein Alter wieder frei. 

Die vier jun­gen Leute standen nach der Schilderung von Jes­si­ca F. fest unter
der Fuch­tel Wieses, gegen den ein eigen­er Prozess geführt wer­den soll. F.
war am Mittwoch die erste, die zur “Kam­er­ad­schaft Süd” aus­sagt. In die
Gruppe sei sie vor zwei Jahren in ein­er Leben­skrise gekom­men. “Ich bin da
gut aufgenom­men wor­den, ganz anders als man es denken würde”, sagt die junge
Frau, die sich früher “eher als links” sah. Irgend­wann habe es kein Zurück
mehr gegeben: Sie sei in die von Wiese als Eli­teein­heit gedachte
“Schutz­gruppe” der “Kam­er­ad­schaft Süd” gekom­men. Zu der “Schutz­gruppe”
zählten auch die drei Altersgenossen von F. Bei ihren Übun­gen schossen die
Mit­glieder Far­bkugeln mit Soft-Air-Pis­tolen aufeinan­der. Aus diesem noch
ver­gle­ich­sweise harm­losen Train­ing habe Wiese auf Dauer mehr machen wollen,
sagt F. Der 28‑J&aum l;hrige habe die Gruppe mit schar­fen Waf­fen ausrüsten
wollen, um für sein Ziel zu kämpfen, “die Demokratie aus den Angeln zu
heben”. Spätestens zu diesem Zeit­punkt sei ihr mul­mig gewor­den. Ein Ausstieg
aus der “Schutz­gruppe” sei aber nicht ohne weit­eres möglich gewe­sen, da der
als bru­tal und cho­lerisch gel­tende Wiese mit Sank­tio­nen gedro­ht habe. 

Beim Blick durch die Zuschauer­bänke scheint die Angst der durch das
Auf­fliegen der Gruppe — “ich führe seit einem Jahr ein nor­males Leben” -
befre­it wirk­enden Frau nicht unberechtigt. Im Saal haben sich fünf Männer
und zwei Frauen zusam­menge­set­zt, die unschw­er als Neon­azi-Sym­pa­thisan­ten zu
erken­nen sind.

Kategorien
Uncategorized

Kaum Interesse am Chipkarten-Protest

Seelow (MOZ, Silke Müller) Die zweistündi­ge Demon­stra­tion von etwa acht Asyl­be­wer­bern und
eini­gen Deutschen gegen das soge­nan­nte Sach­leis­tung­sprinzip vor dem
Lan­drat­samt in Seelow blieb am Mittwoch weit­ge­hend unbeachtet. 

Die Polizei hat­te mit deut­lich mehr Demon­stran­ten gerech­net. 50 Beamte
standen bere­it, um zum einen den Schutz der Ver­samm­lung zu gewährleisten,
die von Anke Schwarz aus Rehfelde angemeldet wor­den war. Wie sie gehört auch
der Straus­berg­er Paul Rothe ein­er Ini­tia­tive an, die den Protest von
Asyl­be­wer­bern gegen das Chip­karten­prinzip unter­stützt. Mit diesen Chipkarten
kann in bes­timmten Geschäften der Umge­bung eingekauft wer­den. Für
Lan­dratssprech­er Jür­gen Krüger ein den geset­zlichen Vor­gaben entsprechende
Möglichkeit, die Ver­sorgung der Asyl­be­wer­ber zu sich­ern. Für die meisten
Asyl­be­wer­ber offen­bar auch. Die Demon­stran­ten jeden­falls fan­den gestern
ver­gle­ich­sweise wenig Zus­pruch. Während sie über Mega­fon “Bargeld für alle”
forderten und behaupteten, die “Chip­karte ist ille­gal”, gin­gen die meisten
anderen Asyl­be­wer­ber an ihnen vor­bei und warteten unbeteiligt vor dem
Hauptein­gang des Seelow­er Landratsamtes. 

Dort war für diesen ersten Mittwoch im Monat, dem “Zahlt­ag” für die
Asyl­be­wer­bergelder, das Haus­recht vom amtieren­den Lan­drat Michael Bonin an
die Polizei übergeben wor­den. Bere­itschaft­spolizis­ten prüften bei jedem den
Grund seines Besuch­es im Lan­drat­samt. Es ging ruhig und unaufgeregt dabei
zu. 

Für Polizeis­prech­er Thomas Wilde und Ein­sat­zleit­er Lars Bor­chardt vom
Schutzbere­ich Märkisch-Oder­land eine nicht unbe­d­ingt erwartete Wen­dung der
bis­lang eher aufgeregten Aktio­nen von Asyl­be­wer­bern vor dem Landratsamt.
Bere­its im August und Sep­tem­ber war es zu Protesten und Demonstrationen
gekom­men. “Wir sind auf alles vor­bere­it­et”, sagte Wilde, der erk­lärte, dass
die Polizei neben dem Schutz der Ver­samm­lung zugle­ich auch für den
störungs­freien Ver­lauf von Demon­stra­tion und Seelow­er All­t­ag sor­gen muss.
Und auch Straftat­en zu ver­hin­dern gehörte gestern zu den Auf­gaben der
Polizei. Sie hat­te damit keine Arbeit. Vielle­icht auch, weil man die “Lage
unter Kon­trolle” hat­te, wie es hieß. 

Bere­its an den Zufahrt­straßen nach Seelow waren Polizeibeamte dabei zu
prüfen, wer sich da alles in Rich­tung Seelow auf­machte. Sie nutzten die Zeit
zugle­ich für all­ge­meine Verkehrskontrollen. 

Wie gut die Polizei vor­bere­it­et war, macht deut­lich, dass den
Ver­ant­wortlichen offen­bar ein Großteil der aktiv­en Demon­stran­ten bekannt
war. Kreis­sprech­er Jür­gen Krüger erk­lärte sog­ar, dass es sich
augen­schein­lich um eine Art “Berufs­demon­stran-ten” han­delte, die nach
Polizeiangaben schon mehrfach und nicht nur im Zusam­men­hang mit
Asyl­be­wer­bern aus Märkisch-Oder­land in Erschei­n­ung getreten waren. Dass es
offen­bar eine Struk­tur gibt, die hil­ft, den Protest zu organ­isieren, ist
nicht nur eine Erken­nt­nis der Polizei. 

Paul Rothe, der sich in Seelow als Sprech­er der Protestieren­den hervortat,
sprach gegenüber MOZ davon, dass sich die Ini­tia­tive auf mehreren Schultern
verteile und nan­nte mehrere Grup­pierun­gen, darunter die
Flüchtlingsini­tia­tive. Deren Vertreterin vor Ort war am Mega­fon die
Wort­führerin. Auch dafür, dass der Protest eher klein blieb, hat­te Paul
Rothe eine Erk­lärung. “Es gibt ein­fach mehrere Grüp­pchen unter den
Asyl­be­wer­bern.” Diese sind sich, so kann nach der gestri­gen Aktion gemutmaßt
wer­den, alles andere als einig. Bleibt offen, ob die am Mittwoch von nur
weni­gen vertretene Forderung “Bargeld für alle” wirk­lich eine Forderung ist,
die von der Mehrheit der Asyl­be­wer­ber in Märkisch-Oder­land unter­stützt wird.
Als man am Mittwoch sehen kon­nte, dass Asyl­be­wer­ber nach dem Aufladen ihrer
Chip­karte an den Protestieren­den vor­beiliefen, kamen eher Zweifel auf.

Inforiot